das forum romanum das herz roms

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Titelbild:
Die Dezennalienbasis. Basis einer Ehrensäule zur Zehnjahresfeier der Caesaren
Constantius und Galerius, sowie zur Zwanzigjahresfeier der Regierung der Kaiser
Diocletian und Maximianus. Dargestellt sind der auf einem Altar opfernde Kaiser
Diocletian und der Zug der Opfertiere.
© Copyright by: Karawane-Verlag Ludwigsburg
Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.
Satz und Druck: WachterDruck, Bönnigheim.
DIE KARAWANE
23. Jahrgang 1982 - Heft 3
Thomas Im/au
DAS FORUM ROMANUM
DAS HERZ ROMS
herausgegeben im
KARAWANE-VERLAG LUDWIGSBURG
mit Unterstützung der Karawane-Studienreisen und des
Büros für Länder- und Völkerkunde
Ludwigsburg
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
EIN GANG ÜBER DAS FORUM IN ROM
DAS FORUM ROMANUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
BASILIKEN ................................. 10
CURIA SENATUS ............................ 20
LAPIS NIGER - DAS GRAB DES ROMULUS ..... 28
LACUS CURTIUS ............................ 31
DIE ROSTRA ................................ 34
DER TEMPEL DES SATURN ................... 39
DER TEMPEL DES JULIUS CAESAR ........... 45
DER TEMPEL DES CASTOR UND POLLUX ..... 51
DIE VESTALINNEN .......................... 58
DIE REGIA .................................. 68
ZEITTAFEL ZUR BAU- UND
KULTURGESCHICHTE ROMS ................. 71
QUELLEN ZUR GESCHICHTE DES FORUMS .... 78
ANTIKE QUELLEN
ZUR RÖMISCHEN GESCHICHTE .............. 79
ANMERKUNGEN ............................ 80
Thomas /miau
Ein Gang über das Forum in Rom
Das Forum Romanum
Zur Zeit der Republik schlug das Herz Roms auf dem Forum.
Man sagte einfach Forum, aber jedermann wußte, daß damit das
große, alte (magnum, vetus) forum Romanum gemeint war und
nicht irgendein anderer Marktplatz, wo Tiere, Gemüse oder Lekkerbissen verkauft wurden. Einst, als auf den Hügeln ringsum
noch Bauern wohnten, wurden hier auf dem Forum, in dieser
tiefliegenden Ebene mit ihrem feuchten, sumpfigen Boden die
Toten beigesetzt. Später versammelten sich die Römer hier zu den
alle acht Tage abgehaltenen Märkten (nundinae ), um ihre Waren
auszutauschen. Zu Beginn der republikanischen Zeit kamen die
Bürger bereits auf einem kleinen umzäunten Platz des Forums
zusammen, um gemeinsame Angelegenheiten zu erörtern und
wichtige Fragen durch Abstimmung zu entscheiden.
Das Forum Romanum wird von Kapitol und Palatin begrenzt.
Deshalb konnte der Platz nur nach Nordosten und Südosten aus-
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__
.
,.
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Das antike Rom, Übersichtsplan.
3
gedehnt werden. Das sumpfige Gelände wurde trockengelegt.
Bald hatte man Häuser, Tempel, Läden und Holzbuden auf dem
Forum gebaut, und die Hauptstraße, die Via Sacra, wurde gepfla-·
stert. Die vielen Kaufläden erhielten lange Zeit den ursprünglichen Charakter eines Marktplatzes, bis sie von den neuerbauten
öffentlichen Gebäuden verdrängt wurden. Auf dem Forum
erfuhren die Römer die neuesten Nachrichten. Während der
Punischen Kriege hörte man die zum geflügelten Wort gewordene Frage: "Quid novi ex Africa ?" (Was hört manNeuesaus Afrika?). Sie unterhielten sich, stritten, schlossen Geschäfte ab und
politisierten leidenschaftlich.
Appian berichtet sehr lebendig über den Freudentaumel, den die
Nachricht von der Eroberung Karthagos in Rom auslöste: "Als
das Volk von Rom das Schiff sah und abends von dem Sieg
erfuhr, strömte es auf die Straßen und verbrachte die ganze Nacht
damit, sich gegenseitig zu beglückwünschen und zu umarmen
wie Menschen, die gerade einer großen Gefahr entronnen waren,
die erst jetzt ihrer Macht und des Bestandes ihrer Heimatstadt
sicher waren. Sie waren Gewinner eines Sieges geworden, wie sie
ihn niemals zuvor errungen hatten. Sie erinnerten sich an viele
außergewöhnliche Taten, die sie selbst und mehr noch ihre Vorfahren vollbracht hatten in Makedonien und in Spanien und erst
kürzlich gegen Antiochus den Großen und in Italien selbst. Sie
Rom, Blick über das Forum Roman um.
4
wußtenjedoch keinen anderen Krieg zu nennen, der sie in ihrem
eigenen Land derartig bedroht hätte wie der Punische. Durch die
Hartnäckigkeit, die Unbeugsamkeit, den Mut und die Treulosigkeit des Feindes gerieten sie in größte Bedrängnis. Sie riefen sich
ins Gedächtnis, was sie von den Karthagern erlitten hatten in Sizilien und Spanien und sechzehn Jahre lang in Italien selbst, wo
Hannibal 400 Städte zerstört und 300000 Soldaten allein in
Schlachten getötet hatte. Er war mehr als einmal bis an Rom
heranmarschiert und hatte sie in äußerste Bedrängnis gebracht.
Als sie sich an alldies erinnerten, gerieten sie in eine solche Erregung über den Sieg, daß sie die Nachricht kaum glauben konnten und einer fragte den anderen immer wieder, ob die Zerstörung Karthagos wirklich wahr sei. Und so verbrachten sie die ganze Nacht. Sie erzählten sich, wie den Karthagern die Waffen genommen worden seien, und jene sich sofort entgegen allen
Erwartungen neue beschafft hätten; wie jene alle ihre Schiffe verloren und sich dennoch wieder eine große Flotte aus wiederverwendetem Material gebaut hätten; wie die Mündung ihres Hafens blockiert worden sei und sie trotzdem in wenigen Tagen eine
neue gegraben hätten. Sie erzählten von der Höhe der Mauem,
von der Größe der Quader und über das Feuer, das so oft die Belagerungsmaschinen zerstört hatte. Tatsächlich malten sie sich
gegenseitig den ganzen Krieg aus, als ob er sich gerade vor ihren
Augen abspielte, indem sie die Ereignisse ihren Beschreibungen
anglichen: sie schienen Scipio auf der Sturmleiter zu erblicken,
auf dem Schiff, vor den Toren, im Handgemenge. Auf solche
Weise verbrachte ganz Rom die Nacht."l*
M. Porcius Cato ließ 184 v. Chr. eine überdachte Säulenhalle, die
Basilika Porcia, erbauen. Diesem großen Bau folgten dann mehrere andere Basiliken. Jeder bekannte Staatsmann und später die
Caesaren wollten zur Verschönerung des ersten Platzes von Rom
beitragen. Am Nordwestende des Forums, am Hang des Kapitols, ließ Sulla sein großes Staatsarchiv (Tabularium) durch Lutatius Catulus erbauen. Seine Ruinen zeigen heute noch die starre,
schwere, aber monumentale Baukunst der republikanischen
Zeit. Unweit davon wurde der Tempel der Concordia errichtet.
Nach der Einnahme von Velitrae 367 v. Chr. kam es zur Konfrontation zwischen Senat und Volk, da das Volk verlangte, in Zukunft
einen der beiden Konsuln aus seinen Reihen zu wählen. Als es
hierauf zu heftigen Tumulten kam, gelobte Camillus, einen Tempel der Eintracht zu erbauen, wenn der Streit friedlich beigelegt
werden würde. Der Senat gab schließlich nach. "Als der Diktator
*Anmerkungen s. Seite 80.
5
...
+
32
...............
....•..........
17
I' II I' lliffiMMJI
Das Forum Romanum (Ausschnitt aus:
6 Archaische Gräber
7 Comitium/SS. Luca e Martina
8 Lapis Niger
9 Regia
11 Tempel der Dioskuren
13 Basi1ica Aemilia
14 Forums-Platz
Karawane-Übersichtsplan Zentrum des antiken Rom).
15 Curia
22 Septimius Severus-Bogen
16 Rostra
23 Reiterstandbild des Domitian
17 Basilica Iulia
24 Postamente spätantiker
18 Tempel des Divus Caesar
Ehrensäulen
20 Tempel des Antoninus Pius
25 Phokas-Säu1e
und der Faustina
27 Juturna-Quelle
21 Titusbogen
29 Vesta-Tempel
30
31
32
33
41
Bezirk der Vestalinnen
Sog. Romulus-Tempel
Konstantinsbasilika
Venus und Roma-Tempel
SS. Cosma e Damiano
dies als Senatsbeschluß dem Volk verkündete, versöhnte es sich
natürlich sofort voller Freude mit dem Senat und geleitete Camillus mit Jubel und Beifallsklatschen nach Hause. Am folgenden
Tag kamen sie wieder zusammen und beschlossen, den Tempel
der Concordia, wie Camillus gelobt hatte, ... so, daß er auf das
Forum und den Versammlungsplatz schaute, zu errichten."2 Dieser im Laufe der Zeit verwitterte Bau wurde durch den Konsul
Opimius, nachdem er die Gracchen vernichtet hatte, schöner
und prachtvoller erneuert. Das römische Volk empfand es als
Spott, daß die Herren des Senats von Eintracht sprachen, obwohl
das eingeschüchterte Volk nur duldete und schwieg. "Doch mehr
als ... alles übrige kränkte das Volk der von Opimius erbaute
Tempel der Eintracht, weil er mit der schändlichen Tat noch
prahlte und sich eine Ehre daraus machte, gewissermaßen über
die Ermordung so vieler Bürger zu triumphieren. Daher setzte
man bei Nacht unter die Inschrift des Tempels folgenden Vers:
Die frechste Zwietracht weiht der Eintracht einen TempeJ."3
Nach seinem Triumph über Germanien stiftete Tiberius einen
prächtigen Neubau des Concordiatempels. Er ließ in die Inschrift
auch den Namen seines verstorbenen Bruders Drusus aufnehmen.4 Im Tempel stellte er so viele auserlesene griechische
Kunstwerke aus, daß dieser ein wahres Museum griechischer
Kunst wurde. Plinius beschreibt die meistaus hellenistischer Zeit
stammenden Stücke: einen "keuchenden" Ringer des Naukeros,
den Aeskulapios des Nikeratos und die Hygieia. Den Mars und
den Merkur des Piston; die Ceres, den Jupiter und die Minerva
des Sthennis.5 Cassius Dio berichtet, daß Tiberius die Bewohner
von Paros gezwungen habe, ihm die berühmte Statue der Vesta
zu verkaufen, die er 6 v. Chr. im Tempel der Concordia aufstellte.
Zur Zeit der Republik fanden hier wichtige politische Ereignisse
statt; hier hielt Cicero seine vierte Rede gegen Catilina. Später
verurteilte hier der Senat den Günstling des Tiberius, Seianus,
zum Tode.
Als im Jahre 69 n. Chr. der Kaiser Vitellius von den Truppen des
Vespasian eingeschlossen und seine Herrschaft in Rom am Ende
war, wollte er abdanken. Da niemand seinen Dolch, das Symbol
der kaiserlichen Gewalt, anzunehmen wagte - er hatte ihn zuerst
dem amtierenden Konsul, nach dessen Weigerung den anderen
Beamten, zuletzt den einzelnen Senatoren angeboten-, wollte er
zum Tempel der Concordia gehen, um ihn dort niederzulegen.
Als nun einige Schmeichler riefen, er selbst sei ja die Eintracht,
kehrte er um und erklärte, vom Mut der Verzweiflung getrieben,
er wolle den Dolch behalten und sich obendrein den Beinamen
"Concordia" beilegen.S Tacitus beschreibt die dramatische
7
Szene: "Zum Schluß löste er, während Tränen seine Stimme
erstickten, den Dolch von seinem Gürtel in der Absicht, ihn dem
danebenstehenden Konsul Caecilius Simplex zu überreichen,
als Zeichen der Gewalt über Leben und Tod seiner Mitbürger.
Als der Konsul die Annahme verweigerte, auch die Leute, die in
der Versammlung neben ihm standen, lauten Einspruch erhoben, entfernte sich Vitellius, als wolle er im Concordiatempel die
Reichsinsignien niederlegen und sich dann zum Hause seines
Bruders begeben. Da nahm das Geschrei noch zu, da man sich
seinem Eintritt in ein Privathaus widersetzte und ihn zum Kaiser- palast rief. Jeder andere Weg war versperrt, einzig frei der Weg,
der zur Via Sacra führte. Ratlos, wie er war, kehrte Vitellius daraufhin zum Kaiserpalast zurück."7
In der Nähe stand der alte, mehrfach wiederhergestellte Tempel
des Saturn. In seinem Unterbau wurde der Staatsschatz aufbewahrt. Hier übten die Quaestoren ihre Tätigkeit aus und später
die Praefekten des Aerariums, die über das Barvermögen Roms
wachten.
Gegenüber der Basilika Julia stand der altehrwürdige Bau des Senats, die Curia Hostilia. Nach der Überlieferung hatte sie bereits
Tullus Hostilius, der dritte König Roms, bauen lassen. In der
Kurie versammelten sich die Senatoren zu ihren Sitzungen. Neben der Kurie, in der "Graecostasis", pflegten die ausländischen
Gesandtschaften und Abordnungen zu warten, um vor den Senat
gelassen zu werden. Hier haben die Vertreter vieler einst großer
Völker voller Beklemmung auf den Augenblick gewartet, bis sie
von den mächtigen Herren Roms empfangen wurden, denen sie
ihre Bitten vortragen durften; und sie waren sich bewußt, daß sich
Wohlergehen und Zukunft ihrer Völker und Länder hier entschieden.
Nahe der Kurie lag das Comitium, der umzäunte Platz der Volksversammlungen mit der großen Rednertribüne, der Rostra. Auf
ihr mahnten die Statuen großer Staatsmänner und das in Erz eingegrabene Zwölftafelgesetz die Redner an die Größe und die Gesetze Roms. Die Rostra war mit bronzenen Schiffsschnäbeln geschmückt. Von dort erklangen die zündenden Reden der Gracchen und die wohlkonstruierten Sätze Ciceros; auch Caesar,
Pompeius und andere Staatsmänner der Republik sprachen hier.
Das Forum Romanum vereinte zahlreiche historische Baudenkmäler. Auf den Giebeln verkündeten Inschriften mit großen Lettern der Nachwelt den Namen des Erbauers oder Wiederherstellers. Viele neue Bauten verdrängten die alten. Wo der Leichnam
Caesars verbrannt wurde, ließ Augustus dem Andenken des
"göttlichen Julius" einen Tempel erbauen. Die Römer dachten
8
beim Anblick dieses Heiligtums lange Zeit mit Bewunderung an
den Begründer der kaiserlichen Macht.
Im südöstlichen Zipfel des Forums standen der Vestatempel und
der klosterartige Bau der Vestalinnen. Sie wachten über die heilige Flamme, damit sie nicht erlosch. Dieses reine "ewige" Feuer
war von uralter magischer Bedeutung und durfte nur von Jungfrauen gehütet werden. Die sechs Priesterinnen wurden unter
den Mädchen der vornehmen römischen Familien ausgewählt
und hatten die Flamme der Vesta dreißig Jahre lang zu hüten.
Während dieser Zeit durften sie nicht heiraten, und wehe jener,
die ihre Unschuld verlor! Die gestrauchelte Priesterin wurde lebendig begraben und der Verführer zu Tode gepeitscht. Während der mehr als tausendjährigen Geschichte Roms ist diese
Strafe wohl nur zehnmal vollzogen worden. Die Priesterinnen
lernten ihr ganzes Leben lang die verwickelten Zeremonien und
gaben sie ihren im Kindesalter stehenden Nachfolgerinnen weiter, beteten und pflegten das Feuer. Sie genossen hohes Ansehen: selbst die strengen kaiserlichen Gesetze gestatteten ihnen,
tagsüber mit dem Wagen durch die Stadt zu fahren. Kam ihnen
ein Konsul, der höchste Würdenträger Roms, entgegen, mußte
er ihnen Platz machen. Begegneten sie zufällig einem verurteilten Verbrecher, war dieser auf der Stelle freizulassen. Plinius berichtet, daß an der Rostra sogar einer Vestalin, der "Taracia Gaia
oder Furetia eine Statue errichtet wurde, und zwar ,wo sie dieselbe haben wollte', ein Zusatz, der ebenso ehrend ist, wie, daß überhaupt einer Frau eine Statue errichtet wurde. Ihr Verdienst bestand nach den eigenen Worten der Annalen darin, ,daß sie dem
römischen Volk die tiberinische Feldmark geschenkt hatte'."B
Neben dem Haus der Vestalinnen stand der Palast des Pontifex
Maximus. Er verfügte einst über umfassende Macht. Durch seine
verwickelten staatsrechtlichen Befugnisse übte er großen Einfluß
auf das öffentliche Leben aus. Später war das Amt des Pontifex Maximus bei ehrgeizigen Staatsmännern sehr begehrt.
Das Forum wurde im Laufe der Zeit mit zahlreichen Statuen geschmückt. Am östlichen und westlichen Ende wurden Triumphbögen errichtet. Im nordöstlichen Teil baute man für den Kaiser
Septimius Severus einen gewaltigen Triumphbogen mit drei
Durchgängen. Eine lange Inschrift auf der Stirnseite rühmte den
Kaiser und seine beiden Söhne Caracalla und Geta. Als der Kaiser starb und beide Brüder an die Macht kamen, ließ Caracalla
seinenjüngeren Bruder ermorden und sein Andenken durch den
Senat ächten. Auf dem Triumphbogen ist heute noch zu sehen,
wo man den Namen des unglücklichen Geta weggemeißelt hat.
Der weiße pentelische Marmor vom Triumphbogen des Kaisers
9
Titus am südöstlichen Ende des Forums blendet auch heute
noch den Betrachter. Das Bauwerk schließt mit seiner schlichten
Front und seiner Gedrungenheit den großen Platz mit fast feierlicher Würde ab. Der Triumphbogen feiert den Sieg des Titus
über Judäa. Die innerhalb des Tores angebrachten Reliefarbeiten zeigen den Sieger und die im Triumphzug mitgeführtenjüdischen Gefangenen, gekrümmt unter der Last des aus dem Tempel von Jerusalem geraubten siebenarmigen Leuchters, der silbernen Trompeten und des Schaubrottischs.
Das Forum mit seiner historischen Atmosphäre war zum Bestandteil römischen Lebens geworden. Über den Platz führte die
Via Sacra. Entlang der Straße boten Händler in eleganten Läden
kostbare Waren an, die Geldwechsler ließen auf der Marmorplatte ihres Tisches die zum Wechseln gebrachten Münzen klingen
und prüften, ob sie echt waren. Auf dem Forum herrschte Leben,
auch wenn die Richter in den Basiliken keine Urteile sprachen,
die Anwälte keine Klienten spitzfindig und mit lebhaften Gesten
verteidigten, wenn es keine Volksversammlungen gab und die
Staatsmänner nicht zum Volk sprachen. In den Basiliken diskutierten Kaufleute mit ihren Geschäftspartnern, suchten einen
kreditfahigen Teilhaber für eine einträgliche Steuerpacht,, verkauften Anteilscheine oder erörterten gerade die Aussichten eines größeren Seetransports. Nicht nur Männer in festlicher Toga
bildeten das Publikum. Plautus übertrieb sicher nicht, als er
schrieb: "Wer einen falschen Zeugen sucht, komme zum Forum,
dort lungern Scharen von Maulhelden, Lügnern, ausgedienten
und altgewordenen Freudenmädchen, Zuhältern und sonstiges
verdächtiges Gesindel herum." Rom war eine Großstadt, und in
ihr wohnten nicht nur Catonen! Schon Cicero bezeichnete die
Besieger Hannibals nicht mehr als Helden, sondern als Hefe des
Romulus ...
Basiliken
Im Jahre 210 v. Chr., in der Nacht vor den Quinquatren, dem Fest
der Minerva, das alljährlich vom 19. bis zum 23. März gefeiert
wurde, brach in Rom ein Großbrand aus, der beachtliche Teile
des Forums in Schutt und Asche legte. Livius erzählt, daß dieser
Brand von fünfjungen Adeligen aus Capua gelegt wurde, um die
Hinrichtung ihrer Väter an den Römern zu rächen. Nach der Bestrafung der Schuldigen, die von einem Sklaven verraten worden
waren, ging man daran, das verwüstete Areal neu zu gestalten.
Das führte zum Bau der ersten Basiliken am Forum, das bis dahin
von hölzernen Buden umstanden war. 9
10
Nach dem Ende des Krieges gegen Hannibal begannen lebhaftere Beziehungen mit Griechenland und K leinasien, die schließlich auch eine Art von Großgebäuden nach Rom brachten: die
Basiliken. Mit Basilika bezeichnete man eine große Halle, die für
Gerichtsverhandlungen und die sonstigen Geschäfte des Marktes genügend Platz und den nötigen Schutz vor Sonne und Regen
bot. Bis dahin war man in Rom gezwungen gewesen, diese Geschäfte unter freiem Himmel und daher abhängig von den Launen des Wetters zu betreiben.
Jetzt konnte man endlich eine Gerichtsverhandlung auch bei einem Wolkenbruch, vor dem früher Richte.r, Angeklagte, Zeugen
und Zuschauer nach allen Seiten hin fluchtartig auseinanderge-.
stoben waren, um Schutz vor den herabstürzenden Wassern zu
suchen, unter Dach und Fach ohne Unterbrechung zu Ende führen. Auch auf alle anderen Geschäfte des Forums wirkten sich
die neuen Hallen günstig aus. Früher waren bei den ersten
herbstlichen Regengüssen die Straßen leer geblieben, die Römer fluchten: "Es regnet!" und blieben vermummt und heiser daheim.
Die erste Basilika am Forum baute M. Porcius Cato der Ältere
um 184 v. Chr. Von ihr sind heute keine Spuren mehr erhalten.
Daß sie zur Zeit des jüngeren Cato noch stand, lesen wir bei Plutarch: "Die sogenannte Poreische Basilika war ein Denkmal des
Älteren Cato, welches er als Censor gestiftet hatte. In dieser
pflegten die Volkstribunen Zusammenkünfte zu halten. 1Als
ihnen nun eine Säule für ihre Stühle im Weg zu stehen schien, beschlossen sie, diese wegzunehmen oder zu versetzen. Dies veranJaßte Cato, zum ersten Mal und wider seinen Willen auf dem Forum zu erscheinen. Er widersetzte sich mutig dem Vorhaben der
Tribunen und erwarb sich durch diese erste Probe, die er von seiner Beredsamkeit und edlen Gesinnung ablegte, allgemeinen
Beifa!J."lo
Eine zweite Basilika ließen die beiden Censoren des Jahres 179 v.
Chr., M. Aemilius Lepidus und M. Fulvius Nobilior, errichten.
Über sie schreibt Aulus Gellius, ein Anekdotensammler des
zweiten Jahrhunderts nach Christus: "Aemilius Lepidus und
Fulvius Flaccus, beide Männer von vornehmer Herkunft, die
höchste Ämter bekleideten und einen hervorragenden Platz im
Staat einnahmen, bekämpften sich lange mitgegenseitigem bitterem Haß und anhaltenden Schmähungen. Als das Volk aber beide gleichzeitig zu Censoren wählte und sie durch die Stimme des
Herolds öffentlich dazu erklärt wurden, versöhnten sie sich sofort und wider aller Erwarten noch auf dem Wahlplatz. Seit jenem Tag lebten beide nicht nur während ihrer gemeinsamen
II
---·-----------·-
------.
Basilika Aemilia, Grundriß:
I Basilika Aemilia. 2 Tempel des Antoninus Pius. 3 Kurie.
Censur, sondern auch nach deren Ablauf in vertrautester und
aufrichtigster Freundschaft. "11
Die Halle der versöhnten Feinde wurde Basilica Fulvia oder Basilica Aemilia und Fulvia genannt. Man hat ausgerechnet, daß der
Bau die damals ungeheure Summe von 12 000 Denaren kostete.
Da die Familie der Aemilier auch später viel Geld aufwandte, um
das Bauwerk zu erhalten und zu verschönern, hieß es seit der Zeit
Sullas nur noch Basilica Aemilia. Im Jahre 78 v. Chr. zeigte der
Consul M. Aemilius Lepidus die Bilder seiner Ahnen an der aus
dem Raub Siziliens, das er als Propraetor verwaltet hatte, wiederhergestellten Säulenhalle am Forum, der Basilica Aemilia.
Der Aedil L. Aemilius Paulus restaurierte im Jahre 54 v. Chr. mit
Caesars Geld das Gebäude und begann gleichzeitig gegenüber
mit dem Bau der Basilica Julia. Plutarch schreibt, daß Caesar ihm
für den Bau fünfzehnhundert Talente gab. Dazu besitzen wir einen Brief Ciceros an seinen Freund Atticus, in welchem er den
Neubau der beiden Basiliken erwähnt: "Paulus hat seine Basilika
in der Mitte des Forums schon beinahe unter Dach, unter Benutzung der alten Säulen. Die andere, die er in Auftrag gegeben hat,
wird ganz prächtig; wirklich, es gibt nichts Hübscheres als dieses
Bauwerk, nichts Rühmlicheres. Daher haben Caesars Freundeich meine mich und Oppius, magst Du auch vor Wut platzen- für
das Bauvorhaben, für das Du schon immer so begeistert warst,
die Erweiterung des Forums und seine Erstreckung bis zum
Libertasheiligtum, die Kleinigkeit von 60 Millionen aufgewendet; billiger konnten wir mit den privaten Eigentümern nicht abschließen. "12
Über der Basilika der Aemilier waltete ein besonderer Unstern,
denn die Proskriptionen und Bürgerkriege hatten die Vollendung
12
verhindert, die Aemilius seinem Sohn überlassen mußte; allein
schon nach wenigen Jahren wurde der Neubau durch eine der
häufigen Feuersbrünste zerstört. Das Vermögen der Familie
reichte zu einer Wiederherstellung nicht aus, und sie wäre kaum
erfolgt, wenn Augustus und die Freunde des Hauses dem Aernilius Paulus nicht die Mittel zur VerfUgung gestellt hätten. Die Basilika erstand in aller Pracht; namentlich die kostbaren Säulen aus
dem seltenen phrygischen Marmor erregten noch zur Zeit des
Plinius die allgemeine Bewunderung. Ob wir sie aber heute noch
in den schönen Pavonazzettosäulen von S. Paolo fuori le mura
bewundern dürfen, wie Lanciani gemeint hat, bleibt doch sehr
zweifelhaft.
An der Rückseite der Basilika Aemilia befmden sich die Reste eines Marmorfrieses, auf dem Szenen aus der römischen Gründungssage dargestellt sind. Als Rom nach den Bürgerkriegen von
Augustus neu ausgebaut wurde, dienten dieses und zahlreiche
andere Reliefs und Statuen berühmter Römer der Vorzeit dazu,
dem Volk die Größe und Macht Roms vor Augen zu ftihren; sie
sollten daran erinnern, aus welch kleinen Anfangen Rom zu seiner jetzigen Größe emporgestiegen war.
Die große Marmorinschrift vor der Basilika trägt den Namen des
Lucius Caesar, den Augustus zusammen mit seinem Bruder
Gaius adoptiert hatte. Die Brüder entstammten der Ehe des
Marcus Agrippa mit Julia, der Tochter des Augustus, waren also
Basilica Aemilia, Reste des Marmorfrieses.
13
•
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Rom in frühen Photographi en. Die obere Aufnahme entstand gegen 1880 und zeigt
den Blick über das Forum Roman um gegen das Kapitol. Die untere Aufnahme ist
um ca. 1850 dati ert und zeigt das Forum Roman um südlich der Via del Campidoglia. Im Hintergrund der Titusbogen und das Kolosseum. Beide Aufnahmen stammen aus dem Buch : Rom in frühen Photographien 1846-1878, übersetzt und bearbeitet von Gesine Asmus, Schirmer/Mosel München 1978.
14
seine leiblichen Enkel. Die Inschrift stammt aus dem Jahre 2 v.
Chr., als L. Caesar im Alter von erst 14 Jahren zum Consul
ernannt worden war.
Augustus setzte große Hoffnungen auf die Brüder, die ziemlich
verwöhnte junge Männer gewesen sein müssen. Denn als er einmal sah, daß das Publikum bei ihrem Eintritt ins Theater- sie trugen damals noch die Kindertoga - aufstand und ihnen stehend
Beifall spendete, beklagte er sich bitter darüber.
Er unterrichtete seine Enkel selbst im Lesen, Schreiben und
anderen Fächern und gab sich die größte Mühe, daß sie seine
Handschrift nachahmen lernten. Wenn er mit ihnen zusammen
aß, mußten sie sich zu Füßen seines Diwans hinsetzen, und wenn
er eine Reise machte, fuhren sie voraus oder ritten ihm zur Seite.
Die beiden Adaptivsöhne des Augustus fanden ein trauriges
Ende: sie starben beide im Abstand von nur zwei Jahren in
jugendlichem Alter. Gaius Caesar starb 4 n. Chr. in Kleinasien,
wo er sich als Generalbevollmächtigter des Augustus für den
Orient aufhielt; sein Bruder Lucius zwei Jahre früher in Marseille
auf dem Weg nach Spanien. Diegenauen Umstände ihres Todes
wurden nie befriedigend geklärt. Damals behaupteten böse Zungen, daß Livia, die Frau des Augustus, sie vergiftet habe, um
ihrem Sohn Tiberius den Weg zum Thron zu ebnen.
Aulus Gellius hat uns einen Brief des Augustus an seinen Enkel
Gaius, der um Christi Geburt verfaßt wurde, überliefert: 13
"Am 24. September. Sei gegrüßt mein Gaius, mein süßestes Eselehen, nach dem ich mich, die Götter wissen es, immer sehne,
wenn Du von mir abwesend bist. Aber ganz besonders an solchen Tagen wie dem heutigen suchen meine Augen Dich überall
und mir bleibt nur die Hoffnung, daß Du heiter und bei guter Gesundheit meinen 64. Geburtstag gefeiert hast, wo auch immer Du
an diesem Tag gewesen bist. Denn, wie Du siehst, habe ich das
für alte Leute gewöhnlich so wichtige Wechseljahr ohne Gefahr
zurückgelegt. So lange mir noch Zeit zu leben bleibt, bitte ich die
Götter, euch gesund zu erhalten und mich selbst den Rest meiner
Tageangesichts des blühenden Wohlstands des Staates verleben
zu lassen. Mögt ihr nach meinem Tode als anständige und tüchtige Männer mein Amt übernehmen."
Diese Geburtstagsplauderei enthielt keine Staatsgeheimnisse
und war natürlich in gewöhnlicher Schrift geschrieben. Um aber
dem jungen Herrscher des Orients die ganze Wichtigkeit seiner
Sendung klarzumachen, hatte Augustus mit ihm eine besondere
Geheimschrift verabredet, die in allen wichtigen Schreiben Verwendung finden sollte. Der Kaiser schrieb also seinem Enkel:
"Da in jedem Moment Dinge geschehen können, die wir uns mit15
Augustus.
teilen müssen und die doch geheim bleiben sollen, so wollen wir
untereinander, wenn es Dir recht ist, folgende Chiliren anwenden. Wenn etwas verschlüsselt zu schreiben ist, so wollen wir für
jeden Buchstaben den folgenden schreiben: ftir ein a ein b, ftir b
ein c und in derselben Weise auch bei den folgenden ; ftir den
Buchstaben x aber muß man ein doppeltes a verwenden."14
Lucius Caesar sollte bei den spanischen Legionen, bei denen
auch Marcellus und Tiberius gedient hatten, den Kriegsdienst
kennenlernen. Dort waren nur kleinere Gefechte gegen die Bergvölker zu erwarten, aber keine ernsten Schlachten, bei denen das
Leben des Prinzen gefährdet worden wäre. Aber die sorgfältige
Rücksicht des Augustus war umsonst. In bester Gesundheit hat-
16
te L. Caesar am 1. August des Jahres 2 n. Chr. den prächtigen
Tempel des Mars Ultor in Rom eingeweiht und rauschende
Feste, Kämpfe zu Wasser und zu Lande mitgemacht, die sich an
dieses Fest anschlossen. Bei bester Gesundheit, denn sonst hätte
sein besorgter Großvater ihn sicher nicht abreisen lassen, hatte er
wahrscheinlich unmittelbar danach das Schiffbestiegen. Er hatte
jedoch die Mündung der Rhone noch nicht erreicht, als er sich so
krank fühlte, daß er die Reise unterbrechen und in Marseille anlegen ließ; dort ist er ganz plötzlich am 20. August gestorben.
Seine Leiche wurde auf den Schultern der Kriegstribunen und
der höchsten Beamten der Städte, die der Trauerzug berührte,
von Gallien durch Italien nach Rom getragen, wo sie verbrannt
und im Mausoleum des Augustus beigesetzt wurde. Seine Leiche
wurde deshalb auf dem Landweg nach Rom transportiert, weil im
Altertum die Vorstellung herrschte, daß ein Schiff, an dessen
Bord sich ein Leichnam oder die Asche eines Toten befände,
eine unglückliche Fahrt haben müsse.
Der überlebende Gaius Caesar wurde dann wenig später von
Augustus in den Orient geschickt, um dort die Verhältnisse wie
einst Pompeius zu ordnen. Als er mit seinen Legionen auf dem
Marsch durch Arrnenien an die Festung Artagira kam, ließ ihn
der parthisehe Kommandant unter dem Vorwand, er habe ihm
eine wichtige Mitteilung über die Schätze des Partherkönigs zu
machen, um eine Unterredung bitten. Gaius war unvorsichtig genug, ihm die Bitte zu gewähren, und der Parther versuchte bei
dieser Gelegenheit, ihn zu erdolchen. Die Wunde war nicht tödlich, aber auch nicht ungefährlich.
Die Römer belagerten und eroberten nun die Festung und Gaius
wurde von den Soldaten als Imperator begrüßt. Aber er war des
Krieges satt; seine Wunde heilte zwar, aber seine Gesundheit war
überhaupt nicht die beste, und er scheint die Folgen des Attentats
niemals ganz überwunden zu haben. Kurz, er hatte genug vom
Regieren und Kriegführen und erklärte laut, daß er zurücktreten
wolle, um als Privatmann in irgendeiner syrischen Stadt, die ihm
während seines kurzen Aufenthalts besonders zugesagt hatte, zu
leben. Augustus, den dieser unerwartete Entschluß am härtesten traf, gab ihm gute Worte, erreichte aber nichts weiter, als daß
Gaius seinen Entschluß, im Orient zu bleiben aufgab und sich bereit erklärte, nach Italien zurückzukehren. Mit blutendem Herzen mußte der Kaiser den Senat davon in Kenntnis setzen. Gaius
legte sofort alle Abzeichen seiner Amtsgewalt ab; nicht einmal
mehr ein Kriegsschiff wollte er benutzen, sondern er trat die
Heimreise auf einem gewöhnlichen Handelsschiff an. Aber sein
Zustand verschlechterte sich so sehr, daß er an der lykischen
17
Küste landen mußte, wo ihn in dem Städtchen Limyra am 21.
Februar 4 n. Chr. der Tod ereilte.
Die sterblichen Überreste des Gaius wurden wie 18 Monate vorher die des Lucius auf den Schultern der vornehmsten Männer,
deren Städte der Trauerzug berührte, nach Rom getragen und
dort im Mausoleum des Augustus beigesetzt. Der 21. Februar
wurde als Todestag des Gaius den schlimmsten Unglückstagen
des römischen Staates, wie z. B. dem der Niederlage an der Allia,
gleichgesetzt. Die Tempel, Bäder und Tabernen sollten geschlossen bleiben und alle durch öffentliche Trauer und das Anlegen
von Trauerkleidung das Andenken des Verstorbenen feiern.
Öffentliche Bittfeste, Opfer, Gelöbnisse, Gastmähler und Spiele
sollten ftir immer an diesem Tag verboten sein; dagegen sollte
der höchste Beamte der Stadt am Jahrestag ein feierliches Totenopfer darbringen. Ferner wurde dem Gaius ein Triumphbogen
mit den Trophäen der von ihm unterworfenen Völker errichtet,
gekrönt von seinem Standbild in der Tracht des Triumphators,
und daneben zwei vergoldete Reiterstatuen des Gaius und
Lucius.
Der Tod seiner beiden Enkel traf Augustus sehr; noch zehn Jahre später beginnt sein Testament mit den Worten: "Da ein grausames Schicksal mir meine Söhne Gaius und Lucius entriß, sei
Tiberius Caesar mein Erbe."15
Die Basilica Aemilia wurde dann im Lauf der Kaiserzeit noch einige Male durch Brand zerstört und wieder aufgebaut. Die Spuren des letzten Brandes können wir heute noch sehen. Denn als
Basilica Ulpia, Rekonstruktionsversuch des Inneren.
18
Basilica Ulpia, im Hintergrund die Kirche SS. Norne di Maria (1736-38).
im Jahre 410 n. Chr. die Goten unter der Führung ihres Königs
Alarich Rom plünderten, blieben auf dem bunten Marmorfußboden vereinzelt Münzen liegen, die durch die enorme Hitze der
brennenden Basilika dort festgeschmolzen sind. Man kann sie
noch heute als runde grüne Flecken hie und da erkennen.
19
Aus der Kaiserzeit kennen wir noch die Basilica Flavia, die Basilica Ulpia und schließlich die des Maxentius, die Constantin nach
seinem Sieg nach sich benennen ließ: insgesamt kennen wir in
Rom die Namen von fünfzehn Basiliken. Sie sind aus dem Bild einer römischen Stadtnichtwegzudenken, Pompeji hat an der Südwestecke des Forums seine Basilika, in Herkulaneum hat man sie
gefunden und auch in der Hafenstadt Roms, in Ostia. Sie alle
dienten festlichen Veranstaltungen, Bewirtungen und Empfängen. In ihnen fanden Gerichtsverhandlungen statt, in diesen Hallen konnten Redner, Philosophen, Schriftsteller und Dichter ihre
Ansichten und Werke zu Gehör bringen. Sie dienten mit ihren
luftigen Räumen auch dem Volk als Treffpunkt, ihren Schatten
genoß man im heißen Sommer. Hier vertrieb man sich auch die
Zeit mit Spielen, wie der Marmorfußboden der Basilica Julia
zeigt, auf dem Kreise und Figuren in der Art der heutigen Brettspiele eingeritzt sind. So kläglich die Reste der Basilica Julia sind,
so lebhaft gibt der Fußboden Zeugnis von dem Menschenverkehr, der sich jahrhundertelang unter diesen Hallen abgespielt
hat: zahlreiche Spieltafeln, gute und schlechte Karikaturen,
harmlose und unanständige Einkritzelungen sind die Spuren des
Lebens, das hier in den Außenhallen um die Tische der "Wechsler der Basilica Julia", welche uns Grabinschriften kennen
lehren, brandete.
Curia Senalus
"Früher hatten in Rom die Senatoren die Gewohnheit, ihre Söhne, die noch die Kindertoga trugen, mit zu den Senatssitzungen
zu nehmen. Als nun in einer Sitzung eine etwas wichtigere Angelegenheit behandelt worden war, die endgültige Abstimmung
aber auf den nächsten Tag verschoben werden mußte, einigte
man sich, daß niemand bis zum abschließenden Senatsbeschluß
darüber etwas verlauten lassen sollte.
Die Mutter des jungen Papirius, die wußte, daß er mit seinem
Vater an der Sitzung teilgenommen hatte, fragte ihren Sohn,
worüber die Senatoren verhandelt hätten. Der Knabe antwortete,
daß dies noch geheim sei und daß er vor dem Senatsbeschluß
nichts darüber verlauten lassen dürfe. Die Frau wurde immer begieriger, etwas aus ihrem Sohn herauszubringen, denn die Heimlichkeit der Sache und die Verschwiegenheit des Knaben reizten
ihre Begierde und Neugier erst recht. Daher bestürmte sie ihn
noch stärker mit ihren Fragen. Als nun die Mutter nicht nachließ,
ihn zu bedrängen, nahm der Knabe endlich seine Zuflucht zu
einer Notlüge:
20
Es sei im Senat verhandelt worden, ob es dem Nutzen des Staates
nicht zuträglicher sei, wenn ein Mann zwei Frauen heiraten würde oder wenn eine Frau an zwei Männer verheiratet würde.
Kaum hatte die Mutter dies gehört, da eilt sie von Entsetzen
erfüllt aus dem Haus und überbringt die Nachricht allen übrigen
Frauen. Am nächsten Tag eilt nun der ganze Frauenschwarm zur
Kurie. Sie zerfließen in Tränen und flehen, daß man doch um
Himmelswillen lieber gestatten möge, daß eine Frau zwei
Männer, als daß ein Mann zwei Frauen heiraten dürfe.
Die Senatoren waren erstaunt und konnten gar nicht begreifen,
was dieses seltsame, ungestüme Betragen und diese Forderungen und Bitten zu bedeuten hätten. Da trat der junge Papirius
vor die Versammlung und erzählte den ganzen Sachverhalt. Der
Senat erteilte dem Knaben für seine Zuverlässigkeit und Geistesgegenwart das schmeichelhafteste Lob, erließ aber auch die Verordnung, daß in Zukunft Knaben nie mehr mit ihren Vätern zusammen an Senatssitzungen teilnehmen dürften, mit Ausnahme
des jungen Papirius.
Der Knabe aber erhielt ehrenhalber den Beinamen Praetextatus,
weil er, obgleich er noch die toga praetexta trug, doch schon
einen Beweis seiner Umsicht und Klugheit sowohl im Schweigen
als auch im Sprechen gegeben hatte."16
Nach der römischen Überlieferung war es Romulus, der den
Senat, den Rat der Alten, gründete. Im Laufe der Zeit erhielt diese Versammlung immer größere Bedeutung. Der Althistoriker
Rostovtzeff schreibt: "Der Senat war die Körperschaft, welche
die Konsuln beriet. In der Frühgeschichte des römischen Staats
vertrat er ... eine Anzahl herrschender Familien, und sein
Charakter war im vierten Jahrhundert unverändert. Dreihundert
galt als übliche Zahl seiner Mitglieder. Er wurde durch die Konsuln und später durch die Censoren ergänzt. Jeder Senator blieb
lebenslänglich im Amt. Die Behörden wurden bei der Ernennung von Senatoren nicht von Regeln oder Gesetzen geleitet,
aber es ward allmählich zur festen Gewohnheit, daß alle ausscheidenden Beamten, wenn nicht besondere Gründe für ihren
Ausschluß vorlagen, ihren Sitz im Senat einnahmen. Auf diese
Weise wurde der Senat zur Vertretung der gesamten Bürgerschaft ... "
"Die ungeheure Bedeutung, die der Senat im öffentlichen Leben
von Rom gewann, war nicht so sehr auf verfassungsmäßige
Rechte wie auf Gewohnheit begründet. Die ungeschriebene Verfassung sicherte lediglich das Vorhandensein des Senats, als
Ursprung und Wächter der von den Beamten ausgeübten Gewalt. Falls beide Konsuln starben oder in Gefangenschaft gerie21
ten, ,kehrte' ihr imperium ,zu den Vätern zurück'", d. h. zum Senat- um eine alte Regel des römischen politischen Lebens anzuführen. Der Senat wählte dann aus seinen eigenen Reihen einen
interre.x, der eine Volksversammlung zur Wahl neuer Konsuln
einzuberufen hatte. Ohne Einberufung durch einen Konsul
konnte der Senat nicht zusammentreten. Erörterung und
Abstimmung waren auf die vom Konsul vorgeschlagenen Maßnahmen beschränkt, und die Entscheidungen, genannt senatusconsulta, ,Ratschläge des Senats', waren für den Vorsitzenden
nicht bindend."17
In einem Senatsbeschluß erscheint kein Befehlswort; was der
Senat will, wird zurückhaltend bis zur Unverständlichkeit formuliert. Ein Beispiel:
Senatsbeschluß über die Philosophen und Redekünstler. Unter
dem Konsulat von Gaius Fannius Strabo und Marcus Valerius
Messala ( = 161 v. Chr.). Der Praetor Marcus Pomponius hat den
Senat um seine Meinung befragt. Was das anbetrifft, daß verhandelt worden ist über die Philosophen und Redekünstler, haben
sie (die Senatoren) dazu folgendes beschlossen:
Daß der Praetor Marcus Pomponius achtgebe und Sorge trage,
daß sie (die Philosophen und Redekünstler), wenn er meint, es
sei dem Staat unzuträglich und nicht zu verantworten, sich nicht
in Rom aufhalten.
Rostovtzeff fährt fort: "Bei alledem war die Bedeutung und der
Einfluß dieser Körperschaft so groß, daß die Konsuln sie ständig
befragten, fast immer ihrem ,Rat' folgten und selten einen Antrag
vor die Volksversammlung brachten, den nicht zuvor der Senat
gebilligt hatte. So war der Senat der wirkliche Herrscher von
Rom, während die Konsuln und die anderen Beamten seine ausführenden Organe waren. Das beruhte teils auf der hohen
Achtung, die der Senat beim Volk genoß, teils auf seinem ständigen Vorhandensein, während die Konsuln nur zwölf Monate
lang im Amt blieben; außerdem gehörten Konsuln und Senatoren demselben Stand an. Widerstand gegen den Senat war für einen einzelnen Konsul weder tunlieh noch nützlich."lB
Die Zugehörigkeit zum Senat war zwar erblich, doch konnten
Personen, die das notwendige Vermögen von einer Million
Sesterzen besaßen, sich um den Iatus clavus, den breiten Purpurstreifen an der Toga, der das Standesabzeichen des Senators war,
bewerben. Wie zur Zeit der Republik, so qualifizierten sie sich
auch noch zur Kaiserzeit durch vorherigen Dienst in kleineren
Ämtern und im Heer mit fünf- oder sechsundzwanzig Jahren
durch die Wahl zum Quaestor zum Eintritt in den Senat. Danach
konnten sie die Stufen der Senatshierarchie ersteigen, indem sie
22
Aedil oder Volkstribun, Praetor und schließlich Konsul wurden.
Patrizier, also Angehörige des Erbadels, der von Augustus und
einigen seiner Nachfolger erweitert worden war, konnten ohne
Zwischenstufe vom Quaestor zum Praetor aufsteigen und schon
mit zweiunddreißig Jahren, also zehn Jahre früher, Konsul werden. Auch hatten Patrizier bessere Aussichten, consul ordinarius
zu werden. Anders als während der Republik gab es in der Kaiserzeit im Gegensatz zu den "ordentlichen Konsuln", die dem Jahr
den Namen gaben, die sog. consules suffecti, die der Kaiser
ernannte, um verdiente Leute mit dem Konsultitel auszuzeichnen. Die Länge der Zeit, während der sie dieses Ehrenamt bekleideten, schwankte je nach Anzahl derjenigen, die der Kaiser in
einem Jahr auszeichnen wollte. Seit Caesar die Zeitdauer des
Konsulats auf sechs und dann auf vier Monate beschränkt hatte,
wurden weiterhin nur die Namen derjenigen Konsuln in die
Fasten aufgenommen, die das Amt am 1. Januar angetreten hatten.
Neben den alten Ämtern ergaben sich für Senatoren neue Aufstiegsmöglichkeiten. Zwar stand es Senatoren frei, die Existenz
des Kaisers zu ignorieren, wenn sie das wollten, indem sie lediglich als Beamte in Rom und als Prokonsuln von Provinzen dienten, die der Senat auf die alte republikanische Weise verwaltete.
Aber Augustus und seine Nachfolger geboten über die meisten
Provinzen, praktisch über alle Provinzen, in denen Heere standen und über viele andere dazu, und sie konnten sich auch in die
senatorischen Provinzen einmischen. Die kaiserlichen Provinzen und Heere wurden von den Beauftragten des Kaisers, den
Legaten, verwaltet und befehligt, und eine Laufbahn im Dienst
des Kaisers bildete die eigentliche Grundlage der Senatorenhierarchie, während die alten republikanischen Ämter nur noch
Aufstiegsstufen darstellten, bloße Durchgangsstadien, durch die
man sich für eine Weiterbeförderung qualifizierte. Aus verschiedenen Gründen wurden gewisse Provinzen nicht Senatoren zur
Verwaltung anvertraut, sondern Rittern, also Angehörigen des
zweithöchsten Standes im Staat, die dann den Titel Prokurator
oder Präfekt führten. Weitere neue Ämter entstanden in Rom:
für die Senatoren etwa die Praefekturen der verschiedenen
Staatskassen und der Stadt Rom, für Ritter die Präfekturen der
Getreideversorgung, der Stadtpolizei und der Prätorianergarde.
Die Senatskurie war in der Geschichte Roms der Mittelpunkt
wichtiger Ereignisse. Der Volkstribun Clodius, der alte Feind
Ciceros, wurde 52 v. Chr. von der Bande seines Gegenspielers
Milo auf der Via Appia ermordet. Als auf dem Forum die
Leichenfeier stattfand, trug der Pöbel in wildem Tumult die
23
Leiche des Clodius in das Senatsgebäude und türmte dessen
Inneneinrichtung zu einem Scheiterhaufen auf. Asconius Pedianus beschreibt die Szene:
"Die törichte Menge trug den Körper nackt und schmutzbedeckt, wie er auf der Bahre gelegen hatte, damit man seine Wunden sehen konnte, aufs Forum und legte ihn auf der Rednertribüne nieder. Das Volk trug unter der Führung des Schreibers
Sextus Clodius die Leiche des P. Clodius in die Curia und verbrannte sie mit den Bänken, Rednertribünen, Tischen und den
Büchern der Buchhändler. Durch dieses Feuer ging auch die
Curia in Flammen auf, und ebenso geriet die mit ihr verbundene
Basilica Porcia zum Teil in Brand."19
Zusammen mit der Leiche des Bandenführers verbrannte so die
Kurie. Dann zog die Menge zum Haus des Milo, um es anzuzünden. Dies wurde allerdings durch dessen Anhänger, die das Haus
verteidigten, verhindert. Cassius Dio schreibt, daß die Einäscherung der Kurie keine spontane Handlung gewesen sei, sondern
sorgfaltig geplant.2o
Im Jahre 44 v. Chr. beschloß Caesar, nach Zerstörung der alten
Curia Hostilia ein neues Senatsgebäude bauen zu lassen. Der
Grund, der flir den Abriß des alten Baus angegeben wurde, war,
daß dort ein Tempel der Felicitas gebaut werden sollte, den der
Triumvir Lepidus später auch vollendete. Der wahre Grund war
jedoch, daß mit dem Gebäude auch der Name Sullas verschwinden sollte, damit das neuerbaute Gebäude nach Caesar das Julisehe genannt werden konnte. Als aber 43 v. Chr. in Italien eine
Seuche ausbrach, gelobte der Senat, die alte Curia Hostilia wieder aufbauen zu lassen. Zu dem geplanten Wiederaufbau kam es
allerdings nicht, da die Wirren des Bürgerkriegs, der nach
Caesars Ermordung ausbrach, ihn verhinderten.
Augustus weihte dann endlich 29 v. Chr. die Curia Julia ein. Dort
ließ er die Statue der Viktoria aufstellen, um so zu demonstrieren,
daß er dieser Göttin die Herrschaft über das Römische Reich verdanke. Die Statue stammte aus Tarent, von wo sie nach Rom geschafft worden war. Er ließ sie an der Stirnwand des Sitzungssaales aufstellen.
Eine sehr gute Darstellung der späteren Geschichte der Kurie
gibt der englische SchriftstellerHenry Morton: "Die Curia war in
vieler Hinsicht ein besonderes Gebäude, sie war geweiht und hatte den Status eines Tempels. Der Senat durfte nicht vor Sonnenaufgang und nicht nach Sonnenuntergang zusammentreten, und
die bei uns so häufigen Nachtsitzungen des Parlaments waren im
alten Rom etwas Unbekanntes. Betrat ein Senator das Hohe
Haus, schritt er erst zum Siegesaltar und warf ein paar Kömehen
24
Tarent, Nationalmuseum. Geflügelte Nike auf
dem Globus.
Als Octavian am 28. August 29 v. Chr. die Curia
Julia auf dem Forum Romanum weihte, ließ er
dort gleichzeitig eine Statue der Siegesgöttin aufstellen, die in früherer Zeit in Tarent gestanden
hatte. Gleichzeitig erscheint die Victoria auf dem
Globus in Münzdarstellungen, die man auf das
Bild in der Curia zurückführt. Die Tarentiner Terrakotta-Statuette, die in der rechten Hand vielleicht einen Kranz, in der linken möglicherweise
einen Palmzweig trug, wird als Nachbildung der
Statue angesehen, von der man annahm, sie sei
eine Weihung des Königs Pyrrhos von Epirus in
Tarent gewesen, die er nach seinem Sieg über die
Römer bei Herakleia 280 v. Chr. fertigen ließ und
die 209 v. Chr. nach der Eroberung Tarents durch
die Römer nach Rom gebracht worden sei. Es mag
eine Weihung des Pyrrhos gegeben haben, doch
schweigen darüber die antiken Quellen. Ebenso
ist das Datum 209 v. Chr. für den Abtransport der
Statue nach Rom nur Vermutung. So sind Anlaß
und genaues Entstehungsdatum der Nike von
Tarent, die der Statuette als Vorbild diente, nicht
exakt festzulegen. - Es bleibt aber die Tatsache,
daß der Typus der Siegesgöttin auf dem Globus
seit hellenistischer Zeit belegt ist, wenn auch in
unserem Fall der Globus erst später hinzugefügt
wurde. (vgl. Tonio Hölscher, Victoria Romana,
1967).
Weihrauch auf ein Kohlenbecken, das vor dem Altar der Viktoria glühte. Es gab keine Rednertribüne, die Redner sprachen von
ihren Plätzen aus zur Versammlung. Zu einer Abstimmung sammelten sich die Befürworter des Antrags auf der einen, seine
Gegner auf der anderen Seite des Hauses.
Das Gebäude, wie wir es heute sehen, stammt bereits aus der späten Kaiserzeit, aus der Zeit des Diokletian. In seiner langen
Geschichte wurde es erweitert, umgebaut und brannte zweimal
völlig aus."
"Von dieser Stelle aus wurden die Geschicke des Römischen
Weltreichs gelenkt, jeder große Mann der römischen Geschichte
hat hier das Wort ergriffen, über seine Fliesen istjeder römische
Kaiser, jeder berühmte Redner geschritten. Bei der strengen und
sparsamen Lebensweise der Republik hätte man es für unangebrachten Luxus gehalten, das Haus im Winter zu heizen. Mir fiel
dabei ein BriefCicerosaus dem Jahre 62 v. Chr. an seinen Bruder
ein, in dem er schreibt, eine wichtige Sitzung hätte der Kälte
wegen vertagt werden müßen, und die schaulustigen Römer hatten ihr Vergnügen, wenn sie die verehrten Stadtväter, fest in ihre
25
purpurgesäumten Togen gewickelt, aus dem eisigen Gebäude
kommen sahen."
"Was mich am meisten interessierte, war das Mauerwerk am
Ende der Halle, wo der Siegesaltar mit der bezaubernden Figur
aus Tarent gestanden hatte. Jeder Theologiestudent wird sich an
die Auseinandersetzung erinnern, die im 4. Jahrhundert um diese Statue entbrannte, - wer aber ahnt, daß ihr Sockel noch steht?
Durch den uns überlieferten Schriftwechsel mit dem Protestschreiben des Symmachus und der Erwiederung des heiligen
Ambrosius bekommen wir einen Einblick in die seltsamen Probleme einer Zeit, als Rom noch nicht völlig christlich war und
sich unter den alten aristokratischen Familien immer noch eine
Handvoll unentwegter Verteidiger der alten Götter fand."
"Der heilige Hieronymus erzählt in einem seiner Briefe, daß er
als kleiner Junge während der Ferien zuweilen mit anderen
Buben in die Katakomben Roms zum Spielen gegangen sei. Das
war etwa ums Jahr 350 n. Chr., nur siebenunddreißig Jahre nach
dem Edikt von Mailand, nach der Duldung des Christentums.
Aber die jüngere Generation nahm die Glaubensfreiheit wie
etwas Selbstverständliches hin. Sie spielte Verstecken in diesen
Tunnels, zwischen den Gräbernjener Heiligen und Märtyrer, denen sich ihre Großväter auf Knien genähert hatten.
Einem Christen über vierzig müssen die Zeitläufte höchst sonderbar vorgekommen sein. Das Christentum wurde Mode. Der
Bischofvon Rom lebte im kaiserlichen Lateranpalast, den Konstantinder Kirche überlassen hatte. Dieser Kaiser hatte auch eine
Basilika über dem Grab des Petrus erbaut und eine andere über
dem des heiligen Paulus. Überall in Rom standen die heidnischen römischen Tempel und die geöffneten Kirchen friedlich
nebeneinander. Jedermann hatte das Recht, einem Opfer für
,.
26
St. Peters-Basilika,
begonnen 313 von
Konstantin dem
Großen, abgebrochen 1506. Der
Schauplatz der Kaiserkrönungen des
Mittelalters. (Rek.
von B. Fletcher.)
Jupiter Capitolinus beizuwohnen oder, wenn er dazu Lust hatte,
zur neuen Peterskirche auf dem Vaticanhügel zu pilgern, um ein
Tuch über dem Apostelgrab herabzulassen."
"Zu dieser Zeit bildete der Senat schon eine aus Christen und
Heiden gemischte Versammlung. Die Christen widersetzten sich
dem seit den Tagen des Augustus im Hause geübten Brauch, der
goldenen Göttin zu huldigen. Für die Heiden war diese Weigerung schlimmer, als wenn ein britisches Parlamentsmitglied es
aus irgendeinem Grunde ablehnen sollte, sich vor dem Sprecher
zu verbeugen. Die Christen überzeugtenjedoch den Kaiser Constans, daß die Statue verschwinden müsse. Ihr Sieg war aber nicht
von Dauer. Mit Julian Apostata kehrte sie ins Hohe Haus zurück
und stand dort zwanzig Jahre lang während der Regierungszeit
des Jovian und Valentinian I. Dann kam Gratian auf den Thron
und wieder setzten die Christen durch, daß die Statue entfernt
wurde; dies geschah im Jahre 382. Der Führer der heidnischen
Partei war der Aristokrat Symmachus, ein rechtschaffener, aufrichtiger Mann, der an den Göttern seiner Ahnen festhielt In einer Eingabe bat er den Kaiser, die Statue wieder an ihren Platz
stellen zu lassen, wurde aber wegen seiner Bemühungen aus
Rom verbannt. Im Jahr darauf starb Gratian. Symmachus kehrte
nach Rom zurück und reichte sofort dem neuen Kaiser Valentinian II., einem dreizehnjährigen Kinde, dieselbe Eingabe noch
einmal ein. Diese Bittschrift ist in ihrer Mischung von Aberglauben, Vaterlandsliebe und Traditionalismus ein höchst aufschlußreiches Dokument, im letzten Licht einer untergehenden Götterwelt von einem Mann geschrieben, dem die Sache am Herzen
lag. Auch das Bild des Schreibers selbst, das es vermittelt,
erschüttert: Ein alter Mann steht einer neuen Welt gegenüber,
die ihm Mißtrauen und Abneigung einflößt.
Der heilige Ambrosius, Bischof von Mailand und eine der energischsten Persönlichkeiten unter den ersten Kirchenvätern, härte von dieser Eingabe und ließ sich eine Abschrift kommen. In
einer Stellungnahme an den Kaiser beantwortete er jeden einzelnen Punkt klar und allgemein verständlich. Spürt man in der Bittschrift die Last einer alten, ausgebrannten Religion, so sprichtaus
der Antwort des heiligen Ambrosius das kraftvolle Selbstvertrauen des neuen Glaubens. In seiner Schrift führt Symmachus
zum Beweis dessen, daß die alten Götter den Staat beschützt hätten, die Größe Roms und seiner Geschichte an. Der heilige
Ambrosius weist dagegen in seiner Antwort auf manch einen
Augenblick in der römischen Geschichte hin, in dem seiner Meinung nach die alten Götter geschlafen hätten. Was, zum Beispiel
taten denn die Götter in der Nacht, als die Gallier das Kapitol
27
stürmen wollten? ,Wo war Jupiter in diesem Augenblick?' fragt
er. ,Sprach er da in Gestalt einer Gans?'
Dieser höchst interessante Schriftwechsel endete natürlich mit
einem Sieg für die christliche Partei, und die Siegesstatue war ein
für alle Mal aus dem Haus des Senats verbannt. Niemand weiß,
wo sie geblieben ist."21
Lapis Niger- Das Grab des Romulus
"Hier macht die Zeit den weitesten Sprung zurück; das Kaiserreich ist ein noch nicht wahrnehmbarer Schimmer in ferner Zukunft, ebenso wie die Republik. Du bist zurückversetzt noch vor
die Erbauung der Servianischen Mauer, die schon einen Höhepunkt der Verfälschung kennzeichnet. Die Kriege aus dieser und
aus noch früheren Zeiten, dem europäischen Geist so leicht faßlich, geraten im Gehirn eines noch so beschlagenen Amerikaners
heillos durcheinander; es liegt in unserer nicht immer charmanten Ahnungslosigkeit, den Krieg als einen Frevel zu betrachten,
,von irgendetwas verschuldet'. Bestenfalls sind uns, aus anderen
Gründen, die Punischen Kriege einigermaßen begreiflich: wenn
auch weder die Karthager offensichtlich grausam oder unsympathisch sind, noch der Anlaß zur Eroberung Karthagos mehr zu
billigen ist als sonst, so brachte das Ergebnis immerhin Gutes wie
Böses. Diese frühen Kriege, die ununterbrochen gegen starke
Nachbarvölker nach allen Richtungen hin geführt wurden, und
die Tatsache, daß sie durch mehrere Jahrhunderte kein Ende
nahmen, treffen zu tief in den Wirrwar unserer Abneigung gegen
den Militarismus. ,Daß die Königszeit nicht bloß die staatlichen
Grundlagen Roms gelegt, sondern auch nach außen hin Roms
Macht begründet hat, läßt sich nicht bezweifeln ... Gewiß sind
große Taten, ungemeine Erfolge hier verschollen ... ' (Mommsen). In der Beschaffenheit des Geländes, in der Richtung des
Flusses, in einigen Zisternenwänden und anderen Steinbauten ist
die Vergangenheit enthalten, und es ist eine herzzerreißende
Vergangenheit, wie Vergil wußte. Jahrhunderte des Romulus
und Mars, voll kriegerischer Finsternis, genauso wie das Ende."22
Über das Ende des Romulus, dessen Grab der Lapis Niger sein
soll, schreibt Plutarch: "Und zwar verschwand er an den Nonen
des Juli, wie er jetzt, des Quintilis, wie er damals hieß. Und es ist
nichts Sicheres und Unbestrittenes über seinen Tod je zu erfahren gewesen als eben die angegebene Zeit. Denn nochjetzt werden an diesem Tage viele Gebräuche geübt, die an das damalige
Geschehen erinnern ... Von Romulus aber, als er plötzlich verschwunden war, ist weder ein Teil seines Körpers noch ein Rest
28
seiner Kleider je gesehen worden, sondern die einen vermuteten,
die Senatoren hätten ihn im Tempel des Vulcanus überfallen
und getötet, den Körper dann zerteilt, und jeder habe ein Stück
im Bausch der Toga versteckt weggetragen. Andere meinen,
weder im Tempel des Vulcanus noch allein in Anwesenheit der
Senatoren sei das Verschwinden erfolgt, sondern draußen beim
sogenannten Ziegensumpf habe Romulus gerade eine Versammlung gehalten, als wunderbare, unbeschreibliche, unglaubliche Dinge und Wandlungen am Himmel vor sich gingen: das
Licht der Sonne erlosch, und Nacht brach herein, doch keine
sanfte und ruhige, sondern furchtbarer Donner krachte, und
Hagelstürme brausten von allen Seiten heran. Die große Masse
liefflüchtend auseinander, und die Vornehmen drängten sich zusammen. Als das Unwetter zu Ende war und die Sonne herauskam, sammelte die Menge sich wieder am selben Platz, und es begann ein Suchen nach dem König und ein allgemeines Verlangen, aber da gestatteten die Vornehmen nicht, daß man prüfte
und forschte, sondern sie hießen alle den Romulus verehren und
anbeten: er sei zu den Göttern entrückt und werde nun aus einem
guten König ein gnädiger Gott für sie werden. Die meistenglaubten das, gingen fröhlich davon und beteten mit frohen Hoffnungen zu Romulus. Es gab aber auch einige, die scharfe und
feindselige Kritik übten und die Patrizier durch die Beschuldigung beunruhigten, sie wollten dem Volk alberne Märchen aufbinden, nachdem sie selbst den König umgebracht hätten.
Da kam ein Mann von vornehmstem Stand und bewährter
Rechtschaffenheit, ein zuverlässiger und vertrauter Freund des
Romulus selbst, einer der aus Alba Zugezogenen, Julius Proculus, auf das Forum, legte einen Eid auf die höchsten Heiligtümer
ab und erklärte vor allem Volk, ihm sei, als er seines Weges ging,
von der Gegenseite herantretend Romulus erschienen, schön
und groß anzusehen wie niemals zuvor und mit feurig glänzenden Waffen geschmückt. Erschrocken über diesen Anblick habe
er gerufen: ,0 König, was haben wir dir getan oder was hast du im
Sinn, daß du uns in ungerechtem und bösem Verdacht und die
ganze Stadt verwaist in unendlicher Trauer zurückgelassen
hast?' Daraufhabe Romulus erwidert: ,Es war der Wille der Götter, mein Proculus, daß ich so lange Zeit unter den Menschen
weilen, eine Stadt, zu größter Macht und höchstem Ruhm bestimmt, erbauen und dann wieder den Himmel bewohnen sollte,
aus dem ich kam. Darum gehab dich wohl und sage den Römern,
daß sie, wenn sie Besonnenheit vereint mit Tapferkeit üben, zum
höchsten Gipfel menschlicher Macht gelangen werden. Ich werde euch der gnädige Gott Quirinus sein.' Dies erschien den
29
Römern glaubwürdig wegen des Charakters des Redenden und
wegen seines Eides. Doch auch etwas wie eine gottgesandte innere Erschütterung wirkte mit: niemand widersprach, jede Verdächtigung und Verleumdung ließ man fahren, betete zu Quirinus und verehrte ihn als einen Gott."
"Sein Tempel ist erbaut auf dem Hügel, der nach ihm Quirinalis
benannt ist. Der Tag, an dem er entrückt wurde, heißt Volksflucht (Populifugia) und Nonae Capratinae, weil man zu dem
Opferfest aus der Stadt zum Ziegensumpf hinauszieht, und die
Ziege nennen sie capra. Wenn sie zum Opfer hinausgehen, rufen
sie laut viele der gebräuchlichen Namen, wie Marcus! Lucius!
Gaius! um die damalige Flucht und das ängstliche und besorgte
gegenseitige Rufen anschaulich zu machen."
"Übrigens soll Romulus im Alter von vierundfünfzig Jahren und
im achtunddreißigsten Jahr seiner Regierung von der Erde verschwunden sein."23
Der Schwarze Stein ist nur eine gewöhnliche Marmorplatte und
bezeichnet die Stelle eines frühen Grabes, vielleicht nicht einmal
das Grab des Romulus. Er stellt womöglich nur den Wunsch jener Tage dar, aus überlieferter Sentimentalität Romulus irgendwo ein Grabmal zu setzen, damit die Vergangenheit nicht völlig
verlorengehe. Und unterhalb des Schwarzen Steins ist die älteste
lateinische Inschrift.
"In neuester Zeit ist auch ein anderer Mann unlösbar mit dem
Lapis Niger verknüpft - der Archäologe Giacomo Boni, der ihn
1899 entdeckte (derselbe, der die Ausgrabung der Via Sacra leitete). Er hat einen großen Namen in der modernen Forschung und
war ein Gelehrter, wie sie jetzt auszusterben drohen. Anatole
France macht Signor Boni zum Mittelpunkt und liebenswürdigen Mitglied einer Gruppe Schöngeister, die sich in seinem Buch
Sur Ia Pierre Elanehe um das Forum schart. Die Erzählung handelt von einer Reise des Geistes in die Vergangenheit wie auch
(weniger glücklich) in die Zukunft. Der Gelehrte Boni steht der
kleinen Gesellschaft mit Klugheit, Einbildungskraft und Liebe
vor, wodurch die Erzählung, mehr als durch die einfältige sozialistische Illusion des Autors, zu einem Zeitdokument geworden
ist."
Maud Howe: "Signor Giacomo Boni, Architekt und Leiter der
staatlichen Bauten des antiken Rom, ist der beneidenswerte Besitzer eines Gartens auf dem Dach seines Hauses, wo wir kürzlich
seine japanischen Schwertlilien besichtigten. Denken Sie nur, er
hat dort einen Kirschbaum mit reifen Kirschen, einen Pfirsichbaum mit Pfirsichen, einen zahmen Star in einem Käfig, und die
schönsten Pflanzen und Blumen, die ich je auf einem so kleinen
30
Fleck gesehen habe. Signor Boni hat auf dem Palatin, im Forum
und in den Thermen des Caracalla die Blumen und Sträucher
angepflanzt, die die klassischen Schriftsteller dort vorgefunden
und erwähnt haben. Dies erfreuliche Unternehmen fangt bereits
an, Ergebnisse zu zeitigen; jetzt blühen wieder Rosen und Lilien
auf dem Forum."24
Lacus Curtius
Livius schreibt: ",m Jahre 362 v. Chr. soll in der Mitte des Forums
der Boden durch ein Erdbeben oder eine andere schreckliche
Gewalt auseinandergeklafft sein und einen Spalt von unermeßlicher Tiefe gebildet haben. Dieser Abgrund konnte mit der
Erde, die jedermann herbeitrug und hineinkippte, nicht aufgefüllt werden. Da begann man, durch die Götter gemahnt, sich zu
fragen, was wohl die größte Stärke des römischen Volkes ausmache. Denn die Wahrsag er verkündeten, daß sie dieser anjener
Stelle opfern müßten, wenn sie wollten, daß der Staat der Römer
weiterbestehen sollte.
Da soll die Zweifler ein junger Soldat von großer Tapferkeit, der
Marcus Curtius hieß, zurechtgewiesen haben, indem er sie fragte, ob es für Rom etwas Besseres gäbe als Waffen und Tapferkeit.
Totenstill wurde es, als er sich dann den Tempeln der unsterblichen Götter zuwandte, die sich rings um das Forum erheben,
und dem Kapitol. Er streckte seine Arme erst zum Himmel
empor, dann hinab zum gähnenden Abgrund gegen die Götter
der Unterwelt, und weihte sich selbst dem Tod. Danach bestieg
er sein Pferd, nachdem er sich so prächtig wie möglich geschmückt hatte und sprang in voller Rüstung in den Abgrund.
Und die Menge derMännerund Frauen warf ihm Opfergaben
und Früchte nach."25
Nach dem Opfer des Marcus Curtius soll sich der Abgrund geschlossen haben, so daß zur Zeit des Augustus die Stelle nur noch
mit einer Brunneneinfassung geschmückt war, in die alle Bürger
Roms einmal im Jahr ein Geldstück warfengemäß einem Gelübde, das sie für die Erhaltung des Lebens des Kaisers getan hatten.
Am Lacus Curtius spielte sich am 15. Januar des Jahres 69 n. Chr.
die Ermordung des Kaisers Galba ab, der nach dem Selbstmord
Neros zur Herrschaft kam. Mehrere antike Schriftsteller schildern die dramatischen letzten Minuten des alten Galba:
"Inzwischen wurde Galba hierhin und dorthin geschleppt, je
nach dem Stoßen und Drängen der daherflutenden Menge; überfüllt waren zudem rings die Hallen und Tempel: eine traurige
Schaubühne. Kein Laut von seitendes Volkes oder Pöbels, nur
31
entsetzte Mienen, die Ohren auf jedes Geräusch hin gespannt;
kein Tumult und doch keine Ruhe, sondern Stille wie im Zustand
großer Furcht oder tiefer Erbitterung. Dennoch kam zu Otho
wiederholt die Meldung, daß die Menge sich bewaffne, worauf er
in aller Eile vorzugehen und der Gefahr rechtzeitig zu begegnen
befahl. Und so stürmten denn römische Krieger, als wenn sie den
Vologäsus oder Pacorus vom angestammten Arsacidenthron
stürzen und sich nicht zur Ermordung ihres wehrlosen, greisen
Imperators aufmachen wollten, die Menge auseinandersprengend und den Senat niederreitend, in drohender Rüstung und
rasendem Galopp aufs Forum. Dabei ließen sie sich durch den
Anblick des Kapitols ebensowenig wie durch die Heiligkeit der
aufragenden Tempel oder den Gedanken an frühere und zukünftige Kaiser davor zurückschrecken, einen Frevel zu begehen,
dessen Rache keinem Thronfolger erlassen bleibt.
Beim Anblick des Zuges von Bewaffneten, der in handgreifliche
Nähe rückte, riß der Fahnenträger der Kohorte, die Galba begleitete, das Bildnis Galbas vom Standartenschaft und schmetterte es
auf den Boden. Dies war das Zeichen, auf das hin die Soldaten
ihre Parteinahme für Otho offen zeigten, das Volk fluchtartig das
Forum verließ, gegen die Unschlüssigen Dolche gezückt wurden. Die Soldaten eröffneten den Kampfund warfen ihre Speere
nach der Sänfte; da sie aber nicht trafen, rückten sie mit entblößten Schwertern vor. Niemand nahm sich des Kaisers an, niemand
hielt bei ihm stand, ein Mann ausgenommen, den allein unter sovielen Tausenden die Sonne an diesem Tag Roms würdig handeln sah. Dies war ein Hauptmannnamens Sempronius Densus,
der von Galba nie eine besondere Wohltat empfangen hatte, sondern sich allein aus Plicht und Treue vor die Sänfte stellte. Zuerst
hob er den Rebstock, womit die Centurianen die Vergehen der
Soldaten bestrafen, schrie die Angreifer an und befahl ihnen, den
Kaiser zu verschonen. Als sie aber über ihn herfielen, zog er sein
Schwert und wehrte sich eine lange Zeit, bis er durch einen Hieb
in die Kniekehlen zu Boden gestreckt wurde.
Dann liefen sie auf Galba zu, der nahe beim sogenannten Lacus
Curtius aus der umgestürzten Sänfte auf die Erde gefallen war,
und hieben nach ihm. Er hielt ihnen seinen Hals hin und rief:
"Tut es nur, wenn das Wohl des römischen Volkes es erfordert!"
Da er mit einem Brustpanzer bekleidet war, erhielt er mehrere
Hiebe in die Schenkel und Arme, aber den Hals durchschnitt
ihm, wie die meisten sagen, ein gewisser Camurius, ein Soldat der
fünfzehnten Legion; doch nennen einige den Terentius, andere
den Arcadius, noch andere den Fabius Fabullus. Dieser soll
auch Galbas Kopf abgehauen und, weil er wegen seiner Kahlheit
32
nicht gut angefaßt werden konnte, in seinem Rock fortgetragen
haben. Da aber seine Kameraden ihm zuredeten, eine so rühmliche Tat nicht zu verbergen, sondern öffentlich sehen zu lassen,
steckte er den Kopf des Greises, des maßvollen Herrschers, des
Pontifex Maximus, des Konsuls, auf eine Lanze und lief damit
wie die Bakchantinnen herum, indem er sich oft umdrehte und
die Lanze, an der das Blut herablief, in der Luft herumschwenkte.
Die Leute, die an dem Mord beteiligt waren, oder nur dabei gewesen zu sein behaupteten, rühmten sich des Mordes als einer
schönen denkwürdigen Tat und zeigten in gegenseitigem Wetteifer ihre blutigen Hände vor.
Galbas Leiche, um die man sich lange nicht gekümmert und mit
der man in nächtlicher Ausgelassenheit viel Hohn und Spott getrieben hatte, bestattete sein Hausverwalter Argius, einer der
angeseheneren Sklaven. Es war ein zweifaches Begräbnis in Galbas Privatpark, sein Kopf, den Marketender und Troßknechte
aufgespießt und übel zugerichtet hatten, wurde erst am folgenden Tag vor dem Grabhügel des Patrobius (eines von Galba hingerichteten Freigelassenen Neros) aufgefunden und zu der
schon verbrannten Leiche gelegt. Dies war das Ende des Servius
Galba, der in seinen 73 Lebensjahren die Regierungszeiten von
fünf Kaisern glücklich überstanden hatte und unter fremder
Herrschaft besser dran war, als unter seiner eigenen. Seine Familie war von altem Adel, groß sein Reichtum. Seiner Art nach hielt
er sich etwa in der Mitte, eher frei von Lastern als im Besitz von
Tugenden. Dem Ruhm gegenüber war er nicht gleichgültig, tat
aber auch nicht groß damit. Ohne Gier nach fremdem Geld war
er mit seinem eigenen sparsam, mit Staatsgeldern geizig. Gegenüber Freunden und Freigelassenen war er, soweit er dabei auf
treffliche Männer stieß, von einer Nachsicht, die keinen Vorwurf
verdiente; gegenüber schlechten Vertretern ihrer Art war er bis
zur Sträflichkeit blind. Seine erlauchte Herkunft und die Schrekkenszeiten waren für ihn ein Deckmantel und ließen das, was
eigentlich Bequemlichkeit war, als Weisheit erscheinen. Solange
er in rüstigem Alter stand, erntete er in den germanischen Provinzen kriegerischen Ruhm. Als Prokonsul verwaltete er Afrika
maßvoll und besonnen, in vorgerücktem Alter das diesseitige
Spanien mit gleichgroßer Gerechtigkeit. Solange er Privatmann
war, schien er mehr zu sein, auch wäre er nach allgemeinem
Urteil der rechte Mann zum Herrschen gewesen; es hätte eben
nicht soweit kommen dürfen."26
Als nach der Schlacht bei Bedriacum und dem Selbstmord Othos
der von den germanischen Legionen zum Kaiser ausgerufene
Vitellius heranmarschierte, trug das römische Volk die mit Lor33
beer und Blumen geschmückten Bildnisse Galbas in den Tempeln umher und häufte neben dem Curtiusteich, dem Platz, den
der sterbende Galba mit seinem Blut getränkt hatte, Kränze wie
zu einem Grabhügel auf.
Der Senat hatte, sobald es ihm möglich war, die Ehrung angeordnet, daß des Kaisers Standbild an der Stelle des Forums, wo er
ermordet worden war, auf einer mit Schiffsschnäbeln geschmückten Säule errichtet werde. Aber Vespasian hob den Beschluß auf, da er glaubte, Galba habe heimlich von Spanien aus
Mörder gegen ihn nach Judäa ausgeschickt.
Die Rostra
Livius erzählt, daß 338 v. Chr. nach der Seeschlacht gegen
Antium die Rednertribüne auf dem Forum mit den erbeuteten
Schiffsschnäbeln der Antiaten geschmückt wurde:
"Einige Schiffe der Antiaten wurden ins römische Schiffsdepot
überführt, der Rest wurde verbrannt, und es wurde der Vorschlag
gemacht, ihre Rammsporne zum Schmuck einer Plattform zu
verwenden, die man auf dem Forum errichtete. Dieser Ort wurde
geweiht und Rostra genannt."27
Rostra heißt "die Rammsporne oder Schiffsschnäbel" und ist der
Plural von rostrum: Rammsporn. Seitdem hieß die Rednerplattform Rostra. Als 48 v. Chr. die Nachricht vom Sieg Caesars bei
Pharsalos in Rom bestätigt worden war, ließ der Senat die Statuen
von Pompeius und Sulla, die auf der Rostra gestanden hatten,
entfernen.
Zu den ältesten Standbildern gehören auch die des Tullus Cloelius, Lucius Roscius, Spurius Nautius und Gaius Fulcinius an der
Rostra, welche als Gesandte von den Fidenaten ermordet wurden. Dies pflegte der Staat bei allen denen zu tun, welche
unrechtmäßig umgebracht worden waren, daher denn auch Statuen errichtet wurden für die von der illyrischen Königin Teuta
getöteten Gesandten Publius Junius und Ti. Coruncanius. Dabei
darf ich den Zusatz der Annalen, daß die auf dem Forum ihnen
errichteten Bildsäulen drei Fuß hoch waren, nicht gut übergehen; dies nämlich war das damals für ehrenvoll gehaltene Maß.
Ebenso muß ich den Cn. Octavius um eines vom Senatgebrauchten Ausdrucks willen erwähnen. Dieser machte nämlich mit einem Stab, den er gerade in der Hand hielt, um König Antiochus,
der ihm eine Antwort schuldig geblieben war, einen Kreis und
zwang ihn, ihm die Antwort zu erteilen, bevor er die Linie überschritte. Da er jedoch auf dieser Gesandtschaftsreise ermordet
wurde, befahl der Senat, daß sein Standbild am augenfälligsten
34
Ort errichtet werde, und daher steht es an der Rostra. (Plin. Nat.
hist. 34, 5, 11.)
Im Jahre 44 v. Chr. errichtete der Senat Caesar zwei Statuen auf
der Rostra: die eine zeigte ihn als Retter der Bürger, und die andere als Befreier der Stadt von Belagerung, und beide Statuen trugen die entsprechenden Kronen.
Als Caesar weiterhin den Königstitel ablehnte, aber auch nichts
tat, woraus man schließen konnte, daß er wirklich dagegen war,
schmückten seine Anhänger heimlich seine Statue, die auf der
Rostra stand, mit einem Diadem. Und als die Tribunen Gaius
Epidius Marullus und Lucius Caesatius Flavus es entfernen
ließen, wurde er sehr ärgerlich, obwohl sie kein verletzendes
Wort äußerten und ihn außerdem vor der Volksmenge lobten,
daß er nichts derartiges im Sinn habe. Als Caesar am Fest der
Luperkalien auf der Rostra in seinem vergoldeten Stuhl saß, mit
den königlichen Abzeichen bekleidet und glänzend in seiner vergoldeten Krone, begrüßte ihn Antonius zusammen mit seinen
Mitpriestern als König, und während er ihm ein Diadem um den
Kopf wand, sagte er: "Das bietet das Volk dir durch mich an."
Caesar antwortete: "Jupiter allein ist König der Römer", und er
sandte das Diadem zu Jupiter auf das Kapitol. Dennoch war er
nicht ärgerlich, sondern ließ in die Akten schreiben, daß er den
Königstitel nicht angenommen habe, als dieser ihm durch den
Konsul vom Volk angeboten worden sei.
Von der Rostra hielt Marcus Antonius dann dem ermordeten
Diktator die Leichenrede, und hier ließ er den Kopf seines Todfeindes ausstellen. Der griechische Historiker Appian schreibt in
seiner Geschichte des Bürgerkrieges:
"Antonius saß vor dem Tribunal auf dem Forum, als Laenas ihm
bereits aus großer Entfernung Kopf und Hand Ciceros zeigte,
indem er sie hochhob und schüttelte. Antonius war vor Freude
außer sich. Er krönte den Centurio und schenkte ihm zusätzlich
zur Kopfprämie fünfundzwanzigtausend attische Drachmen,
weil er den Mann getötet hatte, der sein größter und erbittertster
Feind gewesen war.
Der Kopf und die Hand Ciceros wurden für eine lange Zeit auf
der Rostra ausgestellt, dort, wo er früher seine öffentlichen Reden zu halten pflegte. Um dies zu sehen, kamen mehr Leute zusammen als früher bei seinen Reden. Man sagt, daß Antonius sogar bei seinen Mahlzeiten den Kopf Ciceros vor seinem Tisch
aufbaute, bis er endlich des grausigen Anblicks überdrüssig wurde.
So wurde Cicero, ein Mann, der noch jetzt für seine Redekunst
berühmt ist, und der seinem Land als Konsul die größten Dienste
35
Kaiser Caligula.
erwiesen hatte, ermordet und noch nach seinem Ende beschimpft."26
.
Velleius Paterculus hat Cicero einen ergreifenden Nachruf gewidmet: "Jetzt wüteten Antonius und Lepidus, die, beide früher
zu Staatsfeinden erklärt, lieber ihre wirklichen Leiden als das, was
sie verdient hatten, in Rechnung brachten. Caesar (Augustus) widersetzte sich ihnen beiden, aber vergebens. So wurde die Sullanische Proskription erneuert. Nichts war damals unwürdiger, als
daß einerseits Caesar zu Ächtungen gezwungen, andererseits
Cicero geächtet wurde. Durch die Schandtat des Antonius wurde
die Möglichkeit öffentlicher Meinungsäußerung genommen,
ohne daß auch nur ein einziger ftir das Wohl des Mannes gesprochen hätte, der so viele Jahre lang das Heil des Staates und der
Bürger verteidigt hatte. Die enge Begrenzung meines Werkes
zwingt mich, den aus dem Ionern hervorbrechenden Unmut hier
zu unterdrücken. Wahrlich, Marcus Antonius, du hast nichts damit erreicht, daß du einen Preis für jenes erlauchte Haupt und jene unbezwingliche Zunge zahltest und durch einen Henkerslohn
zur Ermordung des Staatsretters, jenes großen Consuls, einludest! Du hast dem Marcus Cicero ein verkümmertes Leben geraubt, ein Greisenalter, welches unter deiner Tyrannei jammervoller gewesen wäre, als es der Tod unter deinem Triumvirat war.
Doch den Nachruhm und die Kunde von seinen Taten und Worten hast du, weit entfernt, ihn zu verringern, vielmehr vergrößert.
36
Kaiser Vespasian.
Er lebt und wird in allen Jahrhunderten leben. Solange dieses, sei
es durch Zufall, durch göttliche Vorsehung, oder wie es sonst
mag, entstandene Weltall unversehrt bestehen wird, welches er
allein von den Römern geistig sah und umfaßte und mit seiner
Beredsamkeit glänzend darstellte, so lange wird es zum Begleiter
seiner Dauer den Ruhm Ciceros haben, so lange wird die gesamte Nachwelt seine gegen dich gerichteten Schriften bewundern und deine Schandtat verfluchen. Eher wird das Geschlecht
der Menschen von der Erde verschwinden als der Ruhm Marcus
Ciceros." 29
Man könnte mit gutem Grund die Rostra das Grabmal Ciceros
und der römischen Republik nennen.
Im Jahre 38 n. Chr. empfing der Kaiser Caligula einige Kleinkönige und bestätigte sie im Besitz ihrer Königreiche. Cassius
Dio beschreibt die Veranstaltung: "Die Zeremonie fand auf dem
Forum statt, wo der Kaiser auf der Rostra zwischen den beiden
Konsuln thronte. Um die Hitze abzuhalten, sollenaufBefehl des
Kaisers sogar seidene Sonnensegel aufgespannt gewesen sein.
Als der Staatsakt zu Ende war, erblickte er in einer Seitenstraße
eine Menge Schlamm, und er befahl voller Wut, den ganzen
Dreck ctem Flavius Vespasianus über die Toga zu schütten, denn
dieser war damals Aedil und ftir die Sauberhaltung der Straßen
zuständig."3o
Als Vespasian später Kaiser wurde, schrieben gewisse Schmeich-
37
Rekonstruktion der republikanischen Rostra.
!er diesem Vorfall große Vorbedeutung zu und behaupteten, daß
Caligula ihm mit der Erde Roms auch die Herrschaft über Rom
in den Schoß geworfen habe.
Anläßlich des Staatsbegräbnisses für Verginius Rufus erwähnt
Plinius die Rostra in einem Brief gegen Ende des 1. Jh. n. Chr.:
"... nach mehreren Jahren kam das römische Volk wieder einmal
in den Ge nuß eines außergewöhnlichen und auch denkwürdigen
Schauspiels: ich meine das Staatsbegräbnis für Verginius Rufus,
einen ebenso bedeutenden und hochberühmten als auch glücklichen Menschen.
Rekonstruktion der kaiserzeitlichen Rostra.
38
Dreißig Jahre lang genoß er den Ruhm seiner Taten, las die auf
ihn verfaßten Gedichte, las seine eigene Geschichte und lebte so
in seinem eigenen Nachruhm. Er war dreimal Konsul und
erreichte damit die höchste Stufe, die ein Privatmann erreichen
kann, da er die des Kaisers ausgeschlagen hatte. Den Kaisern,
denen er seiner Tüchtigkeit wegen verdächtig und auch verhaßt
war, vermochte er sich zu entziehen, und bei seinem Tode saß ein
sehr guter und ihm sehr wohlgesinnter Kaiser (Nerva) auf dem
Thron: man könnte meinen, Rufus hätte so lange leben dürfen,
um gerade dieser Ehre eines Staatsbegräbnisses teilhaftig zu werden. Er vollendete sein dreiundachzigstes Lebensjahr in ruhigster Abgeklärtheit und dementsprechend von allgemeiner
Achtung umgeben. Er erfreute sich einer guten Gesundheit außer daß ihm die Hände zitterten -, doch ohne Schmerzen zu
verursachen. Nur sein eigentliches Lebensende war ziemlich
hart und langwierig, aber gerade da zeigte er sich bewundernswert. Denn als er sich zur Dankrede anschickte, die er als Konsul
dem Kaiser halten sollte, entglitt dem alten, dazu noch aufrechtstehenden Mann das ziemlich umfangreiche und deshalb schwere Manuskript, das man ihm ebengereicht hatte. Als ersieh bückte und es aufhob, rutschte er auf dem glatten und schlüpfrigen
Boden infolge eines Fehltritts aus und brach sich das Hüftbein,
das, ungeschickt eingerichtet, bei seinem hohen Alter nur
schlecht zusammenwuchs.
Das Leichenbegängnis dieses Mannes machte dem Kaiser große
Ehre, große Ehre unserem Jahrhundert, große Ehre auch dem
Forum und der Rednertribüne. Die Lobrede hielt der Konsul
Cornelius Tacitus; denn dies kam noch als Gipfel seines Glücks
hinzu: den wortgewaltigsten Lobredner zu erhalten. Er hat uns
also verlassen, reich an Jahren, reich an Ehren- auch an solchen,
die er zurückwies; doch wir suchen und vermissen ihn als ein
Vorbild aus alten Tagen ... "
Der Tempel des Saturn
Die dunkelsten Tage des Jahres weihten die Römer dem Erdgott
Saturn. Ihm zu Ehren feierten sie die Saturnalien, die mehrere
Tage dauerten, nämlich vom 17. bis zum 23. Dezember. Die
Saturnalien waren ein allgemeines Freudenfest, das zum Andenken an die glückliche Herrschaft des Saturnus in Latium - das
goldene Zeitalter- gefeiert wurde. In der Aeneis beschreibt Vergil das goldene Zeitalter:
39
Saturntempel, Rekonstruktion.
Früh kam dann Saturnus herab vom hohen 0/ympus,
fliehend vor Jupiters Waffen, verbannt und beraubt
seines Reiches.
Er vereinte das rohe, im Bergland verstreute Geschlecht
und
gab ihm Gesetze und zog als Namen "Latium-Heimstatt"
vor, da geheim und geschützt er lebte an diesen Gestaden.
Jene berühmte goldene Zeit, sie gedieh unter seiner
Herrschaft: er lenkte so in freundlichem Frieden die Völker,
bis eine schlechtere Zeit allmählich, getrübt in der Farbe,
folgte und Raserei des Kriegs und die Gier nach Besitztum.3l
Nachdem man am 17. Dezember im Tempel des Saturn ein Opfer
dargebracht hatte, versammelte sich das Volk vor dem Heiligtum
auf dem Forum zu einem gemeinsamen Essen. Dabei blieb rtiemand nüchtern. Alle aßen und tranken undjauchzten dabei: "Io
Satumalia!" Während der Saturnalien ruhten alle Alltagsbeschäftigungen und das tägliche Leben wurde vollkommen auf den
Kopf gestellt. Für kurze Zeit zogen Gleichheit und Freiheit in die
Stadt ein. Auf den Straßen waren frohgestimmte Menschen. Sie
hatten einander die Arme um die Schultern gelegt und sangen.
Während der Saturnalien trugen die rörrtischen Bürger die
Synthesis und verzichteten auf die Toga. Sie betonten damit, daß
keinUnterschied zwischen Mensch und Mensch ist. Die Kopfbedeckung in diesen Tagen war der Pileus, das Symbol der Freiheit.
Die Stadt und die Bewohner des Imperiums feierten das Fest des
Essens und Trinkens, der Ausgelassenheit und Unterhaltung
und überraschten einander mitmehr oder weniger kostbaren Ge-
40
schenken. Eine altüberlieferte Gabe waren Wachskerzen und
kleine gebrannte Tonfiguren. Auf öffentlichen Plätzen und in
den Säulenhallen des Marsfeldes konnte man sie bei fliegenden
Händlern kaufen. In der späteren Zeit kamen kostspielige Geschenke in Mode. Die Wohlhabenden überreichten ihren Freunden teure Silbergeräte, feine Gewänder und versuchten dabei,
einander zu überbieten. Die Klienten waren verpflichtet, ihrem
Patron ein Geschenk zu überbringen, und konnten ein Gegengeschenk erwarten. Dabei stürzten arme Klienten sich oft in Ausgaben, die ihre Kräfte weit überstiegen, um durch ihre teure Gabe
die Gunst des Patrons zu erringen. Ein altes, noch aus der republikanischen Zeit stammendes Gesetz untersagte zwar, daß der
Klient seinem Patron etwas anderes als Wachskerzen schenkte.
Der Klient brachte seinem Patron manchmal eine sehr schöne
Gabe, in der Hoffnung, der reiche Patron werde diese mit einer
noch schöneren erwidern. Martial bezeichnet das Geschenk des
Klienten als Angel, die er für einen reichen Fang auswirft. Aber
der Dichter klagt auch, daß seine eigenen Geschenke zu den
Saturnalien immer spärlicher werden. Während er vor zehn Jahren noch vier Pfund Silberzeug erhalten hatte, war es fünf Jahre
später nur noch ein Schüsselehen von zweihundert Gramm. Zuletzt bekam er nur noch einen leichten, kleinen Löffel. Die meisten bewirteten einander mit raffinierten Speisen und auserlesenen Leckerbissen. Man brachte seinen Freunden in kleinen Körben seltenes Obst, Delikatessen oder auch ein Buch.
Zum Saturnalienfest überraschten auch die Kaiser ihre Verwandten und Freunde mit Geschenken. Augustus verschenkte
an den Saturnalien bald Kleider oder Gold und Silber, bald Münzen jeder Prägung, auch alte aus der Königszeit oder ausländische; bisweilen nichts anderes als Ziegenhaardecken, Schwämme, Kohlenschaufeln, Zangen und andere derartige Dinge, versehen mit dunklen und zweideutigen Aufschriften. Später fügte
Caligula den Saturnalien einen Tag hinzu und nannte ihn "Tag
der Jugend". Ob reich oder arm, niemand konnte mit leeren Händen zu Besuch erscheinen, und in diesen Tagen waren aiie
irgendwo zu Gast.
Am meisten freuten sich die Sklaven, denn sie hatten während
des Festes einige freie Tage. "Man hat Festtage angeordnet",
schrieb Seneca, "an denen die Herren nicht nur gemeinsam mit
ihren Sklaven zu speisen haben, sondern während denen man
ihnen im Hause auch aiie Ehre erweist; sie haben das Recht,
offen zu sprechen, da das Haus im kleinen zum freien Vaterland
erklärt worden ist." Die Herren bedienten ihre Sklaven und die
Sklaven kommandierten ihre Gebieter nach Herzenslust und be41
stem Können hin und her, um sich so für die übrigen Tage des
Jahres zu entschädigen. Das Dasein der Sklaven in Rom war
nicht leicht, weil die Angst Rom wegen seiner eigenen Gewalttätigkeit beherrschte. Aber während der Saturnalien floß der Wein
in Strömen, Herr und Sklave tauschten ihre Rollen, Patrizier und
Plebejer trafen sich als Ebenbürtige, herumziehende Schauspieler traten an den Straßenecken auf, und keine Spottrede war zu
gewagt. Diese verdrehten und tollen Tage verwandelten das Leben in ganz Rom und hoben Würde, Strenge, ja sogar Sparsamkeit, die die Römer am höchsten schätzten, auf.
Unterhalb des Kapitols weihte der Konsul Titus Larcius nach der
Überlieferung am 17. Dezember 498 v. Chr. den Tempel des
Saturn an eben der Stelle, wo bereits Herkules einen Altar errichtet haben sollte. Dieser Tempel erhob sich auf einem hohen und
massiven Sockel, in dessen Ionern der Staatsschatz des römischen Volkes aufbewahrt wurde. Hier befand sich auch der
Amtssitz der Quaestoren, denen das Staatsarchiv und die hier
ebenfalls aufbewahrten Feldzeichen unterstanden. Als Cato im
ersten Jahrhundert v. Chr. Quaestor war, nahm er gleich nach
Antritt seines Amtes personelle Änderungen vor. Plutarch berichtet im Leben Catos darüber:
"Cato setzte gleich nach Antritt der Quaestur bezüglich der bei
der Schatzkammer angestellten Bedienten und Schreiber eine
große Änderung durch. Diese Leute nämlich hatten alle Akten
und Verordnungen unter den Händen und da sie immer junge
Männer (das Mindestalter des Quaestors mußte 27 Jahre sein) zu
Vorgesetzten erhielten, die aus Unwissenheit und Mangel an
Erfahrung erst Belehrung und Unterweisung von anderen benötigten, überließen sie diesen keinerlei Machtbefugnisse, und
waren im Grunde selbst die Quaestoren, bis endlich Cato, um
diesem Unwesen zu steuern, die Sache mit allem Ernst in die
Hand nahm. Denn er begnügte sich nicht mit dem bloßen Titel
und der Ehre des Amtes, sondern besaß den dazu erforderlichen
Verstand und Mut und nahm sich daher vor, die Schreiber als das,
was sie wirklich waren, nämlich als Diener, zu gebrauchen, so
daß er sie, wenn sie schlecht handelten, bestrafte, wenn sie aus
Unkenntnis Fehler machten, in Güte zurechtwies.
Da jedoch diese Leute äußerst frech und unverschämt waren und
sich ihm widersetzten, während sie sich bei den übrigen Quaestoren einzuschmeicheln suchten,jagte er den ersten von ihnen, den
er eines Erbschaftsbetrugs überführt hatte, aus dem Aerarium,
den zweiten aber belangte er wegen Unterschlagung vor Gericht.
Auf diese Weise demütigte er die Schreiber, machte sie ganz
zahm und umgänglich, und da er nun die Akten nach Belieben
42
benutzen konnte, verschaffte er in kurzer Zeit dem Aerarium
größere Achtung, als sie selbst die Kurie genoß, so daß jedermann dachte und sagte, Cato habe der Quaestur die Würde des
Konsulats verliehen. Zunächst fand er eine Menge alter Schulden, die entweder die Staatskasse von Bürgern, oder einzelne
Bürger von der Staatskasse zu fordern hatten, und machte dem
Unrecht, das der Staat zugleich erlitt und beging, mit einem Mal
ein Ende, indem er die ersteren mit unerbittlicher Strenge zur Bezahlung anhielt, die letzteren aber schnell und bereitwillig auszahlte. Daher stieg auch die Achtung des Volkes vor ihm sehr,
weil es sah, daß die einen, die den Staat zu übervorteilen dachten,
bezahlen mußten, und die anderen wiedererhielten, worauf sie
nicht mehr rechneten.
Nicht weniger gefiel dem Volk die emsige und unermüdliche
Sorgfalt, mit der er sein Amt verwaltete. Denn keiner der übrigen Quaestoren kam früher in das Aerarium, keiner ging später
daraus weg als Cato. Auch versäumte er nie eine Volks- oder
Senatsversammlung, um immer sorgfaltig auf diejenigen achtzugeben, die ohne Bedenken aus Gunst entweder Erlassung der
Schulden und Abgaben oder Geschenke auf Kosten des Staates
dem und jenem bewilligen wollten. So versperrte er allen Betrügern den Zugang zum Aerarium, füllte es dagegen mit Geld an
und bewies dadurch, daß der Staat reich sein könne, ohne die geringste Ungerechtigkeit zu begehen.
Auch nachdem er die Quaestur niedergelegt hatte, entzog er dem
Aerarium seine Sorgfalt und Aufmerksamkeit nicht. Seine Sklaven fanden sich täglich dort ein, um die Verhandlungen
abzuschreiben, und er selbst hatte Bücher, welche Rechnungen
über die Verwaltung der Staatskasse von den Zeiten Sullas bis auf
seine eigene Quaestur enthielten, für fünf Talente gekauft und
studierte fleißig darin."32
In Rom und Umgebung sind einige Dutzend Inschriften gefunden worden, in denen Angestellte des Aerariums erwähnt werden. Folgende Grabinschrift, die einen Unterbeamten des Quaestors nennt, wurde an der Via Appia entdeckt:
Memoriae
Cai Artori Iuli
Augendi
Viatoris Quaestori
ab Aerario Saturni
liberti qui et heredes eius
"lulius Augendus, ein Unterbeamter des Quaestors, der dem
43
Aerarium im Tempel des Saturn vorsteht, hat hier seinem Freigelassenen Gaius Artorius und dessen Erben die Grabinschrift setzen lassen".33
Die Quaestoren verfügten bis zur Reform Sullas über 27 und später über 36 Schreiber. Die "scribae" des Augustus werden Privatsekretäre des Princeps genannt. Das unterschied sie von den
anderen einfachen Beamten. Viele scribae begannen ihre Laufbahn als untergeordnete Beamte, als Schreibgehilfen. Hatten sie
Glück oder Geld, so konnten sie mit der Zeit die begehrte Stellung eines Kanzleischreibers erhalten oder kaufen, woraus man
schließen kann, daß diese Beamten nicht immer nur von ihren
Bezügen lebten. Die Korruption erfaßte die Untergebenen genauso wie die Vorgesetzten. Die Schreiber konnten Fälle auf die
lange Bank schieben oder außer der Reihe erledigen lassen. Nur
wenige gab es, die sich nicht bestechen ließen. Auch der berühmte Dichter Horaz gehörte zu Beginn seiner Laufbahn zu den
Schreibern der Quaestoren, der decuria scribae quaestorii, in die
er sich einkaufte.
Als Caesar zu Beginn des Bürgerkriegs nach Rom kam, beschlagnahmte er gegen den Widerstand des Volkstribunen Lucius Metellus den gesamten Staatsschatz im Tempel des Saturn, den
Pompeius bei seiner überstürzten Flucht dort zurückgelassen
hatte. Er solll5000 Goldbarren, 30000 Silberbarren und 30 Millionen Sesterzen in bar gefunden haben.34
Zur Zeit des Kaisers Trajan war der Senator und Schriftsteller
Gaius Plinius Verwalter des Staatsschatzes, wie aus einem Brief
hervorgeht, in dem er Trajan mitteilt, daß er sich ganz dieser
ehrenvollen Aufgabe widmen und daher seine Tätigkeit als
Anwalt einschränken wolle.
Die acht Säulen, die vom Oberbau des Tempels noch stehen,
stammen aus dem 4. Jh. n. Chr., ebenso die Bauinschrift, die besagt, daß der Senat und das Volk von Rom den Tempel nach einem Brand wiederhergestellt haben. Seinen Grundriß kennt man
durch die sog. "Forma Urbis", einen auf Marmorplatten eingemeißelten Stadtplan von Rom aus der Zeit des Septimius Severus. Im lnnern des Tempels stand die Statue des Gottes Saturn,
die mit Öl gesalbt und mit Wollbinden umwickelt wurde. Das
Standbild Saturns wurde bei Triumphzügen und öffentlichen
Festen, wie den Wagenrennen im Circus Maximus, in feierlicher
Prozession mitgeführt. Der hohe Unterbau des Tempels wurde
gegen 30 v. Chr., nach dem endgültigen Ende der Bürgerkriege,
von Munatius Plancus- dem Gründer von Basel- erbaut, als Augustus daran ging, die während der letzten Jahrzehnte vernachlässigten Tempel Roms zu restaurieren.
44
Noch heute bewahrt der Name "Samstag" die Erinnerung an den
Gott Saturn, denn im alten Rom hieß dieser Tag bereits "Saturni
sacra dies", im Englischen noch jetzt Saturday: Tag des Saturn.
Der Tempel des Julius Caesar
Auf dem Forum war neben der Rednertribüne ein prächtiger
Baldachin errichtet, der an Caesars schönsten Tempel, den der
Venus Genetrix, erinnerte. Hier ließ Calpurnius, der die Vorbereitungen für die Bestattung geleitet hatte, den Zug haltmachen
und die Leiche Caesars auf einem elfenbeinernen, purpurgeschmückten Paradebett ausstellen; zu Häupten sah man die Trophäen seiner Siege und das zerfetzte, blutige Gewand, das er an
den Iden des März getragen hatte. Nach Beendigung der Leichenspiele, die nach alter Sitte auf dem Forum im Angesicht der
Bahre stattfanden, trat Marcus Antonius auf, um die Leichenrede
zu halten.
Er begann mit der Aufzählung der Ehrungen, in denen sich die
allgemeine Anerkennung der Verdienste Caesars gezeigt hätten,
und indem er durch den Ton seiner Stimme besonders diejenigen Senatsbeschlüsse hervorhob, durch welche dem Ermordeten göttliche Namen und die allerhöchsten Ehren zuerkannt worden waren, blickte und zeigte er unverwandt auf die Leiche, die
als eine einzige Anklage dalag. Als er den Beschluß erwähnte,
daß Caesar heilig und unverletzlich sein solle, setzte er hinzu:
"Nicht etwa ein anderer, der um seinen Schutz nachgesucht hätte, sondern er selbst, unser heiliger und unverletzlicher Caesar,
liegt hier getötet vor uns, obgleich er keinerlei tyrannische Gewalt, ja nicht einmal Bitten angewandt hat, um solche Ehren zu
erlangen." Und noch einmal verlas er die Eidesformel, mit der
sämtliche Senatoren sich verpflichtet hatten, über Caesars Person und Leben zu wachen, und zwar so, daß auch denjenigen der
Fluch treffe, der ihn nicht gegen die Anschläge anderer verteidige. Hier erhob er seine Stimme, streckte seine Hand aus gegen
den Tempel des lupiter, der vom Kapitol herabschaute, und rief:
"lupiter, du Gott unserer Stadt, und ihr anderen Gottheiten,- ich
bin bereit, Rache zu nehmen, wie ich gelobt und geschworen habe. Aber nachdem meine Standesgenossen erklärt haben, daß sie
das für gut halten, was einmal beschlossen worden ist, so bete ich
zu den Göttern, daß es wirklich zuträglich sein möge." Als Reaktion auf diese Worte wurden Laute des Unwillens bei den Senatoren laut, worauf Antonius einlenkte: "Was einmal geschehen ist,
ihr Mitbürger, sieht aus wie das Werk irgendeiner Gottheit, nicht
45
Julius Caesar.
eines Menschen, und wir müssen nicht nur auf das Geschehene,
sondern auch auf die Gegenwart blicken. Denn der nächste
Augenblick bedroht uns mit der Gefahr, in den Bürgerkrieg früherer Jahre zurückzufallen und alles in Rom noch übrige edle
Blut vollends vergossen zu sehen. So laßt uns denn die heilige
46
Leiche unter feierlichen Trauergesängen zu ihrer Ruhestätte geleiten!"
Mit diesen Worten schürzte er seine Toga, als wollte er sich bereitmachen, den Zug zum Marsfeld zu geleiten, trat an das Ruhebett zu Häupten von Caesars Leiche, und indem er sich bald zu
deren Anlitz niederbeugte, bald sich wieder aufrichtete, stimmte
er ein feierliches Lied zu Ehren des unter die Götter Aufgenommenen an und betete nach der Sitte mitausgebreiteten Armen zu
ihm; dann zählte er die Kriege, Schlachten, Siege und Eroberungen Caesars auf, dazwischen wiederholt ausrufend: "Du
allein unüberwunden in allen Schlachten! Du allein hast die
Schmach, die seit 300 Jahren auf uns lag, getilgt, da du das Volk
demütigtest, welches Rom eingenommen und in Asche gelegt
hat!" Nachdem er so wie in Verzückung gesprochen hatte, ließ er
plötzlich seine Stimme zum Ton tiefster Trauer ersterben und
weinte und wehklagte über das unverdiente Schicksal seines Herzensfreundes, indem er mit einem Schwur beteuerte, daß er gern
sein Leben hingeben wolle, wenn er jenen damit zurückrufen
könne. Endlich aber schrie er wie außer sich vor Schmerz Fluch
über die Mörder, deckte die Leiche aufund hob an einer Lanze
Caesars Gewand in die Höhe, so daß man sah, wie es von dessen
Blut getränkt und von den Dolchen überall zerfetzt war.
Da erhob ringsum die zahllose Menge ein lautes Klagegeschrei
und den Ausbrüchen der Trauer folgten unmittelbar Äußerungen des Zorns. Selbst die Trauergesänge, die nach der Sitte von
Chören angestimmt wurden, hatte man mit der Absicht ausgewählt, die Menge aufzustacheln. Es waren einzelne Stücke aus
Trauerspielen dazu genommen worden, die das Volk aus dem
Theater kannte und in denen über die Feindschaft solcher geklagt wurde, denen man nur Gutes erwiesen hätte. Als es nun in
einem solchen Lied hieß:
"Ich mußte die erhalten, die mich töten sollten ... " glaubte das
Volk, die Stimme des Ermordeten gleichsam aus der Unterwelt
zu vernehmen. Im gleichen Augenblick erhob sich über dem
Ruhebett, auf dem der Leichnam nur von wenigen gesehen werden konnte, die in Wachs nachgebildete Gestalt Caesars mit den
23 blutigen Wunden, die durch einen Mechanismus aufgerichtet
und nach allen Seiten gedreht wurde. Da brach der Sturm los:
jetzt empfand das Volk erst richtig die grausige Mordtat, an Caesar von denen verübt, die ihm ihr Leben und ihren Besitz verdankten. Man rannte los, um die Mörder zu suchen und vor der
Leiche Caesars als Totenopfer zu schlachten. Aber diese waren
rechtzeitig verschwunden, als sie die Absicht des Antonius
erkannten. Der Volkstribun Helvius Cinna, der an Caesars Tod
47
völlig unschuldig war, kam den Rasenden in den Weg: trotzaller
Beteuerungen, daß er nicht der an der Verschwörung beteiligte
Praetor Cornelius Cinna sei, wurde er von der tobenden Menge
zerrissen. Plutarch erzählt, daß Cinna in der Nacht zuvor geträumt habe, Caesar habe ihn zur Tafel geladen. Er lehnte ab,
doch Caesar ließ nicht locker und drängte ihn, zu kommen.
Schließlich führte er ihn in eine unermeßlich weite, finstere Gegend, wohin er ihm nur widerwillig und mit Schrecken folgte.
Nach diesem Traum bekam er noch in der Nacht Fieber. Am
Morgen, als das Leichenbegängnis stattfinden sollte, mochte er
nicht fehlen. So geriet er unter die Menge, in der schon gefährliche Erregung herrschte, und mußte so der Einladung Caesars
doch noch folgen.
Weiter stürzte das Volk mit Fackeln nach den Häusern der Verschwörer, um diese niederzubrennen, was jedoch die bewaffneten Sklaven der Betroffenen verhindern konnten. Nun kehrte die
Menge zum Forum zurück, um die Leiche Caesars auf das Kapitol zu tragen und dort zwischen den Standbildern der Stadtgottheiten zu verbrennen. Als aber die Priester des Jupitertempels
das verboten, trug man die Leiche wieder aufs Forum, wo man in
aller Eile einen Scheiterhaufen aus Tischen, Bänken und Einrichtungsgegenständen der umliegenden Basiliken und Buden
errichtete, die Leiche darauflegte und auf diesem gewaltigen Katafalk mitten auf dem Forum verbrannte.
Bald erschien auch der falsche Marius wieder in der Hauptstadt,
den Caesar vor seinem Tode aus Italien verbannt hatte. Er hieß
eigentlich Amatiusoder Herophilus, was auf griechisch dasselbe
heißt, und gab sich als Enkel des großen Marius aus. Nun ergriff
er die günstige Gelegenheit und warf sich zum Rächer Caesars
auf. An der Stelle des Forums, wo Caesars Leiche verbrannt worden war, wurde ein Altar errichtet und ein förmlicher Caesarkult
betrieben, bis Antonius den falschen Marius gefangennehmen
und ihn, ohne viel Umstand zu machen, im Gefängnis erdrosseln
ließ.
Die Triumvirn Antonius, Octavian und Lepidus beschlossen im
Jahre 42 v. Chr., daß an der Stelle, wo Caesar verbrannt worden
war, ein Tempel zu seinem Andenken errichtet werden sollte.
Die Wirren des Bürgerkrieges verhinderten den Bau bis 29 v.
Chr., als Octavian nach Vernichtung aller Rivalen die alleinige
Macht besaß. Die Fassade des Tempelpodiums wurde mit den
Schiffsschnäbeln der aegyptischen Flotte geschmückt, die Octavian bei Actium erbeutet hatte. Die Terrasse vor dem Tempel
diente als neue Rednerbühne, die vor allem bei den Leichenfeierlichkeiten für die Kaiser und die Mitglieder des kaiserlichen
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Hauses benutzt wurde. Hier wurde 14 n. Chr. dem Kaiser Augustus die Leichenrede gehalten.
Für die Bestattung des Augustus hatte Tiberius ein prächtiges
Paradebett bauen lassen aus Gold und Elfenbein, behängt mit
purpurnen, golddurchwirkten Decken, die den Sarg mit der Leiche vollständig verhüllten. Was man sah, war nur ein Brustbild
aus Wachs, geschmückt mit einem Triumphalgewand; daneben
eine goldene Büste des Augustus aus der Kurie des Senats und
ein drittes Bildnis auf einem Prozessionswagen. Dann folgte in
endlosem Zug die lange Reihe seiner Ahnen und der Verwandten des Kaisers; nur Caesars Bild fehlte, da er als Gott nicht unter
den Bildern der Menschen erscheinen durfte, während Pompeius der Große und sogar Romulus in der Prozession vertreten
waren. Es schien, als seien die Gestalten vom Forum des
Augustus lebendig geworden, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Den Schluß des Zuges bildeten die Personifikationen derbesiegten und unterworfenen Völkerjedes in seiner einheimischen
Tracht und Bewaffnung.
Der Zug bewegte sich vom kaiserlichen Palast zunächst nach
dem Forum, wo das Paradebett auf die Rednerbühne des Caesartempels gestellt wurde. Hier zu den Füßen der Statue seines vergötterten Vaters wurde die Leiche des Augustus niedergesetzt,
und Tiberius bestieg die Rednertribüne, um die Trauerrede zu
halten. Dasselbe Schauspiel wiederholte sich noch einmal auf
dem Comitium, wo der Trauerzug bei der alten Rostra hielt; hier
wurde das Paradebett auf die Rostra gestellt, und Drusus, der
Sohn des Tiberius, hielt eine zweite kurze Rede, namentlich über
das Privatleben des Verstorbenen. Von da setzte sich der Zug
nach dem Marsfeld in Bewegung; Senatoren trugen die Leiche
auf ihren Schultern zum Verbrennungsplatz, gefolgt von dem
endlosen Zug der Leidtragenden.
Der Grieche Polybias hat diese großartig-unheimliche Prozession lebender Leichname beschrieben. 35 Ein wunderbares
Schauspiel! Durch die engen Gassen der alten Stadt zieht unter
dem Klang der Tuben ein Zug daher, ernst und feierlich mitallen
Zeichen der Trauer und doch in glänzender Pracht. Sahen sonst
die Römer ihre Konsuln und Praetoren einzeln in der strengen
Würde ihres Amtes dahinschreiten, einen Triumphator nur einmal in vielen Jahren auf seinem Wagen die heilige Straße hinauffahren, in einem solchen Leichenzug eines Patriziers, der die
höchsten Ämter bekleidet hatte, sahen sie ganze Reihen von
Konsuln, Praetoren, Censoren in feierlichsten Prachtgewändern,
jeden von seinen Liktoren begleitet, zwischen deren Rutenbündeln die blanken Beile blitzten, sahen zwischen ihnen auch
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wohl zwei oder mehr Triumphatoren im golddurchwirkten Gewand und der ganzen strahlenden Pracht ihres vielbegehrten,
stolzesten Ehrentages, sie alle aus derselben Familie, alle Träger
desselben Namens. Und sie waren es wirklich und leibhaftig, die
einst Gewaltigen, längst Verstorbenen, umwittert von dem
unheimlichen Grauen des Grabes, wiederauferstanden in ihrer
alten Würde. Da erkannten Greise ehrfürchtig den Feldherrn
wieder, der sie in ihrer Jugend zum Sieg geführt hatte, und bewundernd sah das Volk die Großen alter Zeit daherschreiten, deren Ruhm seit Generationen der Ruhm Roms war. Nie wieder
haben sich Geschlechter so großartig und selbstbewußt
dargestellt. Nichts gibt wie ein solches Begräbnis ein anschaulich
eindrückliches Bild von der würdevollen Hoheit der
Ständeherrschaft des republikanischen Rom.
Es mußte auf den Fremden, dem die römischen Bräuche unbekannt waren, ein überwältigenden Eindruck machen. Die Schilderung des Polybias läßt fühlen, wie lebhaft und tief selbst dieser
nüchtern urteilende Mann von dem Schauspiel ergriffen war. Die
Römer haben es nicht selten gesehen, und doch wird es auch für
sie immer wieder ein großes Ereignis gewesen sein und der Jugend, wie Polybias hervorhebt, ein Ereignis von bleibender Erinnerung.
Nahe bei seinem Mausoleum, direkt neben der Via Flaminia, hatte Augustus eine kreisrunde Terrasse aus Marmorquadern bauen
lassen, eingefaßt von einem Eisengitter, bepflanzt mit düsteren
Zypressen. In der Mitte war der Scheiterhaufen bereits aufgeschichtet, auf dem die Bahre abgesetzt wurde. In feierlicher Prozession umkreisten nun sämtliche Priester den Scheiterhaufen,
während die Ritter, ebenso wie die Soldaten, in voller Rüstung einen Umlauf hielten. Manche warfen dabei zum Zeichen der
Trauer ihre militärischen Auszeichnungen auf den Scheiterhaufen. Viele der Versammelten fühlten - vor allem die wenigen,
die noch die Republik gekannt hatten -, daß erst jetzt das alte
Rom wirklich gestorben war und unwiederbringlich dahin. Unter
ihnen gab es gewiß noch einige alte Männer, die Caesar gesehen
und Cicero gehört hatten. Vielleicht stand auch der alte Livius
in ihrer Mitte, der Augustus um wenige Jahre überleben sollte.
Schließlich ergriffen Centurianen die Fackeln, um den Scheiterhaufen anzuzünden. In seinem Inneren hatte man einen Adler
verborgen, der plötzlich, als der Holzstoß in vollen Flammen
stand, sich befreite und aufflog, wie um die Seele des Kaisers zum
Himmel zu tragen. Dann löste sich die Trauerversammlung auf;
die glühende Asche wurde mit Wein gelöscht und die Reste
unter althergebrachten Gebräuchen gesammelt, um in dem
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Mausoleum des Augustus.
Mausoleum beigesetzt zu werden, das Augustus sich schon vor
mehr als 40 Jahren gebaut und mit zwei ägyptischen Obelisken
geschmückt hatte.
In den Ruinen des mächtigen Rundbaus hat man Inschriften und
Urnen von Mitgliedern des julisch-claudischen Kaiserhauses gefunden, wie die der Agrippina und des Tiberius; aber die Grabschrift des Augustus selbst ist spurlos untergegangen.
Der Tempel des Castor und Pollux
Um die Mittagszeit des 15. Juli des Jahres 496 v. Chr.lag Rom wie
ausgestorben in der glühenden Sommerhitze. Fast alle wehrfähigen Männer waren im Feld, um die junge Republik gegen das
Heer des vertriebenen Königs Tarquinius Superbus zu verteidigen. In den verödeten Straßen waren nur wenige Bürger zu
sehen, und einer von denen, die in Geschäften unterwegs sein
mußten, war ein gewisser Lucius Domitius, der gerade das
Forum überquerte, um sich an der kühlen Quelle der Iuturna am
Abhang des Palatins zu erfrischen und im Schatten der hohen
Bäume, die sie umstanden, zu rasten. Als er sich dem Hain näherte, erblickte er zweijunge Männervon übermenschlicher Größe,
die dabei waren, ihre schweißbedeckten Pferde zu tränken. Er
trat zögernd auf sie zu, da sie ihm nicht ganz geheuer waren und
fragte sie, was sie zu einer Zeit, da alle waffenfähigen Männer sich
im Krieg gegen die Etrusker ~~fänden, hier zu suchen hätten. Sie
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Via Sacra mit dem Tempel des Castor und Pollux.
erwiderten ihm, daß sie eine Botschaft ftir das Volk von Rom hätten, und berichteten dann von einem großen Sieg der Römer am
Regillus-See über die verbündeten Heere der Etrusker und Latiner. Als Lucius Domitius ungläubig abwehrte, berührten die beiden geheimnisvollen Fremden seinen Bart mit den Händen und
verschwanden gleich darauf. Als der erstaunte Domitius sich seinen Bart betrachtete, stellte er bestürzt fest, daß dieser kupferrot
geworden war.
So rasch er konnte, eilte er zum Senat, um sein Erlebnis dort zu
erzählen. Das allgemeine Erstaunen war groß, vor allem wunderten sich die Väter über seinen roten Bart, der auch den Ungläubigsten als Beweis ftir seinen Bericht dienen mußte. Während
man noch aufgeregt die Sache erörterte, traf ein Schreiben des
Diktators Postumius ein, in dem er schrieb, daß er das Heer der
Etrusker und Latiner am Regillus-See vernichtend geschlagen
habe. Als er in einem Augenblick höchster Bedrängnis den Dioskuren für den Fall des Sieges einen Tempel gelobt habe, seien
diese plötzlich aus dem Nichts erschienen. Sie hätten auf Seiten
der Römer in den Kampf eingegriffen und sofort das Schlachtenglück gewendet.
Da erkannten alle, daß die beiden Fremden vom Quell der Iuturna niemand anders als Castor und Pollux gewesen waren. Neben
der Quelle, wo die Dioskuren ihre Pferde getränkt hatten, errichtete man ihnen zu Ehren einen Tempel, der zum Nationalheiligtum der römischen Ritterschaft wurde. Seitjener Zeit war der 15.
Juli, der Tag des Sieges, den Dioskuren geweiht. Jener Lucius
52
Domitius aber, der seitdem in Rom Ahenobarbus, d. h. Rotbart,
hieß, war der Ahnherr des Kaisers Nero.
Wir lesen bei Livius, daß im Jahre 340 v. Chr. die campanischen
Ritter das römische Bürgerrecht erhielten. Zur Erinnerung an
dieses außergewöhnliche Ereignis - die Römer pflegten mit der
Verleihung des Bürgerrechtes sehr sparsam umzugehen- wurde
im Castortempel zu Rom eine Bronzetafel aufgehängt.se Im
Jahre 306 v. Chr. kehrte der Konsul Marcius siegreich nach Rom
zurück und feierte einen Triumph über die Hernicer. Deshalb beschloß der Senat, ihm vor dem Castortempel eine Reiterstatue
aufstellen zu lassen. 37
In der Spätzeit der Republik war die große Freitreppe des Castartempels der Schauplatz dramatischer Ereignisse, da die politischen Führer von hier aus oft ihre Reden hielten. Als Caesar im
Jahre 65 v. Chr. zusammen mitMarcus Bibulus während ihrer gemeinsamen Aedilität die Römischen und Megalesischen Spiele
veranstaltete, hielt er gleichzeitig Gladiatorenspiele zu Ehren seines verstorbenen Vaters ab, die so glanzvoll waren, daß Bibulus,
der doch die Hälfte der Kosten bezahlt hatte, völlig in den Schatten gestellt wurde. Bibulus selbst bemerkte scherzend, daß er das
Schicksal des Pollux teile, denn genau wie der für die Zwillingsbrüder errichtete Tempel auf dem Forum immer nur Castartempel genannt werde, so spreche man von seiner und Caesars
Freigebigkeit immer nur als von der Caesars allein.
Tempel des Castor und Pollux.
53
Im Jahre 62 v. Chr. stellte der Volkstribun Metellus den Antrag,
Pompeius, der gerade im Osten Krieg führte, mit seinen Truppen
nach Italien zu holen, damit er den Schutz der durch Catilina in
Gefahr geratenen Stadt übernehme. Cato als Wortführer der Senatspartei widersprach ihm und versuchte, den Antrag zu verhindern, wobei es dann vor dem Castortempel, vor dem abgestimmt
werden sollte, zu einer regelrechten Straßenschlacht kam.
"An dem Tag nun, an dem das Volk über den Antrag abstimmen
sollte, stand für Metellus eine Menge bewaffneter Fremder, Gladiatoren und Sklaven auf dem Forum bereit. Auch ein großer
Teil des Volkes, das durch eine Veränderung zu gewinnen hoffte,
sehnte sich nach Pompeius, und von Caesar, der damals Praetor
war, konnte man ebenfalls auftätige Unterstützung hoffen. Cato
hingegen hatte zwar die vornehmsten und angesehensten Bürger
zu Freunden, die seinen Unwillen mit ihm teilten, aber sie litten
mehr mit ihm unter diesen Umständen, als daß sie ihm im Kampf
beigestanden hätten. Daher herrschte in seinem Haus große
Furcht und Niedergeschlagenheit, so daß einige Freunde, die seinetwegen in großer Sorge waren, ohne Nahrung die ganze Nacht
miteinander wachten und seine Frau und Schwestern ängstlich
klagten und weinten. Er selbst sprachjedoch furchtlos und unerschrocken mit ihnen allen, suchte sie zu beruhigen, und nachdem er wie gewöhnlich zu Abend gespeist hatte, verbrachte er die
Nacht so ruhig, daß er am anderen Morgen von einem seiner
Amtskollegen, dem Minucius Thermus, aus tiefem Schlaf geweckt werden mußte.
Dann gingen beide zusammen aufs Forum, wohin sie von nur
wenigen begleitet wurden; um so mehr Leute aber kamen ihnen
entgegen und warnten sie. In der Nähe des Forums blieb Cato
stehen, und als er sah, daß nicht nur der Tempel der Dioskuren
von Bewaffneten umringt war, sondern auch die Stufen des Tempels von Gladiatoren bewacht wurden und Metellus zusammen
mit Caesar oben saß, wandte er sich zu seinen Freunden und
sagte: "Welch ein Prahlhans und Feigling muß der sein, der gegen
einen einzigen wehrlosen und unbewaffneten Mann so viele Soldaten aufbietet!" Dann setzte er mit Thermus seinen Weg fort.
Die Wachen auf den Stufen machten gleich Platz, ließen aber
sonst niemanden durch, so daß Cato gerade noch Minucius bei
der Hand mit hinaufführen konnte. Dann ging er rasch hin und
setzte sich mitten zwischen Metellus und Caesar, wodurch er sie
daran hinderte, sich miteinander zu besprechen. Diese gerieten
darüber in große Verlegenheit; alle Gutgesinnten aber, die voller
Bewunderung die feste Entschlossenheit und den stolzen, unerschrockenen Mut Catos sahen, kamen näher heran und ermun-
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terten durch laute Zurufe sowohl Cato, getrost und ohne Furcht
zu sein, als auch sich selbst, zusammenzuhalten und weder die
Freiheit, noch den, der für sie kämpfe, im Stich zu lassen.
Darauf nahm der Gerichtsdiener den Antrag in die Hand, um ihn
vorzulesen. Weil Cato das aber nicht geschehen ließ, nahm ihn
Metellus selbst und fing an zu lesen, bis Cato ihm das Blattaus der
Hand riß. Nun wollte Metellus, der den Wortlautauswendig wußte, ihn mündlich hersagen: jedoch Thermus hielt ihm den Mund
zu und ließ ihn nicht zu Wort kommen. Als MeteBus erkannte,
daß die beiden Männer zu einem hartnäckigen Kampf entschlossen waren, und auch das Volk sich für sie erklärte, unternahm er
andere Schritte, um sein Ziel zu erreichen und ließ die Bewaffneten, die bereitstanden, unter furchtbarem Geschrei anrücken. Da
liefen alle auseinander, nur Cato blieb stehen, obwohl von oben
her mit Steinen und Knüppeln nach ihm geworfen wurde. Ein
alter Widersacher Ca tos aber, Murena, blieb dabei nicht gleichgültig, sondern bedeckte Cato mit seiner Toga und rief den Werfern zu, aufzuhören. Dann führte er ihn unter vielem Zureden
am Arm in den Schutz des Dioskurentempels.
Als Metellus sah, daß die Plattform leer war, glaubte er schon gewonnen zu haben, da er seine Gegner über das Forum fliehen
sah; er ließ die Bewaffneten abrücken, trat dann mit gehörigem
Anstand auf und suchte seinen Antrag durchzusetzen. Als die
Gegenpartei das merkte, machte sie auf ihrer Flucht kehrt und
drang wieder auf ihn ein, so daß er und seine Anhänger glaubten,
sie hätte sich inzwischen mit Waffen versehen und das Feld
räumten."ss
Ein anderes Mal sprach Caesar zugunsten des Pompeius von der
Treppe des Castortempels herab zum Volk. Sein Mitkonsul Bibulus wollte ihn daran hindern und stürmte zusammen mit seinen
Liktoren die Treppe hinauf. Als er jedoch oben erschien und gegen Caesar sprechen wollte, warfen dessen Anhänger ihn samt
seinen Liktoren, deren Rutenbündel sie zerbrachen, die Stufen
hinunter. Als sich Bibulus am nächsten Tag im SenatüberCaesar
beschwerte, aber niemanden fand, der es gewagt hätte, über eine
solch unerhörte Gewalttat einen Antrag zu stellen oder seine
Meinung zu sagen, wie man es doch schon oft bei leichteren Zwischenfallen getan hatte, war dieser dermaßen verzweifelt, daß er
bis zum Ende seines Amtsjahres, zu Hause versteckt, nur noch
schriftlich Einspruch erhob.
Von dieser Zeit an besorgte Caesar ganz allein und nach seinem
Gutdünken alle Staatsgeschäfte, so daß einige Leute, wenn sie
unterschreiben mußten, zum Scherz schrieben: "im Konsulatsjahr von Julius und Caesar': anstatt von "Caesar und Bibulus':
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Auch gingen bald im Volk folgende Verse um:
Neulich geschah was, doch nicht durch Bibulus, sondern durch
Caesar.
Weiß ich doch nicht, ob je Bibulus selbst was gemacht.39
Als nach der Ermordung Caesars die Triumvirn Antonius, Lepidus und Octavian, der spätere Kaiser Augustus, um die Macht
kämpften, wurde der Castortempel wieder einmal zum Schauplatz einer politischen Demonstration. Der Tribun Cannutius,
ein Feind des Antonius und daher dem Octavian freundlich gesonnen, traf mit diesem zusammen. Als er sich über seine
Absichten informiert hatte, wandte er sich an das Volk und
erklärte, daß Octavian ein unversöhnlicher Feind des Antonius
sei, und deshalb derjenige, der fürchte, daß Antonius nach der
Gewaltherrschaft strebe, sich auf die Seite des Octavian stellen
solle, zumal im Augenblick keine andere bewaffnete Macht zur
Hand sei. Nachdem er so gesprochen hatte, brachte er Octavian
in die Stadt, der sein Lager am Tempel des Mars, fünfzehn Stadien vor Rom, aufgeschlagen hatte. Octavian begab sich gleich
nach seiner Ankunft zum Tempel des Castor und Pollux, den seine Soldaten mit verborgenen Waffen umringten. Cannutius
sprach als erster zum Volk und hetzte gegen Antonius. Dann
erinnerte Octavian das Volk an seinen Vater Caesar und daran,
was er persönlich von Antonius erlitten habe.4o
Mit dem Ende der Republik hörte der Castortempel auf, Schauplatz derartiger Parteikämpfe zu sein und niemand stand mehr
auf seiner hohen Treppe, um zum Volk von Rom zu sprechen.
Als Tiberius im Jahre 6 n. Chr. siegreich aus dem Germanenkrieg
zurückkehrte, verwendete er einen Teil seiner Beute für den
glanzvollen Ausbau des Tempels. In der Bauinschrift stand neben seinem eigenen auch der Name seines verstorbenen Bruders
Drusus. Kurioserweise nannte er sich in der Inschrift Tiberius
Claudianus (statt Claudius) Nero, um zu demonstrieren, daß Augustus ihn adoptiert hatte.
Einige Jahre später vergriff sich der wahnsinnige Caligula am
Castortempel, indem er ihn zur Eingangshalle seines Palastes
umbauen ließ. Der neue Zugang zum Palast verlief nach der Beschreibung einiger antiker Autoren genau zwischen den Standbildern der göttlichen Zwillinge, damit, wie der Kaiser zu prahlen
pflegte, er die Dioskuren zu Türhütern habe. Oft soll er sich auch
zwischen die Statuen gestellt haben, um sich von den Besuchern
des Tempels anbeten zu lassen. Nach der Ermordung Caligulas
im Jahre 41 n. Chr.ließ sein Onkel und Nachfolger Claudius den
Tempel wieder in seiner ursprünglichen Form herstellen.
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Wie die Ritter des Mittelalters den St. Georg als ihren Schutzheiligen verehrten, so standen die Ritter des antiken Rom unter dem
Schutz der Dioskuren, und ein Festzug der römischen Ritter
erinnerte in jedem Jahr an die Hilfe der Götter. Da diese Sitte im
Lauf der Zeit allmählich in Vergessenheit geraten war, beschloß
Augustus, sie neu zu beleben: er kombinierte die censorische
Musterung mit dem Festzug der Reiter zu Ehren der Dioskuren.
Am 15. Julijedes Jahres ordnete sich der Festzug, manchmal von
5000 Reitern, mit Kränzen und Festschmuck beim Tempel des
Mars vor der Porta Capena, wo Augustus einmal in den Zeiten
des Bürgerkrieges sein Lager gehabt hatte. Man ritt durch die
Stadt aufs Forum zum Tempel der Dioskuren. Vor dem Tempel
thronte der Kaiser, umgeben von drei Senatoren und ließ die Reiter auf dem Weg zum Kapitol an sich vorüberziehen. Glücklich
der, welcher aufgerufen wurde und vorüberreiten durfte!
Wer übergangen wurde, war damit aus dem Ritterstand ausgestoßen; andere erhielten eine Rüge oder Ermahnung, entweder
vor allem Volk oder auch schriftlich, indem ihnen ein Briefüberreicht wurde, den sie sofort lesen mußten. Wer einen persönlichen Feind hatte, wurde gelegentlich angehalten und zum
Absteigen gezwungen, um sich zu verantworten, aber Augustus
pflegte solche Unternehmungen kurz abzuschneiden: die Iden
des Juli waren ein Tag des Urteils, nicht der Untersuchung, die
sich bei der großen Anzahl von Rittern an diesem Tag von selbst
verbot.
Ihren militärischen Charakter hatte die Ritterschaft längst eingebüßt. Voraussetzung war nur freie Geburt und Unbescholtenheit, verbunden mit einem Vermögen von 400 000 Sesterzen. Die
Ritter trugen als Abzeichen ihres Standes einen purpurgesäumten Umwurf, einen schmalen Purpurstreifen an der Tunika und
einen goldenen Fingerring. Nach den Bestimmungen des Augustus blieben die Ritter lebenslänglich im Besitz ihrer Würde,
wenn sie nicht in den Senat eintraten oder aus bestimmten Gründen vom Kaiser in den dritten Stand versetzt wurden. Der Unterschied zwischen Rittern mit dem Staatspferd und denen mit eigenem Pferd wurde aufgehoben. Jeder Ritter hatte von da an ein
Staatspferd, das er zurückgeben durfte, wenn er das 35. Lebensjahr erreicht hatte, ohne darum aus der Liste der römischen
Ritter gestrichen zu werden. Alle nicht vom persönlichen Dienst
befreiten in Rom lebenden Ritter waren in sechs Abteilungen
eingeteilt und standen während ihres Dienstes unter eigenen
Offizieren. Der Dienst beschränkte sich übrigens darauf, daß sie
einmal im Jahr einen Vorbeiritt vor dem Kaiser zu bestehen hatten. Früher mußten sich die Ritter, nach ihrer Tribus geordnet,
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das Pferd am Zügel führend, einer Musterung durch den Censor
unterziehen. Diese Sitte war längst in Vergessenheit geraten, als
sie von Augustus erneuert wurde. Bei der großen Menge von
römischen Rittern, die in Rom wohnten, hatte der Kaiser bei der
Vorbereitung seiner Revision der Ritterliste eigentlich ebensoviele Untersuchungen über die einzelnen anzustellen, ob sie den
gesetzlichen Anforderungen immer noch entsprachen. Dazu
kamen in jedem Jahr zahlreiche Gesuche um Aufnahme in den
Ritterstand, die der Kaiser allein unmöglich alle bewältigen
konnte. Er erbat sich daher-vom Senat den Beistand von zehn
Senatoren, die die einzelnen Fälle überprüfen sollten. Diese
Untersuchungen mußten abgeschlossen sein bis zum 15. Juli,
dem Tag, an dem die römische Ritterschaft in glanzvoller Parade
am Castortempel vorbei zum Kapitol hinaufzog.
Die Vestalinnen
"Das Haus der Vestalinnen liegt in Trümmern, und der eilige Besucher sieht weiter nichts als ein Durcheinander von Backsteinmauern und eine weite, grasbewachsene Fläche mit zwei rechteckigen Goldfischbecken in der Mitte. An einer Längsseite des
verschwundenen Säulenumgangs steht eine Reihe weißer Statuen. Es sind die Standbilder der obersten Vestalinnen, der Vestales Maximae, man fand sie in den Ruinen. Eine trägt den purpurgesäumten Schleier, das su.fjibulum auf dem Haupt, und soweit
ich weiß, ist dies die einzige bildliehe Darstellung dieser Kopfbedeckung, die wir haben. Sie wurde nur angelegt, wenn der Vesta
Salzkuchen und andere Opfergaben dargebracht wurden.
Das ist alles, was wir sehen; aber in der Vorstellung können wir
uns den prunkvollen zweistöckigen Säulenumgang, in dem alles
aus Marmor war, wieder aufbauen. Von den Säulen, die das erste
Stockwerk stützten, sind noch Bruchstücke gefunden worden;
sie waren aus Cipollino und die kleineren darüber aus dem seltenen und kostbaren Breccia Corallina. Im oberen Stockwerk lagen
die Schlafgemächer der Vestalinnen, ihre marmorbelegten Wände stürzten mit der Zeit in das Erdgeschoß hinunter. Dabei kam
eine traurige Geschichte zutage. Rings von hohen Tempeln
umgeben und gegen den Palatinshügel gebaut, muß der Marmorpalast bei kaltem Wetter ein Eiskeller gewesen sein. Bei einem
nachmittäglichen Besuch wird man gewahr, wie bei sinkender
Sonne diese Stelle als eine der ersten im Schatten liegt, und damals, als der Palatin noch mit hohen Palästen bebaut war, wird die
Sonne sogar noch früher hinter dem Hügel verschwunden sein.
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Haus der Vestalinnen.
Um sich gegen Feuchtigkeit und Kälte zu schützen, hatten die
Vestalinnen die Mauer zum Palatin hin verdoppelt und in allen
Gemächern den Fußboden erhöhen lassen, teilweise höchst ausgefallenerweise mit der Hilfe abgesägter Amphoren. In den
Hohlräumen zwischen den halbierten Weinkrügen zirkulierte
die von einem zentral gelegenen Heizofen hergeleitete Heißluft.
Es stimmt melancholisch, zu denken, wie hier Heiligkeit und Sittsamkeit womöglich mit Athritis und Rheumatismus Hand in
Hand gingen.
Wer waren die Vestalinnen und welche Pflichten hatten sie? In
frühester Zeit war das Feuer ein magisches Element, das man
durch das Aneinanderreiben zweier trockener Holzstäbchen
erzeugte. In den ersten Gemeinwesen stand etwas abseits eine
Hütte, in der ständig ein Feuer unterhalten wurde, so daß die Bewohner sich jederzeit dort von dem kostbaren Element holen
konnten. Waren nun die Männer im Krieg oder auf der Jagd und
die Frauen mit den Kindern im Haus beschäftigt, fiel die Verantwortung für die Erhaltung des Feuers ganz natürlich auf die jungen Mädchen, die sonst noch keine Pflichten hatten. Mit zunehmender Zivilisierung wurde aus der von praktischen Erwägungen bestimmten Einrichtung der frühen Stammeszeit ein Kult
und die Feuerwache eine symbolische Handlung, bei der es um
Sicherheit und Erhaltung des Staatswohls ging. In den Tagen von
Roms Größe wäre die Vorstellung, das heilige Feuer könnte erlöschen, eine Ungeheuerlichkeit gewesen, und der aus dem
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Haus der Vestalinnen.
Vesta-Tempel aufsteigende Rauch war ftir die Römer jeden Tag
von neuem das Zeichen, daß im Reich alles in Ordnung war.
In ihrer Frühzeit wohnten die Römer und Etrusker in Rundhütten aus Schilfrohr. Auch als man mit Stein zu bauen begann, behielt der Vesta-Tempel weiterhin seine Rundform bei und blieb
so bis zum Ende Roms ein marmornes Erinnerungszeichen an
die erste Strohhütte. Von der gleichen Schau nach rückwärts war
alles bestimmt, was mit der Verehrung der Vesta und den Pflichten der Vestalischen Jungfrauen zusammenhing. Zuerst gab es
nur vier, dann sechs und erst sehr viel später sieben Vestalinnen;
die längste Zeitspanne in der römischen Geschichte aber waren
es immer sechs. Sie galten als heilig und standen über dem gemeinen Gesetz, auch sonst genossen sie viele Vorrechte und
Annehmlichkeiten. Die Hauptvestalin hatte das Recht, jederzeit
vom Kaiser empfangen zu werden. Wenn sie mit ihren Priesterinnen ausging, schritt ein Liktor vor ihnen her, und begegneten sie
unterwegs zufallig einem Verbrecher, durften sie ihn begnadigen, ganz gleich, welcher Art seine Schuld gewesen war. Ferner
durften sie zu jeder Tageszeit in den Straßen ausfahren, was in einer Stadt wie Rom, in der jeglicher Wagenverkehr bei Tagesliebt
verboten war, ein großes Vorrecht bedeutete. Zwei Wagen standen zu ihrer Verfügung, eine hohe, altertümliche Staatskarosse
und ein leichtes Ge fahrt flir den täglichen Gebrauch. Selbst ein
Consul mußte ihnen ehrerbietig den Weg freigeben, wenn er
ihrem Wagen begegnete. Die Vestalinnen standen unter der
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väterlieben Obhut des obersten Priesters, des Pontifex Ma:ximus,
der als einziger Mann einigen Einfluß auf sie hatte und auch als
einziger Mann das Atrium Vestae betreten durfte. Wahrscheinlieb brachte er in ihrem Hause Dienerinnen als Spitzel unter,
denn die Vestalinnen wurden bis ins kleinste in ihren Äußerungen und Handlungen überwacht.
Vesta-Tempel.
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Vesta-Tempel, Rekonstruktion. Nach einer Münze aus der Zeit des Septimius
Severus.
Freistellen in der Schwesternschaft gab es nur, wenn eine Vestalin starb oder sich nach dreißigjähriger Dienstzeit ins Privatleben
zurückzog. Ihr Platz wurde dann mit einem der jungen Mädchen
neu besetzt, das ihre Eltern zu Vestalinnen bestimmt hatten. Die
Anwärterinnen mußten bei bester Gesundheit, frei von besonderen Merkmalen oder Verunstaltungen sein und im Alter zwischen sechs und zehn Jahren stehen. Einmal wurde ein Mädchen
nachgewiesenermaßen wegen der zwischen ihren Eltern bestehenden Unstimmigkeiten zurückgewiesen, denn nach damaligem Glauben wäre eine solche Novize der Göttin des heimischen Herdes nicht genehm gewesen. War die Wahl getroffen,
nahm die junge Vestalin von ihren Eltern Abschied und wurde
dem Pontifex Maximus übergeben. Dieser geleitete sie nun in
den grasbewachsenen Innenhof des Klosters, wo er ihr mit feierliehen Worten den Titel Amata verlieh. Hierin liegt vielleicht eine Anspielung auf den sanften Dienst alsHüterindes heimischen
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Herdes, dem sie von nun an geweiht war. Am Schluß der feierlichen Handlung wurde ihr das Haar abgeschnitten und dem heiligen Baum dargebracht. Danach kleidete man sie in die weißen
Gewänder einer Vestalischen Jungfrau ein. Während dieser
Zeremonie legte sie das Gelübde dreißigjähriger Keuschheit ab;
nach Ablauf dieser Zeit stand es ihr frei, den Orden zu verlassen
und sogar eine Ehe einzugehen. Es heißt, daß auffallend wenige
Vestalinnen sich diese Vergünstigung zunutze machten und lieber als Vestalinnen weiter ihre außerordentlichen Vorrechte genossen, bis sie in einem gesegneten Alter ihr Leben beschlossen.
Eine Vestalin hat wohl eine Menge lernen müssen. Die ersten
zehn Jahre verbrachte sie in der Lehre, die nächsten zehn Jahre
in der Anwendung des Erlernten und die letzten zehn Jahre in
der Unterweisung der Novizen. Ihre ständige Sorge bei Tag und
bei Nacht war natürlich die Erhaltung des Feuers in dem reizenden kleinen Vesta-Tempel, der nur wenige Schritte vom Atrium
entfernt stand, wo seine Trümmer auch noch heute stehen. Es
war der schönste Tempel in ganz Rom, ein heiterer, entzückender Rundbau aus Marmor, dessen weiße Säulen untereinander
mit durchbrochenem Mauerwerk verbunden waren. Durch eine
Öffnung in seinem flachkegeligen Dach stieg der Rauch des heiligen Feuers zum Himmel. Nachts hat wohl stets ein tröstlicher roter Schein über dieser Öffnung gestanden, und jeder, der in der
Dunkelheit über das Forum ging und es dort oben glühen sah,
wird beruhigt in dem Wissen nach Hause gegangen sein, daß die
wachhabenden Vestalinnen das Feuer hüteten und damit alles
zum besten stand.
Erlosch das Feuer durch Zufall, was schließlich im Laufe von elf
Jahrhunderten durch nasses Holz, wolkenbruchartigen Regen
oder durch eine vom Schlaf übermannte Vestalin einmal vorkommen konnte, so bedeutete dieses Unklück das schlimmste
aller Prodigia. Lag die Schuld bei der wachhabenden Vestalin,
harrte ihrer eine harte Bestrafung. Womöglich in Erinnerung an
die Schläge, die in grauer Vorzeit die Mädchen bekamen, wenn
sie unachtsam gewesen waren, wurde sie entkleidet und im Dunkeln vom Pontifex Maximus gezüchtigt. Danach entzündeten
beide gemeinsam die neue Flamme, wahrscheinlich, indem sie
ein Loch in ein Stück heiligen Holzes rieben. Auf die gleiche
Weise entzündete der Pontifex Maximus auch alljährlich im
März das Neujahrsfeuer, nachdem man die alte Flamme hatte
ausgehen lassen - eine heidnische Parallele zu der Zeremonie,
die noch heute zum Osterfest von der griechisch-orthodoxen
Kirche in Jerusalem eingehalten wird.
Ein Priester, der das Messelesen lernt, braucht nicht genauerund
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achtsamer zu sein als eine Vestalische Jungfrau bei der Ausübung ihres frommen Dienstes. Es war ihr verboten, Wasser aus
der Leitung zu entnehmen, und jeder Tropfen Wasser für das
Haus der Vestalinnen mußte in einiger Entfernung von einer heiligen Quelle geholt werden. In alter Zeit hatten die Vestalinnen
diesen Dienst noch selbst zu verrichten, indem sie das Wasser in
irdenen Krügen auf dem Kopf herbeitrugen, später nahmen Dienerinnen ihnen diese lästige Hausarbeit ab. Das von den Vestalinnen benutzte Geschirr bestand aus höchst altertümlichen irdenen Schüsseln und Tassen, die an sich schon seit Jahrhunderten
aus dem Gebrauch gekommen waren. Aus vorgeschichtlicher
Zeit, als der Mühlstein noch nicht erfunden war, stammte auch
die Methode, nach der die Vestalinnen das Opferbrot bereiteten,
das alljährlich aus dem ersten geernteten Korn gebacken wurde.
Es ist erstaunlich, zu beobachten, wie manchmal archaische Vorgänge im Laufe der Zeit mit einem religiösen Sinn unterlegt werden.
Außer ihrem Tempeldienst oblag den Vestalinnen noch die Verantwortung für gewisse geheimnisvolle Gegenstände, von deren
Erhaltung nach der Meinung der Römer das Bestehen des römischen Staates abhing. Brach Feuer auf dem Forum aus, was des
öfteren vorkam, überließen die Vestalinnen die heilige Flamme
sich selbst; ihre einzige Sorge war dann die Rettung dieser Erinnerungsstücke.
Zu diesen gehörte die Statue der Pallas Athene, die der Sage nach
von Aeneas aus dem brennenden Troja gerettet worden war. Wohin das Schicksal schließlich diese Heiligtümer verschlagen hat,
ist eines der ungelösten Rätsel Roms. Als im vorigen Jahrhundert
das Atrium der Vesta ausgegraben wurde, hoffte man, damit
auch etwas Licht in dieses Dunkel zu bringen, doch führten die
Ausgrabungen zu dem Schluß, daß die letzten Vestalinnen ihr
Geheimnis mit ins Grab genommen haben."41
Kein Ort in Rom galt für heiliger als der Vestatempel, den ein
Unbefugter nicht betreten durfte, ohne zu erblinden; nirgends
war eine wichtige Urkunde besser aufgehoben als im Schutz der
Vestalischen Jungfrauen. Gerade während der Gewalttaten der
Bürgerkriege war das Ansehen dieses Asyls ganz bedeutend gestiegen. Julius Caesar, Marcus Antonius und Augustus selbst
übergaben ihr Testament der Obervestalin; selbstvon den Staatsverträgen, wie siez. B. mit Sextus Pompeius geschlossen wurden,
war ein Exemplar dort deponiert.
"Jede Vestalin trug einen eigenartigen Kopfschmuck, die Vitta.
Dies war ein diademartig gewundenes wollenes Band und galt als
das Symbol ihrer Keuschheit. Verstieß eine Vestalin gegen ihr
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Vesta lin, Standbild im Haus der Vestalinnen.
Gelübde, so hatte sie "ihre Vitta befleckt". Dies kamjedoch selten vor; im Verlauf von elf Jahrhunderten sind kaum ein dutzend
Fälle bekannt geworden. Einmal allerdings, in dem schrecklichen Jahr 114 v. Chr., hat wohl ein sehr schlechter Geist im Kloster geherrscht: es ereignete sich der ungeheuerliche, noch nie
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dagewesene Skandal, daß nicht weniger als drei Vestalinnen ihre
Vitta befleckten und ihre Sünde mit dem gräßlichen Tode des
Lebendigbegrabenwerdens bezahlen mußten - im römischen
Recht war dies die auf Inzest stehende Strafe. Nachdem die sündige Vestalin angeklagt und für schuldig befunden war, nahm
man ihr die Insignien des Ordens ab und züchtigte sie. Was danach folgte, finden wir am besten bei Plutarch beschrieben:
"Die des Inzestes überführte Vestalin wird in der Nähe der Porta
Collina unter dem Wall des Servius Tullius bei lebendigem Leibe
eingemauert. Hier liegt ein kleines Gewölbe mit einer Öffnung in
der Decke, durch die eine Leiter hinabgelassen werden kann.
Unten befinden sich ein Bett, eine Öllampe und einige wenige
Vorräte, wie Brot, Wasser, Milch und Öl. Diese Vorräte (die in
der Tat noch eine Verfeinerung der Grausamkeit bedeuteten)
werden bereitgestellt, da man es für eine Art Sacrilegium hält, eine Frau Hungers sterben zu lassen, die bisher den Göttern geweiht war. Auf einer Bahre angeschnallt, wird die unglückselige
Übeltäterinan diesen Ort gebracht, die Bahre ist verdeckt, so daß
niemand der anwesenden Leidtragenden ihr Stöhnen und Klä.
gen hören kann. Schweigend gibt die Menge den Weg für die
Durchfahrt der Bahre frei, es fallt kein Wort, kein Murmeln ist zu
hören. Die Tränen strömen den Zuschauern über das Gesicht, es
ist unmöglich, sich einen entsetzlicheren Anblick vorzustellen;
die ganze Stadt ist vor Schrecken und Schmerz wie erstarrt. Die
Bahre wird bis nahe an den Rand der Öffnung gebracht, der Henker durchschneidet die Riemen, der Oberpriester spricht unhörbar, die Arme zum Himmel erhoben, ein Gebet und nimmt dann
von der Schuldigen Abschied. Er geleitet sie noch zur Leiter, hilft
ihr hinab, und kehrt sich in dem Augenblick ab, als die Unglückliche den Blicken entschwindet. Sobald sie unten angekommen
ist, wird die Leiter hochgezogen, die Öffnung mit einer Steinplatte versiegelt und bis an den Rand mit Erde aufgeschüttet. Danach
wird jede Spur der Hinrichtung beseitigt."42
Daß solche Hinrichtungen auch zu politischen Zwecken mißbraucht wurden, schildert Plinius in einem Brief über die Hinrichtung der Obervestalin Cornelia gegen Ende des 1. Jh. n. Chr.:
"Domitian schäumte und kochte nämlich vor Wut, im Stich gelassen inmitten gewaltigen Hasses. Denn da er gewünscht hatte,
Cornelia, die oberste Vestalin, lebendig zu begraben, in der Meinung, er könne seiner Herrschaft durch Beispiele solcher Art
Glanz verleihen, rief er, von seinem Recht als Oberpriester oder
eher als unmenschlicher Gewaltherrscher Gebrauch machend,
mit der Rücksichtslosigkeit eines unumschränkten Herrn und
Meisters die übrigen Priester nicht in der Regia, sondern in seiner
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Villa in Alba zusammen. Und sich mit einer nichtgeringeren Freveltat belastend, als die es war, die zu bestrafen er sich den
Anschein gab, verurteilte er die Abwesende, ohne sie anzuhören,
wegen Blutschande, er, der selbst die Tochter seines Bruders
nicht nur blutschänderisch mißbraucht, sondern sogar getötet
hatte; denn sie starb als Witwe an einer Fehlgeburt.
Sogleich wurden die Priester abgeschickt, um dafür zu sorgen,
daß sie eingegraben und getötet werde. Jene flehte mit erhobenen Händen bald zu Vesta, bald zu den übrigen Göttern und rief
neben manch anderem immer wieder: "Mich hält der Kaiser für
befleckt, durch deren Opferhandlungen er Siege errang, Triumphe feierte!"- Sagte sie dies, um zu schmeicheln oder zu spotten,
aus Selbstvertrauen oder zur Verächtlichmachung des Kaisers?
Das ist schwer zu beurteilen, aufjeden Fall sagte sie es, während
sie, vielleicht als Unschuldige, zur Hinrichtung geführt wurde,
sicherlich aber wie eine Unschuldige. Ja, sogar als sie in jene berüchtigte unterirdische Kammer hinuntergeleitet wurde und ihr
Gewand beim Hinabsteigen hängenblieb, kehrte sie sich um und
raffte es zusammen, und als ihr der Henker die Hand reichen
wollte, wandte sie sich schaudernd ab und wies, ein letzter Beweis
für ihre Ehrbarkeit, die ekle Berührung wie eine Beleidigung für
ihren ganz und gar keuschen und reinen Körper zurück; unter
Beobachtung aller Anstandsregeln war noch im Fallen sie auf
Schicklichkeil bedacht.
Außerdem hatte der römische Ritter Celer, der als angeblicher
Komplize Cornelias auf dem Comitium mit Ruten zu Tode gepeitscht wurde, unablässig gerufen: "Was habe ich getan? Nichts
habe ich getan."43
"Seit 1872 kennen wir dank Professor Lanciani auch den Ort des
grausigen Grabes. Nach seiner Berechnung muß es unter der
heutigen Via Goito, etwa 45 Meter von dem Ostportal des
Finanzministeriums entfernt, gar nicht weit vom Hauptbahnhof,
liegen. Dort ruhen also vermutlich noch heute die armen, von Venus verlassenen Vestalinnen in ihrer schaurigen Gruft, und der
Verkehr des heutigen Rom rauscht über sie hinweg."
"Der letzte Auftritt einer Vestalin hat etwas von erhabener
Größe. Das Jahr 394 n. Chr. sah die Säkularisierung der Tempel
und damit die Auflösung des Vestalinnen-Ordens. Zur gleichen
Zeit etwa hielt sich die schöne Gemahlin des Vandalenfeldherrn
Stilicho, Serena, in Rom auf und besuchte auch den Tempel der
Großen Mutter auf dem Palatin. Dort erhob sich, noch immer in
kostbarem Gewand und Schmuck, die Statue der Göttin über
ihrem erloschenen Altar. Serena stieg die Stufen hinauf, löste ein
Geschmeide vom Hals der Göttin und legte es sich selbst an. Bei
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diesem Anblick schrie die alte Vestalin, vielleicht die letzte ihres
Ordens, die Serena zum Tempel begleitet hatte, vor Empörung
über diese Lästerung laut aufund wurde unter heftigen Verwünschungen gegen die gottlose Serena hinweggeführt Einige Jahre
später wurde Serena unter dem Verdacht, mit den Goten konspiriert zu haben, auf Befehl des Senats erwürgt. Als sich das Seil
des Henkers um den Nacken legte, den vordem das Geschmeide
der Göttin schmückte, fühlten die letzten Heiden in Rom, daß
die alten Götter gesprochen hatten."44
Die Regia
Als die Regia des Königs Numa im Jahre 36 v. Chr. einem Brand
zum Opfer fiel, übernahm C. Domitius Calvinus den Neubau. Er
stellte nicht nur dieses ehrwürdigste Amtshaus der römischen
Könige und Oberpriester in neuem Glanz wieder her, sondern
machte seine Regia zugleich zu einem großartigen Denkmal
römischer Geschichte. Früher hatte der Oberpriester vor seinem
Amtsgebäude auf weißgetünchten Brettern mit schwarzer
Schrift die Namen der obersten Beamten und die denkwürdigsten Ereignisse des Jahres öffentlich bekanntgemacht In ähnlicher Weise sah man nun die langen Listen der römischen Könige und Beamten und die Verzeichnisse der Triumphatoren bis
hinauf in die mythische Zeitauf den Marmorplatten des Neubaus
eingemeißelt. Dort an Ort und Stelle hat man die umfangreichen
Fragmente der Fasti gefunden, die wir heute Fasti Capitolini nennen, weil sie im Kapitolspalast eingemauert worden sind.
Plutarch berichtet über die Gründung der Regia: "Nachdem Numa die Priestertümer eingerichtet hatte, erbaute er nahe dem
Vestatempel die sogenannte Regia, das heißt ein Königshaus,
und hielt sich meistens dort auf, entweder mit gottesdienstlichen
Handlungen beschäftigt oder die Priester belehrend oder für sich
über eine religiöse Frage nachdenkend. Ein anderes Haus hatte
er auf dem Quirinal, dessen Stelle manjetzt noch zeigt. Bei Festen und feierlichen Aufzügen gingen den Priestern Herolde
durch die Stadt voran und geboten Stille und Arbeitsruhe. Denn
wie man sagt, daß die Pythagoreer nicht gestatten, daß man nur so
nebenbei zu den Göttern betet und ihnen seine Verehrung bezeigt, sondern gleich von Haus aus seelisch vorbereitet dazu
schreitet, so glaubte Numa, daß die Bürger nicht nur nebenbei
und achtlos etwas Göttliches hören oder sehen sollten, sondern
abgewandt von allem anderen ihren Geist nur der religiösen Verrichtung als der wichtigsten Handlung zuwenden und bei frommen Feiern die Straßen von allem Lärmen, Pochen, Schreien,
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Eingang der Regia, Rekonstruktion. Zeit des Augustus.
und was sonst für Geräusche mit der notwendigen Handwerksarbeit verbunden sind, freihalten sollten. Ein Rest davon ist bis heute darin erhalten, daß sie, wenn ein Beamter mit Vogelschau oder
Opfern beschäftigt ist, rufen: hoc age. Das Wort bedeutet: ,Tue
dies!' und will die Anwesenden zur Sache und zur Ordnung rufen. Auch von seinen übrigen Anordnungen gleichen viele denen der Pythagoreer. Denn wie diese lehrten, man solle nicht auf
einem Getreidemaß sitzen, nicht mit dem Schwert das Feuer
schüren, nicht, wenn man auf eine Reise gehe, noch einmal
umkehren, den himmlischen Göttern Opfer in ungerader Zahl,
denen der Unterwelt in gerader Zahl bringen- Vorschriften, deren Sinn sie vor der Menge geheim hielten-, so haben auch einige der von Numa eingeführten Bräuche einen verborgenen Sinn,
so, daß man den Göttern nicht mit Wein von unbeschnittenen
Reben spenden, daß man nicht ohne Gerstenschrot opfern, daß
man beim Beten sich um seine Achse drehen und nach dem Beten sich niedersetzen soll. Die ersten beiden Regeln enthalten,
wie es scheint, die Lehre, daß man das Land sorgfältig bebauen
soll und daß dies ein Teil der Gottesfurcht ist. Die Umdrehung
beim Beten soll eine Nachahmung der Umdrehung des Weltalls
sein; richtiger scheint mir die Deutung, daß der Betende, da die
Tempel gegen Osten blicken und er also vom Sonnenaufgang
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abgekehrt ist, eine Wendung dahin macht und sich dann wieder
dem Gott zukehrt, womit er einen Kreis beschreibt und aus beiden Richtungen die Erfüllung seines Gebetes zu sichern sucht;
falls nicht etwa der Stellungswechsel etwas Ähnliches andeutet
und lehren will wie die ägyptischen Räder, daß nämlich nichts
Menschliches Bestand hat und man, wie der Gott auch unser Leben dreht und wendet, sich damit bescheiden und es hinnehmen
soll. Das Niedersetzen nach dem Gebet soll eine Vorbedeutung
dafür darstellen, daß den Gebeten Gewährung und dem Guten
Dauer zuteil werde. Man sagt auch, daß das Ausruhen eine Trennung der Handlungen bedeute: um der vorigen Handlung ein
Ende zu setzen, lasse man sich nieder bei den Göttern, um dann
wiederum bei ihnen mit der neuen zu beginnen. Doch kann dies
auch mit dem schon Gesagten zusammenhängen, daß der Gesetzgeber unsdarangewöhnen will, mit der Gottheit nicht, wenn
wir beschäftigt sind, so nebenbei und in Eile in Verbindung zu
treten, sondern wenn wir Zeit und Muße haben."45
Über den Wiederaufbau der Regia durch Calvinus erzählt uns
Cassius Dio die witzige Anekdote, daß dieser sie mit besonders
vielen und wertvollen Statuen geschmückt habe, die er von Augustus als Leihgabe erhielt. Als dieser nach der Einweihung seine
Statuen zurückhaben wollte, ließ Calvinus ihm ausrichten, daß er
selbst nicht genügend Männer habe, um den Transport m bewerkstelligen. Er möge deshalb seine Leute schicken. Da Augustus jedoch sehr abergläubisch war, schreckte er vor einer
Entfernung der Statuen durch seine Leute zurück und gestattete
notgedrungen, daß die Statuen als Opfergaben an Ort und Stelle
stehen blieben.46
Als 13 v. Chr. Lepidus starb, der bis dahin im Besitz der höchsten
Priesterwürde gewesen war, wählte das Volk Augustus zum Pontifex Maximus. Er lehnte es ab, in der Regia, der offiziellen Residenz des Oberpriesters, in der auch Caesar gewohnt hatte, zu
wohnen. Statt dessen ließ er einen Teil seines Hauses zu öffentlichem Besitz erklären. Die Regia übereignete er den Vestalinnen, zumal ihre Wohnungen direkt daran grenzten. Damit endet
die Geschichte der Regia.
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Zeittafel zur Bau- und Kulturgeschichte Roms
507 v. Chr. 13. September: Weihung des kapitolinischen Tempels durch den königlichen praetor maximus M. Horatius: Beginn der Ära "post aedem Capitolinam dedicatam".
497 v. Chr. Saturntempel am Fuß des Kapitols.
494 v. Chr. Erste Auswanderung der Plebeier. Einsetzung von
Volkstribunen.
450 v. Chr. Das Zwölftafelgesetz.
443 v. Chr. Erstes Auftreten von Censoren.
432 v. Chr. Erstes Gesetz gegen Wahl betrug.
387 v. Chr. Plünderung Roms durch die Gallier.
367 v. Chr. Die Lex Licinia läßt Plebeier zum Konsulat zu. Tempel der Concordia.
338 v. Chr. Schiffsschnäbel (rostra) an der Rednertribüne auf
dem Forum.
264 v. Chr. Erste Gladiatorenkämpfe in Rom. Auf die Seitenwand der Curia Hostilia, des ersten Senatsgebäudes,
wird die sog. Tabula Yaleria gemalt.
254 v. Chr. Der Tempel des Spes (Hoffnung) wird auf dem Forum Holitorium erbaut. Das römische Gebiet hat etwa 300000 Bürger. Pergament aus Pergarnon beginnt den ägyptischen Papyros zu ersetzen.
241 v. Chr. Niederlage der karthagischen Flotte bei den Ägatischen Inseln. Rom erhält Sizilien mit Ausnahme
von Syracus. Brand und Wiederaufbau des Tempels
der Vesta.
240 v. Chr. Erstes Schauspiel des Livius Andronikus, der als
griechischer Kriegsgefangener nach Rom kam. Er
übersetzt die Odyssee und griechische Dramen ins
Lateinische.
220 v. Chr. Bau des Circus Flaminius. C. Flaminius baut die Via
Flaminia zur adriatischen Küste.
217 v. Chr. Hannibal schlägt die Römer am Trasimenischen
See. Fabius Maximus wird daraufhin zum Dictator
ernannt. Einführung des Kultes der Venus in Rom.
215 v. Chr. Bündnis zwischen Karthago, Makedonien und Syracus gegen Rom. Beginn der Fleischmärkte in Rom.
Wiederaufbau des Tempels der Mater Matuta.
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214 v. Chr. Blütezeit des Dichters Plautus. Wiederaufbau des
Tempels der Fortuna auf dem Forum Boarium.
210 v. Chr. Wiederaufbau der Regia und des Tempels der Vesta.
202 v. Chr. In der Schlacht bei Zama wird Hannibal von Scipio
vernichtend geschlagen. Rom besitzt nun das westliche Mittelmeer. Q. Fabius Pietor veröffentlicht die
erste römische Geschichte in griechischer Sprache.
200 v. Chr. Zweiter Makedonischer Krieg. Rom besiegt Philipp
V. und erklärt die griechischen Städte für frei. Die
römischen Götter werden den griechischen angeglichen. Geburt des griechischen Historikers Polybias.
197 v. Chr. Griechische Kunstwerke werden nach Rom verschleppt. Tempel der Juno Sospita auf dem Forum
Holitorium.
195 v. Chr. Cato der Ältere wird zum Consul gewählt. Geburt
des Dichters Terenz.
192 v. Chr. Der Tempel der Magna Mater auf dem Palatin wird
erbaut.
191 v. Chr. Tempel der Pietas auf dem Forum Ho1itorium.
184 v. Chr. Cato wird Censor und erbaut die Basilica Porcia.
Tempel der Venus Erycina, später Sallustiana genannt, geweiht 182. Tod des Plautus, Geburt des Scipio Aemilianus.
182 v. Chr. Erstes Gesetz gegen den Luxus.
179 v. Chr. M. Fulvius Nobilior baut die Basilica Fulvia.
178 v. Chr. Aemilius Lepidus erbaut den Tempel der Juno Regina im Porticus des Metellus.
171 v. Chr. In Rom werden erstmals Straßen gepflastert. Die
griechische Kultur beginnt sich bei den Römern
durchzusetzen.
169 v. Chr. Ti. Sempronius Gracchus erbaut die Basilica Sempronia. Tod des Dichters Ennius, der den Hexameter in die lateinische Dichtung einführte.
168 v. Chr. Mit dem Sieg der Römer über Makedonien bei Pydna beginnt die römische Weltherrschaft.
167 v. Chr. Der griechische Historiker Polybias schreibt in Rom
eine Weltgeschichte in 40 Büchern, in der er auch die
Entstehung der römischen Weltherrschaft darstellt.
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160 v. Chr. Terenz schreibt die Adelphi. Cato schreibt ein Buch
über Ackerbau und ein Geschichtswerk. Beginn der
römischen Fachliteratur.
159 v. Chr. Rom erhält die erste Wasseruhr. Tod des Terenz.
153 v. Chr. In Rom beginnt das Kalenderjahr mit dem 1. Januar.
150 v. Chr. Die ersten Bäckereien werden eingerichtet. Durch
den Einsatz von mehr Personen und das Weglassen
der Masken gibt man in Rom dem griechischen
Schauspiel eine neue Form.
148 v. Chr. Wiederaufbau der Regia nach einem Brand.
146 v. Chr. Scipio Aemilianus macht Karthago dem Erdboden
gleich, Mummius plündert und zerstört Karinth.
144 v. Chr. Der Aquaeduct der Aqua Marcia wird angelegt.
121 v. Chr. Nach der Niederschlagung der beiden Gracchen beschließt der Senat den Bau eines Tempels der Concordia.
120 v. Chr. Tod des Polybias infolge eines Sturzes vom Pferd.
104 v. Chr. Durch Marius wird der Adler zum Feldzeichen der
Legion gemacht.
101 v. Chr. Das römische Bildungswesen wird immer stärker
durch griechischen Einfluß gekennzeichnet. _,_
100 v. Chr. Geburt Caesars. Palatinischer Porticus des Q. Lutatius Catulus. Gebrannte Ziegel und Bruchsteine mit
Mörtel werden nun anstatt von Quadem im römischen Bauhandwerk verwendet. Zahlreiche staatliche und private Bordelle in Rom.
91 v. Chr. Erster Bürgerkrieg in Rom zwischen der Volkspartei
des Marius und der Senatspartei Sullas.
83 v. Chr. Brand des kapitolinischen Tempels. Die Werke des
Aristoteles werden durch Sulla nach Rom gebracht.
81 v. Chr. Dictatur Sullas. Wiederaufbau des Jupitertempels.
80 v. Chr. Die Fußbodenheizung wird von einem römischen
Fischzüchter erfunden, der ursprünglich auf diese
Art seine Zuchtbecken beheizte.
69 v. Chr. Einweihung des wiederhergestellten Jupitertempels
auf dem Capitol.
67 v. Chr. Das Haus des L. Licinius Lucullus wird zum Mittelpunkt des geistigen Lebens Roms und "lukullischer"
Genüsse.
73
65 v. Chr. Ausweisung der Fremden aus Rom. Geburt des Q.
Horatius Flaccus.
63 v. Chr. Consulat Ciceros. Vernichtung der Bande des Catilina. Pompeius nimmt Jerusalem ein und betritt den
Tempel. Geburt des Augustus als Sohn des C. Octavius und der Atia, einer Nichte Caesars. Geburt des
M. Agrippa.
60 v. Chr. Erstes Triumvirat: Caesar, Pompeius und Crassus.
Der Dichter Catull verfaßt seine Liebeslieder an Lesbia. Lukrez schreibt sein Lehrgedicht: Die Natur der
Dinge.
58 v. Chr. Das Theater des M. Scaurus wird erbaut. Caesars
Werk "Oe bello Gallico" entsteht.
55 v. Chr. Einweihung des Pompeiustheaters. Der Tempel der
Venus Victrix und die Curia Julia werden erbaut.
Caesar läßt bei Bonn die erste Brücke über den
Rhein schlagen. Cicero verfaßt sein Buch "Über den
Redner".
52 v. Chr. Brand der Senatskurie bei der Leichenfeier für den
bei Bovillae ermordeten Clodius.
49 v. Chr. Beginn des Bürgerkrieges. Caesar zieht in Rom ein
und nimmt den Staatsschatz aus dem Saturntempel.
Caesar verteilt als Dictator Lebensmittel an die
Armen Roms. Zur Unterhaltung der Bevölkerung
werden Circusspiele veranstaltet.
46 v. Chr. Das Forum Caesars und der Tempel der Venus Genetrix werden eingeweiht. Es folgt ein Tempel des
Mars. Bau der Basilica Julia geplant. Auf dem Marsfeld wird ein künstlicher See gegraben und dort das
Schauspiel einer Seeschlacht geboten. Die Stadtgrenze Roms wird erweitert.
45 v. Chr. Caesar führt den julianischen Kalender mit Schaltjahren in jedem vierten Jahr ein. Cicero schreibt seine philosophischen Schriften, da er in der Politik
kaltgestellt ist.
44 v. Chr. Caesar wird zum Dictator auf Lebenszeit ernannt
und Goldmünzen mit seinem Bild geprägt. Am 15.
März wird er von einer Gruppe Verschwörer unter
Führung von Cassius und Brutus auf dem Marsfeld
in der Kurie des Pompeius ermordet. Der Bürgerkrieg bricht aus.
74
43 v. Chr. Zweites Triumvirat: Antonius, Lepidus und Octavius, der Großneffe Caesars. Auf Veranlassung des
Marcus Antonius wird Cicero, der Führer der Senatspartei, ermordet. Geburt des Dichters Ovid.
42 v. Chr. Brutus und Cassius werden von Antonius und Octavianus bei Philippi geschlagen und begehen beide
Selbstmord. Geburt des späteren Kaisers Tiberius.
31 v. Chr. Krieg zwischen Octavianus und Antonius, allerdings
unter dem offiziellen Vorwand, Kleopatra zu bekämpfen.
29 v. Chr. Nach dem Tod des Antonius und der Kleopatra
kehrt Octavianus nach Rom zurück und feiert dort
einen dreitägigen Triumph. Beibehaltung der alten
Staatsreligion als traditioneller Bestandteil römischer Machtpolitik. Orientalische Geheimkulte der
Kybele, des Mithras und des ägyptischen Isis-Kultes
sowie chaldäische Traumdeuterei üben große Anziehung auf Soldaten und untere Volksschichten
aus. Öffentliche Bibliothek im Apollotempel auf
dem Palatin eingerichtet. Nebenan befindet sich das
bescheidene Haus des Augustus, in dem er bis zu
seinem Tode wohnt.
27 v. Chr. Am 16. Januar erhält Octavianus vom Senat den Titel
Augustus. Tod des römischen Gelehrten M. Terentius Varro, der eine Enzyklopädie schrieb. Marcus
Agrippa erbaut in Rom seine Thermen und als Eingangsbau das Pantheon. Titus Livius schreibt am
ersten Buch seiner römischen Geschichte.
25 v. Chr. Blütezeit des Dichters Tibull. An der Via Appia entsteht das Grabmal der Caecilia Metella.
24 v. Chr. Tod des Cornelius Nepos, der die Lebensbeschreibungen großer Männer verfaßte.
23 v. Chr. In Rom werden in den Theatern erstmals Pantomimen aufgeführt.
22 v. Chr. Ende August verläßt Augustus Rom und segelt nach
Sizilien, wo Vergil ihm das 2., 4. und 6. Buch der
Aeneis vorliest.
19 v. Chr. Am 22. September stirbt Vergil in Brundisium.
18 v. Chr. Augustuserläßt strenge Ehe- und Sittengesetze und
ein Gesetz gegen den Luxus.
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17 v. Chr. Saecu1arspie1e. Horaz dichtet das Carmen Saeculare,
das noch heute inschriftlich und literarisch überliefert ist.
15 v. Chr. Maecenas, der Freund des A ugustus, betätigt sich als
Gönner von Künstlern und Gelehrten. Tod des
Dichters Properz, Vitruv schreibt über Architektur.
13 v. Chr. Erbauung des Marcellustheaters. Rom hat ca. 800 000
Einwohner.
12 v. Chr. Im Auftrag Agrippas wird das Römische Reich vermessen und eine Weltkarte gezeichnet. Nach dem
Tod des Lepidus wird Augustus einstimmig zum
Pontifex Maximus gewählt. Tod des Agrippa im 51.
Lebensjahr.
9 v. Chr. Die römische Geschichte des Titus Livius erregt
großes Interesse und Anerkennung. Der Friedensaltar des Augustus, die Ara Pacis, wird eingeweiht.
8 v. Chr. Tod des Maecenas und seines Freundes Horaz.
2 v. Chr. Augustus erhält den Ehrentitel Pater Patriae, Vater
des Vaterlandes. Einweihung des Augustusforums.
1 v. Chr. Rom wird in 14 Regionen eingeteilt. Ein stehendes
Heer wird geschaffen und die Zahl der Legionen
gleichzeitig verringert. Die Prätorianergarde, die kaiserliche Leibwache, wird vergrößert. In der römischen Wandmalerei überwiegen Szenen aus der griechischen Mythologie. Marmor wird sehr häufig als
Baumaterial verwendet.
4 n. Chr. Augustus adoptiert Tiberius. Er erläßt ein Gesetz gegen Kinder- und Ehelosigkeit. In Rom beträgt die
Zahl der Getreideempfänger etwa 200 000 Familienväter.
9 n. Chr. Der Cherusker Arminius vernichtet im Teutoburger
Wald drei römische Legionen. Der Historiker Pompeius Trogus schreibt die erste lateinische Weltgeschichte.
14 n. Chr. Am 19. August stirbt Augustus in Nola in Campanien im 76. Lebensjahr und wird zum Gott erklärt.
37 n. Chr. Der Nachfolger des Augustus, Tiberius, stirbt am 16.
März in Misenum. Geburt Neros. Caligula, der Sohn
des Feldherrn Germanicus, wird auf Wunsch des
Tiberius Kaiser. Auf dem Marsfeld wird ein Tempel
der Isis gebaut.
76
38 n. Chr. Geburt des Josephus Flavius, der ein Buch über den
jüdischen Krieg schrieb.
41 n. Chr. Ermordung Caligulas und Erhebung seines Onkels
Claudius zum Kaiser.
43 n. Chr. Britannien wird von den Römern erobert.
45 n. Chr. Der Hafen von Ostia erhält einen Leuchtturm, dem
als Fundament ein riesiges Schiff dient, das man versenkte und mit Spezialbeton ausgoß.
54 n. Chr. Ermordung des Claudius. Nero wird Kaiser.
61 n. Chr. Beginn des Rechtsschutzes für Sklaven.
64 n. Chr. Brand von Rom, der den Christen und Juden zur
Last gelegt wird.
65 n. Chr. Wiederaufbau Roms, wobei in den Armenvierteln
mehrstöckige Mietshäuser entstehen. Nero läßt sich
die Domus Aurea, das Goldene Haus bauen.
68 n. Chr. Bürgerkrieg und Selbstmord Neros. Brand des kapitolinischen Tempels während der Wirren.
70 n. Chr. Vespasian wird Kaiser. Bau des Titus-Bogens.
72 n. Chr. Neubau des kapitolinischen Tempels. Forum des
Vespasian mit dem Tempel der Pax (Friedensgöttin). Als Zeichen des Friedens wird der Tempel des
Janus geschlossen.
79 n. Chr. Titus läßt für das Volk große Bäder erbauen.
80 n. Chr. Das Flavische Amphitheater (Kolosseum) ist fertiggestellt.
113 n. Chr. Trajansforum ist fertiggestellt
125 n. Chr. Hadrian läßt das durch Blitzschlag zerstörte Pantheon wiederherstellen. Es erhält eine Kuppel von 43
Meter Spannweite.
143 n. Chr. Hadrian läßt sich jenseits des Tiber ein gewaltiges
Grabmal erbauen, die heutige Engelsburg.
203 n. Chr. Auf dem Forum wird der Triumphbogen des Septimius Severus gebaut.
206 n. Chr. Baubeginn der Caracallathermen.
212 n. Chr. Constitutio Antoniniana: Alle Einwohner des Reiches erhalten das römische Bürgerrecht.
218 n. Chr. Auf dem Palatin entsteht ein Tempel für den Gott
von Emesa, Elagabal.
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230 n. Chr. Zur Förderung des Ingenieurwesens gibt es in Rom
Technikerschulen. Die Sänfte wird allmählich durch
den Wagen verdrängt. Tod des griechischen Historikers und römischen Senators Cassius Dio.
273 n. Chr. Der Kaiser Aurelian läßt mit dem Bau der Aurelianischen Mauer um Rom beginnen.
274 n. Chr. Neue Staatsreligiondes Sol invictus, des unbesiegten
Sonnengottes. Auf dem Quirinal entsteht ein riesiger
SonnentempeL
308 n. Chr. Abfall der Provinz Africa von Rom. Baubeginn der
Basilika des Maxentius, vollendet Konstantin.
312 n. Chr. Schlacht an der Milvischen Brücke, wo Konstantirr
Maxentius besiegt. Die Kreuzfahne wird Feldzeichen der Legionen.
326 n. Chr. Konstantirr verlegt die Residenz nach Konstantinopel, der Senat von Rom sinkt zur Bedeutungslosigkeit einer provinzialen Stadtverwaltung herab.
Der Konstantinsbogen, dem Kaiser vom Senat gestiftet, ist das letzte vom Staat errichtete Baudenkmal.
Quellen zur Geschichte des Forums
Basilika Julia. Cicero ad Atticum IV, 16; Martial VI, 38, 6; Sueton Augustus 29; Caligula 37; Plinius Briefe V, 9. VI, 33; Cassius Dio LVI, 27. LXVIll, 10; Forma Urbis
Romae Fragment 20.23.
Rostra. Varro Lingua Latina V, 155; Livius IV, 17, 6. VIII, 14, 12; Diodor XII, 26;
Dionysios von Halicarnassos I, 87; Plinius VII, 212. XXXIV, 20.25; Sueton Augustus 100; Cassius Dio XLill, 49. LVI, 34. LXXIV, 3.
Tempel des Saturn. Varro Lingua Latina V, 41; Livius II, 21, I. XXII, I, 19. XLI, 21,
12; Dionysios I, 34. VI, I; Sueton Aug. 29; Tacitus Annales II, 41; Macrobius Saturnalien I, 8.
Lapis Niger und Grab des Romulus. Dionysios I, 87. III, I. Inschrift: Dessau 4913.
Curia Julia. Varro Lingua Latina V, 154; Cicero Pro Milone 33 und Asconius zu
der Stelle; Plinius Naturgeschichte XXXV, 27, 131; Varro bei Gellius XIV, 7, 7;
Cassius Dio XL, 49. XLIV, 5. XLV, 17. LI, 22.
Basilica Aemilia. Cicero ad Atticum IV, 16, 4; Varro VI, 4; Livius XL, 51; Plinius
Naturgeschichte XXXV, 13. XXXVI, 102; Tacitus Historien 111, 72; Appian Bürgerkrieg II, 26; Plutarch Caesar 29; Cassius Dio XLIX, 42; LIV, 24.
Lacus Curtius. Plautus Curculio IV, I, 16; Varro V, 148; Livius I, 12, 9. 13, 5. VII, 6, 5;
Ovid Fasti VI, 403; Dionysios II, 42; Plinius Naturgeschichte XV, 77; Sueton Aug.
57. Galba 20; Tacitus Historien I, 41; Plutarch Galba 27.
Caesartempel. Ovid Metamorphosen XV, 841. ex Ponto II, 2, 85; Vitruv III, 2, 2;
Plinius Naturgeschichte XXXV, 91; Cassius Dio XLVII, 18, 19. LI, 19, 22.
Tempel der Dioskuren. Cicero Pro Scauro 46 und Asconius zu der Stelle; Gegen
Verres I, 154; Livius II, 42; Ovid Fasti I, 706; Dionysios VI, 13; Sueton Tiberius 20.
Caligula 22; Cassius Dio LV, 27. LIX, 23. LX, 6.
78
Regia. Ovid Tristiae lll, I, 28; Appian Bürgerkrieg II, 148; Plinius Briefe IV, 11; Cassius Dio Fragmente 6, 2. XL VIII, 42. LIV, 27.
Tempel der Vesta. Varro bei Gellius XIV, 7, 7; Livius ep. 19; Horalius Satiren I, 9, 8;
Dionysios Il, 66; Ovid Fasti VI, 265. 437-454. Tristiae lll, I, 27; Tacitus Annalen
XV, 41; Plinius Naturgeschichte VII, 141; Plutarch Numa 11; Herodian I, 14,4; Cassius Dio LXXII, 24; Orosius IV, II.
Haus der Vestalinnen. Ovid Fasti VI, 263; Gcllius I, 12, 9; Plinius Briefe VII, 19.
Antike Quellen zur römischen Geschichte
AMMIAN ca. 332-400 n. Chr. Ammianus Marcellinus, englische Übersetzung
von J. C. Rolfe, 3 Bände 1935 u. 1937. Loeb Classical Library.
APPIAN um 160 n. Chr. Appiani Historia Romana, 4 Bände. Loeb Classical Library.
AUGUSTUS 63 v. Chr. bis 14 n. Chr. lmperatoris Caesaris Augusti operum fragmenta, hrsg. von Henrica Malcovati. Turin 1948.
CAESAR 100-44 v. Chr. Der Gallische Krieg, !at-deutsch ed. Georg Dorminger,
München 1973. Der Bürgerkrieg, !at-deutsch ed. G. Dorminger, München 1970.
Alexandrinischer, Afrikanischer und Spanischer Krieg, mit engl. Übersetzung
von A. S. Wag, London 1955. Loeb Class. Libr.
CICERO 106-43 v. Chr. M. Tulli Ciceronis scripta quae manseruntomnia, Leipzig
1923 ff. The Correspondence ofM. Tullius Cicero, arranged according to its chronological order, with a revision ofthe text, comment, and introduct Essays by R.
Y. Tyrell and I. C. Purser, Dublin und London, Vol. I 1904, II 1906, III 1914, IV 1918,
V 1915, VI 1899, VII 1901.
CASSIUS DIO ca. 155-235 n. Chr. Dio's Roman History, von E. C. Cary, 9 Bände
1970. Loeb Class. Lib.
INSCHRIFTEN. Jnscriptiones Graecae, Band I-XIV, Berlin 1890 ff., und Corpus
Inscriptionum Latinarum, Band I-XIV, Berlin 1893 ff. Cagnat, R. lnscriptiones
Graecae ad res Romanas pertinentes, 4 Bände. Paris 1901-1927.
JOSEPHUS ca. 37-100 n. Chr. Flavius Josephus, Gesamtausgabe von B. Niese, 7
Bände, Berlin 1955.
N EPOS ca. 99 bis ca. 24 v. Chr. De viris illustribus. Text und Übersetzung von W.
Gerlach, München 1952.
PETRONIUS. Erstes Jahrhundert nach Christus. Satyrica, !at-deutsch von Konrad Müller und Wilhelm Ehlers, München 1978.
PLINIUS DER ÄLTERE 23-79 n. Chr. Naturgeschichte, Ausg. L. Jan, Leipzig
1854-63. Eng!. Übersetzung bei Loeb Class. Lib., II Bände.
PLINIUS DER JÜNGERE 62 bis ca. 113 n. Chr. Pliny the Younger, Letters. 2 Bände. Loeb. Class. Lib.
PLUT ARCH ca. 45 bis ca. 125 n. Chr. Ausgabe griech.-englisch bei Loeb Class.
Lib.
SU ETON ca. 69-140 n. Chr. Gaius Suetonius Tranquillus, De vita Caesarum, Ausgabe !at-englisch von J. C. Rolfe, Loeb. Class. Lib. Deutsche Übersetzung von A.
Lambert, Zürich 1955.
TACITUS 55-120 n. Chr. Historien und Annalen, hrsg. von C. Halm-G. Andresen-E. Koestermann, Leipzig 1950-52. Germania, Agricola, Dialogus, hrsg. von
denselben, Leipzig 1949.
79
Anmerkungen:
Appian,
Punische Kriege VIII, 20.
22
23
24
Plutarch, Camillus 42.
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
Plutarch, Gaius Gracchus 17.
Sueton, Tiberius 20.
Plinilis,
Naturgeschichte XXXVI.
Sueton, Vitellius 15.
Tacitus, Historien III, 68.
Plinius,
Naturgeschichte XXXIV, 11.
Livius XXVI, 27.
Plutarch, Cato der Jüngere 5.
Gellius XII, 8, 5.
Cicero ad Atticum IV, 16, 4.
Gellius XV, 7, 3.
Nach Gardthausen, Augustus
und seine Zeit.
Sueton, Tiberius 23.
Gellius I, 23.
Rostovtzeff, Geschichte der
alten Welt 68 ff.
A. a. 0. 69 f.
Asconius Pedianus in
Miloniam arg. 3 ff.
Cassius Dio XL, 49.
Henry Morton, Wanderungen
in Rom.
25
26
27
26
29
30
31
32
33
34
35
36
37
36
39
40
41
42
43
44
45
46
Eleanor Clark, Rom und die
Villa Hadrian.
Plutarch, Romulus 27 u. 28.
E. Clark, Rom und die
Villa Hadrian.
Livius, VII, 6.
Nach Tacitus, Sueton und
Plutarch.
Livius VIII, 14.
Appian, Bürgerkriege IV, 20.
Velleius Paterculus II, 66.
Cass. Dio LIX, 12.
Vergil, Aeneis VIII, 319-327.
Plutarch, Cato der Jüngere 16.
Corpus Inscriptionum
Latinarum VI, 1928.
Plinius, Naturgeschichte
XXXIII, 3, 17.
Polybias VI, 53.
Livius VIII, 11, 16.
Livius IX, 43, 22.
Plutarch, Cato der Jüngere 27.
Sueton, Caesar 20.
Appian, Bürgerkriege III, 41.
H. Morton, Wanderungen in Rom.
Plutarch, Numa 10.
Plinius, Briefe IV, 11.
H. Morton. Wanderungen in Rom.
Plutarch, Numa 14.
Cass. Dio XL VIII, 42.
DIE KARAWANE
wird von der Gesellschaft für Länder- und Völkerkunde herausgegeben.
Redaktion Peter Al brecht. Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich, die
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allem Zusammenhänge aufzeigen und Übersichten geben.
Das Logbuch ROM befindet sich augenblicklich in völliger Neubearbeitung, wobei zunächst die Logbuchblätter des Roms der Antike erscheinen werden: Historisch-topographischer Überblick von den Anfängen
bis 476 n. Chr.; Die Stadtmauern; Die Wasserleitungen; Das Kapitol; Das
Forum Romanum; Die Kaiserfora; Der Palatin; Das Kolosseum; Die
Trajansthermen; Die Bauten am Forum Boarium; Das Marcellustheater
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