Vorwort Jäger oder Sammler: Schon seit Menschengedenken teilte sich die Menschheit in diese beiden Spezies. Beide sind für unser Überleben unerlässlich und unentbehrlich, egal ob auf Land oder auf Wasser, Wüste oder Eis, Berg oder Tal. Richtig erfolgreich jedoch waren und sind nur diejenigen, die auch in der Lage sind, beides mit einer guten Beobachtungsgabe zu verbinden. Erst diese führt dazu, sich von der Masse des Durchschnitts abzuheben und höchste Effizienz zu erreichen. Dazu bedarf es aber innerer Ruhe, erhöhter Aufmerksamkeit und des Erkennens von Zusammenhängen, vor allem bei vermeintlichen Nebensächlichkeiten. Gerade für uns Mineraliensammler ist dieses Zusammentreffen von immensem Wert, denn fehlt eines der Kriterien, so müssten wir auf so manches Schmuckstück aus dem Schoss von Mutter Erde verzichten. Ein unerträglicher Gedanke für jeden passionierten Sammler und Bewahrer dieser Schätze, die es zu erhalten, zu pflegen, aber auch zu vermehren gilt. Gerade in unserer heutigen Zeit, getragen von einer Übermacht der Technik, der wir uns nicht verschliessen können und wollen, ist es wichtig, gesunden Menschenverstand und eine wie immer geartete Liebe und Achtung für die Wunderwerke der Natur zu entwickeln. Eines dieser Naturwunder befindet sich mitten in Europa, bekannt in aller Welt, insbesondere bei allen, die der Sucht nach edlen Steinen verfallen sind. Inmitten der Walliser Berge, zwar etwas abgelegen und verborgen; aber auch direkt an der Grenze zum sonnigen Italien, was schon die alten Römer zu schätzen wussten, wie wir es noch heute in Fragmenten erkennen können. Abseits der grossen Urlauberströme, umgeben von mächtigen Dreitausendern, an vielen Stellen auch abgeschirmt von Funkverbindungen, hat es seinen ursprünglichen Charakter erhalten – das Binntal. Auf seinen gut 56 Quadratkilometern und mit seinen etwas über 120 Einwohnern bietet es ein Eldorado nicht nur für Liebhaber seltener, wenn auch nicht immer überdimensionierter Edelsteine und anderer Mineralien. Für diese ist es auf dieser Fläche das artenreichste Tal unseres Planeten; 273 verschiedene Mineralien sind hier nachgewiesen worden, für 40 davon ist es die Tpylokalität. Gerade in letzter Zeit sind 11 Binntal, Blick vom Breithorn. Foto: SO sensationelle Funde gelungen, die den Ruf dieses Kleinods noch stärker unterstreichen. Doch nicht nur die mineralogische Qualität und Vielfalt zeichnen diesen Landstrich aus, auch seine Flora und Fauna verzaubern Liebhaber und Liebhaberinnen einer noch weitgehend unberührten Natur. Wer einmal auf einer Almwiese in das Meer aus gelb-weissen Schwefelanemonen eingetaucht ist, dem blauen Blütenmeer aus grossen Enzianen nicht ausweichen konnte oder den Edelweissteppich betreten durfte, der weiss, wovon ich spreche. Vor rund eineinhalb Jahrzehnten erlebte ich, ein Binntal-Novize, diese Faszination zum ersten Mal, beginnend im wildromantischen Mättital. Dieses vom Hauptort Binn zu Fuss doch recht weit entfernte Tal hat in mir eine unbeschreibliche Freude und Sehnsucht entfacht – ebenso intensiv wie dauerhaft. Von da an, kann man sagen, gings fast nur noch bergan, eine wahre Liebesbeziehung begann, die bis heute andauert, ja von Jahr zu Jahr stärker wird. Um dies nachvollziehen zu können, sollte man sich ein umfassendes Bild von diesem Alpenjuwel in allen Jahreszeiten machen. Jahreszeitlich beginnend im Winter, in dem die Sonne in den Weilern sich bis 12 Mättital mit Rothorn. Foto: AG zu zwei Monaten nicht blicken lässt, ein paar Meter oberhalb dafür fast ständig für alles entschädigt, vor allem bei Windstille. Für Tourengeher, Schneeschuhläufer und Winterwanderer ist dies ein wahres Paradies, besonders dann, wenn man die Sonnenstrahlen auf einer Alphüttenbank mit Blick über das Tal geniessen darf. Abends kann man sich sehr oft auf die Begegnung mit einer Hirschkuh einstellen, während morgens Steinböcke und majestätische Hirsche ganz in Dorfnähe zu bewundern sind. Im Frühjahr beginnt es in den Fingern zu jucken, unter Schneeresten wieder auf die Jagd nach Kristallen zu gehen, beginnend in den südseitig gelegenen Wänden oder am Lengenbach. Alternativ verwöhnt uns die Natur auf den höhergelegenen Bergwiesen und Hängen mit einer unerschöpflichen Blütenpracht in wechselnd vorherrschender Farbfülle. Ja, und dann fängt das Jahr an, zumindest für uns Mineraliensammler und -sammlerinnen! Das Eldorado öffnet sich, die Saison kann beginnen. Wo sonst im mineralreichen Alpinbereich darf man der Sammelleidenschaft so ungehindert nachgehen, und dies – für Schweizer Verhältnisse unüblich –, ohne dafür auch nur einen einzigen Franken berappen zu müssen? So 13 Das Reich der Mineralien und Bergkristalle – ein Rundgang durch das Binntal Andre Gorsatt Einiges bleibt und scheint sogar so etwas Ähnliches wie ewige Gültigkeit zu besitzen: die Faszination der Kristalle. Das Reich der Mineralien ist das Reich der funkelnden Steine, beim Eintreten kommt man ins Staunen über die Farben und Formen, die sich in höchster Vollkommenheit über Jahrmillionen hinweg gebildet haben. Welche Schönheit vom Strahler ans Tageslicht geholt wird – man kann darüber nur staunen! Der Kristall ist der Inbegriff der Schönheit; ist er endlich aus der Tiefe der Erde ans Licht gebracht, lässt er auch die Augen des Finders strahlen. Schon immer hat der Bergkristall die Menschheit begleitet, wie archäologische Funde auch in der Region Binntal belegen; er diente als Schmuck, und kostbare Kunstwerke wurden aus ihm erschaffen. Die Schweizer Alpen lieferten tonnenweise Bergkristall als Rohmaterial in die Mailänder Schleifereien, wo viele Kunstgegenstände im sakralen Bereich oder für Könige und andere hochgestellte Würdenträger hergestellt wurden. Die Schweiz und die Zentralalpen sind die klassische Fundregion für Kristalle, angefangen von Bergkristallen über Rauchquarze und Amethyste bis hin zu Nadel- oder Milchquarzen. Die Grösse der Zerrklüfte, aus denen die Kristalle stammen, reicht von einigen Zentimetern bis hin zu über 30 Metern Tiefe. Eine der grössten Klüfte der neueren Zeit ist sicher die vom Planggenstock im Kanton Uri, grosse Klüfte im Oberwallis konnten ab und zu am Wasenhorn und Galmihorn entdeckt werden. Im Binntal gelangen immerhin Funde von Quarzkristallen bis über einen halben Meter Grösse in entsprechend riesigen Klüften. Ganz einzigartig ist hier jedoch, dass ungewöhnlich viele Klüfte entstanden sind und durch die unterschiedlichen Gesteinsarten, in denen sogar diverse Erzvorkommen auftreten, sich sehr viele, teilweise einzigartige Mineralien bilden konnten. Die Klüfte rissen im Gestein in meist einigen Kilometern Tiefe auf und füllten sich sofort mit mehrere hundert Grad heissem Wasser unter hohem Druck. Dieses löste die Mineralien im Gestein der Kluftwände teilweise auf. Wenn das Gesteinspaket im Laufe der Hebung der Alpen und aufgrund der Erosion des darüber liegenden Gesteins immer näher 29 Das Reich der Mineralien und Bergkristalle – ein Rundgang durch das Binntal Turbenköpfe mit Ober Rappehorn. Foto: AG Quarzband im Gneis. Foto: AG an die Erdoberfläche gelangte und dadurch abkühlte, wurde die Lösung übersättigt, und es begann die Kristallisation der Kluftmineralien. Dieser Kristallisationsvorgang konnte einige Millionen Jahre dauern, und da das in Lösung gegangene Material ja aus dem Gestein der Kluftwände stammte, war durch dessen Zusammensetzung auch die Spannweite der Kluftmineralien, die sich aus der Lösung bilden konnte, bestimmt. Bergkristalle und Mineralien suchen Wenn man Mineralien suchen will, sollte man sich einige Grundkenntnisse in Geologie und Mineralogie aneignen. Nur dann kann man in der Strahlerei erfolgreich sein. Nach dem Lesen kann man praktische Erfahrungen im Gelände sammeln oder – noch besser – man begleitet einen erfahrenen Strahler auf seinen Touren. Es braucht seine Zeit und einige oder sogar viele Touren, wobei man selbst genau beobachten muss und sich intensiv mit den verschiedenen Gesteinen auseinandersetzt. Eine eigentliche Strahlerlehre gibt es nicht, jeder bewertet Beobachtungen anders, und erst im Zusammenspiel von exakter, geduldiger Suche und Erfahrung kann sich ein Erfolg einstellen. Vor einer Tour muss man sich noch einmal klarmachen, welche Mineralien in der betreffenden Gegend zu erwarten sind und wie die geo30 Das Reich der Mineralien und Bergkristalle – ein Rundgang durch das Binntal Rudi Graf bei den Anzeichen einer Kluft. Foto: AG Das Aufgehen einer Kluft. Foto: AG Die Bergung der Kristallstufe aus der geöffneten Kluft. Foto: AG logische Situation ist. Hier helfen Bücher und geologische Karten, wenn man die Strahlerei als Hobby betrachtet, auch die Teilnahme an geführten Exkursionen oder die Begleitung eines erfahrenen Kollegen. Für viele Mineraliensammler ist die Strahlerei eine grosse Leidenschaft, sie können kaum die nächste Strahlertour erwarten. Viele üben dieses Hobby ein Leben lang aus. Kristalle suchen ist für viele etwas Faszinierendes und Geheimnisvolles, und man ist stolz und zufrieden, wenn 31 Was sagt der Dolomit dem Edelweiss? zerstreutem Vorkommen vorhanden. Im Binntal ist er z. B. an der Felswand des Meiggerhorns eindrücklich zu beobachten; Feldstecher nicht vergessen! Um ihn blühend anzutreffen, empfiehlt sich der Aufstieg zu den Felsen im Juni. Der Himmelsherold ist Mineralogen und Alpinisten kein Unbekannter. Wer Felsen im Hochgebirge begeht, wird ihm schon begegnet sein. Er blüht im Juli. Seine intensiv blauen kleinen Blüten – keine Fotografie kann die Farbe wiedergeben – erinnern an Ehrenpreis, mit dem er auch eng verwandt ist. Tatsächlich sieht gedrungen gewachsener Alpen-Ehrenpreis (Myosotis alpestris) ähnlich aus, doch farblich ist dieser heller blau und immer etwas länger gestielt. Neben Felsstandorten ist der Himmelsherold auch auf Moränen wie beispielsweise am Chriegalppass zu finden. Er kommt in den ganzen Alpen und den Karpaten vor und ist vermutlich aus den asiatischen Gebirgen eingewandert, wo weitere Arten existieren. Das Silikatgestein beherbergt einzelne Spezialisten. Bezüglich Artenvielfalt kann es mit den folgenden Gesteinen aber nicht ganz mithalten. Flora auf Dolomit Die Dolomit-Vorkommen im Binntal sind kleinflächig, oft sind es nur ein paar Felsen; oder es ist ein schmales Band, das über eine gewisse Strecke verfolgt werden kann. Am ausgedehntesten ist der Dolomit zwischen Albrunpass und dem Gebiet Turben, wo er Flühe und kleine Schutthalden bildet, doch immer umgeben von Gneis oder Bündnerschiefer. Durch seine weisse Farbe fällt er im Gelände auf. Auch die Pflanzengemeinschaften, die auf diesem extremen Gestein vorkommen, sind lokal begrenzt anzutreffen. Ob Dolomit oder Kalk als Unterlage besteht, ist für die Pflanzen dasselbe; ausschlaggebend ist der hohe Kalkgehalt. Die Kalkpflanzen lieben eigentlich den Kalk gar nicht, sondern sie sind fähig, die giftigen Calcium-Ionen unschädlich zu machen, indem sie Kalk ausscheiden oder das Calcium mit Oxalsäure oder Apfelsäure in einem Salz gebunden als Abfall einlagern. Sie sind also Stoffwechselspezialisten. Andere Pflanzen können dies nicht und müssen solche Standorte meiden. Der Name „Schinerewyssi“ lässt es schon vermuten: Oberhalb der Alphütten, die auf Gneis gebaut sind, am Grat des Holzerspitzes steht der weisse, zuckerkörnige Dolomit an. Die Weiderasen gehen dort über ins offene Gestein mit Feinschutt und kleinen Felsen. Im weissen Dolomitschutt auf 2550 m ü. M. blüht im Juli eine kleine, knapp 10 cm hohe 68 Was sagt der Dolomit dem Edelweiss? Gedeiht auf kargem Untergrund: Berg-Milchkraut (Leontodon montanus) im Dolomitschutt ob Schinere­ wyssi. Foto: AH Pflanze mit einem gelben Köpfchen, wie es noch viele gibt. Unter der grossen Guppe der gelben Körbchenblütler ist sie aber eine besondere: Es ist nicht der Löwenzahn, sondern das Berg-Milchkraut (Leontodon montanus). Dieses besitzt Hüllblätter mit langen, schwärzlich bis hell glänzenden Haaren, die das Köpfchen umhüllen, in welchem die gelben Einzelblüten sitzen. Bei Hochgebirgspflanzen sind starke Behaarungen wohl als Schutz nicht selten. Auch wenn das Berg-Milchkraut im ganzen Alpengebiet vorkommt, häufig findet man es nicht, ist es doch beschränkt auf die Kalkgebiete der alpinen Stufe. Hier gehört es als Charakterart der Alpinen Kalkschuttflur (Thlaspion rotundifolii) an. Auch der etwas früher blühende Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia) fühlt sich hier im kalkreichen Schutt wohl und ist eine typische Pflanze dieses Milieus. Verbreitet ist er aber auch auf kalkreichem Bündnerschiefer. Zwar kann er mal mit Bächen auf 500 m ü. M. herabgeschwemmt sein, erreicht aber als höchste Blütenpflanze am Dom 4505 m ü. M. Er hat niederliegende Triebe, die oft ganze Kissen bilden. Die rosaroten, 1 cm grossen Blüten sind eine wahre Pracht. Ein weiterer Körbchenblütler ist hier anwesend: es ist die Schwarze Schafgarbe (Achillea atrata). Sie blüht weiss, die Hüllblätter aber, welche die einzelnen Köpfchen (Körbchen) umgeben, sind schwarz umrandet, darum ihr Name. Wie die meisten Schafgarben-Arten riecht auch sie etwas nach dem ätherischen Schafgarbenöl. Sie ist eine ostalpine Art und in der Schweiz auch mal in der subalpinen Stufe im Kalkschutt anzutreffen. Und was blüht denn da noch? Das Edelweiss (Leontopodium alpinum)! Seine weiss-filzigen Blumen, die „Sterne“, begeistern. Wer sie im 69 Was sagt der Dolomit dem Edelweiss? Berühmt, besungen, bewundert: Edelweiss (Leontopodium alpinum) am Holzerspitz. Foto: AH Duftend, aber weniger auffallend: Schwarze Schafgarbe (Achillea atrata) am Holzerspitz. Foto: AH Gestein sitzen sieht, kann verstehen, weshalb diese Pflanze so berühmt ist. Auch das Edelweiss ist eigentlich ein schlichter Körbchenblütler. Der Aufbau seiner „Sterne“ ist allerdings speziell. Betrachten wir zum Verständnis nochmals die Schwarze Schafgarbe: Die einzelnen Köpfchen, bestehend aus den vielen kleinen Einzelblüten, bilden zusammen einen doldig-traubigen Blütenstand am Ende des Stängels. Beim Edelweiss ist es nun so, dass die einzelnen Köpfchen noch näher, ja ganz nah am Ende des Stängels zusammengerückt sind und von sogenannten Hochblättern umgeben werden, die einen Stern bilden. So ist es auch verständlich, weshalb es beträchtliche Unterschiede in der Grösse der Sterne gibt: Je mehr Köpfchen ein Stängel trägt, desto grösser ist das Edelweiss. Weiss erscheint das Edelweiss, dessen deutscher Name ursprünglich aus dem Zillertal stammt, durch seine dicht wollig-filzige Behaarung vor allem der Hochblätter. Diese sind auf ihrer Oberseite deutlich stärker behaart als auf der Unterseite; bei den normalen Laubblättern, die auch schmäler sind, ist es gerade umgekehrt. Das Edelweiss zog die Menschen schon früher in den Bann: Es wurde gesammelt und als Kraut gegen Bauchweh, aber auch als Weihkraut oder zur Geistervertreibung verwendet. Dadurch wurde es an gut zugänglichen Stellen – das Edelweiss wächst auch gerne in alpinen Rasen – stark dezimiert. Heute ist es streng geschützt und hat sich deshalb in den letzten Jahrzehnten wieder etwas ausgebreitet. Es kommt im ganzen Alpenbogen vor, ebenso in den Pyrenäen. Die Gattung Leontopodium umfasst an die vierzig Arten. Ihr Mannigfaltigkeitszentrum liegt im südwestchinesischen Hochland; vermutlich ist die Gattung auch dort entstanden. Für die Wanderung der Art in Richtung Alpen wird die frühe Eiszeit (Früh-Pleistozän) vermutet. 70 Lärcheltini Klassiker – eine Augenweide teils historischer Funde Oben: Tafeliger Hämatit vom Vorderen Kollergraben, Fund M. Andres im Juli 1995, BB 11 mm. Coll. und Foto: MC Oben: Historisches Krantz-Stück mit Originaletikett – 3 cm grosse Rutil/Magnetit-Pseudomorphose nach Ilmenit. Coll. und Foto: MC Unten: Anderer Pseudomorphosentyp (nach Ilmenit): tafeliger Hämatit, besetzt mit pyramidalen Rutilen, Fund im Juli 2007 an der Gorb, BB 24 mm. Coll. und Foto: MC Unten: Kugeliges Aggregat (4 mm) aus grünen kurzprismatischen Xenotim-(Y) Kristallen, gefunden im Juni 1993 an der Gorb. Coll. und Foto: MC Perfekter Rutil-Drilling (2,5 mm), gefunden im Juli 2001 an der Riggi. Coll. und Foto: MC Reich besetzte Stufe mit ungewöhnlich klaren und hellgelben Xenotim-(Y) Kristallen von der Gorb, BH 9 mm. Coll.: TR, Foto: MC 127 Goldrausch in der Lärcheltini? Der Arsen-Hotspot an der Gorb fünf Jahre nach dem Felsturz, Ende September 2012. Foto: MC mit Nadeln bis zu 1 cm (!) sowie kleinere dicke Prismen und auch Drillinge; schöne Hämatit/Magnetit/Rutil-Pseudomorphosen nach Ilmenit – und dann kam es wieder ans Licht: Das Gold! Auf einem der frischen Sturzblöcke blitzte neben etwas Asbecasit ein komplett sauberes 6 mm Blech in der Sonne – ein unvergesslicher Moment für mich als glücklichen Finder. Jahrelange, ausdauernde Suche zum Schärfen der Arsenspürnase wird irgendwann auch mit Glück belohnt! Man kann fast sagen: Das Gold kann man nicht suchen – es kommt irgendwann zu einem. Seite gegenüber: Zwei absolute Traumstücke gefunden an einem Traumtag an der Gorb, dem 22. Juli 2007 (siehe auch die Graeserite weiter oben); oben Gold als seltener, aber typischer Begleiter der Arsenmineralien an der Gorb, mit Limonit auf Kluftfläche (wenige Zentimeter neben einem Asbecasit), BB 5,7 mm; unten kugelige Cervandonitrosetten bis 8 mm (das Stück trägt noch Asbecasit und Graeserit). Beide Stücke Coll. und Foto: MC 146 Goldrausch in der Lärcheltini? 22. Juli 2007 an der Gorb – die frischen Felsblöcke sind bis in die alte Halde gestürzt. Auf dem Brocken rechts oberhalb der Bildmitte funkelte das Gold in der Sonne, und an seiner linken Kante sassen der grosse Cervandonit und einige sehr gute Graeserite. Foto MC Rechts: Ein Teil des Abrissbereichs, der schon vorher bekannt war als wahrer „Hotspot“ für Arsen: An dem wackligen Klotz oben fand ich 1995 meinen ersten Graeserit und im Bereich hinter mir einige Cervandonite auf alter bemooster Kluftfläche. Ca. zehn Meter unterhalb liegt das Kluftsystem, in dem Auguste Skrapits seine ersten Asbecasite und Fetiasite fand. Und meine Cafarsit-Kluft ist auch nicht viel weiter entfernt. Foto MC, 22.07.2007 Abschliessend sei eine Übersicht über die Verbreitung der wichtigsten Arsenmineralien innerhalb der Lärcheltinizone gegeben, da dies bis dato nie zusammenfassend dargestellt wurde: Alle Funde von Arsenmineralien beschränken sich auf die südlichste Partie des Lärcheltinigneises – schätzungsweise 20 bis 30 m mächtig. Weiter südlich wechselt das Gestein komplett, und keines der typischen Lärcheltinimineralien kann mehr gefunden werden. Hierbei zeigt Anatas, wenn er zusammen mit Arsenmineralien vorkommt, immer das Prisma, wie dies auch Weiss et al. in LAPIS 6/2007 anschaulich belegen. Meist ist das Prisma im Bereich des Lärcheltini sogar dominant, was zu langprismatischen, teils sogar fast nadeligen Kristallen führt – allerdings offensichtlich auf Kosten der Grösse dieser Anatase. Wenn man also Arsenmineralien sucht, wird man nur schwer einen grossen Anatas finden – der Autor dieser Zeilen weiss ein Lied davon zu singen … Zurück zur geografischen Verteilung der Arsenmineralien: In WestOst-Richtung gibt es eine deutliche Zonierung – die meisten Funde ge148 Mineraliensammeln am Lengenbach Thomas Raber „Schatzsuche“ auf der Halde der Grube Lengenbach. Foto: Matthias Reinhardt „In der ersten Hälfte August habe ich in strömendem Regen eine Reise durch die Schweiz gemacht, bei der ich alle Mineralfundstellen besuchte. Mit dem Erfolg meiner Sammelei bin ich sehr zufrieden. Ich konnte zum Theil sehr gute Sachen erwerben und auch einiges, wie mir scheint, neue. Da ist vor allem eine Binnenthaler Dolomitstufe mit einer etwa 1 cm großen metallischen Ausscheidung, die ich nicht anders als Sprödglaserz und Rothgültigerz bezeichnen kann. Die Krystalle sitzen leider an diesem Stück so ungeschickt, daß man nichts durch Messung zu entscheiden versuchen kann; auch möchte ich mich nicht der Gefahr aussetzen, durch Abbrechen das ganze zu zerstören. Einige Stufen, die ich als Rathit mitgenommen hatte, hielten auf dem Goniometer dieser Annahme nicht stand, sondern erwiesen sich als Skleroklas.“ Diese Zeilen entstammen einem Brief Gustav Seligmanns aus Koblenz (D). Der passionierte Sammler von Lengenbacher Mineralien schrieb die151 Mineraliensammeln am Lengenbach läuft sich übrigens auf etwa 270 Meter, wobei nur die erdgeschichtlich jüngsten Schichten im nördlichen Grubenbereich auf etwa zehn Metern Mächtigkeit mineralisiert sind (zumindest nach aktuellem Wissensstand). Auch wenn die Entstehungsvorgänge der Mineralfundstelle Lengenbach noch nicht genau geklärt sind, kann man festhalten, dass die faszinierende Vielfalt seltener Mineralien auf der Vielzahl verschiedener chemischer Elemente (vor allem Blei, Thallium, Kupfer, Silber, Arsen, Antimon und Schwefel) sowie einem sehr komplexen Zusammenspiel besonderer Temperatur- und Druckbedingungen während der Alpenbildung basiert. Theorien besagen, dass das Dolomitgestein sowohl durch heisse, wässrige Lösungen wie auch durch Schmelzen mit diesem Element-Cocktail „imprägniert“ wurde. Dies erklärt die Mineralienvielfalt der Fundstelle – und für die Fachleute das Auftreten sowohl gut kristallisierter Minerale in Hohlräumen wie auch massiver Derberzpartien. Sammeln auf der Halde Das Sammeln am Lengenbach hat seinen eigenen Charme. Phasen ausgedehnter Entspannung, sei es mitten auf der Sammlerhalde im fachlichen Plausch mit Gleichgesinnten, ausgestreckt auf den umliegenden Wiesen bei einem guten Buch oder einfach nur dösend im Schatten unter Bäumen, sind in der Regel mehrmals am Tag unterbrochen von Phasen hektischer Aktivität. Ausgelöst werden diese je nach persönlichem Naturell mehr oder weniger stark ausgeprägten Zeiten gesteigerter Betriebsamkeit durch das Geräusch eines Radladers. Das eigentlich mitten in der Natur störende Maschinengeräusch stellt für die Sammler auf der Halde eine Art mineralogischen Weckruf dar, der ihnen signalisiert, dass „frisches“ Material auf die Halde kommt. Die Hoffnung auf gute Funde führt dazu, dass sich alle mit Hammer und Meissel ausgestattet zusammenfinden – für Aussenstehende, d. h. mineralogisch nicht Interessierte, möglicherweise ein etwas ungewohnter Anblick. Das auffälligste und praktisch allgegenwärtige Mineral im Dolomit des Lengenbachs sind kleine, goldglänzende Pyrit-Kriställchen. Ein alter bergmännischer Begriff für Pyrit lautet „Katzengold“, denn auch wenn er so schön golden glänzt, es handelt sich nur um ein Eisen-SchwefelMineral. Der Pyrit durchzieht den Dolomit oft in schmalen, parallel verlaufenden Bändern. Aufgrund der Häufigkeit des Minerals verliert man seine Schönheit leider meist aus dem Blick. Dabei sind die kleinen Kris165 Mineraliensammeln am Lengenbach Stark im Kontrast: Realgar (rot) mit Hatchit (schwarz) auf Dolomit, Haldenfund. BB 5,5 mm. Coll. und Foto: MC Turmalin (Dravit) mit Apatit und Dolomit von der Messerbach-Klopfstelle bei der Grube Lengenbach. BB 7,2 mm. Coll. und Foto: MC Seite gegenüber: Oben: Ebenfalls gesucht am Lengenbach: perfekt kristallisierte Zinkblende-Kristalle in einem Dolomithohlraum, Haldenfund 2002. BB 3,1 mm. Coll. und Foto: MC Unten: Flächenreiche, hochglänzende, messingfarbene Pyrit-Kriställchen mit aufsitzendem rotbraun-transparentem Wurtzit-Täfelchen. BB 0,7 mm. Coll.: Philippe Roth, Foto: Matthias Reinhardt 166 Als Berufsstrahler am Wannigletscher Andre Gorsatt Der Wannigletscher war für mich als junger Strahler ein grosser Glücksfall. Als die Cafarsite auf der Ostseite des Scherbadung entdeckt worden waren, war schnell klar, dass man sie auch auf der Schweizer Seite finden würde. Ende der Sechzigerjahre kamen die ersten seltenen Mineralien vom Wannigrat und -gletscher zum Vorschein. Wir sind in der Anfangszeit fast immer über den Altstafel und Schillten zum Wannigletscher aufgestiegen. Drei bis fünf Mal haben wir in jedem Jahr da oben biwakiert; unsere Zelte haben wir im oberen Teil des Schillten aufgestellt. Dort ist ein kleiner Platz für zwei Zelte, steinschlagfrei und in der Nähe einer Quelle mit sehr gutem Wasser. Der Gletscher reichte in dieser Zeit bis zum See, so dass man nirgends zelten konnte. Deshalb haben wir das gesamte Material in unseren Rucksäcken über die Kriegalpe und den sehr steilen Aufstieg zum Zeltplatz getragen; im Herbst wurden von uns Zelte und Werkzeuge, die nicht unbedingt ins Tal mussten, in einem Fass für das nächste Jahr gelagert. Mineralien suchen in einer unberührten Gegend In der Anfangszeit haben wir oben sehr schöne Mineralien gefunden. Ich war meistens mit Prosper Anthamatten und später auch mit anderen Kollegen unterwegs. Meine Funde habe ich fast immer hinuntergetragen, und der Rucksack war meistens schwer. – Die Jahre gingen dahin, und der Wannigletscher stand stets auf dem Programm. In den Siebziger- und in den frühen Achtzigerjahren ging der Gletscher stärker und stärker zurück, und so konnte der Zeltplatz immer weiter nach oben verschoben werden; zuerst an den Rand des Sees, später auf einen Felskopf mitten im Gletscher. In dieser Zeit habe ich viele und teils sehr schöne Mineralien gefunden; pro Jahr konnte ich bis zu zwanzig besonders gute Stücke in mei197 Blick vom Wannigrat nach Süden über den Wannigletscher und den kleinen See am früheren Gletscherende zur Punta Devero sowie zum im Hintergrund befindlichen Helsenhorn. Foto: MC, am 30. August 2013 ne Sammlung aufnehmen. Ausserdem bin ich nun zum ersten Mal an Mineralienbörsen gegangen und habe die Erfahrung gemacht, dass die Mineralien vom Wannigletscher sehr gefragt waren. Die Kluftdichte war in diesem Gebiet besonders gross. Viele der Klüfte waren schon offen oder konnten sehr leicht geöffnet werden. Beim Rückgang des Gletschers an den beiden besten Stellen konnte man die Stufen mit den Cafarsiten vom Eis auflesen und formatieren – in zwei Stunden war der Rucksack voll! Wenig später – in den Achtziger- und Neunzigerjahren – tauchten dann die selteneren, neu entdeckten und bestimmten Mineralien wie Cervandonit, Senait und Gasparit auf. Jedes Jahr kam damals eines oder sogar ein zweites dazu. Es gab nichts Schöneres, als vor einer offenen Kluft zu stehen – es war, als würden die seltenen Mineralien im strahlenden Sonnenlicht nur darauf warten, dass man sie mitnimmt. Und man war sehr dankbar dafür, gerade zu der Zeit dort oben gewesen zu sein, als der Gletscher solche Schätze freigab. 198 Scharfkantige, frische Cafarsitkristalle, Bildbreite 32 mm. Coll.: AG, Foto: MC 199 Eine „Strahler“-Tour durchs Binntal im anderen Sinne – radioaktive Schönheiten und Spezialitäten Ate van der Burgt · Stéphane Cuchet · Mischa Crumbach Einführung in die Uranmineralien des Binntals Sekundäre Uranmineralien sind dem Mineralienliebhaber insbeson­ dere durch ihre intensiven bunten Farben ein Begriff – sie sind quasi die Kanarienvögel unter den Steinen und Zierde vieler Schauvitrinen. Den wenigsten ist allerdings bekannt, dass auch das Binntal teils exzellente Stufen dieser Mineralien versteckt hält: Belege von zum Beispiel Metatorbernit ja, aber Vitrinenstücke à la Kongo? Sie werden sehen … Unter den sekundären Uranmineralien sind die sogenannten Uranglimmer weltweit recht verbreitet. Sie folgen dem generellen chemischen Bauprinzip Me2+(UO2)2(AsO4/PO4)2 · xH2O. Wegen der drei verschiedenen Variablen in diesem System – bivalente Metalle (Me2+); Arsenat- oder Phosphatgruppen; und zwei Hydratations-Zustände – gibt es einige Dutzend unterschiedliche Mineralien in dieser Gruppe. Mischkristalle zwischen verschiedenen Endgliedern sind die Regel, so dass sie oft ohne chemische oder sogar röntgenografische Analyse kaum voneinander zu unterscheiden sind. Hinzu kommt, dass die meisten Uranglimmer einen Teil ihres chemisch gebundenen Wassers verlieren und sich vom frischen und klaren Zustand mit der Zeit in den matten und trüben „Meta-Zustand“ umwandeln. Aus diesem Grund sprechen wir bei den Funden aus dem Binntal im Folgenden grundsätzlich von „Meta-xxit“, es sei denn, die Stücke wurden analytisch bestimmt. Die bereits länger bekannten Vorkommen von Belegstücken mit Uran-Glimmern im Binntal sind (nahezu) beschränkt auf die Gneise der Monte Leone-Decke im südlichen Bereich des Tales. „Nahezu“, weil 2014 ein Einzelfund des Uranglimmers Metanováčekit aus der Grube Lengenbach bestimmt wurde. Betrachten wir aber nur die an Italien grenzende Gneiszone, dann sind alphabetisch geordnet folgende Uranglimmer bekannt: Autunit, Meta-Autunit, Metakahlerit, Metatorbernit, Metazeunerit, Torbernit und Zeunerit. In diesem mehrere Quadratkilo285 Eine „Strahler“-Tour durchs Binntal im anderen Sinne – radioaktive Schönheiten und Spezialitäten Wilde Felslandschaft im südlichen Binntal – Blick vom Fleschhorn hinüber zu den Gneiswänden, die den Kriegalppass umstellen. Foto: MC, September 2011 meter grossen und wilden alpinen Gebiet stammen alle bisher beschriebenen Funde von Uranglimmern aus dem Mikroklin-Augengneis, einer der obersten Teilpartien der Monte Leone-Decke [vgl. Krzemnicki 1992]. Die Uranglimmer erscheinen hier in einer sehr reichhaltigen und interessanten Paragenese: Neben Schörl, verschiedenen Wismut-Sulfosalzen und sogar Gold sind auch die Arsenmineralien Cafarsit und Asbecasit typische Begleiter. Obwohl diese Mineralien oft koexistieren, können sie auch unabhängig voneinander entstehen: Gold und Wismut-Sulfosalze, und vor allem die Arsenite, erscheinen oft ohne eine Spur von Uran-Mineralien. Aus dieser Perspektive sind Uranglimmer „nur“ ein Bonus zu diesen beiden attraktiven Paragenesen. Direkte Nachbarschaft von Arsenmineralien ist ein Indikator – aber keine Garantie – für eines der Uranyl-Arsenate (Meta-)Zeunerit oder Metakahlerit. Leider ist auch der Umkehrschluss nicht möglich: Nicht alle grünen Uran-Glimmer, die nicht auf oder direkt neben Arsenmineralien gewachsen sind, sind (Meta-)Torbernite (also Uranyl-Phosphate). Ein anderes Bestimmungs-Hilfsmittel kann die Farbe sein: Nur (Meta-)Autunit kann eine rein hellgelbe Farbe aufweisen. Sobald aber ein Gelbgrün oder Grün vorliegt, ist Vorsicht geboten, denn das gehört bei allen diesen Mineralien zur möglichen Farbpalette. Zu guter Letzt ist es auch nicht auszuschliessen, dass weitere gelbe Uranglimmer-Vertreter im Binntal existieren. 286 Eine „Strahler“-Tour durchs Binntal im anderen Sinne – radioaktive Schönheiten und Spezialitäten Woher kommt das Uran und Thorium im Binntal? Regelrechte Uranvererzungen, wie z. B. bei Les Marecottes/Unterwallis oder auf der Mürtschenalp/Glarus, sind im Binntal nicht bekannt. Vielmehr haben die Gneise der Monte Leone-Decke und anscheinend auch zumindest Teile des Dolomits einen gewissen Grundgehalt an Uran (U) und auch Thorium (Th). Eine Theorie für die Herkunft von U und Th in den Gneisen basiert auf der langen Geschichte dieser Gesteine: Die meisten Gneise der Monte Leone-Decke im Binntal werden heute als Paragneise angesehen – also aus Sedimenten entstanden. Nur wenige dürften direkt aus magmatischen Gesteinen wie z. B. Granit entstanden sein – also Orthogneise darstellen. Für beide Fälle kann man davon ausgehen, dass die Ausgangsgesteine vor der alpinen Metamorphose als untergeordneten Gemengteil Körner von magmatischem Monazit enthielten: Entweder direkt im Ausgangsgranit ( Orthogneis), oder sedimentär abgelagert z. B. als Schwer­ mineralseife in einem Sandstein ( Paragneis). Magmatischer Monazit hat immer einen deutlich erhöhten Th-Gehalt und enthält auch U [Meisser 2012]. Bei der alpinen Metamorphose wurden diese Monazite insta- ? Gesamtvorkommen x x x "Uranhaltiger Senait" * (Pb,Sr)(Y,U,Mn)(Fe,Ti,Zn)2(Ti,Fe)18(O,OH)38 Cleusonit (Pb,Sr)(U4+,U6+,Y)(Fe,Ti,Zn)2(Ti,Fe)18(O,OH)38 x x x x Brannerit UTi2O6 x Uraninit UO2 Thorit ThSiO4 x UnMi auf Titanit ? Thorogummit Th(SiO4)1-x(OH)4x x ? Metanovacekit Mg(UO2)2(AsO4)2 · 4-8H2O x x Metakahlerit Fe2+(UO2)2(AsO4)2 · 2-8H2O Autunit Ca(UO2)2(PO4)2 · 10-12H2O Meta-Autunit Ca(UO2)2(PO4)2 · 6-8H2O x x ? x x Zeunerit Cu(UO2)2(AsO4)2 · 10-16H2O x Metazeunerit Cu(UO2)2(AsO4)2 · 8H2O x x x x x x x x x x x x x x x Dolomit Südliche Gneise (Monte Leone-Decke) Wannigletcher Gischigletscher Kriegalppass Griessetz Helsegletscher/Ritterpass SE-Mineralisation Ritterpass Chummibort-Gletscher Mättital Blausee-Oberblatthorn Cervandone (It) Combi e Lanza (It) Passo di Boccareccio (It) Passo di Cornera (It) Lärcheltinigneis (Riggi) Lengenbach Turtschi Torbernit Cu(UO2)2(PO4)2 · 8-12H2O Fundort Metatorbernit Cu(UO2)2(PO4)2 · 8H2O Gestein Bis dato bekannte Vorkommen von U- und Th-Mineralien im Binntal – Tabelle 1: 10 1 5 1 4 2 1 x x x 1 4 2 1 x x 287 1 1 1 2 Das Mineralienmuseum Fäld und die Mineralien-Stiftung Andre Gorsatt Stefan Weiss Seit über 150 Jahren … hat das Mineraliensammeln in der Region Binntal Tradition. Von 1880 bis zum Ersten Weltkrieg waren rund 40 einheimische Strahler im Binntal tätig. Reichlich kamen Kristalle und seltene Mineralien zutage, darunter auch die weltberühmten Anatase aus der Lärcheltini-Zone. Doch die allermeisten Funde blieben nicht im Binntal, sondern wurden über die ganze Welt verstreut. Lange Zeit gab es selbst in der Schweiz, mit Ausnahme der Lengenbach-Mineralien, keine komplette Regionalsammlung von Kluftmineralien der Binntal-Region. Das Mineralienmuseum in Fäld. Foto: AG 322 Das Mineralienmuseum Fäld und die Mineralien-Stiftung Andre Gorsatt Hauptschauraum im Mineralienmuseum Fäld. Foto: SO Andre Gorsatt aus Fäld … hat sich sechs Jahrzehnte lang mit Leidenschaft dem Mineraliensammeln im Binntal gewidmet und ab Mitte der 1960er-Jahre eine einzigartige Sammlung einheimi­ scher Mineralien der gesamten Region zusammengetragen. Sie war in den Jahren 1995 bis 2011 in einem Ausstellungsraum seines Wohnhauses zu besichtigen. Um zu verhindern, dass die Sammlung später einmal auseinandergerissen und in alle Welt verkauft wird, hat Andre eine wichtige Entscheidung getroffen: Seit 13. Juli 2012 hat die Gorsatt-Sammlung in modernen, deut- Andre beim Suchen seiner seltenen Stücke. 323 Das Mineralienmuseum Fäld und die Mineralien-Stiftung Andre Gorsatt lich erweiterten Räumlichkeiten einen neuen Standort, um die Binntaler Mineralien der Öffentlichkeit optimal zugänglich zu machen. Gleichzeitig wurde die gemeinnützige „Mineralien-Stiftung Andre Gorsatt“ gegründet, damit die Binntal-Mineralien auch in Zukunft im Tal und in ihrer ursprünglichen Umgebung der Nachwelt erhalten bleiben. Funde aus 60 Jahren – moderne Strahlerei im Binntal Das Museum Gorsatt präsentiert seit Juli 2012 alle wichtigen Mineralarten des Binntals – nicht nur perfekte Kristalle aus alpinen Klüften, sondern auch gesteinsbildende Mineralien in beeindruckender Grösse und Qualität. Diese einzigartige Regionalsammlung umfasst alle wichtigen Fundstellen der Binntalregion, mit klingenden Namen wie Lärcheltini und Lengenbach, Feldbachtal und Turbenalp, Tälli­ gletscher und Ofenhorn, Scherbadung, Wanni- und Gischigletscher, Helsenhorn, Ritterpass, Mättital und Blausee. Dipyramidale Anatas-Kristalle bis 2,5 cm von den Spissen – ein Fund des legendären Strahlers Albinus Kiechler (um 1910); in den 1970er-Jahren montierte sie der Sammler Göttler recht gekonnt auf ein fremdes „Muttergestein“. Coll.: Museum Fäld, Foto: StW Anatas von der Gorb, BB 8 mm. Coll.: Museum Fäld, Foto: MC 324 Absolute Rarität: Anatas-Zwilling (1,3 cm) von den Spissen, alter Fund. Coll.: Museum Fäld, Foto: StW Übersicht über die Mineralvorkommen im Binntal In der folgenden Tabelle sind alle per Juni 2014 bekannten Mineralien des Binntals aufgelistet. Sie basiert auf der Datenbank von http://binn.strahlen.org. Dort wird sie laufend aktualisiert. Um dem Sammler das Selbersuchen zu erleichtern, wurden die Mineralvorkommen den Hauptgesteinstypen des Binntals zugeordnet. Das Verständnis dieses Zusammenhanges ist unerlässlich für die gezielte Mineraliensuche. Als „Vorkommen“ wird dabei die Kombination von Fundstelle und Gestein bezeichnet. Folgende Gesteine sind in der Tabelle aufgelistet: Dol LB Bü N-Gn Lär S-Gn Wa SE-Kn Srp = Dolomit ausser Lengenbach = Dolomit Grube Lengenbach = Bündnerschiefer = Nördliche Gneise ohne Lärcheltini-Zone = Gneis der Lärcheltini-Zone = Südliche Gneise ohne Wannigletscher (inklusive Gneis der Berisal-Decke) = Gneise am Wannigletscher und auf der italienischen Seite des Scherbadung (mit Ausnahme der SE-Knauer) = SE-mineralisierte Knauer (Ritterpass, Wanni, Wannigrat, Furggulti) = Geisspfad Ultramafit Auf dem Vor- bzw. Nachsatzblatt des Buches findet sich ausserdem eine Karte des Tales, in der die Verbreitung dieser Gesteine abzulesen ist, zusammen mit der Lage der wichtigsten Fundstellen. Bei jedem Mineral ist für jedes Gestein, in dem es vorkommt, die beste bisher bekannte Ausbildungsform eingetragen, dabei bedeuten: XX / xx / mi / oo = Kristalle (freistehend oder eingewachsen aber idiomorph) > 3 mm / < 3 mm / < 0,1 mm bzw. nur (erz)mikroskopisch nachweisbar / nur derb bzw. eingewachsen. Im Falle eines „?“ ist die genaue Ausbildung nicht sicher, aber das Vorkommen bestätigt. Zu jedem Mineral sind ausserdem ein bis zwei Fundstellen angegeben – bei häufigeren Mineralien sind dies solche Fundstellen, an denen es besonders gut ausgebildet gefunden wurde. Des Weiteren gibt es bei einigen Mineralien folgende Zusatzinformationen: [TL] = Typlokalität; [var] = Variante und kein eigenständiges Mineral; [it] = bisher nur von der Italienischen Seite bekannt, aber grundsätzlich auch auf Schweizer Seite zu erwarten. Ein besonderer Dank geht an alle Mitwirkenden an dieser Liste (in alphabetischer Reihenfolge): Ate van der Burgt, Ralph Cannon, Mischa Crumbach, Stéphane Cuchet, Nicolas Meisser, Michael Praeger, Thomas Raber, Philippe Roth, Dan Topa und Stefan Weiss. 337 Übersicht über die Mineralvorkommen im Binntal Mineral Dol LB Bü N-Gn Lär S-Gn Wa SE-Kn Srp Wichtigste Vorkommen Adular Aeschynit-(Y) Agardit-(Ca) od. Zálesíit Aikinit Akanthit Aktinolith Albit Allanit-(Ce) Almandin Amethyst [var] XX XX XX XX XX XX xx XX XX xx xx xx xx xx xx xx XX XX XX xx XX XX XX xx xx xx XX XX XX xx xx? XX mi? XX Kriegalptal, Turbenalp Wannigletscher; Ritterpass Cervandone (It) Mättital; Turtschi Lengenbach Fleschhorn, Feldbachtal Gibelmatte, Ofenhorn Ritterpass Blausee Chummibort, Mättital Lärcheltini-Zone, Turbenalp/Mittleberg Geisspfad Bleiminen Albrun (It) Blausee, Wannigletscher Geisspfad Wannigletscher Geisspfad, Gischigletscher Wannigrat Ofenhorn (Dolomit) Lengenbach Lengenbach Lengenbach Lengenbach, Gorb Lengenbach Wannigletscher Lengenbach Bivak Combi e Lanza (It) Wannigletscher Mässerbach Wyssi Flüe, Ofenhorn (Gneis [It]) Ritterpass Lengenbach Lengenbach Cervandone (It) Cervandone (It) Lengenbach Wannigletscher, Turbenalp Wannigletscher, Feldbach Cervandone (It); Ritterpass Wannigletscher Gischigletscher Geisspfad, Kriegalppass Turtschi Gorb Lengenbach Geisspfad Eggerofen, Gischigletscher Anatas Andradit Anglesit Anhydrit (Hohlformen) Antigorit [TL] Antlerit Apatit (meist Fluor-A.) Aquamarin [var] Aragonit Arsen, ged. Arsenolamprit Arsenolith Arsenopyrit Arsensulfid-Glas [var] Asbecasit [TL] Auripigment Autunit [it] Azurit Baileychlor xx XX xx xx xx mi XX XX xx XX XX XX XX xx XX XX XX XX XX oo XX XX XX xx xx xx xx mi XX mi xx mi xx XX xx XX XX xx xx xx xx XX xx XX XX XX xx XX xx xx xx XX xx xx xx Baryt XX XX Bastnäsit-(Ce) Baumhauerit [TL] Baumhauerit-2a [TL] Bayldonit Beaverit-(Cu) [it] Bernardit Bertrandit Beryll β-Fergusonit-(Y) Bismuthinit Bismutit Bornit Boulangerit Bournonit Brannerit Brochantit Brookit mi 338 XX XX xx XX XX XX XX xx mi xx XX oo? XX oo xx XX XX XX XX mi xx xx xx XX xx XX oo oo XX XX mi XX mi xx XX oo xx XX XX oo XX XX XX xx xx