Lernaktivität LA15 Pflanzenvielfalt in der Kulturlandschaft Stufe Zyklus 2b, Zyklus 3, Sek 2 Wissen zum Thema Pflanzenvielfalt in der Kulturlandschaft Das Wichtigste in Kürze In der Schweiz unterscheidet man zwischen mehr als 200 Typen von Lebensräumen. Durch ihre Struktur und Artenzusammensetzung bieten sie ein Heim für eine Vielzahl an Tieren wie Vögel oder Insekten. Die verschiedenen Lebensräume der Schweiz, ob vom Mensch geprägt oder nicht, sind durch eigene Gemeinschaften von Lebewesen zu erkennen. Die Schweizer Landwirtschaft hat viele verschiedene Lebensräume und Landschaften im Laufe der Zeit stark geprägt. Traditionelle Kulturlandschaften zeichnen sich oft durch eine Mosaïk von verschiedenen Lebensräume aus (Hecken, kleine Felder, Obstgärten) und weisen eine hohe Vielfalt an Pflanzen und Tieren auf. Intensiv genutzte Landwirtschaftsregionen sind meistens einheitlicher, monotoner (grosse Felder, wenig Strukturen) und bieten wenig Platz für die Biodiversität. Die natürlichen und halb-natürlichen Lebensräume der Agrarlandschaft weisen einen hohen ästhetischen Wert auf und leisten eine wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität und ihrer Funktionen. Deshalb sind solche Lebensräume erhaltenswert. Fakten Vielfalt der Lebensräume In gleichförmigen, wenig strukturierten Landschaften erstreckt sich derselbe Lebensraumtyp über weite Gebiete. Vielfältige Landschaften wie die Alpentäler hingegen zeigen eine grosse Fülle an unterschiedlichen Lebensräumen. In der Schweiz wurden die Lebensräume in einem umfassenden System klassifiziert. Mehr als 250 Lebensraumtypen sind in Bereiche wie Feuchtgebiete, Wiesen, Wälder oder Gletschervorfelder eingeteilt. Jeder Lebensraum ist geprägt von den darin lebenden Organismen und deren Wechselwirkungen untereinander und mit ihrer Umwelt. Manche Lebensräume zeigen eine bemerkenswerte Artenvielfalt auf. Dies ist z.B. der Fall für Auenwälder aber auch für vom Mensch gepflegte Trockenwiesen. Pflanzen und Tiere sind mehr oder weniger stark an ihren charakteristischen Lebensraum gebunden. Das Kulturland Die Waldrodungen vor allem im frühen Mittelalter öffneten das Waldkleid der Schweiz und machten den Weg frei für eine vielfältige Kulturlandschaft. Die Menschen haben eine grosse Anzahl neuer Lebensräume geschaffen, die sich mosaikartig in die Landschaft einfügen: Äcker, Wiesen, Weiden, Säume, Hecken, Waldränder, Rebberge, Feldgehölze und Obstgärten. Viele der neu entstandenen Lebensräume sind äusserst artenreich: So konnten auf einer Trockenwiese im Jura auf einer Fläche von 20cm x 20cm 34 Pflanzenarten nachgewiesen werden. Die Intensivierung der Landwirtschaft und die Überbauung von Landwirtschaftsflächen sind verantwortlich für die Verluste der Biodiversität im Kulturland. Durch die immer stärker werdende Mechanisierung der Arbeit, Optimierung der Grundstückgrenzen, die Vergrösserung der Kulturflächen und den intensiven Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln wurde die Landnutzungsintensität kontinuierlich erhöht. Damit ging eine flächendeckende Vereinheitlichung der Lebensräume einher: grossflächig wurden Strukturen wie Gebüsche, Gräben oder Steinhaufen entfernt, feuchte Weiden drainiert, Wiesen aufgedüngt und häufiger gemäht, trockene Standorte bewässert. «Spezialstandorte» sind seltener geworden. Die an sie angepassten Arten wurden auch seltener oder verschwanden lokal oder regional. Der Artenreichtum sank, die Artenzusammensetzung der einst unterschiedlichen Lebensräume im Kulturland hat sich angeglichen. Bunte Ackerbrache in der Provence in Frankreich. (ETH-Bibliothek Zürich; Epics Tiere, Pflanzen und Biotope; Albert Krebs) In den Berggebieten kommt ein weiteres Problem hinzu: Während die Talböden und flachen Gebiete immer intensiver bewirtschaftet werden, zieht sich die Landwirtschaft von schwierig zu bewirtschaftenden, steilen und schwer erreichbaren Flächen zurück, was unterhalb der Waldgrenze zu einer Wiederbewaldung führt. Sowohl die Intensivierung der Bewirtschaftung als auch die Nutzungsaufgabe führen zu einer Abnahme der Biodiversität. Strukturreiche Kulturlandschaft. (ETHBibliothek Zürich; E-pics Tiere, Pflanzen und Biotope; Albert Krebs) Intensive, monotone Kulturlandschaft. (ETH-Bibliothek Zürich; E-pics Tiere, Pflanzen und Biotope; Albert Krebs). Die Rolle der Landwirtschaft Seit den 1990er-Jahren haben die Landwirte die Aufgabe, neben der landwirtschaftlichen Produktion auch die Biodiversität zu erhalten und zu fördern. Damit ein Bauernbetrieb in der Schweiz vom Bund Direktzahlungen erhalten kann, muss er als Minimalstandard den ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) erbringen. Dazu gehört nebst der Einhaltung des Tierschutzgesetzes oder einer ausgeglichenen Nährstoffbilanz und weiterer Voraussetzungen auch die Pflicht zur Einrichtung von Biodiversitätsförderflächen auf mindestens 7% der landwirtschaftlichen Nutzfläche pro Landwirtschaftsbetrieb. Fast alle Betriebe in der Schweiz erfüllen den ÖLN. Bio-Betriebe ergänzen den ÖLNMinimalstandard noch mit weiteren Massnahmen, da man insbesondere auf die Erhaltung und Förderung von Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität Wert legt. Biodiversitätsförderflächen bereichern die Landschaft mit Elementen wie Hecken, artenreichen Wiesen, Hochstammobstbäumen und anderen naturnahen Lebensräumen. Diese tragen zur Förderung und Erhaltung der Biodiversität bei. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Bodenfruchtbarkeit und als Lebensraum für Bestäuber und andere Nützlinge sowie unzählige Tier- und Pflanzenarten. Besonders wertvoll sind diese Flächen, wenn verschiedene Lebensräumen vorhanden und untereinander vernetzt sind. Aktuelle Fragen aus der Forschung als Anregung zum Weiterdenken Wieviel Fläche von naturnahen Lebensräume braucht es im Kulturland um die Biodiversität und ihre Leistungen zu erhalten und zu fördern? Wie können die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Produktion und die Erhaltung und Förderung der Biodiversität unter einen Hut gebracht werden? Glossar Lebensraum Kontaktstellen Ein Lebensraum ist der charakteristische Standort einer Tier- oder Pflanzenart oder anderer Organismen. Sie finden darin die für Ihr Überleben notwendige Nahrung und andere Ressourcen. Die Vielfalt der Lebensräume bildet eine Ebene der Biodiversität. Weiterführende Informationen Lebensräume der Schweiz: http://www.lebensraeume.unr.ch Infoflora, Lebensräume: https://www.infoflora.ch/de/lebensraeume/ Infoflora, das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. www.infoflora.ch