Heinrich-Heine-Universität Romanistik IV Sommersemester 2009

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Heinrich-Heine-Universität
Romanistik IV
Sommersemester 2009
Basisseminar: Französische Syntax
Semesterplan
14.4. Einführung - Formalia
Basics:
21.4. Traditionen: Subjekt, Prädikat und Objekt
Minimalprotokoll (M.N.):
Subjekt-Definitionen:
Das grammatische Subjekt entspricht dem Element des Satzes, das in Numerus und Person, in
bestimmten Fällen auch im Genus, mit dem Verb kongruiert. (im Französischen).
Das psychologische/pragmatische Subjekt entspricht dem Element des Satzes, das die bekannte
Information liefert; das psychologische/pragmatische Subjekt steht in der Regel am Satzanfang.
Das logische Subjekt entspricht dem Element des Satzes, über das Information geliefert wird.
Das Agens entspricht dem Element des Satzes, das auf einen Handelnden referiert.
Prototypisch fallen alle genannten Funktionen auf das erste nominale Element im Satz: Pierre chante.
28.4. Unmittelbare Konstituenten: Jean | boit. (Bloomfield) (Stölzner, Salzmann)
Referattext: Lyons 1973, Kap 5.2., 6.1.2
Seite 1, Seite 2
Minimalprotokoll (Fuerst):
1.
Der Satz in der Definition von Bloomfield
Nach Bloomfield ist ein Satz als unabhängige grammatische Einheit anzusehen, die in sich selbst
syntaktische Beziehungen aufweist, wie z.B. die Beziehung von Satzteilen zueinander, aber als
Großes Ganzes an kein außenstehendes Element gebunden ist.
 Nach Bloomfield besteht ein Satz immer aus einem sog. Agens = „actor“ und einer Aktion =
„action“.
Kritik: Es gibt aber auch Sätze ohne actor: z.B. il pleut
 Bloomfield sagt auch, dass jeder Satz unabhängig, also allein für sich steht!
 Kritik: Es gibt aber auch Ausnahmen, nämlich dann, wenn z.B.
Pronomina benutzt werden „il“ „elle“ etc., um Sätze miteinander zu
verbinden. Dann existiert doch wieder eine Art übergeordnete Ebene.
2.
Was ist Distribution?
Bei der Distribution handelt es sich um die Verteilung der sprachlichen Elemente im Satz, also
den Platz, und die Beziehung untereinander im Hinblick auf ihre Umgebung.
Bsp: „son“ steht immer vor einem Nomen in einem französischen Satz
 Isabelle cherche son livre.
3.
Was sind unmittelbare Konstituenten?
 Nach Bloomfield dürfen Sätze nicht nur als Ganzes gesehen werden, sondern auch in ihren
Untereinheiten und müssen in ihre Untereinheiten zerlegt werden, um eine nähere Betrachtung
zu ermöglichen.
 Jeder Satz lässt sich in 2 Untereinheiten unterteilen und diese können wiederum in zwei
weitere unterteilt werden und diese dann wieder und diese dann wieder..... bis alle einzelnen
Einheiten (bis auf die Worteebene) untersucht wurden!
Bsp: Isabelle cherche son livre.
1
2
 cherche und son livre
1
2
 son und livre
1
2
 NUN WIRD NICHT MEHR VON SUBJEKT, PRÄDIKAT, OBJEKT GESPROCHEN, SONDERN VON
KONSTITUENTEN
5.5. Tiefen- und Oberflächenstrukturen (Chomsky) (Krieger)
Referattext: Dürscheid 2007, Kap. 8.1., 8.2., 8.3
Seite 1, Seite 2, Seite3, Seite 4
Minimalprotokoll (Ilker):
Definition von Tiefen- und Oberflächenstrukturen:
Der amerikanische Sprachwissenschaftler Noam Chomsky definiert die Tiefenstruktur
eines Satzes als die abstrakte Ebene, die der Oberflächenstruktur zugrunde liegt.
Demzufolge ist die Oberflächenstruktur die konkrete Wort- und Satzgliedfolge.
Mit Hilfe von Transformationen wird die Tiefenstruktur in die entsprechende
Oberflächenstruktur überführt.
Demnach sind die folgenden Sätze auf dieselbe Tiefenstruktur zurückzuführen:
1. Paul geht heute ins Schwimmbad.
2. Geht Paul heute ins Schwimmbad?
3. Heute geht Paul ins Schwimmbad.
4. (dass) Paul heute ins Schwimmbad geht.
Die Tiefenstruktur lautet: Paul ins Schwimmbad heute geht.
Die aufgeführten Beispielsätze unterscheiden sich folglich nur hinsichtlich ihrer
Wortstellung.
12.5. Die Grammatik der Experimente (Glinz) (Djuka, Rohe)
Referattexte: Helbig 1989 (oder 1976 im Semesterapparat UB), Kap. 7 (ohne 7.4.);
Dürscheid 2007, Kap.3
Minimalprotokoll (Stölzner):
Glinz: Das Zeichen ist der Ausgangspunkt); erst Experimente, dann Interpretation.
Ziel: Ermittlung von Satzkonstituenten bzw. Satzgliedern
Verschiebeprobe (Permutationsprobe): Wörter, die zusammen umgestellt werden
können, sodass der Satz grammatikalisch korrekt bleibt, bilden eine Konstituente
Elle donne l'argent à son amie. > *À son amie elle donne l’argent.
 Nicht universell anwendbar, klingt im Frz. komisch bzw. verlangt kleine
Änderungen (C'est à son amie qu'elle donne l'argent.)
Ersatzprobe (Substitutionstest): (z. B. durch Pronominalisierungstest oder
Frageprobe):
La fille cherche son nouveau livre. > La fille le cherche.
La fille cherche son nouveau livre. > Qui cherche quoi?
Weglassprobe (Eliminierungstest, Deletionsprobe):
La fille adore chanter sous la douche. (nur die gesamte Konstituente „sous la douche“
kann weggelassen werden, nicht aber nur „douche“)
Kritik: Zwar sind die Tests von Glinz auf die deutsche Sprache, aber nicht universell
anwendbar.
19.5. Der Wert des Verbs: Valenzen (Tesnière) (Modaresi, Slimani)
Referattexte: Tesnière 1959, Livre B, Chap. 48-55; Dürscheid 2007, Kap.7
Minimalprotokoll (Schreck):
Nach dem französischen Sprachwissenschaftler Lucien Tesnière verfügt das Verb über eine bestimmte
Wertigkeit, eine bestimmte Valenz, welche die Anzahl der Aktanten angibt, die es an sich bindet. Um die
Valenzeigenschaften eines Verbes zu verdeutlichen, beschreibt er sie mit Hilfe der Dependenzstruktur (B
und C hängen von A ab):
backt
A (Regens)
↙
B (die Mutter)
↘
C (den Geburtstagskuchen)
B und C sind Aktanten zu A, B und C sind Dependentien
Jedoch ist kritisch zu betrachten, dass ein Verb nicht nur eine Valenz besitzt:
In den Sätzen „Der Stürmer wirft den Ausgleich“ und „Das Mädchen wirft sich dem Matrosen an den
Hals“ wird deutlich, dass das Verb „werfen“ unterschiedliche Valenzen annehmen kann.
26.5. Syntax und Denken: kognitive Syntax (Bittmann)
Referattext: Schwarz 32008:Kap. 2.1 und 2.3 (+ eigenes Experiment?)
Minimalprotokoll (Kallrath)
Die Kognitive Linguistik versucht, Sprache im Zusammenhang mit allgemeinen menschlichen
Denkmustern/-prozessen zu untersuchen. Dabei sollte betont werden, dass die Kognitive Linguistik kein
einheitlich definierter Forschungsbereich ist. Grundsätzlich ist zwischen zwei Hauptausprägungsvarianten
zu unterscheiden: Zum einen dem modularen Ansatz, welcher die Sprache als ein von anderen
Kenntnissystemen losgelöstes Modul betrachtet, und zum anderen dem holistischen Ansatz, welcher die
These vertritt, dass die Sprache eben nicht als autonomes Subsystem zu betrachten sei, sondern als eine
Ausprägung der Kognition.
Der Holistische Ansatz (z.B. R. Langacker):
R. Langacker vertritt die These, dass alles in Sprache meaningful sei. Dies fange schon beim Rahmen an,
was bedeutet, dass schon die Tatsache, ob ich mich für ein Nomen oder ein Verb entscheide, das Gesagte
mit Bedeutung versehe. Langacker formuliert verschiedene Prinzipien, unter anderem jenes des
Grounding:
Hierunter versteht er die Verknüpfung von Bedeutungswissen mit der Hörer – Sprecher – Situation,
wobei die Hörer – Sprecher – Situation als der Ground angesehen wird. Die Verknüpfung entsteht zum
Beispiel durch die richtige Wortstellung oder das Finitmachen des Verbs, oder anders ausgedrückt:
lexikalische Einheiten mit einer syntaktischen Funktion zu versehen.
Anwendungsbeispiele:
2.6. Une petite amie vs. ?une amie petite (Attributstellung im Französischen)
(Först, Schreck, Luedke)
Referattexte: Weinrich 1985:353-370, Koch 2008
Minimalprotokoll (Slimani )
Im Französischen kann ein Adjektiv eine prädeterminierende (Voranstellung) und eine
postdeterminierende (Nachstellung) Stellung einnehmen. Weinreichs These: Bei Voranstellung von
Adjektiven ist die Semantik auf eine einfachere Bedeutung gestuft (Semantik wird schlicht). Weinrich
sieht die eigentliche Funktion bei der Voranstellung von Adjektiven darin, etwas zu bestätigen oder zu
negieren.
Bsp.: „la pure vérité“, „la mauvaise route“
Die Postdetermination ist weitaus häufiger im Gebrauch als die Prädetermination. Bei der Nachstellung
von Adjektiven wird eine Ergänzung bzw. eine Präzisierung des zu bestimmenden (Nomen) bewirkt. Je
wichtiger ein Adjektiv ist, desto wahrscheinlicher hat es eine postdeterminierende Stellung.
Bsp.: „ la nation allemande“, „la république française“
Erklärung auf der Basis der Prototypensemantik (Koch):Vorangestellte Adjektive bestätigen oder
widersprechen dem Prototyp der Nominalkategorie.
Bsp.: “pure vérité“ : prototypische Wahrheit, „mauvaise route“: widerspricht dem Prototyp
Nachgestellte Adjektive ergänzen etwas bzw. präzisieren den Prototypen der Nominalkategorie.
Bsp.: "route mauvaise"
9.6. Les enfants ... j'ai vu hier ... ils vont pas à l'école. (Untergeordnete Sätze)
(Haag, Tine)
Referattext: Jacquel 2007a (Kopie bei M.N.)
16.6. La politique vous regarde. / ?Vous êtes regardé(s) par la politique. (Passiv)
(Busch, Dgomeni Tcheuffa)
Referattext: Krassin 1994: 65-72 (Semesterapparat UB)
Minimalprotokoll (Kegel)
Das Passiv ist eine Form des Verbs, bzw. gehört zu einer Kategorie des Verbs – der Diathese. Neben der
Kategorie aktiv/passiv gibt es noch Modus, Numerus, Tempus und Person. Die Diathese beschreibt die
„Handlungsart“ des Verbs, bzw. bestimmt die Verteilung von semantischen Rollen auf syntaktische
Positionen. Während beim Aktiv das Subjekt Agens und das Objekt Patiens ist, ist beim Passiv das
Subjekt Patiens, das Agens muss nicht genannt werden. In Bezug auf die grammatikalische Form des
Verbs spricht man auch vom Genus Verbi – hierbei wird aktiv mit „männlich“ gleichgesetzt und passiv
mit „weiblich“. Um ein Passiv bilden zu können, braucht man ein transitives Verb mit direktem Objekt
(die Voraussetzung für das Vorkommen von Agens und Patiens). Le Bidois unterscheidet zwischen passif
réel und passif grammatical – bei einem Satz wie „J’ai réçu un coup“ ist das Subjekt zwar Patiens, aber
das Genus Verbi ist aktiv; hier vermittelt der Inhalt das Passivische des Satzes (recevoir qc. de qn., eine
passive Handlung). Bei Reflexivkonstruktionen wie „Cela ne se dit pas“ ist das Subjekt Agens und Patiens
zugleich, deshalb stehen sie zwischen Aktiv und Passiv (es gibt somit drei Diathesen: actif, passif, médiopassif). Eine weitere Definition des Passivs (Wilmet) sieht dieses als Möglichkeit zur Topikalisierung des
Objekts, z.B.:
aktiv: Des millions de personnes (topic/Thema) utilisent la grammaire Larousse (comment/Rhema).
passiv: La grammaire Larousse (ehemaliges Objekt jetzt topikalisiert) est utilisée par des millions de
personnes (comment).
Projekt:
23.6. Projekt: Syntax und Übersetzung
(Kramer, Kagel , Kallrath, Smentkowski, Schemeit, Titer, Ilker)
Vorbild-Studie: McLaughlin 2008
30.6. Projekt-Sitzung
7.7. Ergebnisse
Abschluss:
14.7. Vorbereitung der Klausur
!23.7., 9-11 Uhr Klausur, Geb. 23.11. R. 3.23
21.7. keine reguläre Sitzung
Besprechung von Referaten und Vorlage des Handouts: jeweils montags in der Sprechstunde (12.3013.30).
Anmeldefrist für die Abschlussprüfung: 15.5.2009
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