Mogontiacum – Mainz, eine römische Militärbasis Das römische Stadttor aus dem 4. Jh. n. Chr. in der Wohnanlage auf dem Kästrich. Um 13/12 v. Chr. wird vom Feldherrn Nero Claudius Drusus am Rhein gegenüber der Mainmündung auf einem Hochplateau ein Legionslager errichtet. Dieses Lager hatte für die Römer eine wichtige strategische Bedeutung: es lag als Grenzposten am Rande des "wilden" Germanien und diente als Ausgangspunkt für militärische Operationen auf der rechten Rheinseite. Dazu diente unter anderem der Flusslauf des Mains. Für Mainz ist die Gründung des Legionslagers bis heute auch das Gründungsdatum der Stadt. Denn unterhalb des Legionslagers entwickelte sich die "cannabae" - die Zivilstadt Mogontiacums - in der sich die keltischen Ureinwohner Rheinhessens niederlassen; im Schatten des Lagers lebt es sich gut - Händler und Handwerker werden gebraucht, um die Legionäre zu versorgen. Mainz verdankt also seine Existenz mitunter dem römischen Militär. Plan des römischen Mainz und Umgebung [Aus: Wothe, Mainz - ein Heimatbuch S. 62] Das römische Legionslager wurde auf dem Gebiet der heutigen Universitätskliniken und dem Kästrich errichtet. Letzter ist auch namentlich ein Überbleibsel des Legionslagers, kommt er doch etymologisch von "castra", dem lateinischen Wort für Lager. Das Legionslager war zuerst in Erde und Holz, ab 70 n. Chr. dann in Stein ausgeführt und bot auf 36 ha zwei Legionen Platz. Es blieb bis ins 4. Jahrhundert hinein unverändert bestehen. Ab dem 1. Jh. war allerdings nur noch eine Legion in Mogontiacum stationiert. Gleichzeitig mit dem Ausbau zum steinernen Lager wurde auch die Wasserversorgung mit dem Bau des Aquaeduktes sichergestellt. Diese etwa 9 km lange Leitung führte von Finthen (vgl. lat. fontes für Quelle) zum Lager auf dem Kästrich. Noch heute sind im Zahlbacher Tal Reste der Pfeiler des Aquaeduktes zu erkennen. Dort verlief die Leitung nämlich nicht mehr unterirdisch, sondern oberirdisch erhöht auf solchen Pfeilern, um das Tal überqueren zu können. Die größten Pfeiler erreichten wohl eine Höhe von 25 m. Auf der rechten Rheinseite sicherte ein kleiner Vorposten (vgl. lat. castellum und Kastel) die Brücke, die über den Rhein führt. Schon im Jahr 27 n. Chr. dürfte es eine feste Brücke gegeben haben. Ein zweites Legionslager war auf dem Gelände des heutigen Steinbruchs bei Weisenau noch im 1. Jh. errichtet worden. Grund dafür war wohl die zeitweilige Aufstockung der Garnison von zwei auf vier Legionen. In der Spätantike wurde zudem in der Nähe des heutigen Brandzentrums ein Kriegshafen angelegt, der eine eigene kleine Flotte zur Sicherung des Rheins beherbergte. Im Museum für Antike Schifffahrt am Südbahnhof sind noch heute Funde und Rekonstruktionen dieser Schiffe zu besichtigen. Von den "typischen" öffentlichen Anlagen, wie z.B. das Forum, für eine römische Stadt ist bisher nichts gefunden worden. Im Jahr 2000 wurde jedoch auf dem Bauplatz Lotharpassage das Heiligtum der Göttinnen Isis und Magna Mater gefunden. Darüber hinaus wurde mittlerweile auch das große römische Theater am Südbahnhof freigelegt. Es steht sicherlich im Zusammenhang mit dem Drususstein auf der Zitadelle, der von den Legionären zu Ehren des verstorbenen Feldherrn Drusus errichtet worden war. Der Drususstein auf der Zitadelle Als um 259/60 n. Chr. der Limes fiel, baute man anscheinend zur zusätzlichen Sicherung eine Stadtmauer um das gesamte Siedlungsgelände. Im Südwesten schloss sich diese Stadtmauer an das Legionslager an. Der Bau wurde sehr schnell durchgeführt, denn zahlreiche Steine aus vorhandenen Bauwerken wurden dafür verwendet. Nach der Mitte des 4. Jh. wurde der Mauerring erheblich verkürzt und durchquerte zudem das Legionslager, das zu diesem Zeitpunkt daher bereits aufgegeben sein muss. An der ehemaligen Via praetoria - also der Straße die zum Zentrum des Lagers führte - wurde ein Stadttor errichtet, das noch heute auf dem Kästrich zu sehen ist. Diese spätantike römische Stadtmauer bildete bis in die Neuzeit hinein das Fundament des mittelalterlichen Mauerrings. Mit den schweren Einfällen von Germanen beginnt der Niedergang von Mogontiacum. Der letzte fand in der Neujahrsnacht 406/407 statt und verwüstete die Siedlung. Der Hunneneinfall im Jahr 451 gilt als das Ende der römischen Geschichte von Mainz.