UBW

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Kant og Fichte om filosofiens
systematiske enhed
Dansk Filosofisk Selskabs Årsmøde 2014
Carsten Fogh Nielsen
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Erkendelsens systematiske enhed
Unter der Regierung der Vernunft dürfen unsere Erkenntnisse
überhaupt keine Rhapsodie, sondern sie müssen ein System
ausmachen, in welchem sie allein die wesentlichen Zwecke
derselben unterstützen und befördern können. Ich verstehe aber
unter einem Systeme die Einheit der mannigfaltigen Erkenntnisse
unter einer Idee. Diese ist der Vernunftbegriff von der Form eines
Ganzen, sofern durch denselben der Umfang des Mannigfaltigen
sowohl, als die Stelle der Teile untereinander, a priori bestimmt
wird. Der szientifische Vernunftbegriff enthält also den Zweck
und die Form des Ganzen, das mit demselben kongruiert.
KrV A832/B860
Ideernes regulative brug
Übersehen wir unsere Verstandeserkenntnisse in ihrem ganzen
Umfange, so finden wir, daß dasjenige, was Vernunft ganz
eigentümlich darüber verfügt und zustande zu bringen sucht, das
Systematische der Erkenntnis sei, d.i. der Zusammenhang
derselben aus einem Prinzip. Diese Vernunfteinheit setzt jederzeit
eine Idee voraus, nämlich die von der Form eines Ganzen der
Erkenntnis, welches vor der bestimmten Erkenntnis der Teile
vorhergeht und die Bedingungen enthält, jedem Teile seine Stelle
und Verhältnis zu den übrigen a priori zu bestimmen.
KrV A645/B673
Transcendentale ideer
Diese Idee postuliert demnach vollständige Einheit der
Verstandeserkenntnis, wodurch diese nicht bloß ein zufälliges
Aggregat, sondern ein nach notwendigen Gesetzen
zusammenhängendes System wird. Man kann eigentlich nicht
sagen, daß diese Idee ein Begriff vom Objekte sei, sondern von
der durchgängigen Einheit dieser Begriffe, sofern dieselbe dem
Verstande zur Regel dient. Dergleichen Vernunftbegriffe werden
nicht aus der Natur geschöpft, vielmehr befragen wir die Natur
nach diesen Ideen, und halten unsere Erkenntnis für mangelhaft,
solange sie denselben nicht adäquat ist.
KrV A645/B673
Den rene fornufts kanon
Der größte und vielleicht einzige Nutzen aller Philosophie der
reinen Vernunft ist also wohl nur negativ; da sie nämlich nicht,
als Organon, zur Erweiterung, sondern, als Disziplin, zur
Grenzbestimmung dient, und, anstatt Wahrheit zu entdecken,
nur das stille Verdienst hat, Irrtümer zu verhüten.
KrV A799/B827
Den rene fornufts kanon
Indessen muß es doch irgendwo einen Quell von positiven
Erkenntnissen geben, welche ins Gebiet der reinen Vernunft
gehören, und die vielleicht nur durch Mißverstand zu Irrtümern
Anlaß geben, in der Tat aber das Ziel der Beeiferung der Vernunft
ausmachen. Denn welcher Ursache sollte sonst wohl die nicht zu
dämpfende Begierde, durchaus über die Grenze der Erfahrung
hinaus irgendwo festen Fuß zu fassen, zuzuschreiben sein? Sie
ahndet Gegenstände, die ein großes Interesse für sie bei sich
führen. Sie tritt den Weg der bloßen Spekulation an, um sich
ihnen zu nähern; aber diese fliehen vor sie. Vermutlich wird auf
dem einzigen Wege, der ihr noch übrig ist, nämlich dem des
praktischen Gebrauchs, besseres Glück für sie zu hoffen sein.
KrV A799/B827
Transcendentale ideer
Mit einem Worte, diese drei Sätze bleiben für die spekulative
Vernunft jederzeit transzendent, und haben gar keinen
immanenten, d.i. für Gegenstände der Erfahrung zulässigen,
mithin für uns auf einige Art nützlichen Gebrauch, sondern sind
an sich betrachtet ganz müßige und dabei noch äußert schwere
Anstrengungen unserer Vernunft. Wenn demnach diese drei
Kardinalsätze uns zum Wissen gar nicht nötig sind, und uns
gleichwohl durch unsere Vernunft dringend empfohlen werden;
so wird ihre Wichtigkeit wohl eigentlich nur das Praktische
angehen müssen.
KrV A799/B827
Transcendentale ideer
Die ganze Zurüstung also der Vernunft, in der Bearbeitung, die
man reine Philosophie nennen kann, ist in der Tat nur auf die drei
gedachten Probleme gerichtet. Diese selber aber haben
wiederum ihre entferntere Absicht, nämlich, was zu tun sei, wenn
der Wille frei, wenn ein Gott und eine künftige Welt ist. Da dieses
nun unser Verhalten in Beziehung auf den höchsten Zweck
betrifft, so ist die letzte Absicht der weislich uns versorgenden
Natur, bei der Einrichtung unserer Vernunft, eigentlich nur aufs
Moralische gestellt.
KrV A799/B827
Byggemetaforen
Wenn ich den Inbegriff aller Erkenntnis der reinen und
spekulativen Vernunft wie ein Gebäude ansehe, dazu wir
wenigstens die Idee in uns haben, so kann ich sagen, wir haben
in der transzendentalen Elementarlehre den Bauzeug
überschlagen und bestimmt, zu welchem Gebäude, von welcher
Höhe und Festigkeit er zulange.
Byggemetaforen
Freilich fand es sich, daß, ob wir zwar einen Turm im Sinne
hatten, der bis an den Himmel reichen sollte, der Vorrat der
Materialien doch nur zu einem Wohnhause zureichte, welches zu
unseren Geschäften auf der Ebene der Erfahrung gerade
geräumig und hoch genug war, sie zu übersehen; daß aber jene
kühne Unternehmung aus Mangel an Stoff fehlschlagen mußte,
ohne einmal auf die Sprachverwirrung zu rechnen, welche die
Arbeiter über den Plan unvermeidlich entzweien, und sie in alle
Welt zerstreuen mußte, um sich, ein jeder nach seinem Entwurfe,
besonders anzubauen.
Byggemetaforen
Jetzt ist es uns nicht sowohl um die Materialien, als vielmehr um
den Plan zu tun, und, indem wir gewarnt sind, es nicht auf einen
beliebigen blinden Entwurf, der vielleicht unser ganzes Vermögen
übersteigen könnte, zu wagen, gleichwohl doch von der
Errichtung eines festen Wohnsitzes nicht wohl abstehen können,
den Anschlag zu einem Gebäude in Verhältnis auf den Vorrat, der
uns gegeben und zugleich unserem Bedürfnis angemessen ist, zu
machen.
Ich verstehe also unter der transzendentalen Methodenlehre die
Bestimmung der formalen Bedingungen eines vollständigen
Systems der reinen Vernunft.
KrV A707/B735
Fichte om filosofi og system
Die Philosophie ist eine Wissenschaft; - darüber sind alle
Beschreibungen der Philosophie so übereinstimmend, als sie in
der Bestimmung des Objekts dieser Wissenschaft geteilt
sind. […]
Eine Wissenschaft hat systematische Form;…
…alles Sätze in ihr hängen in einem einzigen Grundsatz
zusammen, und vereinigen sich in ihm zu einem Ganzen - auch
dieses gesteht man allgemein zu.
UBW §1, s. 38
Fichte om filosofi og system
Eine Wissenschaft soll Eins, ein Ganzes sein. […] Wie und
wodurch werden nun eine Menge ansich höchst verschiedener
Sätze zu einer Wissenschaft, zu einem und eben demselben
Ganzen?
Ohne Zweifel dadurch, daß die einzelnen Sätze überhaupt nicht
Wissenschaft wären, sondern daß sie erst im Ganzen, durch ihre
Stelle im Ganzen, und durch ihr Verhältnis zum Ganzen werden.
Nie aber kann durch eine bloße Zusammensetzung von Teilen
etwas entstehen, das nicht in einem Teil des Ganzen anzutreffen
ist. Wenn gar kein Satz unter den verbundenen Sätzen Gewißheit
hätte, so würde auch das durch die Verbindung entstandene
Ganze keine haben.
UBW §1, s. 41-42
Fichte om filosofi og system
Hieraus erhellt sich zugleich, daß unsere obige Annahme die
einzig Richtige ist, und daß in einer Wissenschaft nur ein Satz
sein kann, der vor der Verbindung gewiß und ausgemacht ist.
Gäbe es mehrere dergleichen Sätze, so wären sie entweder mit
dem anderen gar nicht verbunden, und dann gehörten sie nicht
zu dem gleichen Ganzen, sondern machten ein oder mehrere
abgesonderte Ganze aus; oder sie wären damit verbunden.
UBW §1, s. 41-42
Fichte om filosofi og system
Die Sätze sollen aber nicht anders verbunden werden, als durch
die eine und gleiche Gewißheit: - wenn ein Satz gewiß ist, so
soll auch ein anderer gewiß sein, und wenn der eine nicht gewiß
ist, so soll auch der andere nicht gewiß sein; und lediglich dieses
Verhältnis ihrer Gewißheit zueinander soll ihren Zusammenhang
bestimmen.
UBW §1, s. 41-42
Grundsætning
Das könnte von einem Satz, der eine von den übrigen Sätzen
unabhängige Gewißheit hätte, nicht gelten, wenn seine
Gewißheit unabhängig sein soll, so ist er gewiß, wenn auch die
anderen nicht gewiß sind. - Ein solcher vor der Verbindung und
unabhängig von ihr gewisser Satz heißt Grundsatz. Jede
Wissenschaft muß einen Grundsatz haben; ja sie könnte ihrem
inneren Charakter nach wohl gar aus einem einzigen, ansich
gewissen Satz bestehen, - der aber dann freilich nicht Grundsatz
heißen könnte, weil er nichts begründete. Sie kann aber auch
nicht mehr als einen Grundsatz haben, weil sie sonst
nicht eine, sondern mehrere Wissenschaften ausmachen würde.
UBW §1, s. 42
Fichte om filosofi og system
Eine Wissenschaft kann außer dem vor einer Verbindung
gewissen Satz noch mehrere Sätze enthalten, die erst durch die
Verbindung mit jenem überhaupt als gewiß, und auf dieselbe Art
und in demselben Grad gewiß wie jener erkannt werden. Die
Verbindung besteht, wie eben erinnert wurde, darin, daß gezeigt
wird: wenn der Satz A gewiß ist, muß auch der Satz B - und
wenn dieser gewiß ist, muß auch der Satz C usw. gewiß sein;
und diese Verbindung heißt die systematische Form des Ganzen,
das aus den einzelnen Teilen entsteht.
UBW §1, s. 42
Fichte om filosofi og system
Wozu nun diese Verbindung? Ohne Zweifel nicht um ein
Kunststück des Verbindens zu machen, sondern um
Sätzen Gewißheit zu geben, die ansich keine hätten: und so ist
die systematische Form nicht Zweck der Wissenschaft, sondern
sie ist das zufällige, nur unter der Bedingung, daß die
Wissenschaft aus mehreren Sätzen bestehen soll, anwendbare
Mittel zur Erreichung ihres Zwecks. Sie ist nicht das Wesen der
Wissenschaft, sondern eine zufällige Eigenschaft derselben..
UBW §1, s. 42
Fichtes byggemetafor
Die Wissenschaft ist ein Gebäude; der Hauptzweck dieses
Gebäudes ist Festigkeit. Der Grund ist fest, und so wie dieser
gelegt ist, wäre der Zweck erreicht. Weil man aber im bloßen
Grund nicht wohnen, durch ihn allein sich weder gegen den
willkürlichen Anfall des Feindes, noch gegen die unwillkürlichen
Anfälle der Witterung schützen kann, so führt man auf denselben
Seitenwände, und über diesen ein Dach auf. Alle Teile des
Gebäudes werden mit dem Grund, und unter sich selbst
zusammengefügt, und dadurch wird das Ganze fest; aber man
baut nicht ein festes Gebäude, damit man zusammenfügen kann,
sondern man fügt zusammen, damit das Gebäude fest wird; und
es ist fest, insofern alle Teile desselben auf einem festen Grund
ruhen.
UBW §1, s. 41
Fichtes første grundspørgsmål
Die Grundsätze unserer Systeme sollen und müssen vor dem
System gewiß sein. Ihre Gewißheit kann nicht im Umfang
derselben erwiesen werden, sondern jeder in ihnen mögliche
Beweis setzt dieselbe schon voraus. Sind sie gewiß, so ist freilich
alles, was aus ihnen folgt, auch gewiß: aber aus was folgt denn
ihre eigene Gewißheit?
UBW §1, s. 43
Fichtes andet grundspørgsmål
Und wenn wir auch diese Frage beantwortet hätten, drückt uns
nicht eine neue, von jener ersten ganz unterschiedene? - Wir
wollen
beim
Aufbauen
unserer
Lehrgebäude
so
folgern: Wenn der Grundsatz gewiß ist, dann ist auch ein
bestimmter anderer Satz gewiß. Worauf gründet sich aber
jenes Dann? Was ist es, das den notwendigen Zusammenhang
zwischen beiden begründet, vermöge dessen dem einen eben die
Gewißheit zukommen soll, die dem anderen zukommt? Welches
sind die Bedingungen dieses Zusammenhangs; und woher wissen
wir, daß
sie die Bedingungen und die ausschließenden
Bedingungen und die einzigen Bedingungen desselben sind?
UBW §1, s. 43
Samlet
Kurz, wie läßt sich die Gewißheit des Grundsatzes ansich; wie
läßt sich die Befugnis, auf eine bestimmte Art aus ihm die
Gewißheit anderer Sätze zu folgern, begründen?
UBW §1, s. 43
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