Serie Arten des Jahres 2016, Teil 1 Farbtupfer, Frühblüher und weiche Seltenheit Vogel des Jahres: der Stieglitz Pflanze des Jahres: die Wiesenschlüsselblume Wissenschaftlicher Name: Carduelis carduelis (LINNAEUS) Familie: Finken (Fringillidae) Verbreitung: Westeuropa bis Mittelsibirien, Nordafrika, West- und Zentralasien; eingeführt in Südamerika, Australien, Neuseeland, Ozeanien Ökologie: in offenen und halboffenen Landschaften; Standvogel und Kurzstreckenzieher Foto: NABU/Frank Derer er Stieglitz, oder Distelfink, ist nicht zu verkennen. Zu auffällig sind sein rot-weiß-schwarz gefärbter Kopf und der gelbe Streif an den Flügeln. In früheren Zeiten galt er als Symbol für Ausdauer, Fruchtbarkeit und Beharrlichkeit. Zum christlichen Symbol für den Leidensweg und den Kreuzestod Jesu wurde er durch seine Vorliebe für Disteln. Außerdem ernährt er sich von Samen einer Vielzahl anderer Pflanzen. Mit knapp einem Jahr ist der Stieglitz geschlechtsreif. Die Brutzeit liegt zwischen Ende März und Juni. Das Nest, in dem meist vier bis sechs Junge aufwachsen sollen, wird auf einem erhöhten Standort mit guter Sicht angelegt. Während der circa zweiwöchigen Brut versorgt das Männchen die werdende Mutter mit Nahrung. Nach dem Ausfliegen der ersten Brut beginnt das Weibchen mit dem Bau eines Nestes für eine zweite. In Deutschland gingen die Bestände des Stieglitzes in den vergangenen 25 Jahren um fast 50% zurück. Im Saarland ist er noch häufig anzutreffen und erscheint nicht gefährdet. 18 Umweltmagazin Saar 1/2016 Wissenschaftlicher Name: Primula veris LINNAEUS Familie: Primelgewächse (Primulaceaea) Verbreitung: in mehreren, gelegentlich umstrittenen Unterarten in Europa, West- und Zentralasien Ökologie: in lichten Wäldern und auf besonnten, eher trockenen Wiesen auf kalkigem Boden D ie Wiesenschlüsselblume ist als Frühlingsbote recht beliebt. Nach dem Schneeglöckchen zählt sie zu den ersten Blütenpflanzen des Jahres. Im Saarland ist sie noch mäßig häufig. Ihre Bestände sind aber im Rückgang begriffen, weshalb sie auf der Roten Liste in der Kategorie 3 (gefährdet) geführt wird. Ursachen des Rückgangs sind zu frühe und zu häufige Mahd, Düngereintrag und das Brachfallen von Magerrasen und Magerwiesen, dem bevorzugten Lebensraum der Wiesenschlüsselblume. Die Bestäubung erfolgt durch Schmetterlinge, Hummeln, Fliegen und weiteren Insekten. Sie wird als Heilpflanze bei Bronchitis genutzt. Die Saponine in den Wurzeln und Rhizomen lindern das Leiden. Die Wiesen- oder Echte Schlüsselblume blüht von März bis Mai. Sie ist leicht von der eher blassen Hohen Schlüsselblume (Primula elatior) durch das satte Gelb der Blüten zu unterscheiden. Beide Arten sind geschützt und dürfen der Natur nicht entnommen werden. Foto: H.Timmann/Loki-Schmidt-Stiftung D Foto: A. Roloff, www.baum-des-jahres.de Naturschutz Baum des Jahres: die Winterlinde Wissenschaftlicher Name: Tilia cordata MILL. Familie: Lindengewächse (Tiliaceae) Verbreitung: in fast ganz Europa, vorwiegend im Bergland Ökologie: in sommerwarmen Eichen-Hainbuchen-Wäldern auf frischen und meist tiefgründigen Böden I m Saarland ist die Winterlinde keine Rarität. Doch: Sie ist fast immer kultiviert. Von Natur aus ist sie nur lokal vorhanden und sehr selten. Sie ist mit bis zu circa 25 m Höhe deutlich kleiner als bis die zu über 40 m hohe Sommerlinde und besitzt viel kleinere Blätter. Dennoch sind beide Arten nicht immer leicht zu unterscheiden, da sie fruchtbare Hybride hervorbringen. Das Erkennen der Winterlinde wird weiterhin erschwert durch Anpflanzungen exotischer Lindenarten oder Hybriden, v.a. an Straßenrändern. Häufiger als heute war die Linde im Atlantikum (Eichenmischwaldzeit), einer gegenüber heute deutlich wärmeren Phase zwischen 5.500 und 2.500 v. Chr. Damals zählten Linden zusammen mit Eichen, Ulmen und Esche zu den häufigsten Gehölzen in Mitteleuropa. Mit der darauffolgenden Klimaabkühlung gingen deren Bestände zugunsten der Buche zurück. Das weiche Holz wird vor allem zu Schnitzarbeiten genutzt. Wegen der raschen Vergänglichkeit wird es nur im Innenbereich eingesetzt. Von wirtschaftlicher Bedeutung sind auch Lindentee, dem beruhigende und hustenlindernde Wirkungen nachgesagt werden, sowie Lindenhonig. Dr. Martin Lillig