Info für Lernende 2012 | 58 Info für Lernende BLÜTEN- UND BLÜTENSTANDGEMÜSE Broccoli, Blumenkohl und Co. IN SALZWASSER EINLEGEN Ungeziefer wird beseitigt. 2317Pistretto_58_2012.indd 4 Definition Mit dem Begriff «Blütengemüse» sind Gemüsearten gemeint, deren Blüten, Blütenstände oder Knospen essbar sind. Der Begriff «Blütengemüse» stammt nicht aus der Botanik oder der Lebensmittelkunde, sondern aus der Umgangssprache und dem Handel. Typischerweise haben sich bei Blütengemüse die Blüten der Pflanzen noch nicht geöffnet, wenn sie zum Essen geeignet sind und geerntet werden. Offene Blütengemüse werden bitter, verlieren ihren aromatischen Geschmack und sind schwerer verdaulich. Von den Gemüsen wird der nicht voll entwickelte Blütenstand gegessen. Verzehrt man die Knospen einer Pflanze wie beim Blumenkohl, Broccoli und Romanesco, spricht man auch von Knospengemüse. Die Arti- schocken werden aber klar zum Blütenstandgemüse gezählt. Artischocken Die Heimat der Artischocke wird rund um das Mittelmeer angesiedelt; sie wurde erstmals 500 Jahre vor Christus erwähnt. Knapp 2000 Jahre später fand sie den Weg nach Europa, wo sie in Rom als Delikatesse gehandelt wurde. Kurze Zeit später wurde die Artischocke zuerst in Italien, dann in Frankreich und in Deutschland angepflanzt. Heutzutage sind die wichtigsten Produzenten in den USA, Italien, Spanien, Frankreich und Ägypten. Nicht nur Delikatesse Die Artischocken gehören zur Familie der Korbblütler und sind mit der Distel verwandt. Sie enthalten einen essbaren, knospigen Blütenstand. 25.10.12 14:02 Info für Lernende 2012 | 58 Ausserdem verfügen sie über medizinische Wirkungen. Sie enthalten grosse Mengen an Vitamin B, E und Provitamin A. Aber auch die Mineralstoffe Eisen, Magnesium, Calcium und Phosphor sind reichlich enthalten. Eine grosse Artischocke enthält bis zum zehnfachen Tagesbedarf an Mineralstoffen, die der menschliche Körper benötigt. Der herbe Geschmack der Artischocke ist auf den Stoff Cynarin zurückzuführen. Dieser Stoff entgiftet den Körper und regt die Gallenblasentätigkeit an. In der Küche wird die Artischocke meistens als Vorspeise serviert, da sie das Hun- Webtipp Weitere Berichte finden Sie unter: www.pistor.ch/lebensmittel 2317Pistretto_58_2012.indd 5 gergefühl weckt. Als Apéro-Getränk wird aus Artischocken und Likör der bittere, herb-süssliche Cynar hergestellt. Auch dieser wirkt appetitanregend und eignet sich hervorragend als Apéro-Getränk. Grosser Abfall Die Artischocke kommt im Frühsommer oder Spätherbst auf den Markt. In der Regel wird sie als Stückware gehandelt. Der zum Verzehr geeignete Teil der Artischocke ist die Blütenknospe. In ihrem Aussehen ähnelt sie einem Kiefernzapfen und wiegt ca.150 bis 500 g. Gegessen werden nur die unteren Enden der schuppenartigen Hüllblätter sowie der blattfreie Artischockenboden, der aber immer gekocht Verwendung findet. Der Abfall der Artischocken ist enorm, gerade mal 20 bis 25% von der Artischocke sind essbar. Sorten Die zahlreichen Sorten unterscheiden sich in Form, Farbe (grün, grünviolett und violett) und Grösse. Sie wachsen an bis zu 2 Meter langen Stauden. Die bedeutendste Sorte heisst «Romanesco» und kommt von März bis Juni aus Italien auf den Markt. Besonders grosse Köpfe hat die «Camus de Bretagne» aus Frankreich, aber auch kleine, zarte Sorten werden in Spanien oder Sizilien angebaut. Die kleinen können bereits im Frühling geerntet werden. Sie werden ganz gekocht und gegessen. Qualitätsmerkmale Die Artischocke sollte bis in die Blattspitzen grün sein. Der Kopf muss prall und fest sein und sich in der Hand schwer anfühlen. Dabei sollte der Stiel nicht biegbar sein und fest sitzen. Je länger der Stiel, desto länger ist sie 25.10.12 14:03 Info für Lernende 2012 | 58 haltbar. Die Artischocke kann nur kurz im Gemüsefach gelagert werden. Broccoli Dieses blumige grüne Gemüse ist eng mit dem Blumenkohl verwandt, gehört botanisch zur Familie der Kreuzblütler. Der Kopf des Broccolis ist der noch nicht ganz entwickelte Blütenstand der Pflanze und setzt sich aus mehreren Blütenknospen zusammen. Die vielen Knospen sitzen auf einem Stiel, der, geschält, einen Kohlrabeähnlichen, feinen Geschmack hat. Der Kopf ist meist tiefgrün bis blaugrün, selten sind violette, gelbe oder weisse Sorten auf dem Markt. Broccoli wurde ursprünglich von den Griechen entdeckt und war bei den Römern als Geheimrezept gegen Kater sehr beliebt. Heute wird der Broccoli vor allem in Mittel- und Südeuropa, im Nordosten Afrikas und in den USA angebaut. Inhaltsstoffe Der Broccoli ist leicht verdaulich und hat einen besonders hohen Gehalt an den Mineralstoffen Kalium, Calcium, Phosphor und Eisen und Magnesium. Dies ist wichtig für die Muskeltätigkeit, die Herzfunktion, die Nervenreizübertragung und die Hormonproduktion. Er ist ebenfalls besonders reich an Betacarotin, Niacin sowie Vitamin C. Substanzen in Broccoli können nicht nur prophylaktisch den Körper gegen Krebs schützen, sondern sollen in der Lage sein, Krebs zu ver- BROCCOLI Auch der Stiel ist zart nichten. Dies haben Wissenschaftler an der Ohio State University entdeckt. Broccoli in der Küche Der grüne Kopf ist nur kurz haltbar. Er ist licht-, wärme- und druckempfindlich. Bei falscher Lagerung verliert er seine Knackigkeit. Vom Broccoli kann fast alles verwendet werden, die einzelnen Röschen sowie der Stiel. Er 2317Pistretto_58_2012.indd 7 wird mit einem Sparschäler geschält und kann als Salat, glasiert oder blanchiert serviert werden. Der Stiel und die Röschen sollten getrennt blanchiert werden, da die Garzeiten sehr unterschiedlich sind. Nach dem Blanchieren eignet sich der Broccoli hervorragend zum Tiefkühlen. Blumenkohl Auch der Blumenkohl ist ein Blütenstandgemüse. Vermutlich fand er seinen Weg von Südgriechenland über Italien in die Schweiz. Damals sah der Blumenkohl ganz anders aus und hatte noch keine ansprechende Kopfbildung. ROMANESCO Durch das unermüdliche Edler Nährstofflieferant Züchten wurde der Blumenkohlkopf strahlend weiss. Hüllblätter bedecken den Blumenkohlkopf und vermeiden so, dass sich das Chlorophyll (Blattgrün) entwickeln kann. Sorten Blumenkohl kann ein- oder zweijährig angebaut werden, wobei die einjährige Kultur die weitverbreitetste Methode ist. Für den Anbau zu unterschiedlichen Jahreszeiten sollten unbedingt geeignete Sorten verwendet werden. Die Sorte «Erfurter Zwerg» ist eine bewährte Sorte für den frühen Anbau. Die Blumen reifen in gutem zeitlichen Abstand zueinander aus, sodass nicht alle Köpfe miteinander geerntet werden müssen. Dagegen gibt es den «Walcheren Winter»; diese Sorte wird im August gepflanzt und im April geerntet. Bei dem «Graffiti violett» hat der Kopf Küchentipps: Legt man die Röschen von Blumenkohl, Broccoli und Romanesco eine halbe Stunde vor der Zubereitung in eine Salzwasserlösung, wird kleines Ungeziefer, das sich möglicherweise darin befindet, veranlasst, die Behausung zu verlassen. 25.10.12 14:03 Info für Lernende 2012 | 58 nt! 12 cm 12 cm 24 m eine ungewöhnliche Farbe. Der violette Sommer-Blumenkohl verfärbt sich beim Kochen blaugrün. Der Geschmack ist intensiver und ähnelt stark jenem der Broccoli. Die Neuzüchtung «Cheddar F1» besitzt orange Blüten, die viel Betacarotin enthalten. Dies sind nur einige Sorten. Auf dem Markt gibt es unzählige Sorten, die dazu beitragen, dass der Blumenkohl fast das ganze Jahr angeboten werden kann. Reife und Lagerung Geerntet werden die weissen, gelben oder violetten geschlossenen Blütenstände. Besonders bei warmem Wetter kann es sehr schnell gehen, dass sich die Blütenstände auflockern. Dies bedeutet, dass Blumenkohl die Reife überschritten hat und bitter wird. Blumenkohl lässt sich einige Tage im Gemüsekühlfach lagern. Bei zu langer Lagerung verliert er an Knackigkeit und wird gummig. Um die Blumenkohlröschen tiefzuküh- len, sollten sie 2 bis 3 Minuten blanchiert werden. Durch das Blanchieren werden Fermente abgetötet, die Farb- und Geschmacksveränderungen verursachen oder den Vitaminabbau beschleunigen. Das Tiefkühlen erhält weitgehend die Frische des Blumenkohls. Romanesco Beim Romanesco handelt es sich um eine Züchtung, die nahe Rom entstanden ist. Daher leitet sich auch sein Name ab. Die grüne Zuchtform ist besonders in Italien und Frankreich, aber auch in der Schweiz beliebt. Er besteht aus vielen kleinen grünen Kegeln und besticht bereits schon durch sein Aussehen. Romanesco ist absolut kälteempfindlich, daher wird er nur in den warmen Monaten ausgesät und im September oder Oktober geerntet. In den kalten Jahreszeiten ist Romanesco aus warmen Ländern oder aus dem Gewächshaus erhältlich. Grosse Anbaufläche Wie alle Kohlarten braucht auch Romanesco einen nährstoffreichen Boden; daher werden die Böden bereits im Herbst mit organischem Dünger vorbereitet. Da Romanesco riesige Blätter hat, benötigt er eine grosse Anbaufläche. Die einzelnen Setzlinge müssen in einem Abstand von 60 Zentimeter voneinander gesetzt werden. Der Nährstofflieferant Romanesco ist der Spitzenlieferant an Nährstoffen unter den Blütenstandgemüsen, bietet er doch noch einen höheren ernährungsphysiologischen Wert als der Blumenkohl. Er enthält nennenswerte Mengen an den Vitaminen B, K, aber auch C und etliche Mineralstoffe wie Kalium, Phosphor, Schwefel und Zink. Aufgrund seiner feinen Zellstruktur ist er sehr leicht verdaulich. .12 14:10 12 14:10 2317Pistretto_58_2012.indd 9 25.10.12 14:03