Geschichte - Stadt Stromberg

Werbung
Geschichte
Erbfolgekriege, Napoleonische Zeit, Preußische Verwaltung
1689 Zerstörung der Stromburg und der Stadt durch französische
Truppen. Wegen Erbstreitigkeiten mit dem französischen König Ludwig
XIV. kam es zum "Pfälzischen Erbfolgekrieg". König Ludwig hatte die
Eroberung und notfalls die Zerstörung der kurpfälzischen Burgen,
Städte und Dörfer befohlen. Stromberg stand dabei fast am Anfang
einer langen Reihe von Terrorakten. Am 3. März 1689 wurde die
Stromburg durch Sprengung in Schutt und Asche gelegt. Die Burg
Goldenfels entging diesem Schicksal, ebenso soll die Stadt relativ
glimpflich davon gekommen sein. Die Stromburg war nun nur noch
eine unbewohnbare Ruine. Verschiedentlich als Steinbruch benutzt,
sorgten Wind und Wetter für Ihre weitere Zerstörung. Sie wurde erst
300 Jahre später wieder renoviert!
Ausschnitt einer Karte von Nikolaus
Person um 1660-1710
1697 verließen die französischen Truppen das Land, um knapp
hundert Jahre später als Revolutionstruppen zurückzukehren. Aber
auch im 18. Jahrhundert sollten die Menschen im Stromberger Raum
nicht zur Ruhe kommen. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714),
der Polnische Erbfolgekrieg (1733-1738) und der Österreichische
Erbfolgekrieg (1741-1748) sorgten für weitere Truppendurchzüge mit
den üblichen Einschränkungen und Frondienste für die einheimische
Bevölkerung
1792 Die französische Revolution mit dem Sturm auf die Bastille am
14. Juli 1789, blieben auch der hiesigen Bevölkerung nicht verborgen.
Schon bald suchten französische Adelige, Geistliche und auch
desertierte Soldaten als Emigranten Zuflucht im kurpfälzischen
Bereich. Am 4. April 1792 pflanzten dann französische
Revolutionstruppen in der Ruine der Stromburg eine Freiheitslinde.
Stromberg im 18. Jahrhundert
1793 Vom 20. bis 28 März kam es rund um Stromberg zu schweren
Kämpfen zwischen französischen Truppen (ca. 12000 Mann) und den
von Norden her anrückenden Preußen. Die Einquartierungen
wechselten dauernd zwischen Deutschen und Franzosen. Bis zu 700
Mann waren gleichzeitig in den 98 Häusern der Stadt untergebracht.
Hinzu kamen große Feldlager in der Umgebung. Heiß umkämpft war
dabei offenbar die Burg Goldenfels, die aber selbst wenig beschädigt
wurde. Hierbei kam es zur tapferen Verteidigung der Burg Goldenfels
unter der Führung des preußischen Leutnants van Gauvain gegen eine
zehnfache französische Übermacht am 20. März. Gauvain stammte
aus einer preußischen Offiziersfamilie hugenottischen Ursprungs. Die
Franzosen hielten ihn wegen seines Namens für einen Deserteur. Als
er sich bei seiner Gefangennahme zur Wehr setzte, wurde er
niedergestochen und tödlich verletzt. Er wurde auf dem Goldenfels
bestattet und es wurde ihm später dort ein Denkmal gesetzt. Heute
trägt die Straße nach Dörrebach unterhalb des Goldenfels noch seinen
Namen - van Gauvain Straße.
1798 aus dem kurpfälzischen Amt wurde ein französisches Kanton
Stromberg. Zu diesem Kanton gehörten 27 Dörfer. Innerhalb des
Kantons Stromberg entstand alsbald eine Mairie (Bürgermeisterei) mit
gleichem Namen. Hauptort dieser Mairie war Stromberg. Amtssprache
war nun Französisch.
www.stadt-stromberg.de
Neues Gauvain-Denkmal
auf dem Gollenfels von 1833
Stand: 27.12.2006
1804 Napoleon besucht Stromberg. Im September des Jahres machte
Napoleon eine Reise durch die Rheingegend. Am 19. September
erreichte er Stromberg auf seinem Weg von Simmern nach Kreuznach.
Er wurde von den Kantonsbeamten begrüßt und unter Glockengeläute
und Viva-Rufen der Bevölkerung, von einer Ehrengarde durch die
Stadt geleitet. Am 5. Oktober auf seiner Rückreise wurde er erneut
festlich vom Mairie am Stadteingang empfangen, Ehrenjungfrauen
boten ihm Trauben, Brot und Wein dar.
1814 Gegen Ende des Jahres 1813 neigte sich Napoleons Stern zum
jähen Absturz. Der Übergang deutscher Truppen unter Feldmarschall
Blücher über den Rhein bei Kaub in der Neujahrsnacht 1813/14
bezeichnete auch für den Stromberger Raum den Wendepunkt. Am
Abend des 2. Januar 1814 rückten die Franzosen aus Stromberg ab
und die Preußen zogen ein.
1815 Im Anschluss an den Wiener Kongress wurde Mitteleuropa neu
geordnet. Das gesamte linksrheinische Gebiet nördlich der Nahe fiel
an Preußen. Eine preußische Verwaltung wurde etabliert
1816 Mit Entstehung des Kreises Kreuznach am 14. Mai 1816 wurde
Stromberg zum Sitz einer preußischen Bürgermeisterei. Sie umfasste
die Orte Stromberg, Daxweiler, Dörrebach, Eckenroth, Roth,
Schöneberg, Warmsroth und Wald-Erbach. Dies entsprach dem
Gebilde der vorherigen französischen Mairie Stromberg aus dem Jahre
1798.
1817 Das Jahr war von großer Not geprägt und ging als "Hungerjahr"
in die Geschichte ein. Ursachen waren eine Missernte und dadurch
bedingt landesweit steigende Getreidepreise sowie die immer noch
stark spürbare Bewältigung der kurpfälzischen und napoleonischen
Vergangenheit. Viele Kommunen erstellten in dieser Zeit
Entschädigungsforderungen an Frankreich. Die Ruine der Stromburg
ging in städtisches Eigentum über.
Anordnung eines allgemeinen
"Dank- und Siegesfestes" aus dem
Jahre 1814 durch den "General
Gouverneur des
Mittel-Rheins" Justus Gruner
(Stadtarchiv Stromberg)
1833 Am 14. November weilte der preußische Kronprinz (der spätere
König Friedrich Wilhelm IV.) in Stromberg und weihte ein neues
Denkmal zu Ehren van Gauvains auf der Burg Goldenfels ein.
1839 Die herrschende Armut war so gravierend, dass allein in
Stromberg 28 Personen von der Zahlung der Klassensteuer befreit
waren. Die folgenden 1840er waren europaweit durch Teuerungen,
Missernten und soziale Unruhen geprägt. Der Bevölkerung wurde es
gestattet zur Viehversorgung aus den Gemeindewäldern Laubheu zu
entnehmen.
1847 Anlässlich eines Besuches des preußischen Königs Friedrich
Wilhelm IV. auf der Stromburg wurde am 18. September 1847 die
heute noch vorhandene "Königseiche " auf dem Burgareal gepflanzt.
1848 In den besonders unruhigen Jahren 1848/49 wurde zwar in
Stromberg eine Bürgergarde mit ca. 180 Mann aufgestellt, doch blieb
es im Stromberger Raum vergleichsweise ruhig. Die schwierige
Bewältigung des entbehrungsreichen Alltags war für die meisten
Menschen das vordringlichste Problem. In den 1850er Jahren
versuchten manche Stromberger ihrer misslichen Lage durch
Auswanderung zu entgehen.
www.stadt-stromberg.de
Stromberg im Blick von
der "Alten Steige" um 1840
Stand: 27.12.2006
1870 Es kam zum Deutsch-Französischen Krieg. Einhergehend mit
einem seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert in Deutschland
herrschenden Streben nach staatlicher Einheit, verstärkte sich in
Europa, besonders aber in Frankreich, der Widerstand gegen eine
allzu große preußisch-deutsche Machtkonzentration, die sich nach den
Kriegen von 1864 gegen Dänemark und 1866 gegen Österreich immer
mehr herauskristallisierte. An diesen Kriegen hatten bereits eine Reihe
von Stromberger teilgenommen. Auch im neuerlichen Krieg gegen
Frankreich kämpften nun etliche Stromberger Bürger wieder für die
Sache Preußens an diversen Kriegsschauplätzen in Frankreich.
1871 Die Folgen, dieses für Frankreich verlorenen Krieges waren
drastisch. Hohe Reparationsleistungen und der Verlust von ElsassLothringen wogen schwer. Die Menschen im am 18. Januar 1971 im
Versailler Spiegelsaal neu gegründeten Deutschen Reich feierten
dagegen den Sieg überschwänglich. Besonders im linksrheinischen
Teil des Reiches hatte sich aus dem anfänglich distanzierten als
Provisorium empfundenen Verhältnis zu Preußen, zwischenzeitlich
nach den gewonnenen Kriegen eine patriotische Begeisterung
entwickelt. Im gleichen Jahr noch etablierte sich in Stromberg ein sog.
Kriegerverein, der im gesellschaftlichen Leben hoch angesehen war
und fortan jährlich vaterländische Feiern (z.B. Sedantag) veranstaltete.
Große Beteiligung von Jung und Alt bezeugten die Loyalität der
Bevölkerung zu Kaiser und Preußen. Im Jahre 1889 wurde dann ein
Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz errichtet, das im Jahre 1930 aus
verkehrstechnischen Gründen in die Rathausstraße verlegt wurde.
Entwurf des Kriegerdenkmals
1870/71 (Stadtarchiv Stromberg)
Errichtet 1889 auf d. Marktplatz
1889 In den Jahren nach 1870 besserte sich, auch für die Bevölkerung
spürbar, die wirtschaftliche Lage deutlich. Die Modernisierung und der
technische Fortschritt zeigten sich in Stromberg am Bau der
Eisenbahnstrecke Langenlonsheim-Simmern (1888-1889). Dies
brachte den Strombergern den lang ersehnten Anschluss an die
Nahetalbahn und somit die Möglichkeit bisher weit entfernte Städte wie
Saarbrücken, Frankfurt oder Koblenz zu erreichen. Für das bereits seit
dem 18. Jahrhundert mit Kalkwerken und Eisenverhüttung
"industrialisierte" Guldenbachtal war die Bahn ein ebenso wichtiger
Verkehrsträger.
1899 In Stromberg wurden nun erstmals einige Haushalte mit
elektrischem Strom versorgt. Man beschäftigte sich auch mit der
Planung zum Bau einer Wasserleitung.
Amtsgericht um 1900, heute
Verbandsgemeindeverwaltung
Marktplatz um die
Jahrhundertwende
Quellen Abbildungen und Texte:
Chronik 1897 August Gerlach
Chronik 1971 Robert Schmitt
Chronik 2002 Rainer Seil
Bildband Heimatmuseum 1998
www.stadt-stromberg.de
Stand: 27.12.2006
Herunterladen