INFORMATION zur Pressekonferenz mit Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer am 28. Februar 2008 zum Thema Aktivitäten des Kultur- und Schulreferates des Landes OÖ Weiterer Gesprächsteilnehmer: Landeskulturdirektor Dr. Reinhard Mattes Seite 2 2008 – Das Jahr der Jubiläen 2008 ist ein Jahr vieler historisch bedeutender Jubiläen, die die Geschichte unseres Landes gerade im 20. Jahrhundert entscheidend geprägt haben. Dazu zählen unter anderem: 1918: Ende des Ersten Weltkrieges, Untergang der Habsburger Monarchie, Gründung der Republik Österreich; aus dem "Kronland Österreich ob der Enns" wird Oberösterreich. 1933: Ausschaltung des Parlaments, Ende des Parlamentarismus in Österreich. 1938: Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland, Beginn der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft in Österreich. Oberösterreich nimmt diese Jubiläen zum Anlass für ein "Jahr der Identität" mit dem Ziel, binnen eines Jahres eine "Biografie" unseres Landes entstehen zu lassen, Brüche und Entwicklungsstränge aufzuzeigen, insgesamt also Geschichte für alle Bevölkerungsgruppen populär zu machen. Schließlich beantwortet sich die Frage, was Oberösterreich heute ist, auch durch die Erzählung dessen, wie es geworden ist. Daher steht das Jahr 2008 unter dem Motto "90 Jahre Oberösterreich – Vom Erzherzogtum zur (europäischen) Zukunftsregion". Geschichtslosigkeit ist Gesichtslosigkeit "Geschichtsbewusstsein" ist ein zentraler Begriff aller historischen Jubiläen. In ihm verbirgt sich die Begründung, warum historischer Ereignisse gedacht wird. Es ist ein Prozess, in dem sich das Geschichts- und Selbstverständnis einer Gesellschaft konstituieren. Pressekonferenz am 28. Februar 2008 Seite 3 Insofern ist Geschichtsbewusstsein ein Element der politischen Kultur einer Gesellschaft. Darauf fußt die These, dass die Verständigung über die Vergangenheit Orientierung schafft, und zwar im Hinblick auf das Verständnis der Gegenwart und die Deutung der Zukunft. Geschichtsbewusstsein ist nichts anderes als die Form, in der das Vergangene in Vorstellung und Erkenntnis einer Gesellschaft gegenwärtig ist. Wenn Menschen sich als Gemeinschaft begreifen, so hat das neben einer gemeinsamen Sprache und Kultur auch damit zu tun, dass sie über längere Zeiträume hinweg sich als Teil einer gemeinsamen Geschichte begreifen, Gemeinsamkeiten im Erleben und Erfahren teilen und sich in diesen Gemeinsamkeiten von anderen Gemeinschaften abheben. Oberösterreich – Vom Erzherzogtum zum Bundesland Im Oktober 1918 begann sich die Donaumonarchie endgültig aufzulösen. Kaiser Karl I. legte am 4. November 1918 die Befehlsgewalt über das Armee-Oberkommando nieder, verzichtete am 11. November auf seinen Regierungseinfluss und enthob die letzte kaiserliche Regierung ihres Amts. Am 12. November 1918 erfolgte die Ausrufung der "Republik Deutsch-Österreich" vor dem Parlament in Wien. In diesen Wochen – von Oktober bis Jahresende - vollzog sich auch schrittweise der Übergang vom ehemaligen Kronland "Österreich ob der Enns" zum Bundesland Oberösterreich. Die Bereitschaft der führenden Persönlichkeiten zur Zusammenarbeit ermöglichte es, das politische geänderten System verhältnismäßig Lage anzupassen und rasch und reibungslos das drohende Chaos der zu vermeiden. Der Name "Oberösterreich" selbst war bereits ab dem 17. Jahrhundert gebräuchlich und wurde auch schon in den Jahren vor 1918 neben Pressekonferenz am 28. Februar 2008 Seite 4 der offiziellen Bezeichnung "Erzherzogtum Österreich ob der Enns" sehr unregelmäßig als Bezeichnung für das Bundesland geführt. Der endgültige "Durchbruch" des Namens erfolgte schrittweise in den Wochen ab Ende Oktober 1918: so ist in dem am 24. Oktober 1918 veröffentlichten "Landesgesetz- und Verordnungsblatt" noch durchgängig vom "Erzherzogtum Österreich ob der Enns" die Rede. Das erste "Landesgesetz- und Verordnungsblatt für Oberösterreich" (Stück CXIV, Nr. 121), in dem auch durchgängig von Oberösterreich die Rede ist, trägt das Datum vom 22. November 1918. Ausgegeben und versendet wurde es am 11. Dezember 1918. De facto vollzogen war der Namenswechsel daher zum Jahreswechsel 1918/1919. Einige der wesentlichen Schritte im Übergang waren: 1. November 1918: In Linz hielten die drei großen oberösterreichischen Parteien der Christlichsozialen, Sozialdemokraten und der Deutschfreiheitlichen bzw. Großdeutschen eine Kundgebung für die Republik ab. 2. November 1918: Der der 'k.k. Statthalter in Oberösterreich' Freiherr Erasmus von Handel übergibt der 'provisorischen Oberösterreich' die Geschäfte. In diesem Landesregierung Schriftstück in ist ausschließlich von Oberösterreich, und nirgendwo von "Österreich ob der Enns" die Rede. Es ist an den 'o.ö.Landesausschuss in Linz' adressiert. Diese Geschäftsübergabe ist auch in dieser Form per Plakat am 2. November kundgemacht worden: "Im Namen und Auftrage des Staatsrates von Deutsch-Oesterreich hat Johann die Hauser der Landeshauptmann Landesregierung Pressekonferenz am 28. Februar 2008 in Seite 5 Oberösterreich provisorisch übernommen und mit seiner Stellvertretung Josef Gruber, Franz Langoth und Dr. Max Mayr betraut und denselben das Gelöbnis abgenommen. Der Statthalter hat heute der provisorischen Landesregierung in feierlicher Weise die Geschäftsführung übergeben. Die erforderlichen Weisungen werden unverzüglich an alle landesfürstlichen Behörden und Ämter ergehen. Linz am 2. November 1918." Konkret bedeutet dies: am 2. November 1918 hat der Landeshauptmann die Regierung übernommen, und dies in einem Land, das sich offiziell "Oberösterreich" nennt. Schrittweise wird die Bezeichnung Oberösterreich nun auch in den amtlichen Publikationen (Landesgesetz- und Verordnungsblatt, Sitzungsprotokolle, Staatsgesetzblatt) übernommen. 18. November 1918: Erste Sitzung der "Provisorischen Landesversammlung für Oberösterreich" in den Redoutensälen in Linz. 101 Abgeordnete gehörten dieser Versammlung an. Es war der entscheidende Schritt zur Verwirklichung der Demokratie in Oberösterreich. Die Landesversammlung erklärte in ihrer Sitzung den Beitritt des Landes Oberösterreich zur Republik Deutsch-Österreich. Pressekonferenz am 28. Februar 2008 Seite 6 Oberösterreich 1918 – 2008: Gedenken für die Zukunft "90 Jahre Oberösterreich" – das Jubiläum beschreibt eine Entwicklung, die alles andere als geradlinig war. Die politischen Verwerfungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die grausame NS-Diktatur, Besatzung, unendliches menschliches Leid und Verfolgung sind genauso Teil dieser Geschichte, wie die langsam einsetzende, aber stetig wachsende Erfolgsgeschichte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. In einer ganzen Reihe von Veranstaltungen, Projekten und Ausstellungen ruft das Land Oberösterreich im Lauf des heurigen Jahres diese Geschichte ins Bewusstsein. Ziel ist es, erinnerte Geschichte in einer ganzheitlichen Sicht gegenwärtig zu halten, als wertvolles Orientierungskapital für Gegenwart und Zukunft und dabei Angebote für alle Bevölkerungsgruppen, vor allem auch für junge Menschen, zu bieten. Die Schwerpunkte Festakte - Festsitzung der Oö. Landesregierung am 12. März 2008 - Festakt am 3. Mai 2008 im Landhaus anlässlich des "LandesFeiertages", dem Tag des Hl. Florian - "Tag der Heimatvertriebenen" am 14. Juni 2008 - Landes-Festakt im November 2008 Ausstellungen: - "Propaganda und Manipulation" - politische Plakate in Oberösterreich 1918 – 2008, zu sehen ab 10. April im LKZ Ursulinenhof. Der inhaltliche Bogen der Ausstellung reicht vom Kriegsende 1918, über die Einführung des Frauenwahlrechts, Pressekonferenz am 28. Februar 2008 Seite 7 Plakate der Zwischenkriegszeit bis in die 2. Republik und die Werbung für den Beitritt zur EU. Im Rahmen der Eröffnung der Plakatausstellung gedenkt Oberösterreich auch dem 70. Jahrestag der "Anschluss-Volksabstimmung". Plakate, die im Zuge der Volksabstimmung entstanden sind, sind ebenfalls Teil der Ausstellung. - "Vom Erzherzogtum zum Bundesland": Das Stift St. Florian präsentiert erstmals seine zwischen 1890 und 1930 angelegte Postkartensammlung der Öffentlichkeit. Damit wird ein besonderer Blick auf Oberösterreich geworfen. Dokumente der Zeit, die hauptsächlich von Priestern der St. Florianer Pfarren gesammelt wurden. - "Oberösterreich-Markierungen": Markierung "typischer Orte" der Vergangenheit durch künstlerisch gestaltete Objekte; ein landesweites Kunstprojekt, ab September 2008. Im Mühlviertel, Hausruckviertel, Traunviertel, Innviertel und im Salzkammergut werden Orte ausgewählt, die für die Entwicklung Oberösterreichs in den vergangenen 90 Jahren typisch sind, aber nicht primär im Bewusstsein der Bevölkerung verankert sind - und zwar in den Bereichen Handel, Industrie, Bildung, Verkehr, Tourismus, Architektur, Wohnbau, Landwirtschaft und Energie. Es entsteht so ein Netzwerk, das zeigen soll, wie die Entwicklung Oberösterreichs in den vergangenen 90 Jahren im Land verankert war, wo die treibenden Motoren waren. Die einzelnen Standorte werden künstlerisch markiert (und beschrieben) sowie in einer Broschüre dokumentiert. - "Kulturhauptstadt des Führers": Eine Ausstellung im Schlossmuseum in Kooperation mit Linz09, ab 16. September Pressekonferenz am 28. Februar 2008 Seite 8 (Eröffnung), bis März 2009. Die Ausstellung geht der Frage nach Kontinuitäten und Brüchen rund um die Jahre 1938/45 in Bezug auf das künstlerische Schaffen bzw. das Kulturleben in Oberösterreich nach und versucht diese transparent zu machen. Parallel dazu findet in der Landesgalerie die Ausstellung "Politische Skulptur: Barlach/Kasper/Thorak/Wotruba" – ebenfalls als Kooperationsprojekt mit Linz09 – statt, die der Frage nachgeht, wie das jeweilige Werk der einzelnen Bildhauer in den unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Systemen vor und nach 1945 funktionierte bzw. es auch heute noch tut. - "Mit Brief und Siegel. Das Werden des Landes Oberösterreich": Die wichtigsten Urkunden zur Geschichte des "Landes ob der Enns" werden anlässlich des Nationalfeiertags (Eröffnung 14. Oktober 2008) im Schlossmuseum gezeigt. Zu sehen sind die wichtigsten Urkunden und Dokumente wie Kunstobjekte mit Bedeutung für die politische Situation und Kulturgeschichte des Landes. Sie reichen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, haben die Identität des Landes maßgeblich mit geprägt und wurden in dieser Dichte bisher noch nie gezeigt. Musikalische Projekte/Veranstaltungen: - Gedenken zum 100. Todestag von Hans Schnopfhagen, der die oö. Landeshymne vertont hat: "Schnopfhagen-Fest" in Oberneukirchen am 28./29. Juni Kompositionswettbewerb und Uraufführung der prämierten Werke am 27. Juni im LKZ Ursulinenhof Veröffentlichung verschiedener Variationen/Bearbeitungen der Landeshymne auf CD. Pressekonferenz am 28. Februar 2008 Seite 9 - Treffpunkt "Oberösterreich Netzwerkes international": "Oberösterreich international" Mitglieder des werden nach Oberösterreich zu Vorträgen/Interviews usw. eingeladen, um die Standbeine dieses Netzwerkes, seine Kompetenzen in Oberösterreich selbst zu präsentieren und zu zeigen, wie vielfältig Oberösterreich in der Welt repräsentiert wird. - "Geschichtsgespräche in den Bezirken": Entscheidende historische Themen aus der jeweiligen Region werden im Rahmen einer landesweiten Vortragsreihe aufgegriffen und diskutiert. Damit soll eine Verbindung zwischen landesgeschichtlichen Themen und Ereignissen mit regionalhistorischer Bedeutung hergestellt werden. - "Konzert für Oberösterreich": des Bruckner Orchesters Ende Juni am Linzer Hauptplatz. Wettbewerbe: 1. "Typisch Oberösterreich": in Wort und Bild stellen Oberösterreicher/innen, in Wort und/oder Bild dar, was für sie typisch oberösterreichisch ist. 2. Zeitgeschichtequiz Landesschulrat für von Schulen – Oberösterreich: ein in Projekt Quizform mit dem werden Schülerinnen und Schüler über wichtige Daten und Fakten zur Zeitgeschichte informiert. 3. Junge Menschen werden eingeladen, die Landeshymne in ihrem Stil, nach ihrer Art zu singen und die Aufnahmen einer Jury vorzulegen. Aus allen eingesandten Aufnahmen werden die besten prämiert und veröffentlicht. Pressekonferenz am 28. Februar 2008 Seite 10 weitere Projekte/Veranstaltungen: - Für Schulen wird ein Medienpaket zu "90 Jahre Oberösterreich" erstellt; darüber hinaus wird eine Aktion initiiert, im Rahmen derer historische Vorträge von qualifizierten Referenten gefördert werden. Für die 4. Klassen Volksschulen wird ein eigener Unterrichtsbehelf zum Thema "90 Jahre Oberösterreich" erstellt. - Um die Schulen, aber auch Bibliotheken in der intensiven Beschäftigung mit zeitgeschichtlichen Themen zu unterstützen, wird eine Förderaktion für Vorträge von kompetenten Referentinnen und Referenten, ausgewählt vom Oö. Landesarchiv, initiiert. Schulen und Bibliotheken, die diese Referenten zu Vorträgen einladen, erhalten dazu eine finanzielle Unterstützung. - "Oberösterreich und seine Menschen" – eine Landes-Chronik mit persönlichen Erinnerungen der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher: Das Projekt sammelt zwischen März und Oktober 2008 die nach Möglichkeit schriftlichen Erinnerungen (Tagebücher, Briefe, usw.), aber auch Fotos und andere Dokumente von Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern aus der Zeit zwischen dem Ende des 1. Weltkrieges und der Jahrhundertwende. Die interessantesten Einsendungen werden als Buch veröffentlicht, ab Jänner 2009 auch im Rahmen einer Ausstellung im Linzer Landhaus vorgestellt. Aufbewahrt werden alle eingesandten Erinnerungen im Oö. Landesarchiv. - Aktion Buchpatenschaft der Oö. Landesbibliothek: Bücher bewahren das Wissen der Menschheit. Daher ist es wichtig, einmal gedrucktes dauerhaft zu erhalten. Mit der Aktion "Buchpatenschaft" lädt die Oö. Landesbibliothek Wirtschaftstreibende ein, mit einem finanziellen Beitrag die Patronanz für Bücher, die im Besitz der Pressekonferenz am 28. Februar 2008 Seite 11 Landesbibliothek sind, zu übernehmen und so einen Beitrag zur Sicherung und Pflege des kulturellen Erbes zu leisten. - Portraitreihe "Künstlerinnen und Künstler in Oberösterreich": Der OÖ. Kulturbericht dokumentiert 2008 in einer Porträtreihe Künstlerinnen und Künstler, die die Entwicklung Oberösterreichs in den vergangenen 90 Jahren geprägt haben (z.B. Marlen Haushofer, Margret Bilger, Alfred Kubin). - Bibliotheken in Oberösterreich erhalten ein eigens zusammen gestelltes landeskundliches Buchpaket, um die Menschen zu motivieren, sich lesend in die Landeskunde zu vertiefen. - Ein Auftrag für das Verfassen eines Kinderbuchs "Oberösterreich – gestern/heute" wird vergeben. Damit soll die Geschichte Oberösterreichs in den letzten 90 Jahren für Kinder zum Nach- und Erlesen aufbereitet werden. - "Oberösterreich-Memory": Mit dem neuen Oberösterreich-Spiel kann man auf spielerische Weise Oberösterreich und seine Sehenswürdigkeiten entdecken. - Abschluss des großen Forschungsprojektes des Landesarchivs "Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus" Präsentation der Abschlussbände. Pressekonferenz am 28. Februar 2008 mit