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DCG-Informationen 13/1972, Seite 115 bis 118
LAMPROLOGUS SAVORYI (Poll, 1949)
Zusätzliche Bemerkungen von Jochen Paulo
Im Jahre 1949 beschrieb Poll (Kongo-Museum in Tervuren, Belgien) ein neues Tier:
Lamprologus savoryi.
Bei der Beschreibung wird noch nicht zwischen den einzelnen Unterarten
unterschieden, die wir heute kennen.
Auf das gleiche Tier geht Poll, in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Ethelwyn Trewavas,
London, bereits 3 Jahre später, 1952, noch einmal ein. Beide Wissenschaftler
vertreten nun die Meinung, daß es drei Unterarten der damals beschriebenen Art
gäbe.
An der folgenden Stelle sind die drei Unterarten beschrieben:
Bull. Inst. Roy. Sci. Nat. Belg. Tome XXVIII Nr. 50, 1952 S. 3: Lamprologus savoryi
savoryi, S. 5: Lamprologus savoryi elongatus S. 6: Lamprologus savoryi pulcher.
Nun sind bisher erst zwei Formen eingeführt worden: L. savoryi und L. s. elongatus,
das zweite Tier in größerer Menge.
Sicher werden sich die Tiere in den Aquarien weit verbreiten, da es sich um einen
Fisch handelt, der dem Aquarienerideal schon recht nahekommt. Die Tiere wühlen
nicht, fressen keine Pflanzen und sind im ausreichend großen Becken relativ
friedlich. Dazu kommt, daß die Produktivität der Tiere nicht gerade gering zu
nennen ist und sie wegen ihres attraktiven Äußeren doch recht begehrt sind. Es
ergibt sich somit ein Anreiz, kräftig nachzuzüchten, was auch bereits vielfach
geschehen ist. Durch die gute Produktivität der Tiere hat sich auch schon ein Preis
ergeben, der es auch finanziell schwächeren Aquarianern gestattet, sich diese
Tiere anzuschaffen. Man kann die Preise, die „unter Freunden" (hoffentlich auch
„unter DCG-Mitgliedern") gegeben werden, mit denen von Apistogramma oder
Pelvicachromis vergleichen.
Alle drei Unterarten stammen aus dem Tanganjikasee. Als Fundort wurde 1952
angegeben: L. s. elongatus: Tanganjikasee (Kisoje, Lagosa-Bay, Kungwe-Bay,
Mwerasi, Ubwari-Hi, Manga) Lamprologus savoryi pulcher: Tanganjikasee
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Lamprologus savoryi savoryi: Tanganjikasee (Kabimba, Mpulungu, Kigoma).
Es ist noch nicht geklärt, welche Zusammenhänge zwischen den Lamprologus im
Stanley-Pool, einer Erweiterung des Kongos bei Kinshasha, und dem
Tanganjikasee bestehen. Fest steht, daß die Tiere gewandert sind. Wo jedoch der
Entstehungsort der Gattung liegt, ist noch Hypothese. Sind die Tiere in den
Tanganjikasee ein- oder aus ihm ausgewandert?
Gewisse verhaltensphysiologische und ökologische Parallelen ergeben sich
zwischen den Tieren beider Gebiete. Lamprologus aus dem Stanley-Pool sind
Höhlenbrüter. Sie suchen sich eine Höhle, die durch Graben erweitert wird.
Lamprologus savoryi laicht zwar auch gerne in der Höhle, ist aber nicht so stark auf
einen Unterschlupf angewiesen. Als Laichplatz werden auch einigermaßen
geschützte Stellen angenommen. Ein Ausgraben einer Höhle findet nicht oder
kaum statt. In der natürlichen Heimat leben die Tiere im submersen Litoral der
Steilküste, wo ein Ausbaggern einer Höhle zwecklos ist, da kaum Sand vorhanden
ist. Das soziale Verhalten von Lamprologus congolensis ist, u. a. von Dr. W.
Wickler, untersucht worden. L. congolensis (von dem es übrigens auch zwei
Unterarten, L. c. congolensis und L. c. tumbanus gibt) ist polygam. Ein Männchen
besetzt ein Großrevier, in dem sich einige Weibchen etablieren. Mit allen Weibchen
hat das Männchen Nachkommen. Die Weibchen sind untereinander „spinnefeind".
Untersuchungen an den Lamprologus des Tanganjikasees sind in dieser Hinsicht
noch nicht gemacht worden. Möglicherweise ist das Verhalten ähnlich, da im
obigen Aufsatz berichtet wurde, daß sich hauptsächlich das Weibchen um die Brut,
das Männchen mehr um das Revier kümmert. Sollte dies der Fall sein, sind der
Produktivität dieser Tiere kaum Grenzen gesetzt und L. savoryi wird eines Tages
ein gern gepflegter „Allerweltsfisch" sein, wie es z. B. „Pelmatochromis" thomasi
wurde.
Auch bei L. congolensis werden die Jungen noch in und an der Höhle geduldet,
wenn schon wieder ein neues Gelege vorhanden ist. Die Art hat dies gemeinsam
mit einer Reihe von anderen Rheophilen. Da im Tanganjikasee eine ganze Reihe
von Lamprologusarten vorhanden ist. im Kongo aber wahrscheinlich nur drei Arten
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(L. congolensis, L. moquardi, L. werneri) schwimmen, nimmt man an, daß die
Wanderbewegung vom Tanganjikasee ausging. Dies ist aber zur Zeit nur eine
Annahme. Man müßte das Verhalten verschiedener Lamprologus aus dem
Kongosystem untersuchen, um festzustellen, ob ein Trend vom Tanganjikasee weg
oder zum See hin vorhanden ist. Leider erfährt man aber aus Profitgründen kaum
die Fangorte der Tiere, die wir zu kaufen bekommen. Vieles könnte einfacher sein.
Mit Lamprologus wird übrigens deutlich, daß die Ansichten vieler Aquarianer über
den Tanganjikasee nicht zutreffen. Meist wird angenommen, daß Tiere aus diesem
See Maulbrüter sein müßten. Ladiges schreibt 1968 (Int. Rev. Hydrobiol. 53, 2)
unter dem Titel: „Die Bedeutung ökologischer Faktoren für die Differenzierung der
Cichliden des Tanganjika- und Nyassasees" über die Zusammensetzung der
Cichlidenfauna im Tanganjikasee:
„Eine ganze Reihe von Arten ist maulbrütend, d. h. die Eier und noch eine Zeit lang
die geschlüpfte Brut werden im Maul eines Elterntieres geborgen. Auch hierbei
finden sich noch Abstufungen und Unterschiede. Von den 133 Cichlidenarten des
Tanganjikasees sind bisher 27 aus 19 Gattungen als maulbrütend bekannt
geworden, das sind etwa 18 %. Auch unter Berücksichtigung des Umstandes, daß
diese Zahl aus Mangel an Beobachtungen und Nachweisen entschieden zu klein
sein dürfte, kann im Tanganjikasee unter den dortigen Cichliden von einer Häufung
maulbrütender Cichliden nicht die Rede sein." (Die Zahlen stammen von 1960).
Sicherlich werden uns aus dem Tanganjikasee noch eine ganze Reihe von
Überraschungen begegnen. Ich nenne nur den kleinsten Cichliden dieses Sees,
Lamprologus multifasciatus BLGR mit einer Länge von 35 mm in ausgewachsenem
Zustand.
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