Julidochromis - Arten Heinrich Scheuermann (D - 1005 ) Unter a1len Importen aus dem Tanganjikasee hat es wohl kein Cichlide geschafft, sich soviele Freunde und Liebhaber zu erobern, wie die Arten der Gattung Julidochromis. Diese Cichliden verdanken ihre weite Begeisterung hauptsächlich der relativ geringen Größe und der Tatsache, daß sie jegliche Pflanzen in Ruhe lassen. Die Gattung Julidochromis lebt nur im Tanganjikasee und dort ausschließ- lich an Hier sind sie im gesamten See zu finden, wenn auch nicht übera11 in gleicher Farbform und Menge. Sie bewohnen paarweise kleine Höhlen und Nischen in unterschiedlichen Tiefen. Zur Zeit sind vier verschiedene Arten bekannt, die man in zwei Gruppen enger Verwandtschaft zusammenfassen kann. Bei diesen Arten handelt es sich im einzelnen um Julidochromis transcriptus und J. ornatus auf der einen Seite und Juliden Felsküsten des Sees. dochromis regani und marlieri auf der anderen Seite. Diese Liste ist aber noch lange nicht vollständig, wie ich noch genauer ausführen werde. Jetzt möchte ich erst einmal über diese vier Arten sprechen. Diese Buntbarsche sind besonders schwer zu fangen und daher nicht sofort an jedem denkba- ren Fangplatz zu erhalten, da sie stellenweise auch in recht geringer Anzahl auftauchen. Das fiihrte dazu, daß zwei der vier Arten erst in den letzten Jahren beschrieben wurden, Julidochromis marlieri von PoIl 1956 und Julidochromis transcriptus von Matthes 1959. Sämtliche Tiere dieser Gattung sind sehr langgestreckte und schlanke Fische. Der Körperdurchschnitt ist oval. Besonders auffallend ist, daß alle Vertreter dieser Gattung einen sehr hohen Anteil von Hartstrahlen in den Rücken- und Afterflossen haben, Das Verhältnis ist in der Rückenflosse mit 22 bis 24 Hartstrahlen zu fünf Weichstrahlen und in der Afterflosse mit acht tris neun zu vier bis sechs, DCG-Info 6 (11) 1975:173-179 173 Die Nachtzucht dieser Arten ist vollständig gelungen. Es gibt nicht wenige Pfleger, die immer junge Tiere der einen oder anderen Art besitzen. Zur sich, mehrere junge Tiere zu erstehen, da man die Geschlechter nicht voneinander unterscheiden kann. Die heranwachsenden Tiere bilden dann schon recht bald Paare und damit auch Reviere, die nachhaltig verteidigt werden. Es empfiehlt sich, dann schnell alle Artgenossen zu entfernen, da die Tiere ein erstaunliches Gebiß besitzen, mit dem empfindliNachzucht empfiehlt es che Bißwunden beigefügt werden können, Die Julidochromisarten können also sehr aggressiv sein, besonders gegen Artgenossen. Ausgewachsene Tiere aneinander zu gewöhnen, ist nicht ganz einfach. Nicht selten endet das mit dem plötzlichen Tod des überwiegenden Teils al1er Tiere, dem man nur entgehen kann, wenn man rechtzeitig eingreift. Aber wer hat die Zeit, immer neben dern Aquarium zu sitzen. Die Paare laichen ohne besonders intensive Vorbereitungen an der Decke einer HöhIe ab und bewachen diesen Laich auch nicht direkt, sie beschützen vielmehr ihr Revier, dieses jedoch sehr nach- haltig und aggressiv. Die Bindung der Jungfische scheint auch nicht an den Eltern, sondern am Revier orientiert zu sein. Die Embryonen schlüpfen am dritten Tag nach dem Ablaichen und hängen auch dann noch an der Decke der HöhIe an einem kleinen durchsichtigen Faden mit dem Schwanz nach unten. Nach etwa einer Woche schwimmen die Tiere dann frei und können mit Salinenkrebschen gefüttert werden. Schon recht bald kann man mit Cyclops füttern. Die Tiere nehmen ohne weiteres auch Trockenfutter und Rinderherz. Die Produktivität ist sehr davon abhängig, welche Art man pflegt. Die erste Gruppe mit den Vertretern J. ornatus und J. transcriptus legt im Schnitt 25 - 30 Eier, bei der anderen Gruppe können es mehr als 100 sein. Da trotz des unterschiedlichen Aussehens der einzelnen Arten immer noch Verwechslungen auftauchen, möchte ich an dieser Stelle nochmals recht ausführlich ütrer das Aussehen der einzelnen Arten sprechen, Die erste Gruppe umfaßt die Arten J. ornatus BOULENGER, 1898 und J. transcriptus MATTHES, 1959 und lebt in Tiefen bis ca. 2 Meter. Beide Arten werden im Durchschnitt nicht größer als sieben Zentimeter, wobei das Weibchen in DCG-Info 6 (11) 1975:173-179 der Regel etwas größer ist als das Männchen. Es ist auch der aktivere TeiI. Das MauI ist ziemlich spitz und durch die überstehende Oberlippe unterständig. Julidochromis ornatus Die Grundfärbung ist leuchtend gelb bis orangerot. Sämtliche unpaaren Flossen sind schwarz gesäumt, darunter befindet sich ein schmaler hellblauer Streifen. Die Brustflossen sind orange und die Bauchflossen sind wie a1le anderen Flossen leuchtend gelb, ihre Spitzen sind jedoch bellblau. iiber den Körper des Tieres ziehen sich drei schwarze Bänder auf jeder Seite. Das unterste Band beginnt am Maul und geht über die Körperseite in die Schwanzflosse und endet dort in einem größeren Punkt. Das oberste Band beginnt über dem Auge und läuft entlang dem Ansatz der Rückenflosse, um sich hinter dieser mit dem mittleren zu vereinigen. Die Bälder zeigen keine Unterbrechungen. Julidochromis trans criptus Die Grundfärbung dieser Tiere ist wesentlich heller als die der vorbeschriebenen Art, sie ist eher weißlich bis gelbweiß zu bezeichnen. Im Prinzip kann man auch bei diesen Tieren die Streifung der vorgenannten Art erahnen. Der unterste Streifen beginnt wie bei der vorgenannten Art, nur daß er sich hinter den Kiemen in fünf bis sechs Flecken zeigt. Zwischen dem obersten und mittelsten Streifen befinden sich verschiedene senkrechte Streifen, die nur einzelne (ca. fünf) helle Flecken freilassen. Die Rückenflosse ist mit Ausnahme eines schmalen Streifens dicht unter dem Saum schwarz, der Streifen ist jedoch hellblau. Dieser hellblaue Streifen zeigt sich auch an den anderen unpaaren Flossen, wobei die Afterflosse und Schwanzflosse rußig schwarz ist. i\hnlich J. ornatus ist am Ansatz der Schwanzflosse ein Fleck. Die weißlichen Bauchflossen haben blaue Spitzen. Die zweite Gruppe umfaßt die Arten Julidochromis marlieri POLL, 1956 und J. regani POLL, 1942. Beide Arten werden im Durchschnitt 15 cmgroß, auch bei dieser Gruppe soll das Weibchen der aktivere TeiI und der größere der beiden Partner sein. Im Gegensatz zu den vorbeschriebenen Arten ha- ben diese beiden ein relativ großes und breitlippiges MauI, es ist auch nicht so unterständig. Exemplare dieser Arten wurden auch in g?ößeren Tiefen bis 20 m gefunden. Julidochromis marlieri Die Grundfärbung der Tiere muß für zwei Bereiche geschildert werden, die Brust und der Bauch sind beige bis gelblich, der Rest des Körpers ist braun bis gelblichbraun. In dem bräunlichen Bereich des Körpers befinden sich drei Längsreihen aus je sieben bis acht hellen Flecken, die jeweils übereinanderstehen, Der Kopf wird von einem Netzwerk von braunen Linien und Strichen geziert. AI1e unpaaren Flossen haben eine braune bis schwärzliche Grundfärbung mit unregelmäßig angeordneten hellen FIecken. Sie sind schwarz gesäumt und besitzen unmittelbar unter dem Saum einen feinen blauen Streifen. Julidochromis regani Die Grundfärbung ist beige bis gelb. Auf ihr ziehen sich vom MauI bzw. von der Stirn bis zur Schwanzflosse oder bis hinter die Rückenflosse vier bräunliche Streifen, deren oberster ähnlich verläuft wie bei J. ornatus und deren unterster am Maul beginnt, unter dem Auge entlangläuft und durch den Ansatz der Brustflosse laufend schließIich an der Unterkante der Schwänzflosse endet. Auch hier zeigen die unpaaren Flossen neben dem schwarzen Saum einen hellblauen Streifen, Die Bauchflossen sind gelb und zeigen einen hellblauen ersten Strahl. Die Schwanzflosse zeigt ein unregelmäßiges Muster aus braun und beige, welches sich im zentralen Be- reich in drei senkrechten Streifen konzentriert. Soweit die Beschreibung der einzelnen Arten. Es hat sich gezeigt, daß keine der genannten Arten ein großes Aquarium benötigt, Schon Becken von dreißig Litern haben sich für eine Zucht bewährt. Man muß jedoch jederzeit daran denken, daß diese Tiere nicht aus den Schwarzwasserflüssen kommen und ihnen dementsprechend vorbereitetes Wasser anbieten. Das Wasser im Tanganjikasee hat eine Härte von 6 - 12 Grad dgH und einen ph Wert von 8,6 bis 9,2. Es hat sich jedoch gezeigt, daß diese Wasser- werte nicht absolut nachvollzogen werden müeaen. Man sol1te sich diesen Werten doch etwas nähern, Vor allen Dingen sollte man verhindern, daß Schwefelverbindungen in dae Aquarienwasser kommen. Die Tiere reagieren darauf sehr empfindlich und es kann vorkommen, daß sie dadurch eingehen, was bei Konzentrationen geschehen kann, bei denen alle anderen Aquarienfische noch gar keine Folgen zeigen. In diesem Zusammenhaag möchte ich noch eine Beobachtung schildern, die man bei der Haltung von Paaren machen kann. Diese können sich ohne ersichtlichen Grund plötzlich zerstreiten und dann auch gleich heftig bekämpfen. Man kann dieses geringfügig verbessern, wenn man immer einen Feindfaktor im Becken hat. Auch soll man jede Veränderung im Becken vermeiden, denn die geringfügigsten Umbauten können schon ein Zerstreiten des Paares bewirken, das gilt auch für die Medikamente. Zum Abschluß meines Berichtes möchte ich noch darauf hinweisen, daß die beschriebenen Arten noch nicht der gesamte Fischbestand des Sees aus dieser Gattung sind. Ladiges (DATZ 15 (1962) 135 - 137) zeigt 1962 schon die Möglichkeit auf, daß es noch weitere Arten gibt. trr bildet eine Art ab, die in die Gruppe um Julidochromus ornatus gehört und verweist airf die Möglichkeit, daß dieses eine eigenständige Art ist. Bedingt durch Unklarheiten der Herkunft, es kann sich ja auch um eine Zuchtform aus dem Aquarium handeln, sowie durch die kleine Anzahl der Belegexemplare verwies Ladiges damals nur auf die Möglichkeit. Zehn Jahre später erst kamen die nächeten Importe vom See, die interessänte Neuheiten versprachen. So kam im Frühjahr 1974 eine Form von Julidochromis, die man zwischen J. regani und J. marlieri einstufen müßte, von der Küste Tansanias. Ob es sich hier um eine neue Art handelt, wird wohl erst die Zukunft zeigen. Im Frühjahr 1975 echließIich kam e6 dann doch zu der lange erhofften Neuentdeckung der fünften Julidochromis Art. Diese Art, die wesentlich dunkler ist als die bisher bekannten Arten gehört in die Gruppe um J, ornatug DCG-Info 6 (11) 19?5:173-179 und ist in der Grundfärbung dunkergelb bis bräunlich. In der Körpermitte zieht sich von der schnauzenspitze bis in die schwanzw.,rzer ein breiter duirkler streifen, der blau eingefaßt ist. Kurz hinter dem Auge und leicht über ihm beginnt ein weiterer, der jedoch wesenilich dünner ist. Auch bei dieser Art sind die unpaaren Flossen dunkel gesäumt und kurz davor helrblau. Die Flossen serber sind dunkel bis braun mit he1len Frecken. Diese Art ist in einer für die erfolgreiche weiterzucht durchaus ausreichenden Anzahl nach Deutschland importiert worden und hier auch schon nachgezogen' Diese Art, die demnächst beschrieben wird, heißt bis zur Erstbeschreibung: Julidochromis spec.,'dickfeldi',. nbar verwandtschaftlich sehr Eine Art, die man ohne schwierigkeiten für eine Art von Julidochrornis halten kann' ist retmatochromis bifraenatus MyERs, 1936. Diese Art ist oliv-gerb in der Grundfärbung, Vom Maur zieht sich über einen Augenfreck auf den Kiemendeckeln bis in die schwanzwurzel ein dunkler fa'st schwar_ zer streifen, er endet in einem kreisrunden schwarzen Freck, Auf der Körperoberseite zieht sich vom Kopf enilang der Basis der Rückenflosse bis zum Ansatz der schwanzfrosse ein dunkrer weiterer streifen. Der saum ar_ ler unpaaren Frossen ist, wie wir es von anen Jutidochromisarten gewohnt sind, schwarz und hat unrnittelb.ar einen feinen braunen streifen. Entlang dem streifen auf der Körpermitte zieht sich eine serie feiner schräger stri- che. von dieser Art wurden bisher keine Exemplare von mehr ars sechs Zentimeter gesehen. Ihre pftege ähne1t im großen und ganzen der der Juri_ dochromis-Arten, die Eier sind jedoch recht zahlreich und dadurch auch klein, was auch für die Jungtiere gilt. Diese kann man jedoch verhältnismäßi g unproblematisch mit Trockenfutter auf ziehen. Telmatochromis vittatus BoULENGER, lggg wird mit dieser Art oft verwechselt. Diese Art wird jedoch wesentlich größer und fä111 besonders durch die abgeschnitten wirkende Kopfform auf. Die Färbung ist nicht sehr unterschiedlich zur zuvor beschriebenen Art. Diese Tiere sind jedoch nur in sehr kleiner Anzahl nach Deutschland gekommen, so daß ich über eine erfolgreiche Nachzucht noch nichts sagen kann. Eine weitere Form einer ganz anderen Gattun§, die auch j{hnlichkeiten rnit unseren beliebten Julidochromis-Arten aufweist, ist Chalinochromis brichardi POLL, 1974. Der späte Termin der Erstbeschreibung (1974 | !) zeigt, Art noch nicht Iange her ist. Dementsprechend ist sie auch in den Aquarien noch relativ selten und ich kann daher auch nichts über erfolgreiche Nachzuchten berichten. Die Grundfärbung ist beige. Auf dem Kopf ist eine dunkle Gesichtsmaske, die dag auffäIligste Merkmal dieser Buntbarsche darstellt. Sie besteht aus einem Streifen, der vom Maul bis zu den Augenflecken auf den Kiemen geht und zwei weiteren, die jeweils in dem Streifen beginnen und über den Kopf gehen. Die Flossen dieser Tiere schimmern leicht gelblich. Auf der Rückenflosse ist teilweise ein selten auch mehrere - dunkle Punkte zu sehen. Auch diese Art gleicht im daß die Entdeckung dieser Körperbau deh Julidochromis arten, Literatur: Ladiges, W. : Julidochromis-Arten. DATZ 15, 1962:135-137 Zu J. ornatus BOULENGER 1898: BOULENGER, G.A.: Trans. ZooI. Soc. London, XV 1898:12 Zu J. marlieri POLL 1956 PoIl, M. : Inst. Roy. Sc. nat. Betg., III, 5 B 1956 Zu J. regani POLL 1942 PoII, M,: Rev. zool. bot. Afr. 36, 1942:343-360 Zu J. transcriptus Matthes: Rev. zool. bot. Afr, 60, 1959:126-130 DCG-Info 6 (11) 1975r 173-179 179