Haplochromis linni spielte Kuckuck ! Zur Spezilikation der

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Nach meinen Patentrezept kamen die »micracilius« ins vollbesetzte Jungfischbecken. Alle Tiere, mit denen ich das praktiziert hatte, wurden dadurch relativ
harmlos. Jetzt wurde auch abgelaicht. lm Moment schwimmt die zweite Nachzucht.
Meine Theorie lautet ja schon seit langem: ,Wer starke Farben trägt, kann sich die
auch leisten !u Trotz allem plädiere ich aber doch dafür, diesem, zugegeben etwas
rauflustigem Mbuna, seine Ruppigkeit nachzusehen und dafür Sorge zu tragen,
daß dieser ,schöne Teufelu in unseren Becken nicht ausstirbt.
!
Haplochromis linni spielte Kuckuck
Text: Günther Rowedder (D 20
1
!
1BB)
lch konnte beobachten, daß Haplochromis linni und Tropheus duboisizur gleichen
Zeit ablaichten. Da meine H. linni umdte22 Zentimeter maßen, dauerte es mit der
Eiaufnahme ziemlich lange. Bevor das H. /lnnr-Weibchen sich gedreht hatte,
konnten die anderen Mitbewohner des Beckens schon ihre Raubzüge in Richtung
Gelege erfolgreich abschließen. Trotz dieser Störaktionen gelang es dem Weibchen doch noch, dreißig Eier aufzunehmen. lch hatte schon einmal einen Zuchterfolg, so daß ich auch dieses Mal neuen Jungtieren hoffnungsfroh entgegensah.
Als ich jedoch nach einer Woche von meiner Arbeit heimkam, stellte ich zu meinem
Entsetzen fest, daß alle Haplochromis-Arten schnell und unnatürlich atmeten,
obwohl ich wöchentlich ein Drittel des Wassers auswechsele
Die Tropheus duboisi hingegen verhielten sich völlig normal lch machte sofort
Wasserwechsel, und sofort hörte das Japsen der Haplochromls auf. Nur mein
Haplochromis /lnnr-Weibchen trug keine Brut mehr ! Nach drei Wochen f ing ich das
Tropheus duboisiWeibchen heraus, um ihm die Jungen aus dem Maul zu locken.
lch war ganz aufgeregt, als das Weibchen neun klein Tr duboisi und vier helle
Jungf ische hergab. Diese vier entpuppten sich später als H. linni.
Zur Spezilikation der Geschlechter bei Julidochromis
Text und Zeichnungen: Karl-Jürgen Haas (D 63 1089)
Jeder Aquarianer, der sich ernsthaft mit der Zucht von einer der fünf bisher bekanntgewordenen Julidochromls-Arten beschäftigt, interessiert sich dafür, wie er
die Geschlechter seiner Tiere erkennen kann. Außerlich gibt es ja nach übereinstimmenden Aussagen diverser Autoren weder bei Julidochromis regani, J. dickfeldi, J. marlieri, J. ornatus noch bei J. transcriptus Unterschiede; die Fische sind
monomorph. Diese lapidare Aussage ist allerdings eher unbefriedigend, hilft sie
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einem Züchter herzlich wenig dabei, ausgesuchte Tiere zur Reproduktion
zu
bringen. Bleibt also nur der Griff zum Schemel und der zaghafte Versuch, diverse
Mußestunden in der Gesellschaft von Julidochromis im Aquarienkeller zu verbringen, um eigene Erkenntnisse zu sammeln. Meine mit Hilfe dieses Verfahrens
gemachten Beobachtungen an ca. 20 züchtenden Paaren diverser Julidochromis
und ca.20 Paarbildungen im Aufzuchtbecken brachten mich zu der Uberzeugung,
daß die unterschiedliche Körpergröße der Partnertiere kein lndiz fÜr die Bestimmung der Geschlechter ist. Bei mir taten sich etwa gleich große Tiere, aber auch
Riesenmänner mit Minidamen und Superweibchen mit männlichen Winzlingen
zusammen. Es ist also keineswegs so, daß ,das größte Tier das Weibchen (ist).
und ,dies für alle 5 Arten §ilt", 1ry;s R. Stawikowski im Januarheft der DATZ berichtet! Die Körperform als sicheres Erkennungsmerkmal scheidet also aus; auch
ein deutlich eingefallener Bauch des Weibchens nach dem Ablaichvorgang löst
nicht das Problem, poteniielle Laichpartner zusammenzustellen
Es bleibt aber die Möglichkeit, die Form der primären Geschlechtsorgane - also
des optisch wahrnehmbaren Teils des Fortpflanzungsapparats - als Kriterium
heranzuziehen. Und da gibt Mayland (Cichliden und Fischzucht, Seite 66) als
,letztes Hilfsmittel" zur Geschlechtsbestimmung von Cichliden einige Hinweise:
»Männliche Tiere lassen eine kegelförmig vorgetriebene Papille erkennen, die aus
der nur schwer erkennbaren Öffnung leicht hervortritt. Bei weiblichen Tieren fehlt
diese Papille, und ihre Genitalöffnung wirkt eher eingefallen. Dadurch erscheinen
einige winzige Falten an dieser Stelle, meist nur mit Hilfe einer Lupe erkennbar.
Diese Einbuchtung der Weibchen ist derart angelegt, daß eine Falte quer Über die
Öffnung zieht, während mehrere andere darüber in Längsrichtung liegen.u
Mayland hat dazu die beiden folgenden Skizzen angefertigi. Sichtbar ist dabei die
Bauchseite der Tiere; der Kopf befindet sich oben. Links ist ein männlicher und
rechts ein weiblicher Julidochromis zu sehen.
Anus
Papille
Afterf losse
@
r"or.u",r(-n.t
u,
uu
Eine Geschlechtsbestimmung nach diesem Verfahren vornehmen zu wollen, ist
nach meinen Erfahrungen aber kaum praktikabel. Dazu muß man die Tiere nämlich
aus dem Wasser nehmen, denn freiwillig dürften Julidochromis ihre
Bauch-
unterseite kaum auf Kommando und schon gar nicht zeitlich ausreichend dem
wißbegierigen Beobachter präsentieren. Und diese gesamte Prozedur mit
Einfangen, auf den Rücken drehen, Bauchflossen zur Seite schieben, - diese
kleben meist auf dem Genitalbereich, wenn man die Tiere aus dem Wasser
nimmt
- und dann mit Lupe und Lampe nach den entsprechenden lndizien
suchen, geschieht ja unter einem erheblichen Zeitdruck, sonst ersticken oder
verkühlen sich die Tiere ja Bei Jungtieren und selbst bei großen, geschlechtsreifen
Tieren gelingt eine Bestimmung oft erst nach mehreren Versuchen; eine Methode
also, deren Zweckmäßigkeit stark in Zweifel zu ziehen ist.
Deshalb begab ich mich auch auf die Suche nach weiteren optischen Unterschieden, die ohne große Zappelei und eventuell auch ohne Lupeneinsatz erkennbar sind. Nach einigen Freizeitstunden intensiver Beschäfiigung mit meinen
Jutidochromis konnte ich bei allen Arten einigermaßen sicher Männlein und
Weiblein separieren:
Sehr einfach
- quasi auf einen Blick - gelingt dies bei den beiden zur etwas
größer werdenden Gruppe zählenden J. regani und J. marlierl. Die nachstehende
Zeichnung zeigt die Legeröhre eines weiblichen Tieres in Ruhestellung (1) und
währehd des Ablaichvorgangs (2) und eines Männchens vor (3) und während des
Befruchtungsvorgangs (4). Es ist dabei das Profil der Tiere zu sehen, der Strich
bedeutet die Bauchunterseite; die Schwanzflosse ist rechts anzunehmen
(1)
--T-
?
?
d
d
Legende
zu (1) und
(2): Die normalerweise nur ca. 1 mm weit ausgefahrene Spitze
der
weiblichen Legeröhre ist etwas nach vorne gerichtet. Sie tritt etwa 1
Tag vor dem eigentlichen Ablaichen ca 5 - 6 mm weit aus. Die
Spitze gleitet während der Eiablage weich und federnd allen Vertiefungen folgend über das Laichsubstrat, so daß die Eier immer
neben
-
aber nie übereinander placiert werden.
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zu (3) und
Legeröhre verändert ihre Länge von 4 - 5 mm zu
keinem Zeitpunkt, sie wird lediglich während des Laichvorgangs im
(4): Die männliche
Winkel von rund 60 Grad nach unten abgeklappt. Sie hat an der
Vergleich zur Legeröhre des laichBasis beim Laichvorgang
- imeinen
erheblich geringeren Umfang.
bereiten weiblichen Tieres
-
Eine ldentifikation ist bei diesen beiden Arten schon bei einer Körperlänge von ca.
4 cm möglich also schon nach einigen Wochen Lebensdauer. Voraussetzung fÜr
eine schnelle Bestimmung ist allerdings, daß sich die Tiere wohlfÜhlen. Nach
einem Wasserwechsel z B liegt die Legeröhre des Männchens so eng am Körper
an, daß eine sichere Ansprache kaum möglich ist
Erheblich diffiziler ist das Trennen der Geschlechter bei den etwas kleinerwÜchsigen J. ornatus und J. transcrlptus. Hier gibt es bei den männlichen Tieren keine
ständig gut sichtbare Legeröhre; die optisch wahrnehmbaren geschlechtsspezif ischen Unterschiede der Fortpflanzungsorgane sind im Normalzustand marginal.
Trotzdem kann ein in vielen Ansprachen geschulter Betrachter mit Lupenhilfe bei
schwimmenden Tieren eine korrekte Bestimmung vornehmen. Sehr leicht gelingt
dies allerdings kurz vor und kurz nach dem Ablaichen; und natÜrlich während des
eigentlichen Absetzens der Geschlechtsprodukte, sofern man diesen faszinierenden Vorgang beobachten kann Hierbei fährt das weibliche Tier seine LegerÖhre
einige Millimeter weit nach hinten aus. ln der nachfolgenden Zeichnung wird dies
schematisch dargestellt; die Proportionen sind in etwa erhalten. lch gehe dabei
von etwa gleich langen Tieren aus
(1)
!
?
I
Legende
zu (1) und
J
(3)
d
(4)
/
(3): Es sind
Legeröhren von weiblichen und männlichen Tieren im,
Ruhezustand dargestellt. Beim weiblichen Tier verjüngt sie sich
ganz leicht (Länge: 1 mm). Der Durchmesser beträgt an der Bauchseite 1 mm. Die Legeröhre des Mannes ist zwar genauso lang, aber
erheblich dünner Außerdem ist sie ganz leicht gekrümmt und läuft
in einer Spitze aus.
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zu (2):
Zum Ablaichen tritt die Legeröhre des Weibchens 3 - 4 mm schräg
nach hinten aus; zudem schwillt die gesamte Genitalpartie leicht
an.
zu (4\i
Die Böhre des Mannes verändert sich während des Befruchtens
nicht wesentlich.
Es gibt also innerhalb der Julidochromls zwei Gruppen, wenn man neben dem
jeweils bevorzugten Lebensraum in der Litoral- bzw der Felszone und der Körpergröße als weiteres Kriterium die Form der äußeren Geschlechtsorgane einbezieht.
lnteressant scheint mir, daß Julidochromis dickfeldi dabei in die kleinerwüchsige
Gruppe mil J. ornatus und J. transcriptus einzubeziehen ist. Die Form des optisch
sichtbaren Teils des Fortpflanzungsapparates entspricht bei beiden Geschlechtspartnern nämlich genau dieser Gruppe.
Wenn man all dies nun beachtet hat, kann man ja als nun gut informierter Züchter
getrost daran gehen, mit Lupe und Kescher bewaffnet ,Pärchenu zusammenzustellen DENKSTE! Ein solcher Versuch endet meist mit dem Tode; und zwar mit
dem Tode eines der beiden ,Partnern-Tiere. Julidochromis sind nämlich mit der
Partnerwahl, die der Züchter nach optischen etc Gründen vornimmt, selten
einverstanden. Deshalb gebe ich auch niemals ,Pärchenu ab, sondern empfehle
immer, mehrereTiere im Verhältnis l12oder 2/5 in ein Becken zu setzen. Und dann
abzuwarten, welche Julidochromis sich zusammeniun und so ihre Absicht
bekunden, eventuell die Produktion von Jungjulidochromis in Angriff zu nehmen.
lch halte es aus eigener
adulte Tiere
- teuer bezahlter - Erfahrung f ür schwierig,
zu kaufen, in eigene Becken umzusetzen und dann zu hoffen
mehr bleibt dem
Züchter dann ja nicht mehr
daß die Tiere trotz geänderter Konditionen wie
-,
Wasserhärte, Futierqualität, Wasserwechsel etc. keine Prügeleien beginnen und
vielleicht irgendwann einmal ablaichen. Da ist der Kauf und das Aufziehen von
mehreren Jungtieren im eigenen Becken empfehlenswerter
Diese Methode ist auch aus eher pragmatischen Gründen wünschenswert. So
mußte ich bei meinen eigenen Nachzuchten ein erhebliches Ungleichgewicht in
der Proportion der Geschlechter feststellen. Es befanden sich bei einigen hundert
von mir bestimmten J marlieri-, J. dickfeldi- und J regani-Nachzuchten ein
erheblich größerer Anteil an weiblichen Exemplaren darunter. Bei den restlichen
beiden Arten kann ich noch keine Aussage treffen, da die Zahl der mir bisherzur
Verfügung stehenden Jungtiere noch keine ausreichend genauen Aussagen
zuläßt. Daß diese Relatron der Geschlechter auch im orginären Lebensbiotop
vorkommen könnte, läßt sich daran ablesen, daß zumindest unter Aquarienbedingungen die Julidochromis keineswegs monogam also paarweise leben und
laichen So kann ein männliches Tier durchaus im Wechsel mit mehreren weiblichen Tieren ablaichen. Es ist also sichergestellt, daß doch der größte Teil der
,überzähligen,, Weibchen zur Reproduktion kommen kann.
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