Politische Soziologie

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soFid
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
Politische Soziologie
2010|1
Politische Soziologie
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Politische Soziologie
Band 2010/1
bearbeitet von
Stefan Jakowatz
mit Beiträgen von
Peter Lösche und
Patrick Rössler
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2010
ISSN:
Herausgeber:
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0176-4470
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften
Stefan Jakowatz
Siegfried Schomisch
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung von GESIS
durch den Bund und die Länder gemeinsam bereitgestellt.
© 2010 GESIS. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare
Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort .................................................................................................................................................7
Peter Lösche
Ende der Volksparteien. Essay...............................................................................................................9
Patrick Rössler
Wie Menschen die Wirkung politischer Medienberichterstattung wahrnehmen – und
welche Konsequenzen daraus resultieren.
Zum Zusammenhang von politischer Willensbildung, Second- und Third-Person Effekten..............17
Sachgebiete
1
Politische Grundbegriffe und Konzepte...................................................................................43
2
Theorie und Geschichte politischer Systeme...........................................................................68
3
Staatstheorie und staatliches Handeln......................................................................................85
4
Politische Parteien und Parteiensysteme................................................................................117
5
Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation..........................................................................131
6
Politische Einstellungen und politische Bewegungen...........................................................154
7
Politische Kultur und Ethik, politische Eliten........................................................................179
Register
Hinweise zur Registerbenutzung.......................................................................................................217
Personenregister.................................................................................................................................219
Sachregister........................................................................................................................................225
Institutionenregister...........................................................................................................................239
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...............................................................................245
Zur Benutzung der Forschungsnachweise.........................................................................................245
soFid Politische Soziologie 2010/1
Vorwort
7
Vorwort
zum soFid „Politische Soziologie“
GESIS bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat
sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht
zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die von GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften – bisher FORIS).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden
Sie hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für SOFIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Zur Meldung
neuer Projekte steht unter http://www.gesis.org/SOFIS/Erhebung/ permanent ein Fragebogen zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Die politische Soziologie stellt das Verbindungselement zwischen Soziologie und Politikwissenschaft her. Unter Einbeziehung theoretisch-systematisierender wie auch historisch-empirischer
Aspekte befasst sie sich mit den gesellschaftlichen und sozialpsychologischen Voraussetzungen
und Folgen des politischen Handelns, mit der Entstehung, Struktur und dem Wirkungszusammenhang politischer Systeme, den Interdependenzen von Aufbau, Ausbau und Modernisierung politischer, sozialer und wirtschaftlicher Ordnungen, der Entstehung von Macht und dem Einfluss gesellschaftlicher Gruppen und Akteure auf diesem Wirkungsgeflecht.
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soFid Politische Soziologie 2010/1
Vorwort
Diese Bestimmung des Wissensgebiets spiegelt sich in der Sachgebietsgliederung des vorliegenden Informationsdienstes wider: Politische Konzepte und Ideen, politische Systeme und Systemkrisen einschließlich historischer Erfahrungen, politische Steuerung und ihre Institutionalisierung,
staatliches Handeln einschließlich Verhältnis von Macht und Herrschaft, Parteiwesen, Wahlsoziologie, Partizipation, öffentliche Meinung, politische Einstellung, politische Bewegungen, Interessengruppen und Radikalismus, politische Eliten und politische Kultur, Werte, Wertewandel und
Ethik sind Gegenstand der einzelnen Kapitel.
Aufgrund der Fülle der Dokumente in der ausgewiesenen Klassifikation „politische Soziologie“
konnten nicht alle aktuellen Nachweise aufgenommen werden. Die Auswahl erfolgte zunächst
nach inhaltlichen Kriterien wie auch Aktualität, zusätzlich jedoch auch in Abgrenzung zu anderen
Fachgebietsbereichen. So wurden Literatur oder Forschung, die in anderen soFid-Themenbereichen veröffentlicht werden, hier nicht noch mal dokumentiert. Dies gilt für Themen der Außenund Sicherheitspolitik, zu regionalen oder ethnischen Konflikten oder Gewalt wie auch zu Konversion, die im soFid „Internationale Beziehungen/Friedens- und Konfliktforschung“ dokumentiert sind. Gleiches gilt für den umfangreichen Bereich „Sozialpolitik“.
Zu politischen Analysen für die neuen Bundesländer und die damit verbundenen Transaktionsprozesse informieren Sie sich bitte im Fachinformationsdienst „Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern“. Die umfangreiche sozialwissenschaftliche Forschung und Literatur zu Osteuropa wird im Dienst „Osteuropaforschung“ dokumentiert. Für das Gebiet „Stadt- und Regionalforschung“ gibt es einen eigenen Dienst, ebenso für „Bevölkerungsforschung“, „Umweltforschung“
oder „Frauen- und Geschlechterforschung“. Gesundheitsverhalten und -politik ist im soFid „Gesundheitsforschung“ enthalten, der Komplex „Migration und ethnische Minderheiten“ im gleichnamigen Band dokumentiert, politische Bildung findet sich im Band „Bildungsforschung“ wieder,
um nur die wichtigsten angrenzenden Themenbereiche zu nennen.
Auch konnten Länderstudien aufgrund der großen Zahl der Nachweise nicht mehr einbezogen
werden. Außer Acht gelasssen wurden Beiträge zu Ressortpolitik, Kommunalpolitik und weitestgehend auch zu Europapolitik. Für diese Themen empfehlen wir eine individuelle Recherche in
der Datenbank durchzuführen.
Dieser soFid-Ausgabe sind fachwissenschaftliche Beiträge vorangestellt. Dabei handelt es sich
zum einen um den Essay „Ende der Volksparteien“ von Peter Lösche und zum anderen um den
Beitrag „Wie Menschen die Wirkungen politischer Medienberichterstattung wahrnehmen - und
welche Konsequenzen daraus resultieren. Zum Zusammenhang von politischer Willensbildung,
Second- und Third-Person-Effekten“ von Patrick Rössler.
Wir bedanken uns bei den Autoren und den Redaktionen „Aus Politik und Zeitgeschichte“ und
„Politische Vierteljahresschrift“ für die freundliche Genehmigung zum Abdruck.
Ende der Volksparteien
1
Essay
Peter Lösche
Alle wissen es, und die Spatzen zwitschern es von den Dächern: Das deutsche Parteiensystem befindet sich im Umbruch. Ausdifferenzierung, zunehmende Fragmentierung, Segmentierung, Volatilität, Unsicherheit sind angesagt. Niemand weiß, ob es beim Fünfparteiensystem bleibt oder ob weitere
Parteien dazu stoßen und die Fünfprozenthürde überwinden. Am Horizont kreuzen die Piraten auf.
Die Lokal- und die Regionalparteien der Freien Wähler könnten erfolgreich sein, wenn sie sich denn
– wie in Bayern – landes- oder gar bundesweit zusammenschließen. Und das rechtsextremistische
und rechtspopulistische Wählerpotential will nicht weichen, sondern ist punktuell bei Landtagswahlen realisiert worden.
Die guten alten Zeiten, in denen Stabilität und Kontinuität unser Parteiensystem charakterisierten
und in denen es darauf ankam, welche von den beiden „Großen“ die eine „Kleine“ für eine Koalition
zu gewinnen vermochte, sind endgültig vorbei. Gibt der Bürger seine Stimme einer Partei, kann er
bestenfalls spekulieren, für welche Regierungskoalition er votiert hat. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert befinden sich unser Parteiensystem und unsere Parteien im permanenten Umbruch – eigentlich nichts Neues und doch immer wieder überraschend, welche Konsequenzen sich daraus ergeben, etwa bei der Bundestagswahl oder den Landtagswahlen dieses Jahres. Ganz verstanden haben
wir noch nicht, was sich da abspielt, trotz einschlägiger Literatur zu dieser Thematik, die inzwischen
zu Stapeln getürmt wird. Vor allem ist noch nicht begriffen worden, dass und wie die einzelnen
Parteien sich von Grund auf, ja radikal verändert haben.
Im Mittelpunkt dieses Wandels steht das Ende der Volksparteien, jenes Parteitypus, der jahrzehntelang die bundesrepublikanische Politik so nachdrücklich geprägt hat. Indes beharrt heute fast jede
Partei selbst unter den „Kleinen“ darauf, Volkspartei zu sein. Das gilt erst recht für die beiden „Großen“: Trotz der eklatanten Wahlniederlagen in den vergangenen Jahren hält die Sozialdemokratie daran fest, sich wieder zur siegreichen Volkspartei regenerieren zu können. Und die Christdemokratie
lässt sich durch stagnierende oder sinkende Wählervoten nicht irritieren, sondern behauptet, die letzte große Volkspartei im Lande zu sein. Die Realität hingegen ist eine andere: Das Zeitalter der Volksparteien kommt zu seinem Ende, diese sind gesellschaftlich, politisch und historisch überholt.
Was heißt „Volkspartei“?
Doch was heißt überhaupt „Volkspartei“, ein Begriff, an den sich viele klammern und der hilfesuchend als Legitimationsformel benutzt wird? Auch in den Sozialwissenschaften wird er gebraucht,
und dennoch hat er nicht die Kraft einer analytischen Kategorie. Konsens herrscht nur darüber, dass
1
Erstmals erschienen in: „Aus Politik und Zeitgeschichte: Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament“,
2009, H. 51, S. 6-12.
10
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Ende der Volksparteien
„Volkspartei“ nicht eindeutig zu definieren ist und synonym benutzt wird mit Massenpartei, Mitgliederpartei, Massenintegrationspartei, Allerweltspartei, Großpartei, Kartellpartei. Trotz dieses begrifflichen Wirrwarrs bemühen wir uns im Folgenden um eine Präzisierung, die zugleich analytisch hinführt zu einer Erklärung, warum das Ende der Volksparteien absehbar ist. Dabei wird sich des in der
Parteienforschung nach wie vor zu Recht benutzten typologisierenden Verfahrens bedient: Es wird
von der politisch-historischen Realität abstrahiert, bestimmte Indikatoren werden übersteigert, um so
das Spezifische erkennen und vergleichen zu können. Es geht also nicht um eine differenzierte Darstellung der Wirklichkeit, sondern um eine „Utopie“, eine einseitige Übersteigerung der Realität, die
sich nicht zuletzt aus didaktischen Gründen anbietet. Vier Indikatoren werden herausgearbeitet.
1. Volkspartei bezeichnet eine politische Organisation von Bürgern, die in der sozialen Zusammensetzung ihrer Mitglieder, Parteiaktivisten und Wähler nicht auf eine Schicht oder Klasse oder eine anders (beispielsweise durch Konfession) definierte Gruppe beschränkt ist, sondern prinzipiell mehrere
Schichten und Klassen, Landsmannschaften und Religionen umfasst, mithin als sozial heterogen zu
gelten hat. Dies bedeutet aber nicht, dass sich in der Volkspartei spiegelbildlich die Sozialstruktur der
Wähler wiederholte, denn eine schichten- und klassenübergreifende soziale Zusammensetzung der
Wähler und Mitglieder verschwindet nicht im Konturlosen. Vielmehr bleibt ein spezifisches soziales
2
Profil durchaus erhalten, kann sich als Massenpartei auf Klassenbasis darstellen. Dabei folgt die
Volkspartei den allgemeinen Tendenzen gesellschaftlich-struktureller Veränderungen, die sich auf
dem Arbeitsmarkt, in der Bevölkerung und Wählerschaft vollziehen.
2. Volksparteien sind bemüht, möglichst viele Wählergruppen – verschiedene Klassen und Schichten, Konfessionen und Landsmannschaften – mit modernen Werbemethoden gezielt anzusprechen
und für sich zu gewinnen. Insbesondere erfolgen Angebote an solche Wählerschichten, die an die eigene Stammwählerschaft grenzen. Präziser formuliert: Die Volkspartei ist eine Massenwähler-, Mitglieder- und Funktionärspartei. Um dieses Kriterium zu erfüllen, muss sie im Prinzip und auf Dauer
35 Prozent der Wähler für sich gewinnen, ein Prozent der Wahlberechtigten als Mitglieder überzeugen und davon wiederum zehn Prozent als Funktionäre motivieren. Nimmt man diese Daten ernst
und legt sie als Maßstab an die beiden (bisherigen) bundesrepublikanischen Volksparteien an, wird
deutlich, dass sich die Sozialdemokratie vom Typus Volkspartei verabschiedet hat und die
Christdemokratie (also CDU und CSU zusammengenommen) in den Grenzbereich des künftigen
Endes als Volkspartei hineingerät.
3. Volksparteien sind nur als Akteure in einem repräsentativ-demokratischen politischen System parlamentarischer oder präsidentieller Prägung denkbar. Konkret besagt dies, dass Volksparteien willens, bereit und in der Lage sein müssen, allein oder in Koalition mit anderen Parteien die Regierungsverantwortung zu übernehmen, also Macht auszuüben. Ja, die Koalitionsfrage gibt – nach Sig3
mund Neumann – die eindeutige Scheidelinie für die Parteitypisierung, denn nur Parteien, die – wie
die Volksparteien – keinen absoluten Herrschafts- und Durchsetzungsanspruch haben, können mit
anderen Kompromisse schließen und gemeinsam regieren. Koalitions- und kompromissfähig sind
Parteien auf Dauer nur dann, wenn es neben einem kontroversen Politiksektor einen nichtkontroversen Sektor mit einem allgemeinen Konsens gibt, zu dem die Grundregeln parlamentarisch-repräsentativer Demokratie und die Achtung vor den Menschenrechten gehören.
2
3
Vgl. Otto Kirchheimer, Der Wandel des westeuropäischen Parteiensystems, in: Gilbert Ziebura (Hrsg.),
Beiträge zur allgemeinen Parteienlehre, Darmstadt 1969, S. 352.
Vgl. Sigmund Neumann, Die Parteien in der Weimarer Republik, Stuttgart 19652, S. 8f.
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Ende der Volksparteien
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4. Schließlich ist mit großem Nachdruck ein vierter Indikator zu nennen, der das Phänomen „Volksparteien“ (und ihren Niedergang) erklärt. Volksparteien sind nämlich Milieu-Parteien gewesen, also
politische Organisationen, die zum Teil, aber eben nicht vollständig aus sozialmoralischen Milieus
hervorgegangen sind und auf ihnen basierten. Dieser Sachverhalt wird erst im Nachhinein, nach Abschluss der historischen Periode der Volksparteien deutlich. Entgegen der Annahme und Behauptung Otto Kirchheimers sind Teile der Mitglieder, vor allem der Funktionäre und Parteiaktivisten,
aber auch der Wähler geistig, ideologisch und wertemäßig in die Partei eingebunden gewesen. Woher sonst hätte die Bindekraft kommen sollen, deren Nachlassen bis hin zu fast anarchischer Volatilität heute so beklagt wird? Wie sonst wäre die Unterscheidung zwischen Stammwählern und aktuell
in einer Wahl gewonnenen Wählern sinnvoll gewesen? Ja, gerade das gehört zum Spezifischen einer
Volkspartei, dass sie – links oder rechts der Mitte – über einen Sockel, ein Fundament an Wählern
verfügt, das irgendwo zwischen 20 und 25 Prozent der Wählenden lag und auf das sich die Parteien
verlassen konnten. Erst von dieser Milieubasis aus vermochte der Spagat in die (neue) Mitte gewagt
zu werden und erfolgreich zu sein. Nur ein derartiger Spagat zwischen verschiedenen Segmenten im
Elektorat konnte dann zu Wahlergebnissen führen, die bei 40 Prozent oder darüber lagen. Allein in
der Mitte sind für eine Volkspartei keine Wahlen zu gewinnen – wie immer „Mitte“ definiert werden
mag.
Es sei wiederholt: Erst mit dem Ende der Volksparteien wird klar, wie wichtig die sozialmoralischen
Milieus für sie gewesen sind. (1) Bindungskraft wurde durch sie hergestellt und hat die Stammwählerschaft als feste Gruppe überhaupt erst konstituiert. (2) Aufgrund dieses Fundamentes in der Wählerschaft konnte der Schritt in die Mitte getan werden. Volksparteien waren also (noch) keine Allerweltsparteien, keine catch-all-parties, denn sie waren (wenigstens partiell) tief in der Gesellschaft
verankert und banden ein Segment der Wähler fest an sich. Genau diese geistige Einbindung ist heute
nicht zuletzt aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen verlorengegangen. Volksparteien waren –
historisch in der Nachfolge der Massenintegrationsparteien – in ihrem Kernbereich immer noch „soziale Veranstaltungen“, stellten Lebensweisen dar, gaben politischen Sinn, vermittelten Werte. Historisch konkret sind in unserem Zusammenhang natürlich die sozialmoralischen Milieus des Katholizismus und der sozialdemokratischen Solidargemeinschaft gemeint. Beide sind durch eine feste soziale Basis gekennzeichnet, eben Katholiken bzw. gewerkschaftlich organisierte Facharbeiter. Ein
Organisationsnetzwerk verband die Partei mit Freizeitorganisationen, Konsumgenossenschaften
und anderen Einrichtungen im Vorfeld. Und geistig existierte so etwas wie eine Vorstellung davon,
wie der gesellschaftliche Status quo abgelöst werden könne durch eine neue, künftige Gesellschaft,
in der soziale Gerechtigkeit, Fairness und Solidarität in den Vordergrund rückten.
Wer untersuchen will, wie geistige und ideologische Parteibindung in den Volksparteien stattfand,
4
untersuche den Funktionärskörper der SPD in den 1950er und 1960er Jahren: „Der Funktionär“,
hauptamtlich oder ehrenamtlich, war zwar verpönt in den bürgerlichen Nachbarschaften, hatte aber
hohes Ansehen in den Quartieren der kleinen Leute, er war – wie wir heute sagen würden – der
„Kümmerer“, der Helfer und das organisatorische und geistige Rückgrat der Sozialdemokratie und
ihrer damals noch existierenden Nebenorganisationen. Dass die sozialmoralischen Milieus mit der
von ihnen bewirkten Parteibindung Spuren hinterlassen haben, zeigen die aktuellen Wahlanalysen:
Die Hochburg der CDU/CSU-Wähler liegt nach wie vor bei den Katholiken, die der SPD bei den
4
Vgl. hierzu Franz Walter, Vor dem großen Umbruch: Die SPD, in: Volker Kronenberg/Tilman Mayer
(Hrsg.), Volksparteien: Erfolgsmodell für die Zukunft? Konzepte, Konkurrenzen und Konstellationen,
Freiburg i. Br. 2009, S. 112 f.
12
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Ende der Volksparteien
Facharbeitern. Und ein letzter Rest von Parteibindung zeigt sich wohl auch darin, dass bei der Bundestagswahl dieses Jahres über zwei Millionen ehemalige SPD-Wähler in die Wahlenthaltung gegangen, nicht aber zu einer anderen Partei gewechselt sind. Sie verstehen sich offensichtlich als sozialdemokratische Wähler im Wartestand. Ein ähnliches, wenn auch nicht so markantes Phänomen
hat sich im Dreieck von CDU, FDP und Nichtwählern abgespielt.
Warum Niedergang?
Die Fakten zum Niedergang der Volksparteien sind bekannt: Zuerst wäre der kontinuierliche Verlust
an Mitgliedern zu nennen. Diese sterben weg, nur relativ wenige treten aus – wie bei der Sozialdemokratie in den Jahren 2004 und 2005 aus Protest gegen die Agenda 2010. Mithin handelt es sich um
Überalterung der beiden großen Parteien; fast die Hälfte der Mitglieder ist 60 Jahre oder älter. In den
innerparteilichen Diskussionen der Weimarer Republik wurden in diesem Zusammenhang die Topoi
von der „Vergreisung“ und der „Verkalkung“ geprägt. Die Angehörigen jüngerer Alterskohorten tun
sich schwer, in eine Partei einzutreten. Sie rücken also nicht nach. Der Anteil der unter 30-Jährigen
ist einstellig und alarmierend, betrug 2007 bei der CDU 5,1, bei der CSU 5,5 und bei der SPD 5,8
5
Prozent. Öffentlich am auffälligsten: Die Bindekraft der beiden großen Parteien gegenüber den
Wählern lässt dramatisch nach, Volatilität ist das Ergebnis. Wähler wechseln zwischen den Parteien,
besonders auch zwischen Wählen und Nichtwählen. Gewannen die beiden Großen gegen Ende der
1960er und in den 1970er Jahren bei Bundestagswahlen zusammengenommen an die und über 90
Prozent der abgegebenen Stimmen, so waren es am 27. September 2009 nur noch 56,8 Prozent. Die
Verluste traten bekanntlich dramatisch und desaströs bei der SPD auf, aber eben auch mit 1,4 Prozent
bei der CDU/CSU – trotz der beeindruckenden Popularität der Kanzlerin.
Wo liegen die Ursachen für den Niedergang der Volksparteien? Eine Frage, die in den politischen
Feuilletons wie in der sozialwissenschaftlichen Literatur kontrovers diskutiert wird. Denn letztlich
geht es in dieser Debatte auch darum, ob der Abstieg der Volksparteien umkehrbar ist, ob Revitalisierung, Regenerierung eine Chance haben. Im Weiteren sollen nur Stichworte genannt werden. Allerdings wird einer der Niedergangsgründe – bewusst und pointiert unseren bisherigen Überlegungen
folgend – hervorgehoben, nämlich die Bedeutung sozialmoralischer Milieus. Wir hatten gesehen,
dass dem Ende der Volksparteien historisch das Wegbrechen, der Zerfall der traditionellen Milieus
vorausgegangen ist. Hier liegt die wohl wichtigste Ursache, warum Volksparteien allmählich von der
Bildfläche verschwinden und diese Entwicklung nicht einfach aufzuhalten oder gar mit einer großen
organisatorischen Kraftanstrengung umzukehren ist. Die Milieus, welche die Volksparteien getragen
haben, sind aus je unterschiedlichen Gründen erodiert. Das katholisch-protestantische Fundament,
auf dem CDU und CSU einst selbstbewusst standen, ist durch die Säkularisation brüchig geworden.
Das hohe „C“ spielt in Akademiediskussionen vielleicht noch eine Rolle, aber Parteibindungen werden dadurch nicht gehalten oder gar verstärkt. Neue Mitglieder oder Wähler lassen sich durch Beschwören des christlichen Menschenbildes kaum gewinnen. Gerade bei Jüngeren zeigt sich ein neues
Organisationsverhalten, das sich generell gegen Großorganisationen richtet. Sie lassen sich institutionell, kulturell und normativ nicht einbinden. Natürlich: Kirchgangshäufigkeit ist nach wie vor ein
wichtiger Indikator für Wahlverhalten, und gläubige Christen wählen überproportional CDU und
5
Vgl. Oskar Niedermayer, Parteimitgliedschaften im Jahre 2007, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 39
(2008) 2, S. 385.
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Ende der Volksparteien
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CSU. Aber es ist eben nicht mehr die Konfession allein, die entscheidet, ob man die Christdemokratie wählt oder nicht.
Auch das alte sozialdemokratische Milieu wurde gleichsam wegmodernisiert. Der Anteil des sekundären Sektors an der Ökonomie schrumpft bekanntlich kontinuierlich, und die Zahl der Facharbeiter
nimmt entsprechend relativ und absolut ab. Es sind die Veränderungen in der Arbeitswelt, wissensbasierte Produktion, Expansion des Dienstleistungsbereichs, Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse und erhöhte Mobilität der Arbeitnehmer, welche die sozialdemokratische Solidargemeinschaft direkt getroffen und die frühere facharbeiterlich-gewerkschaftliche Solidarität aufgelöst haben. Wie
die Kirchen, so verlieren die Gewerkschaften, die der SPD einst eng verbundenen wirtschaftlichen
Organisationen, Mitglieder. Sie leiden wie die beiden Großparteien und wie die Kirchen darunter,
dass die Mitgliedschaft überaltert ist und Jüngere nur schwer zum Eintritt in Arbeitnehmerorganisationen zu bewegen sind. Natürlich: Auch Gewerkschaftsmitgliedschaft ist nach wie vor ein wichtiger
Indikator für das Wahlverhalten, von dem die SPD und neuerdings auch Die Linke profitieren. Parteibindung ist in Relikten noch vorhanden. Nur ist diese weicher, unverbindlicher, beliebiger als die
6
einstige Milieubindung.
Die Probleme, mit denen die alten Volksparteien konfrontiert sind und die ihren Niedergang bewirken – Rückgang der Zahl der Wähler, Mitglieder und Funktionäre, rasch abnehmende Parteibindung
– haben gesellschaftliche und wirtschaftliche, mithin strukturelle Ursachen, sie sind nicht einfach auf
Parteiversagen zurückzuführen. Und sie können nicht dadurch gelöst werden, dass Werbekampagnen vom Zaun gebrochen, Schnuppermitgliedschaften eingeführt und Netzwerkparteien ausgerufen werden.
Zumal weitere Gründe zur Krise der Volksparteien beigetragen haben, die eine mögliche Umkehr
oder Rückkehr zur „guten alten Zeit“ verstellen. In Stichworten nenne ich: Individualisierungsschübe in der Gesellschaft, nicht zuletzt begünstigt durch die sogenannte Bildungsexplosion der 1970er
und 1980er Jahre; Pluralisierung der Lebensstile; Wertewandel und Auflösung traditioneller Wertegemeinschaften; neues Organisationsverhalten der jüngeren Alterskohorten, die ihnen erstarrt und
verknöchert erscheinenden Großorganisationen nicht beitreten; allgemeine Organisationsmüdigkeit,
die selbst Interessenverbände und Sportvereine trifft. Zudem: Ein fundamentaler Wandel der öffentlichen politischen Kommunikation verstärkt noch die Individualisierung und den Wertewandel. Beklagt wird, dass es den Parteien sowohl an Visionen, strategisch ausgelegten Konzepten und den
„großen Erzählungen“ als auch an charismatischen, attraktiven Persönlichkeiten mangelt. Inhaltlich
und programmatisch hätten die beiden großen Parteien sich zudem so angenähert, dass sie ununterscheidbar seien, heißt es. Schließlich: Politik generell und die einzelnen Politikbereiche seien immer
komplexer, komplizierter, technokratischer und damit für den Durchschnittswähler unverständlich
geworden. Dadurch würden politisch eigentlich interessierte Bürger abgestoßen.
Welche Bedeutung im Einzelnen oder in der Summe die vielen hier genannten Faktoren für das Ende
der Volksparteien haben, kann an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Vielmehr kam es darauf an,
deutlich zu machen, dass strukturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ursachen zum Niedergang der Volksparteien führen, dass insbesondere die Erosion sozialmoralischer Milieus die hier
skizzierte Entwicklung unumkehrbar macht.
6
Vgl. hierzu Uwe Jun, Wandel des Parteien- und Verbändesystems, in: APuZ, (2009) 28, S. 28 f. und Heinrich Oberreuter, Parteiensystem im Wandel – Haben die Volksparteien Zukunft?, in: V. Kronenberg/T.
Mayer (Anm. 3), S. 48–53.
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Ende der Volksparteien
Konsequenzen
Im Folgenden wird gefragt, welche Konsequenzen der Niedergang der Volksparteien für die kleineren Parteien, für die FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen hat; wie Wahlen und Wahlkämpfe
sich künftig verändern; und ob ein neuer Parteitypus entsteht, der den der Volkspartei ablöst.
Geht man von den Umfragen und den Wahlen des Jahres 2009 aus, dann werden die „Kleinen“ offen7
sichtlich größer, sie liegen „im Aufwind“, fahren zweistellige Ergebnisse ein, gewinnen auf Kosten
der beiden „Großen“, scheinen auf dem Weg zu mittelgroßen Parteien zu sein. Der Abstand zwischen
FDP und SPD betrug bei der Bundestagswahl nur noch acht Prozentpunkte. In den neuen Bundesländern liegen CDU, SPD und Linkspartei in etwa gleichauf. Nur: Die „Kleinen“ gewinnen zwar Wähler, aber keine neuen Mitglieder. Bei den Mitgliederzahlen stagnieren die Grünen, minimale Zugewinne verzeichnet die FDP, und nur durch die Fusion von WASG und PDS hat Die Linke hinzugewonnen.
Einige Beobachter meinen, bei den Kleinparteien so etwas wie – wenigstens im Ansatz –Milieubildung erkennen zu können, am ehesten bei Bündnis 90/Die Grünen. Diese haben sich zu einer Partei
der bürgerlichen aufgeklärten Mittigkeit mit ökologischem Profil entwickelt. Bei ihnen sind die Traditionen der drei sozialen Bewegungen, aus denen sie kommen (Friedens-, Frauen-, Umweltbewegung), kulturell und organisatorisch sowie an einem gewissen Grad der Vernetzung in bestimmten
Nachbarschaften durchaus zu spüren. Die FDP hingegen ist eine Klientelpartei des selbständigen
kleinen und mittleren Mittelstandes geblieben, kulturell als spezifisches Segment des Bürgertums erkennbar, profiliert durch die permanent erhobene Forderung nach Steuersenkungen. Dabei hat sich
die Sozialstruktur der Mitglieder und Wähler von Grünen und FDP anhand der Indikatoren von Bildung und Einkommen bekanntlich angenähert, sie klaffen aber kulturell und in der Frage nach der
Bedeutung des Staatseingriffs in Wirtschaft und Gesellschaft weit auseinander. Gleichwohl ist nicht
zu Unrecht argumentiert worden, hinter dem Rücken der Akteure habe sich die nach dem Zweiten
Weltkrieg auf dem Heppenheimer Parteitag überwunden geglaubte Spaltung des Liberalismus
wieder eingestellt, seine Trennung in einen freisinnig-aufgeklärten Sozialliberalismus und einen
staatsfernen Marktliberalismus sei wieder aktuell.
Bei der Linken sind die Milieuansätze in den ostdeutschen Bundesländern am ehesten entwickelt,
nämlich durch die gewaltsame Kooptation der sozialdemokratischen Solidargemeinschaft in die
SED sowie durch ihre aktuelle Verankerung in den Nachbarschaften, nicht zuletzt mit Hilfe einiger
ehemaliger DDR-Massenorganisationen wie der Volkssolidarität, dem Kulturbund und dem Frauenbund. Eine völlig andere Situation findet sich bei der Linken in den westlichen Bundesländern, hier
ist die Partei sozial und programmatisch nicht nur äußerst heterogen, sondern sie wird zerrissen zwischen ideologischen Sektierern und Relikten des solidargemeinschaftlichen Milieus, wie es besonders über die Gewerkschaften lokal erhalten geblieben ist.
Trotz der angedeuteten Milieuansätze bei den kleinen Parteien: Ein Milieu, das mit dem katholischen
oder dem solidargemeinschaftlich-sozialdemokratischen vergleichbar wäre und Bindekraft einer
Partei gegenüber einem festen Wählersegment hergestellt hätte, hat sich bei keiner der drei kleinen
Parteien herausgebildet. Legt man die oben skizzierten Kriterien für ein sozialmoralisches Milieu an,
dann fehlt es an einer breiten und soliden sozialen Basis. Es mangelt an einem Netzwerk von Freizeit7
Uwe Jun/Henry Kreikenbom/Viola Neu (Hrsg.), Kleine Parteien im Aufwind. Zur Veränderung der deutschen Parteienlandschaft, Frankfurt/M. 2006.
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Ende der Volksparteien
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und anderen Organisationen, das eine Grundlage für eine alternative Lebensweise bieten würde. Eine
Vision, ein alternatives gesellschaftliches und wirtschaftliches Konzept ist nicht entwickelt worden.
Gleichwohl: Programmatisch haben wenigstens FDP und Grüne versucht, sich zu erweitern, um über
die „Alleinstellungsmerkmale“ Steuersenkung und Ökologie hinauszukommen. Entsprechende
Konferenzen haben stattgefunden, Konzeptpapiere wurden geschrieben: Bei der FDP in den Bereichen Umwelt und Sozialpolitik, und bei den Grünen ist mit dem „green New Deal“ eine ökologische
Industriepolitik in den Bundestagswahlkampf 2009 eingebracht worden. Die Linke hingegen vertritt
einen recht undifferenzierten, allgemein-populistischen Ansatz und meidet jede Programmdiskussion aus Furcht, die Partei zu zerreißen.
Festgehalten werden kann: Das, was die beiden großen Volksparteien an Bindekraft gegenüber den
Wählern verloren haben, ist von den kleinen Parteien nicht gewonnen worden. Bewusst und in Anlehnung an Otto Kirchheimer kann formuliert werden: Die Volksparteien haben erst nach der Erosion der volksparteilichen Milieus die Versuche aufgegeben, sich die Wähler geistig und moralisch
einzugliedern. Tiefere ideologische Durchdringung wird jetzt für einen raschen Wahlerfolg geop8
fert.
Aber vielleicht können sich die Parteien auch gar nicht anders verhalten. Denn die alten sozialmoralischen Milieus, durch die einst Bindekraft – im heutigen Jargon: Parteiidentifikation – hergestellt
worden ist, sind, wie wir gesehen haben, aufgrund gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Modernisierung zerbröselt. „Volatilität“ bei Wahlen und Wahlkämpfen wird also erhalten bleiben. Wähler
wandern zwischen den Parteien, aber auch ins Nichtwählen. Der Anteil der Wahlabstinenten wird
groß bleiben oder sogar wachsen. „Stammwähler“ wird eine immer seltenere Spezies. Die Wahlkämpfe werden weiter personalisiert werden. Die Klagen in den politischen Feuilletons, dass es nicht
mehr um inhaltliche Alternativen gehe, dass es überhaupt an Konzepten, Programmen und Zukunftsentwürfen mangele, werden so lange fortgesetzt, bis von außen aufgrund dramatischer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher oder politischer Ereignisse Themen aufgezwungen werden. Bis dahin wird der
souverän geführte präsidiale Wahlkampf von Angela Merkel und der CDU im Jahre 2009 als beispielhaft gelten. Das Gerede vom „Markenkern“ (begrifflich eine Anleihe bei der Betriebswirtschaftslehre und bei Public Relations), den eine Partei entwickeln müsse, um nach innen ihre eigene
Identität und nach außen Attraktivität zu gewinnen, zeigt nur, wie sinnentleert Wahlkämpfe
geworden sind.
Schließlich: Die Parteien werden sich künftig noch schneller und gründlicher verändern, als dies in
den vergangenen Jahrzehnten, in denen die Volksparteien mit ihren sozialmoralischen Milieus erodierten, schon geschehen ist. Ein ganz neuer Parteitypus wird sich entfalten, wie er in der politikwissenschaftlichen Literatur unterschiedlich kategorisiert und beschrieben wird. Da ist die Rede von der
professionellen Medienkommunikationspartei, von professionalisierter Wählerpartei, von Kartellpartei, von Medienpartei oder von Fraktionspartei. Alle diese Begriffe weisen in eine Richtung: Die
Zeit der Milieubindung der Parteien ist endgültig vorbei, und damit auch die der ehrenamtlichen und
hauptamtlichen Funktionäre. An deren Stelle treten „Profis“, innerparteiliche Spezialisten oder
Agenturen für Organisation, PR, Wahlkämpfe und Machterringung. Patronage, nämlich Nominierung und Wahl von Kandidaten für öffentliche Ämter, wird das Parteileben wesentlich bestimmen.
Das Zentrum parteipolitischer Macht dürfte sich endgültig von der Organisation hin zu den Fraktionen, Regierungen und Kommunaldezernenten und ihren Mitarbeitern verschieben. Innerparteiliche
8
Vgl. O. Kirchheimer (Anm. 1), S. 352.
16
soFid Politische Soziologie 2010/1
Ende der Volksparteien
Entscheidungsprozesse werden zunehmend von außen, von den Medien beeinflusst, das traditionelle
Delegiertensystem wird obsolet.
Neuer Parteitypus
Wird hier ein düsteres Bild von den deutschen Parteien und dem Parteiensystem gezeichnet? Es mag
auf den ersten Blick so scheinen. Doch der zweite Blick offenbart, dass wir uns normativ immer noch
an den „guten alten Zeiten“ orientieren, in denen zwei starke Volksparteien miteinander konkurrierten und eine kleine, eine halbe Partei den Ausschlag gab über die Koalition und die Regierungsbildung. In unseren Köpfen hat sich dieses alte Parteiensystem der 1950er, 1960er und 1970er Jahre wie
ein Vorbild verfestigt. In der politischen Realität aber existiert es nicht mehr.
Wir haben es heute nicht nur mit einem Fünfparteiensystem zu tun, sondern die Parteien selbst haben
sich fundamental verändert. Genau hier setzt die These an, die in diesem Essay – einseitig und zugespitzt – vorgetragen worden ist: Soziale, wirtschaftliche, politische, also strukturelle Entwicklungen
haben zum Ende der Volksparteien geführt, indem die sozialmoralischen Milieus, auf denen diese
einst basierten, erodierten. Ein ganz neuer Parteitypus ist dabei, sich zu entfalten. An das neue Bild
von Parteien und Parteiensystem haben wir uns noch nicht gewöhnt. Das ist aber kein Grund, Zeter
und Mordio zu schreien und zu glauben, die bundesrepublikanische Demokratie zerbreche, weil die
Wahlbeteiligung sinke, die Parteibindung bei Wahlen nachlasse und die Zahl der Parteimitglieder
drastisch abnehme. Bekanntlich ist es demokratietheoretisch umstritten, wie intensiv die parteiliche
9
und generell die politische Partizipation sein müsste. Nur sollten wir zur Kenntnis nehmen, dass das
Zeitalter der Volksparteien an sein Ende gekommen ist und mit einer neuen historischen Periode der
Parteiengeschichte auch neue Formen der (partei)politischen Beteiligung entstehen.
Zum Autor
Prof. Dr. Peter Lösche, em. Professor für Politikwissenschaften an der Universität Göttingen.
9
Vgl. Wolfgang Merkel, Der Parteienverächter. Wider den publizistischen Stammtisch. Ein Zwischenruf,
in: WZB-Mitteilungen, Nr. 124 (Juni 2009), S. 14.
Wie Menschen die Wirkungen politischer
Medienberichterstattung wahrnehmen und welche Konsequenzen daraus resultieren.1
Zum Zusammenhang von politischer Willensbildung, Second- und
Third-Person-Effekten
Patrick Rössler
Die Szenerie trug bisweilen bizarre Züge: Hermetisch abgeschirmt die beiden Kanzlerkandidaten,
sichtlich unwohl im Korsett ihrer maßgefertigten und wählergetesteten Anzüge, und noch unwohler
im strengen Korsett des Regelwerks für die Wahlkampfduelle, die die Delegationen der Kontrahenten zuvor in wochenlangen Auseinandersetzungen minutiös ausgehandelt hatten. Derweil saß die
Journalistenmeute in einem anderen Gebäude, ohne Chance zur Rückfrage ihrer Funktion weitgehend beraubt, und versuchte anhand der Fernsehbilder zu entscheiden, wer denn nun wohl als Ge2
winner oder Verlierer des Kanzlerduells zu gelten habe. * Weshalb diese starre, mitunter ins Lächerliche abgleitende Inszenierung?
Wesentlicher Grund, weshalb alle Beteiligten an diesen Debatten so sehr darauf bedacht sind, diese
inszenierten Ereignisse möglichst vorteilhaft für die eigene Seite zu gestalten, ist deren vermutete
Wirkung auf das Wahlvolk. Es herrscht der Eindruck vor, diese prominente Form des mediatisierten
politischen Diskurses wäre in der Lage, den Wähler substanziell zu beeinflussen - ein Eindruck, den
die Medien in ihrer Berichterstattung selbst gerne erwecken, der aber durch Forschungsergebnisse
nur partiell betätigt wird (vgl. hierzu exemplarisch Maurer/Reinemann 2003; Holtz-Bacha et al.
2005; Maurer et al. 2007). Die antizipierte Medienwirkung auf Andere reicht freilich aus, um das
Verhalten der Akteure zu steuern, in diesem Fall in Richtung einer strengen Reglementierung sowohl
des vermeintlich wirkungsmächtigen Ereignisses als auch der Berichterstattung hierüber.
An dieser Stelle soll es freilich nicht um Sinn und Unsinn dieser Debatten im engeren Sinne gehen,
sondern um das generelle Muster hinter dieser Logik. Dieses Phänomen sozialoptischer Täuschung
(vgl. allg. Marks/Miller 1987) wird in der Medienwirkungsforschung unter dem Begriff „Third-Person Effect“ (TPE; oder deutsch: Dritt-Personen-Effekt, vgl. Schenk 2007: 550-557) verhandelt.
Demzufolge wären Individuen dahingehend prädisponiert, dass sie den Effekt von Massenmedien
auf andere Menschen (die „Dritten“) eher überschätzen, aber in jedem Fall höher einschätzen als auf
sich selbst. Seinen Ursprung und Namen verdankt dieser Forschungsansatz dem Soziologen W. Phillips Davison, der in einem Aufsatz von 1983 eine Reihe ähnlicher Beobachtungen aus knapp 40 Jahren Forschung bündelte. Beispielsweise stellte er 1957 bei einer Untersuchung zur Bedeutung der
1
2
Erstmals erschienen in: Frank Marcinkowski u. Barbara Pfetsch (Hrsg.): Politik in der Mediendemokratie.
Politische Vierteljahresschrift (PVS). Sonderh.42. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009,
Seite 468 – 495.
*An dieser Stelle danke ich der Presseabteilung der ARD für die Gelegenheit, eines der „Kandidatenduelle“
des Jahres 2002 vor Ort miterleben zu dürfen.
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Wie Menschen die Wirkungen politischer Medienberichterstattung wahrnehmen...
westdeutschen Presse für die Außenpolitik der Bonner Republik fest, dass Journalisten ihm immer
wieder mitteilten, sie gingen davon aus, ihre Leitartikel besäßen zwar nur einen geringen Einfluss auf
„Menschen wie Du und ich“, aber einen umso größeren auf den „gewöhnlichen Leser“. Allgemeiner
formulierte er: „This hypothesis predicts that people will tend to overestimate the influence that mass
communications have on attitudes and behaviour of others (...) its greatest impact will not be on ,me‘
or ,you‘, but on ,them‘ - the third persons (...) the impact they expect this communication to have on
others may lead them to take some action“ (Davison 1983: 3).
Dieses Zitat verdeutlicht nochmals die drei Komponenten der Argumentationslogik: In einer ersten
Stufe geht es (1) um Wahrnehmungen von Medieneffekten („perceptual component“, TPP); bei (2)
einer vergleichenden Einschätzung differieren die Wahrnehmungen bezüglich dritter Personen von
jenen bezüglich der eigenen (ersten) Person und den (zweiten) Personen im unmittelbaren Umfeld
(„perceptual bias“); und dieses Wahrnehmungsdifferenzial impliziert (3) Zustimmung zu einem bestimmten Verhalten („behavioral component“, TPB), d. h. präziser gesagt zu einer auf die Wahrnehmungsdifferenz ausgerichteten Verhaltensabsicht. Zur Unterstützung seiner Annahmen führt Davison (1983) in der Folge einige singuläre Befunde aus verschiedenen Studien an (wobei er explizit die
Wahlforschung als wesentliches Feld nennt; S. 9), ohne dass er jedoch auf eine speziell auf die
Analyse des TPE zugeschnittene empirische Studie verweisen konnte.
Inzwischen muss man den TPE zu einem der fruchtbarsten Ansätze der Medienwirkungsforschung
zählen, der insbesondere US-amerikanische Forscher inspiriert, wie die zahlreichen Studien belegen,
die auf internationalen kommunikationswissenschaftlichen Tagungen präsentiert werden (Sun et al.
2008). Auch wenn man den TPE als „dominant mass communication theory and line of research“
(Rubin/Haridakis 2001) akzeptiert, darf man nicht verkennen, dass es sich im Grunde um einen Metaeffekt von vermuteten Medienwirkungen handelt, der im Zirkelschluss dann tatsächliche Wirkungen zeitigt. „Selbst unter der theoretischen Voraussetzung, dass die Medien direkt überhaupt niemanden beeinflussten, jedoch alle dies wechselseitig bei den anderen annähmen, hätten die Medien
doch eine Wirkung - und zwar eine globale Wirkung auf alle“ (Früh 1991: 89). In dieser Hinsicht
schließt die Idee des TPE an das populäre Thomas-Theorem an - „if men define situations as real,
they are real in their consequences“ (Thomas/Thomas 1928: 512; vgl. auch Brosius/Engel 1997:
325).
Dies verdeutlicht, dass TPE in dieser allgemeinen Form an sehr vielen Stellen im politischen Prozess
relevant werden können - und zwar immer dann, wenn eigene Wahrnehmungen von Berichterstattung in Bezug zu (tatsächlichen oder vermeintlichen) Wahrnehmungen und Handlungen von Dritten
3
gesetzt werden. Der vorliegende Beitrag verdeutlicht anhand einer empirischen Studie, welche Bedeutung die Vorstellungen über Medieneffekte in einem Wahlkampf besitzen können (vgl. Abschnitt
3 ff.). Dabei wird insbesondere beleuchtet, inwieweit wahrgenommene Medienwirkungen von der
sozialen Distanz abhängen, die die Vergleichsgruppe zu eigenen Person besitzt, und welche Art von
politischer Kommunikation als einflussreich angesehen wird (vgl. Abschnitt 1.2 und 1.3). Auch stellt
sich die Frage, ob sich jenseits individueller Wahrnehmungen auch (gesellschaftlich bedeutsame)
Effekte auf das Verhalten der Rezipienten feststellen lassen (vgl. Abschnitt 1.4).
Über diese Untersuchung hinausgehend soll allerdings zunächst analysiert werden, welche Relevanz
das TPE-Phänomen für die politische Kommunikation in demokratischen Staaten im Allgemeinen
3
Zu beachten ist dabei, dass TPE nicht immer dann einschlägig sind, wenn es um soziale Fehlwahrnehmungen handelt, sondern nur wenn sich die Wahrnehmung auf Medieneffekte bezieht.
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Wie Menschen die Wirkungen politischer Medienberichterstattung wahrnehmen...
19
besitzt (vgl. Abschnitt 2.). In einem politischen System, dass sich immer häufiger selbst als „Mediendemokratie“ und seine Umwelt als „Mediengesellschaft“ beschreibt, kann der TPE substanziell zum
Verständnis von Prozessen der politischen Kommunikation beitragen. Besonders ausgeprägt gilt
dies für folgende Konstellationen: (1) Fehleinschätzungen von Medienwirkungen durch den Bürger
können als Legitimation für Maßnahmen zur Medienkontrolle dienen. Außerdem können sie im individuellen Fall eine Motivation darstellen, aufklärerisch wirken zu wollen und damit am politischen
Prozess zu partizipieren (vgl. Abschnitt 2.1). (2) Deutlich einflussreicher können sich TPE auf politische Akteure gestalten, die in ihrer Funktion Zugang zu systematischen Medienanalysen und Meinungsumfragen haben und hieraus schnell Vermutungen über potenzielle Medienwirkungen ableiten. Diese antizipierten Medienwirkungen auf andere können zu einer Fehleinschätzung (zumeist:
Überschätzung) der Effekte führen, was nicht nur ihr Handeln gegenüber Medienvertretern beeinflusst, sondern auch ihr politisches Verhalten gegenüber anderen Politikern und der Wahlbevölkerung (vgl. Abschnitt 2.2). Letztlich beruht jede mediale Inszenierung von Politik auf der unausgesprochenen Prämisse einer antizipierten starken Medienwirkung auf andere. (3) Auch Medienvertreter haben eine Vorstellung von der Wirkungsmacht ihrer Berichterstattung, die bewusst oder
unbewusst in ihre Arbeit einfließt. Je nach Berufsauffassung wird diese Annahme mit steuern, wann
und zu welchem Thema welche Darstellungsformen gewählt werden, oder ob überhaupt eine
Berichterstattung gerechtfertigt ist.
Während jedoch für politische Akteure und Medienvertreter denkbar ist, dass nur die absolute Höhe
der angenommenen Wirkungsmacht der Medien für Folgewirkungen entscheidend ist, so geht die
am Medienpublikum orientierte TPE-Forschung überwiegend davon aus, dass nicht die bloße Stärke
vermuteter Medienwirkungen bedeutsam ist, sondern die Relation zwischen dieser Vermutung und
der Wirkungen auf einen selbst (vgl. Paul et al. 2000, 2006).
1
Aspekte kommunikationswissenschaftlicher TPE-Forschung: eine
Auswahl
„Welcome to the domain of the third-person effect - a complex labyrinthlike area in which perceptions become reality, reality is enshrouded by perceptions, and perceptions hinge on the very important factor of whether you are considering the media’s impact on others or on yourself.“ Dieses berühmt gewordene Zitat aus dem Forschungsüberblick zum TPE von Perloff (2002: 489-490) illustriert die überbordende, zum Teil verwirrende Literaturlage, die bislang noch nicht zu einem kohärenten Theoriegebäude zusammengeführt werden konnte. Im vorliegenden Zusammenhang ist es
nicht möglich, auf die Vielzahl von Studien zum TPE im Detail einzugehen; stattdessen sei auf die
vorliegenden Meta-Analysen von Perloff (1993, 1999), Paul et al. (2000, 2006) und insbesondere
Sun et al. (2008) verwiesen.
Die nachfolgende Literaturdurchsicht konzentriert sich hingegen auf die für das Gebiet der politischen Kommunikation bedeutsamsten Faktoren, allen voran das Spannungsverhältnis zwischen
Wahrnehmungs- und Verhaltenskomponente des TPE (TPP vs. TPB). Diese markiert den Übergang
von der primär individualpsychologischen Perspektive des Konzepts auf die für die politische Willensbildung besonders relevanten sozialen Konsequenten des TPE (1.4). Als ein wesentlicher Einflussfaktor auf den TPE wird im Folgenden angenommen, dass die Stärke dieses Effektes mit der sozialen Distanz der Vergleichsgruppe zum Individuum zunimmt (für das unmittelbare Umfeld werden
sie deutlich niedriger erwartet; 1.2). Gleichzeitig lässt sich vermuten, dass das Ausmaß des Wahrneh-
20
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mungsdifferenzials in dem Maße ansteigt, wie die prognostizierten Wirkungen als gesellschaftlich
unerwünscht gelten (1.3). Beide Aspekte besitzen auch für TPE politischer Kommunikation eine
zentrale Bedeutung (2.).
1.1 Wahrnehmungsdifferenzial (TPP) und seine Hintergründe
Vermutlich gibt es keine andere kommunikationswissenschaftliche Hypothese, die empirisch so eindeutig gestützt wird wie die Wahrnehmungskomponente des Third-Person Effects (TPP). Schon der
frühe Forschungsüberblick von Perloff (1993: 169/70) bestätigt für 13 der 14 seinerzeit vorliegenden
Studien die (teilweise dramatische) Differenz zwischen den wahrgenommenen Medienwirkungen
auf andere und auf einen selbst, und zwar in der erwarteten Richtung; ein umgekehrter Wert
(„first-person effect“, s. u.) wurde nur in einem Fall festgestellt. In den vergangenen Jahren konnte
insbesondere die anglo-amerikanische Kommunikationsforschung starke Belege für Third-Person-Wahrnehmungen erbringen (vgl. z. B. Paul et al. 2000, 2006; Perloff 2002; Salwen/Dupagne
1999).
Feld- wie Experimentalstudien zeigen mehrheitlich, dass Personen generell dazu neigen, sich selbst
als weniger anfällig für Medienbotschaften zu sehen als Dritte. Für ihre Meta-Analyse identifizierten
Paul et al. (2000) bereits 62 empirische Studien im Zeitraum bis 1998, von denen sie 32 für eine standardisierte Meta-Analyse verwenden konnten. Die Effektstärke für die Wahrnehmungskomponente
4
belief sich auf r = .50, was auch im Vergleich zu anderen kommunikationswissenschaftlichen Zusammenhängen als ein erstaunlich hoher Wert interpretiert wird (S. 78). Dieser substanzielle Beleg
für die TPP wird hauptsächlich durch einen Faktor moderiert (S. 76, Tab. 2): unter den in der
US-amerikanischen Forschung verbreiteten „college student samples“ war der TPP höher als in
nichtstudentischen Stichproben (r = .60 vs. r = .49; p < .001). Eine aktuelle Meta-Analyse von Sun et
al. (2008) konnte bereits 73 Artikel mit über 135 Erhebungen berücksichtigen, für die insgesamt 496
einzelne Effektstärken vorliegen. Die Schätzung des Gesamteffekts fällt mit r = .31 zwar etwas geringer aus; die Autoren erklären dies jedoch einerseits mit einer größeren Zahl von Studien zum
First-Person-Effekt, die in ihre Berechnungen einfließen, und zum anderen durch eine veränderte
Berechnungsformel, die ihnen der Datenlage angemessener erscheint (S. 289). Trotzdem ist hinsichtlich der TPP umso mehr von einem stabilen Befund der Medienforschung auszugehen.
Die Vermutung, dass es sich bei der TPP um ein durch die Art der Fragestellung hervorgerufenes,
methodisches Artefakt handelt, wurde durch mehrere Studien entkräftet. Weder die Anordnung der
Fragen, noch deren Reihenfolge oder die Art des Rating-Verfahrens zur Erhebung der Antwortvorgaben können demnach dem grundsätzlichen Wahrnehmungsdifferenzial etwas anhaben (vgl. Sun et
al. 2008: 294, exemplarisch David et al. 2004 sowie Price/Tewksbury 1996 mit weiteren Literaturverweisen). Allerdings ist zu beachten, dass die aufgefundenen Wahrnehmungsdifferenziale sowohl
aus einer Unterschätzung der Wirkungen auf einen selbst als auch aus einer Überschätzung der Wirkung auf andere oder einer Kombination aus beiden Phänomenen resultieren können (Price et al.
1997: 527).
Zur Erklärung dieses vergleichsweise robusten Befundes wurde eine ganze Reihe unterschiedlicher
individual- und sozialpsychologischer Theorien herangezogen und auch vergleichend geprüft. Ver-
4
Berechnet auf Basis von 121 Effektstärken, die in 14 Beiträgen mit insgesamt 32 Studien angegeben wurden.
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21
breitet ist dabei der Bezug zur Attributionstheorie; demnach erklären Personen ihre eigenen Handlungen eher mit situativen Faktoren, während sie die Handlungen anderer Menschen deren Persönlichkeitsmerkmalen zuschreiben (Tyler/Cook 1984: 693). Angewandt auf Medienbotschaften könnte man argumentieren, dass Personen glauben die Wirkungsabsichten einer konkreten Medienbotschaft zu durchschauen und sich deswegen generell für weniger anfällig halten als andere, denen sie
grundsätzliche dispositionale Schwächen (z. B. Naivität oder mangelnde Intelligenz) zuschreiben
5
(vgl. ausf. Paul et al. 2000: 59-62 ).
In ihrer Übersicht nennen Brosius und Engel (1997) drei Erklärungskonzepte: (1) Dem allgemeinen
Phänomen des „optimistic bias“ zufolge haben Menschen eine positivere Vorstellung von sich selbst
als von anderen, und glauben, ihnen passieren negative Dinge seltener im Vergleich zu anderen (vgl.
auch Paul et al. 2000). (2) Die „impersonal impact“-Hypothese geht von zwei verschiedenen Arten
von Urteilen aus, die Menschen treffen: Urteile auf gesellschaftlicher Ebene, die primär auf Informationen und Erfahrungen zweiter Hand beruhen, und Urteile auf persönlicher Ebene, die auf selbst gemachten Erfahrungen beruhen. Bei den für die TPP relevanten Einschätzungen der eigenen und
fremden Beeinflussung könnte es sich demnach um Urteile auf unterschiedlicher Basis handeln (vgl.
auch Gunther 1991). Eine ähnliche Logik von Zwei-Prozess-Modellen findet sich auch in Begründungen, die auf die sozialpsychologische Unterscheidung zwischen heuristischer und systematischer
Informationsverarbeitung (vgl. zsf. Wolf 2007) zurückgehen. (3) Angelehnt an attributionstheoretische Überlegungen könnte auch eine generalisierte negative Einstellung zu Medienwirkungen insgesamt für das Wahrnehmungsdifferenzial verantwortlich sein, wenn Kritiker sich selbst aufgrund ihres Wissens für immun gegenüber Medieneffekten halten (vgl. ausf. Brosius/Engel 1997: 327-331
mit weiteren Literaturhinweisen). Eine vergleichende Analyse unterschiedlicher Erklärungsversuche ergab gleichwohl kaum signifikante Zusammenhänge zwischen der TPP und diesen Wahrnehmungsphänomenen (Huck/Brosius 2007).
1.2 Soziale und psychologische Distanz
Aus der Forschung zu verwandten, allgemeineren sozialpsychologischen Theorien wie etwa dem
„False-Consensus Effect“ ist bekannt, dass die Höhe der Wahrnehmungsdifferenz mit der Nähe der
gewählten Vergleichsgruppe abnimmt (z. B. Marks/Miller 1987: 75 f.). Analog identifizierten
TPE-Analysen frühzeitig die Distanz zu den „third persons“ als wesentlichen Einflussfaktor, der das
Ausmaß der aufgefundenen TPP determiniert (siehe Eveland et al. 1999 mit weiteren Literaturhinweisen) - ein Befund, der auch durch die oben erwähnten Meta-Analysen gestützt wird. Zumeist
steigt das Wahrnehmungsdifferenzial linear mit der Distanz der Vergleichsgruppe an (Perloff 2002).
Die geringste TPP ergibt sich beim Vergleich mit engen Freunden oder Familienmitgliedern; in der
Logik von Davisons (1983) Metapher könnte man dabei von den grammatischen „second persons“
(„you“; Perloff 2002: 490) als den Personen im unmittelbaren kommunikativen Umfeld des Befrag6
ten sprechen. Auch in der Studie von Brosius und Engel (1997) unter deutschen Mediennutzern verringerte sich die TPP bei geringerer sozialer Distanz (S. 337, Tab. 3): „Wenn die dritte Person als
5
6
Die Autoren verweisen u. a. auch auf eine unveröffentlichte Studie von Standley (1994), der zufolge Befragte in Tiefeninterviews tatsächlich dazu neigten, Medienwirkungen auf sich selbst in situativen Gründen
zu verorten, während sie der anonymen Masse Prädispositionen zuschrieben, die sie für Medienwirkungen
besonders empfänglich machen.
Eine andere Verwendung dieses Terminus, die sich freilich nicht durchsetzen konnte, schlugen Neuwirth
und Frederick (2002: 117-119) vor.
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psychisch nahe beschrieben wird, verringert sich der Third-Person-Effekt, verschwindet aber nicht
vollständig.“
Eine differenzierte Konzeption und fruchtbare empirische Analyse gelang jüngst Wolf (2007), die
hierfür auf Theorien der sozialen Identität und der Selbstkategorisierung zurückgreift. Ihre umfangreiche Literaturdurchsicht (S. 29-44) zeigt, dass in der TPE-Forschung die Distanzvariable zumeist
durch Verallgemeinerung operationalisiert wird, wobei freilich auf denselben Stufen der Allgemeinheit unterschiedliche Präzisierungen erfolgen können, die wiederum die Vergleichsgruppe individuell „näher“ oder „ferner“ erscheinen lassen können (z. B. alle Anhänger der einen oder der anderen
Partei). Wolfs (2007: 71) eigene, multidimensionale Modellierung der sozialen Distanz als Funktion
von räumlicher, zeitlicher und psychologischer Distanz beruht auf der Alltagsbeschreibung des Soziologen Alfred Schütz, der zufolge Menschen ihre Alltagswelt generell in verschiedene Distanzbereiche strukturieren. Dies ergänzt sie durch die Annahme unterschiedlicher Prozesse der Urteilsbildung bei Mitgliedern der persönlichen In- vs. Outgroup. Ihre Befunde bestätigen klar einen Ingroup-Outgroup-Effekt, der die basale TPP überlagert und auch von Lambe und McLeod (2005:
287) untermauert wird: Selbst bei generalisierten Anderen ergaben sich dort differenzierten Effekte
für eine jüngere, dem Sample (College-Studenten) nähere Vergleichsgruppe verglichen mit einer,
die etwa deren Eltern-Generation entsprach. Räumliche Distanz hingegen scheint den Metaanalysen
von Sun et al. (2008: 291 f. ) zufolge dabei weniger ausschlaggebend zu sein als die psychologische
Distanz, die sich in den Modellberechnungen als dominanter Faktor erweist.
1.3 Erwünschtheit von Botschaft bzw. Medienwirkung
In verschiedenen Studien wird die Erwünschtheit einer Medienwirkung - etwa bei besonders glaubwürdigen Quellen (Gunther 1991; Meirick 2004) oder bei einem positiv konnotierten Effekt wie einem Wissenszuwachs - als wesentlicher Faktor identifiziert, der die Größe des Wahrnehmungsdifferenzials moderiert und manchmal sogar einen Umkehreffekt („first-person effect“, s. o.) herbeiführen kann. In Anlehnung an Tyler und Cook (1984) lautet die Annahme, dass (1) wenn eine Person eine Botschaft positiv bewertet, wird sie einen Einfluss auf sich selbst akzeptieren, aber keinen Einfluss auf andere sehen; wenn (2) umgekehrt eine Person einer Botschaft ablehnend gegenüber steht,
wird sie keine Wirkung dieser Botschaft auf sich selbst einräumen, wohl aber auf andere (siehe auch
Cohen/Davis 1991: 683; Prabu et al. 2004).
Die Plausibilität dieser Annahme betont auch Perloff (2002), der aufgrund seiner Literaturdurchsicht
zu dem Schluss gelangt, dass es sich bei der Erwünschtheit der Medienwirkung um eine zentrale Variable zur Erklärung von Wahrnehmungsdifferenzialen handelt: „Research in this area has usefully
revised the conventional wisdom [about third-person effects (d. Verf.)] by pinpointing conditions
under which first-person effects are obtained“ (S. 496). Dennoch ist auch hier die Forschungslage
vielschichtig, denn die Belege sind erneut nicht eindeutig (Park/Salmon 2005) - im Falle von Aufklärungsspots über Alkohol konnte beispielsweise selbst bei expliziter Ansprache positiver Effekte kein
Umkehreffekt nachgewiesen werden (David et al. 2004), während dies für Anti-Raucher-Kampagnen sehr wohl möglich war (Henrikson/Flora 1999). Zu Recht wird eingewendet, dass es sich bei
der Erwünschtheit möglicherweise vordringlich um eine individuell verschiedene Einschätzung einer Botschaft handeln könnte und weniger um ein generelles Merkmal der Botschaft (Salwen/Dupagne 1999: 524). Entsprechend konnte bereits ein positiver Zusammenhang zwischen der Einschätzung der Erwünschtheit einer Botschaft und deren Effekt auf die eigene Person gezeigt werden (Jensen/Hurley, 2005), während dies in einer anderen Studie nicht gelang (vgl. Lambe/McLeod 2005).
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Auch die Meta-Analyse von Paul et al. (2000) zeigt diesbezüglich kein klares Bild, weist jedoch eher
in die angegebene Richtung: Mit einer Effektstärke von r = .47 tritt die TPP deutlich intensiver bei
unerwünschten als bei erwünschten Medienwirkungen (r = .21) auf. Die jüngste Meta-Analyse von
Sun et al. (2008: 290) betont hingegen - entgegen der Befunde aus ihrer Vorläuferstudie -, dass es
sich bei der Erwünschtheit der Botschaft um den stärksten Einflussfaktor auf die TPP handelt: Für
unerwünschte Botschaften erhöht sich die Effektstärke signifikant.
1.4 Verhaltenskomponente
Während also die Ursachen und Bedingungen dieses Wahrnehmungsprozesses zumindest teilweise
geklärt werden konnten, ist über seine tatsächlichen Konsequenzen für das Verhalten kaum etwas bekannt. Oder mit Blick auf die vorliegende Fragestellung formuliert: Welche gesellschaftlich relevanten Konsequenzen haben mögliche Fehleinschätzungen der Medienwirkung auf andere, und zwar
jenseits der Tatsache, dass der Einzelne eben mit einem verzerrten Weltbild herumläuft? „Man könnte vorschnell annehmen, es liege hier lediglich eine höchst individuelle Fiktion mit allerdings globaler Verbreitung vor, die von Medien und Gesellschaft völlig unabhängig sei und deshalb auch nicht
als Medienwirkung interpretiert werden dürfe“ (Früh 1991: 89/90). Schon in der Ausgangsformulierung von Davison (1983) wurde deswegen eine Verhaltenskomponente spezifiziert, die aus dem
Wahrnehmungsdifferenzial folgen müsste (s. o.).
Als wichtigste Verhaltensfolge wird immer wieder die Zustimmung zu Zensurmaßnahmen angeführt
und getestet, die ebenfalls bereits Davison (1983: 14) als vielleicht interessantestes Feld für
TPE-Analysen benannt hatte. Die Annahme liegt nahe, dass Personen, die problematischen Medieninhalten wie Gewalt oder Pornografie eine höhere Wirkung auf Andere zuschreiben als auf sich
selbst, gleichzeitig eher bereit sind, Zensurmaßnahmen hinsichtlich dieser Inhalte zuzustimmen. Die
Literaturlage ist erneut unübersichtlich (vgl. die Zusammenfassung von Rojas et al. 1996). Exemplarisch sei an dieser Stelle nur auf einige Belege für einen Zusammenhang hingewiesen, erbracht etwa
in einer Studie zur Zensur von Werbeanzeigen für schädliche Produkte (Shah et al. 1999) oder insbesondere in einer neueren Untersuchung von Lee und Tamborini (2005) für die Zensur von pornographischen Darstellungen im Internet. Auch Salwen und Dupagne (1999) fanden für drei unterschiedliche Themenbereiche einen Einfluss der TPP auf die Zustimmung zu staatlichen Gegenmaßnahmen.
Hingegen ermittelte Gunther (1991) keinen Einfluss der TPP auf positive wie negative Folgehandlungen (Absichten). Analog konnten Neuwirth und Frederick (2002) ebenfalls keine Einflüsse der
(durchaus vorhandenen) TPP auf Handlungsabsichten feststellen, und dies bei gleich fünf verschiedenen Aktivitäten, wovon sich nur eine auf Zensurmaßnahmen bezog (S. 131, Tab. 3). Stattdessen
wurden etwa allgemeine paternalistische Einstellungen (McLeod et al. 2001) als wesentlicher
Einfluss auf die Bereitschaft zur Zensur identifiziert.
Skeptiker bezweifeln daher, dass überhaupt ein Zusammenhang zwischen TPP und TPB besteht: „Is
it really the case that censorship follows from third-person perception?“ (Reid/Hogg 2005: 158) Beachtenswert scheint jedoch das Argument, Folgewirkungen könnten sich sehr wohl auch in anderen
Handlungen oder Handlungsabsichten als der (überdies negativ konnotierten) Zensur von Medienbotschaften niederschlagen, wie Tewksbury et al. (2004) überzeugend darlegen und empirisch untermauern.
24
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Relevanz des TPE für die politische Kommunikation
Die empirische Überprüfung des TPE berücksichtigte in der Vergangenheit die verschiedensten thematischen Felder (vgl. die Übersicht bei Paul et al. 2000); exemplarisch seien hier angeführt insbesondere pornographische Inhalte (Gunter 1995; Chia et al. 2004; Lee/Tamborini 2005), außerdem
Berichte über Prostitution im eigenen Wohngebiet (Frederick/Neuwirth 2002), aggressive Rap-Texte (McLeod et al. 1997), Werbung für unerwünschte Produkte (Shah et al. 1999), Gewaltdarstellungen in Nachrichten (Hoffner et al. 1999), Berichte über den israelisch-palästinensischen Konflikt
(Perloff, 1989) oder die Skandale von Bill Clinton (Price/Tewksbury 1996). Die Auswahl des jeweiligen Themengebiets ist zum einen vom aktuellen Zeitgeschehen abhängig, zum anderen allerdings
auch von der Frage, ob sich sinnvolle Verhaltensabsichten für die Abfrage der „behavioral
component“ (wie z. B. Zensurmaßnahmen) formulieren lassen.
Betrachtet man die Meta-Analyse von Paul et al. (2000) etwas genauer, so erwies sich die Art der
Botschaft als signifikanter Moderator der TPP - und unter allen spezifischen Themenfeldern erzielte
„Politics“ mit r = .58 die klar höchste Effektstärke (S. 76, Tab. 2), auch verglichen etwa mit Gewaltdarstellungen (r = .48), Werbung (r = .42) oder Pornografie (r = .37). Anscheinend tritt das Wahrnehmungsdifferenzial also gerade bei Medienwirkungen im politischen Bereich besonders auffällig zutage, und nicht bei den für TPE-Studien klassischen Themen. Wie lässt sich dies erklären?
Die Wahrnehmung der Anderen als die „verwundbaren Wähler“ (im Sinne einer Anfälligkeit für Medieneffekte; Rucinski/Salmon 1990) zeigt sich besonders auffällig im Kontext von Wahlkämpfen,
aber TPE sind auf dem Gebiet der politischen Kommunikation insgesamt aus folgenden Gründen
besonders wahrscheinlich:
§ Zunächst können Massenmedien als die zentrale Vermittlungsinstanz für politische Prozesse be-
zeichnet werden (vgl. z. B. Schneider 1998; Schulz 2008) - für den weit überwiegenden Teil der
Bevölkerung stellt die Medienberichterstattung die einzige (oder zumindest die bedeutsamste)
Quelle für politische Sachverhalte dar.
§ Speziell in Wahlkampfzeiten klettern politische Themen an die Spitze der medialen Agenda; dies
suggeriert nicht nur eine besondere Wichtigkeit entsprechender Themen, sondern setzt den Einzelnen unter Druck, sich zu diesen relevanten Themen eine Meinung zu bilden (Rössler 1997; Rössler/Schenk 2000).
§ Geht man davon aus, dass die Idealvorstellung eines „informierten Bürgers“ Konsens in unserer
Gesellschaft ist, stellt Politik ein Bereich dar, in dem soziale Vergleichsprozesse regelmäßig auftreten müssten.
§ Mit Blick auf die Verhaltenskomponente des TPE ist zu betonen, dass die politische Meinungs-
und Willensbildung in westlichen Demokratien als hohes, schützenswertes Gut gilt. Der Urnengang ist moralisch eine Bürgerpflicht und gesetzlich verankert; Wahlen sollen frei, gleich und geheim sein, und man kann eine hohe Bereitschaft erwarten, diese Errungenschaften gegen Manipulationsversuche der Massenmedien zu schützen.
So verwundert es kaum, dass Politiker ebenso wie Journalisten oder Experten annehmen, dass die
Massenmedien eine entscheidende Rolle für die Meinungs- und Willensbildung der Bevölkerung
spielen (vgl. z. B. McLeod et al. 2002). Auch unser einleitendes Beispiel der Kandidatenduelle im
Fernsehen illustriert dies, wenn ein langer Katalog von Regeln und Regularien aufgestellt wird, an
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die sich die Kandidatlnnen zu halten haben - nur um deren weitestgehende Gleichbehandlung zu sichern und damit jede unbotmäßige Beeinflussung der vermeintlich so verletzlichen Zuschauer zu
verhindern (Anonym 2005).
2.1 Empirische Befunde zu TPP und TPB politischer Medienberichterstattung
Für den Bereich der politischen Willensbildung liegen verschiedene empirische Studien aus
US-amerikanischen Wahlperioden vor. Von grundlegender Bedeutung ist hier eine Studie anlässlich
des Präsidentschaftswahlkampfs im Jahr 1988 (Rucinski/Salmon 1990). Dort bestätigen sich erneut
die verschiedenen Wahrnehmungsdifferenzen, wenn durchweg ein höherer Effekt auf die „Wahlentscheidung anderer“ unterstellt wurde (S. 350 und 354). Eingeschätzt wurden hier fünf verschiedene
Typen politischer Medieninhalte, von denen Nachrichten, veröffentlichte Meinungsumfragen und
Kandidatendebatten als mit überwiegend nicht persuasiver Intention beschrieben wurden, Wahlwer7
bung und negative Wahlwerbung hingegen als mit überwiegend persuasiver Intention. Interessanterweise schlägt der Versuch der Autoren fehl, einen Einfluss des politischen Interesses und allgemeiner Wertorientierungen auf den TPE für die Wirkungen politischer Medieninhalte nachzuweisen
(S. 359). Auch die erwarteten Folgeeffekte auf die Befürwortung einer unabhängigen Überwachung
der einzelnen Botschaftsarten (TPB) waren lediglich tendenziell, aber nicht signifikant und mit nur
geringer Erklärungskraft festzustellen (S. 360). Ähnlich sind auch die Befunde von Salwens (1998)
Feldstudie zur amerikanischen Präsidentschaftswahl 1996 zu interpretieren: Obwohl es hier heißt,
die Daten würden eine Verbindung zwischen der TPP und Zensurmaßnahmen unterstützen (S. 273),
sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Zwar wird das Wahrnehmungsdifferenzial mit einem
13-Koeffizienten von .12 knapp signifikant; der damit erklärte Varianzanteil von gut einem Prozent
ist jedoch verschwindend gering. Hier sind soziodemographische Faktoren, allen voran eine geringe
Bildung, viel entscheidender (ebd. Tab. 4).
Eine alternative Hypothese könnte freilich lauten, dass die Wahrnehmung, mediale Wahlkampfkommunikation würde anonyme Dritte in unserem Land stärker beeinflussen als mich selbst, eventuell
auch zu meiner höheren Mobilisierung beiträgt: quasi um Medienwirkungen „entgegenzutreten“.
Plausibel scheint zudem, dass dieses Verhalten insbesondere dann auftritt, wenn eine starke Wirkung
solcher Botschaften vermutet wird, die im Widerspruch zu meinen eigenen Ansichten stehen, so dass
(analog zu den Fällen Gewalt und Pornografie) zumindest aus meiner Sicht negative Medienwirkungen zu befürchten sind (vgl. ähnlich Rucinski/Salmon 1990). Im Umkehrschluss wäre freilich auch
denkbar, dass der Eindruck starker Medienwirkungen genau das entgegen gesetzte Verhalten hervorruft, wenn nämlich der übermächtige Eindruck ein Gefühl der Hilflosigkeit und somit eher ein
Rückzug aus dem politischen Verhalten (evtl. sogar aus dem Wahlakt) hervorruft.
2.2 Themenspezifische Einflüsse auf den TPE
Gerade im Bereich der politischen Willensbildung können spezifische Dynamiken der TPP auftreten, wenn hier die eigene Verortung in einem politischen Lager möglicherweise die Wahrnehmung
zusätzlich verzerrt (vgl. Price et al. 1997: 534 mit einem Beispiel; zuvor Perloff 1989 am Beispiel
von Anhängern im Israel-Palästina-Konflikt). Bereits die Studie von Cohen und Davis (1991) ver7
Tatsächlich bestätigten die Befunde der Autoren diese Klassifizierung , wobei veröffentlichte Meinungsumfragen immer noch als problematischer bezeichnet wurden, verglichen mit Nachrichten und den Kandidatendebatten (vgl. Rucinski/Salmon 1990: Tab. 1).
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deutlichte, dass die Wahrnehmung einer Wirkung von negativer Wahlkampfwerbung von der eigenen Kandidatenpräferenz abhängt. Dieses besonders in Amerika verbreitete Phänomen wurde immer
wieder untersucht. So weisen auch Salwen und Dupagne (1999) in ihrer Mehrthemenstudie u. a. für
negative Wahlkampfwerbung sowohl die TPP als auch eine daraus resultierende Zustimmung zu
staatlichen Maßnahmen nach.
Eine differenzierte Untersuchung dieses Phänomens erlaubte die Experimentalstudie von Meirick
(2004), die Wahlwerbespots der Kandidaten in den amerikanischen Vorwahlkämpfen 2000 als Stimulusmaterial verwendete. Hier erweist sich die Differenzierung von In-Groups und Out-Groups
(siehe auch oben Lambe/McLeod 2005) hinsichtlich der individuellen Kandidatenpräferenz als hilfreich, gepaart mit einer entsprechend differenzierten Abfrage der Wirkungsvermutung: Das Wahrnehmungsdifferenzial war für die Out-Group deutlich größer als für die In-Group, wenn der Einfluss
des Spots für den Out-Group-Kandidaten erfragt wurde. First-Person-Effekte bei dem eigenen Kandidaten wurden allerdings nur im Vergleich zwischen der eigenen Person und der Out-Group gefunden, während mit Blick auf die Allgemeinheit und die In-Group weiterhin das klassische TPP-Muster anzutreffen war (ebd.: Tab. 2 und 3, S. 246 f.). Diese Studie verdeutlicht, dass auf dem Gebiet der
politischen Kommunikation sowohl die Erwünschtheit der Botschaft als auch die soziale Distanz der
Vergleichsgruppe modifiziert werden können, wenn man die jeweilige Orientierung dieser
Variablen auf individuelle politische Präferenzen berücksichtigt.
Für den vorliegenden Zusammenhang sei betont, dass eventuell genau die genannten Mutmaßungen
über Medienwirkungen die Wahrnehmungen und das Verhalten des Publikums beeinflussen können
(vgl. z. B. Gunther/Christen 2002 im Kontext des „hostile media phenomenon“). In diesem Fall ergibt sich eine interessante Doppelbödigkeit: Sofern eine Meta-Berichterstattung über politische Medienwirkungen erfolgt, kann diese selbst wieder Wirkungen entfalten - beispielsweise wenn in Tageszeitungen über die möglichen Effekte der TV-Debatten zwischen Kanzlerkandidaten spekuliert
wird. Die klassische Wirkungsfrage erfährt aus dieser Perspektive eine entscheidende Brechung,
denn individuelle Medieneffekte sind hier an die Wahrnehmung öffentlicher (bzw. veröffentlichter)
Meinungen über genau diese Effekte rückgebunden. Die Medienberichte über mögliche politische
Wirkungen ihrer eigenen Berichterstattung werden selbst zu einem Einflussfaktor.
Besonders offenkundig wird diese Doppelbödigkeit im Falle einer ganz speziellen Zielgruppe der
Medienberichterstattung - nämlich im Falle von Politikern. Wie Lasorsa (1992) illustriert, ergeben
sich weitere Rückkoppelungseffekte, wenn wir vermuten, dass die Initiatoren von politischer Kommunikation ihre (Medien-)Handlungen danach ausrichten, welche Vermutungen sie darüber anstellen, wie diese Handlungen auf die „generellen Anderen“ (in diesem Fall die Wahlbevölkerung) wirken. „Since policymakers are quite likely to consider themselves different from their constituents,
especially in terms of political expertise, they may be especially susceptible to the perceptual gap of
expecting mass media messages to affect others while having little effect on themselves. This social-psychological condition may be especially troublesome in cases where policymakers are responsible for the management of others whom they perceive to be different from themselves in important
ways“ (Lasorsa 1992: 172/173). Die klassische Verhaltenskomponente - Zustimmung zu Zensurmaßnahmen - gewinnt dann eine vollkommen neue Bedeutung, wenn die Urteilenden tatsächlich die
Macht besitzen, solche und andere Maßnahmen einzuleiten.
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Vorstellungen über Medieneffekte im Wahlkampf: eine empirische
Studie
Die bisherigen Ausführungen sollten verdeutlicht haben, dass es sich bei der TPP um eine für den angloamerikanischen Sprachraum gut belegte Meta-Annahme über Medienwirkungen handelt, die gerade im Bereich politischer Kommunikation eine erhebliche Relevanz besitzt - deren Auswirkungen
auf der Verhaltensebene freilich eher unklar sind. Individuelle Vermutungen über die Wirksamkeit
politischer Medienberichterstattung scheinen einer Verzerrung zu unterliegen, die sich plausibel aus
wahrnehmungspsychologischen Phänomenen erklären lässt. Konsequenzen für den politischen Prozess wurden auf unterschiedlichen Ebenen angedeutet, die sich sowohl in verstärkter Mobilisierung
(um der vermeintlichen Medienwirkung entgegenzutreten) als auch in möglicher Resignation (ob der
vermeintlichen Übermacht von Medienwirkungen) niederschlagen könnten. In jedem Fall trägt eine
TP-Fehlwahrnehmung zur Einstellungsbildung bei, denn Menschen unterstellen bei ihren Handlungen vielfach starke Medienwirkungen auf andere. Besonders gravierend erscheint der TPE, wenn es
sich bei diesen Menschen um Politiker handelt, deren (Medien-)Handlungen besonders offensichtlich von ihren Vorstellungen geleitet werden, welche Wirkungen mediale Darstellung in der
Bevölkerung potenziell auslösen. Empirische Erkenntnisse zum TPE differenzieren somit unser
Verständnis des Prozesses politischer Information und Meinungsbildung.
Die vorliegende Studie war zum Zeitpunkt der Erhebung erst die Dritte zum Third-Person-Effekt in
8
Deutschland überhaupt (vgl. zuvor Brosius/Engel 1996, 1997 und Peiser/Peter 2000, 2001). Sie betritt in mehrerlei Hinsicht empirisches Neuland: Zum einen fokussiert sie speziell TPP hinsichtlich
verschiedener Formen politischer Kommunikation; außerdem bettet sie sich in den Kontext einer
Wahlkampfsituation ein (der Bundestagswahl 2002); und sie tut dies unter Berücksichtigung individueller Prädispositionen im Prozess der politischen Meinungs- und Willensbildung (Erstwähler vs.
Wahlerfahrene). Schließlich sollten hier die aus US-amerikanischen Studien bekannten Zusammenhänge insbesondere zum Einfluss zweier zentraler Faktoren (soziale Distanz der Vergleichsgruppe,
Erwünschtheit der Botschaft) überprüft werden. Hier stellt sich immer noch die berechtigte Frage, ob
US-amerikanische Befunde auch für den deutschen Sprachraum Gültigkeit beanspruchen können,
denn an anderer Stelle wurde bereit gemutmaßt, dass kulturelle Faktoren sowohl das Auftreten als
auch das Ausmaß des TPE beeinflussen könnten (Lee/Tamborini, 2005: 295-297). Obwohl sich
Deutschland und die USA beide als Industrienationen der westlichen Hemisphäre mit demokratischer Staatsform beschreiben lassen, existieren hinsichtlich des politischen ebenso wie des Mediensystems doch substanzielle Unterschiede zwischen beiden Gesellschaften, die möglicherweise auch
das Aufscheinen des TPE modifizieren. Beispielsweise könnten sowohl die stärkere mediale Durchdringung des amerikanischen Alltags (ausgedrückt z. B. in der längeren durchschnittlichen Fernsehdauer) als auch die stärkere Ausrichtung der Wahlkämpfe an den Medien, wie sie sich etwa in der
langen Tradition inszenierter Kandidatenduelle äußert, die Annahmen über Medienwirkungen beeinflussen.
3.1 Forschungsfragen und Hypothesen der empirischen Studie
In Deutschland kulminiert das politische Kommunikationsaufkommen während der Wahlkämpfe
zum nationalen Parlament. Deswegen sollten politische Medienwirkungen genau in diesen Zeiten
umfangreicher medialer Aktivitäten vermutet werden, und in der Folge auch das bekannte Wahrneh8
Chronologisch nachgeordnet wurde z. B. die Studie von Wolf (2008; Erhebung in 2005) durchgeführt.
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mungsdifferenzial zwischen eben diesen Wirkungen auf die eigene Person bzw. auf Andere bevorzugt hier auftreten. Mit Bezug auf die robusten Befunde früherer Studien (s. o., 1.1) ist anzunehmen,
dass sich die TPP auch in diesem Kontext nachweisen lässt. Daraus folgt:
Hypothese 1: Menschen unterstellen politischer Kommunikation in den Medien generell eine höhere Wirkung auf andere als auf sich selbst (Wahrnehmungsdifferenzial).
Ebenfalls gut belegt ist die oben ausgeführte „social distance corollary“ (1.2), wonach das Ausmaß
der TPP sinkt, je näher einer Person die spezifische Vergleichsgruppe steht. Um diesen Sachverhalt
zu prüfen, ist folglich die Spezifizierung von mindestens zwei Vergleichsgruppen erforderlich. Speziell zwischen Vergleichen mit einer anonymen Allgemeinheit („third persons“) und Personen aus
dem näheren Umfeld („second persons“) sind klare Unterschiede anzutreffen (vgl. insbes. Wolf
2008). Folglich steht zu vermuten:
Hypothese 2: Das Wahrnehmungsdifferenzial ist größer beim Vergleich mit der anonymen Allgemeinheit und kleiner für den Vergleich mit den Wirkungen auf persönliche Freunde
und Bekannte (Einfluss sozialer Distanz).
Verschiedene Studien legen nahe, dass die Art der Medienbotschaft, deren Wirkung eingeschätzt
werden soll, die Größe des gefundenen Wahrnehmungsdifferenzials beeinflusst: Für Botschaften,
die gesellschaftlich unerwünschte Wirkungen erwarten lassen (z. B. Meinungsmanipulation), sollte
besonders ausgeprägt eine Beeinflussbarkeit der Anderen vermutet werden, während erwünschten
Wirkungen (z. B. Wissenszuwachs) mitunter sogar größere Wirkungen auf die eigene Person zugeschrieben werden (first-person effect). Gerade in Wahlkampfzeiten richtet sich eine große Vielfalt
unterschiedlicher Quellen an die Wahlbevölkerung, weshalb die entsprechenden Unterschiede deutlich zu Tage treten sollten. Beispielsweise schrieben sowohl wissenschaftliche als auch journalistische Beobachter den Kandidatendebatten, die sowohl in 2002 wie auch in 2005 als nationale Fernsehereignisse inszeniert waren und über 20 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme locken konnten, eine große Wirkungsmacht auf ihr Publikum zu (Holtz-Bacha et al. 2005; Anonym 2005; Maurer
et al. 2007). Andere Arten von Botschaften wären Beiträge in Fernsehnachrichten oder Wahlwerbespots. Folglich gilt:
Hypothese 3: Das Wahrnehmungsdifferenzial ist größer bei der Frage nach Botschaften mit vermeintlich sozial unerwünschter Wirkung und kleiner - oder sogar umgekehrt - bei
der Frage nach Botschaften mit sozial erwünschter Wirkung (Einfluss der Botschaft).
Darüber hinaus wäre zu fragen, welche Interaktionseffekte zwischen beiden Faktoren (soziale Distanz der Vergleichsgruppe, Erwünschtheit der Wirkung) bestehen. Die Verknüpfung beider Konstrukte konnte bereits theoretisch begründet und empirisch belegt werden (vgl. Lambe/McLeod
2005: bes. S. 290); allerdings lassen sich hierzu im Vorfeld keine eindeutigen Hypothesen
formulieren.
Forschungsfrage 1: In welchem Zusammenhang stehen die soziale Distanz der Vergleichsgruppe
und die Erwünschtheit der Wirkung bei einer Botschaft hinsichtlich der Größe
des Wahrnehmungsdifferenzials?
Im Third-Person-Ansatz als zweite Stufe benannt, aber bislang mit deutlich geringerer empirischer
Fundierung wird davon ausgegangen, dass die Größe des Wahrnehmungsdifferenzials in der Folge
auch die Verhaltensabsichten der Rezipienten beeinflusst (TPB). Klassisch wäre hier die Einschrän-
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kung der persönlichen Freiheit (Wahlrecht) zu nennen. Gerade für den Bereich der politischen Kommunikation könnte man aber genauso über mögliche Folgeeffekte hinsichtlich der eigenen politischen Partizipation (s. o.) bzw. der allgemeinen Politikverdrossenheit (vgl. Holtz-Bacha 1990; Wolling 1999; Moy/Scheufele 2000) spekulieren. Im ersten Fall würde eine plausible Annahme lauten,
dass Menschen mit einem steigenden Wahrnehmungsdifferenzial selbst stärker politisch aktiv sind egal ob die vermuteten Wirkungen auf andere diese Aktivitäten stimulieren, oder gerade politisch aktive Menschen andere möglicherweise für leichter beeinflussbar halten. Im zweiten Fall ließe sich
analog vermuten, dass der Glaube an die Selbstwirksamkeit der eigenen politischen Handlungen als
Gegenpol von Politikverdrossenheit (vgl. Kepplinger 1998: 223) dann zunimmt, wenn man sich
selbst für weniger beeinflussbar durch Medien hält als andere Menschen. Daraus folgen drei weitere
Hypothesen:
Hypothese 4a: Mit einem steigenden Wahrnehmungsdifferenzial glauben Menschen eher, das allgemeine Wahlrecht müsse an Bedingungen geknüpft werden.
Hypothese 4b: Mit einem steigenden Wahrnehmungsdifferenzial steigt auch der Aufwand des Einzelnen bei der politischen Meinungs- und Willensbildung an.
Hypothese 4c: Mit einem steigenden Wahrnehmungsdifferenzial glauben Menschen eher an die
Selbstwirksamkeit der eigenen politischen Handlungen.
Hierbei sei allerdings erneut betont, dass es sich bei den jeweiligen abhängigen Variablen nicht um
die Messung tatsächlichen Verhaltens handeln kann, sondern um Verhaltensabsichten, die eher den
Charakter persönlicher Einstellungen besitzen.
Den empirischen Befunden zufolge scheinen gerade ältere und höher gebildete Personen (die „gesellschaftliche Elite“) einer TPP zu unterliegen (vgl. z. B. Tiedge et al. 1991; Brosius/Engel 1997:
338-339 für unterschiedliche Arten von Botschaften). Auch Rucinski und Salmon (1990: 358) bestätigen einen signifikanten Effekt der Bildung: Personen mit höheren Schulabschlüssen weisen eine
höhere TPP auf, die sich vordringlich auf die Unterstellung einer stärkeren Wirkung auf andere zurückführen lässt (und nicht bloß auf die Annahme einer geringeren Wirkung auf sich selbst). In diesem Sinne ließe sich auch der oben erwähnte Befund in der Meta-Analyse von Paul et al. (2000: 78)
deuten, wonach die TPP bei der Befragung von College-Studenten signifikant stärker ist als für
nicht-studentische Samples. In ihrer Third-Person-Studie bestimmten Peiser und Peter (2001) auch
die Bedeutung der Möglichkeiten und Grenzen, die einer Person bei der Entwicklung von Wahrnehmungsdifferenzen aufgrund ihrer sozialen Position gesetzt sind. Tatsächlich zeigten solche Personen, die aufgrund ihrer persönlichen Situation weniger Spielraum für eine TPP aufwiesen, auch geringere Differenzwerte. Übertragen auf die vorliegende Fragestellung könnte man aufgrund beider
Befunde vermuten, dass im Bereich politischer bzw. Wahlkampfkommunikation jene jüngeren Personen, die gleichzeitig über eine geringere Erfahrung mit Wahlvorgängen und ihren Begleitumständen verfügen, aber auch eine kürzere Phase politischer Sozialisation durchlaufen haben, ein geringeres Wahrnehmungsdifferenzial aufweisen. Folglich müsste gelten:
Hypothese 5: Der TPE fällt für Erstwähler und für erfahrene Wähler unterschiedlich aus. Dabei
sollten erfahrene Wähler ein höheres Wahrnehmungsdifferenzial und klarere Zusammenhänge mit daraus resultierenden Verhaltensabsichten aufweisen.
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Schließlich wäre die Bedeutung weiterer Persönlichkeitsmerkmale wie der Mediennutzungsmuster,
des allgemeinen Images von Medien oder der Facetten des politischen Interesses auf den TPE zu
eruieren:
Forschungsfrage 2: Wie werden TPP und TPB durch weitere Persönlichkeitsmerkmale beeinflusst?
Die fünf genannten Hypothesen und die beiden Forschungsfragen, die zunächst aufgrund der Befunde aus US-amerikanischen Studien formuliert sind, werden im folgenden anhand einer empirischen
Feldstudie überprüft, die mögliche kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und den USA im
Auge behält. Auf die Modellierung einer auf die Parteipräferenz bezogenen sozialen Distanz wurde
allerdings ebenso verzichtet wie auf die Vorgabe partei- oder kandidatenbezogener Medienbotschaften (vgl. Meirick 2004), da dies die mögliche Komplexität der Abfragen überstiegen und im Feld (im
Gegensatz zur experimentellen Manipulation) vermutlich keine validen Befunde ergeben hätte.
3.2 Methode und Stichprobenbeschreibung
Ausgewählte Aspekte der hier aufgezeigten Fragestellungen wurden durch eine mündliche Befragung im Kontext der Bundestagswahl 2002 empirisch untersucht. Basierend auf einem komplexen
Untersuchungsmodell (vgl. Abbildung 1) wurde für zwei Vergleichsgruppen mit verschiedener Distanz (Freunde & Bekannte, „second persons“ vs. deutsche Bevölkerung, „third persons“) die Einschätzung der Wirksamkeit von sechs Arten politischer Medienbotschaften abgefragt, die gesellschaftlich als jeweils unterschiedlich erwünscht gelten können. Neben den üblichen Indikatoren politischer Einstellungen und Aktivierung, den soziodemographischen und den Mediennutzungs-Variablen wurden schließlich drei Messungen möglicher Verhaltenskonsequenzen vorgelegt.
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Abb. 1:
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Untersuchungsmodell für Third-Person-Wahrnehmungen politischer Kommunikationsangebote
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Zwischen dem 23. und 29. September 2002, also in der Woche unmittelbar nach dem Wahltermin,
führten 40 Studierende der Kommunikationswissenschaft insgesamt 420 mündliche Interviews in
9
Ferienorten an der nordspanischen Küste durch. Die Teilnehmer wurden unmittelbar in der Öffentlichkeit angesprochen (z. B. am Strand, in Restaurants oder auf der Promenade), weshalb es sich um
eine Gefälligkeitsstichprobe handelt, deren Befunde keinerlei Anspruch auf Repräsentativität für die
deutsche Wahlbevölkerung erheben können. Allerdings war für die Probandenauswahl eine Quotenvorgabe festgelegt, die neben einer ausgewogenen Verteilung soziodemographischer Merkmale insbesondere einen aussagekräftigen Anteil von Erstwählern sichern sollte. Dementsprechend zeigt die
Stichprobenbeschreibung, dass 39,5 Prozent der Befragten (n = 167) mit einem Alter von 21 Jahren
oder jünger als Erstwähler einer Bundestagswahl gelten können. Weitere 253 Befragte über 21 Jahren gelten im Sinne unserer Definition als wahlerfahren. Verglichen mit dem Bevölkerungsdurchschnitt ist der Anteil männlicher Befragter leicht überrepräsentiert, speziell in der Gruppe der Wahlerfahrenen. Dort ist das Bildungsniveau ausgeglichen verteilt, während die Erstwähler im Schnitt et10
was gebildeter sind. Der Anteil von Befragten aus den neuen Bundesländern ist in beiden Teilstichproben identisch und entspricht in etwa deren Anteil an der deutschen Gesamtbevölkerung.
85,3 Prozent der Befragten gaben an, per Briefwahl an der Bundestagswahl teilgenommen zu haben.
Dieser Anteil dürfte gegenüber der tatsächlichen Wahlbeteiligung von 79,1 Prozent zweifellos durch
das Phänomen der sozialen Erwünschtheit nach oben verzerrt sein; offizielle Daten zeigen freilich,
dass unter Briefwählern, die in jüngerer Zeit rund ein Fünftel der Wähler stellen, die Wahlbeteiligung
durchgängig bei etwa 95 Prozent liegt, wenn erstmal ein Wahlschein beantragt wurde (Erlbeck
2002). Die politische Orientierung der Befragten, gemessen auf einer Skala zwischen 0 und 100, war
mit einem Wert von 45 (SD = 18) leicht links von der Mitte, deutet aber dennoch auf eine Selbstverortung im politischen Mainstream hin. Eine Mehrheit unterstützte den amtierenden Kanzler Gerhard
Schröder, damals Spitzenkandidat der SPD und späterer Wahlsieger. Drei Viertel der Befragten waren bereit, uns ihre Wahlentscheidung mitzuteilen. Unter den Erstwählern war hier eine Präferenz für
die regierende Koalition aus SPD und Grünen festzustellen (was auch mit dem offiziellen Wahlergebnis bei den unter 25jährigen korrespondiert; vgl. Hahlen 2003). Allerdings erreicht die CDU/
CSU unter den erfahrenen Wählern hingegen nicht ihren tatsächlichen Anteil, denn SPD-Anhänger
sind hier etwas stärker vertreten.
Insgesamt unterscheidet sich die vorliegende Stichprobe in manchen Aspekten von der deutschen
Wahlbevölkerung, aber repräsentiert aus unserer Sicht die Gruppen der Erst- und erfahrenen Wähler
hinreichend gut, um die Untersuchung von TPE politischer Kommunikation unter deutschen Mediennutzern zu erlauben (vgl. kürzlich z. B. Lambe/McLeod 2005 oder Lee/Tamborini 2005 mit ähn11
licher Datengrundlage). Durchschnittlich dauerte jedes Interview etwa 30 Minuten und enthielt zur
9
Die Befragungssituation ergab sich aus dem Hauptinteresse der Studie, nämlich das Informations- und
Wahlverhalten von Deutschen zu analysieren, die sich zum eigentlichen Wahltermin nicht in Deutschland
befanden (vgl. Rössler 2003). Die Studie erhob darüber hinaus aber auch Angaben zu TPP und TPB für verschiedene Formen politischer Kommunikation.
10 Dies erklärt sich aus dem Befragungszeitpunkt, da der Wahltermin nicht in die üblichen Ferienzeiten fiel.
Jüngere Teilnehmer waren deswegen häufig Studierende in ihrer Semesterpause; Familien mit Schulkindern sind in der Stichprobe deswegen ebenfalls unterrepräsentiert, was bei der Interpretation der Ergebnisse
zu berücksichtigen ist.
11 Trotzdem sei betont, dass die in der Folge berichteten Signifikanzwerte nicht im strengen statistischen Sinn
die Übertragbarkeit der Befunde auf die deutsche Wahlbevölkerung indizieren, sondern als Anhaltspunkte
für die Relevanz der jeweiligen Befunde gelten sollen.
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Operationalisierung unseres Untersuchungsmodells (vgl. Abb. 1) Fragen zum Mediennutzungsverhalten der Respondenten, zu ihren politischen Einstellungen und Verhalten, und natürlich zu den verschiedenen Wahrnehmungs- und Verhaltenskomponenten des TPE:
Variablen zur Wahrnehmung von Medienwirkungen: Die Einschätzung des Medieneinflusses erfolgte analog zu Messungen in früheren TPE-Studien. Die Befragten wurden zunächst gebeten, die
Wirkungen von sechs verschiedenen Arten politischer Kommunikation (politische Nachrichten, Interviews mit Politikern, Gespräche mit Freunden, Kandidatendebatten im Fernsehen, Ergebnisse von
Meinungsumfragen, Wahlwerbung) auf ihre persönliche Wahlentscheidung einzuschätzen, und
zwar anhand einer Skala zwischen 0 (gar kein Einfluss) und 100 (starker Einfluss). Während bislang
bei Nachrichten eine geringere TPP zu verzeichnen war, kennzeichnet Wahlwerbung als sozial unerwünschter Einfluss ein stabil hohes Differenzial (Brosius/Engel 1997: 336). Die in den USA verbreitete, dezidiert negative Wahlwerbung (vgl. Salwen/Dupagne 1999) ist in Deutschland bislang kaum
anzutreffen. Meinungsumfragen liefern scheinbar „objektive“ Auskünfte über die Meinungsverteilung, gerade die Medienberichterstattung hat allerdings die Validität der veröffentlichten Umfrageergebnisse immer wieder in Zweifel gezogen (z. B. Bornhöft/Pötzl 2002). Auch bei der Bundestagswahl 2002 lieferten die Medienberichte über die unterschiedlichen Umfragen ein heterogenes Bild.
Nur folgerichtig stoßen die Beiträge zwar durchaus auf das Interesse des Publikums, wenngleich den
Umfragen keine sonderlich hohe Aussagekraft zugemessen wird (ausf. Rössler 2003).
Im weiteren Verlauf des Fragebogens wurden dieselben Wirkungseinschätzungen auch bezüglich
der Gesamtbevölkerung sowie auf nahe Freunde und die Familie erhoben (vgl. Brosius/Engel 1996
für eine ähnliche Operationalisierung sozialer Distanz). Die Sequenz abgefragter Kommunikationsarten wurde variiert, um Reihenfolgeneffekte zu reduzieren, während die Abfolge der Wahrnehmungsabfragen entsprechend früherer Befunde (Dupagne et al. 1999) konstant gehalten wurde. Die
sechs Second- bzw. Third-Person-Wahrnehmungsdifferenziale wurden berechnet, indem jeweils der
Wert für die Wirkung auf einen selbst von dem jeweiligen Vergleichswert subtrahiert wurde. Folglich bedeuten positive Differenzwerte eine Wahrnehmungsdifferenz im Sinne der TPP, während negative Werte auf einen Umkehreffekt verweisen (Perloff 1993: 170), oder in anderen Worten auf
einen First-Person-Effect auf die eigene Person.
Verhaltensabsichten: Mögliche Folgewirkungen einer TPP auf eigene Verhaltensabsichten wurden
anhand von drei Indikatoren ermittelt: (1) die Unterstützung einer Initiative, die das Wahlrecht an ein
Mindestmaß an politischem Interesse und Wissen (sog. „Wahlführerschein“) koppeln will (Antworten auf einer fünfstufigen Skala); (2) politische Selbstwirksamkeit als Summeinindex (Werte zwischen 4 und 20) von vier Einschätzungen des eigenen Einflusses auf den politischen Prozess; und (3)
eigener Aufwand für die Wahlentscheidung als Summenindex (Werte zwischen 0 und 8) der
Ausübung acht verschiedener Formen politischer Partizipation.
Medienbezogene Variablen: Für Tageszeitungen und Magazine, Nachrichten in Fernsehen, Radio
und Internet wurde die Selbsteinschätzung erhoben, wie häufig die Befragten diese medialen Quellen
nutzen, um politische Informationen zu erhalten. Ferner wurde die generalisierte Einstellung zu Medien anhand eines additiven Indexes (Werte zwischen 6 und 30) erhoben, der auf sechs Fragen zu
Objektivität und Glaubwürdigkeit von Medien beruhte. Schließlich ergab sich die vermutete Parteilichkeit der Medienberichte als Differenzwert aus der eigenen politischen Position und der Einschätzung, welche politische Position die deutschen Medien insgesamt vertreten würden.
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Politisches Involvement: Im Unterschied zu den verschiedenen Formen politischer Partizipation
(Verhaltensabsichten, s. o.) wurde das politische Involvement durch drei Konstrukte operationalisiert: (1) Parteibindung, basierend auf einem additiven Index (Werte zwischen 0 und 16) von fünf Indikatoren zur persönlichen Bedeutung der bevorzugten Partei; (2) Politisches Wissen als Selbsteinschätzung anhand von fünf Aussagen (additiver Index zwischen 5 und 25); (3) Politische Interesse
durch eine Frage nach dem Interesse der Person am vergangenen Wahlkampf (Skala zwischen 0 =
überhaupt kein Interesse und 10 = sehr starkes Interesse).
Persönlichkeitsmerkmale: Neben der Unterscheidung von Erst- und erfahrenen Wählern (s. o.) wurde der erreichte oder derzeit angestrebte Bildungsabschluss der Befragten und außerdem ihre Persönlichkeitsstärke erhoben (entsprechend ihrer ursprünglichen Formulierung durch Noelle-Neumann
1985; Indexwert aus 13 Indikatoren, Werte zwischen 101 und 198).
3.3 Befunde zur Wahrnehmungs-und Verhaltenskomponente des TPE
Voraussetzung für jede weitergehende Untersuchung von Third-Person-Effekten ist der Nachweis
des Wahrnehmungsdifferenzials zwischen Medienwirkungen auf die eigene Person und auf andere.
Wie in der ersten Hypothese vermutet sind alle zwölf berechneten Differenzwerte positiv, d. h. die
Befragten schreiben den unterschiedlichen medialen Quellen jeweils eine höhere Wirkung auf andere Personen zu (vgl. Tabelle 1). Damit bestätigt auch die vorliegende Studie - wie zahlreiche vor ihr den grundlegenden Mechanismus der TPP. Ebenfalls bestätigt sich der Einfluss der sozialen Distanz
(H2): Für alle sechs medialen Quellen ist das Wahrnehmungsdifferenzial bezüglich der Allgemeinheit jeweils größer als das bezüglich des näheren persönlichen Umfeldes. Diese Unterschiede sind
ausnahmslos statistisch signifikant - mithin ist die TPP wesentlich deutlicher ausgeprägt als die Second-Person-Perception.
Die Interpretationen der Befunde zur sozialen Wünschbarkeit einer Medienwirkung (H3) sind weniger deutlich. Zunächst weisen jedoch jene beiden Arten von politischen Botschaften die vorab als
„erwünscht“ eingestuft wurden (politische Nachrichten, Interviews mit Politikern), tatsächlich die
geringsten Differenzwerte auf. Umgekehrt sind diese Werte deutlich höher für Quellen, denen eine
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unerwünschte Wirkung unterstellt werden kann (Wahlwerbung, Umfrageergebnisse). Beide Resultate bestätigen frühere Forschungsergebnisse, während die beiden Arten von medialen Botschaften,
denen vorab ein ambivalentes Wirkungspotenzial zugeschrieben wurde, sich jeweils einer der Positionen zuordnen lassen: Für Gespräche im Bekanntenkreis - einen Einfluss, der bereits Aspekte sozialer Distanz berührt - resultieren nur geringe Differenzen. Sie werden als ähnlich einflussreich auf
alle Menschen eingeschätzt. Umgekehrt werden die Fernsehdebatten der Kanzlerkandidaten - aufgrund von deren extrem starker Regulierung überraschend - als hoch einflussreich auf andere angesehen. Die Differenzwerte überschreiten sogar die für Wahlwerbung, und da Negativ-Kampagnen in
Deutschland bislang wenig verbreitet sind, verkörpern die so genannten „Kanzlerduelle“ jenen medialen Einfluss, dem die Befragten die größte Macht einräumen, die Wahlbevölkerung zu manipulieren.
Die Interaktionen zwischen sozialer Distanz und Erwünschtheit der Wirkung zeigt Abbildung 2. Obwohl nicht immer vollkommen lineare Zusammenhänge zu erkennen sind, ergeben sich doch deutlich parallele Entwicklungen, die wenig Anhaltspunkte für Interaktionseffekte zwischen beiden
Konstrukten liefern. Lediglich für zwei Arten von Botschaften zeigt sich eine überproportional hohe
Abweichung der Differenzwerte: Sowohl für Wahlwerbung als auch für politische Nachrichten wird
die TPP erheblich stärker in Bezug auf die anonyme Masse, verglichen mit dem Bekanntenkreis. Gerade für den Fall der Wahlwerbung wird besonders deutlich, dass hier kaum ein Unterschied in der
Beeinflussbarkeit zwischen den eigenen Freunden und einem selbst gesehen wird, aber ein deutlicher
Unterschied zu anonymen Dritten. Zu Forschungsfrage 1 enthalten die vorliegenden Daten also
bestenfalls erste Hinweise, denen in zukünftiger Forschung noch expliziter nachgegangen werden
müsste.
Abb. 2:
Interaktion zwischen sozialer Distanz und Erwünschtheit der Medienwirkung bei den
Wahrnehmungsdifferenzialen (n = 415)
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Drei Teilhypothesen (H4a-c) leiteten die Analyse der Bedeutung von Wahrnehmungsdifferenzialen
für die Verhaltensabsichten der Teilnehmer. Mit Hilfe linearer Regressionen wurde der Zusammenhang zwischen jeder der zwölf Differenzvariablen auf die drei Verhaltensindikatoren bestimmt (vgl.
Tabelle 2). Wie bereits in früheren Studien sind die Befunde eher enttäuschend: Die durch die unabhängigen Variablen erklärte Varianz ist gering, und die signifikanten Beta-Werte streuen unsystematisch. Unseren Befunden zufolge steigt die Zustimmung zu Einschränkungen im Wahlrecht dann,
wenn Menschen persönlichen Gesprächen und den Fernsehdebatten eine besonders höhere Wirkung
auf anonyme Dritte als auf einen selbst unterstellen, und wenn sie ihre Freunde als stärker empfänglich für Wahlwerbung beschreiben. Allerdings sinkt die Zustimmung, je stärker sie die Effekte der
TV-Debatten auf ihre Freunde (im Vergleich zu sich selbst) einschätzen. Der Aufwand für die Wahlentscheidung steigt, wenn sich die Allgemeinheit vermeintlich stärker von Gesprächen im Freundeskreis beeinflussen lässt, aber gleichzeitig die eigenen Freunde davon weniger - und außerdem, je
mehr die anonymen anderen sich von Interviews mit Politikern überzeugen lassen. Die politische
Selbstwirksamkeit schließlich steigt, je geringer man den Unterschied zwischen anderen und sich
selbst beim Einfluss von politischen Nachrichten wahrnimmt. Einzig der letztere Befund lässt sich
einigermaßen sinnvoll interpretieren, wenn man davon ausgeht, dass die eigene Beeinflussbarkeit
durch positiv konnotierte politische Kommunikation wie etwa Fernsehnachrichten so etwas wie eine
Grundlage für das Gefühl ist, selbst etwas politisch verändern zu können. Insgesamt können die singulären und eher schwachen Zusammenhänge jedoch, ähnlich wie in verschiedenen Vorläuferstu12
dien, nicht zur Erhellung des Zusammenhangs zwischen TPP und TPB beitragen.
Die letzte Hypothese geht davon aus, dass sich die TPP bei wahlerfahrenen Personen eher manifestiert als bei Erstwählern (H5). Dies bestätigt sich für zehn der 12 Wahrnehmungsdifferenziale, davon
in fünf Fällen auf statistisch signifikantem Niveau (vgl. erneut Tabelle 1). Anscheinend glauben Erstwähler tatsächlich überwiegend, dass sie selbst sich in ihrer Beeinflussbarkeit durch Medien weniger
von anderen Menschen unterscheiden, verglichen mit älteren und erfahreneren Wählern. Der zweite
Teil der Hypothese, der die Verhaltenskomponente des TPE betrifft, wird für diese Teilgruppen
genauso wenig gestützt wie für das gesamte Sample (Daten nicht beigefügt).
Unsere abschließende Forschungsfrage 2 widmete sich der Bedeutung weiterer Persönlichkeitsvariablen für TPP und TPB. Nach der Zusammenfassung der jeweils sechs einzelnen Wahrnehmungsdifferenziale zu je einem Indexwert für die Second-PersonPerceptions (SPP) und die Third-Person-Perceptions (TPP) verdeutlichen Pearson-Korrelationen, dass insbesondere zwei Variablen mit
beiden Arten von Differenzialen verknüpft sind: Mit steigender Bildung sinken die Wahrnehmungsdifferenzen (SPP: —.11; TPP: —.21), was im Widerspruch zu früheren deutschen TPE-Studien steht
(Brosius/Engel 1996). Und die Annahme einer Parteilichkeit der Medienberichterstattung unterstützt
sowohl SPP (.16) als auch TPP (.17); das heißt: Wenn Menschen glauben, die in den Medien vertretene Meinung weicht deutlich von der eigenen Meinung ab, dann vermuten sie auch steigende Medieneffekte auf andere im Vergleich zu sich selbst. Außerdem reduziert ein generell positives Image von
Medien die Differenz zwischen Wirkungen auf andere und sich selbst (TPP: —.11). Vereinzelt zeigen sich weitere signifikante Korrelationen zwischen einzelnen Aspekten der Mediennutzung bzw.
des politischen Involvements und Wahrnehmungsdifferenzen hinsichtlich einzelner medialer Quel-
12 Auch Kontrollanalysen, die statt des Differenzials nur die reine Höhe vermuteter Medienwirkungen auf andere als abhängige Variablen berücksichtigten, erbrachten keine schlüssigeren Ergebnisse.
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13
len; diese Zusammenhänge gehen bei einer Verdichtung der Befunde jedoch unter. Obwohl die empirischen Anhaltspunkte für eine Detailanalyse zu schwach sind, sei hier summarisch festgehalten,
dass Persönlichkeitsstärke, die Nutzung audiovisueller Medien und politisches Interesse vergleichsweise wenig mit SPP und TPP verknüpft sind. Dagegen korrelieren die Nutzung von Printmedien
und des Internet, sowie insbesondere Parteinähe und politisches Wissen für einzelne Typen politischer Kommunikation mit den jeweiligen Wirkungseinschätzungen.
4
Fazit und Diskussion
Dreizehn Jahre nach der Veröffentlichung seines grundlegenden Aufsatzes blickte W. Philips Davison auf die Forschungslawine zurück, die sein Beitrag losgetreten hatte (Davison 1996). Unter anderem musste er zugeben, dass seine erste Einschätzung des Phänomens falsch gewesen war - es handele sich beim TPE nämlich nicht um eine bestimmte psychologische Prädisposition, sondern um eine
komplexe Reaktion, die vom jeweiligen Gegenstand der Kommunikation, den Eigenschaften des Rezipienten und der jeweiligen Situation abhängt (S. 114). Dies illustriert die Zwischenstellung des
TPE, der sowohl Elemente einer Mikro- als auch einer Makro-Perspektive von Medienwirkungen
auf komplexe Art und Weise verknüpft.
Hinsichtlich der möglichen Wirkungen auf das Medienpublikum ließe sich angesichts des Trends zur
medialen Selbstthematisierung einwenden, dass hier vielleicht sogar ein unmittelbarer Medieneffekt
vorliegt - nämlich aufgrund von in der Medienberichterstattung enthaltenen Aussagen zur Medienwirkung. Wenn die Medien tatsächlich massiv über die eigene Wirkungsmacht reflektieren würden,
könnten entsprechende Einschätzungen der Beeinflussbarkeit der Allgemeinheit auch auf einem viel
simpleren Mechanismus der intensiven Medienbeobachtung beruhen. Um diesen Sachverhalt zu beleuchten, wurde parallel zur oben dargestellten Umfrage eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung
von Beiträgen in Tageszeitungen und dem Fernsehen durchgeführt. Zwar wird gerade im Kontext
der so genannten Kanzlerduelle immer wieder über deren vermeintliche Wirkung auf ihr Publikum
14
spekuliert - insgesamt ist trotz einer extensiven Medienbeobachtung der Umfang adressierter Medienwirkungen gering: Es wurden genau 20 entsprechende Beiträge aufgefunden, wobei in etwa der
Hälfte der Fälle ein pauschaler Einfluss auf die Wahlentscheidung angenommen wurde, ohne die
Mechanismen dieses Einflusses genauer zu spezifizieren. Aufgrund dieser wenigen, im Strom der
Medienberichterstattung zu vernachlässigenden Berichte schließen wir für die vorliegende Studie
das skizzierte unmittelbare Medienwirkungsphänomen weitgehend aus.
Die Ergebnisse der Studie bestätigen vielmehr das grundsätzliche Muster der Third-Person-Wahrnehmung auch für den Bereich der politischen Berichterstattung. Oder wie es Jäckel (2005: 80) einmal formulierte: „Alle diagnostizieren Wirkungen, aber keiner will der ‚Patient‘ sein.“ Dabei steigt
die Diskrepanz in der vermuteten Wirkung wie erwartet mit der Distanz der Vergleichsgruppe und
der Unerwünschtheit der Medienwirkung, wobei hier interessante Wechselwirkungen zu verzeichnen sind. Als besonders bedeutsam für das Auftreten der Third-Person-Wahrnehmung erwiesen sich
13 Eine Faktorenanalyse zur Verdichtung der sechs medialen Quellen erbrachte ebenfalls keine befriedigende
Lösung.
14 Systematisch gesichtet wurden alle wahlkampfbezogenen Artikel in 339 Ausgaben der überregionalen Tages- und Wochenzeitungen FAZ, FR, Süddeutsche Zeitung, die taz, BILD, Die Zeit, Focus und Der Spiegel
sowie 27 Stunden politische Formate im Fernsehen (z. B.: Bericht aus Berlin, Presseclub, Spiegel TV usw.).
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die Vorerfahrungen der Respondenten im politischen Prozess: Während sich Erstwähler als ähnlich
empfänglich für Medieneffekte wie die Vergleichsgruppen einschätzen, sind bei Wahlerfahrenen
größere Diskrepanzen zu verzeichnen. Dies stellt freilich nur eine mögliche Typisierung von Respondenten dar, die außerdem eng an die demographische Variable Alter gekoppelt ist. Eine andere
Typisierung könnte vielleicht zu einer weiteren Differenzierung der Befunde beitragen. Die Belege
für mögliche Konsequenzen auf der Verhaltensebene sind hingegen eher schwach und wenig
systematisch.
Diese Befunde verweisen auf eine selbstreflexive Komponente auf dem Gebiet politischer Medienwirkungen - die Antizipation von Effekten auf aggregierter Ebene ist an individuelle Einstellungen
(und begrenzt auch an individuelle Verhaltensabsichten) rückgekoppelt. Dies definiert eine weitere
Schnittstelle für den Übergang von Medienwirkungen auf Mikro- und Makroebene. Ähnlich gelagert
ist die Verknüpfung der TPP mit der Theorie der Schweigespirale: Man kann annehmen, dass die
Vorstellung der Menschen von möglichen Medienwirkungen gleichzeitig deren Vorstellungen von
der Verteilung der öffentlichen Meinung prägt. Unterstellen Menschen eine starke Medienwirkung
auf Dritte, so müssten sie konsequenterweise genauso davon ausgehen, dass die in den Medien dominante Position auch zur Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung wird, was die entscheidende mediale
Triebfeder des Spiralprozesses erklären würde (vgl. Schenk 2002: 513). Verschiedene empirische
Studien legen (auch indirekte) Zusammenhänge zwischen beiden Konzepten nahe, ohne diese jedoch pauschal bestätigen zu können (Mutz 1989; Willnat 1996). In jedem Fall würde es sich bei einer
sinkenden Bereitschaft, sich aufgrund der (auch in dieser Studie angetroffenen) TPP an Gesprächen
mit politischem Inhalt zu beteiligen, um einen für die politische Kommunikation relevanten
Metaeffekt der Medienberichterstattung handeln.
Annahmen über stärkere Medienwirkungen auf andere können noch weitere mittelbare Folgewirkungen zeitigen: Das grundlegende Muster stabilisiert auch die Annahme negativer Medienwirkungen auf den politischen Prozess insgesamt, wie er von der Forschung zum „political cynicism“ (Cappella/Jamieson 1997) thematisiert wird. Schließlich regen die Ergebnisse auch zu Spekulationen
über die Relevanz dieses Third-Person-Mechanismus für politische Funktionseliten an: Neben Journalisten könnten gerade Politiker könnten besonders anfällig für sozialoptische Täuschungen über
Medienwirkungen auf ihre Wähler sein und ihr Handeln daraufhin ausrichten (vgl. Lasorsa 1992).
Die politische Willensbildung in Institutionen wie Parteien und Parlamente würde dann auf einer
Fiktion von mächtigen Medien beruhen und der Entwicklung zur „Mediendemokratie“ Vorschub
leisten - eine Wahrnehmung, die durch tatsächliche Befunde der Medienwirkungsforschung (s. z. B.
Schenk 2007) nur ansatzweise gedeckt wird.
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Patrick Rössler (* 1964) ist ein deutscher Hochschullehrer für Kommunikationswissenschaft mit
dem Schwerpunkt empirische Kommunikationsforschung. Er ist seit 2000 Professor an der Universität Erfurt.
Kontakt: [email protected]
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
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Politische Grundbegriffe und Konzepte
[1-F] Backes, Uwe, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Typen der Autokratie
INHALT: Auf der Grundlage einer allgemeinen Herrschaftssoziologie arbeitet der Autor an einer
Typologie autokratischer (nicht-demokratischer) Systeme. Sie soll die Grundlage eines systematischen Vergleichs der Herrschaftsstrukturen autokratischer Systeme in Geschichte und
Gegenwart (wie Theokratie, antike Tyrannis, Absolutismus, autoritäre Diktatur, Patrimonialismus, Sultanismus, Totalitarismus) bilden. Der totalitäre Regimetypus lässt sich auf diese
Weise präziser in seinen Spezifika wie Gemeinsamkeiten mit anderen autokratischen Systemen erfassen. Auch geht es um eine differenziertere historische Einordnung der Autokratien
(oder Diktaturen) des 20. Jahrhunderts.
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen.
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen
Universität Dresden (01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-463-31654, e-mail: [email protected])
[2-L] Becker, Michael:
Klassische und moderne politische Philosophie, in: Hans-Joachim Lauth (Hrsg.) ; Christian
Wagner (Hrsg.): Politikwissenschaft: eine Einführung, Paderborn: Schöningh, 2009, S. 162-193
INHALT: Der vorliegende Beitrag zu einem Lehrbuch der Politikwissenschaft will anhand von
vier Themenbereichen in zentrale Denkrichtungen und Problembereiche der politischen Philosophie einführen. Der erste Themenbereich umfasst den Begriff der Herrschaft und deren
Legitimation. Der Autor beschreibt Demokratieauffassungen in der Antike und der Neuzeit,
erläutert das Gewaltenteilungs- und Repräsentationsprinzip sowie Vorstellungen über den Gesellschaftsvertrag und die Volkssouveränität. Im zweiten Abschnitt werden Vorstellungen
über die Natur des Menschen als homo politicus anhand der Vorstellungen von Platon, Hobbes und Rousseau diskutiert. Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit dem Verhältnis von
Ökonomie und politischer Philosophie. Im Zentrum stehen aristotelische, marxistische und libertäre Denkrichtungen. Der letzte Teil des Beitrages thematisiert die Debatte Gemeinschaft
versus Gesellschaft beziehungsweise Kommunitarismus versus Liberalismus. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff des Sozialkapitals erläutert. Abschließend betont der Verfasser, dass die Verrechtlichung der internationalen Beziehungen ein Thema sein könnte, dass
in Zukunft große Aufmerksamkeit innerhalb der politischen Philosophie gewinnen könnte.
(ICC)
[3-L] Bedorf, Thomas; Heidenreich, Felix; Obrecht, Marcus (Hrsg.):
Die Zukunft der Demokratie, (Kultur und Technik, Bd. 12), Berlin: Lit Verl. 2009, 232 S.,
ISBN: 978-3-8258-1931-6
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soFid Politische Soziologie 2010/1
1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
INHALT: "Die Funktionsweise rechtsstaatlicher Demokratien wird durch neue Herausforderungen in Frage gestellt. Die Globalisierung unterminiert die Steuerungsfähigkeit der Politik und
zwingt zur Suche nach einem Regieren jenseits des Nationalstaates. Der wissenschaftliche
und technische Fortschritt stellt in Frage, ob überhaupt von allen bewertet werden kann, was
alle angeht. Die Ökonomisierung definiert die Rolle des Bürgers neu und verändert unsere
Öffentlichkeit, die nach klassischem Verständnis die Politik kritisch begleiten und kontrollieren soll. Wie kann, wie wird die Demokratie der Zukunft aussehen? In Frankreich und
Deutschland wird diese Frage gleichermaßen kontrovers diskutiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thomas Bedorf, Felix Heidenreich, Marcus Obrecht: Einleitung (7-10); Marc
Crépon: L'avenir (ou la confiscation) de la démocratie (11-27); Silke Mende: "Die Alternative
zu den herkömmlichen Parteien": Parlamentarismuskritik und Demokratiekonzepte der
"Gründungsgrünen" in den siebziger und frühen achtziger Jahren (28-50); Torsten Kathke:
Die Nationalisierung US-amerikanischer Demokratie im 19. Jahrhundert -Modell für eine
transnationale europäische Demokratie im 21. Jahrhundert? (51-69); Céline Jouin: Etat de
droit et démocratie. De Habermas à Schmitt (70-81); Katja Laubinger: Einwanderung als Herausforderung der Demokratie - Zur Konzeption von Bürgerschaft in Deutschland und Frankreich (82-103); Tilman Turpin: Die Leitkultur-Debatte: Fragen nach Identität und Integration
in Deutschland (104-128); Alexander Weiß: Zur Zukunft der Parlamentsöffentlichkeit: Typen
von Parlamentssendern (129-149); Felix Heidenreich: Mehr direkte Demokratie wagen?
Chancen und Risiken plebiszitärer Verfahren (150-168); Gaelle Le Dref: Les
biotechnologies : une menace pour la democratie ? (169-184); Antoine Vergne: La stochocratie - un avenir de la democratie possible? (185-203); Peut-on rendre compte de la mondialisation ? Entretien avec Jean-Luc Nancy (14 avril 2004) (204-229).
[4-F] Bielefeld, Ulrich, Priv.Doz. Dr.phil. (Bearbeitung):
Demokratie, Anerkennung und das gute Leben. Zu einer Soziologie der Demokratie im postsouveränen europäischen Nationalstaat
INHALT: Demokratie ist nicht nur eine Regierungsform, eine Ansammlung von Rechten und Institutionen. Sie erwächst auch nicht aus dem sozialen Leben einer Gruppe, einer Region oder
Nation. Ihre Voraussetzung ist nicht die soziale Gleichheit einer Bürgergesellschaft, in der jeder über genügend Bildung und Wohlstand verfügt, um befähigt zu sein, an den öffentlichen
Angelegenheiten, dem "Raum des Öffentlichen, in dessen Helle allein sich die Leidenschaft
für das Ausgezeichnete und Ehrenvolle auswirken kann" (Hannah Arendt), teilzunehmen. Demokratie setzt nicht Gleichheit voraus, sie entspringt nicht dem Volk als sozialer oder kultureller Einheit, sondern der rechtlichen Setzung - nicht Marx also (Nicht die Verfassung
schafft das Volk, das Volk schafft die Verfassung), sondern Kant. Demokratie ist nicht mit
der Gemeinschaft der Polis verbunden. Sie ist eine Regierungs-, Herrschafts- und Beteiligungsform der großen Gesellschaft der Ungleichen. Wie sehen die Beteiligungen der sozial
und kulturell Ungleichen aus? Wie mischt sich das Soziale ein, ohne mit dem Politischen
identisch oder von ihm getrennt zu sein? Die Beteiligung an Rechtfertigungs- und Anerkennungsdiskursen außerhalb der bürgerlichen Öffentlichkeit der Zeitungen und Journale ist Gegenstand der Untersuchung. Wo und wie wird über Gerechtigkeit, Richtigkeit und Anerkennung geredet? Wie vollziehen sich Gruppenbildungen heute? Was sind die Grenzen einer
postsouveränen Demokratie, die das Volk nicht mehr als kulturelle und soziale Einheit voraussetzen kann, das Verhältnis des Sozialen und des Politischen neu bestimmen muss?
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
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INSTITUTION: Hamburger Institut für Sozialforschung Arbeitsbereich Nation und Gesellschaft
(Mittelweg 36, 20148 Hamburg)
KONTAKT: Institution (Tel. 040-414097-0, Fax: 040-414097-11, e-mail: [email protected])
[5-L] Bizeul, Yves:
Glaube und Politik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 313 S., ISBN: 978-3-531-168647
INHALT: Gegenstand des Buches ist die Untersuchung der Relevanz sowohl des religiösen wie
auch des politischen Glaubens für die Politik. Der Autor geht dabei von der Tatsache aus,
dass die Politik selten aus rein zweckrationalem Handeln besteht. Politische Überzeugungen
entstehen nur begrenzt aus der Kraft der besseren Argumente im politischen Diskurs oder aus
der Fähigkeit, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Neben den auf Diskurs- und Zweckrationalität beruhenden Legitimationsmitteln spielen vor allem nicht reflektierte vorpolitische
Überzeugungen eine bedeutende Rolle sowohl bei der Stabilisierung eines politischen Systems als auch bei der politischen Mobilisierung. Sowohl das religiöse als auch das politische
belief system sind treibende Kräfte der Politik. Beide entstehen aus ihren jeweiligen sozialökonomischen Kontexten und aus der Sehnsucht des Einzelnen nach Sinn und Orientierung in
einer unüberschaubaren Welt. Religiöse wie auch politische belief systems gehen dabei leicht
ineinander über und können dabei ihre Gestalt ändern. In den Anfängen dominierte in der Politik ein Mix aus religiösem und politischem Glauben, bevor sich in der Moderne ein politischer Glaube mit ausgeprägten religiösen Zügen als "Surrogat" durchsetzen konnte. Heute
sind entweder die beiden Glaubensarten gleichzeitig wirksam - so im Iran und zum Teil auch
in den USA - oder beide finden kaum noch Beachtung - so in den neuen Bundesländern bzw.
in Ungarn. Insgesamt sieht der Autor in der Erosion der großen religiösen und politischen belief systems aus der Vergangenheit die Ursache die Krisentendenzen und pathologischen
Züge der Spätmoderne. (ICA2)
[6-L] Bolz, Norbert:
Diskurs über die Ungleichheit: ein Anti-Rousseau, München: Fink 2009, 207 S., ISBN: 978-37705-4797-5
INHALT: Der Autor dieses Buches geht von der aktuelle Bankenkrise mit ihrem Ruf nach einem
starken Staat und nach Re-Regulierung der Finanzmärkte aus. Der Sozialismus scheint für
den Autor damit wieder salonfähig geworden zu sein. Doch heute spricht dieser nicht mehr
von Klassengesellschaft, sondern von der "Neuen Ungleichheit" und verweist auf die "Pornographie des exzessiven Reichtums, Kinderarbeit und die Misere der Arbeitslosen". Mehr
Gleichheit durch Umverteilung scheint deshalb die selbstverständlichste politische Forderung
zu sein. Mit diesem Forderungen setzt sich der Autor kritisch mit folgendem Argument auseinander: Wenn man die Menschen unterschiedlich sein lässt, ja ihre heterogene Individualität sogar fördert, entsteht ein Klima kreativer Interaktivität. Er resümiert: "Gleichheit erzeugt
Konflikt, Ungleichheit ermöglicht Kooperation. Bürgerliche Gleichheit besagt deshalb, dass
jeder die gleiche Chance hat, ungleiche Beträge zu akkumulieren. In der Aristokratie gab es
ungleiche Chancen, ungleich zu werden. In einer Demokratie gibt es gleiche Chancen, ungleich zu werden. Und jeder soll die gleichen Chancen haben, ungleich zu werden." Das Thema des Buches ist das alte Thema des französischen Aristokraten Alexis de Tocqueville: "die
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Gefährdung der Freiheit durch die Gleichheit". Der Autor wendet Tocquevilles Aristokratismus gegen den Egalitarismus Rousseaus kritisch im Sinne einer Apologie der freien Marktwirtschaft. (ICA2)
[7-L] Bredow, Wilfried von; Noetzel, Thomas:
Politische Urteilskraft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 301 S., ISBN: 978-3-53115978-2
INHALT: Im Mittelpunkt des Interesses stehen Bedingungen der Möglichkeit und die geistesgeschichtlichen Traditionen politischen Urteilens. Diesen beiden Fragen sind die ersten beiden
Teile der Studie gewidmet. Der erste Teil der Untersuchung befasst sich mit diversen Facetten der Kognition. Exkursionen in die Landschaften der Neurophysik und -chemie und anderer neuer Wissenschaftszweige, in denen es darum geht, ob es letztlich angemessen ist,
menschliche Entscheidungsfreiheit zu postulieren, gehören ebenso in diesen Teil wie die
Analyse des Urteilens, die Frage nach der Rolle von Gefühlen in der Politik sowie den Möglichkeiten und Grenzen der Aufnahme und kritischen Verarbeitung von Informationen. In einem weiteren Kapitel dieses Teils wird danach gefragt, was die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse für eine demokratische Bildung bedeuten. Im zweiten Teil werden verschiedene
Philosophien politischer Urteilskraft und ihre Traditionen, von Aristoteles bis Dewey und
Rorty oder Habermas, näher untersucht und miteinander verglichen. Stichworte, um die es
hier geht, sind u. a. Vernunft und Leidenschaft, Topologie vernünftigen Argumentierens,
Aufklärung, Politik und Wahrheit, Erkenntnis und Interesse, die Notwendigkeit der Entscheidung, common sense und common good. Der dritte Teil gibt einen Einblick in die Arsenale
von Dummheitskulturen. Wunschdenken und Utopismen, die Begrenztheit von Ideologien
und die blinden Flecken ideologischen Denkens, Fanatismus, Fundamentalismus, Populismus
und die fatale Attraktivität von Verschwörungstheorien kommen hier zur Sprache. Vor diesem Hintergrund wird die ambivalente Gestalt von Zielvorstellungen, Werten und Mechanismen für politisches Verhalten in der demokratischen Gesellschaft kritisch analysiert. Es sind
gerade der gelassene Umgang mit solchen Ambivalenzen und die Fähigkeit, sie auszuhalten,
denen politische Urteilskraft als eine ihrer grundlegenden Komponenten bedarf. (ICF2)
[8-L] Brodocz, André:
Die Macht der Judikative, (Schriftenreihe Verfassung und Politik), Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009, 280 S., ISBN: 978-3-531-16758-9
INHALT: "Die Macht der Judikative erfährt in der Politikwissenschaft eine wachsende Aufmerksamkeit. Allerdings wird die Macht der Judikative vor allem zur Erklärung des politischen
Prozesses genutzt, ohne selbst erklärt zu werden. Genau hier setzt diese Studie an. Zunächst
zeigt sie, wie in der Ideengeschichte die Weichen für die gegenwärtige Problematisierung der
Macht der Judikative gestellt wurden und wie aktuelle politische Theorien auf dieses Problem
reagieren. Vor diesem Hintergrund wird dann eine Theorie judikativer Deutungsmacht entwickelt, mit der die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in den 1950er und 1970er
Jahren analysiert wird. Abschließend erfolgt ein Ausblick auf die Zukunft einer mächtigen Judikative unter den Bedingungen einer anwachsenden internationalen Verrechtlichung." (Autorenreferat)
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[9-F] Buchstein, Hubertus, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Ideengeschichtliche Untersuchung von Mikropolitiken
INHALT: Im Zentrum einer Mikropolitologie stehen politische Praktiken als Einheiten des Handelns und Prozessierens, die unterhalb einzelner Institutionen angesiedelt sind und den politischen Raum in seiner Kleinteiligkeit, seiner Alltäglichkeit, seiner Qualität als Interaktion und
Kommunikation zwischen (meist relativ wenigen) Personen erfasst. Ziel des Forschungsvorhabens ist die Aufarbeitung der Darstellung und Reflexion dieser Praktiken in der politischen
Ideengeschichte. Bei der Auswahl des Quellenmaterials wird eine demokratietheoretische Zuspitzung vorgenommen, weil im Kontext von kontroversen Debatten über die Demokratie die
jeweils etablierten Formen politischer Entscheidungsfindung am konsequentesten problematisiert werden. Durch diese Fokussierung wird in zweierlei Hinsicht ein Beitrag zur theoretischen Grundlagenforschung geleistet: Zum einen wollen wir auf diesem Wege zu einer theoriegeschichtlich abgesicherten Typologie demokratischer Praktiken gelangen. Zum anderen
zielt das Vorhaben mit seinem spezifischen Epochendurchgang (griechische Antike, Wiederentdeckung der Demokratie Ende des 18. bis frühes 19. Jahrhundert und die Krise der Demokratie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts) auf eine Theorie der Evolution demokratischer Handlungsformen.
ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2007-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Greifswald, Philosophische Fakultät, Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte (Baderstr. 6-7,
17489 Greifswald)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 03834-863152, e-mail: [email protected])
[10-L] Buchstein, Hubertus:
Bausteine für eine aleatorische Demokratietheorie, in: Leviathan : Berliner Zeitschrift für
Sozialwissenschaft, Jg. 37/2009, H. 3, S. 327-352 (Standort: USB Köln(38)-XG01679; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich; www.springerlink.com/content/2rxr72w880q17x17/?
p=9d2e5a930a6c4c57956a1ad68d600624&pi=0)
INHALT: "In dem Artikel wird dargelegt, dass und inwieweit der Einbau des Faktors 'Zufall' mit
Hilfe von Losverfahren für heutige Demokratien wieder sinnvoll ist. Losverfahren können im
Bereich der Politik potentiell fünf Funktionen erfüllen, die sich jeweils als Bausteine einer
aleatorischen Demokratietheorie reformpolitisch ausbuchstabieren lassen. Näher erläutert
wird das rationale Potential von Lotterien vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten über
die Defizite deliberativer Demokratiekonzeptionen." (Autorenreferat)
[11-L] Degen, Hans Jürgen; Knoblauch, Jochen (Hrsg.):
Anarchismus 2.0: Bestandsaufnahmen ; Perspektiven, Stuttgart: Schmetterling Verl. 2009, 313
S., ISBN: 3-89657-052-8
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Hans Jürgen Degen: Anarchismus in Deutschland nach 1945. Umbruch, Neuorientierung: Bruchstücke (9-30); Rolf Raasch: '68 und die Folgen: Anarchismus
oder Anarchie? (31-40); Hansi Oostinga: "Wir kriegen nur wofür wir kämpfen!" Anarchosyndikalismus heute (41-55); Wolfram Beyer: Freiheit ohne Gewalt für eine gewaltfreie, herr-
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schaftslose Gesellschaft (56-71); Gerhard Senft: Wirtschaft gestalten am Rande und mittendrin. Zum Verhältnis von Anarchismus und Ökonomie (72-90); Friederike Pfaff: Anarchafeminismus (91-108); Anja Kraus: Exkurs: Über die Achtung der Frau und die sozialen Bewegungen der indigenen Völker am Beispiel der Aymara/Bolivien (109-121); Jens Kastner: Ist
der Zapatismus ein Anarchismus? (122-138); Jürgen Mümken: Postanarchismus. Anarchistische Theorie (in) der Postmoderne (139-157); Ralf G. Landmesser: Neue Soziale Bewegungen: Anarchismus ist soziale Bewegung (158-178); Ulrich Klemm: Anarchismus und Pädagogik (179-194); Elisabeth Voß: Gemeinsam wohnen und arbeiten - Kommunen und andere
selbstorganisierte Lebensgemeinschaften. (195-223); Jochen Knoblauch: Exkurs: Von bolo'bolo zu KraftWerk1 (224-234); Maurice Schuhmann: Anarchismus als Kulturbewegung Versuch einer Annäherung an eine anarchistische Kulturtheorie (235-246); Autorenkollektiv
um Frank Nord: Anarchismus und Internet (247-276); Anton Zils: Anarchismus. Überlegungen (277-293); Dokumentation: Kurt Zube: Anarchismus. Ein verfälschter Begriff - und die
Wirklichkeit, die dahintersteht (294-307).
[12-F] Diehl, Paula, Dr.; Cavazza, Stefano, Prof.Dr. (Bearbeitung); Münkler, Herfried, Prof.Dr.phil. (Leitung):
Faschismus und Populismus
INHALT: keine Angaben
ART: BEGINN: 2009-06 ENDE: 2010-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Theorie der Politik (Unter den Linden 6, 10099 Berlin)
[13-F] Diehl, Paula, Dr. (Bearbeitung); Münkler, Herfried, Prof.Dr.phil. (Leitung):
Die Symbolik der Demokratie. Inszenierung, Repräsentation und die Konstitution des politischen Imaginären
INHALT: keine Angaben
ART: BEGINN: 2009-08 ENDE: 2014-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen
Stiftung
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Theorie der Politik (Unter den Linden 6, 10099 Berlin)
[14-L] Dux, Günter:
Von allem Anfang an: Macht, nicht Gerechtigkeit: Studien zur Genese und historischen
Entwicklung des Postulats der Gerechtigkeit, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2009, 240
S., ISBN: 978-3-938808-49-8
INHALT: Als Gesellschaft versteht der Verfasser die Vernetzung der Praxis formen der menschlichen Lebensführung, Handlungen und Kommunikationen. Wenn sich auch die Handlungen
und Kommunikationen nahezu von selbst vernetzen, so erweist sich doch die Feststellung,
dass dabei jeder die ihm eigenen Handlungs- und Machtpotenziale ins Spiel bringt, um ihnen
in der Gesellschaft Anerkennung zu verschaffen, für den Bildungsprozess der Gesellschaft als
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bedeutsam, weil die anthropologisch begründete Form der Macht in den frühen Gesellschaften die Einbruchstelle für Machtpotenziale darstellt, durch die Formen der Unterwerfung des
einen Teils der Gesellschaft unter einen anderen entstehen. Es handelt sich um den Bildungsprozess der Gesellschaft über Macht. Der Bildungsprozess der Gesellschaft über Macht hat
von allem Anfang an zur Ausbildung ungleicher Machtpotenziale geführt. In einer ersten historischen Form vermochte sich das Postulat der Gerechtigkeit mit den archaischen, auf Herrschaft und Staat gegründeten Gesellschaften auszubilden. Es wird argumentiert, dass in der
griechischen Antike die Erfahrung der Machbarkeit der gesellschaftlichen Ordnung ein erstes
Mal reflexiv geworden ist. Von grundlegender Bedeutung für den Erwerb des Bewusstseins
der Machbarkeit wurde die Entwicklung der Verfassung der Gesellschaft. Das evolutive Verständnis der Moderne hat die Grundlage geliefert, um die erkenntniskritischen Fragen anders
zu beantworten, als sie vordem beantwortet werden konnten. Seit der Aufklärung ist die Philosophie mit nichts so sehr befasst, wie für die Normativität der menschlichen Daseinsform
eine den Erkenntnisvorgaben der Neuzeit gerecht werdende Begründung zu finden. Der Autor
argumentiert, dass die universalgeschichtliche Lage, in der man sich befindet, im Schnitt
zweier Entwicklungsprozesse liegt: einer Entwicklung der gesellschaftlichen Strukturen über
große Räume der Geschichte hinweg, und einer Entwicklung der Strukturen der Kognition,
die an die gesellschaftliche Entwicklung gebunden ist. Die erstere hat den Menschen unter
den mit der Marktgesellschaft heraufgeführten historischen Grenzen eine Gestaltungshoheit
über die gesellschaftliche Verfassung verschafft. Die letztere hat ihnen ein Wissen von einer
säkular verstandenen Welt vermittelt, das auch die Lebensform des Menschen in sich einschließt. Der Widerstreit, der sich zwischen der Machterfassung der Gesellschaft und der Gerechtigkeit aufgetan hat, setzt sich in der Marktgesellschaft fort. Er führt in ihr zur Krise der
gesellschaftlichen Verfassung. Die Gesellschaft ist mit der Marktgesellschaft in eine neue
Phase der Entwicklung ihres ökonomischen Systems eingetreten. Durch das treibt die Gesellschaft in Oben und Unten auseinander. Wenn unter dieser Entwicklung für Millionen Menschen, tendenziell für die Mehrheit in der Gesellschaft, die Chance erhalten bleiben soll, ein
über ein bestimmtes Leben zu führen, das den von der Gesellschaft eröffneten als sinnvoll
geltenden Möglichkeitsdimensionen der Lebensführung gerecht zu werden vermag, muss Gerechtigkeit zur Leitvorstellung der Politik werden. (ICF2)
[15-L] Ehs, Tamara (Hrsg.):
Hans Kelsen: eine politikwissenschaftliche Einführung, Wien: WUV Facultas 2009, 238 S.,
ISBN: 978-3-7089-0383-5
INHALT: "Das Buch greift die Wieder- und Neuentdeckung Hans Kelsens der vergangenen Jahre
im deutschsprachigen Raum auf und bietet erstmals einen konzisen Überblick über dessen
Schaffen aus Sicht der Politikwissenschaft. Der Hauptteil des Bandes befasst sich mit Kelsens
Ansichten vom modernen Staat, vor allem seiner Demokratielehre und seinem praktischen
Wirken (in der Volksbildung, als wesentlicher Autor der österreichischen Verfassung, etc.).
Außerdem nähert sich das Buch Kelsen von seinen philosophischen Grundlagen und behandelt mit David Hume, Jean Jacques Rousseau, Immanuel Kant und Sigmund Freud jene Denker, die seine Konzepte von Recht, Staat und Demokratie maßgeblich geprägt haben. Den
Abschluss bildet ein Seitenblick auf den bislang weitgehend unerforschten Stellenwert Kelsens für die Etablierung der Politikwissenschaft als akademischer Disziplin."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Robert Christian van Ooyen: Staat und pluralistische
Gesellschaft bei Kelsen (17-46); Thomas Olechowski: Kelsens Rechtslehre im Überblick (47-
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66); Oliver Lepsius: Kelsens Demokratietheorie (67-90); Tamara Ehs: Demokratie und politische Bildung (91-112); Thomas Olechowski: Von der "Ideologie" zur "Realität" der Demokratie (113-132); Johann Dvorák: David Hume: Wissenschaft und Religion bei Kelsen (133152); Tamara Ehs: Kelsens normativer Volksbegriff nach Rousseau und Kant (153-170); Alina Avscharova, Martina Huttar: Ohne Seele, ohne Staat - Hans Kelsen und Sigmund Freud
(171-192); Moritz Moser: Nicht jedem Anfang wohnt ein Zauber inne - Vom B-VG 1920 zur
gegenwärtigen Präambeldiskussion (193-208); Johannes Feichtinger, Sabine Müller: Nachwort: Kelsen im wissenschaftshistorischen Kontext - Das reine Recht und die "Freunde der
Demokratie" (209-236).
[16-L] Elbe, Ingo; Ellmers, Sven (Hrsg.):
Eigentum, Gesellschaftsvertrag, Staat: Begründungskonstellationen der Moderne, Münster:
Verl. Westfäl. Dampfboot 2009, 340 S., ISBN: 978-3-89691-756-0
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Ingo Elbe: Der Preis der Freiheit. Thomas Hobbes' politische Philosophie zwischen Machttheorie des Rechts und Rechtstheorie der Macht (13-69); Ingo Elbe:
Privateigentum - "tief im Wesen des Menschen" begründet? John Lockes Formulierung des
bürgerlichen Eigentumsbegriffs (70-108); Jan Hoff: Reichtum und Wert in der klassischen
politischen Ökonomie - ein Beitrag zur Theoriegeschichte von William Petty bis zu David Ricardo (109-131); Hendrik Wallat: Die Affirmation des 'Naturzustands'. Nietzsches Ontologie
der Herrschaft (132-165); Fabian Kettner: Das Scheitern der subjektiven Wertlehre und die
Metaphysik des Geldes. Zu Georg Simmels "Philosophie des Geldes" (166-200); Hans-Peter
Büttner: Reichtum und Nutzen in der neoklassischen Wirtschaftslehre. Eine Kritik der Grundlagen der subjektiven Werttheorie (201-239); Gerhard Scheit: Präliminarien des "Unstaats".
Über die Einheit von Hans Kelsens reiner Rechtslehre und Carl Schmitts politischer Theologie - und ihre Kritik bei Leo Strauss und Franz Neumann (240-259); Sven Ellmers: Fiktionsweise ohne Phantasie. Politischer Liberalismus und Gerechtigkeit bei John Rawls (260-278);
Hanno Pahl, Lars Meyer: Soziologische Aufklärung gestern, heute, morgen: Luhmanns Systemtheorie der Gesellschaft als Fortschreibung Kritischer Theorie? (279-311); Sabine Nuss:
Naturalisierung als Legitimationsstrategie. Kritik der Debatte um geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus (312-338).
[17-L] Flügel-Martinsen, Oliver:
Grundfragen politischer Philosophie: eine Untersuchung der Diskurse über das Politische,
(Forschungsstand Politikwissenschaft), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 277 S., ISBN:
978-3-8329-3261-9
INHALT: Über vier unterschiedliche Zugänge entfaltet Flügel-Martinsen politiktheoretische Diskurse. So widmet er sich dem 'Begründen', dem 'Befestigen', dem 'Begrenzen' und abschließend dem 'Befragen'. Während er die Begründungsdiskurse anhand des politischen Denkens
von Aristoteles, Kant und Hegel entwickelt, erörtert er das 'Befestigen' als 'Diskurse über die
Ordnung des Politischen', indem er 'Autorität und Sicherheit als Grundmotive politischen
Denkens' (167) ausmacht und diskutiert. Das 'Begrenzen', das sich über den 'Vorrang von Individuum und Privatheit' ins Spiel bringt und in dessen Gefolge 'Individualistische und libertäre Diskurse' (195) den Ton angeben, ist Gegenstand des dritten Teils. Im vierten Kapitel
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über das 'Befragen', schließt der Autor mit dem Abschnitt 'Wühlen unter unseren Füßen.
Nietzscheanische Diskurse' (219). (ZPol, NOMOS)
[18-L] Forst, Rainer:
Zwei Bilder der Gerechtigkeit, in: Rainer Forst (Hrsg.) ; Martin Hartmann (Hrsg.) ; Rahel Jaeggi
(Hrsg.) ; Martin Saar (Hrsg.) ; Axel Honneth (Adressat): Sozialphilosophie und Kritik, Frankfurt
am Main: Suhrkamp, 2009, S. 205-228
INHALT: Der Autor diskutiert in seinem Beitrag zwei unterschiedliche Weisen, den Begriff der
Gerechtigkeit zu verstehen. Er beschränkt sich dabei auf die politische und soziale Gerechtigkeit, also auf die Qualität der Grundstruktur eines sozialen Kooperationszusammenhangs, wie
John Rawls dies ausdrückte. Der Autor versteht die konkurrierenden Verständnisse von Gerechtigkeit als "Bilder" im Sinne Wittgensteins, denn in ihnen sammelt sich ein Reichtum an
konkreten Vorstellungen und Bildern nicht nur von Gerechtigkeit, sondern insbesonders auch
von der Ungerechtigkeit. Darüber hinaus liegen einem "Bild" der Gerechtigkeit einerseits bestimmte philosophische Konzeptionen der Gerechtigkeit zugrunde, andererseits weist es aber
einen wesentlich allgemeineren Charakter hat. Die Gerechtigkeit muss dem Autor zufolge auf
intersubjektive Verhältnisse und Strukturen zielen und nicht auf subjektive oder vermeintlich
objektive Zustände der Güterversorgung. Nur durch die Berücksichtigung der ersten Frage
der Gerechtigkeit - der Rechtfertigbarkeit sozialer Verhältnisse und entsprechend der Verteilung von "Rechtfertigungsmacht" in einem politischen Zusammenhang - ist eine radikale, kritische Vorstellung von Gerechtigkeit möglich, welche an die Wurzeln ungerechter Verhältnisse rührt. (ICI2)
[19-L] Gander, Hans-Helmuth (Hrsg.):
Menschenrechte: philosophische und juristische Positionen, (Alber-Reihe Philosophie),
Freiburg im Breisgau: Alber 2009, 186 S., ISBN: 978-3-495-48282-7
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Hans-Helmuth Gander: Einleitung (7-13); Ada Neschke-Hentschke: Tradition und Identität Europas. Die Menschenrechte und der Rechtsstaat als Frucht des
antiken und christlichen Denkens (14-34); Georg Lohmann: Globale Gerechtigkeit, Menschenrechte und korrespondierende Pflichten. Eine Skizze (35-58); Amnon Lev: Demokratie
und Menschenrechte (59-83); Thomas Dürr: Der Begriff des Menschenrechtes bei Hannah
Arendt (84-107); Verena Krenberger: Die Vernichtung der Person (108-139); Christian Tomuschat: Die Einheit von liberalen Freiheitsrechten und sozialen Rechten (140-165); Kurt
Seelmann: "Menschenwürde" als ein Begriff des Rechts? (166-180).
[20-L] Göhler, Gerhard; Iser, Matthias; Kerner, Ina:
Entwicklungslinien der Politischen Theorie in Deutschland seit 1945, in: Politische
Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Jg.
50/2009, H. 3, S. 372-407 (Standort: USB Köln(38)-XE00036; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; dx.doi.org/10.1007/s11615-009-0141-6)
INHALT: "Um die Entwicklungslinien der deutschsprachigen politischen Theorie im internationalen Kontext nachzuzeichnen, orientieren die Autoren sich an zentralen politiktheoretischen
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Begriffen, welche die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen besonders geprägt haben.
Dabei unterscheiden sie zwischen Ordnungsbegriffen (Demokratie, Staat, Macht, System, Institution), normativen Leitideen (Gerechtigkeit, Gemeinwohl, Anerkennung) und neuen Thematisierungen (Geschlecht, Diskurs, Globalisierung). Gegenüber gängigen Vorstellungen ergibt sich ein neues Bild: An die Stelle einer Entwicklung in drei Phasen tritt eine Zäsur zu Beginn der 1980er Jahre." (Autorenreferat)
[21-L] Greven, Michael Th.:
Bildung und Demokratie: zwischen Utopie und Praxis, in: Vorgänge : Zeitschrift für
Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg. 48/2009, H. 4 = H. 188, S. 4-18 (Standort: USB
Köln(38)-XG2258; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Autor setzt sich mit dem demokratischen Potenzial der Bildung kritisch auseinander. Die Erziehung zum mündigen Bürger, welche die unterschiedlichen sozialen Voraussetzungen von Bildung ausgleichen will, unterschlägt seines Erachtens, dass das System der Bildung selbst auf Differenz angelegt ist und dass die normative Gleichheit der Staatsbürger mit
der elitären Struktur politischer Repräsentanz in Konflikt gerät. Er beleuchtet vor diesem Hintergrund die Utopie der Bildungsgesellschaft und der egalitären partizipativen Demokratie
und stellt insgesamt fest, dass eine Bildungs- und Demokratieideologie, deren Postulate ständig an den Erfahrungen der Beteiligten in der Praxis scheitern und durch sie zwangsläufig widerlegt werden müssen, unvermeidlich in beiden Bereichen zu Apathie oder Zynismus führt.
Eine politische Bildung, die so verfährt, trägt ungewollt zur Verstärkung der Misere bei. Dagegen hilft nach Meinung des Autors nur die paradoxe Strategie eines normativ geleiteten
Realismus und Pragmatismus, der mit der uneingeschränkten kognitiven Vermittlung dessen,
was tatsächlich der Fall ist - im Bildungssystem wie in der wirklichen Demokratie - beginnt
und die darin existierenden Probleme zu identifizieren sucht. (ICI2)
[22-L] Greven, Michael Th.:
War die Demokratie jemals "modern"?: oder: des Kaisers neue Kleider, in: Berliner Debatte
Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 20/2009, H. 3, S. 67-73 (Standort: UB
Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Autor setzt sich mit dem Demokratieverständnis des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland kritisch auseinander. Er fasst seine Thesen folgendermaßen zusammen:
Wird die Moderne nicht länger als Epoche mit historischem Anfang, aber ohne absehbares
Ende enthistorisiert, sondern ihrer ungebremsten Prozesslogik entsprechend als fortlaufende
Modernisierung sich selbst bewusst, dann ist es nicht überraschend festzustellen, dass in diesem Prozess auch die restmetaphysischen Aprioris einer Demokratie, die sich seit der Epochenschwelle für "modern" erklärte, erodieren. Der immer stattfindende Wandel findet dann
nicht mehr innerhalb des dem Wandel selbst entzogenen begrifflichen, normativen und institutionellen Gerüsts der sich "modern" nennenden Demokratie statt, sondern als Wandel der
Demokratie zu etwas Neuem und bisher nur unzureichend auf den Begriff zu Bringendem.
Mit diesen Thesen widerspricht der Autor ausdrücklich der seit einiger Zeit um sich greifenden Begriffsverwirrung, die - populär gemacht etwa durch Jacques Derrida in seiner Metapher "democratie à venir" - davon ausgeht, dass die Demokratie für historische Transformationen nahezu beliebig offen und flexibel sei. (ICI2)
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[23-L] Helms, Ludger:
Politische Führung in der Demokratie, in: Zeitschrift für Politik : Organ der Hochschule für
Politik München, N. F., Jg. 56/2009, H. 4, S. 375-396 (Standort: USB Köln(38)-Fa00283; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Beschäftigung mit politischer Führung gehört seit einigen Jahren zu den Wachstumssektoren der internationalen Politikwissenschaft. Diese Entwicklung gibt Anlass, nach
den Errungenschaften und Desideraten, nach den Möglichkeiten und Grenzen des Forschungsbereichs zu fragen. Der Schwerpunkt der Analyse liegt dabei auf dem Bereich von
'executive leadership', politischer Führung durch Regierungschefs. Besonders bewährt haben
sich nach Auffassung des Verfassers Arbeiten, die in der Tradition eines 'politisch erweiterten
institutionellen Ansatzes' stehen. Probleme gibt es weiterhin nicht nur im Bereich der Theoriebildung, sondern auch auf dem Gebiet der empirischen Forschung. Zu den Anforderungen
an eine zeitgemäße politikwissenschaftliche Beschäftigung mit 'political leadership' muss neben wissenschaftsimmanenten Aspekten auch deren Beitrag zum politisch-gesellschaftlichen
Diskurs außerhalb des akademischen Bereichs gezählt werden. Einige der offensichtlichsten
Schwachpunkte in der Leistungsbilanz der Subdisziplin betreffen ihre eher geringe gesellschaftliche Ausstrahlung, ihren eher bescheidenen Beitrag zum Gelingen der repräsentativen
Demokratie." (Autorenreferat)
[24-L] Höffe, Otfried:
Ist die Demokratie zukunftsfähig?: über moderne Politik, München: Beck 2009, 334 S., ISBN:
978-3-406-587177
INHALT: Die sich weltweit zuspitzenden sozialen, ökonomischen und ökologischen Probleme
haben das Vertrauen in die Demokratie ins Wanken gebracht. Der Verfasser fragt im ersten
Teil seines Essays nach den Rahmenbedingungen, denen Politik heute unterworfen ist. Er
nennt in diesem Zusammenhang vor allem Säkularisierung, Differenzierung, Vernetzung und
Globalisierung. Zu den Randbedingungen gehören aber auch Grundeinstellungen des Verhaltens zur natürlichen, sozialen und personalen Welt, die im zweiten Teil als "Strategien" oder
"strategische Prozesse" behandelt werden. Solche Zukunftsstrategien beziehen sich auf Naturkatastrophen, Klimaschutz oder die Weltrechtsordnung und umfassen sowohl "Visionen" als
auch "Propheten". Im dritten Teil der Studie wird der Versuch einer Antwort auf die Frage
unternommen, in wie fern die Demokratie Zukunftsfähigkeit besitzt und ob sie Alternativen
autokratischer Regimes per saldo überlegen oder unterlegen ist. (ICE2)
[25-L] Iorio, Marco:
Thomas Hobbes der Aristoteliker: Überlegungen zu seiner politischen Philosophie, in:
Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (ARSP), Vol. 94/2008, H. 3, S. 295-310 (Standort: USB
Köln(38)-Fa5; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.ingentaconnect.com/content/fsv/arsp/2008/00000094/00000003/art00002;jsessionid=2ig461
va5m1f0.alice)
INHALT: Hobbes war bekanntermaßen selbst darum bemüht, seine Frontstellung gegenüber Aristoteles und den aristotelischen Schulen an den Universitäten seiner Zeit zu unterstreichen. In
vielen Schriften gibt er unmissverständlich zu verstehen, dass er mit seinem Denken wie viele
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seiner philosophischen Zeitgenossen dazu beitragen möchte, die intellektuelle Vorherrschaft
der aristotelisch inspirierten Weitsicht zu überwinden. Gleichwohl gibt es bei näherer Betrachtung einige nicht unerhebliche Details in der politischen Theorie von Hobbes, die diese
klare Unterscheidung zwischen seiner Sicht und dem Aristotelismus in Frage stellen. In der
Studie werden einige dieser Details erläutert und dabei wird insbesondere der Frage nachgegangen, inwieweit Hobbes der aristotelischen Bestimmung des Menschen und seiner sozialen
bzw. politischen Natur Zustimmung schenkt. Dabei werden eine Reihe Übereinstimmungen
zwischen Aristoteles und Hobbes festgestellt. Im Anschluss daran werden auch einige gravierende Unterschiede zwischen ihren Sichtweisen thematisiert. Eine Betrachtung über die Sinnhaftigkeit einer auf Brüchen beruhenden Schreibung der Geschichte des philosophischen
Denkens bildet den Abschluss der Untersuchung. (ICF2)
[26-L] Jörke, Dirk (Hrsg.):
Politische Anthropologie: Geschichte - Gegenwart - Möglichkeiten, (Schriftenreihe der
Sektion Politische Theorien und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für Politische
Wissenschaft, Bd. 15), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 272 S., ISBN: 978-3-8329-3684-6
INHALT: "Der vorliegende Band beruht auf einer Tagung der Sektion Politische Theorien und
Ideengeschichte der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaften zum Thema 'Politische Anthropologie - Chancen und Grenzen anthropologischer Begründungsmuster'." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Reinhard Mehring: Zwischen Naturalismus und Kulturalismus:
Der Ort der Philosophischen Anthropologie und das Grundgesetz (25-44); Gerard Raulet:
Jenseits des Anthropologieverdachts. Das kritische Potential der Philosophischen Anthropologie (45-65); Michael Th. Greven: Die politische Anthropologie Rudi Dutschkes (67-86); Dirk
Jörke: Szenen einer heimlichen Liebe: Anthropologiekritik bei Horkheimer, Habermas und
Foucault (87-106); Mattias Iser: Kritische Theorie als Anthropologie? Zum Status der Anerkennungstheorie bei Axel Honneth (109-128); Grit Straßenberger: Mitleid und Gerechtigkeit.
Martha Nussbaums anthropologische Begründung von Gerechtigkeitsnormen (129-147);
Friedrich Arndt: Wer hat Angst vorm "anthropinon"? Poststrukturalistisches Subjektverständnis nach Ernesto Laclau (149-164); Hartmut Rosa: Gentechnik und die spätmoderne Krise der
Bejahung. Die 'Stimme der Natur' in der moralischen Landkarte der Moderne (165-176); Dieter Birnbacher: Was kann die Anthropologie zur Politik und ihrer theoretischen Fundierung
beitragen? (179-194); Christian Illies: Die Bedeutung von Anthropologie und Evolutionswissenschaften für die politische Philosophie (195-229); Otfried Höffe: Anthropologie und Menschenrechte. Zum politischen Projekt der Moderne (231-244); Bernd Ladwig: Anthropologische Argumente in der menschenrechtlichen Moral (245-269).
[27-L] Kilpper, Michael:
Freiheit ohne Staat?: eine Kritik des libertären Ordnungsentwurfes einer reinen
Privateigentumsgesellschaft, Stuttgart: Lucius u. Lucius 2009, 170 S., ISBN: 978-3-8282-0461-4
INHALT: Der Libertarismus ist eine Gesellschaftstheorie, die ihren normativen Ausgangspunkt
in der individuellen Freiheit hat. Damit handelt es sich um eine liberale Theorie mit besonderen, eigenständigen Normvorstellungen und einem Ordnungsentwurf für das gesellschaftliche
Zusammenleben der Menschen, der die individuelle Freiheit besser schützen soll, als alle anderen Ordnungen, die bisher erfahrbar wurden. Aus libertärer Sicht greift der Staat jedoch im-
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mer in die individuelle Freiheit ein und ist daher abzulehnen und abzuschaffen. Die von libertären Theoretikern angebotene Alternative bezieht sich auf eine "geordnete Anarchie" im Sinne einer radikal marktwirtschaftlichen Ordnung. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt
sich kritisch mit diesem libertären Gesellschaftsmodel und dessen Anspruch, eine liberale
Theorie zu sein. Es geht dabei zum einen um das normative Ideal und die Regeln, die von Libertären als notwendig erachtet werden, und zum anderen um die Durchsetzung derselben.
Die drei wesentlichen Begründungsversuche der libertär-anarchischen Konzeption von Freiheit - der naturrechtliche, der utilitaristische und der deontische Ansatz - werden anhand der
Arbeiten von Murray N. Rothbard, Hans-Hermann Hoppe, David Friedman und Anthony de
Jasay dargestellt und diskutiert. (ICI2)
[28-L] Krause, Ralf; Rölli, Marc (Hrsg.):
Macht: Begriff und Wirkung in der politischen Philosophie der Gegenwart, (Edition
Moderne Postmoderne), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 282 S., ISBN: 978-3-89942-848-3
INHALT: "Der 'Macht'-Begriff ist aus den sozialphilosophischen, demokratie- und kulturtheoretischen Diskussionen nicht mehr wegzudenken. Die Arendt-Renaissance und die fortdauernde
Auseinandersetzung mit Foucaults Machtphilosophie haben 'Macht' aus der klassischen Engführung mit Herrschaft, Zwang und Gewalt entbunden und ihre produktiven Effekte freigelegt. Mit diesem Band liegt eine kritische Einführung in das aktuelle Machtverständnis vor,
die sowohl Strukturmerkmale des Machtdenkens entfaltet als auch Machtverhältnisse in konkreten Bereichen (Politik, Wissen, Sprache, Körper, Medien etc.) untersucht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Georg Zenkert: Konstitutive Macht: Hegel zur Verfassung (19-32);
Jens Kertscher: Gibt es einen pragmatistischen Machtbegriff? (33-48); Andras Grossmann:
Macht als 'Urphänomen' des Politischen - Überlegungen im Anschluss an Hannah Arendt (4962); Christian Kupke Macht und/oder Gewalt - Politikphilosophische Interventionen (63-84);
Heike Kämpf: Die gesellschaftskonstituierende Dimension der Macht - Zum Verhältnis von
Wissen, Macht und Recht in Foucaults Genealogie der modernen Gesellschaft (85-98); Gerhard Unterthurner: Souveränität, Disziplin und Sicherheit nach Foucault - Bemerkungen am
Leitfaden von Ein- und Ausschließung (99-118); Ian Buchanan: Macht und Maschine - Zur
Produktion des Gesellschaftlichen im Anti-Ödipus (119-134); Andreas Hetzel Figuren der
Selbstantizipation - Zur Performativität der Macht (135-152); Ralf Krause: Fragen der Anerkennung im Schnittfeld von Macht und Geltung (153-174); Petra Gehring: Die Körper und
die Macht - Überlegungen und ein Beispiel (175-192); Marc Rölli: Anthropologische Machtverhältnisse (193-220); Peter Niesen: Die Macht der Publizität - Jeremy Benthams Panoptismen (221-244); Dirk Rustemeyer: Die Sichtbarkeit der Macht (245-260); Kurt Röttgers: Die
Medialität modaler Macht 261-278).
[29-L] Meier, Heinrich:
Die Lehre Carl Schmitts: vier Kapitel zur Unterscheidung politischer Theologie und
politischer Philosophie, Stuttgart: Metzler 2009, 304 S., ISBN: 978-3-476-02314-8
INHALT: Die Politische Theologie setzt den Glauben an die Wahrheit der Offenbarung voraus.
Sie ordnet ihr alles unter, und sie führt alles auf sie zurück. Indem sie ihre Verbindlichkeit
verficht, stellt sie sich in den Dienst des Gehorsams. Um ihr oder sich selbst zu gehorchen,
muss sie "Theorie" aus Gehorsam, für den Gehorsam und um des Gehorsams willen, sein
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wollen. Die Moral ist somit ihr Prinzip im doppelten Sinne. Sie steht am Anfang der Politischen Theologie, und sie bleibt deren bestimmender Grund. Dieses Grundverhältnis verdient
um so mehr Beachtung, als die Politische Theologie in concreto unterschiedliche Positionen
zur Moral vertreten kann. Dass die Lehren und Forderungen, die der glaubende Gehorsam aus
der Offenbarung herzuleiten vermag, voneinander abweichen und einander sogar widersprechen können, widerspricht indes nicht dem Prinzip, das die Politische Theologie regiert.
Wenn es wahr ist, dass das Moralische keinen Bestand hat ohne das Theologische, dann ist es
gewiss nicht weniger wahr, dass die Politische Theologie nicht zu denken und nicht zu verstehen ist ohne den Primat, den sie der Moral einräumt. Für Schmitts Politische Theologie erklären sich die Abweichungen und Widersprüche der politisch-theologischen Positionen aus deren Geschichtlichkeit. Sie ergeben sich eben daraus, dass das Gebot des geschichtlichen Handelns als verbindlich anerkannt und dass auf den historisch einmaligen Ruf eine Antwort in
der Zeit versucht wird. Dass in Schmitts Politischer Theologie die lex naturalis keinen Ort
hat, spricht nicht gegen ihre Konsequenz. Schmitt wäre jedenfalls nicht der erste, der die Erkennbarkeit des "natürlichen Gesetzes" durch die menschliche Vernunft leugnete und sich dabei auf seinen Glauben an die Offenbarung, insbesondere an die Wahrheit der Erbsündenlehre, stützte. Am wenigsten spricht gegen ihre innere Folgerichtigkeit, dass Schmitt als "Kritiker der Moral" auftritt. Weder in seiner späten Auseinandersetzung mit der "Tyrannei der
Werte" noch in der lebenslangen Polemik gegen die "humanitäre Moral" ist der moralische
Impetus zu übersehen. Die Beweggründe seines Angriffs auf die "Herrschaft des Normativismus" liegen nicht mehr im Verborgenen als das moralische Interesse, das seine Zeitkritik insgesamt bestimmt. (ICF2)
[30-L] Merkel, Wolfgang:
Demokratie "durch" Krieg?, in: Gero Erdmann (Hrsg.) ; Marianne Kneuer (Hrsg.): Externe
Faktoren der Demokratisierung, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2009, S. 75-102
INHALT: Der Beitrag führt drei Theoriestränge und empirische Forschungslinien zusammen, die
sich bisher, wenn überhaupt nur unzureichend wechselseitig befruchtet haben. Dies ist zum
einen die empirische Forschung zum "Demokratischen Frieden", die bisher fast exklusiv von
den Spezialisten der Internationalen Beziehungen geführt wurde. Diese verwenden zwar zum
Teil ausgefeilte statistische Methoden, aber folgen nicht selten einem rudimentären Verständnis von Demokratie und der interdependenten Funktionsweise ihrer Institutionen. Zum zweiten geht es rechtlich-normative Frage der Legalität, die vor allem von Völkerrechtlern erörtert
wird. Zum dritten sind es moralphilosophische Fragen, wie sie in der politischen Ethik zum
"gerechten Krieg" gestellt werden. Vor diesem Hintergrund erörtert der Autor dann die
"große" politische Frage, ob Kriege im Namen der Humanität und Demokratie geführt werden dürfen und erfolgreich geführt werden können. Die Politikwissenschaft kann dieses genuin politische Terrain nicht allein den Normwissenschaften der Jurisprudenz und Philosophie
überlassen. Insgesamt versucht der Autor, die statistischen Korrelationsanalysen der democratic-peace-Forschung an eine theoretisch gehaltvolle komparative Demokratieforschung heranzuführen und an die juristische und philosophische Normendebatte anzuschließen. (ICA2)
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[31-L] Meyer, Thomas:
Soziale Demokratie: eine Einführung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 308 S., ISBN:
978-3-531-16814-2
INHALT: Der demokratietheoretische Zugang des Autors zur Theorie der Sozialen Demokratie
erfolgt in einem weiten Verständnis von Demokratietheorie. Dazu gehören, erstens, die normative Dimension mit ihrer Frage nach den Anforderungen an die Legitimation der Institutionen und Politiken der Demokratie, zweitens die empirisch-analytische Dimension mit ihrer
Frage nach der Leistungsfähigkeit demokratischer Systeme bei der Lösung gesellschaftlicher
Probleme, drittens die Stabilitätsforschung mit ihrer Frage nach den Bedingungen der Bestandssicherung politischer Demokratie, viertens die vergleichende Demokratieforschung mit
ihrer Frage nach dem Erfolg unterschiedlicher länderspezifischer Problemlösungen für demokratische Herausforderungen sowie, fünftens, die neuere Forschung über Ursachen, Formen
und Wirkungen defekter Demokratie. Die Darstellung erfolgt an der Unterscheidung von
"Formalgeltung" und "Realwirkung" universeller Grundrechte. "Formalgeltung" bezeichnet
sowohl die förmliche Rechtsgeltung der entsprechenden Grundrechte wie auch ihre überpositive Gültigkeit als universelle Menschenrechte. Der Begriff Realwirkung bezieht sich hingegen auf die Effektivierung der entsprechenden Rechte in der lebenspraktischen Handlungsdimension. Er bezeichnet die tatsächliche Verfügung einer Person über die Chancen zur Nutzung ihrer Grundrechte. Es geht bei diesem komplementären Begriffspaar dann im einzelnen
um den Unterschied zwischen dem Recht auf einen Arbeitsplatz und der tatsächlichen Verfügung über einen Arbeitsplatz, dem Recht auf Bildung und dem Vorhandensein eines Bildungsangebotes in der Lebenswelt der Bürger, das von ihnen wirksam wahrgenommen werden kann. Die Theorie der Sozialen Demokratie klärt die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um die Realwirkung der Grundrechte ebenso universell zu machen wie ihre Formalgeltung. (ICA2)
[32-L] Nida-Rümelin, Julian; Rechenauer, Martin:
Strukturelle Gerechtigkeit, in: Zeitschrift für Politik : Organ der Hochschule für Politik
München, N. F., Jg. 56/2009, H. 3, S. 284-299 (Standort: USB Köln(38)-Fa00283; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel präsentiert eine Konzeption struktureller Gerechtigkeit. Sie baut auf der
Konzeption struktureller Rationalität auf, wonach rationale Akteure sich in ihren Verhaltensweisen primär an Gründen orientieren, die den Raum ihres Überlegens und ihrer Kooperation
strukturieren. Diese Ausrichtung an Gründen, die objektiv und interpersonal geteilt werden,
hat Konsequenzen für die Ausgestaltung einer Gerechtigkeitstheorie. Diese orientiert sich an
pluralistischen Bewertungsmaßstäben, verfolgt aber entgegen weiten Teilen der aktuellen
Diskussion eine deontologische anstelle einer konsequentialistischen Konzeption von Gleichheit." (Autorenreferat)
[33-L] Paris, Rainer:
Gleichheit: ein systematisches Argument, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches
Denken, Jg. 63/2009, H. 8 = H. 723, S. 653-665 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich; www.online-merkur.de/seiten/lp200908a.php)
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INHALT: Der Autor geht der Frage, warum gerade der Wert der Gleichheit ein oftmals zerstörerisches Potential in sich birgt, anhand von zwei analytischen Unterscheidungen (binäre und
graduelle Ungleichheit, explizite und implizite Gleichheit) nach und entwickelt auf dieser
Grundlage ein systematisches Argument. Dieses hat zum Ziel, die innere Zwiespältigkeit und
unaufhebbare Widersprüchlichkeit des Gleichheitsprinzips aufzuklären, und gleichzeitig zu
versuchen, der für die Protagonisten der Gleichheit oftmals charakteristischen Mischung von
destruktivem, hochfahrendem Rigorismus und existentieller persönlicher Verzweiflung auf
die Spur zu kommen. Das theoretische Leitmotiv ist die Frage nach der Entstehung und Perpetuierung einer spezifisch modernen "Bösartigkeit". Die Frage lautet mit anderen Worten:
Wie funktioniert eine Gesellschaftsvergiftung im Namen der Gleichheit? (ICI2)
[34-L] Peonidis, Filimon:
Aristotle's relevance to modern democratic theory, in: Archiv für Rechts- und
Sozialphilosophie (ARSP), Vol. 94/2008, H. 3, S. 283-294 (Standort: USB Köln(38)-Fa5; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich;
www.ingentaconnect.com/content/fsv/arsp/2008/00000094/00000003/art00001;jsessionid=2ig461
va5m1f0.alice)
INHALT: "In this essay instead of trying to deal with the dubious question whether Aristotle is a
democratic or an oligarchic thinker, I try to investigate whether he has developed particular
views that can be constructively engaged by modern democratic theory. I argue that we can
locate a rough model of democracy in Aristotle (as well as in Isocrates) in which direct and
representative democracy successfully converge and complement each other. This model is
indispensable for reflecting on the nature and the future course of contemporary liberal democracy. In addition, Aristotle was the first thinker who conceived the idea that democratic procedures may be epistemically valuable and he put forward two original arguments to that effect. The first of them, the summation argument, despite its ingenuity, does not seem to work,
but the second, the user argument, can still serve as a starting-point for a plausible justification of popular sovereignty." (author's abstract)|
[35-F] Reimer, Romy (Bearbeitung); Lambrecht, Lars, Prof.Dr.phil. (Betreuung):
Solidarität und Anerkennung. Ein Widerstreit zweier Grundprinzipien politischer Theorienbildung? Zur Auseinandersetzung mit dem Konzept einer neuen Wissenschaft des Politischen durch Hanna Arendt
INHALT: keine Angaben
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialökonomie Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien -ZÖSS- (Von-Melle-Park 9,
20146 Hamburg)
KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected])
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[36-L] Resch, Christine; Steinert, Heinz:
Kapitalismus: Porträt einer Produktionsweise, (Einstiege : Grundbegriffe der
Sozialphilosophie und Gesellschaftstheorie, Bd. 19), Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot 2009,
311 S., ISBN: 978-3-89691-683-9
INHALT: "Seit Ende des real existierenden Sozialismus ist die Rede vom Kapitalismus wieder
salonfähig, spätestens mit der Finanzkrise beängstigend. Dabei verwischen sich die Auslegungen und Assoziationen in Alltag, Medien und Sozialwissenschaften zwischen 'Profitgier
als Verhängnis' über die 'Ankurbelung des Binnenkonsums' zu 'notwendigen Reformen'. Was
aber ist mit Kapitalismus eigentlich gemeint? Christine Resch und Heinz Steinert legen in
diesem Einstiege-Band den Ursprung, die Grundstruktur und Varianten der kapitalistischen
Produktionsweise - Stichworte: Liberalismus, Fordismus, Neoliberalismus - offen und liefern
eine differenzierte Darstellung der wechselhaften Geschichte des Kapitalismus. Dabei erläutern sie das tragende und notwendige Begriffsinventar, anhand dessen die Veränderungen der
kapitalistischen Produktionsweise und der bürgerlichen Gesellschaft beschrieben werden: Abschöpfung des Mehrwerts, Arbeitsmoral und -disziplin, Klassen- und Sozialpolitik, Kultur
und Wissen. Berücksichtigt werden auch Aspekte wie die Bedeutung des Patriarchats für den
Kapitalismus oder Widerstände gegen diese Produktionsweise." (Autorenreferat)
[37-L] Rotzsch, Antje:
Vergleich der platonischen mit der aristotelischen Staatsverfassung: Untersuchungen zum
Aufbau beider Verfassungsschriften im Kontext des damaligen Zeitgeschehens, Saarbrücken:
VDM Verl. Dr. Müller 2008, 93 S., ISBN: 978-3-8364-4647-1
INHALT: "Wenn nicht ... entweder die Philosophen Könige werden in den Staaten oder die ...
Könige philosophieren ..., eher gibt es keine Erholung von den Übeln für die Staaten... Die
Forderung Platons ist klar, die Verwirklichung jedoch wird seit der Antike heftig diskutiert.
An erster Stelle sein Schüler Aristoteles. Dessen kritische Äußerungen am Werk seines Lehrers wurden hauptsächlich für einen Vergleich beider staatsphilosophischen Schriften herangezogen. Im Gegensatz dazu liegt der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit darin, anhand der
jeweiligen Werkstruktur aufzuzeigen, wie unterschiedlich die Intentionen beider Philosophen
waren. Während Platon eine ethische Grundsatzdiskussion führt, um eine ideale Staatsform
zu entwickeln, seziert Aristoteles die bestehenden Gesellschaftssysteme, infolgedessen sich
sukzessive das beste Staatsgefüge herausbildet, welches anhand notwendiger Veränderungen
zur Idealform erhoben werden kann. Interessant bei aller Unterschiedlichkeit der Lösungsansätze sind die Gemeinsamkeiten und die sich daraus ergebenden Grundsätze für einen idealen
Staataufbau." (Autorenreferat)
[38-L] Saage, Richard:
Im Schatten Utopias: utopische und kontraktualistische Elemente im Austromarxismus bei
Max Adler und Otto Bauer, in: Perspektiven des Demokratischen Sozialismus : Zeitschrift für
Gesellschaftsanalyse und Reformpolitik, Jg. 26/2009, H. 2, S. 82-96 (Standort: FES
Bonn(Bo133)-X6424)
INHALT: Der Autor beleuchtet die utopischen Potenziale bei Max Adler und Otto Bauer. Er
zeigt, dass das utopische Ziel bei Otto Bauer auf den ersten Blick nicht so stark ausgeprägt zu
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
sein scheint wie bei Max Adler, denn explizite Hinweise auf die Tradition der klassischen
utopischen Denker sind bei Otto Bauer eher selten. Dennoch zeigt eine nähere Lektüre seines
berühmten Buches über "Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie" (1975), dass zumindest der junge Otto Bauer sich nicht scheute, die Zukunft des Sozialismus im Licht eines
utopischen Horizontes zu antizipieren. So spielt nicht anders als bei Max Adler der utopische
Topos des Neuen Menschen in seiner Studie eine bedeutende Rolle und er definierte ihn vor
allem als einen neuartigen Kulturträger. Der Autor beleuchtet vor diesem Hintergrund die
austromarxistische Synthese von Utopie und Kontraktualismus bei den beiden Theoretikern.
(ICI2)
[39-L] Schaal, Gary S. (Hrsg.):
Das Staatsverständnis von Jürgen Habermas, (Staatsverständnisse, Bd. 21), Baden-Baden:
Nomos Verl.-Ges. 2009, 287 S., ISBN: 978-3-8329-4109-3
INHALT: "Der vorliegende Band geht der Frage nach der Rationalität des Staates in vier Kapiteln nach. Diese Struktur nimmt zentrale Betrachtungsweisen, die Habermas selbst auf den
Staat einnimmt, auf. In dem ersten Kapitel 'Der demokratische nationale Rechtsstaat' stehen
die grundlegenden ideengeschichtlichen, theoretischen und methodischen Fragen im Zentrum. Aus systematischen Gründen fokussieren die Beiträge in diesem Kapitel auf den demokratischen, nationalen Rechtsstaat. Die Analyse grundlegender Fragen des Staatsverständnisses wird im zweiten Kapitel ergänzt durch Detailstudien zu Einzelfragen des Staatsverständnisses. Nach der Publikation von Faktizität und Geltung im Jahr 1992 hat sich Habermas zunehmend der Analyse der 'postnationalen Konstellation' gewidmet. Das dritte Kapitel 'Jenseits
des Nationalstaats' greift vor diesem Hintergrund die Fragestellung des ersten Kapitels auf,
verschiebt jedoch den Fokus vom Nationalstaat auf politische Einheiten jenseits des Nationalstaats - wobei jenseits in räumlicher wie in zeitlicher Perspektive zu verstehen ist. Das abschließende vierte Kapitel 'vom Blick auf andere' versammelt Analysen, die in Beziehung zu
Habermas' Werk stehen - und zwar in doppelter Perspektive: Einerseits stehen die Einflüsse
verschiedener Theorieströmungen auf Habermas' Staatsverständnis im Vordergrund, andererseits die Einflüsse seines Staatsverständnisses auf die Werke anderer Theoretiker." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Gary S. Schaal, Felix Heidenreich: Jürgen Habermas und die Frage
nach der Rationalität des Staates (17-42); Otfried Höffe, Alessandro Pinzan: Von Max Weber
zu Immanuel Kant - Habermas' Wiederentdeckung der Rechts- und Staatsphilosophie (4358); David Strecker: Warum deliberative Demokratie? (59-80); Alexander Thumfart: Staat,
Integration und Solidarität - Dynamische Grundbegriffe im Staatsverständnis von Jürgen Habermas (81-108); Daniel Gaus: Legitime politische Ordnung jenseits des demokratischen
Rechtsstaats? Ein Versuch der Explikation des Staatsverständnisses von Jürgen Habermas im
Lichte des Geltungsanspruchs der Diskurstheorie des demokratischen Rechtsstaats (109-136);
Karsten Fischer: Das Transzendenzparadox religiöser Liberalität. Habermas und die religionspolitischen Probleme der postsäkularen Gesellschaft (137-158); Jan A. Fuhse: Zwischen
Ablehnung und Analyse: Politik als System bei Jürgen Habermas (159-184); Andreas von Arnauld: Privatheit bei Jürgen Habermas (185-212); Olaf Asbach: Jenseits des internationalen
Naturzustands? Habermas und die Transformation des neuzeitlichen Völkerrechts (213-238);
William E. Scheuerman: Globales Regieren ohne globale Staatlichkeit? Habermas und die
postnationale Demokratie (239-260); Daniel Schulz: Deliberation und Souveränität: Die politische Theorie von Jürgen Habermas im Spiegel Frankreichs (261-274); Oliver Gerstenberg:
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Verfassung als unvollendetes Projekt: Zu Habermas' Rechts- und Verfassungstheorie (275286).
[40-L] Schaal, Gary S.:
Irrationale Rationalität und rationale Irrationalität: die Grenzen der Demokratiekonzeption
von Joseph Schumpeter, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches
Journal, Jg. 20/2009, H. 4, S. 17-23 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie", im Jahre 1942 von Joseph Schumpeter
veröffentlicht, wird häufig als Vorläufer der vom Rational Choice-Ansatz inspirierten Demokratietheorie interpretiert, deren erster Klassiker im 20. Jahrhundert das 17 Jahre später publizierte Werk "An Economic Theory of Democracy" von Anthony Downs ist. Die These des
vorliegenden Aufsatzes lautet, dass der von Schumpeter vorhergesagte unausweichliche Aufstieg des Sozialismus bei gleichzeitigem Niedergang von Kapitalismus und Demokratie maßgeblich aus dem statischen Verständnis von Demokratie in Verbindung mit einem inadäquaten Verständnis der ökonomischen Rationalität resultiert. Die Irrationalitäten, die er beim
Handeln der Bürger in politischen Kontexten identifiziert, sind keine Irrationalitäten, sondern
das Gegenteil davon: eine konsequentere Anwendung ökonomischer Rationalität, wie sie
Schumpeter selbst dekliniert. Um diese These zu entfalten, geht der Autor zunächst auf das
Mainstreamverständnis der Rational Choice-Theorie ein. Er überprüft anschließend einschlägige Passagen des Werkes Schumpeters daraufhin, welche Vorstellungen von Rationalität ihnen zugrunde liegen, und kontrastiert diese mit neueren Ansätzen in der Rational Choice-Forschungsliteratur. Seine Analyse beschränkt sich auf den 4. Teil des Werkes und dort vor allem auf die für die Rationalität der Wähler und der Parteien zentralen Kapitel. (ICI2)
[41-L] Schäfer, Armin:
Krisentheorien der Demokratie: Unregierbarkeit, Spätkapitalismus und Postdemokratie, in:
Der moderne Staat : Zeitschrift für Public Policy, Recht und Management, Jg. 2/2009, H. 1, S.
159-183
INHALT: "Dieser Aufsatz greift die in den Siebzigerjahren entwickelten Argumente zur 'Unregierbarkeit' einerseits und zum 'Spätkapitalismus' andererseits auf und befragt sie nach ihrer
heutigen Relevanz. Beide Denkschulen erkannten eine Überforderung des Staats. Während
linke Autoren die Ursache in den Widersprüchen des Kapitalismus verorteten, machten Konservative die Anspruchsinflation von Transferempfängern und die Überdehnung demokratischer Partizipation verantwortlich. Anhand empirischer Trends aus den OECD-Staaten wird
dargestellt, wie der Staat seit der Unregierbarkeitsdebatte gesellschaftliche Ansprüche abwehrt, indem er dem Markt mehr Geltung verschafft und die eigenen Steuerungsansprüche reduziert. Gemessen an den damaligen Prognosen hat der Staat Handlungsfähigkeit gewonnen.
Dadurch ist jedoch der Vertrauensverlust in die Politik nicht gestoppt, sondern beschleunigt
worden. Diese Analyse lässt die Konturen einer neuen Krisendiagnose erkennbar werden, die
der Begriff 'Postdemokratie' kennzeichnet." (Autorenreferat)
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
[42-L] Scharinger, Maria-Rosa:
Islamismus: konkurrierende Interpretationen eines politischen Phänomens, (Studien zum
Politischen Extremismus), Wiesbaden: Drewipunkt 2009, 158 S., ISBN: 978-3-941174-05-4
INHALT: Die Studie versucht folgende Fragestellungen zu klären: Was genau wird in der Extremismus- und Fundamentalismusdebatte unter dem Begriff Islamismus verstanden? Welche
Diskursgemeinschaften haben sich gebildet? Wo wird Islamismus von den Diskursteilnehmern jeweils eingeordnet? Aufgrund welcher Argumente erfolgt die Verortung? Welches
grundlegende Verständnis von Extremismus und Fundamentalismus verbirgt sich hinter den
Positionen? Worin bestehen Perzeptionsgemeinsamkeiten bzw. -unterschiede innerhalb und
zwischen den Diskursgruppen? Es geht der Autorin damit um die Aufdeckung und Analyse
der verschiedenen wissenschaftlichen Positionen, die sich mit der Frage beschäftigen, wo Islamismus in der Extremismus- bzw. Fundamentalismusdebatte einzuordnen ist. Von einem
wissenschaftlichen Konsens oder wenigstens einer Hauptrichtung kann keine Rede sein. Vielmehr lassen sich grob vier Linien identifizieren: Erstens jene Linie, die Islamismus als Form
des Rechtsextremismus bzw. Faschismus versteht. Eine zweite Linie steht dieser Position diametral entgegen: Islamismus ist "Leninismus im islamischen Gewand" und damit eine Variante Linksextremismus. Eine dritte Linie widerspricht beiden Positionen: Islamismus ist eine
besondere, eigenständige Variante des politischen Extremismus. Die vierte Linie versteht Islamismus in erster Linie als Fundamentalismus. (ICA2)
[43-L] Schindler, Danny:
Repräsentation versus Partizipation?: demokratietheoretische Überlegungen zum
Wechselverhältnis politischer Prinzipien, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und
geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 20/2009, H. 2, S. 95-105 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76;
USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Demokratie wird in modernen komplexen Gesellschaften primär als repräsentative Demokratie vorgestellt. Der Autor fragt: Müssen deswegen aber die demokratischen Prinzipien
Repräsentation und Partizipation dualistisch gedacht werden? Der Beitrag reflektiert beide
Sichtweisen auf der theoretischen Ebene und untersucht sie kritisch auf ihre Konsistenz. Er
folgt einem Dreischritt. Zunächst wird das Konzept der repräsentativen Demokratie allgemein
beleuchtet und hinsichtlich seiner Merkmale beschrieben. Anschließend werden die genannten Kritiken eingehender ausgeführt. An ihnen wird schließlich das Wechselverhältnis von
Repräsentation und Partizipation gespiegelt und - als Kritik der Kritik - auf die demokratietheoretische Vereinbarkeit beider Prinzipien verwiesen. Dem Autor geht es einerseits darum
zu zeigen, dass Repräsentation und Partizipation strukturell in einem konstitutiven Wechselverhältnis stehen, welches auch unter der Bedingung epistemologischer Komplexität nicht
aufgelöst wird. Andererseits wird dargestellt, dass der Repräsentationsbegriff in der demokratietheoretischen Debatte oftmals selbst Konstruktcharakter hat und der politiktheoretisch diffuse und verkürzte Sprachgebrauch erst die Möglichkeit schöpferischer Kritik eröffnet.
(ICA2)
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[44-L] Schlenker-Fischer, Andrea:
Demokratische Gemeinschaft trotz ethnischer Differenz: Theorien, Institutionen und soziale
Dynamiken, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 360 S., ISBN: 978-3-531-16495-3
INHALT: "Wodurch zeichnet sich eine demokratische Gemeinschaft trotz ethnischer Differenz
aus und was beeinflusst ihre Entstehung und Persistenz? Zur Beantwortung dieser Frage werden normative Demokratietheorien und empirisch-analytische Sozialtheorien verbunden mit
dem Ziel, Modelle demokratischer Gemeinschaft im Hinblick auf ethnische Differenz zu unterscheiden. Die hierfür relevanten Identifikationsprozesse mit der politischen Gemeinschaft
sowie zentrale Einflussfaktoren hierauf werden anhand ausgewählter Ergebnisse verleichender empirischer Studien betrachtet. Dies ermöglicht einen ersten Vergleich der Persistenz von
Demokratie als Regimeform sowie des spezifischen Typs demokratischer Gemeinschaft. Die
Benennung modell-interner Spannungen und Entwicklungsdynamiken soll letztlich das Verständnis eines friedlichen demokratischen Prozesses in multi-ethnischen Gesellschaften fördern." (Autorenreferat)
[45-L] Seubert, Sandra:
Das Konzept des Sozialkapitals: eine demokratietheoretische Analyse, Frankfurt am Main:
Campus Verl. 2009, 282 S., ISBN: 978-3-593-39048-2
INHALT: In der vorliegenden Studie wird der Versuch unternommen, die Potenziale und Grenzen des Konzepts des Sozialkapitals für eine demokratietheoretische Analyse neu zu bewerten. Den Rahmen dafür bildet der Diskurs der Bürgergesellschaft mit dem besonderen Wandel, den er seit den 1990er Jahren erfahren hat: nicht mehr nur die Verbesserung der sozialen
Integration durch Möglichkeiten der politischen Partizipation jenseits der engen Grenzen repräsentativer Demokratie, sondern auch die Beteiligung an öffentlichen Aufgaben, die der
Staat nicht mehr alleine zu vollbringen vermag, werden von der Bürgergesellschaft nun erhofft. Da das Sozialkapital allgemein mit dem Vermögen zu sozialer Kooperation verbunden
wird, soll es in erster Linie die gesellschaftliche Integration fördern. Unter welchen Bedingungen kann es jedoch auch zur Absonderung von Individuen und sozialen Gruppen führen
und die soziale Ungleichheit verstärken? In welchem institutionellen Bezugsrahmen kann die
Bildung von Sozialkapital genauer analysiert werden? Die Autorin entwickelt in ihrer ausführlichen Studie ein Konzept des Sozialkapitals, das die integrationstheoretische Perspektive
von Robert Putnam mit der machtkritischen Perspektive von Pierre Bourdieu verbindet.
(ICI2)
[46-F] Siep, Ludwig, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Der Staat als weltliches Absolutes
INHALT: In den gegenwärtigen Diskussionen über das Fundament der Menschenwürde oder den
Gottesbezug der europäischen Verfassung wird vielfach die These vertreten, ohne eine religiös-transzendente Begründung von Recht und Moral drohe der Rückfall in das Zeitalter der
"Staatsvergottung". Der Verfügung des Staates über die Rechte und das Leben der Individuen
seien dann keine Grenzen gesetzt. Diese Gefahr potenziere sich durch die Möglichkeiten der
modernen Biotechnologie (Embryonenforschung, Klonierung etc.). Als Höhepunkt der philosophischen Vergöttlichung des Staates gilt die Philosophie Hegels. Der Sinn der Hegelschen
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
These vom Staat als "unbewegter Selbstzweck", "Gang Gottes in der Welt" etc. bedarf genauerer Klärung sowohl hinsichtlich seiner systematischen Bedeutung wie seiner historischen
Prämissen. Der neuzeitliche Staat ist in einem Prozess der "Sakralisierung" (Kantorowicz) gegen die universalen Ansprüche der Kirche entstanden. Die Philosophie unterstützt diesen Anspruch durch die "säkulare" Begründung staatlicher Souveränität und Letztentscheidung auch
in Religionsfragen (Hobbes). Seit Locke entwickelt sich aber auch eine Grundlegung von
Menschenrechten, die staatlichen Eingriffen entzogen sein sollen. Kant und der "Deutsche
Idealismus" wollen diese Rechte ebenso wie die Souveränität des Staates durch die autonome
Vernunft begründen. Diese Begründung soll mit dem Christentum vereinbar, ja vom aufgeklärten Protestantismus gefordert sein. Die Letztbegründung des Staates bei Hegel sichert ihn
als Garant einer Verfassung individueller Freiheitsrechte und dauerhafter Institutionen gegen
Relativierung durch theokratische oder eschatologische Tendenzen. Hegels "sakrales" Verständnis staatlicher Souveränität führt aber zu einer Vernachlässigung des Abwehrcharakters
der Grundrechte und des Widerstandsrechts. Die Aufgaben einer "religionsneutralen" Begründung und Sicherung der Grundrechte, der Gewaltenteilung, des staatlichen Gewaltmonopols
etc. sind aber auch nach der Epoche der Totalisierung der Staatsgewalt und in einer Periode
der Erosion der Staatlichkeit (Globalisierung, "failing states" etc.) nicht obsolet.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche
Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt)
[47-L] Siller, Peter; Pitz, Gerhard (Hrsg.):
Politik der Gerechtigkeit: zur praktischen Orientierungskraft eines umkämpften Ideals,
Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 385 S., ISBN: 978-3-8329-4267-0
INHALT: Im vorliegenden Buch Politik der Gerechtigkeit wird der aktuelle Stand einer vielschichtigen und vielfältigen Gerechtigkeitstheorie auf die Frage nach ihrer Orientierungskraft
für institutionelle Politik und politische Praxis bezogen. Damit wird in der vorliegenden Publikation ein Zusammenhang beleuchtet, der sowohl in der politischen Philosophie wie auch
in der politischen Praxis bislang nur am Rande hergestellt wird. Zu weit entfernt scheinen die
Welten, zu groß die 'Fallhöhe' von der Theorie zur Praxis. Doch eine politische Philosophie,
deren Movens auf eine veränderte institutionelle Praxis zielt, muss Auskunft geben über die
Orientierungskraft und die Reichweite ihres Gehalts. Und eine politische Praxis, die es mit ihrer Orientierung am Ideal der Gerechtigkeit ernst meint, muss konkreter benennen, was sie
darunter versteht und welche Konsequenzen sie daraus zieht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: I. Was heißt Gerechtigkeit heute? Orientierungskraft und Erweiterungen: Rainer
Forst: Die erste Frage der Gerechtigkeit (13-24); Stefan Gosepath: Grundprinzipien einer gerechten Verteilung materieller Güter (25-40); Otfried Höffe: Soziale Gerechtigkeit: ein Zauberwort (41-46); Ralf Fücks: Gerechtigkeit als Leitidee demokratischer Politik (47-50); Paul
Nolte: Soziale Gerechtigkeit in neuen Spannungslinien (51-64); II. Neue soziale Frage - Ausgrenzung, Teilhabe und Umverteilung: Richard Hauser: Armut in Deutschland (65-84); Heinz
Bude: Das Problem der Exklusion (85-100); Michael Opielka: Gerechtigkeit und Garantismus
(101-120); Katrin Göring-Eckardt: Teilhabe garantieren und Existenz sichern (121-126); Renate Künast: Gerechtigkeitsideal und politische Praxis (127-130); Ralf Fücks: Vorrang für öffentliche Güter (131-134); Claus Wendt: Grundprinzipien der sozialen Sicherheit (135-146);
Stefan Huster: Gesundheitsgerechtigkeit (147-160); "Neue soziale Frage" in der Diskussion
(161-172); III. Internationale Gerechtigkeit. Gerechtigkeitsverpflichtungen im internationalen
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
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Raum: Thomas Kesselring: Weltwirtschaft, Verdrängungswettbewerb und der Schutz der
Menschenrechte (173-186); Angelika Krebs: Gleichheit ohne Grenzen? (187-194); Uschi Eid:
Afrikas Entwicklung (195-198); Regina Kreide: Haben transnationale Unternehmen Menschenrechtspflichten? (199-214); IV. Generationengerechtigkeit. Gerechtigkeitsverpflichtungen für die Zukunft: Jörg Tremmel: Demografie und Generationengerechtigkeit (215-240);
Dieter Birnbacher: Generationengerechtigkeit international (241-244); Katrin GöringEckardt: Potentiale ausschöpfen heute und morgen (245-248); Christoph Butterwegge: Wozu
denn bloß Generationengerechtigkeit? (249-254); Winfried Kretschmann: Das Ethische der
Generationengerechtigkeit (255-258); "Generationengerechtigkeit" in der Diskussion (259268); V. Auslaufmodell Staat? Gerechtigkeit und die Rolle des Staates: Erhard Eppler: Auslaufmodell Staat? (269-280); Peter Siller: Gerechtigkeit und öffentliche Institutionen (281326); Herlinde Pauer-Studer: Gerechtigkeit und Zivilgesellschaft (327-338); Stephan Leibfried: Ende der antietatistischen Konjunktur (339-344); Philipp Genschel, Bernhard Zangl:
Die Zerfaserung von Staatlichkeit und die Zentralität des Staates (345-354); Michael Zürn:
Die Politisierung der Ökonomisierung? (355-372); Olaf Scholz: You'll Never Walk Alone
(373-376).
[48-L] Stockhammer, Nicolas:
Das Prinzip Macht: die Rationalität politischer Macht bei Thukydides, Machiavelli und
Michel Foucault, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 262 S., ISBN: 978-3-8329-2801-8
INHALT: "Welche Überlegungen stehen hinter Machthandlungen, welche realen Machtkonstellationen beeinflussen ihrerseits die instrumentelle Vernunftlogik als auch die daraus resultierende Handlungsstrategie der Regierenden? Wie ist die Struktur herrschaftlicher Machtrationalität zu beschreiben? Auf einer Spurensuche nach dem 'soziologisch amorphen' (Max Weber)
Phänomen Macht in den Denkkategorien des Thukydides, Machiavellis und bei Michel Foucault werden diese fundamentalen Fragestellungen behandelt. Dabei kommt die kontextuelle
Methodologie der Cambridge School zur Anwendung. Neben der heterogenen Struktur politischer Macht werden interdependente Machtkonstellationen und die komplexe Funktionsdynamik von Machtprozessen komparativ analysiert. Die jeweiligen Implikationen herrschaftlicher Macht werden zudem unter zeitgenössische machttheoretische Ansätze subsumiert."
(Autorenreferat)
[49-L] Tully, James:
Politische Philosophie als kritische Praxis, (Theorie und Gesellschaft, Bd. 62), Frankfurt am
Main: Campus Verl. 2009, 272 S., ISBN: 978-3-593-38481-8
INHALT: "James Tullys politische Philosophie zielt darauf ab, uns von Denkweisen zu befreien,
die Unfreiheit und Unterdrückung verschleiern und akzeptabel machen. Er plädiert für ein anderes Denken, das mit kritischer, zivilgesellschaftlicher Praxis in einem Wechselverhältnis
steht. Dieser Ansatz und sein philosophischer Hintergrund werden hier erstmals in deutscher
Übersetzung vorgestellt und unter anderem auf folgende politische Fragen angewendet: die
Anerkennung multikultureller und nationaler Vielfalt, globale Ungleichheit von Macht und
Beteiligung, der Imperialismus der Globalisierung und die Abschwächung der Demokratie
sowie die Rolle der Bürger im europäischen Integrationsprozess." (Autorenreferat)
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
[50-L] Voigt, Rüdiger (Hrsg.):
Der Hobbes-Kristall: Carl Schmitts Hobbes-Interpretation in der Diskussion,
(Staatsdiskurse, Bd. 7), Stuttgart: Steiner 2009, 204 S., ISBN: 978-3-515-09398-9
INHALT: "Der oft schon totgesagte Leviathan des Thomas Hobbes ist so lebendig, aber auch so
umstritten wie bei seiner Geburt. Carl Schmitt ist als der Hobbes des 20. Jahrhunderts' bezeichnet worden. Er selbst sah sich gern als Erben und Nachfolger des Begründers der modernen Staatsphilosophie. In dem 'Hobbes-Kristall' kommen seine staatsrechtlichen Anschauungen besonders deutlich zum Ausdruck. Dieses Diagramm besteht aus fünf Achsen, deren
oberste die Wahrheit und deren unterste Gehorsam und Schutz des Einzelnen sind. Sein Kernsatz lautet: 'Auctoritas, non veritas facit legem!' In dem vorliegenden Band setzen sich Philosophen, Staats- und Politikwissenschaftler mit Hobbes' Leviathan im Allgemeinen und mit
der Schmittschen Hobbes-Interpretation im Besonderen auseinander. Der Band ist in drei Teile gegliedert: Thomas Hobbes' Leviathan - Carl Schmitts Hobbes-Interpretation - Ordnungsund Entscheidungsdenken." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Einleitung: Rüdiger Voigt:
Thomas Hobbes und Carl Schmitt. Ausgangspositionen konservativen Denkens (13-34); 1.
Teil: Thomas Hobbes' Leviathan: Wolfgang Kersting: Das "Ideal des Hobbes", der Kampf
und die Anerkennung. Kants und Hegels Auseinandersetzung mit Hobbes (37-63); Hans-Martin Schönherr-Mann: Lebenssicherung oder die Frage nach dem guten Leben. Hobbes Schmitt - Strauss zwischen Konservatismus und Liberalismus (65-91); 2. Teil: Carl Schmitts
Hobbes-Interpretation: Wolfgang Kersting: Carl Schmitt und Thomas Hobbes (95-122); Peter
Nitschke: Der Maschinenstaat des Carl Schmitt: Die Hobbes-Interpretation als Ideologiekritik
(123-141); Samuel Salzborn: Leviathan und Behemoth. Staat und Mythos bei Thomas Hobbes und Carl Schmitt (143-164); 3. Teil: Ordnungs- und Entscheidungsdenken: Andreas Anter: Lehrmeister Thomas Hobbes. Carl Schmitt, Talcott Parsons und Hobbes' Argument der
Ordnung (167-184); Günter Maschke: Der dezisionistische Freund und der dezidierte Schutzengel. Carl Schmitt zwischen Thomas Hobbes und Juan Donoso Cortés (185-202).
[51-L] Werkner, Ines-Jacqueline; Liedhegener, Antonius; Hildebrandt, Mathias (Hrsg.):
Religionen und Demokratie: Beiträge zu Genese, Geltung und Wirkung eines aktuellen
politischen Spannungsfeldes, (Politik und Religion), : VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 165 S.,
ISBN: 978-3-531-16641-4
INHALT: "Das Verhältnis von Religion und Demokratie gehört zu den großen Zukunftsthemen
demokratischer Gesellschaften. Nachdem die Politikwissenschaft diesem Spannungsfeld lange Zeit kaum Aufmerksamkeit geschenkt hat, erfährt das Wechselverhältnis von Religion und
Demokratie in jüngster Zeit eine neue Aktualität. Einen Schwerpunkt in der neueren politischen Theorie bildet dabei die Diskussion um die vorpolitischen Grundlagen des demokratischen Rechtsstaates, um die Angewiesenheit der freiheitlichen Demokratie auf religiöse Ressourcen. Der vorliegende Band greift diese Thematik auf. Er geht aber über die europazentrierte Ausgangsthese hinaus und verfolgt nicht nur das Verhältnis von (westlichem) Christentum und Demokratie, sondern weitet den Blick auf das Thema in anderen religiösen Großtraditionen dieser Welt. Dies geschieht mit qualitativen Einzelfallstudien, die den Zusammenhang von Religion und Demokratie im Raum des orthodoxen Christentums, im jüdisch-israelischen Kontext sowie in den religiösen Traditionen Asiens untersuchen." (Autorenreferat).
Inhaltsverzeichnis: Ines-Jacqueline Werkner & Antonius Liedhegener: Einleitung: Von "Demokratie und Religion" zu "Religionen und Demokratie" (9-16); Detlef David Bauszus: Reli-
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
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gion, Politik und die demokratische Republik in der Analyse Alexis de Tocquevilles "Über
die Demokratie in Amerika" (17-28); Christoph Seibert: Inklusion von Religion im politischen Diskurs - eine irreführende Fragestellung? Überlegungen zur Verhältnisbestimmung
von öffentlicher Vernunft und Religion bei John Rawls und Jürgen Habermas (29-52); Werner Suppanz: Religion und Radikale Demokratie: Religiöse Geltungsansprüche aus der Sicht
anti-fundationalistischer politischer Theorie (53-76); Matthias Morgenstern: Kirche und Demokratie: Russland und die Ukraine im Vergleich (77-96); Hans-Michael Haußig: Die Debatte um den jüdischen Staat im religiösen Judentum (97-112); Henning Klöter: Demokratie und
Religion in Taiwan (113-132); Shingo Shimada: Demokratie und religiöse Erinnerungskultur
in Japan: Das Beispiel des Yasukuni-Schrein (133-144); Jakob Rösel: Indiens Demokratie
und Indiens Säkularismus (145-165).
[52-L] Wevelsiep, Christian:
"Vorpolitische Quellen oder vorpolitische Interessen?": politische Philosophie nach
Heidegger und Arendt, in: Zeitschrift für Politik : Organ der Hochschule für Politik München, N.
F., Jg. 56/2009, H. 3, S. 244-259 (Standort: USB Köln(38)-Fa00283; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der vorliegende Aufsatz möchte versuchen, den Begriff des vorpolitischen Interesses
als eine eigenständige Dimension des Politischen einzuführen und ihn als Alternative zur Differenz von vorpolitischem Fundamentalismus und politischer Moderne zu beschreiben. Im
einzelnen soll der Begriff des vorpolitischen Interesses entlang klassischer politischer Entwürfe konturiert werden; zunächst in Opposition zum Horizont einer vorpolitischen Homogenität bei Heidegger und Schmitt (1); anschließend in einer ausführlichen Auseinandersetzung
mit der politischen Theorie Hanna Arendt's (2). Deren politischer Freiheitsbegriff ist einerseits maßgeblich für die Explikation des vorpolitischen Sinnhorizonts; zugleich eröffnet er offene Flanken, von denen hier vor allem die rigide Unterscheidung von politischen und vorpolitischen Interessen zu nennen ist (3). Das Schema von Fundamentalismus und Moderne
bringt in diesem Zusammenhang die Schwierigkeit der politischen Theorie zum Ausdruck,
vorpolitische Interessen als eigenständige Dimension des Politischen anzuerkennen." (Autorenreferat)
[53-L] Zimmer, Annette:
Zivilgesellschaft und Demokratie: drei Modelle zivilgesellschaftlicher Einbettung, in:
Gesellschaft Wirtschaft Politik : Sozialwissenschaften für politische Bildung, N. F., Jg. 58/2009,
H. 3, S. 397-406 (Standort: UB Bonn(5)-Z62/84; USB Köln(38)-M XG00116; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Demokratietheorie als wichtiges Anliegen der Politikwissenschaft steht derzeit ebenso
ganz oben auf der sozialwissenschaftlichen Agenda wie das Interesse an bürgerschaftlichem
Engagement und Zivilgesellschaft. Allerdings finden die Diskurse zu Demokratietheorie und
Zivilgesellschaft getrennt voneinander statt. An dieser Stelle setzt der folgende Beitrag an,
der auf den Stand der Demokratieforschung und die Zivilgesellschaftsdebatte eingeht. Vor
diesem Hintergrund werden unterschiedliche Modelle der Einbettung zivilgesellschaftlicher
Organisationen vorgestellt und hinterfragt: Welches Modell - liberales, sozialdemokratisches
oder subsidiäres - ist am besten aufgestellt?" (Autorenreferat)
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2
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
Theorie und Geschichte politischer Systeme
[54-L] Anderson, Perry:
Ein neues Deutschland?: die Bundesrepublik 20 Jahre nach dem Mauerfall, in: Mittelweg
36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg. 18/2009, H. 4, S. 3-40 (Standort:
USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: In dem internationalen Getöse, das den Beginn der gegenwärtigen Wirtschaftskrise
umgab, schien Deutschland oft so etwas wie der stille, ruhende Mittelpunkt. Doch verdeckt
diese scheinbare Passivität die enormen strukturellen Veränderungen, die das Land seit dem
Fall der Mauer durchlaufen hat. Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft waren starken,
akuten, oft widersprüchlichen Belastungen ausgesetzt. Für den Bereich der Politik wird der
neoliberale Schub der Agenda 2010 hervorgehoben, der nicht von einer marktradikalen Rechten ausging, sondern aus einer zerknirschten Mitte kam. Er konnte nur schwächer ausfallen
als der des Thatcher-Regimes, während der Widerstand innerhalb einer vergleichsweise unkastrierten Gewerkschaftsbewegung viel stärker war als unter Blairs Genossen. Die Wiedervereinigung, welche die ökonomische Grundverfassung des Landes verändert und einen weniger
moderaten, einen aggressiveren Kapitalismus losgelassen hat, führte zu einer Gegenbewegung. Die Riesensummen, die man in den Osten investiert hatte, haben zwar die Einrichtung
und das Inventar der Gesellschaft modernisiert - Kommunikationsnetze, Gebäude, Dienstleistungen -, allerdings gelang es ihnen weder, einen entsprechenden industriellen Wohlstand zu
schaffen noch ein Gefühl kollektiver Würde und Gleichheit innerhalb der Bundesrepublik zu
erzeugen. Der Verfasser stellt eine tief reichende Entkoppelung des politischen vom kulturellen Leben der Berliner Republik fest. In den Bonner Tagen gab es trotz offensichtlicher Kontraste eine grundsätzliche Übereinstimmung zwischen beiden. Die intellektuelle Energie war
auf eine Rechte übergegangen, die nicht länger eine bloße Fronde darstellte, sondern einen
wichtigen Konsens in den Medien, ja ein Meinungsklima definierte. Die politische Klasse
hingegen klebte weiterhin an dem ihr vertrauten Biotop. Weder rot-grüne noch schwarz-rote
Koalitionen hatten das aus Bann überkommenen juste milieu ernsthaft verändert. Dennoch
zerbrach das Gleichgewicht des alten westdeutschen Systems. Dessen Bestandteile hat eine
ganze Reihe von Verrenkungen auseinandergezerrt. Die Wirtschaftssphäre hat sich nach
rechts verschoben. Die politische Sphäre ist noch nicht sehr weit aus der Mitte gerückt. Die
soziale Sphäre hat sich unterirdisch nach links bewegt, die intellektuelle in die entgegengesetzte Richtung. (ICF2)
[55-L] Baberowski, Jörg:
Totale Herrschaft im staatsfernen Raum: Stalinismus und Nationalsozialismus im Vergleich,
in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Jg. 57/2009, H. 12, S. 1013-1028
INHALT: Die Regime der Nationalsozialisten und der Bolschewiki verband nicht nur der Glaube
an die Möglichkeit, jedes Ziel erreichen und durchsetzen zu können und jedes Problem für
immer aus dem Weg zu räumen. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass der Zweite Weltkrieg
eine "Entgrenzung" ermöglichte, die beiden die historisch einzigartige Gelegenheit gab, Worten auch Taten folgen zu lassen. Der "staatsferne Gewaltraum" war das Experimentierfeld der
totalitären Diktaturen, in ihm konnten die Täter fernab ihrer bürgerlichen Lebenswelt ungestraft foltern, töten und sich aller Hemmungen entledigen. Es war kein Zufall, dass sich die
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Vernichtung der Kulaken, die Verschiebung von Völkern und der Massenmord an den Juden
abseits aller moralischen und rechtlichen Sicherungen in den staatsfernen Räumen Osteuropas
vollzogen. Der Vergleich zeigt die erschreckende Einsicht: Keine Sozialisation, kein Zivilisationsprozess kann verhindern, dass sich friedfertige Bürger in "Monster" verwandeln, wenn
Menschen, die nicht töten müssen, töten dürfen. Diese Selbstermächtigung des Menschen im
"Ausnahmezustand" war das Kennzeichen der beiden totalitären Diktaturen. Es waren nicht
die modernen Ideologien und Homogenitätsfantasien, die die Vernichtungsexzesse ins Werk
setzten, sondern die vormodernen Gewalträume, die das Denkbare zum Machbaren werden
ließen. (ICA2)
[56-L] Baier, Walter:
Das kurze Jahrhundert: Kommunismus in Österreich ; KPÖ 1918 bis 2008, Wien: Ed.
Steinbauer 2009, 300 S., ISBN: 978-3-902494-39-9
INHALT: Die Absicht des Verfassers ist es, aus Anlass des 90. Jahrestages der KPÖ eine zusammenfassende, kritische Darstellung ihrer bewegten und an Wendungen reichen Geschichte
vorzulegen. Er geht davon aus, dass sich in der Geschichte der Kommunistischen Partei Österreichs die Probleme des 20. Jahrhundert auf charakteristische Weise widerspiegeln. Entstanden aus linksradikalen Zirkeln, in denen SozialdemokratInnen sich sammelten, die die
Unterstützung des Ersten Weltkriegs durch den Vorstand ihrer Partei ablehnten, verknüpfte
die KPÖ von allem Anfang an ihr Schicksal mit Aufstieg und Untergang der Russischen Oktoberrevolution. Nach kurzem Aufschwung stand sie während der Ersten Republik nur am
Rande des politischen Geschehens, wuchs aber trotz ihres Verbots 1933, vor allem nach der
Februarniederlage der Sozialdemokratie im Jahr 1934, und schließlich im Widerstand gegen
den Nationalsozialismus zu einer Massenpartei an. Wenige Monate nach der Befreiung vom
Faschismus 1945 vereinte sie mehr als 100 000 Mitglieder in ihren Reihen. Während sich
gleichsam zu ebener Erde eine sehr unterschiedliche Masse bei den örtlichen Parteibüros als
Mitglieder einschreiben ließ, übernahm im ersten Stock die aus Moskau heimkehrende Führungsgruppe die Leitung des Parteiapparats. Der Abschluss des Staatsvertrages, der Abzug
der vier Besatzungsmächte und die Entstalinisierung in der Sowjetunion Mitte der 50er Jahre
hätten die Möglichkeit zu einer Neuausrichtung geboten. Zu diesem Zeitpunkt hätte die Partei
auch über ein qualifiziertes politisches Personal und ausreichende intellektuelle Kapazitäten
für die Umorientierung verfügt, jedoch fehlte ihr es am politischen Willen dazu. Stattdessen
begann in den Leitungsgremien der KPÖ ein jahrzehntelanger selbstzerstörender Konflikt, der
die Geschichte des internationalen Kommunismus insgesamt durchzieht, und in dessen Verlauf die Partei sich von ihren fähigsten Köpfen trennte. 1968, als die parteiinterne Auseinandersetzung um den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Armeen in der CSSR ihren Höhepunkt
erreichte. Vor dem Hintergrund der Untersuchung der Entwicklungen in den 1970er und
1980er Jahren und der Aktivitäten der Partei unter den Bedingungen der fortschreitenden Liberalisierung analysiert der Autor die Situation der KPÖ nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des Ostblocks. (ICF2)
[57-L] Benz, Arthur:
Politik in Mehrebenensystemen, (Governance, Bd. 5), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
2009, 257 S., ISBN: 978-3-531-14530-3
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
INHALT: "Ausgehend von der Tatsache, dass Politik in zunehmendem Maße die Grenzen von lokalen, regionalen oder nationalen Gebietskörperschaften überschreitet und zwischen Ebenen
koordiniert werden muss, behandelt das Buch Möglichkeiten und Grenzen einer demokratischen Politik in Mehrebenensystemen. Vorgestellt werden relevante Theorien und Begriffe
der Politikwissenschaft, aus denen ein differenzierter Analyseansatz abgeleitet wird. Grundlegend ist dabei die Überlegung, dass die komplexen Strukturen der Mehrebenenpolitik die Akteure häufig mit widersprüchlichen Anforderungen unterschiedlicher Regelsysteme konfrontieren, wodurch Entscheidungen erschwert oder Demokratiedefizite verursacht werden. Die
Akteure entwickeln aber Strategien, um diese Schwierigkeiten zu bewältigen. Erst bei Berücksichtigung strategischer Interaktionen lässt sich bewerten, ob die Praxis des Regierens im
Mehrebenensystem Anforderungen an eine demokratische Politik genügt. Am Beispiel der
Mehrebenenpolitik im deutschen Bundesstaat sowie in der Europäischen Union werden diese
theoretischen Überlegungen und die Anwendung der Analysekategorien für unterschiedliche
Formen von Mehrebenensystemen illustriert." (Autorenreferat)
[58-F] Bialas, Wolfgang, Priv.Doz. Dr. (Bearbeitung):
Die moralische Ordnung des Nationalsozialismus. Zum Zusammenhang von Philosophie,
Ideologie und Moral
INHALT: Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist von bleibender kultureller,
moralischer und politisch-praktischer Bedeutung. Nach der ideologisch begründeten Verfolgung und Vernichtung von politischen Gegnern und rassisch 'Minderwertigen' im Nationalsozialismus steht noch immer die Frage nach der Entwicklung einer politischen Kultur des Umgangs mit religiös, kulturell oder ethnisch Anderen in der pluralen Gesellschaft. Auch Genozid und ethnische Säuberungen, die die zivilgesellschaftliche Ordnung moderner Gesellschaften im Konfliktfall zu zerstören drohen, sind immer noch von trauriger Aktualität. Im Mittelpunkt des geplanten Projekts steht die vergleichende Analyse der Argumentationen und Begründungen zur Einführung einer neuen moralischen Ordnung in ideologischen und philosophischen Texten des Nationalsozialismus. Rekonstruiert werden sollen jene historischen und
naturgesetzlichen, rassischen und bevölkerungspolitischen, volkshygienischen und biologischen Argumente, mit denen die Konditionierung der Deutschen zur Herrenrasse und der
ideologisch begründete Ausschluss der Juden aus dem Geltungsbereich moralischer Verpflichtungen als ethisch richtig und notwendig gerechtfertigt wurden. Diese Analyse soll Aufschluss geben über Funktionsmechanismen selektiver Moral und soziokultureller Diskriminierung. Der Forschungsansatz folgt der Überzeugung, dass nationalsozialistische Moral nicht
als separates Forschungsfeld bearbeitet werden kann, sondern an der Schnittstelle von Forschungen zur nationalsozialistischen Ideologie und Herrschaftspraxis liegt (u.a. Täter- und
Antisemitismusforschung sowie Forschungen zur nationalsozialistischen Rasseforschung),
die in einem eigenen Ansatz zusammengeführt werden. Verfolgt wird das Zusammenspiel der
Bestimmung von Anderssein mit Begründungen und Praktiken von Zugehörigkeit und Ausschluss. Dabei wird im Projekt der Hypothese nachgegangen, dass sich in der nationalsozialistischen Weltanschauung eine zeitgenössische Mentalität des korrigierenden Eingriffs in
menschliche Kultur und Biologie zu einer ideologischen Politik angewandter Biologie radikalisierte.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen
Universität Dresden (01062 Dresden)
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KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-463-32802, e-mail: [email protected])
[59-L] Bußjäger, Peter; Karlhofer, Ferdinand; Pallaver, Günther (Hrsg.):
Die Besten im Westen?: die westlichen Bundesländer und ihre Rolle seit 1945, (Schriftenreihe
politische Bildung / Institut für Förderalismus, Bd. 7), Wien: Braumüller 2008, IX, 103 S., ISBN:
978-3-7003-1703-6
INHALT: "Bevölkerungsdynamik und Wirtschaftsleistung der westlichen Länder sind überdurchschnittlich, die Arbeitslosigkeit liegt unter dem Durchschnitt. Die Landesidentität der Bürger
ist besonders ausgeprägt, die Wählermobilität ebenso. Erste Schritte in Richtung Verfassungsautonomie wurden im Westen Österreichs gesetzt. Untersucht wurden die westlichen
Bundesländer und ihre Rolle seit 1945, der Beginn der Zweiten Republik im Kontext der gesamtösterreichischen Entwicklung bis heute; ebenso wurde das Selbstverständnis dieser Länder kritisch hinterfragt und auch Mythen konnten aufgedeckt und entzaubert werden. Mit dem
Buch soll die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Phänomen Föderalismus in Österreich vorangetrieben werden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Veronika V. Eberharter: Räumliche Disparitäten - Standortpotenziale und nachhaltige Regionalentwicklung (134); Ferdinand Karlhofer: Westösterreich: Parteien, Wahlen und Regierungssysteme im bundesstaatlichen Kontext (35-58); Günther Pallaver: Die mediale Berichterstattung über den Föderalismus im West-Ost Vergleich (59-78); Jürgen Weiss: Der Föderalismus in Österreich
und die westlichen Bundesländer (79-88); Peter Bußjäger: Verfassungsinnovation - eine Angelegenheit des Westens? (89-102).
[60-L] Claussen, Bernhard:
'1968' als Epochesignatur und ihre Bedeutung für die Bildung im demokratischen Staat: zu
einigen pädagogischen Aspekten systemkritischer Entwicklungsimpulse in Politik und
Gesellschaft, Kiel: Götzelmann 2009, 191 S., ISBN: 978-3-935582-04-9
INHALT: In der begründet Partei nehmenden Bewahrung und Verteidigung des progressiven Reformkerns kennzeichnet die vorliegende Studie der Versuch sowohl einer das weitere objektive Umfeld erschließenden oder heranziehenden Herleitung, Destillation und Einordnung der
pädagogischen Dimensionen von "1968" als auch der Berücksichtigung einer größeren Breite
der dabei zu veranschlagenden Umstände oder legitimatorischen, inhaltlichen und organisatorischen Gesichtspunkte. Markante Momente des Phänomenbündels "1968" im Prozess des sozialen Wandels werden herausgearbeitet. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Bildungsfragen. Hier wird nach Konturen der kulturellen Wirksamkeit und systembedingten Grenzen einer politischen Aufbruchsleistung gefragt, nach der zukunftsfähigen Bewältigung existenzieller Herausforderungen und historischer Spezifikation der Anregungskerne von "1968". Die
Untersuchung schließt mit einer Würdigung von "1968" im Blickfeld verhältnisgenetischer
Medien- und Ideologiekritik didaktisch interessierter Forschung zur Kultur von Bildung und
Politik. (ICE2)
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
[61-L] D'Antonio, Oliver:
Schlingerkurs in die Berliner Republik: wie die Parteiendemokratie ihre Stabilität verlor, in:
Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg. 48/2009, H. 3 = H. 187, S.
118-128 (Standort: USB Köln(38)-XG2258; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Aus zeitgeschichtlicher Perspektive wurde nach Meinung des Autors bereits in der
Frühphase der Bundesrepublik deutlich, dass Bonn nicht Weimar ist. Doch dass Berlin nicht
(mehr) Bonn sein würde, war eine Vorstellung, die so manchen, die der rheinischen Erfolgsstory von Wirtschafts-, Wahl- und Parteienwunder gedachten, irritieren musste. Neunzehn
Jahre nach der Wiedervereinigung und zehn Jahre nach der Gründung der Berliner Republik,
erscheint es offensichtlich, dass Berlin nicht mehr Bonn ist. Es bedurfte aus westlicher Perspektive ebenfalls einer Zäsur, die den Übergang in eine neue Republik begründet - zumindest wenn sie ein Qualitätssprung sein wollte, also mehr als der kontinuierliche historische
Wandel. Der Übergang in eine Berliner Republik konstituiert sich erst heute zunehmend
sichtbarer als ein Epochenbruch, der ziemlich genau zehn Jahre zurück liegt. Es war, wie im
vorliegenden Beitrag nachgezeichnet wird, eine außergewöhnliche Mischung von Hauptstadtwechsel, Regierungswechsel und Politikwechsel sowie die Wahrnehmung eines epochalen
Wandels durch die politischen Eliten, die binnen weniger Monate neue Realitäten schuf und
damit den Qualitätssprung auslöste, der den Wechsel von der Bonner zur Berliner Republik
ausmachte. Der Autor beschreibt in seinem Beitrag u.a. den Abschied der SPD vom sozialdemokratischen Jahrhundert, die Entwicklungen jenseits der bürgerlichen Integrationsfähigkeit,
das Ende des Elitenkonsenses der Bonner Republik und die neuen Politiker in der "Generation Berlin". (ICI2)
[62-L] Eckert, Rainer:
Opposition und Widerstand in deutschen Diktaturen: der Vergleich als Königsweg der
Zeitgeschichte, in: Totalitarismus und Demokratie : Zeitschrift für Internationale Diktatur- und
Freiheitsforschung, Jg. 5/2008, H. 2, S. 367-392
INHALT: Totalitarismus- und Diktaturforschung basieren auf Vergleichen der untersuchten politischen Systeme. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei gewöhnlich Elemente der Machtstruktur. Hingegen werden die Varianten des Widerstands gegen politische Verfolgung nicht
oft vergleichend untersucht. Der Vergleich von Widerstand und Opposition im Nationalsozialismus und in der DDR ist jedoch aufschlussreich. Dies trifft für die Analyse von aktivem und
passivem Widerstand und Opposition sowie für die Beschreibung der Entwicklungsphasen
widerständigen Verhaltens zu. Jede Art von Widerstand stellt die totalitäre Herrschaft in Frage. (ICEÜbers)
[63-L] Geppert, Dominik; Hacke, Jens (Hrsg.):
Streit um den Staat: intellektuelle Debatten in der Bundesrepublik 1960-1980, Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht 2008, 292 S., ISBN: 978-3-525-36758-2
INHALT: "Selten war ein erfolgreiches Staatswesen so der Kritik ausgesetzt wie die Bundesrepublik zwischen 1960 und 1980: Spiegelaffäre, Notstandsgesetze und Terrorismusdiskussion,
NS-Vergangenheit, Bildung und Hochschulreform, Grenzen des Wachstums und Zukunft der
Industriegesellschaft, Anti-Atomdiskussion und Nachrüstungsdebatte - stets ging es in den in-
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
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tellektuellen Auseinandersetzungen um eine fundamentale Kritik am bundesrepublikanischen
System. Dies alles kann man als Krise des Staatsgedankens begreifen. Der Band betrachtet
diese Krise mit Blick auf die Debatten der Intellektuellen. Welches Verhältnis entwickelten
sie zum Staat? Wie nahmen sie die Bonner Republik wahr? Mit welchen überzeugungen engagierten sie sich in ihrem Gemeinwesen?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hans Jörg
Hennecke: Streiten für diesen Staat. Wilhelm Röpke und die Bundesrepublik (23-45); Dominik Geppert: Von der Staatsskepsis zum parteipolitischen Engagement. Hans Werner Richter,
die Gruppe 47 und die deutsche Politik (46-68); Joachim Scholtyseck: Mauerbau und Deutsche Frage. Westdeutsche Intellektuelle und der Kalte Krieg (69-90); Frank Bösch: Später
Protest. Die Intellektuellen und die Pressefreiheit in der frühen Bundesrepublik (91-112);
Helmut König: Kein Neubeginn. Hannah Arendt, die NS-Vergangenheit und die Bundesrepublik (113-134); Wolfgang Kraushaar: Die Furcht vor einem "neuen 33". Protest gegen die
Notstandsgesetzgebung (135-150); Riccardo Bavaj: Verunsicherte Demokratisierer. "Liberalkritische" Hochschullehrer und die Studentenrevolte von 1967/68 (151-168); Daniela Münkel: Der "Bund Freiheit der Wissenschaft". Die Auseinandersetzungen um die Demokratisierung der Hochschule (169-187); Jens Hacke: Der Staat in Gefahr. Die Bundesrepublik der
1970er Jahre zwischen Legitimationskrise und Unregierbarkeit (188-206); Rüdiger Graf: Die
Grenzen des Wachstums und die Grenzen des Staates Konservative und die ökologischen Bedrohungsszenarien der frühen 1970er Jahre (207-228); Holger Nehring: Die nachgeholte
Stunde Null. Intellektuelle Debatten um die Atombewaffnung der Bundeswehr 1958-1960
(229-250); Jörg Requate: Gefährliche Intellektuelle? Staat und Gewalt in der Debatte über die
RAF (251-268); Klaus Naumann: Nachrüstung und Selbstanerkennung. Staatsfragen im politisch-intellektuellen Milieu der "Blätter für deutsche und internationale Politik" (269-290).
[64-F] Hacke, Jens, Dr.phil. (Bearbeitung):
Politische Ideengeschichte der Bundesrepublik
INHALT: In diesem Projekt soll der politische Ideenhaushalt der Bundesrepublik sowohl unter
identifikatorischen Gesichtspunkten als auch hinsichtlich politiktheoretischer Aspekte analysiert werden. Dabei ist vor allem die Dynamisierung politischer Diskurse im Zuge der aufkommenden Protestbewegungen in den 1960er Jahren zu berücksichtigen. Wenngleich die
Neue Linke in ihren vielen Unterströmungen keinen alternativen Ordnungsentwurf anbieten
konnte, so hat sie doch die politische Kultur der Bundesrepublik entscheidend verändert. Indem sie der funktionierenden parlamentarischen Demokratie die Legitimationsfrage stellte,
wirkte (wider eigene Intention) sie als Katalysator der Verständigung über die geistigen
Grundlagen des westdeutschen Staates. Die intellektuellen und politischen Debatten über den
Staat sind allerdings nicht nur von historischem Interesse. In diversen Streitthemen findet sich
eine essentielle "Vorratsreflexion" (Heinz Bude), d.h. auch bisher ungenutzte Bestände politisch-theoretischen Denkens, die es neu zu evaluieren gilt - sei es zur Zukunft des Wohlfahrtsstaat, zu Fragen des Bürgerengagements, der Effizienzsteigerung des politischen Systems, zu
politischen Gerechtigkeit oder zur Sicherung bürgerlicher Freiheiten.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Hamburger Institut für Sozialforschung Arbeitsbereich Die Gesellschaft der
Bundesrepublik (Mittelweg 36, 20148 Hamburg)
KONTAKT: Institution (Tel. 040-414097-0, Fax: 040-414097-11, e-mail: [email protected])
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
[65-L] Haubner, Dominik; Mezger, Erika; Schwengel, Hermann (Hrsg.):
Reformpolitik für das Modell Deutschland, Marburg: Metropolis-Verl. 2009, 416 S., ISBN:
978-3-89518-748-3
INHALT: "Dieser Sammelband betrachtet die inhaltliche Auseinandersetzung über die Reformpolitik in Deutschland sowie die damit verbundene Reformkommunikation. Sowohl wissenschaftliche Reformkonzepte wie auch Kommunikationsstrategien müssen sich an den vorhandenen Strukturen abarbeiten. Das 'Modell Deutschland' wird auch in Zukunft seine eigenen
Reformwege verfolgen müssen. In der alten Bundesrepublik gelang es, Wirtschaftswachstum
und sozialen Ausgleich besonders gut zu verbinden. Über Jahrzehnte hinweg war das Modell
Deutschland durch eine geschickte Kombination wohlfahrtsstaatlicher Organisation in Verbindung mit einer konkurrierenden Lagerbildung auf politischer Ebene gekennzeichnet " (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hermann Schwengel: Vorwort (9-18); I. Reformkommunikation im "Modell Deutschland": Michael Vassiliadis: Kommunikationsarbeit, Reformpolitik
und Sozialpartnerschaft. Drei Plädoyers (21-38); Richard Meng: Die Agenda 2009. Bringt das
Wahljahr die Chance, die Bedeutung des Politischen wieder bewusster zu machen? (39-58);
Tissy Bruns: Reformkommunikation in Deutschland (59-66); Cornelius Schley: Anmerkungen zu einer Fiktion: Reformkommunikation als Surrogat für ein fehlendes gesellschaftliches
Projekt (67-84); Benjamin Mikfeld und Christina Schildmann: Strategische Diskursführung in
der Zeitenwende (85-106); II. Reformpolitik für das "Modell Deutschland" in den einzelnen
Politikfeldern: Steffen Lehndorff Gerhard Bosch, Thomas Haipeter, Erich Latniak: Gestärkt
aus der Krise hervorgehen? Das deutsche Beschäftigungsmodell im Umbruch (109-136);
Arne Heise: Makroökonomische Weichenstellungen nach der Krise. Ökonomie für Wirtschaft
und Gesellschaft (137-158); Gert G. Wagner: Modernisierung jenseits des neoliberalen Paradigmas (159-174); Ulrich Klotz: Auch die Innovationspolitik braucht Erneuerung (175-206);
Alfred Pfaller und Michael Dauderstädt: Sozialpolitik in Deutschland: die Überforderung des
nachsorgenden Sozialstaats (207-226); Stefan Sell: Jenseits der Überhöhung und Verkürzung
- Perspektiven einer Arbeitsmarktpolitik der Mitte (227-250); Robert Paquet und Wolfgang
Schroeder: Gesundheitsreform 2007: Durch "experimentelles Regieren" zur postkorporatistischen Konstellation (251-264); Eva-Maria Stange: Bildung für alle - Kern sozial gerechter
und leistungsstarker Politik (265-278); Rolf Dobischat, Marcel Fischell und Anna Rosendahl:
Berufliche Ausbildung, Hochschule und Weiterbildung. Zeitstabile Barrieren beim Zugang
zum Lernen erfordern bildungspolitische Reformen (279-304); Dominik Haubner: Von der
"neuen Familienpolitik" zu einer umfassenden Gleichstellungspolitik (305-332); III. Parteien
und Gewerkschaften zwischen globaler Arbeitsteilung und Erneuerung des "Modells
Deutschland": Thorben Albrecht: Gewerkschaften und Sozialdemokratie an der Zeitenwende
- Herausforderungen des globalen Jahrhunderts (335-350); Gert Keil: Die Zukunft der Erwerbsarbeit in Deutschland (351-368); Konrad Klingenburg: Die Krisen, die Wahlen, der
DGB und die Gewerkschaften (369-390); Herbert Hönigsberger: Sozialdemokratischer Krisendiskurs und marktwirtschaftlicher Pragmatismus (391-410).
[66-L] Hutter, Swen; Giugni, Marco:
Protest politics in a changing political context: Switzerland, 1975-2005, in: Swiss political
science review : SPSR = Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 15/2009, Iss. 3,
S. 427-461 (www.ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2009/00000015/00000003/art00001)
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
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INHALT: "Der Artikel geht der Frage nach ob und wie sich jüngste Veränderungen innerhalb des
schweizerischen politischen Systems auf unterschiedliche Aspekte der Protestlandschaft ausgewirkt haben (u.a. Mobilisierungsniveau, Themen, Aktionsrepertoire und Transnationalisierung). Die Autoren argumentieren, dass Veränderungen des institutionalisierten politischen
Kontexts zur Herausbildung neuer Opportunitäten der Protestmobilisierung beigetragen haben, die tendenziell - wenn auch auf moderatem Niveau - zur Widerbelebung von Protestaktivitäten während der frühen 2000er Jahre geführt haben. Obwohl soziale und immigrations-bezogene Fragen an Bedeutung gewinnen, prägen die neuen sozialen Bewegungen weiterhin die
Protestpolitik. Insgesamt scheint die schweizerische Protestlandschaft von der Entstehung einer neuen Konfliktlinie zwischen Integration und Abgrenzung (bislang) deutlich weniger
stark erfasst zu werden als die schweizerische Parteipolitik durch den Aufstieg der SVP seit
den 1990ern. Obwohl nicht in einen neuen Protestzyklus integriert, prägt die globalisierungskritische Bewegung die frühen 2000er Jahre. In diesem Kontext lässt sich auch eine gewisse
Radikalisierung von Aktionsrepertoire und polizeilicher Reaktion feststellen, welche zumindest teilweise auf die Entstehung neuer 'transnationaler' Adressaten politischen Protests zurückzuführen ist." (Autorenreferat)
[67-L] Kienzle, Silke:
Verfassungsgerichtsbarkeit innerhalb des politischen Systems: Deutschland und Österreich
im Vergleich, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, 83 S., ISBN: 978-3-8364-4462-0
INHALT: "Verfassungsgerichte sind viel diskutierte, jedoch wenig systematisch analysierte, Institutionen. Einerseits stellt in vielen Ländern das nationale Verfassungsgericht eine wichtige
Säule in der Architektur des demokratischen Verfassungsstaates dar. Andererseits sind Handeln und Wirken der politisch mächtigen Gerichte wenig transparent. Die Autorin Silke
Kienzle erarbeitet in der Methodik der vergleichenden Politikwissenschaft die Differenzen
und Konvergenzen der Verfassungsgerichtsbarkeiten Deutschlands und Österreichs. Sie beschreibt die Entstehungs- und Wirkungskontexte der beiden Höchstgerichte. Darauf aufbauend analysiert sie die Rolle der Institutionen im demokratischen Prozess und ihren Einfluss
auf die politische Kultur in beiden Ländern, bevor abschließend die Problematik, welche sich
hinsichtlich der normativen Legitimität aus der Stellung der Verfassungsgerichte im politischen System ergibt, diskutiert wird. Dem systematischen Vergleich liegt ein neo-institutionalistischer Ansatz zugrunde." (Autorenreferat)
[68-L] Kinner, Klaus:
Der deutsche Kommunismus: Selbstverständnis und Realität. Bd. 3, Im Krieg (1939-1945),
(Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus, 8), Berlin: Dietz 2009, 423 S., ISBN: 9783-320-02149-8
INHALT: Kinner und seine Mitautoren beschreiben den kommunistischen Widerstand gegen das
NS-Regime als einen 'Bestandteil eines Netzwerkes antifaschistischer Strukturen unterschiedlicher politischer Herkünfte' (9). Damit wird eine strikte Trennlinie zur Geschichtsschreibung
der SED gezogen, die nach Ansicht von Kinner wahrheitswidrig stets den Eindruck erweckt
hatte, der kommunistische Widerstand sei zentral geleitet worden. Dazu aber sei die Führungsgruppe der KPD in Moskau, 'dezimiert durch den Terror Stalins und verstrickt in diesen'
(9), gar nicht in der Lage gewesen. Auf den Prüfstand gerät allerdings auch die Geschichts-
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
schreibung in der alten Bundesrepublik, in der das Attentat vom 20. Juli 1944 in den Mittelpunkt gestellt und die Bedeutung des kommunistischen Widerstandes eher marginalisiert
worden war (sicher auch, weil die SED diesen zur Legitimation ihres Regimes heranzog). Im
ersten Kapitel wird die KPD zwischen 'Selbstverleugnung und wiedergewonnener Identität'
(13) porträtiert. Im zweiten Teil wird der Ansatz, den kommunistischen Widerstand als Teil
eines Netzwerkes zu begreifen, vertieft. Dies geschieht am Beispiel der Roten Kapelle, die
von der Gestapo 'zur eigenen Reputation und wider besseren Wissen' (Hans Coppi, 204) dem
sowjetischen militärischen Nachrichtendienst zugeordnet worden war - diese Legende, mit
der ihre Bedeutung gemindert worden sei, habe sich bis in die westdeutsche Nachkriegsgeschichtsschreibung gehalten. Tatsächlich aber hätten sich von 1940 bis Anfang 1942 sieben
Freundes- und Widerstandskreise um den Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium
Arvid Harnack und andere überschnitten, die keinesfalls von der KPD gesteuert gewesen seien und auch keine gemeinsame Programmatik besessen hätten. Im dritten Kapitel wird das
Attentat vom 20. Juli 1944 gewürdigt sowie die kommunistischen Diskussionen im westlichen Exil über die Zukunft Deutschlands vorgestellt. (ZPol, NOMOS)
[69-L] Korte, Karl-Rudolf:
Das politische System der Bundesrepublik Deutschland, in: Hans-Joachim Lauth (Hrsg.) ;
Christian Wagner (Hrsg.): Politikwissenschaft: eine Einführung, Paderborn: Schöningh, 2009, S.
63-97
INHALT: Der Lehrbuchbeitrag nimmt einleitend eine Begriffsbestimmung des politischen Systems vor und formuliert zentrale Fragestellungen und gibt einen Überblick über die Forschungsgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland. Es schälten sich drei Erklärungsmodelle für politische Entscheidungen heraus: individuelle, kollektive und korporatistische Akteure, die Macht der Verhältnisse sowie der handelnde Akteur innerhalb eines institutionellen
Kontexts. Es folgt eine systematische und entstehungsgeschichtliche Darstellung der verschiedenen Zugänge in der Analyse des politischen Systems: (1) ordnungspolitische institutionelle Ansätze (polity); (2) Politikmanagement und Governance (politics); (3) Politikfelder
und soziokulturelle Bedingungen des politischen Systems (policy); (4) mediale Komponenten
des Regierens und das Aufmerksamkeitsmanagement. Der Artikel skizziert exemplarisch Fragestellungen über das deutsche parlamentarische Regierungssystem sowie Forschungsmethoden und Problematisierungen. Abschließend werden einige neue Fragestellungen benannt, die
Folge der Wiedervereinigung sind. (ICC2)
[70-F] Lempp, Jakob, Dr.; Schirmer, Roland, Dr.sc.phil.; Patzelt, Werner J., Prof.Dr. (Bearbeitung); Patzelt, Werner J., Prof.Dr. (Leitung):
Die Volkskammer der DDR: systematische Gesamtdarstellung und Analyse als Fallbeispiel
institutioneller Evolutionsprozesse
INHALT: Arbeitsgebiet ist die institutionelle Analyse der Volkskammer der DDR von ihrer Primärgenese (1949) bis zur Selbstauflösung (1990). Vorgesehen sind abrundende Datenerhebungen (Durchführung von ca. 10 nachfassenden Interviews) sowie eine abschließende Auswertung der umfangreichen empirischen Datenbestände zur Volkskammer der DDR, insbesondere unter bisher nicht berücksichtigten Aspekten sowie zu den Zwecken einer zusammenführenden Gesamtdarstellung des Gegenstandes sowie der abschließenden Theoriebil-
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dung. Insgesamt sollen die mehrjährigen Forschungsarbeiten zum Thema durch weitere umfangreiche Publikationen zum Ende geführt werden. Begleitet und geprägt wird dieses Vorhaben durch die weitere Arbeit an einer Theorie der alltagspraktischen (Re-) Konstruktion und
der Evolution von Parlamenten (gemeinsam mit Werner J. Patzelt und Jakob Lempp). GEOGRAPHISCHER RAUM: DDR
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schirmer, Roland: Was konnte die sozialistische Volkskammer
tatsächlich bewirken? in: Patzelt, W.J. (Hrsg.): Parlamente und ihre Funktionen. Institutionelle Mechanismen und institutionelles Lernen im Vergleich. Wiesbaden: Westdt. Verl. 2003, S.
348-433.+++Schirmer, Roland: Kontrolle der Volkskammer durch die SED. in: Holtmann,
E.; Patzelt, W.J. (Hrsg.): Kampf der Gewalten? Parlamentarische Regierungskontrolle - gouvernementale Parlamentskontrolle. Theorie und Empirie. Wiesbaden: Westdt. Verl. 2004, S.
237-267.+++Schirmer, Roland: Macht und Ohnmacht der frei gewählten Volkskammer. in:
Patzelt, Werner J.; Schirmer, Roland (Hrsg.): Macht und Ohnmacht der frei gewählten Volkskammer der DDR. Wiesbaden: Westdt. Verl. (im Erscheinen). ARBEITSPAPIERE: Schirmer,
Roland: Macht und Herrschaft als theoretische Kategorien bei Marx und Gramsci. Vortrag im
Rahmen des SFB-Teilprojekts K. Dresden 2003, 6 S.+++Schirmer, Roland: Über den Nutzen
einer Theorie der Evolution von Institutionen. Beitrag auf dem Kolloquium des Teilprojekts
K. November 2003 Dresden, 27 S.+++Schirmer, Roland, Dreischer, Stephan; Messerschmidt,
Romy: Institutionalisierung von Macht. Oder: Warum die Machtfrage eine für die institutionelle Analyse wichtige ist. Arbeitspapier. Dresden 2004, 32 S.
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Systeme und Systemvergleich (01062 Dresden); Technische Universität Dresden, SFB 537 Institutionalität und Geschichtlichkeit (Helmholtzstr. 10,
01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[71-L] Mallmann, Klaus-Michael; Angrick, Andrej (Hrsg.):
Die Gestapo nach 1945: Konflikte, Karrieren, Konstruktionen, (Veröffentlichungen der
Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, 14), Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges.
2009, 368 S., ISBN: 978-3-534-20673-5
INHALT: Der Sammelband enthält zahlreiche Aspekte des Themas und vor allem zahlreiche biografische und gruppenbiografische Studien. Mallmann und Angrick führen in die Gesamtthematik ein: Es geht zentral um die Lebenswege der Gestapo-Bediensteten, 'ihre Einpassung in
die gewandelten Verhältnisse, ihre Legitimationsstrategien und Optionen' (7). Die folgenden
siebzehn Beiträge sind in den drei Themenblöcken 'Karrieren', 'Konflikte' und 'Konstruktionen' zusammengefasst. In den sieben Beiträgen im ersten Block werden unterschiedlichste
Lebenswege präsentiert. Die Autoren zeigen erfolgreiche Fluchten ins Ausland, glänzende
Nachkriegskarrieren in Polizei und Geheimdiensten - und in einem Fall auch einen Täter mit
Schuldeingeständnis und Schuldgefühlen. Im zweiten Block thematisieren sie wiederum in
sieben Beiträgen, wie die gesellschaftliche Beschäftigung mit den und die strafrechtliche
Ahndung der Gestapo-Verbrechen stattfand und welche Begrenzungen es gab: Letztlich erschütternd bleibt die Tatsache, dass nur wenige der Taten jemals gesühnt wurden, sei es wegen systematischer Verfahrensverschleppung und Ermittlungsbehinderungen, sei es aus einem geheimdienstlichem Kalkül heraus, wie am Beispiel des instrumentellen Umgangs der
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DDR-Staatssicherheit mit einstigen Gestapo-Angehörigen gezeigt werden kann. Im dritten
Block geht es um Täterdiskurse, Deutungsmuster und mediale Bilder über die Rolle der Gestapo. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Klaus-Michael Mallmann, Andrej Angrick: Die
Mörder sind unter uns. Gestapo-Bedienstete in den Nachfolgegesellschaften des Dritten Reiches (7-55); I. Karrieren: Gerald Steinacher: Berufsangabe: Mechaniker. Die Flucht von Gestapo-Angehörigen nach Übersee (56-70); Martin Cüppers: Immer davongekommen. Wie
sich Walther Rauff erfolgreich seinen Richtern entzog (71-89); Stephen Tyas: Im Dienste Seiner Majestät. Die Nachkriegskarriere des Horst Kopkow (90-104); Stephan Linck: Die
Stammtisch-Geschichte der "Alten Charlottenburger". Ein Netzwerk in Westdeutschland
(105-121); Bernhard Brunner: Ganz normale Lebensläufe. Warum die Mitwirkung an der Ermordung der französischen Juden in der Bundesrepublik kein Karrierehindernis war (122135); Jacek Andrzej Mlynarczyk: Vom Massenmörder zum Lebensversicherer. Dr. Ludwig
Hahn und die Mühlen der deutschen Justiz (136-150); David M. Mintert: "Seitdem in tiefer
Schuld". Der Ausnahmetäter Dr. Hans Schumacher (151-165); II. Konflikte: Jan Kiepe: Zwischen Ahndungsbemühung und -behinderung. Das gesellschaftliche und rechtspolitische Umfeld bei Ermittlungen gegen ehemalige Gestapo-Mitarbeiter (166-182); Jürgen Matthäus: Alte
Kameraden und neue Polizeimethoden. Die Sonderkommissionen zur Aufklärung von NSGewaltverbrechen (183-199); Annette Weinke: Amnestie für Schreibtischtäter. Das verhinderte Verfahren gegen die Bediensteten des Reichssicherheitshauptamtes (200-220); Peter
Klein: Der Mordgehilfe. Schuld und Sühne des Dr. Otto Bradfisch (221-234); Jochen Böhler:
Totentanz. Die Ermittlungen zur "Aktion Erntefest" (235-254); Klaus-Michael Mallmann: Lebenslänglich. Wie die Beweiskette gegen Albert Rapp geschmiedet wurde (255-269); Andrej
Angrick: Im Fadenkreuz des Todfeindes? Das Ministerium für Staatssicherheit und die Gestapo (270-291); III. Konstruktionen: Klaus-Michael Mallmann: Dr. Jekyll & Mr. Hyde. Der Täterdiskurs in Wissenschaft und Gesellschaft (292-318); Akim Jah: "... und dabei anständig geblieben zu sein". Aussagemuster von Berliner Gestapo-Beamten nach 1945 (319-334); Andrej
Angrick: Metamorphose des Bösen? Das Nachleben der Gestapo im Film (335-350).
[72-F] Payk, Marcus M. (Bearbeitung); Hoffmann, Stefan-Ludwig, Dr.phil. (Leitung):
Staatlichkeit, Territorialität und Innenverwaltung in Deutschland im 20. Jahrhundert
INHALT: Das Projekt beschäftigt sich mit Prozessen der Verräumlichung und Verrechtlichung
von Staatlichkeit in Deutschland im 20. Jahrhundert. Es interessiert sich für die Stabilität und
den Wandel von institutionellen Steuerungsarrangements und territorialen Reglungsstrukturen
unter den wechselnden politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen einer modernen, kontinentaleuropäischen Industriegesellschaft zwischen ungefähr 1918/19 und 1989/90. Im Mittelpunkt stehen vor allem ausgewählte Aspekte der Innenverwaltung und des Verwaltungsrechts, darunter Raumordnung und Landesplanung; staatliche Liegenschaftsverwaltung; Vermessungswesen und administrative Grenzziehungen, die am Gegenstand exemplarisch ausgewählter Verwaltungsbezirke behandelt werden. Anders als Staatsgewalt oder Staatsangehörigkeit wurde das Staatsgebiet als historisch-politische Grundkategorie bislang kaum systematisch problematisiert. Allenfalls den mit Setzung der staatlichen Außengrenzen verknüpften
Problemen der Nationalität und des Nationalstaates wurde aus zeithistorischer Sicht nachgegangen. Hier soll hingegen, aufbauend auf einem bis in das 19. Jahrhundert vergleichsweise
gut ausgebauten Forschungsstand, nach der Bedeutung von Territorialgewalt im bürokratischen Flächenstaat des 20. Jahrhunderts gefragt werden: Wie wurde das Hoheitsgebiet des
Staates im Inneren konstituiert und welche Rolle spielten dabei Recht und Bürokratie? Wo
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und inwieweit dienten Territorien als Präsentationsfolien für Staatsgewalt? Welche Kenntnisse besaßen welche staatlichen Institutionen über den von ihnen - real oder imaginiert - beherrschten Raum? Wie verhielten sich die abstrakt-überräumlichen Geltungsansprüche verwaltungsrechtlicher Normen zu den konkreten Expansionsproblemen großstädtischer Gebiete? Welche temporären oder dauerhaften extralegalen Räume entstanden innerhalb des Staatsgebietes unter welchen Bedingungen? Und schließlich: Welche Prozesse der "Verstaatung"
bzw. "Entstaatung" lassen sich als distinkte Signaturen des 20. Jahrhunderts ausweisen?
ZEITRAUM: Deutschland GEOGRAPHISCHER RAUM: 20. Jahrhundert
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0331-28991-57, Fax: 0331-28991-40,
e-mail: [email protected])
[73-L] Reich, David:
Direkte Demokratie in der Krise: die Funktion des Notrechts in der Schweiz während
Weltwirtschaftskrise und Zweitem Weltkrieg dargestellt am Beispiel des
Warenhausbeschlusses 1933-1945, (Basler Studien zur Rechtswissenschaft. Reihe B,
Öffentliches Recht, Bd. 2), Basel: Helbing & Lichtenhahn 2007, XVII, 292 S., ISBN: 978-3-71902750-6
INHALT: "Die Anwendung des Notrechts in der Schweiz in den dreissiger und vierziger Jahren
des 20. Jahrhunderts wurde bis anhin kaum thematisiert; insbesondere fehlt eine Verknüpfung
mit den politischen und wirtschaftlichen Hintergründen dieses Zeitabschnitts. An diesem
Punkt setzt die vorliegende Arbeit an. Anhand eines den damaligen Zeitgeist widerspiegelnden Beispiels aus der schweizerischen Wirtschaftsgeschichte, des von 1933 bis 1945 in Kraft
stehenden Warenhausbeschlusses, untersucht der Autor die Funktion notrechtlicher Instrumente im Spannungsfeld von Recht, Macht und Politik. Die Dissertation beleuchtet die rechtlichen Handlungsspielräume der Entscheidungsträger und legt dar, aus welchen wirtschaftsund machtpolitischen Gründen zum Notrecht gegriffen und wie dieses in der bestehenden
Verfassungsordnung juristisch-methodisch gerechtfertigt wurde. Ein besonderes Gewicht
wird auf die für das schweizerische Staatsverständnis zentrale Komponente der direkten Demokratie und deren problematische Ausschaltung gelegt." (Autorenreferat)
[74-L] Reichel, Peter; Schmid, Harald; Steinbach, Peter (Hrsg.):
Der Nationalsozialismus - die zweite Geschichte: Überwindung - Deutung - Erinnerung,
München: Beck 2009, 496 S., ISBN: 978-3-406-58342-1
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Zur Einführung. Die "zweite Geschichte" der Hitler-Diktatur (721); Peter Reichel: Der Nationalsozialismus vor Gericht und die Rückkehr zum Rechtsstaat
(22-61); Constantin Goschler: Wiedergutmachungspolitik - Schulden, Schuld und Entschädigung (62-84); Angela Borgstedt: Die kompromittierte Gesellschaft. Entnazifizierung und Integration (85-104); Claudia Fröhlich: Rückkehr zur Demokratie - Wandel der politischen Kultur in der Bundesrepublik (105-126); Peter Steinbach: Die publizistischen Kontroversen - eine
Vergangenheit, die nicht vergeht (127-174); Harald Schmid: Deutungsmacht und kalendarisches Gedächtnis - die politischen Gedenktage (175-216); Christoph Cornelißen: Erforschung
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und Erinnerung - Historiker und die zweite Geschichte (217-242); Irmela von der Lühe: Verdrängung und Konfrontation - die Nachkriegsliteratur (243-260); Norbert Otto Eke: Widersprüchliche Annäherungen - das deutschsprachige Drama (261-282); Sven Kramer: Wiederkehr und Verwandlung der Vergangenheit im deutschen Film (283-299); Knut Hickethier:
Nur Histotainment? Das Dritte Reich im bundesdeutschen Fernsehen (300-317); Ulrich
Krempel: Moderne und Gegenmoderne. Der Nationalsozialismus und die bildende Kunst
(318-334); Cornelia Brink: Nach Bildern suchen - fotografische Erinnerung (335-349); Stefanie Endlich: Orte des Erinnerns - Mahnmale und Gedenkstätten (350-377); Winfried Nerdinger: Die Dauer der Steine und das Gedächtnis der Architekten (378-397), Nach dem Ende nationaler Nachkriegsmythen - eine europäische Erinnerungskultur? (398-415).
[75-L] Sauer, Birgit:
Möglichkeitsstrukturen, Ressourcen und frames: Erringung des Frauenwahlrechts in
Österreich, in: Johanna Laakso (Hrsg.): Frau und Nation, Münster: Lit Verl., 2008, S. 25-50,
ISBN: 978-3-7000-0838-5 (Standort: SLUB Dresden(14)-MS3100L111)
INHALT: Gegenstand des Beitrags ist die Frage, warum der Kampf um das Frauenwahlrecht in
Österreich so spät einsetzte und warum es trotz fehlender Mobilisierung der Frauenbewegung
und trotz des nur zögerlichen Einsatzes der sozialdemokratischen Partei überhaupt zur Einführung des Frauenwahlrechts kam. Zur Beantwortung dieser Frage greift die Verfasserin auf
drei Ansätze zurück: auf den Ansatz der politischen Möglichkeitsstruktur, auf den Ansatz der
Ressourcenmobilisierung sozialer Bewegungen und auf den framing-Ansatz. Zunächst wird
das institutionelle politische Setting im Österreich des 19. Jahrhunderts dargestellt, das den
Kampf um das Frauenstimmrecht behinderte und die Entstehung einer entsprechenden Bewegung lange blockierte. Dann wird den Wandel der politischen Möglichkeitsstrukturen beschrieben - die Veränderungen im Wahlsystem und in der Folge im Parteiensystem, der
Kampf um das allgemeine Männerwahlrecht und schließlich die internationale Mobilisierung,
die die Entwicklung einer Frauenstimmrechtsbewegung förderten. Abschließend werden die
diskursiven Strategien für und wider das Frauenwahlrecht als zentraler Faktor dafür dargestellt, dass die zweigeschlechtlich-hierarchische Geschlechterideologie erst mit dem Ersten
Weltkrieg in einen neuen frame überführt werden konnte und politisch-staatsbürgerliche
Gleichheit der Geschlechter erst sehr spät denkbar wurde. Die genannten Faktoren erklären,
warum und wie es zur Einführung des Frauenwahlrechts in Österreich im Jahr 1918 kam.
(ICE2)
[76-F] Schulz, Johannes, M.A. (Bearbeitung); Vorländer, Hans, Prof.Dr.phil. (Leitung); Vorländer, Hans, Prof.Dr.phil. (Betreuung):
Verfassung als Forum? Die Verfassungen der DDR zwischen gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen und politischen Geltungsansprüchen
INHALT: Diese Arbeit analysiert die Verfassungsdiskurse in der DDR. Dabei wird von der These ausgegangen, dass sich in Verfassungen die Leitideen einer Gesellschaft widerspiegeln.
Verfassungen werden in der Regel als Merkmal demokratischer Verfassungsstaaten definiert.
Tatsächlich sind Verfassungen in Verfassungsstaaten die Garantie demokratischer Entscheidungen und Institutionen, responsiver Rückbindung der Herrschenden und privater Schutzräume gegenüber staatlichen Eingriffen. Fraglich bleibt allerdings, ob diese Merkmale allein
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ausreichen, das Wesen einer Verfassung zu beschreiben. Das Politische einer Verfassung besteht eben nicht nur aus der staatsrechtlichen Fundierung demokratischer Institutionen und
Prozeduren, sondern auch aus der identifikationsfördernden Funktion der Verfassung, die
über demokratische Strukturmerkmale hinausgeht. Diese Ausweitung des Verfassungsbegriffes ermöglicht eine umfassende Diskursanalyse der DDR-Verfassungen. GEOGRAPHISCHER RAUM: DDR
ART: BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Theorie und Ideengeschichte (01062 Dresden)
[77-F] Schwitanski, Alexander, Dr. (Bearbeitung):
Die Freiheit des Volksstaats. Die Entwicklung der Grund- und Menschenrechte und die Sozialdemokratie in Deutschland bis zum Ende der Weimarer Republik
INHALT: Die Geschichte der Weimarer Republik ist auch eine Geschichte der Freiheit in
Deutschland. Bislang ist diese Geschichte allerdings vor allem in Bezug auf das Regierungssystem der Weimarer Republik beantwortet worden, weniger in Bezug auf die persönliche
Freiheit des Bürgers. Anhand der heute für das Freiheitsverständnis so zentralen Kategorien
der Grund- und Menschenrechte untersucht der Bearbeiter, welche Vorstellungen von der
rechtlichen Sicherung der persönlichen Freiheit Sozialdemokraten in der Weimarer Republik
entwickelten. Dazu bezieht Schwitanski ideengeschichtliche, soziale, politische und rechtsgeschichtliche Faktoren aufeinander, um in einem differenzierten Ansatz die Entwicklung der
Grund- und Menschenrechte im Verständnis der Sozialdemokratie als Teil einer spezifischen
Auffassung von Freiheit in der Weimarer Republik zu beschreiben. ZEITRAUM: bis Ende der
Weimarer Republik (1933) GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Bochum, Institut für soziale Bewegungen -ISB- (Clemensstr. 17-19,
44789 Bochum)
KONTAKT: Mittag, Jürgen (Dr. Tel. 0234-32-26920, e-mail: [email protected])
[78-L] Steinbeis, Maximilian; Detjen, Marion; Detjen, Stephan:
Die Deutschen und das Grundgesetz: Geschichte und Grenzen unserer Verfassung,
München: Pantheon 2009, 395 S., ISBN: 978-3-570-55084-7
INHALT: Anders als der Titel des Buches vermuten ließe, geht es dem Autorentrio weniger um
das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Verfassung, sondern vielmehr um die Frage, wie das
Grundgesetz in den vergangenen 60 Jahren zentrale politische und soziale Fragen Deutschlands aufgenommen und verarbeitet hat. Diese reichen von der Teilung der Nation über die
freiheitssichernde Funktion des Grundgesetzes bis zur Frage, wie das Grundgesetz - besser:
der verfassungsändernde Gesetzgeber ebenso wie das interpretierende Bundesverfassungsgericht - auf die fortschreitende Globalisierung reagiert hat. Es zeigt sich, dass wir Deutschen
eine lebendige, eine sich - zum Teil auch ohne Änderung des Textes - wandelnde Verfassung
haben, der es, so das Urteil der Autoren, trotz aller Schwächen gelungen ist, den Ansprüchen
einer sich immer schneller verändernden internationalen wie gesellschaftlichen Umwelt weitgehend gerecht zu werden. Nicht zuletzt sei dies dem Bundesverfassungsgericht zu verdanken, deren Richter sich fast immer als engagierte Verteidiger einer freiheitlich-demokrati-
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schen und vor allem rechtsstaatlichen Grundordnung erwiesen haben. Dass diese sich über 60
Jahre hinweg so entwickeln konnte, war, wie die Verfasser betonen, angesichts der Verstrickung gerade der deutschen Juristen in das NS-Regime keine Selbstverständlichkeit. (ZPol,
NOMOS)
[79-F] Tüffers, Bettina, Dr. (Bearbeitung):
Die Reinstitutionalisierung der DDR-Volkskammer als Parlament im modernen Sinn
INHALT: Für den Zusammenbruch der DDR steht als symbolisches Datum der 9. November
1989, als das SED-Regime die innerdeutsche Grenze öffnete. Der Zerfall des ostdeutschen
Staates war freilich ein längerer Prozess, dessen heiße Phase mit der Welle von Botschaftsfluchten, der Öffnung der ungarisch-österreichischen Grenze und größeren Protesten in der
DDR im Verlauf des Jahres 1989 begann und mit dem staatsrechtlichen Ende der DDR am 3.
Oktober 1990 abschloss. Auch für die Weiterentwicklung des politischen Systems der DDR
und ihres (Pseudo)Parlamentarismus stellt der 9. November 1989 eine wichtige Zäsur dar,
denn nach diesem Tag setzte eine "Selbstparlamentarisierung" der bestehenden Volkskammer
ein, die bei allen Defiziten in diesem Ausmaß für ein unfrei zustande gekommenes Parlament
höchst erstaunlich ist: Die Abgeordneten erzwangen eine dichtere Sitzungsfolge, die Spitzen
der Volkskammer wurden ausgetauscht, und es entwickelten sich sowohl Formen einer Streitkultur als auch das Streben nach Kontrolle der politischen Führung in einem bis dahin unbekannten Maß. Diese Entwicklungen nahmen die Wünsche und Forderungen der Menschen
auf der Straße auf und bereiteten ebenso wie die Tätigkeit des Runden Tisches die freien
Volkskammerwahlen am 18. März 1990 vor. Die hieraus hervorgegangene, demokratisch legitimierte 10. Volkskammer arbeitete nur ein halbes Jahr, hatte aber die wichtige und ungewöhnliche Aufgabe, den Staat, in dem sie existierte, aufzulösen - und damit auch sich selbst.
Eine Untersuchung, die die beschriebenen Veränderungen des Parlamentsbetriebs aus sich
selbst heraus beschreiben will, muss die Arbeit der Volkskammer und das Verhalten der Abgeordneten in der Umbruchphase analysieren. Dazu blickt sie zunächst auf die Debatten im
Plenum und deren Vorbereitung sowie auf die Tätigkeit der Ausschüsse. Inwiefern veränderte
sich das Verhalten der Abgeordneten, welche Verhaltensweisen blieben? Welche parlamentarischen Arbeitsweisen führten die Abgeordneten ein und welchen bestehenden gaben sie
einen neuen politischen Gehalt? Welche Freiräume eroberten sich die Abgeordneten in institutioneller, aber auch in inhaltlicher Hinsicht? Wie veränderte sich die Arbeit der parlamentarischen Gremien, insbesondere der Ausschüsse, welche Ausschüsse wurden neu eingesetzt?
Welche Themen wurden auf die Agenda gesetzt, auch gegen ältere "Reservatsrechte"? Fielen
in der Volkskammer unabhängige Entscheidungen? Entwickelte sie in Abkehr von einer vierzigjährigen Tradition echten politischen Gestaltungswillen? Galt das auch für Personalentscheidungen innerhalb des Parlaments und in von der Volkskammer beeinflussten Bereichen?
Welche Grenzen überschritten die Abgeordneten auch nach dem 9. November 1989 nicht?
Die Beantwortung dieser Fragen wird den Übergang von einer unfreien, der meisten wesentlichen Merkmale eines gelebten Parlamentarismus beraubten Volksvertretung hin zu einem arbeitenden, kritischen Parlament, das diesen Namen überhaupt erst verdient, erhellen. Historische Transformationsforschung dieser Art nimmt aber auch die Voraussetzungen der Entwicklungen und immanente Wirkungsmechanismen innerhalb der untersuchten Volkvertretung mit in den Blick. Dabei wird insbesondere die Gegenüberstellung von 9. und 10. Volkskammer aufschlussreich sein: Sie wird zeigen, ob die sich befreiende Volkskammer über die
legitimatorischen hinaus auch strukturelle oder ideologische Probleme hinsichtlich ihrer Ar-
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beitsfähigkeit besaß und welche Rolle sie neben dem Runden Tisch überhaupt spielen konnte.
Diese vergleichenden Fragestellungen führen zu der grundsätzlichen Bewertung, ob es eine
(9. November 1989 oder 18. März 1990) oder zwei Zäsuren (9. November 1989 und 18. März
1990) in der Geschichte der Volkskammer gab und wie diese zu bewerten sind.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien
e.V. (Schiffbauerdamm 17, 10117 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-227-92561, e-mail: [email protected])
[80-L] Ucakar, Karl; Gschiegl, Stefan:
Das politische System Österreichs und die EU, (manual), Wien: Facultas-Verl. 2009, 221 S.,
ISBN: 978-3-7089-0410-8
INHALT: "Der Band erläutert das politische System Österreichs in historischer, verfassungsrechtlicher und theoretischer Hinsicht und zeigt seine Verbindungen mit dem europäischen
Mehrebenensystem auf. Gegenstand der Darstellung sind die Entwicklung der Demokratie,
die Struktur und Grundsätze der Bundesverfassung, die Volkssouveränität als Legitimationsgrundlage des politischen Systems, die Institutionen und Verfahren der Gesetzgebung und der
Exekutive sowie die rechtliche Kontrolle der Politik durch Verfassungsgerichtshof, Volksanwaltschaft und Rechnungshof. Weiters behandeln die Autoren die Geschichte und Entscheidungsprozesse der Europäischen Union, erläutern die Veränderungen des österreichischen politischen Systems seit dem EU-Beitritt und skizzieren abschließend ausgewählte Staats- und
Gesellschaftstheorien von Aristoteles bis Habermas." (Autorenreferat)
[81-L] Ullrich, Sebastian:
Der Weimar-Komplex: das Scheitern der ersten deutschen Demokratie und die politische
Kultur der frühen Bundesrepublik ; 1945-1959, (Hamburger Beiträge zur Sozial- und
Zeitgeschichte, Bd. 45), Göttingen: Wallstein 2009, 679 S., ISBN: 978-3-8353-0442-0
INHALT: Die Untersuchung gliedert sich in zwei Teile, wobei die drei thematischen Großkapitel
an der chronologischen Achse des Jahres 1949 gespiegelt werden. Der erste Teil ist mit den
Jahren 1945 bis 1949 der unmittelbaren Nachkriegszeit gewidmet. Den Auftakt bildet ein Kapitel, das nach der Entwicklung fragt, die das Geschichtsbild der Weimarer Epoche zwischen
1933 und 1949 genommen hat. Das zweite Kapitel beschreibt die erste deutsche Demokratie
im öffentlichen Kampf um historisch-moralische Legitimität, im geschichtspolitischen Streit
der Parteien und mit den Allierten um die Frage "Wer war schuld an Hitler?". Anknüpfend an
der Kritik der Weimarer Reichsverfassung widmet sich das dritte Kapitel den "Lehren aus
Weimar" im Bonner Grundgesetz, deren Vorgeschichte in den Länderverfassungsdebatten
und im Parlamentarischen Rat nachgezeichnet wird. Der zweite Teil der Untersuchung beschäftigt sich mit dem Gründerjahrzehnt der Bundesrepublik 1949 bis 1959. Er zeigt zunächst, wie sich der Weimarbezug in den zentralen innenpolitischen Debatten der frühen
Bundesrepublik langsam wandelt. Er wendet sich sodann der staatlichen Geschichts- und
Symbolpolitik zu. Das letzte Kapitel nimmt die Frage nach der Entwicklung des Geschichtsbilds der Weimarer Republik wieder auf und geht anhand der geschichts- und politikwissenschaftlichen Weimarforschung den Konfliktlinien im Kampf um die Deutungshoheit über die
Geschichte der ersten deutschen Demokratie nach, die innerhalb der westdeutschen Gesell-
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
schaft genauso bestanden wie zwischen den beiden deutschen Staaten. Auch auf diesem Feld,
so wird abschließend deutlich, entstand der bundesrepublikanische Weimarbezug erst langsam im Lauf der 1950er Jahre. (ICE2)
[82-L] Wunschik, Tobias:
Der West-Berliner Terrorismus in den siebziger Jahren: die Bewegung 2. Juni und die
Justiz, in: Recht und Politik : Vierteljahreshefte für Rechts- und Verwaltungspolitik, Jg. 45/2009,
H. 3, S. 157-164 (Standort: USB Köln(38)-XF98; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Zu Beginn der siebziger Jahre entstanden in West-Berlin zwei linksterroristische Organisationen von Gewicht: Die Rote Armee Fraktion (RAF) hatte hier ihre Wurzeln, verübte
ihre Anschläge jedoch hauptsächlich in Westdeutschland. Die Bewegung 2. Juni hingegen
blieb im Westen der geteilten Stadt - und stand stets im Schatten der prominenteren RAF. Die
späteren Mitglieder der Bewegung 2. Juni protestierten zunächst zusammen mit vielen anderen gegen den Vietnamkrieg, bemängelten die unzureichende Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Deutschland, kritisierten den Einfluss der Springer-Presse auf die
öffentliche Meinung und prangerten die ungleiche Verteilung des Reichtums in der Welt an.
Sie identifizierten sich mit den vormaligen Opfern des Holocaust ebenso wie mit den seinerzeitigen Befreiungsbewegungen der Dritten Welt und angeblich unterdrückten Bevölkerungsschichten in der Bundesrepublik. Der Beitrag beschreibt die militanten Aktionen dieser Gruppe. Kaum bekannt geworden ist darüber hinaus, dass die Gruppe, ausgehend von ihrem geographischen Schwerpunkt, zeitweise Verbindungen mit Ost-Berlin unterhielt. Entsprechend
ihren geographischen Wurzeln forderte die Bewegung 2. Juni besonders Polizei und Justiz der
geteilten Stadt heraus, die hierauf insgesamt besonnen reagierte, ihren Umgang mit der politisch motivierten Gewalt im Laufe der Jahre aber modifizieren musste. (ICA2)
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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Staatstheorie und staatliches Handeln
[83-L] Bentz, Holger:
Die Abschaffung der Bezirksregierungen in Niedersachsen: ein Reformprojekt unter
Idealbedingungen? ; eine politikwissenschaftliche Analyse am Beispiel eines zentralen
Reformvorhabens der CDU/ FDP-Regierungskoalition in Niedersachsen (2003-2008),
(Europäische Hochschulschriften. Reihe 31, Politik, Bd. 570), Frankfurt am Main: P. Lang 2009,
137 S., ISBN: 978-3-631-58917-5
INHALT: "Exemplarisch für die in einigen Bundesländern geführte Diskussion über die Modernisierung der Verwaltung steht die rege politische Auseinandersetzung um die ersatzlose Abschaffung der vier Bezirksregierungen in Niedersachsen. Deren Auflösung wurde von der
CDU im Landtagswahlkampf 2002/2003 thematisiert und nach der Landtagswahl im Frühjahr
2003 von der CDU/ FDP-Landesregierung rasch vorangetrieben. Mit dieser Position schlug
die Regierung einen harten Kurs ein und betrat bundesweit Neuland. Ihr Reformvorhaben, die
ersatzlose Auflösung der Bezirksregierungen, stellte ein Unikum auf Länderebene dar. Im
Verlauf dieser Studie wird herausgearbeitet, welche Motive und Interessen die beteiligten Akteure veranlasst haben, an der Reform mitzuwirken. Die vorliegende Arbeit hat den Anspruch, diese Thematik aus politikwissenschaftlicher Sicht zu betrachten und damit ein unbearbeitetes Feld zu erschließen. Es soll herausgearbeitet werden, welche Motive und Interessen
die beteiligten Akteure veranlasst haben, an einer Reform mitzuwirken, die innerhalb kürzester Zeit das Ende der staatlichen Mittelinstanz in Niedersachsen besiegelte. Der Analyseteil
(Policy Cycle) orientiert sich an einer Reihe von Leitfragen, mittels deren die Zielsetzungen
und Bestrebungen der Regierung im Verlauf der Verwaltungsreform analysiert und am Ende
der Arbeit bewertet werden sollen: Bildete die Entscheidung der Landesregierung, die Abschaffung der Bezirksregierungen in den Mittelpunkt ihrer Reformpolitik zu stellen, die
Grundlage für ein Erfolg versprechendes Reformvorhaben? Ist es der Landesregierung Wulff
durch die Kommunikation und Konzeption ihrer Reformmaßnahmen gelungen, den potentiellen Kritikpunkten aller betroffenen Akteure bereits im Vorfeld den Boden zu entziehen? War
die niedersächsische Verwaltungsreform von der Suche nach einem parteipolitischen Vorteil
motiviert? Lassen sich mit Verwaltungsreformen der hier untersuchten Art defizitäre Haushalte spürbar entlasten? Eignete sich eine Reform dieser Art, um eine positive Wahrnehmung
der Regierung in der medialen Öffentlichkeit zu beziehen? Besteht eine Übertragungsmöglichkeit dieses Reformansatzes auf andere Bundesländer? Aufbau der Arbeit: Die Arbeit gliedert sich in einen historischen und theoretischen Teil. An den letzteren schließt sich der Analyseteil an. Dort werden mit Hilfe des Policy Cycle die Zielsetzungen und Bestrebungen der
politischen Akteure im Reformprozess dargestellt. Daran anknüpfend werden im Folgekapitel
die ersten vorläufigen Bewertungen der einzelnen Parteien, Institutionen und Akteure zur
Verwaltungsreform herausgearbeitet." (Textauszug)
[84-L] Benz, Arthur:
Der moderne Staat: Grundlagen der politologischen Analyse, (Lehr- und Handbücher der
Politikwissenschaft), München: Oldenbourg 2008, IX, 385 S., ISBN: 978-3-486-58749-4
INHALT: "Verliert der Staat an Bedeutung? Sind die Globalisierung der Ökonomie, die Internationalisierung bzw. Europäisierung der Politik, die Überlastung wohlfahrtsstaatlicher Vertei-
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
lungspolitik, die Grenzen hoheitlich-hierarchischer Steuerung in der funktional differenzierten Gesellschaft sowie die Diskrepanz zwischen dem Legitimationsbedarf und den Leistungen des demokratischen Staates dafür verantwortlich? Hat der Staat an innerer Souveränität
gegenüber der eigenen Wirtschaft wie an äußerer Souveränität durch Einbindung in internationale Organisationen verloren? Kann man gar von einem Niedergang des Staates sprechen?
Das Buch führt in die Entwicklung des Staates und der Staatstheorien sowie in aktuelle Diskussionen über die genannten Fragen ein. Es stellt aus dem Blickwinkel des akteurszentrierten Institutionalismus ein analytisches Instrumentarium für Politikwissenschaftler bereit, die
sich mit dem Staat befassen wollen. Eine solche Herangehensweise hat den Vorteil, dass sie
der empirischen Forschung nur wenige theoretische Prämissen voranstellt, aber erforderliche
Begriffe und Kategorien liefert." (Autorenreferat)
[85-L] Bieling, Hans-Jürgen:
"Private before state"?: on the development of political ideal models of the role of the state,
in: Internationale Politik und Gesellschaft, 2009, H. 3, S. 100-116
(library.fes.de/pdf-files/ipg/ipg-2009-3/08_a_bieling_us.pdf)
INHALT: "Political ideal models shape the public perception and interpretation of concrete
events and developments. At the same time, they are themselves the product of relations and
conflicts in society. This applies not least to ideal models of the role of the state, which, in situations of radical societal change and crisis, are constantly called into question and redefined. In order to understand the transformation of ideal models it is helpful in political discourse to distinguish between different levels or 'floors': the coherent designs of influential intellectuals; their public reception and political implementation; and the everyday consciousness of the general public. The success and staying power of ideal models are decisively dependent on the extent to which these levels of discourse complement one another. In crises
and periods of radical change this ceases to be the case, so that old ideal models are superseded by new competitors. The transformation of ideal models of the state over the past few decades can be reconstructed as follows. First, by the end of the 1960s the ideal model of the
'Keynesian welfare state' had crystallized in the developed capitalist societies. Increasingly
called into question in the course of the 1970s and 1980s it paved the way for the ideal model
of the 'lean competitive state'. Success with the attendant goal of 'rolling back the state' with
regard to the economy and society was limited, however, owing to a number of factors, including institutional and political resistance and the costs of social crisis. In many countries, the
process of rolling back the state only really got going when the ideal models of the 'activating
state' and the 'guarantor state' came to the fore, promising to rein in rampant privatization and
competition to some extent by means of social regulation. In due course, these two ideal models have also come in for intense criticism. On the one hand, because political realities have
meant that the promises they entailed have not been kept, and on the other hand, because in
the face of the global economic and financial crisis not only state regulation, but also state intervention is once again required. What that means in practice is sharply contested in the public debate. While market-liberal and conservative actors afford the state the role of 'protector
against catastrophe' in the current crisis, the arguments marshaled by the more socially and
environmentally inclined point in the direction of a 'democratic social investment state'." (author's abstract)|
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[86-L] Blumenthal, Julia von; Bröchler, Stephan (Hrsg.):
Müssen Parlamentsreformen scheitern?, (Schriften der Sektion Regierungssystem und
Regieren in der Bundesrepublik Deutschland der Deutschen Vereinigung für Politische
Wissenschaft), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 249 S., ISBN: 978-3-531-15468-8
INHALT: "Solange es Parlamente und Kritik an ihrer Arbeitsweise gibt, werden auch Reformen
des Parlaments immer wieder zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen, parlamentarischer
Beratungen und wissenschaftlicher Analysen gemacht. Politikwissenschaftliche Forschungsergebnisse diagnostizieren ein Auseinanderklaffen zwischen den intendierten hochgesteckten
Zielen von Parlamentsreformen, wie Erhöhung der Gestaltungsfähigkeit, bessere Transparenz
und gesellschaftliche Kommunikation einerseits sowie andererseits den Resultaten der eingeleiteten Reformen. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen teils aus theoretischer, teils aus
empirischer Perspektive, welchen Restriktionen Reformen der parlamentarischen Arbeitsweise unterliegen und unter welchen Bedingungen sie erfolgreich sein können. Dabei werden
nicht nur tiefgreifende Veränderungen der formalen Rahmenbedingungen, sondern auch der
Wandel der alltäglichen parlamentarischen Arbeitspraxis in den Blick genommen. Die Analysen beschäftigen sich u.a. mit den Parlamenten in Deutschland, Italien und der Schweiz."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Julia von Blumenthal: Schach dem Premier! Parlamentsreformen in parlamentarischen Regierungssystemen (11-46); Heinrich Oberreuter, Jürgen
Stern: Parlamentsreform als beständige Herausforderung (47-66); Christian Demuth: Parlamentarische Reformen als evolutionärer Prozess (67-88); Stefan Marschall: Policy matters!
Reformpotenziale und -grenzen hinsichtlich der Rolle von Parlamenten in der militärischen
Sicherheitspolitik (89-108); Dieter Wiefelspütz: Der Auslandseinsatz der Streitkräfte und der
Deutsche Bundestag (109-148); Stefan Köppl: Parlamentsreformversuche und Parlamentsreformen in Italien (149-170); Ruth Lüthi: Die Schweizerische Bundesversammlung: Mit kleinen Reformschritten zu einer starken Institution? (171-200); Peter Schiffauer: Parlamentarische Reform im Europäischen Parlament (201-250).
[87-L] Botzem, Sebastian; Hofmann, Jeanette; Quack, Sigrid; Schuppert, Gunnar Folke; Straßheim, Holger (Hrsg.):
Governance als Prozess: Koordinationsformen im Wandel, (Schriften zur GovernanceForschung / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Bd. 16), Baden-Baden: Nomos
Verl.-Ges. 2009, 688 S., ISBN: 978-3-8329-4147-5
INHALT: "Der Mehrwert von Governance-Ansätzen lässt sich erst in der Prozessperspektive voll
ausschöpfen. Von dieser Kernthese ausgehend untersuchen die Beiträge ein breites Spektrum
der Transformation, Auflösung, Pluralisierung und Neuschöpfung sozialer Institutionen und
Interaktionen. In vier Analysedimensionen geht es (1) um die Reallokation von Macht und
Herrschaft im Wandel von Staatlichkeit, (2) um die Herausbildung komplexer Regelungsstrukturen und Ko-Produktionsformen zwischen Markt und Staat, (3) um die Rolle von Wissen und Expertise für Koordinationsprozesse sowie (4) um die Neuverkopplung von Staat und
Recht in grenzüberschreitenden Räumen. Neue Formen der Governance entstehen aus Versuchen der Konfliktlösung zwischen konkurrierenden Interessen und Regulierungsstrukturen,
werden aber auch selbst zum Gegenstand von Konflikten. Governance als Prozess zu begreifen, lenkt den Blick auf die kontinuierliche Produktion und Reproduktion gesellschaftlicher
Koordination." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sebastian Botzem, Jeanette Hofmann,
Sigrid Quack, Gunnar Folke Schuppert, Holger Straßheim: Die Dynamik des Governance-
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
Ansatzes: Vier Dimensionen von Wandel (11-28); Johannes Moes: Accountability - eine Antwort auf Legitimationsprobleme in neuen Governancestrukturen? (29-54); Matthias Ruffert:
Was ist "Democratic Governance?" (55-74); Brigitte Geißel: Effektive und legitime Governance mit Zivilgesellschaft? Dynamiken am Beispiel der Europäischen Kommission und der
Lokalen Agenda 21 (75-98); Susanne Baer: Wozu und was macht Gender? Notwendige Erweiterungen der Governance-Perspektive (99-124); Miriam Hartlapp: Zyklische Grenzverschiebung als Implementationseffekt. Der Einfluss von EU-Sozialpolitik auf Belgien (125144); Holger Schütz: Governancereformen in der deutschen Arbeitsmarktpolitik (SGB III)
(145-170); Oliver Schöller-Schwedes: Governance durch Stiftungen (171-200); Sonja
Grimm: Internationale Übergangsverwaltungen: Steuerung ohne demokratische Legitimation
(201-224); Sebastian Botzem, Jeanette Hofmann: Dynamiken transnationaler Governance Grenzübergreifende Normsetzung zwischen privater Selbstregulierung und öffentlicher Hierarchie (225-250); Roland Roth, Dieter Rucht: Global Governance - eine kritische Perspektive
auf internationale Institutionen am Beispiel von Weltbank, IWF und WTO (251-284); Gunnar
Folke Schuppert: Von der Ko-Produktion von Staatlichkeit zur Co-Performance von Governance. Eine Skizze zu kooperativen Governance-Strukturen von den Condottieri der italienischen Renaissance bis zu Public Private Partnerships (285-320); Weert Canzler, Astrid Karl,
Andreas Knie: Ordnungspolitische Unübersichtlichkeiten. Der scheinbare Wandel der Staatsfunktionen bei der Regulierung des öffentlichen Verkehrs (321-342); Dieter Kerwer: Von der
nationalstaatlichen Regulierung zur transnationalen Standardisierung (343-356); Kerstin Martens, Klaus Dieter Wolf: PISA als Trojanisches Pferd: die Internationalisierung der Bildungspolitik in der OECD (357-376); Ulrich Jürgens, Inge Lippert: Corporate Governance unter
Bedingungen der Mitbestimmung: Veränderungstendenzen und Prozesse in der Aufsichtsratsarbeit (377-408); Susanne Lütz, Dagmar Eberle: Zwischen Anbau und Substitution - das deutsche Corporate Governance-System im Umbruch (409-434); Christopher Bahn: Alles neu
durch die "Neuen Eigentümer"? Der Einfluss von Hedge und Private-Equity-Fonds auf die
Corporate Governance in Deutschland (435-460); HOlger Straßheim: Governance als reflexive Koordination (461-478); Nico Stehr: Wissenswelten, Governance und Demokratie (479502); Maria Oppen: Wissen und Vertrauen in transsektoralen Governance-Arrangements
(503-526); Andreas Knie, Dagmar Simon: Verlorenes Vertrauen? Auf der Suche nach neuen
Governance-Formen in einer veränderten Wissenschaftslandschaft (527-546); Andreas Voßkuhle: Sachverständige Beratung des Staates als Governanceproblem (547-574); Sigrid
Quack: Governance durch Praktiker: Vom privatrechtlichen Vertrag zur transnationalen
Rechtsnorm (575-606); Petra Kaps: Konstitutionelles Experiment als Governanceform. Zur
Rolle der Experimentierklausel in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (607-634); Claudio
Franzius: Horizontalisierung als Governance-Struktur. Der europäische Regulierungsverbund
in den Netzwirtschaften (635-652); Matthias Kötter: Die Legitimation von Normen in Räumen begrenzter Staatlichkeit: ein Governanceprozess jenseits des Staates (653-682).
[88-F] Brodocz, André, Priv.-Doz. Dr.phil.habil.; Herrmann, Dietrich, Dr.phil.; Schäller, Steven,
M.A.; Schulze Wessel, Julia, Dr.phil.; Creutzburg, Claudia, M.A.; Schmidt, Rainer, Dr.phil.;
Schulz, Daniel, Dr.phil. (Bearbeitung); Vorländer, Hans, Prof.Dr.phil. (Leitung); Vorländer, Hans,
Prof.Dr.phil. (Betreuung):
Verfassung als institutionelle Ordnung des Politischen (Teilprojekt I)
INHALT: Als Teil des Sonderforschungsbereichs 537 "Institutionalität und Geschichtlichkeit"
geht das Projekt von der systematischen Überlegung aus, dass Verfassungen als Institutionen
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über eine instrumentelle und eine symbolische Dimension verfügen. In ihrer instrumentellen
Dimension erfüllt die Verfassung eine Steuerungsfunktion, indem sie als Spielregelwerk des
politischen Systems jene Institutionen und Verfahren konstituiert, die den politischen Prozess
organisieren und regulieren. In der symbolischen Dimension übernimmt eine Verfassung dagegen eine Integrationsfunktion, sobald sie die grundlegenden Formen und Prinzipien gesellschaftlicher Verfasstheit, also die politischen Ordnungsvorstellungen eines Gemeinwesens,
symbolisch repräsentiert. Notwendig ist diese Symbolisierung, weil die Ordnungsvorstellungen allein zu abstrakt bleiben, um eine handlungsstrukturierende Wirkung erzielen zu können.
Kommen diese Ordnungsvorstellungen durch eine Verfassung symbolisch zur Darstellung,
dann werden die abstrakten Ordnungsvorstellungen als Verfassungsnormen kodifiziert und
gewinnen so jenes Maß an Präzision und Verbindlichkeit, das zur dauerhaften Stabilisierung
von sozialen Ordnungen beiträgt. Umgekehrt findet der Verbindlichkeitsanspruch von Verfassungsnormen über seine momenthafte Erzwingbarkeit hinaus einen dauerhaften Halt wiederum in der symbolischen Qualität der Verfassung, aus der sich ihr normativer Gehalt speist.
Verfassungen bringen die von ihnen symbolisierten politischen Ordnungsvorstellungen jedoch nicht von selbst zur Sprache. Ihre symbolische und instrumentelle Wirkungsmächtigkeit
ist darum darauf angewiesen, dass ihr symbolischer Gehalt gedeutet und ihr instrumenteller
Steuerungsanspruch ausgeführt wird. Verfassungen und Verfassungsgerichte fungieren aus
diesem Grund wie eine institutionelle Kaskade: Die Institution 'Verfassung' institutionalisiert
das Verfassungsgericht, welches fortan insofern exklusiv über die Institutionalität der Verfassung verfügt, als allein ihm im Fall sich widersprechender Deutungen die verbindliche Interpretation der Verfassung obliegt. Im Prozess der Institutionalisierung konstitutioneller
Leitideen wird so eine Deutungsmacht generiert, die das Verfassungsgericht zwar alleine ausübt, über deren Ressourcen das Verfassungsgericht jedoch nicht allein verfügt. So ist es stets
darauf angewiesen, dass der von ihm gedeuteten Verfassung überhaupt jener symbolische Gehalt zugeschrieben wird, durch den sich die Deutung der Verfassung zu einem Akt von
Macht, von Deutungsmacht, steigert. Erst wenn eine Verfassung dementsprechend integrativ
wirkt und ihr darum ein hohes Maß an Vertrauen entgegengebracht wird, transformiert sich
die kommunikative Macht der gedeuteten Verfassung in die Deutungsmacht ihres Interpreten.
ZEITRAUM: ab 1776 GEOGRAPHISCHER RAUM: USA, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, EU
METHODE: a) Ideen- und theoriegeschichtliche Perspektive: Wenn Institutionen Ordnungsleistungen zur Vereinheitlichung von Verhaltenserwartungen erbringen, kann der Dynamik von
Begründungsleistungen - sowohl für den deutschen Frühkonstitutionalismus als auch für die
Verfassungsgeschichte der DDR - am besten durch eine Sprach- und Diskursanalyse Rechnung getragen werden. Die Diskurs- und Sprachanalyse der Cambridge School bietet die entsprechende Methode an, um die Entwicklung von ursprünglichen Teil- und Fachdiskursen - in
diesem Fall der juristischen Teilöffentlichkeit - zu hegemonialen Deutungsmächten innerhalb
einer breiteren Öffentlichkeit zu untersuchen. Auch die Diskurse um die DDR-Verfassung
werden auf die Frage nach der symbolischen Dimension diskurs- und inhaltsanalytisch untersucht. Dabei soll die Untersuchung von Argumentationsfiguren, Legitimationsbegründungen,
rhetorischen Mustern und Diskursstrategien Aufschluss darüber geben, welcher Stellenwert
der Verfassung innerhalb der DDR-Gesellschaft zukam, wie und ob der Status der Verfassung
reflektiert wurde. So können auch hier die Strategien der Invisibilisierung und Visibilisierung
von Herrschaftslegitimation und Deutungsmacht herausgearbeitet werden. b) komparativ-empirische Perspektive: Unter der komparativ-empirischen Perspektive steht die Frage im Zentrum, auf welche Weise die institutionelle Praxis der Verfassungsrechtsprechung auf die Institutionalisierung politischer Ordnungsvorstellungen durch Verfassungen einwirkt. Für die
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symbolisch und instrumentell starke Verfassungsgerichtsbarkeit in der Bundesrepublik
Deutschland und den USA sowie für die im Vergleich dazu symbolisch und instrumentell
schwache französische Verfassungsgerichtsbarkeit soll mit Hilfe einer Ressourcenanalyse (I)
und einer Reflexionsanalyse (II) rekonstruiert werden, wie Deutungsmacht in der Gründungsphase der Verfassungsgerichtsbarkeit institutionalisiert, in der Konfliktphase behauptet und in
der Konsolidierungsphase gefestigt wird. Vorgeschaltet wird deshalb eine "dichte Beschreibung" des jeweiligen politischen Settings und der institutionellen Entwicklungsprozesse in
den drei Referenzsystemen, um diese drei Phasen identifizieren zu können (Verlaufsanalyse).
c) demoskopische Perspektive: Für die Beziehung des Bundesverfassungsgerichts zur Öffentlichkeit ist eine demoskopische Studie vorgesehen. Denn in dieser Beziehung stellt sich die
Frage nach den Ressourcen der Deutungsmacht als Frage nach den Quellen des Institutionenvertrauens, welches die Öffentlichkeit dem Verfassungsgericht entgegenbringt. Zwar kann
etwa das Bundesverfassungsgericht - wie die bisherigen Ergebnisse unseres Projekts zeigen mit einem hohen Institutionenvertrauen seinen Mangel an Zwangsgewalt kompensieren, doch
erklärt dies noch nicht, wie sich das öffentliche Vertrauen in das Bundesverfassungsgericht
aufbaut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Vorländer, H.: Hinter dem Schleier des Nichtpolitischen. Das unsichtbare Verfassungsgericht. in: Melville, G. (Hrsg.): Das Sichtbare und das Unsichtbare der
Macht. Institutionelle Prozesse in Antike, Mittelalter und Neuzeit. Köln u.a. 2005, S. 113127.+++Vorländer, H.: Einleitung. in: Ders. (Hrsg.): Die Deutungsmacht der Verfassungsgerichtsbarkeit. Wiesbaden 2006, S. 9-36.+++Vorländer, H.: Verfassung als symbolische Ordnung. in: Becker, M.; Zimmerling, R. (Hrsg.): Recht und Politik. PVS-Sonderheft. Wiesbaden
2006, S. 229-249.+++Vorländer, H.: Macht und Ansehen des Bundesverfassungsgerichts. in:
Jahrbuch des italienisch-deutschen historischen Instituts in Trient, Jg. XXXI, Bologna 2006,
S. 417-437.+++Vorländer, H.: Was ist und zu welchem Ende brauchen wir eine Verfassung?
in: Sächsischer Landtag (Hrsg.): 175 Jahre Sächsische Verfassung. Veranstaltungen des Sächsischen Landtags, H. 35. Dresden 2006, S. 36-43.+++Vorländer, H.: Art. "Verfassung". in:
Fuchs, D.; Roller, E. (Hrsg.): Lexikon Politik. Stuttgart 2007.+++Vorländer, H.: Art. "Liberalismus". in: ebd.+++Vorländer, H.: Gesellschaftliche Wertvorstellungen und politische Ideologien. in: Jäger, W.; Haas, Ch.M.; Welz, W. (Hrsg.): Regierungssystem der USA. 3. Aufl.
Frankfurt a.M. 2007, S. 25-44.+++Vorländer, H.: Verfassungspatriotismus als Modell. Der
Rechts- und Verfassungsstaat im Ordnungsdiskurs der Bundesrepublik Deutschland. in: Hertfelder, T.; Rödder, A. (Hrsg.): Modell Deutschland. Erfolgsgeschichte oder Illusion? Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007, S. 110-120.+++Vorländer, H.: Europas multiple Konstitutionalismen. in: Zeitschrift für Staats- und Europawissenschaften, 5, 2007, Nr. 2, S. 160180.+++Vorländer, H.: Verfassungswissenschaft als Kulturwissenschaft. "Verfassungskultur"
aus politikwissenschaftlicher Perspektive. in: Institut für Europäische Verfassungswissenschaften (Hrsg.): Verfassungskulturen im europäischen Vergleich. Berlin 2008 (im Erscheinen).+++Brodocz, A.: Die Grundrechte-Charta der EU und ihre Chancen zur symbolischen
Integration Europas. in: Ullbert, C.; Weller, C. (Hrsg.): Konstruktivistische Analysen der internationalen Politik. Wiesbaden: VS Verl. 2005, S. 191-214.+++Brodocz, A.: Georg Jellinek
und die zwei Seiten der Verfassung. in: Anter, A. (Hrsg.): Die normative Kraft des Faktischen. Das Staatsverständnis Georg Jellineks. Baden-Baden 2004, S. 153-174.+++Brodocz,
A.: Warum darf Karl-Dieter Möller nicht live aus der Arena des Bundesverfassungsgericht
berichten? in: Frankenberg, G.; Niesen, P. (Hrsg.): Bilderverbot. Recht, Ethik und Ästhetik
der öffentlichen Darstellung. Münster 2004, S. 121-136.+++Brodocz, A.: Lüth und die Deutungsmacht des Bundesverfassungsgerichts. in: Henne, T.; Riedlinger, A. (Hrsg.): Das LüthUrteil in (rechts-)historischer Sicht. Die Grundlegung der Grundrechtsjudikatur in den 1950er
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91
Jahren. Berlin 2005, S. 271-289.+++Brodocz, A.; Schäller, S.: Selbstreferentielles Entscheiden und institutionelle Eigengeschichte. Eine quantitative Analyse zur Rechtsprechung des
Bundesverfassungsgerichts. Dresdner Beiträge zur Politischen Theorie und Ideengeschichte,
3/2005.+++Brodocz, A. (Hrsg.): Erfahrung als Argument. Zur Renaissance eines ideengeschichtlichen Grundbegriffs. Baden-Baden 2007.+++Brodocz, A.: Art. "Macht". in: Fuchs,
D.; Roller, E. (Hrsg.): Lexikon Politik. Stuttgart 2007, S. 165-167.+++Brodocz, A.: Erfahrung - zur Rückkehr eines alten Arguments. in: Ders. (Hrsg.): Erfahrung als Argument. Zur
Renaissance eines ideengeschichtlichen Grundbegriffs. Baden-Baden 2007, S. 9-24.+++Brodocz, A.: Bilderfeindliche Verfassungsgerichte. Zur Gedächtnispolitik des Bundesverfassungsgerichts und des Supreme Court. in: Vismann, C.; Weitin, Th. (Hrsg.): Bildregime des
Rechts. Stuttgart 2007, S. 101-129.+++Umfangreiche Literaturliste bitte beim Institut anfordern. S.a. rcswww.urz.tu-dresden.de/~sfb537/ . ARBEITSPAPIERE: Vorländer, H. (Hrsg.):
Dresdner Beiträge zur Politischen Theorie und Ideengeschichte.+++Ottow, R.: Politische Institutionen und der Ort der Tugend im politischen Diskurs der frühen Neuzeit. 1/1999.+++
Meyert, R.: Die Klassiker und die Gründer. Die Rezeption politischen Ordnungsdenkens im
Streit zwischen Federalists und Anti-Federalists. 2/1999.+++Ottow, R.: Eine kommentierte
Bibliographie zum britischen Verfassungsdenken in der frühen Neuzeit. 4/1999.+++Schaal,
G.S.; Vorländer, H.: Einstellungen zu Demokratie und Verfassung. Eine empirische Untersuchung von Studierenden der Politikwissenschaft in Dresden. Mainz/ Erlangen 5/1999.+++
Herrmann, D.: Die Debatte über die Schulgebets-Entscheidungen des amerikanischen Supreme Court. 6/1999.+++Schaal, G.S.: Faktoren der gesellschaftlichen Akzeptanz von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts. Empirische und theoretische Aspekte. 7/1999.+++
Schaal, G.S.: Der Kruzifix-Konflikt. Methodenbericht über eine Diskursanalyse der Debatte
zum Kruzifix-Beschluß in der SZ und der FAZ. 8/1999.+++Schulz, D.: Verfassungen in
Frankreich zwischen symbolischer und instrumenteller Dimension. Von der Französischen
Revolution bis zur III. Republik. 1/2001.+++Schulze Wessel, J.: Über die Gründung moderner Gesellschaften. Hannah Arendt und die Aporie des Anfangs. 1/2002.+++Brodocz, A.: Die
Grundrechte-Charta der Europäischen Union und ihre Chancen zur symbolischen Integration
Europas. 2/2002.+++Schmidt, R.: Republikanischer Konstitutionalismus in Deutschland. Anmerkungen zu Karl Heinrich Pölitz' politischem Denken im deutschen Vormärz. 3/2002.+++
Herrmann, D.: Neu-Gründung und Geltung. Die Gründung der V. Französischen Republik
und die Institutionalisierung ihrer Verfassung. 4/2002.+++Brodocz, A.: Über die institutionelle Konstruktion von Eigenzeit am Bundesverfassungsgericht. 5/2002.+++Schmidt, R.: Ideengeschichte und Institutionentheorie. Begriffe, Diskurse und institutionelle Mechanismen als
Bausteine für ein Modell der Ideengeschichtsschreibung. 1/2005.+++Brodocz, A.: Neue Integrationslehre. Über Rudolf Smend und die symbolische Dimension der Verfassung. 2/2005.+
++Brodocz, A.; Schäller, S.: Selbstreferentielles Entscheiden und institutionelle Eigengeschichte. Eine quantitative Analyse zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.
3/2005.+++Creutzburg, C.: Deutsche und englische Verfassungskultur im Vergleich und Perspektiven für eine europäische Verfassung. Dresden, Techn. Univ., unveröff. Magisterarbeit,
2004.
ART: BEGINN: 1997-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, SFB 537 Institutionalität und Geschichtlichkeit
(Helmholtzstr. 10, 01062 Dresden); Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät,
Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Theorie und Ideengeschichte (01062
Dresden); Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg
625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" (01062 Dresden)
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KONTAKT: Herrmann, Dietrich (Dr. Tel. 0351-463-35723,
e-mail: [email protected])
[89-L] Bußjäger, Peter (Hrsg.):
Die Zukunft der parlamentarischen Kontrolle, (Schriftenreihe / Institut für Föderalismus, Bd.
109), (Tagung "Die Zukunft der parlamentarischen Kontrolle", 2008), Wien: Braumüller 2008,
VIII, 152 S., ISBN: 978-3-7003-1708-1
INHALT: "Die Kontrolle der Regierung ist eine der Kernaufgaben eines modernen Parlaments,
weshalb der konkreten Ausgestaltung der verschiedenen Instrumente der parlamentarischen
Kontrolle besondere Bedeutung zukommt. Gleichermaßen steht die Forderung nach einer öffentlichkeitswirksameren Arbeit vonseiten der Parlamente auf Bundeswie auf Landesebene
im Vordergrund. Der vorliegende Tagungsband enthält die Referate und Diskussionsbeiträge
der am 26. Mai 2008 im Parlament in Wien gemeinsam mit der Parlamentsdirektion und der
Österreichischen Gesellschaft für Gesetzgebungslehre durchgeführten Tagung 'Die Zukunft
der parlamentarischen Kontrolle'. Aktueller Bezugspunkt ist die laufende Diskussion über
eine Geschäftsordnungsreform des Nationalrats. Thematische Schwerpunkte der vorliegenden
Publikation bilden die Geschäftsordnungsreformen im Lichte eines lebendigeren Parlamentarismus sowie die Ausgestaltung der Instrumente der parlamentarischen Kontrolle. Besonders
wichtige Themen bezüglich der parlamentarischen Kontrolle waren die Verschwiegenheitspflichten, wie etwa der Datenschutz oder die Amtsverschwiegenheit, die Einsetzung von Untersuchungsausschüssen sowie die Rolle der Rechnungshöfe und der Volksanwaltschaften.
Die Autoren und Autorinnen haben im vorliegenden Buch den Blick auch über die Grenzen
Österreichs hinaus gerichtet und beispielsweise die parlamentarische Verwaltungskontrolle
durch Evaluation in der Schweiz dargestellt - mit dem Hinweis, dass eine solche parlamentarische, wirkungsorientierte Verwaltungskontrolle auch für Österreich zukunftsweisend sein
könnte." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter Bußjäger,Asita Djanani: "Die Geschäftsordnungsreform 2007 des Vorarlberger Landtags" (9-26); Pascale Cancik: "Parlamentarische
Kontrolle in den deutschen Bundesländern - neuere Entwicklungen" (27-46); Christoph Konrath: "(Erfahrungs-)Bericht Geschäftsordnungsreform im Nationalrat in der 23. Gesetzgebungsperiode" (47-66); Reinhard Klaushofer: "Zum Stand der Reformdiskussion zu den Kontrollrechten der "Hilfsorgane des Parlaments": Rechnungshof, Landesrechnungshöfe, Volksanwaltschaft, Landesvolksanwälte" (67-90); Gabriele Kucsko-Stadlmayer: "Parlamentarische
Kontrolle, Amtsverschwiegenheit und Datenschutz" (91-106); Theo Öhlinger: "Die Bedeutung von Untersuchungsausschüssen als besonderes Instrument parlamentarischer Kontrolle"
(107-116); Daniel Janett: "Parlamentarische Verwaltungskontrolle durch Evaluation - ein Erfahrungsbericht aus der Schweiz" (117-134).
[90-L] Decker, Frank:
Koalitionsaussagen der Parteien vor Wahlen: eine Forschungsskizze im Kontext des
deutschen Regierungssystems, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 2, S. 431453 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Koalitionsaussagen sind erst in jüngster Zeit zu einem Gegenstand systematischer
Forschungsbemühungen der vergleichenden Regierungslehre geworden. Dies hängt nicht zuletzt mit der unbefriedigenden Datenlage zusammen, da Informationen über das Koalitions-
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verhalten gerade für weit zurückliegende Wahlen nur schwer zu erlangen sind. Bei der Analyse der Koalitionsaussagen ist nach starken oder schwachen, positiven oder negativen sowie
einseitigen oder erwiderten Signalen zu unterscheiden. Ob und in welchem Maße Koalitionsaussagen verbreitet sind, hängt zum einen von den institutionellen Eigenschaften eines politischen Systems (Regierungsform, territoriale Staatsorganisation, Wahlrecht) und zum anderen
von dessen politisch-kulturellen Traditionen ab. In der Bundesrepublik zwingen die veränderten Strukturen des Parteiensystems die politischen Akteure heute zu einer größeren Offenheit
in ihrem Koalitionsverhalten. Dies zieht auch institutionellen Reformbedarf nach sich, indem
zum Beispiel neue informelle Regeln der Regierungsbestellung etabliert oder die bisherige
Skepsis gegenüber Minderheitsregierungen abgelegt werden müssten." (Autorenreferat)
[91-L] Dimmel, Nikolaus; Schmee, Josef:
Die Gewalt des neoliberalen Staates: vom fordistischen Wohlfahrtsstaat zum repressiven
Überwachungsstaat, Wien: WUV Facultas 2008, 567 S., ISBN: 978-3-7089-0228-9
INHALT: Der Formenwandel moderner Staatlichkeit wird im Kontext neoliberal getönten New
Public Managements primär unter Effizienzgesichtspunkten als Entwicklung zum schlanken
Leistungs- und Wettbewerbsstaat beschrieben. In dieser Beschreibung mischen sich normative und empirische Dimensionen - mit beiden Aspekten setzen sich die Autoren kritisch auseinander. Schon die Prämisse, marktförmig erbrachte Dienstleistungen seien wirtschaftlicher
als öffentliche, könne nur vertreten, wer von den im Zuge der Privatisierung externalisierten
Kosten absieht. Aber auch die Behauptung, der moderne Staat reduziere in ganzer Breite seine klassischen Aufgaben, verkennt, dass der neoliberale Staat wohl seine Leistungs- und Gestaltungsfunktionen, nicht aber seine Ordnungsfunktionen zurückfährt. Gerade in dieser Diskrepanz sehen die Autorinnen und Autoren eine Voraussetzung der neuen Gewaltförmigkeit
staatlichen Handelns. Zwar ist die Entwicklung durchaus widersprüchlich - auf der einen Seite finden sich Tendenzen der Ausdehnung staatlicher Eingriffsrechte gegenüber der Privatsphäre, auf der anderen Seite finden sich ebenso Tendenzen einer steigenden Privatisierung
von Sicherheitsleistungen - insgesamt aber nehmen unter diesen Vorzeichen Formen proaktiver und struktureller Gewalt zu. Mit proaktiver Gewalt sind dabei Verfahren gemeint, die
durch Beratung, Therapeutisierung oder Sanktionsandrohung zur Übernahme marktkonformer, individualisierter Lebensformen nötigen. Strukturelle Gewalt liegt dann vor, wenn Menschen zur Selbstbehauptung auf Märkten gezwungen werden, ohne dafür über die erforderlichen Mittel zu verfügen. Die Autoren behandeln beide Formen von Gewalt. Auch wenn die
Beispiele überwiegend auf österreichische Verhältnisse bezogen sind, ist der Band grundsätzlich für die Diskussion neoliberaler Staatlichkeit relevant. (ZPol, NOMOS)
[92-L] Enzmann, Birgit:
Der demokratische Verfassungsstaat: zwischen Legitimationskonflikt und
Deutungsoffenheit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 502 S., ISBN: 978-3-531-16739-8
INHALT: Ziel der vergleichenden Länderstudie ist es, die innere Logik des demokratischen Verfassungsstaats neu aus der Idee des justiziablen Verfassungsvorrangs heraus zu entwickeln.
Es werden zum einen die Besonderheiten des Ordnungstypus im Vergleich mit anderen Demokratien dargelegt, auf der anderen Seite seine Offenheit für Veränderungen geprüft. Ausgangspunkt ist eine kurze Problemskizze: Der demokratische Verfassungsstaat beruht auf
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zwei Legitimationsprinzipien, die in einem prekären Gleichgewicht zueinander stehen. Das
Demokratieprinzip rechtfertigt staatliches Handeln durch die Zustimmung aller oder der
Mehrheit, während das Verfassungsprinzip durch die Übereinstimmung mit den in sich richtigen Inhalten einer höherrangigen Verfassung legitimiert. Für den Konfliktfall ist geregelt,
welches der beiden Prinzipien jeweils "das letzte Wort" haben soll. Die Studie zeigt, dass dieses Gleichgewicht ist von beiden Seiten bedroht ist. Ihm kann sowohl eine ständige Blockade
der demokratischen Entscheidungen durch Verfassungsschranken gefährlich werden, als auch
eine fehlende Verteidigung des Verfassungskerns. Der Verfassungsinhalt soll und kann durch
gesellschaftliche Verständigung an neue Herausforderungen, Wertewandel usw. angepasst
werden, ohne den Wortlaut der Konstitution zu ändern und ohne in Widerspruch mit dem unveränderlichen Kerngehalt zu geraten. (ICA2)
[93-F] Fischer, Andrea, M.A.; Heinz, Dominic, M.A.; Helbig, Bettina, M.A.; Hornig, Eike-Christian, Dr. (Bearbeitung); Benz, Arthur, Univ.-Prof.Dr. (Leitung); Benz, Arthur, Univ.-Prof.Dr. (Betreuung):
Muster der Verfassungsreform von föderalen Strukturen
INHALT: Das Ziel des Forschungsprojektes ist es empirisch zu untersuchen, wie föderale, sich
föderalisierende oder dezentralisierende Systeme mit dem Dilemma zwischen der Notwendigkeit von und dem Widerstand gegen Verfassungswandel umgehen. Wie vermeiden sie Blockaden, die langfristig die Legitimität der Verfassung untergraben würden? Wie passen sie
ihre Verfassungen an veränderte Rahmenbedingen und Anforderungen an? Um die relevanten
Mechanismen dafür herauszufinden, rekonstruiert und analysiert das Projekt Verfassungsreformprozesse in neun Ländern mit besonderem Augenmerk auf die jeweiligen Mehrebenensysteme und intergouvernementalen Beziehungen. Wir gehen davon aus, dass das komplexe
Zusammenspiel von Institutionen sowie Akteursstrategien und -interessen Aufschluss über
die Bedingungen von Erfolg und Scheitern von Verfassungsreformprozessen gibt. Da weder
Verfassungstheorien noch Föderalismustheorien einen Erklärungsrahmen bieten, in dem man
Hypothesen über Mechanismen des föderalen Verfassungswandels formulieren und testen
kann, arbeitet das Projekt, ausgehend von einem analytischen Modell von institutionellen Reformen, explorativ auf Theoriebildung hin. Der Prozess der Verfassungsreform wird hierbei
analytisch in drei Phasen unterteilt: 1. die Entstehung und Wahrnehmung eines Problems, das
auf der Ebene der Verfassungspolitik gelöst werden muss; 2. die Diskussion, Verhandlung
und Entscheidung über eine Lösung des Problems sowie die Ratifikation der Entscheidung; 3.
die Wirkung, Bewertung und Dauerhaftigkeit der Ergebnisse. Zu allen drei Phasen lassen sich
Hypothesen über Wirkmechanismen formulieren. Ziel ist aber, über die Phasen hinweg, Muster und Bedingungskonstellationen zu identifizieren, die das Ergebnis von Verfassungsreformprozessen erklären. ZEITRAUM: ca. 1990-2010 GEOGRAPHISCHER RAUM: westliche
föderale Demokratien
METHODE: Theoretisch baut das Projekt auf dem Konzept des Gesellschaftsvertrags, Föderalismus- und Verfassungstheorien auf. Analytisch liegt ein Prozessmodell der Verfassungsreform
zugrunde, bei dem in den unterschiedlichen Phasen des Prozesses verschiedene Ansätze zur
Anwendung kommen: Theorien des Agenda-Setting und des Policy-Zyklus, Verhandlungstheorien, Mehrebenensystemansatz, institutionalistische Theorien. Qualitative, vergleichende
Methoden stehen im Vordergrund, beispielsweise process-tracing, kausale Prozessrekonstruktion sowie x-zentrierte Analysen der Wirkungsweise einzelner Mechanismen. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 90;
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relevante Fälle: Reformprozesse in den untersuchten Staaten - Befragung von beteiligten politischen Akteuren und Experten in den Staaten, Variablen: alpha-numerische Daten zur Beschreibung des Prozesses, beispielsweise Beginn, Dauer, Anzahl der beteiligten Akteure, dominante Verhandlungsstrategie). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: ca. 20;
schriftliche Expertengutachten zu den Variablen des Reformprozesses). Dokumentenanalyse
(in Archiven und Parlamentsbibliotheken sowie Forschungsinstituten in den ausgewählten
Ländern). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Behnke, Nathalie; Benz, Arthur (Hrsg.): Federalism and constitutional change. in: Publius - the Journal of Federalism, Special Issue, 39, 2009, 2.+++Benz,
Arthur: From joint decision traps to over-regulated federalism - adverse effects of a successful constitutional reform. in: German Politics, 17, 2008, 4, pp. 440-456.+++Helbig, Bettina;
Schultze, Rainer-Olaf: Verfassungswandel im Mehrebenensystem. Ziele, Formen und Prozessstrukturen. in: Hönnig, Christoph; Kneip, Sascha; Lorenz, Astrid (Hrsg.): Verfassungswandel im Mehrebenensystem. Wiesbaden: VS Verl. f. Sozialwiss. ISBN 978-3-531-15617-0
(im Erscheinen). ARBEITSPAPIERE: Benz, Arthur: Stability and instability in federal systems - Canada and Germany compared. Annual Conference of the IPSA Research Committee
28 "Balancing Federal Systems: Implications for Politics and Policy", Oct. 3-4, 2008, Berlin.
+++Benz, Arthur: Multilevel governance. A framework of analysis. ECPR General Conference, Sept. 2009, Potsdam.+++Fischer, Andrea; Benke, Nathalie: Decentralisation in unitary
states - the role of sub-national authorities. ECPR General Conference, Sept. 2009, Potsdam.+
++Heinz, Dominic: The second stage of federal reforms in Germany: between everyday- and
constitutional policy making. ECPR General Conference, Sept. 2009, Potsdam.+++Helbig,
Bettina: Bi- or multipolar? Path dependent dynamics of Belgian federalism. ECPR General
Conference, Sept. 2009, Potsdam.
ART: BEGINN: 2008-04 ENDE: 2011-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, Fak. für Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für
Politikwissenschaft Lehrgebiet Politikwissenschaft I Staat und Regieren (58084 Hagen)
KONTAKT: Helbig, Bettina (Tel. 02331-987-2439, e-mail: [email protected])
[94-L] Flick, Martina:
Oppositionelle Akteure als Kläger vor den Landesverfassungsgerichten, in: Zeitschrift für
Vergleichende Politikwissenschaft, Jg. 3/2009, H. 2, S. 283-302
(dx.doi.org/10.1007/s12286-009-0063-0)
INHALT: "Ausgehend von der Beobachtung, dass die Zahl durchgeführter Organstreitverfahren
vor den Verfassungsgerichten der deutschen Bundesländer eine erhebliche Varianz aufweist,
sucht der vorliegende Beitrag nach einer Erklärung für das unterschiedlich ausgeprägte Klageverhalten parlamentarischer Minderheiten in den einzelnen Ländern. Es zeigt sich, dass Ansätze, die auf das Verhalten der Opposition als Ganzes abzielen, zu kurz greifen. Vielmehr
bedarf es eines differenzierten Blicks auf Ziele und Strategien der verschiedenen Oppositionsparteien sowie auf ihr institutionelles Umfeld. Die Analyse zeigt, dass zwischen den Zielen
der verschiedenen Oppositionsgruppen und der Nutzungshäufigkeit von Organstreitverfahren
ein enger Zusammenhang besteht." (Autorenreferat)
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[95-L] Fritzsche, Erik:
Innerfraktionelle Geschlossenheit im Spiegel der Politikwissenschaft: Stand der Forschung
und notwendige Weiterführungen, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 3, S.
661-682 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Innerfraktionelle Geschlossenheit ist eine wichtige Determinante für das Funktionieren der Regierungssysteme und des politischen Wettbewerbs. Während im parlamentarischen
Regierungssystem die Stabilität der Regierung oft unmittelbar von hoher Fraktionsgeschlossenheit abhängt, können im präsidentiellen Regierungssystem verschiedene Geschlossenheitsniveaus auch unterschiedliche Auswirkungen haben. Folglich ist es wichtig zu klären, wie
Fraktionsgeschlossenheit entsteht. Es wird ein kritischer Bericht der international verfügbaren
Literatur zum Thema gegeben. Dabei werden die verfügbaren theoretischen Modelle und Hypothesen vorgestellt, bevor die vorliegenden vergleichenden und Einzelfallstudien berichtet
werden. Schließlich wird sich den Forschungsdefiziten und einigen weiterführenden Vorschlägen gewidmet. Der dabei festzustellende Mangel an theoriebildenden Vergleichsstudien
zeigt teils die ganz üblichen vergleichsbehindernden Probleme, teils jedoch auch einige Probleme der internationalen Parlamentarismusforschung auf. Es fehlen nämlich nicht nur internationale Daten zu vielen wichtigen Aspekten des Parlamentarismus, vielmehr ist auch das
Forschungsprogramm, das diese Daten beschaffen könnte, nicht in Sicht." (Autorenreferat)
[96-F] Gast, Henrik, M.A. (Bearbeitung); Sebaldt, Martin, Prof.Dr. (Betreuung):
Führung in der Kanzlerdemokratie
INHALT: Die Arbeit geht der Frage nach, was politische Führung für den Regierungschef in den
Arenen Partei, Fraktion, Kabinett, Koalition und Öffentlichkeit bedeutet. Auf der Grundlage
verschiedener zu leistender Funktionen wie Integration und Zielsetzungen können kommunikative Stile von Bundeskanzlern auf ihre Auswirkungen und Folgekosten untersucht werden.
Dabei wird die jeweilige kontextadäquate Kommunikation näher spezifiziert. Insgesamt versucht die Dissertation, aus verschiedenen Teildisziplinen wie der Kommunikationsforschung,
der Organisationssoziologie, der Charisma-Forschung, der Rollentheorie und weiteren betriebswirtschaftlichen Führungsansätzen Übertragungen in den politikwissenschaftlichen Forschungsbereich zu leisten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Qualitatives Forschungsparadigma; Ziel: Rekonstruktion unterschiedlicher Wahrnehmungen; "interpretatives Paradigma". Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 24 -realisiert-). Sekundäranalyse von Individualdaten. Sekundäranalyse von Aggregatdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2006-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft
und Geographie, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft, insb. Westeuropa (93040 Regensburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0941-943-3557, e-mail: [email protected])
[97-F] Glaab, Manuela, Dr. (Bearbeitung):
Regieren in der Bundesrepublik Deutschland. Wie kommen politische Entscheidungen zustande?
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INHALT: 1. Modernes Regieren: Wie wird heute regiert? Wie kommen politische Entscheidungen zustande? In welchen Handlungskorridoren bewegen sich Entscheidungsträger im deutschen Regierungssystem? Welche formalen und informalen Machtressourcen stehen zur Verfügung? Was verändert sich mit der europäischen Integration und wie wirkt sich die Globalisierung auf die staatliche Handlungsfähigkeit aus? Diesen Fragen geht die Forschungsgruppe
Deutschland seit einigen Jahren verstärkt nach. Im Mittelpunkt steht dabei der Wandel der
Regierungsstile, -instrumente und -techniken, die "modernes Regieren" kennzeichnen. Ein
Auseinanderfallen von Darstellungs- und Entscheidungspolitik ist in der "Mediendemokratie"
zu beobachten. Informellen Politikarenen und kommunikativen Aspekten des Regierens
kommt deshalb steigende Bedeutung zu. Analysen und Veranstaltungen werden hierzu durchgeführt. 2. Die Regierungen der "neuen Mitte": Clinton, Blair und Schröder: In den 90er Jahren wurden Regierungen der so genannten "neuen Mitte" in mehreren westlichen Demokratien ins Amt gewählt. Begleitet wurden diese Regierungswechsel, mit denen sich zugl. auch ein
Generationswechsel in der polit. Führung vollzog, von der Inszenierung eines neuen Politikstils. Welche Regierungstechniken und Stilmerkmale sind hierfür kennzeichnend? Welche
Strukturen und Instrumente der Politiksteuerung kommen zur Anwendung? Wie können die
Entscheidungsträger ihren Handlungskorridor unter den veränderten Randbedingungen des
Regierens erweitern? Wie effizient lässt sich auf diese Weise regieren? Fragen wie diese will
ein neues Forschungsprojekt beantworten, das sich auf die Fallbeispiele der Regierungen
Clinton, Blair und Schröder konzentriert. Dazu werden Strukturmerkmale, Akteurskonstellationen und Prozesse "modernen Regierens" in den USA, Großbritannien und Deutschland in
vergleichender Perspektive analysiert. 3. Reformprojekt Deutschland: Die anhaltende Reformdiskussion in Deutschland verweist auf Defizite des Regierungshandelns. Effizientes Regieren wird in der Verhandlungs-, Koalitions- und Parteiendemokratie zunehmend schwieriger. Formale und informale Machtressourcen, aber auch Vetospieler und Blockadepotentiale
stehen hier deshalb im Mittelpunkt des Interesses. Im Projekt werden die Ursachen der Krise,
aber auch Handlungsalternativen und Strategien zur Aufrechterhaltung der politi. Steuerungsfähigkeit unter den Bedingungen modernen Regierens analysiert. Neben Expertisen zu einz.
Politikfeldern (z.B. Experimentierfeld Deutschland? Reformstrategien in der Sozialpolitik auf
dem Prüfstand) wird eine Studie zur Optimierung von Reformstrategien in Deutschland erstellt. Gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung untersucht ein internat. besetztes Forscherteam dazu die Erfolgsvoraussetzungen von Reformstrategien in 4 Ländern (Deutschland,
USA, Großbritannien, Dänemark). Dabei werden strukturelle und organisator. Bedingungen
ebenso berücksichtigt wie akteursspezifische Merkmale und Handlungskorridore. Im Zentrum
steht eine Serie von Experteninterviews, die im Frühjahr 2006 durchgeführt werden. 4. Inszenierung und Management von Machtwechseln in Deutschland: Startphasen von Regierungen
sind durch Stilwechsel geprägt, die sich eng mit der Person des Bundeskanzlers verbinden. In
der Akteursperspektive ergibt sich dies aus dem Rollenwechsel, den der/ die jew. Regierungschef/in mit der Amtsübernahme erfährt. Das Medieninteresse richtet sich dabei insb. auf die
ersten hundert Tage nach einem Machtwechsel. "Zauber des Neuanfangs" einerseits, Schwierigkeiten der Neuorganisation des Machtzentrums und der praktischen Regierungspolitik andererseits - diese beiden Pole markieren den Spannungsbogen der hiermit verbundenen Erwartungen. Ziel ist es, die Inszenierung und das Management von Machtwechseln in
Deutschland umfassender und in einer systematisch vergl. Perspektive zu untersuchen. Das
Forschungsinteresse richtet sich dabei auf die Bedingungsfaktoren eines erfolgreichen Führungsstils in dieser Phase. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Regierungssystem Bayerns: Die Grundlagen des politischen Systems Bayerns sollen in diesem Forschungsvorhaben als Beispiel für das Regieren im europäischen Mehrebe-
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
nensystem systematisch untersucht werden. Im Mittelpunkt steht die Frage des Handlungsspielraums der Akteure im Blick auf die doppelte Einbindung des Landes in den deutschen
Bundesstaat und in die Europäische Union. Neben der Beschäftigung mit den Asymmetrien
und Spezifika des regionalen Parteiensystems geht es in diesem Forschungsprojekt um Fragen
der politischen Steuerung im Zusammenspiel der Verfassungsorgane (Staatsregierung, Landtag, Verfassungsgericht). Darüber hinaus wird aber auch die Gesamtheit des politischen Systems untersucht: die Bedeutung der Interessenverbände und des Neokorporatismus, der direktdemokratischen Elemente sowie der politischen Kultur. Schließlich werden Fragen und
Probleme der kommunalen Selbstverwaltung für das Regieren im Freistaat diskutiert.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Kießling, Andreas: Die CSU. Eine Einführung. Wiesbaden (erscheint 2006).+++Kießling, Andreas: Das bayerische Parteiensystem. in: Niedermayer, Oskar; Jun, Uwe; Haas, Melanie (Hrsg.): Regionale Parteiensysteme. Wiesbaden (erscheint
2006).+++Fischer, Sebastian: Gerhard Schröder und die SPD. Das Management des programmatischen Wandels als Machtfaktor. Schriftenreihe der Forschungsgruppe Deutschland, Bd.
17, München 2005.+++Kießling, Andreas: Regieren auf immer? Machterhalt- und Machterneuerungsstrategien der CSU. in: Korte, Karl-Rudolf; Hirscher, Gerhard (Hrsg.): Aufstieg
und Fall von Regierungen. Machterwerb und Machterosionen in westlichen Demokratien.
München 2001, S. 216-248.+++Korte, Karl-Rudolf: Regieren. in: Korte, Karl-Rudolf; Weidenfeld, Werner (Hrsg.): Deutschland Trendbuch. Fakten und Orientierungen. Bonn 2001, S.
515-546.+++Korte, Karl-Rudolf: Die Entfaltung von Politikstilen nach Wahlen. in: Derlien,
Hans-Ulrich; Murswieck, Axel (Hrsg.): Regieren nach Wahlen. Schriften der Sektion Regieren der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Opladen 2001, S. 113-131.++
+Korte, Karl-Rudolf: Politisches Entscheiden im Parlamentarischen System der Bundesrepublik Deutschland. in: Dicke, Klaus (Hrsg.): Politisches Entscheiden. Baden-Baden 2000, S.
50-69.+++Korte, Karl-Rudolf: Deutschlandpolitik in Helmut Kohls Kanzlerschaft. Regierungsstil und Entscheidungen 1982-1989. Stuttgart 1998.+++Korte, Karl-Rudolf: Geringer
Spielraum für Kurswechsel: Prägende außenpolitische Entscheidungsmuster in der Ära Kohl.
in: Außenpolitik, 1998, 2, S. 75-88.+++Korte, Karl-Rudolf (Hrsg.): Darstellungspolitik oder
Entscheidungspolitik? Über den Wandel von Politikstilen in westlichen Demokratien. München 2000.
ART: BEGINN: 2006-04 ENDE: 2007-04 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung -C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[98-L] Grande, Edgar:
Reflexive Modernisierung des Staates, in: Der moderne Staat : Zeitschrift für Public Policy,
Recht und Management, Jg. 1/2008, H. 1, S. 7-28
INHALT: "In diesem Beitrag wird gezeigt, wie die soziologische Theorie reflexiver Modernisierung für die Analyse des gegenwärtigen Wandels des modernen Staates genutzt werden kann.
Mit Hilfe dieser Theorie wird die These begründet, dass der derzeit ablaufende Wandel von
Staatlichkeit epochalen Charakter besitzt; modernen Gegenwartsgesellschaften werden in der
Tat konfrontiert mit einem epochalen Bruchs ihrer politischer Herrschaftsordnung. Dabei
handelt es sich aber nicht um das Ende des modernen Staates und den Übergang zu einer
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postmodernen Herrschaftsordnung, sondern um eine innere Transformation des modernen
Staates selbst. Dieses Argument wird in drei Schritten entwickelt. Im ersten Schritt werden
die Grundannahmen der Theorie reflexiver Modernisierung präsentiert; danach werden jene
Aspekte des Wandels moderner Staatlichkeit skizziert, denen aus dieser Theorieperspektive
besondere Bedeutung zukommt; und im letzten Schritt werden die politischen Triebkräfte und
Mechanismen dieser inneren Transformation des modernen Staates herausgearbeitet." (Autorenreferat)
[99-L] Heinze, Rolf G.:
Rückkehr des Staates?: politische Handlungsmöglichkeiten in unsicheren Zeiten, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 245 S., ISBN: 978-3-531-16769-5
INHALT: Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet die Auseinandersetzung mit der Frage
nach den Ursachen und widersprüchlichen Folgen einer Renaissance des Staates. Anschließend rückt ein Politikfeld ins Zentrum, das traditionell zur öffentlichen Daseinsvorsorge gezählt wird, aber seit geraumer Zeit ein Spielfeld von Privatisierungen geworden ist: das Wohnen. Die Privatisierungseuphorie ist hier nach dem Finanzcrash relativ schnell wieder verflogen, ohne dass es zu einer neuen Verantwortungsübernahme seitens der öffentlichen Hand gekommen wäre. Ein ausgeprägter Wandel der sektoralen Steuerung ist im Bereich des Gesundheitswesens zu beobachten, das sich vom Versorgungssystem zur Gesundheitswirtschaft weiterentwickelt hat. Durch die Alterung der Gesellschaft und die Ausbreitung modern er Informations- und Kommunikationstechnologien eröffnen sich neue Optionen, die unter dem
Stichwort "vernetztes Wohnen" diskutiert werden. Insbesondere rückt der Haushalt als "dritter" Gesundheitsstandort in den Blickpunkt der Debatte um eine zukunftsfähige soziale Sicherung. Neben dem Aspekt der Versorgung und der Lebensqualität berührt dieser Sektor zentral
auch die Frage nach zukünftigen Leitbildern für den Standort Deutschland. Die Chance, dass
ein Land wie Deutschland mit einer der "ältesten" Bevölkerung der Welt zu einem "Leitmarkt" für wirtschaftlich-soziale Innovationen im Alter werden könnte, wird anhand der Potenziale von vernetztem Wohnen und telemedizinischen Anwendungen aufgezeigt. Nach den
sektoralen und regionalen Studien zum Wandel der "Governance-Strukturen" und den Defiziten und Grenzen marktlicher Selbststeuerung schließt die Studie mit einem Rekurs auf die
Handlungsfähigkeit des Staates. Wenn es auch keine Rückkehr zum starken Staat gibt und die
derzeit kursierenden steuerungsoptimistischen Thesen relativiert werden müssen, so gewinnt
der Staat dennoch an symbolischer Ausstrahlung. Diese Strahlkraft wirft zugleich einen
Schatten auf einige Privatisierungs- und Vermarktlichungsstrategien, gerade in sozial sensiblen Feldern. (ICF2)
[100-L] Heuser, Annette:
Neue Formen des Regierens: Networked Governance wird künftig über die
Wettbewerbsfähigkeit von Staaten entscheiden, in: Internationale Politik, Jg. 64/2009, Nr. 7/8,
S. 26-31 (Standort: USB Köln(38)-LS G 09335; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.internationalepolitik.de/ip/archiv/jahrgang-2009/juli-august-2009-/neue-formen-des-regiere
ns.html)
INHALT: Werden relevante gesellschaftliche Akteure identifiziert und zusammengebracht, verfügt die Politik über eine breitere Legitimationsgrundlage und kann gemeinsam erarbeitete
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Lösungen besser durchsetzen. Netzwerke sich eine Form, das gestiegene Regierungs-, Partizipations- und Implemetierungsdefizit in unseren Gesellschaften zu befriedigen. Netzwerke
können Komplexität eingrenzen und neue Lösungen aufzeigen, indem sie einen unkonventionellen Blick auf festgefahrene Positionen liefern. Gelingt es Obama, den Networked-Governance-Ansatz weiterzuentwickeln und hiermit konkrete Ergebnisse zu erzielen, haben die
USA einen strategischen Vorteil gegenüber anderen Staaten. (ICE2)
[101-L] Hirsch, Joachim; Kannankulam, John; Wissel, Jens (Hrsg.):
Der Staat der Bürgerlichen Gesellschaft: zum Staatsverständnis von Karl Marx,
(Staatsverständnisse, 18), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 223 S., ISBN: 978-3-83293226-8
INHALT: Ein Buch über das Staatsverständnis von Marx steht vor der paradoxen Situation, dass
zwar jeder die politische Bedeutung der Marx'schen Theorie und deren heterogene Fortführung kennt, jedoch auch klar ist, dass sich bei Marx keine systematische Darstellung zum
Staat finden lässt. Seine bloß beiläufigen und häufig überspitzten Formulierungen zum Staat
lassen die Systematisierung eines in sich konsistenten Bildes kaum zu. Die Herausgeber und
Autoren des äußerst informativen und aufschlussreichen Bandes wollen und können daher
nicht die marxistische(n) Staatstheorie(n) abschließend darstellen. Stattdessen werden zunächst Marx' frühe Würdigung des Staates und seine späteren politischen Schriften dargestellt, während im folgenden Abschnitt klassische Rezeptionslinien und Anknüpfungspunkte
referiert werden. Dies sind neben der traditionellen deutschen Sozialdemokratie der Jahrhundertwende die Linie Gramsci-Althusser-Poulantzas sowie die Gebiete Rechtstheorie und Feminismus. Im letzten Abschnitt wird das Verhältnis von materialistischer Staatstheorie zu
neueren Theoretikern wie Luhmann, Laclau, Mouffe und Foucault diskutiert. Für diejenigen,
die einer möglichen Renaissance Marx'schen Denkens abwehrend gegenüber stehen, sollte
der Beitrag von Esser besonders instruktiv sein, der die Ausgrenzung der materialistischen
Staatstheorie aus dem deutschen politikwissenschaftlichen Diskurs thematisiert und mit Blick
auf die angelsächsische Theoriedebatte relativiert. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Einleitung: Marx, Marxismus und die Frage des Staates (9-22); Helmut Reichelt: Zum Verhältnis
von Staat und Gesellschaft im Marxschen Frühwerk (25-40); Frank Deppe: Demokratie und
Sozialismus. Karl Marx und die politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit (41-61); Thomas Gehrig: Staat statt Revolution. Zum Staatsverständnis in der marxistischen Sozialdemokratie (65-91); Joachim Hirsch/ John Kannankulam/ Jens Wissel: Die Staatstheorie des "westlichen Marxismus". Gramsci, Althusser, Poulantzas und die so genannte Staatsableitung (92114); Ersin Yildiz: Marx' verfassungstheoretische Schriften und die Entwicklung der materialistischen Rechtstheorie (116-134); Evi Genetti: Geschlechterverhältnisse im bürgerlichen
Staat. Feministische Denkarten materialistischer Staatstheorien (135- 154); Bob Jessop: Zur
Relevanz von Luhmanns Systemtheorie und von Laclau und Mouffes Diskursanalyse für die
Weiterentwicklung der marxistischen Staatstheorie (157-179); Stephan Adolphs: Geschichte
und Gouvernementalität oder materialistische Staatstheorie? Michel Foucault und Nicos Poulantzas im Vergleich (180-202); Josef Esser: Reflexionen über ein gestörtes Verhältnis: Materialistische Staatstheorie und deutsche Politikwissenschaft (203-220).
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[102-L] Hirsch, Michael; Voigt, Rüdiger (Hrsg.):
Der Staat in der Postdemokratie: Staat, Politik, Demokratie und Recht im neueren
französischen Denken, (Staatsdiskurse, Bd. 4), Stuttgart: Steiner 2009, 229 S., ISBN: 978-3-51509308-8
INHALT: "Die rechtsstaatliche Republik gehorcht oft nur noch dem Schein nach dem offiziellen
demokratischen Legitimationsmodell staatlicher Herrschaft. Diese These gehört zum klassischen Bestand der Demokratie- und Krisentheorien. In Deutschland hat die These eines strukturellen Demokratiedefizits die Entstehung der demokratischen Republik von Anfang an begleitet. Im neueren französischen Staats- und Politikdenken wird diese postdemokratische Situation besonders eingehend analysiert. Eine umfassende Würdigung dieser Ansätze, ihre
theoretische Einordnung und die Bewertung ihrer Auswirkungen auf den Staatsdiskurs stehen
bislang aber noch aus. Unter dem Stichwort 'Postdemokratie' setzt hier die Arbeit der in diesem Band versammelten Philosophen, Soziologen, Politik- und StaatswissenschaftlerInnen
an. Der Band ist in die vier folgenden Teile gegliedert: Staat, Herrschaft und Souveränität,
Demokratie, Politik und Subjekt, Politik, Staat und Geschlecht, Staat, Politik, Demokratie und
Recht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Hirschl, Rüdiger Voigt: Der Staat in der
Postdemokratie. Politik, Recht und Polizei im neueren französischen Denken (11-15); Loie
Wacquant: Unsicherheit auf Bestellung. Soziale Polarisierung und die neue Politik der Bestrafung (19-39); Rüdiger Voigt: Souveräne Entscheidungen im Ausnahmezustand. Staatliches Handeln zwischen Legalität und Legitimität (41-67); Oliver Flügel-Martinsen: Bleibt
nicht nichts? Derrida und Agamben über Recht und Politik (71-92); Andreas Niederberger:
Republikanismus jenseits der Republik? Zur symbolischen Funktion der Demokratie bei Marcel Gauchet, Claude Lefort, Jacques Ranciere und Pierre Rosanvallon (93-113); Marcus
Steinweg: Politik des Subjekts (115-130); Oliver Marchart: Politik ohne Fundament. Das Politische, der Staat und die Unmöglichkeit der Gesellschaft bei Ernesto Laclau und Chantal
Mouffe (133-144); Birgit Sauer: "Troubling Politics". Der Beitrag Judith Butlers zu einer feministischen Theoretisierung von Staat, Demokratie und Geschlecht (145-168); Andreas Hetzel: Der Staat im Diskurs der radikalen Demokratie (171-189); Michael Hirsch: Libertäre Demokratie im neoliberalen Staat. Die Begriffe Staat, Politik, Demokratie und Recht im Poststrukturalismus und Postmarxismus der Gegenwart (191-226).
[103-L] Jann, Werner; Seyfried, Markus:
Does executive governance matter?: executives and policy performance, in: Sustainable
governance indicators 2009 : policy performance and executive capacity in the OECD, Gütersloh:
Verl. Bertelsmann Stiftung, 2009, S. 145-186
INHALT: Die Autoren thematisieren ausgehend von den "Sustainable Governance Indicators
2009" (SGI) den kausalen Zusammenhang zwischen exekutiver Steuerungskapazität (Management Index) und politischer Performance (Status Index). Sie gehen ferner der Forschungsfrage nach der Relevanz von politischer Steuerung und guter Regierungsführung nach. Die
differenzierten Korrelationen, die sich aus ihrer Untersuchung ergeben, betonen das innovative Potential, welches von der SGI als Meßinstrument verkörpert wird und zu einigen interessanten Schlußfolgerungen führt. Die Autoren zeigen zum Beispiel, dass Standardunterscheidungen innerhalb der Politikwissenschaften, wie z. B. der Unterschied zwischen mehrheitlicher und Konsens-Demokratie innerhalb von föderalen und unitären Systemen, nicht unbedingt auch Unterschiede in der politischen und wirtschaftlichen Effizienz erklären können.
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Desweiteren zeigen sie, dass sehr gut funktionierende politische Systeme oft ähnliche organisatorische Merkmale aufweisen, wie etwa Kapazitäten für institutionelles Lernen und Eigenüberwachung. Die Qualität der Demokratie eines OECD-Staates übt somit einen grundlegenden Einfluss auf Politikergebnisse auf. (ICI)
[104-F] Kneip, Sascha, M.A. (Bearbeitung); Merkel, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Verfassungsgerichte als demokratische Akteure
INHALT: Das Dissertationsprojekt untersucht die Rolle von Verfassungsgerichten in etablierten
liberalen Demokratien. Normativ-theoretisch wird analysiert, welche legitimatorischen Probleme durch das Eingreifen von Verfassungsgerichten in demokratische Prozesse auftreten
können und wie das Agieren von Verfassungsgerichten demokratietheoretisch gerechtfertigt
werden kann. Empirisch wird am Beispiel des Bundesverfassungsgerichts untersucht, wie
stark Verfassungsgerichte faktisch in Policy-Entscheidungen des Gesetzgebers eingreifen und
was daraus für das Funktionieren von demokratischen Prozessen folgt. Unter anderem soll die
weit verbreitete These untersucht werden, dass Verfassungsgerichte "Vetospieler" und "Neben- oder Gegenregierungen" in demokratischen politischen Prozessen seien. Auf Basis eines
im ersten Teil der Arbeit zu entwickelnden Modells demokratischer Verfassungsgerichtsbarkeit soll zum einen untersucht werden, welche institutionellen Ausstattungs- und Anreizsysteme Gerichte überhaupt erst in die Lage versetzen, wirkungsvoll in gesetzgeberisches Handeln
zu intervenieren (institutionelle Anreizmechanismen zwischen Bürgern, politischen Akteuren
und Verfassungsgerichten). Zum anderen soll der Gerichtsoutput analysiert und seine Auswirkungen auf die Demokratie untersucht werden. Die Auswirkungen der Gerichtstätigkeit sollen
dann wiederum an die normativen Überlegungen zur Rolle von Verfassungsgerichten in liberalen Demokratien rückgebunden werden.
METHODE: Nach der normativ-theoretischen Entwicklung eines Modells demokratischer Verfassungsgerichtsbarkeit und einer neo-institutionalistisch angeleiteten Hypothesengenerierung
über die Mechanismen richterlicher Normenkontrolle soll empirisch zunächst ein typologisierender Überblick über die Strukturen und Kompetenzen von Verfassungsgerichten in 21 etablierten Demokratien gegeben werden, bevor dann in einer qualitativen Tiefenanalyse am
Beispiel des deutschen Bundesverfassungsgerichts (das als prototypisches Modell einer "originären Verfassungsgerichtsbarkeit" aufgefasst wird) die Arbeitsweise des Gerichts und seine
Wirkung auf die Demokratie untersucht werden soll. Die qualitative Längsschnitt-Untersuchung des Bundesverfassungsgerichts, seiner Arbeit und seiner institutionellen Umgebung
soll Varianzen in der Gerichtstätigkeit erklären helfen und Aufschluss darüber geben, durch
welche institutionellen Mechanismen und unter welchen institutionellen Settings Verfassungsgerichte zu "demokratiefreundlichen" oder "demokratiefeindlichen" Mitspielern im demokratischen Spiel werden. Als primäre Quelle für den empirischen Teil der Arbeit dient die
Entscheidungssammlung des Bundesverfassungsgerichts, die mittlerweile in 116 Bänden vorliegt. Die hierin gesammelten Entscheidungen werden umfassend ausgewertet und in einer
Datenbank systematisch erfasst (der Schwerpunkt der Auswertung liegt bei den wichtigsten
verfassungsgerichtlichen Verfahren: Verfassungsbeschwerde, abstrakte und konkrete Normenkontrollverfahren, Organklage und Bund-Länder-Streit).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Kneip, S.: Verfassungsgerichte als demokratische Akteure: der
Beitrag des Bundesverfassungsgerichts zur Qualität der bundesdeutschen Demokratie. Zugl.
Berlin, Humboldt-Univ., Diss. Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 375 S. ISBN 978-38329-4062-1. ARBEITSPAPIERE: Kneip, S.: Verfassungsgerichte als demokratische Akteure
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(Arbeitstitel). 7 S. Download unter: www.wzb.eu/zkd/dsl/pdf/Kneip_Kurzexpose-Dissertation.pdf .
ART: BEGINN: 2004-04 ENDE: 2008-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Abt. Demokratie - Strukturen, Leistungsprofil und
Herausforderungen (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin); Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Vergleichende Politikwissenschaft und Demokratieforschung (Unter den Linden 6, 10099 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[105-L] Konrad, Kai A.; Jochimsen, Beate (Hrsg.):
Föderalismuskommission II: Neuordnung von Autonomie und Verantwortung, Frankfurt am
Main: P. Lang 2008, 195 S., ISBN: 978-3-631-57585-7
INHALT: War die Föderalismusreform I der Versuch einer Aufgabenreform, so zielt die Föderalismusreform II auf eine Ausgabenreform. Entsprechend wurde die Föderalismuskommission
II im März 2007 von Bundestag und Bundesrat als Kommission zur Modernisierung der
Bund-Länder-Finanzbeziehungen ins Leben gerufen. Dabei sind vor allem zwei Problembereiche Gegenstand der Erörterung: eine Neuordnung der Verschuldung sowie die Frage, wie
zwischen der Autonomie der Bundesländer und der Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse
eine Balance hergestellt werden kann bzw. soll. Beide Problembereiche diskutieren Volkswirte und Juristen in Einzelbeiträgen, die im November 2007 im Wissenschaftszentrum Berlin
für Sozialforschung (WZB) vorgetragen wurden. Die Autorinnen und Autoren sind durchweg
Mitglieder des von der Föderalismuskommission II benannten Sachverständigenrates. Dies
garantiert eine unmittelbare Nähe der Beiträge zur konkreten politischen Diskussion. Der
Band schließt mit dem Bericht einer Podiumsdiskussion über 'Die Föderalismusreform im politischen Diskurs' am 22. November 2007 im WZB. Diskutanten waren Klaus Teichert
(Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Finanzen Berlin), Rainer Wiegard (schleswig-holsteinischer Finanzminister), Ernst Burgbacher (MdB, FDP) und Oswald Metzger (seinerzeit
noch MdL der GRÜNEN in Baden-Württemberg). (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Beate Jochimsen und Kai A. Konrad: Föderalismuskommission II: Neuordnung von Autonomie
und Verantwortung - Eine Einführung (7-12); Stephan Kohns und Wolfgang Wiegard: Eine
Schuldenschranke für Deutschland: Der Vorschlag des Sachverständigenrates (15-30); Stefan
Korioth: Länderautonomie in der Verschuldungspolitik (31- 42); Lars P. Feld: Für eine wirksame Beschränkung der Verschuldung von Bund und Ländern in Deutschland (43-76); Kai A.
Konrad: Überlegungen zur "Goldenen Regel" zur Schuldenbegrenzung (77-90); Hans Meyer:
Solidarität und Verantwortung - Einige Bemerkungen zur Staatsverschuldung (91-116); Clemens Fuest: Steuerwettbewerb unter den Bundesländern - wären die finanzschwachen Länder
die Verlierer? (119-134); Helmut Seitz: Föderalismusreform zwischen Anspruch und Wirklichkeit (135-156); Ulrich Häde: Föderalismus und Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse
(157-180); Bericht der Podiumsdiskussion: "Die Föderalismusreform im politischen Diskurs"
(181-192).
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[106-L] Lhotta, Roland; Ketelhut, Jörn:
Integrationsverantwortung und parlamentarische Demokratie: das
Bundesverfassungsgericht als Agent des "verfassten politischen Primärraums"?, in:
Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 4, S. 864-888 (Standort: USB Köln(38)-XF148;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Lissabon-Urteil wurde teilweise voreilig als eine Verstärkung der parlamentarischen Demokratie im Integrationsprozess interpretiert. Der Beitrag tritt dieser Interpretation
entgegen. Zum einen wird das Urteil entstehungsgeschichtlich in die europarechtliche Jurisdiktion des BVerfG eingeordnet, um zu zeigen, dass das Gericht von bestimmten Konstanten
wie der 'Brückentheorie' und damit einem etatistischen Vorbehalt gegenüber Wirkung und
Vorrang europäischen Rechts nie abgewichen ist. Zum anderen wird anhand einer inhaltlichen Rekonstruktion und kritischen Analyse des Urteils gezeigt, wie es diesen Vorbehalt
durch eine etatistische und grundrechtsdogmatische Anverwandlung des Demokratieprinzips
als 'Selbstbestimmungsrecht des Volkes' schmittianisch anreichert, hieraus die Notwendigkeit
einer umfassenden Identitätssicherung der Verfassung ableitet und dabei die Demokratie gegen den Rechtsstaat ausspielt. Die angebliche Parlamentsfreundlichkeit des Urteils wird dadurch konterkariert, dass das Gericht auf eine stark gewaltenteilige Wahrnehmung der Integrationsverantwortung drängt, weil es diese dem Bundestag weder alleine noch inhaltlich zutraut. Als Agent des 'verfassten politischen Primärraums' wacht es deshalb über die 'richtige'
Wahrnehmung der Integrationsverantwortung - und bezeugt ein Integrationsmisstrauen und
eine Angst vor der 'Freigabe' souveräner deutscher Staatlichkeit, die ihresgleichen suchen"
(Autorenreferat)
[107-L] Mair, Peter:
Representative versus responsible government, (MPIfG Working Paper, 09/8), Köln 2009, 19
S. (Graue Literatur; www.mpi-fg-koeln.mpg.de/pu/workpap/wp09-8.pdf)
INHALT: "Die sich wandelnden Rahmenbedingungen für Regierungen und für den Parteienwettbewerb in modernen Demokratien haben zu einer Verbreiterung der traditionellen Kluft zwischen repräsentativem und responsivem Regieren geführt. Obgleich von regierenden Parteien
erwartet wird, dass sie sowohl repräsentativ als auch responsiv handeln, lassen sich diese beiden Vorgehensweisen immer schwerer miteinander vereinbaren. Eine umsichtig und nachhaltig handelnde Regierung, die ihrer Rechenschaftspflicht gegenüber dem Bürger nachkommt,
darf sich nicht nur an der öffentlichen Meinung orientieren, sondern muss externe Sachzwänge ebenso berücksichtigen wie die Vermächtnisse vorhergehender Regierungen - zwei Faktoren, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Hinzu kommt, dass die öffentliche Meinung für Regierungen immer schwieriger zu deuten ist. Aufgrund von strukturellen
Veränderungen sowie Veränderungen in ihrem Verhältnis zu den Bürgern sind die Parteien
inzwischen nicht mehr in der Lage, die entstandene Kluft zu überbrücken beziehungsweise zu
handhaben oder gar ihre Wähler davon zu überzeugen, sie als unverzichtbaren Bestandteil des
politischen Lebens zu akzeptieren. Die zunehmende Unvereinbarkeit repräsentativen und responsiven Regierens ist eine der Hauptursachen für die 'Politikverdrossenheit', mit der sich
viele westliche Demokratien heute konfrontiert sehen." (Autorenreferat)
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[108-L] Merten, René:
Der Bundespräsident als Verfassungsorgan und Staatsoberhaupt: der bundespräsidiale
Regierungsbereich im deutsch-österreichischen Verfassungsvergleich, Tönning: Der Andere
Verl. 2008, 121 S., ISBN: 978-3-89959-821-6
INHALT: Die Studie fragt nach der funktionalen Berechtigung eines Bundespräsidenten an der
Spitze des Staates. Bei der analytischen und vergleichenden Gegenüberstellung zweier sich
ähnelnder parlamentarischer Regierungssysteme tritt zutage, dass die "Autorität" des "Staatsoberhaupts" zur Legitimation des Bundespräsidenten nicht mehr genügt. Verfassungsrechtlich, historisch und gesellschaftspolitisch wird das sog. "Staatsoberhaupt" in Österreich und in
Deutschland daher kritisch hinterfragt. Erst ein Verfassungsvergleich zeigt für den Autor die
Legitimationsschwächen des Bundespräsidentenamtes und bringt seine "verfassungsstrukturelle Fäulnis" zutage. Der Vergleich zeigt, dass die österreichische Verfassung mit einer wenig stimmigen Einbindung des Bundespräsidenten als Verfassungsorgan bzw. Staatsoberhaupt dienen kann. Der an die Weimarer Reichsverfassung angelehnte, jedoch Kompromiss
halber abgeschwächte deutsch Bundespräsident fügt sich heute demgegenüber "nur Kraft eigener Courtoisie und faktischer Zurückhaltung in das parlamentarische Regierungssystem
ein, bleibt jedoch ein potenzieller Vetospieler". (ICA2)
[109-L] Oberreuter, Heinrich (Hrsg.):
Unentschieden: die erzwungene Koalition, München: Olzog 2009, 316 S., ISBN: 978-3-78928202-7
INHALT: "Die Bundestagswahl im September 2005 erzwang die zweite Große Koalition in der
bundesrepublikanischen Geschichte. In diesem unvorhergesehenen Ergebnis spiegelt sich die
Erosion der beiden großen Volksparteien: ein vorläufiger Höhepunkt langfristiger Entwicklungstrends. Ist das Parteiensystem im Umbau? Entschwinden konventionelle Koalitionsmodelle? Einzigartig war auch die Vorgeschichte dieser Wahl mit dem Streit um Vertrauensfrage und Parlamentsauflösung. Vor allem der Wahlkampf wird die weitere Forschung anregen.
Denn die zerrüttete Regierungskoalition kämpfte quasi als Opposition, während die demoskopisch enteilte Union angesichts ihres vermeintlich sicheren Sieges in einer 'gefühlten' Regierungsrolle agierte - mit fatalen Konsequenzen. Auch das - tatsächliche oder nur vermeintliche
- Versagen der Demoskopen ist ein zentrales Thema dieser Wahl." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Heinrich Oberreuther: Von der Vertrauenskrise zum Unentschieden: die vorgezogene Wahl im Kontext genereller Herausforderungen (9-34);Frank Brettschneider: Misslungenes Kommunikationsmanagement: Wie sich die Union 2005 mit ihrem eigenen Wahlkampf geschlagen hat (37-56); Matthias Machnig: Der Absturz der "gefühlten Kanzlerin"
Wahlkampfanalyse 2005 (57-70); Wolfgang Donsbach, Olaf Jandura: "Die vermachteten Medien" - Wem nützte die Berichterstattung vor der Bundestagswahl 2005 mehr? (71-89); Christa Hategan: Wahlkampflegenden und Wahlentscheidung Eine interdisziplinäre Analyse des
Bundestagswahlkampfs 2005 (90-118); Marcus Maurer, Carsten Reinemann: Schröder gegen
Merkel. Eine Analyse der Zuschauereindrücke während des TV-Duells (119-140); Jürgen
Wilke, Carsten Reinemann: Seriös - boulevardesk - kompakt: Wahlkampfberichterstattung
2005 in der deutschen Tagespresse (141-174); Siegfried Weischenberg: Die "Medien-Alphatiere" und der "Medien-Kanzler" Was ist mit dem deutschen Journalismus los? (175-198);
Robert Heinrich, Richard Hilmer: Die großen Parteien unter Druck - Eine Analyse der Wahl
zum Deutschen Bundestag 2005 (201-218); Dieter Roth: Die Bundestagswahl 2005... und
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niemand ist zufrieden (219-236); Viola Neu: Ist die Wahlforschung am Ende? (237-252); Patrick Moreau: Ein neuer politischer Akteur? Die Linkspartei nach den Bundestagswahlen von
2005 (253-286); Oskar Niedermayer: Das fluide Fünfparteiensystem (287-314).
[110-L] Obinger, Herbert; Rieger, Elmar (Hrsg.):
Wohlfahrtsstaatlichkeit in entwickelten Demokratien: Herausforderungen, Reformen und
Perspektiven ; Festschrift für Stephan Leibfried, (Schriften des Zentrums für Sozialpolitik, Bd.
20), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, 645 S., ISBN: 978-3-593-38918-9
INHALT: "Der Wohlfahrtsstaat, seit 1945 als Errungenschaft der Demokratie gefeiert, ist heute
nicht mehr selbstverständlich. Wird er dem demografischen Wandel und der globalen Standortkonkurrenz standhalten können? Oder sind seine finanziellen Sicherungssysteme schon zu
weit untergraben? Gegen den Trend betonen die Autoren des Bandes die Leistungsfähigkeit
der Sozialpolitik im nationalen und globalen Rahmen. Sie zeigen die Grundlagen sozialpolitischen Fortschritts auf und benennen die wichtigsten Faktoren wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Elmar Rieger, Herbert Obinger: Wohlfahrtsstaaten in entwickelten Demokratien: Eine Einleitung (11-22); Dieter Wolf: Vom Detail her denken (23-34); Elmar Rieger: Demokratie und Sozialpolitik in Athen: Anmerkungen zu einem
Grundproblem der Theorie des Wohlfahrtsstaates (35-64); Florian Tennstedt: Risikoabsicherung und Solidarität: Bismarck, Lohmann und die Konflikte um die gesetzliche Krankenversicherung in ihrer Entstehungsphase (65-94); Franz-Xaver Kaufmann: Humanvermögen: Eine
neue Kategorie der Sozialstaatstheorie (95-118); Rainer Müller: Zur Sicherung von Gesundheit als individuelles, öffentliches und betriebliches produktives Potenzial (119-136); Wolfgang Streeck: Flexible Markets, Stable Societies? (137-150); Frank Nullmeier, Stephan Köppe, Jonas Friedrich: Legitimationen der Sozialpolitik (151-190); Steffen Mau, Christoph
Burkhardt: Ethnische Diversität und wohlfahrtspolitische Legitimation in Europa (191-216);
Francis G. Castles: Wesen und Effekte von Wohlfahrtsstaaten: Eine Analyse programmspezifischer Sozialausgaben (217-240); Martin Seeleib-Kaiser: Wohlfahrtsstaatstransformationen
in vergleichender Perspektive: Grenzverschiebungen zwischen "Öffentlich" und "Privat"
(241-274); Stein Kuhnle: The Nordic Model: Ambiguous, but Useful Concept (275-294);
Manfred G. Schmidt: Die "Politik des mittleren Weges" im vereinten Deutschland (295-318);
Ilona Ostner: Abschied vom Maternalismus? Zur sozialpolitischen Neujustierung des Verhältnisses zwischen Familie und Gesellschaft im "konservativen" deutschen Wohlfahrtsstaat
(319-346); Herbert Obinger: Sozialpolitische Bilanz der Großen Koalition in Österreich (347374); Bruno Palier: The French Welfare Reform Trajectory: from Keynesian to Supply-side
Social Policies (375-394); Maurizio Ferrera: Vom Wohlfahrtsstaat zu Wohlfahrtsregionen:
Europäische Entwicklungen und italienische Experimente (395-428); Julia Moser, Peter Starke: Nach der Reform ist vor der Reform: Langfristige Reformfähigkeit am Beispiel der Sozialpolitik in Neuseeland und der Schweiz (429-460); Karin Gottschall: Der Staat und seine
Diener: Metamorphosen eines wohlfahrtsstaatlichen Beschäftigungsmodells (461-492); Martin Kohli, Harald Künemund, Jörg Lüdicke: What Transfers from Parents Contribute to the
Economic Well-Being of Adult Children (493-516); Heinz Rothgang, Ralf Götze: Von negativer zu positiver Integration? Veränderungen in der europäischen Gesundheitspolitik am Beispiel der Patientenmobilität (517-544); Petra Buhr: Zwischen Armutsvermeidung und Aktivierung: Sozialhilfesysteme in westlichen Ländern (545-576); Lutz Leisering: Die Entstehung
globaler Sozialpolitik: Sozialhilfe als Testfall (577-610); Philipp Genschel, Bernhard Zangl:
soFid Politische Soziologie 2010/1
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Metamorphosen des Staates: Vom Herrschaftsmonopolisten zum Herrschaftsmanager (611641).
[111-L] Ooyen, Robert Chr. van; Möllers, Martin H. W. (Hrsg.):
(Doppel-)Staat und Gruppeninteressen: Pluralismus - Parlamentarismus - Schmitt-Kritik
bei Ernst Fraenkel, (Staatsverständnisse, Bd. 26), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 271 S.,
ISBN: 978-3-8329-4669-2
INHALT: "Im Zentrum der Reihe Staatsverständnisse steht die Frage: Was lässt sich den Ideen
früherer und heutiger Staatsdenker für ein zeitgemäßes Verständnis des Staates entnehmen?
'Staat' als Vielheit der Bürger (Aristoteles) - nach 1945 hat vor allem Ernst Fraenkel ein Konzept des Neopluralismus vorgelegt; er zählt zu den 'Klassikern'. Worin zeigt sich seine Anschlussfähigkeit? In der Staatslehre sind etatistische Traditionsbestände wirkmächtig geblieben. Zugleich ist ein Unverständnis der Demokratie verbreitet: 'Lobbyismus' hat immer noch
einen schlechten 'Beigeschmack', obwohl Gruppeninteressen das Lebenselixier einer offenen
Gesellschaft bilden und auch in einer Demokratie 'geherrscht' werden muss. Das Problem,
wie viel Grundkonsens und wie viel Streit man braucht, stellt sich insbesondere bei politischen Gegnern, die mit 'Freund-Feind-Ideologien' agieren. Fraenkels Konzept wird in historisch-biografischen und staatstheoretischen Bezügen (pluralistische Demokratie; Arbeiterbewegung; Rechtspositivismus; Carl Schmitt; Naturrecht) einschließlich der Konkretisierung im
Parlamentarismus (konstruktives Misstrauensvotum, Rätedemokratie; politische Kultur) entfaltet. Für die aktuelle Herausforderung durch den Terrorismus ist von Bedeutung, dass Ernst
Fraenkel ein 'Staatswissenschaftler' war, der sein politisches Denken aus der 'Freiheit' bezog.
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: I. Politisches Denken im historisch-biographischen Kontext: Alexander von Brünneck: Ernst Fraenkels Konzept der pluralistischen Demokratie (1536); Simone Ladwig-Winters: Ernst Fraenkel und die Arbeiterbewegung aus historisch-biografischer Sicht (37-56); II. Rechtspositivismus, "Freund-Feind" und Naturrecht: Robert Chr.
van Ooyen: Neo-Pluralismus als "Anti-Anti-Pluralismus": Die Bedeutung von Hans Kelsen
und Carl Schmitt für die politische Theorie von Ernst Fraenkel (59-86); Michael Wildt: Eine
spannungsvolle Beziehung: Ernst Fraenkel und Carl Schmitt (87-111); Frank Schale: Fraenkel und die Aneignung der Naturrechtslehre (113-140); III. Parlamentarismus und Demokratie: Daniel Burchardt: Der Staat der Ungeduldigen. Ernst Fraenkel, die Weimarer Verfassungskrise und das konstruktive Misstrauensvotum (143-183); Marcus Llanque: Ernst Fraenkel und Rätedemokratie (185-205); Martin H. W. Möllers: Die Traditionen politischer Kultur
in Deutschland nach Ernst Fraenkel als (Vor-)Belastung des deutschen Parlamentarismus
(207-249); IV. Pluralismus und Terrorismus(bekämpfung): Alexander von Brünneck: Pluralismus und Terrorismus (253-258); Robert Chr. van Ooyen: Ernst Fraenkels Doppelstaat, das
neue Feindstrafrecht und die "Rückkehr" von Carl Schmitt (259-268).
[112-L] Risse, Thomas; Lehmkuhl, Ursula (Hrsg.):
Regieren ohne Staat?: Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit, (Schriften zur
Governance-Forschung / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, 10), Baden-Baden:
Nomos Verl.-Ges. 2007, 395 S., ISBN: 978-3-8329-3154-4
INHALT: Der Band präsentiert erste Überlegungen und Ergebnisse aus dem von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereich (SFB) 700 'Gover-
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nance in Räumen begrenzter Staatlichkeit. Neue Formen des Regierens', der von einem Konsortium von Einrichtungen betrieben wird, innerhalb dessen die Freie Universität Berlin die
Sprecherrolle wahrnimmt. Der Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Konfrontation mit
Phänomenen des Versagens bei der Bereitstellung von öffentlicher Herrschaft, Sicherheit und
Wohlfahrt - exemplifiziert etwa in dem zeitweiligen Zustand Somalias als 'gescheiterter
Staat'. Das Anliegen des Sonderforschungsbereichs wird es jedoch sein, nicht nur solche Ausnahmesituationen zu analysieren, sondern - sozusagen etwas tiefer grabend - auch die etablierte Vorstellung von Staatlichkeit und 'Regieren' zu hinterfragen. Folglich geht es dem
Band in seinen unterschiedlichen Teilen darum, 'die durch die eurozentrische und modernisierungstheoretische Brille erzeugten theoretischen und empirischen Kurzschlüsse zu thematisieren und durch erste theoretische und empirische 'Probebohrungen' deutlich zu machen, welches analytische Potenzial sich erschließen lässt, wenn man sich systematisch auf die Governance-Problematik in gegenwärtigen und historischen Räumen begrenzter Staatlichkeit einlässt'. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Thomas Risse, Ursula Lehmkuhl: Regieren ohne
Staat? Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit (13-40); Tanja A. Börzel: Regieren
ohne den Schatten der Hierarchie: Ein modernisierungstheoretischer Fehlschluss? (41-63);
Gunnar Folke Schuppert, Matthias Kötter: Rechtssicherheit jenseits des Staates? (64-86);
Gerhard Göhler: "Weiche Steuerung": Regieren ohne Staat aus machttheoretischer Perspektive (87-110); Ursula Lehmkuhl Regieren im kolonialen Amerika: Colonial Governance und
koloniale Gouvernementalité in französischen und englischen Siedlungskolonien (111-133);
Sebastian Conrad: Wissen als Ressource des Regierens in den deutschen und japanischen Kolonien des 19. Jahrhunderts (134-153); Mechthild Leutner: Kooperationsnetze und Akteure
im semi-kolonialen China, 1860-1911 (154-180); Sven Chojnacki, Zeljko Branovic: Räume
strategischer (Un-)Sicherheit: Ein Markt für nichtstaatliche Gewaltakteure und Gelegenheiten
für Formen von Sicherheits-Governance (181-204); Ulrich Schneckener/ Christoph Zürcher:
Transnational Security Governance in fragilen Staaten. Oder: Geht Sicherheit ohne Staat?
(205-222); Marianne Braig/ Ruth Stanley: Die Polizei - (k)ein Freund und Helfer? Die Governance der öffentlichen Sicherheit in Buenos Aires und Mexiko Stadt (223-246); Marianne
Beisheim/ Andrea Liese/ Cornelia Ulbert: Erfolgsbedingungen transnationaler Partnerschaften: Hypothesen und erste Ergebnisse (247-271); Tanja A. Börzel/ Adrienne Héritier/ Anna
Kristin Müller-Debus: Der Regulierungsbeitrag von Großunternehmen im Kampf gegen HIV/
AIDS in Südafrika (272-291); Harald Fuhr/ Markus Lederer/ Miriam Schröder: Klimaschutz
und Entwicklungspolitik: Der Beitrag privater Unternehmen (292-308); Henrik Enderlein:
Makroökonomische Stabilisierung in Schuldenkrisen: Zur Bedeutung von GovernanceAspekten in der Interaktion von privaten Gläubigem und staatlichen Schuldnern in Schwellenländern (309-330); Beate Rudolf: Zwischen Kooperation und Intervention: Die Durchsetzung völkerrechtlicher Standards guten Regierens in Räumen begrenzter Staatlichkeit (331353); Bernd Ladwig: Gebotene Fremdbestimmung? Normative Überlegungen zum Umgang
mit zerfallen(d)er Staatlichkeit (354-373); Lars Brozus: Governance in Räumen begrenzter
Staatlichkeit als Problem der Politik (374-391).
[113-F] Rüb, Friedbert W., Prof.Dr. (Bearbeitung):
Das Bundeskanzleramt im Regierungsprozess. Eine mikropolitische Analyse der Organisation und Funktion der Regierungszentrale im Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland
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INHALT: Regieren in modernen Gesellschaften wird problematischer: Programmatische Leitideen verflüssigen sich, stabile korporatistische oder netzwerkähnlich organisierte Verhandlungsstrukturen operieren unter langen Zeithorizonten, verhandelte und koordinierte Problemlösungen werden ineffizient, das Bewusstsein über Komplexität der zu regulierenden Problemhaushalte nimmt zu, die Steuerbarkeit ab, das Wissen um Nichtwissen tritt ins Bewusstsein. Wie aber kann die Regierung eine für die gesamte Regierungsorganisation einheitliche
Programmatik verbindlich machen, welche Regierungsstile und -prozesse sind nötig, um programmatische Bindungen über längere Zeiträume abzuarbeiten und die Konsistenz von Policies während der zeitlich und institutionell auseinandergezogenen Prozesse des Policymaking
zu gewährleisten? Durch welche Praktiken und Strategien versucht die Regierung bzw. Regierungszentrale in Form des Bundeskanzleramtes die Herstellung von Verbindlichkeit zu garantieren? Das Forschungsprojekt will sowohl zur politikwissenschaftlichen Grundlagenforschung beitragen und fragen, wie in modernen Gesellschaften regiert wird, als auch eine Untersuchung über die Rolle des Bundeskanzleramtes im Regierungsprozess der BRD leisten.
Im Gegensatz und ergänzend zu bisherigen Analysen arbeitet das geplante Projekt mit einem
mikropolitischen Ansatz, der organisationssoziologische Konzepte nutzt, und operiert mit der
forschungsleitenden These, die Regieren nicht vorwiegend als Realisation zielgerichteter Programme betrachtet, sondern eher als zeitorientiertes Management von dynamischen Prozessen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: BEGINN: 2006-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialwissenschaften Institut für Politikwissenschaft Teilbereich Regierungslehre (Allende-Platz 1,
20146 Hamburg)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 040-42838-3551, Fax: 040-42838-7661,
e-mail: [email protected])
[114-L] Rüb, Friedbert W.; Alnor, Karen; Spohr, Florian:
Die Kunst des Reformierens: konzeptionelle Überlegungen zu einer erfolgreichen
Regierungsstrategie, (Zukunft Regieren : Beiträge für eine gestaltungsfähige Politik, 3/2009),
Gütersloh 2009, 73, 189 S. (Graue Literatur;
www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-357BF117-8154756B/bst/xcms_bst_dms_30519_
30520_2.pdf;www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-FC31BBAF-517E11E7/bst/xcms_bs
t_dms_30521_30522_2.pdf)
INHALT: "Warum gelingt es einigen Regierungen, weitreichende Reformen erfolgreich umzusetzen und anderen nicht? Welche Faktoren sind tatsächlich entscheidend für den Erfolg oder
Misserfolg von Reformen? Ein Vergleich der Gesundheits- und Rentenreformen in Frankreich, Österreich, Großbritannien und Schweden zeigt, dass trotz widriger Kontextbedingungen erfolgreiche Reformen möglich sind. Ein stabiler Reformkern, die Partizipation von Interessengruppen in der Entscheidungsphase und eine glaubhafte und verständliche Reformsprache sind wesentliche Faktoren, die den Erfolg beeinflussen." (Autorenreferat)
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[115-L] Salzborn, Samuel (Hrsg.):
Kritische Theorie des Staates: Staat und Recht bei Franz L. Neumann, (Staatsverständnisse,
Bd. 25), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 196 S., ISBN: 978-3-8329-4523-7
INHALT: "Im Zentrum der Reihe Staatsverständnisse steht die Frage: Was lässt sich den Ideen
früherer und heutiger Staatsdenker für ein zeitgemäßes Verständnis des Staates entnehmen?
Franz L. Neumann verknüpft in seiner Staatstheorie Erkenntnisse der Politik- und Rechtswissenschaft mit den Ansätzen der klassischen Kritischen Theorie. Im Mittelpunkt seiner Staatstheorie steht das Verhältnis von Souveränität und Freiheit, von Recht und Macht, von Gesetz
und Gewalt. Neumann begreift den modernen Staat stets als eine Einheit dieser Elemente, die
zugleich widersprüchlich wie unauflösbar ist. Neumanns Analyse der nationalsozialistischen
Herrschaft in seinem Werk Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus gehört bis
heute zu den wegweisenden politik- und staatswissenschaftlichen Analysen des Nationalsozialismus. Mit seinen staatstheoretischen Schriften hat Neumann in der Nachkriegszeit überdies den neopluralismustheoretischen Ansatz der Demokratieforschung mitbegründet und wesentliche Grundlagen für eine an der Analyse der Ambivalenz von moderner Staatlichkeit orientierten Staatstheorie gelegt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Samuel Salzborn: Eine
Kritische Theorie des Staates. Franz L. Neumanns Staatstheorie im Kontext der Kritischen
Theorie (11-31); Andreas Fisahn: Recht, Berechtigt, Berechenbar - das allgemeine Gesetz.
Recht und (Un-)Staat bei Franz L. Neumann (35-56); Peter Intelmann: Franz Neumann: Weimar, Nationalsozialismus - und was dann? (57-76); Volker Neumann: Entzauberung des
Rechts? Franz Neumann und Carl Schmitt (79-107); Duncan Kelly: Die Herrschaft des Gesetzes. Max Weber und Franz Neumann (109-131); David Strecker: Staatsrecht unter Belagerung. Franz L. Neumann, Otto Kirchheimer und das Paradox des demokratischen Konstitutionalismus (133-160); Lars Rensmann: Der totale Staat als Un-Staat. Hannah Arendts und
Franz Neumanns politische Theorien totalitärer Herrschaft (161-193).
[116-F] Schäller, Steven, M.A. (Bearbeitung); Vorländer, Hans, Prof.Dr.phil. (Leitung); Vorländer, Hans, Prof.Dr.phil. (Betreuung):
Der Beitrag des Bundesverfassungsgerichts zur Entwicklung des Föderalismus in der Bundesrepublik Deutschland
INHALT: Das Dissertationsprojekt analysiert den Beitrag des Bundesverfassungsgerichts zur
Entwicklung des Föderalismus in der Bundesrepublik Deutschland seit 1949. Im Mittelpunkt
der Analyse stehen dabei die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts. Die These der
Dissertation lautet, dass das Bundesverfassungsgericht nicht nur mit einigen wenigen bekannten Entscheidungen (bspw. der Entscheidung zum Ladenschlussgesetz - BVerfGE 13, 230)
einen Einfluss auf das bundesstaatliche Gefüge genommen hat. Vielmehr sind es eine lange
Reihe kleinerer Entscheidungen, die langfristig das Verhältnis zwischen Bund und Ländern
neu justiert haben. ZEITRAUM: seit 1949 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland
ART: BEGINN: 2005-03 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Theorie und Ideengeschichte (01062 Dresden); Technische
Universität Dresden, SFB 537 Institutionalität und Geschichtlichkeit (Helmholtzstr. 10,
01062 Dresden)
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KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-4633-35800, e-mail: [email protected])
[117-L] Scharpf, Fritz W.:
Föderalismusreform: kein Ausweg aus der Politikverflechtungsfalle?, (Schriften aus dem
Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Bd. 64), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009,
174 S., ISBN: 978-3-593-38901-1
INHALT: Das Buch beginnt mit einem Rückblick auf die historischen Bedingungen, unter deren
Einfluss die Grundstruktur eines unitarischen Bundesstaates schon im Grundgesetz von 1949
angelegt war und danach zum kooperativen Föderalismus ausgebaut wurde. Probleme der Politikverflechtung waren in diesem Konstrukt von Anfang an angelegt: die mangelnde Effektivität der kooperativen Föderalismus, die Parteienkonkurrenz mit Blockaden und Kompromissen und die mangelnde Autonomie der Landespolitik. Vor diesem Hintergrund wird der Versuch einer von Bund und Ländern gemeinsam getragenen Reform der bundesstaatlichen Ordnung beschrieben, deren Ergebnis (Gesetzgebungskompetenzen, Finanzverfassung) insgesamt
als enttäuschend gewertet wird. Abschließend wird zu zeigen versucht, dass weiter gehende
Reformen möglich wären, wenn man die im deutschen Föderalismus angelegte strukturelle
und funktionale Interdependenzen zwischen Bund und Ländern grundsätzlich akzeptiert.
(ICE2)
[118-L] Schimank, Uwe:
"Vater Staat": ein vorhersehbares Comeback: Staatsverständnis und Staatstätigkeit in der
Moderne, in: Der moderne Staat : Zeitschrift für Public Policy, Recht und Management, Jg.
2/2009, H. 2, S. 249-270
INHALT: "Die theoretische Reflexion der Staatstätigkeit, die der Autor im vorliegenden Beitrag
präsentieren möchte, stellt einen für moderne Staatlichkeit konstitutiven funktionalen Antagonismus heraus. Ein funktionaler Antagonismus ist ein strukturiertes Gegeneinander von
Handlungsorientierungen und -wirkungen, das sich aber trotz aller Konflikthaftigkeit nicht
destruktiv, sondern produktiv auswirkt. In der im ersten Teil anzusprechenden historischen
Semantik der Moderne stellt sich der funktionale Antagonismus als Gegeneinander eines reduktionistischen und eines emergentistischen Staatsverständnisses dar. Diese Beschaffenheit
des Denkens und Redens über den Staat ist eine wichtige Prägung der Staatstätigkeit. Ihre
strukturelle Prägung erhält sie allerdings daraus, dass - wie im zweiten Teil erörtern wird der moderne Staat Teil einer zugleich funktional differenzierten und kapitalistischen Gesellschaft ist. Deshalb unterliegt die Staatstätigkeit einem funktionalen Antagonismus von demokratischem Staat und Steuerstaat." (Autorenreferat)
[119-F] Seher, Nicole Michaela; Stoffel, Michael Frank (Bearbeitung); Pappi, Franz Urban,
Prof.Dr.; Shikano, Susumu, Prof.Dr.; Linhart, Eric, Jun.-Prof.Dr. (Leitung):
Regierungsbildung als optimale Kombination von Ämter- und Policy-Motivation der Parteien
INHALT: Für alle Landtage der Bundesrepublik Deutschland seit Mitte der 1970er Jahre werden
die Parteizusammensetzung, die ideologischen Positionen der Parteien und die Verteilung der
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Ministerien auf die Koalitionsparteien identifiziert. Auf dieser Basis wird dann der Trade-off
zwischen der Ämter- und Policy-Motivation der Regierungsparteien bestimmt werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Datenart: Dokumente DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, standardisiert (deutsche Landesregierungen 1975 bis 2009; Auswahlverfahren: total).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Shikano, Susumu; Linhart, Eric: Coalition formation as a result of
policy and office motivations in the German federal states: An empirical estimation of the
weighting parameters of both motivations. in: Party Politics (ISSN 1354-0688), 2009.+++
Pappi, Franz Urban; Seher, Nicole Michaela: Party election programmes, signalling policies
and salience of specific policy domains: the German parties from 1990 to 2005. in: German
Politics (ISSN 0964-4008), vol. 18, 2009, iss. 3, pp. 403-425.+++Linhart, Eric; Shikano, Susumu: A basic tool set for a generalized directional model. in: Public Choice (ISSN 00485829), 2009, iss. 140, pp. 85-104.+++Lehnert, Matthias; Linhart, Eric: Der Einfluss der
Mehrheitsverhältnisse im Vermittlungsausschuss auf den deutschen Gesetzgebungsprozess.
in: Susumu Shikano; Joachim Behnke; Thomas Bräuninger (Hrsg.): Jahrbuch für Handlungsund Entscheidungstheorie, Bd. 5. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, S. 149-179.+++
Linhart, Eric: Ämterschacher oder Politikmotivation? Koalitionsbildungen in Deutschland unter gleichzeitiger Berücksichtigung von zweierlei Motivationen der Parteien. in: Susumu Shikano, Joachim Behnke, Thomas Bräuninger (Hrsg.): Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie, Bd. 5. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, S. 181-222.+++Shikano, Susumu: The dimensionality of German federal states' policy preferences in the Bundesrat. in:
German Politics (ISSN 0964-4008), vol. 17, 2008, iss. 3, pp. 340-352.+++Linhart, Eric: Von
Österreich lernen? in: Berliner Republik, Jg. 10, 2008, Iss. 2, S. 26-33.+++Lehnert, Matthias;
Linhart, Eric; Shikano, Susumu: Never say never again. Failed legislation in Germany. in:
German Politics, vol. 17, 2008, iss. 3, pp. 367-380. ARBEITSPAPIERE: Pappi, Franz Urban;
Stoffel, Michael F.: Cabinet reshuffles as a consequence of diminished voter support: an analysis of German Länder governments. International Conference on Cabinet Recruitment and
Parliamentary Careers, 7.-8. November 2008. Dornburg: 2008.
ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim); Universität Konstanz, Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftliche
Sektion, FB Politik- und Verwaltungswissenschaft Lehrstuhl für Methoden der empirischen
Politik- und Verwaltungsforschung (Universitätsstr. 10, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Pappi, F.U. (Prof.Dr. Tel. 0621-181-2810,
e-mail: [email protected]);
Shikano, S. (Prof.Dr. Tel. 07531-88-3679, e-mail: [email protected]);
Linhart, E. (Prof.Dr. Tel. 0431-880-1938, e-mail: [email protected])
[120-L] Strohmeier, Gerd:
Minderheitsregierungen in Deutschland auf Bundesebene: Krise oder Chance? ; Ergebnisse
eines internationalen Vergleichs, in: Zeitschrift für Politik : Organ der Hochschule für Politik
München, N. F., Jg. 56/2009, H. 3, S. 260-283 (Standort: USB Köln(38)-Fa00283; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: "Die Ressentiments gegenüber einer Minderheitsregierung auf Bundesebene sind in
Deutschland äußerst stark. In einem Fünf-Parteiensystem mit einer fehlenden Mehrheit für
eine kleine Koalition aus zwei Parteien erscheint jedoch eine grundsätzliche Diskussion über
eine Minderheitsregierung als Regierungsalternative sinnvoll, da eine Dreierkoalition eine unwahrscheinliche bzw. unbeständige sowie eine Große Koalition eine nicht unumstrittene bzw.
unproblematische Konstellation darstellt. Der Beitrag untersucht die Kreation bzw. Einsetzbarkeit, Stabilität bzw. Abberufbarkeit und Funktionalität bzw. Handlungsfähigkeit einer
Minderheitsregierung in Deutschland auf Bundesebene im internationalen Vergleich. Dabei
wird jeweils geklärt, ob die - strukturellen und kulturellen - Rahmenbedingungen für Minderheitsregierungen in Deutschland (erwartungsgemäß) ungünstiger sind als in Dänemark, Norwegen und Schweden, wo vermehrt Minderheitsregierungen gebildet werden." (Autorenreferat)
[121-L] Sturm, Roland:
Die Regierungsbildung und Koalition nach der Bundestagswahl 2009, in: Politische Studien :
Zweimonatszeitschrift für Politik und Zeitgeschehen, Jg. 60/2009, H. 428, S. 56-65 (Standort:
USB Köln(38)-POL2927; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.hss.de/uploads/tx_ddceventsbrowser/PS-428_02.pdf)
INHALT: "Das Besondere der Regierungsbildung von Union und FDP war, dass sie unter den
Bedingungen einer die Handlungsmöglichkeiten stark begrenzenden Finanz- und Wirtschaftskrise stattfand und dass die FDP durch ein Rekordwahlergebnis gestärkt in die Verhandlungen ging. Dennoch fanden die Koalitionsgespräche in einem Format statt, das alle drei künftigen Koalitionspartner, CDU, CSU und FDP, in gleicher Weise am Entscheidungsprozess über
das künftige Regierungsprogramm beteiligte." (Autorenreferat)
[122-F] Take, Ingo, Dr. (Bearbeitung):
Legitimes Regieren jenseits des Nationalstaates. Unterschiedliche Formen von Global Governance im Vergleich
INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes steht die Frage nach angemessenen Strukturen
und Mechanismen legitimen Regierens jenseits des Nationalstaates. Dabei werden internationale Formen des Regierens von transnationalen sowie rein privaten Formen des Regierens unterschieden. Der Aufsatz soll die Lücke zwischen theorielastigen Arbeiten zum legitimen Regieren jenseits des Nationalstaates einerseits und hauptsächlich auf die Empirie des globalen
Regierens fokussierten Studien andererseits schließen helfen, indem er einen kohärenten,
theoretischen Rahmen für eine angemessene Bewertung der Legitimität der unterschiedlichen
Formen des Regierens liefert. Gegenstand der Untersuchung sind Sozial- und Umweltstandards sowie Internetregulierung. Ziel des Projektes ist es, empirisch fundierte Aussagen über
die (normative) Anerkennungswürdigkeit und die tatsächliche Anerkennung systematisch
ausgewählter globaler Regelungsarrangements zu generieren, um daraus erste Erkenntnisse
über die Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen legitimen Regierens jenseits des Nationalstaates zu gewinnen.
METHODE: Das innovative Potenzial des vorliegenden Forschungsvorhabens liegt in der Anwendung der Methode des strukturierten, fokussierten Vergleichs der dreidimensionalen Legitimität der Trias internationaler, transnationaler und privater Governance-Formen. So wer-
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den die zu untersuchenden Regelungsarrangements in den Bereichen Arbeit, Umwelt und Internet auf ihren jeweiligen Beitrag zum legitimen Regieren jenseits des Nationalstaates befragt, wobei an jeden Fall die gleichen Messkriterien angelegt werden. In einem zweistufigen
Verfahren soll zunächst die Anerkennungswürdigkeit der ausgewählten Governance-Formen
anhand der beschriebenen normativen Input- und Throughput-Indikatoren geprüft und dann
deren faktische Akzeptanz auf Seiten der Regelungsadressaten (Output-Legitimität) empirisch untersucht werden. Dadurch sollten sich dann Rückschlüsse auf die legitimitätsfördernde Ausgestaltung von Formen des Regierens jenseits des Nationalstaates ziehen lassen. Die
systematische und vergleichende Überprüfung bisher zum Teil recht unverbunden nebeneinander existierender Hypothesen anhand unterschiedlicher Regelungsarrangements stellt eine
neue Qualität einer Plausibilitätsprobe dar. Die Ergebnisse hinsichtlich der Korrelation bestimmter Formen von Global Governance und deren Legitimität bzw. Akzeptanz im internationalen System bilden die Vorstufe zur Formulierung einer theoretischen Erklärung entsprechender Kausalzusammenhänge. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG:
Aktenanalyse, offen; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, schriftlich. Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 60-90). Standardisierte Befragung, online (Stichprobe: 300). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Legitimes Regieren jenseits
des Nationalstaates im Vergleich. Die globalen Bemühungen zur Beseitigung der Kinderarbeit. Paper zur Präsentation auf dem Panel "Internationale Organisationen" im Rahmen der
Zweiten Offenen Sektionstagung Internationale Politik der DVPW in Darmstadt vom 13. bis
14.07.2007.
ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2009-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Greifswald, Philosophische Fakultät, Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft Lehrstuhl für Internationale Politik (Baderstr. 6-7, 17489 Greifswald)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 03834-863160, e-mail: [email protected])
[123-L] Take, Ingo:
Legitimes Regieren jenseits des Nationalstaates: unterschiedliche Formen von Global
Governance im Vergleich, (Schriften zur Governance-Forschung / Wissenschaftszentrum Berlin
für Sozialforschung, Bd. 18), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 254 S., ISBN: 978-3-83294455-1
INHALT: "Was sind angemessene Strukturen und Mechanismen legitimen Regierens jenseits des
Nationalstaates? Zur Beantwortung dieser Frage schlägt der Sammelband eine Brücke zwischen theorielastigen Arbeiten zu legitimen Formen des Regierens auf globaler Ebene einerseits und hauptsächlich auf die Empirie des globalen Regierens fokussierten Studien andererseits. Grundlage dafür ist die Entwicklung eines kohärenten konzeptionellen Rahmens für
eine angemessene Bewertung der Legitimität unterschiedlicher Formen des Regierens jenseits
des Nationalstaates. Dieser Rahmen bildet die Folie für Fallstudien zu internationalen Organisationen, zu transnationalen Netzwerken sowie zu rein privaten Regelungsarrangements aus
jeweils ganz unterschiedlichen Problemfeldern (Sicherheit, Menschenrechte, Handel, Sozialstandards, Umwelt und Internet). Das innovative Potenzial liegt in der Anwendung der Methode des strukturierten, fokussierten Vergleichs der Legitimität unterschiedlicher Governance-Formen. Dadurch leistet der Band einen weiterführenden Beitrag zur Systematisierung
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der Governance-Forschung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ingo Take: Legitimes Regieren auf drei Ebenen - Konzeption und Analyseraster (9-25); Hannah Neumann: Die Friedenszonen: Alternativ legitimiertes Regieren auf Gemeindeebene (26-51); Kai Harbrich:
Leerformel oder Leitbild? Zur Legitimität kollektiver Selbstregulierungsarrangements am
Beispiel der International Peace Operations Organisation (IPOA) (52-68); Jan Rohwerder:
"...lead by example and shine as beacons of legitimacy" Zur internen Legitimität von Nichtregierungsorganisationen (69-84); Ina Lehmann, Steffen Stübig: Einer für Alle - alle für Einen?
Zur Legitimität der Harmonisierung von Standards durch die ISEAL Allianz (85-103); Lena
Partzsch: Legitimität von Typ 2-Partnerschaften: Die EU-Wasserinitiative (104-120); Ingo
Take: Wer soll für die Regulierung der Internetinfrastruktur zuständig sein? Eine vergleichende Analyse (121-145); Andreas von Staden: Legitimitätsaspekte des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (146-172); Reinhard Slepcevic: Input-, Throughput- und Output-Legitimität gerichtlicher Rechtsdurchsetzung im Kontext der Europäischen Union (173-189);
Dawid Friedrich: Deliberative Partizipation als Baustein demokratischer Politikgestaltung
jenseits des Nationalstaates - Das Beispiel der EU-Chemikalienrichtlinie REACH (190-219);
Danko Knothe: Legitimität durch Flexibilität: Zur Governanceleistung des WTOStreitbeilegungsmechanismus in Handelskonflikten (220-240); Ingo Take: Schlussfolgerungen (241254).
[124-L] Ullmann, Iris:
Causa Austria: Haider - Vranitzky - Schüssel ; eine Studie zu political Leadership, (Studien
zur politischen Wirklichkeit, Bd. 23), Wien: Braumüller 2009, XVI, 290 S., ISBN: 978-3-70031706-7
INHALT: Die Studie über political Leadership am Beispiel des österreichischen politischen Systems, die als Dissertation im Sommer 2008 an der Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie der Universität Innsbruck vorgelegt worden ist, legt ihren Fokus auf den Zeitraum 19862006, drei prominente politische Persönlichkeiten stehen als potenzielle political Leader für
diese Zeitspanne im Zentrum der Analyse, nämlich Franz Vranitzky, Wolfgang Schüssel und
eben auch Jörg Haider. Es wird argumentiert, dass Political Leadership ein nicht nur nicht
vermeidbarer, sondern geradezu notwendiger Bestandteil von demokratischen Systemen ist.
Sie scheint als Geburtshelfer demokratischer Systeme eine wichtige Rolle zu spielen, als Regulativ und Rettungsanker in Krisensituation die Überlebensfähigkeit demokratischer Systeme abzusichern. Demokratie ist nicht nur nicht ohne political Leadership vorstellbar, sie sorgt
auch über die grundlegende Wettbewerbssituation in demokratischen Systemen für deren
enge Grenzen, sorgt für eine zunehmende Entpersonalisierung von Leadership, während sie
andererseits die ebenso grundsätzliche Personalisierung von Demokratie gerade mittels political Leadership aufrechterhält. Ein political Leader ist zwar auch, aber nicht nur, Repräsentant
seiner Followers, er ist polarisierende Identifikationsfigur, trägt also zu Integration bei und
ruft Widerstand hervor, wobei sein politisches Überleben an seiner persönlichen Durchsetzungsfähigkeit hängt. Er bietet damit die Möglichkeit einer symbolischen Repersonalisierung
von Politik und verstärkt damit die Integrationsleistung des gesamten demokratischen Systems. Da demokratische Systeme, sollen sie ihrem eigenen demokratischen Anspruch gerecht
werden, sich immer weiter demokratisieren, bedürfen sie auch einer beständigen Aufrechterhaltung des demokratischen Prozesses und damit beständiger, ja sogar wachsender Partizipation. Die Akzeptanz des Systems muss immer wieder neu gerechtfertigt werden, bedarf permanenter Legitimation und damit auch permanenter Mobilisierung. Nicht nur spielt political
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soFid Politische Soziologie 2010/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
Leadership selbst eine wichtige Rolle im politischen Wettbewerb, sie trägt auch zur Aufrechterhaltung desselben bei. Genau so wichtig ist die Bedeutung von Political Leadership im Bereich gesellschaftlicher Kooperation, stellt Leadership selbst doch eine Form selektiver Kooperation dar und trägt zu immer weiterer Kooperation bei. (ICF2)
[125-L] Wissel, Jens:
Die Rückkehr der Staatsillusion: zur Aktualität materialistischer Staatstheorie, in:
Widerspruch : Beiträge zu sozialistischer Politik, Jg. 29/2009, H. 57, S. 65-77 (Standort: FES
Bonn(Bo133)-X3504)
INHALT: Der Staat ist inzwischen wieder in die politische Debatte zurückgekehrt, als handelnder
Akteur, der auch in die Wirtschaft eingreifen soll bzw. muss. Für die einen, weil er ihre Zeche
zahlen muss, für die anderen als Hoffnungsträger, der die schlimmsten Auswüchse der Krise
verhindern soll. Bisher ist aus der Finanz- und Wirtschaftskrise noch keine politische Krise
geworden, und der Staat konnte sich im Gegenteil als Hüter des Allgemeininteresses profilieren. Auch in den Konzepten weiter Teile der Linken nimmt der Staat eine zentrale Stellung
ein. Da mit der Rückkehr des Staates auch die Staatsillusion zurückzukehren scheint, ist nach
Meinung des Autors eine nähere Beschäftigung mit einer kritischen Theorie des Staates notwendig, die vor falschen Hoffnungen bewahren könnte. Seine kritischen Ausführungen beziehen sich auf die Krise des Fordismus, auf die Funktion des Staates in der Rekonfiguration von
Politik und Ökonomie sowie auf die Frage, ob ein radikaler Keynesianismus eine Alternative
darstellen kann. (ICI2)
[126-L] Zohlnhöfer, Reimut:
Große Koalition: Durchregiert oder im institutionellen Dickicht verheddert?, in: Aus Politik
und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 38, S. 9-14
(www.bpb.de/files/02YZW6.pdf)
INHALT: "Trotz ihrer breiten Mehrheit wurde die Große Koalition nennenswert von Bundesrat,
Verfassungsgericht und Bundespräsident kontrolliert. Dass nach einigen Erfolgen viele Strukturreformen scheiterten, lag vor allem an den programmatischen Differenzen zwischen Union
und SPD sowie dem Parteienwettbewerb." (Autorenreferat)
soFid Politische Soziologie 2010/1
4 Politische Parteien und Parteiensysteme
4
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Politische Parteien und Parteiensysteme
[127-L] Althaus, Tanja:
Die Europapolitik der CDU/CSU in der Opposition von 1998 bis 2002, Gießen 2009, 218 S.
(Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:26-opus-71388)
INHALT: "Die deutsche Europapolitik scheint, wie auch die deutsche Außenpolitik, von großem
Konsens zwischen den Volksparteien geprägt zu sein. In Folge der Bundestagswahl im September 1998 vollzog sich in Deutschland ein Wechsel, indem die Union, nach 16 Jahren in
der Regierungsverantwortung in die Oppositionsrolle wechseln musste. Im Rahmen dieser
Arbeit wird untersucht, wie sich die Unionsparteien CDU und CSU auf dem komplexen Feld
der Europapolitik seit der Bundestagswahl 1998 programmatisch und personell entwickelt haben. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage, ob es eine grundlegende Wende in der Europapolitik gegeben hat oder ob ein hohes Maß an inhaltlicher Kontinuität vorherrscht. Um
dies feststellen zu können, muss geklärt werden, welche Mitwirkungsmöglichkeiten die Oppositionsparteien haben und wie diese genutzt wurden und welche Positionen die Parteien zu
einzelnen Sachverhalten eingenommen haben. Das erste Kernstück der Arbeit bildet die detaillierte und vollständige Erfassung und Aufarbeitung der Oppositionsaktivitäten der
CDU/CSU. Analysiert werden Große und Kleine Anfragen im Bundestag, sonstige Fragen,
Anträge, Initiative in Aktuellen Stunden, Regierungsbefragungen, Gesetzesentwürfe und ergänzende Initiativen. Das zweite Kernstück meiner Arbeit bildet die Untersuchung der Positionen der Unionsparteien zu europapolitischen Themen. Untersucht wurden u.a. Beschlüsse
der Parteitage und Bundesausschusssitzungen der CDU und CSU in diesem Zeitraum. Die
wesentliche Annahme, die dieser Arbeit zugrunde liegt, besteht darin, dass die europapolitische Strategie der CDU/CSU unabhängig von Regierungsverantwortung oder Opposition beibehalten wird." (Autorenreferat)
[128-L] Andersen, Uwe (Hrsg.):
Parteien in Deutschland: Krise oder Wandel? ; eine Einführung, (Uni Studien Politik),
Schwalbach: Wochenschau Verl. 2009, 142 S., ISBN: 978-3-89974-480-4
INHALT: "Parteien sind unbestreitbar Hauptakteure des politischen Systems, gerade in deutscher
Tradition aber ein 'ungeliebtes Kind' und in den letzten Jahren besonders umstritten. Dieser
Band bietet einen Überblick über die ausdifferenzierte Parteienforschung der letzten 25 Jahre
und zeichnet zentrale Forschungslinien und -ergebnisse nach. Renommierte Autoren untersuchen die veränderten Rahmenbedingungen der Parteien in Deutschland und deren Auswirkungen, die Entwicklung ausgewählter Parteien sowie langfristige Konstanten und Veränderungen im deutschen Parteiensystem. In erweiterter Perspektive wird außerdem die Stellung der
deutschen Parteien im europäischen Parteiensystem analysiert." (Autorenreferat). Inhalt: Uwe
Andersen: Einleitung: Parteien - zentrale Akteure des politischen Systems (5-10); Uwe Jun:
Parteienforschung (11-38); Ulrich von Alemann, Tim Spier: Die deutschen Parteien unter
veränderten Rahmenbedingungen (39-61); Josef Schmid, Udo Zolleis: Entwicklung ausgewählter Parteien: Dramatische Krisen - oder geplanter Wandel? (62-85); Uwe Andersen:
Konstanten und Veränderungen im deutschen Parteiensystem (86-112); Hermann Schmitt,
Christine Pütz: Zur Stellung der deutschen Parteien im europäischen Parteiensystem (113138).
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
[129-L] Andexinger, Manfred:
Opposition im Nationalrat: die FPÖ 1986 bis 1999, (Rechts- und Sozialwissenschaftliche
Reihe, Bd. 34), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 178 S., ISBN: 978-3-631-58419-4
INHALT: Das Buch stellt die Opposition im österreichischen Bundesparlament, dem Nationalrat,
anhand der Rolle der von 1986 bis 1999 stärksten Oppositionspartei, der FPÖ, dar. Gestützt
auf empirische Befunde und theoretische Überlegungen werden die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie vor allem die soziologischen Phänomene analysiert, die im
Untersuchungszeitraum als Katalysatoren eine entscheidende Rolle gespielt haben. Nach einer teils historischen, teils ideengeschichtlich-phänomenologischen, in ihrem Hauptteil aber
empirisch-analytisch angelegten Untersuchung der freiheitlichen Oppositionsrolle von 1986
bis 1999 ergibt sich für den Untersuchungszeitraum folgendes Bild: Ja zu Leistung, ja zu Familie, ja zu Elitenbildung sprechen für eine Rechts-Zuordnung der FPÖ, die allerdings in Anbetracht des Bekenntnisses zu liberalen Grundwerten modifiziert werden muss. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass für den Autor die generelle pejorative Etikettierung als "Populismus" verfehlt ist. Eine Politik, die sich an Gefühl, Stimmung und gegen soziale Ungerechtigkeiten wendet, ist nicht a priori undemokratisch oder faschistoid. Der "Populismus" gleicht
einem Vexierbild: Es kommt immer auf den Standpunkt an. Was einmal als vordergründige
Anbiederung an den "Kleinen Mann" empfunden wird, kann im anderen Fall eine mutige
Maßnahme im Sinne hoher Sozialkompetenz sein - getragen von Verantwortung und Gemeinsinn. (ICA2)
[130-L] Bogisch, Manfred:
Gemeinsam für eine neue deutsche Republik?: LDPD und SED 1945 bis 1948, (Land
Brandenburg in Geschichte und Gegenwart, Bd. 12), Schkeuditz: Schkeuditzer Buchverl. 2009,
196 S., ISBN: 978-3-935530-76-7
INHALT: Der Autor beschäftigt sich mit der widerspruchsvollen Gründungsgeschichte der Partei
LDPD und zeigt, dass sie sich zwischen 1945 und 1948 in den Dienst einer durch die Besatzungsmacht Sowjetunion geprägten antifaschistisch-demokratischen Ordnung stellte und dabei zugleich den zum Scheitern verurteilten Versuch unternahm, dem Hegemoniebestreben
der SED entgegenzuwirken. Er geht der Frage nach, inwieweit sich LDPD und SED gemeinsam für eine neue deutsche Republik in der Nachkriegszeit einsetzten. Während sich die
LDPD nach den Landtagswahlen vom Herbst 1946 zum Beispiel verpflichtet sah, der SEDPolitik die antibürgerliche Schärfe zu nehmen und dem "Zonenpartikularismus" der Einheitspartei entgegenzutreten, konnte sich die SED auf die Linie der Besatzungsmacht Sowjetunion
stützen. Trotzdem handelte man sich den Vorwurf aus den Westzonen ein, die liberale Idee
der Freiheit und der rechtsstaatlichen Demokratie verraten zu haben. Der Autor kommt in seiner historischen Untersuchung zu dem Schluss, dass weder LDPD noch CDU in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR eine realistische Alternative hatten, als auf Dauer "Verbündete" der SED zu sein. Die Studie hat vor allem zum Ziel, einen wichtigen Beitrag zur
Schließung von Lücken im Forschungsstand über die Geschichte der Parteien und des politischen Systems in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der späteren DDR zu leisten. (ICI2)
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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[131-F] Dübler, Claudia (Bearbeitung); Dörre, Klaus, Prof.Dr. (Betreuung):
Ist die Neue Linke eine linkspopulistische Partei, die auch für prekär Beschäftigte besonders
anziehend ist?
INHALT: Ausgangspunkt sind Diskurse und Begriffsdefinitionen zum Populismusbegriff und
zum Begriff der prekären Arbeit, Formen nicht standardisierter Beschäftigung sowie subjektive Verarbeitungsformen prekärer Beschäftigung. Durch die Zusammenführung prekärer Beschäftigung und der Verortung im Parteiensystem in einer Sympathiematrix soll gezeigt werden, wie Parteienorientierung entsteht.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie (CarlZeiß-Str. 2, 07743 Jena)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]); Institution -Sekretariat- (Tel.
03641-94-5520, Fax: 03641-94-5522, e-mail: [email protected])
[132-L] Freudenberg, André:
Freiheitlich-konservative Kleinparteien im wiedervereinigten Deutschland: Bund Freier
Bürger, Deutsche Partei, Deutsche Soziale Union, Partei Rechtsstaatlicher Offensive,
Leipzig: Engelsdorfer Verl. 2009, 382 S., ISBN: 978-3-86901-228-5
INHALT: Die friedliche Revolution in der DDR und der Weg zur deutschen Wiedervereinigung
führten Anfang der 1990er Jahre zur Gründung neuer Parteien und zu einer erneuten "ViertePartei-Diskussion": Während in der DDR Anfang 1990 die Deutsche Soziale Union (DSU)
entstand, debattierte die CSU in München darüber, ob sie sich selbst in die südlichen DDRBezirke ausdehnen oder doch die DSU unterstützen sollte. Bekanntlich wurde nur letzteres in
die Tat umgesetzt. Im Vorfeld der Wiedergründung der Deutschen Partei (DP) gab es eine
"Planungsgruppe Vierte Partei", deren Ziel es war, durch die Verschmelzung von DSU und
DP den Kern für eine neue gesamtdeutsche konservative Partei zu schaffen. Schließlich wurde aus Protest gegen die Maastrichter Verträge im Jahre 1994 der Bund Freier Bürger (BFB)
als nationalliberale Sammlungsbewegung gegründet. Im Jahre 2000, als der BFB aufgelöst
wurde, erblickte mit der Partei Rechtsstaatlicher Offensive des damaligen Amtsrichters Ronald Schill die vorerst letzte bekanntere Neugründung das Licht der Welt. Trotz ihres überraschenden Erfolges bei der Hamburger Bürgerschaftswahl im Jahre 2001 kam es in den Folgejahren zu einem dramatischen Wählerabsturz und die Gruppierung löste sich 2007 auf. Die
genannten Gruppierungen, die nicht die einzigen, aber die bekannteren Parteien rechts von
der Union darstellen, sind Gegenstand der vorliegenden Studie. Nach einem ausführlichen
Porträt wird der Frage nachgegangen, weshalb sich diese Parteien nicht etablieren und bisher
kaum Wahlerfolge erzielen konnten. (ICI2)
[133-L] Hartleb, Florian:
Ein Phönix namens CSU: mit der Landtagswahl 2008 starb die alte CSU ; welche ist die
neue nach der Bundestagswahl?, in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und
Gesellschaftspolitik, Jg. 48/2009, H. 2 = H. 186, S. 112-121 (Standort: USB Köln(38)-XG2258;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
INHALT: Die breit diskutierte Krise der Volksparteien greift nun offensichtlich auf die CSU und
damit fällt die Bastion des Typus Volkspartei, die bislang gegen alle Krisenerscheinungen resistent schien. Bis zum Herbst 2008 hieß es aus Expertenmunde, dass in Bayern "die Uhren
anders ticken", mit stabilen Milieus und folglich einer hohen Zahl an Stammwählern für die
CSU. Der Verfasser analysiert die Aufstiegs- und dann die Abstiegsfaktoren der CSU, anschließend die sich derzeit abzeichnenden Konsolidierungsfaktoren. Abschließend geht es vor
diesem Hintergrund um die Perspektiven der Partei im Vorfeld des Bundestagswahlkampfes
von 2009. Mittlerweile scheint sich, so die These, die hierarchische Partei mit populistischen
Zügen wieder zu regenerieren, was ihr in der Vergangenheit immer wieder glückte. Die Verjüngung des Kabinetts wurde von Horst Seehofer auf der einen Seite brachial eingeleitet. Auf
der anderen Seite trägt das Kabinett nun deutlich seine Handschrift. Ein homo novus, Freiherr
Karl-Theodor zu Guttenberg, hat sich als Wirtschaftsminister in Krisenzeiten binnen kürzester Zeit zu einem der wichtigsten bundesdeutschen Politiker entwickelt. Ob dieser nur für eine
Erneuerung der CSU steht, wird sich zeigen. Ihren Nimbus hat die Partei erst endgültig verloren, wenn sie bei der nächsten Landtagswahl in Bayern erneut koalieren muss. (ICF2)
[134-L] Höpner, Martin:
Parteigänger und Landschaftspfleger: eine Analyse der Parteispenden großer deutscher
Unternehmen, 1984-2005, (MPIfG Working Paper, 09/6), Köln 2009, 36 S. (Graue Literatur;
www.mpi-fg-koeln.mpg.de/pu/workpap/wp09-6.pdf)
INHALT: "Für die Parteien haben sich Spenden, besonders in Wahlkampfjahren, zu einem unverzichtbaren Teil ihrer Finanzierung entwickelt. Das Papier analysiert den umstrittensten Bestandteil dieser Finanzierungsform: Spenden juristischer Personen. Die Datenbasis umfasst
alle Parteispenden der 100 größten deutschen Unternehmen zwischen 1984 und 2005. Es werden die Spendenbereitschaft, die gespendeten Beträge und deren Verteilung auf die im Bundestag vertretenen Parteien analysiert. Besonders die Zugehörigkeit zum Zentrum des Personalverflechtungsnetzwerks erhöht die Wahrscheinlichkeit großer Spenden. Zwei Spendenstrategien lassen sich unterscheiden: Die gezielte Stärkung von Parteien des bürgerlichen Lagers
und die flächendeckende politische Landschaftspflege. Die lagerübergreifende Verteilung von
Spenden hat im Beobachtungszeitraum bei Unternehmen, nicht aber bei Privatspendern und
Verbänden an Bedeutung gewonnen. Während Familienunternehmen vergleichsweise wenig
an SPD und Grüne spenden, finden sich in den Daten Hinweise, dass eine starke Mitbestimmung dämpfend auf die Wahrscheinlichkeit außergewöhnlich hoher Spendensummen an
CDU/CSU und FDP wirken könnte." (Autorenreferat)
[135-F] Kaiser, André, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Die Dynamik des Parteienwettbewerbs - Effekte der innerparteilichen Dimension und der
Koalitionsorientierung auf die Policyformulierung von Parteien
INHALT: Das Projekt leistet einen Beitrag zum besseren Verständnis der Dynamiken des programmatischen Parteienwettbewerbs. Die Forscher analysieren in einer theoriegeleiteten empirischen Studie die Entwicklung der Parteiprogramme von Parteien in zehn westeuropäischen Staaten von 1960 bis 1989. Ihr Fokus liegt auf dem Einfluss innerparteilicher Prozesse
und dem Streben nach Regierungsbeteiligung auf die Programmformulierung, da diese beiden
Faktoren fast vollkommen in der aktuellen Literatur ausgeblendet werden. Sie argumentieren,
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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dass die Notwendigkeit der Koalitionsbildung den Parteienwettbewerb zwischen potenziellen
Koalitionspartnern dämpft, so dass ein arbeitsteiliger inhaltlicher Wettbewerb zwischen bestimmten Parteien resultiert. Darüber hinaus vermuten sie, dass die Anpassung des Programms an den Wählerwillen mit steigender Zeit in der Regierung geringer wird, weil die
Parteimitglieder zunehmend weniger bereit sind, die inhaltlichen Kosten einer Regierungsbeteiligung zu akzeptieren. Einen zweiten, eigenständigen Effekt innerparteilicher Prozesse sehen sie darin, dass die Anpassungsfähigkeit der Parteiführung an den Wählerwillen umso geringer ist, je größer der Einfluss der Parteimitglieder auf die innerparteiliche Entscheidungen
ist. In methodischer Hinsicht kritisieren sie an der bestehenden Literatur, dass aktuelle Studien ein inadäquates statistisches Verfahren benutzen, das irreführende Ergebnisse produziert.
Sie werden zeigen, wie mit einem angemessenen Verfahren bessere Resultate erzielt werden
können. ZEITRAUM: 1960 bis 1989 GEOGRAPHISCHER RAUM: zehn westeuropäische
Staaten
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen Lehrstuhl für vergleichende Politikwissenschaft (Postfach 411020, 50870 Köln)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0221-470-2852, Fax: 0221-470-7447,
e-mail: [email protected])
[136-L] Korte, Karl-Rudolf:
Neue Qualität des Parteienwettbewerbs im "Superwahljahr", in: Aus Politik und
Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 38, S. 3-8
(www.bpb.de/files/02YZW6.pdf)
INHALT: "Jenseits der Großen Koalition sind keine Bündnisse mehr kalkulierbar mehrheitsfähig.
Dies hat weitreichende Konsequenzen für den Parteienwettbewerb und die Regierungsbildung. Multioptionswahlkämpfe voller Paradoxien setzen traditionellen Mobilisierungsstrategien auf dem Koalitionsmarkt Grenzen." (Autorenreferat)
[137-L] Kronenberg, Volker; Mayer, Tilman (Hrsg.):
Volksparteien: Erfolgsmodell für die Zukunft?: Konzepte, Konkurrenten und
Konstellationen, (Herder Taschenbuch), Freiburg im Breisgau: Herder 2009, 316 S., ISBN: 9783-451-30286-2
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Tilman Mayer: Von der Mitte her denken. Das bürgerliche Lager
und das Potential der Volksparteien (12-25); Norbert Seitz: Der Überlebenskampf der SPD
als Volkspartei (26-42); Heinrich Oberreuter: Parteiensystem im Wandel - Haben die Volksparteien Zukunft? (43-59); Volker Kronenberg: Laboratorium der Erneuerung? Die Volkspartei CDU in Nordrhein-Westfalen (60-83); Andreas Rödder: Eine Frage der Haltung. Wie konservativ kann und soll die Union sein? (84-100); Franz Walter: Vor dem großen Umbruch:
Die SPD (101-126); Majid Sattar: Dritte Kraft ohne Macht? Zwischen Krise der Volksparteien und Wirtschaftskrise: Die FDP im neuen Fünfparteiensystem (127-142); Gerd Strohmeier:
Quo vadis CSU? Die bayerische Landtagswahl 2008 und ihre Folgen (143-161); Ralf Thomas
Baus: Bündnis 90/Die Grünen im Fünfparteiensystem (162-189); Viola Neu: Die Linke: eine
Volkspartei? (190-229); Ansgar Graw: "Linksruck"? Deutschlands Parteien in der Weltwirt-
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
schaftskrise (230-258); Klaus-Peter Schöppner: Neue Koalitionsstrategien braucht das Land.
Nur die Rücksichtnahme auf Werte- und Einstellungsprofile der Wähler kann den Wählerfrust über das "Alles-ist-möglich-Syndrom" der Parteien bei Koalitionsverhandlungen verhindern (259-276); Michael Borchard: Die Volksparteien und der Wertewandel (271-290); Eckhard Jesse: Parteien und Parteiensystem in den neuen Bundesländern (291-303); Tissy Bruns:
Parteien in der Mediendemokratie (304-314).
[138-L] Kürschner, Isabelle:
Frauen in den Parteien, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das
Parlament, 2009, H. 50, S. 16-21 (www.bpb.de/files/RMS8NK.pdf)
INHALT: "Es wird dargestellt, worin sich das Partizipationsverhalten weiblicher Parteimitglieder
von männlichen unterscheidet, welche Mechanismen sich auf die Mitarbeit von Frauen auswirken und warum es den einzelnen Parteien in so unterschiedlichem Maße gelingt, Frauen
als Mitglieder zu gewinnen." (Autorenreferat)
[139-L] Liedhegener, Antonius; Oppelland, Torsten (Hrsg.):
Parteiendemokratie in der Bewährung: Festschrift für Karl Schmitt, (Jenaer Beiträge zur
Politikwissenschaft, Bd. 14), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 574 S., ISBN: 978-3-83294679-1
INHALT: "Auch wenn allenthalben über die Krise der Parteien, vor allem der großen Mitgliederparteien, diskutiert wird, bleibt die politische Realität in Deutschland vielleicht mehr als anderswo von der Parteiendemokratie geprägt. In diesem Band werden die aktuellen Herausforderungen der Parteiendemokratie aus mehreren Perspektiven, von der Ideengeschichte über
die institutionellen Aspekte und gesellschaftliche Verankerung der Parteien bis hin zum internationalen Vergleich, analysiert und kritisch diskutiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Antonius Liedhegener / Torsten Oppelland: Demokratie und Parteien. Karl Schmitt zum 65.
Geburtstag (11-18); 1. Theorie und Geschichte der Parteiendemokratie: Hans Vorländer: 60
Jahre Grundgesetz - 30 Jahre Verfassungspatriotismus? (19-36); Klaus Dicke: "Die zur Ermittelung des Kollektivwillens allerdings unerlässlichen Parteien". Anmerkungen zur Wahrnehmung politischer Parteien in der frühen Weimarer Republik (37-46); Michael Mertes: Mythos "1968" - ein westdeutscher Blick zurück (47-56); Torsten Oppelland: Parteien als geschichtspolitische Akteure (57-72); 2. Parteiendemokratie und Institutionengefüge in der
Bundesrepublik Deutschland: Hans-Peter Schwarz: Woran scheitern deutsche
Bundeskanzler? (73-90); Michael Henkel: Die Bundespräsidentenwahl im Parteienkonflikt
(91-104);Oliver Lembcke: Wahl und Auswahl. Die Besetzung des Bundesverfassungsgerichts
als Problem der Parteiendemokratie (105-116); Heinrich Best: Die Zeitlichkeit von Abgeordnetenrollen: Veränderung und Determinanten der Rollenorientierungen von Abgeordneten
(117-138);Joachim Linck: Parteienfreiheit und Parteiverbot (139-156); Tanja Wielgoß: Interessenvertretung über Verbände - die Herausforderung in der Praxis am Beispiel Luftverkehr
(157-176); Hermann Avenarius: Schulpolitik im Bundesstaat zwischen Unitarisierung und
Wettbewerb. Zu den Auswirkungen der Föderalismusreform (177-188);3. Parteiendemokratie, Parteiensystem und die "Krise der Parteien": Oscar W. Gabriel / Everhart Holtmann: Der
Parteienstaat - Gefahrengut für die Demokratie? Ideologiekritische und empirische Anmerkungen zu einer aktuellen Debatte (189-210); Antonius Liedhegener: Krise der Parteien und
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kein Ende? Zur zivilgesellschaftlichen Verankerung der bundesdeutschen Parteiendemokratie
(211-230); Jürgen Maier: Altparteien in der Defensive: Zum aktuellen Stand des Bedeutungsverlusts von CDU/CSU, SPD und FDP im Spiegel von Umfragedaten(231-242); Eckhard Jesse: Die koalitionspolitische Haltung der SPD gegenüber der SED, der PDS, der Linkspartei
und der LINKEN (243-256); Dieter Oberndörfer / Gerd Mielke / Ulrich Eith: Vom Zweieinhalb- zum Fünf-Parteiensystem: neue Bündnisse oder alte Lager? (257-270); Carl Deichmann: Parteien-, Politik- und Demokratieverdrossenheit - eine Herausforderung für die politikdidaktische Forschung und für die Praxis der politischen Bildung (271-286); 4. Parteiendemokratie in der Region: Bernhard Vogel: Regieren in Thüringen. Erfahrungen aus der Praxis
(287-296); Michael Edinger: Parteikohäsion und Parteidistanzen: Intrafraktionelle Geschlossenheit und interfraktionelle Unterschiede im Thüringer Landtag (297-316); Andreas Hallermann: Wahl, Sympathie und Bindung: Die Thüringer und ihre Parteien im Wahljahr 2009
(317-330); Werner J. Patzelt: Rechtsradikalismus in Sachsen und darüber hinaus. Ein Essay
über Diagnose und Therapie(331-346); Josef Pilvousek: Gratwanderung mit diplomatischem
Geschick? Propst Josef Streb und sein kirchenpolitisches Engagement (347-364); 5. Parteiendemokratie in westlichen Demokratien: Michael Dreyer: Empty bottles no more. Parteien und
Verfassung in den USA (365-380); Helmut Norpoth: Die Parteien in der amerikanischen
Wählerschaft (381-398); Kurt Müller: Die Rolle von Religion und Zivilreligion im politischen Diskurs Barack Obamas(399-414); Adolf Kimmel: Die V. französische Republik - eine
Parteiendemokratie? (415-432); Dieter von Schrötter: Nachbar Schweiz: Rechtspopulismus
als Bewährungsprobe für die Konkordanzdemokratie (433-452); Sven Leunig: Länderinteressen und Parteipolitik in föderalen Zweiten Kammern (453-466); 6. Parteien und Entwicklung
der Demokratie: Jürgen H. Wolff: Entwicklungspolitik in deutschen Parteiprogrammen - eine
kritische Analyse (467-484); Erich Schmitz: Die Arbeit politischer Stiftungen der Bundesrepublik im Transitionsprozess in Lateinamerika in den 1990er Jahren (485-496); Theodor
Hanf: Modell "Hongkong" oder "Hanoi"? Das libanesische Parteiensystem zwischen Beharrung und Wandel (497-512); Heribert Weiland: Parteiendemokratie in Namibia: Gelungene
Transition oder blockierte Konsolidierung? (513-528); Hans-Joachim Veen: Demokratische
Konsolidierung und Parteienentwicklung in Ostmitteleuropa (529-538); 7. Parteien und internationale Politik: Werner Link: Die Auswärtige Gewalt in der deutschen Parteiendemokratie
(539-546); Reimund Seidelmann: Die Internationalisierung von Parteien - Mythos oder eine
Frage des politischen Willens? (547-562); Schriftenverzeichnis Prof. Dr. Karl Schmitt (563570).
[140-L] Machnig, Matthias; Rudolph, Karsten:
Die Neuvermessung der SPD, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 54/2009, H.
12, S. 64-74 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; www.blaetter.de/artikel.php?pr=3230)
INHALT: "Der politische Weg in die 'Mitte' ist gegenwärtig nicht die Lösung, sondern das Problem der sozialdemokratischen Linken. Unter diesem Signum diskutieren die Autoren den aktuellen Zustand ihrer Partei nach dem Bundesparteitag Mitte November. Um den grassierenden 'Fetisch der Mitte' zu überwinden, bedarf es, so die Autoren, einer neuen Idee des Egalitarismus - und eines 'utopischen Überschusses' der Politik." (Autorenreferat)
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[141-L] Mielke, Gerd:
Der lange Marsch aus der Tradition: die Lage der Sozialdemokratie in der gegenwärtigen
Finanz- und Wirtschaftskrise, in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und
Gesellschaftspolitik, Jg. 48/2009, H. 2 = H. 186, S. 72-82 (Standort: USB Köln(38)-XG2258;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Vor dem Hintergrund des Vergleichs zwischen den Interpretationsmustern des Verhältnisses zwischen der - auch ins Krisenhafte gesteigerten - sozioökonomischen Dynamik und
der parteipolitischen Zurechenbarkeit der krisenhaften Zustände von Seiten der Sozialdemokratie zeigt der Verfasser, dass für eine Gesellschafts- und Politikanalyse unter dem Paradigma der Individualisierung politische Traditionen nur als eine mittlerweile weitgehend entvölkerte Kulisse eine Rolle spielen. Mit dem auf den ersten Blick rein machtpolitischen Trick
des Rückgriffs auf externe Kommissionen und Experten durch den Bundeskanzler entstand in
der öffentlichen Wahrnehmung ein eklatanter Gegensatz zwischen den breit verankerten Traditionsbeständen und der ihnen innewohnenden Reformskepsis einerseits und dem schneidigen Reformeifer der Experten. Damit war eine zentrale Traditionslinie der Sozialdemokratie,
nämlich die Gewissheit, im Sinne der Mehrheit, der vielen Gruppen und Segmente eher kleiner Leute zu handeln, durch den ostentativen Bezug auf eine sich objektivistisch gerierende
Expertensicht außer Kraft gesetzt. Im wahrsten Sinne des Wortes hatte es den meisten Anhängern der Sozialdemokratie die Sprache verschlagen. Ein breites Spektrum sozialer Gruppen
wurde durch die von der Regierung eingesetzten Kommissionen in zentralen sozialpolitischen
Bereichen auf die Rationalität betriebs- und volkswirtschaftlicher Überlegungen verpflichtet
und damit - im Sinne der rivalisierenden Paradigmen der Gesellschafts- und Politikanalyse auf der Ebene der öffentlichen Diskurse hinterrücks aus ihren Gruppenbezügen gelöst und
"individualisiert". Somit liegt, so die These, in dem während der letzten zehn Jahre erfolgten
programmatischen und paradigmatischen Schwenk der SPD unter Schröder und Müntefering
und der damit verbundenen, ziemlich stabilen Entfremdung von Teilen ihrer Anhängerschaft
wohl die Hauptursache für die unerwartete Stagnation am Wählermarkt auch in diesen Zeiten
der Wirtschaftskrise. Die alten Klientelreflexe sind in den Jahren der "Reformpolitik" gründlich außer Kraft gesetzt worden. (ICF2)
[142-L] Nachtwey, Oliver:
Marktsozialdemokratie: die Transformation von SPD and Labour Party, (Göttinger Studien
zur Parteienforschung), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 335 S., ISBN: 978-3-53116805-0
INHALT: Der Verfasser legt eine Untersuchung zur politischen Soziologie der Sozialdemokratie
vor, die mit einführenden Überlegungen zur institutionalistischen Parteiensoziologie beginnt.
Nachfolgend werden die Genese von Labour Party und SPD dargestellt und die politischen
und programmatischen Basiselemente beider Parteien in ihrer vorkeynesianischen Phase beschrieben. Das Scheitern sozialdemokratischer Regierungen Ende der 1920er Jahre wird als
"Krisenkonjunktur" der vorkeynesianischen Sozialdemokratie erläutert. Im Folgenden werden
die politische Gesamtkonfiguration der keynesianischen Sozialdemokratie, die Rolle des Sozialstaates, die Einbettung in die kapitalistische Arbeitsgesellschaft und die Reformperspektiven der Sozialdemokratie diskutiert. Dann wird die Nachkiegssozialdemokratie behandelt, in
der die erfolgreiche Etablierung und Praktizierung der keynesianischen Sozialdemokratie als
Konstitutionskonjunktur vollzogen wird. Die Phase des optimistischen Keynesianismus währ-
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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te jedoch nicht lange, es folgte eine Krisenkonjunktur, die 1973 begann und 1979 in Großbritannien, 1982 in Deutschland endete. Es folgte eine lange Phase in der Opposition, die bisweilen von Richtungskämpfen in der Partei geprägt war. Die eigentliche Transformation zur
Marktsozialdemokratie brachte die Wendepunktkonjunktur der 1990er Jahre bis 2005. Anfang der 1990er Jahre begann die Wende in der Labour-Party. In Deutschland brach die Dynamik der Erneuerung erst nach dem Rücktritt des Finanzministers und Parteivorsitzenden
Lafontaine 1999 voll durch. SPD und Labour Party kamen wieder in die Position, sich der
Bewährungsprobe der Regierungsarbeit zu stellen. Die Regierungspolitik wird in den Politikfeldern Finanz-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik untersucht. Die Transformation zur Marktsozialdemokratie brachte mehr Wandel als in den 30 Jahren zuvor in der materiellen und semantischen Umdeutung der sozialen Gerechtigkeit. Am Ende stand ein neues politisches Paradigma. Die Untersuchung schließt mit einem Blick auf die aktuellen Legitimationsprobleme
der Marktsozialdemokratie und ihre Zukunftsfähigkeit. (ICE2)
[143-L] Naßmacher, Karl-Heinz:
The funding of party competition: political finance in 25 democracies, Baden-Baden: Nomos
Verl.-Ges. 2009, 467 S., ISBN: 978-3-8329-4271-7
INHALT: Die international vergleichende Studie zur Rolle des Geldes in der demokratischen Politik bzw. die speziellere Frage nach den finanziellen Ressourcen von 18 demokratischen Parteien in Italien, Großbritannien Frankreich, Spanien, Polen, USA, Japan, Deutschland, Mexico, Kanada, Australien, Niederlande, Schweden, Österreich, Schweiz, Israel, Dänemark und
Irland untersucht die finanziellen Regime hinsichtlich des langfristigen Einflusses der Parteienfinanzierung auf den demokratischen Prozess. Als Leitfragen der umfangreichen empirischen Studie dienen folgende Leitfragen: (1) Wer spendet wie viel für welche politischen Interessen? (2) Wer gibt wem wie viel an wen und warum? (3) Wie beeinflusst die finanzielle
Förderung durch private gesellschaftliche Akteure das Parteiensystem und die Organisation
der einzelnen Partei? Die Schwerpunkte der vergleichen Analyse liegt daher auf einer finanziellen Analyse der politischen Willensbildung, die politische Institution legaler und illegaler
Spenden und das Gesamtbudget der politischen Parteien (Mitgliedsbeiträge, Anteileigentum,
Aktien, Unternehmen usw.). Im Zentrum steht die Frage nach den Wettbewerbsverzerrungen
durch die ungleiche Verteilung der Revenuequellen. (ICA)
[144-F] Neumann, Arijana, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Schröder, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Die CDU auf Landesebene
INHALT: Die CDU, wie andere Parteien auch, werden von der Parteienforschung immer noch
überwiegend aus der Bundesperspektive beobachtet, obwohl sich die Union, als kollektiver
Akteur im politischen System Deutschlands, durch einen Blick auf tiefere Gliederungsebenen
oft besser erfassen lässt. Um Varianz und Kontinuität innerhalb der CDU zu untersuchen und
zu verstehen, bietet sich die Landesebene an. Landesparteien der CDU verfügen über eine relativ große Autonomie von der Bundespartei im Hinblick auf organisationspolitische Ausgestaltung und Programmatik. Aus diesen Freiräumen ergibt sich ein hohes Maß an Heterogenität zwischen den Landesverbänden. Hinzu kommt aus der sicht der Parteienforschung, dass
sich auf der Landesebene die Methode des Vergleichs sehr gut anwenden lässt, da gleichzeitig 15 mögliche Fälle vorhanden sind, was diese Forschungsperspektive interessant macht.
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
Ausgewählt wurden mit Hessen, Niedersachsen, dem Saarland und NRW vier Landesverbände der CDU, die in ihrem Bundesland an der Regierung sind. Die Fragestellung, die auf alle
vier Fallbeispiele angewendet wird, bezieht sowohl auf die Entwicklung der Landesverbände
als Parteiorganisationen als auch auf die Policy-Dimension der Landesregierung. Es wird untersucht, ob die CDU auf Landesebene angesichts einer alternden und schwindenden Mitgliedschaft noch dem Ideal der Mitgliederpartei entspricht oder ob sie im Spannungsverhältnis von Partizipation und Steuerung längst andere Organisationsformen anstrebt. Im Hinblick
auf die Policies stehen sowohl Bildungspolitik, als klassisches Landespolitikfeld mit alleiniger Zuständigkeit, und Arbeitsmarktpolitik, als Politikfeld mit zahlreichen freiwilligen Leistungen, im Zentrum der Analyse. Hierbei stellt sich die Frage, in wie weit die CDU im Lande
in der Lage ist, diese beiden Politikfelder, ihren Vorstellungen gemäß zu prägen. Im Hinblick
auf den Vergleich zwischen den Fallbeispielen geht es darum, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Welche gemeinsamen Grundüberzeugen herrschen auf der Landesebene in der CDU vor? Wie groß sind die Differenzen bei der Umsetzung? Darüber hinaus ist
es Ziel der Studie, zu fragen, ob und wenn welche Wechselbeziehungen zwischen der Parteiorganisation und den Policies in einem Landesverband der CDU bestehen. ZEITRAUM:
1990-2010 GEOGRAPHISCHER RAUM: Hessen, NRW, Saarland, Niedersachsen
METHODE: Vergleich im most-similar-cases Design - Verbindung von Parteiorganisationsforschung und Policy-Forschung. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Dokumentenanalyse, offen (Presse, Wahlprogramme, Koalitionsverträge, Regierungserklärungen, weitere Dokumente von Parteien und Ministerien). Qualitatives Interview
(Stichprobe: 70; Journalisten, Wissenschaftler, Mitarbeiter der CDU, Mitarbeiter in Ministerien). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2008-04 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Kassel, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Fachgruppe Politikwissenschaft Fachgebiet Politisches System der Bundesrepublik Deutschland - Staatlichkeit im
Wandel (34109 Kassel)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected], Tel. 0179-5454412)
[145-L] Niedermayer, Oskar:
Parteimitglieder in Deutschland: Version 1/2009, (Arbeitshefte aus dem Otto-StammerZentrum, Nr. 15), Berlin 2009, 21 S. (Graue Literatur;
www.polsoz.fu-berlin.de/polwiss/forschung/systeme/empsoz/schriften/Arbeitshefte/ahosz15.pdf)
INHALT: "Die Dokumentation gibt einen systematischen Überblick über die Entwicklung, regionale Verteilung und sozialstrukturelle Zusammensetzung der Parteimitgliedschaften in
Deutschland ab 1990. Es werden nur Daten aus den Mitgliederkarteien der Parteien verwendet (Stand jeweils 31.12.), die von den Parteigeschäftsstellen autorisiert sind. Bei der Interpretation der Daten des Jahres 1990 ist wegen Datenerfassungsproblemen in Bezug auf die
ostdeutschen Landesverbände, die auch zu nachträglichen Karteibereinigungen führten, Vorsicht geboten. Die Dokumentation der sozialstrukturellen Zusammensetzung der Parteimitglied-schaften enthält keine Angaben über die berufliche Stellung, weil die hierzu vorhandenen Daten den Beruf zum Zeitpunkt des Parteieintritts ohne spätere Aktualisierung wiedergeben und somit die tatsächliche Berufsstruktur der Parteimitgliedschaften nicht korrekt widerspiegeln. Im Herbst 2008 wurde auf Anregung der Bundesgeschäftsführer vom Verfasser ein
Workshop mit allen für die Mitgliederstatistik verantwortlichen Mitarbeitern der Parteien
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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durchgeführt, auf dem eine Reihe von Verbesserungen der Mitgliederstatistik und ihrer Publikation beschlossen wurde. Daher gibt es ab 2008 eine Altersstatistik der Mitglieder mit einer
identischen, sehr feinen Altersgruppeneinteilung (vgl. Tabelle 16) sowie eine Statistik der
Eintritte, Austritte und Todesfälle (vgl. Tabelle 19) und der Eintritte nach Geschlecht und Alter (vgl. die Tabellen 20 und 21). Die ersten dieser neuen Daten (noch nicht für alle Parteien)
sind in dieser Version enthalten." (Autorenreferat)
[146-L] Niedermayer, Oskar:
Das fluide Fünfparteiensystem, in: Heinrich Oberreuther (Hrsg.): Unentschieden : die
erzwungene Koalition, München: Olzog, 2009, S. 287-314
INHALT: Die Bundestagswahl 2005 markierte den vorläufigen Schlusspunkt einer Veränderung
des deutschen Parteiensystems, die es zu einem "fluiden Fünfparteiensystem" werden ließ.
Diese These bezieht sich auf seine zentralen Strukturmerkmale und die daraus resultierenden
Wettbewerbskonstellationen, welche sich auch wesentlich auf seine inhaltlichen Eigenschaften auswirkten. Die Interessenkonflikte zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen wurden durch parteipolitische Eliten auch als Wertekonflikte gedeutet und es entstanden enge
Bindungen zwischen den jeweiligen Gruppen und den sie vertretenden politischen Parteien.
Der Autor beschäftigt sich in seinem Beitrag mit der Dimensionalität der Polarisierung und
fragt danach, wie homogen oder heterogen das gesamte Parteiensystem in Bezug auf diese
Dimensionen ist. Um die Stärke der Polarisierung zu quantifizieren, verortet er zunächst die
einzelnen Parteien auf den verschiedenen Dimensionen. In dieser Weise lässt sich durch die
Abbildung von Parteidistanzen der Grad an Polarisierung des Parteiensystems in seinen einzelnen Dimensionen bestimmen. Der Autor beschreibt ferner die Entwicklung des deutschen
Parteiensystems seit 1990 und erörtert die These vom Typuswechsel vom moderaten zum polarisierten Pluralismus. (ICI2)
[147-L] Niemann, Heinz:
Geschichte der deutschen Sozialdemokratie: 1914-1945, Berlin: Verl. am Park 2008, 760 S.,
ISBN: 978-3-89793-159-6
INHALT: Die vorliegende Monografie erschien erstmals 1982 im Ostberliner Dietz Verlag. Seither sind zahlreiche neue Publikationen und Forschungsarbeiten erschienen, die diesen Gegenstand mehr oder minder stark tangieren. In dieser Zeit erfolgte auch ein "Epochenbruch", der
sich auch auf die Darstellung der Geschichte eines der Hauptströme der Arbeiterbewegung
des vergangenen Jahrhunderts ausgewirkt hat. Unabhängig von seinerzeitigen "parteilich-bornierten Sichten" und noch nicht erschlossenen Quellen stellt ein qualitativ neuer Epochenabschnitt neue Fragen an die Geschichte. Vor dem Hintergrund dieser Problematik legt der Autor eine überarbeitete Fassung des wohl wichtigsten Abschnittes der SPD-Geschichte vor. Die
Arbeit macht deutlich, warum die einstige Arbeiter- und Volkspartei trotz beachtlicher Reformanstrengungen in der Ära Willy Brandts bei der "Bändigung der Macht der Großwirtschaft" scheitern musste. Und: "Alle angeblich überwundenen Klassenwidersprüche der alten
kapitalistischen Gesellschaft kehren zurück", konstatiert der Autor, "manche sicher geglaubte
Errungenschaft ist gefährdet". Die Analyse der in der Geschichte wurzelnden Ursachen für
diese Entwicklung soll helfen, richtige Schlüsse für den Neuformierungsprozesses einer neu-
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
en sozialistischen Linken in Deutschland zu ziehen, eines Traditionsstrangs, der sich auf das
ganze Erbe der Arbeiterbewegung stützt. (ICA2)
[148-L] Oldenburg, Christel:
Tradition und Modernität - die Hamburger SPD von 1950-1966, (Texte zu Politik und
Zeitgeschichte, Bd. 10), Berlin: Lit Verl. 2009, X, 813 S., ISBN: 978-3-8258-1970-5
INHALT: "Was für eine Partei war die Hamburger SPD in den 1950er und 1960er Jahren? Ein in
Wahlkämpfen erfolgreicher Traditionsclub von Arbeitern oder eine moderne, alle gesellschaftlichen Schichten umfassende 'Hamburg-Partei'? Wie verschwanden die traditionellen
Restbestände im Getriebe des politischen Geschäfts? Die Studie beschreibt Entwicklungen
sozialdemokratischer Politik, die den organisatorischen, programmatischen und milieuspezifischen Transformationsprozess von einer in weiten Teilen homogenen Klassenpartei hin zu einer sozialen, weltanschaulich offenen Volkspartei forcierten oder verzögerten." (Autorenreferat)
[149-L] Schroeder, Wolfgang:
Die hessische SPD: vom Superstar zum Sanierungsfall, in: Boike Rehbein (Hrsg.) ; Klaus-W.
West (Hrsg.) ; Hermann Schwengel (Adressat): Globale Rekonfigurationen von Arbeit und
Kommunikation : Festschrift zum 60. Geburtstag von Hermann Schwengel, Konstanz: UVK
Verl.-Ges., 2009, S. 291-310
INHALT: Der Verfasser beschreibt in einer empirischen Fallanalyse, wie die Sozialdemokraten
in Hessen mit dem Projekt einer "sozialen Moderne", die die Politik sozial und ökologisch erneuern sollte, die politische Macht in diesem Bundesland erringen wollten. Dieser Versuch
misslang. Der SPD-Landesverband manövrierte sich in eine tiefe Krise. Dies belegt nicht nur
das nachfolgende Wahlergebnis, sondern auch die Mitgliederentwicklung. Der hessischen
SPD fehlte eine zentrale Erfolgsbedingung einer demokratischen politischen Partei: die Responsivität. Sie besaß kein anerkanntes parteipolitisches Machtzentrum, das über Anerkennung qua Leistung und Vertrauen qua Verlässlichkeit verfügte. Der innerparteiliche Streit war
kein Mittel, um eine gemeinsame Handlungsfähigkeit herzustellen. Sozialdemokratische Politik funktioniert nicht ohne glaubwürdige Verankerung bei Mitgliedern und Wählern. Die hessische SPD muss nach Ansicht des Verfassers versuchen, ihren Anspruch auf eine andere politische Kultur einzulösen. (ICE2)
[150-F] Universität Frankfurt:
Kandidatennominierung und innerparteilicher Wettbewerb
INHALT: Über die Nominierung der Parteikandidaten in den Wahlkreisen und für die Landeslisten ist relativ wenig bekannt. Dabei ist dieser Prozess für politische Karrieren durchaus bedeutsamer als die eigentliche Wahl. Anhand der Bundestagswahl 2009 sollen besonders jene
Wahlkreise, in denen es eine Konkurrenz um die Nominierung gibt, genauer auf die Mechanismen und Ressourcen hin untersucht werden, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
ZEITRAUM: ab 2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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INSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politische Soziologie und Staatstheorie
(Robert-Mayer-Straße 1 (FLAT), 60325 Frankfurt am Main)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 069-798-23570, Fax: 069-798-22012,
e-mail: [email protected])
[151-L] Volk, Christian:
Im Auftrag der Jugend?: Jugendorganisationen der Volksparteien und ihre politischen
Themen ; die Junge Union Baden-Württemberg als Beispiel, (Wissenschaftliche Beiträge aus
dem Tectum Verlag. Reihe Politikwissenschaften, Bd. 13), Marburg: Tectum Verl. 2008, 142 S.,
ISBN: 978-3-8288-9704-5
INHALT: Gegenstand der Untersuchung sind die parteipolitische Betätigung junger Menschen
und die thematischen Schwerpunkte der Jugendparteien. Der Verfasser beschäftigt sich zunächst auf theoretischer Ebene mit dem Verhältnis Jugendlicher und junger Erwachsener zur
Politik. Ein Überblick über die politischen Jugendorganisationen der im Landtag vertretenen
Parteien CDU, SPD, Grüne und FDP schließt sich an. Im Folgenden steht die Junge Union
Baden-Württemberg im Mittelpunkt. Ihre Programmatik wird vorgestellt und mit der der
Mutterpartei CDU Baden-Württemberg verglichen. Eine Mitgliederbefragung (n=110) fragt
nach der Position in der JU, Politik als Thema in der Familie, dem Verhältnis zur Mutterpartei, der Motivation für ein Engagement in der JU sowie der politischen Prioritätensetzung.
Die Untersuchung zeigt, dass sich die JU zwar als Interessenvertreter der jungen Generation
versteht, dass - in Übereinstimmung mit den Wünschen der Mitglieder - Allgemeinpolitisches
jedoch im Mittelpunkt steht. (ICE)
[152-L] Walter, Franz:
Im Herbst der Volksparteien?: eine kleine Geschichte von Aufstieg und Rückgang
politischer Massenintegration, (X-Texte zu Kultur und Gesellschaft), Bielefeld: transcript Verl.
2009, 132 S., ISBN: 978-3-8376-1141-0
INHALT: "Die Hochzeit der deutschen Volksparteien war sicher zugleich die beste Zeit für die
deutsche Gesellschaft im 20. Jahrhundert. Die Volkspartei, ein Produkt von historischen
Lernprozessen und Ergebnis sozialer Veränderungen, integrierte unterschiedliche Schichten,
Generationen, Kulturen - und sie pazifizierte den zuvor oft antagonistisch ausgetragenen
Konflikt. Doch die Zeit der Volkspartei scheint sich dem Ende zuzuneigen: Ihre Fähigkeit zur
gesellschaftlichen und politischen Integration schwindet, ihre Vermittlungsleistung zwischen
Staat und Bürger mindert sich drastisch. Der Typus 'Partei' schlechthin verliert massiv an Zuspruch, wird zunehmend weniger als Medium der Teilhabe genutzt. Franz Walter beschreibt
und analysiert den Auf- und Abstieg der Großparteien in Deutschland. Und er fragt nach Alternativen. Kann die Zivil- oder Bürgergesellschaft ersetzen, was den Parteien an Repräsentanz nicht mehr gelingt? Der bekannte Göttinger Parteienforscher schlägt einen weiten historischen Bogen, um in einem farbigen wissenschaftlichen Essay ein zentrales Problem der
deutschen Politik zu diskutieren." (Autorenreferat)
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
[153-L] Wienges, Henriette:
Grüne Werte - grüne Generationen: eine Analyse langfristiger Wählerpotentiale von
Bündnis 90/Die Grünen, Berlin: WVB-Verl. 2009, 142 S., ISBN: 978-3-86573-424-2
INHALT: "Am 13. Januar 1980 wurde eine Bundespartei gegründet. Und DIE GRÜNEN, die
ihre Ursprünge 1968 hatten, begannen ihren Langen Marsch durch die Institutionen, der 2005
vorerst mit ihrem Ausscheiden aus der Regierung endete. Damit wurde die Frage, ob DIE
GRÜNEN nur eine Ein-Generationen-Partei seien, aktueller als jemals zuvor. Die einzige
Partei, die erst in der demokratisierten Gesellschaft der Bundesrepublik gegründet wurde und
sich im Parteiensystem etablieren konnte, konkurriert um Wählerstimmen; Gegner, die ihren
Niedergang prophezeien, und Fürsprecher, die ihren Aufstieg prognostizieren, gibt es daher
genug. Ingleharts Theorie des Kulturellen Umbruchs, den er nach 1968 beobachtete und der
einen Wertewandel zum Postmaterialismus vorhersagt, dient als These für die vorliegende
Untersuchung, welche Wählermilieus BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN als Partei der Postmaterialisten zukünftig werden mobilisieren können. Auf diese Weise können durch den Vergleich
der langfristigen gesellschaftlichen Entwicklung mit den empirischen Daten des gesellschaftlichen Wandels und der letzten Wahlergebnisse langfristige grüne Wählerpotentiale abgeschätzt werden." (Autorenreferat)
[154-L] Wozny, Benjamin:
Die CDU/CSU in der Opposition 1998 bis 2005: politische Opposition zwischen
Konfrontation, Kooperation und Regeneration, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 122
S., ISBN: 978-3-8364-6820-6
INHALT: "Die Bundestagswahl 1998 führte zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu einem direkt durch das Wählervotum veranlassten Machtwechsel und
zum ersten vollständigen Austausch der regierenden Parteien. Nach 16 Jahren Regierungsverantwortung fand sich die Union in der Opposition wieder. Benjamin Wozny analysiert den
Regenerationsprozess der Union in der Opposition als innerparteilichen Machtkampf sowohl
um Führungspositionen als auch um inhaltlich-strategische Profilierungen. Dabei stehen drei
Fragen im Zentrum: Zum ersten die nach den innerparteilichen Regenerationsprozessen der
Union, zum zweiten die nach den von der Union verfolgten Oppositionsstrategien und
schließlich geht es um die Frage danach, inwieweit die innerparteilichen Regenerationsprozesse die Strategiefähigkeit der Union beeinflusst haben." (Autorenreferat)
soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
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Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
[155-L] Arnim, Hans Herbert von:
Mehrheitswahl und Partizipation, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft, Sonderband, Jg.
19/2009, S. 183-210
INHALT: "Die Mehrheitswahl erlaubt in der Regel mehr Bürgerpartizipation (Regieren durch das
Volk) als die Verhältniswahl, wenn man richtigerweise nicht nur auf die Zusammensetzung
des Parlaments abstellt, sondern auf die wichtigere Regierungsbildung. Auch hinsichtlich des
Maßstabs Regieren für das Volk pflegt die Mehrheitswahl der Verhältniswahl überlegen zu
sein. Die Härten für kleine Parteien, die bei Einführung der Mehrheitswahl entstehen, können
durch ein Mischsystem gelindert werden. Da der Gesetzgeber über die Systemfrage in eigener
Sache entscheidet, hat eine dahingehende Reform nur in Zeiten großer Koalitionen Aussicht
auf Erfolg - jedenfalls soweit das Parlament selbst darüber entscheidet. In den Bundesländern
besteht mit der Volksgesetzgebung allerdings ein Alternativverfahren, mit dem man die
Mehrheitswahl - am Parlament vorbei - mit Volksbegehren und Volksentscheid einführen
könnte. Dasselbe gilt für die Direktwahl von Ministerpräsidenten, die ebenfalls eine Form der
Mehrheitswahl darstellt und auch eine Reihe von Vorzügen aufweist." (Autorenreferat)
[156-L] Behnke, Joachim:
Überhangmandate bei der Bundestagswahl 2009: eine Schätzung mit Simulationen, in:
Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 3, S. 620-636 (Standort: USB Köln(38)-XF148;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei in einem Bundesland mehr Direktmandate erhält, als ihr nach ihrem Zweitstimmenergebnis dort zustehen würden. Die Bundestagswahl 2009 dürfte aus mehreren Gründen besonders anfällig für Überhangmandate sein und es
ist sehr wahrscheinlich, dass mehr Überhangmandate als je zuvor entstehen. Grund hierfür ist
unter anderem der von allen Umfrageinstituten einheitlich vorausgesagte starke Einbruch der
SPD. Mit Hilfe von Simulationen wird gezeigt, dass die von den Umfragen derzeit geschätzten Zahlen die Entstehung von Überhangmandaten zugunsten der CDU in einem bisher nicht
gekannten Ausmaß begünstigen, solange man von den bisher üblichen Stimmensplittingmustern ausgeht. Sollte sich hingegen das Splittingverhalten der Anhänger der Partei Die Linke
dahingehend verändern, dass sie in einem deutlich stärkeren Ausmaß als bisher ihre Erststimme dem SPD-Wahlkreiskandidaten geben, dann könnte die SPD trotz - und absurderweise gerade wegen - ihrer immensen Verluste an Zweitstimmen die Partei sein, die am meisten von
den Überhangmandaten profitieren würde." (Autorenreferat)
[157-L] Bytzek, Evelyn:
Ereignisse und ihre Wirkung auf die Themenagenda der Wählerschaft, in: Medien &
Kommunikationswissenschaft, Jg. 56/2008, Nr. 3-4, S. 433-451 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM
AP11550)
INHALT: "Der Einfluss von Ereignissen wird für eine Vielzahl an politischen Größen konstatiert,
beispielsweise Wahlergebnisse oder politische Reformen. Die Voraussetzung für einen solch
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soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
bedeutenden Einfluss ist jedoch, dass Ereignisse die Themenagenda der Wählerschaft bestimmen und so Druck auf die Politik ausüben. Ob diese Voraussetzung erfüllt wird, ist bislang jedoch nicht über Fallstudien hinausgehend untersucht worden. Der vorliegende Beitrag widmet sich daher der Untersuchung des Einflusses von Ereignissen auf die Themenagenda der
deutschen Wählerschaft für den Zeitraum von 1991 bis 2003. Es kann gezeigt werden, dass
Ereignisse die Themenagenda beeinflussen und sogar Themen, über die die Bürger eigene Erfahrungen haben, in den Hintergrund drängen können. Dieser Effekt ist jedoch äußerst kurz."
(Autorenreferat)
[158-L] Cronqvist, Lasse; Jun, Uwe:
Verhältniswahl und Partizipation, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft, Sonderband, Jg.
19/2009, S. 211-237
INHALT: "Die Abhandlung legt im ersten Teil die Vorteile der Verhältniswahl gegenüber der
Mehrheitswahl mit Blick auf Partizipation der Wähler dar. Besonders hervorzuheben sind die
höhere Wahlbeteiligung und die größere Auswahl an Parteien mit realer Repräsentationschance. Auf Bundesebene hat der Wähler in Deutschland jedoch kaum Partizipationsmöglichkeiten bei der Kandidatenauswahl, die exklusiv von den politischen Parteien vorgenommen wird.
Daher diskutiert der Beitrag verschiedene Optionen der Erhöhung der Partizipationschancen
der Wähler durch vollständig offene Listen, Wahlsysteme mit Vorzugsstimmen, offene Listen
mit starker Kreisbindung oder offene Listen mit Wahlvorschlägen. Die Erfahrungen in anderen politischen Systemen finden in dieser Diskussion ihren Niederschlag. Als am besten geeignet für die Anpassung an das Bundestagswahlrecht erscheint ein Kontingentverfahren. Bei
der Verteilung der Mandate erhalten zuerst die Kandidaten mit den meisten persönlichen
Stimmen gemäß einem festgelegten Kontingent ein Mandat, während erst danach die restlichen Mandate in der Listenreihenfolge der Parteien vergeben werden, welche noch keine
Mandate durch persönliche Stimmen erhalten haben. Bei der Anwendung eines solchen Verfahrens wäre es möglich, dass Kandidaten, welche bei der Listenaufstellung schlecht platziert
worden sind und eine höhere Stimmzahl als die vor ihnen platzierten Kandidaten haben, gemäß dem Wählerwillen in das Parlament einziehen." (Autorenreferat)
[159-L] Falter, Jürgen W.:
Mehrheitswahl und Regierbarkeit: mehr Transparenz und höhere Legitimität durch
Mehrheitswahl?, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft, Sonderband, Jg. 19/2009, S. 133-154
INHALT: "Unser Wahlsystem liefert unter den Bedingungen eines Sechsparteien- bzw. Fünfkräftesystems nicht mehr in hinreichender Weise transparente Ergebnisse. So kam 2005 nicht die
Regierungskoalition, die von einer relativen Mehrheit der Wähler präferiert wurde, an die
Macht, sondern eine Koalition, die vor der Wahl nur von einer sehr geringen Zahl von Wählern wirklich gewünscht worden war. Die Wähler kaufen folglich unter den gegebenen Bedingungen mit ihrer Stimmabgabe potenziell die Katze im Sack. Art und politische Ausrichtung
der Regierungsbildung können sie nur noch in Ausnahmefällen beeinflussen. Streng genommen stellen Wahlen heute daher vor allem die Ermächtigung an die Parteien dar, Koalitionsverhandlungen mit offenem Ausgang zu führen. Das führt zu steigender Parteienverdrossenheit. Abhilfe kann eine Reform unseres Wahlsystems in Richtung stärker mehrheitsbildender
Elemente schaffen. Da unter den gegebenen Bedingungen sowohl das britische als auch das
soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
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romanische Mehrheitswahlsystem nicht mehrheitsfähig sein dürften, bietet sich als auch vom
Bundesverfassungsgericht genannte Alternative das sogenannte Grabenwahlsystem an, das
zwar keine Garantie klarer Mehrheiten bieten kann, aber immerhin die Chance erhöhen würde, dass entweder eine Partei allein oder eine im Vorhinein angekündigte 'kleine' Koalition
die zur Regierungsbildung notwendigen Mandate erreicht." (Autorenreferat)
[160-L] Filzmaier, Peter; Plaikner, Peter; Duffek, Karl A. (Hrsg.):
Stichwort Wählen, (Edition Politische Kommunikation, Bd. 2), Wien: Böhlau 2009, 282 S.,
ISBN: 978-3-205-77714-4
INHALT: "Wahlen sind das zentrale Merkmal der Demokratie. Wähler sind die wichtigsten
Adressaten der Parteien. Wählen ist das Um und Auf unserer Politik. In Band 2 der Edition
Politische Kommunikation präsentieren Wissenschaftler und Praktiker, Politiker und Beamte,
Journalisten und PR-Profis, Marktforscher und Meinungsmacher Streiflichter zu Wahlen,
zum Wählen, zu den Wählern. Das Themenspektrum reicht vom internationalen Vergleich
der Systeme bis zur Abstimmung auf Gemeindeebene. Frauen und Jugendliche, Briefwahl
und Voting Indicator Tools, Berechnungsverfahren und Reformmodelle, Hochrechnungen
und Medienperspektiven werden auch vor dem Hintergrund ideologisch unterschiedlich orientierter Autoren beleuchtet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter Filzmaier, Christoph
Hofinger, Flooh Perlot, Aleksandra Ptaszynska: Die Nationalratswahl 2008 (13-40); Peter
Filzmaier: Wählen ja, aber wie? - Wahlsysteme im Vergleich (41-54); Peter Plaikner: Medien
lieben Wahlen - Anmerkungen zu einer Demokratie fördernden Grundeinstellung unter dem
Aspekt von wirtschaftlichem Eigennutz (55-76); Thomas Pfaffenhuemer: Der Weg war kein
Ziel - Die Entwicklung des modernen Wahlrechts in Österreich (77-96); Doris Dialer: Eva
Lichtenberger Nachwuchs für Straßburg - Das Europäische Parlament im Lokalaugenschein
(97-108); Bernhard Ebner, Hannes Sauer, Andreas Scherwitzl: Daham is daham - Bürgermeisterwahlen in Kärnten und Niederösterreich (109-126); Hannes Gaisch: Politik von unten
- Über Vor- und Nachteile der direkten Demokratie (127-136); Christoph Hofinger, Günther
Ogris, Tina Brunauer: Trau, schau, wem ... ? - Hochrechnungen und Wahltagsbefragungen:
Methoden und Genauigkeit (137-148); Martin Thür: Geht's der Wirtschaft gut, geht's der Regierung gut - Statistische Methoden der Wahlvorhersage (149-156); Robert Stein: Verhältnismäßig mehrheitlich - Wahlrechtliche Normen als Spielregeln für die Politik (157-168); Markus Prajczer, Katharina Seidl, Wolfgang Syrowatka: Zielgruppe Jugend (169-186); Melanie
Erasim, Alexandra Siegl: Zielgruppe Frauen (187-202); Andreas Babler, Peter Pegam: Betriebliche Mitbestimmung in Österreich (203-218); Kathrin Hämmerle: Click 'n' Vote - Die
nächste Generation des Wählens (219-236); Maria Beyrl: Voting Indicator Tools - OnlineOrientierungshilfen als interaktive Form der Politikvermittlung (237-250); Klaus Poier: Österreich neu - Modelle für Wahlrechtsreformen (251-264); Peter Pointner: Österreich neu Modelle für Wahlrechtsreformen (265-276).
[161-F] Fonseca, Sara Claro da, M.A. (Bearbeitung):
Immigrant mobilisation in German elections
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: BEGINN: 2005-03 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Promotionsstipendium; Fundação Ciência e Tecnologia, Portugal
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soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Abt. Demokratie - Strukturen, Leistungsprofil und
Herausforderungen (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[162-F] Glantz, Alexander, M.A. (Bearbeitung); Kunz, Volker, Prof.Dr. (Betreuung):
Politischen Entscheidungen auf der Spur: politische Involviertheit und die Auswahl von Entscheidungsstrategien
INHALT: Wähler unterscheiden sich darin, wie sie politische Entscheidungen treffen - manche
Menschen denken sehr sorgfältig nach und wägen das Pro und Contra politischer Sachfragen
ab, andere hingegen verlassen sich lieber auf einfache Heuristiken, wie beispielsweise langfristige Parteibindungen, um Wahlentscheidungen zu fällen. Wann aber machen sich Wähler
die Mühe, einen aufwendigen und "rationalen" Entscheidungsprozess zu durchlaufen und
wann stützen sie sich eher auf simple Daumenregeln? In dem Dissertationsprojekt wird der
Frage nachgegangen, welchen Einfluss die politische Involviertheit auf die Auswahl von Entscheidungsstrategien hat. Die empirische Analyse basiert auf zwei experimentellen Studien,
die mit Hilfe von Process-Tracing-Methoden durchgeführt wurden. Diese in der psychologischen Forschung angewendete Methode ermöglicht es, kognitive Entscheidungsprozesse direkt nachzuvollziehen.
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Experiment. Feldarbeit
durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2005-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für
Politikwissenschaft Arbeitsbereich Systemanalyse und Systemvergleich, Wirtschaft und Gesellschaft (55099 Mainz)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0631-205-3630, e-mail: [email protected])
[163-L] Grotz, Florian:
Verhältniswahl und Regierbarkeit: das deutsche Wahlsystem auf dem Prüfstand, in:
Zeitschrift für Politikwissenschaft, Sonderband, Jg. 19/2009, S. 155-181
INHALT: "Das deutsche Wahlsystem steht derzeit auf dem Prüfstand. Gemäß einem Urteil des
Bundesverfassungsgerichts vom Juli 2008 muss das aktuelle Verfahren zur Vergabe von
Überhangmandaten bis Mitte 2011 verändert werden. Zugleich plädieren etliche Beobachter
für die Einführung eines Mehrheitswahlsystems, da die personalisierte Verhältniswahl unter
den gegenwärtigen Bedingungen keine handlungsfähigen Regierungskoalitionen mehr hervorbringen könne. Gegenüber einer solchen 'großen Wahlreform' überwiegt jedoch die Skepsis. Zwar hat die Konzentrationswirkung der personalisierten Verhältniswahl seit der Vereinigung deutlich abgenommen, doch ist die dadurch erschwerte Mehrheitsbildung im Bundestag
nicht mit einer 'Regierbarkeitskrise' gleichzusetzen. Hinzu kommt, dass die zur Diskussion
stehenden Mehrheitswahl-Modelle keine sinnvollen Alternativen darstellen, da sie im bundesdeutschen Kontext kaum die von ihnen erhofften Effekte zeigen würden oder mit unvertretbaren Nebenwirkungen verbunden wären. Mithin ist nur eine kleine Wahlsystemreform erforderlich, die die sog. 'negativen Stimmengewichte' beseitigt und damit dem Bundesverfassungsgerichtsurteil Rechnung trägt. Dazu bieten sich unterschiedliche Optionen an, die je-
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
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weils die komplexe Funktionslogik der personalisierten Verhältniswahl moderat verändern
würden." (Autorenreferat)
[164-F] Gschwend, Thomas, Prof.Ph.D.; Zittel, Thomas, Prof.Dr. (Leitung):
Repräsentationshandeln im Mischwahlsystem
INHALT: Die Wählermärkte in den etablierten Demokratien zeichnen sich durch zunehmende
Segmentierung und Volatilität aus. Das Projekt basiert auf der Hypothese, dass schwache Parteien im Elektorat dann zu neuartigen Strukturen individualisierter Repräsentation führen,
wenn wahlsystemische Faktoren Anreize hierzu geben. Die Forscher untersuchen diese Hypothese auf der Basis des Deutschen Mischwahlsystems. Dieser Fall zeichnet sich einerseits
durch institutionelle Varianz auf der Ebene des Wahlsystems aus, andererseits bietet er auf
der Ebene der Wahlkreise Varianz auf der soziopolitischen Ebene. Das Projekt operationalisiert die abhängige Variable, nämlich Repräsentationshandeln, in neuartiger und innovativer
Weise. Die Forscher fragen erstens nach den Wahlkampfstrategien der Kandidaten zum Deutschen Bundestag auf der Basis der Daten der Deutschen Kandidatenstudie 2005. Diese Daten
werden im Zuge der Durchführung des Projekts durch semi-strukturierte Interviews mit einer
repräsentativen Auswahl von 50 Kandidaten, die an der Befragung teilgenommen hatten, ergänzt. Das Projekt zielt zweitens auf das Parlamentarische Handeln der erfolgreichen Teilnehmer an der Deutschen Kandidatenstudie 2005 (N=220). Für diese Abgeordneten des 16.
Deutschen Bundestages werden Daten erhoben, in denen sich niederschwellige Formen der
Abweichung von ihrer Partei zeigen. Wir konzentrieren uns dabei im Besonderen auf Erklärungen zur Abstimmung und auf die Unterzeichnung von interfraktionellen Gruppenanträgen.
Beide Formen parlamentarischen Handelns wurden bisher für die individuelle Ebene noch
nicht in systematischer Weise untersucht. Beide Formen des parlamentarischen Verhaltens
wurden bisher auch noch nicht mit den Wahlkampfstrategien von Kandidaten in Verbindung
gebracht. Durch solche Verknüpfungen lässt sich ein umfassenderes empirisches Verständnis
des Phänomens der politischen Repräsentation entwickeln. ZEITRAUM: 2005-2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Das Projekt operationalisiert die abhängige Variable, nämlich Repräsentationshandeln, in neuartiger und innovativer Weise. Die Forscher fragen erstens nach den Wahlkampfstrategien der Kandidaten zum Deutschen Bundestag auf der Basis der Daten der Deutschen
Kandidatenstudie 2005. Diese Daten werden im Zuge der Durchführung des Projekts durch
semi-strukturierte Interviews mit einer repräsentativen Auswahl von 50 Kandidaten, die an
der Befragung teilgenommen hatten, ergänzt. Das Projekt zielt zweitens auf das Parlamentarische Handeln der erfolgreichen Teilnehmer an der Deutschen Kandidatenstudie 2005
(N=220). Für diese Abgeordneten des 16. Deutschen Bundestages werden Daten erhoben, in
denen sich niederschwellige Formen der Abweichung von ihrer Partei zeigen. DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, standardisiert; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Zittel, Thomas; Gschwend,
Thomas: Candidates in constituency campaigns in Germany: selective campaigning from the
grassroots or from above? Paper presented at the conference "Candidates in Constituency
Campaigns from a Comparative Perspective", 2.-3. October, Cornell Univ., Ithaca, USA.
ART: BEGINN: 2008-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Gschwend, Thomas (Prof. Tel. 0621-181-2087, e-mail: [email protected])
[165-F] Gschwend, Thomas, Prof.Ph.D. (Bearbeitung); Gschwend, Thomas, Prof.Ph.D. (Leitung):
Wechselwirkungen von Wahlen in Multi-Level Governance Systemen
INHALT: Unter welchen Bedingungen verändert sich die Rolle von Landtagswahlen und anderen
Nebenwahlen innerhalb eines Landes? Die Forscher interessierten sich für die Bedingungen,
unter denen sich nationale Politik auf Landtagswahlen und landespolitische Besonderheiten
auf nationale Wahlen auswirken. In der ersten Projektphase untersuchen sie den Zusammenhang von nationalen und landespolitischen Einflussfaktoren im Mehrebenen-System der Bundesrepublik. Die Ergebnisse einer vergleichenden Analyse von Landtagswahlen werden aufschlussreich sein für die Literatur zum Wahlverhalten, zu Wahlzyklen und zur Rolle von Nebenwahlen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: vergleichendes Projekt, empirische Hypothesentests. Untersuchungsdesign: Panel
DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten; Sekundäranalyse von Aggregatdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Elff, Martin; Gschwend, Thomas; Johnston, Ron: Ignoramus,
Ignorabimus? On uncertainty in ecological inference. in: Political Analysis, 2008, 16, pp. 7092.+++Gschwend, Thomas: Studying contamination effects in multi-level systems of governance: first thoughts about hypotheses and research design. in: Eijk, Cees van der; Schmitt,
Hermann (eds.): The multilevel electoral system of the EU. in: CONNEX Report Series, Nr.
4. Mannheim 2008, pp. 229-240.+++Schnapp, Kai-Uwe; Schindler, Delia; Gschwend, Thomas; Behnke, Joachim: Qualitative und quantitative Zugänge: eine integrative Perspektive. in:
Behnke, Joachim; Gschwend, Thomas; Schindler, Delia; Schnapp, Kai-Uwe (Hrsg.): Methoden der Politikwissenschaft. Neuere qualitative und quantitative Analyseverfahren. BadenBaden: 2006, S. 11-26.
ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0621-181-2087, e-mail: [email protected])
[166-L] Hartleb, Florian:
Mehrheitswahl und Gerechtigkeit, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft, Sonderband, Jg.
19/2009, S. 81-103
INHALT: "Die Gerechtigkeitsdimension ist ein wichtiger Bewertungsmaßstab für Wahlsysteme.
Die Präferenz des Autors für die Einführung der Mehrheitswahl in Deutschland liegt in ihren
Vorteilen im Entscheidungsprozess begründet. Auf der Repräsentationsebene gibt es Disproportionalitäten. Die Teilhabegerechtigkeit würde sich aber auf der gesamten Regierungs- und
Entscheidungsebene einstellen, durch mehr Einfluss des Wählers auf die Regierungsbildung,
Regierungsbildung durch Wahlsieger, Vermeidung von Koalitionszwängen und negativen
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Koalitionseffekten, die Möglichkeit von Regierungswechseln sowie Transparenz und Zurechenbarkeit. Die tatsächlichen Folgen bei Einführung einer Mehrheitswahl werden den erwartbaren gegenübergestellt. Am Ende wird ein Modell für die Mehrheitswahl in Deutschland vorgeschlagen. Eine abgeschwächte Mehrheitswahl, ein 'Alternative Vote'-System in den
Einerwahlkreisen und eine proportionale Zusatzliste, würde als Kompromiss zwischen den
Zielkonflikten Majorz und Proporz zu mehr Gerechtigkeit auf Entscheidungs- wie Repräsentationsebene führen. Der grundlegende Anspruch an eine Reform, eine Systemveränderung
aufgrund von Ungerechtigkeiten und Defiziten in Erwägung zu ziehen, wäre gegeben und aus
Gerechtigkeitsgründen durchzusetzen." (Autorenreferat)
[167-L] Hegewald, Ulrike; Schmitt, Lars:
Die Deutschen vor der Europawahl 2009, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 23/24, S. 10-17 (www.bpb.de/files/5Q3JL0.pdf)
INHALT: Die sinkende Wahlbeteiligung ist kein auf die europäische Ebene beschränktes Phänomen. Auch auf Bundesebene löste der Rückgang der Wahlbeteiligung 1987 und 1990 Diskussionen aus. Die Gründe für die geringe Beteiligung an Europawahlen sind teilweise in den
immer noch relativ begrenzten Befugnissen des EPs zu suchen: Mit Europawahlen ist nicht
wie im nationalen Kontext die Wahl bzw. Abwahl einer Regierung verbunden. Im Vergleich
zu nationalen Parlamenten fehlt dem EP zudem das Initiativrecht zur Einbringung neuer Gesetzesvorlagen. Diese Unterschiede führen häufig dazu, dass Europawahlen als "second order
elections" wahrgenommen werden, weil es dabei in den Augen der Bürgerinnen und Bürger
um weniger geht als bei nationalen Wahlen. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen
die Einstellungen und Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger. Diese werden seit den frühen 1970er Jahren kontinuierlich durch das Eurobarometer (EB) gemessen, aus dem ausgewählte Ergebnisse referiert werden. Dabei geht es um Hinweise zur Beantwortung der Frage,
warum sich immer weniger Bürger an der Europawahl beteiligen, obwohl die Kompetenzen
des EPs und damit auch die Auswirkungen europäischer Politik auf das eigene Leben immer
größer werden. (ICF2)
[168-L] Henning, Christian; Linhart, Eric; Shikano, Susumu (Hrsg.):
Parteienwettbewerb, Wählerverhalten und Koalitionsbildung: Festschrift zum 70.
Geburtstag von Franz Urban Pappi, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 192 S., ISBN: 9783-8329-4196-3
INHALT: "Das Buch beinhaltet verschiedene Beiträge, die insgesamt erstmals umfassend den politischen Entscheidungsprozess vom Parteienwettbewerb über die Wahlentscheidung und Regierungsbildung bis hin zur politischen Entscheidung als zusammenhängenden, interdependenten Prozess begreift. Die Frage, wie sich Parteien im Wahlkampf positionieren, wirkt sich
ohne Zweifel auf die Wahlentscheidungen der Wähler aus; das Wahlergebnis wiederum ist
die Grundlage der folgenden Regierungsbildung und Politikentscheidung. Umgekehrt ist es
damit für Wähler, die ihre Stimme sinnvoll einsetzen wollen, wichtig zu wissen, welche
Wahlentscheidung sich wie auf die Regierungsbildung auswirkt. Genau so müssen Parteien
im Wahlkampf antizipieren, was ihre Positionierung für ihren Wahlerfolg - und was dies für
die spätere Regierungsbildung bedeutet. Während sich einige der Beiträge mit dem Gesamtprozess vom Parteienwettbewerb bis zur Politikentscheidung befassen, vertiefen andere den
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Blick auf einzelne Stufen des Prozesses. Es finden sich in dem Buch sowohl theoretische Beiträge als auch empirische Studien, eingebettet in den Rahmen unterschiedlicher politischer
Systeme, insbesondere dem der Bundesrepublik Deutschland." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Susumu Shikano: Die Positionierung von adaptiven Parteien im ideologischen
Raum (13-26); Thomas Bräuninger: Responsivität und strategische Adaption im Parteienwettbewerb in den deutschen Bundesländern (27-46); Paul W. Thurner: Die simultane Erklärung
von Wahlbeteiligung und -entscheidung (47-56); Evelyn Bytzek: Politische Ereignisse und
ihre Wirkung auf die Unterstützung der Regierung durch unterschiedliche Wählergruppen
und auf eine Parteineigung zugunsten der Regierung (57-80); Michael Herrmann: Die Bedeutung strategischen Erststimmen-Wählens bei deutschen Bundestagswahlen (81-106); Michael
F. Meffert, Thomas Gschwend: Strategisches Wählen in Mehrparteiensystemen: ein Gruppenexperiment (107-132); Eric Linhart, Sascha Huber: Der rationale Wähler in Mehrparteiensystemen: Theorie und experimentelle Befunde (133-160); Christian H.C.A. Henning: Der Einfluss des Wahl- und Regierungssystems auf Special-Interest-Politics: Das Beispiel der Agrarprotektion im internationalen Vergleich (161-190).
[169-L] Herrmann, Michael:
Expectations about coalitions and strategic voting under proportional representation,
(Discussion Paper / Universität Mannheim, SFB 504 Rationalitätskonzepte,
Entscheidungsverhalten und ökonomische Modellierung, No. 08-28), Mannheim 2008, 32 S.
(Graue Literatur; www.sfb504.uni-mannheim.de/publications/dp08-28.pdf)
INHALT: "In this paper, I suggest that voters may act strategically in proportional representation
elections with post-election coalition building. Based on a stylized setup involving three possible coalitions of four parties on a single policy dimension, voters whose preferred coalition
is least likely to win are predicted to strategically cast their ballot for a centrist party. By contrast, those who perceive a chance for their preferred coalition to become the next government
are predicted to strategically vote for a non-centrist party. I test these predictions against the
standard model of sincere proximity voting, using a unique dataset on voter expectations in
the Austrian parliamentary election 2006. Analyses show that believing one's preferred coalition is non-viable raises the probability of voting for a centrist vs. non-centrist party while believing one's preferred coalition to be viable lowers the probability of voting for a centrist vs.
non-centrist party." (author's abstract)|
[170-L] Heußner, Hermann K.; Jung, Otmar (Hrsg.):
Mehr direkte Demokratie wagen: Volksentscheid und Bürgerentscheid: Geschichte, Praxis,
Vorschläge, München: Olzog 2009, 477 S., ISBN: 978-3-7892-8252-2
INHALT: "Die Wahlbeteiligung sinkt, den Parteien laufen die Mitglieder davon. Die Bürgerinnen
und Bürger kehren der Politik den Rücken zu - kein Wunder: Denn ob Ausstieg aus der
Atomenergie oder Weiterbetrieb von Atomkraftwerken, Abschaffung der Arbeitslosenhilfe
('Hartz IV') oder EU-Reformvertrag ... Immer wieder treffen Politiker in Deutschland grundlegende Entscheidungen, ohne das Volk zu fragen. Dies soll anders werden: 33 Autoren Wissenschaftler, Politiker, Vertrauensleute von Volksbegehren in den Bundesländern - analysieren, berichten und werben für eine Öffnung des Grundgesetzes. Die Arbeit des Parlaments
und der Parteien bleibt unentbehrlich; aber ergänzend sollen die Bürger die Möglichkeit ha-
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ben, durch Volksbegehren und Volksentscheid einzugreifen und punktuell politische Fragen
selbst zu beantworten. Was in der Schweiz, in vielen US-Bundesstaaten und in den deutschen
Ländern und Gemeinden funktioniert, könnte auch auf Bundesebene gegen Politikverdrossenheit helfen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gerald Häfner: Zum Geleit (der Auflage)
(7-8); Hans-Jochen Vogel: Zum Geleit (der Auflage) (9-10); Hermann K. Heussner und Otmar Jung: Einleitung (11-19); I. Zur Theorie direkter Demokratie: Tilman Evers: Volkssouveränität und parlamentarisches System - Ideologiegeschichtliche Wurzeln einer aktuellen Debatte (23-37); Hans Herbert von Arnim: Vom Mehrwert direkter Demokratie (39-53); Birgit
Sauer: Direkte Demokratie und feministische Demokratietheorien. Schnittstellen und Problemzonen (55-67); II. Was lehrt die deutsche Geschichte?: Reinhard Schiffers: Schlechte
Weimarer Erfahrungen? (71-90); Otmar Jung: Die Volksabstimmungen der Nationalsozialisten (91-102); Ulrich Bachmann: Warum enthält das Grundgesetz weder Volksbegehren noch
Volksentscheid? (103-112); III. Wie machen es die anderen?: Hermann K. Heussner und Otmar Jung: Die direkte Demokratie in der Schweiz (115-133); Hermann K. Heussner: Mehr als
ein Jahrhundert Volksgesetzgebung in den USA (135-156); Anna Capretti: Direkte Demokratie in Italien (157-177); IV. Wege zur Demokratisierung der Europäischen Union: Daniela
Beer und Roman Huber: Wege zur Demokratisierung der Europäischen Union (181-194); V.
Wie sieht es in den deutschen Ländern aus?: Gunther Jürgens und Frank Rehmet: Direkte Demokratie in den Bundesländern - Ein Überblick (197-233); Klaus Hahnzog: Bayern als Motor
für unmittelbare Demokratie (235-256); Andreas Kost: Direkte Demokratie an Rhein und
Ruhr (257-270); Christoph Degenhart: Direkte Demokratie in den ostdeutschen Bundesländern - Eine Zwischenbilanz aus verfassungsrechtlicher Sicht (271-284); Michael Efler und
Christian Posselt: Direkte Demokratie in Berlin (285-304); VI. Kommunale Direktdemokratie: Roland Geitmann: Die Bundesländer im Wettbewerb (307-317); Roland Geitmann: Hindernislauf zwischen Betriebsunfall und Sternstunde lokaler Demokratie - Ein Leitfaden aus
der Praxis für die Praxis (319-325); Volker Mittendorf: Bürgerbegehren und Bürgerentscheide in Deutschland. Regelungen - Nutzungen - Analysen (327-342); VII. Direkte Demokratie
in der Praxis: Manfred Brandt, Angelika Gardiner, Alexander Slonka und Paul Tiefenbach:
Bessere Wahlrechte durch direkte Demokratie? (345-365); Fabian Reidinger und Jürgen Zinnel: Sanierung der Kommunalfinanzen durch den Verkauf städtischer Wohnungen? Der Fall
Freiburg (367-380); Peter Neumann: Dresden - Waldschlösschenbrücke und direkte Demokratie (381-393); VIII. Wichtige Fragen der direkten Demokratie: Fabian Wittreck: Direkte
Demokratie vor Gericht oder: Direkte Demokratie und Verfassungsgerichtsbarkeit - Ein gestörtes Verhältnis? (397-415); Lars P. Feld und Gebhard Kirchgassner: Wirkungen direkter
Demokratie - Was sagt die moderne politische Ökonomie? (417-430); Gerd Habermann und
Diana Schaal: Pro und Contra direkte Demokratie - 22 Argumente für skeptische Zeitgenossen (431-446); IX. Einführung direkter Demokratie auf Bundesebene: Hanns-Jürgen Wiegand: Die Auseinandersetzungen um die Einführung von Volksentscheiden auf der Bundesebene seit Beginn der neunziger Jahre (449-458); Roman Huber und Britta Kurz: Ein Vorschlag für die Bundesebene: Der Gesetzentwurf von Mehr Demokratie e. V. zur Einführung
einer bundesweiten Volksgesetzgebung (459-472).
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[171-L] Hrbek, Rudolf:
Europawahl 2009: mehr als die Summe nationaler Sekundärwahlen?, in: Integration :
Vierteljahreszeitschrift des Instituts für Europäische Politik in Zusammenarbeit mit dem
Arbeitskreis Europäische Integration, Jg. 32/2009, H. 3, S. 193-209 (Standort: USB Köln(38)XG7362; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.iep-berlin.de/fileadmin/website/09_Publikationen/integration_2009/volltext/Integration_3-0
9__Hrbek.pdf)
INHALT: "Der Beitrag gibt eine Analyse der Europawahl 2009 unter der Frage, ob sie nur 'Second-Order National Elections' waren. Er erinnert an wichtige Rahmenbedingungen dieser
Wahlen; skizziert kurz die Wahlprogramme der europäischen Parteiorganisationen und den
letztlich nur national geführten Wahlkampf. Er erläutert dann verschiedene Aspekte von Ergebnis und Auswirkungen der Wahlen: die nochmals schwächere, aber nationale Unterschiede aufweisende Wahlbeteiligung; die politische Zusammensetzung und Struktur des Europäischen Parlaments mit zum Teil neuen Fraktionen und veränderten Gewichten zwischen ihnen;
vor allem Fragen des Verhältnisses der Fraktionen zueinander (mögliche/ wahrscheinliche
Allianzen und 'Koalitionen' mit Blick auf das Ziel, das Gewicht des Europäischen Parlaments
gegenüber dem Rat wirksam zur Geltung zu bringen). Für eine stärkere Europäisierung künftiger Wahlen kommt den Parteien auf europäischer Ebene eine besondere Funktion und Bedeutung zu." (Autorenreferat)
[172-L] Jesse, Eckhard:
Verhältniswahl und Gerechtigkeit, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft, Sonderband, Jg.
19/2009, S. 105-131
INHALT: "Bei dem klassischen Streit zwischen Anhängern der Verhältniswahl und denen der
Mehrheitswahl spielt(e) das Argument der Gerechtigkeit eine zentrale Rolle. Dabei muss zwischen der Parlamentsebene (Proportionalität zwischen Stimmen- und Mandatsanteil versus
gewollter Verstärkereffekt) einerseits und der Regierungsebene andererseits (Koalitionsregierung versus Einparteienregierung) unterschieden werden. Unabhängig davon, dass die Aussicht für eine fundamentale Revision des Wahlsystems angesichts der politischen Gegebenheiten äußerst gering ist, spricht für eine 'große Reform' gegenwärtig wenig (ungeachtet der
schwieriger gewordenen Koalitionsbildung wegen der Auffächerung des Parteiensystems),
viel hingegen für eine 'kleine Reform' (wegen der offenkundigen Defizite). Die Fünfprozenthürde sollte modifiziert, die Regelung zu den Überhangmandaten und zur Grundmandatsklausel abgeschafft werden. Erwiesen sich Überhangsmandate bei der Regierungsbildung 2009 als
entscheidend, käme auf die neue Regierung ein Legitimationsproblem zu. Eine Reform vor
der Bundestagswahl wäre unter demokratietheoretischen Gesichtspunkten überfällig gewesen." (Autorenreferat)
[173-F] Johann, David, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Westle, Bettina, Prof.Dr. (Betreuung):
Politischer Kenntnisstand und seine Folgen für den politischen Prozess (Arbeitstitel)
INHALT: Es soll untersucht werden, inwieweit politisch kompetentere Bürger besser als andere
in der Lage sind, ihre eigenen Interessen in den politischen Prozess einzubringen und inwieweit sie fähiger sind, die Entscheidungen der politischen Eliten angemessen zu beurteilen und
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diese ggf. zur Verantwortung zu ziehen. Es ist zu prüfen, ob politische Positionen der
Wähler/-innen mit dem politischen Wissensstand variieren, welche Rolle politisches Faktenwissen bei Parteisympathien und welche bei politischen Entscheidungen spielt sowie ob ein
höherer Wissensstand zu rationaleren Entscheidungen führt, d.h. ob politische Kompetenz
dazu beiträgt, dass Wähler den Parteien Sympathien entgegenbringen, die ihre persönlichen
Interessen am ehesten vertreten.
METHODE: Quantitatives Forschungsvorhaben. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 1.500; deutschsprachige, in
Privathaushalten lebende Bevölkerung ab 14 Jahre; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit
durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: BEGINN: 2007-11 ENDE: 2010-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Professur für Methoden der Politikwissenschaft und empirische
Demokratieforschung (Wilhelm-Röpke-Str. 6g, 35032 Marburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 06421-2824325, e-mail: [email protected])
[174-L] Juhász, Zoltán; Kimmel, Johannes:
Bayern vor der Wahl: Analysen im Vorfeld der Landtagswahl am 28. September 2008,
(BACES Discussion Paper, 14), Bamberg 2008, 75 S. (Graue Literatur;
www.uni-bamberg.de/fileadmin/uni/wissenschaft_einricht/baces/pdf/Discussion_Paper/Auswertu
ng_Bayern.pdf)
INHALT: Im Forschungsprojekt "Bayern vor der Wahl" wurden die politischen Einstellungen in
der bayerischen Bevölkerung im Vorfeld der Landtagswahl am 28. September 2008 untersucht. Die repräsentative Befragung von zufällig ausgewählten wahlberechtigten Personen
aus ganz Bayern wurde ein gutes halbes Jahr vor der Landtagswahl durchgeführt und enthielt
Fragen zur Wahrnehmung von politischen Themen, Parteien und Kandidaten. Zusätzlich fand
eine weitere Befragung kurz vor der Wahl im September statt. Der vorliegende Bericht stellt
die Ergebnisse und Analysen im Einzelnen vor, die folgendermaßen zusammengefasst werden können: (1) der Stoiber-Rücktritt blieb ohne langfristige Nachteile für die CSU, (2)
Christian Ude ist der beliebteste Politiker in Bayern, (3) es gab bessere Bewertungen für Landes- als für Bundesparteien, (4) es sind ausgeprägte regionale Unterschiede bei der Verbundenheit mit Bayern festzustellen, (5) strukturschwache Regionen fühlen sich von der Landespolitik vernachlässigt, (6) bei der Bewertung der wirtschaftlichen Lage in Bayern herrscht allgemein Zufriedenheit und Optimismus, (7) Arbeitslosigkeit und Bildungspolitik sind die
wichtigsten politischen Themen in Bayern, (8) Günther Beckstein ist bei der Direktwahl des
Ministerpräsidenten deutlich in Führung, (9) die CSU muss um die absolute Mehrheit kämpfen. (ICI)
[175-L] Kellermann, Charlotte:
Trends and Constellations: klassische Bestimmungsfaktoren des Wahlverhaltens bei den
Bundestagswahlen 1990-2005, (Studien zur Wahl- und Einstellungsforschung, 9), Baden-Baden:
Nomos Verl.-Ges. 2008, 371 S., ISBN: 978-3-8329-3264-0
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
INHALT: Kellermann untersucht die Faktoren, die das individuelle Wahlverhalten beeinflussen.
Dabei verwendet sie eine stark elaborierte Form des sozialpsychologischen Modells nach
Campbell, Converse et al. Dieses berücksichtigt neben den klassischen Bestimmungsfaktoren
der Parteiidentifikation, der Zuschreibung von Sachfragenkompetenz und der Kandidatenbewertung auch 'die relevanten wahlspezifischen Faktoren der Meso- und Makroebene' (20), d.
h. etwa die Wahlkampagnen, besondere Ereignisse oder die Medienberichterstattung. Bedauerlicherweise fehlen für eine empirische Überprüfung eines solchen Modells die Daten, so
dass die Autorin in ihrer zentralen Argumentation auf die klassischen Bestimmungsfaktoren
zurückgreift. Dabei diskutiert sie vornehmlich, ob sich Trends hinsichtlich der Erklärungskraft dieser Bestimmungsfaktoren über den Verlauf von fünf Bundestagswahlen deutlich machen lassen (etwa eine signifikante Abnahme der Wirkung von Parteienbindungen) oder ob
sich die Bestimmungsfaktoren je nach spezifischer Konstellation im Kontext einer Bundestagswahl in ihrer Relevanz unterscheiden. Mit der Verwendung eines Datensatzes, der sowohl
Querschnitts- als auch Paneldaten enthält und damit eine Beantwortung der Fragestellungen
tatsächlich auch auf individueller Ebene möglich macht, kommt sie am Ende für die gesamtgesellschaftliche Ebene zu folgendem Ergebnis: 'Insgesamt spricht vieles für ein stark konstellationsabhängiges Wahlverhalten. Die Ergebnisse zum kollektiven Wandel lassen sich daher mit der Formel 'Less Trends, More Constellations' zusammenfassen.' (292) (ZPol, NOMOS)
[176-L] Kohler, Ulrich:
Estimating the potential impact of nonvoters on outcomes of parliamentary elections in
proportional systems with an application to German national elections from 1949 to 2005,
(Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt
Bildung, Arbeit und Lebenschancen, Abteilung Ungleichheit und soziale Integration, 2009-206),
Berlin 2009, 34 S. (Graue Literatur; bibliothek.wzb.eu/pdf/2009/i09-206.pdf);Forschungsbericht/
Nummer:SPI2009-206
INHALT: "'If (voter) turnout was 100%, would it affect the election result?' (Bernhagen and
Marsh 2007) is a frequently asked research question. So far, the question has been primarily
answered regarding the changes in the distribution of votes. This article extends the analysis
to changes in the distribution of seats and government formation. It proposes a method that
factors in apportionment methods, barring clauses, size of parliaments, leverage of nonvoters,
closeness of election results, and individual characteristics of nonvoters. The method is then
applied to German national elections from 1949 to 2005. The application shows that Germany's Social Democratic Party (SPD) would have gained from the counterfactual participation
of nonvoters, although usually not enough to result in a government change. However by the
1994 and 2005 elections evidence shows that such a government change could have happened." (author's abstract)|
[177-L] Krennerich, Michael:
Frauen ins Parlament!: Wahlsysteme und Frauenquoten im Fokus, in: Zeitschrift für
Menschenrechte, Jg. 3/2009, Nr. 1, S. 54-78
INHALT: Die Vergleichsstudie untersucht unter Berücksichtigung von aktuellem empirischem
Datenmaterial die Ausgestaltung der gleichberechtigten politischen Partizipation von Frauen
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in den Mitgliedsstaaten des Europarates. Diese politische Institution nimmt eine herausgehobene Rolle für den europäischen Menschenrechtsschutz ein und bekennt sich nachdrücklich
zur Förderung der Frauenemanzipation. Die Ergebnisse gliedern sich in folgende Punkte: (1)
die Etablierung des Frauenwahlrechts und seine Ausgestaltung, (2) das Wahlsystem und seine
Auswirkungen (Mehrpersonenwahlkreise, Sperrklauseln, lose gebundene/freie Listen), (3)
Frauenquoten (gesetzlich/freiwillig, reserved seats), (4) die politische Verantwortung der Parteien sowie (5) die Durchsetzung von politischen Reformen. 16 Staaten des Europarates weisen Anfang 2009 lediglich einen Frauenanteil zwischen 20 % und 30 % auf, ebenso viele gar
nur zwischen 10 % und 20 %. Am unteren Ende der Europaratsmitglieder befinden sich, mit
jeweils unter 10 %, die Türkei, Malta, Armenien, die Ukraine und das Schlusslicht Georgien.
Sie sind nicht weit von den reinen Männerparlamenten entfernt, wie sie noch in einigen Staaten des Pazifiks und des Nahen Ostens vorzufinden sind. (ICG2)
[178-L] Kuhn, Ursina:
Stability and change in party preference, in: Swiss political science review : SPSR =
Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 15/2009, Iss. 3, S. 463-494
(www.ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2009/00000015/00000003/art00002)
INHALT: "Dieser Beitrag untersucht die Stabilität und Volatilität von Parteipräferenz anhand der
Daten des Schweizer Haushalt-Panels (SHP) von 1999-2007, die es zum ersten Mal ermöglichen, Wählerwanderungen bzw. -stabilität in der Schweiz über mehrere Beobachtungszeitpunkte hinweg zu betrachten. In den Analysen wird systematisch zwischen Wechsel innerhalb und Wechsel zwischen Parteifamilien unterschieden. Der erste Teil untersucht die Muster der Parteienpräferenz, die eine relativ starke Volatilität in der Wahlabsicht zeigen. Verschiedene Theorien zu den Ursachen von Wechseln zwischen Parteien werden in einem zweiten Teil anhand eines multinomialen Random-Effects Modells getestet. Die Resultate zeigen,
dass sich Parteipräferenz mit ihrer Dauer und mit dem Alter stabilisiert und dass der Wahlzyklus, politisches Interesse, soziostrukturelle Prädispositionen, der Haushaltskontext sowie
Parteigrösse und Anzahl Parteien einen Teil der Volatilität erklären. Unterschiedliche Resultate für Wechsel innerhalb und zwischen Parteifamilien unterstreichen die Bedeutung dieser
Differenzierung." (Autorenreferat)
[179-L] Linhart, Eric:
Mögliche Auswirkungen von Grabenwahlsystemen in der Bundesrepublik Deutschland:
theoretische Überlegungen und Simulationen, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009,
H. 3, S. 637-660 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Verschiedene Autoren haben sich in kürzlich erschienenen Beiträgen mit der Möglichkeit befasst, die personalisierte Verhältniswahl in Deutschland durch ein Grabenwahlsystem zu ersetzen. Auch das Bundesverfassungsgericht verwies ausdrücklich darauf, dass es ein
Grabenwahlsystem akzeptiere, solange damit das aktuelle Problem des negativen Stimmgewichts behoben wird. Doch wie erfüllt die personalisierte Verhältniswahl funktionelle Ziele
und wo liegen Chancen und Risiken von Grabenwahlsystem und reiner Verhältniswahl mit
Fünfprozenthürde? Die nähere Betrachtung der personalisierten Verhältniswahl zeigt, dass
man mit Blick auf die Partizipationsfunktion zu unterschiedlichen Bewertungen kommen
kann. Das Verhältnis von Repräsentations- und Konzentrationsfunktion gibt hingegen Anlass
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soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
zu Kritik. Vor allem die Konzentrationsfunktion wird trotz der komplexen Konstruktion der
personalisierten Verhältniswahl nicht erfüllt. Simulationen zeigen, dass auch die Umstellung
auf ein Grabenwahlsystem nicht beide Funktionen optimal erfüllen kann, aber Repräsentations- und Konzentrationsfunktion besser austariert. Die reine Verhältniswahl ist deutlich weniger komplex als das derzeitige System, aber bei wohlüberlegter Ausgestaltung genauso funktionell. Beide Alternativen beheben das Problem des negativen Stimmgewichts." (Autorenreferat)
[180-L] Magin, Raphael; Freitag, Markus; Vatter, Adrian:
Cleavage structures and voter alignments within nations: explaining electoral outcome in
Germany's counties, 1998 to 2005, in: Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft, Jg.
3/2009, H. 2, S. 231-256 (dx.doi.org/10.1007/s12286-009-0062-1)
INHALT: "Trotz ihrer Popularität wurde die Cleavagetheorie bisher nur sehr selten zur Erklärung
regionaler Wahlergebnisse herangezogen. In dieser Studie wird untersucht, inwiefern die sozio-strukturellen Merkmale und die Wahlergebnisse in einer Region miteinander in Beziehung stehen. Um die politischen Präferenzen gesamter regionaler Wählerschaften in einem
einzigen analytischen Schritt erfassen zu können, werden die Wahlergebnisse in eine rechtslinks-Position im Sinne von Gross und Sigelmanns Konzept des ideologischen Gravitätszentrums übersetzt. In der Folge wird überprüft, ob die beobachteten rechts-links-Unterschiede
auf die sozio-strukturelle Zusammensetzung einer Region zurückgeführt werden können. Dieser Ansatz wird auf die Ergebnisse der Bundestagswahlen der Jahre 1998, 2002 und 2005 in
allen 439 Landkreisen und kreisfreien Städten angewendet. Die Resultate unserer Untersuchung zeigen, dass der Staat-Kirche-Cleavage und der Postmaterialismus-Cleavage regionale
Wahlergebnisse in Westdeutschland maßgeblich beeinflussen, wohingegen der Arbeit-Kapital-Gegensatz an Bindungswirkung eingebüßt hat. In den ostdeutschen Regionen scheinen die
Wählerschaften hauptsächlich durch einen Zentrums-Peripherie-Konflikt geprägt, der sich aus
einer linksorientierten Mentalität speist, während die übrigen westdeutschen Erklärungsmuster hier versagen." (Autorenreferat)
[181-L] Merk, Kurt-Peter:
Das Wahlrecht von Geburt an und seine politische Bedeutung, in: Diskurs Kindheits- und
Jugendforschung, Jg. 4/2009, H. 4, S. 525-538 (Standort: USB Köln(38)-XG 9053; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Wachsende Kinderarmut und ausufernde Staatsverschuldung sind Symptome einer
gesellschaftlichen Fehlentwicklung. Die Analyse ergibt als Ursache ein strukturelles Defizit
des politischen Entscheidungssystems. Die Interessen der Kinder bis zum 18. Lebensjahr können weder in der Gesellschaft pluralistisch vertreten, noch im politischen System repräsentiert
werden, denn sie sind nicht Teil des Systems. Da sich die politischen Akteure systemrational
verhalten, bevorzugen sie die aktuellen Interessen der Wahlberechtigten, insbesondere der
wachsenden Gruppe der Senioren. Eine sachrationale, an Nachhaltigkeit orientierte Politik ist
daher erst dann möglich, wenn auch die Interessen der Kindergeneration integraler Bestandteil des politischen Systems werden. Dies ist systemimmanent nur zu erreichen durch die
Aufhebung der Altersgrenze für das aktive Wahlrecht. Erst diese Einbeziehung in das Wahlvolk eröffnet der Generation der Minderjährigen die für das pluralistische Funktionieren einer
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
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Gesellschaft erforderliche Möglichkeit der Interessenvertretung und die für die Interessendurchsetzung erforderliche politische Repräsentation." (Autorenreferat)
[182-F] Miller, Bernhard (Bearbeitung); Müller, Wolfgang C., Prof.Dr. (Leitung):
Nationale Wahlstudie Österreich (AUTNES). Die Angebotsseite: Leistungsbilanzen, Positionen und Kandidaten
INHALT: AUTNES ist eine voll-integrierte nationale Wahlstudie mit vier Komponenten: Nachfrageseite (Wähler), Angebotsseite (Parteien, Kandidaten), Massenmedien und Kampagneabläufe. Die Angebots-Komponente von AUTNES fragt, was politische Parteien und Kandidaten den Wählern anbieten und wie diese Auswahl erklärt werden kann. Für diesen Zweck
wird untersucht, welche Policy-Positionen die Parteien einnehmen, wie sie mit ihrer Leistungsbilanz in der Regierung oder Opposition umgehen und welche Policy-Positionen und
Koalitionspräferenzen ihre Kandidaten haben. Das Projekt wird Wahlprogramme und andere
Policy-Dokumente analysieren, eine Befragung der Kandidaten vornehmen und die Aussagen
der Parteiführer untersuchen. Dabei bemüht sich AUTNES um einen Beitrag zur Messung
von Parteipositionen und der Kohärenz von Parteien über den österreichischen Fall hinaus.
Auf Basis der Angebots-Daten und in Kombination dieser Daten mit den in den anderen drei
Komponenten von AUTNES zu erhebenden Daten wird das Projekt Beiträge zum Testen und
der Entwicklung realistischer Theorien des Parteienwettbewerbs, die der Anwendbarkeit den
Vorzug vor eleganter Modellierung geben, leisten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Österreich
METHODE: Datenart: Parteiprogramme, Statements von Parteiführern, Presseaussendungen der
Parteien; Kandidatenbefragung; Bevölkerungsumfragen
ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2012-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Fonds zur
Förderung der wissenschaftlichen Forschung
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0621-181-2066, e-mail: [email protected])
[183-L] Mühleck, Kai:
Gerechtigkeit und Wahlverhalten: Gerechtigkeitswahrnehmung und
Gerechtigkeitseinstellungen als Motive politischen Handelns, (Studien zur Wahl- und
Einstellungsforschung, Bd. 13), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 272 S., ISBN: 978-38329-3690-7
INHALT: Die Studie geht der Frage nach, ob und wie sich Einstellungen zu sozialer Gerechtigkeit und die Wahrnehmung sozialer Ungerechtigkeit auf das Wahrverhalten auswirken. Als
Datengrundlage werden die Erhebungen des International Social Justice Project in Deutschland verwendet, dass die Einstellungen zu sozialer, ökonomischer und politischer Gerechtigkeit der Jahre 1991, 1996, 1999/2000 und 2006 umfasst. Die Befragungen basieren auf faceto-face Interviews. Die Auswahl der Sampling Points erfolgte in allen vier Wellen anhand geschichteter Zufallsstichproben. Für die Messung wurden zwei verschiedene Einstellungsarten
gewählt: (1) Gerechtigkeitsurteile, die auf konkrete Einkommenswerte bezogen sind, und (2)
Gerechtigkeitsideologien, die von allgemeiner Natur sind und sich auf die gesamte Verteilungsordnung beziehen. Es zeigt sich, dass Gerechtigkeitseinstellungen einen maßgeblichen
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
Einfluss auf die Wahlentscheidung der Bürger nehmen. Dies gilt sowohl für die Wahlbeteiligung als auch für die Parteienwahl. In Ostdeutschland ist die Beurteilung der Einkommensgerechtigkeit besonders kritisch. Jedoch bedeutet Ungerechtigkeit für die Bürger in Ost und
West eine Privilegierung der Einkommensstarken und eine Benachteiligung der Einkommensschwachen. (ICB2)
[184-F] Niedermayer, Oskar, Prof.Dr.; Westle, Bettina, Prof.Dr. (Bearbeitung); Kühnel, Steffen,
Prof.Dr.; Weßels, Bernhard, Priv.Doz. Dr. (Leitung):
Deutsche Bundestagswahlstudie 2005: "Bürger und Parteien in einer veränderten Welt"
INHALT: Auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung (DGfW) wurde zwischen
Herbst 2007 und Frühjahr 2008 eine telefonische Wiederholungsbefragung der Befragten der
Bundestagswahlstudie 2005 "Bürger und Parteien in einer veränderten Welt" durchgeführt.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: Codebuch Bundestagswahlstudie (vorläufige Version).+++Codebuch Midtermpanel 2007/08 (vorläufige Version).+++Paneldatensatz Cross-Section 2005Midterm.+++Datensatz Midtermpanel 2007/08.+++Downloads unter: www.dgfw.info/daten.php .
ART: BEGINN: 2007-09 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Abt. Demokratie - Strukturen, Leistungsprofil und
Herausforderungen (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin); Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften (Platz der Göttinger Sieben 3,
37073 Göttingen); Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-SuhrInstitut für Politikwissenschaft Bereich Politische Systeme und Politikfeldvergleich Arbeitsstelle Empirische Politische Soziologie - Otto-Stammer-Zentrum (Ihnestr. 21, 14195 Berlin);
Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Professur für Methoden der Politikwissenschaft und empirische Demokratieforschung (Wilhelm-Röpke-Str. 6g, 35032 Marburg); Deutsche Gesellschaft für Wahlforschung
e.V. -DGfW- (Postfach 122155, 68072 Mannheim)
[185-L] Niedermayer, Oskar:
Die Wahl zum Europäischen Parlament vom 7. Juni 2009 in Deutschland: SPD-Debakel im
Vorfeld der Bundestagswahl, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 4, S. 711-731
(Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Europawahl war für alle Parteien strategisch eine Zwischenstation auf dem Weg
zur wenige Monate danach stattfindenden Bundestagswahl. Eine Auseinandersetzung um europapolitische Themen fand kaum statt. Die SPD versuchte die eigene Klientel durch ein neoliberales Feindbild zu mobilisieren und profilierte sich als Nothelfer für vom Jobverlust bedrohte Arbeitnehmer. Die CDU führte einen relativ inhaltsleeren, in der Schlussphase deutlich auf die Person der Kanzlerin ausgerichteten Wahlkampf, die CSU betonte die Interessen
Bayerns. Die FDP betrieb eine konsequente Personalisierung mit ihrer Spitzenkandidatin und
empfahl sich als wirtschaftsliberale Kraft und die Grünen signalisierten eine Verbindung ihrer
umweltpolitischen Kernkompetenz mit wirtschafts- und sozialpolitischer Kompetenz. Der
soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
147
durch Antimilitarismus und das konsequente Eintreten für soziale Gerechtigkeit bestimmte
Wahlkampf der Linken wurde durch parteiinterne Streitigkeiten überschattet. Die wiederum
durch eine sehr niedrige Beteiligung charakterisiert Wahl bescherte der SPD ein Debakel,
während die Union ihre Vormachtstellung untermauern konnte, wobei die CSU mit ihrem guten Abschneiden in Bayern deutlich zum Gesamtergebnis beitrug. Die drei kleinen Parteien
gewannen hinzu, wobei die Grünen ihren Spitzenplatz gegenüber der FDP knapp behaupten
konnten. Gesamteuropäisch zählten die nach der Wahl getrennte Fraktionen bildenden Christdemokraten und Konservativen sowie die Grünen zu den Gewinnern, die Liberalen und Linken erlitten leichte Verluste. Auch die Sozialdemokraten mussten eine Niederlage hinnehmen, was jedoch wohl nicht zu einer Änderung der bisherigen 'informellen Großen Koalition'
im Europäischen Parlament führt." (Autorenreferat)
[186-L] Nohlen, Dieter:
Wahlsysteme in Reformprozessen, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft, Sonderband, Jg.
19/2009, S. 45-80
INHALT: "Im vorliegenden Beitrag werden Wahlsysteme aus operativer Perspektive betrachtet.
Was ist zu diesem klassischen Forschungsgegenstand der Politikwissenschaft im Zusammenhang der auf die Bundesrepublik zukommenden Reformdebatte wichtig zu wissen? Dabei
wird zu verstehen gegeben, dass herkömmliche Vorstellungen über die Bedeutung von Wahlsystemen und die Art ihrer Auswirkungen nicht ausreichen, um argumentativ den wissenschaftlichen und politischen Anforderungen einer gehaltvollen Debatte gewachsen zu sein. Im
ersten Teil wird ein Einblick in die Lehre von den Wahlsystemen vermittelt, die vielen als
komplex erscheint. Es geht um grundlegende Kenntnisse über Definitionen, Klassen, Zielfunktionen und Typen von Wahlsystemen sowie über ihre Bauelemente. Die eigentliche
Komplexität der Wahlsystemmaterie ist jedoch mehr der Umwelt geschuldet, auf die Wahlsysteme treffen und unter deren Einfluss sie Wirkungen entfalten, die sich nicht aus ihnen
selbst ableiten lassen. Im zweiten Teil kommt deshalb die Empirie zu Wort, wobei die nationalen Grenzen des Vergleichs bewusst übersprungen werden, um die keineswegs geradlinigen
Zusammenhänge zwischen Wahlsystemen und Parteiensystemen aufzuspüren. Dabei werden
die herkömmlichen vereinfachten Annahmen über Wahlsysteme, wie sie gerade in Wahlreformprozessen immer wieder aufleben, mit den Erkenntnissen konfrontiert, die aus empirischer Beobachtung der global angewandten Wahlsysteme hervorgegangen sind und die auf
die hohe Bedeutung des Kontextes für die Wahl und die Auswirkungen von Wahlsystemen
verweisen. Diese Einsichten werden zu Empfehlungen für die Reformdebatte verdichtet. Abschließend wird erläutert, weshalb auch unter der Bedingung, dass jeweilige Kontexte derart
zählen, die empirische internationale Komparatistik in der Reformdebatte präsent sein sollte,
um Wahlsysteme zu verstehen." (Autorenreferat)
[187-F] Plischke, Thomas, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Rattinger, Hans, Prof.Dr. (Leitung):
Die Bundestagswahl 2005: ein verspielter Wahlsieg? Zur Dynamik individueller politischer
Orientierungen am Beispiel der Bundestagswahlen 2002 und 2005
INHALT: Ziel des beantragten Forschungsprojekts ist es, den Wandlungsprozess der parteipolitischen Orientierungen in Deutschland zwischen den Bundestagswahlen 2002 und 2005 als ein
besonders geeignetes Beispiel für die zeitliche Dynamik solcher Präferenzen zu analysieren.
148
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
Auslöser für diese Wahl des Anwendungsfalles ist ein erklärungsbedürftiger Umstand. Einerseits gab es 2005 eine rasche Veränderung des politischen Meinungsbildes in der Bevölkerung, welche die Unionsparteien schließlich den Wahlsieg kostete. CDU und CSU starteten
mit einem fast schon einmaligen Vorsprung in den Meinungsumfragen in den Wahlkampf und fuhren dann bei der Bundestagswahl im September ihr zweitschlechtestes Ergebnis seit
1949 ein. Sowohl in den Medien als auch in der Politikwissenschaft werden massive eigene
Fehler von Wahlkampfstrategie und Themenmanagement der Union als Ursachen hierfür angesehen. Betrachtet man jedoch andererseits das Kräfteverhältnis der beiden großen parteipolitischen Lager bei den Bundestagswahlen von 2002 und 2005, so ist dieses nahezu konstant
geblieben. Diese hohe Aggregatstabilität im Wahlergebnis lässt vermuten, dass in der Bevölkerung möglicherweise gar kein so dramatischer Wandel der politischen Präferenzen stattgefunden hat und die beobachteten raschen Veränderungen im politischen Meinungsklima mindestens teilweise lediglich die üblichen kurzfristigen Fluktuationen politischer Sympathien im
Wahlzyklus widerspiegeln, die für das Wahlverhalten kaum relevant werden. Auf der Grundlage einer eigenen Wiederholungsbefragung zu den beiden Bundestagswahlen und von Trenderhebungen über die ganze fünfzehnte Legislaturperiode des Bundestags hinweg soll geklärt
werden, wie sich diese beiden gegenläufigen Beobachtungen zueinander verhalten. Die bisher
im Rahmen des Projektes durchgeführten Analysen haben sich als sehr ergiebig erwiesen:
Neben der Beantwortung der zentralen Fragestellung ("'Hat die Union den Wahlsieg verspielt?") lieferten sie Befunde, die zu einem besseren Verständnis der Dynamik in der öffentlichen Meinung beitragen. Zwar wurden nicht alle unserer ursprünglich formulierten Hypothesen bestätigt, doch waren es gerade die unerwarteten Ergebnisse, die wichtige neue Erkenntnisse mit sich brachten und weitere, vertiefte Untersuchungen wünschenswert erscheinen lassen. Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse erhoffen sich die Forscher, dass die während der Legislaturperiode unentschlossenen Wähler stärker in den Blickpunkt der Wahlforschung rücken: Obwohl diese Wählergruppe maßgeblich für die Variation in den Wahlabsichtsanteilen verantwortlich ist, existieren bisher nur wenige Arbeiten, die sich mit ihren Eigenschaften und Motiven befassen. Das Verhalten der unentschlossenen Wähler ist der
Schlüssel für eine umfassende Erklärung des Popularitäts- und Wahlzyklus. Inwieweit dabei
die Logik der Medienberichterstattung mit dem Ausmaß der Unentschlossenheit in der Bevölkerung interagiert, sollte in zukünftigen Arbeiten genauer beleuchtet werden. Schließlich sollte überprüft werden, inwieweit sich die hier dargestellten Ergebnisse auf andere Legislaturperioden übertragen lassen. Die hier formulierten weitergehenden Forschungsziele sind Gegenstand des verlängerten Forschungsprojekts. ZEITRAUM: 2002-2005 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Empirische Sozialforschung; politikwissenschaftliche Einstellungs- und Verhaltensforschung. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Panel DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch.
ART: BEGINN: 2006-07 ENDE: 2011-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Forschungsabt. beim Präsidenten: Einstellungs- und Verhaltensforschung (Postfach 122155, 68072 Mannheim)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0621-1246-290, e-mail: [email protected])
[188-F] Rattinger, Hans, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Die Dynamik des Wählens: eine Langfriststudie zu Wandel und Stabilität des elektoralen
Prozesses in Deutschland
soFid Politische Soziologie 2010/1
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INHALT: Bei der Bundestagswahl 2005 kulminierten Prozesse der Veränderung, die als Konsequenz allgemeinen sozialen Wandels seit Jahrzehnten wirksam sind und durch die Wiedervereinigung zusätzliche Beschleunigung erfahren haben. Diese Prozesse betreffen einerseits das
Verhalten von Wählern, dessen Instabilität ein bislang unbekanntes Ausmaß erreicht hat. Betroffen ist andererseits aber auch der Kontext, in dem Wahlentscheidungen getroffen werden,
also Parteien und ihre Kandidaten, deren Wahlkampf und die Massenmedien. Das Zusammenwirken dieser Entwicklungen führte zu einem beträchtlichen Anwachsen der Fluidität des
elektoralen Prozesses, das potentiell weitreichende Konsequenzen für die repräsentative Demokratie in Deutschland hat. Mit Blick auf die nächsten drei Bundestagswahlen (2009, 2013,
2017) wird die Deutsche Longitudinale Wahlstudie (DLWS; German Longitudinal Election
Study GLES) beobachten und analysieren, wie die mobile Wählerschaft der Gegenwart auf
neue Konstellationen elektoraler Politik reagiert, die sich durch ein bislang unbekanntes Maß
an Komplexität auszeichnen. Durch die Nutzung neuester Methoden wird dieses Projekt eine
umfassende, komplexe und integrierte Datenbasis generieren und extensiv analysieren. Diese
Datenbasis verbindet Querschnitt- und sowohl kurz- als auch langfristige Längsschnittstudien. Das Projekt kombiniert Umfragen zum Wahlverhalten mit der Untersuchung von Schlüsseldimensionen des elektoralen Kontexts: Medien, Kandidaten und Wahlkämpfen. Zudem
konzentriert sich das Projekt auf mehrere Wahlzyklen und umfasst sowohl Wahlkampfzeiten
als auch die Phasen zwischen den Wahlen. Alle durch dieses ambitionierteste und umfassendste Programm der deutschen Wahlforschung generierten Daten werden als öffentliches
Gut behandelt und interessierten Sozialwissenschaftlern unverzüglich zugänglich gemacht.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Dauerbeobachtung der Gesellschaft (B2,1, 68072 Mannheim)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0621-1246-197, Fax: 0621-1246-100,
e-mail: [email protected])
[189-L] Riehm, Ulrich; Coenen, Christopher; Lindner, Ralf; Blümel, Clemens:
Bürgerbeteiligung durch E-Petitionen: Analysen von Kontinuität und Wandel im
Petitionswesen, (Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag,
29), Berlin: Ed. Sigma 2009, 278 S., ISBN: 978-3-8360-8129-0
INHALT: "Mit dem im September 2005 begonnenen Modellversuch "Öffentliche Petitionen" bezog der Deutsche Bundestag das Internet in das Petitionsverfahren mit ein und erreichte damit
eine größere Transparenz des Petitionsgeschehens. Petitionen können seitdem elektronisch
übermittelt, im Internet unterstützend mitgezeichnet und diskutiert werden. Das Büro für
Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) hat diesen Prozess wissenschaftlich begleitet und nach den Erträgen und Folgen des Modellversuchs gefragt. Wurden
mehr Petitionen eingereicht? Wer hat sich an den elektronischen Petitionen beteiligt? Wie
wurde in den Onlineforen über die Petitionen diskutiert, und wie wurden die Diskussionsergebnisse in den politischen Prozess der Beratung über Petitionen eingebracht? Auf diese wie
weitere Fragen gibt diese Studie auf Basis einer umfassenden Empirie erstmals Antworten.
Die Analysen zum Modellversuch des Deutschen Bundestages werden dabei in den Kontext
der Entwicklung des Petitionswesens und der E-Demokratie insgesamt gestellt. Fallstudien
zur Einführung von elektronischen Petitionssystemen beim schottischen Parlament, beim bri-
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soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
tischen Premierminister, in Südkorea, Australien (Oueensland) und Norwegen runden das
Bild ab." (Autorenreferat)
[190-L] Schmitt-Beck, Rüdiger; Faas, Thorsten:
Die hessische Landtagswahl vom 18. Januar 2009: der "ewige Koch", in: Zeitschrift für
Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 2, S. 358-370 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die vorgezogene hessische Landtagswahl 2009 folgte weniger als ein Jahr auf den
vorangegangenen, regulären Wahlgang. Die Neuwahl wurde notwendig, nachdem - mangels
anderer Koalitionsoptionen - zwei Versuche der SPD, eine von der Linkspartei tolerierte rotgrüne Regierung zu bilden, an mangelnder Gefolgschaft in den eigenen Reihen gescheitert
waren. Es folgte ein kurzer, aber nicht sehr 'knackiger' Wahlkampf. Dem Desaster der misslungenen Regierungsbildung folgte für die SPD ein Desaster am Wahlabend, von dem aber
weniger die Union, sondern FDP und Grüne profitieren konnten; auch der Linkspartei gelang
der Wiedereinzug in den Landtag. Bei leicht gesunkener Wahlbeteiligung führte der Urnengang insgesamt zu einem Hessischen Landtag, der zersplitterter ist denn je. Gleichwohl erreichten CDU und FDP die erwartet stabile Regierungsmehrheit. Nach raschen Koalitionsverhandlungen vereinbarten die beiden Parteien ihre dritte Zusammenarbeit in Hessen. Roland
Koch wurde wieder zum Ministerpräsidenten gewählt. Als wichtige bundespolitische Implikation folgte daraus, dass die Große Koalition in Berlin künftig im Bundesrat keine eigene
Mehrheit mehr hat, sondern auf die Zustimmung von Landesregierungen mit Beteiligung anderer Parteien angewiesen ist." (Autorenreferat)
[191-L] Schmitt-Beck, Rüdiger:
Political participation/ National Election Study, (Working Paper Series des Rates für Sozialund Wirtschaftsdaten (RatSWD), No. 123), Berlin 2009, 12 S. (Graue Literatur;
www.ratswd.de/download/RatSWD_WP_2009/RatSWD_WP_123.pdf)
INHALT: "The chapter gives an overview of recent developments within participation and electoral research, and discusses the current state of affairs with regard to data provision and access. It concludes with several recommendations: (a) to tag a small number of key political
variables as constant elements of the future question programmes of both the ALLBUS and
the GSOEP, thereby creating substantial amounts of synergy at little marginal cost; (b) to
establish a National Election Study in Germany by providing the current GLES project
(which is funded by the DFG to study the 2009, 2013 and 2017 national elections) with a constant logistic and methodological support infrastructure by GESIS, and on the long run by
providing a regular follow-up study to this project with a stable basis of reliable public funding and a firm institutional embedding, preferably by including it into the remit of GESIS;
(c) to adapt the data services of the statistical offices in several respects more closely to the
data requirements of participation and electoral research; (d) to establish a formal obligation
for public agencies to submit survey data collected under their auspices in due time to the public domain for purposes of secondary analysis." (author's abstract)|
soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
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[192-L] Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (Hrsg.):
Wahlrecht ohne Altersgrenze?: verfassungsrechtliche, demokratietheoretische und
entwicklungspsychologische Aspekte, München: Oekom Verl. 2008, 397 S., ISBN: 978-386581-098-4
INHALT: "Über das Wahlrecht wird diskutiert, seit es die Demokratie gibt. Ab wann sollen Heranwachsende es ausüben dürfen - oder sollen ihre Eltern für sie wählen, bis sie volljährig
sind? Brauchen Kinder und Jugendliche in einer alternden Gesellschaft das Wahlrecht, damit
ihre Interessen in der Politik Gehör finden? Dieses Buch setzt sich interdisziplinär, vielschichtig und kritisch mit verschiedenen Modellen des Kinderwahlrechts und des Stellvertreterwahlrechts auseinander. Es bietet einen umfassenden theoretischen Hintergrund, beleuchtet
die historische Entwicklung, die gesetzliche Lage sowie pädagogische und psychologische
Aspekte. Es berührt grundlegende Fragen der Demokratietheorie und der politischen Sozialisation und Partizipation von Kindern und Jugendlichen. Reife und Kompetenz der Kinder
werden ebenso diskutiert wie Risiken des Kinderwahlrechts." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thomas Krüger: Geleitwort (9-12); Jörg Tremmel: Einleitung (13-20); Wolfgang
Gründinger: Wer wählt, der zählt (21-52); Mike Weimann: Wahlrecht für Kinder (53-72);
Frank Schmilowski: Die Demokratisierung des Wahlrechts in Deutschland - Vom Dreiklassenwahlrecht zum Wahlrecht ohne Altersgrenzen (73-94); Ursula Hoffmann-Lange, Johann
de Rijke: Das Wahlverhalten junger Menschen und das Wahlrecht (95-118); Frank Tillmann:
Was wir heute über die Wähler von morgen wissen - Empirische Befunde der Wahlforschung
unter Minderjährigen (119-136); Wolfgang Gaiser, Martina Gille, Johann de Rijke: Hineinwachsen in die Demokratie: Wie sich junge Menschen der Sphäre des Politischen nähern
(137-168); Marius Harring, Christian Palentien, Carsten Rohlfs: Politische Orientierung und
soziales Engagement Jugendlicher im Kontext veränderter Lebensbedingungen (169-186);
Rolf Oerter: Wahlrecht und Entwicklung: Die wachsenden Kompetenzen zur politischen Partizipation (187-210); Jörg Tremmel: Die Ausprägung des Wahlwillens und der Wahlfähigkeit
aus entwicklungspsychologischer Sicht (211-226); Hermann Heußner: Dürfen Eltern für ihre
Kinder wählen? Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit eines elterlichen Stellvertreterwahlrechts (227-254); Klaus Haupt: "Wahlrecht von Geburt an" - Der Zukunft eine Stimme geben
(255-266); David Krebs: Wider die amputierte Wahl. Oder: Physiker und Philosophen als
Hebammen einer echten Demokratie (267-300); Tim Krieger: Generationengerechtigkeit und
das "Wahlrecht von Geburt an" - kritische Anmerkungen aus Sicht der Public-Choice-Theorie
(301-330); Hans-Martin Schmidt: Der Familienrat nach Dreikurs als Unterstützung des
"Wahlrechts von Geburt an" (331-338); Volker Amrhein, Timo Jacobs: Wahlrecht ohne Altersgrenze - Chance oder Gefahr für den "Dialog der Generationen" (339-356); Positionspapier der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (357-372).
[193-L] Strohmeier, Gerd:
Vergangene und zukünftige Reformen des deutschen Wahlsystems, in: Zeitschrift für
Politikwissenschaft, Sonderband, Jg. 19/2009, S. 11-44
INHALT: "Das Wahlsystem der Bundesrepublik Deutschland hat sich über Jahrzehnte im Großen
und Ganzen 'bewährt' und avancierte bei Wahlsystemreformprozessen anderer Länder sogar
zum 'Modellwahlsystem'. In Deutschland ist es in jüngster Zeit jedoch in die Kritik geraten.
Dabei schickten sich sowohl der Deutsche Bundestag als auch das Bundesverfassungsgericht
- hartnäckig angespornt von einigen ambitionierten Mathematikern und Juristen - an, ausge-
152
soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
machte Schwachstellen des deutschen Wahlsystems zu korrigieren. Dazu zählen die Paradoxien des Hare/ Niemeyer-Verfahrens, das vom Deutschen Bundestag Anfang 2008 durch das
Sainte-Lague/Schepers-Verfahren ersetzt wurde, sowie der Effekt des 'negativen Stimmgewichts' bzw. 'inversen Erfolgswerts', aufgrund dessen das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber bis Mitte 2011 eine Reform des Wahlsystems auferlegt hat. Der Beitrag beschäftigt
sich ausführlich mit den ausgemachten Schwachstellen des deutschen Wahlsystems sowie
den daraus gezogenen Konsequenzen. Zudem werden die Grundzüge sowie die bisherige Entwicklung der personalisierten Verhältniswahl und die Möglichkeiten für eine künftige Reform des Wahlsystems dargestellt." (Autorenreferat)
[194-F] Vegetti, Federico (Bearbeitung); Schmitt, Hermann, Priv.Doz. Dr. (Leitung):
Ursachen und Folgen ideologischer Polarisierung
INHALT: Das Hauptziel des Projektes ist die Analyse der auf allgemeine Wahlen gegründeten
Demokratie in den Ländern Europas. Dies erfordert Analysen der Effektivität allgemeiner
Wahlen in vergleichenden Perspektive, in welchen das soziale und politische Umfeld der
Wahlentscheidung miteinbezogen werden sollen. Dies bedeutet auch, dass die Integration und
Harmonisierung der verschiedenen nationalen Wahlstudien in einem großen vergleichenden
Datensatz eine wichtige Aufgabe des Projektes darstellt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2013-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Europäische Union
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0621-181-2815, e-mail: [email protected])
[195-F] Wolsing, Ansgar, M.A.; Krewel, Mona (Bearbeitung); Schmitt-Beck, Rüdiger, Prof.Dr.
(Leitung):
Kampagnendynamik. Mobilisierungs- und Persuasionseffekte von Fernsehnachrichten auf
Wähler während des Bundestagswahlkampfs 2005
INHALT: Ziel des Projektes war die erste umfassende Analyse der Wirkungen eines Wahlkampfes auf das Wählerverhalten in Deutschland. Am Beispiel der Bundestagswahl 2005 wurde
untersucht, ob und wie die tagesaktuelle Berichterstattung der vier reichweitenstärksten Fernsehsender ARD, ZDF, RTL und SAT.1 im Verlauf des Wahlkampfes Wahrnehmungen, Einstellungen und Parteipräferenzen der Wähler sowie darüber vermittelt das Wahlergebnis beeinflusst hat. Um diese Dynamik einzufangen, wurde eine bereits erhobene Datenbasis - eine
national repräsentative Rolling Cross-Section-Umfrage mit täglichen Interviews auf der Basis
von Zufallsstichproben über den Gesamtverlauf des Wahlkampfes - mit einer Inhaltsanalyse
der Hauptnachrichtensendungen über denselben Zeitraum kombiniert. Dieser integrierte Datensatz erlaubte es, die Medienwirkungen auslösenden, vom Fernsehen vermittelten Inhalte
direkt mit den korrespondierenden Orientierungen der Wähler in Verbindung zu bringen
("linkage"-Ansatz), und verspricht deshalb validere Befunde als die rein umfragebasierte
Analyse der Effekte der Mediennutzung ("attentiveness"-Ansatz). Die Untersuchung gibt detaillierten Aufschluss über die dynamischen Effekte der Fernsehberichterstattung auf die Ori-
soFid Politische Soziologie 2010/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
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entierungen der Wähler zu Parteien, Kandidaten und Issues (politische Persuasion) sowie auf
ihre Involvierung in den wahlpolitischen Prozess (politische Mobilisierung). ZEITRAUM:
2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und SAT.1 zwischen dem 15.07. und dem
17.09.2005; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch ein kommerzielles Codierinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Faas, T.; Mackenrodt, Chr.; Schmitt-Beck, R.: Polls that mattered:
effects of media polls on voters' coalition expectations and party preferences in the 2005 German parliamentary election. in: International Journal of Public Opinion Research, 20, 2008,
iss. 3, p. 299-325.+++Schmitt-Beck, R.; Mackenrodt, Chr.: Politische Informationsquellen
und ihre Effekte bei der Bundestagswahl 2005. in: Marcinkowski, Frank; Pfetsch, Barbara
(eds.): Politik in der Mediendemokratie. PVS-Sonderheft, 2/2008. 2009. ARBEITSPAPIERE:
Wolsing, A.: Wahlkampf im Zeitraffer. Wirkungen des TV-Duells 2005 auf politische Einstellungen und politisches Verhalten. Duisburg, Univ., Diplomarb., 2008.
ART: BEGINN: 2008-11 ENDE: 2009-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Krewel, Mona (Tel. 0621-181-2874, e-mail: [email protected])
154
6
soFid Politische Soziologie 2010/1
6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
Politische Einstellungen und politische Bewegungen
[196-F] Behnke, Joachim, Prof.Dr.rer.pol. (Leitung):
Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Objekten
INHALT: Das Projekt besteht aus der Erhebung und Auswertung repräsentativer Bevölkerungsumfragen, dem so genannten "Ethikmonitor", die im regelmäßigen Abstand von 2-3 Jahren
durchgeführt werden. Die erste Umfrage fand 2006 statt. Ebenfalls im Rahmen des Projekts
sind lose mehrere spieltheoretische Experimente angesiedelt, die sich mit dem Zusammenhang von Verteilungsdispositionen und spezifischen Anreizstrukturen einerseits, bestimmten
Persönlichkeitsmerkmalen andererseits beschäftigen.
ART: BEGINN: 2005-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Wertevolle Zukunft
- Stiftung für ethisches Handeln
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department public management & governance, Lehrstuhl für Politikwissenschaft (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1400, Fax 07541-6009-1499,
e-mail: [email protected])
[197-F] Beierlein, Constanze, Dipl.-Psych.; Wermuth, Sonja (Bearbeitung); Preiser, Siegfried,
Prof.Dr. (Leitung); Preiser, Siegfried, Prof.Dr. (Betreuung):
Politikverdrossenheit und politisches Engagement bei jungen Erwachsenen
INHALT: In Anlehnung an das Konzept der politischen Unterstützung nach Easton wird zwischen allgemeiner Unzufriedenheit mit dem politischen System und spezifischer Politikerund Parteienverdrossenheit unterschieden. Politisches Engagement wird durch ein positives
Selbstkonzept politischer Fähigkeit gefördert. Politikverdrossenheit und Engagement sind bei
Sympathisanten verschiedener Parteien unterschiedlich ausgeprägt. Der Erziehungsstil der Eltern (autoritär-strafend versus ermutigend-unterstützend) weist einige Beziehungen zu Aspekten der Politikverdrossenheit auf. Beziehungen des gesellschaftlichen Engagements zu Gerechtigkeits- und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen werden analysiert.
METHODE: Bedingungen politischen Engagements werden in korrelativen Querschnittsdesigns
analysiert. DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 1.000;
Jugendliche und junge Erwachsene, 16-28 Jahre; Auswahlverfahren: willkürlich, anfallend).
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Preiser, S.: Kontrolle, Geborgenheit und Gewalt. Motivationale
und gesellschaftliche Bedingungen von Gewaltbereitschaft und Gewaltakzeptanz. in: Kempf,
W.; Frindte, W.; Sommer, G.; Spreiter, M. (Hrsg.): Gewaltfreie Konfliktlösungen. Interdisziplinäre Beiträge zu Theorie und Praxis friedlicher Konfliktbearbeitung. Heidelberg: Asanger
1993, S. 121-132.+++Preiser, S.; Janas, S.; Theis, R.: Political apathy, political support, and
political participation. in: International Journal of Psychology. Abstracts of the XXVII International Congress of Psychology in Stockholm, 35, 2000, 3/4, p. 74.+++Preiser, S.: Politikverdrossenheit, Misstrauen und politisches Engagement. in: Schweer, M.K.W. (Hrsg.): Die
Neue Rechte: eine Herausforderung für Forschung und Praxis. Frankfurt am Main: P. Lang
2003, S. 19-34.+++Preiser, S.; Wermuth, S.: Gerechte-Welt-Glaube, Rechtfertigung von Un-
soFid Politische Soziologie 2010/1
6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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gleichheit und politisches Engagement: Ideologien der Ungleichheit und der Glaube an eine
gerechte Welt. in: Schweer, M.K.W. (Hrsg.): Vertrauen im Spannungsfeld politischen Handelns: Herausforderungen und Perspektiven für eine Politische Psychologie. Psychologie und
Gesellschaft, Bd. 2. Frankfurt am Main: P. Lang 2003, S. 79-89.+++Preiser, S.: Politisches
Engagement für den Frieden. in: Sommer, G.; Fuchs, A. (Hrsg.): Konflikt- und Friedenspsychologie. Weinheim: Beltz 2004, S. 397-409.+++Beierlein, C.; Preiser, S.: Gesellschaftliches
Engagement: gesellschaftlicher, gewerkschaftlicher und berufsständischer Einsatz aus dem
Blickwinkel psychologischer Forschung. in: Report Psychologie, 30, 2005, S. 210-217.+++
Wermuth, S.; Beierlein, C.; Preiser, S.: Gerechtigkeitsvorstellungen, Selbstwirksamkeit und
gesellschaftliches Engagement. in: Genkova, P.; Abele, A.E. (Hrsg.): Lernen und Entwicklung im globalen Kontext: "Heimliche Lehrpläne" und Basiskompetenzen. Lengerich: Pabst
Science 2008, S. 156-176.+++Beierlein, C.; Preiser, S.; Wermuth, S.; Manning, M.: Belief in
a just world, self-efficacy and justification of inequality. in: International Journal of Psychology, 43, 2008, Iss. 3/4.+++Werner, C.; Beierlein, C.; Preiser, S.; Wermuth, S.: Does the belief in a just world always lead to justification of inequality? Moderation role of collective efficacy analyzed using structural equation modeling. in: International Journal of Psychology,
43, 2008, Iss. 3/4.+++Preiser, S.: Jugend und Politik: Anpassung - Partizipation - Extremismus. in: Oerter, R.; Montada, L. (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. 6., vollst. überarb. Aufl.
Weinheim: Beltz 2008, S. 874-884.
ART: BEGINN: 1999-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 05 Psychologie und Sportwissenschaften, Institut für
Psychologie Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie (Senckenberganlage 15, 60325 Frankfurt am Main)
KONTAKT: Preiser, Siegfried (Prof.Dr. e-mail: [email protected])
[198-L] Bergmann, Michael; Kellermann, Charlotte; Rattinger, Hans:
"Der stabile Staat" - Beständigkeit von Einstellungen zur politischen Ordnung und zu
politischen Herrschaftsträgern, in: Harald Schoen (Hrsg.) ; Hans Rattinger (Hrsg.) ; Oscar W.
Gabriel (Hrsg.): Vom Interview zur Analyse : methodische Aspekte der Einstellungs- und
Wahlforschung, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2009, S. 35-55
INHALT: Bezug nehmend auf den Forschungsstand stellen die Verfasser fest, dass unter sonst
gleichen Bedingungen die Stabilität politischer Unterstützung abnehmen sollte, je weiter man
sich dem unteren Ende der Orientierungshierarchie nähert. Diese Folgerung wurde in der empirischen Politischen-Kultur-Forschung bislang eher selten untersucht. Ziel der Studie ist es,
einen Beitrag zu leisten, diese Forschungslücke zu schließen. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen die Beständigkeit von Einstellungen zu politischen und gesellschaftlichen
Institutionen einerseits sowie zu politischen Herrschaftsträgern andererseits. Auf der Basis eines systemtheoretischen Modells werden die relevanten politischen Einstellungsobjekte systematisch diskutiert. Hierauf aufbauend werden die relevanten Einstellungen zu politischen Institutionen und Akteuren in einer Unterstützungshierarchie angeordnet und im Anschluss an
einige notwendige Erläuterungen zur Stabilitätsmessung empirisch untersucht. Abschließend
werden die Befunde zusammengefasst und bewertet. (ICF2)
156
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
[199-F] BIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH:
Demokratisierungsprozesse gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemetismus - eine
Ressourcenanalyse
INHALT: Im Rahmen des Bundesprogramms "Vielfalt tut gut - Jugend für Vielfalt und Toleranz"
hat der Bezirk Treptow-Köpenick 2007 einen Lokalen Aktionsplan Treptow-Köpenick entwickelt. Die Zielstellung des Lokalen Aktionsplans fokussiert auf die Themenbereiche Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemetismus sowie auf die Fragestellung, wie die demokratische Beteiligung und das zivilgesellschaftliche Engagement in den einzelnen Ortsteilen erhöht werden kann. Das BIS führt hierzu eine Analyse durch.
ART: AUFTRAGGEBER: Zentrum für Demokratie Treptow-Köpenick (ZfD), Jugendamt Treptow-Köpenick FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: BIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH (Brandenburgische Str. 16,
10707 Berlin)
[200-L] Braun, Stephan; Geisler, Alexander; Gerster, Martin (Hrsg.):
Strategien der extremen Rechten: Hintergründe - Analysen - Antworten, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2009, 681 S., ISBN: 978-3-531-15911-9
INHALT: "Dieser Band schließt eine Lücke: Er behandelt nicht nur deskriptiv das Phänomen des
Rechtsextremismus, sondern analysiert die konkreten Strategien rechtsextremistischer Akteure und Organisationen, ihre Grundlagen, Bedingungen und Ausprägungen auf allen Ebenen
der Gesellschaft. Dabei werden bewusst die vielfältigen Perspektiven der akademischen und
praktischen Auseinandersetzung mit dieser heterogenen Strömung aufgegriffen und Gegenstrategien angesprochen, die sich im Umgang mit den unterschiedlichen Teilen dieses Spektrums bewährt haben. Der Band bezieht dabei verschiedene, zum Teil sogar kontroverse
Standpunkte aus Wissenschaft, Publizistik, der politischen Praxis und der Zivilgesellschaft
ein. Gerade in der Vielfalt der Zugänge kristallisiert sich ein Gesamtbild heraus, das den Kern
des strategischen Wirkens der extremen Rechten deutlich hervortreten lässt."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Einleitung: Stephan Braun, Alexander Geisler und Martin Gerster: Die extreme Rechte. Einleitende Betrachtungen (9-17); I. Strukturen und strategische Grundlagen: Hajo Funke: Rechtsextreme Ideologien, strategische Orientierungen und
Gewalt (21-44);Sebastian Edathy und Bernd Sommer: Die zwei Gesichter des Rechtsextremismus in Deutschland - Themen, Machtressourcen und Mobilisierungspotentiale der extremen Rechten (45-57); Dierk Borstel: Geländegewinne? Versuch einer (Zwischen-) Bilanz
rechtsextremer Erfolge und Misserfolge (58-74); II. Strategieanalysen Politik und Parteien:
Armin Pfahl-Traughber: Die "alte" und die "neue" NPD Eine vergleichende Betrachtung zu
Gefahrenpotential und Profil (77-91); Christoph Schulze: Das Viersäulenkonzept der NPD
(92-108);Steffen Kailitz: Die Deutsche Volksunion und die Republikaner: Vergleichende Betrachtungen zur Entwicklung und zum ideologischen Profil (109-129);Alexander Häusler:
Antiislamischer Rechtspopulismus in der extremen Rechten - die "PRO"-Bewegung als neue
Kraft? (130-147); Thomas Grumke: "Sozialismus ist braun": Rechtsextremismus, die soziale
Frage und Globalisierungskritik (148-162); Kultur und Medien: Martin Langebach und Jan
Raabe: Zwischen Freizeit, Politik und Partei: RechtsRock (163-188); Alexander Geisler und
Martin Gerster: Fußball als Extrem-Sport - Die Unterwanderung des Breitensports als Strategieelement der extremen Rechten (189-207); Ellen Esen: Rechtsextremistinnen heute - Aktuelle Entwicklungen und Fallbeispiele (208-229); Andreas Speit: "Auf kommunaler Ebene
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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Ausgrenzung unterlaufen" Kommunale Dominanzbemühungen der NPD in Regionen von
Mecklenburg-Vorpommern (230-244); Andrea Röpke: Immobilienkäufe durch Rechtsextremisten (245-258); Helmut Kellershohn: Widerstand und Provokation: Strategische Optionen
im Umkreis des "Instituts für Staatspolitik" (259-289); Thomas Pfeffer: Virtuelle Gegenöffentlichkeit und Ausweg aus dem "rechten Ghetto" (290-309); Georg Schuppener: Strategische Rückgriffe der extremen Rechten auf Mythen und Symbole (310-331); Jan Schedler:
Übernahme von Ästhetik und Aktionsformen der radikalen Linken - Zur Verortung der "Autonomen Nationalisten" im extrem rechten Strategiespektrum (332-357); Recht und Verfassung: Rudolf Kleinschmidt: Die Rechte und das Recht (358-377); Stephan Braun und Anton
Maegerle: Rechtsanwälte der extremen Rechten (378-403); Wolfgang Benz: Die Funktion
von Holocaustleugnung und Geschichtsrevisionismus für die rechte Bewegung (404-418);
Rainer Erb und Michael Kohlstruck: Die Funktionen von Antisemitismus und Fremdenfeindschaft für die rechtsextreme Bewegung (419-439); Claudia Dantschke: Zwischen Feindbild
und Partner: Die extreme Rechte und der Islamismus (440-460); International: Anton Maegerle: Die Internationale der Nationalisten: Verbindungen bundesdeutscher Rechtsextremisten
- am Beispiel von NPD/JN - zu Gleichgesinnten in ausgewählten osteuropäischen Staaten
(461-473); Martin Schulz: Kooperationsbestrebungen rechtsextremer und rechtspopulistischer
Parteien im Europa-Parlament (474-487); III. Antworten und Gegenstrategien: Politik und
Parteien: Matthias Schmidt: Rechtsextreme in Kommunalparlamenten am Beispiel der NPD
in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick (491-506); Rainer Litten: Einschränkung rechtsextremer Handlungsräume - Möglichkeiten und Grenzen des Verwaltungsrechts (507-525); Fritz Rudolf Körper: Von der Projektarbeit hin zur institutionalisierten Arbeit (526-537); Frank Buchheit: Durch Intervention zum Ausstieg (538-548); Kultur und Medien: Miro Jennerjahn: Programme und Projekte gegen Rechtsextremismus vor Ort - das Fallbeispiel Wurzen (549-563); Gunter A. Pilz: Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Fußballumfeld - Herausforderungen für die Prävention (564-578); Micha Brumlik: Pädagogische Reaktionen auf Antisemitismus (579-587); Stefan Glaser: Multimedialer Hass im Netz - Vorschläge zum medienpädagogischen Umgang mit rechtsextremen Web-Inhalten (588-602); Patrick Gensing: Bloggen gegen Rechts vs. Wortergreifung 2.0 (603-617); Carl Chung und
Ann-Sofie Susen: Argumentative Handlungsfähigkeit trainieren (618-630); Recht und Verfassung: Thomas Günter: Rechtliche Möglichkeiten gegen Rechtsextremismus im Internet (631645); Holger Hövelmann und Martin Krems: Die Republik braucht keine Nazis. Ein Plädoyer
für die wehrhafte Demokratie (646-658).
[201-L] Brocker, Manfred:
Der politisierte Fundamentalismus, in: Siegfried Frech ; Jeannette Behringer: Dialoge wagen :
zum Verhältnis von politischer Bildung und Religion, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2009, S.
34-52
INHALT: Der Verfasser definiert und kategorisiert die Spielarten des politisierten religiösen Fundamentalismus und erläutert die verschiedenen Formen an ausgewählten Gruppierungen des
christlichen und des islamischen Fundamentalismus. Ein Vergleich zeigt, dass vor allem
günstige politische Gelegenheitsstrukturen eine besondere Bedeutung für die Radikalisierung
und Gewaltanwendung zukommt. Gewaltsame Mittel setzen islamistische Gruppierungen
meist dann ein, wenn ihnen politische Partizipationsmöglichkeiten verwehrt bleiben und sie
nicht - wie fundamentalistisch-christliche Strömungen - in pluralistisch, demokratisch ver-
158
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
fassten Gesellschaften operieren. Insofern können Prozesse der Demokratisierung in islamischen Gesellschaften Schutz vor einer Zunahme der Gewaltanwendung bieten. (ICE2)
[202-L] Butterwegge, Christoph:
Die Entsorgung des Rechtsextremismus, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg.
55/2010, H. 1, S. 12-15 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; www.blaetter.de/artikel.php?pr=3238)
INHALT: Laut Koalitionsvertrag sollen die bestehenden Bundesprogramme gegen den Rechtsextremismus mit einem Jahresbudget von zusammen 24 Mio. Euro "unter Berücksichtigung der
Bekämpfung linksextremistischer und islamistischer Bestrebungen" in allgemeine Projekte
gegen Extremismus umgewandelt werden. Ins Bild passt dabei, dass der Koalitionsvertrag die
"Aufarbeitung des NS-Terrors und der SED-Diktatur" im selben Atemzug nennt. Diese tendenzielle Gleichsetzung erinnert an die Totalitarismustheorie aus der Zeit des Kalten Krieges.
Unter dem Oberbegriff "Totalitarismus" wurde der Kommunismus mit dem Nationalsozialismus mehr oder weniger explizit gleichgesetzt. Vor allem diente das Interpretationsmodell
während der Ost-West-Konfrontation zugleich als innenpolitische Waffe gegen die demokratische Linke. Dass sich die neue Bundesregierung erneut auf die ausgetretenen Pfade der Totalitarismus- und, aktueller: der Extremismustheorie begibt, hat primär politisch-strategische
Gründe. Denn auf diese Weise maßt sich eine fiktive" politische Mitte" an, konkurrierende
Positionen links und rechts von ihr als "undemokratisch" zu stigmatisieren und so vom demokratischen Diskurs auszugrenzen. (ICF2)
[203-L] Caballero, Claudio:
Integration und politische Unterstützung: eine empirische Untersuchung unter Ausländern,
(VS research), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 195 S., ISBN: 978-3-531-16416-8
INHALT: "Repräsentative empirische Studien über Ausländer sind selten. Vor diesem Hintergrund liefert die Untersuchung von Claudio Caballero auf Basis der Mainzer Ausländerstudie
mit fast 1.800 Befragten wertvolle Erkenntnisse über Integrationsformen und grundlegende
politische Einstellungen von in Deutschland lebenden Ausländern. Die Befürwortung demokratischer Prinzipien sowie die Akzeptanz politischer Institutionen und Akteure konstituieren
die Unterstützung des politischen Systems. Der Autor zeigt, dass ein zwar differenzierter,
aber dennoch klar positiver Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Integration und politischer Unterstützung besteht. Hier aufgewachsene Ausländer können prinzipiell einen ähnlichen Sozialisationsprozess wie deutsche Staatsbürger durchlaufen, was die Herausbildung eines vergleichbaren, systemstabilisierenden Sets an Grundeinstellungen wahrscheinlich werden lässt. Hingegen können Ausländer als Folge von Integrationsdefiziten negative Einstellungen gegenüber dem politischen System aufweisen. Der Integrationsförderung kommt insofern eine entscheidende Bedeutung zu, als sie langfristig zur Entwicklung von politischer Unterstützung und somit zur Stabilisierung des politischen Systems beiträgt." (Autorenreferat)
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[204-F] Dierkes, Simon, M.A.; Schmidt, Andrea, M.A.; Baron, Daniel, B.A.; Krausnick, Hilke;
Hermes, Laura; Steinritz, Gaby (Bearbeitung); Hill, Paul B., Prof.Dr. (Leitung):
Fremdenfeindliche Einstellungen in Abhängigkeit von persönlichem Bindungsstil, sozialer
Desintegration und relativer Deprivation -FEBID- (Fortsetzungsprojekt)
INHALT: Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Entstehung fremdenfeindlicher Einstellungen unter Berücksichtigung des reziproken Zusammenspiels personenbezogener und sozialstruktureller Determinanten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Integrativer Ansatz bestehend aus Determinanten der Sozial- und Familienstruktur,
sozialen Desintegration, Bindungsstile und relativen Deprivation. Untersuchungsdesign:
Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: 1.779;
gewonnen aus dem Datensatz des Projektes FEBID -Teil 1-). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: BEGINN: 2008-07 ENDE: 2010-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Hochschule Aachen, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie
Lehrgebiet Methoden der empirischen Sozialforschung (Eilfschornsteinstr. 7, 52062 Aachen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0241-80-96097, e-mail: [email protected])
[205-L] Embacher, Serge:
"Demokratie! Nein danke?": Demokratieverdruss in Deutschland, Bonn: J. H. W. Dietz
Nachf. 2009, 135 S., ISBN: 978-3-8012-0390-0
INHALT: Demokratiedistanz und Politikverdrossenheit in Deutschland speisen sich aus einer
Diskrepanz zwischen dem staatlichen Handeln und den Erwartungen, die an staatliches Handeln gerichtet werden. Der Staat hat aus der Sicht der Bevölkerung eine zentrale Aufgabe bei
der Absicherung sozialer Risiken und insbesondere der Verminderung sozialer Schieflagen.
Er gilt nach wie vor als der zentrale Akteur, der ungehinderte Marktkräfte so zu bändigen vermag, dass sie zum Wohle der Gesellschaft und aller in ihr lebenden Menschen wirken. Wenn
die Auffassung dominant wird, dass der Staat diese Aufgabe nicht erfüllt, wenden sich viele
Menschen ab und zeigen sich der Politik überdrüssig oder sogar distanziert gegenüber der Demokratie selbst. Die vorliegende Interpretation einer Befragung durch die Friedrich-EbertStiftung bestätigt die These, dass das politische System der BRD trotz seiner demokratischen
Verfasstheit keine hinreichende Integrationskraft mehr zu entfalten vermag. Die Krise der Politik zeigt gewissermaßen im Spiegel der Betroffenen. Nicht Experten mutmaßen über Ursachen und Gründe der Vertrauens- und Legitimationskrise, sondern ganz normale Menschen
äußern sich sehr direkt und dadurch auch aufschlussreich zu ihrer Sicht der Dinge. Die anschließende Analyse von subjektiven, makropolitischen, strukturellen und regionalen Perspektiven der aktuellen Krise der Demokratie will die Voraussetzungen für die Suche nach
politischen Lösungswegen schaffen. (ICA2)
[206-L] Farrell, David M.; Schmitt-Beck, Rüdiger (Hrsg.):
Non-party actors in electoral politics: the role of interest groups and independent citizens in
contemporary election campaigns, (Studien zur Wahl- und Einstellungsforschung, Bd. 8),
Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 282 S., ISBN: 978-3-8329-3251-0
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
INHALT: "This book focuses on the growing involvement of non-party actors at elections in contemporary democracies. Actors like interest groups, individual citizens, and certain political
institutions interfere in candidate selection and the campaign itself, in order to influence electoral outcomes, but sometimes also to improve the quality of the electoral process." (author's
abstract). Contents: Rüdiger Schmitt-Beck, David M. Farrell: Introduction: The Age of NonParty Actors? (13-24); Gideon Rahat: Entering through the Back Door: Non-Party Actors in
Intra-Party (S)electoral Politics (25-44); Nathan S. Bigelow, Paul Herrnson: Interest Group
Activity in U.S. Elections (45-66); Elin H. Allem, Jo Saglie: Between Electioneering and
"Politics as Usual": The Involvement of Interest Groups in Norwegian Electoral Politics (67102); Andrew Russell, David Denver, David Cutts, Ed Fieldhouse, Justin Fisher: Non-Party
Activity in the 2005 U.K. General Election: "Promoting or Procuring Electoral Success'?
(103-126); Anne Binderkrantz: Competing for Attention: Interest Groups in the News in a
Danish Election (127-150); Rüdiger Schmitt-Beck, Jens Tenscher: Divided we March, Divided We Fight: Trade Unions, Social Democrats, and Voters in the 2005 German General
Election (151-182); Marina Popescu, Vlad Hatieganu: Towards what Reign of Civil Society?
Understanding NGOs in Romanian Electoral Politics (183-208); Roland Abold: 1000 Mini
Election Campaigns: The Utilization of Private Weblogs in the Run-up to the 2005 German
Election (209-236); Stefaan Walgrave, Peter van Aelst, Michiel Nuytemans: Vote Advice Applications as New Campaign Players? The Electoral Effects of the "Do the Vote Test" during
the 2004 Regional Elections in Belgium (237-258); Stefan Marschall, Christian K. Schmidt:
Preaching to the Converted or Making a Difference? Mobilizing Effects of an Internet Application at the German General Election 2005 (259-278).|
[207-L] Fleiß, Jürgen; Höllinger, Franz; Kuzmics, Helmut:
Nationalstolz zwischen Patriotismus und Nationalismus?: empirisch-methodologische
Analysen und Reflexionen am Beispiel des International Social Survey Programme 2003
"National Identity", in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 3, S. 409-434 (Standort:
USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
dx.doi.org/10.1007/s11609-009-0104-1)
INHALT: "In der politischen Soziologie wird heute vielfach zwischen einem positiven und einem
negativen Nationalstolz (Patriotismus und Nationalismus) unterschieden. Der vorliegende
Beitrag untersucht, inwieweit sich diese beiden theoretischen Konstrukte anhand der Umfragedaten des International Social Survey Programme 2003 empirisch nachweisen lassen. In einem ersten Schritt wird die Kriteriums- und Konstruktvalidität der Skalen 'Nationalismus' und
'Patriotismus' mit den üblichen statistischen Methoden geprüft. Sodann werden die Ergebnisse einer in Österreich durchgeführten Probing-Studie präsentiert, in der die Befragten nach
dem Ausfüllen des ISSP-Fragebogens gebeten wurden, ihre Antworten zu begründen. Abschließend wird versucht, mit einer literatursoziologischen Analyse zusätzliche Aspekte herauszuarbeiten, die beim konventionellen soziologischen Zugang zum Thema meist unbeachtet
bleiben. Angesichts der Inkonsistenzen, die sich sowohl in den quantitativen als auch in den
qualitativen Analysen, vor allem aber im Vergleich der beiden Analyseebenen zeigen, stellt
sich die Frage, ob die polarisierende Gegenüberstellung von Nationalismus und Patriotismus
theoretisch sinnvoll und die üblichen Messungen dieser Konstrukte valide sind." (Autorenreferat)
soFid Politische Soziologie 2010/1
6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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[208-L] Gabler, Jonas:
Ultrakulturen und Rechtsextremismus: Fußballfans in Deutschland und Italien,
(Hochschulschriften, 79), Köln: PapyRossa Verl.-Ges. 2009, 153 S., ISBN: 978-3-89438-402-9
INHALT: Nachdem das Thema Rechtsextremismus und Fußball in Deutschland eine zeitlang aus
dem Blick geraten ist, hat das Interesse in jüngster Zeit wieder zugenommen. In Italien war es
aufgrund offensichtlicher Anlässe ein Dauerthema. Den Autor interessiert dabei folgende Frage: 'Welche Faktoren begünstigen oder vermindern den Einfluss des Rechtsextremismus auf
Ausdrucksformen von Fußballfankulturen' (10) Damit möchte Gabler einen Beitrag zur Entwicklung ursachenadäquater Gegenmaßnahmen leisten. Er wertet dazu die Literatur, Urteile
von Sportgerichten, Polizeiberichte und eigene Interviews mit deutschen und italienischen
Experten aus. Der Politikwissenschaftler vergleicht dazu vier Faktoren: 1. den Rechtsextremismus in der Gesellschaft und im Fußballstadion, 2. die strukturellen Charakteristika nationaler und die Spezifika lokaler Fankulturen, 3. Repression sowie 4. Prävention im Fußballbereich. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass sich die Situation in den beiden Ländern als
sehr unterschiedlich darstellt. Zum einen hängt dies auf der Makroebene mit dem politisch
gesellschaftlichen Umfeld zusammen. So wird ein rassistischer Diskurs in Italien selbst von
Regierungsparteien wie der Lega Nord forciert. Zum anderen ist auf der Mikroebene die italienische Szene 'anti-systemisch eingestellt und (...) viel strikter und abgeschlossener organisiert' (144). Aus diesen Gründen ist die antirassistische Fanarbeit in Deutschland bislang erfolgreicher. Insgesamt überzeugt die Arbeit durch eine klare Konzeption und ihren stringenten, kenntnisreichen Vergleich. (ZPol, NOMOS)
[209-F] Glaab, Manuela, Dr. (Bearbeitung):
Innere Einheit und deutsche Frage. Analyse von Werten, Orientierungen und Einstellungen
der Deutschen zur Nation und zu Europa
INHALT: Die Deutschen - ein Volk von Pragmatikern. Wie denken sie über sich selbst? Welches
Bild besitzen sie von ihrem Staat und ihrer Nation? Welches Verständnis haben sie von Politik und Kultur, von Heimat und Europa? Jede Nation fragt nach dem eigenen Selbstverständnis - vor allem, wenn sich große historische Veränderungen ereignen, in Zeiten des Umbruchs. Doch nur wenige erhalten aus ihrer Geschichte so vielfältige Antworten wie die Deutschen. Nur wenige haben dieses Selbstverständnis so oft neu formulieren müssen. Profil einer
Nation: Die Studie "Die Deutschen - Profil einer Nation" zeichnet sich dadurch aus, dass sie
das Bewusstsein von der Lebenspraxis, von Familie und Arbeit, Technik und Religion mit
dem Bewusstsein des Bürgers von seinem Gemeinwesen verbindet. Dabei entsteht ein anschauliches, nachvollziehbares Bild deutscher Identität: nämlich das einer pragmatischen Nation. Die Fortführung der Untersuchung zum Staats- und Nationalbewusstsein der Deutschen
legt den Schwerpunkt auf die Aspekte der inneren Einheit. Was eint und was trennt die Deutschen? Seit der deutschen Vereinigung konzentriert sich die Forschungsgruppe Deutschland
auf die Frage: "Was eint und was trennt die Deutschen?". Wie haben sich Werte, Orientierungen und Einstellungen der Deutschen zur Nation und zu Europa in den Jahrzehnten der Teilung entwickelt? Konnten die Deutschen ein Zusammengehörigkeitsgefühl bewahren oder
entstand aus der erlebten Zweistaatlichkeit auch das Bewusstsein zweier eigenständiger Nationen? Wie lassen sich vor diesem zeithistorischen Hintergrund die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Ostdeutschen und Westdeutschen im Spannungsbogen von Nähe und Distanz beschreiben? In einem Projektabschnitt wurden dazu narrative Tiefeninterviews in den
162
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alten und neuen Bundesländern durchgeführt. Die gewonnenen Ergebnisse dienen der qualitativen Illustration des systematisch ausgewerteten quantitativen Datenmaterials der Meinungsforschung. Diese methodische Verknüpfung erlaubt es, individuelle Argumentationsmuster
der Bevölkerung herauszufiltern. Ergebnisse der Projektarbeit flossen auch in ein Gutachten
ein, das die Forschungsgruppe Deutschland im Auftrag der "Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in
Deutschland" erstellte. Eine in diesem Zusammenhang entstandene umfangreiche Datenbank,
deren systematische sekundäranalytische Auswertung fortgesetzt wird, ist Grundlage dafür,
dass der Prozess des inneren Zusammenwachsens der Deutschen anhand empirischer Bestandsaufnahmen fortlaufend analysiert werden kann.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Glaab, Manuela: 15 years after unification: Germany's divided political landscape. C·A·P-Position, 3.10.2005.+++Innere Einheit - wozu? Memorandum der
Forschungsgruppe Deutschland zum zehnten Jubiläum der friedlichen Revolution. in: Frankfurter Rundschau, Nr. 260 v. 8.11.1999.+++Glaab, Manuela: Viewing "the Other": how East
sees West and West sees East. in: Grix, Jonathan; Cooke, Paul (eds.): East German Distinctiveness in a unified Germany. Birmingham Pr. 2002, pp. 75-99.+++Dies.: Einstellungen zur
deutschen Einheit. in: Weidenfeld, Werner; Korte, Karl-Rudolf (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Einheit 1949-1989-1999. Frankfurt am Main/ New York 1999, S. 306-316.+++Dies.:
Geteilte Wahrnehmungswelten. Zur Präsenz der deutschen Nachbarn im Bewußtsein der Bevölkerung. in: Kleßmann, Christoph; Misselwitz, Hans; Wichert, Günter (Hrsg.): Deutsche
Vergangenheiten - eine gemeinsame Herausforderung. Der schwierige Umgang mit der doppelten Nachkriegsgeschichte. Berlin 1999, S. 206-220.+++Dies.: Die deutsche Frage im Bewusstsein der Deutschen. Einstellungen und Perzeptionsmuster der Bevölkerung in Ost und
West. in: März, Peter (Koord.): 40 Jahre Zweistaatlichkeit in Deutschland. Eine Bilanz. Hrsg.
von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1999, S. 47-60.+
++Dies. u.a.: Stabilität im Wandel. Eine Zwischenbilanz zur deutschen Einheit. in: Deutschland Archiv, 1995, 11, S. 1194-1199.+++Weidenfeld, Werner; Glaab, Manuela: Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen - Einstellungen der westdeutschen Bevölkerung
1945/49-1990. in: Deutscher Bundestag (Hrsg.): Materialien der Enquete-Kommission "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland", Bd. V/3: Deutschlandpolitik. Baden-Baden/ Frankfurt a.M. 1995, S. 2798-2962.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung -C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[210-F] Glaab, Manuela, Dr. (Bearbeitung):
Politikverständnis und Partizipation. Politische Beteiligung und bürgergesellschaftliches Engagement
INHALT: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich mit der Herausbildung einer pragmatischen
Demokratieakzeptanz auch das Partizipationsverhalten der Deutschen gewandelt. Analysen
der Forschungsgruppe Deutschland beschäftigen sich sowohl mit Formen der konventionellen
politischen Beteiligung als auch mit bürgergesellschaftlichem Engagement. Der Trend einer
wachsenden Distanz der Bürger zu den Repräsentanten des politischen Systems, vor allem zu
Parteien und Politikern, ist seit Jahren manifest. Gleichzeitig haben situative, unverfasste For-
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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men der politischen Beteiligung auch in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Ob die "Civil
Society" eine realistische Option, oder aber lediglich eine politische Zauberformel darstellt,
gilt es zu überprüfen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: Glaab, Manuela: Akzeptanzschwäche und Partizipationsdefizit
korporativer Interessenvermittlung in Deutschland. in: Lange, Joachim (Hrsg.): Klüngel oder
Bürgerwille? Der gesellschaftliche Milieuwandel und die Zukunft korporativer Interessenpolitik. Loccumer Protokolle 42/02, Loccum 2003, S. 15-31.+++Weidenfeld, Werner (Hrsg.):
Demokratie am Wendepunkt. Die demokratische Frage als Projekt des 21. Jahrhunderts. Berlin 1996.+++Glaab, Manuela; Kießling, Andreas: Legitimation und Partizipation. in: Korte,
Karl-Rudolf; Weidenfeld, Werner (Hrsg.): Deutschland-TrendBuch. Fakten und Orientierungen. Opladen 2001, S. 571-611.+++Korte, Karl-Rudolf: Wahlen in der Bundesrepublik
Deutschland. 3. aktualisierte Aufl. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung -C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[211-L] Haselwanter, Martin:
"Make Capitalism History!": die Proteste gegen den G8-Gipfel (Heiligendamm 2007): auf
dem Weg in eine "andere Welt"?, in: Aufbruch aus dem Patriarchat : Wege in eine neue
Zivilisation?, Frankfurt am Main: P. Lang, 2009, S. 377-428
INHALT: "Make capitalism history!" - so hieß es in einem Aufruf einer globalisierungskritischen
Gruppe beim G8-Gipfel der größten Industrieländer in Heiligendamm an der Ostsee im Jahre
2007. Dort hatte es eine Woche lang massenhafte Proteste, Demonstrationen, Aktionen und
Veranstaltungen gegen den Gipfel gegeben, die der Autor in seinem Beitrag im Einzelnen
analysiert und gruppiert, je nachdem, inwieweit die jeweiligen Beteiligten noch reformorientiert und systemimmanent, oder bereits alternativ argumentierten und agierten. Mit Blick auf
verschiedene zivilisatorische Grundverhältnisse beleuchtet der Autor die Unterschiede und
Widersprüche, die dabei einander durchkreuzten. Anhand einer genauen Beobachtung der alltagspraktischen Verhaltensweisen während der Tage der Proteste und der Auseinandersetzungen mit der Staatsgewalt wird deutlich, in welche Richtung eine alternative Zivilisation sich
entwickeln würde: nämlich in Richtung politischer, geschlechtlicher und generationaler Egalität sowie eines neuen subsistenzorientierten und nicht zuletzt mit dem Leben verbundenen
Naturverhältnisses. Es wird in dem Beitrag deutlich, wie eine solche Egalität im Bewusstsein
der entsprechenden Akteure bereits als selbstverständlich angesehen und auf jede Störung dabei empfindlich reagiert wird. Auf diese Weise ist eine neue Logik im Entstehen, die für alle
zivilisatorischen Verhältnisse gilt. (ICI2)
[212-L] Heitmeyer, Wilhelm:
Deutsche Zustände: Folge 7, (Edition Suhrkamp, 2552), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009,
329 S., ISBN: 978-3-518-12552-6
INHALT: Die siebte Folge der seit 2002 durchgeführten Langzeitstudie über Ausprägungen und
Ursachen 'gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit' ist der Frage gewidmet, 'ob es neben
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dem Prozess der politischen Einheit auch einen der gesellschaftlichen Vereinigung (von Ostund Westdeutschen) gegeben hat und gibt' (9). Dafür wird eingangs umfangreiches empirisches Datenmaterial vorgestellt, wobei im Längsschnittvergleich Befragungsergebnisse zum
Verlauf des Vereinigungsprozesses, zur gesellschaftlichen (Des-)Integration und zu den Ausprägungen rassistischer, fremdenfeindlicher, antisemitischer, islamophober, homophober, sexistischer sowie weiterer gruppenspezifisch abwertender Einstellungen präsentiert werden. In
einem zweiten Abschnitt werden empirische Analysen des Datenmaterials angestellt. Dabei
geht es u. a. um die Entwicklung und Bestimmungsgründe rechtspopulistischer, antisemitischer und autoritaristischer Einstellungen. Ergänzt werden diese quantitativen Analysen um
qualitative Fallgeschichten (Teil III) und Studien über das 'ambivalente Agieren in Politik,
Staat und Gesellschaft' (249) gegenüber rechtextremistischen Erscheinungsformen (Teil IV).
Den Abschluss bilden zwei Gespräche mit Alfred Grosser und Friedrich Schorlemmer (Teil
V). (ZPol, NOMOS)
[213-L] Jonas, Kai J.:
Staatsbürgerliches Engagement und Zivilcourage, in: Andreas Beelmann (Hrsg.) ; Kai J. Jonas
(Hrsg.): Diskriminierung und Toleranz : psychologische Grundlagen und
Anwendungsperspektiven, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 489-509
INHALT: Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie mittels staatsbürgerlichem
Engagements und Zivilcourage die Demokratie wehrhaft ausgestaltet werden kann. Deutlich
wird dabei, dass die Psychologie vielfach nicht als alleinige Wissens- und Argumentationsgrundlage dienen kann, sondern dass sie sich auf andere Disziplinen und normative Setzungen beziehen muss und sie daher häufig eher ein Umsetzungsmittel ist. Einleitend wird diskutiert, woher die Forderung nach staatsbürgerlichem Engagement kommt und wie seine Formen, beispielsweise Zivilcourage, definiert werden können. Im Anschluss daran wird auf die
Art und Effektivität von politischer Bildung eingegangen, die als eine Wissens- und Einstellungsgrundlage für staatsbürgerliches Engagement und Zivilcourage dienen kann. Der vierte
Teil des Kapitels befasst sich mit einer Analyse der Vermittlungsinstrumente von Zivilcourage, wie z. B. Anzeigenkampagnen oder Trainings, sowie mit ihrer Wirksamkeit. Abschließend wird ein Katalog von Lösungen präsentiert, die zur Erhöhung des staatsbürgerlichen Engagements und der Zivilcourage beitragen können. (ICI2)
[214-L] Kaindl, Christina:
Extreme Rechte in der Krise: Kämpfe ums Subjekt, in: Prokla : Zeitschrift für kritische
Sozialwissenschaft, Jg. 39/2009, Nr. 4 = H. 157, S. 577-588 (Standort: USB Köln(38)-XG3381;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Erfolg rechter Parteien in Europa hängt eng zusammen mit dem neoliberalen
Schwenk der Sozialdemokraten. Gefühle der Ungerechtigkeit im Kontext der Änderung der
transnationalen Produktionsweise, Konzepte des Wohlfahrtsstaats und Fragen der Arbeitspolitik werden von rechten Kritikern der Globalisierung in ihrem Kampf gegen Einwanderer
aufgegriffen. Krise und Sozialabbau verstärkten Gefühle der Unsicherheit, riefen aber gleichzeitig den Staat und die Gewerkschaften wieder auf den Plan. Das hat die rechten Parteien in
Deutschland und Frankreich geschwächt, die sich selbst als autoritäre fordistische Option prä-
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sentiert haben, gleichzeitig aber rassistische Kampagnen in anderen Ländern gestärkt. (ICEÜbers)
[215-L] Klages, Helmut:
Bürgerliches Engagement - Normalfall oder Ausnahme?, in: Lothar Harles (Red.): Politische
Bildung für die Demokratie, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2009, S. 54-68
INHALT: Der Beitrag zeigt, dass eine empirische Evaluierung bisher gehandhabter bürgerschaftlicher Beteiligungsansätze ein nur eingeschränkt positives Ergebnis zeigt. Wenn man verschiedene Beteiligungsformen auflistet (etwa Planungszellen, Bürgerforum, Mediation, Demokratiewerkstatt, Konsensuskonferenz, Bürgerausstellung, Runder Tisch, Szenariotechnik,
Worldcafe, Bürgerbegehren und Bürgerentscheid), so sind das sehr heterogene Dinge. Wenn
man sich diese Formen im Einzelnen ansieht, dann sieht man, dass sie demokratischen Kriterien, nur in unterschiedlichem Maße gerecht werden. Die Ausführungen zeigen nach Sichtung
der oben genannten Formen bürgerschaftlichen Engagements, dass ein Lernprozess im Gange
ist und zur Aufdeckung konkreter Verbesserungspotenziale führt. Die Entwicklungsperspektiven - auch die kurzfristigen - sind vielversprechend. Die miteinander vereinbarten neuen Formen führen entscheidend zur Überwindung der Defizite in der Bürgerbeteiligung. Eine Mobilisierung von Beteiligungspotenzial kann mit ihnen in einem hohen Ausmaß erreicht werden.
Sie tragen damit insgesamt nachhaltig zur Verbesserung der Demokratiequalität bei. (ICA2)
[216-F] Konzelmann, Laura (Bearbeitung); Rattinger, Hans, Prof.Dr. (Leitung):
Auswirkungen des demographischen Wandels auf politische Einstellungen und politisches
Verhalten in Deutschland
INHALT: Der demographische Wandel ist eine der zentralen Herausforderungen für Deutschland
in den kommenden Jahrzehnten. Die zu erwartenden Veränderungen der Altersstruktur der
Gesellschaft sind aufgrund jahrzehntelanger niedriger Geburtenzahlen und einer stark angestiegenen Lebenserwartung dramatisch. Der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung wird deutlich zunehmen. In der bisherigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit
den (sozial-)politischen und wirtschaftlichen Folgen des demographischen Wandels bleibt die
Frage nach den Konsequenzen auf der Ebene der politischen Einstellungen und Verhaltensweisen der Bürger zumeist ausgeblendet. Wie unterscheiden sich Jung und Alt in ihrem politischen Denken und Verhalten? Gerät das Verhältnis zwischen den Generationen nicht nur
hinsichtlich der Lastenverteilung in eine Schieflage, sondern zeigen sich infolgedessen auch
Polarisierungstendenzen in den politischen Orientierungen und Präferenzen der Generationen? Welche Konsequenzen hat dies schließlich für die Stabilität und Akzeptanz des politischen Systems? Diese im Mainstream der einschlägigen Forschung bisher weitgehend vernachlässigten Folgen des demographischen Wandels für die politischen Einstellungen und
Verhaltensweisen der Bürger stehen im Mittelpunkt des beantragten Projekts. In seinem Rahmen sollen sowohl das Wahlverhalten und alternative Partizipationsformen als auch langfristig stabile kulturelle und politische Prädispositionen (wie Normen, Werte und Ideologien) und
kurzfristig variable Orientierungen zu staatlichen Tätigkeitsfeldern sowie den politischen Entscheidungsträgern und Institutionen analysiert werden. Je nachdem wie stark diese zwischen
den verschiedenen Generationen divergieren, kann der demographische Wandel eine ernsthafte Gefährdung von sozialer Kohärenz und Systemstabilität bewirken. Die umfragenbasier-
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
te intensive Untersuchung von Anzeichen für solche herannahenden Konflikte, also die wachsende Polarisierung zwischen Jung und Alt, wird dabei durch qualitative Tiefenanalysen von
besonders betroffenen Teilpopulationen sowie durch eine quasi-experimentelle Betrachtung
von Modellregionen mit extremen Altersstrukturen ergänzt. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Experiment (besonders "junge" und "alte" Regionen). Gruppendiskussion (Personen mit speziellen
Betroffenheitslagen). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 3.000; deutsche Bevölkerung; Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Individualdaten (Repräsentative
Wahlstatistik. Politische Umfragen, Wahlstudien. Alters- und Jugendstudien). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (regionale Wahl- und Sozialstatistik, amtliche Statistik). Feldarbeit
durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: BEGINN: 2009-04 ENDE: 2012-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen
Stiftung
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0621-181-2814,
e-mail: [email protected])
[217-L] Michel, Dirk:
Politisierung und Biographie: politische Einstellungen deutscher Zionisten und
Holocaustüberlebender, (Studien zur qualitativen Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung :
ZBBS-Buchreihe), Opladen: B. Budrich 2009, 419 S., ISBN: 978-3-86649-165-6
INHALT: "Wie wirken sich einschneidende biographische Erfahrungen auf politische Einstellungen und Orientierungen aus? Am Beispiel deutscher Zionisten und deutscher Holocaustüberlebender in Israel rekonstruiert der Autor Politisierungsprozesse dieser beiden verschiedenen
historisch-politischen Gruppen deutscher Juden. Welche Auswirkungen haben welche Erfahrungen auf die Einstellungen der Menschen zum israelisch-palästinensischen Konflikt? Basis
der Studie sind biographisch-narrative Interviews und Leitfadeninterviews von zehn deutschen Zionisten, die in das Britische Mandatsgebiet Palästina bis 1940 'emigrierten' und zehn
deutschen Holocaustüberlebenden, die nach Palästina bzw. Israel kamen. Hintergrund der Betrachtungen ist der israelisch-palästinensischem Konflikt. Bei den Themen zur israelischen
Innenpolitik steht die israelische Gesellschafts- und Sozialpolitik mit Fragen zur Einschätzung der Armutssituation; der Gesundheits- und Bildungspolitik wie auch Themen zur ethnischen und religiösen Heterogenität Israels im Zentrum." (Autorenreferat)
[218-F] Mletzko, Matthias, M.A. (Bearbeitung); Backes, Uwe, Prof.Dr. (Leitung):
Haben NPD-Wahlmobilisierungen stimulierende Auswirkungen auf das rechte und linke
Gewaltpotential?
INHALT: Zur Entwicklung möglicher Trendindikatoren im Phänomenbereich politisch motivierte Kriminalität werden Wechselbeziehungen und Interaktionen der militanten Szenen untereinander sowie mit den Mobilisierungserfolgen rechtsextremer Parteien bei Wahlen untersucht. ZEITRAUM: 2004-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
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METHODE: Quantitative Analyse polizeilicher Falldaten und von Wahldaten; qualitative Inhaltsanalyse von Szene-Medien und Gerichtsakten; Leitfaden-Experteninterviews. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert. Aktenanalyse, offen; Dokumentenanalyse, offen. Qualitatives Interview (Stichprobe: 50). Sekundäranalyse von Aggregatdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2009-04 AUFTRAGGEBER: Bundeskriminalamt FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen
Universität Dresden (01062 Dresden)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[219-L] Moning, Elke; Petersen, Jendrik; Rückwardt, Bernd (Hrsg.):
Multiplikatoren gegen Rechtsextremismus, Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 231 S., ISBN:
978-3-631-59219-9
INHALT: "In diesem Sammelband werden wissenschaftliche Erklärungsansätze zum Phänomen
Rechtsextremismus sowie neue Impulse hinsichtlich gesellschaftlicher Gegenstrategien ebenso dargestellt wie Facetten rechtsextremen Auftretens. Der Band vermittelt Theoretikern und
Praktikern im pädagogischen Umfeld weiterhin gesamtgesellschaftliche Reflexionen und Lösungsansätze. Darüber hinaus werden Lehrenden Hilfen und gelungene Präventionsbeispiele
für Schule und Unterricht angeboten." (Autorenreferat) . Inhaltsverzeichnis: Wissenschaftliche Erklärungsansätze zum Phänomen Rechtsextremismus und neuer Impulse hinsichtlich gesellschaftlicher Gegenstrategien: Oskar Niedermayer: Rechtsextremismus: Einstellungen und
Verhaltensweisen (17-26); Andreas Müller: Rechtsextremismus - ein Lagebild aus Sicht des
Verfassungsschutzes (27-34); Jendrik Petersen: Kampf gegen Rechtsextremismus als notwendiges Aufgabenfeld betrieblicher Bildung (35-52); Stefan Werner: Rechts überholen lassen?
Tiefe Wurzeln der Fremdenscheu, Entstehung von Rechtsextremismus und Alltagsprävention
(53-70); Elke Moning: Anforderungsprofil zur Thematik rechte Gewalt und Konfliktmanagement - Lehrerinnen- und Lehrerausbildung im Kontext veränderter gesellschaftlicher Herausforderungen (71-90); Facetten rechtsextremen Auftretens: Hans Berkessel: Rechtsextremismus im Alltag: Erscheinungs- und Ausdrucksformen der rechten Subkultur und ihre Wirkung
auf Jugendliche (91-106); Christian Dornbusch: RechtsRock (107-120); Michael WörnerSchnappert: Rechtsextremismus im Internet Zahlen - Fakten - Gegenmaßnahmen. Beispiele
aus der Arbeit von jugendschutz.net (121-128); Gesamtgesellschaftliche Reflexionen und Lösungsansätze: Sabine May: "Wölfe im Schafspelz" - eine Informations- und Aufklärungskampagne gegen Rechtsextremismus (129-132); Angelika Stock: Kommunale Kriminalprävention
als Netzwerkarbeit (133-148); Hans Jürgen Ladinek: "Argumentationstraining gegen Stammtischparolen" eine Möglichkeit menschenverachtenden, (rechts-) extremistischen Äußerungen
Paroli zu bieten (149-154); Herbert Heitland: (R)AUSwege aus dem Extremismus - Erfahrungen und Projekte des Aussteigerprogramms (R)AUSwege (155-168); Lösungsansätze für
Schule und Unterricht: Fritz Marz: Politisch - pädagogische Lösungsansätze in Schule und
Unterricht (169-184); Bernd Rückwardt: Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage (SOR/
SMC) (185-190); Maurice Rückert / Fabian Müller: "Schule ohne Rassismus - Schule mit
Courage". Ein europaweites Projekt an Schulen und seine Umsetzung am Leininger-Gymnasium in Grünstadt (191-204); Wolfgang Holzner Möglichkeiten des Engagements in Schulen
gegen rechtes Gedankengut am Beispiel der AGgegenRECHTS an der Integrierten Gesamt-
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schule (IGS) in Kandel/Südpfalz (205-214); Hans Berkessel: Unterrichtsmaterialien: Rechtsextremistische Musik - Einstiegsdroge in die rechte Szene (215-228).
[220-L] Nicoll, Norbert:
Die ökonomische Rationalität in die Öffentlichkeit tragen: zur Arbeit und Wirkungsweise
der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (2000-2006), Marburg: Tectum Verl. 2008, 287 S.,
ISBN: 978-3-8288-9820-2
INHALT: "Deutschland ist überreif für wirtschaftliche und soziale Reformen. Die Eliten sind
kurz vor der Jahrtausendwende davon überzeugt, die breite Bevölkerungsmehrheit jedoch
noch nicht. Damit sich das ändert, gründen sich Ende der 1990er Jahre mehr als 30 Think
Tanks, PR-Kampagnen und Reformprojekte. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
(INSM) ist die finanzstärkste. Sie hat erheblichen Anteil daran, dass wirtschaftsliberale Vorstellungen in der Öffentlichkeit hoffähig werden. Norbert Nicoll untersucht fundiert und kritisch Programmatik und Strukturen der INSM von ihrer Gründung bis ins Jahr 2006. Außerdem nimmt er die Arbeitsweise und die Kommunikationsstrategie der wirkmächtigen Reforminitiative unter die Lupe. Seine Untersuchung zeigt: Wer Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen will, der muss vor allem die öffentliche Meinung zu einem der wichtigsten
Probleme unserer Zeit bestimmen." (Autorenreferat)
[221-L] Niggli, Marcel Alexander (Hrsg.):
Right-wing extremism in Switzerland: national and international perspectives, (Studien zur
Schweizer Politik, Bd. 2), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 301 S., ISBN: 978-3-83294241-0
INHALT: "Der Sammelband 'Right-wing extremism' hat ein doppeltes Ziel. Zum einen soll er das
Nationale Forschungsprogramm 40plus und seine Projekte präsentieren (die alle mit Beiträgen präsent sind), zum anderen sollen diese nationalen Beiträge in eine internationale Perspektive gestellt werden, sodass in der Übersicht und Umschau eine Verortung der schweizerischen Forschung (und damit auch des NFP4Oplus selbst) und ihrer Resultate möglich wird.
Eingeladen wurden dazu führende europäische Forscher auf dem Gebiet des Rechtsextremismus." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Marcel Alexander Niggli: The Swiss National Research Programme 40+ "Right-Wing Extremism" (13-27); Damir Skenderovic: Organised
Right-Wing Extremism in Switzerland: An Overview Since 1945 (28-38); Linards Udris,
Kurt Imhof, Patrik Ettinger: New Chances for Attracting Attention: The Extreme Right and
Radical Right in Swiss Public Communication, 1960-2005 (41-57); Philippe Gottraux, Cécile
Péchu: The Relationship between Values and Right-Wing "Populist" Commitment in Switzerland: Swiss People's Party Activists (58-67); Thomas Grumke: Populist Parties and Political
Involvement: European Research and Results (68-77); Gianni D'Amato, Damir Skenderovic:
From Outsider to Playmakers: Radical Right-Wing Populist Parties and Swiss Migration Policy (78-91); Hans-Georg Betz: The Swiss Populist Right in the West European Context (92101); Marc Helbling: Citizenship, Right-Wing Populism and the Direct Democratic Dilemma
(102-112); Nonna Mayer: Right-Wing Extremism and Ethnocentrism in Western Europe
(115-125); Sandro Cattacin, Brigitta Gerber, Massimo Sardi, Robert Wegener: Measuring
Misanthropy and Right-Wing Extremism in Switzerland: Some Insights from an Exploratory
Survey (126-135); Andreas Zick, Beate Küpper, Anna Klein, Wilhelm Heitmeyer: Monito-
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ring Misanthropy - Prospects and Encouraging Results of a Swiss-German Comparison (136145); Patrik Manzoni: The Feasibility of Monitoring Xenophobia and Right-Wing Extremist
Attitudes in Switzerland (146-152); Martin Schmid, Marco Storni: Youth and Unreported
Right-Wing Extremist Violence: Quantitative Analyses of Victimization Processes (155-169);
Heléne Lööw: Right-Wing Extremist Perpetrators from an International Perspective (170180); Saskia Bollin, Corinne Sieber, Annina Studer, Ueli Mäder, Wassilis Kassis: Right-Wing
Extremist Youth: Motivations for Exiting the Right-Wing Extremist Scene and Clique Structure (181-192); Thomas Gabriel: Parenting and Right-Wing Extremism - An Analysis of the
Biographical Genesis of Racism Among Young People (193-202); Thomas Bliesener: Hooliganism and Right-Wing Extremism: Findings from European Research (205-216); Thomas
Busset, Thomas Gander, Pascal Pfister, Raffaele Poli: The Football Stadium - A Place Where
Right-Wing Extremists Recruit? Case Studies of Three Swiss clubs (217-221); Dominique
Malatesta, Christophe Jaccoud, Jean-Philippe Dubey: Violent Football Fans and Right-Wing
Extremism: An Analysis of the Socio-Juridical Aspects - Results from the NRP 40+ Study
(222-228); Fritz Oser, Christine Riegel, Sabine Tanner: Changing Devils into Angels? Preventing Racism and Right-Wing Extremism at School as a Sensitising Activity (231-251);
Andreas Beelmann: Preventing Right-Wing Extremism: European and International Research
(252-264); Rolf van Dick: Racism and Prejudice in Germany and Europe - Some Research
Insights, and an Agenda for Evaluating Intervention and Prevention Projects (265-276); Thomas Widmer, Christian Hirschi: How to Evaluate Measures Against Right-Wing Extremism
(277-289); Myriam Eser Davolio, Matthias Drilling, Monique Eckmann: Local Communities
Facing Right-Wing Extremism: Evaluating Intervention Approaches (290-296).
[222-L] Noack, Peter; Gniewosz, Burkhard:
Politische Sozialisation, in: Andreas Beelmann (Hrsg.) ; Kai J. Jonas (Hrsg.): Diskriminierung
und Toleranz : psychologische Grundlagen und Anwendungsperspektiven, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss., 2009, S. 137-153
INHALT: Der Begriff der politischen Sozialisation bezieht sich auf die Entwicklung von Personenmerkmalen sowie auf relevante Einflussfaktoren mit Blick auf Menschen als staatsbürgerliche Wesen. Es geht mithin um das Wissen, die Orientierungen und Fähigkeiten, die die Teilhabe am gesellschaftlich-politischen Geschehen ermöglichen. Dabei stehen solche Merkmale
im Vordergrund, die im direkten Sinn für die Auseinandersetzung mit öffentlichen Angelegenheiten bedeutsam sind. Sie können abgegrenzt werden von allgemeinen, inhaltlich nicht
spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen wie Intelligenz, Offenheit für Neues oder Gewissenhaftigkeit, die nur mittelbar Bedeutung für die politische Teilhabe erlangen. Besonderes Interesse gilt im vorliegenden Beitrag den Bedingungen von Toleranz in intergruppalen und gesellschaftlichen Zusammenhängen bzw. abwertenden Haltungen und der Bereitschaft zur Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu anderen kulturellen oder gesellschaftlichen Gruppen. Es werden die einzelnen Sozialisationskontexte von Schule, Familie,
Gleichaltrige, organisierte Freizeit und Medien hinsichtlich der Frage beleuchtet, was sie zur
politischen Sozialisation Jugendlicher beitragen können. (ICI2)
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
[223-L] Nover, Sabine Ursula:
Protest und Engagement: wohin steuert unsere Protestkultur?, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009, 302 S., ISBN: 978-3-531-16313-0
INHALT: Die Verfasserin setzt sich zunächst mit den Begriffen Protest, Engagement und Widerstand auseinander, grenzt Bürgerinitiativen von sozialen Bewegungen ab und kontrastiert
struktur- und handlungsorientierte Untersuchungsansätze. Sie behandelt dann Öffentlichkeit
als Rahmen, Projektionsfläche und Resonanzboden für Bürgerinitiativen. Eine detaillierte
Darstellung der Forschungsmethode (qualitative Narrationsanalyse) schließt sich an. Der empirische Teil beginnt mit einer Darstellung der Stadtgeschichte Hertens und einem Überblick
über den Ablauf der Ereignisse und die Geschichte der Bürgerinitiative gegen eine Forensik
im Herten. Sodann wird eine Analyse der "natürlichen Daten" (Materialien der Stadt und der
Bürgerinitiative, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel) und der "künstlich erzeugten Daten" (Interviews) vorgenommen. Die Analyse der Interviews (vier Fallstudien) enthält neben Sequenzanalyse und Typenbildung jeweils eine Rekonstruktion der Fallgeschichte und eine
Kontrastierung der erzählten mit der erlebten Geschichte. Zusammenfassend werden die
Kernthemen der Argumentation gegen den Bau, die Darstellung und Einschätzung der Rahmenbedingungen sowie die Auswirkungen der Proteste resümiert. Abschließend wird gefragt,
in welche Richtung die weitere Entwicklung auf gesellschaftlicher Ebene verlaufen wird - in
Richtung Bürgergesellschaft oder in Richtung auf eine Beliebigkeit von Protest. (ICE2)
[224-L] Pettenkofer, Andreas:
Radikale Kritik und gründende Gewalt, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.
6/2009, H. 1, S.166-180
INHALT: Will man Entstehung und politische Wirkung des "antiautoritären" Protests erklären, so
der Verfasser, kommt es darauf an, das Spiel von Normalisierung und Pathologisierung nicht
zu reformieren, sondern zu beenden. Dabei ist es zweifellos eine wichtige Beobachtung, dass
der "antiautoritäre" Protest Merkmale aufweist, die zunächst aus erklärtermaßen religiösen
Organisationen vertraut sind. Insofern enthält auch die alte Polemik gegen die "Wiedertäufer
der Wohlstandsgesellschaft" eine reale Einsicht. Tatsächlich ist der Protestzusammenhang
von einem Deutungsmuster geprägt, das - auch wenn die Beteiligten die entsprechenden Kategorien mit "säkularen" Bezeichnungen belegen - strukturell auf einer Unterscheidung zwischen heilig und profan basiert. Aber Nutzen lässt sich aus dieser Beobachtung erst ziehen,
wenn man vorläufig davon absieht, die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen
stecken zu wollen. Dann ermöglicht sie es, besser zu erklären, wie überhaupt eine "antiautoritäre" Bewegung entstehen konnte, und warum sie so weitreichende Folgen hatte: die Ausdifferenzierung eines zwanzig Jahre lang stabilen Protestfelds und die Entstehung einer neuen
Kritikposition, die den politischen Möglichkeitsraum veränderte und zur Bildung von zuvor
undenkbaren politischen Organisationen führte. Wie sehr ein "religiöses" Moment im "antiautoritären" Protest strukturbildend wirkte, zeigt sich gerade, wenn man diese längerfristigen
Wirkungen betrachtet. In der Studie werden Ergebnisse eines Projekts berichtet, das Artikel
aus Printmedien westdeutscher Protestbewegungen der sechziger und siebziger Jahre mit den
Mitteln der hermeneutischen Sequenzanalyse ausgewertet hat, um die Entstehung einer "grünen" Politik zu rekonstruieren. Was die Studentenbewegung selbst betrifft, konzentriert sich
die Analyse auf Quellen, die inzwischen weithin bekannt sind. Die religionssoziologische
Perspektive zielt dabei nicht auf eine weitere nachträgliche Kritik an den damaligen Protest-
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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teilnehmern - sie soll Distanz zu jenem "liberalen" Konzept politischen Wandels ermöglichen,
von dem auch das heutige Reden über Politik meist geprägt bleibt. (ICF2)
[225-L] Priddat, Birger P.:
Politik unter Einfluss: Netzwerke, Öffentlichkeiten, Beratungen, Lobby, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss. 2009, 235 S., ISBN: 978-3-531-16449-6
INHALT: Macht dient der Politik als "generalisiertes Kommunikationsmedium" (Parsons, Luhmann), um gesellschaftliche Probleme politisch zu steuern. Dabei werden die Einflüsse der
Gesellschaft, die auf die Politik wirken, eher ausgeblendet. Das Buch thematisiert das Verhältnis der beiden "Medien" (im oben genannten Sinne) Macht und Einfluss. Dass die Politik
unter Einfluss steht, ist vor allem aus der Geschichte der Interessenverbände bekannt. Doch
gewinnen neue Einflüsse Raum. Die Netzwerktheorien zeigen Ausweitungen, die komplexe
Governancestrukturen erzeugen (Kapitel 3, 10 und 11). Die Politikberatung bietet Transaktionen an, die die Politiker wiederum von Netzwerkeinbettung unabhängiger zu machen scheinen (Kapitel 4 und 5). Die Lobbies bilden eine professionelle Zwischenform zwischen Beratung und Netzwerken (Kapitel 11). Der Einfluss der Medien ist nicht nur viel beschworen,
sondern hat systemischen Charakter (Kapitel 6 und 7). Korruption entwickelt sich, als ebenso
illegitime wie effiziente Einflussgröße (Kapitel 10). Wie sich der Einfluss der demographischen Entwicklung auf die Politik auswirkt (Kapitel 9), wird ebenso erörtert wie eine institutionelle Ordnung eines Verfassungskonvents, der Einflüsse neutralisieren soll (Kapitel 8). der
Autor formuliert pointiert: "Die Politik steht unter Einfluss. Diese Einflüsse werden ereignisund erfolgreich gemanaged. Die Analyse der Einflüsse wird zu einem notwendigen Teil der
Analyse der Politik." (ICA2)
[226-L] Renner, Vanessa:
Bedingungen "rechter Gewalt" in Deutschland: der Ertrag der neueren Studien, Wiesbaden:
Drewipunkt 2008, 151 S., ISBN: 978-3-941174-04-7
INHALT: Ausgehend von dem im Jahr 1990 erschienenen Endgutachten der von der schwarzgelben Bundesregierung unter Kanzler Kohl eingesetzten Gewaltkommission wird im vorliegenden Band herausgearbeitet, welches Wissen heute - rund 20 Jahre später - über die Entstehungsbedingungen rechter Gewalt existiert. Hierbei werden sowohl der Bereich der Theorieentwicklung als auch die Ergebnisse empirischer Studien zum Thema berücksichtigt. Die Arbeit führt eine allgemeine Bestandsaufnahme der Literatur zum Forschungsgebiet rechter Gewalt durch und bietet eine kritische Auseinandersetzung mit den einflussreichsten neueren
Studien. Dazu erfolgt zunächst eine historische Aufarbeitung des Phänomens rechter Gewalt
in Deutschland, beginnend mit den 1980er Jahren. In den weiteren Kapiteln des Bandes, werden die Arbeiten zur rechten Gewalt systematisiert, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet sowie gesicherte Erträge und offene Fragen erörtert. Dabei geht es vor allem
darum aufzudecken, worauf sich die zum Teil widersprechenden Befunde stützen. Berücksichtigt werden dabei insbesondere der jeweilige theoretische Zugang sowie die Forschungsmethoden der empirischen Studien. (ICI2)
172
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[227-L] Rijke, Johann de; Gaiser, Wolfgang; Wächter, Franziska:
Political orientation and participation - a longitudinal perspective, in: Reingard Spannring
(Hrsg.) ; Günther Ogris (Hrsg.) ; Wolfgang Gaiser (Hrsg.): Youth and political participation in
Europe : results of the comparative study EUYOUPART, Opladen: B. Budrich, 2008, S. 121-147
INHALT: Der Beitrag ist Bestandteil der international vergleichenden Studie EUYOUPART, die
die politischen Einstellungen und Orientierungen von Jugendlichen im Zeitraum von 2003
und 2005 in den Ländern Österreich, Estland, Finnland, Deutschland, Italien, Slowakei und
Großbritannien empirisch untersucht hat. Hauptanliegen der von der EU finanzierten Studie
war es, Indikatoren für die politische Partizipation und Kultur von Jugendlichen in diesen
Ländern bzw. der EU zu entwickeln. In diesem Kontext präsentiert der Beitrag Daten aus
dem deutschen Subsurvey des Deutschen Instituts für Jugendforschung von 2003 über die
Stabilität und Konsistenz politischen Verhaltens bei Jugendlichen. Ein Vergleich mit der Befragung von 2004 erlaubt Aussagen über Stabilität und Wandel von politischen Einstellungen
bzw. konkreten politischen Engagements. Die Differenzen allein innerhalb eines Jahres zeigen, dass mit dem Alter das politische Interesse und das Verständnis der Politik wächst und
damit aus einer eher konsumorientierten Haltung gegenüber der Politik Formen politischen
Engagements und Partizipation entstehen. (ICA)
[228-L] Rüb, Stefan:
Die Transnationalisierung der Gewerkschaften: eine empirische Untersuchung am Beispiel
der IG Metall, (Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, 103), Berlin: Ed. Sigma 2009, 336 S.,
ISBN: 978-3-8360-8703-2
INHALT: "Globalisierung und europäische Integration haben das gewerkschaftliche Handlungsumfeld tiefgreifend und dauerhaft verändert. Insbesondere haben sie die Politik der nationalen
Gewerkschaften in Europa zu einem Teil des internationalen Standortwettbewerbs gemacht.
Die Gewerkschaften stehen dadurch zunehmend vor der Herausforderung, ihre nationale
Fragmentierung und ihre relativ starke Gebundenheit an nationalstaatliche Institutionen zu
problematisieren und nach zeitgemäßen Lösungen zu suchen. Vor diesem Hintergrund fragt
Stefan Rüb in diesem Buch danach, inwieweit und auf welche Weise die Gewerkschaften diese veränderten Handlungsbedingungen in eine neue transnationale Qualität ihrer Organisation
und Politik 'übersetzen'. Dazu konzeptualisiert der Autor die Frage der Transnationalisierung
von Gewerkschaften erstmals theoretisch und untersucht sie empirisch am Beispiel der IG
Metall. Der Fokus der Studie liegt auf detaillierten Prozessanalysen der Transnationalisierung
der Unternehmens- und Tarifpolitik der IG Metall in den Politikfeldern der Internationalen
Rahmenvereinbarungen, der Europäischen Betriebsräte und der europäischen Tarifkoordinierung." (Autorenreferat)
[229-F] Sackmann, Rosemarie, Prof.Dr. (Leitung):
Europäische Identitäten deutscher StudentInnen
INHALT: Ausgangspunkt ist der Befund, dass die bisherigen Instrumente zur Erfassung kollektiver europäischer Identitäten nicht ausreichen; dies gilt insbesondere für die quantitativen Instrumente. Vermutet wird zudem, dass wir a) über die Muster europäischer Identiäten zu wenig wissen und dass es b) allgemein einen Wandel in Mustern kollektiver Identität gegeben
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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hat. Die Untersuchung diente der Erprobung der Q-Methode in der Analyse von Identitätsmustern. Sie ist ein erster Schritt zur Entwicklung eines neuen Instrumentariums in diesem
Untersuchungsfeld.
METHODE: In diesem explorativen Projekt stand die qualitative Forschung zur Erfassung der
Bedeutungsmuster eines Konzeptes im Mittelpunkt. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Q Methode - Rankingverfahren mit zusätzlichem Interview und Faktorenanalyse zur Musteridentifikation (Stichprobe: 45; StudentInnen; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2006-12 ENDE: 2008-05 AUFTRAGGEBER: nein
INSTITUTION: Universität Würzburg, Philosophische Fakultät II, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung Lehrstuhl für Soziologie Bereich Allgemeine Soziologie (Wittelsbacherplatz 1, 97070 Würzburg)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0931-888-84818, e-mail: [email protected])
[230-L] Schiedel, Heribert:
Der Rechte Rand: extremistische Gesinnungen in unserer Gesellschaft, Wien: Ed. Steinbauer
2007, 198 S., ISBN: 978-3-902494-25-2
INHALT: Der Autor vertritt die These, dass es in den letzten Jahren als Ergebnis einer Hegemonie- und Diskursverschiebung zu einer Normalisierung des Rechtsextremismus in Österreich
gekommen ist und dass diese wiederum eine weitere Verschiebung nach rechts begünstigt
hat. Er orientiert sich in methodischer Hinsicht an der Ideologietheorie, wie sie schon in der
Analyse des Faschismus Anwendung fand. Dieser Ansatz wendet sich dem widersprüchlichen
Subjekt zu und fragt nach der Funktionalität von Antisemitismus, Rassismus und Autoritarismus im Prozess der ideologischen Vergesellschaftung und der Einordnung in Herrschaftsstrukturen. Demnach ist auch der Rechtsextremismus weniger von außen und durch bloße Aufdeckung seines sozialen Gehaltes zu begreifen, sondern von innen, d. h. über seine Texte/Praxen, die nicht nur aufgrund ihres Bedrohungspotenzials ernst genommen werden sollten. Im
Zentrum des Interesses steht die Frage, was am Rechtsextremismus den Bedürfnissen der Beherrschten entgegenkommt. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf rechtsextremen Publikationen, wie sie das "Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes" (DÖW) seit
Jahrzehnten sammelt und einer kritischen Öffentlichkeit zugänglich macht. Der Band ist in
folgende Kapitel unterteilt: (1) Rechtsextremismus in der Diskussion: Begriffe und Erscheinungsformen; (2) Erklärungsansätze; (3) Die Rache der "kleinen Leute" an den "Bonzen" und
"Parasiten"; (4) Die völkische (Sub)Kultur nach 1945; (5) Die FPÖ: Zwischen Rechtsextremismus und Neonazismus? (6) Strategien gegen den Hass. (ICI2)
[231-L] Schneiders, Thorsten Gerald (Hrsg.):
Islamfeindlichkeit: wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009, 483 S., ISBN: 978-3-531-16257-7
INHALT: "'Islamkritik' ist eines der Schlagworte unserer Zeit. Doch dahinter verstecken sich oftmals nur pure Ressentiments. Zugleich lässt sich unter Muslimen eine dogmatische Verteidigungshaltung beobachten, bei der bisweilen jede Kritik von vornherein in den Wind geschlagen wird. Beide Extreme dominieren zu häufig die öffentlichen Diskussionen. Der vorliegende Band 'Islamfeindlichkeit' einerseits und der dazugehörige Band 'Islamverherrlichung' ande-
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rerseits nehmen sie daher kritisch in den Blick: Band 1 spürt jene geistigen Strömungen auf,
die antiislamische Einstellungen in Deutschland fördern. Band 2 spricht theologische Herausforderungen und Missstände in der hiesigen muslimischen Gesellschaft an - allerdings ohne
Pauschalisierung, Populismus und Polemik. Das Gesamtwerk ist somit ein Appell an die Vernunft und hat überdies dokumentarischen Charakter. In diesem Buch nun beleuchten renommierte Autoren verschiedene Aspekte vom europäischen Islamhass vergangener Jahrhunderte
bis zur heutigen Hetze im Cyberspace. Ferner geht es um die Auseinandersetzung mit prominenten Protagonisten der 'Islamkritik' wie Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek,
Hans-Peter Raddatz und anderen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thorsten Gerald
Schneiders: Einleitung (9-15); Kapitel I: Ausgangspunkte islamfeindlichen Denkens in der
deutschen Gesellschaft: Thomas Naumann: Feindbild Islam - Historische und theologische
Gründe einer europäischen Angst (19-36); Claudio Lange: Die älteste Karikatur Muhammads
- Antiislamische Propaganda in Kirchen als frühes Fundament der Islamfeindlichkeit (37-59);
Almut Höfert: Die "Türkengefahr" in der Frühen Neuzeit: Apokalyptischer Feind und Objekt
des ethnographischen Blicks (61-70); Gerdien Jonker: Europäische Erzählmuster über den Islam - Wie alte Feindbilder in Geschichtsschulbüchern die Generationen überdauern (71-83);
Hamid Tafazoli: "Sie meinen, die Christen hätten einen falschen Glauben (...)." Zum Islambild in der deutschen Literatur am Beispiel einiger Persienberichte des 17. Jahrhunderts (8598); Kai Hafez: Mediengesellschaft - Wissensgesellschaft? Gesellschaftliche Entstehungsbedingungen des Islambildes deutscher Medien (99-117); Werner Ruf: Muslime in den internationalen Beziehungen - das neue Feindbild (119-126); Dieter Oberndörfer: Einwanderung wider Willen - Deutschland zwischen historischer Abwehrhaltung und unausweichlicher Öffnung gegenüber (muslimischen) Fremden (127-142); Kapitel II: Zur aktuellen Lage der Islamfeindlichkeit: Jürgen Leibold: Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie - Fakten zum gegenwärtigen Verhältnis genereller und spezifischer Vorurteile (145-154); Mario Peucker: Islamfeindlichkeit - die empirischen Grundlagen (155-165); Heiner Bielefeldt: Das Islambild in
Deutschland - Zum öffentlichen Umgang mit der Angst vor dem Islam (167-200); Navid Kermani: "Und tötet sie, wo immer ihr sie findet" - Zur Missachtung des textuellen und historischen Kontexts bei der Verwendung von Koranzitaten (201-207); Y. Michal Bodemann und
Gökce Yurdakul: Deutsche Türken, jüdische Narrative und Fremdenangst: Strategien der Anerkennung (209-237); Stefan Muckel: Zur christlich-abendländischen Tradition als Problem
für den Islam in deutschen Verfassungen und Gesetzen (239-257); Jochen Hippler: Gestörte
Kommunikation - Wie grundlegende Fehler im internationalen Dialog zwischen westlich und
muslimisch geprägten Gesellschaften gegenseitige Ressentiments schüren (259-268); Monika
Schröttle: Gewalt gegen Frauen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland - Diskurse zwischen Skandalisierung und Bagatellisierung (269-287); Yasemin Karakasoglu: Islam als Störfaktor in der Schule - Anmerkungen zum pädagogischen Umgang mit orthodoxen
Positionen und Alltagskonflikten (289-304); Siegfried Jäger: Pressefreiheit und Rassismus:
Der Karikaturenstreit in der deutschen Presse - Ergebnisse einer Diskursanalyse (305-322);
Franc Wagner: "Die passen sich nicht an" - Exkurs über sprachliche Mechanismen der Ausgrenzung von Muslimen (323-329); Markus Gerhold: Islam-bashing für jedermann - Leserbriefe und Onlinekommentare als Orte privater Stimmungsmache (331-338); Kapitel III: Institutionalisierte Islamfeindlichkeit: Sabine Schiffer: Grenzenloser Hass im Internet - Wie "islamkritische" Aktivisten in Weblogs argumentieren (341-362); Mohammed Shakush: Der Islam im Spiegel der Politik von CDU und CSU - Aspekte einer komplizierten Beziehung (363376); Wolf-Dieter Just: Der Islam und die Evangelische Kirche in Deutschland - "Klarheit
und gute Nachbarschaft"? (377-388); Jobst Paul: Die katholische Kirche auf dem Weg zur
'robusten Ökumene'? Vernunft und Glaube in Regensburg (389-400); Kapitel IV: Personelle
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Islamfeindlichkeit: Thorsten Gerald Schneiders: Die Schattenseite der Islamkritik - Darlegung
und Analyse der Argumentationsstrategien von Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla
Kelek, Alice Schwarzer und anderen (403-432); Birgit Rommelspacher: Islamkritik und antimuslimische Positionen - am Beispiel von Necla Kelek und Seyran Ates (433-455); Martin
Riexinger: Hans-Peter Raddatz: Islamkritiker und Geistesverwandter des Islamismus (457467); Micha Brumlik: Das halbierte Humanum - Wie Ralph Giordano zum Ausländerfeind
wurde (469-475).
[232-L] Schophaus, Malte:
Der Kampf um die Köpfe: wissenschaftliche Expertise und Protestpolitik bei Attac,
(Wissenschafts- und Technikforschung, Bd. 2), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 255 S.,
ISBN: 978-3-8329-4257-1
INHALT: "Regierungspolitik greift zunehmend auf wissenschaftliche Beratung zurück. Anhand
der globalisierungskritischen Bewegungsorganisation Attac wird gezeigt, inwiefern Wissenschaft und Expertise auch für Nichtregierungspolitik eine zentrale Rolle spielen. Attac stellt
den 'Kampf um die Köpfe' gleichberechtigt neben den Protest auf der Straße. Die Studie führt
erstmals Erkenntnisse der Wissenschafts- und der Bewegungsforschung zusammen und legt
empirisch dar, dass wissenschaftliche Expertise eine wichtige Ressource zur Aufklärung und
Legitimation darstellt und Attac zudem eine verwissenschaftlichte Identitätsformation aufweist. Ein die Rahmenbedingungen der Wissensgesellschaft berücksichtigender Protest wird
hier als 'adaptiver Protest' konzipiert." (Autorenreferat)
[233-F] Siebertz-Reckzeh, Karin, Dr.phil. (Bearbeitung); Schweer, Martin K.W., Univ.-Prof.Dr.
(Leitung):
Bürgerschaftliches Engagement. Bedingungsvariablen partizipativen Verhaltens (Arbeitstitel)
INHALT: keine Angaben
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Hochschule Vechta, Institut für Soziale Arbeit, Bildungs- und Sportwissenschaften -ISBS- (Driverstr. 22, 49377 Vechta)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 04441-15411, e-mail: [email protected])
[234-L] Stöss, Richard:
Rechtsextremismus, Sexismus und Gender Gap, (Arbeitshefte aus dem Otto-StammerZentrum, Nr. 16), Berlin 2009, 86 S. (Graue Literatur;
www.polsoz.fu-berlin.de/polwiss/forschung/systeme/empsoz/schriften/Arbeitshefte/ahosz16.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich vorrangig mit folgenden Fragen: Warum wählen
Frauen seltener rechtsextreme Parteien, warum begehen sie weniger rechtsextreme Straftaten
als Männer, obwohl sie - so jedenfalls die herrschende Meinung - genauso häufig rechtsextreme Meinungen vertreten wie diese? Bezieht sich dieser Gender Gap tatsächlich nur auf Verhalten (manifester Rechtsextremismus) oder auch auf Einstellungen (latenter Rechtsextremismus)? Sind Männer oder Frauen vom sozialen Wandel, von den Individualisierungs- und
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
Desintegrationsvorgängen besonders betroffen? Welches der beiden Geschlechter hat mehr
Anlass, seine problematische soziale Lage unter Zuhilfenahme von rechtsextremen Deutungsangeboten zu verarbeiten? Wenden sich Frauen dem Rechtsextremismus trotz oder gerade
wegen seines sexistischen - oder eben auch völkisch-biologistischen, auf einer vermeintlich
naturgegebenen Rollenzuweisung beruhenden - Frauen und Familienbilds zu? Besteht überhaupt ein Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und Sexismus? Handelt es sich beim
Sexismus womöglich sogar um einen Bestandteil des rechtsextremen Einstellungsmusters?
Der Autor stellt zunächst den Forschungs- und Diskussionsstand zum Verhältnis von Sexismus und Rassismus (Abschnitt zwei) sowie zum Gender Gap (Abschnitt drei) ausführlich dar
und geht dabei auch kurz auf den Hintergrund der Debatten ein, die vor allem in den neunziger Jahren innerhalb der Frauenforschung geführt worden sind. Am Ende des dritten Abschnitts wird das Programm für die empirischen Analysen (Abschnitt fünf und sechs) skizziert. Im vierten Abschnitt erfolgen einige Hinweise zur Datenbasis und zu den Analyseinstrumenten. Es wird deutlich, dass sich hinsichtlich der Ursachen für die Entwicklung von
rechtsextremen Einstellungen (in den hier benutzten Daten) keine gravierenden geschlechtsspezifischen Unterschiede bestehen. (ICD2)
[235-L] Strachwitz, Rupert Graf:
Bürgerschaftliches Engagement als Beitrag zur Innovation in Europa, in: Matthias Theodor
Vogt (Hrsg.) ; Jan Sokol (Hrsg.) ; Beata Ociepka (Hrsg.) ; Detlef Pollack (Hrsg.) ; Beata
Mikolajczyk (Hrsg.): Bedingungen europäischer Solidarität, Frankfurt am Main: P. Lang, 2009, S.
131-145
INHALT: Eine europäische Verfassung muss nach Ansicht des Autors demokratieentwickelnd
wirken, und zwar nicht, in dem sie alte Werte neu beschwört, sondern indem sie neue Wege
aufzeigt. Einer dieser Wege besteht in der bewussten Ermöglichung bürgerschaftlichen Engagements und zwar nicht im Sinne einer überkommenen Staatsnützigkeit, sondern im Hinblick
auf das soziale Kapital und die Innovationskraft, die aus diesem Engagement erwächst. Die
"guten" Staatsbürger erwarten dabei zu Recht ermöglichende Rahmenbedingungen, die nur
im Verfahren der repräsentativen Demokratie geschaffen werden können. Der Autor verdeutlicht dies am Beispiel eines in Deutschland aktuellen Prozesses der Gesetzesreform zur Umsetzung des Leitbildes vom ermöglichenden Staat, von der umfassenden Subsidiarität und von
der pluralistischen Gemeinwohldefinition. Seine Überlegungen beruhen auf drei Thesen: (1)
Ohne eine starke Zivilgesellschaft wird es den grundlegenden innovationsorientierten Wandel
in der europäischen Gesellschaft nicht geben. (2) Ohne eine Reform der rechtlichen Rahmenbedingungen kann die Zivilgesellschaft nicht so stark werden, wie sie sein muss. (3) Eine
starke Zivilgesellschaft ist ein europäisches Thema. (ICI2)
[236-L] Waibl-Stockner, Jasmin:
"Die Juden sind unser Unglück": antisemitische Verschwörungstheorien und ihre
Verankerung in Politik und Gesellschaft, (Politikwissenschaft, Bd. 157), Berlin: Lit Verl. 2009,
392 S., ISBN: 978-3-643-50019-9
INHALT: Die Verfasserin untersucht antisemitische Verschwörungstheorien, ihre Ideologien und
ihre Funktionen. Darüber hinaus arbeitet sie grundlegende Elemente heraus, die sie aus dem
Antisemitismus beziehen sowie die historischen Muster, die als Voraussetzung für die jewei-
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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lige Verschwörungstheorie dienen. Im ersten Teil erörtert sie Mythen und Traditionen der
christlichen Judenfeindschaft und erläutert Finkelsteins umstrittene Thesen über den Umgang
mit dem Holocaust. Es werden anschließend folgende Verschwörungstheorien konkretisiert
und ihre Hintergründe dargestellt: (1) die 'Protokolle der Weisen von Zion' aus dem 19. Jahrhundert und ihre Wirkungsweise; (2) die Rassenpolitik des Nationalsozialismus; Auschwitz
und die Notwendigkeit der Erinnerung; (3) Geschichterevisionismus und Leugnung des Holocaust; (4) Antisemitismus in Karikaturen; (5) antisemitische Weltverschwörung und der 11.
September 2001. Die Verfasserin resümiert, dass trotz aller Anstrengungen insbesondere im
Rahmen von Bildungseinrichtungen, gegen Antisemitismus vorzugehen, es immer wieder
Menschen geben wird, die sich selbst über den Hass gegen Minderheiten und deren Ausgrenzung definieren. (ICC2)
[237-L] Werner, Dorothee:
Frauen und Rechtsextremismus: die Diskrepanz zwischen Einstellungen und Verhalten - ein
Paradox?, (Studien zum Politischen Extremismus), Wiesbaden: Drewipunkt 2009, 192 S., ISBN:
978-3-941174-07-8
INHALT: Nach einer Begriffsbestimmung des Phänomens Rechtsextremismus focussiert die Studie Inhalte der rechtsextremen Einstellungen, um im Anschluss die wichtigsten Erklärungsansätze für deren Entstehen zu skizzieren. Es wird geprüft, ob in den Ansätzen ein geschlechtsspezifischer Aspekt berücksichtigt wird, bzw. ob sie bereits Hinweise auf die Unterschiede
von Männern und Frauen geben können. Darauf folgend wird das rechtsextreme Einstellungspotenzial in Deutschland dargestellt. Kapitel 3 beleuchtet die Verhaltensebene des Rechtsextremismus. Die für die Arbeit elementare Verhaltensebene ist die des Wahlverhaltens. Deshalb werden wichtige Wahlergebnisse der Rechtsparteien vorgestellt sowie die Struktur ihrer
Wählerschaft. Im Rahmen eines Exkurses wird das Verhältnis von Frauen zur NSDAP skizziert. In Kapitel 4 wird schließlich die Beziehung zwischen den Einstellungen und dem Verhalten thematisiert. Hier wird eine mögliche Erklärung für den "Gender-Gap" beim rechtsextremen Wählen diskutiert. Gilt die Aussage, dass Frauen anders wählen als Männer, tatsächlich nur für den rechtsextremen Bereich? Auch auf das Politikinteresse von Frauen wird häufig angespielt, wenn ihre geringe Rechtswahl begründet wird. Die Tatsache, dass Frauen weniger rechts wählen als Männer, führt zur Frage nach dem von extrem rechten Parteien propagierte Frauenbild. Abschließend wird auf die Gewaltakzeptanz der Geschlechter und deren
Bedeutung für die Rechtswahl eingegangen. (ICA2)
[238-F] Yang, Mundo, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Rucht, Dieter, Prof.Dr. (Betreuung):
Deliberation in Protestgruppen. Kleingruppen in Attac, Linkspartei und Gewerkschaft im
Vergleich
INHALT: Deliberation - verstanden als einverständnisorientiertes Argumentieren auf gleicher
Augenhöhe - stellt das zentrale Konzept vieler neuerer Demokratietheorien dar. Im Anschluss
an diese normativ-theoretischen Debatten wurde bisher jedoch nicht vergleichend über soziale Bewegungen, Verbände und Parteien geforscht. Dies ist umso verwunderlicher, da wesentliche theoretische Arbeiten die Rolle solcher Politikakteure - nicht zuletzt im Rahmen der
Idee von Zivilgesellschaft - betont haben. Die Dissertation möchte hier einen der bedeutendsten Ansätze, nämlich Habermas Konzept deliberativer Politik konsequent auf die Kommuni-
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
kation in Kleingruppen anwenden, um einen beschränkten Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke zu leisten. Daher wird der Zusammenhang von Lebenswelt und Diskurs in drei
Kleingruppen (Attac, Linkspartei, Gewerkschaft ver.di) rekonstruiert, die regelmäßig an politischen Protesten teilnehmen. Hierdurch wird sichtbar gemacht, wie sich latente politische
Kultur auf die Ausgestaltung realer Diskurse auswirkt. Die ersten Ergebnisse bestätigen dabei
die allgemeine Vermutung, dass "der zwanglose Zwang des besseren Arguments" am ehesten
in den offenen Zusammenhängen progressiver sozialer Bewegungen (Attac) kultiviert wird.
Der Befund, dass gerade in den stärker geschlossen agierenden Kontexten von Gewerkschaft
und Partei lebensweltliche Bedürfnislagen in politikfähige normative Argumentationen transformiert werden, stellt allerdings bisherige Annahmen über Zivilgesellschaft in Frage. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Grundlagen für deliberative Politik durch eine
komplexe Arbeitsteilung geschaffen werden. In dieser weist jede der drei Formen politischer
Partizipation ihre Stärken und Schwächen auf. Forschungsfrage: Welche lebensweltlichen
Kontexte ermöglichen welche Formen deliberativer Kommunikation?
METHODE: Der methodische Forschungsstandpunkt beruht auf einem Verständnis teilnehmender Beobachtung, das in Soziologie und Ethnologie verbreitet ist und sich auf theoriegeleitete,
verstehende Rekonstruktion konzentriert. Als Forschungsinstrumente kommen vor allem Inhaltsanalyse von Audiomitschnitten, Dokumentenanalyse sowie offene Interviews zum Einsatz.
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2008-12 FINANZIERER: Friedrich-Ebert-Stiftung e.V.
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und
Politische Mobilisierung in Europa -ZCM- (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin); Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie (Garystr. 55,
14195 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-25491-265, e-mail: [email protected])
[239-F] Zimmermann, Ekkart, Prof.Dr. (Leitung):
1993 and beyond: xenophobic movements in contemporary Germany
INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: um 1993 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland
ART: BEGINN: 2005-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie
Professur für Makrosoziologie (01062 Dresden)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0351-463-37043, Fax: 0351-463-37085)
soFid Politische Soziologie 2010/1
7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
[240-L] Baumhauer, Steffen:
Auf der Suche nach dem modernisierten Wahlkampf: eine vergleichende Betrachtung der
SPD-Bundestagswahlkämpfe zwischen 1998 und 2005, Stuttgart: Ibidem-Verl. 2009, 169 S.,
ISBN: 978-3-89821-953-2
INHALT: "In den letzten Jahren scheint die Wahlkampfführung in Deutschland einem rapiden
Wandel unterworfen zu sein, der meist als 'Amerikanisierung' oder 'Modernisierung' bezeichnet wird. Während die genaue Bedeutung dieser Begriffe meist im Dunkeln bleibt, wird auch
bei der nächsten Bundestagswahl, wie schon in den Wahljahren zuvor, wieder der Vorwurf
aufkommen, der Wahlkampf in Deutschland werde 'amerikanisiert', etwa da er sich auf Personen konzentriere, zunehmend negativ oder inhaltsleer werde oder bestimmt sei von Kommunikationsprofis, oft als 'Spin Doctors' bezeichnet. Aber stimmt diese weit verbreitete, plakative Behauptung über das Wahlkampfgeschehen in Deutschland wirklich? Steffen Baumhauer
untersucht in seinem vorliegenden Buch die Wahlkampfführung und Wahlkampfkommunikation der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), deren Wahlkämpfe meist als besonders 'amerikanisiert' dargestellt werden. Seine Analyse der Wahlkämpfe zu den Bundestagswahlen 1998, 2002 und 2005 wird durch die Betrachtung politischer Werbung ergänzt. In
der Wahlwerbung, die im Gegensatz zur medialen Wahlkampfkommunikation keinerlei journalistischen Einflüssen unterliegt, ist die Selbstdarstellungsstrategie der Politik besonders evident; mit den Wahlplakaten wird dabei das zentrale Werbemittel der Wahlkampagne analysiert." (Autorenreferat)
[241-L] Behnke, Joachim:
Vertrauen und Kontrolle: der Einfluss von Werten auf Einstellungen zu politischen
Institutionen, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 2, S. 397-413 (Standort: USB
Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Moderne Demokratien sind überhaupt nur noch in der Form einer repräsentativen Demokratie vorstellbar. Im Kern jeder Demokratietheorie steht daher das Verhältnis von Repräsentant zu Repräsentiertem, das seit John Locke üblicherweise mit dem Begriff des 'Trusteeship' bezeichnet wird. Grundlegend für diese Beziehung ist daher die Frage, inwieweit dieses Vertrauen des Repräsentierten, dass der Repräsentant tatsächlich in seinem Interesse handelt, auch wirklich gerechtfertigt ist. Werte können bei diesem vertrauensbildenden Prozess in
zweierlei Hinsicht eine wichtige Rolle spielen. Besitzt der Abgeordnete dasselbe Wertegerüst
wie der Bürger, so führt dies zu einer stärkeren wechselseitigen Identifikation, die insofern
auch Vertrauen schafft, als der Bürger von einer gewissen Interessenähnlichkeit zwischen
beiden ausgehen kann. Vertrauen kann aber auch dadurch aufgebaut werden, dass dem Abgeordneten aus Sicht des Wählers Werte zugeschrieben werden, die dessen Vertrauenswürdigkeit als ehrlicher Makler der Interessen des Wählers ausdrücken. Je größer jedoch das diesbezügliche vom Bürger wahrgenommene Wertedefizit des Politikers, desto größer der Mangel
an Vertrauen, der durch die Schaffung von mehr Kontrolle kompensiert werden muss." (Autorenreferat)
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[242-L] Best, Volker:
Die Strategie der kommunizierten Ehrlichkeit im CDU/ CSU-Bundestagswahlkampf 2005,
in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 3, S. 579-602 (Standort: USB Köln(38)XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Bundestagswahlkampf 2005 brachte mit der von CDU/ CSU verfolgten Strategie
der kommunizierten Ehrlichkeit eine Innovation in der Geschichte bundesdeutscher Wahlkampagnen hervor, die erstmals umfassend hinsichtlich Motivation, Ausgestaltung, Problemen und Effekten analysiert wird. Während ihr Plan, Vagheiten und Unehrlichkeiten im Programm hinter plakativen Zumutungen zu verstecken, weitgehend aufgegangen sein dürfte, hat
sich die CDU/ CSU mit weit offenkundigeren - teils strategisch motivierten, teils situativ verursachten - Unehrlichkeiten auf der Ebene der operativen Wahlkampfführung um die Früchte
der Entbehrungen gebracht, die sie in einem an Versprechen armen und an erklärungsbedürftigen Zumutungen reichen Wahlkampf auf sich genommen hatte. Der Misserfolg der Union
2005 bedeutet nicht, dass ein Verzicht auf unrealistische Versprechen sich nicht auszahlen
kann, er sollte aber als Warnung davor dienen, Ehrlichkeit zum Kampagnen-Leitthema auszurufen." (Autorenreferat)
[243-L] Bieber, Christoph:
Twitter, Facebook, Politpiraten: der Einfluß des Internets auf die Politik geht weit über
Wahlwerbung hinaus, in: Internationale Politik, Jg. 64/2009, Nr. 7/8, S. 10-17 (Standort: USB
Köln(38)-LS G 09335; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.internationalepolitik.de/ip/
archiv/jahrgang-2009/juli-august-2009-/twitter--facebook--politpiraten.html)
INHALT: Im Vorfeld der Europawahl ist die Bedeutung digitaler Kommunikation als Mittel der
Wählermobilisierung erneut deutlich geworden. Doch das Internet ist mehr als eine elektronische Plakatwand. Es kann Themen platzieren und beeinflusst so die Inhalte von Politik. Dies
kann letztlich sogar auf die Struktur des politischen Systems zurückwirken. Außerhalb etablierter Parteienstrukturen entstehen Netzwerke politischer Kommunikation. Projekte können
eine europäische Öffentlichkeit über nationale Grenzen hinaus schaffen. Die schwedische Piratpartiet erhielt bei der Europawahl 7,1% der Stimmen. (ICE2)
[244-L] Bielefeld, Heiner:
Das Islambild in Deutschland: zum öffentlichen Umgang mit der Angst vor dem Islam, in:
Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.): Islamfeindlichkeit : wenn die Grenzen der Kritik
verschwimmen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 167-200
INHALT: Im vorliegenden Beitrag erörtert der Autor die Ursachen für die verbreitete Skepsis gegenüber dem Islam und macht Vorschläge für einen angemessenen Umgang mit den bestehenden Ängsten. Im ersten Abschnitt verweist der Verfasser auf die Ergebnisse von empirischen Studien und stellt eine Vielfalt von Motiven für das Unbehagen vor dem Islam. Im
zweiten Teil arbeitet der Autor Elemente einer aufgeklärten Diskussionskultur über den Islam
heraus: Verzicht auf monokausale Erklärungen, Überwindung kulturessentialistischer Vorstellungen von einem zeitlosen Wesen des Islam, Miteinbeziehung der Ideen der Aufklärung.
Im dritten Abschnitt wendet sich der Verfasser dem Begriff der Islamophobie zu und grenzt
ihn von berechtigter Islamkritik ab. Im vierten Abschnitt zieht der Autor drei Schlussfolge-
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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rungen: (1) Der Islam ist als selbstverständlicher Bestandteil der deutschen Gesellschaft aufzufassen. (2) Als Fairness-Gebot hat eine differenzierte Wahrnehmung stattzufinden. (3) Als
selbstverständliche Grundlage des Zusammenlebens hat für alle das Grundgesetz zu gelten.
(ICC2)
[245-L] Brettschneider, Frank; Bachl, Marko:
Die Bundestagswahl 2009 und die Medien, in: Politische Studien : Zweimonatszeitschrift für
Politik und Zeitgeschehen, Jg. 60/2009, H. 428, S. 46-55 (Standort: USB Köln(38)-POL2927;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.hss.de/uploads/tx_ddceventsbrowser/PS-428_02.pdf)
INHALT: "Die Bundestagswahl 2009 war in vielerlei Hinsicht untypisch. Sie fand vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und der Großen Koalition statt. Dies veränderte sowohl den
Wahlkampf der Parteien als auch die Berichterstattung der Massenmedien. Große Konflikte
blieben ebenso aus wie massive Umschwünge in der Wählergunst. Damit kamen die FDP, die
Grünen und die Linkspartei besser zurecht als SPD, CSU und CDU. Aber der nächste Wahlkampf wird wieder anders aussehen." (Autorenreferat)
[246-F] Buchholz, Kai, M.A. (Bearbeitung); Weingart, Peter, Prof.Dr. (Betreuung):
Voraussetzungen und Widersprüche der wissenschaftlichen Politikberatung. Über Struktureigenschaften von politikberatendem Handeln (Arbeitstitel)
INHALT: In der Dissertation soll der Frage nachgegangen werden, ob sich wissenschaftliche Politikberatung soziologisch als professionalisierungsbedürftiges Handeln beschreiben lässt. Mit
dieser Frage soll der Prozess der wissenschaftlichen Politikberatung genauer beleuchtet werden, indem versucht wird zu zeigen, unter welchen strukturellen Bedingungen dieser Prozess
stattfindet, die sich aus den Eigendynamiken der spezifischen sozialen Situation Beratung erklären lassen. Zur Bearbeitung diese Vorhabens werden in einem ersten Schritt aus den Interviews der BBAW Arbeitsgruppe, der Analyse eines Fallbeispiels (der Zentralen Kommission
für Biologische Sicherheit) und durch die Analyse von Interviews mit Wissenschaftlern, die
persönlich informell Politiker beraten, die Probleme rekonstruiert, die sich in der Praxis der
wissenschaftlichen Politikberatung ergeben. In einem zweiten Schritt wird auf der Grundlage
von soziologischen Forschungen zu Beratung ein allgemeiner Politikberatungsbegriff entwickelt. Dieser bestimmt Beratung als spezifische soziale Beziehung, die widersprüchliche Rollenerwartungen bereit hält und damit die Kommunikation zwischen Berater und Beratenen
strukturiert. Diese Anforderungen müssen in der Beratung bearbeitet werden, damit Beratung
nicht scheitert und Aussichten auf Erfolg hat. Dann werden diese Anforderungen mit denen
verglichen, die nach der Professionalisierungstheorie Handeln in der pädagogischen Praxis
oder der Rechtsberatung als professionalisierungsbedürftiges Handeln auszeichnen. Hier werden Strukturähnlichkeiten vermutet, die es nahe legen, auch Politikberatung als professionalisierungsbedürftiges Handeln aufzufassen. Um diese Annahme zu verifizieren, wird in einem
dritten Schritt mit dem theoretisch gewonnen Begriff der Beratung versucht, die rekonstruierten Probleme der Politikberatung zu analysieren. Hier soll geklärt werden, ob die Probleme,
die die Praxis selbst sieht, als die durch die theoretischen Überlegungen hergeleiteten typischen Probleme zu interpretieren sind, die durch die widersprüchlichen Anforderungen der
Beratung auftreten. Wenn sich dies zeigen lässt, ist ein allgemeiner Beratungsbegriff gewon-
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nen, der die Dynamiken von Politikberatung gut erfassen kann. Dies würde weiterhin die
Ausgangshypothese erhärten, dass Politikberatung als professionalisierungsbedürftiges Handeln charakterisiert werden kann.
METHODE: 1. Systemtheorie und Professionssoziologie; 2. Soziologie der Beratung. Untersuchungsdesign: Fallstudie DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen (ein Beratungsgremium). Qualitatives Interview (mehrere Politikberater und Gremienmitglieder). Feldarbeit durch
Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Buchholz, Kai: Professionalisierung der wissenschaftlichen Politikberatung. Interaktions- und professionssoziologische Perspektiven. Bielefeld: transcript
2008.+++Patzwaldt, Katja; Buchholz, Kai: Beratung in der Forschungs- und Technologiepolitik. in: Falk, Svenja; Römmele, Andrea; Rehfeld, Dieter; Thunert, Martin (Hrsg.): Handbuch
Politikberatung. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006.
ART: BEGINN: 2004-08 ENDE: 2007-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Institut für Wissenschafts- und Technikforschung -IWT(Postfach 100131, 33501 Bielefeld); Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem
Weg in die Wissensgesellschaft: Wissenschaft in Anwendungs- und Beratungskontexten"
(Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-25491-233, e-mail: [email protected])
[247-L] Bußjäger, Peter (Hrsg.):
Sozialkapital, regionale Identität und Föderalismus, (Schriftenreihe / Institut für Föderalismus,
Bd. 107), (Symposium "Sozialkapital, regionale Identität und Föderalismus", 2008), Wien:
Braumüller 2008, VII, 93 S., ISBN: 978-3-7003-1675-6
INHALT: "Gibt es in Gesellschaften mit einer ausgeprägten regionalen Identität ein höheres Sozialkapital, also mehr Bereitschaft zu aktiver Partizipation an der Entwicklung des Gemeinwesens? Das vorliegende Buch enthält eine Reihe von kritisch-analytischen Textbeiträgen zu
den Themen: 'Sozialkapital, regionale Identität und Föderalismus'. Staatliche Strukturen, so
zeigen zahlreiche Untersuchungen, kommen immer mehr in Bedrängnis und verlieren an Effektivität. Strukturen, die die regionale Identität stärken, fördern hingegen die Entstehung und
Ausweitung von Sozialkapital. Föderalistisch organisierte demokratische Gemeinwesen bieten - auch das zeigen die Untersuchungen - weit flexiblere und mobilisierungsfreundlichere
Bedingungen für bürgerschaftliches Engagement. Die aktive Partizipation an der Gesellschaft
führt darüber hinaus zu Zufriedenheit und fördert das Vertrauen in die Stabilität des politischen Systems. Vor diesem Hintergrund wird als besonders kritisch beurteilt, dass in den Beratungen des Osterreich-Konvents das Sozialkapital als Begriff kein Thema war, obwohl jede
Aufgabenverteilung im Bundesstaat Auswirkungen auf das Sozialkapital der Gesellschaft hat.
Dies steht im diametralen Gegensatz zur gesellschaftlichen und politischen Herausforderung,
Staatsstrukturen zu erhalten bzw. zu schaffen, die eine nachhaltige Partizipation ermöglichen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Helmut Kramer: "Sozialkapital und regionale
Wirtschaftsentwicklung" (1-8); Oscar Gabriel: "Zwischen Markt und Staat: Sozialkapital und
die Zukunft der Demokratie" (9-42); Roland Sturm: "Bürgerschaftliches Engagement und Föderalismus" (43-58); Peter Bußjäger: "Sozialkapital und Verfassungsdiskurs in Österreich"
(59-76); Rita Trattnigg: "Zukunftsfaktor Sozialkapital - Praktische Überlegungen zu Staat und
Zivilgesellschaft in Österreich" (77-92).
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[248-L] Clasen, Philip:
Kommunitarismus und politische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland: der Einfluss
des Kommunitarismus auf die Parteien SPD und FDP ; eine Analyse anhand der
Grundsatzprogramme beider Parteien, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2009, XII, 93 S.,
ISBN: 978-3-8364-6242-6
INHALT: Der Verfasser wirft zunächst einen Blick auf den Kommunitarismus und dessen Entstehungsgeschichte. Er unterscheidet zwischen philosophischem und politischem Kommunitarismus und setzt sich mit der am Kommunitarismus vorgebrachten Kritik auseinander. Er
zeigt, dass aus einer Synthese von Liberalismus und Kommunitarismus ein kommunitärer Liberalismus hervorgehen kann. Am Beispiel der drei Bundespräsidenten Roman Herzog, Johannes Rau und Horst Köhler wird sodann nach kommunitärem Denken in überparteilicher
Perspektive gefragt. Im Folgenden wird ein kommunitärer Merkmalskatalog erarbeitet, mit
dessen Hilfe die Grundsatzprogramme von SPD und FDP auf kommunitäre Inhalte analysiert
werden. Prüfpunkte sind die Rolle der Zivilgesellschaft, die Bedeutung des Sozialstaates, die
Rolle von Ökonomie und Markt, Demokratie und Partizipation, Quellen des Patriotismus, das
Verständnis der staatlichen Verwaltung, Bildung und Wertebildung, die Bedeutung von Moral und Recht sowie das Verhältnis von Gemeinschaft und Individuum. Die Analyse fördert
Elemente von Etatismus (SPD) und Marktfixierung (FDP), aber auch die überparteiliche Perspektive eines kommunitären Liberalismus zu Tage. (ICE2)
[249-L] Dagger, Steffen:
Mitarbeiter im Deutschen Bundestag: Politikmanager, Öffentlichkeitsarbeiter und Berater,
Stuttgart: Ibidem-Verl. 2009, 132 S., ISBN: 978-3-8382-0007-1
INHALT: Die Fragestellung der Studie lautet: Worin liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede
der Arbeit wissenschaftlicher Mitarbeiter in Abgeordnetenbüros sowie in Büros der fachlichen Arbeitsgruppen (AGs) innerhalb der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages?
Zur Erreichung des Untersuchungsziels werden jeweils zunächst in einem einleitenden Teil
die Funktion und Tätigkeit der Abgeordneten und Arbeitsgruppen der Fraktion kurz skizziert
und erläutert. Der anschließende praktische Teil bildet den Schwerpunkt der Untersuchung.
Hier wird jeweils die Arbeit wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Abgeordnetenbüros bzw.
Arbeitsgruppenbüros inhaltlich erarbeitet und abschließend zueinander in Bezug gesetzt. Um
die Fragestellung hinreichend und aus verschiedenen Blickwinkeln sinnvoll beantworten zu
können, ist der Begriff "Arbeit" in der Studie breit definiert. Er wird durch folgende vier "Basis-Säulen" näher bestimmt, die gleichzeitig die Gliederung des praktischen Hauptteils darstellen. Alle vier Basis-Säulen verbindet die obige übergreifende Fragestellung. (1) Aufgaben/Arbeitsalltag/Tätigkeiten; (2) Informations- und Kommunikationsverhalten; (3) Voraussetzungen für den Beruf; (4) Berufliche Selbsteinschätzung/Karrierevorstellungen. (ICA2)
[250-L] Daldrup, Nils:
Personalisierung im SPD-Wahlkampf 2005: Kandidat vs. Inhalte?, Saarbrücken: VDM Verl.
Dr. Müller 2009, 71 S., ISBN: 978-3-8364-6534-2
INHALT: In der Politikwissenschaft wird kontrovers diskutiert, ob die Personalisierung der
Wahlen zugenommen hat, und auch, ob sie negative Einflüsse auf das Verhältnis Wähler-Po-
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litiker ausübt. Die vorliegende Studie geht davon aus, dass in der politischen Kommunikation
eine Art Dreiecksverhältnis zwischen den Akteuren Wähler, politischer Elite und Medien besteht. Veränderungen bei einer Determinante haben Einfluss auf die jeweils anderen. Durch
die strukturellen Verschiebungen im Wählerverhalten, i. e. weniger Stammwähler und höhere
Mobilität, und die Veränderung der Medienlandschaft, d. h. Dualisierung, Kommerzialisierung, Ausdifferenzierung, ergibt sich also ein Anpassungsdruck auf die Parteien und ihre
Kommunikationsstrategien. Die Veränderungen lassen sich signifikant in den Hochphasen
der politischen Kommunikation, in den Wahlkämpfen beobachten. Die Entwicklung hin zu
einer mediengerechten, professionellen Kampagne wird in der publizistischen Öffentlichkeit
häufig unter dem Terminus "Amerikanisierung" subsumiert. Die zunehmende Personalisierung von Politik ist für den Autor Teilaspekt dieses Prozesses. Die Kampagne 2005 mit Gerhard Schröder als Spitzenkandidat ist Beispiel und Gegenstand für diese Personalisierungsstrategien. (ICA2)
[251-L] Donges, Patrick; Jarren, Otfried:
Politikrealitäten - Politik in den Medien als Ergebnis von Interaktionen, in: Urs Dahinden
(Hrsg.) ; Daniel Süss (Hrsg.): Medienrealitäten, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2009, S. 89-100
INHALT: Im Beitrag werden die Politikrealitäten, die Darstellungen der Politik in den Medien
von der Seite der Anbieter politischer Kommunikation analysiert und es wird der Frage nachgegangen, wieso es zu dem Spannungsverhältnis zwischen den verschiedenen Realitäten
kommt. Zwei Punkte werden dabei hervorgehoben: die Grenzenlosigkeit politischer Realitäten, die eine präzise Definition dessen erschwert, was eigentlich Politikberichterstattung ist,
sowie der Umstand, dass Politikberichterstattung in den Medien das Ergebnis komplexer Interaktionen auf verschiedenen Ebenen ist. Medien wirken bereits durch ihre Existenz auf Politik und ihre Realitäten ein, weil ihr Vorhandensein politischen Akteuren immer gegenwärtig
ist, weil sie beobachten können, von Medien beobachtet zu werden. Zweitens ist das Bild der
Politik in den Medien immer das Ergebnis zahlreicher Interaktionen, an denen Medienakteure
entweder beteiligt oder im Fall von Interaktionen zwischen politischen Akteuren im Hintergrund präsent sind. Drittens definieren auch die Medien mit, was man überhaupt für politisch
hält und was nicht. Einfach sind die Wirkungszusammenhänge zwischen Politik, Medien und
den Bürgerinnen und Bürgern als Publikum also nicht. (ICF2)
[252-L] Dunst, Ulrich:
Performance-Politik in der Steiermark, Innsbruck: Studien-Verl. 2008, 196 S., ISBN: 978-37065-4545-7
INHALT: Die Untersuchung gliedert sich in vier ineinander verwobene Abschnitte, die mit unterschiedlichen methodischen Forschungszugängen verknüpft sind. Im ersten Teil werden zentrale Begriffe (Rolle, Vorder- und Hinterbühne, Ensemble) und zentrale Aussagen Goffmans
(dramaturgische Sorgfalt, dramaturgische Disziplin, dramaturgische Loyalität) mit Hilfe der
Methode der Analogie auf das Politikgeschehen im steirischen Landtagswahlkampf 2005
übertragen. Die darauf folgenden empirischen Abschnitte beleuchten die eng verflochtene,
darstellungspolitische Dreiecksbeziehung aus drei verschiedenen Blickwinkeln. So konzentriert sich der zweite Teil der Untersuchung auf die Anstrengungen politischer Öffentlichkeitsarbeiter zur professionalisierten Darstellung im steirischen Landtagswahlkampf. Der drit-
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te Teil hat die Sichtweise der steirischen Innenpolitik-Journalisten zu den Entwicklungen in
der politischen Darstellung in Fokus und soll deren Auswirkung auf die journalistische Arbeit
klären. Der vierte Abschnitt schließlich beleuchtet die Bedeutung und Folgen der Darstellung
für die Hauptakteure im steirischen Landtagswahlkampf - die steirischen Politiker. Zentrale
Bedeutung wird in der Überprüfung der Sicht der beteiligten Akteure beigemessen - der Perspektive der steirischen Spitzenpolitiker, ihrer Wahlkampfmanager und Polit-PR-Verantwortlichen und der steirischen Politik-Journalisten. (ICE2)
[253-L] Emmer, Martin; Wolling, Jens:
"Online Citizenship?" - Die Entwicklung der individuellen politischen Beteiligung im
Internet, in: Lernen von Obama? : das Internet als Ressource und Risiko für die Politik,
Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2009, S. 83-116
INHALT: Die Verfasser legen Daten zum politischen Kommunikationsverhalten deutscher Bundesbürger im Internet vor, die von der TU Ilmenau seit 2002 als Panelstudie durchgeführt
wird. Auf Basis dieser Daten wird nach einer theoretischen Grundlegung der zentralen Begriffe und des Untersuchungsansatzes dargestellt, wie die Deutschen das Internet für politische Information, Kommunikation und Partizipation nutzen und wie sich die politische Online-Kommunikation zwischen 2002 und 2007 verändert hat. Sie diskutieren im Folgenden
"Online-Citizenship" im Sinne stabiler Muster politischer Kommunikation im Internet, durch
die Menschen ihr Repertoire an politikbezogener Kommunikation erweitern oder ihre Kommunikation teilweise oder ganz ins Netz verlagern. Es zeigt sich, dass insbesondere junge
Menschen das Netz als Quelle politischer Information nutzen. Die bisher durch die sozial heterogen verteilten Zugangschancen bedingte Chancenungleichheit wird durch die politische
Online-Kommunikation jedoch tendenziell noch verstärkt. (ICE2)
[254-L] Fahrmeir, Andreas:
Investitionen in politische Karrieren?: politische Karrieren als Investition? ; Tendenzen und
Probleme historischer Korruptionsforschung, in: Historische Zeitschrift, Beiheft : NF, 2009, H.
48, S. 67-88
INHALT: Der Forschungsstand der Geschichtswissenschaft lässt nach Ansicht des Autors bisher
keine verlässlichen vergleichenden Aussagen über politische Korruption zu, welche es erlauben würde, die Skandale der Gegenwart in längerfristige Tendenzen einzuordnen und somit
einer Antwort auf die Frage näher zu kommen, wann die politische Korruption ein Symptom
einer ernsten Krise demokratischer Staaten ist, welche dringende Reformen erfordert, und
wann es sich um unvermeidliche Abweichungen von einer allenfalls theoretisch erreichbaren
Perfektion handelt. Im vorliegenden Beitrag wird nicht der Versuch unternommen, eine solche Einordnung vorzunehmen, sondern es werden nur folgenden drei Fragen nachgegangen:
Gibt es Möglichkeiten, das Ausmaß politischer Korruption so zu bestimmen, dass diachrone
wie internationale Vergleiche möglich werden? Lassen sich aus dem bestehenden Forschungsstand erste Hypothesen über mögliche Entwicklungen ableiten? Welche weiteren Forschungen wären denkbar und wünschenswert? (ICI2)
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[255-L] Falk, Svenja; Römmele, Andrea:
Der Markt für Politikberatung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 133 S., ISBN: 9783-531-16749-7
INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen die Professionalisierungstendenzen
der Beratung im politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. Es wird betont, dass in
der öffentlichen Diskussion der Unterschied zwischen Politikberatung und Lobbyismus hervorgehoben wird, um die Wissenschaftlichkeit der Beratungsaktivitäten in den Vordergrund
zu stellen. Im Allgemeinen wird das Phänomen mit der Einflussnahme auf die politische Entscheidungsfindung gleichgesetzt. Bezug nehmend auf empirische Forschungsergebnisse wird
verdeutlicht, dass Politikberatung ein Faktor im politischen System ist, den man unter keinen
Umständen unterschätzen darf. Seine Einflusskanäle sind oft informell, es gibt kein formalisiertes Ausbildungsmuster mit dem Berufsziel "Politikberater". Anhand von Expertenmeinungen wird argumentiert, dass Beratung in der Politik zentral ist und bleiben wird. Im Prozess
der Deregulierung wird sich der Markt vermutlich weiter verändern und es bleibt abzuwarten,
wie er sich nach der Konsolidierung darstellen wird. Es steht fest, dass an der Schnittstelle
von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft etwas entstanden ist, das nicht nur der Politik selbst,
sondern auch ambitionierten Beratern große Möglichkeiten eröffnet. Deshalb ist zu erwarten,
dass sowohl das Angebot als auch die Nachfrage auf dem Gebiet wachsen werden. (ICF)
[256-F] Frevert, Ute, Prof.Dr. (Leitung):
Die Macht der Gefühle: politische Kommunikation zwischen oben und unten
INHALT: Moderne Gesellschaften kennen starke emotionale Bindungen zwischen Bürgern und
ihren politischen Repräsentanten. Vor allem Staatsoberhäupter stehen in hoher Gunst und erhalten täglich zahlreiche Briefe (heute auch emails), in denen "ganz normale" Menschen ihr
Herz ausschütten. Dazu laden sie selber ein, wenn sie sich als väterliche (seltener: mütterliche) Figuren empfehlen, die den Sorgen und Nöten der Bürgerinnen und Bürger ein geneigtes
Ohr leihen. Das Projekt untersucht diese Art von "Gefühlspolitik" im Rückgriff auf, aber auch
im Unterschied zu frühneuzeitlichen Praktiken der Regierung und Herrschaft. Es fragt nach
ihren Funktionen für die Stabilisierung und Legitimation politischer Macht, und es verfolgt
ihre Entwicklung in verschiedenen Staatsverfassungen (monarchisch/ republikanisch, demokratisch/ totalitär). Indem es sich auf Gefühle wie Liebe, Treue, Ärger und Vertrauen bzw.
Misstrauen konzentriert, vermisst es die emotionale Topographie politischer Kommunikation
sowohl aus der Perspektive derjenigen, die die Macht haben, als auch jener, die mit dieser
Macht verhandeln. Hauptquellen sind Briefe, die Bürger und Bürgerinnen an ihre Staatsoberhäupter gerichtet haben, sowie deren offizielle Ansprachen und Reden.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der
Gefühle (Lentzeallee 94, 14195 Berlin)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-82406-261 od. -262, e-mail: [email protected])
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[257-L] Gabriel, Oscar W.:
Warum die Deutschen ihrem Abgeordneten nicht mehr vertrauen als dem Bundestag, in:
Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 2, S. 414-430 (Standort: USB Köln(38)-XF148;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Vor dem Hintergrund der Vertrauenskrise des politischen Systems der Vereinigten
Staaten in den 70er Jahren stellte Richard F. Fenno die These auf, die amerikanischen Bürger
liebten ihre Abgeordneten mehr als ihren Kongress. Empirische Studien lieferten Belege für
diese Annahme. Ist jedoch in Deutschland das Vertrauen in die Institutionen und Akteure des
repräsentativen Systems ähnlich beschaffen oder führen die institutionellen und kulturellen
Differenzen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten zu unterschiedlichen Vertrauensbeziehungen der Bürger in die Politik? Wie Umfragedaten aus dem Jahr 2005 zeigen,
vertrauen die Deutschen dem Bundestag mehr als ihren Wahlkreisabgeordneten, am wenigsten vertrauen sie den Angeordneten als Gruppe. Die Differenzen sind aber weniger markant
als in den USA. Für das Vertrauen zum Deutschen Bundestag und zu den Wahlkreisabgeordneten sind zudem ähnliche, nur graduell unterschiedliche Faktoren maßgeblich. Als der mit
Abstand wichtigste Bestimmungsfaktor erweist sich die Leistungsbewertung. Es fällt für den
Bundestag wesentlich positiver aus als für die Wahlkreisabgeordneten." (Autorenreferat)
[258-L] Gast, Henrik:
"Kanzlerkommunikation" von Adenauer bis Merkel, in: Aus Politik und Zeitgeschichte :
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 38, S. 27-32
(www.bpb.de/files/02YZW6.pdf)
INHALT: "Regierungschefs müssen sich stets durch Kommunikation legitimieren und damit ihren Positionen Geltung verschaffen. Wie sie die vielfältigen Facetten sprachlicher und nonverbaler Darstellungsmöglichkeiten nutzen, ist von entscheidender Bedeutung. Lob und Humor spielen ebenso eine Rolle wie gelegentliche 'Machtworte'." (Autorenreferat)
[259-L] Geißel, Brigitte:
Kritische Bürger: Gefahr oder Ressource für die Leistungsfähigkeit eines politischen
Systems?, in: Gesellschaft Wirtschaft Politik : Sozialwissenschaften für politische Bildung, N. F.,
Jg. 58/2009, H. 3, S. 387-396 (Standort: UB Bonn(5)-Z62/84; USB Köln(38)-M XG00116; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ist politische Kritik(-bereitschaft) eine politische Gefahroder eine Ressource? Und behindern oder fördern umfangreiche partizipative Mitsprachemöglichkeiten (kritischer) Bürger
effektives Regieren? Die empirische Analyse europäischer Staaten, basierend auf repräsentativen Umfragen und auf Datensätzen der Weltbank, zeigt, dass eher die Länder mit kritikbereiter Bevölkerung und mit umfassenden Mitbestimmungsoptionen effektiv regiert werden."
(Autorenreferat)
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[260-L] Gentsch, Jessica:
Parteienkommunikation in der "Reflexiven Moderne": eine Untersuchung parteipolitischer
Diskursstrategien parlamentarischer Gentechnikpolitik, Berlin: Wiss. Verl. Berlin 2009, 300
S., ISBN: 978-3-86573-412-9
INHALT: "Die gegenwärtige Ausdifferenzierung des Parteiensystems in Deutschland deutet darauf hin, dass neue gesellschaftliche Problemlagen neue parteipolitische Formationen erzeugen
und die tradierte gesellschaftliche Integrationskraft der etablierten Parteien in Frage stellen.
Die Arbeit untersucht am Beispiel der parlamentarischen Debatten zur so genannten roten
Gentechnologie in der 14. und 15. Wahlperiode, inwieweit durch den technologischen Fortschritt neue Risiken entstanden sind, ob sich durch diese innerhalb der Parteien in den letzten
Jahren eine neue Konfliktlinie abzeichnet und wie sich die Parteien argumentativ mit Blick
auf Technologierisiken neuen Herausforderungen stellen. Dabei stehen die Begründungen
und der Versuch der Parteien, unterschiedliche Interessen und Werte zu integrieren, im Vordergrund der Betrachtung. Mittels einer quantitativen und qualitativen Deutungsrahmenanalyse werden die einzelnen Argumentationsprofile der Parteien beschrieben, strukturiert und systematisiert und so wird der Frage nachgegangen, welche interessens- und wertgetragenen
Konflikte dominieren." (Autorenreferat)
[261-L] Glaesner, Katja:
Angela Merkel - mit "Soft Skills" zum Erfolg?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 50, S. 28-34 (www.bpb.de/files/RMS8NK.pdf)
INHALT: "'Mein Prinzip ist nicht 'Basta', sondern Nachdenken, Beraten und dann Entscheiden',
erklärt Angela Merkel. Dies scheint einer typisch weiblichen Herangehensweise zu entsprechen. Konkrete Beispiele aus dem Politikalltag zeigen aber, was Kanzlerin Merkels Führungsstil wirklich charakterisiert." (Autorenreferat)
[262-L] Grittmann, Elke:
Das Bild von Politik: vom Verschwinden des entscheidenden Moments, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 33-38
(www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)
INHALT: Politik fängt weder beim politischen System an noch hört sie dort auf - das gilt auch
für ihre visuelle Darstellung. Die Bedeutung der Interessenartikulation in Demokratien für die
Herstellung allgemeinverbindlicher Entscheidungen schlägt sich vor allem in den Bildmotiven von Demonstrationen und symbolischen Protestaktionen nieder. Doch erst wenn sich gesellschaftliche Interessen öffentlich formieren, werden sie zum Bildthema. Ebenso ist die
Herstellung von Ordnung, durch Polizei, Bundeswehr oder Feuerwehr, ein häufig wiederkehrender Bildtypus, der motivisch jedoch vom jeweiligen konkreten Ereignis abhängt (Katastrophen, Unfällen, Attentate). Der Darstellung der politischen Repräsentanten steht der Blick auf
die Folgen von Politik gegenüber, die vor allem im Kontext von Kriegen, Konflikten oder politisch motivierten Attentaten, aber auch im Alltag erscheinen. Diese Ikonografie teilen sämtliche Zeitungen, allein in der Gewichtung unterscheiden sich die Medien deutlich voneinander. Viele dieser Bildtypen haben eine lange ikonografische Tradition in der Presse. Doch die
Studien haben auch deutliche Hinweise auf Tendenzen gebracht, die auf einen grundlegenden
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Wandel hinweisen, der sich durch Begriffe wie 'Emotionalisierung', 'Inszenierung', 'Eventisierung statt Recherche' und 'Digitalisierung' beschreiben lässt. (ICF2)
[263-L] Grünewald, Nicole Marianne:
Keine Angst vor Politikmarken!: Evolution und Enttabuisierung eines gesellschaftlichen
Phänomens, (Kommunikation in Politik und Wirtschaft, Bd. 1), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges.
2009, 361 S., ISBN: 978-3-8329-4205-2
INHALT: Die Verfasserin untersucht die Entwicklung der Markenbildung in der Politik am Beispiel der SPD. Anhand ihrer Reichs- und Bundestagswahlplakate wird analysiert, in wie weit
es seit 1893 in der Parteienkommunikation zu einer Markenbildung seitens der SPD gekommen ist. Zunächst werden die relevanten Begriffe definiert und systemtheoretisch inspirierte
Thesen formuliert, die die sich anschließende Inhaltsanalyse leiten sollen. In markenhistorischer und markenwissenschaftlicher Perspektive werden Kriterien zur Erkennung einer Marke herausgearbeitet und auf das Wahlplakat als besonderes Kommunikationsmedium politischer Parteien bezogen. Vor dem Hintergrund einer Geschichte der SPD, vor allem ihrer
Wahlkampfführung und Wahlwerbung, werden im folgenden 286 Wahlplakate aus 30
Reichs- und Bundestagswahlkämpfen zwischen 1893 und 2005 analysiert. Die Untersuchung
zeigt, dass die professionalisierten Auftritte der SPD zu Wahlkampfzeiten auf die Betreuung
durch Agenturen und die stringente Einhaltung formaler Markenkriterien zurückzuführen ist.
(ICE2)
[264-L] Habscheid, Stephan; Klemm, Michael (Hrsg.):
Sprachhandeln und Medienstrukturen in der politischen Kommunikation, (Reihe
Germanistische Linguistik, 279), Tübingen: Niemeyer 2007, 358 S., ISBN: 978-3-484-31279-1
INHALT: "'Boulevardisierung', 'Selbstreferentialität', 'Entsprachlichung': Die Kritik an populären
Formen der Politikvermittlung kulminiert in der Sorge, die Qualität der öffentlichen Kommunikation werde durch massenmediale Darstellungsformen gefährdet. Andererseits werden die
Gattungen und Stile des 'Politainments' als zeitgemäße, 'postbürgerliche' Form der Politikvermittlung für breitere Bevölkerungskreise gewürdigt. Der Band greift diesen aktuellen Diskurs
aus sprachwissenschaftlicher Perspektive auf und plädiert für eine differenzierte Betrachtung
auf der Basis empirischer Studien, in denen die Auswirkungen medialer Gestaltungsprinzipien und institutioneller Rahmenbedingungen auf die politische Kommunikation in Gegenwart
und Geschichte reflektiert werden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stephan Habscheid
& Michael Klemm: Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft: Problemhintergrund, Fragestellungen, Analyseansätze. Zur Einführung in den Band (1-12); Doing Politics:
Wie Politik sprachlich hergestellt wird: Hans-Jürgen Bucher: Logik der Politik - Logik der
Medien. Zur interaktionalen Rhetorik der politischen Kommunikation in den TV-Duellen der
Bundestagswahlkämpfe 2002 und 2005 (13-44); Heiko Hausendorf: Politikersprache. Zur Politisierung von Kommunikation am Beispiel der Auseinandersetzung um gentechnikrechtliche
Genehmigungsverfahren (45-62); Fritz Hermanns: Zwei historische Staatsakte. Die Konstitution und die Abdankung der Weimarer Republik durch inszeniertes öffentliches kollektives
kommunikatives Handeln (63-90); Werbung um Zustimmung: Rhetorische Verfahren politischer Profilierung: Johannes Schwitalla: Wenn Fundamentalisten miteinander streiten. Aporien der Flugschriftenkontroverse um die Vertreibung der Protestanten aus dem Hochstift
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Würzburg 1588-90 (91-112); Clemens Knobloch: Einige Beobachtungen über den Gebrauch
des Stigmawortes "Populismus" (113-132); Josef Klein: Hartz-Sprache. Analyse und Kritik
von Argumentation und Wortverwendung im Reform-Diskurs über moderne Dienstleistungen
am Arbeitsmarkt (133-144); Michael Klemm: Der Politiker als Privatmensch und Staatsperson. Wie Spitzenpolitiker auf persönlichen Websites in Text und Bild ihre Images konstruieren (wollen) (145-178); Bedeutungsfabrikation und Mikropolitik: Massenmedien und Alltagsdiskurse: Ulrich Schmitz: Nachrichten als Diskurspflege. Der 11. September hört nicht auf
(179-194); Stephan Habscheid & Ronald Hartz: Konsenserzählungen in Mitarbeiterzeitungen.
Am Beispiel des Globalisierungsdiskurses (195-212); Ulla Fix: Leserbriefe. Öffentliche politische Debatte "im Kleinen" (213-238); Heike Baldauf-Quilliatre: Politische Meinungsäußerung im Radio. Oder: Das Problem mit den imaginären Rezipienten (239-254); Rainer Winter: Gegenwart und Zukunft der "television studier". Eine Standortbestimmung (255-268);
Medieninszenierungen: Medialisierung politischer Kommunikation im Wandel: Ulrich Püschel: "Simon ist da!" Nachrichten und ihre Aufmachung in Provinzzeitungen 1848 (269290); Ulrike Hanna Meinhof: Globaler Diskurs im Internet? Eine Fallstudie zu Projekten der
Website World Music von BBC Radio 3 (291-308); Andreas Monz: Politik total. Zur Entertainisierung des Wahlkampfes bei Stefan Raab (309-334); Christine Domke: Werbung, Wahlkampf, Weblogs. Zur Etablierung einer neuen Kommunikationsform (335-354).
[265-L] Huber, Claudia K.:
Eine Frage der Präsentation?: Kommunikationsprozesse und Darstellungsformen in der
wissenschaftlichen Politikberatung ; eine Fallstudie im Bereich Familienpolitik, (OPROnline-Paper, 1/2009), Gütersloh 2009, 47 S. (Graue Literatur; www.bertelsmann-stiftung.de/cps/
rde/xbcr/SID-904423BA-06D7F6EE/bst/xcms_bst_dms_29206_29208_2.pdf)
INHALT: "Die Autorin beleuchtet die komplizierten Beziehungen von Wissenschaft und Politik
vor dem Hintergrund unserer modernen 'Mediendemokratie'. Politik, Medien, Öffentlichkeit,
aber auch Wissenschaft haben ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten und ihre eigenen Ziele. Unterschiedliche Funktionslogiken und unterschiedliche Erwartungshaltungen, abweichende Zeithorizonte sowie unterschiedliche Begriffe und Sprachdeutungen kennzeichnen deshalb oft die
Schwierigkeiten, mit denen sich die wissenschaftliche Politikberatung bei ihrer Aufgabe konfrontiert sieht. Schneller verfügbare Daten, knappe 'Headlines' und präzise Aussagen etwa
und das richtige 'Timing' kennzeichnen die Erwartungshaltung von Politik, Medien und Öffentlichkeit an die Wissenschaft und die wissenschaftliche Beratung. Die Beibehaltung wissenschaftlicher Standards und die Vermittlung sachlicher und möglichst abgesicherter Entscheidungsgrundlagen für die Politik durch qualitativ anspruchsvolle Informationen wiederum sind die legitimen Kerninteressen der Wissenschaft. In der Wissenschaft wird die Aufbereitung von Fakten in Präsentationsformen, Symbolen und Begriffen, die den Adressaten in
Politik, Medien und Öffentlichkeit einen einfachen Zugang erlauben, oft genug nicht ausreichend mitgedacht. Für die wissenschaftliche Beratung gilt es deshalb, nicht nur evidentes
Wissen zu vermitteln, sondern, um wirkungsvoll zu werden, auch die Logiken des Politikund Medienbetriebs zu berücksichtigen. Beratung hat hier eine Brückenfunktion, soll 'übersetzen'. Der angemessene Umgang mit diesen Anforderungen ist einer der zentralen Unterschiede zwischen wissenschaftlicher Politikberatung und anderen Formen der Beratung. Aber
wissenschaftliche Beratung ist ebenfalls nicht interessenfrei; sie besitzt z.B. eine eigene Sprache und eigene Arbeitslogiken, die nur teilweise mit denen der Adressaten kompatibel sind.
Die vorliegende Studie arbeitet heraus, welche Kommunikationsprozesse und Darstellungs-
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weisen zu einer stärkeren Evidenzbasierung von Politik beitragen können und wo die Hindernisse, Schwierigkeiten und Grenzen bei der Einbringung von Faktenwissen, von Evidenz, in
den politischen Alltag liegen. Am Ende werden Handlungsempfehlungen in Richtung Wissenschaft, in Richtung Beratung und in Richtung Politik formuliert, die das Ziel der Verbesserung des Wissenstransfers und der besseren Nutzung von internen und externen Wissensressourcen im Politikprozess haben." (Autorenreferat)
[266-L] Janzen, Cornelius:
Parteien im Internet: zwischen interaktiver Bürgerbeteiligung und professioneller
Öffentlichkeitsarbeit, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 160 S., ISBN: 978-3-83649037-5
INHALT: "Das Mitmach-Internet - kurz Web 2.0 - erlebt derzeit eine Renaissance. Facebook,
MySpace oder YouTube locken Millionen Nutzer. Und auch die Politik kann sich dem Trend
zur digitalen Selbstdarstellung und virtuellen Interaktion nicht mehr entziehen: Die OnlinePortale der Parteien liefern politische Hintergrundinformationen, Bürger chatten mit Spitzenpolitikern, Wahlkämpfe finden im Internet statt. Die interaktiven Möglichkeiten des neuen
Mediums bieten Chancen für die politische Meinungs- und Willensbildung in der Demokratie. Nutzen Parteien ihre Online-Portale,um mehr Beteiligung der Bürger am politischen Prozess zu ermöglichen? Oder dient der Einsatz von Online-Medien in der Kommunikation von
Parteien lediglich strategische Öffentlichkeitsarbeit? Der Autor analysiert Web-Angebote und
Online-Kampagnen der im Bundestag vertretenen Parteien und zeigt Perspektiven eines demokratieförderlichen Einsatzes neuer Medien auf. Das Buch richtet sich an Wissenschaftler,
Politikberater, Journalisten und all jene, die sich mit den Möglichkeiten und Grenzen politischer Kommunikation in den Online-Medien befassen." (Autorenreferat)
[267-L] Jensen, Jens:
Die unerkannte Macht - Peinlichkeit als Faktor der Politik, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges.
2007, 103 S., ISBN: 978-3-8329-2924-4 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)MB3200/3)
INHALT: "Welche Rolle spielen Emotionen im politischen Prozess? Die interdisziplinär angelegte Untersuchung zeigt auf, wie sehr die Bedeutung sozialer Emotionen in den traditionellen
Ansätzen zur Erklärung politischer Integration und Willensbildung vernachlässigt wird. In
Anlehnung an die Theorie der Schweigespirale von Elisabeth Noelle wird davon ausgegangen, dass - oft nur gedanklich vorweggenommene - Peinlichkeit wesentlich am Zusammenhalt politisch-sozialer Systeme beteiligt ist. Unter dem Aspekt der Konformität erscheint
Peinlichkeit, indem sie die Isolationsfurcht des Menschen aktualisiert, als Puffer, der extreme
Ausschläge begrenzt. Hinsichtlich des politischen Willensbildungsprozesses wird die gängige
Annahme, es handele sich um einen überwiegend rational geprägten Wettstreit konkurrierender Meinungen, in Frage gestellt: Ohne die verhaltensleitende Wirkung sozialer Emotionen,
so die These, wäre häufig gar kein Interessenausgleich möglich. Versteht man antizipatorisch
wirksame Peinlichkeit zudem als Waffe im Kampf um sozialen Einfluss, dann ist die Möglichkeit, Peinlichkeitszuschreibungen umzudeuten, das heißt, normative Grenzen zu verschieben, ein Machtfaktor ersten Ranges." (Autorenreferat)
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[268-F] Kajewski, Marie-Christine, M.A. Dipl.-Theol. (Bearbeitung); Oberreuter, Heinrich,
Prof.Dr.Dr.h.c. (Betreuung):
Die Dogmatik der Demokratie. Wie viel Wahrheit braucht und verträgt die liberale Demokratie? Analyse und Diskussion auf der Basis unterschiedlicher Wahrheitstheorien
INHALT: Für den demokratisch-politischen Prozess ist der Streit von Parteiungen und Standpunkten konstitutiv, deren Heterogenität jedoch nicht unbeschränkt sein kann: Wenn Demokratie funktionieren soll, müssen sich die am politischen Prozess beteiligten Individuen und
Gruppen einem anerkannten Wertkodex unterordnen. Dieser Wertkodex darf sich dabei nicht
nur auf Verfahrensnormen beschränken, sondern muss auch regulative Ideen enthalten. Doch
wie sind materialethisch-regulative Ideen zu finden ohne Thematisierung der Wahrheitsfrage,
die in der liberalen Demokratie bewusst offen gehalten wird? Vor dem skizzierten Hintergrund versucht die Dissertation zu zeigen, dass eine zumindest teilweise Beantwortung der
Wahrheitsfrage auch für liberaldemokratische Gesellschaften unerlässlich ist, wenn vermieden werden soll, dass das Band, welches die heterogenen Standpunkte eint, reißt. Ist die Bedeutung einer gemeinsamen Vorstellung des Wahren für die liberale Demokratie erkannt, ergibt sich als weiterführende Frage, welches Wahrheitsverständnis mit den zentralen liberaldemokratischen Werten kompatibel ist. Zur Beantwortung sollen sowohl philosophische Wahrheitstheorien in ihrer substantialistischen als auch ihrer deflationistischen Ausprägung auf
ihre Demokratieverträglichkeit hin analysiert und diskutiert werden. Da sich beide Arten der
Wahrheitstheorie in bestimmten Punkten als defizitär erweisen - die substantialistische in der
Hinsicht, dass der Pluralismus unzulässig eingeengt wird, die deflationistische dadurch, dass
sie die gesellschaftliche Integration nicht leisten kann - soll in einer Synthese ein demokratieverträglicher Mittelweg angezielt werden, der über ein modifiziertes Metaphysikverständnis
das Allgemeine revitalisiert, ohne ins Absolute abzugleiten.
METHODE: Die Dissertation versteht sich als Beitrag zur ideengeschichtlichen bzw. politischphilosophischen Theoriebildung in Auseinandersetzung mit zentralen Vertretern der liberalen
Tradition und der normativen Demokratietheorie. Zur Erweiterung des Horizontes dieser Diskussion wird auf philosophische Wahrheitstheorien zurückgegriffen, die für den Diskurs der
Politischen Theorie fruchtbar gemacht werden sollen.
ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2011-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Passau, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft I
(94030 Passau)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0851-509-2671, e-mail: [email protected])
[269-L] Kallmorgen, Jan-Friedrich; Bohnen, Johannes:
Wie Web 2.0. die Politik verändert: Wahlen allein reichen nicht ; Technologie formt eine
neue Bürgergesellschaft, in: Internationale Politik, Jg. 64/2009, Nr. 7/8, S. 18-25 (Standort: USB
Köln(38)-LS G 09335; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.internationalepolitik.de/ip/
archiv/jahrgang-2009/juli-august-2009-/wie-web-2-0--die-politik-verandert.html)
INHALT: Die politischen Entscheidungsprozesse und damit unsere Demokratie werden sich in
den nächsten Jahren durch neue Technologien rasant verändern. Bürger und andere Akteure
werden sich stärker beteiligen. Die Politik muss sich darauf einstellen und vor allem ihre Außenpolitik besser erklären. Das Web 2.0 eignet sich für politische Forderungen und politischen Protest. Es vermag zudem aus kollektiver Bürgerintelligenz politische Empfehlungen
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zu generieren. Auch etablierte Demokratien können sich von kundigen Bürgern beraten lassen. (ICE2)
[270-L] Kepplinger, Hans Mathias:
Politikvermittlung, (Theorie und Praxis öffentlicher Kommunikation, Bd. 1), Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2009, 210 S., ISBN: 978-3-531-16421-2
INHALT: "Politiker sind auf die Vermittlung der Medien angewiesen und passen deshalb ihre
Aktivitäten den Erfordernissen der Medien an. Die handlungsleitenden Überlegungen von Politikern und Journalisten, die Zugangshürden der Medien aus Sicht der Politiker sowie die
Strategien zu ihrer Überwindung werden anhand von Befragungen analysiert. Das Erscheinungsbild der Politik in den Medien sowie sein Einfluss auf die Politikvorstellungen und auf
das Wahlverhalten der Bevölkerung wird anhand von Inhaltsanalysen der Medienberichte und
von Bevölkerungsumfragen dargestellt." (Autorenreferat)
[271-L] Kersting, Norbert (Hrsg.):
Politische Beteiligung: Einführung in dialogorientierte Instrumente politischer und
gesellschaftlicher Partizipation, (Bürgergesellschaft und Demokratie, Bd. 28), Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2008, 294 S., ISBN: 978-3-531-16158-7
INHALT: "Politische und gesellschaftliche Partizipation ist ein interdisziplinäres Querschnittsthema. Ziel dieses Bandes ist daher, ein für die politikwissenschaftliche, soziologische und
pädagogische Diskussion und Lehre anschlussfähiges Einführungs- und Lehrbuch vorzulegen, das moderne Instrumente politischer und gesellschaftlicher Diskussion beispielhaft vorstellt. Dabei wird ein Bogen geschlagen von der repräsentativen Demokratie, die den Bürger
als Informationssubjekt entwirft, bis hin zu diskursiv-interaktiv angelegten Verfahren, die
stärker Modellen deliberativer Politik und einer kommunitaristischen und zivilgesellschaftlich
getragenen Demokratie entsprechen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Norbert Kersting:
Innovative Partizipation: Legitimation, Machtkontrolle und Transformation. Eine Einführung
(11-39); Norbert Kersting,Philippe Schmitter und Alexander Trechsel: Die Zukunft der Demokratie (40-64); Informierte Demokratie. Vom Zuschauer zum Informationssubjekt: Anna
Brake: Internetbasierte Befragung - ein Instrument für den Weg in eine aktive Bürgergesellschaft? (65-79); James S. Fishkin: Deliberative Poll. Jenseits von "Polling Alone" (80-91);
Claus Leggewie und Christoph Bieber: Webforum (92-106); Institutionalisiertes Politik-Monitoring. Von der repräsentativen zur direkten Demokratie: Norbert Kersting: Beiräte und
Kommissionen. Integration von Partikularinteressen (107-122); Benno Hafeneger und Torsten Niebling: Kinder- und Jugendparlament (123-141); Volker Mittendorf und Theo Schiller:
Initiative und Referendum (142-158); Dialogische Konsensfindung. Von strukturellen Konflikten zum Konsens:Harrison Owen: Open Space Konferenz: Eine transformative Praxis
(159-166); Frederick Steier, Bo Gyllenpalm, Juanita Brown und Sabine Bredemeier: World
Cafe. Förderung der Teilhabekultur (167-180); Olaf-Axel Burow: Zukunftskonferenz. Anspruch, Wirklichkeit und Perspektiven (181-194); Diskursive Entscheidungsvorbereitung.
Vom manifesten Konflikt zur Entscheidung:Anna Geis: Mediation. Verhandlungen im öffentlichen Bereich (195-208); Monique Leyenaar: Citizen Jury (209-221); Lars Holtkamp: Bürgerhaushalt (222-235); Susanne Maria Weber: Real Time Strategic Change (RTSC). Kritik
als Motor des Wandels (236-254); Evaluation: Nicole J. Saam: Nachhaltigkeit transformativer
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Verfahren politischer Partizipation? Theoretische Unmöglichkeiten und Konsequenzen für
die Evaluierung (255-269); Norbert Kersting: Evaluation dialogischer Beteiligungsinstrumente (270-292).
[272-F] Knaut, Annette, Dr.des. (Bearbeitung); Sarcinelli, Ulrich, Prof.Dr.; Göhler, Gerhard,
Prof.Dr. (Betreuung):
Abgeordnete des Deutschen Bundestages als PolitikvermittlerInnen zwischen Medialisierung
und Informalität
INHALT: Zentrale These: In modernen Demokratien wandelt sich das Wesen von Repräsentation
durch die Medialisierung politischer Kommunikation. Abgeordnete werden zu Politikvermittlern, die intensiv und effektiv kommunizieren müssen, um politisch erfolgreich zu sein. Davon abgeleitet ergibt sich die Annahme, dass die Bedeutung informeller Strukturen, als Reaktion auf die Omnipräsenz der Medien, zunimmt. Informelle Strukturen sind in hohem Maße
selektiv - mit der Folge, dass Frauen im Parlament als "integrierte Außenseiterinnen" agieren.
Forschungsziel: Entwicklung einer Typologie von Repräsentations- und Kommunikationsstilen von Abgeordneten des Deutschen Bundestages; Aufzeigen der Mechanismen von Inklusion in informelle Institutionen unter Berücksichtigung genderrelevanter Strukturen. ZEITRAUM: Untersuchungsjahr/ Erhebung der Daten 2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Theoretische Grundlagen: Repräsentationstheoretischer Ansatz in Verbindung mit
Prämissen des Neo-Institutionalismus (March/ Olson) und der "gendered organizations"
(Acker); methodischer Ansatz: qualitative Sozialforschung/ grounded theory DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Qualitatives Interview (Stichprobe: 40; Abgeordnete des Deutschen Bundestages).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Knaut, Annette: "Nicht in Berlin verschwinden..." - Kommunikationsstile von Abgeordneten. in: Schweigen, Lügen und Vertuschen. Wenn die Wahrheit nicht
mehr öffentlich wird. Dokumentation zum 13. MainzerMedienDisput. Wiesbaden 2009, S.
150-165. Siehe auch unter: www.mediendisput.de/downloads/13MMD_Doku.pdf .
ART: BEGINN: 2004-01 ENDE: 2009-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Koblenz-Landau Campus Landau, FB 06 Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. Politikwissenschaft (Kaufhausgasse 9, 76829
Landau); Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut
für Politikwissenschaft Bereich Grundlagen der Politik Arbeitsschwerpunkt Theorie und Ideengeschichte (Garystr. 55, 14195 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[273-F] Kohring, Matthias, Prof.Dr. (Bearbeitung):
"Ästhetische Komplizenschaft"? Die rechtsextreme Symbolik der NPD in der politischen
Fernsehberichterstattung
INHALT: Das Forschungsprojekt untersucht die Verwendung rechtsextremer Symbolik in der
politischen Fernsehberichterstattung am Beispiel der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Die zentrale Hypothese des Projekts postuliert, dass die Berichterstattung in hohem Maße durch eine nicht-intendierte 'ästhetische Komplizenschaft' (Weiß 2004) von Jour-
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nalismus und Rechtextremismus geprägt ist: Ein nicht unerheblicher Teil der Berichterstattung verwendet rechtsextreme Symbolik in einer unreflektierten Art und Weise und könnte
dadurch die Bemühungen der NPD um öffentliche Aufmerksamkeit, Mobilisierung und Integration der Anhängerschaft begünstigen. Zunächst wird diese Hypothese mittels einer Inhaltsanalyse der Berichterstattung von öffentlichrechtlichen und privaten Fernsehsendern zwischen August 2004 und Juli 2008 überprüft. Sodann wird eine Befragung von Journalisten
durchgeführt, um die Problematik des Umgangs mit rechtsextremer Symbolik zu ergründen.
Auf der Basis dieser empirischen Untersuchungen wird ein Seminarkonzept 'Strategien zum
Umgang mit rechtsextremer Symbolik' für die Weiterbildung konzipiert. ZEITRAUM: August
2004 und Juli 2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,
Institut für Kommunikationswissenschaft (Bispinghof 9-14, 48143 Münster)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0251-83-24266, Fax: 0251-83-21310,
e-mail: [email protected])
[274-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
Strategien: Wie setze ich was durch in der Politik?
INHALT: Wie setze ich was durch? Politische Strategien im Dreieck von Macht, Kommunikation
und Steuerung "Wer regiert, muss nicht unbedingt die Macht haben, seine Interessen und Ziele durchzusetzen. Das ist eine Grunderfahrungen aller politischen Akteure. Doch die genauen
Mechanismen, warum was wie verwirklicht werden kann, sind nicht erforscht. Wie zufällig
verläuft Politik? Wie müssen politische Prozesse und Inhalte inszeniert werden? Was kann
überhaupt noch wie gesteuert werden?
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, Fak. für Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl für das politische System der Bundesrepublik Deutschland und moderne Staatstheorien (47048 Duisburg); Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung -C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected])
[275-L] Kürschner, Isabelle:
Den Männern überlassen wir's nicht!: erfolgreiche Frauen in der CSU, Baden-Baden: Nomos
Verl.-Ges. 2009, 255 S., ISBN: 978-3-8329-4811-5
INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist der Aufstieg von CSU-Politikerinnen in Spitzenpositionen. Nach einer Übersicht über den Forschungsstand wird zunächst der theoretisch-konzeptionelle Bezugsrahmen erläutert. Dieser fasst die für die Auswertung der empirischen Daten notwendigen Dimensionen der politischen Sozialisationsforschung, Partizipationsforschung und Frauenforschung zusammen. Nach einem Überblick über methodische Anlage,
Datenerhebung und -auswertung konzentriert sich der Blick auf die Frauen in der CSU. Von
der Frauenpolitik der Partei über die Arbeitsgemeinschaft Frauen-Union bis hin zur Bestandaufnahme der Wahlergebnisse und Frauenanteile werden Hintergrundmaterialien der Untersuchung zusammengestellt. Nach einer Betrachtung der politischen Sozialisation und Sozial-
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struktur der Untersuchungsgruppe werden die Aufstiegs- und Karrierewege der befragten Politikerinnen dargestellt - vom Beginn des politischen Engagements über den politischen Aufstieg bis zur Wahrnehmung der politischen Praxis aus der weiblichen Perspektive. Anhand
von zwei Fallbeispielen wird abschließend ein Gesamteindruck der Lebens- und Karriereverläufe von CSU-Politikerinnen skizziert. (ICE2)
[276-L] Kusche, Isabel:
Politikberatung und die Herstellung von Entscheidungssicherheit im politischen System,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 292 S., ISBN: 978-3-531-16048-1
INHALT: Auf dem Hintergrund, wie Soziologie und Politikwissenschaft Politikberatung bisher
thematisiert haben, wendet sich die Dissertation gegen die gewöhnlich nicht diskutierte Vorannahmen, die unterstellen, dass Politikberatung nur als wissenschaftliche Politikberatung
von größerem Interesse ist oder man von bestimmten Institutionen einfach weiß, dass sie Politikberatung betreiben, und sich daher darauf konzentrieren kann, ihre Funktionsweise, Mängel und Potenziale zu beschreiben. All dies setzt bereits eine klare Vorstellung voraus, was
Politikberatung ist. Tatsächlich findet sich zum Begriff der Politikberatung, abgelöst von allen Attributen und institutionellen Spezifikationen, aber kaum etwas in der Literatur. Hier
setzt die Arbeit an, indem sie die beiden Aspekte in den Blick nimmt, die mit dem Begriff
selbst als grundlegend benannt werden: zum einen der Umstand, dass es um Beratung geht, d.
h. um eine spezifische Art von Kommunikation, die sich von anderen unterscheidet; zum anderen, dass es zentral um Politik, das politische System geht, wenn von Politikberatung die
Rede ist. Angestrebt wird somit nicht eine soziologische Theorie der Beratung, d. h. eine Bestimmung der Rolle, die Beratung in der modernen Gesellschaft generell ausfüllt. Die Systemtheorie wird dazu als Grundlage gewählt, weil sie es erlaubt, das politische System und
andere gesellschaftliche Bereiche mit den gleichen Theoriemitteln zu beschreiben und so
maßgeblich darauf abzielt, "scheinbar Unvergleichbares vergleichbar zu machen" (Luhmann).
(ICA2)
[277-L] Linden, Markus; Thaa, Winfried (Hrsg.):
Die politische Repräsentation von Fremden und Armen, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges.
2009, 261 S.
INHALT: "In der aktuellen Debatte über Tendenzen der Exklusion und Prekarisierung werden
Arme und Migranten als Hauptbetroffene identifiziert. Das wirft die Frage auf, inwiefern der
drohende gesellschaftliche Ausschluss mit politischen Repräsentationsproblemen einhergeht
oder darauf sogar zurückzuführen ist. Der Band liefert erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme des Forschungsstands zum Thema. Dabei werden der Wandel von Repräsentationsbeziehungen, neuere theoretische Sichtweisen politischer Repräsentation, die Wirkungsweisen
verschiedener Repräsentationsformen sowie die Einflussmöglichkeiten Fremder und Armer
analysiert. Eine hervorgehobene Stellung nimmt die Diskussion neuerer, insbesondere deliberativer Repräsentationsformen ein. Es wird deutlich, welch weitreichende Folgen die sich abzeichnenden Veränderungen politischer Repräsentation nach sich ziehen könnten." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Markus Linden, Winfried Thaa: Einleitung: Eine Krise der Repräsentation von Fremden und Armen? (9-18); Michael Vester: Soziale Milieus und die
Schieflagen politischer Repräsentation (21-59); Winfried Thaa: Das ungelöste Inklusionspro-
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blem in den partizipatorischen Neubewertungen politischer Repräsentation (61-78); Ingo
Bode: Vermarktlichung der Zivilgesellschaft? Die advokatorische Funktion des Sozialsektors
im disorganisierten Wohlfahrtskapitalismus (81-97); Sven T. Siefken: Politikberatung durch
Expertenkommissionen - Chance oder Risiko für die Inklusion schwacher Interessen? (99118); Jan Schneider: Pro Zuwanderung - pro Zuwanderer? Chancen und Grenzen der Repräsentation von Zuwandererinteressen in der Beratung von Migrationspolitik: Die SüssmuthKommission im Kontext (119-141); Markus Linden: Wissensbasierte Disparität - Die parlamentarisch-parteipolitische und deliberativ-rationale Repräsentation von Migranteninteressen
in der Ära Schröder (145-179); Hartmut Häußermann: Die politische Repräsentation marginalisierter Stadtteile (183-199); Andreas M. Wüst, Dominic Heinz: Die politische Repräsentation von Migranten in Deutschland (201-218); Helen Schwenken: Die prekäre politische Repräsentation von sans papiers in der Europäischen Union - zur Rolle argumentativer Frames
(219-234); Sabine Ruß: Geschichten eines Erfolgs? Die Repräsentation von Wohnungslosen
in Frankreich und den Vereinigten Staaten (235-257).
[278-L] Lorenz, Robert; Micus, Matthias (Hrsg.):
Seiteneinsteiger: unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Parteiendemokratie, (Göttinger
Studien zur Parteienforschung), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 512 S., ISBN: 978-3531-16483-0
INHALT: "Berufspolitiker haben ein schlechtes Image. Deshalb richten sich immer wieder Hoffnungen auf eine Erneuerung von außen. Mit dem Ruf nach Seiteneinsteigern verbindet sich
die Erwartung auf mehr Kompetenz, breitere Repräsentation und größere Orientierung am
Gemeinwohl. Inwieweit Seiteneinsteiger freilich diese Erwartungen zu erfüllen vermögen,
welche Eigenschaften, Fähigkeiten und Erfahrungen sie mitbringen müssen, was also einen
erfolgreichen von einem erfolglosen Seiteneinsteiger unterscheidet, bleibt dabei unklar. Dieser Band beantwortet diese entscheidenden Fragen und untersucht am Beispiel von 23 politischen Karrieren Erfolg und Misserfolg von Seiteneinsteigern." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Robert Lorenz, Matthias Micus: Politische Seiteneinsteiger - Exoten in Parteien,
Parlamenten, Ministerien (11-30); Matthias Micus: Ralf Dahrendorf - Scheitern eines Experiments (31-60); Frauke Schulz: Werner Maihofer - im Zweifel für die Freiheit (61-80); Matthias Micus: Kurt Biedenkopf - General bei Kohl, König in Sachsen (81-114); Felix Butzlaff:
Klaus Töpfer - der ewige Seiteneinsteiger (115-139); Silke Schendel: Ursula Lehr - "Ich muss
ja nicht ewig Ministerin bleiben" - Die gescheiterte Seiteneinsteigerin (140-159); Ina Brandes: Paul Kirchhof - kein Seiteneinsteiger (160-174); Robert Lorenz: Siegfried Balke - Spendenportier und Interessenpolitiker (175-205); Ingar Solty: Otto Schily - ein politischer Seiteneinstieg im Kontext der hegemonialen Kooptation und passiv-revolutionären Selbsteinschreibung von"1968" in den Neoliberalismus (206-222); Johanna M. Klatt: Rita Süssmuth - vom
politischen Stern zur prekären Politikerin (223-239); Stephan Klecha: Walter Riester - der
letzte klassische sozialdemokratische Seiteneinsteiger (240-254); Michael Lühmann: Michael
Naumann - Schröders Glanz und Hamburgs Gloria (255-273); Katharina Rahlf: Ursula von
der Leyen - Seiteneinsteigerin in zweiter Generation (274-302); Franz Walter: Ludger
Westrick und Horst Ehmke - Wirtschaft und Wissenschaft an der Spitze des Kanzleramts
(303-318); Benjamin Seifert: Egon Bahr - zur besonderen Verwendung (319-332); Christian
Werwath: Klaus Kinkel - "Ich kann auch aufhören, dann können die sich einen andern suchen." (333-347); Christian Teevs: Karl Lauterbach - die "rollende Kanonenkugel" (348-362);
Stine Harm: Carlo Schmid - der politische Star und das sozialdemokratische Sternchen (363-
198
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
389); Christina Gillessen, Ulrich Eith: Ludwig Erhard - parteiloser Berufspolitiker und gescheiterter Volkskanzler (390-401); Christina Gillessen: Hans Leussink - Seiteneinsteiger für
(fast) unlösbare Aufgaben (402-409); Saskia Richter: Gert Bastian - Seitenwechsel für den
Frieden? (410-430); Michael Schlieben: Angela Merkel - die Königin der Seiteneinsteiger
(431-455); Felix Butzlaff: Matthias Platzeck - der natürliche Seiteneinsteiger (456-486); Robert Lorenz, Matthias Micus: Die flüchtige Macht begabter Individualisten (487-506).
[279-L] Lucke, Albrecht von:
Propaganda der Ungleichheit: Sarrazin, Sloterdijk und die neue "bürgerliche Koalition", in:
Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 54/2009, H. 12, S. 55-63 (Standort: UB
Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.blaetter.de/artikel.php?pr=3229)
INHALT: "Was der neuen Regierung ersichtlich fehlt, ist ein geistiger Überbau, eine konsistente
Idee ihrer zukünftigen Aufgabe. Gleichzeitig schwingen sich zahlreiche Intellektuelle zu
Stichwortgebern der neuen 'bürgerlichen Koalition' auf. Der Autor analysiert, wie die neuen
'Denker der Ungleichheit' eine andere Republik propagieren - und dabei enorme Unterstützung aus der 'Mitte' der Gesellschaft und von einflussreichen Medien erhalten. Dabei könnte
es sich um den Gründungsdiskurs einer neuen schwarz-gelben Republik handeln, der die alten
sozialstaatlichen Parameter grundsätzlich in Frage stellt." (Autorenreferat)
[280-L] Maier, Jürgen; Glantz, Alexander; Bathelt, Severin:
Was wissen die Bürger über Politik?: zur Erforschung der politischen Kenntnisse in der
Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 2008, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009,
H. 3, S. 561-579 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Aus demokratietheoretischer Sicht sind fundierte Kenntnisse über politische Zusammenhänge ein Grunderfordernis. Bisher liegen aber nur sehr wenige empirisch abgesicherte
Erkenntnisse über das politische Wissen der Bundesbürger vor. Um herauszufinden, wie
Kenntnisse über politische Fakten in der deutschen Bevölkerung verteilt sind, wurden sämtliche bei GESIS-ZA verfügbaren repräsentativen Bevölkerungsumfragen aus den Jahren 1949
bis 2008, in denen politische Wissensfragen gestellt wurden, auf der Aggregatebene ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die politischen Kenntnisse der Bürger insgesamt auf einem moderaten Niveau angesiedelt sind. Allerdings hängt das Wissensniveau stark vom Inhalt der gestellten Fragen und der dabei zur Anwendung kommenden Methodik ab. Das Wissen der Bürger ist über die Zeit hinweg weitgehend stabil. Ausnahmen sind die 1970er und
1980er Jahre, in denen das Wissensniveau erheblich unter den Kenntnisständen lag, die in
früheren oder späteren Zeiträumen gemessen wurden. Generelle Wissensunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen lassen sich weder für bestimmte Zeiträume noch für bestimmte Themen nachweisen." (Autorenreferat)
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[281-L] Marx, Dorothea:
Landtagsabgeordnete im Fokus der Medien: ihre Sicht auf Entstehung, Wirkung und
Qualität landespolitischer Berichterstattung, (Reihe Medien-Skripten : Beiträge zur Medienund Kommunikationswissenschaft, Bd. 54), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 206 S., ISBN:
978-3-8329-4363-9
INHALT: "Der Widerspruch von Nähe und Distanz prägt das Verhältnis zwischen Politikern und
Journalisten: Politiker brauchen die Medien, um Wähler zu erreichen. Journalisten benötigen
Politiker als Informationsquelle. Deshalb pflegen beide enge, teils informelle Kontakte.
Gleichzeitig verfolgen sie abweichende Interessen. Politiker wollen ihre Botschaften durch
die Medien möglichst ungefiltert verbreiten. Journalisten wählen Nachrichten dagegen nach
eigenen, professionellen Kriterien aus. Die Ambivalenz der Beziehung ist die Quelle für Probleme und Konflikte. Die vorliegende Analyse stellt die Sicht der Politiker in den Vordergrund. 568 Landtagsabgeordnete wurden zu ihren Kontakten mit Journalisten, zur Qualität
und Wirkung der Medienberichterstattung über Landespolitik befragt." (Autorenreferat)
[282-F] Merkel, Wolfgang, Prof.Dr.; Weßels, Bernhard, PD Dr.; Ecker-Ehrhardt, Matthias, Dr.phil.; Zürn, Michael, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Denationalisierierung von Problemwahrnehmungen und die Attribution von Handlungsverantwortung an politische Institutionen
INHALT: Repräsentative Umfrage der deutschen Bevölkerung zur grenzübergreifenden Wahrnehmung von Problemen und der Zuschreibung von Handlungsverantwortung an nationale,
transnationale und internationale Institutionen. Die Abteilungen "Demokratie: Strukturen,
Leistungsprofil und Herausforderungen" (DSL) und "Transnationale Konflikte und Internationale Institutionen" (TKI) untersuchen gemeinsam die Frage, in welchem Ausmaß und aus
welchen Gründen die Bürger (zunehmend) die Verantwortung zur Lösung drängender Probleme internationalen politischen Institutionen und Organisationen zuschreiben. Dabei stehen
die folgenden drei Aspekte im Vordergrund: Erstens besteht zwar ein breiter Konsens in Politik und Wissenschaft, dass die Globalisierung zunehmend ins Bewusstsein der Bürger dringt,
allerdings fehlen empirische Studien, die die Wahrnehmung von Problemen als "grenzübergreifend" tatsächlich nach Sachbereichen differenziert erheben. Zweitens bestehen zwar konkurrierende Hypothesen über die Ursachen und Bedingungen einer solchen Denationalisierung von Problemsichten - etwa kognitive Mobilisierung, die Universalisierung von Normen,
grenzübergreifende Kommunikation oder Identifikationsmomente -, eine systematische Forschung auf Individualebene fehlt gleichwohl. Drittens bestehen erste Erkenntnisse über den
Zusammenhang von Problemsichten und der Zuschreibung von Handlungsverantwortung
bzw. die Unterstützung verschiedener Institutionen; diese Erkenntnisse bedürfen jedoch noch
dringend einer Differenzierung hinsichtlich verschiedener Problemfelder und Institutionen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Ecker-Ehrhardt, M.; Weßels,
B.: Denationalisierung gesellschaftlicher Problemwahrnehmungen. Manuskript. Berlin, Mai
2008, 32 S. Download unter: www.wzb.eu/zkd/dsl/pdf/Ecker-Ehrhardt_Wessels_Politisierung.pdf .
ART: BEGINN: 2007-09 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Abt. Demokratie - Strukturen, Leistungsprofil und
Herausforderungen (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin); Wissenschaftszentrum Berlin für
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Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Abt.
Transnationale Konflikte und Internationale Institutionen (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
[283-L] Münkler, Herfried; Hacke, Jens (Hrsg.):
Wege in die neue Bundesrepublik: politische Mythen und kollektive Selbstbilder nach 1989,
(Eigene und fremde Welten : Repräsentationen sozialer Ordnung im Vergleich, Bd. 13), Frankfurt
am Main: Campus Verl. 2009, 239 S., ISBN: 978-3-593-38896-0
INHALT: "Nach 1989 musste die Bundesrepublik ihr Selbstbild und ihre historische Tradition
neu definieren. Dass Adenauer zum bedeutendsten Deutschen gewählt, die Erinnerung an die
68er gepflegt oder sich mit dem 'deutschen Herbst' beschäftigt wird, belegt den neuen Umgang mit der eigenen Geschichte. Die Beiträge beleuchten die politisch-kulturellen und ideengeschichtlich relevanten Debatten, auch diejenigen über Patriotismus und Leitkultur. Es geht
in diesem Buch darum, politisch-kulturell und ideengeschichtlich relevante Diskurse zu orten,
um an ihnen Akzentverschiebungen festzustellen, die Auskunft über die Wandlung kollektiver Selbstbilder in der deutschen Gesellschaft nach 1989/90 geben. Der Zugriff ist dabei multiperspektivisch." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Herfried Münkler, Jens Hacke: Politische
Mythisierungsprozesse in der Bundesrepublik: Entwicklungen und Tendenzen (15-32); Edgar
Wolfrum: Epilog oder Epoche? (Rück-)Blick der deutschen Geschichtswissenschaft vom
Zeitalter der Zweistaatlichkeit bis zur Gegenwart (33-64); Jens Hacke: Staatsbilder: Einige
Konzeptionen des Staates in der Soziologie und Sozialphilosophie der Bundesrepublik (6582); Clemens Albrecht: Die Bundesrepublik Deutschland als "Gesellschaft": Letztbegriffe
kollektiver Selbstdeutung (83-114); Jan-Werner Müller: Nation, Verfassungspatriotismus,
Leitkultur: Integrationsbegriffe vor und nach 1989 (115-130); Manfred Hettling: Militärisches
Ehrenmal oder politisches Denkmal? Repräsentationen des toten Soldaten in der Bundesrepublik (131-152); Erik Meyer: "Ein Ort, an den man gerne geht": Das Berliner Holocaust-Mahnmal (153-170); Ute Pannen: Bundesbilder: Debatten um die künstlerische Ausgestaltung des
Reichstagsgebäudes und das Selbstbild der Berliner Republik (171-192); Eva Hausteiner:
Volksaktie und Dax Populi: Politische Mythen als ökonomische Handlungsressource (193212); Rudolf Speth: Wirtschaftskampagnen und kollektive Selbstbilder: Von der "Initiative
Neue Soziale Marktwirtschaft" bis zu "Du bist Deutschland" (213-240).
[284-L] Münkler, Herfried:
Die Deutschen und ihre Mythen, Berlin: Rowohlt 2009, 606 S., ISBN: 978-3-87134-607-1
INHALT: Die Studie über die politischen Mythen der Deutschen ist in fünf Kapitel gegliedert.
Die Nationalmythen, mit denen sich das erste Kapitel beschäftigt, erzählen von der Herkunft
der Deutschen und vermitteln Zukunftsversprechen. Daneben stehen im zweiten Kapitel die
durch politische Mythen geprägten Vorstellungen des Eigenen und Fremden, die Wir-Sie-Stereotype, die unter der Überschrift "Ein Kampf gegen Rom" behandelt werden. Identität versuchte man in diesen Ausformungen politischer Mythen, von der Narration der Schlacht im
Teutoburger Wald bis zu den gegen den Papst gerichteten Invektiven der Reformation, in erster Linie durch Abgrenzung zu erreichen. Die Beschäftigung mit dem Preußenmythos im dritten Kapitel ist eine Suche nach den narrativ-ikonischen Wurzeln des deutschen Sonderwegsbewusstseins. Der Preußenmythos und die preußischen Mythen erzählen, wie dieser "Sonderweg" zu beschreiten sei, und dabei standen Dienst und Pflicht, Disziplin und - zunächst zu-
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mindest - Bescheidenheit im Zentrum der Erzählungen. Die dem vierten Kapitel zugrunde liegende Suchbewegung orientiert sich an Orten und Räumen: die Burg als Symbol für Schutz
und Trutz, Sicherheit und Freiheit, Verheißung und Erlösung. Das fünfte und letzte Kapitel ist
durch das Modell der Gegenmythen geprägt. Da politische Mythen umso mehr Macht über
die Vorstellungswelt der Menschen gewinnen, je stärker sie in einen Zusammenhang von
Herausforderung und Reaktion eingebettet sind, wird der mythenpolitisch untermauerte Überlegenheitsanspruch der Gegenseite mit eigenen politischen Mythen beantwortet. (ICA2)
[285-L] Murswieck, Axel:
Angela Merkel als Regierungschefin und als Kanzlerkandidatin, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 51, S. 26-32
(www.bpb.de/files/4MYEMF.pdf)
INHALT: "Das institutionelle Gefüge ermöglicht Experimente in politischer Führung. Wahrscheinlich ist, dass das Experiment Merkel zu Ende geht und die politischen Führungsqualitäten der Kanzlerin jetzt ihre Bewährungsprobe zu bestehen haben." (Autorenreferat)
[286-L] Neuhäuser, Achim:
Legitimation durch Information: Regierung und politische Kommunikation am Beispiel der
rot-grünen Bundesregierung 1998-2005, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 152 S.,
ISBN: 978-3-8364-6456-7
INHALT: Die Regierungskommunikation bedeutet auf der einen Seite (extern) die Legitimation
der Regierung im Sinne demokratischer Grundsätze, auf der anderen Seite (intern) die Sicherung der eigenen Machtposition. Durch den Einsatz gezielter Kommunikationsstrategien und
unter der Berücksichtigung der zahlreichen Einflussfaktoren kann die Regierungskommunikation zweierlei erreichen: einerseits die Darstellung der Regierungspolitik in der Öffentlichkeit und die Vermittlung einer positiven Selbstdarstellung an die Bürger. Andererseits garantiert eine funktionsfähige Regierungskommunikation die Effizienz und Effektivität der Regierungspolitik durch Koordination der verschiedenen Einflussfaktoren im Entscheidungssystem. Dies führt zu der These, dass interne und externe Kommunikation im verschränkten Entscheidungssystem der Bundesrepublik Deutschland die Voraussetzung für die Arbeitsfähigkeit einer Regierung sind. In der vorliegenden Arbeit wird unter Berücksichtigung dieser These die Frage untersucht, welche Merkmale der Regierungskommunikation der Regierung Gerhard Schröder sich zwischen 1998 und 2004 ausmachen lassen und wie sich die Akteure der
politischen Kommunikation bedienen, um Legitimation und Machtsicherung zu erreichen und
Arbeitsfähigkeit zu gewährleisten. (ICI2)
[287-F] Österreichische Akademie der Wissenschaften:
Wahlen und Politikvermittlung in der österreichischen Tagespresse 1966-2006
INHALT: Nach grundlegenden Analysen der Entwicklung des österreichischen Zeitungsmarkts
in der Zweiten Republik soll nun auch der Forschungsschwerpunkt Massenmedien und
Wahlen in Österreich auf die Zweite Republik ausgedehnt werden, wobei zuerst der Zeitraum
von 1966 bis 2006 im Mittelpunkt stehen wird, da er von tief greifenden Veränderungen so-
202
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
wohl des Parteiensystems und der politischen Kräfteverhältnisse als auch des Mediensystems
und der Rolle der Medien im Wahlkampf gekennzeichnet ist. So begann 1966 nach einer langen Zeit der großen Koalition die Zeit der Alleinregierungen, zuerst der Österreichischen
Volkspartei, nach 1971 (und einem kurzlebigen Minderheitskabinett) der Sozialdemokratischen Partei. 1983 begann zwar eine neue Reihe von Koalitionen, diesmal aber in unterschiedlichen Zusammensetzungen, mit unterschiedlichen Gewichtungen der beteiligten Partner und vor dem Hintergrund eines sich verändernden Parteiensystems und der Gründung
neuer Parteien. Diese politischen Veränderungen reflektieren Änderungen in der Struktur der
österreichischen Wählerschaft und vor allem des Wählerverhaltens. Angesichts der zunehmend schwächer werdenden Parteibindung der Wähler gewannen die Medien eine größere
Bedeutung im Wahlkampf doch auch sie unterlagen in den letzten vierzig Jahren einem gravierenden Wandel: Er ist einerseits durch das Sterben der meisten Parteizeitungen, das Vordringen der Wiener Boulevardpresse (insbesondere der Kronen-Zeitung) auf die regionalen
Bundesländermärkte und einen massiven Konzentrationsschub gekennzeichnet, andererseits
veränderte das Fernsehen (das in Österreich erst 1955 eingeführt wurde) nicht nur das Mediensystem, sondern auch die Rolle der Medien in der politischen Kommunikation, indem es
neue Formen der Berichterstattung anregte. Insbesondere die Fernsehkonfrontationen der
Spitzenkandidaten, in Österreich erstmals 1970 veranstaltet, wurden zu einem bestimmenden
Teil des Wahlkampfs und beeinflussten, so die generelle Meinung, den Stil der Wahlberichterstattung auch in der Zeitung im Sinne einer Betonung des Wettkampfcharakters (horserace
style). Die historische Perspektive des Projekts legt eine Konzentration auf das Medium Tageszeitung nahe (zumal mit den Arbeiten von Fritz Plasser und Kollegen Vergleichsstudien
für das Fernsehen seit Beginn der 1980er Jahre vorliegen). Die zentralen Forschungsfragen
beziehen sich einerseits auf jene Trends, die in vergleichbaren internationalen Studien untersucht worden sind (wie z.B. Personalisierung und zunehmender Negativismus der Berichterstattung), und andererseits auf die Zuschreibung von Erfolg und Misserfolg als jenem Teil der
Medienberichterstattung, der, wie internationale Studien zeigen, angesichts des oben erwähnten Rückgangs der Parteibindung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Diese Fragen sollen in
Relation zu den strukturellen Veränderungen des Mediensystems und der davon beeinflussten
Organisationsformen der Medien untersucht werden. ZEITRAUM: 1966-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Österreich
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Kommission für vergleichende
Medien- und Kommunikationsforschung (Postgasse 7/4/1, 1010 Wien, Österreich)
KONTAKT: Institution (Tel. 0043-1-51581-3110, Fax: 0043-1-51581-3120,
e-mail: [email protected])
[288-L] Pelinka, Anton; Sickinger, Hubert; Stögner, Karin:
Kreisky - Haider: Bruchlinien österreichischer Identitäten, Wien: Braumüller 2008, 250 S.,
ISBN: 978-3-7003-1644-2
INHALT: Bruno Kreisky gilt als die bedeutendste Persönlichkeit der österreichischen Sozialdemokratie, fast dreizehn Jahre lang amtierte er als Bundeskanzler. Zuvor war er Außenminister
der ÖVP-SPÖ-Koalitionsregierung, später über ein Jahrzehnt lang stellvertretender Vorsitzender der sozialistischen Internationale. Gemeinsam mit Willy Brandt empfing er 1979 Jassir
Arafat in Wien - ein Besuch, dem die Anerkennung der PLO als rechtmäßige Vertretung des
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palästinensischen Volkes folgte. Die Bedeutung dieses Staatsakts sei durch Kreiskys jüdische
Herkunft noch verstärkt worden, schreibt Stögener, auch habe das Ereignis auf den entscheidenden Charakterzug Kreiskys hingewiesen: die Fähigkeit zur Integration. Stögener beschreibt das Phänomen Kreisky vor dem Hintergrund der österreichischen Gesellschaft im
Schatten der nationalsozialistischen Vergangenheit und des Nahostkonflikts. Abschließend
erörtert sie die Bedeutung des Austrofaschismus für Kreisky. Dieser war während des austrofaschistischen Ständestaates wegen Hochverrats inhaftiert und teilte seine Zelle mit einem
Nationalsozialisten. Diese Erfahrung habe seine spätere Sichtweise auf den Antisemitismus
stark geprägt. Im Gegensatz zu Kreisky ist der Kärntner Landeshauptmann Haider eine Person, die polarisiert und spaltet - auch die eigene Partei. Sickinger beschreibt Haiders Jugend
und Elternhaus und verfolgt anschließend dessen Parteikarriere bis an die Spitze der FPÖ. Er
zeichnet die von Haider betriebene Radikalisierung der Oppositionspolitik nach und erläutert
dessen Geschichts- und Politikbild. Analog zu Stögeners Analyse widmet er sich Haiders Abschied von der Rolle des proamerikanischen und judenfreundlichen Politikers bis hin zu seiner Instrumentalisierung des Antisemitismus für Wahlkampfzwecke. Anhand dieser beiden
konträren Persönlichkeiten skizzieren die Autoren die gegensätzlichen Entwicklungslinien österreichischer Identität. Der vorangestellte Beitrag von Pelinka verbindet die Beiträge durch
seine Gedanken zum Spannungsfeld zwischen österreichischer und jüdischer Identität. (ZPol,
NOMOS)
[289-F] Piwoni, Eunike (Bearbeitung):
Deutsches Nationsverständnis im Wandel
INHALT: Bekenntnisse zur Nation sind in Deutschland spätestens seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wieder salonfähig geworden und nicht mehr ausschließlich im Umfeld deutschnational orientierter Randgruppen vorzufinden. Die Gründe für diesen "neuen Patriotismus"
sind bislang nur essayistisch, z.B. unter Verhandlung von letztlich nur mit marginaler Erklärungskraft versehenen Konzepten wie "Normalisierung" oder "Generationenwandel" angegeben worden. Das Forschungsprojekt geht davon aus, dass die neue Legitimität von Patriotismus und Nationalstolz mit einem umfassenden Wandel des deutschen Nationsverständnisses
zusammenhängt. Dieser Wandel wird mehrdimensional konzipiert, in die Perspektive des
World-Polity-Ansatzes nach John F. Meyer und Kollegen gestellt und anschließend im Rahmen einer Diskursanalyse verdichteter Debatten zum deutschen Nationsverständnis untersucht. Ziel ist es nicht nur eine befriedigende Erklärung für Phänomene wie die Wiederentdeckung nationaler Gefühle zu finden, sondern darüber hinaus eine Globalisierungseffekte konsequent berücksichtigende Perspektive auf den Wandel des deutschen Nationsverständnisses
seit Mitte der 80er Jahre zu entwickeln. Auf diese Weise kann der Wandel nicht nur dargestellt, sondern auch ursächlich erklärt werden.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Graduiertenkolleg "Märkte und Sozialräume in Europa" (Lichtenhaidestr. 11, 96045 Bamberg)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0951-863-3132, e-mail: [email protected])
[290-F] Poguntke, Thomas, Prof.Dr. (Bearbeitung); Mair, Peter, Prof.Dr.; Kopecky, Petr, Dr. (Leitung):
Parteipatronage in Deutschland
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INHALT: Die beantragte Studie hat zum Ziel, das Ausmaß von Parteienpatronage in den wichtigsten Bereichen staatlichen Handelns in Deutschland empirisch zu untersuchen. Ausgangspunkt hierfür ist eine klare definitorische Abgrenzung von Parteipatronage von den häufig damit in Verbindung gebrachten Phänomenen Klientelismus und Korruption. Parteipatronage ist
definiert als die Fähigkeit von Parteien, die Personalauswahl in staatlichen und semi-öffentlichen Institutionen und Organisationen (mit)zusteuern. Über die Mechanismen der Parteienregierung haben Parteien in den meisten Fällen einen offiziellen Zugang zu den entsprechenden
Entscheidungsgremien bzw. bestimmen die relevanten Entscheidungsträger selbst. Empirisch
offen ist allerdings die Frage, bis zu welchem Grad parteipolitische Auswahlkriterien andere,
sachgerechte Qualifikationsmerkmale überformen. Dies soll durch eine große Zahl von Interviews mit Experten zu den einzelnen Bereichen staatlichen Handelns geklärt werden. Das
Projekt ist Teil einer international vergleichenden 17-Länder-Studie. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: nein
INSTITUTION: Universität Bochum, Fak. für Sozialwissenschaft, Sektion Politikwissenschaft
Lehrstuhl Politikwissenschaft, Politisches System Deutschlands (44780 Bochum)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel: 0234-32-28975, Fax: 0234-32-14508,
e-mail: [email protected])
[291-L] Püschner, Michael:
Der Fraktionsreferent - ein politischer Akteur?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage
zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 38, S. 33 (www.bpb.de/files/02YZW6.pdf)
INHALT: "Die Bundestagsabgeordneten werden auf der Arbeitsebene von zahlreichen Akteuren
unterstützt. Die wissenschaftlichen Fraktionsreferenten haben dabei durchaus auch politisches
Einflusspotenzial. Ihre Expertise macht sie durch die 'Hintertür' de facto zu politischen Beratern der Abgeordneten." (Autorenreferat)
[292-F] Reißig, Rolf, Prof.Dr.phil.habil.; Thomas, Michael, Dr. (Bearbeitung); Koch, Frank Thomas, Dr.sc.phil.; Dienel, Hans-Liudger, Dr. (Leitung):
"...was zusammengehört!" Wahrnehmung und Bewertung der deutschen Einheit
INHALT: Im Oktober 2008 startete der Innovationsverbund Ostdeutschlandforschung ein Forschungsprojekt zum "Aufbau Ost". Wie sieht es heute im vereinten Deutschland aus? Mit
Blick auf 20 Jahre friedliche Revolution in der DDR und den Mauerfall (9. November 1989)
sowie auf 20 Jahre deutsche Einheit (3. Oktober 1990) untersucht das Forschungsprojekt "...
was zusammengehört!", wie die deutsche Einheit wahrgenommen und bewertet wird. Es werden politische Deutungen, wissenschaftliche Diskurse, Meinungsumfragen und die Mediendarstellung ausgewertet, um Themen und Bilder zu identifizieren, die die Wahrnehmung des
deutschen Vereinigungsprozesses prägen. Ein öffentlicher deutschlandweiter Online-Dialog
ergänzt die wissenschaftliche Analyse. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland
ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2009-02 AUFTRAGGEBER: Zentrum Technik und Gesellschaft
FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: BISS e.V. Brandenburg-Berliner Institut für Sozialwissenschaftliche Studien
(Pettenkofer Str. 16-18, 10247 Berlin); nexus GmbH Institut für Kooperationsmanagement
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und interdisziplinäre Forschung (Otto-Suhr-Allee 59, 10585 Berlin); Sozialwissenschaftliches
Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V. -SFZ- (Köpenicker Str. 125, 10179 Berlin)
KONTAKT: Walther, Dorothea (Tel. 030-960-88650 od. 0170-939-3304,
e-mail: [email protected])
[293-F] Richter, Emanuel, Prof.Dr. (Leitung):
Politische Korruption in der Bundesrepublik Deutschland - Wandlungen ihrer öffentlichen
Wahrnehmung und Sanktionierung
INHALT: Das Forschungsprojekt zielt auf eine Längsschnittanalyse der politischen Korruption in
der Bundesrepublik Deutschland von ihrer Gründung bis zur unmittelbaren Gegenwart. Da es
keine unumstrittenen objektiven Kriterien zur Messung von politischer Korruption gibt, wird
die Entwicklung der politischen Korruption anhand ihrer gewandelten öffentlichen und fachwissenschaftlichen Wahrnehmung und politischen Sanktionierung nachgezeichnet und bemessen. Politische Korruption wird also in Abhängigkeit von ihrer politischen Perzeption
klassifiziert. Das geschieht auf der Basis von jeweils drei Kriterien der Wahrnehmung (fachwissenschaftliche Analysen, Medien-Berichterstattung, wissenschaftliche Korruptions-Messung) und drei Kriterien der Sanktionierung (Ausprägung rechtlicher und politischer Institutionen der Kontrolle, Entstehung von Gesetzen und Richtlinien, Entwicklung der Ermittlung
und Strafverfolgung). Es steht zu erwarten, dass die so systematisierte politische Korruption
in der Bundesrepublik Deutschland in Hinblick auf ihre Perzeption aufschlussreiche phasenspezifische Verläufe aufweist und im allgemeinen Trendverlauf ihrer Wahrnehmung stetig
zunimmt, obwohl sie vielleicht objektiv auf gleichem Niveau verbleibt. ZEITRAUM: ab 1949
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Hochschule Aachen, Philosophische Fakultät, Institut für Politische
Wissenschaft Bereich Politische Systemlehre und Comparative Politics (Ahornstr. 55, 52074
Aachen)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[294-L] Rürup, Bert:
Vom Elend der wissenschaftlichen Politikberatung, in: Sozialer Fortschritt : unabhängige
Zeitschrift für Sozialpolitik, Jg. 58/2009, H. 8, S. 177-182 (Standort: USB Köln(38)-Haa1098;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.atypon-link.com/DH/doi/pdf/10.3790/sfo.58.8.177)
INHALT: Erstens schreibt der Autor Politik drei Wurzeln zu: eine aristotelischen die auf die
'Glückseligkeit' der Gesellschaft ausgerichtet ist, eine machiavellistische, die Politik als
Machtgewinn und -erhalt betrachtet und eine augustinische, nach der Politik eine die Menschheit vom Bösen erlösende Aufgabe innewohnt. Politikberatung hat Politik dem Verfasser gemäß sowohl unter aristotelischen als auch nach machiavellistischen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. In folgenden wendet sich der Autor zweitens der wissenschaftlichen Politikberatung zu, die er als Transfer wissenschaftlicher Befunde in die politische Praxis ansieht, die
er von der Politikbegutachtung abgrenzt und deren Defizite er ausführt. Diese bestehen in der
Abwendung der Volkswirtschaftslehre von institutionellen Fragen, einem Dünkel von einigen
kompetenten Wirtschaftswissenschaftlern gegenüber der Politik sowie aus der mangelhaften
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institutionellen Verankerung und Transparenz. Der Autor führt drittens in die Politikbegutachtung anhand der Beispiele des Sachverständigenrates und den Regierungskommissionen
ein. Abschließend unterbreitet der Verfasser einige Vorschläge zur Verbesserung der Arbeit
des Sachverständigenrates.Diese umfassen Hauptamtlichkeit der Mitglieder, Verlegung des
Sitzes nach Berlin sowie Beibehaltung des Jahresgutachtens im November. (ICC)
[295-L] Rychterova, Pavlina; Seit, Stefan; Veit, Raphaela (Hrsg.):
Das Charisma: Funktionen und symbolische Repräsentationen, (Beiträge zu den Historischen
Kulturwissenschaften, Bd. 2), Berlin: Akademie Verl. 2008, 479 S., ISBN: 978-3-05-004315-9
INHALT: "'Charisma' - dieser schillernde Begriff besitzt in der abendländischen Kultur erhebliches Gewicht, und zwar sowohl in Theologie und Frömmigkeit als auch in der politischen
und sozialen Praxis. Die Bedeutung des Konzepts beschränkt sich nicht auf den Zeitraum bis
zum späten Mittelalter, es wirkt vielmehr bis in die Gegenwart fort. Wissenschaftler aus Philosophie, Theologie, Geschichte, Soziologie, Politik- und Islamwissenschaft bieten Ansätze
einer interdisziplinären, räume- und Epochenübergreifenden Klärung und Systematisierung
des Charismabegriffs und verfolgen wichtige Stationen seiner Entwicklung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stefan Seit: Charisma oder Recht? Webers Charisma-Konzept und
das Bild der Kirche in Rudolph Sohms Interpretation des Ersten Clemensbriefs. Vorüberlegungen zu einem schwierigen Begriff (13-56); Hildegard Scherer: Charismen in Korinth - das
Konzept des Paulus (59-72); Ernst Ludwig Grasmück: Von der charismatischen Struktur der
christlichen Gemeinden in "apostolischer" Zeit zu den frühen Formen von Hierarchie und Institutionalisierung (73-82); Herbert Schmid: Gnostischer Charismatiker und kirchlicher Bischof: Vorbild oder Gegensatz? (83-95); Bärbel Dümler: Zwischen Professionalität und Charisma. Die Erfindung des armenischen Alphabets durch Mesrop Mastoc nach der Vita des
Koriwn (97-125); Christoph Schneider: Charisma. Sinnproduktion durch Reflexionsanästhesie (129-153); Valentin Rauer: Magie der Performanz. Theoretische Anschlüsse an das Charisma-Konzept (155-171); Ulrich Gotter: Die Nemesis des Allgemein-Gültigen. Max Webers
Charisma-Konzept und die antiken Monarchien (173-186); Agathe Bienfait: Heilige in der
katholischen Kirche. Eine an Max Weber orientierte Studie über das Zusammenspiel zwischen Personalcharisma und Amtscharisma (187-200); Ingo Klitzsch: Petrus Abaelardus: ein
verkannter Charismatiker? Zur Bedeutung des Heiligen Geistes und seiner Charismen im Leben und theologischen Denken des Mönches und Magisters (203-227); Stefan Seit: At vero
perpauci sunt quibus huius scientiae secretum ... divina revelare gratia dignetur. Wissen als
Gnadengabe oder Naturanlage bei Peter Abaelard und Gilbert Porreta im Lichte der Kritik
Bernhards von Clairvaux (229-254); Mechthild Dreyer: Dona et virtutes im Früh- und Hochmittelalter. Erkenntnis als Gnadengabe oder dianoetische Tugend (255-273); Gian Luca Potesta: Prophetie als Wissenschaft. Das Charisma der Seher der Endzeiten (275-286); Daniel
Gotzen: Wissenschaft als Beruf und Berufung. Begabung und Charisma als symbolisches Kapital in der Frühen Neuzeit (289-299); Eberhard Tiefensee: Im Spannungsfeld von Genialität
und Selbstbewegung der Wissenschaft. Überlegungen anhand des Wissenschaftsprogramms
Franz Brentanos (301-310); Hans Günter Dosch: Albert Einstein - ein charismatischer Wissenschaftler? (311-319); Albrecht Diem: Organisierte Keuschheit - organisierte Heiligkeit. Individuum und Institutionalisierung im frühen gallo-fränkischen Klosterwesen (323-345);
Matthias Vollet: Die "dunkle Nacht" des Juan de la Cruz - ein charismatisches Geschehen?
(347-362); Agnes Imhof: "Wer den Preis für Lob zahlt, wird gepriesen." Muhammads Charisma in der altarabischen Gesellschaft (365-374); Susanne Kurz: Verehrt und verlacht: Sufis
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
207
und ihre Gnadengaben (karamat) in persischen Witzen und Anekdoten (375-382); Martin
Wihoda: Die Herrschaftslegitimation im böhmischen Fürstentum des 11. Jahrhunderts. Kontinuitäten und Wandlungen (385-404); Gerhard Krieger: Vom charisma zur ratio. Zur Legitimation politischer Herrschaft im Spätmittelalter (405-321); Pavlina Rychterova: Jan Hus: der
Führer, Märtyrer und Prophet. Das Charisma im Prozess der Kommunikation (423-445);
Heinz Halm: Das Charisma der Imame (449-455); Raphaela Veit: Andrea Alpago und Schah
Isma'il. Der Begründer der Safavidendynastie im Zeugnis eines Venezianer Gesandtschaftsarztes, Händlers und Informanten (457-465); Johannes Bergmann: Der Märtyrer als charismatische Person (467-479).
[296-F] Saalfeld, Thomas, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Parlamentarische Anfragen als Instrumente politischer Kommunikation
INHALT: Fallstudien zeigen, dass in den letzten Jahrzehnten die Nutzung des Instruments parlamentarische Anfragen in den meisten parlamentarischen Demokratien kontinuierlich und
stark zugenommen hat, dass aber in der Nutzung signifikante Unterschiede zwischen Parteien
und einzelnen Abgeordneten bestehen. Das hier angezeigte Projekt soll zur Erklärung dieser
Variationen beitragen. Die Geschäftsordnungen nahezu aller demokratischer Parlamente gestatten es einzelnen Abgeordneten, Fragen an die Regierung zu richten. Im Rahmen parlamentarischer Kontrolltätigkeit (etwa durch Mitglieder von Oppositionsparteien) können solche Fragen zum Einen der Informationsbeschaffung des Parlaments dienen. Zum Anderen
bieten sie als (im internationalen Vergleich mehr oder weniger beschnittenes) Individualrecht
(im Gegensatz zu Fraktionsrechten) einzelnen Abgeordneten die Möglichkeit, sich freier als
in Debatten und Abstimmungen medien- und wählerwirksam zu Fragen der Tagespolitik zu
positionieren. Sowohl die Oppositionsfraktionen als auch einzelne Abgeordnete haben nur
dann Anreize, die Regierung durch Fragen zur Rechenschaftslegung zu zwingen, wenn sie
dadurch elektorale oder karrierebezogene Vorteile erwarten, was wiederum systematisch mit
der Parlamentsorganisation, dem Wahlsystem und der elektoralen Verwundbarkeit des Abgeordneten variieren sollte (vgl. z.B. Krehbiel, Information and Legislative Organization, 1991).
Während bereits eine Reihe crossnational vergleichender Untersuchungen zur Verwendung
parlamentarischer Fragen als Instrumente der parlamentarischen Regierungskontrolle durch
die Opposition existieren (z.B. die Arbeiten Wibergs) und die Anreize von Minderheitsparteien im Wahlzyklus analysieren, sind Art und Ausma? der Verwendung von Fragen als individuelles Mittel politischer Kommunikation aus vergleichender Sicht noch wenig untersucht.
Ziel des Projekts ist es, die Verwendung parlamentarischer Anfragen als Mittel der individuellen Wählerkommunikation durch einzelne Abgeordnete in ausgewählten parlamentarischen
Regierungssystemen Europas quantitativ zu beschreiben und Variationen im Gebrauch dieser
klassischen parlamentarischen Waffe der Abgeordneten zu erklären. Grundlage der Analysen
ist eine Vollerhebung aller (individuellen) parlamentarischen Anfragen in Deutschland, Gro?
britannien, Irland und Österreich in der letzten abgeschlossenen Wahlperiode (ca. 20042009), wobei neben Merkmalen der Fragenden (z.B. Status in der Fraktionshierarchie, Seniorität, Ausschussmitgliedschaft, Mitgliedschaft einer formellen oder informellen parlamentarischen Gruppierung, elektorale Verwundbarkeit) vor allem Informationen zur Art der Fragen
(z.B. Informationsgewinnung, Wahlkreis- oder Interessenbezug, Abgrenzung von der eigenen
Partei, Unterstützung der Parteiführung in der Auseinandersetzung mit politischen Opponenten, Verdeutlichung interner Gegensätze innerhalb konkurrierender Parteien) und zu institutionellen (z.B. Wahlsystem, Mandatstyp, Beschränkungen durch die Parlamentsgeschäftsord-
208
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
nung) bzw. strategischen Kontextvariablen (z.B. zeitliche Nähe zur nächsten Wahl, Knappheit der Mehrheitsverhältnisse) kodiert werden. Das Projekt befindet sich noch im Anfangsstadium. Bisher wurde ein Datensatz zum britischen Unterhaus 2005 bis 2009 erstellt. Bei
ersten Auswertungen stand - als Teilprojekt - das parlamentarische Repräsentationsverhalten
von Abgeordneten mit Migrationshintergrund im Vordergrund. Hierzu wurde ein Arbeitspapier vorgelegt. ZEITRAUM: ca. 2004-2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland, Großbritannien, Irland, Österreich
METHODE: Theoretisch baut die Arbeit auf neueren Theorien individualisierter Repräsentation
und Modellen des akteurszentrierten Institutionalismus auf, wobei ein Ausgangsmodell in
Analogie zu Krehbiels Theorie legislativer Organisation entwickelt wurde. Methodisch handelt es sich um eine quantitative Vergleichsstudie, die sich multivariater statistischer Analyseverfahren bedient. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert; Sekundäranalyse von Individualdaten. Feldarbeit durch
Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Saalfeld, Thomas: "Measuring" representation: the use of parliamentary questions by black and minority ethnic backbench MPs in the United Kingdom. Paper prepared for presentation at the ECPR Standing
Group on Parliaments Conference on Parliamentary Questions, Sciences Po, Paris, 12-14
March 2009.
ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für
Vergleichende Politikwissenschaft (Feldkirchenstr. 21, 96045 Bamberg)
KONTAKT: Institution, Sekretariat (Tel. 0951-863-2605, Fax: 0951-863-2606,
e-mail: [email protected])
[297-L] Salzborn, Samuel (Hrsg.):
Politische Kultur: Forschungsstand und Forschungsperspektiven, (Politische
Kulturforschung, Bd. 1), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 232 S., ISBN: 978-3-631-58019-6
INHALT: "Dieser Band eröffnet die Schriftenreihe Politische Kulturforschung. Sein Anliegen ist
es, die theoretische, konzeptionelle und empirische Reichweite des Konzepts Politische Kultur darzustellen und die vielfältigen Facetten der politischen Kulturforschung vorzustellen.
Der Band liefert grundlegende und einführende Beiträge zu einzelnen Aspekten der politischen Kulturforschung und gibt einen systematischen Überblick über den Forschungsstand."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Samuel Salzborn: Einleitung (7-10); Sylvia Greiffenhagen: Theorie(n) der Politischen Kultur (11-29); Anton Pelinka: Überwindung oder Vertiefung
von Hegemonie? Politische Kultur "lernen" (31-44); Samuel Salzborn: Der Vergleich politischer Kulturen. Theorien, Konzepte und Methoden (45-60); Ursula Birsl: Staatsbürgerschaft
und Demokratie in politischen Kulturen der EU. Konzeptionelle Überlegungen und empirische Befunde (61-101); Steffen Hagemann: Politische Kultur und Internationale Beziehungen
(103-128); Christine Kulke: Geschlechterperspektiven und politische Kultur. Diskursive und
institutionelle Herausforderungen (129-146); Benjamin Drechsel: Trügerischer Augenschein?
Hinweise zur Verflechtung von politischer Kultur und visueller Politik (147-174); Hans-Joachim Busch: Politische Kultur und politische Psychologie (175-200); Wolfgang Bergem: Politische Kultur und Geschichte (201-227).
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
209
[298-L] Schmedes, Hans-Jörg:
Mehr Transparenz wagen?: zur Diskussion um ein gesetzliches Lobbyregister beim
Deutschen Bundestag, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 40/2009, H. 3, S. 543-560
(Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Vertretung gesellschaftlicher Interessen stellt ein Wesensmerkmal parlamentarischer Demokratien dar. Da jedoch das Verhältnis zwischen Parlament, Regierung und Interessenvertretern in Deutschland bislang keinen Transparenzverpflichtungen unterliegt, sondern
sich weitgehend im Verborgenen abspielt, existiert in der Öffentlichkeit ein weit verbreitetes
Unbehagen gegenüber den Aktivitäten und der vermeintlichen Übermacht von Interessengruppen. Ausgehend von Forderungen nach einem gesetzlichen Lobbyregister in den Programmen einzelner Parteien zur Bundestagswahl werden zunächst die Herausforderungen einer solchen Regelung diskutiert. Der Blick auf gesetzliche Registrierungspflichten in den
USA und in Kanada sowie der Entwicklungen auf europäischer Ebene zeigen die Defizite der
seit 1972 vom Bundestagspräsidenten geführten Verbändeliste. Zentrales Element eines möglichen Lobbyregisters sollte eine sanktionsbewehrte Registrierungspflicht mit Angaben zu
den Auftraggebern sowie den finanziellen wie organisatorischen Rahmenbedingungen ihrer
Tätigkeit sein. Eine Realisierung dieser Offenlegungspflichten würde die Transparenz und somit auch die Legitimität parlamentarischer Entscheidungsprozesse deutlich verbessern." (Autorenreferat)
[299-F] Schönwälder, Karen, Dr.habil. (Bearbeitung):
Die politische Elite der MigrantInnen
INHALT: Zugang von MigrantInnen zu politischen Eliten; Karrierewege; Transfer von Erfahrungen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Institutionalismus DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2007-11 ENDE: 2009-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften (Postfach 2833, 37018 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0551-4956-129, e-mail: [email protected])
[300-L] Schwarz, Andreas:
Politik und Massenmedien im Spannungsfeld zwischen Politikvermittlung und
Einschaltquoten: Betrachtungen und Herausforderungen in der Mediendemokratie,
(Schriften zum Medienrecht, Bd. 17), Hamburg: Kovac 2008, 364 S., ISBN: 978-3-8300-3855-9
INHALT: Wer von Politik und Medien spricht, der spricht von einer Symbiose. Gleiches gilt für
Politikvermittlung und Einschaltquoten. Die diesem Komplex gewidmete Arbeit entfaltet das
Thema unter einer ganzen Reihe von Aspekten. Dazu zählen: Medialisierung und mediale
Darstellungspolitik, daraus entstehende Gefährdungen für demokratische Grundsätze und Institutionen, Rundfunkfreiheit und Rundfunkordnung, Verantwortungskultur durch Media Governance. Alle vier Aspekte werden ausführlich diskutiert. Eingebunden sind sie in eine informative Erörterung der Rolle der Medien im Meinungs- und Willensbildungsprozess sowie
grundlegende Aussagen über moderne Politikvermittlung, insbesondere zum Fernsehen als
210
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
zentralem Wahlkampfmedium. Dabei fallen vor allem drei Tendenzen ins Auge: Personalisierung, Plebiszitierung und Inszenierung. Nicht weniger relevant sind die Medieneinflüsse auf
die Gesetzgebung. Besonders deutlich zeigt dies das Beispiel der Sicherheitsgesetzgebung in
der Folge des 11. September 2001. Überlegungen zu einer Kommunikationsregulierung sind
also überfällig. Als Ausgangspunkt eignet sich die Idee einer 'Media Governance-Organisation als intersystemische Instanz zwischen Gesellschaft, Politik und Medien' (209). Dabei wären nach Meinung des Autors v. a. drei Kernpunkte zu berücksichtigen: Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure, Transparenz medialer Strukturen, Regelung von Berichts- und Rechenschaftspflichten. (ZPol, NOMOS)
[301-L] Steiner, Adrian:
System Beratung: Politikberater zwischen Anspruch und Realität, (Sozialtheorie), Bielefeld:
transcript Verl. 2009, 268 S., ISBN: 978-3-8376-1231-8
INHALT: Die Dissertation versucht die Frage zu klären, was Beratung ist, genauer: wie Beratung
funktioniert und welche Form sie hat. Beratung wird dabei einschränkend als ein soziales
Phänomen in den Blick genommen, was bedeutet, dass die psychologischen und physiologischen Voraussetzungen, die in Beratungsprozessen involviert sind und die auch Anlass zu Beratung werden können, ausgeklammert sind. Die Frage ist vielmehr, wie es dazu kommen
kann, dass Probleme dieser und anderer Art einer sozialen Bearbeitung, einer Beratungskommunikation, unterzogen werden. Die Beantwortung der obigen Frage erfolgt im Rahmen einer
idealtypischen Begriffsbildung im Sinne Max Webers. Entwickelt wird ein Begriff von Beratung, der die "typischen" Merkmale von realen Beratungsphänomenen in "idealer" Gestalt
festhält. Der Idealtypus bildet gleichsam die identische Projektionsfläche, auf der die ausschlaggebenden Unterschiede empirischer Beratung beobachtbar werden. Als Bindeglied zwischen abstraktem Idealtypus und konkreter empirischer Beratungsforschung wird auf eine
systemtheoretisch orientierte "Kontexttheorie" zurückgegriffen, die Angaben zur Struktur und
prozessualen Logik des Kontextes und der darin bestehenden Anforderungen an Beratung
machen kann. Der Idealtypus der Beratung wird, mit anderen Worten, mittels einer geeigneten Kontexttheorie spezifiziert, um empirische Anschlüsse ermöglichen. Dieser Schritt wird
in der vorliegenden Arbeit versucht: Der ausgewählte Kontext ist das politische System, die
Beratung ist Politikberatung. (ICA2)
[302-L] Steinmann, Thomas:
Die Rolle der Presse im Reformprozess: eine Analyse zur Agenda 2010, Saarbrücken: VDM
Verl. Dr. Müller 2007, 157 S., ISBN: 978-3-8364-2654-1
INHALT: "In tiefgreifenden sozialpolitischen Reformprozessen nehmen die Massenmedien eine
entscheidende Rolle ein. Als Vermittler zwischen der Politik und der Bevölkerung, die von
den Veränderungen unmittelbar betroffen ist, hat das Medienecho einen wesentlichen Einfluss auf die Reformbereitschaft der Wähler - und damit auf Akzeptanz und Gelingen von Reformpolitik. In seiner Pionierstudie zur Rolle der Medien in Reformprozessen analysiert Thomas Steinmann die Berichterstattung der wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften zur Agenda
2010 der rot-grünen Bundesregierung. Ausgehend von theoretischen Überlegungen untersucht er in einer quantitativen Inhaltsanalyse, wie die Redaktionen Reformen einfordern und
vorantreiben - wie sie diese aber zugleich durch ihre an Personalisierung, Skandalisierung
soFid Politische Soziologie 2010/1
7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
211
und Negativismus orientierte Berichterstattung blockieren. Das Buch erweitert Ansätze aus
der Politik- und Kommunikationswissenschaft und entwickelt auf diese Weise ein erstes Modell zur Beschreibung der Rolle der Medien in Reformprozessen. Leitfadengespräche mit relevanten Akteuren aus Politik, politischer PR und Journalismus runden die Analyse ab." (Autorenreferat)
[303-F] Technische Universität Wien:
Die Rolle von politischen Kulturen in der Öffentlichkeitsbeteiligung
INHALT: Öffentlichkeitsbeteiligung spielt sowohl in der politischen als auch in der wissenschaftlichen Debatte und Praxis eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, bestehende GovernanceFormen und demokratischen Systeme zu verbessern. Allerdings wurde bisher zuwenig berücksichtigt, wie sich politische Kulturen auf die Entwicklung und Durchführung von Beteiligungsprozessen auswirken. Politische Kulturen verweisen auf die "subjektiven" und kulturellen Dimensionen von politisch-administrativen Systemen. Politische Kulturen, welche etwa
Interaktionsformen, Meinungen, Mentalitäten und Einstellungen umfassen, sind in verschiedenen Phasen der Sozialisation und des Lebenslaufes erlernt und internalisiert wurden. Sie
stehen im Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu sozialen Milieus, die sich wiederum
durch eine Ähnlichkeit in Bezug auf den sozialen Status und durch ihre Gebundenheit an
einen Ort auszeichnen ("Habitus des Ortes"). Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt des Projektes: a) Welche Formen von politischen Kulturen sind in bestimmten Beteiligungsprozessen
zu identifizieren? b) Welche Rolle spielt die "Bereitschaft zur Beteiligung" in diesen politischen Kulturen seitens der BürgerInnen? c) Welche Zusammenhänge bestehen zwischen politischen Kulturen und sozialen Milieus? d) Welche politischen Kulturen gibt es seitens der AkteurInnen aus den politisch-administrativen Systemen und welchen Einfluss haben diese wiederum auf die Entwicklung und Durchführung von Beteiligungsprozessen?
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien, Österreich FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Technische Universität Wien, Fak. für Architektur und Raumplanung, Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Soziologie (Paniglgasse 16, 1040 Wien, Österreich)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0043-1-58801-27312, e-mail: [email protected])
[304-F] Unger, Simone, M.A. (Bearbeitung); Sarcinelli, Ulrich, Prof.Dr. (Betreuung):
Parteien und Politiker in sozialen Netzwerken (Arbeitstitel)
INHALT: 4 Forschungsfragen: 1. Wie präsent sind die Parteien und deren Spitzenkandidaten in
sozialen Netzwerken im Bundestagswahlkampf 2009? 2. Welche Strategie und welches Ziel
verfolgen die Parteien mit ihren Online-Aktivitäten in den sozialen Netzwerken? 3. Wie sind
die Präsenz und die Online-Aktivitäten der Parteien und ihrer Spitzenkandidaten in sozialen
Netzwerken aus Sicht der Experten zu bewerten? 4. Wie wirken die Online-Aktivitäten der
Parteien und ihrer Spitzenkandidaten in sozialen Netzwerken auf die Rezipienten? ZEITRAUM: 2009 (Bundestagswahl) GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Erklärung der veränderten Kommunikationsanforderungen an die Parteien (gesellschaftlicher Wandel, Medienwandel); Modernisierung der politischen Kommunikation (Per-
212
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
sonalisierung, Professionalisierung, Medialisierung, politisches Kommunkationsmanagement); E-Compaigning. Methodik: Beobachtung, Experteninterviews (leitfadengestützt), Online-Beratung. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Qualitatives Interview (Stichprobe: 10; Experten aus Parteien -5-, Experten aus OnlineKommunikationsagenturen -5-; Auswahlverfahren: über Positionsansatz). Beobachtung, nicht
teilnehmend (Analyse der Veränderungen in den Netzwerk-Profilen von Parteien und Politikern; Auswahlverfahren: total). Standardisierte Befragung, online (Stichprobe: N=1.100; Nutzer des sozialen Netzwerks studiVZ, die zugleich Unterstützer einer Partei bzw. eines Politikers sind; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch die Bearbeiterin des Projekts.
ART: BEGINN: 2007-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Koblenz-Landau Campus Landau, FB 06 Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. Politikwissenschaft (Kaufhausgasse 9, 76829
Landau)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 06325-1686, e-mail: [email protected])
[305-F] Universität Frankfurt:
Die Karrieren deutscher Landtagsabgeordneter 1960, 1980 und 2000
INHALT: In diesem Projekt soll sowohl die Rekrutierung von Landtagsabgeordnten als auch ihr
Verbleib im Zeitverlauf untersucht werden. Dazu werden die Karrieredaten aller deutschen
Landtagsabgeordneten zu drei verschiedenen Zeitpunkten erhoben und systematisch miteinander verglichen. ZEITRAUM: 1960, 1980, 2000 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politische Soziologie und Staatstheorie
(Robert-Mayer-Straße 1 (FLAT), 60325 Frankfurt am Main)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 069-798-23570, Fax: 069-798-22012,
e-mail: [email protected])
[306-L] Wagner, Thomas:
Parteien im Internet: ohne Netz und doppelten Boden?, in: Gesellschaft Wirtschaft Politik :
Sozialwissenschaften für politische Bildung, N. F., Jg. 58/2009, H. 3, S. 365-376 (Standort: UB
Bonn(5)-Z62/84; USB Köln(38)-M XG00116; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag beleuchtet die Aktivitäten der deutschen Parteien im Internet. Durch die
Untersuchung der historischen Entwicklung und der gegenwärtigen Nutzung der Parteiangebote im Internet soll die Frage beantwortet werden, inwieweit das Internet die innerparteiliche
Partizipation wiederbelebt und ob sich dadurch neue Mitglieder gewinnen lassen. Dabei zeigt
sich, dass diese Potenziale durchaus vorhanden sind, jedoch von den Parteien kaum genutzt
werden." (Autorenreferat)
[307-L] Walter, Franz:
Charismatiker und Effizienzen: Porträts aus 60 Jahren Bundesrepublik, (Edition Suhrkamp,
2577), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009, 405 S., ISBN: 978-3-518-12577-9
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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INHALT: Charismatiker mit Sendungsbewusstsein und visionärer Perspektive sind dem Autor
zufolge in der Lage, wenigstens für einen historischen Abschnitt Leidenschaften zu entfesseln, Konventionalitäten zu verlassen und Versäulungen überkommener Interessen aufzulösen. Charismatiker sind Aktivierer und ihr Drang richtet sich nach "draußen". Ihnen genügt
nicht die Enge eines abgeschotteten Milieus, einer separierten Peer-Group, eines verschlossenen Ortsvereins, eines bürokratisch betreuten Sozialstaats. Sie sind nicht binnenzentriert, sondern immer auf der Suche nach neuen Anhängern, neuen Wählern, neuen Mehrheiten, neuen
Bewegungen für ein neues strategisches Ziel. Allein ideengetriebenen, überzeugungsgeleiteten Charismatikern gelingt es zeitweilig, die Politik mit Emotionen und Sinn zu füllen. Sie
vermitteln infolgedessen, wenn sie von der Bühne abtreten, lang anhaltende Prägungen. Der
Autor stellt in zahlreichen Kurzportraits aus 60 Jahren Bundesrepublik die großen Charismatiker der bundesdeutschen Geschichte ihren effizienten Mit- und Gegenspielern gegenüber.
Der Band ist chronologisch gegliedert in die Zeit der Patriarchen (1945-1963), die neuen Reformisten in den Jahren des Übergangs (1963-1974), die Schmidt-Kohl-Jahre (1974-1998)
und die Machtdeterministen in der Berliner Republik (1998-2009). (ICI2)
[308-F] Weidner, Tobias (Bearbeitung); Gilcher-Holtey, Ingrid, Prof.Dr.; Haupt, Heinz-Gerhard,
Prof.Dr.; Pfaff-Czarnecka, Joanna, Prof.Dr.; Steinmetz, Willibald, Prof.Dr. (Leitung):
Das Politische als Kommunikation. Ergebnisse eines Forschungszusammenhangs (Teilprojekt D1)
INHALT: Ziel des Projekts ist die Synthetisierung, Bewertung und Präsentation der Ergebnisse
des SFB über die gesamte Laufzeit. Der Ansatz, das Politische als Kommunikation in seiner
Historizität zu untersuchen, wird kritisch reflektiert und gezielt in der internationalen Forschung verortet. Die empirischen Ergebnisse werden unter der Leitfrage nach epochalen
Transformationen und zeittypischen Verlaufsmustern gebündelt. Die systematische Selbstbeobachtung richtet sich neben der Zusammenführung empirischer Resultate auch auf die theoretischen und methodologischen Erträge, die durch die gemeinsame Arbeit verschiedener Disziplinen und den Pluralismus methodischer Ansätze erzielt worden sind. Besonderes Augenmerk gilt dem Vergleich theoretischer Modelle politischer Kommunikation, die innerhalb und
außerhalb des SFB Forschungen zum Politischen in Geschichte und Gegenwart angeleitet haben. Damit sollen insgesamt die Vorzüge, aber eben auch mögliche Schwächen des SFBKonzepts herausgearbeitet und erkennbar gemacht werden. In Form einer Selbsthistorisierung
des SFB 584 ist ferner nach den Voraussetzungen und Implikationen seiner spezifischen Forschungsperspektive zu fragen: Inwieweit wurde seine Agenda durch die gegenwärtig zu beobachtenden Herausforderungen und Entgrenzungen nationalstaatlicher Politik und die damit
verbundenen Veränderungen der Semantiken des Politischen mitbestimmt?
ART: BEGINN: 2008-01 ENDE: 2012-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bielefeld, SFB 584 "Das Politische als Kommunikationsraum in der
Geschichte" (Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0521-106-3212, Fax 0521-106-2966,
e-mail: [email protected])
[309-F] Weigl, Michael, Dr. (Bearbeitung):
Politisches Marketing und Wahlkreisverhalten
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soFid Politische Soziologie 2010/1
7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
INHALT: Das Projekt bemüht sich um die Beantwortung folgender Leitfragen: 1. Wen glaubt ein
Abgeordneter zu repräsentieren? 2. Welche an ihn gerichteten gesellschaftlichen Erwartungshaltungen besitzen für ihn Relevanz? 3. Wie finden diese Erwartungshaltungen in seinem individuellen Rollenverständnis Ausdruck? 4. Inwiefern determiniert dieses Rollenverständnis
sein Handeln auf der politischen Bühne? 5. Inwiefern versucht der Abgeordnete, durch sein
politisches Marketing Responsivität zwischen ihm (Repräsentant) und den von ihm Repräsentierten zu konstruieren? Als These gilt dabei, dass die Konstruktion von Rollenverständnis
und Responsivität durch den Abgeordneten von verschiedenen intervenierenden Variablen
wie der Wahlkreisbeschaffenheit, der Parteizugehörigkeit oder differierenden Kontexten beeinflusst wird. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bayern
METHODE: Mittels des theoretischen Zugangs des politischen Marketings, verstanden als Führungskonzept zur bewussten Gestaltung von politischen Austauschprozessen, und qualitativer
Interviews mit bayerischen Landtagsabgeordneten soll die auf eine Kongruenz der gefühlten
Responsivität zwischen Repräsentant und Repräsentierten abzielende Interaktion des Abgeordneten mit dem Bürger erfasst werden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung -C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 089-2180-9044, e-mail: [email protected])
[310-L] Zentara, Kai Friedrich:
Medienordnung und öffentlicher Diskurs: die Pflicht des Staates zur Gewährleistung der
Funktionstüchtigkeit des öffentlichen Diskurses, (Studien zum deutschen und europäischen
Medienrecht, Bd. 35), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, LXII, 335 S., ISBN: 978-3-631-57962-6
INHALT: "In Aufnahme und Weiterführung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts
analysiert der Verfasser in dieser Arbeit die grundlegende staatstheoretische Bedeutung des
Öffentlichen Diskurses für die Umsetzung des demokratischen Prinzips. Im Blickpunkt stehen neben der Funktionsweise auch die dem Öffentlichen Diskurs unter den Bedingungen des
heutigen Medienwirtschaftsprozesses drohenden Gefahren, wie etwa vorherrschende Meinungsmacht. Darauf aufbauend wird zunächst eine allgemeine verfassungsrechtliche Pflicht
des Staates festgestellt, die Funktionstüchtigkeit des öffentlichen Diskurses zu sichern. Sodann konkretisiert der Autor - u.a. differenzierend nach den einzelnen Produktionsstufen des
Medienwirtschaftsprozesses - medienträgerübergreifende Regulierungsvorgaben. In einem
zweiten Teil werden die in Deutschland derzeit bestehende allgemeine Ordnung der Medienmärkte zur Sicherung der Vielfalt, das gesetzgeberische Instrumentarium zur Offenhaltung
öffentlicher und privater Informationsquellen, zur Sicherung von Wahrhaftigkeit, Sachlichkeit und Vollständigkeit sowie zur Offenhaltung der Distributionswege umfassend dargestellt,
bewertet und Verbesserungsbedarfe aufgezeigt." (Autorenreferat)
soFid Politische Soziologie 2010/1
7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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[311-L] Zerfaß, Ansgar; Welker, Martin; Schmidt, Jan (Hrsg.):
Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web: Bd. 2, Strategien und
Anwendungen: Perspektiven für Wirtschaft, Politik und Publizistik, (Neue Schriften zur
Online-Forschung, 3), Köln: Halem 2008, 493 S., ISBN: 978-3-938258-68-2
INHALT: Im zweiten Band werden Strategien und Anwendungen in Publizistik, Politik und
Wirtschaft untersucht, wobei lediglich fünf Beiträge sich explizit auf politische Kommunikation beziehen. Erhellend werden im Beitrag von Bräuer/Seifert/Wolling die Diskussion über
die Nutzung neuer Partizipationsformen im Internet zusammengefasst und eigene, aktuelle
Daten zur politischen Kommunikation im Web 2.0 vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass das
Web 2.0 nicht 'in kurzer Zeit zu grundlegend neuen Mustern und Strukturen der politischen
Beteiligung führen wird' (205). Ansonsten beschäftigen sich die Autoren mit Gegenöffentlichkeit, Nichtregierungsorganisationen und politischen Kampagnen. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Martin Welker / Ansgar Zerfass: Einleitung: Social Web in Journalismus,
Politik und Wirtschaft (12-17); Christoph Neuberger / Martin Welker: Journalistische Recherche: Konzeptlos im Netz (19-46); Sven Engesser: Partizipativer Journalismus: Eine Begriffsanalyse (47-71); Bettina Behrendt / Martin Schlegel / Robert Koch: Die deutschsprachige
Blogosphäre. Reifegrad, Politisierung, Themen und Bezug zu Nachrichtenmedien (72-96);
Barbara Witte: Journalismus - Partizipation - Öffentlichkeit: Das Social-Web in der Politikberichterstattung (97-115); Katja Schönherr: Medienwatchblogs als Form journalistischer Qualitätskontrolle (116-133); Steffen Büffel: Crossmediale Transformation lokaler Öffentlichkeiten: Strategien von Zeitungsverlagen im Social Web (134-153); Claudia Gerhards / Sven Pagel: Webcasting von Video-Content in Online-Zeitungen: Marktanalyse - Kosten - Erlöse
(154-186); Marco Bräuer / Markus Seifert / Jens Wolling: Politische Kommunikation 2.0 Grundlagen und empirische Ergebnisse zur Nutzung neuer Partizipationsformen im Internet
(188-209); Jeffrey Wimmer: Gegenöffentlichkeit 2.0: Formen, Nutzung und Wirkung kritischer Öffentlichkeit im Social Web (210-230); Katrin Voss: Nichtregierungsorganisationen
und das Social Web: Mittel der Zukunft oder Bedrohung? (231-247); Tina Brunauer: Social
Software in politischen Kampagnen: Strategien von politischen Organisationen in Österreich
(248-264); Justus Bross / Harald Sack / Christoph Meinel: Politische Partizipation durch Diskussion? Konzeption und Wirkungen des IT-Gipfelblogs (265-281); Ansgar Zerfass / Swaran
Sandhu: Interaktive Kommunikation, Social Web und Open Innovation: Herausforderungen
und Wirkungen im Unternehmenskontext (283-310); Jörg Assmann / Thomas Schildhauer /
Christian Waller: Interaktive Wertschöpfung im Social Web als neue Grundlage der Produktentwicklung (311-337); Stephan Kaiser / Gordon Müller-Seitz: Nutzereinbindung bei Innovationsprozessen im Social Web: Fallstudie Windows Vista (338-351); Michael Koch / Alexander Richter: Social-Networking-Dienste im Unternehmenskontext: Grundlagen und Herausforderungen (352-369); Mathias Schultze / Annika Postler: Online-Trend-Monioring bei der
EnBW: Mit dem Ohr am Kunden (370-282); Michael Scheuermann / Rainer Müller-Müffelmann: Podcasts, Themencommunities und Social Media: Erfahrungen in der BASF-Unternehmenskommunikation (383-398); Susanne Lapp / Antje Wallner: Der SkyCast - Mehr als
Schall und Rauch? Erfahrungen mit Corporate Podcasts bei der Fraport AG (399-411); Tanja
Walter-Dunne: News- und Wissensmanagement mit Weblog und Wiki: Das Beispiel Fink &
Fuchs Public Relations AG (412-426); Alexander Richter / Alexander Warta: Medienvielfallt
als Barriere für den erfolgreichen Einsatz von Wikis im Unternehmen: Fallbeispiel Bosch
(427-443); Roland Burkart / Lieselotte Stalzer: Polarisieren Weblogs die Markenwahrnehmung? Eine Evaluation des Antarctica-Projekts der Bank Austria (444-461); Markus Breuer:
216
soFid Politische Soziologie 2010/1
7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
Business in virtuellen Welten: Nutzungsperspektiven von Second Life und Online-Welten
(462-485).
Register
217
Hinweise zur Registerbenutzung
Sachregister
Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw.
Forschungsnachweise in unseren Datenbanken SOFIS und SOLIS vergeben wurden.
Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch
Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.
●
Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.
Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.
●
Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.
Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich
bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.
Personenregister
Aufgeführt sind
●
bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen;
●
bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter
(„Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.
Institutionenregister
Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im
Register.
Sortierung
Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z.
Nummerierung
Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.
Personenregister
219
Personenregister
A
Alnor, Karen 114
Althaus, Tanja 127
Andersen, Uwe 128
Anderson, Perry 54
Andexinger, Manfred 129
Angrick, Andrej 71
Arnim, Hans Herbert von 155
B
Baberowski, Jörg 55
Bachl, Marko 245
Backes, Uwe 1, 218
Baier, Walter 56
Baron, Daniel 204
Bathelt, Severin 280
Baumhauer, Steffen 240
Becker, Michael 2
Bedorf, Thomas 3
Behnke, Joachim 156, 196, 241
Beierlein, Constanze 197
Bentz, Holger 83
Benz, Arthur 57, 84, 93
Bergmann, Michael 198
Best, Volker 242
Bialas, Wolfgang 58
Bieber, Christoph 243
Bielefeld, Heiner 244
Bielefeld, Ulrich 4
Bieling, Hans-Jürgen 85
Bizeul, Yves 5
Blümel, Clemens 189
Blumenthal, Julia von 86
Bogisch, Manfred 130
Bohnen, Johannes 269
Bolz, Norbert 6
Botzem, Sebastian 87
Braun, Stephan 200
Bredow, Wilfried von 7
Brettschneider, Frank 245
Bröchler, Stephan 86
Brocker, Manfred 201
Brodocz, André 8, 88
Buchholz, Kai 246
Buchstein, Hubertus 9, 10
Bußjäger, Peter 59, 89, 247
Butterwegge, Christoph 202
Bytzek, Evelyn 157
C
Caballero, Claudio 203
Cavazza, Stefano 12
Clasen, Philip 248
Claussen, Bernhard 60
Coenen, Christopher 189
Creutzburg, Claudia 88
Cronqvist, Lasse 158
D
D'Antonio, Oliver 61
Dagger, Steffen 249
Daldrup, Nils 250
Decker, Frank 90
Degen, Hans Jürgen 11
Detjen, Marion 78
Detjen, Stephan 78
Diehl, Paula 12, 13
Dienel, Hans-Liudger 292
Dierkes, Simon 204
Dimmel, Nikolaus 91
Donges, Patrick 251
Dörre, Klaus 131
Dübler, Claudia 131
Duffek, Karl A. 160
Dunst, Ulrich 252
Dux, Günter 14
E
Ecker-Ehrhardt, Matthias
Eckert, Rainer 62
Ehs, Tamara 15
Elbe, Ingo 16
Ellmers, Sven 16
Embacher, Serge 205
Emmer, Martin 253
Enzmann, Birgit 92
F
Faas, Thorsten 190
Fahrmeir, Andreas 254
282
220
Falk, Svenja 255
Falter, Jürgen W. 159
Farrell, David M. 206
Filzmaier, Peter 160
Fischer, Andrea 93
Fleiß, Jürgen 207
Flick, Martina 94
Flügel-Martinsen, Oliver 17
Fonseca, Sara Claro da 161
Forst, Rainer 18
Freitag, Markus 180
Freudenberg, André 132
Frevert, Ute 256
Fritzsche, Erik 95
G
Gabler, Jonas 208
Gabriel, Oscar W. 257
Gaiser, Wolfgang 227
Gander, Hans-Helmuth 19
Gast, Henrik 96, 258
Geisler, Alexander 200
Geißel, Brigitte 259
Gentsch, Jessica 260
Geppert, Dominik 63
Gerster, Martin 200
Gilcher-Holtey, Ingrid 308
Giugni, Marco 66
Glaab, Manuela 97, 209, 210
Glaesner, Katja 261
Glantz, Alexander 162, 280
Gniewosz, Burkhard 222
Göhler, Gerhard 20, 272
Grande, Edgar 98
Greven, Michael Th. 21, 22
Grittmann, Elke 262
Grotz, Florian 163
Grünewald, Nicole Marianne 263
Gschiegl, Stefan 80
Gschwend, Thomas 164, 165
H
Habscheid, Stephan 264
Hacke, Jens 63, 64, 283
Hartleb, Florian 133, 166
Haselwanter, Martin 211
Haubner, Dominik 65
Haupt, Heinz-Gerhard 308
Hegewald, Ulrike 167
Personenregister
Heidenreich, Felix 3
Heinz, Dominic 93
Heinze, Rolf G. 99
Heitmeyer, Wilhelm 212
Helbig, Bettina 93
Helms, Ludger 23
Henning, Christian 168
Hermes, Laura 204
Herrmann, Dietrich 88
Herrmann, Michael 169
Heuser, Annette 100
Heußner, Hermann K. 170
Hildebrandt, Mathias 51
Hill, Paul B. 204
Hirsch, Joachim 101
Hirsch, Michael 102
Höffe, Otfried 24
Hoffmann, Stefan-Ludwig 72
Hofmann, Jeanette 87
Höllinger, Franz 207
Höpner, Martin 134
Hornig, Eike-Christian 93
Hrbek, Rudolf 171
Huber, Claudia K. 265
Hutter, Swen 66
I
Iorio, Marco 25
Iser, Matthias 20
J
Jann, Werner 103
Janzen, Cornelius 266
Jarren, Otfried 251
Jensen, Jens 267
Jesse, Eckhard 172
Jochimsen, Beate 105
Johann, David 173
Jonas, Kai J. 213
Jörke, Dirk 26
Juhász, Zoltán 174
Jun, Uwe 158
Jung, Otmar 170
K
Kaindl, Christina 214
Kaiser, André 135
Kajewski, Marie-Christine 268
Kallmorgen, Jan-Friedrich 269
Personenregister
221
Kannankulam, John 101
Karlhofer, Ferdinand 59
Kellermann, Charlotte 175, 198
Kepplinger, Hans Mathias 270
Kerner, Ina 20
Kersting, Norbert 271
Ketelhut, Jörn 106
Kienzle, Silke 67
Kilpper, Michael 27
Kimmel, Johannes 174
Kinner, Klaus 68
Klages, Helmut 215
Klemm, Michael 264
Knaut, Annette 272
Kneip, Sascha 104
Knoblauch, Jochen 11
Koch, Frank Thomas 292
Kohler, Ulrich 176
Kohring, Matthias 273
Konrad, Kai A. 105
Konzelmann, Laura 216
Kopecky, Petr 290
Korte, Karl-Rudolf 69, 136, 274
Krause, Ralf 28
Krausnick, Hilke 204
Krennerich, Michael 177
Krewel, Mona 195
Kronenberg, Volker 137
Kuhn, Ursina 178
Kühnel, Steffen 184
Kunz, Volker 162
Kürschner, Isabelle 138, 275
Kusche, Isabel 276
Kuzmics, Helmut 207
L
Lambrecht, Lars 35
Lehmkuhl, Ursula 112
Lempp, Jakob 70
Lhotta, Roland 106
Liedhegener, Antonius 51, 139
Linden, Markus 277
Lindner, Ralf 189
Linhart, Eric 119, 168, 179
Lorenz, Robert 278
Lucke, Albrecht von 279
M
Machnig, Matthias
140
Magin, Raphael 180
Maier, Jürgen 280
Mair, Peter 107, 290
Mallmann, Klaus-Michael 71
Marx, Dorothea 281
Mayer, Tilman 137
Meier, Heinrich 29
Merk, Kurt-Peter 181
Merkel, Wolfgang 30, 104, 282
Merten, René 108
Meyer, Thomas 31
Mezger, Erika 65
Michel, Dirk 217
Micus, Matthias 278
Mielke, Gerd 141
Miller, Bernhard 182
Mletzko, Matthias 218
Möllers, Martin H. W. 111
Moning, Elke 219
Mühleck, Kai 183
Müller, Wolfgang C. 182
Münkler, Herfried 12, 13, 283, 284
Murswieck, Axel 285
N
Nachtwey, Oliver 142
Naßmacher, Karl-Heinz 143
Neuhäuser, Achim 286
Neumann, Arijana 144
Nicoll, Norbert 220
Nida-Rümelin, Julian 32
Niedermayer, Oskar 145, 146, 184, 185
Niemann, Heinz 147
Niggli, Marcel Alexander 221
Noack, Peter 222
Noetzel, Thomas 7
Nohlen, Dieter 186
Nover, Sabine Ursula 223
O
Oberreuter, Heinrich 109, 268
Obinger, Herbert 110
Obrecht, Marcus 3
Oldenburg, Christel 148
Ooyen, Robert Chr. van 111
Oppelland, Torsten 139
P
Pallaver, Günther
59
222
Pappi, Franz Urban 119
Paris, Rainer 33
Patzelt, Werner J. 70
Payk, Marcus M. 72
Pelinka, Anton 288
Peonidis, Filimon 34
Petersen, Jendrik 219
Pettenkofer, Andreas 224
Pfaff-Czarnecka, Joanna 308
Pitz, Gerhard 47
Piwoni, Eunike 289
Plaikner, Peter 160
Plischke, Thomas 187
Poguntke, Thomas 290
Preiser, Siegfried 197
Priddat, Birger P. 225
Püschner, Michael 291
Q
Quack, Sigrid 87
R
Rattinger, Hans 187, 188, 198, 216
Rechenauer, Martin 32
Reich, David 73
Reichel, Peter 74
Reimer, Romy 35
Reißig, Rolf 292
Renner, Vanessa 226
Resch, Christine 36
Richter, Emanuel 293
Rieger, Elmar 110
Riehm, Ulrich 189
Rijke, Johann de 227
Risse, Thomas 112
Rölli, Marc 28
Römmele, Andrea 255
Rotzsch, Antje 37
Rüb, Friedbert W. 113, 114
Rüb, Stefan 228
Rucht, Dieter 238
Rückwardt, Bernd 219
Rudolph, Karsten 140
Rürup, Bert 294
Rychterova, Pavlina 295
S
Saage, Richard 38
Saalfeld, Thomas 296
Personenregister
Sackmann, Rosemarie 229
Salzborn, Samuel 115, 297
Sarcinelli, Ulrich 272, 304
Sauer, Birgit 75
Schaal, Gary S. 39, 40
Schäfer, Armin 41
Schäller, Steven 88, 116
Scharinger, Maria-Rosa 42
Scharpf, Fritz W. 117
Schiedel, Heribert 230
Schimank, Uwe 118
Schindler, Danny 43
Schirmer, Roland 70
Schlenker-Fischer, Andrea 44
Schmedes, Hans-Jörg 298
Schmee, Josef 91
Schmid, Harald 74
Schmidt, Andrea 204
Schmidt, Jan 311
Schmidt, Rainer 88
Schmitt, Hermann 194
Schmitt, Lars 167
Schmitt-Beck, Rüdiger 190, 191, 195, 206
Schneiders, Thorsten Gerald 231
Schönwälder, Karen 299
Schophaus, Malte 232
Schroeder, Wolfgang 144, 149
Schulz, Daniel 88
Schulz, Johannes 76
Schulze Wessel, Julia 88
Schuppert, Gunnar Folke 87
Schwarz, Andreas 300
Schweer, Martin K.W. 233
Schwengel, Hermann 65
Schwitanski, Alexander 77
Sebaldt, Martin 96
Seher, Nicole Michaela 119
Seit, Stefan 295
Seubert, Sandra 45
Seyfried, Markus 103
Shikano, Susumu 119, 168
Sickinger, Hubert 288
Siebertz-Reckzeh, Karin 233
Siep, Ludwig 46
Siller, Peter 47
Spohr, Florian 114
Steinbach, Peter 74
Steinbeis, Maximilian 78
Steiner, Adrian 301
Personenregister
Steinert, Heinz 36
Steinmann, Thomas 302
Steinmetz, Willibald 308
Steinritz, Gaby 204
Stockhammer, Nicolas 48
Stoffel, Michael Frank 119
Stögner, Karin 288
Stöss, Richard 234
Strachwitz, Rupert Graf 235
Straßheim, Holger 87
Strohmeier, Gerd 120, 193
Sturm, Roland 121
T
Take, Ingo 122, 123
Thaa, Winfried 277
Thomas, Michael 292
Tüffers, Bettina 79
Tully, James 49
U
Ucakar, Karl 80
Ullmann, Iris 124
Ullrich, Sebastian 81
Unger, Simone 304
V
Vatter, Adrian 180
Vegetti, Federico 194
Veit, Raphaela 295
Voigt, Rüdiger 50, 102
Volk, Christian 151
Vorländer, Hans 76, 88, 116
W
Wächter, Franziska 227
Wagner, Thomas 306
Waibl-Stockner, Jasmin 236
Walter, Franz 152, 307
Weidner, Tobias 308
Weigl, Michael 309
Weingart, Peter 246
Welker, Martin 311
Werkner, Ines-Jacqueline 51
Wermuth, Sonja 197
Werner, Dorothee 237
Weßels, Bernhard 184, 282
Westle, Bettina 173, 184
Wevelsiep, Christian 52
223
Wienges, Henriette 153
Wissel, Jens 101, 125
Wolling, Jens 253
Wolsing, Ansgar 195
Wozny, Benjamin 154
Wunschik, Tobias 82
Y
Yang, Mundo
238
Z
Zentara, Kai Friedrich 310
Zerfaß, Ansgar 311
Zimmer, Annette 53
Zimmermann, Ekkart 239
Zittel, Thomas 164
Zohlnhöfer, Reimut 126
Zürn, Michael 282
Sachregister
225
Sachregister
A
Abgeordneter 139, 164, 249, 257, 270,
272, 281, 291, 296, 305, 309
abhängig Beschäftigter 131
Absolutismus 1
Abstimmung 164
Adler, M. 38
agenda setting function 157
AIDS 112
Akteur 29, 98, 124, 206, 211, 240, 251,
255, 262, 274, 302, 303
Aktionär 283
aktivierende Arbeitsmarktpolitik 85
Aktivierung 235
Alltagswissen 173
alter Mensch 181
altersadäquater Arbeitsplatz 131
Altersgrenze 192
Althusser, L. 101
Ambivalenz 7, 98, 224
Amerikanisierung 250
Amt 108, 295
Anarchie 11, 27
Anarchismus 11
Anarchosyndikalismus 11
Anerkennungspolitik 50
angewandte Wissenschaft 301
Anreizsystem 196
Anspruchsdenken 41
Antagonismus 118
Anthropologie 2, 26, 28
antiautoritäre Erziehung 60, 224
Antifaschismus 56, 68, 284
Antikapitalismus 42
Antike 2, 7, 14, 19, 34, 37, 48, 110
Antisemitismus 42, 58, 199, 212, 236, 288
Arbeit 249
Arbeiterbewegung 36, 111, 147
Arbeitsgruppe 249
Arbeitsmarkt 65, 99, 264
Arbeitsmarktpolitik 144, 302
Arendt, H. 19, 28, 35, 52, 63, 115
Aristoteles 2, 17, 25, 34, 37, 80
Armut 47, 217, 277
Armutsbekämpfung 47
Ästhetik 273
Attac 232
Attentat 68
Aufklärungszeitalter 7, 14
Ausbildung 21
Ausgaben 85
Ausländer 203
Ausländerfeindlichkeit 204, 212, 214, 226,
231, 239, 244
Aussage 90, 182
Außenpolitik 86, 112, 127, 269, 288
außerparlamentarische Opposition 60, 82
Australien 169, 189
Austromarxismus 38
Authentizität 262
Autonomie 105
Autoritarismus 1, 63, 212
Autorität 17
B
Baden-Württemberg 151, 153
Bauer, O. 38
Bayern 133, 153, 174, 275, 309
Beck, U. 98
Bedrohung 63
Behörde 113
Berater 291
Beratung 276, 301
Berichterstattung 175, 195, 245, 270, 273,
281, 287, 293, 300, 302
Berlin 61, 153, 199
Beruf 145, 153, 278
beruflicher Aufstieg 71
Berufseinmündung 278
Berufserfahrung 299
Besatzungszone 130
Beschäftigungspolitik 65
Bestandsaufnahme 23, 83
Beteiligung 189, 303
Beurteilung 183
Bevölkerung 174, 187, 196, 204, 205, 212,
215, 257, 270, 280
Bevölkerungsentwicklung 216
Bild 262
Bildung 21, 60, 153, 207, 245, 302
226
Bildungspolitik 65, 144, 217
Bildungsziel 21
Bindung 175, 204, 207
Biographie 217, 288
Bismarck, O. 110
Bourdieu, P. 45, 118, 224
Bruttoinlandsprodukt 259
Bundesgerichtshof 67
Bundeskanzler 96, 113, 139, 188, 258,
261, 285, 288, 307
Bundesland 59, 89, 94, 105, 117, 144,
165, 168, 170
Bundespolitik 133
Bundespräsident 108, 126, 139, 248
Bundesrat 126
Bundesregierung 294, 302
Bundesstaat 117
Bundestag 86, 120, 127, 134, 156, 164,
242, 249, 257, 270, 272, 291, 298
Bundestagswahl 109, 121, 128, 146, 148,
150, 153, 168, 175, 176, 180, 184,
187, 188, 195, 240, 245, 263, 266,
285, 304
Bundesverfassungsgericht 8, 78, 88, 104,
106, 116, 139
Bundesversammlung 86
Bund-Länder-Kommission 105
Bündnis 90/ Die Grünen 137, 153, 176,
190, 260, 286
Bürger 21, 25, 34, 49, 107, 152, 155, 184,
256, 257, 259, 282
Bürgerbeteiligung 45, 170, 189, 205, 206,
215, 227, 235, 259, 271
Bürgerinitiative 223, 271
bürgerliche Gesellschaft 4, 55, 101, 152,
271
Bürgerrecht 245
bürgerschaftliches Engagement 45, 64,
199, 210, 213, 215, 223, 233, 235,
247, 271
Bürgertum 53
Bürokratie 72, 84
C
CDU 83, 109, 121, 127, 128, 138, 144,
151, 154, 156, 174, 176, 185, 190,
242, 245, 249, 260, 266, 285
Chancengleichheit 21, 177, 253
Charisma 295, 307
Sachregister
Chat 306
Chauvinismus 207
China 112
Christentum 19, 51, 201, 236
Contrat Social 2, 16, 93
Coping-Verhalten 131
CSU 121, 127, 128, 133, 137, 138, 154,
174, 185, 242, 245, 249, 260, 266,
275
D
Datenerfassung 198
Datengewinnung 191
DDR 54, 62, 68, 70, 71, 74, 76, 79, 81, 82,
128, 130
Deindustrialisierung 54
Deliberation 123, 238, 271
deliberative Demokratie 10, 20, 39, 205,
271
demographische Alterung 216
Demokratieverständnis 3, 10, 15, 22, 34,
40, 43, 56, 63, 110, 205, 215, 227
demokratisches Verhalten 9
Demokratisierung 43, 75, 192, 199, 201,
215
Demonstration 211
Denkmal 283
Deprivation 204
Deregulierung 85, 91
Derrida, J. 102
Deutscher 229
deutscher Sprachraum 15
Dewey, J. 28
Dezisionismus 10, 50
DGB 65
Dialog 271
Didaktik 213
Die Grünen 121, 138, 185, 245, 266, 302
Digitalisierung 306
Diktatur 1, 55, 62
direkte Demokratie 73, 80, 170, 271
Direktwahl 155, 156
Diskriminierung 6, 222
Diskursanalyse 260
Diskussion 34, 63, 192, 251, 262, 264
DKP 147
Dogma 106
Dritter Weg 140
Drittes Reich 56, 58, 62, 68, 71, 74, 170,
Sachregister
217, 236
Dritte Welt 47
DVU 200, 237
E
Effektivität 194, 213, 259
Egalitarismus 6, 32, 140
Ehrenamt 233
Eigentum 16
Einkommen 183
Einschaltquote 300
Einwanderung 231, 244
Einzelhandel 73
Eisenbahn 85
Electronic Business 311
Electronic Publishing 311
Elektrizitätswirtschaft 85
elektronische Demokratie 189
elektronische Medien 189, 304
elektronischer Handel 311
Elite 225
Eltern 192
Emanzipation 177
Emotionalität 7, 256, 261, 262, 267, 289
empirische Forschung 23, 191, 226, 297,
308
Engagement 63, 197, 210, 223, 227, 271
Enkulturation 14
Entfremdung 141
Entnazifizierung 71, 74
Entschädigung 74
Entscheidungsfindung 7, 255, 276
Entscheidungshilfe 255, 276
Entscheidungsprozess 80, 162
Entscheidungsträger 166
Entstaatlichung 46, 47
Entwicklungspolitik 112
Entwicklungspsychologie 192
Erfolg-Misserfolg 53, 86, 259, 306
Erhebungsmethode 191
Erkenntnis 293
Erste Republik 75
Erster Weltkrieg 147
Erwerbsarbeit 65
Erziehung 21
Erziehungsstil 197
Eschatologie 295
Etatismus 111
Ethik 30, 36, 47, 196
227
ethnische Beziehungen 110
ethnische Struktur 44
Ethnizität 44
Ethnozentrismus 221
Eurokommunismus 56
europäische Identität 229
europäische Integration 49, 85, 106, 167,
235
Europäischer Betriebsrat 228
Europäischer Gerichtshof 106, 123
Europäisches Recht 106
Europäisierung 84, 171
Europaparlament 80, 86, 128, 171, 185
Europapolitik 57, 106, 127
Europarat 177
Europawahl 80, 153, 167, 171, 185, 243
EU-Staat 57
Event 262
Evolutionstheorie 26
Exil 147
Exklusion 58, 277
Experiment 196
Experte 276, 277
F
Familie 204, 222
Familienpolitik 65, 265
Fan 208
Faschismus 12, 147, 237
FDP 83, 121, 128, 137, 138, 176, 185,
190, 245, 248, 260, 266
Feindbild 231
Feminismus 11, 101, 102, 170
Fernsehen 195, 245, 270, 273, 300
Fernsehsendung 195
Feudalismus 36
Finanzausgleich 105
Finanzkrise 125
Flexibilität 110, 131
Flucht 71
Föderalismus 59, 93, 105, 116, 117, 165,
247
Förderung 143
Fordismus 36, 56
Forschungsansatz 15, 23, 40, 49, 103, 191,
226, 254, 297
Forschungsergebnis 308
Forschungsgegenstand 308
Forschungspraxis 191
228
Forschungsprozess 308
Forschungsschwerpunkt 308
Foucault, M. 28, 48, 49, 101
FPÖ 129, 230, 288
Fraktion 95, 171, 249, 291
Frau 75, 138, 177, 200, 234, 261, 272,
275, 285
Frauenbewegung 75
Frauenbild 11, 237
Frauenförderung 177
Frauenpolitik 177, 275
Freiheit 19, 25, 27, 47, 49, 52, 64, 77
Freizeit 200, 222
Fremdbild 221
Fremdgruppe 221
Frieden 25, 48
Friedenspolitik 30
Friedenssicherung 123
Führer 295
Führung 124, 225
Führungsstil 96, 261, 285
Fundamentalismus 42, 201
Fünfprozentklausel 172
funktionale Differenzierung 118, 276, 301
Fußball 200, 208
G
Gebiet 72
Gebietshoheit 72
Geburt 192
Gedächtnis 74
Gedenkstätte 74
Gedenktag 74
Geheimdienst 71
Geheimhaltung 55, 95
geistiges Eigentum 16
Geld 143
Geldtransfer 143
Gemeinschaft 4, 44
Gemeinwohl 20, 235
Generation 153, 181, 192
Generationenverhältnis 47, 181, 216
Gentechnologie 26, 260, 264
Gerechtigkeit 6, 11, 14, 18, 19, 20, 26, 31,
32, 47, 64, 166, 172, 181, 183, 192
Gericht 67
Gerichtsbarkeit 67
Gerichtsverfahren 71
Germane 284
Sachregister
Geschichtsbewusstsein 74
Geschichtsbild 74, 81
Geschichtsschreibung 68
Geschichtswissenschaft 283
Geschlecht 20, 153
Geschlechterpolitik 177
Geschlechterverhältnis 6, 177
Geschlechtsrolle 234
geschlechtsspezifische Sozialisation 234
gesellschaftliches Bewusstsein 293
Gesellschaftsbild 25, 101, 141
Gesellschaftsordnung 25, 27, 37, 38, 88,
89
Gesellschaftstheorie 16, 36, 80, 84
Gesetz 25, 83, 115
Gesetzgebung 57, 67, 89, 155, 181
gesetzliche Regelung 298
Gestapo 68, 71
Gesundheit 110
Gesundheitspolitik 65, 114, 217, 302
Gesundheitswesen 99
Gewalt 28, 30, 55, 63, 91, 200, 218, 221,
224, 226, 230, 237
Gewaltbereitschaft 30, 55, 200, 201, 237
Gewaltenteilung 2
Gewerbepolitik 73
Gewerkschaft 41, 54, 65, 214, 228, 238
Gewerkschaftspolitik 228
Glaube 5, 29, 295
Glaubwürdigkeit 205
Gleichbehandlung 177
Gleichberechtigung 177
Gleichheit 32, 33, 47, 177
Global Governance 5, 8, 122, 123
Globalisierung 3, 19, 20, 24, 31, 39, 49,
54, 98, 122, 200, 211, 214, 282
Goffman, E. 252
Good Governance 23, 112
Gouvernementalität 48
Governance 57, 87, 100, 103, 107, 112,
165, 225, 255, 300, 303
Gramsci, A. 101
Griechenland 48
Großbritannien 23, 53, 85, 92, 114, 142,
189, 207
Große Koalition 109, 120, 126, 136, 245
Grundgesetz 22, 78, 81, 117, 170, 181
Grundrecht 31, 67, 77, 106, 181, 260
Grundsatzprogramm 138, 248
Sachregister
Gruppe 141
Gruppenbildung 4
Gruppenkohäsion 139
Gutachten 294
H
Habermas, J. 20, 39, 49, 51, 80, 238
Habitus 207
Hamburg 148
Handlungsfähigkeit 14
Handlungsorientierung 24, 25, 29, 33, 48,
118, 219, 224, 249
Handlungstheorie 31
Harmonisierung 194
Hartz-Reform 276
Hauptstadt 61
Hegel, G. 2, 17, 28, 50
Hegemonie 230
Heidegger, M. 52
Herrschaft 2, 11, 28, 48, 55, 87, 115, 124,
198, 262, 295
Hessen 144, 149, 190
Hinduismus 51
historische Analyse 37, 48, 62, 67, 148,
175, 231, 236
Historisierung 308
Hobbes, T. 16, 25, 50
Hochschule 63, 99
Hochschulpolitik 63
humanitäre Intervention 30
Humanität 30
Humankapital 110
I
Idealtypus 301
Ideengeschichte 7, 8, 9, 20, 22, 49, 64
Identifikation 44, 76, 175, 202, 241
Identität 19, 29, 288
Ideologie 5, 7, 58, 99, 147, 183, 194, 200,
202, 221, 236
Ideologiekritik 7, 50, 202
IG Metall 228
illegale Einwanderung 277
Image 264
Imperialismus 49
Implementation 215
Individualisierung 98, 141
Individualismus 17, 25
Individuum 17
229
Industrialisierung 133
Industriestaat 211
Informationsaustausch 310
Informationsfluss 167
Informationsgehalt 167
Informationsgewinnung 253
Informationsverhalten 249
informelle Kommunikation 272
Inklusion 272, 277
Innenpolitik 102, 217, 288
innere Führung 95
innere Sicherheit 112
Innovationsfähigkeit 99
Innovationspolitik 65
Institutionalisierung 34, 88, 167, 262
Institutionalismus 142
institutionelle Faktoren 23, 44, 90, 94, 104,
285
institutioneller Wandel 72, 228
Instrumentalisierung 251, 262
Instrumentarium 30, 89, 103, 215, 229,
271, 296
Intellektueller 7, 54, 63, 279
Intelligenz 261
Interessengruppe 11, 114, 206
Interessenlage 281
Interessenorientierung 57
Interessenpolitik 36, 114, 139, 168, 225
Interessenvertretung 225, 241, 271, 277,
298
interkulturelle Erziehung 213
interkulturelle Kommunikation 231, 244
interkulturelle Kompetenz 213
internationale Organisation 123, 282
internationale Politik 123, 211
internationales Abkommen 228
internationale Sicherheit 112
Internationalisierung 8, 98, 122
Internet 11, 123, 189, 231, 243, 245, 253,
262, 266, 269, 271, 306, 311
interpersonelle Kommunikation 9
Interventionismus 85, 125
Intranet 306, 311
Investition 254
Islam 42, 201, 231, 244, 295
islamische Gesellschaft 42
Islamismus 42, 201, 244
ISSP 207, 259
230
J
Journalismus 252, 262, 273, 300
Journalist 270, 281
Jude 288
Judentum 51, 236
Judenverfolgung 55, 58, 74, 217
Judikative 8
Jugend 221, 227
Jugendlicher 151, 181, 192, 197, 222, 226
Jugendorganisation 151
junger Erwachsener 197
Junge Union 151
Justiz 67, 82
K
Kalter Krieg 202
Kampagne 195, 206, 283
Kandidatenaufstellung 150
Kandidatur 150, 164, 174, 182, 188
Kant, I. 2, 17, 30, 50
Kapitalismus 6, 31, 36, 56, 115, 118, 147,
205, 211
Karikatur 236
Karriere 71, 249, 254, 275, 278, 299, 305
katholische Kirche 284, 295
katholische Soziallehre 53
Kelsen, H. 15, 16
Kernkraftwerk 224
Keynesianismus 118, 125, 142
Kind 181, 192
Kirche 46, 231
Kirchenpolitik 139
Kleingruppe 238
Klimaschutz 24
Kloster 295
Koalition 54, 83, 90, 119, 121, 129, 130,
169, 171
Koalitionsbildung 109, 121, 136, 146,
159, 168, 169, 190, 202
Koalitionspolitik 90, 139, 302
Kognition 7
Kollektivbewusstsein 224
kollektive Identität 124, 224, 229, 283
Kolonialismus 112
Kolonie 112
Kommerzialisierung 255
Kommission 105, 294
Kommunalpolitik 170
Kommunikation 96, 220, 251, 260, 266,
Sachregister
274, 276, 306, 311
Kommunikationsfähigkeit 261
Kommunikationsmittel 286
Kommunikationsverhalten 96, 242, 249,
253, 286
kommunikatives Handeln 264
Kommunismus 56, 68, 147, 202
kommunistische Partei 56
Kommunitarismus 2, 20, 248
Kompetenzverteilung 57
Komplexität 295, 301
Kompromiss 166
Konferenz 211
Konfuzianismus 51
Konjunkturzyklus 36
Konkordanzdemokratie 124
Konservatismus 50, 137
konservative Partei 132
Konsolidierung 133
Konstrukt 14, 251
Kontextanalyse 167
Kontingenz 295, 301
Kontrollsystem 293
Konvergenz 202
Konzentration 179
Koordination 57, 87, 228
Korporatismus 99, 124
Korruption 143, 225, 254, 290, 293
KPD 68, 128
Krieg 30, 48
Kriminalität 226
Krise 36, 41, 141, 167
Krisentheorie 41
Kritische Theorie 16, 115
Kultur 11, 54, 251
kulturelle Identität 284
Kunst 74
Kybernetik 301
L
Landesplanung 72
Landespolitik 281
Landesregierung 119, 144
Landesverwaltung 83
Landkreis 180
Landtag 119, 281, 305, 309
Landtagswahl 133, 137, 148, 153, 165,
174, 190, 252
Lebensalter 153, 207, 266
Sachregister
Lebensbedingungen 105
Lebensgemeinschaft 11
Lebenslauf 275
Lebenswelt 238
Legalität 30, 143
Legislative 67
Legitimation 2, 4, 5, 41, 63, 100, 107,
108, 110, 115, 142, 167, 198, 205,
232, 250, 256, 258, 271, 286, 295
Legitimität 30, 102, 108, 122, 123, 159,
289
Leistungsbewertung 257
Leistungsbilanz 23
Leistungsfähigkeit 53, 259
Leitbild 33, 279
Lernprozess 224
liberale Partei 132
Liberalisierung 85
Liberalismus 2, 16, 17, 19, 27, 50, 53, 92,
248
Linksradikalismus 42, 82, 218
Literatur 207
Lobby 206, 225, 255, 298
Locke, J. 2, 16, 25
Logik 48, 264
Lohnquote 41
Luhmann, N. 101
Luther, M. 284
M
Machiavelli, N. 48
Macht 8, 14, 16, 20, 28, 29, 34, 45, 48,
49, 59, 87, 115, 124, 225, 262, 274,
300
Machtsicherung 286
Machtwechsel 154
Magie 295
Makroökonomie 65
Management 91
Mann 234
Marginalität 277
Markenpolitik 263
Marketing 263, 309
Marketinginstrument 263
Markt 31, 99, 110, 118
Marktmacht 14
Marktorientierung 91
Marktstellung 31
Marktwirtschaft 6, 27, 142
231
Marx, K. 2, 36, 101
Marxismus 101, 102
Marxismus-Leninismus 42, 56
Massenmedien 157, 225, 250, 266, 276,
287, 300, 302, 310
Massenmord 55
Materialismus 101, 125
Mediation 215, 271
Mediatisierung 270, 272, 300
Medien 6, 28, 59, 74, 175, 188, 195, 222,
231, 245, 251, 255, 264, 265, 270,
279, 281, 292, 300
Medienarbeit 264
Medienberuf 264
Mediengesellschaft 137, 251, 255, 264
Medienpolitik 300
Medienwirtschaft 310
Mehrebenensystem 57, 80, 93, 165
Mehrheitswahl 155, 159, 163, 166
Mehrparteiensystem 137, 168
Meinungsbildung 187, 300
Menschenbild 19, 25, 38, 48
Menschenrechte 19, 26, 30, 46, 77
Menschenrechtsverletzung 19
Menschenwürde 46
Merkel, A. 261
Metaphysik 22
Methodenforschung 229
Migrant 161, 203, 277, 299
Migration 221
Migrationspolitik 221, 277
Mikropolitik 9, 113
Militarismus 284
Minderheit 58, 120, 244
Minderjährigkeit 181, 192
Ministerium 119
Ministerium für Staatssicherheit 71
Ministerpräsident 155, 174, 190
Misstrauensvotum 111
Mitbestimmung 43, 259
Mitsprache 259
Mittelalter 231, 236, 284
Mobilisierung 136, 161, 195, 202, 206,
218, 243
Modellanalyse 193
Modellentwicklung 193
Modellvergleich 53
Moderator 285
Moderne 14, 22, 33, 34, 49, 97, 118, 133,
232
148, 241
Modernisierung 5, 22, 42, 98, 105, 240
Montesquieu 2, 34
Moral 14, 26, 36, 46, 58
moralisches Urteil 7
Motiv 151
Motivation 82, 221, 261, 303
multikulturelle Gesellschaft 44, 49, 244
Multiplikator 219
Mündigkeit 21
Mythologie 5, 284
Mythos 50, 283, 284
N
nachhaltige Entwicklung 59
Nachhaltigkeit 103
Nachkriegszeit 56, 68, 71, 72, 74, 78, 81,
130, 148, 284
Nachrichten 195
Nahostpolitik 236
Narration 283
Nation 44, 207, 209
Nationalbewusstsein 207, 289
nationale Identität 207, 284, 288
nationale Politik 165
Nationalismus 207, 230
Nationalrat 89, 129, 160
Nationalsozialismus 55, 58, 62, 68, 74,
115, 147, 202, 234, 236, 284
Nationalstaat 3, 4, 39, 72, 98, 122, 289
Naturalismus 25
Naturkatastrophe 24
Naturrecht 25, 111
Neid 6
Neoliberalismus 6, 36, 47, 54, 56, 65, 91,
102, 118, 220
Neomarxismus 118
Neonazismus 230
Netzwerk 68, 100, 304, 306
Netzwerkgesellschaft 45
neue Medien 266
Neutralität 124
Neuzeit 2, 231
nichtstaatliche Organisation 123, 232, 311
Nichtwähler 176
Niedersachsen 83, 144
Nietzsche, F. 14, 17, 28
Nordrhein-Westfalen 137, 144, 223
Normalisierung 224, 289
Sachregister
Normativität 112
NPD 200, 218, 237, 273
O
Obdachlosigkeit 277
OECD-Staat 41, 103
offene Gesellschaft 268
öffentliche Aufgaben 98
öffentliche Einrichtung 251
öffentliche Kommunikation 310
öffentliche Meinung 107, 220, 258, 292
öffentliches Gut 47
öffentliches Interesse 298
öffentliche Verwaltung 91
Öffentlichkeit 34, 88, 243, 251, 255, 258,
265, 270, 292, 293, 303
Öffentlichkeitsarbeit 232, 252, 266
Ökologie 224
Ökonomie 11, 36, 125, 220
ökonomische Entwicklung 11
ökonomischer Wandel 78
Ökonomisierung 3, 47, 91, 118, 277
Online-Medien 253, 266, 304, 306, 311
Opposition 62, 94, 127, 129, 148, 154, 288
Ordnungstheorie 27
Organisation 113, 133, 149, 221
Organisationsentwicklung 130, 132
Organisationsform 144
Organisationsgrad 68
Organisationsstruktur 130, 132, 144, 220
organisatorischer Wandel 61
orthodoxe Kirche 51
Österreich 15, 23, 53, 56, 59, 67, 80, 89,
91, 108, 114, 124, 129, 160, 182,
207, 230, 236, 247, 252, 287, 288,
311
Österreicher 75
Österreich-Ungarn 75
P
Pädagogik 60
palästinensisch-israelischer Konflikt 217
Papst 284
Paradigma 141
Parlament 67, 70, 79, 86, 89, 94, 106, 155,
177, 249, 296, 298
parlamentarische Anfrage 296
parlamentarischer Ausschuss 86
Parlamentarischer Rat 81
Sachregister
Parlamentarismus 10, 69, 108
Parlamentswahl 172, 176
Parsons, T. 50
Parteianhänger 124, 131, 145
Parteibasis 124, 200
Parteiengesetz 134, 143
Parteienrecht 306
Parteienstaat 143, 198, 278
Parteipolitik 66, 107, 119, 130, 134, 135,
151, 154, 177, 260
Parteiverbot 139
Partizipation 4, 7, 43, 138, 158, 179, 192,
215, 233, 306
Pathologie 224
Patriarchat 36, 237
Patriotismus 207, 289
PDS 260, 266
Peer Group 222
Personaleinstellung 290
Personalisierung 179, 250, 300
Personalpolitik 133
Persönlichkeit 261, 288
Persönlichkeitsentwicklung 227
Persönlichkeitsmerkmal 196, 288
Petition 189
Petitionsrecht 80
Pflicht 19, 29
Philosophie 14, 26, 34, 37, 58
philosophische Aufklärung 244
Plakat 240, 263
Platon 2, 34, 37
Pluralismus 19, 111, 146, 268
Polarisierung 194, 216, 288
Politikberatung 99, 225, 246, 255, 265,
269, 276, 277, 294, 301
Politiker 34, 138, 181, 182, 198, 252, 261,
274, 278, 281, 288, 300, 304, 307,
309
Politikfeld 228
Politikverdrossenheit 107, 139, 197, 205,
227, 250
Politikvermittlung 227, 270, 272, 287,
300
Politikwissenschaft 15, 20, 23, 29, 30, 31,
35, 43, 69, 95, 101, 115, 186, 301
politische Agenda 157
politische Aktivität 162, 183, 197, 280
politische Bewegung 66, 75, 232, 238
politische Bildung 7, 213, 215, 222
233
politische Elite 61, 250, 299, 307
politische Entscheidung 10, 69, 97, 114,
162, 255, 259, 276, 301
politische Entwicklung 66, 119, 149, 178,
188, 230, 287
politische Führung 23, 96, 103, 114, 154,
285, 307
politische Herrschaft 1, 198, 256
politische Ideologie 230, 284, 288
politische Institution 47, 70, 87, 88, 108,
113, 241, 282
politische Integration 31, 152, 267
politische Kommunikation 96, 160, 206,
238, 240, 243, 250, 251, 253, 256,
258, 260, 262, 263, 264, 265, 266,
270, 272, 276, 286, 296, 300, 304,
306, 308, 311
politische Kontrolle 79, 126, 143
politische Kriminalität 55, 82, 218
politische Kultur 60, 61, 64, 67, 74, 81, 88,
111, 120, 129, 141, 146, 177, 223,
248, 250, 259, 265, 297, 303, 307
politische Linke 54, 64, 125, 129, 131,
137, 140, 141
politische Macht 48, 154, 256, 267
politische Meinung 187, 220
politische Mitte 140
politische Ökonomie 2, 16, 31, 36, 115
politische Partizipation 21, 43, 44, 114,
123, 127, 151, 155, 158, 162, 177,
191, 197, 199, 201, 210, 216, 227,
238, 253, 269, 271, 275, 277, 279,
303, 306, 311
politische Philosophie 2, 15, 16, 17, 20,
26, 28, 29, 31, 34, 38, 49, 52
politische Polizei 71
politischer Akteur 57, 83, 84, 104, 240,
286, 291
politische Rechte 129, 219, 226, 230, 237
politische Reform 65, 140
politischer Einfluss 104, 116, 162, 176,
206, 259, 265, 277, 290, 291, 302,
307
politische Richtung 140, 187
politischer Prozess 173, 189, 259, 265, 268
politischer Unterricht 222
politischer Wandel 22, 60, 61, 75, 78, 84,
122, 128, 142, 210, 289
politisches Bewusstsein 82
234
politisches Handeln 9, 40, 97, 164, 176,
223, 246, 309
politisches Interesse 17, 178, 215, 227,
280
politisches Mandat 119, 309
politische Sozialisation 217, 222
politisches Programm 121, 127, 130, 132,
135, 151, 174
politische Stabilität 120, 178
politische Steuerung 3, 31, 87, 103, 112,
114, 225, 274
politische Strategie 114, 154, 164, 168,
274
politische Struktur 93
politisches Verhalten 164, 176, 216
politische Theorie 3, 8, 9, 15, 16, 17, 18,
20, 27, 31, 35, 38, 39, 40, 43, 45, 49,
53, 57, 84, 102, 111, 175, 279, 297
politische Unterstützung 168, 203
politische Verfolgung 58
politische Willensbildung 92, 143, 265,
267
Politisierung 14, 201, 217, 264
Polizeibeamter 71
Popularisierung 250
Popularität 167, 250
Populismus 12, 54, 129, 131, 200, 212,
221, 230, 250, 264
positives Recht 111
Post 85
Postmoderne 11, 16, 141
postsozialistisches Land 51
Poststrukturalismus 26, 28, 102
Pragmatismus 28, 285
Prävention 98, 208, 219
Presse 262, 270, 302
Preußen 284
Privateigentum 16, 27
Privatisierung 85, 99, 118
Produktionsweise 36
Professionalisierung 246, 252, 255
Programmplanung 126
Propaganda 5
Prophetie 295
Protektion 290
Protestantismus 36, 284
Protestbewegung 66, 223, 224, 232
Protestverhalten 223
Prüfung 106
Sachregister
Public Private Partnership
Publizistik 270
Q
Qualifikation
Quote 138
112
249
R
Radikaldemokratie 51
Radikalismus 201, 288
Rassismus 42, 199, 208, 212, 214, 221,
234, 236, 239
Rätedemokratie 111
Rational-Choice-Theorie 40, 168
Rationalität 10, 14, 20, 32, 40, 48, 162,
220
Raumordnung 72
Rawls, J. 2, 16, 18, 49, 51, 80
Rechnungshof 89
Recht 15, 46, 49, 73, 87, 102, 115, 295
rechtliche Faktoren 77
rechtsextreme Partei 200, 202, 214, 221,
234, 273
Rechtsordnung 24
Rechtsprechung 8, 82
Rechtsradikalismus 42, 139, 199, 208, 212,
214, 218, 219, 221, 226, 230, 234,
237, 273
Rechtssicherheit 112
Rechtsstaat 3, 19, 39, 92, 198
Rechtstheorie 101
Rechtsvergleich 67
Rechtsweg 94
Rechtswissenschaft 19
reflexive Modernisierung 98, 260
Reflexivität 308
Reformbereitschaft 114
Reformmodell 65, 172, 186, 193
Reformpolitik 65, 114, 133, 141, 186, 193,
302
Reformprogramm 114, 186, 193
Regelung 87, 138, 251
Regierbarkeit 107, 112, 159, 163
Regierung 23, 59, 61, 69, 83, 89, 90, 94,
95, 97, 100, 103, 107, 112, 113, 120,
121, 122, 148, 255, 256, 259, 260,
279, 285, 286, 298
Regierungsamt 119, 285
Regierungsbezirk 83
Sachregister
Regierungsbildung 90, 119, 121, 136,
155, 159, 166, 168, 172, 190
Regierungslehre 69
Regierungsmitglied 258
Regierungspartei 107, 119, 144, 148
Regierungspolitik 107, 114, 279, 286
Regime 98
Region 59
regionale Entwicklung 59, 247
regionaler Unterschied 180
Regulierung 123, 310
Rekrutierung 221, 290, 305
Religion 5, 42, 51, 201, 284
Religionskritik 231
religiöse Gruppe 231
religiöser Konflikt 231
Rente 114, 302
Repräsentation 2, 10, 13, 43, 92, 107, 108,
164, 179, 241, 272, 277, 295, 309
repräsentative Demokratie 21, 23, 80, 84,
107, 241
Repräsentativität 158
Repression 208
Republikanismus 92
Ressourcen 57, 133, 143, 259
Revisionismus 56, 236
Rheinland-Pfalz 203
Ricardo, D. 16
Risikogesellschaft 98
Ritual 5
Rockmusik 200
Rollenverständnis 309
Rousseau, J. 2, 6, 25
S
Saarland 144
Sachverständigenrat 105, 294
Säkularisierung 5, 24
Sanktion 293
Scham 207
Schlüsselereignis 157
Schmitt, C. 16, 29, 50, 52, 111, 115
Schröder, G. 250, 286, 302
Schule 219, 222
Schulpolitik 139
Schumpeter, J. 34, 40
Schweiz 66, 73, 86, 89, 139, 170, 178,
207, 221, 251
Schweizer 178
235
SED 68, 130
Selbstbestimmungsrecht 106
Selbstbild 249, 283
Selbstdarstellung 28, 258, 309
Selbsteinschätzung 249
Selbstorganisation 11
Selbststeuerung 123
Selbstverantwortung 31
Selbstversorgung 25
Sexismus 212, 234
Sicherheit 17, 25
Sicherheitspolitik 86
Sinn 295
Skandal 254
SOEP 191
Solidarität 35, 47, 110
Sonderforschungsbereich 308
Sozialdemokratie 31, 53, 54, 61, 65, 77,
140, 141, 142, 148
sozialdemokratische Partei 31, 142, 148
soziale Anerkennung 4, 26, 28, 35
soziale Bewegung 11, 66, 211, 238
soziale Beziehungen 33, 246
soziale Differenzierung 5
soziale Frage 47, 200
soziale Gerechtigkeit 6, 18, 183, 205, 245
soziale Integration 45, 203, 204, 212, 244
soziale Marktwirtschaft 220
soziale Norm 26, 33, 209
soziale Partizipation 4, 45, 233
soziale Rechte 19
sozialer Konflikt 180
sozialer Raum 59
sozialer Wandel 60, 84, 87, 98, 188, 210,
229, 261
soziale Sicherung 50
soziales Milieu 277, 303
soziales Netzwerk 304, 306
soziales Problem 254
soziales System 118
soziale Stabilität 216
soziales Verhalten 210
soziale Umwelt 194
soziale Ungleichheit 4, 6, 33, 45, 183
Sozialisation 192, 275
Sozialisationsbedingung 222
Sozialismus 36, 38, 101, 147
Sozialkapital 2, 45, 247
Sozialordnung 50, 198
236
Sozialpädagogik 219
Sozialpartnerschaft 65
Sozialpolitik 65, 110, 114, 277, 302
Sozialstaat 14, 31, 41
Sozialstruktur 129, 141, 180, 204, 275
Sozialwesen 99
Sozialwissenschaft 99
soziologische Theorie 18, 98, 207, 276
Spätkapitalismus 41
SPD 109, 128, 137, 138, 140, 141, 142,
147, 148, 149, 176, 185, 190, 240,
245, 248, 250, 260, 263, 266, 286,
302
Spende 134, 143
Spezialklinik 223
Spieltheorie 196
Splitterpartei 132
SPÖ 288
Sport 221
Sprache 28, 264
Sprachgebrauch 264
Sprachverhalten 213
Staatenbildung 63
staatliche Einflussnahme 76, 99, 224
staatliche Lenkung 72, 91
Staatlichkeit 85
Staatsform 63, 92
Staatsfunktion 25, 50, 63, 84, 99, 125, 198
Staatsgebiet 72
Staatsgewalt 46, 72, 84, 91
Staatsgründung 63
Staatsoberhaupt 108
Staatsphilosophie 37
Staatsrecht 76, 84, 115
Staatstätigkeit 84, 98, 118
Staatstheorie 15, 39, 80, 84, 101, 115,
118, 125
Staatszerfall 112
Stabilisierung 256
Stabilität 61, 198
Stadt 180
Stadtteil 277
Stalinismus 55, 56, 68
Standardisierung 123
Steiermark 252
Steuern 105, 118
Stiftung 143
Stigmatisierung 129
Strafverfahren 82
Sachregister
Strafverfolgung 71, 82, 293
strukturelle Gewalt 91
strukturelle Kopplung 87
Strukturpolitik 57
Strukturwandel 228
Student 229
Studentenbewegung 60, 82, 224
Subsidiarität 53, 235
Sündenbock 236
Symbol 13, 88, 200, 262, 273, 295
symbolische Politik 5, 13, 270
Sympathie 173
Systemanalyse 159, 163, 166, 172, 193
Systemstabilisierung 88
Systemstabilität 216
Systemtheorie 31, 270, 301
Szenario 215
T
Tageszeitung 287
Tarifpolitik 228
Tarifvertrag 41
Tätigkeitsanalyse 249
Technikfolgen 269
Telekommunikation 85
Terrorismus 55, 82, 111, 236
Textanalyse 260
Theater 252
Theologie 16, 29
Theoriebildung 23, 35
Theorie-Praxis 301
Thüringen 139
Tocqueville, A. 6, 51
Toleranz 222
Totalitarismus 1, 55, 62, 115, 202
Tradition 19, 99, 133, 141, 148, 224
Training 213
Transformation 87
Transnationalisierung 98
Transparenz 298
Transzendenz 5
Typologie 1, 17, 36
U
Überhangmandat 156, 163, 172
Umfrageforschung 109, 271, 280
Umweltpolitik 112
Ungleichheit 4, 279
Universalismus 31
Sachregister
Unternehmen 225
Unternehmensberater 255
Unternehmenspolitik 228
Unternehmer 36
Unterricht 219
Urteil 7, 106
Urteilsbildung 7
Urteilsfindung 7
Utopie 5, 21, 38, 140, 261
V
Verbändesystem 298
Verbandspolitik 225
Verfassungsänderung 78
Verfassungsgebung 81
Verfassungsgericht 67, 88, 89, 94, 104,
126
Verfassungsrecht 67, 78
Verfassungswirklichkeit 92
Verflechtung 57, 117
Vergangenheitsbewältigung 63, 74, 202,
236
vergleichende Forschung 59, 254
vergleichende Politikwissenschaft 23, 48,
67
Verhaltensanalyse 258
Verhaltensmuster 258
Verhältniswahl 158, 163, 172, 179
Vernetzung 24, 306
Vernunft 29, 48
Verrechtlichung 8, 72
Verschuldung 105
Verschuldungspolitik 105
Verstaatlichung 85
Verteilung 119
Verteilungsgerechtigkeit 18, 47, 183
Verteilungspolitik 183
Vertrauen 41, 88, 167, 198, 205, 241, 257,
261
Vertrauensfrage 109
Verwaltung 83, 89, 225
Verwaltungshandeln 225
Verwaltungsrecht 72
Virtualisierung 306
Volk 4, 44, 106, 124, 155, 230
Völkermord 55, 58, 217, 236
Völkerrecht 30
Volksabstimmung 80, 160, 170
Volksbegehren 80, 170, 271
237
Volksentscheid 155, 170
Volkskammer 70, 79
Volkspartei 109, 137, 151, 152
Volkssouveränität 2, 92, 170
Vorarlberg 89
Vorurteil 7, 244
W
Wahlbeteiligung 41, 158, 161, 167, 168,
171, 176, 183, 185, 190, 216
Wähler 40, 128, 146, 149, 153, 155, 158,
159, 160, 166, 174, 178, 180, 182,
185, 188, 195, 206, 243, 245, 250,
255, 309
Wahlergebnis 109, 129, 132, 137, 148,
153, 156, 168, 169, 171, 176, 180,
183, 185, 187, 190, 195, 242
Wahlforschung 90, 175, 182, 183, 191,
192, 194
Wahlkampf 90, 109, 121, 133, 136, 164,
184, 188, 190, 195, 206, 240, 242,
245, 250, 252, 263, 266, 304
Wahlkreis 150, 164, 177, 309
Wahlrecht 75, 80, 160, 170, 177, 181, 192
Wahlsoziologie 153
Wahlsystem 155, 158, 159, 160, 163, 164,
166, 172, 176, 177, 179, 186, 192,
193
Wahlwerbung 240, 242
Wahrheit 29, 242, 268
Wahrheitstheorie 268
Wahrnehmung 167, 183, 195, 224, 282,
293
Währungsreserve 284
Warenhaus 73
Web 2.0 269, 306
Weber, M. 115, 295
Website 311
Weiblichkeit 261
Weimarer Republik 77, 81, 115, 139, 147,
170, 264
Weltanschauung 5, 7
Weltordnung 30
Weltpolitik 30
Weltwirtschaft 125, 211
Weltwirtschaftskrise 73, 147
Wende 79
Werbung 240, 264
Wert 33, 209, 268
238
Wertorientierung 5, 24, 26, 33, 43, 108,
124, 221, 241, 260
Wertsystem 29
Wertwandel 137
Wettbewerb 85, 126, 133, 135, 136, 146,
150, 168
Wettbewerbsfähigkeit 100
Widerstand 62, 68
Widerstandsbewegung 68, 147
Wiedervereinigung 54, 79, 128, 132, 212,
292
Wirtschaft 5, 11, 54, 84, 115, 118, 205
Wirtschaftsethik 36
Wirtschaftskrise 125, 137, 245
Wirtschaftsliberalismus 220
Wirtschaftsordnung 31
Wirtschaftspolitik 65, 73, 245, 294
Wirtschaftswissenschaft 294
Wissen 28, 87, 280
wissenschaftliche Beratung 232, 246, 265,
276
wissenschaftlicher Mitarbeiter 249
Wissenschaftlichkeit 265
Wissensgesellschaft 232
Wissenstransfer 265
Wohlfahrt 110
Wohlfahrtsökonomie 110
Wohlfahrtsstaat 18, 47, 64, 110, 142, 276
Wohlstand 54
Wohnen 99
WTO 123
Z
Zeitgeschichte 37, 148, 285, 288
Zeitschrift 302
Zeitung 302
Zielanalyse 186
Zielgruppe 266
Zionismus 217
Zivilcourage 213
Zivilgesellschaft 31, 43, 45, 47, 53, 152,
205, 210, 235, 247, 269, 271
Zivilisation 211
Zivilrecht 67
Zufallsauswahl 10
Zufriedenheit 41, 197, 259
Zukunftsfähigkeit 24, 53
Zweiter Weltkrieg 55, 73, 147
Zwischenkriegszeit 77
Sachregister
18. Jahrhundert
21. Jahrhundert
287
88, 231
65, 69, 102, 170, 231, 247,
Institutionenregister
239
Institutionenregister
BIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH 199
BISS e.V. Brandenburg-Berliner Institut für Sozialwissenschaftliche Studien
292
Deutsche Gesellschaft für Wahlforschung e.V. -DGfW- 184
Fernuniversität Hagen, Fak. für Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft
Lehrgebiet Politikwissenschaft I Staat und Regieren 93
Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie
238
Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Bereich Grundlagen der Politik Arbeitsschwerpunkt Theorie und Ideengeschichte
272
Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Bereich Politische Systeme und Politikfeldvergleich Arbeitsstelle Empirische Politische Soziologie - Otto-Stammer-Zentrum 184
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie 131
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Dauerbeobachtung der Gesellschaft
188
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Forschungsabt. beim Präsidenten: Einstellungsund Verhaltensforschung 187
Hamburger Institut für Sozialforschung Arbeitsbereich Die Gesellschaft der Bundesrepublik
Hamburger Institut für Sozialforschung Arbeitsbereich Nation und Gesellschaft
64
4
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden
1, 58, 218
Hochschule Vechta, Institut für Soziale Arbeit, Bildungs- und Sportwissenschaften -ISBS-
233
Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Theorie der Politik 12, 13
Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Vergleichende Politikwissenschaft und Demokratieforschung 104
Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e.V.
79
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der Gefühle
256
Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften
nexus GmbH Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung
299
292
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Kommission für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung 287
Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V. -SFZ-
292
240
Institutionenregister
Technische Hochschule Aachen, Philosophische Fakultät, Institut für Politische Wissenschaft Bereich Politische Systemlehre und Comparative Politics 293
Technische Hochschule Aachen, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Lehrgebiet Methoden der empirischen Sozialforschung 204
Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg 625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" 88
Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Systeme und Systemvergleich 70
Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Theorie und Ideengeschichte 76, 88, 116
Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur für
Makrosoziologie 239
Technische Universität Dresden, SFB 537 Institutionalität und Geschichtlichkeit
70, 88, 116
Technische Universität Wien, Fak. für Architektur und Raumplanung, Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Soziologie 303
Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Graduiertenkolleg "Märkte und
Sozialräume in Europa" 289
Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Vergleichende
Politikwissenschaft 296
Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft: Wissenschaft in Anwendungs- und Beratungskontexten" 246
Universität Bielefeld, Institut für Wissenschafts- und Technikforschung -IWT-
246
Universität Bielefeld, SFB 584 "Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte"
308
Universität Bochum, Fak. für Sozialwissenschaft, Sektion Politikwissenschaft Lehrstuhl Politikwissenschaft, Politisches System Deutschlands 290
Universität Bochum, Institut für soziale Bewegungen -ISB-
77
Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, Fak. für Gesellschaftswissenschaften, Institut für
Politikwissenschaft Lehrstuhl für das politische System der Bundesrepublik Deutschland
und moderne Staatstheorien 274
Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
46
Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politische Soziologie und Staatstheorie 150, 305
Universität Frankfurt, FB 05 Psychologie und Sportwissenschaften, Institut für Psychologie Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie 197
Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften
184
Universität Greifswald, Philosophische Fakultät, Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft Lehrstuhl für Internationale Politik 122
Institutionenregister
241
Universität Greifswald, Philosophische Fakultät, Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte 9
Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialökonomie Zentrum
für Ökonomische und Soziologische Studien -ZÖSS- 35
Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialwissenschaften Institut für Politikwissenschaft Teilbereich Regierungslehre 113
Universität Kassel, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Fachgruppe Politikwissenschaft Fachgebiet Politisches System der Bundesrepublik Deutschland - Staatlichkeit im Wandel 144
Universität Koblenz-Landau Campus Landau, FB 06 Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut
für Sozialwissenschaften Abt. Politikwissenschaft 272, 304
Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen Lehrstuhl für vergleichende Politikwissenschaft 135
Universität Konstanz, Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftliche Sektion, FB Politik- und Verwaltungswissenschaft Lehrstuhl für Methoden der empirischen Politik- und
Verwaltungsforschung 119
Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Politikwissenschaft
Arbeitsbereich Systemanalyse und Systemvergleich, Wirtschaft und Gesellschaft 162
Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung -MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration 119, 164, 165, 182, 194,
195, 216
Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Professur für Methoden der Politikwissenschaft und empirische Demokratieforschung 173, 184
Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung
-C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland 97, 209, 210, 274, 309
Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Kommunikationswissenschaft 273
Universität Passau, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft I 268
Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft und Geographie,
Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft, insb.
Westeuropa 96
Universität Würzburg, Philosophische Fakultät II, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung Lehrstuhl für Soziologie Bereich Allgemeine Soziologie 229
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Abt. Demokratie - Strukturen, Leistungsprofil und Herausforderungen 104, 161, 184, 282
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Abt. Transnationale Konflikte und Internationale Institutionen 282
242
Institutionenregister
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa -ZCM- 238
Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. 72
Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department public management & governance, Lehrstuhl für Politikwissenschaft 196
ANHANG
Hinweise
245
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur
Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit
einem Standortvermerk versehen.
Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr
Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur
der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind.
Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen
die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg
über das Bibliothekenleitsystem.
Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.
Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt
werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax
oder elektronisch erfolgen
Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen
Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per
Fax möglich.
Zur Benutzung der Forschungsnachweise
Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst.
Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung
oder an den/die Wissenschaftler(in).
Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.
Dienstleistungsangebot der Abteilung
„Fachinformation für die Sozialwissenschaften“
Das Dienstleistungsangebot der Abteilung Fachinformation dient der Verbreitung, Förderung und
Fundierung sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse sowie dem Wissensaustausch auf nationaler wie internationaler Ebene. Gleichzeitig macht die Fachinformation die sozialwissenschaftliche
Forschung des deutschsprachigen Raumes international sichtbar.
Zentrale Aktivitäten sind Aufbereitung, Bereitstellung und Transfer von Wissen durch:
● Konzeption, Aufbau und Pflege von Datenbanken und Serviceangeboten zu Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnissen in den Sozialwissenschaften im deutschsprachigen und östlichen europäischen Forschungsraum und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen im deutschsprachigen, europäischen und internationalen Rahmen
● Aufbau von und Beteiligung an kooperativen Informationssystemen (Portalen, Themenschwerpunkten, Kommunikationsplattformen und Netzwerken) zur Unterstützung der Wissenschaftskommunikation, insbesondere auf ost-westeuropäischer Ebene und zu wissenschaftsbezogenen
chancengleichheitsrelevanten Themen
● Kontinuierlicher Ausbau der Vernetzung von Informationsangeboten und Services durch Erweiterung und Einbeziehung kompetenter Partner auf nationaler wie internationaler Ebene
● Erstellung servicebasierter Publikationen und Informationsdienste zu ausgewählten Themen in
Kooperation mit der Wissenschaft
● Nationales Referenzzentrum für das Politikfeld „Gleichstellung in der Wissenschaft“ gegenüber
Wissenschaftsorganisationen, Bundes- und Landesministerien, Politik und Medien in Bezug auf
Konzept- und Programmentwicklung, Monitoring und Evaluation von Politiken und Maßnahmen
Basisprodukte der Abteilung sind Informationen über Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnisse, die in Datenbanken aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Neben den nachfolgend skizzierten Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten und Publikationen
werden Datenbanken mit Informationen zu nationalen und internationalen sozialwissenschaftlichen
Forschungseinrichtungen, Zeitschriften, Netzwerken, Veranstaltungen und Internetquellen aufgebaut und gepflegt. Sie sind Bestandteil einer von GESIS entwickelten und zur Verfügung gestellten
integrierten Suche, die weitere internationale Informationssammlungen und solche externer Partner
mit einbezieht.
Datenbanken
Die von der Abteilung Fachinformation produzierten Datenbanken SOLIS und SOFIS bilden die
Grundlage für den sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst soFid.
SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften)
Inhalt: SOFIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die
Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie.
Bestand der letzten 10 Jahre: rund 47.000 Forschungsprojektbeschreibungen
Quellen: Erhebungen bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. In
Deutschland wird die Erhebung von GESIS durchgeführt, in der Schweiz von FORS - der
Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften. Für Österreich hatte bis
2001 die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien diese Aufgabe inne; ab
2006/07 wurde diese vom Wiener Institut für Sozialwissenschaftliche Dokumentation und
Methodik - WISDOM - übernommen.
Die Ergebnisse der GESIS-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen sowie von Forschungsförderern; ein nicht
unerheblicher Teil an Ergänzungen wird schließlich durch Auswertung von Internetquellen
sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute gewonnen.
SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem)
Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h.
Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur
(Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich
oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Internet vorhanden.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung,
Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung,
Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen.
Bestand: Anfang 2009 ca. 385.000 Literaturnachweise
Jährlicher Zuwachs: zwischen 16.000 und 18.000 Dokumente
Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird von GESIS in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift
für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Absprachen über einen regelmäßigen Datenaustausch bestehen darüber hinaus mit dem
Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.
Zugang zu den Datenbanken
An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der
Schweiz sind SOLIS und SOFIS in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich. Des Weiteren stehen SOLIS und SOFIS über von GESIS betriebene Portale
für Recherchen zur Verfügung:
www.sowiport.de
SOLIS und SOFIS können im sozialwissenschaftlichen Fachportal sowiport einzeln oder gemeinsam mit 13 weiteren Datenbanken durchsucht werden. sowiport enthält zurzeit folgende Datenbanken:
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Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem SOLIS
Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem SOFIS
Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen
Katalog der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Katalog des Sondersammelgebietes Sozialwissenschaften der Universitäts- und Stadtbibliothek
Köln
Katalog der Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Datenbank GeroLit des Deutschen Zentrums für Altersfragen
Publikationen der Bertelsmann Stiftung
ProQuest-CSA-Datenbanken (im Rahmen von DFG-Nationallizenzen): Sociological Abstracts,
Social Services Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts, PAIS International,
Worldwide Political Science Abstracts, Physical Education Index
Fachinformationsführer SocioGuide mit Informationen zu Institutionen, Fachzeitschriften,
Sammlungen, Netzwerken und Veranstaltungen
Insgesamt sind in und über sowiport mehr als 2,5 Millionen Quellen zu Literatur, Forschungsprojekten, Institutionen, Zeitschriften, Veranstaltungen sowie Themenschwerpunkte und Links zu Portalen
erreichbar.
www.infoconnex.de
Der interdisziplinäre Informationsdienst infoconnex bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalen für den Zugang zur Datenbank SOLIS – singulär oder im Verbund mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik (FIS Bildung) und Psychologie (Psyndex). Im infoconnex-Bereich „Sozialwissenschaften“ kann darüber hinaus in der Forschungsdatenbank SOFIS und in der Literaturdatenbank DZI SoLit recherchiert werden; zudem stehen auch hier im Rahmen von DFG-Nationallizenzen die sechs Datenbanken des Herstellers ProQuest/CSA zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung.
Auftragsrecherchen und Beratung bei der Datenbank-Nutzung
In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt GESIS kostengünstig Recherchen in den Datenbanken SOFIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen
und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.
Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche beraten wir Sie selbstverständlich jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst – soFid
Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung
bietet GESIS mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM
bezogen werden kann. Ältere Jahrgänge stehen unter www.gesis.org/sofid zum kostenfreien Download zur Verfügung. Der Dienst ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und
längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.
soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich:
● Allgemeine Soziologie
● Berufssoziologie
● Bevölkerungsforschung
● Bildungsforschung
● Familienforschung
● Frauen- und Geschlechterforschung
● Freizeit - Sport – Tourismus
● Gesellschaftlicher Wandel in den neuen
Bundesländern
● Gesundheitsforschung
● Industrie- und Betriebssoziologie
● Internationale Beziehungen / Friedensund Konfliktforschung
● Jugendforschung
● Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation – Medien – Sprache
● Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie
● Kultursoziologie + Kunstsoziologie
● Methoden und Instrumente der Sozialwis●
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senschaften
Migration und ethnische Minderheiten
Organisations- und Verwaltungsforschung
Osteuropaforschung
Politische Soziologie
Religionsforschung
Soziale Probleme
Sozialpolitik
Sozialpsychologie
Stadt- und Regionalforschung
Umweltforschung
Wissenschafts- und Technikforschung
Recherche Spezial und sowiport-dossiers: aktuelle Themen im Internet
Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe „Recherche
Spezial“ Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen
zusammengestellt. In den Dossiers in sowiport (hervorgegangen aus der Reihe sowiPlus bzw. den
thematischen Dokumentationen der Virtuellen Fachbibliothek Sozialwissenschaften) werden solche
Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind inhaltlich gruppiert zu finden unter www.sowiport.de/themen.
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Der Bereich Informationstransfer Osteuropa fördert die Ost-West-Kommunikation in den Sozialwissenschaften. Er unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten.
Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa", der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint.
Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung – CEWS
Als integraler Bestandteil der Fachinformation bietet CEWS disziplinenübergreifend Zugänge zu
Themen, Informationen und aktuellen Fragen der Gleichstellung in der Wissenschaft. Durch das
Sichtbarmachen des Potentials hoch qualifizierter Wissenschaftlerinnen unterstützt die Datenbank
FemConsult die Erhöhung des Frauenanteils bei der Neubesetzung von Professuren und Führungspositionen in Wissenschaft und Forschung und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Das CEWS-Themenportal integriert Informationen zu allen gleichstellungsrelevanten Themen im
Bereich Wissenschaft und Forschung (z.B. Chancengleichheit im Hochschul- und Wissenschaftsprogramm HWP, Statistik und Gleichstellungsrecht an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen).
Internet-Service der GESIS
Umfassende Informationen zu GESIS und zum Angebot an Dienstleistungen finden Sie unter
www.gesis.org
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften
Lennéstraße 30
GESIS-Servicestelle Osteuropa
53113 Bonn
Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin
Tel.:+49 (0)228-2281-0
Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0
E-mail:[email protected]
E-mail:[email protected]
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