Ö 1-KLASSIKER ROSSINI MEDIENBEGLEITHEFT zur CD Il Barbiere di Siviglia Melodramma buffo in zwei Akten 1. Akt - 1. Teil, 71.10 Minuten 1. Akt - 2. Teil, 21.14 Minuten 2. Akt, 46.19 Minuten DAS ZUKUNFTSMINISTERIUM 12113 Ö 1 – KLASSIKER: GIOACHINO ROSSINI Das vorliegende Heft ist die weitgehend vollständige Kopie des Begleitmaterials zur CD Konzept der Zusammenstellung von Dr. Haide Tenner, Dr. Bogdan Roscic, Lukas Barwinski Executive Producer: Lukas Barwinski Musik Redaktion: Dr. Gustav Danzinger, Dr. Robert Werba, Albert Hosp, Mag. Alfred Solder Text/Lektorat: Michael Blees Grafikdesign: vektorama Fotorecherche: Österreichische Nationalbibliothek/ Mag. Silke Pirolt Fotos: ORF, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv Herausgeber der CDs und der Begleithefte: Universal Music GmbH, Austria 2004 Besonderen Dank an: Prof. Alfred Treiber, Mag. Irina Kubadinow, Dr. Johanna Rachinger, Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Medieninhaber und Herausgeber des vorliegenden Heftes: Medienservice des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur 1014 Wien, Minoritenplatz 5 Bestellungen: Tel. 01/982 13 22-310, Fax. 01/982 13 22-311 E-Mail: [email protected] 2 Ö1-KLASSIKER, VOLUME 13 ROSSINI VOM MISSERFOLG ZUM MEISTERWERK »Gestern abend wurde eine neue Burletta von Maestro Rossini auf die Bühne des Argentina gebracht, ein unglückliches Ereignis« - mit diesen Worten erinnert eine Tagebucheintragung von Fürst Agostini Chigi-Albani an die missglückte Uraufführung von Gioachino Rossinis »Il Barbiere di Siviglia« am 20. Februar 1816 im römischen Teatro della Torre Argentina. Was sich an jenem Abend wirklich zugetragen hat, lässt sich kaum mehr rekonstruieren; Rossini selbst hat zu den Legenden, die sich rund um die Uraufführung seines »Barbiere« ranken, einiges beigetragen: schon vor Beginn der Aufführung soll es die ersten Missfallensäußerungen gegeben haben, als Rossini im nussbraunen Frack mit Goldknöpfen den Orchesterraum betrat. Während der Vorstellung soll dem Sänger des Almaviva beim Ständchen auf der Gitarre eine Saite gerissen sein, dann soll der Darsteller des Basilio bei seinem Auftritt über eine Falltüre gestürzt sein, jedoch mit blutender Nase weitergesungen haben. Und zu guter Letzt soll dann auch noch eine Katze während des ersten Finales auf der Bühne erschienen sein und die Solisten aus der Fassung gebracht haben. Unter allgemeinem Gelächter und durch Zwischenrufe gestört gingen zahlreiche Musiknummern unter. Ob der Skandal bei der Uraufführung allein durch die Pannen auf der Bühne ausgelöst wurde oder ob es sich bei den Missfallenskundgebungen um gelenkte Aktionen handelte, darüber ist in der Literatur viel diskutiert worden. Nicht selten wird den Anhängern von Giovanni Paisiello der Premierenmisserfolg des Rossini-Werkes angelastet. Paisiello (1740-1816) galt als der führende italienische Opernkomponist in der Generation vor Rossini, nicht zuletzt dank seiner Oper »Il Barbiere di Siviglia« aus dem Jahr 1782. Doch war es wirklich ein derartiges Sakrileg, ein Sujet ein weiteres Mal auf die Bühne zu bringen? Immerhin hatte der deutsche Komponist Friedrich Ludwig Benda schon 1776 einen »Barbier von Sevilla« komponiert ebenso wie 1797 der maltesische Komponist Nicolas Isouard. Rossini war sich auf jeden Fall der Gefahr bewusst, in Konkurrenz zu Paisiello zu treten, ließ deshalb eine Erklärung dem gedruckten Libretto seines Werkes voranstellen: »Dem Publikum zur Nachricht! Die Komödie des Herrn Beaumarchais, betitelt >Der Barbier von Sevilla oder die nutzlose Vorsicht< wird in Rom als komisches Drama bearbeitet und unter dem Titel >Almaviva oder Die nutzlose Vorsicht< aufgeführt, um das Publikum von dem Gefühl der Achtung und Verehrung zu überzeugen, welche den Urheber der Musik des Dramas gegenüber dem so sehr berühmten Paisiello beseelen, der diesen Stoff bereits unter seiner ursprünglichen Bezeichnung vertont hat. Vor die schwierige Aufgabe gestellt, hat Maestro Rossini, um nicht der dreistesten Rivalität zu seinem unsterblichen Vorgänger geziehen zu werden, ausdrücklich erbeten, der >Barbier von Sevilla< solle vollständig umgedichtet und zahlreiche neue Situationen hinzugefügt werden.« Pierre-Augustin de Beaumarchais Giovanni Paisiello 3 In der Tat vermied Cesare Sterbini, der Librettist der Rossini-Oper, allzu große Ähnlichkeiten mit dem Libretto von Giuseppe Petrosellini für Paisiellos Oper; Sterbinis Buch basiert auf dem Originalstück von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais - die Uraufführung der Komödie hatte 1775 in Paris stattgefunden beziehungsweise auf dessen italienischer Übersetzung von 1798. Ähnliche Legenden wie um den Uraufführungsskandal von Rossinis »Barbiere di Siviglia« ranken sich auch um die Entstehungsgeschichte des Werkes. Ursprünglich war Jacopo Ferretti als Librettist vorgesehen gewesen (1817 schrieb er für Rossini das Buch zu »La Cenerentola«), das Thema, das er vorgeschlagen hatte, war jedoch abgelehnt worden. So kam erneut Cesare Sterbini zum Zug, mit dem Rossini unmittelbar vor dem »Barbiere« bei der Oper »Torvaldo e Dorliska« zusammengearbeitet hatte. In aller Eile entstand das neue Buch, nicht einmal zwölf Tage benötigte Sterbini, um seine Version des »Barbiere di Siviglia« fertig zu stellen und in ähnlich kurzer Zeit ging auch die Komposition vor sich. Die von Rossini selbst geäußerte Behauptung, er habe nur 13 Tage benötigt, dürfte allerdings falsch sein, allerdings brauchte er auch nicht wesentlich länger: etwa in einem Monat dürfte die Oper entstanden sein, inklusive der Einstudierung mit den Sängern und dem Orchester eine außergewöhnliche Leistung, die auch dadurch nicht geschmälert wird, dass Rossini einige musikalische Passagen aus früheren Werken übernahm: aus »Elisabetta, Regina d'Inghilterra« stammt der zweite Teil von Rosinas großer Arie, aus »Ciro in Babilonia« die Kavatine des Almaviva und auch die Ouvertüre zum »Barbiere« war nicht neu. Zuweilen wird zwar behauptet - möglicherweise eine weitere Legende - es habe eine eigene, jedoch verloren gegangene, auf spanischer Volksmusik basierende Ouvertüre zu dieser Oper gegeben, wahrscheinlicher ist jedoch, dass bereits bei der Uraufführung jene Sinfonia Verwendung fand, mit der Rossini bereits 1813 »Aureliano in Palmira« und 1815 »Elisabetta, Regina d'Inghilterra« eingeleitet hatte. 4 Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass der Komponist ein und dasselbe Vorspiel zweimal für ernste Werke und einmal für eine komische Oper verwendete. Zu Rossinis Zeit stellten allerdings Ouvertüre und nachfolgende Oper noch nicht unbedingt jene Einheit dar, die später der instrumentalen Einleitung einer Oper zufiel: eine Opernsinfonia hatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts - vor allem in Italien – zu allererst ein brillantes Orchesterstück zur Einstimmung auf den nachfolgenden Opernabend zu sein. Im Jahr des »Barbiere di Siviglia« war der am 29. Februar 1792 in Pesaro geborene Rossini gerade 24 Jahre alt geworden und konnte doch bereits auf 16 Opern aus seiner Feder zurückblicken, darunter Werke wie »Tancredi« (1813), »L'Italiana in Algeri« (1813) und »Il Turco in Italia« (1814). Innerhalb kurzer Zeit hatte sich seine ursprünglich nationale Anerkennung zu internationalem Ruhm gesteigert. Dreizehn weitere Jahre sollte er das ungeheuere Arbeitspensum von jährlich drei bis vier Opern beibehalten, bis er beschloss, nach »Guillaume Tell« (1829) kein weiteres Bühnenwerk zu schreiben. Mit 37 Jahren und auf dem Gipfel seines Ruhmes zog er sich von der Bühne zurück, ließ sich in Paris nieder und führte ein großes Haus, in dem fast alle Berühmtheiten der Kulturwelt jener Jahre zu Gast waren. Erst im Alter von 76 Jahren verstarb Rossini - nicht nur von der musikalischen Welt betrauert; schon zu Lebzeiten war er zu den größten Tonschöpfern aller Zeiten gezählt worden. Wesentlichen Anteil an diesem Weltruhm hatte seine Oper »Il barbiere di Siviglia«; während zahlreiche andere Opern aus Rossinis Feder nach und nach von den Bühnen verschwanden und erst im 20. Jahrhundert wieder ausgegraben wurden, war und ist der »Barbiere« als Meisterwerk der italienischen Buffo-Oper über alle Zeiten hinweg im Spielplan großer und kleiner Bühnen verblieben. Dankbare und wirkungsvolle Gesangspartien bietet Rossinis »Barbiere di Siviglia«. In der Uraufführung sang Geltrude Righetti-Giorgi, eine vielbewunderte Altistin, die Rosina, Luigi Zamboni, ein berühmter Sänger seiner Zeit, war der Figaro und der spanische Tenor Manuel García der Almaviva. García gehörte nicht nur zu den führenden Opernstars im frühen 19. Jahrhundert, er war auch sonst eine interessante Künstlerpersönlichkeit, nicht nur Sänger mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, sondern auch Komponist von Liedern und Opern - und der Vater der berühmten Sängerinnen Maria Malibran und Pauline Viardot-García, deren Bruder Manuel García als einer der besten Gesangslehrer des 19. Jahrhunderts galt (Manuel García, der Jüngere, hat zudem mit seiner Erfindung des Kehlkopfspiegels die Hals- und Nasenheilkunde revolutioniert). Nach triumphalen Erfolgen in Europa plante Manuel García das erste Gastspiel eines europäischen Ensembles in Nordamerika und brachte dabei 1825 Rossinis »Barbiere« in die Neue Welt. Am Abend der New Yorker Premiere soll ein alter Mann im Publikum gewesen sein, der selbst eine der »Figaro«-Komödien von Beaumarchais (seine Trilogie umfasst die Stücke »Le barbier de Seville«, »Le marriage de Figaro« und »La mère capable«) zu einem Opernlibretto umgearbeitet hatte: Lorenzo da Ponte; er hatte bereits 1786 für Mozart nach Beaumarchais das Buch zur Oper »Le nozze di Figaro« geschrieben. Für den seit der zweiten Aufführung des »Barbiere« anhaltenden Erfolg hatte die Oper allerdings auch einen hohen Preis zu zahlen: sie wurde zum Spielball von Sängern, Dirigenten und Bearbeitern. Dass sich auch Koloratursoprane die eigentlich für einen Mezzosopran erdachte Rolle der Rosina nicht entgehen lassen wollten, war dabei das geringste Übel. Für Sopranistinnen wurden die Arien transponiert und in den Ensembles kleinere Änderungen vorgenommen. Schwerwiegender war es schon, in der Gesangsstunde des zweiten Aktes beliebige Bravourarien anderer Komponisten frei nach dem 5 Geschmack der jeweiligen Interpretin einzulegen. Allein an den Wiener Aufführungen des »Barbiere« lässt sich gut nachvollziehen, wie sehr dieses Werk im Lauf der Zeit Bearbeitungen und Eingriffen ausgesetzt war. »Wie aus der Kritik in der >Wiener Allgemeinen musikalischen Zeitung< hervorgeht, wurde der >Barbiere< von Rossini bereits anlässlich der Wiener Erstaufführung in deutscher Sprache im Theater an der Wien am 28. September 1819 in leicht umgearbeiteter Form gegeben«, so Michael Jahn in einem aufschlussreichen Text für das »Barbiere«-Programmheft der Wiener Staatsoper. »So dürften sowohl die >Serenata< des Almaviva als auch die Arie des Bartolo im ersten Akt gestrichen worden sein. [...] Am 16. Dezember 1820 wurde der >Barbiere< zum ersten Mal in deutscher Sprache im Kärntnertortheater gegeben. Auch hier wurde die >Serenata< gestrichen. Die Arie des Bartolo wurde zu Beginn des zweiten Akts gesungen und später wieder weggelassen. [...] Die überraschendste Änderung betraf aber die berühmte Arie >La calunnia< des Basilio, welche ebenfalls oft weggelassen wurde: in den Aufführungen zwischen 1820 und 1823 wurde diese Arie zeitweise von Bartolo mit verändertem Text gesungen.« Erst mit der kritischen Notenausgabe von 1969 begann die Rückkehr zu Rossinis Original. Einer der ersten, der sich für eine Wiedergabe des Werkes ohne bearbeitende Eingriffe stark machte, war dabei der Dirigent Claudio Abbado. Seine Einstudierung bei den Salzburger Festspielen 1968 - er konnte sich auf die quellenkritische Ausgabe bereits im Jahr vor ihrer offiziellen Veröffentlichung stützen - hatte Modellcharakter und wurde später mehrfach an anderen Orten wieder aufgenommen. Auch Claudio Abbados Studioproduktion von 1971 basiert auf der kritischen, vom Dirigenten und Rossini-Forscher Alberto Zedda herausgegebenen Ausgabe und bringt das Werk genauso, wie es Rossini komponierte - mit einer Ausnahme: die große Tenorarie im zweiten Akt, das Rondo mit Chor »Cessa di pìu resistere«, wurde - wie im heute gängigen Bühnengebrauch üblich - gestrichen. Dieses Rondo hat Rossini später in seine Oper »La Cenerentola« übernommen. HANDLUNG Erster Akt. Ein Platz in Sevilla. Vor dem Haus des Doktor Bartolo finden sich Musikanten ein. Graf Almaviva hat sie bestellt, um Bartolos Nichte Rosina ein Ständchen zu bringen. (CD I/3: Kavatine »Ecco, ridente in cielo« / »Sieh schon die Morgenröte«). Aber niemand zeigt sich am Fenster. Die reich belohnten Musikanten ziehen sich unter Dankesbezeugungen zurück. Da kommt Figaro des Wegs, Barbier, Tausendsassa und das Faktotum der schönen Welt von Sevilla (CD I/4: Kavatine »Largo al factotum« / »Ja das Faktotum«). Der Graf erkennt in ihm einen ehemaligen Diener, vertraut ihm seine Liebe zu Rosina an und versichert sich seiner Unterstützung mittels einer vollen Börse. Noch einmal versucht der Graf, mit einer Kanzone Rosina an ihr Fenster zu locken; gerade als sie jedoch von drinnen antworten will, werden die Fenster abrupt geschlossen. Figaro heckt daraufhin einen Plan aus: der Graf möge sich als Soldat verkleiden und in Doktor Bartolos Haus Quartier verlangen (CD I/6: Duett »All'idea di quel metallo« / »Strahlt auf mich der Glanz des Goldes«). - In ihrem Zimmer schreibt Rosina einen Brief an den jungen Mann, der sich ihr als armer Student Lindoro zu nähern versucht hatte (CD I/7: Kavatine »Una voce poco fa« / »Frag' ich mein beklommnes Herz«). Figaro erscheint, doch kaum hat er mit Rosina ein Gespräch begonnen, kehrt auch schon der stets misstrauische Doktor Bartolo mit dem Musiklehrer Don Basilio zurück. Bartolo, der auch der Vormund seiner Nichte Rosina ist, verrät Basilio, dass er selbst das Mädchen heiraten möchte. Die Nachricht von der Ankunft des Grafen Almaviva könnte aber seine diesbezüglichen Pläne stören. 6 Basilio weiß jedoch ein sicheres Mittel gegen Feinde und Nebenbuhler: die Verleumdung; er schlägt vor, den Grafen zu diffamieren und böse Gerüchte über ihn auszubreiten (CD I/8: Arie »La calunnia è un venticello« / »Die Verleumdung, sie ist ein Lüftchen«). Figaro, der die Unterhaltung belauscht hat, informiert Rosina. Sie lässt sich jedoch durch die Heiratspläne ihres Vormunds nicht beunruhigen, sondern ist vielmehr an dem hübschen jungen Mann interessiert, der ihr ein Ständchen gebracht hat. Figaro bietet sich an, den Postillon d'amour zu spielen und einen Brief Rosinas an Lindoro zu überbringen (CD I/9: Duett »Dunque io son« / »Also ich, du glaubst es wirklich?«). Der misstrauische Bartolo nimmt Rosina ins Verhör: Was wollte Figaro mit ihr bereden? Warum habe sie Tinte am Finger? Wem habe sie geschrieben, fehle doch ein Blatt Papier. Aber einen Doktor seinesgleichen - so ist er der Meinung - könne man so leicht nicht hintergehen (CD I/10: Arie »A un dottor della mia sorte« / »Einen Doktor meinesgleichen«). In diesem Moment meldet sich die Einquartierung: Almaviva erscheint als betrunkener Soldat und fordert Unterbringung. Rosina kann er sich in einem unbeobachteten Moment als Lindoro zu erkennen zu geben. Schließlich kommen noch Basilio, die Haushälterin Berta und Figaro hinzu und zu guter Letzt erscheint auch noch die Wache. Der Offizier verhaftet den verkleideten Grafen, doch als dieser ein bestimmtes Papier vorweist, wird er sofort wieder auf freien Fuß gesetzt. Bartolo ist zunächst stumm vor Verblüffung und explodiert dann vor Ärger: alle sind völlig verwirrt über die überraschende Wendung. Hermann Prey als Figaro, 1957 Zweiter Akt. Ein junger Musiker meldet sich im Hause Bartolos (CD II/4: Duett »Pace e gioia« / »Fried' und Freude sei mit Ihnen«). Es ist Graf Almaviva in neuer Verkleidung; als Don Alonso gibt er vor, den erkrankten Musiklehrer Don Basilio zu vertreten. Misstrauisch besteht Doktor Bartolo darauf, bei der Gesangsstunde anwesend zu sein (CD II/5: Arie »Contro un cor« / »Wenn ein Herz von Lieb' entzündet«). Um Bartolo abzulenken, nötigt Figaro den Doktor auf einen Stuhl und beginnt ihn zu rasieren. Die jungen Leute benützen dies, um einander ihre Liebe zu gestehen und die Flucht zu planen. Ausgerechnet in diesem Moment erscheint der angeblich doch kranke Basilio, aber auch in dieser misslichen Situation hilft die Überredungskunst von Figaro und eine volle Börse des Grafen. Basilio verabschiedet sich umständlich, ohne die Intrige verraten zu haben (CD II/7: Quintett »Don Basilio! Cosa veggo!« / »Don Basilio! Ach, der fehlt noch!«). Dennoch entdeckt Doktor Bartolo das Komplott und jagt die ungebetenen Gäste hinaus. Dazu versteht er es, Rosina an der Liebe ihres Lindoro, angeblich nur eines Mittelmannes des Grafen, zweifeln zu lassen und dadurch seinen Wünschen gefügig zu machen. Enttäuscht über das »falsche Spiel« von Lindoro, willigt sie ein, ihren Vormund zu heiraten und verrät ihren Fluchtplan. Doktor Bartolo eilt davon, um die Wache zu alarmieren. Ein Gewitter geht nieder (CD II/9: Temporale / Gewittermusik), während Almaviva, begleitet von Figaro, über eine Leiter in das Haus von Doktor Bartolo einsteigt. Rosina gibt sich zuerst spröde und beschuldigt Lindoro, es nicht ernst mit ihr zu meinen und sie in die Arme des Grafen Almaviva treiben zu wollen. Doch bald sind alle Verleumdungen ihres Vormundes entlarvt: 7 Rosina erkennt, dass ihr Lindoro und Graf Almaviva ein und derselbe sind (CD II/10: Terzett »Ah! qual colpo inaspettato« / »Ist er's wirklich? Welche freudige Entdeckung!«). Wenig später trifft Basilio mit einem Notar ein, was Figaro sofort die Gelegenheit ergreifen lässt, den Notar aufzufordern, Rosina und den Grafen zu trauen. Basilio vor die Wahl gestellt, ob er einen wertvollen Ring oder zwei Kugeln im Kopf haben will, erklärt sich bereit Trauzeuge zu sein. Schließlich trifft Doktor Bartolo mit der Wache ein, doch er kommt zu spät. Graf Almaviva gibt sich zu erkennen. Da ihm keine andere Wahl bleibt, stimmt auch Bartolo in den Schlussgesang ein: Alle wünschen dem glücklichen Paar Liebe und ewige Treue. 8