Chemisch-Geowissenschaftliche Fakultät Institut für Geowissenschaften (IGW) Lehrstuhl für Allgemeine Mineralogie Prof. Dr. Juraj Majzlan FACH / FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE Thermodynamische Eigenschaften der Minerale Mineralogie und Geochemie der Umweltkontamination, Verwitterung der Minerale Kristallstrukturen und Kristallchemie der Minerale Bio-Geo-Interaktionen Mineralogie und Geologie der Erzlagerstätten Zum Lehrstuhl für Allgemeine und Angewandte Mineralogie gehört auch die Mineralogische Sammlung in Jena. Die 1779 gegründete Mineralogische Sammlung ist eine der ältesten und größten deutschen Universitätssammlungen. Mit einem Bestand von ca. 80.000 Objekten ist sie intensiv sowohl in Forschung als auch Lehre im Bereich von Geo- und Biogeowissenschaften eingebunden. UMWELTMINERALOGIE UND -GEOCHEMIE Abbildung 1. Die Verteilung der Elemente Kupfer (links) und Antimon (rechts) in den Verwitterungsprodukten der Fahlerze. Der Maßstab entspricht 20 m. Fahlerze sind Minerale mit komplexer chemischer Zusammensetzung und der Bereitschaft, viele chemische Elemente in ihre Kristallstruktur aufzu-nehmen. Sie sind häufige Erzminerale in vielen Erzlagerstätten, wo sie für die Gewinnung von Kupfer, Silber oder Quecksilber dienen. Es ist deswegen interessant zu überprüfen, wie mobil die individuellen Elemente, besonders die stark umweltschädlichen (z.B. Arsen) in den Fahlerzen sind. Ebenso ist von Interesse, wie mobil die Summe der Elemente in den Fahlerzen ist. In dieser Arbeit verwenden wir sorgfältig ausgewählte Proben aus einer Oxidationszone einer Kupfer-erzlagerstätte. Die Kombination von Geländearbeit, Röntgenbeugung mit Mikrometer-Auflösung und intensiven bild-gebenden Untersuchungen mit unserer Elektronenstrahlmikrosonde und mit dem Transmissionselektronenmikroskop bietet die Antworten auf unsere Fragen vom Mesomaß- stab (mehrere Meter) bis zum Nanomaßstab. Kupfer ist in den initialen Stadien der Verwitterung immobil und bleibt in einfachen Sulfiden wie Covellit, CuS (s. Abbildung) gebunden. Später wird Kupfer mobilisiert, gelöst, und kristallisiert in Form von Kupfer-Sulfaten, Karbonaten, und -Arsenaten auf den Nebengesteinen. Arsen assoziiert sehr stark mit dem Kupfer. Eisen und Antimon weisen ein anderes Verhalten auf – diese beiden Elemente verbinden sich in einem schwerlöslichen Mineral namens Tripuhyit, FeSbO4 (s. Abbildung). Silber und Quecksilber binden sich chemisch mit dem restlichen sulfidischen Schwefel und bleiben essentiell immobil. Die Belastung der Gewässer in der untersuchten Region ist wegen der Bildung der moderat- oder schwerlöslichen Minerale nicht so hoch. Deswegen ist der Sanierungsbedarf, entweder zur Zeit oder in der Zukunft, nicht als kritisch anzusehen. THERMODYNAMIK UND KRISTALLCHEMIE Arsen ist eine der Kontaminanten, die als Umweltgift in der Öffentlichkeit bekannt ist. Eine akute Gefahr durch Arsen besteht nur selten, aber die Folgen der chronischen Aufnahme sind eher besorgniserregend. In mehreren Überblicksartikeln (Majzlan et al. 2014, Nordstrom et al. 2014), die 2014 erschienen sind, haben wir auf fast 200 Seiten den jetztigen Kenntnisstand über die Mineralogie, Geochemie, Kristallchemie und Thermodynamik der Arsenminerale zusammengefasst. Zur Erweiterung dieser Kenntnisse tragen wir intensiv bei. In einer der letzten Studien konnten wir die Kristallstruktur des Minerals Kankit, FeAsO4·3.5H2O, lösen. Das Mineral kommt oft an den kontaminierten Lokalitäten vor, ist aber immer feinkörnig und schwierig zu erkennen. Die Kristallstruktur ist als ein wesentliches Identifikationsmerkmal in internationalen Mineraldatenbanken enthalten. Durch unsere Arbeiten kann das Mineral Kankit nun besser und zuverlässiger identifiziert werden. Weil das Mineral sehr feinkörnig ist und die Kristalle gebogen sind, haben wir die Struktur mit hochauflösender Elektronenbeugung gelöst, einem innovativen Verfahren, das erlaubt, Kristallstrukturen von Kristallen, die nicht größer als 20 nm sind, zu bestimmen. Dieses Verfahren öffnet uns die Türe in die Welt der Kristallstrukturen und Kristallchemie der Nanophasen, die in der Umwelt Arsen und andere giftige Elemente speichern. Schon früher haben wir die thermodynamischen Eigenschaften des Minerals Kankit und weiterer Eisen-Arsenate gemessen, und festgestellt, dass das Mineral metastabil im Bezug zu dem stabilen und häufigeren Eisen-Arsenat Mineral Skorodit, FeAsO4·2H2O, ist. Abbildung 2. oben: Die Kristallstruktur des Minerals Kankit, gelöst bei Elektronenbeugung. unten: Thermodynamisches Modul für die Reaktionen zwischen Eisenarsenaten und Eisen Oxiden in der Natur (aus Majzlan et al. 2012). ERZLAGERSTÄTTEN Für die Exploration und Suche nach Gold wird global so viel ausgegeben wie für keinen anderen Rohstoff. Deswegen richten wir unser Interesse überwiegend – allerdings aus einer wissenschaftlichen Perspektive – auf die Golderzlagerstätten. Die orogenen Goldlagerstätten beinhalten dazu noch kritische Elemente wie Antimon. Die jungen epithermalen Lagerstätten von Gold weisen auch ein großes Potenzial auf, besonders die feinverteilten Erze, die in der langen Abbaugeschichte in Europa unberührt blieben. Weiterhin untersuchen wir die Baryt-/ Fluorit-Gänge im Thüringer Wald und im Thüringer Schiefergebirge, die vielfältige Informationen über die Zirkulation der Paläofluide beinhalten. Neben den klassischen Methoden der Erzlagerstättenkunde (Auflichtmikroskopie, Elektronenstrahlmikrosonde, Mikrothermometrie) datieren wir die untersuchten Mineralisationen mittels neuartiger Verfahren (U/Pb Datierung an Karbonaten, Feldspäten) und analysieren auch nicht-traditionelle stabile Isotope (z.B. Cu). Es ist geplant, die Fluideinschlüsse im Stibnit mit der Infrarot-Mikrothermometrie zu untersuchen. Unsere enge Zusammenarbeit mit Strukturgeologie liefert zusätzliche Informationen über die Mineralisationen, deren Alter und geologische Position. KONTAKT Prof. Dr. Juraj Majzlan / Institut für Geowissenschaften / Burgweg 11 / 07749 Jena / Telefon: 03641 948700 / E-Mail: [email protected] http://www.igw.uni-jena.de/mineral/