Die schrägen Töne des jungen W. Kulturverein Kukie bringt Mozarts Kammeroper "Bastien und Bastienne“ ins Ellerstadter Weingut Hammel Von Gereon Hoffmann Ellerstadt. Mozarts Kammeroper "Bastien und Bastienne“ passt sehr gut in das Ambiente eines Weinguts, denn schließlich geht es um ein junges Pärchen auf dem Land. Der Verein "Kunst und Kultur in Ellerstadt“ (Kukie) ließ das Stück am Sonntag mit Musikern des "Schauenburg Ensembles? und Solisten im Weingut H. Hammel aufführen. In der ersten Hälfte des Konzertes spielte das Heidelberger Ensemble Stücke aus der Zeit Mozarts, gleichsam zur Einstimmung, aber auch um das Genie des Wunderkindes später umso heller strahlen zu lassen. Zunächst interpretierten die Streicher ein Divertimento von Florian Gassmann (1729-1774), das Moritz Lassmann für Streichquintett gesetzt hat. Wie der Name schon sagt, ist das ein Stück zur Unterhaltung gedacht, und da hörten die Besucher schon, dass der Komponist, der eine Generation vor Mozart lebte, die strengen Regeln des Barock nicht mehr so eng sieht und es ihm mehr daran liegt, Leichtigkeit und Spielerei in die Musik zu bringen. Das ließen auch die Streicher hören. Josef Fiala (17481816), war ein begabter Oboist und Cellist und acht Jahre älter als Mozart. Die beiden waren gut befreundet, und Mozart äußerte sich lobend über Fialas Werke. Das Quartett, vervollständigt durch Violine, Viola und Violoncello, klang denn auch sehr ansprechend. “Bastien und Bastienne“ schrieb Mozart, als er gerade einmal zwölf Jahre alt war. Angeblich soll der berühmte Wiener Arzt Franz Messmer, der mit seinem Mesmerismus der therapeutischen Hypnose den Weg bereitete, den Auftrag dazu gegeben haben. Aber ebenso wie die Uraufführung ist das nicht eindeutig gesichert. Tatsache aber ist, dass Mozart mit dem Drei-Personen-Stück ein bemerkenswertes Frühwerk geschaffen hat. Thema und Inhalt parodieren die Geschichten über idyllisches Landleben, die damals gerade schwer in Mode waren. Bastienne, gesungen von der Sopranistin Margareta Kohl, liebt ihren Bastien, dessen Rolle die Altistin Elena Trobisch sang - das Original sieht einen Tenor vor, aber die Sängerin machte eine sehr gute Figur. Das Paar gerät in eine Krise, weil Bastienne findet, dass ihr Zukünftiger zu sehr nach anderen Frauen guckt. Sie schmollt, er kapiert nichts, ein Paarkonflikt, der sich offenbar schon seit Jahrhunderten wiederholt. Bastienne geht zur Eheberatung, die hier der Dorfwahrsager und Zauberer Colas betreibt. Philipp Stelz singt die Rolle mit einem sehr schönen Bariton und wirkt in der Rolle des etwas verschrobenen Beraters sehr überzeugend. Musikalisch war hier das Ensemble mit Streichern und Bläsern in größerer Besetzung in guter Form, es dirigierte Manfred Hein. Sehr bemerkenswert und von Musikern und Sängern schön in Szene gesetzt sind die musikdramatischen Einfälle des jungen Mozarts, die sehr augen- oder besser ohrenfällig die Handlung begleiten. Einer der Höhepunkte ist Colas Zauber mit beschwörendem "Diggi daggi schurri murri“, das musikalisch recht ironisch klingt. Es gibt so manche Stelle in der Musik, da ist deutlich zu hören, wie wenig Mozart sich an die damals noch geltenden akademischen Regeln des Wohlklangs gehalten hat. Was wir heute als musikalisch gelungene Umsetzung einer komischen Szene oder als entsprechenden Kommentar zu einer lustigen Passage hören, war zu Mozarts Jugendzeit noch sehr gewagt. Es ist auch überliefert, dass sich Vater Leopold anfangs öfter Sorgen über die "schrägen“ Töne seines Sohnes gemacht hat. Die Aufführung des "Schauenburg Ensembles“ und der Solisten war sehr gelungen: Anspruchsvolle und doch leichte Unterhaltung in einem schönen Ambiente. Zur Oper gab es eine Moderation von Hans-Jürgen Kohlhaas, der Handlung und Texte der Arien mit einer Prise Humor erklärte. Der Kukie -Verein kann zufrieden sein, eine Fortsetzung der leichten Klassik am Sonntagnachmittag fände sicher ihr Publikum.