Lufz Krohnefeld Unter den mittelamerikanischen Cichlidengattungen blldet Parachromis eir,e auch vom äußeren Anschein her recht homogene. Von den fünf darin enthaltenen Arten hat P. friedrichsthalü so ein bißchen das Image der,,Grauen Maus": Er ist nicht so klein und friedlich wie P. loisellel, nicht so lang wie P dovii, ticht so massig wie P. managuensis und nicht so farbig wie P. motaguensis. Mit einer erreichbaren Endgröße von 30 Zentimeter ist P. friedrichsthalii letztendlich ein Kandidat für sehr große Aquarien (ab 400 Liter). Da sich die Geschlechter schon recht früh unterscheiden lassen (ab zehn Zentimeter), können die Tiere in diesem Alter auch schon in kleineren Aquarien eine Zeitlang gehalten werden. Das setzt aber voraus, dass sich ein Paar aus einer Gruppe Heranwachsender gefunden hat. Dann ist für längere Zeit mit einer guten Harmonie zu rechnen. Natürlich muss das Aquarium so eingerichtet sein, dass sich das Weibchen bei Bedarf auch einmal ntrickziehen kann. Das ist nicht so einfach zu realisieren, weil erstens gerade geschlechtsreif werdende Tiere DCG-lnformotionen 37 Ol: l/t5-152 oftmals noch ähnlich groß sind und das Männchen daher auch in die möglichen Verstecke des Weibchens gelangt, und zweitens sind bei P. friedrichsthalii die Geschlechter sowieso nicht so extrem unterschiedlich groß. Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich vom Süden Mexikos über Belize und Honduras bis nach Guatemala. Die Färbung variiert von eher weißlich-gelben Tieren bis zu einem dunkleren orange oder kupfer-gelb, wie ich es nennen will, Dabei ist aber zu beachten, dass die Färbung auch vomAlter der Tiere abhängt (e älter, desto dunkler). Gerade bei den richtig großen Mittelamerikanern zeigt sich erst nach einigen Jahren, was farbenmäßig wirklich in den Tieren steckt. In diesem Zusammenhang sei noch extra darauf hingewiesen, dass P. friedrichsthalü sehr lange und oft mit anderen Arten, insbesondere P. loisellei verwechselt wurde. Eine kurze Recherche im Internet zeigte mir, dass auch heute noch sehr viele (bei meinen Stichproben mindestens 60 Prozent) falsche Abbildungen von P. friedrichsthalii kursieren ! Was kraft- und temperamentmäßig in den Tieren steckt, zeigen sie aber schon früh. Genügend Schwimmraum muss mit entsprechender Becken- l/s5 Porochromis motoguensis zeigt eine mehrfoch unterbrochene Löngsbinde. Querbinden ziehen über die gesomte Körperhöhe, ober nicht durchgehend (ouch unlerbrochenl. Die Grundftirbung der Mönnchen ist gelblich. Viele weißliche Muster und Schuppenrönder (ober Schuppen nicht komplett umschlossenl befinden sich ouf Körper, Kopf und den Flossen, ober nicht in Reihen ongeordnet Bei den deutlich orongeforbenen Weibchen ist kein Muster vorhonden, ouch nicht in den Flossen Porochromis monoguensis wird sehr hochrückig. Viele größere, unregelmößige Flecken sind über den gesomten Körper verteilt und ouch in den unpooren Flossen zu finden. Ein Geschlechtsd imorphismus ist nicht vorhonden Seite 147: Porochromis loisellei wirkt im Alter sehr hochrückig. Die Mönnchen zeigen ouf den Flonken, dem Kopf und den unpoore Flossen Punkte, die den Weibchen fehlen P dovii weist meist einen deutlich ousgeprögten Längsslreifen olternierender Breite ouf. Oberholb des Löngsstreifens nur schwoch, ofl nur unler dem Löngsstreifen ousgeprögte Querbinden. Mönnchen: Grundförbung helles broun mit grünlichem oder blöulichem Glonz Alle Schuppen broun gepunkfet und linienförmig (in Reihen) onge- ordnet Kopf gepunkfet. Unpoore Flossen gepunk- tet Weibchen besifzen keine Punkte ouf Körper und Flossen 146 DCG-lnformotionen 37 Pl: 145-152 einrichtung und -gestaltung verbunden sein; also Steine, Wurzeln und Bodengrund sind ein ,,Muss". Wenn man die Tiere vermehren will, darf der Bodengrund nicht so grobkörnig sein, weil in den sonst großen Zwischenräumen die oder zumindest sehr viele Larven verloren gehen. Gleichzeitig bestünde die Gefahr, dass sich die Eltern wegen des schnellen und erfolglosen Brutpflegeendes zerstreitgn, was meist zuungunsten des Weibchens ausgeht. Die Einrichtungsgegenstände dürfen nicht scharfkantig sein (Steine, Wurzel-Ersatz). Es ist manchmal haarsträubend, was gerade bei wurzelähnlicher Dekoration an Verletzungspotenzial (auch für den Pfleger) angeboten wird. Pflanzen können sein, werden aber oft nicht lange eine Chance haben. Aufjeden Fall sollten sie vor den Fischen im Becken sein und robusterer Art. Echinodorus wd Anubias werden in solchen Fällen immer wieder empfohlen. Großcichlidenbecken werden aber meist nicht sehr intensiv beleuchtet, weil sich die Fische da wohler zu fühlen scheinen und auch ihre Farben besser zur Geltung kommen. Wenig Licht bedeutet aber für die Pflanzen schlechtere Lebensbedingungen. Und wenn beim Buddeln und Laichplatzvorbereiten erst einmal eine Pflanze herausgerissen wurde, ist es DcG-lnformotionen 37 (71: 145-152 sehr schwer, einen ruhigen und nach Meinung der Fische geeigneten Platz zu finden, wo sie wieder anwurzeln kann. Da ist es dann schon günstiger, tatsächlich Anubias oder Microsorium atf einer Wurzel o.ä. zl befestigen, wodurch sie sich auch gleich näher zum Licht befinden. Die Ernährung von P friedrichsthalli ist völlig unproblematisch. Gefressen wird alles, natürlich auch pflanzenhaltiges Kunstfutter. Je größer die Tiere werden, desto größer darf auch mal ein Futterbrocken sein. Parachromi s - Arten sind Tierfresser, und so nehmen sie auch Fische, Würmer, Insekten usw. sehr gerne. Für die Vergesellschaftung spielen die erreichbare Körper- und Maulgröße eine wesentliche Rolle. Zu kleine Beifische können früher oder später verschwunden sein, zu schwache werden permanent unterdrückt. Nun sind P. friedrichsthalii (wie eigentlich alle sogenannten Räuber) vom Verhalten her eher ruhige, zurückhaltende Tiere (es würde ja auch keinen ,,Sinn" machen, durch hektisches und aufgeregtes Umherschwimmen potenzielle Beute zu verscheuchen), aber, um es freundlich zu formulieren, sie können sich durchaus durchsetzen, wenn sie wollen! Das wird auf jeden Fall während der Fortpflanzung sein. Junge Porochromis friedrichstholii sind noch recht bloss geförbt Der obgebildete, etwo vier Zentimeter longe Jungfisch zeigt noch einen aueiten kleineren Körperfleclg der sich mit zunehmendem Aller zurückbilden wird Unlen: Enuochsenes Porochromis f riedrichsthollii-Weibchen Seite lzlti: Geschlechtsreifes Mönnchen von Porochromis friedrichstholii. Die Prochtförbung zeigen die Fische erst im Alter von mindeslens alei Johren Als Gesellschaft sind Fische ähnlicher Größe, aber möglichst anderer Körperform zu empfehlen, wie beispielsweise Viej a. Bei geeigneter Beckengröße und -einrichtung sind auch kleinere Arten bis hin z;;rr ,,C." nigrofasciatum-Gruppe möglich. Da muss man einfach probieren, und manchmal funktionieren Kombinationen auch nur eine gewisse Zeit. Überhaupt hängt bei den großen Cichliden sehr viel von der Beckengröße ab. So ab etwa 3.000 148 Litern braucht man sich um die Frage: ,,Wer passt zu wem?" kaum noch Gedanken zu machen. Trotz der erheblichen Endgröße sind alle parachromis-Arten schon sehr zeitig geschlechtsreif. Das hat für uns den Vorteil, dass man (außer bei p managuensis) auch die Geschlechter schon sehr zeitig äußerlich unterscheiden kann: Während die Männchen viele Punkte auf Kopf und unpaaren Flossen tragen, sind diese Bereiche bei DCG-lnformotionen 37 (71: 145-lS2 den Weibchen ungepunktet. Tückisch ist allerdings, Mit etwa zehn Zentimeter in der Phase vor der Geschlechtsreife zunächst alle Männchen- friedrichsthalli geschlechtsreif und werden das auch sofort beweisen, sofern man beide Ge- dass heranwachsende Jungtiere färbung zeigery und dann erst die Punkte bei den Weibchen verschwinden. Dieser Zeitraum ist auch noch aus einem anderen Grund tückisch: Ich nenne ihn die ,,Flegelphase", und er ist dadurch gekennzeichnet, dass der ursprünglich recht ruhige und harmonische Junghschschwarm oder die Gruppe auseinander fällt. Revierverhalten, Beißereien und Kämpfe werden zunächst geübt, dann auch praktiziert. In der freien Wildbahn ist das die Phase, wo die dann noch lebenden Jungen ihre eigenen Wege gehen. Im Aquarium besteht in dieser Phase zwischen etwa vier Zentimeter Gesamtlänge bis zur Geschlechtsreife dadurch ein enormer Platzbedarf, weil die Tiere untereinander sehr aggressiv werden und Verluste vorprogrammiert sind (ganz extrem ist dieses Verhalten auch bei den südamerikanischen Crenicichla oder den afrikanischen Hemichronls ausgeprägt). Nur der Stärkste kann (und soll) sich vermehren, und dazu braucht ein Brutpfleger eben ein eigenes Revier, das seinem Nachwuchs Schutz und Nahrung bieten kann. Dosselbe Mönnchen wie ouf Seite lzlli obgebildet, ober im iugendlichen Alter von nur einigen Monoten DCG-lnformotionen 37 fl: I/f5-152 Gesamtlänge sind P schlechter imAquarium hat: Das Männchen akzep- tiert das Weibchen in seinem Revier. Ein Laichplatz wird ausgesucht und gesäubert, und ggf. auch seine Umgebung, also Gegenstände und Pflanzen entfernt. Das Gelege wird dann auf einem Substrat abgesetzt, welches gerne eine schräg stehende Platte sein darf. Abwechselnd klebt das Weibchen mehrere Laichkörner darauf und macht dann dem Männchen etwas Platz, das diese gleich besamt. In der Endphase des Laichvorganges sind dann beide Tiere gleichzeitig zugange. Die ersten Gelege sind nicht allzu groß und umfassen vielleicht 300 Laichkörner. Das Weibchen steht nun über bzw. neben dem Gelege und beftichelt es. Das Männchen ist eher für die Revierverteidigung zuständig, wechselt sich aber öfters mit dem Weibchen ab. Man sieht, wie die intensiven Brutpfleger das Gelege auch immer wieder optisch ,,begutachten". Wenn die mit der Eientwicklung einhergehende Pigmentierung schon stark ausgeprägt ist, der Schlupf also unmittelbar bevorsteht, prüft das Weibchen in kurzen Abständen mit dem Maul, ob sich die Larven schon herauslösen lassen. Ist das bei 26 "C nach vier Tagen der Fall, wird jede Einzelne aufgesammelt und in eine vorbereitete Grube gebracht. Sind die Tiere ungestört, beteiligt sich auch das Männchen intensiv daran. In den nun folgenden Tagen verbleiben die Larven in der Grube bzw. werden ab und zu in eine andere umgebettet. Dieser Zeitraum vom Schlupf bis zum Freischwimmen wird auch Huderphase genannt, wobei ,,Hudern" eigentlich ein Begriff aus der Ornithologie ist (Wärmen der noch nicht flüggen Jungvögel und Schutz vor Umwelteinflüssen durch das aufgeplusterte Federkleid der Eltern). Auch in dieser Zeit wechseln sich die Eltern ab. wobei das Weibchen mefu Zeit an der Grube oder beim Umbetten, auch beim Anlegen neuer Verstecke verbringt. Dringt ein Feind in das Revier ein, wird er oftmals von beiden Eltern gleichzeitig attackiert, die nebeneinander mit drohend aufgerissenen Mäulern frontal ihren Bereich verteidigen. Meist genügen diese Drohgebärden. Nur wenn sich der Eindringling so nicht abweisen lässt und weiter vordringt, gibt es eine kurze, aber gnadenlose Prügelei. Bis der relativ große Dottersack der Larven aufgezehrl ist, dauert es in Abhängigkeit von der Temperatur sechs bis acht Tage. Schwimmen die Jungen dann frei, was sich iber 24 Stunden vom ersten bis zum letzten hinziehen kann, bietet sich das gerade bei so großen Buntbarschen immer wieder imposante Bild: Die sonst so kompromisslos agierenden Tiere, deren Auge größer ist als ihre Jungen, sind jetzt ganz zahm. Vorsichtig werden vermeintliche oder wirkliche Ausreißer ins Maul genommen und in den Schwarm zurückgespuckt. Solange noch nicht alle Kleinen aufschwimmen, bleiben die Eltern auch an der Grube und halten dort die anderen zusammen. Wegen der schon ordentlichen Größe der Jungen können sie sofort mit frisch geschlüpften ArtemiaNauplien angefüttert werden. Sie wachsen gut heran, und eines Tages beginnt in zunehmendem Maße das Beweiden der Eltern (meist ab etwa 2,5 Zentimeter, abhängig von Anzahl der Jungen und Umfang und Häufigkeit der Futtergaben). Jetzt wird eine baldige Trennung der Jungen von den Eltern erforderlich, um ernsthafte Beschädigungen oder gar Verluste der Großen zu vermeiden. Im Großen und Ganzen ist die Vermehrung mittelamerikanischer Cichliden in Gebieten mit mittelhartem und pH-neutralem Wasser überhaupt kein Problem. Oder? Dos Poor hot on einem senkrechten Stein obgeloicht DCG-lnformotionen 37 (71: l4li-I52 Die geschlüpften Lorven werden in einer Grube om Fuße der Sleinplotte untergebrochl Ich hatte zwei ganzjunge Paare bekommen, aus denen sich zwei Tiere schnell zusammenfanden. Sie bezogen für eine erfolgreiche Vermehrung ein 60-Liter-Becken, eingerichtet mit einer extra dafür beschafften, das ganze Becken dominierenden Moorkienwurzel mit mehreren Spalten und Versteckmöglichkeiten. Als Laichsubstrat hatten sich die Tiere für eine sehr schräg stehende, ftir mich sehr gut einsehbare Steinplatte entschieden, deren Oberfläche recht uneben war. Das ganze Vorspiel verlief harmonisch und ziel- strebig. Auch das Ablaichen erfolgte, als ich zuhause war und dabei zusehen konnte. Allerdings musste ich entsetzt beobachten, wie der überwiegende Teil der soeben vom Weibchen angehefteten Laichkörner bei ihrer nächsten Bewegung einfach von der Steinplatte herabrieselten. Schließlich lagen etwa 80 Prozent aller Laichkömer am Fuße der Steinplatte auf dem Bodengrund, zu einem kleinen Berg aufgetürmt. Das Weibchen ließ sich davon aber nicht wesentlich irritieren und pflegte und befächelte das gesamte Gelege. Offenbar beim oder kurz nach dem Schlupf war der ganze Segen verschwunden. DCG-lnformotionen 37 (71: 145-152 Ich tauschte bei der nächsten Gelegenheit die Steinplatte gegen eine schöne, ebene Schieferplatte aus. Um es kurz zu machen: das Paar laichte darauf ab, mit dem gleichen Effekt wie beim ersten Mal. Diesmal schwammen aber wenigstens 50 kleine P friedrichsthalli frei. Leider kann ich nicht sagen, ob sie nur aus den klebenden oder auch aus den herabgefallenen Eiem geschlüpft sind. Bei dieser Anzahl könnte Beides möglich sein. Im Übrigen kann ich mich an kein verpilztes unter den nichtklebenden Laichkörnem erinnem, während auf der Steinplatte einige verpilzte zu erkennen sind. Die Ursache für diese Erscheinung habe ich nicht wirklich gefunden, auch nicht im befragten Personenkreis. Als vielleicht einziger äußerer Einfluss blieb die große neue Wurzel übrig, die vielleicht den pH-Wert absenkte (leider damals nicht gemessen oder notiert). Von extremen WeichwasserApistogramma ist bekannt, dass deren Laich bei zu hohem (also neutralem) pH-Werl nicht haftet. Lag hier der umgekehrte Fall vor? Ich setzte das Paar danach in das doppelt so große Nachbarbecken, in dem kaumWurzeln waretZwei Monate später laichten die Tiere erneut, diesmal in einem liegenden Blumentopf. Das Gelege blieb komplett kleben. Es lag also nicht an den Tieren! t5r Ich tauschte darauftrin mein zweites (Reserve-) P. friedrichsthalii-Pärchen (die Geschwister des ersten) gegen ein junges P. motaguensls-Pärchen und setzte dieses in das nun freie Becken mit der großen Wurzel. Ich hatte nur einen Wasserwechsel gemacht, aber an der Einrichtung nichts geändert. Nach vier Wochen laichten die P. motaguensis genau auf der unebenen Steinplatte des ersten nicht- haftenden P. friedrichsthalii-Geleges - und das Gelege klebte völlig normal. Um die Geschichte abzurunden: Fast anderthalb Jahre später waren die P. friedrichsthalii inzwi- schen in einem 5O0-Liter-Becken mit mehreren Wurzeln untergebracht und laichten darin erstmals. Auf einer schräg stehenden Granitplatte. Viele Laichkömer helen herunter... Ein derartiger Fall ist mir weder davor noch seitdem (geschilderterZeitratm: 1995 bis 1997) untergekommen. In allen drei genannten Aquarien habe Bei diesem noch relotiv iungen Weibchen ist die Größe des Mouls schon zu erohnen Unlen: Die Hundszöhne kennzeichnen den Cornivoren ich bis heute mehrere mittelamerikanische CichIiden problemlos nachgezogen (17 'dGH, pH 7-8, ohne irgendw elche Ztsätze). DcG-lnformotionen 37 (71: 145-152