Joshua Weilerstein Hilary Hahn Orchestre Philharmonique du

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© Jesse Weiner
© Patrick O‘Leary
Hilary Hahn
Joshua Weilerstein
Orchestre Philharmonique du Luxembourg
Hilary Hahn
VIOLINE
In den zwei Jahrzehnten seit ihrem professionellen Debüt hat die Geigerin und
zweifache Grammy-Gewinnerin Hilary
Hahn mit ihrer Virtuosität, weitreichenden
Interpretationen und einer kreativen Repertoireauswahl ein weltweites Publikum
erreicht.
Kurz vor ihrem vierten Geburtstag erhielt Hilary Hahn die ersten Violinstunden
im Rahmen des Suzuki-Programms. Mit
fünf Jahren nahm sie Unterricht bei der
aus Odessa stammenden Klara Berkovich
und lernte bei ihr Violine, bis sie mit zehn
Jahren ins Curtis Institute of Music aufgenommen wurde. Dort war Hilary Hahn
Schülerin von Jascha Brodsky, der selbst
bei dem Franko-Belgier Eugene Ysaÿe und
dem russischen Pädagogen Efrem Zimbalist
studiert hatte. Im Alter von zwölf Jahren
gab sie ihr Orchesterdebüt, mit 16 erhielt
sie ihre Universitätszulassung. Als Hilary
Hahn mit 19 Jahren ihren Bachelor machte
– sie hatte ihren Abschluss verschoben, um
ihre Studien zu vertiefen – war sie bereits
Vollzeitmusikerin und auf Tourneen aktiv.
Ihre immer neuen musikalischen Ansätze
und die Neugier auf die Welt haben Hilary
Hahn die besondere Zuneigung ihrer Fans
eingetragen.
Im Alter von sechzehn Jahren veröffentlichte Hilary Hahn ihre erste Einspielung.
Seither wurden von ihr 15 Alben bei der
Deutschen Grammophon und bei Sony
veröffentlicht sowie drei DVDs, eine mit
einem Oscar ausgezeichnete Filmmusik,
eine preisgekrönte Einspielung für Kinder
und verschiedene Kompilationen. Ihre
Einspielungen wurden mit sämtlichen
Kritikerpreisen ausgezeichnet und sind
auch beim Publikum sehr erfolgreich.
Hilary Hahns individueller Ansatz zeugt
von ihrer bemerkenswerten Fähigkeit, die
traditionelle Violinliteratur zu respektieren
und gleichzeitig den Horizont der Hörer zu
erweitern. 2010 veröffentlichte sie Jennifer
Higdons Violinkonzert zusammen mit dem
Tschaikowsky-Konzert. Higdons eigens für
Hilary Hahn geschriebenes Werk gewann den
Pulitzer-Preis. 2013 veröffentlichte Hilary
Hahn In 27 pieces: The Hilary Hahn Encores
als Höhepunkt eines mehrjährigen Projektes,
das das Genre der Zugabe völlig erneuert.
Ihr nächstes, für das Frühjahr 2015 geplante
Album, eingespielt mit ihren langjährigen
Kollegen Paavo Järvi und der Deutschen
Kammerphilharmonie Bremen, erweist mit
Werken von Mozart und Vieuxtemps ihrer
Programmgestaltung Referenz.
Mit ihrem geselligen Wesen erreicht
Hilary Hahn Studenten, neue Hörer und alle
Menschen, die sich für Musik und Kunst
interessieren. Sie ist eine überaus aktive
Autorin und veröffentlicht auf ihrer Website
hilaryhahn.com Journaleinträge und Artikel.
Daneben betreibt sie den YouTube-Kanal
youtube.com/hilaryhahnvideos, auf dem
sie regelmäßig Interviews mit Gästen aus
aller Welt führt. Zudem berichtet ihr Geigenkasten unter @violincase auf Twitter
und Instagram von seinem Leben als Reisebegleiter. Hilary Hahn war auf den Covern
fast aller großen Musikzeitschriften wie
auch von Magazinen wie Vogue, Elle, Town
& Country und Marie Claire. 2001 nannte
Time sie „Amerikas beste NachwuchsKünstlerin im Klassikbereich“. Im Januar
2010 trat sie als Gast in der Tonight Show
mit Conan O’Brien auf und spielte Werke
von Bartók und Brahms. Hilary Hahn hat
auch an Produktionen außerhalb des Klassikbereichs mitgewirkt, darunter an zwei
Alben der alternativen Rockband …And
You Will Know Us By The Trail of Dead,
dem Album Grand Forks von Tom Brosseau
und bei einer Tournee des Folkrock-Sängers
und Songwriters Josh Ritter.
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So wirkt man heute
Joshua Weilerstein
LEITUNG
Joshua Weilerstein wurde in eine Musikerfamilie geboren und legte den Grundstein
für seine Karriere, als er in Kopenhagen
beim Malko Competition for Young Conductors den Ersten Preis und den Publikumspreis gewann. Die Erfahrungen, die
er in der Folgezeit sammelte, überzeugten
ihn von der Bedeutung einer unmittelbaren
und natürlichen Verbindung zu Publikum
und Orchester. Er glaubt fest an die Allgemeingültigkeit und Unmittelbarkeit der
großen Meister der Vergangenheit, während
er gleichzeitig die Zugänglichkeit und
Innovation zeitgenössischer Komponisten
schätzt. Daher bemüht er sich, neben dem
traditionelleren Repertoire möglichst immer ein Werk eines lebenden Komponisten
vorzustellen.
Joshua Weilerstein ist vom Wert jeder
musikalischen Bildung überzeugt und war
in seiner Zeit als Assistant Conductor des
New York Philharmonic stark in die Young
People’s Concerts eingebunden. Außerdem war er Konzertmeister von Discovery
Ensemble, einem in Boston ansässigen
Kammerorchester, das Schüler im Stadtzentrum mit klassischer Musik vertraut
macht. Außerdem pflegte er engen Kontakt
zum Orquesta Sinfónica Simón Bolívar, das
aus dem berühmten El Sistema-Musikprogramm in Venezuela hervorgegangen ist,
war dessen erster nicht-venezolanischer
Gastviolinist und 2010 und 2012 Dirigent
des Ensembles.
Joshua Weilerstein freut sich immer über
Reaktionen von Musikern und Publikum.
In sozialen Medien kann man mit ihm über
die Zukunft der klassischen Musik, Programmgestaltung und Erfahrungen beim
Konzertbesuch diskutieren. Auf Twitter
findet man ihn unter @joshweilerstein, sein
Künstlerseite bei Facebook unter www.
facebook.com/joshuaweilerstein
Joshua Weilersteins Dirigentenkarriere
entwickelt sich rasch, sein Aufstieg wird
mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Sein
Repertoire reicht von Gesualdo bis Rouse,
und es ist ihm ein großes Anliegen, Konzerte
lebhafter zu gestalten, das traditionelle klassische Repertoire einem breiteren Publikum
zugänglich zu machen und einen natürlichen
Dialog zwischen Musikern und ihren Zuhörern zu ermöglichen.
Joshua Weilerstein hat sein dreijähriges
Engagement als Assistant Conductor des New
York Philharmonic beendet und ist seither bei
Orchestern in aller Welt gefragt. In der Saison
2014/2015 gibt er sein Debüt beim Mahler
Chamber Orchestra mit Werken von Brahms,
Pärt, Bartók und Ligeti, beim Deutschen
Symphonie-Orchester Berlin, dem Dallas
Symphony, dem Detroit Symphony, dem Los
Angeles Chamber Orchestra, dem National
Arts Center Orchestra, dem NHK Symphony
und dem Orchestre Philharmonique de Radio
France. Außerdem tritt er erstmals im Londoner Barbican Centre auf, wo er das BBC
Symphony Orchestra in einem Programm
mit Lutoslawskis Konzert für Orchester und
der britischen Uraufführung von Christopher
Rouses Prospero’s Rooms dirigiert.
Neben Engagements beim BBC Symphony,
dem Danish National Symphony Orchestra,
dem Oslo Philharmonic und dem Vancouver Symphony dirigiert er das Orchestre
Philharmonique de Luxembourg bei einer
Sieben-Städte-Tournee durch Deutschland,
unter anderem in München und Köln. Danach
wird er am Pult des London Philharmonic
Orchestra, des Philharmonia Orchestra, der
Deutschen Kammerphilharmonie Bremen,
der NDR Radiophilharmonie und des Lahti
Symphony Orchestra stehen und erneut das
Danish NSO, Royal Liverpool Philharmonic,
Oslo Philharmonic und das Orchestre de
Chambre de Lausanne dirigieren.
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P
Montag
17. November 2014
20 Uhr
Meistersingerhalle
4. Meisterkonzert
R
O
Ludwig van Beethoven
1770–1827
Konzert für Violine und Orchester
D-Dur op. 61
Allegro ma non troppo
Larghetto
Orchestre
Philharmonique
du Luxembourg
Rondo. Allegro
Maurice Ravel
1875–1937
Hilary Hahn
Violine
Joshua Weilerstein
Ma mère l`oye
Suite für Orchester nach den
Kinderstücken für Klavier zu vier
Händen
Leitung
Pavane de la Belle au bois dormant.
Lent
Petit Poucet. Très modéré
Laideronnette, impératrice des
pagodes. Mouvement de marche
Les entretiens de la belle et la bête.
Mouvement de valse modéré
Le jardin féerique. Lent et grave
Sehr geehrte Konzertbesucher,
wir bitten Sie Mobiltelefone und Uhren
mit Signalfunktion vor dem Konzert
auszuschalten. Bild- und/oder Tonaufnahmen jeglicher Art sind den Besuchern
grundsätzlich nicht gestattet.
Vielen Dank.
Pause
G
R
A
M
M
George Gershwin
1898–1937
An American in Paris (Ein Amerikaner in Paris)
Symphonische Dichtung für Orchester
Allegretto grazioso – Andante ma con ritmo deciso – Allegro
Das nächste Meisterkonzert: Dienstag, 16. Dezember 2014 - 20 Uhr
Windsbacher Knabenchor | Akademie für Alte Musik Berlin
Martin Lehmann Leitung
Orchestre Philharmonique du Luxembourg
la Ville de Luxembourg, «Pops at the Phil»
mit Stars wie Ute Lemper, Patti Austin, oder
Angélique Kidjo, Open-Air-Auftritte mit
Jazzgruppen und Rockbands bei der Fête de
la Musique zeigen die Vielseitigkeit des OPL.
Neben dem designierten Chefdirigenten Gustavo Gimeno, der sein Amt im Sommer 2015
antreten wird, zählen zu den musikalischen
Partnern in der Saison 2014/15 u. a. die Solisten Matthias Goerne, Maximilian Hornung
sowie die Dirigenten Jirí Belohlávek, Eliahu
Inbal, und Nikolaj Znaider.
Neben dem breit gefächerten Repertoire
und Publikum sowie der Wertschätzung
durch hochkarätige Gastinterpreten gibt es
eine weitere Gemeinsamkeit des OPL und
der Philharmonie Luxembourg: Innovative
Musikvermittlung für Kinder und Jugendliche
sowie im Bereich der Erwachsenenbildung
nimmt einen hohen Stellenwert ein. Seit
2003 engagiert sich das Orchester in Schul-,
Kinder- und Familienkonzerten, Workshops,
DVD-Produktionen sowie Konzerten in Schulen und Krankenhäusern, bereitet gemeinsam
mit Schulklassen Abonnementkonzerte vor
und lädt im Zyklus «Dating:» mit bemerkenswerten Musikvermittlern wie Jean-François
Zygel zur Entdeckung der Orchestermusik.
Mit seiner Heimat, dem Großherzogtum
Luxemburg, teilt das OPL eine sehr europäische und weltoffene Haltung. Tourneen führen das OPL darüber hinaus in zahlreiche Musikzentren Europas sowie nach Asien und in
die USA; 2014 stehen insbesondere Tourneen
durch Spanien, Russland und Deutschland auf
dem Programm. Die Konzerte des OPL werden regelmäßig vom luxemburgischen Radio
100,7 übertragen und über das Netzwerk der
Europäischen Rundfunkunion (EBU) international ausgestrahlt.
Das OPL wird subventioniert vom Kulturministerium des Großherzogtums und
erhält weitere Unterstützung von der Stadt
Luxemburg. Partner des OPL sind BGL BNP
Paribas, Banque de Luxembourg, Mercedes
Benz sowie POST Luxembourg. Seit Dezember 2012 stellt BGL BNP Paribas dem
OPL dankenswerterweise das Violoncello
«Le Luxembourgeois» von Matteo Goffriller
(1659–1742) zur Verfügung.
Das Orchestre Philharmonique du
Luxembourg (OPL) verkörpert als Orchester
des Großherzogtums einen sehr lebendigen
Teil der kulturellen Tradition seines Landes.
Schon seit seinen glanzvollen Anfängen 1933
bei Radio Luxemburg (RTL) ist das 1996 in
staatliche Trägerschaft übernommene Orchester europaweit präsent. Seit der Eröffnung der
Philharmonie Luxembourg 2005, mit der es
seit Beginn 2012 eine gemeinsame Einheit bildet, ist das OPL in einem der herausragenden
Konzerthäuser Europas beheimatet.
Die von den größten Orchestern, Dirigenten
und Solisten der Welt geschätzte Akustik
seiner Residenz, die lange Verbundenheit
mit Häusern wie der Salle Pleyel Paris und
dem Concertgebouw Amsterdam sowie mit
Festivals wie Musica Strasbourg und Ars Musica Brüssel, vor allem aber die detailgenaue
Musikalität seines Chefdirigenten Emmanuel
Krivine sowie die intensive Zusammenarbeit
mit herausragenden Musikerpersönlichkeiten
wie Evgeny Kissin, Julia Fischer, Jean-Yves
Thibaudet, Jean-Guihen Queyras u.v.a. haben
zum Ruf einer besonders eleganten Klangkultur des OPL beigetragen. Das bezeugt nicht
zuletzt die beeindruckende Liste der Auszeichnungen für die über 20 allein im Lauf der
letzten sieben Jahre erschienenen CDs.
Als siebter Chefdirigent (nach Henri Pensis, Carl Melles, Louis de Froment, Leopold
Hager, David Shallon und Bramwell Tovey)
steht Emmanuel Krivine bereits in seiner
achten Saison am Pult des OPL. Das ideale
Symphonieorchester ist für den unter anderem
von Karl Böhm ausgebildeten Emmanuel
Krivine in der Lage, sich in allen Sprachen
des gesamten Repertoires auszudrücken.
Über das große romantische und klassische
Repertoire hinaus setzt sich das OPL intensiv
auch mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts
auseinander, beispielsweise mit Werken von
Iannis Xenakis, Klaus Huber, Bernd Alois
Zimmermann, Helmut Lachenmann, Philippe
Gaubert, Philip Glass, Michael Jarrell, Gabriel
Pierné, Arthur Honegger u. v. a.
Auch neue Konzertformate wie «Aventure+», regelmäßige Opernproduktionen am
Grand Théâtre de Luxembourg, Filmkonzerte
wie «Live Cinema» mit der Cinémathèque de
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Ludwig van Beethoven
KONZERT FÜR VIOLINE UND ORCHESTER D-DUR OP. 61
konzerten französischer Spielart der Zeit
so beliebt waren, sondern nach Art seiner
eigenen Romanzen für Violine und Orchester, op. 40 und 50, „einen ungekünstelten,
aber naiven und rührenden Gesang“, wie er
Heinrich Christoph Koch in seinem „Versuch
einer Anleitung zur Composition“ von 1782
vorgeschwebt haben dürfte. Unterbrochen
werden die fünf Strophen dieses Erzählliedes
von einer Kantilene der Violine, die seit Harry Goldschmidt als Zitat vom Beginn der Arie
des Florestan „Euch werde Dank in bessern
Welten“ gedeutet wird.
Auch im dritten Satz neigt sich Beethoven
mit einer stilisierten Jagdszene nur ganz
äußerlich dem Standard zeitgenössischer,
vor allem französischer Violinkonzerte zu.
Auch wenn die virtuosen Momente in diesem
Satz mehr im Vordergrund stehen als in den
vorigen, ist der Schlusssatz in seinem inneren
Aufbau symphonisch und folgt den Typus
eines Konzertrondos.
Wie schon Mozart, so erkannte auch
Beethoven in virtuoser Bravour darum eine
Verfallserscheinung, weil sie mit der Loslösung der Instrumental- von der Vokalmusik
einhergegangen ist. Virtuosentum verstößt für
die Komponisten der Wiener Klassik gegen
das Prinzip, dass alle Musik vom Gesang
herkomme, wie es schon die Antike wusste.
Johann Mattheson forderte darum in seinem
„Vollkommenen Capellmeister“, dass alle
Stimmen auch in einem Werk der Instrumentalmusik „ein gewisses Cantabile aufweisen,
und so beschaffen seyn [müssen], daß sie sich
[…] singen lassen.“ Ein dem Gesang analoger
Vortrag galt vor allem bei Geigern als Ausweis
wahren Könnens, weil die Violine am besten
dazu geeignet ist, den gesanglichen Part zu
übernehmen und so menschliche Empfindungen unmittelbar auszudrücken.
Obwohl sich Luigi Tomasini, Pierre Baillot
und Henri Vieuxtemps für Beethovens Violinkonzert einsetzten, waren ihren Aufführungen
kaum mehr als Achtungserfolge beschieden.
Erst als am 27. Mai 1844, 40 Jahre nach der
Uraufführung, der gerade 13jährige Joseph
Joachim den Solopartner unter Mendelssohn
Bartholdy spielte, konnte Beethovens Violinkonzert sich durchsetzen.
Entstehung: 1806
Obwohl Beethoven sein Violinkonzert für
Franz Clement (1780–1842), den Konzertmeister und Dirigenten des Theaters an der
Wien, geschrieben hat, der es für eine „Akademie“ am 23. Dezember 1806 in Auftrag
gegeben hatte, weist es keinen Anflug der
Virtuosenkonzerte auf, wie sie zu Beginn des
19. Jahrhunderts serienweise zur Präsentation
eines Solisten entstanden sind. Beethoven,
dessen Domäne das Klavier war, hat den damals gerade 26jährigen Geiger immer wieder
um Rat gefragt hat. Wurde Clement, auch weil
er „sein Solo ohne vorherige Probe a vista
spielte“, nach der Uraufführung des Violinkonzerts hoch gelobt, ist Beethovens Komposition in der „Allgemeinen Musikalischen
Zeitung“ zwiespältig beurteilt worden. Wenn
bemängelt wurde, dass die Themenvielfalt
den Zusammenhang ganz zerrissen erscheinen
ließ, dann hatte das Virtuosenkonzert offenbar
schon die Spuren der Gattungsgeschichte
verwischt, die zu Beethovens Violinkonzert
führen. Der Reichtum an thematischen Gestalten im Kopfsatz deutet noch darauf hin, dass
der im Großen und Ganzen in Sonatenform
gestaltete Kopfsatz noch Elemente des entsprechenden Satzes eines barocken Concertos
aufweist, worin dem einen thematisch festen
Ritornell im Tutti verschiedene thematisch
variable Solo-Episoden gegenübergestellt
werden. Diese Verschränkung zweier Formgestaltungen versucht die Musikwissenschaft
in Anlehnung an E.T.A. Hoffmann in der Bezeichnung „Symphonie mit obligater Violine“
zu fassen. Von den insgesamt fünf Themen
der Orchesterexposition des Violinkonzerts
bleiben in der Soloexposition allein die drei
übrig, die gesanglich sind. Die Durchführung
ist in zwei Abschnitte geteilt: Während der
erste eine Variante der Orchesterexposition
ist, erklingt im zweiten als Herzstück des
ganzen Satzes ein neues, innig-gesangliches
Thema in g-Moll.
Auch der zweite Satz ist gesanglichen
Charakters und lässt sich, auch wenn nicht
ausdrücklich so bezeichnet, als Romanze
hören. Beethoven komponierte jedoch keine
schmachtende Romances, wie sie in Violin10
Maurice Ravel
MA MÈRE L`OYE - SUITE FÜR ORCHESTER
Brotkrumen, die er im Gehen fallen gelassen,
wieder zu finden; aber wie war er erstaunt, als
er kein einziges Krümchen mehr fand: Die
Vöglein hatten alles aufgepickt.“
Der Sammlung „Serpentin Vert“ von
Marie-Catherine Gräfin von Aulnoy (um
1650–1705) entnahm Ravel das Märchen
von „Laideronette, Kaiserin der Pagoden“,
die klein und hässlich ist. Zu ihrem Bad
spielen nickende Wesen auf aus Nuss- und
Mandelschalen gefertigten Theorben bzw.
Violen. Wie Debussy in seinem Klavierzyklus „Estampes“ so hat auch Ravel die
„Pagodes“ durch eine pentatonische Harmonik charakterisiert. Doch im Unterschied zu
Debussy ist Ravels Spieldosenmusik fast eine
Karikatur fernöstlicher Musik. Der vierte
Satz, das „Gespräch zwischen der Schönen und dem Tier“ von Marie Leprince de
Beaumont (1711–80), handelt vom Werben
eines gütigen Ungeheuers um eine schöne
Frau. Während das Kontrafagott die Bestie
charakterisiert, wird die Frau durch einen
Walzer vorgestellt. Im Zentrum des Satzes
werden die beiden Themen miteinander
verbunden. Das Harfenglissando musikalisiert die Rückverwandlung des Tiers in
den Prinzen. Das anfangs vom Kontrafagott
vorgetragene Thema wird danach von der
Violine in höchste Höhen getragen.
Als Schlussstück erklingt „Le Jardin
féerique“ (Der Feengarten): Ein Jagdhorn
kündigt den Märchenprinzen an, während
Prinzessin Floriante noch auf ihrem Ruhebett
in einem Feengarten schläft. Der Prinz gibt
ihr einen so feurigen Kuss, dass sie davon
erwacht. Der Satz schließt mit Glockengeläut
und Festfanfaren in C-Dur. Der Zauber löst
sich auf, und die gute Fee Bénigne segnet
das Paar.
Entstehung: 1908 bis 1911
Maurice Ravel hat er sich lebenslang eine
Affinität zum Kindlichen bewahrt, sammelte
Spielzeug und hatte ein Faible für Märchenund Zaubergeschichten. Obwohl er keine
Kinder hatte, waren sie ihm oft wichtiger
als seine Altersgenossen. In seinem Schaffen
finden sich mehrere Kinderstücke. Neben
den fünf pièces enfantines „Ma Mère l’Oye“
komponierte er 1925 seine Zauberoper
„L’Enfant et les sortilèges“.
Die zunächst für Klavier zu vier Händen
geschriebenen fünf Stücke schrieb er in der
Absicht, wie in „Esquisse autobiographique“
zu lesen, um in ihnen „die Poesie der
Kindheit wachzurufen“. Darum hat er seine
Tonsprache vereinfacht und die Schreibweise durchsichtiger gemacht. Zunächst
orchestrierte er die Stücke Ende 1911; für
die Ballettfassung, deren Handlungsverlauf
er selbst entwarf, hat er 1912 noch zwei
eröffnende Sätze und vier Zwischenspiele
dazukomponiert, die aber heute Abend nicht
erklingen.
Den Titel entnahm er zwar der Märchensammlung „Contes de ma mère l’oye“ („Erzählungen meiner Mutter Gans“) Charles
Perraults (1628–1703), der uns vor allem
durch Rotkäppchen, den Gestiefelten Kater
und Aschenputtel bekannt ist. Doch geht Ravel
nur auf zwei von dessen Märchen zurück:
Im ersten Satz porträtiert er die „Schlafende
Schöne“ („Dornröschen“) durch eine Pavane,
einen höfischen Schreittanz, im äolischen Kirchenton. Im zweiten Satz musikalisiert er den
„Kleinen Däumling“, dessen Geschichte viel
Ähnlichkeit mit der von „Hänsel und Gretel“
hat. Dem Satz stellt Ravel ein Zitat Perraults
voran: „Er hatte gehofft, den Weg durch die
11
George Gershwin
AN AMERICAN IN PARIS (EIN AMERIKANER IN PARIS)
ist, dann überkommt „unseren amerikanischen
Freund Heimweh. Aber, Nostalgie ist keine
unheilbare Krankheit“, wie Gershwin erläutert, und so fängt er sich wieder, so dass das
Stück mit der Reprise des Anfangs und dem
„Schlenderthema“ endet.
Nach seiner Rückkehr bezeichnete
Gershwin das im Auftrag der New Yorker
Philharmoniker komponierte Stück als
sein bislang „modernstes Werk“, womit
er wahrscheinlich auf seine komponierten
Montagen anspielt, die es wie ein Film in
Tönen ablaufen lässt. Die heute aufgeführte
Fassung weicht erheblich von Gershwins
Original ab. Frank Campbell-Watson, der
Gershwins Lektor und Herausgeber beim
Musikverlag „New World“ war, nahm so
viele Eingriffe vor, dass von einer Bearbeitung zu sprechen ist. „Ein Amerikaner in
Paris“ wurde am 13. Dezember 1928 in der
Carnegie Hall von den New Yorker Philharmonikern unter der Leitung Damroschs
uraufgeführt. Der Komponist selbst spielte
den Solopart. 1951 diente die Komposition
als Vorlage für Vincente Minnellis Musicalfilm gleichen Titels.
DR. SEBASTIAN URMONEIT
Entstehung: 1928
Nach seiner für das Programmheft der Uraufführung seines „Ein Amerikaners in Paris“
(„Tone poem for orchestra“) geschriebenen
Erläuterung war es Gershwins Absicht, „die
Gefühle und Eindrücke eines amerikanischen
Besuchers in Paris zu schildern, der den
verschiedenen Geräuschen der Stadt lauscht
und die französische Atmosphäre in sich einsaugt.“ Der Spaziergänger, wohl Gershwin
selbst, wird mit einem Hauptthema vorgestellt, das durch das Stück hindurch – wie
die „Promenade“ in Mussorgskys „Bildern
einer Ausstellung“ – wiederkehrt und so
die verschiedenen Episoden miteinander
verbindet. Begleitet von Hupen der Pariser
Taxis, die Gershwin eigens aus Frankreich
mitbrachte, um sie in das Orchester aufzunehmen, schlendert er die Champs-Élysées im
Takt eines Ragtimes herunter. Aus einem Café
tönt, von Posaunen gespielt, der brasilianische
Tango „La Maxixe“. Dann geht er in eine
Kirche. Wenn im Mittelteil die Solotrompete
einen Blues vorträgt, dem ein Charleston folgt,
der dem Ragtime und dem Foxtrott verwandt
12
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