© Jesse Weiner © Patrick O‘Leary Hilary Hahn Joshua Weilerstein Orchestre Philharmonique du Luxembourg Hilary Hahn VIOLINE In den zwei Jahrzehnten seit ihrem professionellen Debüt hat die Geigerin und zweifache Grammy-Gewinnerin Hilary Hahn mit ihrer Virtuosität, weitreichenden Interpretationen und einer kreativen Repertoireauswahl ein weltweites Publikum erreicht. Kurz vor ihrem vierten Geburtstag erhielt Hilary Hahn die ersten Violinstunden im Rahmen des Suzuki-Programms. Mit fünf Jahren nahm sie Unterricht bei der aus Odessa stammenden Klara Berkovich und lernte bei ihr Violine, bis sie mit zehn Jahren ins Curtis Institute of Music aufgenommen wurde. Dort war Hilary Hahn Schülerin von Jascha Brodsky, der selbst bei dem Franko-Belgier Eugene Ysaÿe und dem russischen Pädagogen Efrem Zimbalist studiert hatte. Im Alter von zwölf Jahren gab sie ihr Orchesterdebüt, mit 16 erhielt sie ihre Universitätszulassung. Als Hilary Hahn mit 19 Jahren ihren Bachelor machte – sie hatte ihren Abschluss verschoben, um ihre Studien zu vertiefen – war sie bereits Vollzeitmusikerin und auf Tourneen aktiv. Ihre immer neuen musikalischen Ansätze und die Neugier auf die Welt haben Hilary Hahn die besondere Zuneigung ihrer Fans eingetragen. Im Alter von sechzehn Jahren veröffentlichte Hilary Hahn ihre erste Einspielung. Seither wurden von ihr 15 Alben bei der Deutschen Grammophon und bei Sony veröffentlicht sowie drei DVDs, eine mit einem Oscar ausgezeichnete Filmmusik, eine preisgekrönte Einspielung für Kinder und verschiedene Kompilationen. Ihre Einspielungen wurden mit sämtlichen Kritikerpreisen ausgezeichnet und sind auch beim Publikum sehr erfolgreich. Hilary Hahns individueller Ansatz zeugt von ihrer bemerkenswerten Fähigkeit, die traditionelle Violinliteratur zu respektieren und gleichzeitig den Horizont der Hörer zu erweitern. 2010 veröffentlichte sie Jennifer Higdons Violinkonzert zusammen mit dem Tschaikowsky-Konzert. Higdons eigens für Hilary Hahn geschriebenes Werk gewann den Pulitzer-Preis. 2013 veröffentlichte Hilary Hahn In 27 pieces: The Hilary Hahn Encores als Höhepunkt eines mehrjährigen Projektes, das das Genre der Zugabe völlig erneuert. Ihr nächstes, für das Frühjahr 2015 geplante Album, eingespielt mit ihren langjährigen Kollegen Paavo Järvi und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, erweist mit Werken von Mozart und Vieuxtemps ihrer Programmgestaltung Referenz. Mit ihrem geselligen Wesen erreicht Hilary Hahn Studenten, neue Hörer und alle Menschen, die sich für Musik und Kunst interessieren. Sie ist eine überaus aktive Autorin und veröffentlicht auf ihrer Website hilaryhahn.com Journaleinträge und Artikel. Daneben betreibt sie den YouTube-Kanal youtube.com/hilaryhahnvideos, auf dem sie regelmäßig Interviews mit Gästen aus aller Welt führt. Zudem berichtet ihr Geigenkasten unter @violincase auf Twitter und Instagram von seinem Leben als Reisebegleiter. Hilary Hahn war auf den Covern fast aller großen Musikzeitschriften wie auch von Magazinen wie Vogue, Elle, Town & Country und Marie Claire. 2001 nannte Time sie „Amerikas beste NachwuchsKünstlerin im Klassikbereich“. Im Januar 2010 trat sie als Gast in der Tonight Show mit Conan O’Brien auf und spielte Werke von Bartók und Brahms. Hilary Hahn hat auch an Produktionen außerhalb des Klassikbereichs mitgewirkt, darunter an zwei Alben der alternativen Rockband …And You Will Know Us By The Trail of Dead, dem Album Grand Forks von Tom Brosseau und bei einer Tournee des Folkrock-Sängers und Songwriters Josh Ritter. 2 MOHREN BLISTERSERVICE Heimversorgung Wir entlasten. Tel 0911-206 33-0 www.Mohren-Blisterservice.org Sicher individuell. Unser maschinelles Blisterverfahren begeistert immer mehr Kunden mit Dauermedikation. Denn wir sortieren Ihre Medikamente für Sie zuverlässig und kümmern uns gleichzeitig um das Rezeptmanagement. Abgepackt nach Datum und Tageszeit entnehmen Sie jede Tablettengabe einfach Ihrem persönlichen Rollspender. Rufen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne. So wirkt man heute Joshua Weilerstein LEITUNG Joshua Weilerstein wurde in eine Musikerfamilie geboren und legte den Grundstein für seine Karriere, als er in Kopenhagen beim Malko Competition for Young Conductors den Ersten Preis und den Publikumspreis gewann. Die Erfahrungen, die er in der Folgezeit sammelte, überzeugten ihn von der Bedeutung einer unmittelbaren und natürlichen Verbindung zu Publikum und Orchester. Er glaubt fest an die Allgemeingültigkeit und Unmittelbarkeit der großen Meister der Vergangenheit, während er gleichzeitig die Zugänglichkeit und Innovation zeitgenössischer Komponisten schätzt. Daher bemüht er sich, neben dem traditionelleren Repertoire möglichst immer ein Werk eines lebenden Komponisten vorzustellen. Joshua Weilerstein ist vom Wert jeder musikalischen Bildung überzeugt und war in seiner Zeit als Assistant Conductor des New York Philharmonic stark in die Young People’s Concerts eingebunden. Außerdem war er Konzertmeister von Discovery Ensemble, einem in Boston ansässigen Kammerorchester, das Schüler im Stadtzentrum mit klassischer Musik vertraut macht. Außerdem pflegte er engen Kontakt zum Orquesta Sinfónica Simón Bolívar, das aus dem berühmten El Sistema-Musikprogramm in Venezuela hervorgegangen ist, war dessen erster nicht-venezolanischer Gastviolinist und 2010 und 2012 Dirigent des Ensembles. Joshua Weilerstein freut sich immer über Reaktionen von Musikern und Publikum. In sozialen Medien kann man mit ihm über die Zukunft der klassischen Musik, Programmgestaltung und Erfahrungen beim Konzertbesuch diskutieren. Auf Twitter findet man ihn unter @joshweilerstein, sein Künstlerseite bei Facebook unter www. facebook.com/joshuaweilerstein Joshua Weilersteins Dirigentenkarriere entwickelt sich rasch, sein Aufstieg wird mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Sein Repertoire reicht von Gesualdo bis Rouse, und es ist ihm ein großes Anliegen, Konzerte lebhafter zu gestalten, das traditionelle klassische Repertoire einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und einen natürlichen Dialog zwischen Musikern und ihren Zuhörern zu ermöglichen. Joshua Weilerstein hat sein dreijähriges Engagement als Assistant Conductor des New York Philharmonic beendet und ist seither bei Orchestern in aller Welt gefragt. In der Saison 2014/2015 gibt er sein Debüt beim Mahler Chamber Orchestra mit Werken von Brahms, Pärt, Bartók und Ligeti, beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Dallas Symphony, dem Detroit Symphony, dem Los Angeles Chamber Orchestra, dem National Arts Center Orchestra, dem NHK Symphony und dem Orchestre Philharmonique de Radio France. Außerdem tritt er erstmals im Londoner Barbican Centre auf, wo er das BBC Symphony Orchestra in einem Programm mit Lutoslawskis Konzert für Orchester und der britischen Uraufführung von Christopher Rouses Prospero’s Rooms dirigiert. Neben Engagements beim BBC Symphony, dem Danish National Symphony Orchestra, dem Oslo Philharmonic und dem Vancouver Symphony dirigiert er das Orchestre Philharmonique de Luxembourg bei einer Sieben-Städte-Tournee durch Deutschland, unter anderem in München und Köln. Danach wird er am Pult des London Philharmonic Orchestra, des Philharmonia Orchestra, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der NDR Radiophilharmonie und des Lahti Symphony Orchestra stehen und erneut das Danish NSO, Royal Liverpool Philharmonic, Oslo Philharmonic und das Orchestre de Chambre de Lausanne dirigieren. 4 Jeder fängt klein an. Und möchte hoch hinaus. Vom Anfänger bis zum Virtuosen. In der „Family of Steinway-Designed Pianos“ findet jeder sein optimales Instrument! Ob Steinway, Boston oder Essex – tauchen Sie ein in eine neue Steinway Welt, in der Sie für jeden Anspruch, jedes Spielniveau und jedes Budget das richtige Piano finden. Und das Schönste daran: Die Essex Instrumente zeigen, dass man schon im unteren Preisniveau einen hohen Musikgenuss erleben kann. Für weitere Informationen zur „Family of Steinway-Designed Pianos“ fordern Sie unsere neue Broschüre oder DVD an. Der Maßstab für höchste Qualität. Das ideale Piano für den gehobenen Standard. 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Pause G R A M M George Gershwin 1898–1937 An American in Paris (Ein Amerikaner in Paris) Symphonische Dichtung für Orchester Allegretto grazioso – Andante ma con ritmo deciso – Allegro Das nächste Meisterkonzert: Dienstag, 16. Dezember 2014 - 20 Uhr Windsbacher Knabenchor | Akademie für Alte Musik Berlin Martin Lehmann Leitung Orchestre Philharmonique du Luxembourg la Ville de Luxembourg, «Pops at the Phil» mit Stars wie Ute Lemper, Patti Austin, oder Angélique Kidjo, Open-Air-Auftritte mit Jazzgruppen und Rockbands bei der Fête de la Musique zeigen die Vielseitigkeit des OPL. Neben dem designierten Chefdirigenten Gustavo Gimeno, der sein Amt im Sommer 2015 antreten wird, zählen zu den musikalischen Partnern in der Saison 2014/15 u. a. die Solisten Matthias Goerne, Maximilian Hornung sowie die Dirigenten Jirí Belohlávek, Eliahu Inbal, und Nikolaj Znaider. Neben dem breit gefächerten Repertoire und Publikum sowie der Wertschätzung durch hochkarätige Gastinterpreten gibt es eine weitere Gemeinsamkeit des OPL und der Philharmonie Luxembourg: Innovative Musikvermittlung für Kinder und Jugendliche sowie im Bereich der Erwachsenenbildung nimmt einen hohen Stellenwert ein. Seit 2003 engagiert sich das Orchester in Schul-, Kinder- und Familienkonzerten, Workshops, DVD-Produktionen sowie Konzerten in Schulen und Krankenhäusern, bereitet gemeinsam mit Schulklassen Abonnementkonzerte vor und lädt im Zyklus «Dating:» mit bemerkenswerten Musikvermittlern wie Jean-François Zygel zur Entdeckung der Orchestermusik. Mit seiner Heimat, dem Großherzogtum Luxemburg, teilt das OPL eine sehr europäische und weltoffene Haltung. Tourneen führen das OPL darüber hinaus in zahlreiche Musikzentren Europas sowie nach Asien und in die USA; 2014 stehen insbesondere Tourneen durch Spanien, Russland und Deutschland auf dem Programm. Die Konzerte des OPL werden regelmäßig vom luxemburgischen Radio 100,7 übertragen und über das Netzwerk der Europäischen Rundfunkunion (EBU) international ausgestrahlt. Das OPL wird subventioniert vom Kulturministerium des Großherzogtums und erhält weitere Unterstützung von der Stadt Luxemburg. Partner des OPL sind BGL BNP Paribas, Banque de Luxembourg, Mercedes Benz sowie POST Luxembourg. Seit Dezember 2012 stellt BGL BNP Paribas dem OPL dankenswerterweise das Violoncello «Le Luxembourgeois» von Matteo Goffriller (1659–1742) zur Verfügung. Das Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OPL) verkörpert als Orchester des Großherzogtums einen sehr lebendigen Teil der kulturellen Tradition seines Landes. Schon seit seinen glanzvollen Anfängen 1933 bei Radio Luxemburg (RTL) ist das 1996 in staatliche Trägerschaft übernommene Orchester europaweit präsent. Seit der Eröffnung der Philharmonie Luxembourg 2005, mit der es seit Beginn 2012 eine gemeinsame Einheit bildet, ist das OPL in einem der herausragenden Konzerthäuser Europas beheimatet. Die von den größten Orchestern, Dirigenten und Solisten der Welt geschätzte Akustik seiner Residenz, die lange Verbundenheit mit Häusern wie der Salle Pleyel Paris und dem Concertgebouw Amsterdam sowie mit Festivals wie Musica Strasbourg und Ars Musica Brüssel, vor allem aber die detailgenaue Musikalität seines Chefdirigenten Emmanuel Krivine sowie die intensive Zusammenarbeit mit herausragenden Musikerpersönlichkeiten wie Evgeny Kissin, Julia Fischer, Jean-Yves Thibaudet, Jean-Guihen Queyras u.v.a. haben zum Ruf einer besonders eleganten Klangkultur des OPL beigetragen. Das bezeugt nicht zuletzt die beeindruckende Liste der Auszeichnungen für die über 20 allein im Lauf der letzten sieben Jahre erschienenen CDs. Als siebter Chefdirigent (nach Henri Pensis, Carl Melles, Louis de Froment, Leopold Hager, David Shallon und Bramwell Tovey) steht Emmanuel Krivine bereits in seiner achten Saison am Pult des OPL. Das ideale Symphonieorchester ist für den unter anderem von Karl Böhm ausgebildeten Emmanuel Krivine in der Lage, sich in allen Sprachen des gesamten Repertoires auszudrücken. Über das große romantische und klassische Repertoire hinaus setzt sich das OPL intensiv auch mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts auseinander, beispielsweise mit Werken von Iannis Xenakis, Klaus Huber, Bernd Alois Zimmermann, Helmut Lachenmann, Philippe Gaubert, Philip Glass, Michael Jarrell, Gabriel Pierné, Arthur Honegger u. v. a. Auch neue Konzertformate wie «Aventure+», regelmäßige Opernproduktionen am Grand Théâtre de Luxembourg, Filmkonzerte wie «Live Cinema» mit der Cinémathèque de 8 Telefon 0911-204828 . Fax 0911-204820 PRÄSENTIERT EXKLUSIV: NUTZEN SIE IHR PERSÖNLICHES SEHPOTENZIAL. ZU 100 %. Die Impression® 2 Brillengläser von Rodenstock mit der neuen DNEye® Augenvermessung. haus-des-besseren-sehens.com Ludwig van Beethoven KONZERT FÜR VIOLINE UND ORCHESTER D-DUR OP. 61 konzerten französischer Spielart der Zeit so beliebt waren, sondern nach Art seiner eigenen Romanzen für Violine und Orchester, op. 40 und 50, „einen ungekünstelten, aber naiven und rührenden Gesang“, wie er Heinrich Christoph Koch in seinem „Versuch einer Anleitung zur Composition“ von 1782 vorgeschwebt haben dürfte. Unterbrochen werden die fünf Strophen dieses Erzählliedes von einer Kantilene der Violine, die seit Harry Goldschmidt als Zitat vom Beginn der Arie des Florestan „Euch werde Dank in bessern Welten“ gedeutet wird. Auch im dritten Satz neigt sich Beethoven mit einer stilisierten Jagdszene nur ganz äußerlich dem Standard zeitgenössischer, vor allem französischer Violinkonzerte zu. Auch wenn die virtuosen Momente in diesem Satz mehr im Vordergrund stehen als in den vorigen, ist der Schlusssatz in seinem inneren Aufbau symphonisch und folgt den Typus eines Konzertrondos. Wie schon Mozart, so erkannte auch Beethoven in virtuoser Bravour darum eine Verfallserscheinung, weil sie mit der Loslösung der Instrumental- von der Vokalmusik einhergegangen ist. Virtuosentum verstößt für die Komponisten der Wiener Klassik gegen das Prinzip, dass alle Musik vom Gesang herkomme, wie es schon die Antike wusste. Johann Mattheson forderte darum in seinem „Vollkommenen Capellmeister“, dass alle Stimmen auch in einem Werk der Instrumentalmusik „ein gewisses Cantabile aufweisen, und so beschaffen seyn [müssen], daß sie sich […] singen lassen.“ Ein dem Gesang analoger Vortrag galt vor allem bei Geigern als Ausweis wahren Könnens, weil die Violine am besten dazu geeignet ist, den gesanglichen Part zu übernehmen und so menschliche Empfindungen unmittelbar auszudrücken. Obwohl sich Luigi Tomasini, Pierre Baillot und Henri Vieuxtemps für Beethovens Violinkonzert einsetzten, waren ihren Aufführungen kaum mehr als Achtungserfolge beschieden. Erst als am 27. Mai 1844, 40 Jahre nach der Uraufführung, der gerade 13jährige Joseph Joachim den Solopartner unter Mendelssohn Bartholdy spielte, konnte Beethovens Violinkonzert sich durchsetzen. Entstehung: 1806 Obwohl Beethoven sein Violinkonzert für Franz Clement (1780–1842), den Konzertmeister und Dirigenten des Theaters an der Wien, geschrieben hat, der es für eine „Akademie“ am 23. Dezember 1806 in Auftrag gegeben hatte, weist es keinen Anflug der Virtuosenkonzerte auf, wie sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts serienweise zur Präsentation eines Solisten entstanden sind. Beethoven, dessen Domäne das Klavier war, hat den damals gerade 26jährigen Geiger immer wieder um Rat gefragt hat. Wurde Clement, auch weil er „sein Solo ohne vorherige Probe a vista spielte“, nach der Uraufführung des Violinkonzerts hoch gelobt, ist Beethovens Komposition in der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ zwiespältig beurteilt worden. Wenn bemängelt wurde, dass die Themenvielfalt den Zusammenhang ganz zerrissen erscheinen ließ, dann hatte das Virtuosenkonzert offenbar schon die Spuren der Gattungsgeschichte verwischt, die zu Beethovens Violinkonzert führen. Der Reichtum an thematischen Gestalten im Kopfsatz deutet noch darauf hin, dass der im Großen und Ganzen in Sonatenform gestaltete Kopfsatz noch Elemente des entsprechenden Satzes eines barocken Concertos aufweist, worin dem einen thematisch festen Ritornell im Tutti verschiedene thematisch variable Solo-Episoden gegenübergestellt werden. Diese Verschränkung zweier Formgestaltungen versucht die Musikwissenschaft in Anlehnung an E.T.A. Hoffmann in der Bezeichnung „Symphonie mit obligater Violine“ zu fassen. Von den insgesamt fünf Themen der Orchesterexposition des Violinkonzerts bleiben in der Soloexposition allein die drei übrig, die gesanglich sind. Die Durchführung ist in zwei Abschnitte geteilt: Während der erste eine Variante der Orchesterexposition ist, erklingt im zweiten als Herzstück des ganzen Satzes ein neues, innig-gesangliches Thema in g-Moll. Auch der zweite Satz ist gesanglichen Charakters und lässt sich, auch wenn nicht ausdrücklich so bezeichnet, als Romanze hören. Beethoven komponierte jedoch keine schmachtende Romances, wie sie in Violin10 Maurice Ravel MA MÈRE L`OYE - SUITE FÜR ORCHESTER Brotkrumen, die er im Gehen fallen gelassen, wieder zu finden; aber wie war er erstaunt, als er kein einziges Krümchen mehr fand: Die Vöglein hatten alles aufgepickt.“ Der Sammlung „Serpentin Vert“ von Marie-Catherine Gräfin von Aulnoy (um 1650–1705) entnahm Ravel das Märchen von „Laideronette, Kaiserin der Pagoden“, die klein und hässlich ist. Zu ihrem Bad spielen nickende Wesen auf aus Nuss- und Mandelschalen gefertigten Theorben bzw. Violen. Wie Debussy in seinem Klavierzyklus „Estampes“ so hat auch Ravel die „Pagodes“ durch eine pentatonische Harmonik charakterisiert. Doch im Unterschied zu Debussy ist Ravels Spieldosenmusik fast eine Karikatur fernöstlicher Musik. Der vierte Satz, das „Gespräch zwischen der Schönen und dem Tier“ von Marie Leprince de Beaumont (1711–80), handelt vom Werben eines gütigen Ungeheuers um eine schöne Frau. Während das Kontrafagott die Bestie charakterisiert, wird die Frau durch einen Walzer vorgestellt. Im Zentrum des Satzes werden die beiden Themen miteinander verbunden. Das Harfenglissando musikalisiert die Rückverwandlung des Tiers in den Prinzen. Das anfangs vom Kontrafagott vorgetragene Thema wird danach von der Violine in höchste Höhen getragen. Als Schlussstück erklingt „Le Jardin féerique“ (Der Feengarten): Ein Jagdhorn kündigt den Märchenprinzen an, während Prinzessin Floriante noch auf ihrem Ruhebett in einem Feengarten schläft. Der Prinz gibt ihr einen so feurigen Kuss, dass sie davon erwacht. Der Satz schließt mit Glockengeläut und Festfanfaren in C-Dur. Der Zauber löst sich auf, und die gute Fee Bénigne segnet das Paar. Entstehung: 1908 bis 1911 Maurice Ravel hat er sich lebenslang eine Affinität zum Kindlichen bewahrt, sammelte Spielzeug und hatte ein Faible für Märchenund Zaubergeschichten. Obwohl er keine Kinder hatte, waren sie ihm oft wichtiger als seine Altersgenossen. In seinem Schaffen finden sich mehrere Kinderstücke. Neben den fünf pièces enfantines „Ma Mère l’Oye“ komponierte er 1925 seine Zauberoper „L’Enfant et les sortilèges“. Die zunächst für Klavier zu vier Händen geschriebenen fünf Stücke schrieb er in der Absicht, wie in „Esquisse autobiographique“ zu lesen, um in ihnen „die Poesie der Kindheit wachzurufen“. Darum hat er seine Tonsprache vereinfacht und die Schreibweise durchsichtiger gemacht. Zunächst orchestrierte er die Stücke Ende 1911; für die Ballettfassung, deren Handlungsverlauf er selbst entwarf, hat er 1912 noch zwei eröffnende Sätze und vier Zwischenspiele dazukomponiert, die aber heute Abend nicht erklingen. Den Titel entnahm er zwar der Märchensammlung „Contes de ma mère l’oye“ („Erzählungen meiner Mutter Gans“) Charles Perraults (1628–1703), der uns vor allem durch Rotkäppchen, den Gestiefelten Kater und Aschenputtel bekannt ist. Doch geht Ravel nur auf zwei von dessen Märchen zurück: Im ersten Satz porträtiert er die „Schlafende Schöne“ („Dornröschen“) durch eine Pavane, einen höfischen Schreittanz, im äolischen Kirchenton. Im zweiten Satz musikalisiert er den „Kleinen Däumling“, dessen Geschichte viel Ähnlichkeit mit der von „Hänsel und Gretel“ hat. Dem Satz stellt Ravel ein Zitat Perraults voran: „Er hatte gehofft, den Weg durch die 11 George Gershwin AN AMERICAN IN PARIS (EIN AMERIKANER IN PARIS) ist, dann überkommt „unseren amerikanischen Freund Heimweh. Aber, Nostalgie ist keine unheilbare Krankheit“, wie Gershwin erläutert, und so fängt er sich wieder, so dass das Stück mit der Reprise des Anfangs und dem „Schlenderthema“ endet. Nach seiner Rückkehr bezeichnete Gershwin das im Auftrag der New Yorker Philharmoniker komponierte Stück als sein bislang „modernstes Werk“, womit er wahrscheinlich auf seine komponierten Montagen anspielt, die es wie ein Film in Tönen ablaufen lässt. Die heute aufgeführte Fassung weicht erheblich von Gershwins Original ab. Frank Campbell-Watson, der Gershwins Lektor und Herausgeber beim Musikverlag „New World“ war, nahm so viele Eingriffe vor, dass von einer Bearbeitung zu sprechen ist. „Ein Amerikaner in Paris“ wurde am 13. Dezember 1928 in der Carnegie Hall von den New Yorker Philharmonikern unter der Leitung Damroschs uraufgeführt. Der Komponist selbst spielte den Solopart. 1951 diente die Komposition als Vorlage für Vincente Minnellis Musicalfilm gleichen Titels. DR. SEBASTIAN URMONEIT Entstehung: 1928 Nach seiner für das Programmheft der Uraufführung seines „Ein Amerikaners in Paris“ („Tone poem for orchestra“) geschriebenen Erläuterung war es Gershwins Absicht, „die Gefühle und Eindrücke eines amerikanischen Besuchers in Paris zu schildern, der den verschiedenen Geräuschen der Stadt lauscht und die französische Atmosphäre in sich einsaugt.“ Der Spaziergänger, wohl Gershwin selbst, wird mit einem Hauptthema vorgestellt, das durch das Stück hindurch – wie die „Promenade“ in Mussorgskys „Bildern einer Ausstellung“ – wiederkehrt und so die verschiedenen Episoden miteinander verbindet. Begleitet von Hupen der Pariser Taxis, die Gershwin eigens aus Frankreich mitbrachte, um sie in das Orchester aufzunehmen, schlendert er die Champs-Élysées im Takt eines Ragtimes herunter. Aus einem Café tönt, von Posaunen gespielt, der brasilianische Tango „La Maxixe“. Dann geht er in eine Kirche. Wenn im Mittelteil die Solotrompete einen Blues vorträgt, dem ein Charleston folgt, der dem Ragtime und dem Foxtrott verwandt 12