ganz allmählich entfernten sie sich kurze strecken von der Bruthöhle. sie nahmen von Anfang an Trockenfutter und wuchsen dabei erstaunlich zügig. Die Eltern schienen sich nicht weiter um die Jungen zu kümmern. Allein wegen der Enge des Raumes waren sie ja immer in ihrqr Nähe. Mit einer Größe von ca.2 cm sahen sie ihren Eltern ähnlich, jetzt begannen sich die Zeichnungsmuster zu zeigen und man konnte sie als Mini-chai. erkennen. sie wurden auch jetzt nicht behelligt, sondern schwammen unbelästigt zwischen ihren Eltern. Auffallend war die Tatsache, daß neben der Mehrzahl der Jungfische mit heller Grundfarbe auch immer einige Tiere mit dunkler Grundfarbe zu sehen waren. Nach separieren einiger dunkler Tiere zeigte sich, daß sie teilweise aufhellten, die Grundfarbe also stimmungsbedingt veränderlich erscheint. Da es sich immerhin um rund 40 Jungfische handelte, wurde mir der immer häufiger notwendig werdende wasserwechsel doch recht lästig und so entfernte ich die Jungen schließlich, um sie in einem größeren Becken getrennt aufzuziehen. Auch durch diesen Eingriff zerstritten sich die Eltern- tiere nicht Sie leben nach wie vor friedlich in diesem kleinen Becken zusammen Selbst ein Jungfischlein, welches meinen Fangversuchen getroizt bzw sich sehr gut versteckt hatte, wtrd von ihnen auch jetzt nicht belästigt oderverfolgt, sondern schwimmt unbehelligt am Blumentopf, in dem die beiden Erwachsenen mir hoffentlich noch so manche Brut hochbringen lch weiß nicht, ob dies friedliche Verhalten tatsächlich arttypisch ist, oder ob ich nur das Glück habe, ein besonders gut harmonierendes Paar erwischt zu haben. Letzteres möchte ich fast annehmen, denn da sie mit Juldochromis eng verwandt sind, wäre es schon erstaunlich, wenn sie nicht wenigstens einen Teil auch von deren Aggressivität hätten. Abschließend bleibt festzuhalten, daß es sicher neben den drei bisher bekannten Chalinochromls-Arten noch weitere (Unterarten?) gibt. Möglicherweise überlappen sich auch die Herkunftsgebiete, so daß es zu Mischformen kommt, denn kreuzbar müßten sie untereinander wohl sein. Dies zu kären, bleibt jedoch Beobachtungen im natürlichen Lebensraum der Tiere im Tanganjikasee vorbehalten. Erlolge in einem größeren Tanganjika-Aquarium Text: Eric Schoop (D 20 0064) Zunächst eine Kurzbeschreibung des Aquariums: Beckengröße: 150 x 50 x 50 = 375 Ltr.; Beleuchtung: 3 Grolux-Röhren a 60 W; Wasserwerte: ph g,2, dch 16; Temperatur: zwischen 25 - 28 Grad; Filterung: 2000er Tunze-Turbelle; Einrichtung: Sand mit feinem Kies durchsetzt und Geröllgestein; Vallisnerien, Cryptocorynen, Amazonasschwert-Pflanzen; Fischbesatz: 3 Cyphotitapia lrontosa, 7 Tropheus moorii (Kaiser\,2 Tr. polli, 2 Lamprologus leleupi leteu pi, 2 uHaplochrom isu DCG-lnfo 13(3) 1982: 56-60 56 1. Tropheus polli Vor etwa 15 Monaten erwarb ich achl Tropheus pol//, bekannt auch als,Gabelschwanzmooriiu, u.nd setzte sie nach sechs Monaten in das oben angegebene Becken. Beim ,Sexenu (so bezeichnen wir die Geschlechtsbestimmung) stellte ich fest, daß ich vier Männchen und vier Weibchen hatte Genau wie bei den Kaisermoorii fanden unter den Tr. polli Machtkämpfe statt, nach denen sich zwei Tr. polliMännchen die Führung teilten. Das Aggressionsverhalten der Tr. polli war aber erheblich geringer als das der Kaisermoorii. Die beiden dominierenden Tr polliMännchen zeigten eine schöne Gelbfärbung in den Flossen, während die beiden unterlegenen Männchen die Färbung der Weibchen (s. DCG-lnfo 1/82 Cichliden von A - Z) annahmen. Ablaichen konnte aber keines der beiden dominierenden Männchen, da keines dem anderen das Vergnügen lassen wollte Also trennte ich mich von sechs Tieren und behielt nur eines der unterlegenen Männchen und das größte Weibchen zurück. Bei Tr moorii hätte ich das nie getan, aber aus diverser Literatur und Gesprächen in Freundeskreisen ergab sich, daß Tr. polli genau wie Tr. duboisi nicht als ,Schwarmf ischu zu bezeichnen ist. Hierzu muß ich einfügen, daß man auch bei Tr. mooriigute und böse Erfahrungen in Sachen Besatz machen kann. lch halte seit ca vier lvlonaten den PapageienMoorii (2/1), und die Tiere harmonieren hervorragend. Andererseits habe ich Weibchen von Tropheus polli DCG-lnfo 13(3) .1982: 56-60 Foto: Dr. W. Staeck (D 10 0005) 57 ebenfalls Wildfänge vom Breitband-Moorii (4/6) gehalten, die sich in einem 250Liter-Becken mit Wonne ,aufgemischt,, hatten. lch bin der Auffassung, daß das wichtigste ein großes Becken (ab 350 Liter) mit dem richtigen Besatz ist. Ab dieser Größe habe ich, ob Wildfang oder Nachzucht, keine schlechte Erfahrung gemacht. Doch zurück zu den Tr. polli: Die beiden zurückgebliebenen Tiere harmonieren sehr gut miteinander. Das Männchen färbte sich nach vier Tagen um und balzte seine "Süßeu an. Dieser Vorgang wiederholte sich von Tag zu Tag in gleicher ruhiger Art, die nicht zu vergleichen ist mit den sehr ruppig reagierenden Tr. moorii- oder Tr. duboisiMännchen, falls sie abgewiesen werden. Das Tr. polli-Männchen stieß das Weibchen höchstens weg, und auf die typische Demutsgebärde des Weibchens reagierte es sofort. Eine Woche später entfernte es Kies unter einer Moorkienwurzel. Nach weiteren neun Tagen hatte,Madame« einen dicken Kehlsack Den Laichvorgang konnte ich nicht selbst beobachten, habe mir aber sagen lassen, daß er sich nicht dem anderer Tropheus-Arlen unterscheiden soll Das Männchen ignorierte das Weibchen fast völlig. Nach 25Tagen holte ich das Weibchen unter Schweiß- und Wutausbrüchen aus dem Becken (Welcher Tropheus-Halter kennt nicht die Schnelligkeit seiner ,Lieblinge. ) Die Aufzucht der sechs Jungen erwres sich als völlig unproblematisch Auch konnte ich das Weibchen sofort wieder einsetzen. Es war nicht eingefallen. lch möchte mit meinem Artikel nicht beweisen, daß eine 1/1 Haltung von Tr. polliunbedingt unproblematisch ist, nur bei mir traten bisher keinerlei Unstimmigkeiten auf Meiner Meinung nach ist Tr polli ein sehr empfehlenswerter und hübscher Fisch. lrontosa 2. Cyphotilapia lch halte seit ca. vier Jahren Cyphotilapia frontosa. Die Art näher zu beschreiben, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Es sei hier nur vermerkt, daß der Geschlechtsunterschied ab einer bestimmten Größe sehr schön an der Stirnwulst und an den langausgezogenen Brustflossen des Männchens zu erkennen ist Vor geraumer Zeit tauchte hier in Hamburg eine sogenannte Sambia-Form auf, die sich durch 7 anstatt 6 Binden und einem erhebllch hochrückigeren Körperbau von der bekannten Form unterscheidet Mein altes Männchen laichte fünfmal mit dem Weibchen ab, bevor es einging, ignorierte das zweite Weibchen aber genauso wie der danach neuerworbene Partner völlig Vielleicht liegt das an der,erstaunlichenu Größe von 10 cm, die die ,Kleineu in zwei Jahren,Wachstumu hinlegte. DieserZwergin wurde also von den beiden als nicht anwesend betrachtet Der Laichvorgang meines ersten Männchens spielte sich immer nach dem gleichen Muster ab: Erst trieb das Männchen das Weibchen einige Tage gnadenlos (aber ohne Ver- (@ r"o,.to 1 3(3) I eB2. 56-60 tro Cyphotilapia f rontosa Foto: R. Stawikowski (D 44 0303) letzungen) durchs Becken, legte an einem Tag eine Höhle völlig frei, und am nächsten Morgen hatte das Weibchen Eier im Maul. Der Laichakt fand also immer im Dunkeln statt. lch hatte das neue Männchen vier Wochen im 35O-Liter-Aquarium, als ich beobachtete, daß es in überhaupt nicht »gentlemanlikeru Art das Weibchen durchs Becken.lagte. Tage später räumte es erst eine Höhle leer, dann befreite es eine Stelle unter einer Moorkienwurzel von Sand und »reinigte« dann die rechte hintere Ecke des Beckens, über der sich der Ablaufstutzen des Bio.Filters befand. Während dieser Zeii duldete es das Weibchen nur oben hinter dem Ablaufstutzen. Zwei Tage danach wendete sich das Blatt völlig: Das Weibchen schwamm herunter zum Männchen und strich gemächlich links und rechts am Männchen vorbei. Es war kein Laichansatz beim Weibchen festzustellen, aber bei diesem ,Streichvorgang« trat dennoch die Laichröhre hervor. Das Männchen verhielt sich zuerst völlig passiv und bewegte nur sporadisch seine Schwanzflosse Mehr als »Bewegen,, würde ich dies nicht bezeichnen Nach 20 Minuten schwamm das Weibchen zur (6Bb occ,n,o' vv/ - 3(3) eB2: s6-60 59 Moorkienwurzel, strich nach vorne und wiederzurück und nahm Eierins Maul. Das Männchen strich diesmal am weibchen vorbei und besamte die Eier so ganz nebenbei. Die Tiere wechselten mehrmals innerhalb einer stunde die plätze und laichten an allen gereinigten Stellen ab. Wenn sie gestört wurden, ging das Männchen nicht auf die anderen erheblich kleineren Tiere los, sondern wechselte den Platz. Auch dieser Platzwechsel ging sehr demokratisch ab, mal folgte sie ihm, mal umgekehrt. Nur als das zweite Weibchen dazwischenfunkte (ich nehme an, die arme Zwergin wollte auch ihren Teil abhaben), wurde das Männchen »grantigu und jagte sie zwischen die Vallisnerien, wo sie es auch vorzog, den weiteren Abend zu verbringen. Es wäre noch nachzutragen, daß der gesamte Laichvorgang sich genauso ruhig und elegant vollzog, wie diese Tiere sich ständig verhalten. Das Ablaichen fand abends statt und dauerte .1 % Stunden. Nach Beendigung erschien das Männchen doch leicht erschöpft, während das Weibchen die Eier ständig durchkaute. Zwei Tage später war Herr Frontosa aber wieder erstaunlich kräftig und fegte das arme Weib durchs Becken, bis es den altbekannten Platz hinterm Rohr aufsuchte. lch schäumte vor Wut wegen dieser ,Grausamkeit,(, unternahm aber nichts, da das Weibchen in der gesamten Zeit des Tragens keine Verletzungen aufwies. Nach 26 Tagen entließ ich nach altbekanter Jagerei mit vier Keschern diesmal nur '15 Jungen in das Licht der Freiheit, was diesen stark mißfiel Madame setzte ich nicht zurück, sondern fing ihren Gemahl heraus und setzte ihn hinter eine Trennscheibe und sie dann ins Becken, damit sie sich wieder rund und dick fressen konnte. Es sei hier noch erwähnt, daß das Weibchen während der Tragezeit langsam und vorsichtig fraß. Sobald es wieder im Becken war, schwamm es zum ,ausgesperrtenu Männchen und schien erstaunlich schnell zu begreifen, daß von ihrem Heißsporn keinerlei Gefahr drohte. lm Gegenteil, mir erschien es ausgesprochen rachsüchtig und gehässig, wenn es vor der Scheibe auf und ab schwamm. Nach zwei Tagen hatte sich das Männchen mit seinem Gefangenendasein abgefunden und schäumte beim Anblick des Weibchens vor Wut. Jeden Abend fand »Maulzerren« statt. Nach zwei Wochen zog ich die Scheibe heraus. Das anschließende Duell der beiden (Maulzerren so laut, daß man das Zähneknacken noch drei Meter entfernt hörte) hielt ca.45 Minuten an, dann wardie normale Ordnung wiederhergestellt, sprich: Das Weibchen befand sich hinter dem Rohr. lch kann aber diesen Fisch nur empfehlen (auch die Aufzucht der Jungen ist ohne Problem verlaufen), jedoch sollte aufgrund der Größe an ein genügend geräumiges Becken gedacht werden. @ DCG-lnfo 1 3(3) 1 982: 56-60 60