Regierung von Oberfranken Naturschutzgebiet Nr. 11 - „Waldsteingipfel“ Gutachten Der Waldsteinzug, der sich jenseits der Talwasserscheide von Kornbach bis zu 879 m erhebt, ist sowohl im Interesse des Landschaftsbildes wie auch in geologischer Hinsicht zu schützen. Besonders der Waldsteingipfel und seine nächste Umgebung erfüllt die Voraussetzungen des § 4 des Reichsnaturschutzgesetzes. Das Schutzgebiet umfasst 20,2 ha. Landschaftlich ist das Waldsteinmassiv von besonderer Bedeutung. Im Norden zieht sich das verhältnismäßig schmale Phyllitband entlang. Zwischen Kornberg und Epprechtstein dringt ein Streifen desselben Gesteins nach Süden vor, um sich zur Kirchenlamitzbucht zu erweitern und zwischen Weißenstadt und Gefrees bilden dieselben Phyllite die Kornbacher Mulde. Obwohl der Waldstein den Zentralstock des Fichtelgebirges an Höhe nicht erreicht, tritt er doch landschaftlich stark in Erscheinung. Bewirkt wurde diese morphologische Erscheinung durch eine, vermutlich im Tertiär erfolgt tektonische Bewegung. Diese schuf auch die Voraussetzung zur Bildung der Flussniederungen der Eger im Süden und der Saale im Westen und Norden. Außerdem ist der lang gestreckte Waldsteinrücken bis auf einige Felsbildungen, wie sie an Wuc ht kaum noch auf einem anderen Gipfel des Fichtelgebirges zu finden sind, von Hochwald bestanden. Der Waldstein ist einer der schönsten und besuchtesten Fichtelgebirgsberge und eine Unterschutzstellung ist im Interesse des Landschaftsbildes für den Waldsteingipfel wohl begründet. Auch in geologischer Hinsicht nimmt die Granitgruppe des Waldsteins eine bevorzugte Stellung ein. Die dem Granit eigene Lagerklüftung gestattet den Atmosphärilien eine rasche Zernagung und Abtragung der weicheren Gesteinsmassen. Die festeren Kerne blieben als Felstürme bis auf unsere Zeit erhalten. An ihnen sind die Verwitterungsformen: Wollsack- und Matratzenverwitterung gut zu beobachten. Die steil aufragenden Granitmauern des Waldsteins finden in der „Schüssel“ ihre Bekrönung. Unweit des Eingangs in den Hof des längst verfallenen „Roten Schlosses“ steht ein seltsamer Felsen. Auf einem mächtigen, nach oben sich erweiternden Sockel, liegt eine gewaltige Platte. Dadurch erhält das Gebilde ein tischähnliches Aussehen. Die Sage hat sich seiner bemächtigt. Auf dem Teufelstisch spielen Waldgeister und Kobolde mit eisernen Kartenblättern zuweilen ein wildes Spiel und zwar mit solcher Wucht, dass der Abdruck der Kartenblätter auf der Tischfläche noch heute zu sehen ist. Die kleinen Vertiefungen sind, wie auch die sog. Druidenschüsseln, nichts anderes als Verwitterungserscheinungen. Bemerkt sei noch, dass auch im Waldsteingranit sich ellipsoide Einschlüsse finden. Sie sind anders geartet als die Hauptmasse des Granits. Durch ihre graue Farbe und dichte Struktur fallen sie leicht auf. Diese Einsprengungen sind unvollkommen auskristallisiertes Granitmagma, das beim Aufsteigen der feurig flüssigen Massen unter den Faltenköpfen aus der Tiefe mitgerissen wurde. Eine Verschmelzung beider Magmen ist wohl wegen Auftretens der Temperaturunterschiede nicht erfolgt. Auch Kontakterscheinungen an der Grenze zwischen Grant- und Schieferma ntel sind am Waldstein zu finden. Umfassend ist der Ausblick von der Schüssel. Im Osten liegt vor uns der breite Rücken des Waldsteinzuges, der mit dem ruinengekrönten Epprechtstein einen würdigen Abschluß findet. Dahinter wölbt sich die Kuppe des großen Kornberges. Südlich breitet sich zu unseren Füßen die Weißenstädter Mulde aus. Weiter zurück liegen die Felstürme des Rudolphsteins und die höchste Erhebung des Fichtelgebirges, der Schneeberg. Die Hohe Matze schließt sich an und weiter westlich der Ochsenkopf mit dem Asenturm. Tiefer im Süden grüßt die doppelgipfelige Kösseine. Ihre nordöstliche Abdachung ist die Luisenburg. Jenseits blauen die waldigen Höhen des Steinwaldes. Im äußersten Südosten erkennen wir die seltsam gestaltete Dreifaltigkeitskirche in Waldsassen. Das saubere und freundliche Städtchen Weißenstadt liegt südöstlich vor uns mit dem Buchberg als Hintergrund. Die Orte Marktleuten, der trutzige Turm der Burgruine Thierstein und der Hengstberg mit seinen Laubwaldbeständen fallen in dieser Richtung besonders auf. Im Norden entzückt uns in der Senke ein bunter Wechsel von Teichen und zahlreichen Siedlungen. Der Blick reicht bis zum Döbraberg, der höchsten Erhebung des Frankenwaldes. Von den Ortschaften erkennen wir Sparneck, Helmbrechts, Münchberg, Schwarzenbach a.d.S., Oberkotzau und Teile von Hof. Im Westen finden wir die Plassenburg, das Schloß Banz, die Veste Coburg und wenn man Glück hat, zeichnen sich am Horizont die beiden Gleichen des Thüringer Waldes ab. In früherer Zeit bildete der Waldsteinzug eine natürliche Grenzscheide und es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die steilen, schwer zugänglichen und darum leicht zu verteidigenden Höhen Anlaß zu einer Burggründung gaben. Die Grundmauern des Roten Schlosses sind noch vorhanden. Auch die Ruinen einer Kapelle und die Reste eines Schutzwalles sind noch zu erkennen. Ein Kranz von Sagen windet sich um Burg und Berg. Bayreuth, den 8. 11. 1950 Der Regierungsbeauftragte für Naturschut z in Oberfranken gez. Kronberger 2