Chromidotilapia batesii aber aus Westafrika - auch ein Maulbrüter, Anton Lamboj (A 98 1528) Westafrikanische Buntbarsche gehören - - sieht man von einigen Ausnahmen ab zu.den bei uns nur sehr wenig gepflegten Cichliden Ein Grund dafür ist sicher die Tatsache, daß aus Westafrika nur spärlich lmporte zu uns gelangen Andererseits erweisen sich aber auch viele dieser Arten als nicht gerade unproblematische Pfleglinge. Eine solche kaum gepflegte Art stellt Chromidotilapiabafesii aus Südkamerun dar. Die Erstbeschreibung erfolgte bereits im Jahre 1901 durch BOULENGER, allerdings noch unter dem Gattungsnam en Pelmatochromrs. 1968 stellte dann der lchthyologe THYS VAN DEN AUDENAERDE die Gattung Chromidotilapia auf, in die er verschiedene westaf rikanische Maulbrüter einbezog, darunter eben auch Chromidotilapiabatesii Diese Art existiert übrigens in zweiverschiedenen Farbformen. Von der Form,,Kienke" soll in diesem Aufsatz die Rede sein. Die andere -,,Eseka" -, die übrigens farblich wesentlich schöner ist, wird derzeit in unseren Aquarien vermutlich nicht gepf legt. Habe ich vorhin erwähnt, daß es sich bei allen Chromidotilapia-Ar|en um Maulbrü- ter handelt, so muß allerdings auch dazu gesagt werden, daß sie alle bei weitem noch nicht diesen extremen Grad der Spezialisierung erreicht haben, wie wir ihn bei den bekannteren ostafrikanischen Maulbrütern vorfinden. Es lassen sich hier noch sehrviele Ansätze von einfacheren Brutpflegeformen feststellen: Zunächst werden die Geschlechtsprodukte auf einem Stein oder einer Wurzel abgesetzt. Nur eine Art tanzt da aus der Reihe, nämlich Ch. batesii, die nur in Höhlen oder höhlenähnlichen Verstecken ablaicht. Aber noch in einer zweiten Beziehung unterscheidet sich Ch. batesiivon den anderen Chromidotilapia:Während sie alle dem Typus des ovophilen Maulbrüters zuzuordnen sind, also ihre Geschlechtsprodukte unmittelbar nach dem Ablaichen ins Maul aufnehmen, ist Ch. bafesil ein larvophiler Maulbrüter. Das Gelege wird einige Zeit nach Art der Substratbrüter gepflegt. Erst wenn die Larven die Eihüllen durchbrechen, werden sie ins Maul aufgenommen Wie ich schon bemerkte, soll hier von der Farbform ,,Kienke" die Rede sein. Die Endgröße der Tiere beträgt bei den Männchen etwa zwölf Zentimeter; die Weibchen bleiben rund zwei Zentimeter kleiner lch erhielt meine Tiere im September 1982 von Herrn Dr. Gottfried Schubert aus Stuttgart Es handelte sich um drei Männchen und zwei Weibchen, die bereits fast ausgewachsen waren Sie bezogen bei mir zunächst alle miteinander ein Becken mit einem Fassungsvermögen von 110 Litern. Später stellte ich ihnen DCG-lnfo 1 7(1 2) 1986: 226-230 226 dann ein etwas größeres Aquarium mit 185 Liter lnhalt zur Verf ügung. Der Bodengrund bestand aus feinem Sand mit einer Körnung von höchstens einem Millimeter Eine Bepf lanzung mit Cryptocorynen und Nomaphila-Arlen sowie einige Wurzeln und Steinaufbauten bildeten die Einrichtung des Aquariums. Außerdem bot ich noch als Laichplatz einen halbierten Blumentopf mit einem Durchmesservon zwölf Zentimetern an. Bereits nach zwei Wochen stellte ich fest, daß ein Paar recht gut harmonisierte und gemeinsam die anderen drei Fische attackierte. lch entfernte also diese drei aus dem Becken und harrte der Dinge, die da kommen sollten Das Wasser war zunächst einmal so, wie es bei mir aus der Leitung kommt: dGH etwa 20 Grad, 17 Grad KH, pH-Wert 8. Die Fische schienen sich darin auch wohl zu fühlen, so daß ich mich also nicht dazu veranlaßt sah, etwas zu verändern. Gefüttert wurde abwechslungsreich mit verschiedenen Sorten Lebendfutter, vor allem mit Mükkenlarven, rote auch gefroren, außerdem mit Rinderherz und Krill Mitte November 1982 war es dann soweit: Das Paar laichte zum ersten Mal ab Das Gelege entwickelte sich allerdings nicht, sondern verpilzte innerhalb kürzester Zeit. Aufgrund der Erfahrungen, die ich bereits bei anderen Arten gemacht hatte, schrieb ich das falschen Wasserwerten zu. Diese Vermutung sollte sich später auch als richtig herausstellen. lch verwendete also schrittweise enthärtetes Wasser, bis ich schließlich kelne meßbare Karbonathärte mehr im Becken hatte. Die Gesamthärte lag dann beietwa zwei Grad, der pH-Wert bei 4,5 Weibchen von Chromidotilapia batesii DCG-lnfo 17(12) 1986: 226-230 - Foto: Lamboj 227 Ende Januar konnte ich dann wieder Balzhandlungen beobachten. Sie gingen in erster Linie vom Weibchen aus, das immer wieder mit gespreizten Flossen und Kiemendeckeln das Männchen umschwamm Häufig standen sich auch beide Tiere mit zum Boden zeigendem Kopf rüttelnd gegenüber. Ein Führungsschwimmen, wie es von vielen anderen Cichliden bekannt ist, war nur selten zu sehen; wenn doch, dann ging es meist vom Weibchen aus. Nachdem das neue Gelege abgesetzt war, stand das Weibchen fächelnd in der Höhle, die es kaum noch verließ, höchstens nur für kurze Zeit. Das Männchen zeigte während dessen kein großes lnteresse an der künftigen Nachkommenschaft, sondern streifte immer sichernd im Aquarium umher und jagte zeitweilig die beiden Panzerwelse, die ich als Feindfaktor hinzugesetzt hatte. Nach etwa 70 Stunden war es dann soweit: Das Weibchen kaute die Larven aus den EihÜllen und nahm sie zurweiteren Brutpf lege ins Maul Ruhig stand es in der Deckung einer Wurzel oder einer Pflanzengruppe, und nur gelegentliche Kaubewegungen verrieten, daß es die Brut im Maul hatte. Die Kehle war nicht übermäßig ausgebuchtet, was aber durch die geringe Eizahl - das Gelege hatte vielleicht 30 Eier umfaßt - zu erklären war. Als dann am nächsten Tag mein erster Blick dem Ch.-6afesil-Becken galt, traf mich beinahe der Schlag: Das Weibchen durchkaute den Bodengrund nach Männchen von Chromidotilapia batesii @ ,,rua, e86:226-230 - Foto: Linke 228 Freßbarem - keine Spur von einer Maulbrutpflege! ,,Aus der Traum", dachte ich zunächst und wollte schon enttäuscht die anderen Aquarien kontrollieren. Da fiel mir plötzlich das Männchen auf, das sich sorgsam unter einer CryptocorynenGruppe versteckt hielt, und - es führte genauso sachte Kaubewegungen durch wie das Weibchen am Vortag. Sollte es etwa . . . ? Aber nein, das ging ja gar nicht. Uberall in der Literatur war ja nachzulesen, daß bei Ch. batesii das Weibchen die Larven allein betreut Wie dem auch sei, mein Männchen kannte die Fachliteratur nicht und beteiligte sich während der nächsten acht Tage brav an der Maulbrutpflege. Ein- bis zweimal täglich wechselten sich die Tiere ab. Die Eiübergabe selbst konnte ich allerdings nie beobachten. lch fand später auch übrigens zwei Aufsätze, in denen davon die Rede war, daß bei Ch. batesii beide Partner Maulbrutpf lege betreiben. Allerdings konnte man bei genauem Lesen dieser Beiträge feststellen, daß nicht Ch. batesii, sondern die Art Chrom idotilapia flnleyi beschrieben wurde. Von ihr ist ja bekannt, daB sich beide Eltern bei der Larvenbetreuung abwechseln. Acht Tage später war es mir dann erstmalig vergönnt, die Nachkommenschaft zu bewundern. Sieben Jungf ische zappelten unter der Obhut der Eltern auf der Suche nach Freßbarem über den Sandboden und wurden bei der geringsten Störung sofort von einem der beiden Alttiere ins Maul aufgenommen ln Größe und Weibchen mit Gelege in der Laichhöhle @ DCG-Info '17(12) 1986: 226'230 - Foto: Stawikowski 229 Zeichnung waren die Jungen denen von Pelvicachromis pulcher oder P taeniatus vergleichbar. Als erstes Futter reichte ich Artemien sowie gesiebte Cyclops;beides wurde angenommen Die Jungen gediehen zunächst gut und hatten nach etwa vier Wochen eine Größe von 12 bis 15 Millimetern erreicht. Zu diesem Zeitpunkt verloren sie dann auch die Fleckenzeichnung, die sie bis dahin getragen hatten, und wurden einfarbig braun Gelegentlich zeigten sie zwei dunkle, waagerechte Streifen auf dem Körper Nun wurden sie auch von den Eltern nicht mehr behütet, sondern - im Gegenteil - immer heftig gejagt, und ich mußte sie in ein anderes Becken umsetzen. Kurz darauf laichten die Alttiere wieder ab, und ich erhielt aus dieser zweiten Brut vier Nachkommen. Man sieht also, daß die Art keineswegs als produktiv zu bezeichnen ist. Das weitere Wachstum der Jungfische verlief ab der bereits genannten Größe von rund 15 Millimetern nur sehr langsam. Nach einem halben Jahr maßen sie trotz guter Fütterung erst fünf Zentimeter. Ab dieser Größe bekamen sie dann auch die arttypischen Zeichnungs- und Farbmuster Erst mit einem Alter von mehr als 18 Monaten konnte man die Tiere als ausgewachsen bezeichnen. Dann waren auch erstmalig Balzhandlungen zu beobachten, die bis jetzt allerdings noch zu keiner weiteren gelungenen Zucht geführt haben. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß wir mit Ch. batesii eine Art in unseren Aquarien haben, die noch in vielerlei Hinsicht kaum genau erforscht ist und die auch nicht gerade geringe Anforderungen in bezug auf ihre Zucht stellt Etliche Probleme sind noch in den Griff zu bekommen. Leider fehlt es halt auch nicht zuletzt aufgrund der geringen Produktivität der Tiere - an ausreichend vielen Exemplaren, um eine größere aquaristische Verbreitung der Art zu ermöglichen Auch lmporte sind wohl nicht zu erwarten. Sollte das abertrotzdem einmal der Fall sein, kann ich nur jedem raten, sofort zuzugreifen ungf isch von Chromidotilapia batesii Foto: Lamboj J DCG-Info 17(12) 1986: 226-230 230