Orfeo ed Euridice - Theater St. Gallen

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Theater St.Gallen
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Theater St.Gallen
„Orfeo ed Euridice“
Materialsammlung
ÜBERSICHT
GRUNDLAGEN
Eckdaten
Die Handlung der Azione teatrale
Orte und Figuren
Ovids Orpheus und Eurydike
HINTERGRUND
Libretto: Erster Akt, Szene 1 – 13
Christoph Willibald Gluck
Gespräch mit Choreografin und Countertenor
Musiktheater – zum Beispiel „Orfeo ed Euridice“
Die Geschichte der Oper
Metamorphosen von Ovid
Amor – der Gott der Liebe
ANHANG
Furien
Sigmund Freud über die Trauer
Theaterberufe
Hörbeispiele auf youtube.com
Literaturvorschläge
Interessiert an der vollständigen Materialsammlung? – Fordern Sie diese kostenlos an bei Mario Franchi,
Theaterpädagoge, [email protected]
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Theater St.Gallen
„Orfeo ed Euridice“
Materialsammlung
Eckdaten
Orfeo ed Euridice
Azione teatrale per musica in drei Akten [15+]
Musik: Christoph Willibald Gluck
Libretto: Ranieri de‘ Calzabigi
Uraufführung: 5. Oktober 1762, Burgtheater Wien
Premiere: 31. Januar 2015, Theater St.Gallen, Grosses Haus
Dauer: ca. 1 Stunde 45 Minuten (inkl. eine Pause)
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Leitungsteam
Musikalische Leitung —George Petrou
Inszenierung und Choreografie — Beate Vollack
Bühne und Kostüme — Kinsun Chan
Licht – Andreas Enzler
Choreinstudierung — Michael Vogel
Choreografische Assistenz — Emmanuel Gázquez
Dramaturgie — Deborah Maier
Besetzung
Orfeo — Xavier Sabata
Euridice — Tatjana Schneider
Euridice Tänzerin — Cecilia Wretemark
Amor — Sheida Damghani
Amor Tänzer — David Schwindling
Wesen — Tanzkompanie des Theaters St.Gallen: Exequiel Barreras, Stefanie Fischer, Genevieve O'Keeffe,
Lorian Mader, Ana Sánchez Martinez, Emily Pak, Lorenzo Ruta, David Schwindling, Robina Steyer, Carlotta
Squeri, Hoang Anh Ta Hong, Alberto Terribile, Jens Trachsel, Cecilia Wretemark
Wachen — Chor des Theaters St.Gallen, Opernchor St.Gallen
Sinfonieorchester St.Gallen
Bewusst wählten Komponist Christoph Willibald Gluck und sein Librettist Ranieri de’ Calzabigi diese Geschichte von der Macht der Musik für ihr erstes gemeinsames Reformopern-Projekt. Tatsächlich gelingt es
darin Orfeo, die Furien der Unterwelt allein mit seinem Gesang zu zähmen. Und fast hätte er es mit seiner
verstorbenen Gattin Euridice wieder zurück ans Tageslicht geschafft, hätte er nicht zu guter Letzt doch
noch gegen die göttlichen Auflagen verstossen.
Die Leiterin der Tanzkompanie Beate Vollack erzählt die Oper in ihrer Inszenierung als Versuchsanordnung, in der Orfeo und seine Liebe zu Euridice zum Forschungsgegenstand eines Experiments werden,
dessen Regeln allein Amor bestimmt.
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Theater St.Gallen
„Orfeo ed Euridice“
Materialsammlung
Die Handlung der Azione teatrale
Erster Akt
Ein Hain mit dem Grabmal der jüngst verstorbenen Eurydike. Orpheus beklagt den Tod der geliebten Gattin (Chiamo il mio ben così), während Frauen das Grab schmücken und Freunde das Totenopfer vollziehen. Vom Schmerz überwältigt, fordert Orpheus in wildem Trotz die Rückgabe Eurydikes von den Göttern.
Da erscheint Amor als Bote von Jupiter (Gli sguardi trattieni) und bringt die Kunde, dass die Götter, von
seiner Trauer gerührt, ihm gestatten, in die Unterwelt hinabzusteigen und Eurydike zurückzuholen. Doch
sei es ihm verboten, sie anzublicken, solange sie sich noch im Reiche der Schatten befänden. Sobald er ein
einziges Mal das Auge zu ihr erhebe, sei sie auf ewig dem Tode verfallen. Orpheus nimmt die Bedingungen
an, doch befallen ihn düstere Ahnungen: Wird Eurydike sein Handeln verstehen?
Zweiter Akt
In der Unterwelt. Drohend umringt der Chor der Furien (Chi mai dell' Erebo) den sich nahenden Orpheus.
Doch dieser lässt sich auch durch ihren wilden Tanz (Furientanz) nicht abschrecken. Seine Liebesklage
beschwichtigt und rührt die Schattengeister, und sie lassen ihm den Weg zum Elysium frei.
In den Gefilden der Seligen schweben die Schatten zu einer pastoralen Musik (Reigen seliger Geister) und
besingen die Freuden des Elysiums (Questo asilo di placide calme). Dann erscheint Orpheus. Er preist die
Schönheit der elysischen Landschaft (Che puro ciel!) und erhebt erneut seine sehnsüchtige Klage um Eurydike, worauf ihn die Geister respektvoll in ihrem Reich willkommen heissen (Vieni a regni del riposo)
und ihn seiner Gattin zuführen. Er nimmt ihre Hand und führt sie, mit abgewendetem Blick, wie Jupiter es
gebot, zu den Lebenden zurück.
Dritter Akt
Zerklüftete Felsenhöhle. Doch der Weg durch das Schattenreich ist weit, und das Gebot der Götter grausam. Orpheus mahnt die Gattin zur Eile. Sie klagt über seine unfassbare Lieblosigkeit, da er sie keines Blickes würdigt. Vergebens fleht sie um ein Liebeszeichen, vergebens bittet er sie, sich zu gedulden und an
seine Liebe zu glauben (Che fiero momento). Sie will die Gefilde der Seligen nicht verlassen, nur um zu
freudlosem Leben zurückzukehren. Schliesslich bricht seine Widerstandskraft, und er zieht die Heissgeliebte in seine Arme. Entseelt sinkt sie augenblicklich nieder. Als sich Orpheus, vom Schmerz überwältigt,
selbst töten will (Che farò senza Euridice), haben die Götter abermals ein Einsehen. Amor naht und erweckt die zweifach Verlorene zu neuem Leben, zum Lohn für Orpheus' Treue. Beglückt kehren die Wiedervereinten zur Erde zurück und preisen im Tempel Amors die Macht der Liebe (Trionfi Amore).
Deutsches Libretto unter: http://www.opera-guide.ch/opera.php?id=131&uilang=de
Impulse:
 Figuren und was man über sie erfährt (Charakter, Aussehen, Beziehungen, ihre Geschichte / Herkunft,
…). Orte und Räume: Wie sieht es dort aus? Was hat es alles?
 Geschichte nacherzählen. Wie könnte die Geschichte weitergehen bzw. (anders) enden?
 Figuren, Bildergeschichte oder Bühnenbildmodell zeichnen/malen/basteln
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„Orfeo ed Euridice“
Materialsammlung
Orte und Figuren
Christoph Willibald Glucks Azione teatrale besteht aus drei Akten.
Erster Akt: Ein Hain mit dem Grabmal der jüngst verstorbenen Eurydike.
Zweiter Akt: In der Unterwelt. Elysium (siehe nächste Seite).
Dritter Akt: Zerklüftete Felsenhöhle.
Die aktuelle St.Galler Inszenierung verlegt Orfeo ed Euridice in eine Art Versuchslabor. Die Bühne zeigt
keine realen Orte, sondern hat relativ abstrakte Züge.
Götter/Wachen (Chor) – die Götter stehen über allem, überwachen das Experiment/die Versuchsanordnung
Amor (siehe Anhang) (Sopran) – der Gute, spielt
im Auftrag der Götter mit den Menschen
Amor (Tänzer) – der Böswillige, spielt im Auftrag
der Götter mit den Menschen
Euridice (Sopran) – Mensch
Orfeo (Countertenor) – Mensch
Euridice (Tänzerin) – Mensch
TänzerInnen: Wesen, repräsentieren Seelen und Emotionen, sowohl von den Menschen (Orfeo und Euridice) als auch von Amor und den Göttern. Furien (siehe Anhang).
Impulse: Fragen zu den einzelnen Figuren
Haben die SchülerInnen die Handlung und einige Figuren kennen gelernt, können sie sich weitere Gedanken zu den Figuren machen. JedeR einigt sich auf eine Figur, die ihn/sie besonders interessiert, und beschäftigt sich damit. Dabei lassen sie ihrer Phantasie freien Lauf. Es gibt weder richtig noch falsch. Paarweise können nun Interviews durchgeführt werden. In einem zweiten Schritt allenfalls auch vor der Klasse.
Fragen an die Figur
Wie siehst du aus? Wie alt bist du?
Wie und wo lebst du?
Hast du besondere Merkmale?
Hast du besondere Fähigkeiten?
Welche Menschen leben mit dir? Wen in deinem
Umfeld magst du, wen nicht?
Was für Eigenschaften hast du?
Welche Bedürfnisse und Träume hast du?
Bist du mutig, fröhlich, zielstrebig etc.?
Bist du mit dir und deinem Tun zufrieden?
Hast du eine Familie? Liebst du jemanden?
In was für einer Situation steckst du gerade?
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„Orfeo ed Euridice“
Materialsammlung
Ovids Orpheus und Eurydike
Zusammenfassung
Orpheus, wohnhaft in Thrakien, ist der berühmteste Musiker und Sänger der griechischen Sage. Bäume
und Felsen folgten seiner Stimme. Die wilden Tiere wurden durch seine Lieder zahm. Er heiratete Eurydike, die leider an einem Schlangenbiss starb. Mutig wagte sich Orpheus in die Tiefen der Unterwelt. Er
wollte sie zurückholen. Der Beherrscher der Totenwelt erlaubte Eurydike ins Leben zurückzukehren, unter
der Bedingung, dass Orpheus sich nicht nach ihr umschaue, bis sie im Licht der Sonne wären.
Die Neugier und die Sehnsucht besiegten ihn. Er drehte sich um. Eurydike verschwand zum zweiten Male.
Wieder in der Oberwelt widmete er sich der Knabenliebe. Die thrakischen Frauen töteten und zerrissen
ihn. Der Kopf und die Leier schwammen auf dem Fluss Hebrus bis ins Meer. Sie strandeten auf der Insel
Lesbos, wo sie ein Drache bedrohte. Apollon kam dem Kopf und der Leier zur Hilfe.
Der Schatten des Orpheus geht nun in der Unterwelt mit Eurydike mit neuvermählten Schritten spazieren.
Funktion des Mythos
An Orpheus' Namen knüpfen sich die Mysterien. Entweder war er die Schöpfung einer Kultgemeinschaft,
oder er lebte als Religionsstifter. Denn im frühen 6. Jahrhundert kannte man die Orphik, eine Lehre, die
von Orpheus her stammte. Sie hatte viele Ähnlichkeiten mit dem verbreiteten Dionysoskult.
Neben einer eigenen Theogonie und Kosmologie, bot sie ihren Eingeweihten ein von Strafen freies Leben
in der Unterwelt.
Man hat heute noch 87 orphische Hymnen, die lange Orpheus zugeschrieben worden sind. Jetzt weiss
man, dass die uns erhaltene Fassung erst aus hellenistischer Zeit stammt.
Die Liebe ausstrahlende Gestalt des Orpheus stand dem Christentum nahe. Man betrachtete ihn als "Vorchristus" und stellte ihm den "Verus Orpheus" Christus gegenüber.
Nachwirkungen des Mythos
Heute steht uns eine riesige Fülle von Texten, Gemälden und Musik zur Verfügung, die den Mythos
Orpheus aufgreift. Viele berühmte Dichter, Künstler und Komponisten setzten sich mit den verschiedensten Teilen der Sage auseinander, einmal mit genauer Beleuchtung der Unterweltszene, dann dem Tod des
Orpheus oder der Liebe zu seiner Eurydike. Es gab sogar etliche Versuche, eine Moral aus der Geschichte
zu ziehen. Ein gewisser Boëthius sah in Orpheus das warnende Beispiel für einen Menschen, der stark der
fleischlichen Lust verfallen Ist.
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