Zweieinhalb Mal um die Welt - Kreisjugendring München

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Nachhaltigkeit umfasst viele Bereiche unseres Lebens, und wir alle können etwas für nachfolgende Generationen tun.
Foto: Johannes Gerstenberg, pixelio.de
Nachhaltigkeit
KJR spart mit Ökoprofit 121 Tonnen CO 2
Zweieinhalb Mal um die Welt
Recyclingpapier, Energieeinsparung, Bio-Catering, schonende Reinigungsmittel
und vieles mehr: In Sachen Nachhaltigkeit ist der Kreisjugendring München-Stadt
(KJR) schon weit gekommen. Von der Frauenkirche zu den Pyramiden von Gizeh
– weiter zum Ayers Rock in Australien und zur Ruinenstadt Machu Picchu in Peru.
Mit dem Auto ließe sich die Welt zweieinhalb Mal umrunden, ehe die Menge Kohlendioxid anfällt, die der KJR insgesamt seit 2006 mit Ökoprofit eingespart hat.
Von den 49 Kinder- und Jugendfreizeitstätten und neun Kindertageseinrichtungen
des KJR sind inzwischen 19 Häuser sowie
die Geschäftsstelle Ökoprofit-zertifiziert.
Weitere Einrichtungen werden folgen. Die
KJR-Geschäftsstelle hat bereits mehrere
Zertifizierungs-Runden durchlaufen und
gehört seit Oktober dem „Ökoprofit Klub“ der
fortgeschrittenen Energiesparer an.
Ökoprofit ist ein Klimaschutzprojekt mit
dem Ziel, Effizienzmaßnahmen aufzudecken und durch die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter am Standort umzusetzen. Dabei
werden sie mit Schulungen und Beratung
durch Energieexpertinnen und -experten
unterstützt. Weil sich damit Geld sparen und
die Umwelt schützen lässt, fördern sowohl
das Wirtschafts- wie auch das Umweltreferat
der Stadt das Projekt. Der KJR ist dabei in
guter Gesellschaft. Namhafte Münchner Unternehmen wie das Weiße Bräuhaus im Tal,
das Hotel Mandarin Oriental, die Bavaria Film
oder die Ludwig-Maximilians-Universität
sind mit von der Partie.
Jeder kann zum Erfolg beitragen
Bis zum Zertifikat ist es jedoch ein weiter
Weg. Fachleute durchkämmen die Einrichtungen nach Sparpotenzialen bei Heizung,
Wasser, Strom und Müll, checken die Gefährlichkeit aller verwendeten Verbrauchsmaterialien wie Reinigungsmittel, Farben oder
Nachhaltigkeit
Das Wort Nachhaltigkeit ist in aller Munde
und wird sehr unterschiedlich definiert.
Kerngedanke der meisten Konzepte sind
Verteilungs- und Generationengerechtigkeit. Das heißt: Wir dürfen nicht auf Kosten
der Menschen in anderen Regionen der Erde
und auf Kosten zukünftiger Generationen
leben. Nach der am meisten gebrauchten
Definition ist nachhaltige Entwicklung
„… eine Entwicklung, die den Bedürfnissen heutiger Generationen Rechnung
trägt, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden, ihren
eigenen Bedürfnissen nachzukommen
…“ (Brundtland-Kommission, 1987). Dies
setzt voraus, dass die Wechselwirkungen
zwischen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft berücksichtigt werden. Nachhaltigkeit berührt also alle Bereiche des Alltags.
Asya Unger,
Beauftragte für Nachhaltigkeit, KJR
Klebstoffe und überprüfen die notwendigen
Betriebsanweisungen und Sicherheitsdatenblätter. Dann entwickeln die EnergiesparProfis Vorschläge zur Ressourcenschonung.
Allerdings sind auch ganz andere Experten
wichtig: die Kinder und Jugendlichen in den
Häusern und natürlich die pädagogischen
Teams. Denn der Einbau beispielsweise einer wassersparenden Armatur bringt zwar
einen sofortigen und dauerhaften Effekt,
weitergehende Einsparungen lassen sich
jedoch häufig nur über ein verändertes Verhalten erreichen; über Mülltrennung etwa
oder bewusstes Ein- und Ausschalten nicht
benötigter Verbraucher.
„Energiesparen ist ja ganz einfach!“,
haben schon viele Kinder und Jugendlichen
während des Projekts festgestellt. Zum Beispiel, indem sie die alten Glühbirnen durch
LED-Leuchten ersetzen. Das kostet zwar im
Moment etwas Geld, durch den geringeren
Verbrauch sind die Kosten aber oft schon
nach ein bis zwei Jahren wieder drin. Das
gilt auch, wenn der alte, stromfressende
Kühlschrank durch ein neues Gerät ersetzt
oder eine automatische Heizungsregelung
eingebaut wird. Etliche Maßnahmen kosten
gar nichts und bringen viel.
So hat die Kita „KoRi Schneckenstein“ in
der Riemerschmidstraße 69 an den Lichtschaltern im Gang Piktogramme angebracht,
die auf einen Blick zeigen, welche Schalter
welche Lampen schalten. Damit müssen Kinder und Erwachsene weniger „durchprobieren“, das allein spart 318 kWh Strom im Jahr.
Zusammen mit abschaltbaren Steckerleisten
(1.250 kWh) und einem Bewegungsmelder für
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Nachhaltigkeit
die Beleuchtung in der Kühlzelle (136 kWh)
kommen so 1.700 Kilowattstunden zusammen, Jahr für Jahr. Durch bessere Mülltrennung fallen nun jährlich 5.340 kg weniger
Restmüll an, außerdem entsorgen die Kinder
Glas und Kunststoffe an der Wertstoffinsel.
Das spart der Kita außerdem 350 Euro Müllgebühren.
Überhaupt ist es das Ziel, die Erwachsenen von morgen mit ins Boot zu holen.
Dazu hat die KoRi Schneckenstein mit
Vorschulkindern sechs Wochen lang das
Projekt „Energiesparen“ durchgeführt:
Ausgestattet mit Strommessgeräten und
einem Thermometer haben die Kinder als
„Energie-Detektive“ alle Stromverbraucher
im Haus aufgespürt und den wärmsten
Raum gesucht – es war der Heizungsraum.
Der Hausmeister hat ihnen erklärt, wie die
Heizung funktioniert und wie sie am besten
eingestellt wird. Zusammen mit Filmen und
Büchern rund ums Energiesparen haben die
Kinder so gelernt, wie sie weniger Energie
verbrauchen – dieses Wissen geben sie jetzt
den anderen Kindern weiter, die nicht am
Projekt teilgenommen haben. Auch im Kindertreff Bogenhausen waren Kinder fleißig
bei der Sache und haben ihre Erfahrungen
in der Aufführung „Zirkus Ökoprofit“ dargestellt (siehe Kasten unten).
Die KJR-Geschäftsstelle ist seit dem Start
von Ökoprofit im KJR im Jahr 2006 dabei.
Auch hier kam alles auf den Prüfstand.
Seitdem sind beispielsweise die Warmwasserboiler in den Toiletten stillgelegt, die
PC-Arbeitsplätze und viele Küchengeräte
werden nach Dienstschluss komplett vom
Stromnetz getrennt, der Müll wird in sechs
verschiedenen Behältern getrennt und sukzessive wird auf LED-Beleuchtung umgestellt.
Diese Veränderungen betreffen nicht nur
das Gebäude, sondern den gesamten Kreisjugendring. So sehen die seit Jahresanfang
Das Ökoprofit-Team in der KJR-Geschäftsstelle: Projektleiterin Ökoprofit Doris Di
Sancarlo, Mitarbeiterin Erika Sturm, Fachkraft für Arbeitssicherheit Stefan Kirsch
(hinten), Nachhaltigkeitsbeauftragte Verena Jörg und Auszubildende Anja Wintersberger (vorn)
gültigen Standards „Nachhaltigkeit“ für
alle Einrichtungen des KJR nachhaltige
Ernährung vor, darunter Kaffee aus fairem
Handel, Milch und Eier mit Biosiegel und
ebenso biologische Speisen und Getränke
beim Veranstaltungs-Catering. Die ohnehin
schon hohe Recyclingquote beim verwendeten Papier wird weiter hochgefahren
und die Reinigungsmittel wurden in allen
Manege frei für Ökoprofit
Kinder aus dem Kindertreff Bogenhausen präsentieren eine von ihnen
erdachte Zirkusshow bei der feierlichen
Abschlussveranstaltung von Ökoprofit
im Alten Rathaus.
Der Kindertreff Bogenhausen ist eine
der Einrichtungen, die in diesem Jahr das
Zertifikat „Ökoprofit“ erhalten haben. Die
Kinder waren in diesem Prozess Zielgruppe
pädagogischer Angebote und wichtige
Akteure zugleich. Sie haben Regeln zum
Einsparen von Strom und Wasser entwickelt
und ein neues Mülltrennungskonzept umgesetzt. Um diesen sorgsameren Umgang
mit natürlichen Ressourcen auch mit nach
Hause zu tragen, gestalteten sie für ihre
Familien eine Broschüre mit Umwelttipps
für den Alltag.
Daraus entstand die Idee, die wichtigsten
Grundsätze von Ökoprofit in eine Zirkusshow zu verpacken, um das Thema mit Spaß
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und Kreativität noch weiter zu vertiefen.
Die Kinder waren mit Feuereifer bei der
Sache und entwickelten ein abwechslungsreiches Programm. Die Zauberin verwandelt
Altpapier in Recyclingpapier und Aluminiumreste in Alufolie. Tollpatschige Clowns
lernen die richtige Mülltrennung und die
Seiltänzerin verlangte nach gedämpftem
Licht, weil sie von starken Scheinwerfern
geblendet wird. Krönender Abschluss waren
die Tigerkinder, die sich nach dem Motto
„Veggie Day für eine bessere Umwelt“ nur
von Gemüse zu ihren Kunststücken bewegen
ließen. Bei der feierlichen Urkundenübergabe im Rathaus durften die Kinder das Zirkusprogramm dann einem großen Publikum
präsentieren. Die Gäste freuten sich über
diese gelungene Abwechslung im Programm
und die Kinder nahmen stolz den Applaus
und eine süße Überraschung entgegen.
Claudia Seidel, Kindertreff Bogenhausen, KJR
KJR-Häusern auf ökologisch verträglichere
Produkte umgestellt.
Weil im KJR fast 600 Menschen arbeiten,
sind auch soziale Aspekte Teil von Ökoprofit.
So wird überprüft, ob Teilzeitarbeit möglich
ist, ob es einen Familienförderplan gibt und
ob die Führungsebene die Strategie zu mehr
Nachhaltigkeit tatsächlich lebt. Im KJR ist
das keine Frage, aber in vielen Betrieben
noch nicht selbstverständlich. Ein Baustein ist auch die Stelle der Beauftragten
für Nachhaltigkeit, die 2012 eingerichtet
wurde. Diese gibt wichtige Impulse wie das
Energiesparprojekt 50:50, das derzeit als
Pilotprojekt in zwei Einrichtungen läuft.
Sie organisiert unter anderem die Veranstaltungsreihen zur Nachhaltigkeit wie die
„Glückswoche“ 2013, die sich mit Vorträgen,
Filmen und Workshops dem Glück an die
Fersen heftete oder die Themenwoche „Konsum“ mit Afterwork-Kleidertauschparty und
Reparatur-Workshops.
Energiesparen bringt
doppelten Gewinn
Wenn das Engagement und die Ergebnisse
stimmen, verleiht eine externe Kommission
das Zertifikat „Ökoprofit“. Damit ist zwar
ein wichtiger Schritt erreicht, die Reise aber
nicht zu Ende. Alle zwei Jahre kommen die
umgesetzten Schritte auf den Prüfstand, wird
das Maßnahmenprogramm fortgeschrieben –
vier Mal im Jahr treffen sich die am Programm
beteiligten Firmen und Organisationen zum
Erfahrungsaustausch.
Foto: KJR
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Nachhaltigkeit
Es geht nicht nur darum, die natürlichen
Ressourcen, sondern auch das Budget zu
schonen. Letzteres ist jedoch eher ein Nebeneffekt. „Die Kosteneinsparung ist für
uns gar nicht das wichtigste Anliegen“, sagt
der stellvertretende KJR-Geschäftsführer
Gerhard Mayer, im Haus für Ökoprofit zuständig. „Erfahrungsgemäß werden die
Kosten durch Preissteigerungen wieder
aufgefressen. Aber die Energieeinsparung
ist von Dauer.“
Am Ende summieren sich auch viele kleine
Beiträge zu einem hohen Sparpotenzial.
Seit 2006 hat der Kreisjugendring in seiner
Geschäftsstelle und in 14 Einrichtungen
beispielsweise 217.092 Kilowattstunden
Strom gespart und so den Ausstoß von 121
Tonnen CO 2 vermieden. Das entspricht der
Entfernung einer zweieinhalbfachen Weltumrundung. Dabei sind die mehr als neun
Tonnen CO 2 noch nicht mitgerechnet, die die
fünf eben erst zertifizierten Freizeitstätten
und Kitas zusätzlich sparen. Die Reise geht
also weiter.
Gecko Wagner,
Öffentlichkeitsarbeit, KJR
Nachhaltigkeit mal persönlich genommen
Mir nicht wurscht …
Ein Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie
des KJR sind Nachhaltigkeitsstandards. Mit
diesen Standards im Bereich Beschaffung
wollen wir bei den notwendigen Einkäufen
negative Auswirkungen minimieren. Deswegen wurden im Januar 2014 vom Vorstand des
KJR folgende Standards verabschiedet, die bis
Ende 2015 innerhalb der gesamten Struktur
umgesetzt werden sollen.
Lebensmittel (gesamter KJR)
nKaffee aus fairem Handel
nMilch und Eier Bio (mindestens EU-BioSiegel)
Lebensmittel (in der Geschäftsstelle)
nBewirtung bei internen Veranstaltungen
(z.B. alle Veranstaltungen in der Geschäftsstelle und des Vorstands) nur mit nachhaltigen Lebensmitteln (EU-Bio-Siegel, wenn
möglich regional und saisonal), vorwiegend vegetarisch, bei Wahlmöglichkeit
Fleischkost als Option anbieten
Büro (gesamter KJR)
nalle Papierprodukte aus Recyclingpapier
nalle Druckprodukte soweit möglich auf
Recyclingpapier
nStandard-Druckeinstellung an allen PCs:
schwarz-weiß, beidseitig bedrucktes Papier
nNeukauf von Bürogeräten (Computer, etc.)
mit Energy Star oder anderen anerkannten
Nachhaltigkeitssiegeln
In der Geschäftsstelle des KJR gibt es beispielsweise nur fair gehandelten Kaffee.
Merchandising, Geschenke (gesamter
KJR)
nausschließlich Produkte, die recyclingfähig oder aus recyceltem Material bestehen
und/oder einen praktischen Nutzen haben
Beschaffung Sonstiges (gesamter KJR)
nnur ökologisch abbaubare Grundreinigungsmittel (mindestens EU-Eco-Label)
nSeifen und Spülmittel ökologisch abbaubar
(mindestens EU-Eco-Label)
Foto: S. Hofschlaeger, pixelio.de
Aus was und unter welchen Umständen
Dinge produziert wurden, die wir nutzen, woher die Lebensmittel kommen,
die wir zum Essen anbieten, was mit
dem Müll passiert, den wir produzieren – kurz: wie wir die Welt gestalten
und unseren Kindern und Enkeln hinterlassen – das beschäftigt auch den
Kreisjugendring München-Stadt (KJR)
als große Organisation.
Mülltrennung
nMülltrennung von Papier, Glas, Plastik und
Metallen
Alles nur Tropfen
auf den heißen Stein?
Schon allein die Umstellung der Zeitschrift K3 auf Recyclingpapier spart im Vergleich zu Frischfaserpapier 6.316,8 kg Holz,
21.907 kWh, 538 kg CO2 und 106.310 Liter
Wasser im Jahr. Mit dem Holz könnte man
etwa vier 150 Quadratmeter große Häuser
ein Jahr lang beheizen. Die eingesparten
Kilowattstunden entsprechen mehr als dem
jährlichen Stromverbrauch von 6,5 deutschen
Durchschnittshaushalten. Das eingesparte
CO2 ist so viel wie bei 4.000 km Autofahren
ausgestoßen wird und mit 106.310 Litern
Wasser könnte jede/r KJR-Beschäftigte beinahe zwei Vollbäder nehmen.
Verena Jörg, Nachhaltigkeitsbeauftragte, KJR
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Nachhaltigkeit
Eine Welt ohne Geld!?
Nutzen statt besitzen
Ohne Geld glücklich – geht das?
Das wollten auch 140 Menschen wissen,
die zu seinem Vortrag ins JIZ gekommen
waren. Als ich Raphael vorstellte, musste
ich an mein eigenes Konto und all die Dinge
denken, die ich mir kaufen würde, wenn ich
mal sechs Richtige im Lotto hätte. Raphael
hingegen verzichtet auf alles, was man sich
für Geld kaufen kann. Trotzdem scheint er
ein glücklicher Mensch zu sein. Wovon lebt
er und wie bringt er seine Familie durch? Und
warum das Ganze überhaupt?
Immer leer – und trotz ist Raphael mit seiner Familie glücklich
Shoppen bis der Arzt kommt – nicht mit Raphael
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alle etwas haben. Die Lebensmittelläden
tun etwas für ihr soziales Image und viele
Menschen bekommen zu essen, ohne etwas
dafür bezahlen zu müssen. Die Bewegung
ist mittlerweile so groß geworden, dass sich
in vielen deutschen Städten insgesamt über
7.000 Menschen engagieren. Mehr als eine
Million Kilo Lebensmittel aus rund 1.000
Betrieben konnten so in den letzten drei
Jahren vor der Vernichtung bewahrt werden.
Raphael hat seinen Konsumstreik im Jahr
2010 begonnen. Seit diesem Zeitpunkt lebt
er mit seiner Familie davon, was ihm andere
Menschen schenken oder mit ihm teilen
möchten. Dazu gehört auch, dass die Fellmers
mit ihren zwei Kindern in Berlin mietfrei
bei einem befreundeten Ehepaar wohnen.
Lebensmittel bezieht Raphael durch ein von
ihm selbst initiiertes Foodsharing-System
(www.lebensmittelretten.de). Mit Hilfe von
vielen Ehrenamtlichen werden so täglich
beträchtliche Mengen von Nahrungsmitteln
vor der Vernichtung bewahrt – alles, was
normalerweise wegen Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums weggeworfen würde,
führen die Projektmitarbeitenden wieder
der Nahrungskette zu. Ein Deal, von dem
Einladung zum Nachahmen
Foto: Stephanie Hofschlaeger, pixelio.de
Raphael Fellmer ist ein freundlicher Mensch
mit einem strahlenden Lächeln und offenbar
ständig gut gelaunt. Er schaut keineswegs
so aus, als würde ihm irgendetwas fehlen.
Dennoch unterscheidet er sich in einem ganz
wesentlichen Punkt von seinen Zeitgenossen:
Seit fünf Jahren verzichtet er darauf, Geld zu
benutzen. Mit anderen Worten: Raphael ist
nach wirtschaftlichen Kriterien völlig „ver­
armt“. Er kauft nichts, er gibt niemandem
Geld, er will kein Geld haben – Raphael und
seine Familie leben buchstäblich von der
Hand im Mund. Wie kann das funktionieren?
Der philosophische Überbau von Raphaels
Konsumstreik liegt im Ansatz, Vorhandenes
besser zu nutzen und Bewusstsein für die Zusammenhänge und die Verantwortung, die wir
alle für diesen Planeten tragen, herzustellen.
Raphael und seine Familie möchten zeigen,
was wir alle schon heute für eine gerechtere
und nachhaltigere Welt tun können. Er
spricht von „einer Kultur des bedingungslosen Teilens und Schenkens“ (Quelle: www.
raphaelfellmer.de), die er stiften möchte.
Und als Familie wollen die Fellmers zeigen,
dass ein nachhaltiger Lebensstil auch im
urbanen Raum mit Kindern möglich ist.
Raphaels Vortrag im JIZ war äußerst beeindruckend – zumal er demonstrierte, dass
wir alle hier und jetzt etwas für die bessere
Nutzung unserer Ressourcen auf der Erde
tun können. Zum Glück vermittelt Raphael
Fellmer nicht den Eindruck, dass er andere
Menschen verachtet, nur weil sie nicht auch
in seine Fußstapfen treten wollen. Dennoch
bürstet Raphael unser aller Gewohnheiten
und Verhalten sehr erfolgreich gegen den
Strich. Und dafür können wir ihm dankbar
sein.
Michael Graber, JIZ, KJR
Foto: L. Schiller, pixelio.de
Im Rahmen der gemeinsamen Veranstaltungen von Jugendinformationszentrum (JIZ) und Kreisjugendring
München-Stadt (KJR) zum diesjährigen
Klimaherbst besuchte uns Raphael
Fellmer aus Berlin, um über seinen
freiwilligen „Geldstreik“ zu referieren.
Der Abend beschäftigte sich mit der
Grundfrage: Kann man ein gutes Leben
führen, ohne ans Geldverdienen zu
denken oder überhaupt für irgendwas
zu bezahlen (oder bezahlt zu werden)?
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Nachhaltigkeit
Trotz „nachhaltiger“ Produkte ist die Weltrettung nicht in Sicht
Grüner wird’s nicht
„Ecolaboration“ heißt Nestlés Programm,
das dafür sorgen soll, dass die zehn Milliarden Einweg-Kapseln, die jedes Jahr weltweit
weggeworfen werden, „nachhaltig“ werden.
Das klingt dann so: Neben „… unserer Selbstverpflichtung, die Sammlung gebrauchter
Kapseln zu Recyclingzwecken zu intensivieren …“ wolle man einen „… Standard für die
nachhaltige Beschaffung von Aluminium …“
fördern – ausgerechnet zusammen mit Rio
Tinto Alcan, einem Bergbaukonzern, dem
schwere Umwelt- und Menschrechtsverstöße
vorgeworfen werden.
Braucht’s das überhaupt?
Wäre es nicht eigentlich öko gewesen,
wenn Nespresso gar nicht erst auf den Markt
gekommen wäre? Ja natürlich. Aber solche
Fragen stellen sich in der nachhaltig zertifizierten Konsumgesellschaft nicht. Im
Gegenteil: Es geht darum, Widersprüche zu
überwinden. So kommt es, dass ein überflüssiges, überteuertes Kaffeesystem, das
eine Menge Müll produziert und Ressourcen
verschwendet, als nachhaltig gelten kann.
Nespresso ist kein bizarrer Einzelfall.
Wer sich den Spaß erlaubt und bei Google
„sustainable“ eingibt, bekommt fast 65 Millionen Treffer. Stöbert man in den Ergebnissen, stellt man fest, dass alles, was bislang
als schädlich galt, heute der Weltrettung
dient: Thunfischsteaks, dicke Autos, Formel 1, Aktienfonds, Flugreisen, Pelzmäntel,
Pflanzensprit, Gensoja, Kohlekraft, Erdöl aus
der Antarktis – all das ist heute „nachhaltig“. Selbst die Rüstungsindustrie wirbt mit
„ökologischer, ökonomischer und sozialer
Performance“ (Thyssen Krupp).
Dass sich Unternehmen ein grünes Image
zimmern, um ihr ökofernes und unsoziales
Kerngeschäft zu vertuschen, ist als Greenwashing bekannt. Sie halten sich damit Gesetze vom Hals und machen es ihren Kunden
leicht, sich ein gutes Gewissen zu kaufen.
McDonald’s malt das Firmenschild grün an.
Toyota-Händler lassen Bäume pflanzen.
RWE lässt an Kraftwerken WanderfalkenNistplätze einrichten. Eigentlich lustig – es
lacht nur keiner. Denn je problematischer das
Produkt und je absurder das Ökoversprechen,
desto eher wird es geglaubt. Laut einer Studie
der Verbraucherzentralen denken elf Prozent
Immer mehr, immer schneller, immer rücksichtsloser – Hauptsache konsumieren
der Befragten beim Stichwort „Klimaschutz“
sofort an neue Autos. Und nur vier Prozent
glauben, dass Fliegen dem Klima schadet.
Nicht der Wunsch nach Änderung, sondern
die Vorstellung, dass alles weitergehen kann
wie bisher, nur in „gut“, ist die große gesellschaftliche Sehnsucht. Kein Wunder, dass es
mittlerweile keinen Konzern mehr gibt, der
nicht seine „Verantwortung“ und „Mission“
bereits auf der Startseite der Internetpräsenz
betont.
Der Ölkonzern Shell wirbt mit Windrädern,
Nestlé vermarktet Armut mit glücklich lächelnden Kakao- und Kaffeebäuerinnen und
Bauern. Der Getränkekonzern Coca Cola, der
Privatisierung von Wasser in armen Ländern
vorantreibt und dort ganze Brunnen leer
pumpt, stilisiert sich mit lächerlichen Ökoprojekten zum Schützer der Weltwasserreserven.
Der umstrittene Konzern Monsanto betrachtet
sein gentechnisch verändertes Saatgut, dessen Verwendung Bauern in den Selbstmord
treibt, als Beitrag zur Hungerbekämpfung.
Unilever macht sich für die Rettung der
Ressourcen stark. Der Konsumgüterkonzern
ist der weltgrößte Einzelverbraucher von
Palmöl. Palmöl wächst nur da, wo vorher Regenwald stand. Aber auch dafür gibt es einen
Nachhaltigkeitsnachweis, bereitgestellt von
industriedominierten Initiativen wie dem
Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO),
an dem 587 Palmöl-Produzenten, -Händler
und -Investoren 26 Nichtregierungsorganisationen gegenübersitzen. Dass dieses Siegel
nichts als Greenwashing ist, weil es selbst für
Literaturtipps
„Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos
vereinnahmt“ und „Wir müssen leider
draußen bleiben. Die neue Armut in der
Konsumgesellschaft“ (2012)
Foto: Peter Röhl, pixelio.de
Wer eine Nespresso-Maschine besitzt,
gehört zu einem exklusiven Club. Die
Mitglieder haben den Segen von Hollywoodstar George Clooney und auch
die Wahl zwischen 25 verschiedenen
Kaffee-Kapseln aus Aluminium. Diese
Exklusivität hat jedoch ihren Preis,
und so kostet ein Pfund Kapsel-Kaffee
zwischen 30 und 40 Euro. Dafür gibt
es ein Lifestyle-Accessoire gratis: ein
gutes Öko-Gewissen.
Öl von Plantagen verliehen wird, für die bereits
Regenwald gerodet wurde, das stellten 250
globale Umweltorganisationen in einer Resolution fest. Und trotzdem hat Unilever 2012
den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhalten
– für die „nachhaltigste Zukunftsstrategie“.
Ich konsumiere – also bin ich
Das ist also das Ergebnis der „Konsumenten-Demokratie“. Darin soll nicht mehr
der Bürger Veränderungen in der Politik
herbeiführen, sondern der Konsument mit
seiner Nachfrage Druck auf Unternehmen
ausüben, um sie dazu zu bringen, „ethisch
korrekt“ zu handeln. Diese Forderung hinterfragt aber nicht das System, das für die
kritisierten Missstände verantwortlich ist.
Konsumenten sind keine soziale, sie sind
eine ökonomische Kategorie. Und in diesem
Verständnis sollen sie nur eines: Viel kaufen
– und viel wegschmeißen.
All die „guten“ Produkte ergeben zusammen ein Mosaik, das den Anschein erweckt,
die Weltrettung stehe unmittelbar bevor. Im
Gegenteil: Nie war der CO2-Ausstoß höher,
war der Hunger größer, waren die Ressourcen knapper als heute. Je risikoreicher und
schädlicher ein Rohstoff oder Produkt, desto
größer der Aufwand, dies als nachhaltig
zu siegeln. Mehr als 400 unterschiedliche
Siegel gibt es heute, die Unbedenklichkeit
garantieren sollen. Der „ethische Konsum“
hat eine ganze Industrie hervorgebracht:
konzernfreundliche Umweltverbände, Unternehmensberatungen, Zertifizierungsbüros,
PR- und Werbeagenturen leben hervorragend
davon, ein gutes Gewissen zu verkaufen. So
bleibt unter einem grünen Deckmäntelchen
alles, wie es ist: Die Menschen behalten ihren
aufwändigen Lebensstil, die unternehmen ihr
schädliches Kerngeschäft und ihren Profit.
Kathrin Hartmann, freie Autorin
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Nachhaltigkeit
Alles bio, oder was?
NATÜRLICH²
In den beiden letzten Jahren haben neun
Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ihr Essens- und Getränkeangebot
unter die Lupe genommen und entsprechend der selbst entwickelten NATÜRLICH²Standards umgestellt. Das war oft gar nicht
so einfach, da zum Teil unerwartete Herausforderungen auftauchten: Was schmeckt den
Jugendlichen, ist gleichzeitig gesund und
nachhaltig und führt nicht dazu, dass das
Team nur noch in der Küche steht und die
Kosten explodieren? Wo können die Lebensmittel am besten und günstigsten eingekauft
werden? Wie können zweifelnde Kolleginnen
und Kollegen ins Boot geholt werden? Wie
weit wollen und können wir gehen – ist
Discounter-Bio ok?
Alle neun Einrichtungen haben sich engagiert und viel ausprobiert. Nach jeweils
einem Jahr und vielen Gesprächen in den
Einrichtungen, Treffen mit den anderen
BIO ist auch, wenn im Winter keine frischen Erdbeeren auf dem Einkaufszettel stehen.
NATÜRLICH²-Einrichtungen, Beratungen und
Experimenten war das Essens- und Getränkeangebot in allen Einrichtungen umgestellt –
dank der Standards und dem Zertifikat klar,
transparent und konsequent.
In den neun Einrichtungen wurden große
Schritte unternommen. Im kommenden Jahr
werden sich erneut einige Einrichtungen auf
diesen Weg machen. Am Ende der Anstrengungen zur Umstellung steht ein Essens- und
Getränkeangebot, das nicht nur gesünder ist,
Foto: Peter von Bechen, pixelio.de
Keine Frage. Unser Essen ist gut – doppelt gut: verantwortungsvoll und lecker.
Das Wichtigste ist, dass es schmeckt.
Gleichzeitig möchten wir Kindern und
Jugendlichen in unseren Einrichtungen
Verantwortungsbewusstsein für ihre
eigene Gesundheit sowie die ökologischen Auswirkungen der eigenen
Ernährungsweise vermitteln.
sondern auch eine Lebensmittelproduktion
unterstützt, die ohne Raubbau an unseren
Lebensgrundlagen und lebensverachtende
Tierhaltung auskommt.
Begleitend zur Umstellung gibt es unter
http://natuerlichhoch2.kjr-blog.de einen
Blog, der nach und nach mit köstlichen und
nachhaltigen Thekenrezepten für Snacks und
Getränke gefüllt werden soll.
Verena Jörg, Nachhaltigkeitsbeauftragte, KJR
So macht Nachhaltigkeit richtig Spaß
Kleidertausch statt Einkaufsrausch!
Das Konzept ist einfach und bestechend:
Alle drei bis vier Monate veranstaltet Green
City e. V. in wechselnden Räumlichkeiten
sogenannte Kleidertauschpartys. Für viele
Münchnerinnen und Münchner eine willkommene Gelegenheit, alte Kleidung auszumisten und Platz für neue bzw. gebrauchte
Garderobe zu machen. Alle können gut erhaltene und saubere Hosen, Jacken, T-Shirts,
Röcke, Pullover, Schuhe oder Accessoires
mitbringen. Auch Baby- und Kinderkleidung
wird gerne zum Tausch angeboten.
Green City e. V. führt die Veranstaltung in
Kooperationen mit anderen Veranstaltern
oder Träger durch. Für das JIZ und den KJR
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Foto: JIZ München
In Kooperation mit Green City e. V. sowie
der Fachstelle für Nachhaltigkeit im
Kreisjugendring München-Stadt (KJR)
fand im Oktober im Jugendinformationszentrum (JIZ) eine Kleidertauschparty statt. Mehr als 150 Menschen kamen in die Einrichtung, um gebrauchte
– aber gut erhaltene – Kleidungsstücke
loszuwerden und dafür den Kleiderschrank mit schicken, „neuen“ Klamotten bestücken zu können.
Kleidertauschpartys sind der Hit.
eine gute Gelegenheit, die eigenen Events im
Rahmen des Münchner Klimaherbstes unter
dem Motto „Konsum“ um ein interessantes
Highlight zu bereichern.
Hinter den Kleidertauschpartys steht der
Gedanke, kritischen Konsum anzuregen
und Alternativen zur Wegwerfgesellschaft
aufzuzeigen: Die Herstellung von Kleidung
verbraucht Ressourcen und Energie, daher
leisten alle Teilnehmenden an der Veranstaltung einen aktiven Beitrag zur Schonung der
Umwelt. Gleichzeitig kann man praktisch er-
21
Nachhaltigkeit
leben, dass ein nachhaltiger Lebensstil nicht
gleichbedeutend mit Verzicht sein muss.
Très chic
Darüber hinaus darf man sich die Partys
auch keineswegs als dröges Öko-Event vorstellen, denn es wird richtig was geboten.
Im JIZ beispielsweise gab es Live-Music,
eine Snackbar mit Mittelmeer-Fingerfood
und leckere Biolimonaden, dazu „Quartiermeisterbier“, dessen Verkaufserlös teilweise
an lokale Sozialprojekte ausgeschüttet wird.
Weiterhin konnte man schicke Geldbörsen
und Handytaschen aus dem Projekt „Pulpo“
erstehen. Dabei werden aus alten Fahrradschläuchen Mode-Accessoires gefertigt, die
richtig gut aussehen.
Wer also demnächst mal wieder seine
alten Anziehsachen in die Kleidersammlung
geben möchte, sollte die Teilnahme an einer
Kleidertauschparty alternativ in Betracht
ziehen. Der Abend im JIZ hat so viel Spaß
gemacht und war so erfolgreich, dass wir uns
als Veranstaltungsort im nächsten Jahr sicher
wieder ins Spiel bringen werden.
Michael Graber,
JIZ, KJR
Grundprinzip Nachhaltigkeit im ASP Neuhausen
Seit über 30 Jahren im Dienste der Natur
Vor 35 Jahren wurde dies aber noch nicht
so benannt, sondern war selbstverständlich.
Beispiele dafür sind: Nägel zum Hüttenbau
bekommen die Kinder für eingesammelten
und fachgerecht getrennten Müll. Das Bauholz wird aus alten Böden der Oktoberfestzelte gewonnen und das Brauchwasser zum
Bewässern und Feuerlöschen entnehmen wir
einer Regenwassersammeltonne.
„Grüner Daumen“ hoch
Diese nachhaltigen Maßnahmen sind für
die Kinder und das pädagogische Personal
selbstverständlich. Um diese Prozesse wieder in das Bewusstsein zu rücken und als
nachhaltiges Handeln im Sinne der Bildung
für nachhaltige Entwicklung (BNE) sichtbar
zu machen, wurde für das Jahr 2014 eine
Kooperation mit dem Ökoprojekt MobilSpiel vereinbart. In diesem Jahr entdecken
wir so die „Schätze der Natur auf dem ASP
Neuhausen“.
Keimzelle dieses Projekts war die Teilgruppe des ASP-Junior-Teams „Grüner Daumen“.
Diese an ökologischer Gartenarbeit interessierten jungen Menschen waren intensiv an
Ideenfindung und Umsetzung der Angebote
im Offenen Treff beteiligt.
Auf dieser Basis wurde ein monatliches Programm entwickelt, das sich mit den Vorgängen in der Natur beschäftigt. Diese wurden
mit einem passenden Inhalt aus dem Bereich
BNE kombiniert und mit lukullischem Genuss
gekrönt. Der erste Nachmittag beschäftigte
sich mit Artenvielfalt auf dem Acker und
auf dem ASP sowie Ökolandbau. Die Kinder
entdeckten zusammen mit einer Biogärtnerin
die (Nutz-)Pflanzen auf dem ASP. Es wurden
Pflanzenpartnerschaften bzw. -feindschaften
erklärt und in einem Bewegungsspiel vertieft.
Die Natur ertasten und erfühlen – zum Beispiel im Hochbeet
Die Kinder stellten einen Pflanzplan für das
kommende Jahr auf.
Neben den acht Nachmittagen im Offenen
Treff führten wir in jeder Jahreszeit mit jeweils zwei Schulklassen (3. Jahrgangsstufe)
der Grundschule am Dom-Pedro-Platz einen
Klassenvormittag durch. Im Sommer wurde
dabei das Thema Wasser behandelt: Der Wasserkreislauf wurde erklärt, eine Minikläranlage gebaut, Holzschiffchen hergestellt und
es gab Limonade aus Minze, die auf dem ASP
angebaut wird.
Ein Spielplatz voller Schätze
Highlight des Jahres war das Herbstfest
zum 35. ASP-Geburtstag mit unzähligen
nachhaltigen Genüssen – wenn möglich aus
eigener Produktion. Ein ganz besonderes
Angebot war die Brezen- und Brotbackaktion
mit dem Neuhauser Bäckermeister Ludwig
Neulinger. Die von den Kindern im Pizzaofen
hergestellten Backwaren gingen weg wie die
sprichwörtlich warmen Semmeln. Zu diesem
Anlass wurden die bisherigen Arbeitsergebnisse präsentiert. Eine Fotoausstellung
Foto: ASP Neuhausen
Seit 1979 gibt es mitten in München
eine „grüne Oase“, die als AbenteuerSpiel-Platz Neuhausen – kurz ASP
– bekannt ist. Die Schwerpunkte in
der Arbeit mit Schulkindern sind der
Hüttenbau und die Beschäftigung mit
den Elementen Erde, Feuer, Wasser und
Luft. Seit Öffnung des ASP-Betriebes
stehen die nachhaltige Nutzung von
Ressourcen und ein Miteinander in der
Natur im Mittelpunkt des Geschehens.
bietet Einblicke in die durchgeführten
Aktionen. Ebenso wurde beim Fest die
Naturrallye über das ASP-Gelände offiziell
freigegeben.
Neun Kinder haben in der Sommerzeit eine
digitale Wissensrallye entwickelt. Dieser sogenannte „Actionbound“ kann jederzeit mit
einem dafür geeigneten Gerät durchgeführt
werden. Auf dieser Rallye erfährt man u.a.,
wie die „Erdmaschine“ (Kompostanlage)
funktioniert.
Alle diese Aktions-Bausteine haben sowohl
bei den Kindern als auch den Eltern das
Thema BNE und den nachhaltigen Umgang
mit den Schätzen der Natur ins Bewusstsein
gerückt. Im Herbst fiel die Entscheidung,
diese erfolgreiche Zusammenarbeit um ein
Jahr zu verlängern und 2015 zu vertiefen.
Wir freuen uns darauf, zusammen mit
den Kindern noch viele Schätze auf dem
ASP heben zu können und eine nachhaltig
orientierte Grundhaltung in den Köpfen aller
Beteiligten zu verankern.
Susanne Kußmaul,
ASP Neuhausen, KJR
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Nachhaltigkeit
Freiwillig und ökologisch im Rumfordschlössl
Motiviert für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) waren junge Menschen in den ersten Jahren durch das
Bekanntwerden von Umweltproblemen,
den Wunsch, die Natur zu schützen
und etwas zu tun, was für Mensch
und Umwelt förderlich ist. Hierbei
brachten sie meist Erfahrungen mit
Zielgruppen und/oder Organisationen
mit und zeigten sich überaus engagiert.
Solche Perspektiven scheinen heute
undeutlicher. Früher war der Wunsch
nach sozialer Arbeit und dem Kontakt
zu Kindern größer, die Konturen von
Studium und Beruf in etwa abgesteckt.
Zu den Aufgaben eines FÖJ-Absolventen
im Rumfordschlössl gehören unter anderem
die Vorbereitung und Durchführung umweltpädagogischer Schulklassenprogramme,
Unterstützung der Umweltpädagogin und des
Teams, Durchführung umweltpädagogischer
Angebote im Nachmittagsbetrieb und die
Mithilfe im täglichen Ablauf.
Zur Einarbeitung bekommen die FÖJ-Praktikanten die Abläufe für ein Schulklassenprogramm. Es gibt mindestens zwei Probeläufe,
während derer sie die Schulklassen begleiten
und anschließend die Arbeit reflektieren.
Im weiteren Verlauf steigen der Grad der
Verantwortungsübernahme und die Lust zum
Handeln. Es kommt jedoch auch vor, dass
diese Zeit als über die Kräfte hinausgehende
Anstrengung gewertet wird.
Das Rumfordschlössl mitten im Englischen Garten bietet fast grenzenlose
Betätigungsmöglichkeiten für FÖJ’ler.
Orientierung und Motivation
Zu jedem Schulklassenprogramm gehören Materialkisten, für deren Zustand der/
die FÖJ-Praktikant/in verantwortlich ist.
Kenntnisse zur Durchführung der Kreativprogramme Filzen, Papierschöpfen und Färben
erwirbt er/sie mit der Anleitung oder durch
das selbständige Ausprobieren im offenen
Bereich.
Im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen
die Motivation, sich mit Umweltproblemen
auseinanderzusetzen, erheblich größer war,
ist das FÖJ manchmal zu einer (Not-)Lösung
in der Orientierungsphase geworden. Der
Foto: Karl-Heinz Laube, pixelio.de
Kreativ für die Umwelt
Wunsch nach „Arbeit mit Kindern“ steht nur
noch selten an erster Stelle. Dies ist aber
keinesfalls negativ zu bewerten.
Es gibt Bewerbungen mit und ohne einschlägige Berufswünsche, aber auch junge
Menschen, für die das Jahr in der Einrichtung
mit Sprachstudium und als Auslandserfahrung eine besondere Note erhält. Es braucht
in jedem Fall eine geduldige Anleitung,
die die komplexe Situation eines Starts ins
Berufsleben, die Notwendigkeit von Orientierung nachvollziehen, verstehen und gemeinsam mit dem Team in der Einrichtung tragen
kann. Die ganze Einrichtung lernt hier mit.
Sabine Laske, Rumfodschlössl, KJR
Die Bergwachtjugend in Norwegen
Nachhaltigkeit – selbstgemacht
Angefangen hatte es im Sommer 2013, als
sich die Gruppe beim Thema „Wie können
wir als Gruppe nachhaltiger werden“ dazu
entschlossen hatte, zukünftig auf allen
Fahrten vegetarisch zu essen, die Gruppenfahrten nach Möglichkeit mit dem Zug zu
planen und eine Tour mit veganer Ernährung
durchzuführen. Zugegeben – es gab durchaus
Widerstand. Nicht alle wollten sich dazu verpflichten lassen, auf ihr geliebtes Fleisch zu
verzichten. Letztlich hat die gesamte Gruppe
den Plan bis zum Schluss durchgezogen.
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Quer durch Norwegen – eine einmaliges Abenteuer
Foto: Katharina Bayer
Die Bergwachtjugend ist eine Jugendgruppe des Deutschen Alpenverein Sektion Oberland (DAV). Als Abschlusstour
einer fünfjährigen gemeinsamen Zeit
hat sich die Gruppe etwas Besonderes
ausgedacht: Unter dem Titel „Nachhaltigkeit – selbstgemacht“ bewarb sich
die Gruppe bei dem Projekt ‚Create
New Limits’, das von der Jugend des
DAV ausgeschrieben wurde. Doch wie
kommt die Gruppe auf so ein Thema?
Nachhaltigkeit
Nun war das Thema Nachhaltigkeit schon
fest im Gruppenalltag verankert. Das Projekt „Nachhaltigkeit – selbstgemacht“ kam
deshalb genau richtig, um noch tiefer in die
Thematik einzusteigen.
Selbstgemacht? Die Gruppe sollte sich das
Projekt selbst erarbeiten und so beschäftigte
sie sich über ein halbes Jahr hinweg mit der
Vorbereitung auf die große Abschlussfahrt
nach Norwegen. Denn sie sollte ja so nachhaltig wie möglich sein und sogar filmisch
dargestellt werden. Zunächst musste also
noch einmal recherchiert werden: Was ist
eigentlich Nachhaltigkeit? Kann man überhaupt nachhaltig in Norwegen unterwegs
sein? Wie reisen wir an? Was werden wir dort
Nachhaltig unterwegs – auch beim
Thema Ernährung: Ein vegetarisches
Abendessen wird zubereitet.
Foto: Katharina Bayer
Was für ein Abenteuer!
essen? Gibt es dort regionale Produkte zu
kaufen? Außerdem musste sich die Gruppe
überlegen, wie alles in einem Film verarbeitet
werden soll.
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Die Mühen haben sich gelohnt: Herausgekommen ist eine Abschlussfahrt, die nicht so
schnell in Vergessenheit geraten wird. Nach
einer zweitägigen abenteuerlichen Zugfahrt
mit Übernachtungen an Bahnhöfen, startete
die Gruppe eine siebentägige Durchquerung
des Nationalparks Hardangervidda. Selbstverständlich mit Zelt und vegetarisch. Auch
ein Orkansturm, der den Zelten mächtig zu
schaffen machte, konnte den Spaß nicht
verderben. Anschließend machte die Gruppe
noch eine Woche lang das verschlafene Dörfchen Valle im Setestal unsicher und bevölkerte dort die Granitwände. Die Verkäufer im
Supermarkt werden sich noch lange unsere
Fragen: „Ist das ein Bio-Produkt? Kommt das
aus der Region?“ erinnern.
Joana Melle
Nachhaltigkeit in der Kita
Achtsamkeit als Bildungsziel
Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan weist unter dem Bereich
Umwelt auf die Bedeutung von Bildung
und Erziehung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt
und den natürlichen Ressourcen hin.
Umweltbildung und -erziehung berühren viele Lebensbereiche – von der
Naturbegegnung über Gesundheit und
Werthaltungen bis zu Freizeit- und
Konsumverhalten. Bereits junge Kinder bringen die Voraussetzungen für
einen verantwortungsvollen Umgang
mit der Umwelt und den natürlichen
Ressourcen mit.
Der Bau von Hochbeeten im Garten der
Nordstern KIDDIES hatte zum Ziel, eine
geeignete und dauerhafte Lernumgebung
für Krippe, Kindergarten und Hort in den
Lebensbereichen Naturbegegnung, gesunde Ernährung und Konsumverhalten zu
schaffen. Die Bereitschaft zum umwelt- und
gesundheitsbewussten Handeln und zum
ressourcenschonenden Verhalten entwickelt
sich am Besten in einer Atmosphäre, in der
Kinder aktiv eingebunden sind. Im Rahmen
entwicklungsangemessener Lernprozesse
und durch einfaches Ausprobieren können
schon die Jüngsten auf ihre Fragen Antworten finden.
Die tägliche Pflege der Beete und der sensible Umgang mit den Pflanzen gehören vom
Frühjahr bis in den Herbst bei den Nordstern
KIDDIES nun zu den Alltagshandlungen in
der Kita und bereichern diese. Kinder jeden
Alters haben Spaß daran, die Umwelt mit
allen Sinnen zu begreifen und wahrzunehmen. Die Elemente Wasser und Erde üben
auf Kinder in Krippe, Kindergarten und Hort
eine geradezu magische Anziehungskraft
aus. Es macht ihnen Freude, den Duft von
Kräutern zu riechen und den Geschmack der
Beeren zu genießen. Faszination macht sich
breit, wenn aus einem kleinen Samen eine
Karotte, eine Gurke oder ein Radieschen
wird. Achtsamkeit und Wertschätzung für
das selbst angebaute Gemüse sind enorm.
Einige Kinder haben einen besonders intensiven Bezug zu den Pflanzen in den Beeten
aufgebaut. Aus diesem erwachsen bei den
Kindern Werthaltungen sich selbst, anderen
und der Natur gegenüber. Ganz nebenbei
werden lebenspraktische Fertigkeiten wie die
Gartenpflege, das Kompostieren von Gartenabfällen, der Anbau gesunder, unbelasteter
Lebensmittel und die Essenszubereitung
vermittelt.
Stolz wie Bolle – auf die selbst gepflanzten und gepflegten Erdbeeren
systematisch zu beobachten. Aus diesen
Beobachtungen können sie Fragen ableiten
und sich mit diesen auseinandersetzen. Warum-Fragen werden von den pädagogischen
Fachkräften aufgegriffen und altersgerecht
beantwortet. Beispielsweise: Warum sind
nicht aus allen Erdbeerblüten Erdbeeren entstanden? Warum sind Regenwürmer gut für
die Pflanzen? Die pädagogischen Fachkräfte
machen Zusammenhänge nachvollziehbar
und reflektieren mit den Kindern, was sie
Neues gelernt haben.
Jedes Jahr eine Aha-Erlebnis
Kinder unter drei Jahre haben einen vorwiegend emotionalen Zugang zur Umwelt.
Sie staunen über die Natur und haben Freude
bei der Übernahme von Verantwortung für
das Gedeihen der Pflanzen. Ab dem Kindergartenalter verstehen die Kinder zunehmend
komplexere Zusammenhänge. Vom Säen der
Samen bis zur Ernte und der Verarbeitung
von Lebensmitteln werden die Kinder angeregt, Vorgänge in der Natur spontan oder
Früh übt sich, was ein Gärtner werden
will …
Fotos: Nordstern KIDDIES
Aus Staunen wird Handeln
Die Hochbeete bieten für die Kinder in
Krippe, Kindergarten und Hort eine nachhaltige Methode, Begegnung mit der Natur
in jedem Jahr wieder zu ermöglichen. Vertiefend erforschen die Kinder mithilfe des
Mikroskops Zusammenhänge des Lebens. In
vielen weiteren alltäglichen Handlungen
steckt der verantwortungsvolle Umgang mit
Ressourcen und der Umwelt: Mülltrennung,
Basteln mit Recyclingmaterialien, Energie
und Wasser sparen und vieles mehr werden
im Kita-Alltag umgesetzt.
Mirjam Hilmenyuk, Nordstern KIDDIES, KJR
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Nachhaltigkeit
Nachhaltig im RIVA NORD
Tor zur Heide
Ein langer, schöner und lohnenswerter Weg
wurde es, der uns letztlich immer wieder auf
die unbekannten Pfade des Naturschutzgebietes Nordheide/Panzerwiese führen soll,
und der noch lange nicht zu Ende ist. Die
ersten Schritte hat die Kinder- und Jugendeinrichtung RIVA NORD getan. Ausgestattet
mit Projektmitteln des Kreisjugendring München-Stadt (KJR), zusätzlichen Spenden von
Münchner Unternehmen, viel Lust am Werkeln, Schaufeln, Zimmern, vielen fleißigen
Helfern und einem guten Plan starteten wir
im Oktober 2013 das Projekt „Tor zur Heide“.
Geringer Aufwand – große Wirkung
2001 wurden durch den KJR in einem
Wohnhaus der Städtischen Wohnungsgesellschaft München (GWG) an der Ingolstädter
Straße 243 Räume für die Offene Kinder- und
Jugendarbeit angemietet. Direkt angrenzend
beginnt das Naturschutzgebiet Nordheide
(ehemalige Panzerwiese). Der Einrichtung
RIVA NORD wurde bisher keine dazugehörige
Außenfläche zur Nutzung zugestanden. Das
hat sich nach jahrelangen Bemühungen und
Gesprächen geändert. 2013 wurde vertraglich
zugesichert, dass wir den vor der Einrichtung befindlichen Grünstreifen im Sinne
unserer naturpädagogischen, nachhaltigen
und quartiersbezogenen Angebote umgestalten können.
Dieser Grünstreifen, der uns zur Ingolstäd-
Jeder ist ein Künstler – wer hat das nochmal gesagt?
ter Straße hin abgrenzt, war ursprünglich
Teil der Nordheide mit entsprechendem
Bewuchs. Vor etwa sechs Jahren fiel er zu
unserem großen Bedauern dem leider typischen „08/15-Einheitsgestaltungswahn“
zum Opfer. Seitdem hatten wir uns um die
Rückgewinnung und die Aufwertung des
Areals bemüht.
Die Planungen für das Projekt „Tor zur
Heide“ standen im engen Zusammenhang zum
wertvollen Naturschutzgebiet. Die Arbeit
an dem Projekt bot vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten für unsere Zielgruppe, die im
gemeinsamen Prozess zur Geltung kamen.
Durch die Umgestaltung des Vorplatzes wurde
deutlich, mit welch einfachen Mitteln ein
natürliches, nachhaltiges und harmonisches
Umfeld gestaltet werden kann.
In Kunstprojekten fertigten Kinder und
Jugendliche in den vergangenen Jahren
attraktive Objekte (meist aus Holz), so dass
Wenn es um die Gestaltung des eigenen Umfelds geht, packen alle gern mit an.
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inzwischen ein Skulpturenpark mit Wächtersitz (2002), Einbaum (2007), Stadtkrieger
(2008), Insektenskulpturen (2009) und „Als
wär‘s ein Stück von mir“ (Stahlskulptur,
2011) entstanden ist. Dieser Skulpturenpark
wurde in das Vorplatzprojekt „Tor zur Heide“
integriert.
Erlebe deine unmittelbare Heimat!
Neben der Möglichkeit des Gemüse- und
Salatanbaus zum Eigengebrauch in einem
Hochbeet entstanden ein weiteres Hügelbeet
für Obststräucher, Kräuter, heimische Pflanzen und genfreien Mais, ein Insektenhotel,
ein Reflexzonenpfad und ein Wohlfühlhügel
mit Liegemulden, die zum Genießen und
Beobachten einladen.
Durch die natur- und umweltpädagogische
Maßnahme wird das Profil der Einrichtung
noch deutlicher sichtbar – nicht zuletzt
für die Bewohnerinnen und Bewohner der
Nordheide-Ost.
Die Arbeit an dem Projekt ermöglichte die
Vernetzung und Begegnung mit unterschiedlichsten Akteuren. Fast alle Stammbesucherinnen und Besucher waren in irgendeiner
Form beteiligt. Hinzu kamen Menschen
aus der Nachbarschaft und ehrenamtliche
Helferinnen bzw. Helfer. Im Sinne ganzheitlichen Lernens erfuhren die Teilnehmenden
Ursachen- und Wirkungszusammenhänge.
Das „Tor zur Heide“ wertet das Wohn- und
Lebensumfeld nachhaltig auf und unterstützt eine wertschätzende Haltung für den
Naturraum Nordheide. Es soll eine Einladung
sein, sich allein oder mit uns auf den Weg zu
machen, um den Schatz dieses einzigartigen
Lebensraums zu erkunden, sich als ein Teil
dessen zu begreifen und durch den Einsatz
interessanter Methoden und Mittel einen
verantwortungsvollen Umgang zu lernen.
Tom Droste, RIVA NORD, KJR
Fotos: RIVA NORD
Nachhaltig? Gern! Aber wie? Im Sinne
von wegweisend, beeindruckend, spürbar, fruchtbar, kostbar, wirksam, sichtbar, erlernbar, ansehnlich, langjährig
und andauernd haben wir uns auf den
Weg gemacht, den naheliegendsten Ort
– nämlich den vor unserer Haustür – zu
verändern.
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Nachhaltigkeit
Energiespar-Projekt im Muspilli
Fifty : Fifty – und alle gewinnen
Ausgestattet mit Materialien aus dem
sogenannten Energiesparkoffer machte
sich eine Gruppe von Energie-Detektiven mit entsprechenden Messgeräten
auf, um im Mädchen- und Jungentreff
Muspilli Energiefresser zu suchen.
Elektrische Geräte wurden auf ihren
Stromverbrauch hin untersucht, die
Raumtemperatur gemessen und weitere
Entdeckungen zum Thema Energie im
Haus gemacht. Warum das Ganze?
Das Muspilli nimmt in diesem Jahr am sogenannten Fifty-Fifty-Projekt teil. Deshalb
heißt es Energiesparen, was das Zeug hält,
denn die Hälfte des Geldes, das im Vergleich
zum Durchschnittsverbrauch der letzten drei
Jahre eingespart wird, bekommt das Muspilli
nach diesem Jahr ausgezahlt. Aber nicht nur
der finanzielle Aspekt war für das Muspilli
ausschlaggebend, sich am Projekt zu beteiligen. Dem Team war zudem wichtig, sowohl
den Besucherinnen und Besuchern der Einrichtung als auch uns selbst klarzumachen,
Allerlei Messgeräte helfen beim Energiesparen.
bis zu 30 Prozent an Energie einsparen kann.
Die Besucherinnen und Besucher achten zum
Beispiel mittlerweile selbst darauf, dass
die Computer und die Musikanlage nicht
im Stand-by-Modus stehen und das Licht
nicht unnötig brennt. So wird im Muspilli
gemeinsam Strom gespart und die Idee des
Energiesparens durch die Beteiligung der
Kinder nach außen getragen.
Auch im Hinblick auf die Gesundheit lohnt
sich die Auseinandersetzung mit dem Thema.
So wurde mit einem Luxmesser festgestellt,
ob die Räume zu hell oder zu dunkel sind,
da falsche Beleuchtungsverhältnisse eine
Belastung für die Augen darstellen. Zum
regelmäßigen Stoßlüften fordert der CO 2Messer auf und außerdem gibt es noch ein
Gerät zum Messen der Luftfeuchtigkeit. Auch
hier hängen Gesundheit und nachhaltiger
Energieverbrauch eng zusammen. Die Teilnahme am Projekt ist auf jeden Fall ein Gewinn. In diesem Jahr war neben dem Muspilli
auch das Fezi dabei.
Annika Brehm,
Mädchen- und Jungentreff Muspilli, KJR
Dämmung hinter dem Heizkörper spart
Energie.
Kleine Schritte – große Wirkung
Zunächst wurden die Fenster abgedichtet, hinter die Heizungen reflektierendes
Styropor geklebt und Zeitschaltuhren bzw.
sogenannte Boilerstopps zur Warmwasserregulierung bei den Boilern angebracht.
Darüber hinaus wurden Energiespartipps
zusammen mit den Kindern gesammelt und im
Haus aufgehängt. Bei Fifty : Fifty geht es um
kleine Maßnahmen – um das Energiesparen
durch Veränderung des Nutzerverhaltens.
Experten schätzen, dass man allein dadurch
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit
spielt die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) eine bedeutende Rolle:
Ohne einen umfassenden Bewusstseinswandel keine nachhaltige Entwicklung.
BNE vermittelt Werte, Wissen und Kompetenzen, die benötigt werden, um das
Umfeld verantwortungsvoll zu gestalten.
BNE erläutert globale Probleme und deren
komplexe Wirkungszusammenhänge und
befähigt Menschen, zukunftsorientierte
Entscheidungen zu treffen. Besonders
wichtig dabei sind Gestaltungskompetenzen wie vorausschauendes Denken
oder Teamfähigkeit.
Asya Unger,
Beauftragte für Nachhaltigkeit, KJR
Wer heute an nachfolgenden Generationen denkt, handelt nachhaltig.
Foto: Helene Souza, pixelio.de
wo Energie verbraucht oder verschwendet
wird, wie Energie gespart werden kann und
damit die Umwelt schützt. Mithilfe der Werte,
die von den Energiedetektiven herausgefunden wurden, und den Tabellen, die wir zur
Unterstützung von der KJR-Nachhaltigkeitsbeauftragten Verena Jörg bekommen hatten,
wurde das Muspilli umgerüstet. Hier war
Einiges möglich – schließlich ist das Haus
fast 200 Jahre alt.
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