15 Nachhaltigkeit umfasst viele Bereiche unseres Lebens, und wir alle können etwas für nachfolgende Generationen tun. Foto: Johannes Gerstenberg, pixelio.de Nachhaltigkeit KJR spart mit Ökoprofit 121 Tonnen CO 2 Zweieinhalb Mal um die Welt Recyclingpapier, Energieeinsparung, Bio-Catering, schonende Reinigungsmittel und vieles mehr: In Sachen Nachhaltigkeit ist der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) schon weit gekommen. Von der Frauenkirche zu den Pyramiden von Gizeh – weiter zum Ayers Rock in Australien und zur Ruinenstadt Machu Picchu in Peru. Mit dem Auto ließe sich die Welt zweieinhalb Mal umrunden, ehe die Menge Kohlendioxid anfällt, die der KJR insgesamt seit 2006 mit Ökoprofit eingespart hat. Von den 49 Kinder- und Jugendfreizeitstätten und neun Kindertageseinrichtungen des KJR sind inzwischen 19 Häuser sowie die Geschäftsstelle Ökoprofit-zertifiziert. Weitere Einrichtungen werden folgen. Die KJR-Geschäftsstelle hat bereits mehrere Zertifizierungs-Runden durchlaufen und gehört seit Oktober dem „Ökoprofit Klub“ der fortgeschrittenen Energiesparer an. Ökoprofit ist ein Klimaschutzprojekt mit dem Ziel, Effizienzmaßnahmen aufzudecken und durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort umzusetzen. Dabei werden sie mit Schulungen und Beratung durch Energieexpertinnen und -experten unterstützt. Weil sich damit Geld sparen und die Umwelt schützen lässt, fördern sowohl das Wirtschafts- wie auch das Umweltreferat der Stadt das Projekt. Der KJR ist dabei in guter Gesellschaft. Namhafte Münchner Unternehmen wie das Weiße Bräuhaus im Tal, das Hotel Mandarin Oriental, die Bavaria Film oder die Ludwig-Maximilians-Universität sind mit von der Partie. Jeder kann zum Erfolg beitragen Bis zum Zertifikat ist es jedoch ein weiter Weg. Fachleute durchkämmen die Einrichtungen nach Sparpotenzialen bei Heizung, Wasser, Strom und Müll, checken die Gefährlichkeit aller verwendeten Verbrauchsmaterialien wie Reinigungsmittel, Farben oder Nachhaltigkeit Das Wort Nachhaltigkeit ist in aller Munde und wird sehr unterschiedlich definiert. Kerngedanke der meisten Konzepte sind Verteilungs- und Generationengerechtigkeit. Das heißt: Wir dürfen nicht auf Kosten der Menschen in anderen Regionen der Erde und auf Kosten zukünftiger Generationen leben. Nach der am meisten gebrauchten Definition ist nachhaltige Entwicklung „… eine Entwicklung, die den Bedürfnissen heutiger Generationen Rechnung trägt, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden, ihren eigenen Bedürfnissen nachzukommen …“ (Brundtland-Kommission, 1987). Dies setzt voraus, dass die Wechselwirkungen zwischen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft berücksichtigt werden. Nachhaltigkeit berührt also alle Bereiche des Alltags. Asya Unger, Beauftragte für Nachhaltigkeit, KJR Klebstoffe und überprüfen die notwendigen Betriebsanweisungen und Sicherheitsdatenblätter. Dann entwickeln die EnergiesparProfis Vorschläge zur Ressourcenschonung. Allerdings sind auch ganz andere Experten wichtig: die Kinder und Jugendlichen in den Häusern und natürlich die pädagogischen Teams. Denn der Einbau beispielsweise einer wassersparenden Armatur bringt zwar einen sofortigen und dauerhaften Effekt, weitergehende Einsparungen lassen sich jedoch häufig nur über ein verändertes Verhalten erreichen; über Mülltrennung etwa oder bewusstes Ein- und Ausschalten nicht benötigter Verbraucher. „Energiesparen ist ja ganz einfach!“, haben schon viele Kinder und Jugendlichen während des Projekts festgestellt. Zum Beispiel, indem sie die alten Glühbirnen durch LED-Leuchten ersetzen. Das kostet zwar im Moment etwas Geld, durch den geringeren Verbrauch sind die Kosten aber oft schon nach ein bis zwei Jahren wieder drin. Das gilt auch, wenn der alte, stromfressende Kühlschrank durch ein neues Gerät ersetzt oder eine automatische Heizungsregelung eingebaut wird. Etliche Maßnahmen kosten gar nichts und bringen viel. So hat die Kita „KoRi Schneckenstein“ in der Riemerschmidstraße 69 an den Lichtschaltern im Gang Piktogramme angebracht, die auf einen Blick zeigen, welche Schalter welche Lampen schalten. Damit müssen Kinder und Erwachsene weniger „durchprobieren“, das allein spart 318 kWh Strom im Jahr. Zusammen mit abschaltbaren Steckerleisten (1.250 kWh) und einem Bewegungsmelder für 8|14 Nachhaltigkeit die Beleuchtung in der Kühlzelle (136 kWh) kommen so 1.700 Kilowattstunden zusammen, Jahr für Jahr. Durch bessere Mülltrennung fallen nun jährlich 5.340 kg weniger Restmüll an, außerdem entsorgen die Kinder Glas und Kunststoffe an der Wertstoffinsel. Das spart der Kita außerdem 350 Euro Müllgebühren. Überhaupt ist es das Ziel, die Erwachsenen von morgen mit ins Boot zu holen. Dazu hat die KoRi Schneckenstein mit Vorschulkindern sechs Wochen lang das Projekt „Energiesparen“ durchgeführt: Ausgestattet mit Strommessgeräten und einem Thermometer haben die Kinder als „Energie-Detektive“ alle Stromverbraucher im Haus aufgespürt und den wärmsten Raum gesucht – es war der Heizungsraum. Der Hausmeister hat ihnen erklärt, wie die Heizung funktioniert und wie sie am besten eingestellt wird. Zusammen mit Filmen und Büchern rund ums Energiesparen haben die Kinder so gelernt, wie sie weniger Energie verbrauchen – dieses Wissen geben sie jetzt den anderen Kindern weiter, die nicht am Projekt teilgenommen haben. Auch im Kindertreff Bogenhausen waren Kinder fleißig bei der Sache und haben ihre Erfahrungen in der Aufführung „Zirkus Ökoprofit“ dargestellt (siehe Kasten unten). Die KJR-Geschäftsstelle ist seit dem Start von Ökoprofit im KJR im Jahr 2006 dabei. Auch hier kam alles auf den Prüfstand. Seitdem sind beispielsweise die Warmwasserboiler in den Toiletten stillgelegt, die PC-Arbeitsplätze und viele Küchengeräte werden nach Dienstschluss komplett vom Stromnetz getrennt, der Müll wird in sechs verschiedenen Behältern getrennt und sukzessive wird auf LED-Beleuchtung umgestellt. Diese Veränderungen betreffen nicht nur das Gebäude, sondern den gesamten Kreisjugendring. So sehen die seit Jahresanfang Das Ökoprofit-Team in der KJR-Geschäftsstelle: Projektleiterin Ökoprofit Doris Di Sancarlo, Mitarbeiterin Erika Sturm, Fachkraft für Arbeitssicherheit Stefan Kirsch (hinten), Nachhaltigkeitsbeauftragte Verena Jörg und Auszubildende Anja Wintersberger (vorn) gültigen Standards „Nachhaltigkeit“ für alle Einrichtungen des KJR nachhaltige Ernährung vor, darunter Kaffee aus fairem Handel, Milch und Eier mit Biosiegel und ebenso biologische Speisen und Getränke beim Veranstaltungs-Catering. Die ohnehin schon hohe Recyclingquote beim verwendeten Papier wird weiter hochgefahren und die Reinigungsmittel wurden in allen Manege frei für Ökoprofit Kinder aus dem Kindertreff Bogenhausen präsentieren eine von ihnen erdachte Zirkusshow bei der feierlichen Abschlussveranstaltung von Ökoprofit im Alten Rathaus. Der Kindertreff Bogenhausen ist eine der Einrichtungen, die in diesem Jahr das Zertifikat „Ökoprofit“ erhalten haben. Die Kinder waren in diesem Prozess Zielgruppe pädagogischer Angebote und wichtige Akteure zugleich. Sie haben Regeln zum Einsparen von Strom und Wasser entwickelt und ein neues Mülltrennungskonzept umgesetzt. Um diesen sorgsameren Umgang mit natürlichen Ressourcen auch mit nach Hause zu tragen, gestalteten sie für ihre Familien eine Broschüre mit Umwelttipps für den Alltag. Daraus entstand die Idee, die wichtigsten Grundsätze von Ökoprofit in eine Zirkusshow zu verpacken, um das Thema mit Spaß 8|14 und Kreativität noch weiter zu vertiefen. Die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache und entwickelten ein abwechslungsreiches Programm. Die Zauberin verwandelt Altpapier in Recyclingpapier und Aluminiumreste in Alufolie. Tollpatschige Clowns lernen die richtige Mülltrennung und die Seiltänzerin verlangte nach gedämpftem Licht, weil sie von starken Scheinwerfern geblendet wird. Krönender Abschluss waren die Tigerkinder, die sich nach dem Motto „Veggie Day für eine bessere Umwelt“ nur von Gemüse zu ihren Kunststücken bewegen ließen. Bei der feierlichen Urkundenübergabe im Rathaus durften die Kinder das Zirkusprogramm dann einem großen Publikum präsentieren. Die Gäste freuten sich über diese gelungene Abwechslung im Programm und die Kinder nahmen stolz den Applaus und eine süße Überraschung entgegen. Claudia Seidel, Kindertreff Bogenhausen, KJR KJR-Häusern auf ökologisch verträglichere Produkte umgestellt. Weil im KJR fast 600 Menschen arbeiten, sind auch soziale Aspekte Teil von Ökoprofit. So wird überprüft, ob Teilzeitarbeit möglich ist, ob es einen Familienförderplan gibt und ob die Führungsebene die Strategie zu mehr Nachhaltigkeit tatsächlich lebt. Im KJR ist das keine Frage, aber in vielen Betrieben noch nicht selbstverständlich. Ein Baustein ist auch die Stelle der Beauftragten für Nachhaltigkeit, die 2012 eingerichtet wurde. Diese gibt wichtige Impulse wie das Energiesparprojekt 50:50, das derzeit als Pilotprojekt in zwei Einrichtungen läuft. Sie organisiert unter anderem die Veranstaltungsreihen zur Nachhaltigkeit wie die „Glückswoche“ 2013, die sich mit Vorträgen, Filmen und Workshops dem Glück an die Fersen heftete oder die Themenwoche „Konsum“ mit Afterwork-Kleidertauschparty und Reparatur-Workshops. Energiesparen bringt doppelten Gewinn Wenn das Engagement und die Ergebnisse stimmen, verleiht eine externe Kommission das Zertifikat „Ökoprofit“. Damit ist zwar ein wichtiger Schritt erreicht, die Reise aber nicht zu Ende. Alle zwei Jahre kommen die umgesetzten Schritte auf den Prüfstand, wird das Maßnahmenprogramm fortgeschrieben – vier Mal im Jahr treffen sich die am Programm beteiligten Firmen und Organisationen zum Erfahrungsaustausch. Foto: KJR 16 17 Nachhaltigkeit Es geht nicht nur darum, die natürlichen Ressourcen, sondern auch das Budget zu schonen. Letzteres ist jedoch eher ein Nebeneffekt. „Die Kosteneinsparung ist für uns gar nicht das wichtigste Anliegen“, sagt der stellvertretende KJR-Geschäftsführer Gerhard Mayer, im Haus für Ökoprofit zuständig. „Erfahrungsgemäß werden die Kosten durch Preissteigerungen wieder aufgefressen. Aber die Energieeinsparung ist von Dauer.“ Am Ende summieren sich auch viele kleine Beiträge zu einem hohen Sparpotenzial. Seit 2006 hat der Kreisjugendring in seiner Geschäftsstelle und in 14 Einrichtungen beispielsweise 217.092 Kilowattstunden Strom gespart und so den Ausstoß von 121 Tonnen CO 2 vermieden. Das entspricht der Entfernung einer zweieinhalbfachen Weltumrundung. Dabei sind die mehr als neun Tonnen CO 2 noch nicht mitgerechnet, die die fünf eben erst zertifizierten Freizeitstätten und Kitas zusätzlich sparen. Die Reise geht also weiter. Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR Nachhaltigkeit mal persönlich genommen Mir nicht wurscht … Ein Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie des KJR sind Nachhaltigkeitsstandards. Mit diesen Standards im Bereich Beschaffung wollen wir bei den notwendigen Einkäufen negative Auswirkungen minimieren. Deswegen wurden im Januar 2014 vom Vorstand des KJR folgende Standards verabschiedet, die bis Ende 2015 innerhalb der gesamten Struktur umgesetzt werden sollen. Lebensmittel (gesamter KJR) nKaffee aus fairem Handel nMilch und Eier Bio (mindestens EU-BioSiegel) Lebensmittel (in der Geschäftsstelle) nBewirtung bei internen Veranstaltungen (z.B. alle Veranstaltungen in der Geschäftsstelle und des Vorstands) nur mit nachhaltigen Lebensmitteln (EU-Bio-Siegel, wenn möglich regional und saisonal), vorwiegend vegetarisch, bei Wahlmöglichkeit Fleischkost als Option anbieten Büro (gesamter KJR) nalle Papierprodukte aus Recyclingpapier nalle Druckprodukte soweit möglich auf Recyclingpapier nStandard-Druckeinstellung an allen PCs: schwarz-weiß, beidseitig bedrucktes Papier nNeukauf von Bürogeräten (Computer, etc.) mit Energy Star oder anderen anerkannten Nachhaltigkeitssiegeln In der Geschäftsstelle des KJR gibt es beispielsweise nur fair gehandelten Kaffee. Merchandising, Geschenke (gesamter KJR) nausschließlich Produkte, die recyclingfähig oder aus recyceltem Material bestehen und/oder einen praktischen Nutzen haben Beschaffung Sonstiges (gesamter KJR) nnur ökologisch abbaubare Grundreinigungsmittel (mindestens EU-Eco-Label) nSeifen und Spülmittel ökologisch abbaubar (mindestens EU-Eco-Label) Foto: S. Hofschlaeger, pixelio.de Aus was und unter welchen Umständen Dinge produziert wurden, die wir nutzen, woher die Lebensmittel kommen, die wir zum Essen anbieten, was mit dem Müll passiert, den wir produzieren – kurz: wie wir die Welt gestalten und unseren Kindern und Enkeln hinterlassen – das beschäftigt auch den Kreisjugendring München-Stadt (KJR) als große Organisation. Mülltrennung nMülltrennung von Papier, Glas, Plastik und Metallen Alles nur Tropfen auf den heißen Stein? Schon allein die Umstellung der Zeitschrift K3 auf Recyclingpapier spart im Vergleich zu Frischfaserpapier 6.316,8 kg Holz, 21.907 kWh, 538 kg CO2 und 106.310 Liter Wasser im Jahr. Mit dem Holz könnte man etwa vier 150 Quadratmeter große Häuser ein Jahr lang beheizen. Die eingesparten Kilowattstunden entsprechen mehr als dem jährlichen Stromverbrauch von 6,5 deutschen Durchschnittshaushalten. Das eingesparte CO2 ist so viel wie bei 4.000 km Autofahren ausgestoßen wird und mit 106.310 Litern Wasser könnte jede/r KJR-Beschäftigte beinahe zwei Vollbäder nehmen. Verena Jörg, Nachhaltigkeitsbeauftragte, KJR 8|14 18 Nachhaltigkeit Eine Welt ohne Geld!? Nutzen statt besitzen Ohne Geld glücklich – geht das? Das wollten auch 140 Menschen wissen, die zu seinem Vortrag ins JIZ gekommen waren. Als ich Raphael vorstellte, musste ich an mein eigenes Konto und all die Dinge denken, die ich mir kaufen würde, wenn ich mal sechs Richtige im Lotto hätte. Raphael hingegen verzichtet auf alles, was man sich für Geld kaufen kann. Trotzdem scheint er ein glücklicher Mensch zu sein. Wovon lebt er und wie bringt er seine Familie durch? Und warum das Ganze überhaupt? Immer leer – und trotz ist Raphael mit seiner Familie glücklich Shoppen bis der Arzt kommt – nicht mit Raphael 8|14 alle etwas haben. Die Lebensmittelläden tun etwas für ihr soziales Image und viele Menschen bekommen zu essen, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen. Die Bewegung ist mittlerweile so groß geworden, dass sich in vielen deutschen Städten insgesamt über 7.000 Menschen engagieren. Mehr als eine Million Kilo Lebensmittel aus rund 1.000 Betrieben konnten so in den letzten drei Jahren vor der Vernichtung bewahrt werden. Raphael hat seinen Konsumstreik im Jahr 2010 begonnen. Seit diesem Zeitpunkt lebt er mit seiner Familie davon, was ihm andere Menschen schenken oder mit ihm teilen möchten. Dazu gehört auch, dass die Fellmers mit ihren zwei Kindern in Berlin mietfrei bei einem befreundeten Ehepaar wohnen. Lebensmittel bezieht Raphael durch ein von ihm selbst initiiertes Foodsharing-System (www.lebensmittelretten.de). Mit Hilfe von vielen Ehrenamtlichen werden so täglich beträchtliche Mengen von Nahrungsmitteln vor der Vernichtung bewahrt – alles, was normalerweise wegen Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums weggeworfen würde, führen die Projektmitarbeitenden wieder der Nahrungskette zu. Ein Deal, von dem Einladung zum Nachahmen Foto: Stephanie Hofschlaeger, pixelio.de Raphael Fellmer ist ein freundlicher Mensch mit einem strahlenden Lächeln und offenbar ständig gut gelaunt. Er schaut keineswegs so aus, als würde ihm irgendetwas fehlen. Dennoch unterscheidet er sich in einem ganz wesentlichen Punkt von seinen Zeitgenossen: Seit fünf Jahren verzichtet er darauf, Geld zu benutzen. Mit anderen Worten: Raphael ist nach wirtschaftlichen Kriterien völlig „ver­ armt“. Er kauft nichts, er gibt niemandem Geld, er will kein Geld haben – Raphael und seine Familie leben buchstäblich von der Hand im Mund. Wie kann das funktionieren? Der philosophische Überbau von Raphaels Konsumstreik liegt im Ansatz, Vorhandenes besser zu nutzen und Bewusstsein für die Zusammenhänge und die Verantwortung, die wir alle für diesen Planeten tragen, herzustellen. Raphael und seine Familie möchten zeigen, was wir alle schon heute für eine gerechtere und nachhaltigere Welt tun können. Er spricht von „einer Kultur des bedingungslosen Teilens und Schenkens“ (Quelle: www. raphaelfellmer.de), die er stiften möchte. Und als Familie wollen die Fellmers zeigen, dass ein nachhaltiger Lebensstil auch im urbanen Raum mit Kindern möglich ist. Raphaels Vortrag im JIZ war äußerst beeindruckend – zumal er demonstrierte, dass wir alle hier und jetzt etwas für die bessere Nutzung unserer Ressourcen auf der Erde tun können. Zum Glück vermittelt Raphael Fellmer nicht den Eindruck, dass er andere Menschen verachtet, nur weil sie nicht auch in seine Fußstapfen treten wollen. Dennoch bürstet Raphael unser aller Gewohnheiten und Verhalten sehr erfolgreich gegen den Strich. Und dafür können wir ihm dankbar sein. Michael Graber, JIZ, KJR Foto: L. Schiller, pixelio.de Im Rahmen der gemeinsamen Veranstaltungen von Jugendinformationszentrum (JIZ) und Kreisjugendring München-Stadt (KJR) zum diesjährigen Klimaherbst besuchte uns Raphael Fellmer aus Berlin, um über seinen freiwilligen „Geldstreik“ zu referieren. Der Abend beschäftigte sich mit der Grundfrage: Kann man ein gutes Leben führen, ohne ans Geldverdienen zu denken oder überhaupt für irgendwas zu bezahlen (oder bezahlt zu werden)? 19 Nachhaltigkeit Trotz „nachhaltiger“ Produkte ist die Weltrettung nicht in Sicht Grüner wird’s nicht „Ecolaboration“ heißt Nestlés Programm, das dafür sorgen soll, dass die zehn Milliarden Einweg-Kapseln, die jedes Jahr weltweit weggeworfen werden, „nachhaltig“ werden. Das klingt dann so: Neben „… unserer Selbstverpflichtung, die Sammlung gebrauchter Kapseln zu Recyclingzwecken zu intensivieren …“ wolle man einen „… Standard für die nachhaltige Beschaffung von Aluminium …“ fördern – ausgerechnet zusammen mit Rio Tinto Alcan, einem Bergbaukonzern, dem schwere Umwelt- und Menschrechtsverstöße vorgeworfen werden. Braucht’s das überhaupt? Wäre es nicht eigentlich öko gewesen, wenn Nespresso gar nicht erst auf den Markt gekommen wäre? Ja natürlich. Aber solche Fragen stellen sich in der nachhaltig zertifizierten Konsumgesellschaft nicht. Im Gegenteil: Es geht darum, Widersprüche zu überwinden. So kommt es, dass ein überflüssiges, überteuertes Kaffeesystem, das eine Menge Müll produziert und Ressourcen verschwendet, als nachhaltig gelten kann. Nespresso ist kein bizarrer Einzelfall. Wer sich den Spaß erlaubt und bei Google „sustainable“ eingibt, bekommt fast 65 Millionen Treffer. Stöbert man in den Ergebnissen, stellt man fest, dass alles, was bislang als schädlich galt, heute der Weltrettung dient: Thunfischsteaks, dicke Autos, Formel 1, Aktienfonds, Flugreisen, Pelzmäntel, Pflanzensprit, Gensoja, Kohlekraft, Erdöl aus der Antarktis – all das ist heute „nachhaltig“. Selbst die Rüstungsindustrie wirbt mit „ökologischer, ökonomischer und sozialer Performance“ (Thyssen Krupp). Dass sich Unternehmen ein grünes Image zimmern, um ihr ökofernes und unsoziales Kerngeschäft zu vertuschen, ist als Greenwashing bekannt. Sie halten sich damit Gesetze vom Hals und machen es ihren Kunden leicht, sich ein gutes Gewissen zu kaufen. McDonald’s malt das Firmenschild grün an. Toyota-Händler lassen Bäume pflanzen. RWE lässt an Kraftwerken WanderfalkenNistplätze einrichten. Eigentlich lustig – es lacht nur keiner. Denn je problematischer das Produkt und je absurder das Ökoversprechen, desto eher wird es geglaubt. Laut einer Studie der Verbraucherzentralen denken elf Prozent Immer mehr, immer schneller, immer rücksichtsloser – Hauptsache konsumieren der Befragten beim Stichwort „Klimaschutz“ sofort an neue Autos. Und nur vier Prozent glauben, dass Fliegen dem Klima schadet. Nicht der Wunsch nach Änderung, sondern die Vorstellung, dass alles weitergehen kann wie bisher, nur in „gut“, ist die große gesellschaftliche Sehnsucht. Kein Wunder, dass es mittlerweile keinen Konzern mehr gibt, der nicht seine „Verantwortung“ und „Mission“ bereits auf der Startseite der Internetpräsenz betont. Der Ölkonzern Shell wirbt mit Windrädern, Nestlé vermarktet Armut mit glücklich lächelnden Kakao- und Kaffeebäuerinnen und Bauern. Der Getränkekonzern Coca Cola, der Privatisierung von Wasser in armen Ländern vorantreibt und dort ganze Brunnen leer pumpt, stilisiert sich mit lächerlichen Ökoprojekten zum Schützer der Weltwasserreserven. Der umstrittene Konzern Monsanto betrachtet sein gentechnisch verändertes Saatgut, dessen Verwendung Bauern in den Selbstmord treibt, als Beitrag zur Hungerbekämpfung. Unilever macht sich für die Rettung der Ressourcen stark. Der Konsumgüterkonzern ist der weltgrößte Einzelverbraucher von Palmöl. Palmöl wächst nur da, wo vorher Regenwald stand. Aber auch dafür gibt es einen Nachhaltigkeitsnachweis, bereitgestellt von industriedominierten Initiativen wie dem Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO), an dem 587 Palmöl-Produzenten, -Händler und -Investoren 26 Nichtregierungsorganisationen gegenübersitzen. Dass dieses Siegel nichts als Greenwashing ist, weil es selbst für Literaturtipps „Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt“ und „Wir müssen leider draußen bleiben. Die neue Armut in der Konsumgesellschaft“ (2012) Foto: Peter Röhl, pixelio.de Wer eine Nespresso-Maschine besitzt, gehört zu einem exklusiven Club. Die Mitglieder haben den Segen von Hollywoodstar George Clooney und auch die Wahl zwischen 25 verschiedenen Kaffee-Kapseln aus Aluminium. Diese Exklusivität hat jedoch ihren Preis, und so kostet ein Pfund Kapsel-Kaffee zwischen 30 und 40 Euro. Dafür gibt es ein Lifestyle-Accessoire gratis: ein gutes Öko-Gewissen. Öl von Plantagen verliehen wird, für die bereits Regenwald gerodet wurde, das stellten 250 globale Umweltorganisationen in einer Resolution fest. Und trotzdem hat Unilever 2012 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhalten – für die „nachhaltigste Zukunftsstrategie“. Ich konsumiere – also bin ich Das ist also das Ergebnis der „Konsumenten-Demokratie“. Darin soll nicht mehr der Bürger Veränderungen in der Politik herbeiführen, sondern der Konsument mit seiner Nachfrage Druck auf Unternehmen ausüben, um sie dazu zu bringen, „ethisch korrekt“ zu handeln. Diese Forderung hinterfragt aber nicht das System, das für die kritisierten Missstände verantwortlich ist. Konsumenten sind keine soziale, sie sind eine ökonomische Kategorie. Und in diesem Verständnis sollen sie nur eines: Viel kaufen – und viel wegschmeißen. All die „guten“ Produkte ergeben zusammen ein Mosaik, das den Anschein erweckt, die Weltrettung stehe unmittelbar bevor. Im Gegenteil: Nie war der CO2-Ausstoß höher, war der Hunger größer, waren die Ressourcen knapper als heute. Je risikoreicher und schädlicher ein Rohstoff oder Produkt, desto größer der Aufwand, dies als nachhaltig zu siegeln. Mehr als 400 unterschiedliche Siegel gibt es heute, die Unbedenklichkeit garantieren sollen. Der „ethische Konsum“ hat eine ganze Industrie hervorgebracht: konzernfreundliche Umweltverbände, Unternehmensberatungen, Zertifizierungsbüros, PR- und Werbeagenturen leben hervorragend davon, ein gutes Gewissen zu verkaufen. So bleibt unter einem grünen Deckmäntelchen alles, wie es ist: Die Menschen behalten ihren aufwändigen Lebensstil, die unternehmen ihr schädliches Kerngeschäft und ihren Profit. Kathrin Hartmann, freie Autorin 8|14 20 Nachhaltigkeit Alles bio, oder was? NATÜRLICH² In den beiden letzten Jahren haben neun Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ihr Essens- und Getränkeangebot unter die Lupe genommen und entsprechend der selbst entwickelten NATÜRLICH²Standards umgestellt. Das war oft gar nicht so einfach, da zum Teil unerwartete Herausforderungen auftauchten: Was schmeckt den Jugendlichen, ist gleichzeitig gesund und nachhaltig und führt nicht dazu, dass das Team nur noch in der Küche steht und die Kosten explodieren? Wo können die Lebensmittel am besten und günstigsten eingekauft werden? Wie können zweifelnde Kolleginnen und Kollegen ins Boot geholt werden? Wie weit wollen und können wir gehen – ist Discounter-Bio ok? Alle neun Einrichtungen haben sich engagiert und viel ausprobiert. Nach jeweils einem Jahr und vielen Gesprächen in den Einrichtungen, Treffen mit den anderen BIO ist auch, wenn im Winter keine frischen Erdbeeren auf dem Einkaufszettel stehen. NATÜRLICH²-Einrichtungen, Beratungen und Experimenten war das Essens- und Getränkeangebot in allen Einrichtungen umgestellt – dank der Standards und dem Zertifikat klar, transparent und konsequent. In den neun Einrichtungen wurden große Schritte unternommen. Im kommenden Jahr werden sich erneut einige Einrichtungen auf diesen Weg machen. Am Ende der Anstrengungen zur Umstellung steht ein Essens- und Getränkeangebot, das nicht nur gesünder ist, Foto: Peter von Bechen, pixelio.de Keine Frage. Unser Essen ist gut – doppelt gut: verantwortungsvoll und lecker. Das Wichtigste ist, dass es schmeckt. Gleichzeitig möchten wir Kindern und Jugendlichen in unseren Einrichtungen Verantwortungsbewusstsein für ihre eigene Gesundheit sowie die ökologischen Auswirkungen der eigenen Ernährungsweise vermitteln. sondern auch eine Lebensmittelproduktion unterstützt, die ohne Raubbau an unseren Lebensgrundlagen und lebensverachtende Tierhaltung auskommt. Begleitend zur Umstellung gibt es unter http://natuerlichhoch2.kjr-blog.de einen Blog, der nach und nach mit köstlichen und nachhaltigen Thekenrezepten für Snacks und Getränke gefüllt werden soll. Verena Jörg, Nachhaltigkeitsbeauftragte, KJR So macht Nachhaltigkeit richtig Spaß Kleidertausch statt Einkaufsrausch! Das Konzept ist einfach und bestechend: Alle drei bis vier Monate veranstaltet Green City e. V. in wechselnden Räumlichkeiten sogenannte Kleidertauschpartys. Für viele Münchnerinnen und Münchner eine willkommene Gelegenheit, alte Kleidung auszumisten und Platz für neue bzw. gebrauchte Garderobe zu machen. Alle können gut erhaltene und saubere Hosen, Jacken, T-Shirts, Röcke, Pullover, Schuhe oder Accessoires mitbringen. Auch Baby- und Kinderkleidung wird gerne zum Tausch angeboten. Green City e. V. führt die Veranstaltung in Kooperationen mit anderen Veranstaltern oder Träger durch. Für das JIZ und den KJR 8|14 Foto: JIZ München In Kooperation mit Green City e. V. sowie der Fachstelle für Nachhaltigkeit im Kreisjugendring München-Stadt (KJR) fand im Oktober im Jugendinformationszentrum (JIZ) eine Kleidertauschparty statt. Mehr als 150 Menschen kamen in die Einrichtung, um gebrauchte – aber gut erhaltene – Kleidungsstücke loszuwerden und dafür den Kleiderschrank mit schicken, „neuen“ Klamotten bestücken zu können. Kleidertauschpartys sind der Hit. eine gute Gelegenheit, die eigenen Events im Rahmen des Münchner Klimaherbstes unter dem Motto „Konsum“ um ein interessantes Highlight zu bereichern. Hinter den Kleidertauschpartys steht der Gedanke, kritischen Konsum anzuregen und Alternativen zur Wegwerfgesellschaft aufzuzeigen: Die Herstellung von Kleidung verbraucht Ressourcen und Energie, daher leisten alle Teilnehmenden an der Veranstaltung einen aktiven Beitrag zur Schonung der Umwelt. Gleichzeitig kann man praktisch er- 21 Nachhaltigkeit leben, dass ein nachhaltiger Lebensstil nicht gleichbedeutend mit Verzicht sein muss. Très chic Darüber hinaus darf man sich die Partys auch keineswegs als dröges Öko-Event vorstellen, denn es wird richtig was geboten. Im JIZ beispielsweise gab es Live-Music, eine Snackbar mit Mittelmeer-Fingerfood und leckere Biolimonaden, dazu „Quartiermeisterbier“, dessen Verkaufserlös teilweise an lokale Sozialprojekte ausgeschüttet wird. Weiterhin konnte man schicke Geldbörsen und Handytaschen aus dem Projekt „Pulpo“ erstehen. Dabei werden aus alten Fahrradschläuchen Mode-Accessoires gefertigt, die richtig gut aussehen. Wer also demnächst mal wieder seine alten Anziehsachen in die Kleidersammlung geben möchte, sollte die Teilnahme an einer Kleidertauschparty alternativ in Betracht ziehen. Der Abend im JIZ hat so viel Spaß gemacht und war so erfolgreich, dass wir uns als Veranstaltungsort im nächsten Jahr sicher wieder ins Spiel bringen werden. Michael Graber, JIZ, KJR Grundprinzip Nachhaltigkeit im ASP Neuhausen Seit über 30 Jahren im Dienste der Natur Vor 35 Jahren wurde dies aber noch nicht so benannt, sondern war selbstverständlich. Beispiele dafür sind: Nägel zum Hüttenbau bekommen die Kinder für eingesammelten und fachgerecht getrennten Müll. Das Bauholz wird aus alten Böden der Oktoberfestzelte gewonnen und das Brauchwasser zum Bewässern und Feuerlöschen entnehmen wir einer Regenwassersammeltonne. „Grüner Daumen“ hoch Diese nachhaltigen Maßnahmen sind für die Kinder und das pädagogische Personal selbstverständlich. Um diese Prozesse wieder in das Bewusstsein zu rücken und als nachhaltiges Handeln im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sichtbar zu machen, wurde für das Jahr 2014 eine Kooperation mit dem Ökoprojekt MobilSpiel vereinbart. In diesem Jahr entdecken wir so die „Schätze der Natur auf dem ASP Neuhausen“. Keimzelle dieses Projekts war die Teilgruppe des ASP-Junior-Teams „Grüner Daumen“. Diese an ökologischer Gartenarbeit interessierten jungen Menschen waren intensiv an Ideenfindung und Umsetzung der Angebote im Offenen Treff beteiligt. Auf dieser Basis wurde ein monatliches Programm entwickelt, das sich mit den Vorgängen in der Natur beschäftigt. Diese wurden mit einem passenden Inhalt aus dem Bereich BNE kombiniert und mit lukullischem Genuss gekrönt. Der erste Nachmittag beschäftigte sich mit Artenvielfalt auf dem Acker und auf dem ASP sowie Ökolandbau. Die Kinder entdeckten zusammen mit einer Biogärtnerin die (Nutz-)Pflanzen auf dem ASP. Es wurden Pflanzenpartnerschaften bzw. -feindschaften erklärt und in einem Bewegungsspiel vertieft. Die Natur ertasten und erfühlen – zum Beispiel im Hochbeet Die Kinder stellten einen Pflanzplan für das kommende Jahr auf. Neben den acht Nachmittagen im Offenen Treff führten wir in jeder Jahreszeit mit jeweils zwei Schulklassen (3. Jahrgangsstufe) der Grundschule am Dom-Pedro-Platz einen Klassenvormittag durch. Im Sommer wurde dabei das Thema Wasser behandelt: Der Wasserkreislauf wurde erklärt, eine Minikläranlage gebaut, Holzschiffchen hergestellt und es gab Limonade aus Minze, die auf dem ASP angebaut wird. Ein Spielplatz voller Schätze Highlight des Jahres war das Herbstfest zum 35. ASP-Geburtstag mit unzähligen nachhaltigen Genüssen – wenn möglich aus eigener Produktion. Ein ganz besonderes Angebot war die Brezen- und Brotbackaktion mit dem Neuhauser Bäckermeister Ludwig Neulinger. Die von den Kindern im Pizzaofen hergestellten Backwaren gingen weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. Zu diesem Anlass wurden die bisherigen Arbeitsergebnisse präsentiert. Eine Fotoausstellung Foto: ASP Neuhausen Seit 1979 gibt es mitten in München eine „grüne Oase“, die als AbenteuerSpiel-Platz Neuhausen – kurz ASP – bekannt ist. Die Schwerpunkte in der Arbeit mit Schulkindern sind der Hüttenbau und die Beschäftigung mit den Elementen Erde, Feuer, Wasser und Luft. Seit Öffnung des ASP-Betriebes stehen die nachhaltige Nutzung von Ressourcen und ein Miteinander in der Natur im Mittelpunkt des Geschehens. bietet Einblicke in die durchgeführten Aktionen. Ebenso wurde beim Fest die Naturrallye über das ASP-Gelände offiziell freigegeben. Neun Kinder haben in der Sommerzeit eine digitale Wissensrallye entwickelt. Dieser sogenannte „Actionbound“ kann jederzeit mit einem dafür geeigneten Gerät durchgeführt werden. Auf dieser Rallye erfährt man u.a., wie die „Erdmaschine“ (Kompostanlage) funktioniert. Alle diese Aktions-Bausteine haben sowohl bei den Kindern als auch den Eltern das Thema BNE und den nachhaltigen Umgang mit den Schätzen der Natur ins Bewusstsein gerückt. Im Herbst fiel die Entscheidung, diese erfolgreiche Zusammenarbeit um ein Jahr zu verlängern und 2015 zu vertiefen. Wir freuen uns darauf, zusammen mit den Kindern noch viele Schätze auf dem ASP heben zu können und eine nachhaltig orientierte Grundhaltung in den Köpfen aller Beteiligten zu verankern. Susanne Kußmaul, ASP Neuhausen, KJR 8|14 22 Nachhaltigkeit Freiwillig und ökologisch im Rumfordschlössl Motiviert für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) waren junge Menschen in den ersten Jahren durch das Bekanntwerden von Umweltproblemen, den Wunsch, die Natur zu schützen und etwas zu tun, was für Mensch und Umwelt förderlich ist. Hierbei brachten sie meist Erfahrungen mit Zielgruppen und/oder Organisationen mit und zeigten sich überaus engagiert. Solche Perspektiven scheinen heute undeutlicher. Früher war der Wunsch nach sozialer Arbeit und dem Kontakt zu Kindern größer, die Konturen von Studium und Beruf in etwa abgesteckt. Zu den Aufgaben eines FÖJ-Absolventen im Rumfordschlössl gehören unter anderem die Vorbereitung und Durchführung umweltpädagogischer Schulklassenprogramme, Unterstützung der Umweltpädagogin und des Teams, Durchführung umweltpädagogischer Angebote im Nachmittagsbetrieb und die Mithilfe im täglichen Ablauf. Zur Einarbeitung bekommen die FÖJ-Praktikanten die Abläufe für ein Schulklassenprogramm. Es gibt mindestens zwei Probeläufe, während derer sie die Schulklassen begleiten und anschließend die Arbeit reflektieren. Im weiteren Verlauf steigen der Grad der Verantwortungsübernahme und die Lust zum Handeln. Es kommt jedoch auch vor, dass diese Zeit als über die Kräfte hinausgehende Anstrengung gewertet wird. Das Rumfordschlössl mitten im Englischen Garten bietet fast grenzenlose Betätigungsmöglichkeiten für FÖJ’ler. Orientierung und Motivation Zu jedem Schulklassenprogramm gehören Materialkisten, für deren Zustand der/ die FÖJ-Praktikant/in verantwortlich ist. Kenntnisse zur Durchführung der Kreativprogramme Filzen, Papierschöpfen und Färben erwirbt er/sie mit der Anleitung oder durch das selbständige Ausprobieren im offenen Bereich. Im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen die Motivation, sich mit Umweltproblemen auseinanderzusetzen, erheblich größer war, ist das FÖJ manchmal zu einer (Not-)Lösung in der Orientierungsphase geworden. Der Foto: Karl-Heinz Laube, pixelio.de Kreativ für die Umwelt Wunsch nach „Arbeit mit Kindern“ steht nur noch selten an erster Stelle. Dies ist aber keinesfalls negativ zu bewerten. Es gibt Bewerbungen mit und ohne einschlägige Berufswünsche, aber auch junge Menschen, für die das Jahr in der Einrichtung mit Sprachstudium und als Auslandserfahrung eine besondere Note erhält. Es braucht in jedem Fall eine geduldige Anleitung, die die komplexe Situation eines Starts ins Berufsleben, die Notwendigkeit von Orientierung nachvollziehen, verstehen und gemeinsam mit dem Team in der Einrichtung tragen kann. Die ganze Einrichtung lernt hier mit. Sabine Laske, Rumfodschlössl, KJR Die Bergwachtjugend in Norwegen Nachhaltigkeit – selbstgemacht Angefangen hatte es im Sommer 2013, als sich die Gruppe beim Thema „Wie können wir als Gruppe nachhaltiger werden“ dazu entschlossen hatte, zukünftig auf allen Fahrten vegetarisch zu essen, die Gruppenfahrten nach Möglichkeit mit dem Zug zu planen und eine Tour mit veganer Ernährung durchzuführen. Zugegeben – es gab durchaus Widerstand. Nicht alle wollten sich dazu verpflichten lassen, auf ihr geliebtes Fleisch zu verzichten. Letztlich hat die gesamte Gruppe den Plan bis zum Schluss durchgezogen. 8|14 Quer durch Norwegen – eine einmaliges Abenteuer Foto: Katharina Bayer Die Bergwachtjugend ist eine Jugendgruppe des Deutschen Alpenverein Sektion Oberland (DAV). Als Abschlusstour einer fünfjährigen gemeinsamen Zeit hat sich die Gruppe etwas Besonderes ausgedacht: Unter dem Titel „Nachhaltigkeit – selbstgemacht“ bewarb sich die Gruppe bei dem Projekt ‚Create New Limits’, das von der Jugend des DAV ausgeschrieben wurde. Doch wie kommt die Gruppe auf so ein Thema? Nachhaltigkeit Nun war das Thema Nachhaltigkeit schon fest im Gruppenalltag verankert. Das Projekt „Nachhaltigkeit – selbstgemacht“ kam deshalb genau richtig, um noch tiefer in die Thematik einzusteigen. Selbstgemacht? Die Gruppe sollte sich das Projekt selbst erarbeiten und so beschäftigte sie sich über ein halbes Jahr hinweg mit der Vorbereitung auf die große Abschlussfahrt nach Norwegen. Denn sie sollte ja so nachhaltig wie möglich sein und sogar filmisch dargestellt werden. Zunächst musste also noch einmal recherchiert werden: Was ist eigentlich Nachhaltigkeit? Kann man überhaupt nachhaltig in Norwegen unterwegs sein? Wie reisen wir an? Was werden wir dort Nachhaltig unterwegs – auch beim Thema Ernährung: Ein vegetarisches Abendessen wird zubereitet. Foto: Katharina Bayer Was für ein Abenteuer! essen? Gibt es dort regionale Produkte zu kaufen? Außerdem musste sich die Gruppe überlegen, wie alles in einem Film verarbeitet werden soll. 23 Die Mühen haben sich gelohnt: Herausgekommen ist eine Abschlussfahrt, die nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird. Nach einer zweitägigen abenteuerlichen Zugfahrt mit Übernachtungen an Bahnhöfen, startete die Gruppe eine siebentägige Durchquerung des Nationalparks Hardangervidda. Selbstverständlich mit Zelt und vegetarisch. Auch ein Orkansturm, der den Zelten mächtig zu schaffen machte, konnte den Spaß nicht verderben. Anschließend machte die Gruppe noch eine Woche lang das verschlafene Dörfchen Valle im Setestal unsicher und bevölkerte dort die Granitwände. Die Verkäufer im Supermarkt werden sich noch lange unsere Fragen: „Ist das ein Bio-Produkt? Kommt das aus der Region?“ erinnern. Joana Melle Nachhaltigkeit in der Kita Achtsamkeit als Bildungsziel Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan weist unter dem Bereich Umwelt auf die Bedeutung von Bildung und Erziehung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen hin. Umweltbildung und -erziehung berühren viele Lebensbereiche – von der Naturbegegnung über Gesundheit und Werthaltungen bis zu Freizeit- und Konsumverhalten. Bereits junge Kinder bringen die Voraussetzungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen mit. Der Bau von Hochbeeten im Garten der Nordstern KIDDIES hatte zum Ziel, eine geeignete und dauerhafte Lernumgebung für Krippe, Kindergarten und Hort in den Lebensbereichen Naturbegegnung, gesunde Ernährung und Konsumverhalten zu schaffen. Die Bereitschaft zum umwelt- und gesundheitsbewussten Handeln und zum ressourcenschonenden Verhalten entwickelt sich am Besten in einer Atmosphäre, in der Kinder aktiv eingebunden sind. Im Rahmen entwicklungsangemessener Lernprozesse und durch einfaches Ausprobieren können schon die Jüngsten auf ihre Fragen Antworten finden. Die tägliche Pflege der Beete und der sensible Umgang mit den Pflanzen gehören vom Frühjahr bis in den Herbst bei den Nordstern KIDDIES nun zu den Alltagshandlungen in der Kita und bereichern diese. Kinder jeden Alters haben Spaß daran, die Umwelt mit allen Sinnen zu begreifen und wahrzunehmen. Die Elemente Wasser und Erde üben auf Kinder in Krippe, Kindergarten und Hort eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Es macht ihnen Freude, den Duft von Kräutern zu riechen und den Geschmack der Beeren zu genießen. Faszination macht sich breit, wenn aus einem kleinen Samen eine Karotte, eine Gurke oder ein Radieschen wird. Achtsamkeit und Wertschätzung für das selbst angebaute Gemüse sind enorm. Einige Kinder haben einen besonders intensiven Bezug zu den Pflanzen in den Beeten aufgebaut. Aus diesem erwachsen bei den Kindern Werthaltungen sich selbst, anderen und der Natur gegenüber. Ganz nebenbei werden lebenspraktische Fertigkeiten wie die Gartenpflege, das Kompostieren von Gartenabfällen, der Anbau gesunder, unbelasteter Lebensmittel und die Essenszubereitung vermittelt. Stolz wie Bolle – auf die selbst gepflanzten und gepflegten Erdbeeren systematisch zu beobachten. Aus diesen Beobachtungen können sie Fragen ableiten und sich mit diesen auseinandersetzen. Warum-Fragen werden von den pädagogischen Fachkräften aufgegriffen und altersgerecht beantwortet. Beispielsweise: Warum sind nicht aus allen Erdbeerblüten Erdbeeren entstanden? Warum sind Regenwürmer gut für die Pflanzen? Die pädagogischen Fachkräfte machen Zusammenhänge nachvollziehbar und reflektieren mit den Kindern, was sie Neues gelernt haben. Jedes Jahr eine Aha-Erlebnis Kinder unter drei Jahre haben einen vorwiegend emotionalen Zugang zur Umwelt. Sie staunen über die Natur und haben Freude bei der Übernahme von Verantwortung für das Gedeihen der Pflanzen. Ab dem Kindergartenalter verstehen die Kinder zunehmend komplexere Zusammenhänge. Vom Säen der Samen bis zur Ernte und der Verarbeitung von Lebensmitteln werden die Kinder angeregt, Vorgänge in der Natur spontan oder Früh übt sich, was ein Gärtner werden will … Fotos: Nordstern KIDDIES Aus Staunen wird Handeln Die Hochbeete bieten für die Kinder in Krippe, Kindergarten und Hort eine nachhaltige Methode, Begegnung mit der Natur in jedem Jahr wieder zu ermöglichen. Vertiefend erforschen die Kinder mithilfe des Mikroskops Zusammenhänge des Lebens. In vielen weiteren alltäglichen Handlungen steckt der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und der Umwelt: Mülltrennung, Basteln mit Recyclingmaterialien, Energie und Wasser sparen und vieles mehr werden im Kita-Alltag umgesetzt. Mirjam Hilmenyuk, Nordstern KIDDIES, KJR 8|14 24 Nachhaltigkeit Nachhaltig im RIVA NORD Tor zur Heide Ein langer, schöner und lohnenswerter Weg wurde es, der uns letztlich immer wieder auf die unbekannten Pfade des Naturschutzgebietes Nordheide/Panzerwiese führen soll, und der noch lange nicht zu Ende ist. Die ersten Schritte hat die Kinder- und Jugendeinrichtung RIVA NORD getan. Ausgestattet mit Projektmitteln des Kreisjugendring München-Stadt (KJR), zusätzlichen Spenden von Münchner Unternehmen, viel Lust am Werkeln, Schaufeln, Zimmern, vielen fleißigen Helfern und einem guten Plan starteten wir im Oktober 2013 das Projekt „Tor zur Heide“. Geringer Aufwand – große Wirkung 2001 wurden durch den KJR in einem Wohnhaus der Städtischen Wohnungsgesellschaft München (GWG) an der Ingolstädter Straße 243 Räume für die Offene Kinder- und Jugendarbeit angemietet. Direkt angrenzend beginnt das Naturschutzgebiet Nordheide (ehemalige Panzerwiese). Der Einrichtung RIVA NORD wurde bisher keine dazugehörige Außenfläche zur Nutzung zugestanden. Das hat sich nach jahrelangen Bemühungen und Gesprächen geändert. 2013 wurde vertraglich zugesichert, dass wir den vor der Einrichtung befindlichen Grünstreifen im Sinne unserer naturpädagogischen, nachhaltigen und quartiersbezogenen Angebote umgestalten können. Dieser Grünstreifen, der uns zur Ingolstäd- Jeder ist ein Künstler – wer hat das nochmal gesagt? ter Straße hin abgrenzt, war ursprünglich Teil der Nordheide mit entsprechendem Bewuchs. Vor etwa sechs Jahren fiel er zu unserem großen Bedauern dem leider typischen „08/15-Einheitsgestaltungswahn“ zum Opfer. Seitdem hatten wir uns um die Rückgewinnung und die Aufwertung des Areals bemüht. Die Planungen für das Projekt „Tor zur Heide“ standen im engen Zusammenhang zum wertvollen Naturschutzgebiet. Die Arbeit an dem Projekt bot vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten für unsere Zielgruppe, die im gemeinsamen Prozess zur Geltung kamen. Durch die Umgestaltung des Vorplatzes wurde deutlich, mit welch einfachen Mitteln ein natürliches, nachhaltiges und harmonisches Umfeld gestaltet werden kann. In Kunstprojekten fertigten Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren attraktive Objekte (meist aus Holz), so dass Wenn es um die Gestaltung des eigenen Umfelds geht, packen alle gern mit an. 8|14 inzwischen ein Skulpturenpark mit Wächtersitz (2002), Einbaum (2007), Stadtkrieger (2008), Insektenskulpturen (2009) und „Als wär‘s ein Stück von mir“ (Stahlskulptur, 2011) entstanden ist. Dieser Skulpturenpark wurde in das Vorplatzprojekt „Tor zur Heide“ integriert. Erlebe deine unmittelbare Heimat! Neben der Möglichkeit des Gemüse- und Salatanbaus zum Eigengebrauch in einem Hochbeet entstanden ein weiteres Hügelbeet für Obststräucher, Kräuter, heimische Pflanzen und genfreien Mais, ein Insektenhotel, ein Reflexzonenpfad und ein Wohlfühlhügel mit Liegemulden, die zum Genießen und Beobachten einladen. Durch die natur- und umweltpädagogische Maßnahme wird das Profil der Einrichtung noch deutlicher sichtbar – nicht zuletzt für die Bewohnerinnen und Bewohner der Nordheide-Ost. Die Arbeit an dem Projekt ermöglichte die Vernetzung und Begegnung mit unterschiedlichsten Akteuren. Fast alle Stammbesucherinnen und Besucher waren in irgendeiner Form beteiligt. Hinzu kamen Menschen aus der Nachbarschaft und ehrenamtliche Helferinnen bzw. Helfer. Im Sinne ganzheitlichen Lernens erfuhren die Teilnehmenden Ursachen- und Wirkungszusammenhänge. Das „Tor zur Heide“ wertet das Wohn- und Lebensumfeld nachhaltig auf und unterstützt eine wertschätzende Haltung für den Naturraum Nordheide. Es soll eine Einladung sein, sich allein oder mit uns auf den Weg zu machen, um den Schatz dieses einzigartigen Lebensraums zu erkunden, sich als ein Teil dessen zu begreifen und durch den Einsatz interessanter Methoden und Mittel einen verantwortungsvollen Umgang zu lernen. Tom Droste, RIVA NORD, KJR Fotos: RIVA NORD Nachhaltig? Gern! Aber wie? Im Sinne von wegweisend, beeindruckend, spürbar, fruchtbar, kostbar, wirksam, sichtbar, erlernbar, ansehnlich, langjährig und andauernd haben wir uns auf den Weg gemacht, den naheliegendsten Ort – nämlich den vor unserer Haustür – zu verändern. 25 Nachhaltigkeit Energiespar-Projekt im Muspilli Fifty : Fifty – und alle gewinnen Ausgestattet mit Materialien aus dem sogenannten Energiesparkoffer machte sich eine Gruppe von Energie-Detektiven mit entsprechenden Messgeräten auf, um im Mädchen- und Jungentreff Muspilli Energiefresser zu suchen. Elektrische Geräte wurden auf ihren Stromverbrauch hin untersucht, die Raumtemperatur gemessen und weitere Entdeckungen zum Thema Energie im Haus gemacht. Warum das Ganze? Das Muspilli nimmt in diesem Jahr am sogenannten Fifty-Fifty-Projekt teil. Deshalb heißt es Energiesparen, was das Zeug hält, denn die Hälfte des Geldes, das im Vergleich zum Durchschnittsverbrauch der letzten drei Jahre eingespart wird, bekommt das Muspilli nach diesem Jahr ausgezahlt. Aber nicht nur der finanzielle Aspekt war für das Muspilli ausschlaggebend, sich am Projekt zu beteiligen. Dem Team war zudem wichtig, sowohl den Besucherinnen und Besuchern der Einrichtung als auch uns selbst klarzumachen, Allerlei Messgeräte helfen beim Energiesparen. bis zu 30 Prozent an Energie einsparen kann. Die Besucherinnen und Besucher achten zum Beispiel mittlerweile selbst darauf, dass die Computer und die Musikanlage nicht im Stand-by-Modus stehen und das Licht nicht unnötig brennt. So wird im Muspilli gemeinsam Strom gespart und die Idee des Energiesparens durch die Beteiligung der Kinder nach außen getragen. Auch im Hinblick auf die Gesundheit lohnt sich die Auseinandersetzung mit dem Thema. So wurde mit einem Luxmesser festgestellt, ob die Räume zu hell oder zu dunkel sind, da falsche Beleuchtungsverhältnisse eine Belastung für die Augen darstellen. Zum regelmäßigen Stoßlüften fordert der CO 2Messer auf und außerdem gibt es noch ein Gerät zum Messen der Luftfeuchtigkeit. Auch hier hängen Gesundheit und nachhaltiger Energieverbrauch eng zusammen. Die Teilnahme am Projekt ist auf jeden Fall ein Gewinn. In diesem Jahr war neben dem Muspilli auch das Fezi dabei. Annika Brehm, Mädchen- und Jungentreff Muspilli, KJR Dämmung hinter dem Heizkörper spart Energie. Kleine Schritte – große Wirkung Zunächst wurden die Fenster abgedichtet, hinter die Heizungen reflektierendes Styropor geklebt und Zeitschaltuhren bzw. sogenannte Boilerstopps zur Warmwasserregulierung bei den Boilern angebracht. Darüber hinaus wurden Energiespartipps zusammen mit den Kindern gesammelt und im Haus aufgehängt. Bei Fifty : Fifty geht es um kleine Maßnahmen – um das Energiesparen durch Veränderung des Nutzerverhaltens. Experten schätzen, dass man allein dadurch Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit spielt die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) eine bedeutende Rolle: Ohne einen umfassenden Bewusstseinswandel keine nachhaltige Entwicklung. BNE vermittelt Werte, Wissen und Kompetenzen, die benötigt werden, um das Umfeld verantwortungsvoll zu gestalten. BNE erläutert globale Probleme und deren komplexe Wirkungszusammenhänge und befähigt Menschen, zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen. Besonders wichtig dabei sind Gestaltungskompetenzen wie vorausschauendes Denken oder Teamfähigkeit. Asya Unger, Beauftragte für Nachhaltigkeit, KJR Wer heute an nachfolgenden Generationen denkt, handelt nachhaltig. Foto: Helene Souza, pixelio.de wo Energie verbraucht oder verschwendet wird, wie Energie gespart werden kann und damit die Umwelt schützt. Mithilfe der Werte, die von den Energiedetektiven herausgefunden wurden, und den Tabellen, die wir zur Unterstützung von der KJR-Nachhaltigkeitsbeauftragten Verena Jörg bekommen hatten, wurde das Muspilli umgerüstet. Hier war Einiges möglich – schließlich ist das Haus fast 200 Jahre alt. 8|14