David Hume zur Kausalität

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David Hume zur Kausalität
Und welcher stärkere Beweis als dieser konnte für die merkwürdige Schwäche
und Unwissenheit des Verstandes beigebracht werden? Wenn irgend eine Beziehung zwischen Dingen vollkommen zu kennen für uns von Bedeutung ist, so ist
es die von Ursache und Wirkung. Darauf stützen sich alle unsere Schlüsse über
Thatsächliches und Dasein. Dadurch allein erreichen wir Gewissheit über Dinge,
welche von dem gegenwärtigen Zeugniss des Gedächtnisses und der Sinne weit
abliegen. Der einzige unmittelbare Nutzen aller Wissenschaften besteht darin,
dass sie uns lehren, wie man kommende Ereignisse durch ihre Ursache beherrschen und leiten kann. Unser Vorstellen und Nachdenken ist fortwährend mit
dieser Beziehung beschäftigt. Und doch sind die Begriffe, die man von ihr bildet,
so unvollkommen, dass man keine richtige Definition der Ursache geben kann,
wenn man nicht ein ihr Aeusserliches und Fremdes mit hineinzieht. Aehnliche
Gegenstände sind immer mit ähnlichen verknüpft. Dies sagt uns die Erfahrung.
Dem entsprechend kann man die Ursache definiren, als einen Gegenstand, dem
ein anderer folgt, und wo alle dem ersten ähnlichen Gegenstände, solche, die
dem zweiten ähnlich sind, zur Folge haben. Oder mit anderen Worten: wo, wenn
das erste Ding nicht gewesen wäre, das zweite niemals hätte entstehen können.
Der Eintritt einer Ursache führt die Seele durch einen
[Hume: Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes, S. 108. Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, S. 15307 (vgl. HumeUnters., S. 71)]
gewohnten Uebergang immer zur Vorstellung der Wirkung. Dies lehrt die
Erfahrung ebenfalls. Man kann danach noch eine andere Definition der Ursache
geben, als eines Gegenstandes, dem ein anderer folgt, und dessen Eintritt immer
die Gedanken auf diesen anderen führt. Obgleich beide Definitionen von Umständen, die der Ursache fremd sind, entlehnt sind, kann man doch diesem
Uebelstand nicht abhelfen, noch eine bessere Definition geben, welche den Umstand in der Ursache bezeichnet, der sie mit ihrer Wirkung verknüpft. Man hat
keine Vorstellung von dieser Verknüpfung, ja nicht einmal einen bestimmten
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Begriff von dem, was man damit fordert. So gilt z.B. das Zittern der Saite als die
Ursache des Tones. Aber was versteht man unter diesem Satz? Man meint entweder: dass der Ton der Schwingung nachfolgt, und dass allen ähnlichen
Schwingungen ähnliche Töne gefolgt sind; oder: dass diese Schwingung von
dem Ton gefolgt ist, und dass bei dem Eintritt jener die Seele den Sinnen vorgreift und unmittelbar die Vorstellung des ihr folgenden bildet. Man kann die
Beziehung einer Ursache und Wirkung in ein oder der anderen Weise auffassen;
aber darüber hinaus hat man keinen Begriff von ihr.
[Hume: Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes, S. 109. Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, S. 15308 (vgl. HumeUnters., S. 71-72)]
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Immanuel Kant zur Kausalität
Wenn wir also erfahren, daß etwas geschiehet, so setzen wir dabei jederzeit voraus, daß irgend etwas vorausgehe, worauf es nach einer Regel folgt. Denn ohne
dieses würde ich nicht von dem Objekt sagen, daß es folge, weil die bloße Folge
in meiner Apprehension, wenn sie nicht durch eine Regel in Beziehung auf ein
Vorhergehendes bestimmt ist, keine Folge im Objekte berechtiget. Also geschieht es immer in Rücksicht auf eine Regel, nach welcher die Erscheinungen
in ihrer Folge, d.i. so wie sie geschehen, durch den vorigen Zustand bestimmt
sind, daß ich meine subjektive Synthesis (der Apprehension) objektiv mache,
und, nur lediglich unter dieser Voraussetzung allein, ist selbst die Erfahrung von
etwas, was geschieht, möglich. Zwar scheint es, als widerspreche dieses allen
Bemerkungen, die man jederzeit über den Gang unseres Verstandesgebrauchs
gemacht hat, nach welchen wir
[Kant: Kritik der reinen Vernunft, S. 292. Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, S. 23953 (vgl. Kant-W Bd. 3, S. 231)]
nur allererst durch die wahrgenommenen und verglichenen übereinstimmenden
Folgen vieler Begebenheiten auf vorhergehende Erscheinungen, eine Regel zu
entdecken, geleitet worden, der gemäß gewisse Begebenheiten auf gewisse Erscheinungen jederzeit folgen, und dadurch zuerst veranlaßt worden, uns den Begriff von Ursache zu machen. Auf solchen Fuß würde dieser Begriff bloß empirisch sein, und die Regel, die er verschafft, daß alles, was geschieht, eine Ursache habe, würde eben so zufällig sein, als die Erfahrung selbst: seine Allgemeinheit und Notwendigkeit wären alsdenn nur angedichtet, und hätten keine wahre
allgemeine Gültigkeit, weil sie nicht a priori, sondern nur auf Induktion gegründet wären. Es gehet aber hiemit so, wie mit andern reinen Vorstellungen a priori
(z.B. Raum und Zeit), die wir darum allein aus der Erfahrung als klare Begriffe
herausziehen können, weil wir sie in die Erfahrung gelegt hatten, und diese daher durch jene allererst zu Stande brachten. Freilich ist die logische Klarheit dieser Vorstellung, einer die Reihe der Begebenheiten bestimmenden Regel, als
eines Begriffs von Ursache, nur alsdenn möglich, wenn wir davon in der Erfah-3-
rung Gebrauch gemacht haben, aber eine Rücksicht auf dieselbe, als Bedingung
der synthetischen Einheit der Erscheinungen in der Zeit, war doch der Grund der
Erfahrung selbst, und ging also a priori vor ihr vorher.
[Kant: Kritik der reinen Vernunft, S. 293. Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, S. 23954 (vgl. Kant-W Bd. 3, S. 231-232)]
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Empirismus
Rationalismus
Kritizismus
Induktionsproblem
Einige Gegenstände der Klasse A haben die Eigenschaft x.
a ist ein Gegenstand der Klasse A.
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Also hat a die Eigenschaft x.
falsch
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