Lebendiges in Hegels Logik Workshop mit Pirmin Stekeler-Weithofer Universität Paderborn 14.-15. Juli 2017 In einem vor kurzem erschienenen Aufsatz in der Philosophischen Rundschau zur Beendigung des Vorhabens der Düsseldorfer Akademie, Hegels Gesammelte Werke herauszugeben, schreibt Stekeler-Weithofer, dass Mythen über Hegel und sein Denken heute noch weit verbreitet sind. Manche Autoren fassen Hegels philosophisches Projekt als einen “intellektuellen Traum”, aus dem die Philosophie erwachen musste, als „ethnozentrische Denkweise“, als die endgültig gescheiterte Aspiration auf ein „System der Systeme“ oder eine nicht weiter spezifizierte “Philosophie des Absoluten” auf. Dass Hegel einfach irrsinnig bzw. inkompetent war (vgl. Gauß 1844) wird heute von vielen einfach hingenommen. Witze über die Schwierigkeit des Hegelschen Denkens und die Obskurität Hegelscher Sprache sind allgemein bekannt. “Hegel described his philosophy as an attempt to teach philosophy to speak German”, schrieb Durant um 1933, und kommentierte: “He succeeded”. Diese Lage ist eigenartig: Auch Infinitesimalrechnung oder modale Logik sind schwierig, keinem kommt jedoch in den Sinn, sich darüber lustig zu machen. In diesem Szenario deutet Stekeler-Weithofer auf die gute Art hin, Hegel zu lesen und an seiner Philosophie das, was noch lebendig ist, von dem, was nicht mehr aktuell ist, zu unterscheiden. Es gehe darum, sich „gediegen“ an die Arbeit zu machen. „Wer nicht gediegen [vorgeht], dem stellen sich freilich formidable Probleme“ schreibt Stekeler-Weithofer. Gediegen Hegel lesen heißt, mit anderen Worten, dem Zeitenabstand Rechnung tragen, der unsere Sprache von der Hegelschen Sprache trennt, und der Semantik grundlegender Begriffe wie “Idee”, “Begriff”, “das Absolute”, “Wahrheit” in den Hegelschen Texten punktuell folgen. Man könnte dagegen einwenden, dass es sich dabei um ein übliches philosophisches Verfahren handelt, das in der Tradition der philosophischen Hermeneutik wohlbekannt ist.Das ist zwar ein bekanntes Verfahren der philosophischen Hermeneutik, das aber leider nicht immer praktiziert wird. Stekeler-Weithofer spezifiziert auch, dass Hegels Überlegungen nicht als eine Art Glaubenssystem dargestellt werden sollen, sondern dass man sich vielmehr im Klaren darüber sein sollte, dass das, was Hegel anstrebte, komplexe logische Analysen der schwierigen Semantik der Wörter „Wahrheit“ und „Wissen“, ferner „Selbst“, „Bewusstsein“, „Vernunft“ und „Geist“ waren. Der Workshop versucht, diesem Desideratum entgegen zu kommen. Er hat das Ziel, die Frage „Was ist heute an Hegels Logik noch lebendig?“ durch eine Auseinandersetzung mit StekelerWeithofers Werken zu besprechen. Hegels Wissenschaft der Logik ist das wahrscheinlich dornigste Werk Hegels und dasjenige, das noch nicht vollkommen aus der Perspektive der zeitgenössischen philosophischen Logik und Metaphysik durchdrungen worden ist. Es ist ein Verdienst der Arbeiten Stekeler-Weithofers, zu dieser Durchdringung beigetragen zu haben. Seit der Veröffentlichung von Hegels Analytische Philosophie (1992) hat Stekeler-Weithofer an eine Interpretation der Hegelschen Logik und Philosophie gearbeitet, die darauf abzielt, ihre Bedeutung für die zeitgenössische Logik und Philosophie in den Vordergrund zu rücken. In neuerer Zeit ist Stekeler mit der Abfassung eines Kommentars zur Hegelschen Wissenschaft der Logik beschäftigt, der in den nächsten Monaten bei Meier erscheinen wird. Der Workshop wird aus einem Eröffnungsvortrag von Pirmin Stekeler-Weithofer und anschließend Vorträgen, die durch ein Call for Papers ausgesucht werden, bestehen. Die Vorträge sollen sich mit Stekeler-Weithofers Deutung der Hegelschen Logik beschäftigen. Abstracts sollen nicht länger als 200 Wörter lang sein und die Texte StekelerWeithofers (Aufsätze oder Kapitel/Teile von Büchern) spezifizieren, auf die man in dem Vortrag Bezug nehmen wird. Dies wird ermöglichen, vor Beginn des Workshops allen Teilnehmern einen Reader mit den zu besprechenden Texten zur Verfügung zu stellen. Eine vollständige Liste der Publikationen von Pirmin Stekeler-Weithofer ist hier http://www.sozphil.uni-leipzig.de/cm/philosophie/mitarbeiter/pirmin_stekeler/ zugänglich. Abstracts bitte an [email protected] bis zum 30. April 2017 senden.