Rede von Herrn Oberbürgermeister Jürgen Roters anlässlich der Kölner Uraufführung des Films „Kinder der Steine – Kinder der Mauer“ am 22. Januar 2011, 19 Uhr, Filmforum Museum Ludwig Es gilt das gesprochene Wort! Lieber Norbert, sehr geehrter Herr Krieg, sehr geehrte Frau Krug, liebe Mitglieder des Städtepartnerschaftsvereins Köln – Bethlehem, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich danke Ihnen für die Einladung und freue mich, heute bei Ihnen sein zu können. Erst vor wenigen Wochen war ich mit einer städtischen Delegation in Bethlehem und Tel Aviv zu Gast, den beiden Kölner Partnerstädten in Palästina und Israel. Kaum eine Reise hat mich so tief beeindruckt wie diese. Im Rahmen dieses Besuchs hatte ich bereits die Möglichkeit, die palästinensische Uraufführung des Films „Kinder der Steine – Kinder Mauer“ zu erleben. Der größte Veranstaltungssaal, den es in Bethlehem gibt, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein tolles Erlebnis! Dabei konnte ich auch die Protagonisten des Films persönlich kennenlernen. Der Film erzählt ihre Geschichte. Meine Damen und Herren, was den Film so besonders macht: Er blendet die oft alles zu überlagern scheinende Politik nicht aus, erzählt aber in erster Linie vom alltäglichen Leben dieser Menschen, von ihrer langjährigen Freundschaft, ihren Familien, ihrer Arbeit. Er zeigt, dass die so genannte große Politik zwar präsent ist, aber nicht alles beherrscht. Was mich verblüfft hat: Es ist ein überwiegend fröhlicher, Hoffnung weckender Film. Der Film macht Hoffnung, weil diese jungen Menschen selbst die Hoffnung nicht aufgegeben haben. So wie im Übrigen auch meine Gespräche mit jungen 1 Studierenden an der Bethlehem University deutlich gemacht haben, dass zwar das Vertrauen in die große Politik mehr und mehr schwindet, nicht jedoch der Lebensmut. Die Protagonisten des Films repräsentieren die große Mehrheit der Palästinenser, die in Frieden mit dem israelischen Nachbarn leben wollen – so wie das im Übrigen auch umgekehrt der Fall ist. Erlauben Sie mir eine kleine Bemerkung am Rande: Der Film ist insofern auch der beste Kommentar zur „Kölner Klagemauer“. Diese Klagemauer verbreitet keine Botschaften des Friedens, sondern des Hasses. Sie gibt vor, sich mit dem palästinensischen Volk zu solidarisieren, das sich in seiner mehrheitlichen Haltung jedoch selbst von solchen Hassbotschaften distanziert. Diese friedenswilligen Menschen auf beiden Seiten brauchen unsere Solidarität – auch und gerade gegen die extremistischen Kreise in den eigenen Reihen! Köln ist die einzige deutsche Stadt, die mit Tel Aviv und Bethlehem städtepartnerschaftliche Beziehungen sowohl nach Israel als auch nach Palästina pflegt. Die Stadt will damit auch einen kommunalen Beitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten leisten. Und wir wollen dabei genau die Menschen erreichen und unterstützen, die uns in diesem Film begegnen werden. Als Stadt machen wir keine staatliche Außenpolitik. Wir können die beiden Seiten nicht an den Verhandlungstisch zwingen. Aber wir können mit dazu beitragen, dass das gegenseitige Verständnis zwischen Israelis und Palästinensern wächst. Wir können Brücken bauen, über die Trennmauern und Trennzäune hinweg, damit Israelis und Palästinenser sich begegnen und Vertrauen wächst. Viele Menschen und Vereine tragen in Köln hierzu bei, vorneweg der Städtepartnerschaftsverein, für dessen Engagement ich Dir, lieber Norbert, an dieser Stelle stellvertretend für alle Mitglieder herzlich danken. Meine Damen und Herren, die Katholische Fachhochschule Köln pflegt seit nunmehr 15 Jahren eine enge Partnerschaft mit der Uni Bethlehem. Kölner Freiwillige arbeiten in Bethlehem, vermittelt über die Kölner Freiwilligenagentur, mehrere Schulen pflegen 2 Schulpartnerschaften, die Sporthochschule und das Sportamt unterstützen den palästinensischen Frauenfußball, der in Bethlehem seine Hochburg hat – viele weitere Beispiel ließen sich nennen. Sie alle zeigen, wie engmaschig das bürgerschaftliche Netz ist, das Köln und Bethlehem miteinander verbindet. Die Reise hat sehr eindrucksvoll bestätigt, dass wir mit unserem partnerschaftlichen, dialogischen und auf die kommunale Ebene fokussierenden Ansatz auf dem richtigen Weg sind. Die Reise hat aber auch gezeigt, dass wir auf dieser Ebene oft sehr viel mehr erreichen können als dies der staatlichen Außenpolitik und selbst vielen Nichtregierungsorganisationen möglich ist. Wir können das deshalb, weil wir als Partnerstädte dort ansetzen, wo die Menschen, die uns der Film zeigen wird, zu Hause sind. Ihnen sind wir als kommunale Verantwortungsträger und Mitbürger verpflichtet. Insofern ist dieser Film auch ein wunderbares Zeugnis der engen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Köln und Bethlehem. Zwei Kölner Filmemacher, Frau Nolte und Herr Krieg, haben ihn gedreht. Lieber Herr Krieg, Sie haben vor allem zugehört. Ihr Film erzählt keine vorgefertigte Meinung, die Sie oder wir uns hier über die Situation des Nahen Ostens gebildet haben mögen. Sie lassen die Protagonisten für sich selbst sprechen. Wenn wir dies auch in der Politik öfters beherzigen würden – sei es auf der staatlichen, kommunalen oder zivilgesellschaftlichen Ebene –, dann wäre sicherlich auch der Nahost-Friedensprozess ein ganzes Stück weiter. Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen nun eine interessante Kölner Uraufführung des Films „Kinder der Steine – Kinder Mauer“. 3