Bechts im kleinsten Revier hatte sich ein schwächeres Paar niedergelassen, das zwar gut zusammenhielt, aber nicht stark genug war, um sich gegen Störungen des Männchens aus der Mitte erfolgreich zu verteidigen Vorher waren von den A dorsigerus in meinen Becken immer flachliegende Steine als Laichplätze benutzt worden, und auch das Paar hatte schon seit einiger Zeit ein paar Steine in seinem Revier geputzt, immer unterbrochen durch die Aggressionen ihres "bösen" Nachbarn Und dann gaben sie es auf Anscheinend in Laichnot geraten, verließen sie ihre etwas versteckt liegenden Steine und begannen, auf einer vor der rechten Scheibe stehenden Schieferplatte zu laichen. Kaum hatten Sie begonnen, so kam ihr Feind herangeschossen und jagte sie auseinander Wenige Minuten später versuchten sie es von neuem, jetzt an einer anderen Stelle Mit oleichem Erfolg. So war nach einiger Zeit ein Gelege entstanden, das entfernt an eine frühhistorische Höhlenmalerei erinnerte. Nach Beendigung des Laichaktes bleiben sie noch etwa 30 min vor ihren Eiern (Gelege wäre hier wohl nicht richtig), als ob sie es bewachen wollten. Wurden sie verjagt, dann kamen sie nach kurzer Zeit wieder. Dann aber begannen sie, zuerst sehr langsam, dann aber immer schneller, ihren Laich zu fressen, und nach weiteren zwei Stunden war das letzte Ei verschwunden Homosexuelles Ablaichen bei Cichliden Text: Jochen Paulo (D 6901 ) Homosexuell bedeutet hier etwa: "sexuell handelnd, wobei die Sexualpartner von gleichem Geschlecht sind" Cichlidenweibchen gewisser Gruppen kann man gemeinsam ablaichen lassen. Die beiden Weibchen pflegen anschließend sogar ihr Gelege, bis es dann letztlich verpilzt. Damit wir dieses Verhalten verstehen, müssen wir gedanklich etwas ausholen Ein Problem, gegen das Tiere sich durchsetzen müssen, ist der Konkurrenzdruck, der aus der Umwelt auf ein lndividuum einwirkt. Die Konkurrenz richtet sich mit ihrem lnteresse auf vielerlei Aspekte des betrachteten lndividuums. An sich müßte jedes Tier seiner Konkurrenz erliegen, denn der Konkurrenten, die von allen Seiten her auf das lndividuum einwirken, gibt es gar viele. So muß ein Cichlide seine lnteressen nach allen Seiten hin verteidigen, und ohne biologische Hilfssystme wäre dieser Vielfrontenkrieg zu viel für ein einzelnes Tier Eines dieser biologischen Hilfssysteme ist die Territorialität der Cichliden 28 Dieser Besitz an Bevieren bewirkt zum ersten, daß ein gewisses Gebiet gleichmäßig an viele aufgeteilt wird, da sich die Revierbesitzer durch ihr Aggressionsverhalten gewissermaßen wie gleichgepolte Magnete über das ganze Gebiet verteilen Zum anderen stellt ein Revier oft eine Nahrungsbasis und meist auch einen Brutplatz dar Bevierbesitzgibtcichliden"selbstsicherheit",d.h imRevierzentrumsteigtdieAggression des Besitzers beinahe ins Uferlose; auße rhalb seines Revieres ist er bereit, schnell zu f ltehen Revierbildende cichliden sind meist sehr bunt und weithin sichtbar Die Farben dienen der optischen Bevierabgrenzung. viele cichliden besetzen in der freien Natur keineswegs Dauerreviere, wie dies in der Gefangenschaft zu beobachten ist. Besonders Flußcichliden machen weite wanderun- gen, die oft mit einsetzender Regenzeit beginnen Nach einem plötzlichen Wasserwechsel (der lange auf sich hat warten lassen) kann man sogar im Aquarium diese Wanderung beobachten Reviere lösen sich auf, die Fische rotten sich zusammen und ziehen. wenn das Becken groß genug ist, in schwärmen. Dieses Verhalten ist besonders bei Fischen in den großen Becken der lmporleure zu beobachten und hat zu totalen Fehl- deutungen geführt so wurde öfters veröffentlicht, diese und jene cichliden seien Schwarmfische, wir würden sie völlig falsch pflegen, den Beweis könne man bei den lmporteuren sehen (lronisch: was Cichliden tun, tun sie noch längst nicht.) Meist endet die wanderung im Aquarium mit dem bekannten Auf- und Abschwimmen an der Aquarienscheibe, die, für den Cichliden nicht einsichtig, die Wanderung behindert lnsbesondere Flußcichliden wandern und bilden jährlich, im Brutgebiet angekommen, neue Reviere und gegebenenfalls neue Paare. Von Aquarienbeobachtungen her weiß man, daß es beilerbe nicht immer die Männchen sind, die ein Revier bilden, um dort auf den Padner zu warten. Besonders Jungtiere bilden vor ihrer ersten Reproduktionsphase lockere Paare, die sich nach der gemeinsamen Revierbesetzung festigen weibchen können ebenfalls Reviere bilden und somit aggressiv an ein Zentrum gebunden sein cichliden verhalten sich oftmals nicht "als Männchen" oder "als weibchen", sondern außerhalb der Vermehrungszeit einfach arttypisch, vor allem dann, wenn es sich um Fische der "Diskus-Gruppe" handelt, denen sekundäre Geschlechtsmerkmale fehlen Für einen weiblichen Mbuna ist es leicht, ein gleichartiges Tier als Männchen zu identifizieren (auch wenn es Sexualsimulanten gibt), da sich die Geschlechter optisch klar unterscheiden wie aber soll ein Pterophyl I u m, ein sym phy sodon, ein pel m atoch rom is thom asi oder ein Cichlasoma (teils) Männchen von Weibchen trennen? Es gibt (auch) bei den cichliden, die rn Form und Farbe keine Geschlechtsunterschiede aufweisen, verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern Männchen sind aggressiver als weibchen Diese Angriffslust des Revierbesitzers ist es, die ankommende, gleichartige Fische in Männchen und Weibchen sortiert. "Erndringende,, Fische werden angegriffen, gleichartige besonders stark, da diese ja an die Umwelt die gleichen Ansprüche stellen und somit erhöhte Konkurrenz darstellen. Das ankommende Tier aber entscheidet, wie die Sache fortgesetzt wird und ob letztlich gelaicht wird oder nicht. DCG-lnfo 9 12) 1978: 28-3i 29 Oft wurde von Pelvicachromis-Arten geschrieben, das Weibchen sei der sexualaktive Partner. Dies ist so nicht richtig Bei manchen A(en kann das Weibchen schnell, bei anderen langsamer demonstrieren, daß es paarungswillig sei, undbei Pelvicachromis dauerl es eben besonders lange, bis das Männchen "kapiert" hat, wozu das Weibchen bereit ist. Das Verhaltensmuster ist meist gleich: 1. Revierbesitzer (meist Männchen) greift an; 2. Reaktion des Fremdfisches: a er flieht (entweder handelt es sich um ein Männchen oder um ein laichleeres Weibchen), b. er beschwichtigt und bleibt in der Nähe (es handelt sich um ein laichvolles Weibchen oder um ein Weibchen, das aufgrund der UmwelteinflÜsse zur Vermehrung stimuliert ist); 3. Führungsschwimmenn des Männchens; 4 Nachfolgen des Weibchens, beginnende Paarbildung; (natürlich ist die obige Aufstellung stark schematisiert und läuft de facto weitaus differenzierter ab). Nun ist bekannt, daß es innerhalb der Arten individuelle Verhaltensunterschiede gibl. Wir kennen innerhalb einer Art mehr oder weniger aggressive Tiere, die eine Vorliebe fÜr gewisse Laichsubstrate oder Laichstellen haben etc. Es gibt Weibchen von Tropheus, die an körperlicher Stärke den Männchen der Gruppen Überlegen sind und die Gruppe beherrschen; Männchen "kuschen" vor diesem Tier. lch habe ein Weibchen von Lamprologus leleupi , das generell auf der Bodenscheibe des Aquariums in der gleichen Höhle laicht, auch wenn man dort den Höhlendeckstein wegnimmt Starke Weibchen können, wenn kein stärkeres Männchen vorhanden ist, Reviere bilden und so im Revierzentrum einen AggressionsÜberhang ausbilden. Konkurrenten, die von außen her ankommen, werden angegriffen, und wenn es sich hierbei um ein laichvolles Weibchen handelt, zeigt dieses Demut. Demutsgebärden wirken aber beileibe nicht nur auf Männchen und werden nicht nur von Weibchen dargebracht. So kann es (zumindest im Aquarium) passieren, daß das aggressive, revierbesitzende Weibchen der Aussagekraft dieser Demut erliegt, und daß das beschwichtigende Tier seinen Gegner aufgrund dessen dargebotener Aggressivität für ein Männchen hält. Es wird gemeinsam gelaicht und gepflegt. Erlebt habe ich dies bei einer ganzen Reihe von Cichliden, erstaunt hat es mich bei Lamprologues leleupi.Hier hatte ich ein einzelnes starkes Weibchen alleine im Becken gehabt, und dieses Tier hatte sich dorl gut eingerichtet Als ich dann weitere Fische dieser Art dazusetzte, "schmuggelte" sich prompt ein neues, kleineres Weibchen an das schon bestehende Revier heran, und dann wurde gelaicht Die Sache klärte sich auf, als das vermeintliche Männchen neue Partner bekam und nun mit einem echten Männchen erfolgreich züchtete Sicherlich kann man die Geschlechter von L. leleupi an der Genitalpapille unterscheiden, so wie es Manfred Hedfeld beschreibt, doch halbwüchsige L. leleupi unterscheidet man DCG-lnfo I 12) 1918: 28-31 nur tippenderueise, wenn man sie im Becken lassen will. Sehr gut sieht man die Unterschiede der Genitalpapillen, wenn die Tiere laichreif sind, aber dann gibt es leichtere Argumente: dicker Bauch, dünner Bauch Eigenartigerweise aber hatte mein Pseudomännchen nie Laich angesetzt, es hatte immer nur als Männchen fungieren wollen. Eine kleine Abschweifung sei mir gestattet: Axel Pinhard hat mir die Beschreibung dieses Verhaltens als Aquarianerlatein angelastet (wenn er wüßte, wie schlecht ich in Latein war), zeigt aber in seinem Aufsatz zwei Ergebnrsgruppen '1 Er macht gleiche Beobachtungen wie ich und sieht nur quantitative, nicht qualitative Unterschiede 2 Er kritisiert an meinem Aufsatz genau das, was ich nicht geschrieben habe, weil er Ver- fahrensweisen, die ich anwandte unter anderen Bedingungen wiederholte (2.8. Liquyf ry-Fütterung etc.) Einen Aspekt (ohne Seitenblick auf Herrn Pinhard) kann ich mir nicht verkneifen. DCGMitglieder haben geschrieben, L. leleupi bringe 30, maximal 50 Junge, hatten zuhause von Jungfischen und verkauften dort, wohin Besucher aufim "Hinterstübchen" hunderte paar" Leleupis Der finanzielle grund von lnseraten kamen, immer gerade die "letzten Erfolg war sicher. lch fasse zusammen: Weibchen vieler Cichliden können aufgrund individueller Verhaltensweisen und (oder) aufgrund gewisser Umweltfaktoren Pseudomännchen darstellen, insbesondere dann, wenn die Art isomorph und isochromatisch (iso- - mono-) ist oder wenn sich ein Dimorphismus nur durch Größenunterschiede ausdrückt, wobei zwei unterschiedlich große Weibchen zusammenkommen Unter diesen Bedingungen können sich homosexuell aktive Weibchenpaare oder Weibchenpseudopaare bilden. Zwergzebra oder: Von einem, der auszog, einen Fisch zu bestimmen Text und Zeichnungen: Jochen A Lacombe (D 5627) Als ich im Juni'77 auf der DCG-Fischbörse der Region West vier, etwa sechs cm große, hübsche Fischlein sah, die zudem noch preiswert waren, dachte ich: "Prima, Pseudotropheus zebra mit gelber Rückenflosse", denn mit diesen hatten sie tatsächlich enorme Ahnlichkeit. Der freundliche und vielbeschäftigte Verkäufer verriet mir zwischen zwei Kunden, daß er die Tiere als "Zwergzebras., gekauft habe Hätte er es doch nur bei dieser Angabe belassen! Doch leider (hier sei trotz allem seine Ehrlichkeit anerkannt) fügte er hinzu, daß "einer, der es wissen mÜßte" ihm gesagt habe, es könne sich auch um Cynotilapia afra handeln. DCG-lnfo 9 (2) 1978: 31-35