Grundwasserergiebigkeit - Nationalatlas

Werbung
Grundwasserergiebigkeit
Hellmut Vierhuff
Flächenanteile der Ergiebigkeitsklassen von
Grundwasservorkommen
nach Ländern
SCHLESWIG-HOLSTEIN
und HAMBURG
NIEDERSACHSEN und BREMEN
MECKLENBURGVORPOMMERN
BRANDENBURG und BERLIN
SACHSEN-ANHALT
NORDRHEIN-WESTFALEN
HESSEN
THÜRINGEN
RHEINLAND-PFALZ
und SAARLAND
SACHSEN
BADEN-WÜRTTEMBERG
BAYERN
DEUTSCHLAND
Anteil an der Gesamtfläche
in %
100
80
60
40
20
0
Ergiebigkeitsklassen
sehr ergiebig
ergiebig
weniger oder
wechselnd ergiebig
bedeutende
Grundwasservorkommen
weniger bedeutende Grundwasservorkommen
keine bedeutenden Grundwasservorkommen
Flächenproportionale Darstellung:
1mm² Diagrammfläche ^= 72,25 km² Landesfläche
© Institut für Länderkunde, Leipzig 2003
142
Autor: H.Vierhuff
Die öffentliche Trinkwasserversorgung
in Deutschland nutzt zu mehr als drei
Vierteln Grund- und Quellwasser. Nur
in Gebieten mit großem Wasserbedarf,
aber ungünstigen Voraussetzungen für
die Grundwassergewinnung überwiegt
die Nutzung von Oberflächenwasser
( Beitrag Busskamp, S. 150). Grundwasser weist im Vergleich zu Oberflächenwasser aus Flüssen und Seen eine
geringere Empfindlichkeit gegenüber
Verschmutzungen auf.
Nicht überall sind die natürlichen
Voraussetzungen zur Gewinnung von
Grundwasser gleich gut. Wenn es auch
in Deutschland genügend regnet, so
dass Wasser in den Boden infiltrieren,
versickern und zur Grundwasserneubildung ( Beitrag Neumann/Wycisk,
S. 144) beitragen kann, gibt es doch
vielerorts Einschränkungen. Einerseits
kann die Beschaffenheit des Grundwassers ( Beitrag Hiltmann/Kantor,
S. 146) aus natürlichen Gründen wie
z.B. großer Härte oder auf Grund von
Kontamination mit wassergefährdenden
Stoffen die Nutzung einschränken oder
ausschließen, andererseits muss der Gesteinsuntergrund für den Bau ausreichend ergiebiger Brunnen geeignet sein.
Das Gestein muss dazu Hohlräume besitzen, in denen das Grundwasser
möglichst ungehindert fließen kann .
Gebiete, in denen solche Gesteine im
Untergrund vorhanden sind, gelten als
grundwasserhöffig. Unter ihrer Ergiebigkeit versteht man das Volumen an
Grundwasser, das durch eine Wasserfassung mittels eines oder mehrerer Brunnen mit wirtschaftlich vertretbarem
Aufwand auf Dauer gewinnbar ist. Die
Ergiebigkeit wird in fünf Wertigkeitsstufen unterteilt, aus denen eine Rangfolge
der Grundwasservorkommen in ihrer
Bedeutung für die Trinkwasserversorgung ablesbar ist .
Wichtig für die Nutzung des Grundwassers sind Art, Größe und Verteilung
der Hohlräume im Gestein. Man unterscheidet Lockergesteine, in denen
sich das Wasser in den Poren zwischen
den einzelnen Körnern bewegen kann,
klüftige Festgesteine, in denen das Wasser die meist engen Bruchspalten zwischen harten, mehr oder weniger dichten Gesteinspartien ausfüllt, und
Karstgesteine, in denen die Klüfte
durch chemische Lösung des Gesteins
zu größeren Hohlräumen erweitert sind.
In Lockergesteinen sind die Prospektionskosten meist geringer, die Brunnenbaukosten und die Kosten für die Aufbereitung des Wassers meist etwas höher als in klüftigem Festgestein. Bei
Nutzung von Karstwasserleitern besteht
ein großes Risiko der Kontamination
des Wassers, weil die Verweilzeit im
Untergrund meist nur sehr kurz ist und
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Relief, Boden und Wasser
das Gestein sehr geringe Fähigkeit besitzt, Schadstoffe auszufiltern oder zu
binden.
Am günstigsten für die Bildung bedeutender Vorkommen an Grundwasser
sind grobkörnige Lockergesteine (Sand
und Kies) aus der jüngsten geologischen
Geschichte. In solchen Gebieten ist die
Anlage von großen Wasserwerken mit
häufig mehr als fünf Förderbrunnen
möglich. Wasserwerke mit großen Förderraten nutzen neben dem natürlichen
Grundwasserabstrom meist noch Uferfiltrat, also Wasser aus Flüssen oder Bächen, das durch die Gewässersohle in
den Grundwasserleiter eintritt. Talgebiete, in denen eine solche Ergänzung
des Grundwasserdargebotes möglich ist,
sind in der Karte zusätzlich gekennzeichnet.
In manchen Gebieten wurde und
wird der Grundwasserhaushalt durch
den Bergbau beeinträchtigt. Während
des Abbaus wird das Grundwasser weiträumig abgesenkt. Nach der Auflassung
der Gruben und der Wiederauffüllung
der Grundwasserspeicher kann sich die
Grundwasserbeschaffenheit so verschlechtern, dass es nicht mehr für die
Trinkwassergewinnung genutzt werden
kann.
Die Flächen der verschiedenen Klassen der Grundwasserhöffigkeiten sind in
den einzelnen Ländern sehr unter-
schiedlich verteilt . Das größte zusammenhängende Gebiet mit reichen
Grundwasservorkommen in mächtigen
Schichten lockerer Sande und Kiese ist
das Norddeutsche Tiefland. Besonders
bedeutend sind hier Vorkommen, die im
Verlauf der Urstromtäler ( Beitrag
Liedtke/Marcinek, S. 68) oder in glazialen Rinnen ausgebildet sind.
Ebenfalls sehr grundwasserreich sind das
Alpenvorland, der gesamte Oberrheingraben und die Niederrheinische Bucht.
In der Mittelgebirgsregion gibt es regional bedeutende Grundwasservorkommen z.B. in Kalkformationen des
Schwäbischen und des Fränkischen Juras, in Sandsteinformationen des Pfälzerwaldes, des Spessarts und des Frankenwaldes sowie im Basalt des Vogelsbergs.
Mehr als ein Drittel Deutschlands
verfügt jedoch über keine bedeutenden
Grundwasservorkommen. Es sind dies
die Bereiche jener Mittelgebirge, die
aus schlecht wasserführenden Gesteinen
wie Ton, Schiefern und Tiefengesteinen
aufgebaut sind, z.B. weite Teile von
Mainfranken, das Rheinische Schiefergebirge, der Thüringer und der Bayerische Wald. Als lokale Grundwasservorkommen können hier nur sandig-kiesige
Talfüllungen oder in Schiefer eingelagerte Vorkommen von Kalk und
Dolomit genutzt werden.
Einflussfaktoren auf Grundwasserneubildung und -nutzung
ergiebiger
Kluftgrundwasserleiter
Porengrundwasserleiter
schlecht
durchlässiges
Gestein
Grundwasserneubildung
Grundwasserströmung
© Institut für Länderkunde, Leipzig 2003
Porengrundwasserleiter
Vorfluter
Brunnen
wenig ergiebiger
Kluftgrundwasserleiter
Grundwasseroberfläche
Ergiebigkeit der Grundwasservorkommen
I
I
I
I
I
Kiel
I
I
I
I
I
I
I
I
Gr. Plöner
See
Rostock
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Kummerower
See
I
Schweriner
See
I
I
Schwerin
I
I
I
I
Hamburg
I
I
I
I
Plauer
See
I
Müritz
I
I
I
I
I
I
I
Elb
e
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
r
I
Wes
e
I
Ems
Bremen
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
er
Od
I
I
I
I
Havel
I
I
I
Havel
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Hannover
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Spre
e
I
I
I
I
I
I
I
I
Magdeburg
L
I
I
I
I
I
I
I
I
I
S
I
I
I
I
I
I
I
le
aa
I
I
I
I
I
Neiße
er
I
I
I
I
si t z
au
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Elb e
I
I
Potsdam
I
I
I
I
I
s
I
I
I
I
I
I
I
Em
I
I
Rh
e in
I
I
I
Wese
r
Bielefeld
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
BERLIN
I
I
I
I
I
I
Steinhuder
Meer
Essen
Dortmund
Leipzig
ree
Kassel
Sp
Düsseldorf
Dresden
a
d
Ful
Köln
Erfurt
Werr
a
S aa
l
ein
Rh
Mo se
le
Bedeutende Grundwasservorkommen
Ergiebigkeit
mögliche Entnahme
Einzelbrunnen Wasserwerke
Frankfurt a.M.
Wiesbaden
Ma
in
Mainz
Main
I
I
I
I
meist
häufig
> 5 hm³/a
ergiebig
meist 15-40 l/s
> 40 l/s
meist
1-5 hm³/a
weniger oder
wechselnd
ergiebig
meist 5-15 l/s
meist 0,2-1 hm³/a
I
I
sehr ergiebig
I
I
I
I
I
zusätzliche Gewinnungsmöglichkeit
durch Uferfiltrat
ar
ck
Ne
Nürnberg
I
I
I
Weniger bedeutende
Grundwasservorkommen
I
I
Saarbrücken
I
I
I
I
I
I
I
I
Ergiebigkeit von Brunnen meist < 5 l/s;
örtlich in Brunnen und Quellen große
Ergiebigkeit möglich; Nutzung aus technischen und hygienischen Gründen
eingeschränkt
I
I
I
I
I
Regensburg
I
I
Stuttgart
D
on
u
na
Do
Staatsgrenze
Ländergrenze
ar
ck
Ne
Rhe
in
Inn
München
Ammersee
Freiburg
i.Br.
Chiemsee
Starnberger
See
Autor: H.Vierhuff
Bo d
en
se
e
au
Keine bedeutenden
Grundwasservorkommen
Ergiebigkeit von Brunnen meist < 2 l/s;
örtliche Vorkommen können für die
Versorgung wichtig sein
Grundwasserführende Gesteine
Sand, Kies, Tuff
(Porenwasserleiter)
Kalkstein, Dolomit, Gips
(Karstwasserleiter)
Sandstein, Quarzit, Basalt,
Kalkmergelstein
(Kluftwasserleiter)
Bergbaugebiete
0
Institut für Länderkunde, Leipzig 2003
© Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover
25
50
75
Maßstab 1: 2750000
Grenzüberschreitende Kooperationsräume
143
100 km
Herunterladen