Wir spielen für Dich! 1. KAMMERKONZERT BEETHOVEN-HAUS Freitag, 9. November 2012, 20 Uhr Österreich in den 20er Jahren ST. PETERSBURGER KAMMERSOLISTEN Ilya Ioff Violine Lidia Kovalenko Violine Alexei Ludevig Viola Alexei Massarsky Violoncello Igor Uryash Klavier PROGRAMM Wir spielen für Dich! Klingt gut! Besuchen Sie uns doch mal bei facebook! Foto: Barbara Aumüller Immer wissen, was gespielt wird: Kostenlos unseren Newsletter abonnieren! www.beethoven-orchester.de PROGRAMM Österreich in den 20er Jahren Erich Korngold (1897-1957) Klavierquintett E-Dur op. 15 (1920-23) Mäßiges Zeitmaß, mit schwungvoll blühendem Ausdruck Adagio: mit größter Ruhe, stets äußerst ausdrucksvoll Finale: Gemessen, beinahe pathetisch PAUSE Franz Schmidt (1874-1939) Klavierquintett Nr. 1 G-Dur (1926) (bearbeitet von Friedrich Wührer) Lebhaft, doch nicht schnell Adagio Sehr ruhig – lebhaft Sehr lebhaft ST. PETERSBURGER KAMMERSOLISTEN Ilya Ioff Violine Lidia Kovalenko Violine Alexei Ludevig Viola Alexei Massarsky Violoncello Igor Uryash Klavier auch Programmhefte rer se als Pdf auf un r. ba Homepage verfüg 3 „Herrlich melodische Eingebungen“ „Ein Genie, ein Genie“, rief Gustav Mahler über ein bemerkenswertes Ausnahmetalent aus: Erich Wolfgang Korngold, 1897 im österreichischen Brünn geboren, hatte in Wien früh seine Wunderkind-Karriere gestartet und bereits mit zehn Jahren Kompositionsunterricht bei Alexander von Zemlinsky erhalten, der meinte: „Ich weiß nicht, wohin dieser Knabe noch alles gehen wird!“ Und Puccini schwärmte: „Er hat so viel Talent, dass er uns mit Leichtigkeit die Hälfte davon abgeben könnte und trotzdem noch genug für sich zurückbehielte.“ Korngold ging seinen Weg, aber einen anderen als zum Beispiel Arnold Schönberg, der ebenfalls Erich Korngold Schüler von Zemlinsky gewesen war. Daher geriet er auch später, von den Neutönern verdrängt, lange Zeit in Vergessenheit. Aber Korngold konnte und wollte der Avantgarde nicht folgen. Zwar streifte er gelegentlich die Grenzen der Atonalität. Doch stets blieb er seiner Überzeugung treu, wonach die Musik allein durch die Melodie gerechtfertigt würde. Als eine der letzten Gipfelleistungen der verdämmernden Romantik schrieb er das Klavierquintett E-Dur op. 15 – kurz nach seiner Militärzeit im Ersten Weltkrieg und dem grandiosen Erfolg seiner Oper „Die tote Stadt“. Gleichzeitig entstand sein Zyklus „Lieder des Abschieds“ op. 14, der in dem Quintett Spuren hinterlassen hat. Korngold widmete es dem befreundeten gehörlosen Bild4 hauer Gustinus Ambrosi. Am 16. Februar 1923 fand in Hamburg die äußerst erfolgreiche Uraufführung durch das Bändler Quartett mit dem Komponisten am Klavier statt. Die Zeitschrift für neue Musik „Der Anbruch“ schrieb begeistert über „das eminent schwierige Opus, dessen Ausdrucksfülle und melodiegeschwellte Empfindungswelt bisweilen den Rahmen des Kammerstils fast zu sprengen droht: Es ist eine moderne „Les-adieux“Stimmung […]: Glücksüberschwang im ersten Satz, getrübt durch Trennungsgedanken, Variationen der Abschiedslieder op. 14 als Mittelsatz, und übermütiger Jubel der Wiedervereinigung im letzten.“ Das Quintett weist zwar komplexe Harmonien und Strukturen auf, ist aber seinem Wesen nach sehr melodisch. Es ist jener duftige Stil, der Korngolds ganzes Œuvre von den Opern bis hin zu den Filmmusiken auszeichnet: Sinnlichkeit und Melos, Ausdrucksintensität und motivische Dichte prägen auch dieses Kammermusikwerk. Der Hang zum Vokalen spiegelt sich dabei nicht nur im häufigen Hervortreten einzelner Stimmen wider, sondern auch in der Gestaltung des Adagios als „freie Variationen über die „Lieder des Abschieds’“ – jene Vertonungen, die als Musterbeispiele von Korngolds gereiftem Stil gelten. In einem Handbuch für Klavierquintettspieler aus dem Jahr 1936 ist über das Werk zu lesen, dass es „unter dem äußerlich so krausen Bilde doch herrlich melodische Eingebungen“ aufweise; außerdem: „Dass es auch sehr klangvoll ist und dabei auch hochinteressant, ja wertvoll in der Harmonik […]. Es kann für den Konzertsaal gar nicht warm genug empfohlen werden, freilich nur ausgezeichneten Virtuosen.“ Der lyrische, in Sonatensatzform auskomponierte Kopfsatz besticht durch seinen thematischen Erfindungsreichtum. Überraschend folgt auf den Abschnitt voller „Glücksüberschwang“ 5 eine kurze atonale Passage, die aber – kaum begonnen – bald wieder von klarer Tonalität abgelöst wird. Im folgenden Adagio erhebt sich eine ergreifende Melodie, die Korngold hauptsächlich dem dritten Abschiedslied entlehnte: „Mond, so gehst du wieder auf“. Neun freie Variationen bestimmen den weiteren Verlauf. Neben dem Liedmaterial arbeitete Korngold auch einen musikalischen Code ein, den er erfunden hatte, um seiner Verlobten „Luzi“ (seine spätere Frau) im Publikum heimlich Liebesbotschaften zu senden. Das Finale beginnt mit einer deklamatorischen Phrase der Unisono-Streicher. Daraufhin erscheint ein fröhliches Thema, das sich in einem lebendigen und sehr komplexen Rondo ausleben kann. Eine Reihe weiterer Themen werden in schneller Folge präsentiert und variiert – bis der Satz mit der Anfangsmelodie endet. „Der musikalischste Mensch von Wien“ Um die Jahrhundertwende brachte Wiens fruchtbarer musikalischer Boden reiche Schätze hervor, darunter auch die Werke K. W. Zajicek, Theater an der Wien um 1900 6 von Franz Schmidt, der in der österreichischen Metropole besonders beliebt für sein geselliges Wesen war und das dortige Musikleben beeinflusste. Für Mahler war er „der musikalischste Mensch von Wien“. Heute ist er weitgehend in Vergessenheit geraten. Obwohl er Klavier studiert hatte, verdiente er sich lange seinen LebensunFranz Schmidt terhalt als Cellist der Wiener Philharmoniker und des Orchesters der Wiener Hofoper. Ab 1922 war er als Professor für Komposition an der Wiener Musikakademie tätig, die er dann auch bis 1931 leitete. Als Komponist blieb Schmidt wie Korngold zeitlebens ein Spätromantiker, trotz Verwendung von Chromatik und progressiver Harmonik. Er war ein „Vollblutmusiker […], dem die Erfindung in elementarer Reinheit und Fülle zufließt, der das Gestalten mit überragender Treffsicherheit vollbringt“ – wie es die Zeitschrift „Der Anbruch“ formulierte. Schmidt entwickelte seine unverwechselbar persönliche Sprache, die klassische Formprinzipien mit der romantischen Emanzipation des Klanges vereint. Charakteristisch für seine Werke sind die weit geschwungenen Melodien, die vielfach von ungarisch-österreichisch-slowakischer Volksmusik inspiriert sind. Häufig verwendete er Reihungsformen, in denen durch variative Techniken ein innerer Zusammenhalt hergestellt wird. Für den Pianisten heißt es in Schmidts 1926 komponiertem G-Dur-Klavierquintett nicht mehr „rechts vor links“. Denn es 7 entstand für Paul Wittgenstein, der im Ersten Weltkrieg verwundet worden war; sein rechter Arm musste amputiert werden. Doch er war überzeugt, dass das Klavierspiel sein einziges Talent war. Also spielte er nur noch mit links und arrangierte zahlreiche Werke der Musikliteratur für seine Zwecke. Das einhändige Klavierspiel verglich er mit Bergsteigen: „So wie man einen Berg anders erklimmen müsse, falls man von einer Seite nicht klettern könnte“. Er bat auch prominente Komponisten seiner Zeit, ihm für seine speziellen Belange Konzertstücke zu schreiben. Da er gut zahlte, nahmen u. a. Korngold, Britten, Strauss, Prokofjew und Ravel den lukrativen Auftrag an – obwohl Wittgenstein als sehr Paul Wittgenstein eigensinnig galt, gerne in den Notentext eingriff und meinte, Interpreten seien doch keine Sklaven. In Schmidts Klavierquintett spielt der Pianist also mit nur fünf Fingern – aber der Komponist kaschiert diesen Umstand so gut, dass man es kaum heraushören kann. 1927 fand in Stuttgart die Uraufführung statt. Mit Einverständnis von Franz Schmidt wurde das Werk dann später zur weiteren Verbreitung von Friedrich Wührer für Klavier zu zwei Händen bearbeitet. Wie eine vollwertige fünfte Stimme ist der oftmals fragile Klavierpart gleichberechtigt in den vollen Streicherklang integriert. Weitgehend verzichtet Schmidt auf Virtuosität und poly8 phone Texturen. Insgesamt trägt das Quintett einen heiteren Charakter. Es besticht durch seine formale Klarheit und die Leuchtkraft an Einfällen. Der Kopfsatz folgt der Sonatensatzform und zeichnet sich durch klanglich thematische Gegensätze aus: Er ist zum einen durch ein markantes Synkopenmotiv geprägt, zum anderen durch ein schwelgerisches Thema. Als zweiter Satz fungiert ein Adagio, dessen erster Teil auf dem Modell eines steirischen Ländlers beruht – der allerdings durch Temporeduktion und Kontrapunktik verfremdet wird. Auf faszinierende Weise wird die Melodie durch die vielfältigen Stimmen der Quintettbesetzung wiederholt. Im Mittelteil wird die ruhige Bewegung durch einen expressiven Ausbruch jäh unterbrochen. Ganz neue, vorwärtsweisende Klangräume tun sich auf – bis das Schema eines Marsches wieder „für Ordnung“ sorgt. Der ruhige, dritte Satz ist erneut von Folklore inspiriert. Doch das Volksmusik-Material wird nie direkt zitiert, sondern einem kunstvollen Verarbeitungsprozess unterzogen. Als tänzerischmusikantischer Kehraus des gesamten Werkes dient ein „sehr lebhafter“ Finalsatz. Heidi Rogge Das Beethoven Orchester Bonn hat 2010 unter der Leitung von Stefan Blunier die vierte Sinfonie des zu Unrecht wenig bekannten Franz Schmidt auf CD eingespielt. Die CD ist im Handel erhältlich: Franz Schmidt, Symphony No.4, Intermezzo aus „Notre Dame“ MDG LIVE 937 1631-6 9 St. Petersburger Kammersolisten St. Petersburger Kammersolisten Durch Tradition sind die Mitglieder der St. Petersburger Kammersolisten vereinigt. Alle Musiker des Ensembles sind Absolventen des weltberühmten St. Petersburger Konservatoriums und deren Repertoire hat einen direkten Bezug zu der Stadt und deren Alma Mater - das Konservatorium, dessen Gründer die Komponisten der russisch Romantischen Musikliteratur waren: Arthur Rubinstein, Alexander Glasunow und Sergei Tanejew, um nur wenige zu nennen. Gegründet 1991, spielt das Ensemble in heutiger Besetzung seit 1995. Die St. Petersburger 10 Kammersolisten bestehen aus fünf Mitgliedern, die in verschiedenen Besetzungen von Duo bis Klavierquintett auftreten. Durch Zusammenarbeit mit eng befreundeten Künstlern ist ihnen auch die Möglichkeit gegeben, die Besetzung auf Sextett oder Oktett zu erweitern. Das Repertoire reicht von russischer Romantikliteratur bis in die westliche Klassik und Romantik. Seit der Zeit der Gründung tritt das Ensemble mit großem Erfolg in Russland und neuerdings vermehrt in Westeuropa und Amerika auf. Dieses Ensemble wird wegen der virtuosen Technik und des tiefen lyrischen Ausdrucks von den Kritikern stets hervorgehoben. Ilya Ioff, Violine, ist Absolvent des St. Petersburger Konservatoriums und ehemaliger Konzertmeister des weltberühmten St. Petersburger Philharmonieorchesters. Der Primarius des Ensembles war schon Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, z. B. des Internationalen Gian Battista Viotti Wettbewerbs oder des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD in München. Lidia Kovalenko, Violine, stammt aus St. Petersburg und studierte Violine bei Professoren wie Michail Gantwang und Vladimir Ovcharek. Sie ist Preisträgerin des neunten Russischen Violin-Wettbewerbs und gegenwärtig Professorin an dem renommierten St. Petersburger Konservatorium. Alexei Ludevig, Viola, ist der Initiator des Ensembles. Er trat schon mit mehreren wichtigen Sinfonieorchestern wie dem St. Petersburger Philharmonieorchester, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und dem Novosibirsk Philharmonieorchester als Solobratschist auf. Als Schüler von Juri Baschmet und Dmitri Schebalin führte ihn seine rege kammermusikalische Tätigkeit durch die ehemalige UdSSR und Westeuropa. 11 Alexei Massarsky, Violoncello, war Schüler des berühmten St. Petersburger Professors Anatoli Nikitin. Er war Preisträger des Internationalen Tschaikowski-Wettbewerbs in Moskau sowie des Internationalen Instrumentalwettbewerbs Markneukirchen. Solistisch trat er mit dem berühmten St. Petersburger Philharmonischen Orchester, dem Züricher Opernorchester und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin auf. Zurzeit ist er Professor am St. Petersburger Konservatorium. Igor Uryash, Klavier, studierte bei Anatol Ugorski und wurde Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe, wie z. B. des Internationalen Gian Battista Viotti Wettbewerbs oder des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD in München. Als ehemaliger Kammermusikpartner von Mstislav Rostropowitsch tritt er zurzeit mit Maxim Vengerov in den wichtigen Metropolen der westlichen Hemisphäre auf. St. Petersburger Kammersolisten 12 VORSCHAU 2. MENDELSSOHN UM 11 Komm' ich nach Rom noch heut? So 25. November 2012, 11 Uhr Beethovenhalle Bonn Antonín Dvořák „Othello“, Konzertouvertüre op. 93 Nino Rota Konzert für Klavier und Orchester C-Dur Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 „Italienische“ Sebastian Knauer Klavier Beethoven Orchester Bonn Simon Gaudenz Dirigent 10.25 Uhr: Einführung mit Dr. Hartmut Hein Karten: € 25 - 13 13 THEATER- UND KONZERTKASSE Tel. 0228 - 77 8008 Windeckstraße 1, 53111 Bonn Fax: 0228 - 77 5775, [email protected] Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 18.30 Uhr, Sa von 9.00 - 16.00 Uhr Tel. Vorbestellung: Mo - Fr 10.00 - 15.30 Uhr, Sa 9.30 - 12.00 Uhr Kasse in den Kammerspielen Am Michaelshof 9, 53177 Bad Godesberg Tel. 0228 - 77 8022 Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 13.00 Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr, Sa 9.00 - 12.00 Uhr print@home: Karten buchen & drucken von zu Hause aus BONNTICKET: 0228 - 50 20 10, www.bonnticket.de Fax: 0228 - 910 41 914, [email protected] Karten auch in den Zweigstellen des General-Anzeigers und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. IMPRESSUM Beethoven Orchester Bonn Generalmusikdirektor Stefan Blunier Wachsbleiche 1 53111 Bonn Tel. 0228 - 77 6611 Fax 0228 - 77 6625 [email protected] www.beethoven-orchester.de Redaktion Markus Reifenberg Brigitte Rudolph Texte Heidi Rogge Gestaltung res extensa, Norbert Thomauske Druck Druckerei Scholl, Bonn Bildnachweise: Für die Überlassung der Fotos danken wir den Künstlern und Agenturen. 14 HINWEISE Wir möchten Sie bitten, während des gesamten Konzertes Ihre Mobiltelefone ausgeschaltet zu lassen. 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