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Die Schlacht von Narwa
Im März 1700 begann der Große Nordische Krieg. Schweden wurde überraschend von Dänemark, Sachsen und
Russland angegriffen. Bereits im Oktober 1698 hatten August II. von Polen und Friedrich IV. von Dänemark
ein Offensivbündnis gegen Schweden geschlossen, dem Peter der Große von Russland später beitrat. Nach
einem Sieg wollten die Verbündeten die zu Schweden gehörenden Ostsee-Provinzen (Schonen, Livland,
Estland, Ingermanland und Schwedisch-Pommern) unter sich aufteilen. Die Allianz glaubte an einen leichten
und schnellen Sieg, da das Land von einem sehr jungen und unerfahrenen König regiert wurde. Die gefürchtete
schwedische Armee wurde von einem Oberbefehlshaber ohne jegliche militärische Erfahrung kommandiert.
So stand im Frühling 1700 Karl XII. einer starken Koalition gegenüber und musste sein Land gegen sie
verteidigen. Seine Strategie dazu war einfach, aber brillant. Er konzentrierte alle Kräfte auf jeweils einen Feind,
um ihn zu besiegen und zum Frieden zu zwingen und wandte sich dann dem nächsten Feind zu.
Die Feindseligkeiten begannen 1700 mit dem Angriff seines Cousins Friedrich IV. von Dänemark auf das mit
Schweden verbündete Gottorfer Teilherzogtum in den Herzogtümern Schleswig und Holstein, das von
Friedrich IV., einem Schwager Karls regiert wurde. Karl nutzte die Abwesenheit der dänischen Armee, die in
Holstein operierte, aus. Er landete am 23. Juli 1700 mit englisch-holländischer Flottenunterstützung auf der
dänischen Hauptinsel Seeland, schloss Kopenhagen ein und begann im August mit der Belagerung der
dänischen Hauptstadt. Der dänische König sah sich in nun in einer gefährlichen Lage. So schloss Friedrich IV.
am 18. August 1700 mit Schweden den Frieden von Traventhal. Der Status quo ante wurde wieder hergestellt,
Dänemark schied aus der anti-schwedischen Koalition aus
Karl wandte sich nun den beiden übrig gebliebenen Gegnern zu, dem Russischen Reich und Sachsen-Polen.
Beide waren dabei, die schwedischen Besitzungen im Baltikum anzugreifen. Russland begann im August 1700
mit seinem Angriff auf Estland und im September wurde mit der Belagerung der schwedischen Festung Narwa
begonnen. Karl XII. entschloss sich, das russische Heer anzugreifen, und so die Festung Narwa zu entsetzen.
Am 19. August erklärte Russland Schweden den Krieg. Mitte September 1700 erreichte die russische Vorhut
das stark befestigte Narva. Am 4. Oktober 1700 begann die russische Armee, inzwischen auf 37.000 Mann
verstärkt, einen Wall zu errichten und danach die Belagerung. Die zuvor verstärkte schwedische Garnison in
Narva bestand aus 3.000 Infanteristen, 200 Kavalleristen und 400 bewaffneten Zivilisten. Russische Kosaken
verheerten derweil Wierland, den Osten Estlands. Vom 4. November bis zum 14. November 1700
bombardierten die Russen mit ihrer Artillerie erfolglos die Festung. Dann ging ihnen die Munition aus, die
Kanonen schwiegen und sie mussten auf Nachschub warten. Daraufhin trafen gleich zwei Nachrichten in Narva
ein, welche für die Russen beunruhigend waren: August hatte Livland verlassen und war mit seinem Heer in
die Winterquartiere nach Kurland gezogen, und eine schwedische Armee, die in Pernau gelandet war, befand
sich bereits auf dem Weg nach Narva. Karl XII. befehligte beim Abmarsch aus Reval ein Heer mit einer
Gesamtstärke von 10.537 Mann. Am 13. November 1700 begann der Marsch vom befestigten Reval nach
Narva, dabei mussten die Schweden das von russischen Streifscharen verwüstete Land durchqueren. Überall
sah man nur ausgebrannte Bauernhäuser und Dörfer. Nirgendwo gab es Futter für die Pferde oder Nahrung für
die Soldaten. Der kalte Novemberregen durchnässte die Soldaten bis auf die Haut und sie litten an Hunger.
Nachts ging der Regen in Schnee über, der Boden begann zu frieren, und die Soldaten mussten, wie auch der
König auf dem matschigen Boden schlafen. Drei Gebirgspässe konnten ohne Widerstand überwunden werden,
erst 30 km vor Narva kam es an der Pyhäjöggi-Schlucht zu einem kleinen Scharmützel zwischen den
Vorausabteilungen. Am 19. November 1700 erreichten die durchnässten und schlammverschmierten Schweden
Narva. In der Nacht vom 17. auf den 18. November 1700, nachdem die Nachricht vom Gefecht an der
Pyhäjöggi-Schlucht eingetroffen was, verließ Peter überstürzt, um nicht zu sagen fluchtartig, das Schlachtfeld.
Das Oberkommando über die russischen Truppen übergab er in aller Eile dem Herzog Charles Eugène de Croy,
einem Adeligen aus den Niederlanden in russischen Diensten. Croy konnte kein Russisch, kannte die ihm
unterstehenden russischen Offiziere nicht und hatte deshalb Schwierigkeiten, Befehle zu erteilen. Dazu kam,
dass er mit der Aufstellung der russischen Truppen nicht einverstanden war. Die russischen Soldaten hatten in
wochenlanger Arbeit einen kilometerlangen doppelten Wall errichtet. Die Befestigungen waren nach Osten hin
gegen die belagerte Garnison in Narva, und nach Westen hin gegen eine eventuelle Entsatzarmee mit Gräben
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Ausstellungen in der früheren Central-Versteigerungshalle Ringstrasse 28 in 24103 Kiel
und spitzen Holzpfählen bewehrt. Dazwischen standen quer zum Wall die Zelte. Als erfahrener Soldat und
Truppenführer erkannte Croy, dass die russischen Verteidigungslinien über eine Länge von 7 km zu weit
auseinander gezogen waren. Die Kräfte waren daher zu stark zersplittert und die Gräben zu dünn besetzt. Er
erkannte, dass ein konzentrierter schwedischer Angriff auf einen einzigen Punkt der russischen Verschanzung
zum Durchbruch durch die Linien führen musste. Den Belagerungsring nach Osten, nach Narva hin, musste er
ebenfalls verteidigen, um einen möglichen Ausbruchsversuch der Garnison zu verhindern.
Am 30. November 1700 brachen die Schweden ihr Nachtlager ab und erreichten um 10 Uhr das Schlachtfeld.
Karl XII. und General Rehnskjöld erkennen sofort die Schwachstelle in der russischen Aufstellung. Sie
beschließen einen konzentrierten Angriff auf die überdehnten russischen Verteidigungslinien; sie sollen an
einem Punkt durchbrochen werden. Dann soll sich das schwedische Heer nach Norden und Süden teilen, und so
die russischen Linien von innen her aufrollen. Gegen zwei Uhr am Nachmittags began der schwedische
Sturmangriff auf die russischen Linien: 10.000 Schweden attackierten weit über 37.000 gut verschanzte
Russenin einem Schneesturm, der den Vormarsch der Schweden weithin verdeckte. Die wohldisziplinierten
Schweden trieben die unerfahrenen russischen Rekruten in zwei Richtungen nach Nord und Süd auseinander.
Auf der Flucht über die Narwa ertranken tausende von Pferden und Männern in dem eiskalten Fluss. Am
Abend kapitulierten die letzten russischen Widerstandsnester.
In der Schlacht fielen 31 schwedische Offiziere und 646 Soldaten, 1.200 Schweden wurden verwundet. In
schwedische Gefangenschaft gerieten 10 Generäle, darunter auch der russische Oberbefehlshaber Charles
Eugène de Croy, 10 Obristen und 130 weitere hohe Offiziere. Der Leibarzt des Zaren und ein Günstling
gehörten ebenfalls dazu. Die Schweden erbeuten darüber hinaus 230 Standarten des russischen Heeres, die
gesamte russische Artillerie mit 180 Geschützen und große Mengen Munition, über 20.000 Musketen und die
Kriegskasse des Zaren mit 32.000 Goldrubel.
Die russischen Verluste können nur geschätzt werden, aber von den Truppen, die bei Narva gekämpft hatten,
erreichten weniger als 23.000 Mann Nowgorod. Die Gesamtverluste müssen daher auf 19.000 bis 20.000 Mann
geschätzt werden, inklusive Hunger, Krankheit, Verwundung und Desertion. Ende 1700 bestand die gesamte
russische Armee nur noch aus 34.000 Soldaten, allerdings ohne Geschütze, ohne Munition, zum Teil ohne
Gewehre, und obendrein ohne jegliche Disziplin oder Moral.
Die Schlacht von Narwa gilt als eine der größten Siege der schwedischen Militärgeschichte. Ende 1700 hatte
Karl XII. Schweden erfolgreich verteidigt und alle feindlichen Truppen von schwedischem Territorium
vertrieben. Sein triumphaler Sieg in der Schlacht von Narwa machte Karl XII zum umworbensten Herrscher
Europas.
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