LÖSUNGEN zur Klausur zur Vorlesung Allgemeine Chemie II (Organische Chemie) für Studierende der Agrarwissenschaften und der Ökotrophologie im Wintersemester 2003/04 vom 26. März 2004 Aufgabe Erreichbare Punkte 1. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 2 4 2 4 2 4 4 2 2 2 2 2 Geben Sie die Strukturformeln von vier verschiedenen Estern Ihrer Wahl an! allgemeine Formel eines Esters (war NICHT gefragt): O R OR' Dazu waren vier beliebige Beispiele zu nennen, exemplarisch: O O O H3C 2. OCH3 O OCH3 H3C OCH2CH3 H O Geben Sie die Strukturen sämtlicher Isomere (ohne Konformere) von Buten an und benennen Sie diese! cis-2-Buten trans-2-Buten 1-Buten (Einge hatten recht: Isobuten gehört auch dazu, die drei hier angegebenen Isomere reichten jedoch aus.) 3. Zeichnen Sie die Struktur einer beliebigen chiralen organischen Verbindung! Irgend eine Verbindung der allgemeinen Formel: (oder auch komplexer mit mehr als einem stereogenen Zentrum) z. B. L- oder D-Milchsäure. R1 R3 R4 C R2 4. Geben Sie jeweils ein Beispiel (Struktur und Namen) für eine organische Säure und eine organische Base an. Schreiben Sie jeweils das Gleichgewicht für die Reaktion dieser Verbindung mit Wasser auf! Organische Säuren sind Carbonsäuren (Protonendonator in Wasser), organische Basen Amine (Protonenakzeptor in Wasser); Beispiele: O O + H2O H3C + H3O H3C O OH Essigsäure H3C H3C NH2 + H2O NH3 + OH Ethylamin 5. Erklären Sie mittels einer Zeichnung, was Wasserstoffbrückenbindungen sind. Geben Sie ein Beispiel, wo sie in der Natur eine wesentliche Rolle spielen. Wasserstoffbrückenbindungen sind eine besonders wichtige Form von molekularer Wechselwirkung (Nebenvalenzbindung), die sich zwischen einem an elektronegative Elemente (Protonendonator, X) kovalent gebundenen Wasserstoff-Atom und dem einsamen Elektronenpaar eines anderen elektronegativen Atoms (Protonenakzeptor, Y) ausbildet. Im allgemeinen formuliert man ein solches System als RX–H !!!!!!! YR', wobei die punktierte Linie die Wasserstoffbrücke symbolisiert. H Als X u. Y kommen hauptsächlich O, N und S in H H H Frage. O O Im Fall von Wasser formuliert man beispielsweise: H H O 6. Abgebildet ist die Struktur einer Phantasieverbindung. Benennen Sie alle funktionellen Gruppen und Partialstrukturelemente dieses Moleküls. Hydroxygruppe (Alkohol) HO Doppelbindung (Alken) Cyclischer Ether (TetrahydrofuranRing) Carbonylgruppe (Keton) O O COOH Carboxylgruppe (Carbonsäure) -2- 7. Erklären Sie, warum Cyclohexen eine Bromlösung entfärbt, Benzol dagegen nicht. Geben Sie für beide Fälle das Edukt und gegebenenfalls das Produkt an! Im Fall des Alkens Cyclohexen findet sofort eine elektrophile Additionsreaktion des Broms an die Doppelbindung des Alkens statt; Brom wird verbraucht, die Bromlösung damit entfärbt. Im Fall von Benzol kann eine Reaktion nur mit Katalysator stattfinden; dann handelt es sich um einen elektrophile Substitutionsreaktion. Ohne Katalysator findet wegen der Mesomeriestabilisierung des Benzols keine Reaktion statt. Br2 Br Br 8. Angegeben ist die Struktur der offenkettigen Form von D-Glucose in der Fischer-Projektion. Zeichnen Sie die Struktur des Enantiomers dieser Verbindung und benennen Sie es. Welches der beiden Enantiomere kommt in der Natur häufiger vor? H O OH O HO HO HO OH HO OH HO OH HO häufiger 9. H L-Glucose; ist das Spiegelbild (Enantiomer) von D-Glucose; letztere ist die häufigere Form. Geben Sie die allgemeine Strukturformel eines Lipids an! Aus welchen Molekülbausteinen O ist es aufgebaut? R1 Ein Lipid ist ein Triester aus drei (ungesättigten) Fettsäuren und dem dreiwertigen Alkohol Glycerin. O O R2 O O O R3 -3- 10. Erklären Sie, was eine Lipid-Doppelschicht ist! Wo spielt sie in der Natur eine Rolle? Die Plasmamembran von Zellen wird von einer Lipid-Doppelschicht aufgebaut. Dazu ordnen sich die amphiphilen Lipidmoleküle so an, dass die polaren, hydrophilen Kopfregionen der Moleküle nach außen, die lipophilen (hydrophoben) „Schwänze“ der Moleküle nach innen gerichtet sind (supramolekulare Anordnung). 11. Erklären Sie kurz, was ein Enzym ist (zu welcher Stoffklasse gehören Enzyme und welche Funktion haben sie?). Enzyme sind Proteine, die als Biokatalysatoren für den Stoffwechsel von grundlegender Bedeutung sind. 12. Geben Sie für die folgenden Moleküle jeweils eine wesentliche biologische Funktion an! Cellulose: Stützfunktion in Pflanzen Ester: Duftstoffe, Aromen, Wachse Fette: Energiespeicher, Aufbau von Membranen Nukleinsäuren: Träger der Erbinformation Bonuspunkt: In dieser Klausur kann man maximal 32 Punkte erreichen. Wie viele stereogene Zentren muss ein Molekül besitzen, damit es in maximal 32 stereoisomeren Formen vorkommen kann? 5 natürlich (25 = 32) -4-