Prof. Dr. Paul J.J. Welfens, Jean Monnet Chair for European Economic Integration and Chair in Macroeconomics, University of Wuppertal © 2008/09 Grundlagen der Volkswirtschaftslehre/Makroökonomik/EU-Integration Empfohlenes Buch: Welfens, P.J.J., Grundlagen der Wirtschaftspolitik. Institutionen – Makroökonomik – Politikkonzepte, Heidelberg: 4. A. Zudem: Monatsberichte der Dt. Bundesbank Monatsbericht der Europäischen Zentralbank (www.ezb.org) Auszugsweise: Gutachten Sachverständigenrat zur Begutachtung der ges.wi. Entwicklung (via Website Statistisches Bundesamt zugänglich) Website der Europäischen Kommission Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 1 Studium Volkswirtschaftslehre/ Makroökonomik Volkswirtschaftslehre befasst sich mit u.a. Wirtschaftsordnung: Soziale Marktwirtschaft… Gesamtwirtschaftlicher Güterproduktion Gesamtwirtschaftlicher Güternachfrage Beschäftigung/Arbeitslosigkeit.. Studium (BA) Vorlesung (Pflicht) Übung (Pflicht) Tutorien + Internet-Selbsttest + alte Klausuren Prof. Dr. Paul J.J. Welfens Private Gruppenarbeit (www.eiiw.eu) 2 Wissenschaftliches Studium Wissen erwerben und KRITISCH vertiefen Mit anderen Lernen Fähigkeiten entwickeln Gute Basis legen, um später vernünftiges Einkommen zu erzielen; Möglichkeit, die Wirtschaftentwicklung/die Welt zu beeinflussen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 3 Aufbau Studium: Hier Volkswirtschaftslehre (VWL) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 4 Von Theorie zum Handeln Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 5 Zeitliche Staffelung der Analyse Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 6 Felder der Analyse; wichtig Markt (p in €/Mengeneinheit!) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 7 Knappheit als Grundproblem Im Schlaraffenland Güter relativ zu Bedürfnissen im Überfluss vorhanden; Reale Welt: Es gibt eine Verwendungskonkurrenz bei den Gütern bzw. Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital etc.); der Mensch muss über alternative Verwendungsmöglichkeiten der Produktionsfaktoren entscheiden = Knappheit mindern Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 8 A.1 Untersuchungsgegenstände der Volkswirtschaftslehre A.1.1 Ausgangspunkte der VWL (1) Nutzen der Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft, die Wirtschaftsprozesse in Volkswirtschaften, Regionen, Sektoren bzw. Unternehmen + Haushalten im Marktprozess untersucht: FIRMA X, Verband Y, Politiker Z interessiert an Analyse Es geht u.a. um die Preise von Gütern und Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital), die Höhe der Produktion, Arbeitslosenquote... Es geht auch um Analyse von Anreizen, Ausgestaltung von Institutionen – zwecks Wohlstandssteigerung /auch NPÖ Grundsachverhalte des Wirtschaftens... Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 9 Charakteristika einer modernen Volkswirtschaft Knappheit: Spannungsverhältnis zwischen Bedürfnissen und Ressourcen bzw. vorhandenen Gütern Arbeitsteilung: Menschen spezialisieren sich, tauschen Leistungen aus, und zwar national und international (21. Jahrhundert: Globalisierung) Interdependenz (gegenseitige Abhängigkeit) bzw. Unübersehbarkeit: Arbeitsteilung im wechselseitigen Wirtschaftsprozess steigert Produktivität, aber schafft gegenseitige Abhängigkeiten & Intransparenz... Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 10 Charakteristika einer modernen Volkswirtschaft Dynamik: technisch, demographisch, ökologisch bewältigen;Modernisierung als Bedrohung empfunden (Kirche: Kopernik. Wende/Fernrohr; Industrialisierung) Interessengebundenheit ökonomischen Handelns Menschen haben unterschiedliche Interessen/Machtposition...; Konflikte sinnvoll lösen Internationalität: Es bestehen in offenen Volkswirtschaften Beziehungen zu Ausland via Handel, Kapitalverkehr (Direktinvestition + internationale Portfolioinv.), Migration, Technologiehandel, Internet Dirketinvestiition= Investition eines multinationale Unternehmens im Ausland; Porfolioinv. Ist rein renditeorientiert, kein unternehmerisches Engagement = Beteiligung <10% Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 11 Konkurrenz und Kooperation der Länder Kooperation zwischen Ländern bei gemeinsamen Interessen; in Nachbarschaft Konkurrenz um Einfluss (ökonomisch, politisch); Wettbewerb der Wirtschaftssysteme – Set von Regeln und Institutionen Gemeinsame Herausforderungen Umwelt (z.B. Flüsse/Meere; saubere Luft, Klima) Stabilität (Konjunkturfragen; Finanzsystem) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) Wohlstand erhöhen 12 Rolle von Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft Beschreibung; Systematisierte Fakten zu Einkommen, Beschäftigung, Innovationsstärke (Patent), Arbeitslosenquote, Inflation, Pro-KopfVermögen, Fiskal-, Geld-, Innovationspol. etc. Analyse= Erklärung; Basis für Prognose Wirtschaftspolitik: Gestalten der Wirtschaftsordnung (Ordnungspolitik) & Eingriffe; lokal, national…; supranational; via Internationale Prof. Dr. Paul J.J. Welfens Organisation (www.eiiw.eu) 13 Europäische Integration: Vielfalt kooperativ effizient gestalten Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 14 Grundproblem in Marktwirtschaft: Ressourcenallokation In Unternehmen wird produziert für Markt Auf Basis von Ressourcen bzw. Preissignalen vom Markt (bei Wettbewerb bestimmen Konsumenten, was die Unternehmen produzieren) Annahmen: Unternehmen maximieren ihren Gewinn; Haushalte wollen Nutzen maximieren Marktmäßige Allokation (dezentrale Lenkung der Ressourcen in alternative Verwendungsbereiche) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 15 Knappheit effizient bewältigen?!/Begriff Allokation In der Realität wird über die Verwendung des Ressourceneinsatzes (z.B. 100 L Öl; oder 100 h Zeit) auf konkurriende Verwendungszwecke entschieden = Entscheidung über Ressourcenallokation; bei bestimmtem Ressourcenpreis pi, Güterpr. pj 30 L Öl für Heizen 60 L Öl für Autofahren 10 L Öl als Vorprodukt im Pharmasektor eingesetzt Wie verändert sich Aufteilung(Ressourcenallokation),wenn pi steigt? Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 16 Auf- und Abstiegsprozesse in der Weltwirtschaft (y); unterschiedliche Landesgröße (Bruttoinlandsprodukt Y) y (Pro-Kopf-Eink.) USA CH, EU Australien... EU-Beitrittsländer (Estland... Polen) ASEAN-Länder Entwicklungsländer, INDIEN CHINA Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) Y 17 Grundfragen der Volkswirtschaftslehre (Auswahl) Warum gibt‘s arme Länder und reiche Länder (y)? Welche Bedeutung hat Wirtschaftsordnung (Institutionen, z.B. Europäische Zentralbank)? Welche philosophischen Ideen wirtschaftlich wichtig? Welche ökonomischen Effekte haben Handel und Kapitalverkehr: auf Einkommen, Beschäftigung etc. Die Rolle des Staates für effizientes Wirtschaften? Wie mißt man die gesamtwirtschaftliche Leistung eines Landes; wie Stärke/Schwäche messen? (VGR!) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 18 Wertschöpfung innerhalb der Landesgrenzen Bruttoinlandsprodukt: Bezeichnet die Wertsumme aller neu erstellten Güter und Dienstleistungen in der abgelaufenen Periode in einem Land (Beispiel: Gütermenge Brot q zu Preis p und Gütermenge Milch Q, Preis p‘: Wertschöpfung = pq + p‘Q) Nominal = zu laufenden Preisen Real: Y = zu konstanten Preisen (in Gütereinheiten) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 19 Wachstumsrate (gY) Jährliche Änderungsrate von Y (gY) (Y1 – Yo)/Yo; Beispiel (110-100)/100 = 10%; Wenn jährliche Wachstumsrate, dann Y1 für laufendes Jahr (oder Quartal), Yo Wert aus Vorjahr (relevantes Vorjahresquartal) Merke: wenn sehr kleines Zeitintervall (t Zeitindex): gY:=[dY/dt]/Y = dlnY/dt ist Wachstumsrate; also eine Grafik mit lnY auf Ordinate und t auf Abszisse zeigt bei der Steigung des Graphen (tg α) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens die Wachstumsrate an (www.eiiw.eu) 20 Hinweis für Differenzieren bzw. Wachstumsraten Wenn A(t) = B(t) C(t) Wenn A(t)= B(t) + C(t); dA/dt =dB/dt + dC/dt dlnA/dt = dlnB/dt + dlnC/dt; also gA = gB + gC Links mit 1/A und rechts mit [B/B]/A bzw. [C/C]/A multiplizieren; also gA = [B/A]gB + [C/A]gC Y = C(t) + I(t); geschlossene Wirtschaft ohne Staat gY = [C/Y]gC + [I/Y]gI = cgC+(1-c)gI; sei c = 0,8, gC=2%, 1-c=0,2, gI=6; gY=1,6%+1,2%= 2,8% Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 21 12 Reales BIP-Wachstum (in %) (M, Q, Y) Wachstumsraten in % pro Jahr 10 8 6 4 2 -2 USA Frankreich EU15 Quelle: Eurostat -4 20 05 20 07 20 01 20 03 19 97 19 99 19 93 19 95 19 91 19 87 19 89 19 83 19 85 19 79 19 81 19 75 19 77 19 71 19 73 0 UK Deutschland Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 14 22 Arbeitslosenquote in ausgewähltern Ländern (in %) (M, Q, Y) 12 10 8 6 4 USA Frankreich EU25 2 UK Deutschland Quelle: AMECO Database 50 20 04 20 06 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 20 00 20 02 19 96 19 98 19 94 19 92 19 90 19 86 19 88 19 84 19 82 19 78 19 80 19 74 19 76 19 70 19 72 0 23 Export- und Importanteil am BIP von Deutschland (in %) (M, Q, Y) 45 40 35 30 Exportquote 25 Importquote 20 15 10 5 Quelle: Eurostat 2007 2006 2005 2004 2003 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 0 24 Inflation und Nominalzinssatz Inflation: Änderungsrate des Preisniveaus P; dieses ist eine gewichtete Summe der Einzelpreise aller (neu erstellter) Güter und Dienstleistungen; Inflation heißt gP>0 Nominalzinssatz i ist der Zins für Kredit (im Kreditvertrag); als Realzinssatz r bezeichnet man die Differenz von i und gP. Üblicherweise ist der Realzinssatz positiv. Man kann zeigen, Paul J.J. Welfens dass gilt i= r + gP Prof. Dr. (www.eiiw.eu) 25 12 Inflation und Nominalzins in der Eurozone (in %) (M, Q, Y) 10 8 langfristige Zinssatz Inflation 6 4 2 Quelle: Eurostat, AMECO Database 400 Aktienindices ausgewählter Länder (1995=100) 2007 2006 2005 2004 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 0 26 (M, Q, Y)) 350 300 250 200 150 100 50 27 2008m08 2008m01 2007m06 2006m11 2006m04 2005m09 2005m02 2004m07 2003m12 DAX30 NIKKEI225 (JAPAN) 2003m05 2002m10 2002m03 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 2001m08 2001m01 2000m06 1999m11 1998m09 1998m02 1997m07 1996m12 1996m05 1995m10 1995m03 1994m08 1994m01 1993m06 1992m11 1992m04 1991m09 1991m02 1990m07 1989m12 1989m05 1988m10 1988m03 1987m08 1987m01 1999m04 EUROSTOXX50 FTSE100 (UK) US DJ Industrial Average Quelle: Eurostat. 0 Grundfragen VWL (Teil 2) Warum ist Wettbewerb bzw. Wettbewerbspolitik so wichtig für die Verbraucher? Wie kann der Staat Konjunktur (Boom/Rezession) und Wachstum oder Inflation und Beschäftigung beeinflussen? Wirtschaftspolitik USA/EU/D... Was ist Globalisierung? (+/-); welche Rolle haben internationale Organisationen (IWF, WB, EU...) Anmerkung VWL: Logische Perspektive 2-LandModell: Nettoimport I = Nettoexport II; wenn Export – Import in I <0, dann Exp.>Imp. in Land II Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 28 Wirtschaft und politische Macht Wirtschaftsexpansion= Land wichtiger Partner für Handel/Kapitalverkehr... Wirtschaftsexpansion =Land attraktiv f. Investoren Wirtschaftsexpansion= starke Ressourcen- & Steuerbasis Politische Macht eines Land hängt positiv von florierender Wirtschaft ab Land I: 1% Wachstum von y pro Jahr (y0 x2 in 75 J.); II: 3% p.a. (x9 in 75J) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 29 Grundlagen: Knappheit und Produktionsfaktoren Es gibt ein grundlegendes Spannungsverhältnis zwischen Bedarf und verfügbaren Gütern und Dienstleistungen: Es gibt also Knappheit, die es bestmöglich („effizient“) zu mindern gilt. Produktion Y erfolgt auf Basis von Produktionsfaktoren: Arbeit, Boden (Natur), Kapital, technisches Wissen – steigt Menge & Qualität, so steigt Y Mensch bzw. wachsende Menschheit wünscht steigende Güterversorgung – wie jetzt und in Zukunft möglich? Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 30 Analysebereiche der VWL Beim Wirtschaften sind nicht nur Unternehmen bzw. Arbeitnehmer für Produktionsergebnis relevant, sondern es gibt auch – u.a. anreizbezogen – Beitrag der realisierten Wirtschaftsordnung und der Wirtschaftspolitik; Volkswirtschaftslehre befaßt sich u.a. mit Wirtschaftsentwicklung, -ordnung, -politik (national bis Weltwirtschaft) Analyse von ökonomischen Differenzen im Zeitablauf und im Querschnitt; Frage nach Rolle von Wirtschaftsordnung und Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 31 Einige wichtige Fragen in VWL Wie kann man Knappheit EFFIZIENT überwinden? Welche Anreize wirken jeweils auf Akteur(e) am Markt? Wie ergeben sich Preise, Absatzmengen auf Märkten? Existiert Marktgleichgewicht? Ist Gleichgewicht stabil? Anpassungsfähigkeit von Systemen im Zeitablauf bzw. veränderliche Rolle des Staats? Wie entwickeln sich die realen (also inflationsbereinigten) Einkommen? Warum Arbeitslosigkeit, Inflation (Interdependenz Wi./Pol) Rolle von Staatsschuld, Steuern; Gesundheitssystem/Reform Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 32 Analysemethoden Wirtschaftsgeschichte als Sammlung von Erfahrungsmaterial Aufstieg Europas; Aufstieg Europas, Aufstieg Chinas, Zerfall UdSSR/DDR Modellanalyse: mathematische – auch grafische – Analyse; formale Darstellung eines Entscheidungsproblems bzw. ökonomischer Entwicklung. Parameteranalyse Empirische/statistische Analysen, um systematisch (mit Datenbasis) Erklärungsfaktoren von Phänomen X zu bestimmen; Zeitreihenanalysen (z.B. für 1 Land), Querschnittsanalysen (Daten von x Ländern!),… Simulation Vergleichende internationale Analyse Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 33 Ausgewählte Probleme im Focus der Volkswirtschaftslehre Arbeitslosigkeit Inflation Deflation VWL Staat vs. private Wirtschaft Internat. Wirtsch. beziehung Finanzierung Staat Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 34 Ergänzende Fragen (selten gestellt; z.B. Kosten von Kriegen, Hurricans, Malaria etc.) Naturkatastrophen Zerstörung von Vermögen, Verlust an Leben; Leid Kriege Epidemien Unangenehme, z.T. seltene Ereignisse; Analyse Vergangenheit, und t Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 35 Staat und Wirtschaft Staat und Wirtschaft mit drei Facetten Staat setzt Regeln und Institutionen, die Rahmen für Entscheidungen von Unternehmen und Haushalten vorgeben (Nebenbedingung!); Regeln + Institutionen können hilfreich bei Knappheitsminderung sein; oder aber schädlich (s. DDR) Staat =Nachfrager in Wirtschaft (Verteidigung...) Staat ist z.T. Anbieter in Wirtschaft (Bildung, Bahnverkehrsdienste, Gesundheitssystem...) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 36 Soziale Marktwirtschaft in Deutschland (Ludwig Erhard, Müller-Armack) Soziale Marktwirtschaft ist eine Wirtschaftsordnung [=Set von Regeln und Institutionen], die auf Basis von privatem Eigentum und Wettbewerb auf Märkten leistungsmotivierend für Produktion bzw. sozialen Ausgleich zugunsten ärmerer Schichten Einkommenserzielung ist; zugleich auch erzeugt; u.a. durch Sozialpolitik Konflikt zw. Besteuerung/Sozialpolitik und Leistungsmotivation Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 37 Warum bedarf es einer Wirtschaftsordnung als Rahmen für einzelwirtschaftliche Entscheidungen? Arbeitsteilung bzw. Spezialisierung, was Spezialisierungsgewinn & Abhängigkeiten bringt Unüberschaubarkeit: Probleme bei Erwartungsbildung(s. Besuch in Land ohne Wirtsch.ordnung) Potenzielle Konflikte - Menschen haben unterschiedliche Interessen; eine gewisse Kontrolle durch Regeln & Institutionen nötig Sinnvolle (effiziente) Koordination millionenfacher Einzelaktivitäten notwendig Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 38 Weltwirtschaftliche Perspektive: Einwohnerzahl, Pro-Kopf-Einkommen, Arbeitslosenquoten, Inflationsraten,… Änderung der Bevölkerungszahl Technischer Fortschritt Wertewandel Politische Schocks Klimaänderungen etc. USA Europa Asien NICs (Newly Industrializing Countries) & Entwicklungsländer Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 39 Gestaltung und Eingriffe durch Staat/Wirtschaftspolitik Weltwirtschaft Nationalstaat(en) Zentralstaat Bundesländer Internationale Organisationen (z.B. G-8, IMF, Weltbank, WTO Regionale Organisationen (z.B. EU, OECD) Gemeinden Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 40 Volkswirtschaftslehre mit 2 Teilbereichen Volkswirtschaftslehre Mikroökonomik Makroökonomik Statistik, Jura, Soziologie=Hilfswissenschaften Makroökonomik behandelt gesamtwirtschaftliche Sachverhalte; z.B. Höhe der gesamtwirtschaftlichen Produktion („Bruttoinlandsprodukt“= Produktion aller neuer Güter und Dienstleistungen innerhalb des Landes in abgelaufener Periode; Höhe der Inflationsrate (prozentuale jährliche Änderungsrate des Preisindexes (fasst alle Einzelpreisänderungen auf Märkten i, j gewichtet zusammen); Arbeitslosenquote (dh Relation von Arbeitslosen zu Beschäftigten –oder zu Erwerbspersonen) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 41 Ökonomisches Prinzip: Allgemeines Klugheitsgebot Knappheit optimal zu mindern, verlangt nach Beachtung des ökonomischen Prinzips: Ausprägung Minimalprinzip: Ein gegebenes Ziel (Produktionsmenge) mit geringstmöglichem Mitteleinsatz erreichen Ausprägung Maximalprinzip: Mit gegebenem Mitteleinsatz höchstmöglichen Zielerreichungsgrad (maximale Produktion) realisieren Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 42 Mikroökonomik: Modellanalyse & verhaltensorientiert/empirisch; Mikroökonomik (kleine Einheiten-Analyse) Haushaltstheorie; wie verhält sich Familie Müller/Herr Müller/Frau Müller bei Konsum (Nutzenmaximierung bei Nebenbed. Budgetrestriktion), Ersparnis, Arbeitsangebot (!) Unternehmenstheorie (ähnlich der BWL; wie verhalten sich Unternehmer – z.B. als Gewinnmaximierer) Preistheorie – Angebot und Nachfrage bei gegebener Zahl der Anbieter/Nachfrager, gegeb. Produkt treffen zusammen Wettbewerbstheorie: analysiert Einzelmärkte bei Auftreten neuer Produkte oder bei Prozeßinnovationen (Kostensenkung); Schumpetersche Perspektive Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 43 Überlegung zu Mikroökonomik: Nachfragkurve DD – Nachfragemenge qd ist negative Funktion von Preis p & anderer Einflüsse..(d=demand). Prohibitivpreis p Die Lage der Nachfragekurve DD0 hängt ab vom Pro-Kopf-Einkommen y, Bevölkerungszahl B;hier als gegeben angenommen DD0 0 Sättigungsmenge q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) Nachfragefunktion qd=qd(p, y0, B0); q ist negative Funktion von Preis p: je höher p, desto geringer Nachfrage qd; y0, B0 heißen LageParameter (wie weit weg von 0) 44 Effekt einer Erhöhung der Einkommen aller Nachfrager = Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts p DD0 0 DD1 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 45 Mikroökonomik: Angebotsseite auf dem Markt – angebotene Menge ist positive Funktion von p & anderen Einflüssen: SS(p,...) p Lageparameter sind z.B. Energiekosten (kommt in a zum Ausdruck); oder auch der erwartete Preis pE in der Periode t+1. Angebotskurve = Grenzkostenkurve (k‘); k‘ ist erste Ableitung Kostenfktn, ... qs= a+bp SS0 0 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 46 Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve bestimmt Gleichgewicht auf dem Markt: ALLE kaufen zum Preis p0 positive Grenzkosten k‘ (k‘=Kosten einer zusätzlichen Produktionseinheit) p bei WETTBEWERB Gleichgewichtspreis ist p0, Gleichgewichtsp0 Menge ist q0. Umsatz =p0q0; der Preis = Grenzkosten! A SS0 E0 DD0 B Was geschieht, 0 wenn DD0 nach rechts verschoben? q0 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q 47 Massenproduktionsvorteile (sinkende Grenzkosten in einigen Sektoren, z.B. PKW, Stahl, Chips) Beachten: bei Abweichung von Wettbewerbspreisbildung gilt nicht Preis=Grenzkosten! (&Faktorpreisbildung betroffen) In Standardmodellen wird angenommen, dass gewinnmaximierende Unternehmen für die Produktionsseite stehen: homogene gehandelte Güter. Im Gleichgewicht ist der Marktpreis p = Grenzkosten k‘ Ggf. zu prüfen, ob Abweichungen von der beschriebenen Konstellation zu besonderen Politik-Problemen führt? Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 48 Beachten für 2-Güterwelt (mit Grenznutzen bei Gut q: ∂U/∂q:=U‘) Nutzen U des Haushaltes hänge ab mit der Menge an Konsum von q (Gut 1) bzw. Q(Gut 2) U(q,Q); jeweils positiver Grenznutzen für beide Güter (Brot und Kuchen); Grenznutzen ist der Nutzen der zuletzt konsumierten Einheit; dU = U‘qdq+ U‘QdQ Budgetrestriktion Y‘ (Nominaleinkommen= = pq + p‘Q; ist Nebenbedingung bei Nutzenmaximierung Nutzen wird maximal, wenn gilt U‘q/U‘Q=p/p‘ Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 49 Nominaleinkommen= Größen in Währungseinheiten Stundenlohn W= 20 €/Stunde, p für Brot sei 2€/kg; dann ist Reallohn w= W/p= 2 kg Brot/h Arbeit Nominaleinkommen Yn in Währungseinheiten: z.B. 100 Euro Realeinkommen= Yn/P ist Einkommen in Gütereinheiten; =Einkommen zu konstanten Preisen! sei Preis (bzw. Preisniveau P) = 1 Euro pro kg Brot, Yn/P = Y (Realeinkommen Y = 100 kg Brot, falls Yn=100€) steigt P stärker als Yn, sinkt das Realeinkommen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 50 Standard-Mikroperspektive bei Konsumnachfrage: Einkommen als Einflussfaktor Konsumverhalten von Familie i zu erklären; wovon wird Ci, die Konsummenge (neben dem Preis), bestimmt? Bezeichne Yi das Einkommen von i, τ Einkommensteuersatz, gilt – laut Beobachtung [mit Proportionalitätsfaktor ci]; Konsumfunktion Ci = ciYi(1-τ)= ciYverfügbar; Annahme 0<ci<1 Der Konsum von Familie i ist also proportional zum verfügbaren Einkommen; also gilt: wenn Yi steigt oder τ sinkt, dann erhöht sich Ci. Diese Gleichung kann auch modellmäßig hergeleitet werden: Haushalt hat als Nebenbedingung Einkommen Yi(1-τ), will Ui(Ci)=Ciα maximieren; hier ist α>0 ein Gewichtungsfaktor! Also Maximierungsaufgabe unter Nebenbedingung. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 51 Allgemeine Frageperspektive zur Konsumnachfrage Realeinkommen Y t KONSUM in Vermögen t Andere EinflussFaktoren* Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) •z.B. Mehrwertsteuersatz, •Realzinssatz 52 Frage nach konkreter Gestalt der Konsumfunktion ist eine empirische Frage Einfluss von gegenwärtigem Einkommen Yt und zukünftigem Einkommen Yt+1 auf Konsum Ct Einfluss von Vermögen (z.B. Aktienvermögen) auf Konsum; positiv? wie stark? welche Haushalte? Einfluss des (realen) Zinssatzes auf Konsum: hoher Zins = Sparanreiz – also Mehrkonsum in t+1, t+2..., zugleich fließt aber auch höheres Zinseinkommen an Haushalt i bzw. alle Haushalte, was Cit erhöhen kann Einfluss von Unsicherheitsgrad der Politik etc. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 53 Konsumnachfrage (in einer Bäcker-Brot-Volkswirtschaft) Cj= cj[Ynominalj/Pj]; Aussage: sein cj=0.8: Bei Realeinkommen von 500 kg Brot, ist Konsummenge C=400 kg, Rest (Weizenvorrat=100) wird gespart Cj= cj[Ynominalj/Pj](1-τ); Konsummenge hängt ab Positiv von Nominaleinkommen Negativ vom Preis des Gutes Negativ vom Einkommenssteuersatz Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 54 Beispiel b) zur Mikroökonomik, wobei Ci Konsum, Yi Einkommen, A‘i Vermögen von Individuum j ist Bezeichne A‘ das reale Vermögen(z.B. Immobilienvermögen), dann gilt nunmehr für Individuum j folgende Verhaltensfunktion (d steht für demand=Nachfrage): Cdj = cjYj(1-τ) + c‘jA‘j; Annahme: 0<c‘j<1 Demnach hängt der Konsum Ci additiv vom verfügbaren Einkommen cjYj(1-τ) ab & vom Vermögen A‘ ab; steigt das Vermögen (z.B. Fund einer Ölquelle), dann erhöht sich die Menge Cdj. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) Makroökonomik 55 (Betrachtung gesamt- wirtschaftlicher oder sektoraler Aggregate) Makroökonomik: gesamtwirtschaftl. Analyse Wirtschaftssystemtheorie (Wirtschaftssystem = Wirtschaftsordnung auf Papier plus die faktischen Verhaltensweisen der Menschen – also inkl. norm-abweichendes Verhalten, z.B. Schwarzarbeit), welche Wi.syst. Konjunkturtheorie – erklärt kurz- und mittelfristige zyklische Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotentials in der Industriegesellschaft Wachstumstheorie – erklärt langfr. Zunahme der Produktion bzw. des Produktionspotentials Ypot(K,L,A): max. mögl. Prodution auf Basis der Prod.faktoren in den Unternehmen (Kapital K; Arbeit L, Technologie A) Geldtheorie –3 Geldfunktionen! Re.einheit, Tauschmittel, Wertaufbew. Außenwirtschaftstheorie: Warum handeln Länder, welche H.Struktur? Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 56 Mikroökonomische Fundierung der Makroökonomik Aggregierte Verhaltensfunktionen werden i.d.R. aus einem mikroökonomischen Optimierungsverhalten hergeleitet; sind alle Haushalte identisch, so gilt für die gesamtwirtschaftliche Konsumfunktion, also Verhaltensfunktion der Konsumnachfrage: C = cY(1-τ) + c‘A‘; hierbei 0<c<1; 0<c‘<1 Gesamtwirtschaftlicher Konsum C ist also positive Funktion von Y, A‘; negative von τ Aggregation bedeutet gesamtwirtschaftlich (oder sektoral) zusammenfassen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 57 Konsum setzt Produktion Y im Inland (*:=im Ausland) voraus Konsumieren kann man gesamtwirtschaftlich Dank Inländischer Produktion: notwendig ist es zu Arbeiten, zu Sparen bzw. zu Investieren und zu Erfinden=Technologie; Technisches Wissen A,Arbeit L, Kapital K sind Produktionsfaktoren (K=kumulierte Nettoinvestitionen ∑I‘; Bruttoinv.=Nettoinvestition I‘ +Abschreibung); Produktionspotenzial Ypot(L,K,A) =max. mögliche Produktion Bei Verschuldung im Ausland (Nettogüterimporte, d.h. X-X* <0); Y*<Konsum C* Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 58 Wohlstand, Akkumulation, Märkte Güternachfrage (Konsum C + Investition I) Güterangebot bzw. Produktion Ypot(K,L,A) dK/dt:=I‘ Nettoinvestition Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 59 A.1.1 Ausgangspunkte der VWL (2) Wirtschaftsordnung Bildung regionaler Integrationsräume Preise sind Signale für Anbieter und Nachfrager Institutionen Kooperation bzw. Austausch von Leistungen Aktionen und durch Interaktionen Knappheit überwinden Handlungstheorie für Individuen Interaktionstheorie Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 60 A.1.1 Ausgangspunkte der VWL (3) Abb. A.1. Überwindung von Knappheit Bedeutung von Institutionen: Erleichtert ErwartungsBildung; reduziert die Transaktionskosten Fähigkeiten (Arbeit) Ressourcen (z.B. Kapital) Individuelles wirtschaftliches Verhalten (i) Überwindung von Knappheit (Güterproduktion, Wohlstand) Institutionen Interaktion (i mit j etc.) Fähigkeiten (Arbeit) Ressourcen (z.B. Kapital) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 61 A.1.1 Ausgangspunkte der VWL (4) arme Länder und reiche Länder monetäre Bewertung Opportunitätskostenkonzept: Kosten im Sinn alternativer Verwendung(1 h Freizeit= 20€ Arbeitseink) Handelspartner werden profitieren – dies ist das Kennzeichen jeder freiwilligen Tauschbeziehung Werte wie Freiheit, Sicherheit und Wohlstand unterschiedliche Wertvorstellungen Einkommen entstehen via unternehmerische Kombination K,L hohe Produktion pro Kopf (Y/L:=y; Bezug zu Arbeitsproduktivität) bzw. Beschäftigten; Beschäftigtenzahl L Höhe der Investitionen I (rund 20% des ges.wirtschaftlichen Y) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 62 A.1.1 Ausgangspunkte der VWL (5) STAAT wirkt durch langfristige Wirtschaftsordnung (Rahmenbedingungen) bzw. die aktuelle Wirtschaftspolitik WIRTSCHAFTSORDNUNG= Regeln plus Institutionen Institutionen (z.B. Dt. Bundesbank, EZB, BaFIN, ECOFIN...) Stabilität der Rahmenordnung bzw. der Wirtschaftspolitik Eigentumsrechte (lift, liberty, property: Credo in England im 18. Jh.; US Verfassung: life, liberty & persuit of happiness ) und gute Aussichten auf eine positive Rendite sind Basis für hohe Investitionen. Was bedeutet Eigentum ökonomisch... Unklare bzw. widersprüchliche Politikänderungen schwächen die Unternehmensdynamik Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 63 A.1.1 Ausgangspunkte der VWL (6) Exkurs: Adam Smith als Begründer der Volkswirtschaftslehre (1) 1776 “An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations” Eigeninteresse der Individuen Verhalten der Menschen: Sympathie anderen gegenüber, Gesetze aber nötig Zusammenhang gesellschaftlich-wirtschaftliche Entwicklung & Institutionen Märkte bedeuten eine gegenseitige Abhängigkeit persönlicher Freiheit Ausgleich der Machtpositionen verschiedener Gruppen Arbeitsteilung Effizienz- bzw. Produktivitäts- und Wohlstandsgewinne Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 64 Adam Smith (Fortsetzung) Smith war schottischer Moralphilosoph und Ökonom (Pionier); hochgebildet, weitgereist; argumentiert gegen Merkantilismus, der Exportüberschüsse als Ziel der Politik sieht = Konfliktideologie (in 2-LänderWelt können nicht beide Länder Überschuss haben!); Smith für Freihandel, Zölle zu vermeiden Eigennutz bringt gesellschaftlich nützliche Wirtschaftsdynamik; Streben des Menschen, seine Lage zu verbessern; Märkte als sinnvolles Koordinationsgremium Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 65 Adam Smith (Fortsetzung) Produktivitätsanstieg in Industriezeitalter durch Arbeitsteilung Staat mit beschränkten Aufgaben: Eigentumsrechte sichern, Rechtssprechung, Verteidigung, Bildungsförderung (auch als Ausgleich gegen industrielle Monotonie); Staat soll Wirtschaft liberalisieren, Monopole, Privilegien abschaffen! Smith auch Ratgeber der britischen Regierung – Aufstieg Englands zur Weltmacht. Grundeinsichten von SMITH aktuell; Frage ob Marktwirtschaft stabil, Problematik -/(+) externer Effekte auf Märkten(Kosten, die Firma nicht beachtet?) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 66 Adam Smith (1776: The Wealth of Nations): Erklären der Grundlagen des Wohlstandes Abschaffung Privilegien & Monopole; STAAT: Eigentumsrechte sichern, Bildung, Infrastr. Eigennutz sinnvolles Motiv für Erwerbsarbeit; Wettbewerb! Nutzen der Gesellschaft Arbeitsteilung=Produktivitätssteigerung; international=Freihandel Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 67 A.1.1 Ausgangspunkte der VWL (7) Exkurs: Adam Smith als Begründer der Volkswirtschaftslehre (2) Effizienz- bzw. Produktivitäts- und Wohlstandsgewinne Spezialisierung der Arbeiter Bildung: auch als Ausgleich gegen Monotonie des Arbeitslebens Freihandel Abschaffung von Monopolen Koalitionsfreiheit der Arbeiter(Verbesserung der Verha.position) Kernaufgaben des Staates: Verteidigung, Justizsystem, Infrastruktur und Bildung; Eigentumsrechte als Anreize...ALSO, wo möglich Privatisierung = effizienzförderlich Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 68 A.1.1 Ausgangspunkte der VWL (8) Festlegung von staatlichen Aufgaben und Ausgaben sowie der Erzielung von Einnahmen verschiedene Politikebenen: EU, Bund, Länder, Gemeinden Kollektivgüter/öff. Güter; Problem Marktversagen – keine Rivalität im Konsum, Ausschl.prinzip gilt nicht Entwicklung in industr. Marktwirtschaften ist zyklisch Wirtschaftswachstum (Def.)machtpolitisch wichtig! Dynamik der Finanzmärkte (Instabilitätspotenzial) Aktienmärkte – wie bestimmen sich Aktienkurse? Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 69 Drei Perspektiven der Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre Allokation (Eink.)Verteilung Stabilisierung Allokation der Produktionsfaktoren ergibt Realeinkommen Y und sektorale Produktionsstruktur (z.B. Yi/Yj); im Zeitablauf Veränderung der Produktionsstrukturen – STAAT setzt Wirtschaftsordnung als Rahmen für private Entscheidungen & Wirtschaftspolitik Einkommensverteilung: funktional auf Produktionsfaktoren Arbeit L und Kapital K; Umverteilungspolitik durch den Staat: z.B. erhebt Staat Einkommenssteuern, zahlt Transfers Stabilisierung: Im Zeitablauf ist zyklische Entwicklung von Y festzustellen, Staat soll stabilisieren (z.B. Rezession verhindern; in offener Volkswi. gilt dies für Land I UND Land II) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 70 Marktwirtschaft bedeutet: Ressourcenallokation auf Basis Privateigentum & Wettbewerbsdynamik Private Eigentumsrechte am Produktionskapital Internationale Wirtschaftsbeziehungen: Handel, Kapitalverkehr(unterscheide Direktinvestition & Portfoliokapitalverkehr) Wettbewerb auf Güter- und Faktormärkten: Rolle relativer Preise als Signalgeber für Anpassungen Innovation: Produkt- u. Prozessinnovationen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 71 Soziale Marktwirtschaft Marktwirtschaftliche Allokation in Kombination mit Umverteilung des Staates zugunsten Bedürftiger (Arme, Kinderreiche); Rolle von progressiver Einkommenssteuer (d.h.: bei 2000 Euro Monatseink. wird auf erste 1000 € ein Steuersatz von 10% fällig, auf die zweiten Tausend Steuersatz 20%; also Steuerschuld= 300 € pro Monat; Anwendung von Leistungsfähigkeitsprinzip); zudem wichtig ist umlagefinanzierte Rentenversicherung (d.h....); Solidaritätsprinzip in Krankenversicherung (d.h.) Bildung ist weitgehend frei und staatlich organisiert! Chancengleichheit wesentlich durch Schulsystem zu sichern Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 72 Märkte, Anpassungsprozesse (zyklische+ strukturelle Impulse) bei gegebenen Institutionen Anpassungsprozesse auf Innovationsimpulse Märkten; geprägt von globalen aus In- und (IMF, WTO), EU-basierten und naAusland tionalen Institutionen (BaFIN) Selbststabilisierung der Märkte? Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 73 Makromärkte sind interdependent: Für Gleichgewichtsanalyse nur 4 von 5 unabhängig; WALRAS-Gesetz (i ist der Zins) Gütermarkt (aggregierte Betrachtung Güterangebot und –nachfrage in Volkswirtschaft); Y, P Arbeitsmarkt (Arbeitsangebot: Haushalte; Arbeitsnachfrage: Unternehmen); Beschäftigung L; W Bondsmarkt(Angebot Wertpapiere/Nachfrage),i Geldmarkt (Geldangebot M von Zentralbank/EZB Geldnachfrage privater Haushalte &von Firmen) Devisenmarkt (Angebot an/Nachfrage nach $),e Schnelle Märkte wie Bonds-, Geld-, Devisenm.) vs. langsame: Güter- & Arbeitsmarkt Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 74 5 Interdependente Makromärkte: Sonderrolle Geldmarkt: Geld ist allgemeines Tauschmittel Gütermarkt Arbeitsmarkt Geldmarkt Bondsmarkt (Wertpapier- markt) Devisenmarkt Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 75 5 MAKROMÄRKTE (Blick auf D bzw. Eurozone) Gütermarkt (ggf. unterscheiden handelsfähige Güter; nichthandelsfähige Güter) Geldmarkt: Hier ist Europäische Zentralbank EZB Anbieter (zus. mit Bankensystem), Nachfrager Haushalte & Firmen Bondsmarkt in der Eurozone integriert (iFR = i BRD); Anbieter von Bonds (Firmen, Staat) ist Nachfrager nach Kredit!!!! Devisenmarkt (aus Sicht €-Zone): $; e=Wechselkurs in €/$ Arbeitsmarkt: Freizügigkeit, aber meist nationale Arb.märkte Man kann in Makromodellen Gütermarkt nach Sektoren differenzieren/macht Analyse komplexer, aber oft notwendig Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 76 Marktwirtschaften sind unterschiedlich; Standort- bzw. Systemkonkurrenz Es gibt Direktinvestionen, d.h. multinationale Unternehmen investieren im Ausland – also Alternative bei Produktionsstandorten! Internationales Outsourcing: Vorprodukte-Produktion des Auslands wird genutzt (China seit 78 neu; Osteur. seit 1990) Offshoring: Gründung von Tochterfirma im Ausland & Nutzung von Vorprodukten der Auslandstochter; internat. Diff. bei Arbeitskosten ist ein Einflussfaktor für Standortwahl Es gibt mobile Arbeitnehmer /Manager /Rentner, die Anpassungsdruck erzeugen: Wirtschaftssystem Land I kann sich institutionell nicht beliebig von II entfernen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 77 A.1.1 Ausgangspunkte der VWL (9) Aufstieg und Zerfall der Zentralverwaltungswirtschaft Bedeutung des Rechts; Marktwi. ist Vertragswirtschaft! Leben und Eigentum der Bürger;Gesellschaftsvertrag.. Internetzeitalter: Informationsfragen (Quellen/wahr?) Universaldienstausschreibung für Internet-Telefonie Zeitalter der Integration(EU,ASEAN..),Globalisierung gesamtwirtschaftliche Entwicklungen Importzoll: Reduziert die Importmenge in Land I= verminderte Exporte von Land II; Zölle begrenzt: WTO Währungsaufwertung: Wechselkurs e (€/$) sinkt! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 78 A.1.2 Knappheitsprobleme und Produktionsfaktoren (1) Produktionsfaktoren Kapital Arbeit Technologie/Technischer Fortschritt Boden/Natur Faktorausstattung (z.B. gemessen durch Relation K/L „Kapitalintensität“) Wünsche bzw. Präferenzen sind verschieden Konsumentensouveränität: Wettbewerb sorgt dafür, dass Produzent sich an Nachfragerwünsche anpassen Modell= Vereinfachtes Abbild der Realität (wie Landkarte zum Fahren ok) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 79 A.1.2 Knappheitsprobleme und Produktionsfaktoren (2) Arbeitsteilung Sparen Bildung Rechtsordnung Frieden internationale Arbeitsteilung relative Kostenvorteile komparativer (d.h. relativer) Produktivitäts- bzw. Kostenvorteil Merkantilismus Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 80 A.1.3 Volkswirtschaftliche Problemstellungen (1) Wertschöpfung = Summe aller neu erstellter Güter und Dienstleistungen der abgelaufenen Periode; in einem Land: Bruttoinlandsprodukt! reiche Länder (hohes Pro-Kopf-Einkommen y)vs arme Länder (niedriges Pro-Kopf-Einkommen) wissenschaftlicher Analyse (=strukturiertes Denken; empirische Analyse notwendig/Statistik) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 81 A.1.3 Volkswirtschaftliche Problemstellungen (2) Marktangebot, Marktnachfage, Marktpreisbildung Innovation Selbständigkeit Demographie Außenhandel Kapitalverkehr Konjunktur und Wirtschaftswachstum Strukturwandel der Wirtschaft Staat in einer Marktwirtschaft Einkommensverteilung Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 82 A.1.3 Volkswirtschaftliche Problemstellungen (3) Erhaltung einer intakten Erdatmosphäre & der Meere Vereinfachende Annahmen bei der Analyse Nutzenfunktion U; U(C1, C2) bei 2 Perioden Spannungsverhältnis Produktionsfaktoren Gleichgewicht: Nachfrage = Angebot Kaufkraft des Geldes = 1/P Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 83 A.1.3 Volkswirtschaftliche Problemstellungen (4) Probleme in Volkswirtschaften: Arbeitslosigkeit und Stagnation Inflation: anhaltender Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus P; (dP/dt)/P ist die Inflationsrate; Warenkorb! PREISNIVEAU= gewichteter Durchschnitt von Einzelpreisen! Deflationsphasen; P sinkt längerfrist absolut! sinnvolle Aufgabenteilung zwischen Staat und privatem Sektor (bzw. der Wirtschaft) strukturelle Reformen; Anpassung an verändertes Umfeld... Finanzierung des Staatshaushaltes Internationale Wirtschaftsbeziehungen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 84 A.1.3 Volkswirtschaftliche Problemstellungen (5) Gesellschaft Regeln und Institutionen Verantwortungen Regeln (und Institutionen) nützlich – oder auch schädlich – Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 85 A.1.4 Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre & historische Befunde (gravierende Probleme) Weltwirtschaftskrise Tabelle A.1. Produktionsrückgang während der Großen Depression, 1930-34 (Quelle: World Bank country office data; Maddison (1995)/World Bank (2002) ) Länder Zahl der Schrumpfungsjahre 3 3 2 4 Frankreich Deutschland Vereinigtes Königreich Vereinigte Staaten Kumulierter BIP– Rückgang (%) 11 16 6 27 Finanzmärkte sind besondere Schwachpunkte in Marktwirtschaft Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 86 A.1.4 Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre (5) 12 Abb. A.3. Wachstumsraten der realen Bruttonationalprodukte von D, EU-15, Japan und USA, in Preisen von 1995 (Jahreswerte: Änderungsrate gegenüber Vorjahreswert) * Inkl. Neue Bundesländer der BRD ** Inkl. BRD: nur alte Länder. Quelle: ECFIN Ameco Database April 2003, eigene Berechnungen 10 8 6 % EU-15* EU-15** BRD BRD-West USA Japan 4 2 0 -2 -4 1960 1965 1970 1975 1980 1985 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 1990 1995 2000 87 A.1.4 Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre (6) Tabelle A.2. Langfristige reale Wachstumsraten pro Kopf (Bruttoinlandsprodukt pro Kopf) für ausgesuchte asiatische und lateinamerikanische Länder (Quelle: BARRO/SALA-I-MARTIN 1998) Periode 1900–1913 1913–1950 1950–1973 1973–1987 Wachstumsrate (Prozent pro Jahr) 1,2 0,4 2,6 2,4 Zahl der Länder 15 15 15 15 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 88 A.1.4 Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre (7) Armut von Entwicklungsländern Unterernährung Mängel im Gesundheitssystem Mängel im Bildungssystem Unterdimensionierte Infrastrukturausgaben ineffiziente Staatsbetriebe Sparquote (Relation Ersparnis zu Einkommen) in armen Ländern relativ gering Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 89 A.1.4 Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre (8) Kluge Reformen in vier Bereichen: Staat Wirtschaftssystem Rechtsstaatlichkeit Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 90 A.1.4 Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre (9) Elementare Voraussetzungen für Wohlstand Ein allgemeines Bildungssystem Ein funktionsfähiges Bankensystem Eine klare Wettbewerbsgesetzgebung Wachstumsförderliche Ausgabeprioritäten des Staats Investorfreundliche Steuergesetze und allmählich sich verbessernde Infrastruktur (Strom, Wasser, Verkehrswege) Abwesenheit hoher Haushaltsdefizite und hoher Inflation: Eine stabilitätsorientierte Haushalts- und Geldpolitik sind gefordert. Abwesenheit von Bürgerkrieg und regionalen Militärkonflikten Ein funktionsfähiges Gesundheitssystem Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 91 A.2 Ökonomische Analysekonzepte und -methoden Definition: z.B. Vermögen ist Quelle von künftigem Einkommen; Definition ist Frage der Zweckmäßigkeit Entwicklung von Messkonzepten Formulierung von Aussagensystemen bzw. Theorien ("Wenndann-Aussagen"); müssen falsifizierbar sein Ableitung von Prognosen Simulation von Modellen; endogene Variable im Modell erklärt Exogene Variablen; exogen=vorbestimmt/politisch bestimmt Positive Theorie: Erklären der endogenen Variablen; was ist empirische Analyse; statistische Überprüfung von Hypothesen Prognosen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 92 A.2.1 Einführung (1) Abb. A.4. Ausgewählte Verbindungslinien der volkswirtschaftl. Analyse Arbeitsangebot Volkswirtschaftsle hre Produktion Tech nisches Wissen Verm ögensakkumulation Einkommen Konsum Ersparnis Kapitalakkumulation Nettogüterexport Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 93 A.2.1 Einführung (2) Abb. A.5. Entscheidungsmodell „Homo oeconomicus“ Zielfunktion/Präferenzen Handlungsalternativen Umweltsituation Entscheidung Nutzenmaximierung Nützliche Vereinfachung Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 94 A.2.2 Modellanalyse Modell = ein vereinfachtes Abbild einfaches Modell 2x2x2-Modell: mit zwei Ländern (In- und Ausland); mit zwei Gütern (Gut 1 und Gut 2); mit zwei Produktionsfaktoren (Kapital und Arbeit) Spieltheorie Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 95 A.2.3 Gleichgewicht als analytisches Konzept Gleichgewicht Existenz, Eindeutigkeit und Stabilität einer Gleichgewichtslösung komparative Statik= Vergleich von Gleichgewichtslösungen (t1 vs. t2, t3 ...) Stabiles physikalisches oder ökonomisches Gleichgewicht; bei Störung Rückkehr in Gl.gew. /?oder Etablierung eines neuen Gleichgewichtes Gleichgewichtsbedingung Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 96 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (1) Abb. A.6. Einfacher Gütermarkt p A SS0 (k’0) p1 F G p0 E H p2 DD0 Z 0 qd 1 q0 qs1 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q 97 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (2) Märkte und Anpassungsprozesse auf einem Markt Markt Marktpreis Prohibitivpreis Preismechanismus unterschiedliche Interessen marktkonforme Eingriffe marktinkonforme Eingriffe auf Marktpreisbasis bewerten Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 98 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (3) Güter: konkrete Güter (oder Dienstleistungen) Nutzen Vermögensobjekte (Ertragssatz, Liquidität, Risiko...) Vermögen bzw. Vermögensobjekte; Kapital, Geld... Risiken: hängen von Art des Vermögensobjektes ab Wert von Aktien... Diskontierung: sei Zins i, dann gilt für t1: Z1=Zo(1+i) Gegenwartswert Zo= Einkommensbetrag am Ende der Periode Z1/(1+i); je höher Zins desto geringer Gegenwartswert eines Einkommens aus t1 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 99 Haushalte, Banken, Investitionen (kreditfinanziert) private Haushalte konsumieren sparen zahlen Steuern Geldanlage (kumulierte Ersparnis) im Inland oder Ausland; Form: Schuldverschreibung des Staates, Aktien, Immobilien, Mobilien (Schiffe etc.) Banken geben Kredite für Investitionen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 100 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse Abb. Haushalte, Banken und Unternehmen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 101 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse Abb. Risikoprämien 1978-2007 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 102 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (4) p Marktanalyse Grenzkosten Produzentenrente Punktelastizität - A SS0(k’0) DTK E pE Abb. A.7. Marktgleichgewicht im Preis-MengenDiagramm und Kosten DVK F G DD0 H Z qE 0 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 103 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (5) Abb. A.8. Wirkung von Sozialtransfers auf die Nachfrage bzw. das Marktgleichgewicht p A k’0 B H E1 p1 F p0 E0 DD0 G DD1 Z0 0 q0 Z1 q1 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 104 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (6) Abb. A.9. Marktlösung und Sättigungsmenge p A k’0 H p0 E0 G DD0 Z0 0 q0 q1 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q 105 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (7) Abb. A.10. a) Nachfrage, b) Angebot und c) Gleichgewicht bei Subventionierung mit Subventionssatz b p a) p b) p c) SS0(k’0) SS0(k’0) E0 DD0 p0 p1 SS1 C q DD0 F qE 0 q E 1 q q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 106 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (8) Inspektions-, Erfahrungs- und Vertrauensgüter Einfache Marktanalyse: Einflüsse von Güternachfrage und –angebot Preis von Gut i Verfügbares Pro-Kopf-Einkommen Preis von Gut j Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 107 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (9) Abb. A.11. Einfluss der Erhöhung von Pro-KopfEinkommen und j-Preis auf Lage der i-Nachfragekurve a) p p0 b) p SS0 p1 p0 E0 DD0 q0 E1 E0 DD0 qi c) p SS0 q0 SS0 p2 E2 p1 p0 E1 DD1 qi Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) E0 DD2 DD0 q0 DD1 qi 108 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (10) Abb. A.12. Preis- und Mengeneffekt einer Nachfrageerhöhung p SS0(k’0) E1 p1 p0 E0 DD1 DD0 0 q0 q1 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 109 A.2.4 Partialanalyse – Blick auf einen Einzelmarkt - und Totalanalyse (11) Abb. A.13. Problem externer Kosten der Produktion p A k’1 E1 F k’0 p1 K p0 Gesellschaftliche Grenzkosten der Produktion höher als private; q1, 0 nicht q0 ist optimal; Internalisierung via Politik.. E0 J G DD0 H I q1 L Z0 q0 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q 110 A.2.4 Partialanalyse (Elastizität!) und Totalanalyse (12) Preiselastizität Eq,p ([dq/q]/[dp/p]) der Nachfrage und Einkommenselastizität der Nachfrage Preiselastizität: gibt an, um wieviel % Nachfragemenge sich ändert, wenn dp/p 1% ist. Kreuzpreiselastizität, Eqj,pi Einkommenselastizität der Güternachfrage (E q,y) Gleichgewichtsbedingungen für zwei Gütermärkte bestimmen nur einen einzigen Relativpreis Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 111 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (13) Abb. A.14. Relatives Marktgleichgewicht pi/pj SSrel E γ DDrel 0 qi/qj Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 112 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (14) Einflussfaktoren des Güterangebots und Wettbewerbsfähigkeit; Gewinnmaximierung Produktionsfaktoren Kapital K und Arbeit L Cobb-Douglas-Produktionsfunktion Y=KßL1-ß ß heißt Produktionselastizität des Kapitals K; gibt an, um wieviel Prozent Y steigt, wenn K-Einsatz +1% Preis p = Grenzkosten k’(q) andere Einflussfaktoren der Angebotsmenge Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 113 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (15) Abb. A.15. Einfluss von Lohnsatzerhöhung (a), j-Preiserhöhung (b) und erhöhter Kostenunsicherheit (c) auf die Angebotskurve im i-Markt a) p b) E1 p SS0 E0 p1 p0 SS1 p0 p1 E0 E1 DD0 q q0 q1 SS0 E0 E1 DD0 q1 q0 SS1 SS0 F p1 p0 c) p SS1 DD0 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q1 q0 q 114 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (16) Abb. A.16. Produktinnovation p DD1 SS0 (k’0) DD0 p1 E0 E1 p0 q0 q1 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 115 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (17) Abb. A.17. Rolle der Preiselastizität der Nachfrage Region B p Region A DDA0 DDB0 E’0 E’1 q’ E1 p1 E0 p0 q 1’ q 0’ k’1 q1 k’0 q0 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 116 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (18) Abb. A.18. Technischer Fortschritt auf einem Einzelmarkt p k’0 E0 k’1 p0 E1 p1 p0 C G DD0 C’ 0 q0 q1 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q 117 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (19) Abb. A.19. Wirkung der Erhöhung der Zahl der Nachfrager (oder Einkommenssteigerung) auf einem Einzelmarkt p SS0(k’0) E1 p1 p0 E0 DD0 0 q0 DD1 q1 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 118 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (20) Abb. A.20. Mengensteuer und Marktgleichgewicht p A k’0 Β E’ p’1 F p0 p1 E C DD0 DD0net 0 q1 q0 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 119 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (21) Indikatoren der Wettbewerbsfähigkeit und Spezialisierung linear-homogenene Produktionsfunktion Kapitalintensität Technologieintensität Wettbewerbsfähigkeiten von Unternehmen Weltexportanteil eines Landes (Indikator für internationale Wettbewerbsfähigkeit) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 120 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (22) Wohlstand, Wettbewerb und Interessengruppen Wohlstand bei Vollbeschäftigung Recht zur Gewerkschaftsbildung Stabilität von Märkten Interventionspreis oberhalb des Gleichgewichtspreises („Mindestpreis“) Interventionspreis unterhalb des Gleichgewichtspreises („Höchstpreis“) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 121 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (23) p Abb. A.21. Instabile SpinnwebEntwicklung (Schweinezyklus), Erhöhung der Nachfrage bei kurzfristig starrem Angebot J SS0 K D F E1 E0 I H DD1 DD0 0 q0 q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 122 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (24) Abb. A.22. Stabile Anpassung bei Cobweb-Theorem p SS0 E1 p1 p0 E0 DD1 DD0 0 q0 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q 123 A.2.4 Partialanalyse (z.B. Nutzenfunktion U=q1αq2(1-α); ∂U/∂q1=αq1α-1 q2(1-α) = α[q2/q1](1-α) und Totalanalyse (26); Y‘ ist Nominaleink. Ausschlussprinzip Rivalität im Konsum Kollektivgüter öffentlichen Güter Marginalbetrachtung und ökonomische Optimierung (Hh) Nutzenfunktion U(q1, q2); ∂U/∂qi >0, ∂U2/∂qi<0 Indifferenzkurve ist Kurve mit konstantem Nutzen: dU =∂U/∂q1 dq1+∂U/∂q2dq2=0; dq2/dq1= -∂U/∂q1/∂U/∂q2 Nebenbedingung ist Budgetbeschränkung p1q1+p2q2=Y‘; q2=Y‘/p2 –(p1/p2)q1, Steigung -(p1/p2) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 124 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (27) Abb. A.23. Nutzenoptimum des Haushalts q2 tg α = -p1/p2 = -Uq1/Uq2 q20 E0 II1 BB0 α 0 q10 II0 q1 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 125 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (28) Abb. A.24. Einkommen und Freizeit Y Y0 E0 II0 0 F0 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) F 126 A.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse (29) Totalanalyse statischen Analyse komparativ-statische Analyse dynamischen Analyse Zeitreihenanalysen internationaler Querschnittsanalysen empirischen Wirtschaftsforschung Simulationsanalysen computable general equilibrium model Baseline-Szenario Methodologischen Individualismus Positiver Theorie vs. normative Theorie Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 127 A.2.5 Formale Analyse in Mikroökonomik und Makroökonomik: Einige Beispiele (1) A.2.5.1 Mikroökonomische Analyse Mikroökonomik: einzelwirtschaftliches Verhalten reale Einkommen A.2.5.2 Bedeutung von Konsumenten- und Produzentenrente sozialer Überschuss und ist ein Aspekt der Markt- bzw. Politikanalyse Auswahlkriterium Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 128 A.2.5 Formale Analyse in Mikroökonomik und Makroökonomik: Einige Beispiele (2) Abb. A.25. Gütermarktgleichgewicht bzw. Konsumentenrente AEoPo und Produzentenrente (Residualgewinn bei Wettbewerb) p k’0 (qs) A E0 p0 D Erlös is pq, wenn man davon die Produktionskosten abzieht (Integral der k‘-Kurve, also die Fläche unter k‘), ergibt sich der Residualgewinn als 3eck PoE0C C DD0 (qd) F 0 q0 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q 129 A.2.5 Formale Analyse in Mikroökonomik und Makroökonomik: Einige Beispiele (3) Monopolpreis reduziert Konsumtenrente, Umverteilung p Abb. A.26. Wohlfahrtseffekte der Monopolisierung Monopol Cournot-Lösung A k’0 M pM E0 N p0 J Bei einem N-Sektoren-Modell der Wirtschaft führt eine fortschreitende Monopolisierung von Sektoren zu Inflation; umgekehrt dämpft Entmonopolisierung Preisniveauanstieg H DD0 R’ qM 0 q0 Z V q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 130 A.2.5.3 Ölpreisbildung, OPEC-Kartell und Macht p OPEC Kollektivmonopol Wohlfahrtsverlust Abb. A.27. Ölpreisbildung bei Kartell und Wettbewerb pT p C k’0 H L H’ T’ pM p0 B B“ N U B’ R’0net DD0net V 0 K J q0 W q1 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) DD0(P,P0E,Y0W) Z q 131 OPEC-Kollektivmonopol: sollte zerschlagen werden/Energieeinsparung..(USA abhängig von Öl &Saudis) OPEC verzeichnet 2004 einen Umsatz von rund 350 Mrd. $ (bei Marktanteil von 1/3), davon gehen etwa 30% an Saudi-Arabien; dies hat höchste Reservekapazität und geringste Produktionskosten (ca. 1$ pro Barrel!). Wettbewerbspreis wäre ca. 15$! Bei Marktpreis von 40$ entstehen gewaltige Gewinne für die saudische Monopol-Ölgesellschaft ARAMCO = Finanzierungsquelle für Staatshaushalte, Spenden... Hoher OPEC-Kollektivmonopolpreis gewaltiges Problem für ölimportierende Entwicklungsländer Gegenkartell der OECD-Länder denkbar(Autos/Flugz.) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 132 A.2.5.4 Produktionsfunktion Typ Cobb-Douglas Y=F(K,L)=KßL1-ß; 0<ß<1; linear-homogen, also Y=FKK + FLL Abb. A.28. Gewinnmaximaler Arbeitseinsatz w Y = wL + rK Rechteck: ABC0 = wL Gewinn=PF(K,L)-WL-rK schraffierte Fläche =rK; also Y=rK + ABC0 1)∂Ω/∂L=P∂F/∂L–W=0 2)W/P=:w=(1-ß)KßLß-1 3)Ld=[(1-ß)Kß/w]1/1-ß Ls0 Beachte: w ist Reallohnsatz, r Realzins B (W/pj)0=w0 B’ A D Ld(w,K0) C 0 L0 L L1 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 133 A.2.5.5 Relativer Preis als Knappheitssignal versus Preisniveau (1): Identifikationsprobleme bei Inflation 24 Quelle: ECFIN Ameco Database April 2003, eigene Berechnungen 22 20 18 16 14 EU-15 BRD USA Japan 12 % Abb. A.29. Jährliche Wachstumsraten des Verbraucherpreisindex (Inflation) für Deutschland, EU-15, USA und Japan, 19602002 10 8 6 4 2 0 -2 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 134 A.2.5.5 Relativer Preis als Knappheitssignal versus Preisniveau (2) Quelle: ECFIN Ameco Database April 2003, eigene Berechnungen 14 13 12 11 10 9 8 7 EU-15 BRD 6 USA % Abb. A.30. Jährliche Wachstumsraten des Verbraucherpreisindex (Inflation) für Deutschland, EU-15 und USA, 1960-2002 5 4 3 2 1 0 -1 1960 1965 1970 1975 1980 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 1985 1990 1995 2000 135 A.2.5.6 Lohnsetzung durch Verbände und Arbeitslosigkeit Abb. A.31. Einkommensmaximierung und Arbeitslosigkeit w a) w b) Ls0 F’ w2 Ls0 wE0 Ld0 H w1 + + F - F w1 E0 G J E0 wE0 Ld0 0 L1 L0 L 0 L1 L0 L Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 136 A.2.5.7 Makroökonomische Analysefragen: Arbeitslosigkeit und Wachstum Abb. A.32. Transformationskurve qi B A D’ E’ E TK0 F’ BB0 E’’ α BB1 C 0 D qj Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 137 Anbieter und Nachfrager auf Devisenmarkt Offene Wirtschaft: Güterexporte und Güterimporte bzw. Außenhandel, zudem Kapitalverkehr (Kapitalexport=Inländer kaufen ausländische Wertpapiere oder Immobilien; Kapitalimport: Ausländer kaufen inländische Wertpapiere oder Immobilien bzw. Inländer verschulden sich im Ausland) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 138 A.2.5.8 Offene Volkswirtschaft: Devisenmarkt (1); Gleichgewicht! Abb. A.33. Devisenmarkt e(€/$) Zs E eE0 Zd $E 0 $ Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 139 Fester vs. Flexibler Wechselkurs; nominaler Kurs e; realer Wechselkurs definiert q*=eP*/P Im System flexibler Wechselkurse bestimmen Markkräfte den nominalen Gleichgewichtskurs e, der sich sekündlich erheblich ändern kann. Bei Fixkurssystem wird ein Kurs e bzw. die Parität vom Staat fixiert (in welcher Höhe?) bzw. garantiert, was Interventionsnotwendigkeiten durch Zentralbank zur Folge hat; diese unterhält Devisenreserven, die ggf. auch für Intervention – hier: Verkauf von Devisen – verwendet werden können! Ankauf von Devisen zur Verhinderung einer Aufwertung der eigenen Währung denkbar Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 140 A.2.5.8 Offene Volkswirtschaft: Devisenmarkt (2) Abb. A.34. Angebotsüberschuss auf dem Devisenmarkt Güterexport e(€/$) Zs0 Kapitalimport Notenbank kauft Angebotsüberschuss An (=Streck EF); dadadurch steigt inländische Geldmenge! Zs1 E F G Aufwertung der Inlandswährung Parität Güterimport Kapitalimport 0 $ Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 141 Modell ohne Kapitalverkehr Gibt es keinen internationalen Kapitalverkehr, dann wird bei flexiblen Wechselkursen der nominale Wechselkurs für Ausgleich sorgen von Güterexportwert und Güterimportwert Beachte: Realer Wechselkurs q*=eP*/P; Exportmenge hängt positiv ab von q*; Exportmenge hängt negativ ab von q* Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 142 Rolle des Wechselkurses Fixkurssystem vs. System flexibler Wechselkurse Wechselkurs ist wichtig als Anpassungsinstrument bei Leistungsbilanzdefizit: Reale Abwertung (eP*/P steigt) stimuliert Exporte Reale Abwertung verteuert Importe Theorie optimaler Währungsräume: wann sind Festkurse optimal [ANWENDUNGSFALL EURO] Mundell(Faktormobilität hoch; Wechselkursinstr. überflüssig) McKinnon (Anteil handelsfähiger Güter hoch, dann ok) Kenen (Diversifizierungsgrad im Export hoch; internationale Schocks gleichen sich dann tendenziell aus... Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 143 Internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes Patentindikatoren (Patente pro Kopf) Leistungsbilanzpositition In Verbindung mit relative Lohnstückkosten In Verbindung mit nominalem bzw. realen Wechselkurs Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 144 Euro Zone II/Konvergenz und Fragen der Erweiterung (OstEU) Länder sind im Binnenmarkt (4 Freiheiten) Konvergenzkriterien im Kontext mit Beitritt: Inflationsrate nicht >als 1.5 Prozentpunkt über den drei Ländern mit geringster Inflationsrate Zins nominal nicht höher als 2 Punkte über 3 besten Schuldenquote (Staatsschuld/BIP)<60% Defizitquote (Neuverschuldung/BIP)<3% in Normalzeiten bzw. Tendenz zu ausgegl. Haushalt Notenbank politisch unabhängig (ESZB = EZB+ NZBs) Keine Abwertung der Währung binnen 2 Jahren Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 145 A.2.6 Erkenntnistheoretische Grundfragen Hypothese (Behauptung); z.B. erhöhte M =höheres P; Hypothese muss falsifizierbar sein! nicht alle Behauptungen sind richtig: Gegenbeispiel Beweise (evidence) für Behauptungen – Statistiken! Forschung: formuliere konsistente Hypothesen PLUS empirisches Arbeiten: ökonometrische Analyse Popper:Wissenschaftliche Wahrheit=Übereinstimmung von Hypothese mit beobachteten Tatsachen; keine absolute Wahrheit (weder in Natur- noch Sozialwiss.) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 146 A.3 Grundfragen der Wirtschaftspolitik A.3.1 Wirtschaftsordnung und Marktwirtschaft (1) Wirtschaftsordnung besteht aus Institutionen und Regeln Information Leistungsmotivation/Leistungsanreize Kontrolle bestimmter Verhaltensweisen/Kontrollfunktion Koordination von Akteuren Anreize Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 147 A.3.1 Wirtschaftsordnung und Marktwirtschaft (2) Koordinationsverfahren in der Marktwirtschaft Verhandlungen Bürokratie Wahlen Märkte Rechtsystem Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 148 A.3.1 Wirtschaftsordnung und Marktwirtschaft (3) Abb. A.35. Arten der Koordination Bürokratie Verhandlungen Markt Politische Wahlen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 149 A.3.1 Wirtschaftsordnung und Marktwirtschaft (4) Abb. A.36. Einfluss einer erhöhten Preiserwartung auf den Marktpreis p Wichtiger Aspekt SS1 SS0 E1 p1 p0 E0 DD1 DD0 0 q0 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q 150 A.3.1 Wirtschaftsordnung und Marktwirtschaft (5) Die wichtigste Institution zur Koordination in einer Marktwirtschaft ist der Markt Erwartungen Machtkontrolle Verfassung langfristiger Grundkonsens liberales System Sozialpolitik Soziale Marktwirtschaft Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 151 A.3.1 Wirtschaftsordnung und Marktwirtschaft (6) arbeitsteilige Gesellschaft Spezialisierung Koordination Relativpreis Vorproduktmärkte Faktormärkte Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 152 Marktwirtschaft (offiziell plus Schattenwirtschaft) Offizielle Wirtschaft; Wertschöpfung in der Schattenwirtschaft (inoffizielle Wertschöpfung, steuer-, abgaben- und regulierungsfrei); hoher Anteil von Bargeldtransaktionen; expandiert parallel zur Höhe der Arbeitslosenquote Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 153 Schattenwirtschaft Grad an effektiver Marktwirtschaft = offizielles System + Schattenwirtschaft (ex definitione freie Marktwirtschaft) Anteil Schattenwirtschaft 2003: USA ca. 8%, D: 16%, Italien 22%, Griechenland 25% - nach SCHNEIDER, F.); so gesehen ist ein Teil der EU-Marktwirtschaften weniger Soziale Marktwi. als es auf den ersten Blick scheint Langfristige Angebotsdynamik der offiziellen Wirtschaft hängt primär ab von Kapitalakkumulation, technischem Fortschritt und Arbeitsvolumen, wobei dK/dt und dA/dt so zu steuern sind, dass sich Vollbeschäftigung ergibt. Schwierig in offener Volkswirtschaft... Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 154 A.3.2 Soziale Marktwirtschaft (1) Lebensrisiken Krankheit und Arbeitslosigkeit einerseits und Alter (Rentenbezugszeit) internationale Systemkonkurrenz hohe Kapitalzuflüsse Verhandlungen zulasten Dritter Moral hazards – „Moralrisiko“ einseitige Versichertenauswahl (adverse selection) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 155 A.3.2 Soziale Marktwirtschaft (2) Es droht ein Teufelskreis von Beitragssatzerhöhungen und ansteigenden Arbeitslosenzahlen. In Anlehnung an MUSGRAVE gibt es klassische Staatsaufgaben in den Bereichen: Allokation Verteilung (Ressourcenallokation) Stabilisierung Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 156 A.3.3 Institutionelle Rahmenbedingungen A.3.3.1 Regeln, Verträge und Institutionen Anreizwirkungen von Regeln Principal-Agent-Probleme Durchsetzbarkeit von Verträgen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 157 A.3.3.2 Wirtschaftspolitik und Staat (1) Produktions- und Preiseffekte Erwartungen Gütermärkte Faktormärkte (Märkte z.B. für Arbeit und Kapital) Allokationsfragen Stabilitätsfragen Verteilungsfragen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 158 A.3.3.2 Wirtschaftspolitik und Staat (2) Ideologisch-pragmatische Programme Der moderne Staat ist ein Nationalstaat, der alternativ über drei Kriterien bzw. ideologische Modelle definiert wird: Staat als Willensgemeinschaft Staat als ethnische und sprachverbundene Gemeinschaft Staat als (ggf. „monopolistische“) Religionsgemeinschaft Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 159 A.3.3.2 Wirtschaftspolitik und Staat (3) Abb. Staatliche Fixierung des Reallohnsatzes für Lehrer Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 160 A.3.3.3 Politik und politische Verträge Spezifische Investitionen Integrationsverträge Deutscher Zollverein (gegr. 1834) Europäische Union Sezessionsrecht Ausschlussklausel Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 161 A.4 Staat und Wirtschaft A.4.1 Grundlegende Kompetenzverteilung in der Wirtschaftspolitik Ebenen der Wirtschaftspolitik multilaterale Ebene der internationalen Organisationen (z.B. IMF, WTO); supranationale Ebene, wie bei der EU; nationale Ebene; regionale Ebene; kommunale Ebene Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 162 A.4.2 Staat als Wirtschafts- und Politikakteur (1) Verschiedene Zeithorizonte sehr kurzfristig, d.h. auf Tages- oder Monatsfrist bezogen; kurzfristig, d.h. aufs laufende Jahr bezogen; mittelfristig, d.h. auf mehrere Jahre (z.B. eine Legislaturperiode) bezogen, langfristig, d.h. auf ein Jahrzehnt oder mehr bezogen (bei steigender Lebenserwartung zunehmend wichtig). Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 163 A.4.2 Staat als Wirtschafts- und Politikakteur (2) Staatsausgaben Staatseinnahmenerzielung Staatsdefizitfinanzierung Zentralbank Inflation Staat ist selbst ein wichtiger Nachfrager staatliche Dienstleistungen Stabilitätspolitik Umverteilungspolitik Theorie des Zweitbesten Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 164 A.4.3 Opportunitätskosten, Güterarten, Marktversagen Opportunitätskosten freie Güter / knappe Güter Individualgüter / öffentliche Güter Kollektivgutproblematik Trittbrettfahrerproblem Marktversagen bei Kollektivgütern korrekte Bedarfsmenge Konsumentensouveränität Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 165 A.4.4 Geld In einer Geldwirtschaft hat Geld drei Funktionen: Recheneinheit Transaktionsmittel Wertaufbewahrungsmittel Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 166 A.5 Herausforderungen der Wirtschaftspolitik A.5.1 Standardprobleme des Wirtschaftens (1) Knappheit betriebliche Mitbestimmung Güterversorgung Vermögen Akkumulation und Innovation internationale Macht Wirtschaftszyklen Deflation Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 167 A.5.1 Standardprobleme des Wirtschaftens (2) Internationalisierung der Volkswirtschaften Bruttoinlandsprodukt Globalisierungsprozess Verflechtungsgrad der Volkswirtschaften die Rolle der multinationalen Produktionsunternehmen und Banken Zentralisierung von Kreditvergabeentscheidungen Ineffizienzen bzw. Wachstumsverlusten verschärfte internationale Standortkonkurrenz Rolle des Internets wechselseitiges Interesse an erfolgreicher Wirtschaftspolitik Kooperation Wirtschaftspolitik als Gestaltung des Ordnungsrahmens und als Eingriffe Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 168 A.5.1 Standardprobleme des Wirtschaftens (3) In modernen Gesellschaften umfasst Wirtschaften mehrere Handlungsfelder. Es geht um Produktionsvorgänge Konsum Akkumulation von Vermögen Entsorgung Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 169 A.5.2 Allokation, Ökonomisches Prinzip und Effizienz Ressourcenallokation ökonomisches Prinzip Effizienz Einkommens- bzw. Konsumniveau pro Kopf Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 170 A.5.3 Verhalten von Unternehmen und Haushalten Gewinnmaximierung Gewinne Informationsasymmetrie minimalen Ressourceneinsatz intertemporales Entscheidungskalkül diskontiert Nutzenmaximierung des Einzelnen für sich selbst Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 171 A.5.4 Verhalten von Politikern Wählerstimmenmaximierung Parteien Zeithorizont ist notorisch kurzfristig Ansteigen der Lebenserwartung politischer Markt: Wettbewerb um Wählerstimmen z.T. Politikversagen: Politik leistet Problemlösung nicht Median-Wähler (ist Wähler in der Mitte des politischen Spektrums: trennt 50% links bzw. rechts) Internet/SMS: Mehr Transparenz; für jeden mehr Abstimmungsoptionen – wo ist digitale Demokratie? Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 172 Anhang A.2 Umweltprobleme Ordnungsrecht Coase-Lösung Zertifikatslösung Pigou-Steuern Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 173 Anhang A.4 Preisdiskriminierung Abb. A.37. Internationale Preisdiskriminierung und Monopolmacht p b) Ausland a) Inland C p0* C* p0 R’0* Z* q* B* A B R’0 V* q1* k’0 E E* Z V q0* 0 q0 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) q1 q 174 Positive Theorie vs. Normative Analyse Positive Theorie will auf Basis von Hypothesen (z.B. starke Geldmengenexpansion hat hohe Inflation verursacht) die Wirklichkeit erklären Normative Analyse sagt, was sein soll; z.B. sei die optimale bzw. längerfristig wünschenswerte Inflationsrate 1% p.a. (Inflation= prozentualer Anstieg von Preisindex [Basis ist repräsentativer Warenkorb]) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 175 Weitere Güterarten Inspektionsgüter (Erdbeeren: kann man zählen, messen, wiegen, Qualitätsurteil einfach und sofort): solche Märkte sind wettbewerbsintensiv u.a. wegen der Qualitäts- und Anbietertransparenz! Erfahrungsgüter (Urlaubsreise) Vertrauensgüter (Studium) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 176 Güterarten Es gibt freie Güter, die im Verhältnis zum Bedarf überreich vorhanden sind: z.B. Luft zum Atmen im Normalfall (nicht jedoch beim Untertagebau, Tauchen etc., wo es knappes Gut ist) Es gibt knappe Güter, die man in Individualgüter (nur wer zahlt, erhält das Gut) und Kollektivgüter unterteilen kann; bei Individualgut besteht Nutzungsrivalität und das Ausschlußprinzip (Nichtzahler haben keinen Zugang) wird angewendet Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 177 Individualgüter vs. Kollektivgüter Bei Individualgut wie Brot/Bier führt Zusammenspiel von Angebot & Nachfrage auf Markt bei Wettbewerb zu effizienter Versorgung Bei lokalem oder globalen Kollektivgut – z.B. Hochwasserschutz bzw. Klimaschutz - haben Nachfrager Anreize, Präferenzen verzerrt zu bekunden: Wegen Marktversagen ggf. staatliche Entscheidung über Angebotsmenge! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 178 Budgetbeschränkung, Preise und „real“; real heißt „in Gütereinheiten“ bzw. zu konstanten Preisen gerechnet Wenn ein Haushalt ein Geldeinkommen Yn hat und Güter q1 (Milch) und q2 (Brot) zu Preisen p1 bzw. p2 kaufen kann, dann lautet die Budgetrestriktion des Haushalts: (1) Yn =p1q1 +p2q2 Division durch p2 (Dimension €/Mengeneinheit Brot) ergibt das Realeinkommen in Brot-Einheiten. (2) Yn/p2= (p1/p2)q1 +q2; Man beachte: (p2/p1)q2 ist die Milchmenge in Broteinheiten ausgedrückt: Preisrelation p2/p1 hat die Dimension Mengeneinh. Gut 1/Mengeneinh. Gut 2! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 179 Analyse des Verhaltens von Unternehmen Unternehmer bzw. von Managern geleitete Unternehmen wollen den Gewinn (Residualeinkommen) maximieren; und zwar unter bestimmten Nebenbedingungen bezüglich der Gegebenheiten auf den Faktormärkten (Arbeitsmarkt, Kapitalmarkt…) und der Wettbewerbsintensität der Gütermärkte ! Gewinnmaximierung bedeutet bei vollständigem Wettbewerb, dass ex post Residualgewinne=0 Andere Maximen bzw. Standards denkbar: Umsatzmaximierung, Marktanteilsmaximierung Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 180 Gewinnmaximierung bedeutet Kostenminimierung=optimal schonender Einsatz von Produktionsfaktoren Gewinnmaximierung führt letztlich auf eine Kostenminimierung; ein Unternehmen wird – Wettbewerb auf Güterund Faktormärkten angenommen – die Bedingung bzw. die Menge realisieren, bei der gilt: Marktpreis p = Grenzkosten K‘ der Produktion (K‘ = zusätzliche Kosten der Produktion einer Mengeneinheit): Der Marktpreis informiert darüber, welche Produzenten bzw. bis zu welchen Grenz- und Durchschnittskosten man als Anbieter noch auftreten sollte. Langfristig produziert Anbieter im Minimum der Durschnittskostenkurve (Betriebsoptimum), wobei Grenzkostenkurve durch dieses Minimum verläuft. Gesamtkosten K(q) =Fixkosten Fo + variable Kosten f(q) K‘=∂K/∂q>0 als Normalfall; Durchschnittskosten D=[Fo+c‘q]/q Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 181 Analyse privater Haushalte: Nutzenmaximierung führt zu Bedingung (∂U/∂q1)/(∂U/∂q2)= p1/p2 = αq2/[(1-α)q1] Annahme: Menschen wollen Nutzen U(q1,q2) maximieren; und zwar unter Beachtung von Nebenbedingungen; etwa Budgetrestriktion p1q1+p2q2=Yn Funktion (0<α<1) konkret: U=αlnq1+(1-α)lnq2 Grenznutzen (∂U/∂qi) - mit i=1, 2 - ist positiv, d.h. wenn Konsummenge qi steigt, dann steigt Nutzen U; ∂U/∂qi fällt hier mit qi, steigt aber mit qj Sicherheitsaspekte Immaterielle Bedürfnisse Neben den Gütermengen (bei Individualgütern) kann auch die Qualität bzw. Sicherheit (Risikoaspekt) von Produkten in die Maximierung eingehen Menschliche Bedürfnisse materieller Art (Menge q1,q2) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 182 Wirtschaftsordnung (mit Produktionsfaktoren Kapital K, Arbeit L, Techn. Wissen Z) Wirtschaftsordnung Institutionen Formelle Regeln Informelle Regeln Wirtschaftssystem= Wirtschaftsordnung + Verhaltensweisen Kapitalakkumulation:dK/dt>0 Ressourcenaustattung (K, L, Z) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) Produktion Bruttoinlandsprodukt (BIP) 183 Neue Institutionenökonomik I Ausgangspunkt ist Hypothese beschränkter Rationalität von Wirtschaftssubjekten, die in sozialen Systemen miteinander zusammenwirken Methodologischer Individualismus als Analyseprinzip bei Organisationen, d.h. das Entscheidungen von Organisationen auf individuelle Interessen bzw. die individuellen Akteure im Kontext von Anreizsystemen zurückgeführt werden. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 184 Wohlstand entsteht… durch effizienten Umgang mit Ressourcen sinnvolles, z.T. langfristiges, arbeitsteiliges Zusammenwirken spezialisierter Individuen bei Zulassung und Ermutigung von Innovationen bei Beachtung kurz- und langfristiger Alternativen des Ressourceneinsatz und hinreichender Vorsorge für Konsum in künftigen Perioden, was Investitionen erfordert Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 185 Wohlstand kann nur entstehen und erhalten werden, falls gelingt Koordination von leistungsmimovierten Individuen in t1, t2 Optimale Nutzung von Informationen +techn. Fortschritt Sicherung ökonomischer & pol. Stabilität Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 186 Institutionenökonomik II Theorie relationaler Verträge, die für künftige Kontingenzen (Umweltänderungen) Regelungslücken lassen; hier entsteht Spielraum für opportunistisches Verhalten (bis zum Vertragsbruch) nach Vertragsabschluss Auf Märkten werden Güter bzw. Leistungen – letztlich Rechte – ausgetauscht. Von daher kommt den Eigentumsrechten bzw. property rights Bedeutung zu. Letztere werden politisch gesetzt, sind anreizrelevant. Bei Transaktionen auf Märkten entstehen Transaktionskosten (Kosten der Betreibung des Wi.systems) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 187 Bestimmungsgründe der Transaktionskosten Höhe der Transaktionskosten Faktorspezifizität Transaktionshäufigkeit Unsicherheitsgrad; abhängig von Langfristigkeit des Vertrags Reputation der Marktakteure Je größer die Faktorspezifizität, also der bei einer Transaktion erforderliche spezifische Ressourceneinsatz, desto größer das Risiko opportunistischen Verhaltens; spezifische Ressourcenaufwendungen durch Ergänzungsverträge absicherbar Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 188 Institutionenökonomik III Typisches Problem moderner Gesellschaften (auch Unternehmen) sind Principal-AgentProbleme: Wie stellt Eigentümer bzw. jeweiliger Entscheidungsbefugter sicher, dass Beauftragte gewünschte bzw. vereinbartes Ziel effizient erreichen; Problem asymmetrischer Information; Rolle von Anreizsystemen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 189 Funktion von Wirtschaftsordnung Hauptfunktion einer Wirtschaftsordnung ist es, leistungsförderliche Steuerungs- und Anreizsysteme bereitzustellen und dabei Transaktionskosten zu minimieren sowie die Erwartungsbildung zu erleichtern Institutionen sind Handlungsoptionen definierende Regelsysteme für Teilbereiche des Wirtschaftens, von denen Anreizwirkungen ausgehen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 190 Partialanalyse (bisweilen irreführend) und Totalanalyse Einfache Partialanalyse richtet sich auf Einzelmarkt, wobei etwa Gleichgewichtspreis und – menge auf Markt für Gut i betrachtet wird. Totalanalyse ist auf die Analyse der Gesamtwirtschaft gerichtet, wobei im einfachsten Fall mindestens zwei Märkte zu betrachten sind: z.B. subventioniert Staat Güterproduktion in Sektor i, was Besteuerung zwecks Finanzierung der Subventionen erzwingt: damit verfügbares Einkommen reduziert, weshalb Nachfrage in i und j-Markt sinkt!!! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 191 In jeder Wirtschaftsordnung ist zu entscheiden… Was, in welchen Mengen, wo, mit welchen Ressourcen für wen produziert wird (Frage der Ressourcenallokation) Zudem wird eine Vermögensakkumulation aus diversen Gründen gewünscht: z.B. Haltung von Realkapital K oder von Realkasse M/P (M ist nominaler Geldbestand, P ist das Preisniveau) Grundlegend ist auch, eine Aufteilung des Produktionsergebnisses festzulegen für Konsum, und zwar im Modell für Periode 1, 2 (Ct1 und Ct2) Investition bzw. Ersparnis (Akkumulation von Kapital: dK/dt>0) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 192 Ermittlung der wirtschaftlichen Leistung in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) erfaßt die Wertschöpfung – d.h. die Wertsumme aller neuerstellter Güter +Dienstleistungen der abgelaufenen Periode in einem Land (Bruttoinlandsprodukt) ; VGR ist vergangenheitsorientierte Statistik In der VGR werden periodenbezogene Stromgrößen wie Bruttoinlandsprodukt Y, Konsum C, Investition I, Export X und Import J sowie das Preisniveau P und stichtagsbezogen Bestandsgrößen wie Lagerbestand, Geldmenge, Schuldenstand des Staates etc. ermittelt. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 193 Verwendungsgleichung des Bruttoinlandsproduktes; Staatsverbrauchsmultiplikator Y= C+I+G (Fall geschlossener Volkswirtschaft) Mit Funktionen C=cY, I=Io-br; aber G exogen Y= cY + Io-br + G; Definition Sparquote s= 1-c sY = Io-br + G; Differenzieren (bei konstantem Io und konstantem r) ergibt sdY = dG dY/dG=1/s >1 (da s<1) Staatsausgabenmultiplikator Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 194 Hinweis zum Geldmarkt In einer Geldwirtschaft müssen für makroökonomische Analyse zumindest Güter- und Geldmarkt betrachtet werden Geldnachfrage von Haushalten und Firmen für Transaktionszwecke für Spekulationszwecke: Kauf von Bonds, deren Rendite abhängt von Zinscoupon +erwarteter Kursänderungsrate: Ist Zins relativ zu „Normalzins“ niedrig, erwarten alle Zinsanstieg – das bedeutet aber (erwartete) Kursverluste bei festverzinslichen Papieren; bei niedrigem Zins daher fast Null Bereitschaft, Bonds zu kaufen bzw. zu halten = Liquiditätsfalle; expansive Geldpolitik wirkt dann nicht... Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 195 Geldmarktanalyse Reale Geldnachfrage md = md(Y,i) = hY – h‘i; Parameter h>0, h‘>0 Geldmarktgleichgwichtsbedingung M/P = hY – h‘i Wenn M und P exogen sind, dann wird Geldmarktgleichgewicht beibehalten, wenn Y-Anstieg mit Erhöhung von i verknüpft ist Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 196 Genaue Verwendungsseite des realen Einkommens Y =C+S+T; (T ist Steueraufkommen, τ Steuersatz) Y: Produktion neuer Güter & Dienstleistungen im Land Bei Produktion entstehen Einkommen (Löhne, Gewinn) Einkommen(ges.wirtschaftl. =Bruttoinlandsprodukt Y) Für Konsum C verausgabt; C=c(1- τ)Y; 0<c<1 Als Ersparnis S angelegt; S =Y-C-T für SteueraufkommenT= τY bezahlt (erzwungene Ersparnis) Vermögensakkumulation (aus ΣS): Höhe und Struktur aus individueller Sicht für t bzw. Zukunft zu planen Budgetbeschränkung Staat: G- T= Neuverschuldung (Neuausgabe von Staatsschuldtiteln Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 197 VGR mit aggregierte Makrodaten und Sektoraldaten befaßt Die VGR richtet sich auf die Erfassung gesamtwirtschaftlicher oder auch sektoraler Größen; bei gesamtwirtschaftlichen Größen – etwa dem Konsum C in der Volkswirtschaft – wird eine Aggregation (Summierung) der jeweiligen Größen der Individuen bzw. der Wirtschaftssubjekte (z.B. Unternehmen) vorgenommen. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 198 Exogene Größen versus endogene Größen In der theoretischen Analyse wie in der VGR unterscheidet man zwischen von politischen Entscheidungsträgern frei wählbaren exogenen Größen (z.B. Staatsverbrauch, was die Güternachfrage des Staats bezeichnet) und sich im Wirtschaftsprozess ergebenden endogenen Größen; Endogene werden erklärt, etwa ges.wirt. Konsum C=C(Y), wobei Y das gesamtwirtschaftliche reale Einkommen ist Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 199 Endogene Größe Investition: Investition I ist eine vom Realzins r negativ abhängige Größe Also I=I(r,...); mit ∂I/∂r<0: Kreditkostenaspekt! Andere Einflussgrößen könnte etwa die erwartete Rendite z sein Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 200 Bruttoinlandsprodukt Y in geschlossener Volkswirtschaft Bruttoinlandsprodukt = Wertschöpfung innerhalb der Landesgrenzen von der Verwendungsseite her: Y = C + I + G; dabei ist G der Staatsverbrauch von Entstehungsseite: Produktionsbeiträge der diversen Sektoren (Industrie, Dienstl., Agrarw.) von Verteilungsseite her: hier zunächst Y minus Abschreibung minus Nettokostensteuern, dann Verteilung auf Prod.faktoren Arbeit u. Kapital (1/3) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 201 Entstehung, Verteilung und Verwendung des Bruttoinlandsprodukts Bruttoinlandsprodukt (BIP)= Wertschöpfung innerhalb der Landesgrenzen (in Land A: erwirtschaftet von dort arbeitenden A‘s mit permanentem A-Wohnsitz und temporär arbeitenden Ausländern. BIP minus Abschreibungen =Nettoinlandsprodukt; Bruttoinvestition I=Nettoinvestition dK/dt + Reinvestitionen IR Ermittlung des BIP auf Basis der sogenannten Entstehungsrechung, die sektoral ist: PRINZIP der Berechnung: Umsatz minus Vorleistungen = Wertschöpfung = Wertsumme aller neuerstellter Güter und Dienstleistungen einer Periode (Stromgröße; periodenbezogen; Bestandsgrößen wie etwa der Kapitalbestand K sind dagegen Zeitpunktbezogen; dK/dt ist eine Strömgröße, da hier Bestandsänderung zw. 2 Zeitpunkten) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 202 Nominales Bruttoinlandsprodukt und reales Bruttoinlandsprodukt Ermittelt wird in der Statistik das nominale Bruttoinlandsprodukt Yn zu Marktpreisen („zu laufenden Preisen“) Das reale Bruttoinlandsprodukt Y ist die Wertschöpfung in Gütereinheiten gerechnet; eine Steigerung von Y zeigt ein höheres Wohlfahrtsniveau bei gegebener Bevölkerung; Y wird ermittelt (als Wertschöpfung „zu konstanten Preisen“) gemäß (1) Y= Yn/P, wobei P ein geeigneter Preisindex ist. Dieser repräsentative Preisindex bringt die Entwertung des Geldes zum Ausdruck: 1/P ist die Kaufkraft des Geldes. Es gilt die Annahme einer konstanten Güterqualität. Gemäß (1) gilt Yn = YP Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 203 Wieso einige Länder hohes Y bzw. y=:Y/L, andere niedrig? Y(K,L,A), also ist langfristig Y-Anstieg möglich durch Kapitalakkumulation bzw. dK/dt>0 Zunahme der Erwerbstätigen (ggf. auch Verbesserung von deren Qualität/“Humankapitalbildung“) Erhöhung des technischen Wissensstandes A; durch Forschung und Entwicklung bzw. gutes Innovationssystem = Verbindungsnetz von industrieller Forschung, Universitäten und speziellen Forschungsinstituten; Import von Know-how oder Patenten aus Ausland bzw. Lizenzen. Individuelles Lernen UND institutionelles Lernen sind wichtig für Fortschritt! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 204 Geldkreislauf und Güterkreislauf (Geldmarktgl.gew. M=[1/V]PY) In einer Geldwirtschaft wird mit dem nominalen Geldbestand M – anschaulich gesagt etwa 10x 100€-Scheine – ein bestimmtes nominales Bruttoinlandsprodukt Yn finanziert (z.B. 2000€ in der abgelaufenen Periode); es gilt die Fishersche Verkehrsgleichung (2)M V= P Y=Yn (verkapptes Geldmarktgl.gew) Die Umlaufgeschwindigkeit V gibt an, wie oft eine Geldeinheit (Geldschein) pro Periode genutzt wird (im obigen Beispiel wäre V=2); da V nicht konstant ist, muß V auf Basis einer Theorie – nämlich der Geldnachfrage V=V(i)]– erklärt werden; i ist der Zins Prof. [z.B. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 205 Fishersche Verkehrsgleichung in Wachstumsraten (ist A=B C, gilt [dA/dt]/A =[dB/dt]/B + [dC/dt]/C; Hinweis: Produktregel, links durch A und recht durch BC dividieren!); statt (dA/dt)/A Notation gA (2) M V = P Y; es gilt wegen der Rechenregel für y=lnx: dlnx/dx =1/x bzw. dlnx =dx/x (Wachstumsrate) (2.1) gM+ gV = gP + gY Hierbei steht g für Wachstumsrate und gx bedeutet (dx/dt)/x, also relative Veränderung (etwa in % ausgedrückt). Wäre V konstant, also gV=0, dann gälte gP = gM-gY. Die Inflationsrate gP ergäbe sich also als Differenz von Wachstumsrate der Geldmenge und Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 206 Nominalzinsbestimmung Ex ante Nominalzins i = normaler Realzins r plus erwartete Inflationsrate (π‘); Ex post gilt, dass tatsächlicher Reazins r = Nominalzins i minus tatsächliche Inflationsrate; je niedriger Realzins ist, desto höher die Investitionen Haben zwei Länder gleichen Nominalzins, aber unterschiedliche Inflationsraten, dann differieren in Land A und Land B auch die für Investition I(r) wichtigen Realzinssätze rA und rB Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 207 Wechselkurs in offener Volkswirtschaft Der nominale Wechselkurs e in Dimension €/$; ist relativer Preis zweier Währungen. Bei gegebenem Auslandspreis P* in Dollar ist der Erlös in € für den Exporteur aus Euroland: eP*; Abwertung – also Erhöhung von e – bringt Vorteil für Exporteure; Abwertung stimuliert Güterexporte X; und verteuert Importe J, die dann mengenmäßig sinken Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 208 Gesamtwirtschaftliches Eink. Y bei Unterbeschäftigung Definitionsgleichung Y = [C+I+G] +X‘; mit X‘=X-J (also X‘ sind Nettogüterexporte bzw. Nettonachfrage des Auslands; die Summe aus C+I+G – Konsum-, Investitions- bzw. Staatsnachfrage – heißt inländische Absorption. In unterbeschäftigter Wirtschaft ist Y = C(Ý-T)+I(r)+G + X‘(...); Yd bestimmt Y Y-Absorption=X‘(...); X‘= X(q*,Y*) – q*J(q*,Y); die Exportmenge X hängt positiv ab vom realen Wechselkurs q*=eP*/P und Y*; J positiv von Y, aber negativ vom realen Wechselkurs; X‘ heißt auch Außenbeitrag – in Deutschland meist größer Null Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 209 Expansive Geldpolitik... Vereinfachend heißt expansive Geldpolitik Erhöhung der Wachstumsrate der Geldmenge (M1: Bargeld +Sichteinlagen oder breiter M3) Zins sinkt kurzfristig nominal und real Realzinsminderung stimuliert mittelfristig I(r); also Y steigt; also steigt C(Y) mittelfristig; Nominalzinssenkung bringt Abwertung bei flex. We.kurs, was Nettoexporte X‘ stimuliert bzw. Y erhöht Langfristig steigt P bzw. Inflationsrate, also i an!!! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 210 Alternative Interpretation expansive Geldpolitik Entsprechend Monetary Condition Index MCI =: α r + (1-α)q; mit q=:1/q*=P/(eP*); je niedriger r und je niedriger q (geringer MCI; α ist Gewichtungsfaktor für Rolle von r), desto expansiver Geldpolitik; so kann man auch Geldpolitik von Ländern I, II, III...international vergleichen. Deutschland ist auf Basis MCI restriktiver als Spanien und andere Länder! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 211 Brutto vs. Netto; Bruttoinlandsprodukt (BIP) versus Bruttosozialprodukt (BSP) Brutto vs. Netto: BIP zu Marktpreisen minus Abschreibungen = Nettoinlandsprodukt BIP vs. BSP: BIP plus Saldo der Erwerbsund Vermögenseinkommen zwischen In- und Ausland = BSP (bezogen auf Land A = Wertschöpfung aller A‘s) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 212 Relevanz der Unterscheidung BIP und BSP: Beispiel Auslandsschuld Wenn ein Land etwa eine wachsende Auslandsverschuldung hat, für eine periodische Zinszahlung zu leisten ist, so ist das Bruttosozialprodukt (Werschöpfung der A‘s) eben Bruttoinlandsprodukt minus Zinszahlung auf Auslandsschuld Dn**; beträgt die Relation Dn**/BIP 0.5, während der Zins 10% beträgt, dann fliessen jährlich 5% des Bruttoinlandsprodukts als Zinszahlung ans Ausland: Weniger Konsum oder weniger Investition im Inland sind die Folge Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 213 Verwendungsgleichung des Bruttoinandsprodukts (C=Konsum, G=exogener Staatsverbrauch, X= Export, J= Import) (3) Y = C + I + G + X-J; als eine Ex-post-Gleichung gilt diese Aussage immer, wobei insbes. bei Investition I nicht zwischen gewünschten Inv. I(r) und ungewünschten Investitionen I“ – sichtbar in ungeplantem Lageraufbau - unterschieden wird; r ist der Realzins = Nominalzins i minus Inflationsrate gP. Bei Ex-ante-Gleichgewichtsanalyse geht es um gewünschte Größen (* für Ausland): (4) Y = C(Y) + I(r) + G + X(Y*,q*) –J(Y,q*); ist einfache Gleichgewichtsbedingung für den Gütermarkt; C(Y)=cY, I(r)=Io-br, X(Y*,q*)=x(q*)Y*; J(Y,q*)=j(q*)Y; Koeffizienten>0 Genaue Spezifizierung von Verhaltensfunktion empirische Frage Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 214 Betrachten wir einfaches System in geschloss. Volkswi. (M ist nominale Geldmenge; M/P reales Geldangebot (1) Y= cY(1-τ) + Io –br +G; Io ist autonome Inv. Geldmarktgleichgewichtsbedingung (2) M/P= md(Y,i) Betrachte reale Geldnachfragefunktion md=hY – hi Ergibt – bei Annahme Nominalzins i=Realizins r (wegen Fehlens von Inflation) – dann r= {hY-[M/P]}/ h‘ Ersetzen von r in (1) ergibt dann: Y= cY[1-τ] + Io –[b/h‘]{hY-[M/P]} + G bzw. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 215 Gütermarktgleichgewicht; unklar ob Y bei Vollbeschäftigung erreichbar ist! Gütermarkt: {1-c[1-τ] +[bh/h‘]}Y = Io + G; differenzieren der Gleichung (bzw. Kramer-Regel) ergibt {1-c[1-τ] +[bh/h‘]} dY = dIo + dG; ergibt mit 1-c(1-τ)=:s‘ Ausdruck für dY/dG als „Fiskalmultiplikator“ dY/dG = 1/{s‘ +[bh/h‘]}; höheres G erhöht Y, so dass Konsum steigt, erhöht Y, so dass Transaktionskassennachfrage steigt, so dass Geldnachfrageüberschuss entsteht – also steigt Zins r, was den Y-Anstieg dämpft; siehe im Nenner bh/h‘: falls h‘, also (betragsmäßige) Zinsreagibilität der Geldnachfrage gegen Unendlich geht, verschwindet dieser Dämpfungseffekt Multiplikator für Geldpolitik dY/d(M/P)= b/[s‘h‘ + bh]≥0; bei unendlich großer Zinsreagibilität (h‘→∞; Situation der Liquiditätsfalle) der Multiplikator=0; Geldpolitik unwirksam Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 216 Bei Unterbeschäftigung bestimmt gesamtwirtschaftliche Nachfrage kurzfristig Y Y = C(Y)+I(r)+G +{X(Y*,q*)-q*J(Y,q*)}, wobei rechts vom Gleichheitszeichen ges.wirtschaftliche Nachfrage steht, und zwar inkl. Außenbeitrag {X(Y*,q*)-q*J(Y,q*)}; hierbei q*=eP*/P als realer Wechselkurs (e ist der nominale Kurs €/$), über den auch die Importmenge J in inländische Gütereinheiten umgerechnet wird (Term q*J); * bezeichnet Auslandsvariable; ∂X/∂q*>0; ∂J/∂q*<0 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 217 Keynesianisches System Y-Entwicklung ist nachfragedeterminiert; IS-Kurve und LM-Kurve bestimmen zusammen Y in geschlossener Volkswirtschaft; dies ergibt über die Produktionsfunktion Y(K,L) gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Arbeit bzw. Arbeitslosenquote Preisniveau ist exogen Geldpolitik bei unendlich hoher Zinselastizität der Geldnachfrage unwirksam; dann hilft nur Fiskalpolitik Ggf. Geldillusion am Arbeitsmarkt (Nominal- und Reallohn wird verwechselt) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 218 Neuere Entwicklungen in der Makroökonomik (Klassik: flexible Preise, System-Selbststabilisierung) Neue Klassische Makroökonomik betont intertemporale Optimierung und rationale Erwartungen (d.h. Erwartungen sind nicht vergangenheitsorientiert bzw. adaptiv, sondern gestützt auf Modell) Real Business Cycle Modelle (Prescott/Plosser), die Rolle von Produktivitätsschocks untersuchen; lassen kaum Rolle für Geldpolitik Neue neoklassische Synthese (z.B. GOODFRIEND, 2004): Monopolistische Konkurrenz, Markups und Preisanpassungskosten spielen wichtige Rolle Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 219 Neoklassische Synthese (Goodfriend, 2004), Fred. R. B. of Richmond Economic Quarterly Private Haushalte optimieren Konsum in 2-Perioden-Modell (intertemporal) Arbeitsangebot der Haushalte (abhängig von w und C) Optimierungsentscheidung der Unternehmen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 220 Haushalte, die sparen/Kredit nehmen können: Nutzenmaximierung (bei erwartetem Einkommen Y1 bzw. Y2) (1) U(C1, C2), Nutzen von C in Periode 1, 2 Nebenbed.Budgetrestriktion C1+C2/(1+r)=Y1+Y2/(1+r) Maximiere U(C1,C2) = lnC1 + [1/(1+ρ)]lnC2 Max. sogenannte Lagrangefunktion L‘(C1, C2, λ) = U(...)+λ{-C1 + -C2/[1+r] + Y1+Y2/[1+r]} ∂L‘/∂C1=0; ∂L‘/C2=0; ∂L‘/λ = 0; dies ergibt dann C2/C1 = [1+r]/[1+ρ]; Konsum steigt im Zeitablauf an, wenn r größer als Zeitpräferenzrate ρ („Gegenwartslust“) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 221 Ähnlich bei Arbeitsangebot Logarithmische Nutzenfunktion mit Freizeit F‘, wobei F‘ + Arbeitszeit L=1 (Zeitbudget; Normierung) Nebenbedingung ist (w Reallohn): wL= C Arbeitsangebot Haushalte: Ls = 1- C/w; Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 222 Unternehmen: Produktion C = αL; hier ist α also Arbeitsproduktivität Aufschlag bzw. Markup μ = P/k‘ (Aufschlag auf Grenzkosten) Grenzkosten betragen bei Nominallohnsatz W: k‘= W/α Daher ist μ = α/[W/P]= α/w bzw. Gleichgewichtslohnsatz w# = α/μ L# = 1- [αL/(α/μ)] = 1/[1+μ] C# = α/[1+μ] (1+r#)= (1+ρ)(α2/α1) π = f(μ1, Eμ2) + E(π); dabei ist E(π) die erwartete Trendinflation Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 223 Besondere Fragen Offene Volkswirtschaft Offene Volkswirtschaft Handel (Güter u. Dienstleistungen) Kapitalverkehr (Portfolioinv., Direktinvestitionen) Devisenreserven: Bestand bei Zentralbank steigt, wenn diese Devisen ankauft auf Devisenmarkt Langfristig wird nominaler Wechselkurs – als Relativpreis zweier Währungen – bestimmt durch Kaufkraftparität KKP (für e mit €/$: eKKP= P/P*) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) e Kaufkraftparität 224 SS (Güterexp.) DD1 DDo $ Kaufkraftparität geht von Freihandel und internationaler Arbitrage aus (man kauft, wo es relativ billiger ist) – dann muss langfristig einheitlicher Preis in Land I und II herrschen: eP*=P; zur Vereinfachung Annahme, dass alle Güter handelbar seien. Wenn eP* kleiner als P, dann verstärkte Importe aus Ausland, d.h. dass die Devisennachfragekurve nach außen geht; also Abwertung (e steigt),... solange bis eP*=P. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 225 Der Logik der Kaufkraftparität nach... Sollten nur solche Länder Fixkurs miteinander haben, die gleich hohe Inflationsrate haben bzw. wo P und P* sich parallel entwickeln; setzt parallele Geldpolitik voraus Absolute Wechskursfixierung ODER Einführung Gemeinschaftswährung heißt WÄHRUNGSUNION Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 226 Anmerkung Zinsparität (mit YK für das Kapitalgrenzprodukt: langfristig bei freiem Kapitalverkehr YK=Y*K* (=r*) und YK=r, also r=r*) KURZFRISTIGER Kapitalverkehr bestimmt Wechselkurs; mittelfristig gilt Zinsparität, nämlich i = i* + a‘E; dabei ist a‘E die erwartete Abwertungsrate. Bei Anlage im Ausland ist der Ertragssatz i* (* für Ausland) plus erwarteter Währungsabwertungsrate. Langfristig kein Widerspruch zu KKP, falls i=r+π bzw. i*=r*+π* Langfristig ist erwartete Abw.rate=tatsächliche! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 227 Seit 1999 EZB bzw. Euro(zone) EU15-Länder ohne UK, Dänemark, Schweden (Griechenland in €zone ab 01) Konvergenzkriterien für Kandidaten: Inflationsrate nicht höher als 1.5 Prozentpunkte über den 3 Ländern mit niedrigster Rate Nominalzins nicht höher als 2 Punkte über dem Zins in den 3 preisstabilsten Ländern 3% Defizitquote nicht überschreiten 60% Schuldenquote nicht überschreiten 2 Jahre keine Abwertung Politisch unabhängige Zentralbank Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 228 Offene Volkswirtschaft bzw. Eurozone; beachte y=Y/L; bei handelsfähigen Gütern PT=ePT* YEurozone = Y + Y* (* sei Spanien), Y** ist US Konjunktur – mit X‘ Nettoexp. - beeinflusst von D: I(r), G, X‘, C(Y(1-τ), A‘); A‘=M/P + P‘K/P + eF**/P Anstieg Aktienkurs P‘ und Abwertung erhöht Realverm. Spanien: I*(r), G*, C*(Y*(1-τ*)), A‘*=...; Realzins r ist niedriger als in Deutschland, da Inflation höher ist; z.T. ist dies Balassa-Samuelson-Effekt: Relativpreisanstieg nichthandelsfähiger Güter (N) gegenüber handelsfähigen (T-Gütern) im Zuge von Anstieg von Pro-Kopf-Eink. y P=(PT)α(PN)1-α; also Inflationsrate gP=:π =απT + (1-α)πN Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 229 Problem für Aufholländer Gemäß Balassa-Samuelson-Effekt nimmt bei steigendem Pro-Kopf-Eink. y der Relativpreis der nichthandelsfähigen Güter zu Kann – bei PT* konstant –kommen via PN konstant in Verbindung mit nominaler Aufwertung (e sinkt) Kann bei e konstant - und PT* konstant - durch Erhöhung von PN geschehen; dann ist Inflation in aufholendem armen Land größer als im Ausland!! Also auch Nominalzins i größer als im Ausland! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 230 Volkswirtschaften als Kandidatenländer Eurozone Land muss sich überlegen, ob man Wechselkursinstrument noch braucht: aufholende Länder mit typischerweise hohem negativen Außenbeitrag – hohe Nettoimporte – dürfte auf Abwertungsoption in der Regel angewiesen sein. Nominallohnsenkung kaum möglich (nach –dY bzw. Erhöhung der Arbeitslosenquote denkbar; ABER...) Vorteil früher Wechselkursfixierung: Nominaler Niedrigzins aus Eurozone wird importiert; aber wenn Inflationsrate relativ hoch, droht Fehlallokation. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 231 Produktionspotenzial Langfristig wird Output bzw. gesamtwirtschaftliche Produktion durch in den Unternehmen verfügbare Produktionsfaktoren bestimmt: Das Produktionspotential Ypot ist die Produktion bei Vollauslastung der Inputfaktoren Kapital K und Arbeit L (ggf. weitere Faktoren betrachtbar) Ypot =Ypot(K,L); tatsächliches Y mit abhängig von Auslastungsgrad Bei Cobb-Douglas-Funktion Y=KßL1-ß; 0<ß<1 Es gilt hier: dlnY/dt = ßdln K/dt + (1-ß)dlnL/dt, so dass Wachstum gY sich ergibt aus den gewichteten Wachstumsraten von Kapitalinput und Arbeitsinput Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 232 Konjunkturdefinition Konjunktur ist definiert bzw. wird gemessen durch Schwankungen im Kapazitätsauslastungsgrad (ф, im Intervall 0,1) des Produktionspotentials Von Produktionsseite her gilt, dass tatsächliche Produktion Y sich ergibt als Y=фYpot Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 233 Grenzprodukt der Arbeit bzw. Kapitalgrenzprodukt Gilt für eine Firma i (oder die Volkswirtschaft) eine Produktionsfunktion vom Typ „Cobb-Douglas“ (1) Y=KßL1-ß, dann ist die partielle Ableitung (K wird als Konstante behandelt) von Y nach L das Grenzprodukt der Arbeit (∂Y/∂L oder YL), also die Mehrproduktion bei einem zusätzlichen Einsatz von einer Einheit Arbeit: ∂Y/∂L =(1-ß)KßL-ß =(1-ß)[K/L] >0; K/L:=k „Kapitalintensität“ ∂YL/∂L=-ß(1-ß)KßL-ß-1<0 (die Steigung der Tangente an der Grenzproduktkurve fällt mit wachsendem L!) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 234 Bedeutung der Struktur der ges. wirtschaftlichen Nachfrage In geschlossener Wirtschaft ohne Staat (1a)Y= cY + I(r) im Gleichgewicht bzw. (1b)Y[1-c] = I(r); und mit 1-c:=Sparquote s (1c) s = I(r)/Y; einfache Gleichgewichtsbedingung Wegen gY=∂Y/∂K [I(r)/Y] kommt dem Kapitalgrenzprodukt ∂Y/∂K (Zusatzproduktion bei Erhöhung des Kapitalinputs um eine Einheit) und der Investitionsquote I/Y besondere Bedeutung für Wirtschaftswachstum zu; man beachte, dass bei Gewinnmaximierung gilt r =∂Y/∂K. Aufgabe: Berechnen von ∂Y/∂K und ∂Y/∂L bei Cobb-Douglas-F. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 235 Verteilungsrechnung I: funktionale Einkommensverteilung Ausgangspunkt der Verteilungsrechnung in der VGR ist das Nettosozialprodukt zu Faktorkosten (Volkseinkommen); von der Größe zu Marktpreisen geht man über zu Faktorkosten, indem man preisaufblähende (umsatzsteigernde) Mehrwertsteuereinnahmen abzieht und quasi-preissenkende Subventionen hinzuzählt. Das Volkseinkommen setzt sich aus Lohneinkommen UND Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen zusammen; Lohnquote plus Profitquote =1; Lohnquote beträgt etwa 1/3 in Deutschland bzw. EU Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 236 Einkommensverteilung II Neben der funktionalen – auf die Produktions-faktoren (zuvor Arbeit und Kapital) bezogene Verteilungsrechnung gibt es die personelle Einkommensverteilung: Sie ordnet aufsteigend die Haushalte zunächst der Höhe ihrer Einkommen (egal aus welcher Quelle) nach und stellt dann die Anteile etwa diverser Quintile der Haushalte am gesamten Einkommen dar: Bekannt ist hier die Lorenz-Kurve bzw. der Gini-Koeffizient Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 237 Grundlegende Effekte des Sozialstaats Ausgangspunkt ist eine gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion Y=Y(K, L, H), wobei L einfache Arbeit und H Humankapital ist; dabei gelte H(G“), wobei G“ Sozialausgaben darstellen 1) Sozialstaat: bestimmte Lebensrisiken individuell besser beherrschbar (z.B. staatl. Krankenversicherung), daher kann mehr in Ausbildung investiert werden, was Produktivität steigert (H steigt; mit ∂H/∂G“>0 bis Erreichen von kritisch hohem G“): Nachfrage nach K, L steigt wegen dH>0 bzw. Sozialausgaben G“ 2) Sozialstaat bedeutet aber auch Sozialabgaben auf Arbeit bzw. erhöhte Lohnnebenkosten, was Nachfrage nach L, H reduziert Optimaler Sozialstaat, wo marginaler H-Stimulierungseffekt gleich marginalem kombinierten Arbeitsnachfragerückgangseffekt Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 238 Wirtschaftsphilosophische Aspekte: Einige Grundfragen 1) Was soll der Mensch für Ziele haben dürfen (inkl. Verhältnis MenschMensch; Mann-Frau) 2) Welche Ziele hat die Staatstätigkeit? 3) Welche Bedeutung kommt Institutionen zu? I) Erkenntnis- bzw. Wissenschaftstheorie: Was kann man wirklich sicher wissen? II) Welche Rolle hat die Wissenschaft? III) Welche Politikstrategien sind sinnvoll? Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 239 Einige mögliche Antworten aus wirtschaftsphilosophischer Sicht 1a) Welche Ziele soll der 1b) Mensch haben dürfen? Jedes Individuum setzt Ziele eigenständig (liberale Sicht) 2a) Welche Ziele hat die Kollektiv oder Diktator gibt Ziele vor Staatstätigkeit? 2b) 3a) Welche Bedeutung haben Institutionen? Maximiere Nutzen der größtmöglichen Zahl (Utilitarismus: Bentham, John Mill) von Individuen Macht und Ruhm des Herrschers zu mehren Wiederwahl sichern 3b) Verminderung von Unsicherheit und Begrenzen persönlicher Willküroptionen (nach Karl Popper) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 240 Einige Antworten zur Erkenntnistheorie aus kritischrationaler Sicht (K. Popper) Ia) Was kann man wissen? IIa) Wie soll rationale Politik handeln? Ib) Man kann nur vorläufige Hypothesen aufstellen und diese empirisch testen (Hypothesen müssen falsifizierbar sein); erfolgreicher Test = vorläufige Bewährung= „Wahrheit“ IIb) Da Gesellschaften komplex, Menschen unvollkommen und Wissen nur vorläufig gesichert, sind funktionsfähige Institutionen wichtig; Politik sollte Revolution vermeiden, wichtig sind fundierte Reformprozesse in einer offenen Gesellschaft Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 241 Wissenschaftstheorie: Was kann man wirklich wissen? Man kann falsifizierbare Hypothesen – als Wenndann-Sätze – bilden: allgemeine Aussage Es gibt einen zu erklärenden Sachverhalt (Explanandum), z.B. Inflation im Sinn eines länger anhaltenden Anstiegs des Preisniveaus; URSACHE? Nun gibt es rivalisierende Hypothesen: a) Zu hohe Geldmengenexpansion verursacht Inflation b) Zu hohe Lohnsteigerungen führen zu Inflation c) Ölpreissteigerungen führen zu Inflation Diverse Länder mit Inflation beleuchten…ES FOLGT… Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 242 Drei Positionen zur Wissenschaft Theorie um der Analyse selbst willen (Aristoteles) Wissenschaft sei zur Verbesserung des Lebens (Francis Bacon, 1561-1626, Jurist, Lordkanzler) Forschung & Lehre als Idealbild der Wissenschaft (Wilhelm von Humboldt; 1809 * Universität Berlin) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 243 Wirtschaftlich relevante neuere Ideengeschichte: a) Hobbes Thomas Hobbes im Buch Leviathan (1651): (1) hedonisch-individueller Begriff des Guten (2) Staat soll sich vor dem Selbstinteresse der Betroffenen, vor freien Bürgern, rechtfertigen (3) Gedankenexperiment „Naturzustand“, in dem weder Staat noch Recht: es gibt dauernd überall Raub, Mord; Bürgerkrieg aller gg. Alle. Vernunft aber will Frieden – wie erreichbar? (4) Wechselseitige Einschränkung der Freiheit durch hypothetischen Gesellschaftsvertrag; da Vertrag ohne Sanktionsmittel bzw. Gewaltmittel wirkungslos ist absoluter Staat notwendig; Unterwerfung unter Staat Naturzustandsidee wiederholt von anderen aufgegriffen, auch von RAWLS (20. Jh.) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 244 Wirtschaftlich relevante neuere Ideengeschichte b) John Locke John Locke (engl. Arzt und Philosoph, 1632-1704) Begründet Empirismus: Erfahrung bzw. systematische Realitätswahrnehmung – insbes. via Sprache – sei wichtig für Erkenntnis Locke entwickelt liberales Staatsverständnis, wonach Staat auf Zustimmung der Bürger (Vertrag!) gebaut sein soll; Staat soll Gewaltenteilung realisieren und life, liberty and property (Leben, Freiheit, Eigentum [an Boden]) als drei Menschenrechte realisieren; Widerstand gegen einen die Menschenrechte nicht realisierenden Staat erlaubt. Locke ist intellektueller Vater des modernen Liberalismus Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 245 Wirtschaftlich relevante neuere Ideengeschichte: c) Montesquieu Charles-Louis de Montesquieu (1689-1755) kritisiert satirisch in den „Perserbriefen“ anonym; er entwickelt staatsethischen Grundsatz „Le pouvoir arrete le pouvoir“: Macht dämme Macht ein, was nur über umfassende Gewaltenteilung möglich sei, sonst Missbrauch von Macht große Gefahr. Hauptwerk „De l‘ esprit des lois“ aus Furcht vor Zensur in Genf 1748 anonym veröffentlicht Diese Idee von Macht und Gegenmacht läßt sich in der Kategorie ökonomischen Denkens als Gleichgewichtsphänomen verstehen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 246 Aufklärung in Großbritannien: Adam Smith gegen merkantilistischen Interventionsstaat Adam Smith 1723-1790 Moralphilosoph und Volkswirtschaftslehrer (Begründer) An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations „Natürlicher Erwerbstrieb“ des Menschen Eigeninteresse führt zu gesellschaftlich erwünchter Güterversorgung (Bäcker backt wg. Eink.interesse) Arbeit, Arbeitsteilung und Sparsamkeit bzw. Kapitalbildung führen zu Wohlstand Staat soll Frieden und Recht sichern Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 247 Adam Smith: Fünf Bausteine von Wohlstand Sparen bzw. Kapitalbildung Bildung Wettbewerb Arbeitsteilung Liberaler Staat (Verteidigung, Justiz) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 248 Aufklärung in Europa „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.„ Kant, 1783 Aufklärung (Leitmotiv „sapere audere“) betont Vernunft= allgemeingültiges verstandesgeleitetes Erkennen Freiheit als Grundlage persönlichen und politischen Handelns Fortschritt = Neuerungen, die Leben verbessern Kritik (insbes. an Kirche und absolutistischem Staat) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 249 Absolutismus, Aufklärung, Industrialisierung Gegen den absolutistischen Staat wendet sich im 18. Jh. die Aufklärung (Enzyklopädisten); Rationalität statt Metaphysik! 1789 französische Revolution – ökonomisch-soziale Dominanz von Adel und Kirche beendet! Bürgerliche Gesellschaft, Gleichheitsideal, Rechtsstaat à la Code Napoleon. Großbritannien auch Rechtsstaat (keine Verfassung) Industrialisierung in England: 18. Jh.; Unternehmer wollen wirtschaftliche Freiheit; Kapitalbildung wichtiger als Landeigentum (alter Adel); ökonomische Erfolge und erhöhte Bildung verstärken Ruf nach politischer Mitwirkung; Industrialisierung sorgt für Urbanisierung, starkes Bevölkerungswachstum – z.T. Angst vor Überbevölkerung; Auswanderung aus Europa, wo vor allem Arme auswandern. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 250 Industrialisierung, Wohlstand, Marktwirtschaft Industrialisierung führte zunächst zu Verelendung bei vielen Arbeitnehmern mit oft hoher Kinderzahl; längerfristig zu steigender Produktivität und steigenden Reallöhnen (Nominallohn/Preisniveau) und zu steigenden ProKopf-Einkommen; in Europa stieg im 19. Jahrhundert Lebenserwartung, Bildungsgrad erhöht durch Engagement von Staat und anderen (u.a. Kirchen, Gewerkschaften); Sozialstaat in D seit Bismarck Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 251 Industrialisierung: Wertschöpfung im 2Sektoren-Modell (Y=Produktion, B=Boden, K= Kapital, (dY/dt)/Y=gY ist Wachstumsrate von Y) Y = Y‘ + Y“ (Y‘ Landwirtschaft, Y“ Industrie) gY = [b‘gY‘]+ {(1-b‘)gY“}; mit b‘=Y‘/Y, also Anteil der landwirtschaftlichen Produktion Y‘ an der Gesamtwertschöpfung Y Wachstumseinfluss von Landwirtschaft sinkt (b‘ fällt, gY‘ <gY“) Produktionsfunktion: Y‘=BK‘ßL‘1-ß‘; mit L‘=L-L“; K‘=K-K“, 0<ß<1 gY‘ = gB + ß‘gK‘ + (1-ß‘)gL‘ Düngereinsatz wirkt wie gB>0, L‘-Abwanderung aus Landwirtschaft, Zuwanderung in Städte bzw. zur Industrie Produktionsfunktion für Industrie Y“ = K“ß“L“(1-ß“) Industrieproduktion wächst stark; Wachstumsraten von K“ und von L“ hoch sind: gY“ = ß“gK“ + (1-ß“)gL“ Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 252 John Stuart Mill (1806-1873), liberale „Grundsätze der politischen Ökonomie“ 1848; Rahmenordnung! Mill ist gegen utopische Sozialisten. Da Individuen ihre Interessen selbst am besten erkennen, ist staatliche Abstinenz (laisser-faire) doppelt gut: bringt effiziente Staatstätigkeit, gibt Anreize bzw. Freiraum zur Entfaltung für jeden einzelnen. Staat soll Schulbesuch (aber keine staatl. Schulen!) fördern, Arbeitszeit aus Gesundheitsgründen überwachen, mit Auswanderungspolitik einer Überbevölkerung entgegensteuern; für pol. Gleichberechtigung & Koalitionsfreiheit der Arbeiter, Frauenemanzipation. Staatlicher Zwang nur, um Schädigung von Menschen abzuwenden. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 253 David Ricardo: Ricardo zeigt: freier Handelsaustausch auf Basis komparativer Vorteile vorteilhaft für alle beteiligten Länder Prinzip komparativer Vorteile stellt darauf ab, dass für internationale Wettbewerbsfähigkeit relative Kostenvorteile relevant sind – nicht absolute!! Forderung nach Freihandel! In England umgesetzt nach Hungerkatastrophe in Irland (Abschaffung der Getreidezölle) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 254 Karl Marx als Philosoph und Akteur: 1848 Kommunistisches Manifest Marx sieht als Ziel klassenlose Gesellschaft (von Proudhon übernommen) Marx legt sozialistische Analyse vor, die im Gegensatz zu angeblich vom Kapitaleignerstandpunkt aus entwickelten klassischen Nationalökonomie (Smith, Ricardo…) aus der Perspektive der unterdrückten Arbeiterschaft sieht Privateigentum für Entfremdung verantwortlich Verelendung der Arbeiter, verschärfte Konkurrenz mit Konzentration=wachsende Krise im Kapitalismus; via Gemeineigentum und Staatswirtschaft überwinden! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 255 Privateigentum an Produktionsmitteln als Problem? Privateigentum – umfassend definierte Verfügungsrechte – setzen Anreize zur sorgsamem Umgang mit Kapital bzw. Ressourcen; Frage nach Anfangsverteilung bzw. Verteilungsdynamik auf lange Sicht; es gibt im Übrigen Probleme mit Gleichverteilung, da diese sich eigendynamisch veränder wird; viele werden Aktien verkaufen. Problem strategischer Investoren: unter 5% Anteil an einem Unternehmen engagiert sich kaum ein Eigentümer sehr nachdrücklich für optimale Expansion, woraus sich eine Tendenz zu einer Vermögenskonzentration = Konzentration bei Einkommensverteilung ergibt Es muss allerdings auch die Neugründung von neuen Unternehmen in jeder Generation als Phänomen gesehen werden. In der Wissensgesellschaft des 21. Jh. sind intellektuelle Eigentumsrechte ein besonderes Problem (vgl. 1850/70, CH, NL) Kapitalismus hat sich gewandelt, z.T. sehr dynamisch und stabil; sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft zugrunde gegangen in 1990/91 (2002 Hungerland Nordkorea) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 256 Staatliches Eigentum an Produktionsmitteln vs. privates Staatliches Eigentum Privates Eigentum Art Gleichverteilung Eigentümerfunktion haben staatliche bzw. Parteifunktionäre (Macht!), was geringe Anreize zu sorgfältigem Umgang mit Eigentum bedeutet; Qualitäts- und Effizienzprobleme im Akkumulationsprozess. Private Eigentümer motiviert zu sorgfältiger Eigentumsbewirtschaftung und Kapitalakkumulation Problem:Konzentration von Eigentum (ggf. Erbschaftssteuern, Gründungsförderung) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 257 Philosophie und Politik insgesamt… Einige Philosophen menschenfreundlich einflussreich; Einflussreich, aber fatal wirkten Marx und Lenin; aber auch Nietzsche; letzterer schriftstellernd eifriger Verkünder von Selbstbejahung und Steigerung des Lebens via Willen zur Macht; Verkünder von Herrenvs. Sklavenmoral Öffentlichkeit und Politiker vielfach von Philosophen beeinflusst Politik: Einfluss von Naturwissenschaftlern und Sozialwissenschaftlern gering Politik wird durch Wähler schwach kontrolliert; ambivalentes Verhältnis Politik-Medien (z.T. instrumentalisiert) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 258 Basis von Wohlstand: Wirtschaftliche Freiheit, Rechtsstaat, Staatstätigkeit Wirtschaftliche Freiheit in einer Marktwirtschaft Eigentunmsrechte und Rechtsstaat Beschränkung der Staatstätigkeit Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 259 Einige Aspekte wirtschaftlicher Freiheit; Index wi. Freiheit (Fraser Institut 2003) Wirtschaftliche Freiheit kann zu Eigeninitiative, Kreativi- tät, unternehmerischem Engagement und Selbstbewußtsein motivieren – ggf. verstärkt durch Bildung; Wirtschaftliche Freiheit bei Wettbewerb=Investition+In- novation+begrenzte Gewin- ne =Wohlstand für viele 1. Hongkong (8.6 von 10) 2. Singapur (8.5) 3. USA (8.5) 4. Neuseeland (8.2) 4. Großbritannien(8.2) 6. Schweiz (8.0) 16. Estland (7.5) 20. BRD (7.3) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 260 Wachstum und Wohlstand Wirtschaftliches Wachstum ist ein langfristiger Prozess. Positive Wachstumsraten des realen Bruttoinlandsproduktes über viele Jahre gibt es erst seit der Industriellen Revolution Pro-Einkommen y=Y/L (mit L für Bevölkerung) wichtig Pro-Kopf-Einkommen wächst nur, wenn die Wachstumsrate der Produktion gy größer als gL, also die prozentuale Bevölkerungswachstumsrate. Diese betrug im 19. Jh. in Europa zeitweise 3% p.a. (also Verneunfachung der Bevölkerung binnen 75 Jahren!). Y/L stieg in vielen Ländern Europas, USA, Kanada, Australien; normale Wachstumsrate im 21. Jahrhundert für OECD-Länder ist 1 bis 2% p.a. Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 261 Natürliche Ressourcen als Grundlage von Reichtum? Es gibt einige Länder, die durch natürliche Ressourcen wie Gas und Öl sehr wohlhabend geworden sind: z.B. Saudi-Arabien, Kuweit, Irak, Lybien; dies sind Länder mit kleiner Bevölkerung – gilt auch für Norwegen. Wichtig auch für USA, Russland, Indonesien, Mexiko, Australien, Nigeria Wohlstand in Land mit gr. Bevölkerung nur über hohen Anteil von Industrie- und Dienstleistungsproduktion (Bildung & Innovation) erreichbar Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 262 Langfristige Ölpreisentwicklung, 1880-2002 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 263 Ölpreisentwicklung Ölpreise längerfristig relativ konstant (um 20 Dollar) Ansteigen der Ölpreise in 70er J. durch OPECKartellpolitik; Gaspreise hängen am Öl Anfang 21. Jh. Marktanteil der OPEC bei nur noch 35%; Ölreserven zu 2/3 in arabischen Ländern, starke Öl-Abhängigkeit der Weltwirtschaft von politisch labiler Region Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 264 Lebensphasen, Vermögen, Einkommen Vermögen ist definiert als Quelle von zukünftigem Einkommen; Gegenwartswert von Einkommen Y1 in t1 ergibt sich als Y1/(1+i), wobei i der Nominalzinssatz ist; Gegenwartswert von Y2 ist Y2/(1+i)2; hätte man ewiges Dauereinkommen von nominal 1, dann wäre Gegenwartswert dessen 1/i Für Zeit ohne Arbeitseinkommen braucht man Ersatzeinkommen: z.B. Rente, Kapitaleinkommen… Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 265 Lebensphasen und Lebensunterhalt Menschen müssen für Lebensunterhalt auch bei Kindern und nichterwerbstätigen Erwachsenen sorgen; das ist Herausforderung in Familie mit vielen Kindern und bei zunehmender Rentenzeit sowie bei längeren bzw. häufigeren Krankheitszeiten Gegen Risiken kann man ggf. Versicherung abschliessen: Rentenbezugsdauer = „Langlebigkeitsrisiko“ Versicherungen haben „Moral hazard Probleme“, d.h. Versicherte können Versicherungsfall extra herbeiführen; also Policen mit Selbstbeteiligung etc.! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 266 Alterssicherung in traditionellen Gesellschaften Kinder als Alterssicherung = „Familienrente“ im Mittelalter; Eltern sorgen für Kinder, die als Erwachsene (bisweilen schon als Kinder) für Eltern bei Krankheit bzw. Erwerbsunfähigkeit aufkommen Hygienefortschritt= erhöhte Lebenserwartung ab 19.Jh Modernes Sozialversicherungssystem = Staat zuständig für soziale Sicherung (Alter; Invalidität – letzteres machte Staat vor Bismarck nur für Soldaten und ggf. Beamten); Umlagefinanzierung im 19./20. Jh („Generationenvertrag“). Im 21. Jh. ergänzend privates Versicherungssparen für Alterssicherung zunehmend wichtig (Lebenserwartung Anfang 21. Jh. in Westeuropa 70, 1880: um 35 J.) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 267 Rentenversicherung und Bildung Kinder können dank staatl. (oder privatem) Schulsystem in Verbindung mit staatlichem Sozialversicherungssystem längere Ausbildung machen, was Produktivität erhöht: Die Arbeitsproduktivität steigt! (Bildung ähnlich wie technischer Fortschritt), allerdings war Schulbesuch im 19. Jh. nicht kostenlos, Schulpflicht erst im 20. Jh., z.T. Frauen diskrimiert – LDCs=hohe Analphabetenquote Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 268 Was bedeutet kostenlose Bildung? Nachgefragt wird die Sättigungsmenge Anbieter können nur durch Subventionierung überleben Subventionierung bedeutet staatliche Intervention Staatliche Intervention kann Qualitätsverlust, Ineffizienz und mangelnde Produktdifferenzierung begünstigen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 269 Empirische Analyse Bausteine: Hypothese=Wenn-Dann-Aussage Datensatz über zu erklärenden Sachverhalte bzw. abhängige Variable (z.B. Zeitreihen für Inflationsrate π in Länder n=1, 2…N) Datensätze über unabhängige Variable (Geldmengenwachstumsrate gM) Wir formulieren als A-Hypothese π = ao +a1gM + μ (normalverteilte Zufallsvariable) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 270 Verwendung des BIPs in Euro-Zone (2002) Verwendung des BIPs in Euro-Zone 2002 A ußenb ei t r ag ( M r d .E ur o ) 2% I nvest i t io n( M r d .Eur o ) 20% Pr ivat e Ko nsumausg ab en( M r d . Eur o ) 58 % Ko nsumausg ab en d es St aat es( M r d . Eur o ) 20% Quelle: European cent ral bank, M onthly bullet in M ay 2003 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 271 Verwendung des BIPs Im Deutschland (2002) Verwendung des BIPs im Deutschland 2002 3,9% 18,1% 58,9% 19,1% Quelle: Deut sche Bundesbank M onatsbericht M ärz 2003 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 272 Verwendung des BIPs in VR.China (1999) Verwendung des BIPs in VR.China (1999) 12 % 48% 3% 3 7% Quelle: http://www.stats.gov.cn/ndsj/zgnj/ 2000/C12c.htm Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 273 Hohes Pro-Kopf-Einkommen y in OECD-Ländern vs. arme Länder Annahme: geschlossene Wirtschaft ohne Staat – als einfachstes Modell; Bevölkerungswachstum, techn. Fortschritt, Abschreibungsrate auf Kapital: δ (1) Ersparnis S=sY; (2) Bruttoinvestition I =dK/dt + δK (3) Gleichgewichtsbedingung für Makro-Gütermarkt S=I (also S/Y=I/Y) (4) Produktionsfunktion Y=Kß(AL)1-ß; 0<ß<1 (5) arbeitsvermehrende Fortschrittsrate: (dA/dt)/A=a; also A(t)=Aoe‘at (mit e‘ für Euler-Zahl) (6) L wächst mit konstanter Rate: (dL/dt)/L=n; also L(t)=Loe‘nt (7) Definiere k‘=K/(AL); Lösung Differentialgleichung dk‘/dt… (8) langfristiges k‘=K/(AL )=[s/(n+δ+a)]1/1-ß (9) langfristiges y=Y/L =Aoe‘at[s/(n+δ+a)]ß/1-ß Je höher Sparquote bzw. Investitionsquote, desto höher y, dessen Wachstumsrate durch technische Fortschrittsrate a bestimmt wird; y ist um so geringer, je höher das Bevölkerungswachstum und je höher δ. Y=yLoe‘nt Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 274 Wohlstands- versus Machtperspektive (y vs. Y) y-Niveau langfristig bestimmt durch Sparquote s bzw. Investitionsquote I/Y; Sparwille und –anreize (Bankensystem!) wichtig; Bevölkerungswachstum sinkt mit Bildungsgrad… Wachstumsrate des Fortschritts von Innovationsausgaben, Bildungsgrad, Kommunikationssystem, …bestimmt Je größer Y, um so mächtiger international das jeweilige Land: Bevölkerungswachstum also wichtig Natürliches Wachstum Nettoeinwanderung Soziale und politische Integrationsherausforde rung bei Zuwanderung; Fertilität pol. schwer beeinflussbar Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 275 Wichtige Informationsquellen im web www.oecd.de (Länderberichte, Research reports) www.imf.org (Länderberichte, reports) www.worldbank.org (reports, Statistiken) www.europarl.eu.int (reports) www.eurostat.de www.whitehouse.gov Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 276 Anhang: Zusammenhang von Gewinnmaximierung (ges.wi.) und Nutzenmaxierung (WELFENS, 2002d) Produktionsfunktion, in die sektorale Größenvorteile eingehen (Sektorgrößen Qi bzw. Qj, Produktion von Firma i bzw. j ist qi bzw. qj), wobei zur Vereinfachung 1-ß=σ+σ‘ gelte: (I) Y=KßL1-ß(Qi/qi)σ(Qj/qi)σ‘; also (II) Y=Kß(Qi/L)σ(Qj/L)σ‘qi-σ qi-σ‘ (II‘) Y=Kß(qi‘)σ(qj‘)σ‘qi-σ qi-σ‘ In (II‘) können die nutzenmaximierenden Mengen aus Sicht repräsentativen Haushalts mit U=qi‘φqj‘1- φ eingesetzt werden; Implikationen!!! Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 277 Anhang: Europäische Integration 1957: Gründung der Europäischen Gemeinschaft durch Frankreich, Deutschland, Italien und Benelux (6 Staaten= EG6) 1973 Erweiterung um Großbritannien, Irland, Dänemark (Ex-EFTA-Länder) 1981: Aufnahme Griechenlands 1986: Aufnahme von Spanien, Portugal 1995: Aufnahme von EFTA-Ländern: Österreich, Finnland, Schweden 2002: EU-Osterweiterung vereinbart: EU-25 ab 2004, plus Rumänien und Bulgarien ab 2007 Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 278 Anhang: Gewinnmaximierung, Investitionen bzw. BIPDynamik; Y=KßL1-ß; Definitionen: e‘ Eulerzahl m“=(M/P)/L; y=Y/L; k=K/L; r Realzins; M/P reales Geldangebot Produktionsfunktion (1) y =kß Also (2) dy/dt =ß(dk/dt)kß-1 Geldmarktgleichgew. (mit erwarter Inflationsrate=0) (3) M/P=Y/(σr); also (4) r = Y/[σ(M/P)]= y/[σm“] Hypothese Gewinnmaximierung mit Blick auf Nettoinvestitionen hier: (5) [dK/dt]/L = φ[YK-r]; YK ist Kapitalgrenzprodukt, dk/dt +(n+δ)k = φkß-1 – φr = φkß-1 – φkß/[σm“];*ßkß-1 ß(dk/dt)kß-1+ß(n+ δ)kß = φßk(ß-1)(ß-1) – φßk2ß-1/[σm“] Falls ß=0.5: dy/dt= φßy2 –{ß[n+ δ]}y –(φß/[σm“]) Analytisch lösbar? Stabil? Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 279 Wettbewerbspolitik Staat soll Wettbewerb bzw. Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher erhalten; aktueller Wettbewerb zwischen bestehenden Anbietern und ggf. potenzielle Konkurrenz als Disziplinierungsinstrument der Unternehmen zur Sicherung von Effizienz & als Innovationsanreiz sowie Anreiz, Konumentenwünsche zu beachten (Konsumentensouverän.): Allgemeine Wettbewerbspolitik nötig! Wettbewerb bringt Effizienz in verschiedenem Sinn: Kostenminimierung (oder Gewinnmaxim.) = produktive Effizienz Allokative Effizienz: Preis = Grenzkosten (Opportunitätskosten der Produktion entsprechen dem Grenznutzen des marginalen Nachfragers) In offener Wirtschaft spielt Importkonkurrenz (bei handelsfähigen Gütern) eine wichtige Rolle für Wettbewerb Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 280 Regulierung (Alternative wäre Ex-post-Kontrolle) In einigen Sektoren gibt es fallende Grenzkosten (Subadditivität der Kosten) und versunkene bzw. irreversible Kosten, so dass sektorspezifische ex ante Regeln – d.h. Regulierung – nötig sind: resistentes Monopol mit „bottleneck“ inbesondere Netzindustrien (Telekom, Energie, Bahn: Netzzugangsfragen) Idealerweise Regulierer mit klaren Zielen politisch unabhängig zuständig für mehrere Netzsektoren Zeitliche Konsistenz erforderlich Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 281 Angebotsdynamik der Wirtschaft (Kapital K, A Technologieniveau, L Arbeitseinsatz, δ Abschreibungsrate auf K, e‘ Euler-Zahl, t Zeit) Wenn Ersparnis S=sY und Wachstumsrate von L bzw. von A gleich n bzw. a sind, dann ist langfristiges gleichgewichtiges Pro-KopfEinkommen y#: Y#=[s/(a+n+δ)]ß/1-ße‘at Produktionsfunktion (Beispiel Cobb-Douglas) Y = f(K, A, L) = Kß(AL)1-ß Y/L =: y = kßA1-ß Kapitalbildung durch Investition Y/[AL] =: y’ = k’ß Institutionen (Wirtschaftsordnung), Steuer-, Sozial-, Innovations-, Wettbewerbs-, Handels-, Kapitalmarktpolitik POLITIK Technischer Fortschritt Arbeitsvolumen Direkt- Positive Investi- Arbeits- Bevöl- Humaninvesti- Externa- tionen zeitent- kerungs- kapitaltionsinlänwicklung wachs- bildung litäten zuflüsse discher tum (Lernen) (via UnterMigramultinanehmen tion tionale Unternehmen Lohnpolitik (Höhe und Struktur) Arbeitszeitpolitik Tarifpartner Ausgaben für Forschung und Entwicklung (insbes. IKT) Int. Technologietransfer (via Lizenzen und Direktinvestitionen) Risikokapitalmärkte (inkl. Aktienmarkt) Import technologie-intensiver Güter und Wirkung von Importkonkurrenz (Wettbewerbsdruck) Institutionen (Wirtschaftsordnung), Steuer-, Sozial-, Innovations-, Wettbewerbs-, Handels-, Kapitalmarktpolitik Politik Ausland Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 282 A.12 Internetwirtschaft und Netzwerkeffekte Abb. Natürliches Monopol, Newcomer und Netzwerkeffekte bei Regulierung Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 283 A.12 Internetwirtschaft und Netzwerkeffekte Abb. Produkt- und Prozessinnovationen Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 284