Fidelio - VOL.AT

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Fidelio
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Fidelio ist die einzige Oper von Ludwig van Beethoven. Das Stück ist in der Endfassung eine
Oper in zwei Akten, in der Urfassung - unter dem Titel "Leonore" - in drei Akten.
Befreiungsoper
Beethovens Oper liegt ein Auftrag Peter von Brauns zugrunde, der zu diesem Zeitpunkt
Intendant des Theaters an der Wien war. Beethovens ursprüngliche Idee war es, eine Vorlage
Emanuel Schikaneders, Vestas Feuer, zu bearbeiten. Doch schließlich entschloss er sich,
eine »Rettungs-« oder »Befreiungsoper« zu schreiben, die Ende des 18. und auch noch
Anfang des 19. Jahrhunderts in Frankreich große Erfolge feierte. In ihr sah Beethoven die
Möglichkeit, gegen jede Tyrannei gerichteten Prinzipien der politischen Freiheit, der
Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit oder einfach die Rettung eines unschuldigen Helden aus
höchster Not zum Ausdruck zu bringen.
Jean Nicolas Bouillys Libretto für die Oper »Léonore ou L'amour conjugal«, an die
Beethovens "Fidelio" sich anlehnt, soll die Geschichte einer Madame de Tourraine zugrunde
liegen, die als Mann verkleidet ihren Gatten aus der Gefangenschaft der Jakobiner in Tours
befreit.
Daten zum Stück
Musik: Ludwig van Beethoven
Libretto: Joseph Ferdinand von Sonnleithner, Georg Friedrich Treitschke und Stephan von
Breuning nach dem Libretto von Jean Nicolas Bouilly für die Oper »Léonore ou L'amour
conjugal« von Pierre Gaveaux
Uraufführung: 20. November 1805 in Wien (Theater an der Wien)
Zweite Fassung: 29. März 1806 in Wien (Theater an der Wien)
Endgültige Fassung: 23. Mai 1814 in Wien (Kärntnertortheater)
Spieldauer: ca. 2,5 Stunden
Personen:
DON FERNANDO, Minister (Bariton)
DON PIZARRO, Gouverneur eines Staatsgefängnisses (Bariton)
FLORESTAN, Gefangener (Tenor)
LEONORE, dessen Frau unter dem Namen »Fidelio« (Sopran)
ROCCO, Kerkermeister (Bass)
MARZELLINE, dessen Tochter (Sopran)
JAQUINO, Pförtner (Tenor)
ERSTER GEFANGENER (Tenor)
ZWEITER GEFANGENER (Bass)
CHOR (Wachsoldaten; Staatsgefangene; Volk)
Ort: Spanisches Staatsgefängnis, einige Meilen von Sevilla entfernt
Zeit: 18. Jahrhundert
Handlung
Erster Akt
Florestan wird von Don Pizarro, der sich vor kompromittierenden Enthüllungen Florestans
fürchtet, widerrechtlich gefangengehalten. Florestans Frau Leonore schleust sich unter dem
Namen Fidelio als Bursche verkleidet bei Kerkermeister Rocco ein. Roccos Tochter
Marzelline verliebt sich in Fidelio und vernachlässigt daher ihren Bräutigam Jaquino. Fidelio
nutzt Roccos Vertrauen aus, um mit ihm den Kerker zu besuchen. Dieser macht jedoch zur
Bedingung, dass Fidelio nicht zu einem besonders gehüteten Gefangenen gehen darf. Leonore
ahnt, dass es sich dabei um ihren Gatten handelt.
Pizarro erscheint zur Inspektion, weil er erfahren hat, dass der Minister zur Untersuchung des
Kerkers erscheinen will und stellt deshalb Wachen auf. Er kann Florestan nun nicht mehr am
Leben lassen, da der Minister diesen sonst entdecken würde. Deshalb befiehlt er Rocco,
Florestan zu töten. Dieser lehnt ab, kommt jedoch nicht umhin, ein Grab für Florestan zu
schaufeln, wobei er sich von Fidelio helfen lässt. Angstvolle Unruhe breitet sich in Leonore
aus. Sie bittet Rocco darum, dass die Gefangenen ans Tageslicht gelassen werden, erkennt ihn
unter diesen jedoch nicht. Pizarro ist verärgert über Roccos Eigenmächtigkeit.
Zweiter Akt
Florestan hat eine Fiebervision, in der er Leonore, einem Engel gleich, zu sehen glaubt.
Leonore bittet Rocco, dem Gefangenen Wein und Brot geben zu dürfen; sie erkennt dabei
ihren Gatten, dieser sie jedoch nicht. Als Pizarro erscheint, stellt Florestan ihn –- den Urheber
seiner Leiden –- zur Rede. Pizarro, einen Dolch in der Hand, geht auf Florestan zu. Da wirft
sich Fidelio zwischen die beiden, zieht eine Pistole und bedroht Pizarro. Just in diesem
Moment kündigt Trompetenschall die Ankunft des Ministers an. Pizarro will fliehen.
Florestan und Leonore sinken sich in die Arme. Der Minister tritt auf und erkennt in Pizarros
Gefangenem seinen Freund Florestan. Die Kerker werden geöffnet; alle Gefangenen sind frei.
Überarbeitungen
Die Uraufführung von "Leonore" - nach mehrfacher Verschiebung und zwischenzeitlichem
Verbot - am 20. November 1805 in Wien (mit der Ouvertüre Nr. 2) war recht erfolglos.
Daraufhin erfuhr die Oper mehrfache Revisionen. Zunächst mit leichten Änderungen am Text
und der Ouvertüre Nr. 3, uraufgeführt am 29. März 1806. Später erfolgte eine weitere
Umarbeitung. Von diesem für Beethoven durchaus mühsamen Arbeitsprozess zeugt ein 250
Seiten starkes Skizzenbuch. Sonnleithners Text wurde von Treitschke überarbeitet, die
Handlung straffer gestaltet (dadurch wurden aus drei Akten zwei), die tragischen Züge der
Hauptpersonen wurden verstärkt und die Grundidee des Werkes trat nun deutlicher hervor,
nämlich die Überhöhung der konkreten edlen Tat Leonores ins Allgemein-Menschliche. Die
Uraufführung der nun in "Fidelio" umbenannten Oper erfolgte am 23. Mai 1814, also neun
Jahre später. Zunächst noch mit einer der ursprünglichen (weil die neue noch nicht fertig
war), drei Tage später mit der "Fidelio"-Ouvertüre.
Insgesamt existieren vier Ouvertüren. Die erste wurde vermutlich nie gespielt (sie war für
eine Aufführung in Prag gedacht, die nie stattfand), die zweite leitete die Uraufführung ein,
die dritte, die »Große Leonoren-Ouvertüre« erschien Beethoven später als zu umfangreich;
heute wird sie oft vor dem letzten Bild als Zäsur und Übergang zum Finale eingesetzt (Diese
Einordnung begründete Gustav Mahler). Die vierte Ouvertüre, die »Fidelio-Ouvertüre«,
schrieb Beethoven für die endgültige Fassung der Oper; sie leitet seither das Werk ein.
Musik
»Fidelio« ist eine Nummernoper mit gesprochenen Dialogen. Besonders deutlich tritt dieser
Charakter in den ersten Szenen hervor, in denen die kleinbürgerliche Welt um Kerkermeister
Rocco beschrieben wird. (Die Dialoge werden in modernen Aufführungen jedoch häufig stark
gekürzt.) Die Arien und Duette Roccos, Marzellines und Jaquinos im ersten Akt klingen so
auch eher liedhaft, schlicht und scheinbar heiter. Das Quartett, das diese mit Leonore singen,
ist ein musikalischer Höhepunkt der Oper. Ebenfalls im ersten Akt findet sich eine der
berühmtesten und ergreifendsten Szenen der Operngeschichte, der Gefangenenchor.
In der Szene, in der Fidelio und Rocco Florestans Grab ausheben, unterhalten sich die beiden,
während das Orchester das Gespräch musikalisch untermalt und gleichsam erläutert. Dies
bezeichnet man als »Melodram«. Die Musik, die während der Binnenhandlung um Leonore
und Florestan erklingt, wird fühlbar von Beethovens symphonischem Geist beherrscht, wobei
er wenig Rücksicht auf die Eigenart der menschlichen Stimme nahm. Daraus ergeben sich
bisweilen große Schwierigkeiten für die Sänger. Die orchestrale Untermalung gestaltet sich
nach den Anfangsszenen zunehmend grell und erregt (besonders in der Rachearie Pizarros
und im Duett zwischen Pizarro und Rocco). Den beiden großen Arien Leonores (1. Akt) und
Florestans (2. Akt) gehen längere Rezitative voran.
Wirkung
Bei der Uraufführung der ersten Fassung hielt sich die Begeisterung sehr in Grenzen. Erst die
dritte Fassung wurde zu einem Erfolg.
Für eine rasche Verbreitung im Ausland sorgte die deutsche Sopranistin Wilhelmine
Schröder-Devrient, die 1822 die Partie der Leonore übernahm. Sie verhalf Richard Wagner zu
einem Hörerlebnis der Oper, das seine künstlerische Entwicklung nach eigenen Angaben
maßgeblich prägte.
Entscheidend für die Rezeptionsgeschichte war die Inszenierung Gustav Mahlers im Jahre
1904.
Großes Aufsehen erregte die „Proletkult“-Inszenierung im Jahre 1928 in Leningrad. Nach
dem Trompetensignal, das die Ankunft des Ministers verkündet, leuchtete an der Leinwand
die Inschrift auf: »Der weiteren Handlung des Stücks nach befreit der König die Gefangenen.
Das widerspricht unserem Klassenbewußtsein und wir reißen die Masken ab«. Die
Aufführung der Oper wurde an dieser Stelle abgebrochen.
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