SAISON 2015 2016 2.2.16 2. AUFFÜHRUNGSABEND Antonio MÉNDEZ OBERAIGNER Robert D I E N S TAG 2 . 2 .16 2 0 U H R I SEMPEROPER DRESDEN 2. AUFFÜHRUNGSABEND Antonio Méndez Dirigent Robert Oberaigner Klarinette Ludwig van Beethoven (17 7 0 -18 2 7 ) Ouvertüre zu »Leonore« Nr. 2 op. 72a Adagio – Allegro – Adagio– Presto Aaron Copland (19 0 0 -19 9 0) Konzert für Klarinette, Streicher, Harfe und Klavier 1. Slowly and expressively 2. Rather fast PAU S E Franz Schubert (17 9 7-18 2 8) Symphonie Nr. 4 c-Moll D 417 1. Adagio molto – Allegro vivace 2. Andante 3. Menuetto – Trio. Allegro vivace 4. Allegro ZUM PROGRAMM Z u den unterschiedlichen Fassungen seiner Oper »Fidelio« (Leonore) komponiert Ludwig van Beethoven drei »Leonoren«-Ouvertüren sowie eine für die dritte und letzte Fassung 1814 geschriebene »Fidelio«-Ouvertüre. Nach der Uraufführung der Oper 1805 arbeitet Beethoven das Werk 1806 und 1814 zweimal um. Zur Version von 1805 gehört die Ouvertüre, die heute als zweite »Leonoren«Ouvertüre bekannt ist. Vergröbernd gesagt, wird in den Opernversionen von 1805 und 1806 eine eher menschlich anrührende Rückerinnerung Florestans an die Tage des häuslichen Glücks sichtbar – was sich später in der Fassung von 1814 zu einer Vision der Entrückung in eine höhere Freiheit auswächst. In »Fidelio« konzipiert Beethoven Grundzüge einer Rettungsoper, in der der Geist der Revolutionszeit musikalisch-dramatische Gestalt annimmt. Florestan wird rechtswidrig in Kerkerhaft gefangen gehalten und soll auf Anweisung seines Widersachers Pizarro getötet werden. Florestans Frau Leonore hat sich unter dem Namen Fidelio als Bursche verkleidet beim Kerkermeister Rocco eingeschleust. In einer Fiebervision vermeint Florestan Leonore zu sehen, was für eine emotionale Verdichtung sorgt. Die Rettung durchbricht schließlich alle Gesetze der Wahrscheinlichkeit, sie begründet das Unwahrscheinliche »aus dem Geiste der Musik«: Ein Trompetensignal kündigt die erlösende Ankunft des Ministers an. Der Philosoph Ernst Bloch sieht darin eine der bewegendsten Darstellungen »utopischen Vor-Scheins«, also die ästhetische Vorwegnahme einer sozialen Hoffnung. Das in der »Leonoren«Ouvertüre Nr. 2 wiederholt tönende Trompetensignal beschreibt die Kategorie des Wunderbaren – sie setzt eine Zäsur, mit der verheißungsvoll Künftiges aufleuchtet. Beethoven überträgt die Idee der Oper auf einen vollgültig ausgearbeiteten symphonischen Satz und sprengt damit die konventionelle Form der Opernouvertüre. Maßgeblich trägt er dazu bei, dass sich die Ouvertüre als Gattung im neunzehnten Jahrhundert als beliebtes Genre der Konzertouvertüre herausbildet und verstärkte Aufnahme in die Konzertprogramme findet. Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 14 Minuten A aron Copland erhält 1947 von dem renommierten Jazzklarinettisten Benny Goodman einen Kompositionsauftrag, den Copland während seiner ausgedehnten Reise durch Lateinamerika bis nach Brasilien umzusetzen beginnt. Zwischen seinen zahlreichen Verpflichtungen mit Vorträgen, dem Knüpfen neuer Kontakte und dem Konzertieren entstehen erste Umrisse eines langsamen Satzes. »Ich nahm das Pas-de-deux-Thema [aus einer geplanten Ballettmusik] für Teil 1, ich denke, es wird jeden zum Weinen bringen«, ist sich der in New York geborene Komponist sicher. Mit dem zweiten Satz des Klarinettenkonzerts folgt Copland dem Prinzip der Kontrastierung. Gegenüber dem ersten, der in den leisen Stellen merklich differenziert ausfällt, sind die Beziehungen des Schlusssatzes, einem von Synkopen dominierten Rondo, zum Jazz offenkundig. »Die Entschei- dung, Jazz-Material zu benutzen, war meine eigene, obwohl sie natürlich durch den Namen Goodman beeinflusst war«, bemerkt Copland. »Aber manchmal vergaß man darüber die Verbindungen zur südamerikanischen Musik, insbesondere zur Volksmusik aus dem nördlichen Brasilien«, bemerkt der Copland-Biograph Howard Pollack. Copland, bester verbaler Interpret seiner Werke, formuliert es so: »Es findet eine – unbewusste – Fusion zwischen Elementen nord- und südamerikanischer populärer Musik statt.« Das Klarinettenkonzert, auch bekannt als »Concerto for Clarinet, Strings, Harp & Piano«, hat eine ungewöhnliche Form, sie verbindet zwei Sätze mit einer längeren Solokadenz. Goodmans Reaktion fällt zunächst verhalten aus. Er fühlt sich »nur als Jazzmusiker«, der nicht über die notwendige Technik einer souveränen Bewältigung des Stücks verfügt. Erst 1950 kann sich der Klarinettist entschließen, das Werk in einer Rundfunkübertragung mit dem NBC Orchestra unter Fritz Reiner uraufzuführen. Bis heute zählt Coplands Klarinettenkonzert in den USA zum festen Repertoire. Besetzung: Klarinette, Harfe, Klavier, Streicher // Dauer: ca. 17 Minuten A m 16. Juni 1816, zwei Monate nach Fertigstellung seiner vierten Symphonie, äußert sich Franz Schubert gegenüber Antonio Salieri: Was Beethoven »beynahe allein zu verdanken ist, von dieser Bizzarrerie, welche das Tragische mit dem Komischen, das Angenehme mit dem Widrigen, das heroische mit Heulerey, das Heiligste mit dem Harlequin vereint, verwechselt, nicht unterscheidet [,] den Menschen in Raserey versetzt [,] statt in Liebe auflöst [,] zum Lachen reitzt, anstatt zum Gott erhebt«. Schuberts Skepsis gegenüber Beethoven fällt überraschend aus, sie wird von einem Tagebucheintrag – ebenfalls vom 16. Juni 1816 – flankiert: »O Mozart, unsterblicher Mozart, wie viele o wie unendlich viele wohltätige Abdrücke eines lichten bessern Lebens hast du in unsre Seelen geprägt.« Dem Stoßseufzer für Mozart ist die Auseinandersetzung mit Beethoven vorangegangen. Die Faszination des 19-Jährigen von Beethovens »Bekenntniswerk« schlägt sich in der Vierten nieder, die als einzige seiner vollendeten Symphonien in einer Molltonart steht und von Schubert nachträglich als »Tragische« bezeichnet wird. In diesem Sinne setzt der erste Satz mit einer düsteren Einleitung ein, in der mit der kleinen Sexte ein Intervall bestimmend wird, das den klagenden Gestus sinnfällig verkörpert. Aus dem Wechselspiel von weiten und nahen Tonsprüngen gewinnt Schubert eine Dramatik, die sich zögernd nach vorne schiebt. Umso entschlossener reizt das Allegro vivace den Tonraum der Sexte aus und gibt sich auch rhythmisch zupackender. Die Entrückung avanciert zu einem Zustand aktiven Handelns. Das kantable Thema im zweiten Satz setzt sich aus Versatzstücken der Vorhaltsbehandlung zusammen, kontrastiert von energischen Einschüben mit einzelnen Seufzerketten in den ersten Violinen und Holzbläsern. In seiner rhythmischen Anlage erinnert das Menuett an Beethovens Scherzi ab dessen zweiter Symphonie, unterbrochen im Trio von einer Tanzmelodie aus dem Repertoire des Ländlers. Der drängende vierte Satz greift den Tonraum der Sexte wieder auf. In strahlendem C-Dur endet die Symphonie. Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 30 Minuten Antonio Méndez Dirigent Der spanische Dirigent Antonio Méndez, 1984 in Palma de Mallorca geboren, studierte Violine und Klavier, bevor er 2002 das Studium der Komposition und des Dirigierens am Konservatorium in Madrid aufnahm. 2007 wechselte er nach Deutschland an die Universität der Künste in Berlin und schloss sein Studium an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« in Weimar ab. 2012 gewann er den Nikolai Malko-Wettbewerb für junge Dirigenten in Kopenhagen, 2013 war er Finalist des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Awards. Nach einer Assistenzzeit bei Bernard Haitink mit dem Chamber Orchestra of Europe und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks debütierte er am Pult der Los Angeles Philharmonic, des Tonhalle-Orchesters Zürich, des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt, des Dänischen Nationalorchesters sowie des Münchner Rundfunkorchesters. Zudem arbeitete er mit dem Mahler Chamber Orchestra, den Wiener Symphonikern, den Rotterdam Philharmonics, den Helsinki Philharmonics, dem Spanischen Nationalorchester, dem Musik Kollegium Winterthur, der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken, den Bremer Philharmonikern sowie weiteren renommierten Orchestern. Robert Oberaigner Klarinette wurde in Hall (Tirol) geboren und studierte zunächst am Tiroler Landeskonservatorium sowie später an der Wiener Musikhochschule. Sein Studium schloss er bei Sabine Meyer an der Musikhochschule Lübeck ab. Er ist Preisträger der »Musica Juventutis«-Stiftung der Wiener Konzerthausgesellschaft und debütierte schon mit 19 Jahren als Solist im Wiener Konzerthaus. 2003 wurde er Soloklarinettist des Kölner Gürzenich-Orchesters. 2013 wechselte er zur Staatskapelle Dresden. Solistische und kammermusikalische Auftritte führten ihn u. a. zum Wiener Musikverein, an das Concertgebouw Amsterdam und das Mozarteum Salzburg. Zudem gastierte er u. a. bei den BBC Proms, dem Lucerne Festival und den Salzburger Festspielen. VORSCHAU 6. Symphoniekonzert Zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 S A M S TAG 13. 2 .16 2 0 U H R S O N N TAG 14 . 2 .16 2 0 U H R S E M P ER O P E R D R E S D E N Christian Thielemann Dirigent Camilla Nylund Sopran Elisabeth Kulman Mezzosopran Daniel Behle Tenor Georg Zeppenfeld Bass Sächsischer Staatsopernchor Dresden Ludwig van Beethoven »Missa solemnis« D-Dur op. 123 Aufzeichnung durch MDR Figaro Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein IMPRESSUM Sächsische Staatskapelle Dresden Chefdirigent Christian Thielemann Spielzeit 2015 | 2016 H E R AU S G E B E R Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © Januar 2016 R E DA K T I O N André Podschun B I L D N AC H W E I S Antonio Méndez: Askonas Holt Robert Oberaigner: Matthias Creutziger TEXT Der Einführungstext von André Podschun ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft. 7. Symphoniekonzert G E S TA LT U N G U N D S AT Z S A M S TAG 2 7. 2 .16 11 U H R schech.net Strategie. Kommunikation. Design. M O N TAG 2 9. 2 .16 2 0 U H R DRUCK D I E N S TAG 1. 3.16 2 0 U H R Union Druckerei Dresden GmbH S E M P ER O P E R D R E S D E N Andris Nelsons Dirigent Håkan Hardenberger Trompete Benjamin Britten Passacaglia op. 33b aus »Peter Grimes« Bernd Alois Zimmermann »Nobody Knows de Trouble I see« Konzert für Trompete in C und Orchester Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 8 c-Moll op. 65 Kostenlose Konzerteinführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im Foyer des 3. Ranges der Semperoper Aufzeichnung durch MDR Figaro Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. W W W. S TA AT S K A P E L L E - D R E S D E N . D E