3 Chemie und Energie Chemische Thermodynamik Energieumsatz bei chemischen Reaktionen Triebkräfte für chemische Reaktionen 3.1 Energieumsatz bei chemischen Reaktionen Jeder Stoff hat in sich Energie gespeichert. Diese innere Energie U besteht aus folgenden Anteilen: 1. Hauptsatz der Thermodynamik (Hermann von Helmholtz, 1847) Wärmeenergie Translation Schwingung Rotation Chemische Energie Bindungsenergie Kernenergie nicht relevant im Bereich der Chemie Gesetz der Erhaltung der Energie: Energie kann von einer Form in eine andere umgewandelt werden, sie kann aber weder erzeugt noch vernichtet werden. • Reaktionsenergie ∆U Energieumsatz einer chemischen Reaktion A + B Ausgangsstoffe C + D ∆U = U2 – U1 Reaktionsprodukte ∆U = Reaktionsenergie (kJ ⋅ mol-1) U1 = Innere Energie der Ausgangsstoffe (kJ ⋅ mol-1) U2 = Innere Energie der Reaktionsprodukte (kJ ⋅ mol-1) 1.) U1 > U2, ∆U < 0 J Energie wird an die Umgebung abgegeben 2.) U1 < U2, ∆U > 0 J Energie wird aus der Umgebung aufgenommen Energieumsatz bei chemischen Reaktionen Reaktion Umsetzung von Thermochemische Reaktion Wärmeenergie Photochemische Reaktionen Licht Elektrochemische Reaktionen elektrischer Energie Energieumsatz und Reaktionssystem Abgeschlossenes System Wärmeisolierung Wärme Wärme ∆U = 0 Gas Geschlossenes System ∆U = Q Wärme Offenes System ∆U = Qp + W Qp ≡ ∆H Wärme • Reaktionsenthalpie ∆H Bei konstantem Druck p wird nur ein Teil der inneren Energie U als Wärme Qp abgegeben (Reaktionsenthalpie ∆H). Der Rest wird für die notwendige Volumenarbeit aufgewendet (J Änderung des Aggregatzustandes). Bei Reaktionen in flüssiger oder fester Phase ist die Volumenänderung sehr klein und somit ∆U = ∆H. Reaktionsenthalpie einer chemischen Reaktion A + B Ausgangsstoffe ∆H H1 H2 W = = = = C + D Reaktionsprodukte ∆H = H2 – H1 ∆U = ∆H + W Reaktionsenthalpie (griech. en thalpos, darin Wärme) (kJ ⋅ mol-1) Enthalpie der Ausgangsstoffe (kJ ⋅ mol-1) Enthalpie der Reaktionsprodukte (kJ ⋅ mol-1) Volumenarbeit (Reaktionen mit Gasen) (Nm ⋅ mol-1, kJ ⋅ mol-1) 1.) H1 > H2, ∆H < 0 J Wärme wird abgegeben, exotherme Reaktion 2.) H1 < H2, ∆H > 0 J Wärme wird aufgenommen, endotherme Reaktion Standard-Reaktionsenthalpie A + B I … die Standard-Temperatur von 25 °C. … den Norm-Atmosphärendruck von 101 325 Pa Enthalpie H … die gegebene Reaktionsgleichung entsprechend Stöchiometrie und Aggregatzustand. Enthalpie H Die Standard-Reaktionsenthalpie ∆H0 ist der ∆H-Wert für X + Y J Z A + B J C II Z X + Y C ∆H = - n kJ/mol exotherme Reaktion ∆H = + m kJ/mol endotherme Reaktion Bindungsenergie Die Reaktionsenthalpie ∆H einer chemischen Reaktion kann durch Bruch der Bindungen der Ausgangsstoffe (Zufuhr von Energie) und Knüpfung der neuen Bindungen der Reaktionsprodukte (Freiwerden von Energie) beschrieben werden. Dissoziationsenergie zweiatomiger Moleküle H–H (g) J 2 H (g) ∆H = + 435 kJ/mol O=O (g) J 2 O (g) ∆H = + 494 kJ/mol N≡ N (g) J 2 N (g) ∆H = + 941 kJ/mol Für mehratomige Moleküle Bindungsenergien angegeben: werden mittlere C–C ∆H = + 347 kJ/mol C–H ∆H = + 414 kJ/mol O–H ∆H = + 463 kJ/mol Berechnung der Bindungsenergien Standard-Reaktionsenthalpie J Aufbrechen aller Bindungen J Knüpfung der neuen Bindungen chemischer Reaktionen aus Reaktionsenthalpie und Standard-Reaktionsenthalpie H2 (g) + ½ O2 (g) J H2O (g) ∆H = - 242 kJ/mol H2 (g) + ½ O2 (g) J H2O (l) ∆H = - 286 kJ/mol Verdampfungsenthalpie H2O (l) J H2O (g) wird infolge Kondensation zusätzlich frei Wie viel Kondensationswärme wird frei, wenn 1 L Wasser durch Kondensation aus Wasserdampf gebildet wird? Aluminothermie Verfahren zur Herstellung metallischer Elemente E aus den entsprechenden Oxiden EO durch die Umsetzung mit elementarem Aluminium 2 Al + 3 EO J Al2O3 + 3 E Grundlage ist die hohe Affinität von Sauerstoff zu Aluminium 2 Al + 3/2 O2 J Al2O3 ∆H0 = - 1677 kJ/mol Wie viel Reaktionswärme wird freigesetzt, wenn 36,0 g Aluminium mit überschüssigem Eisen(III)-oxid reagieren (aluminothermisches Schweißen)?