SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS ZOOBERICHT 2014 Juraparc, Vallorbe www.juraparc.ch Beim Juraparc handelt es sich um einen noch «jungen» Schweizer Zoo. Er liegt im Waadtländer Jura im engen, wasserarmen und felsigen Vallée de Joux auf ca. 1000 m.ü.M. Gehalten werden dort Braunbären (seit 2001), Wölfe (seit 2002), Bisons (seit 1987) und Przewalskipferde (seit 2009). Die Gehege sind allesamt sehr grosszügig angelegt. Die Besucher können den Park über erhöhte Stege begehen und die Tiere von dort aus beobachten. Ausführliche und informative Hinweisschilder vermitteln den BesucherInnen Wissenswertes über die gezeigten Tiere sowie über die Bären-Individuen (Eltern, Geburtsjahr, Herkunft). Ein weiteres, mit rund 6000 m2 noch geräumigeres Grossgehege als die bestehenden, das sowohl für Wölfe, Bären oder auch Luchse benutzt werden kann, ist im Bau. Negative Beispiele von Tierhaltungen finden sich im Juraparc nicht. Positive Beispiele Bisons Die grossen Wildrinder aus den flachen Prärien Nordamerikas können ausgedehnte, mehrere Hektaren grosse Kurzgrasweiden nutzen, die mit Wasserstellen, Unterständen, Heuraufen, Bäumen, sandigen Wälzplätzen, feuchten Suhlen und Hölzern (zum Kratzen oder als «Kälberspielplatz») versehen sind. Sie können bei Bedarf genügend Distanz zu den Besuchern oder auch zueinander einnehmen. Die Gesamtfläche der «Prärie» erstreckt sich über die ganze Länge des Parks und ist in mehrere Teilgehege unterteilt, die den Tieren aber allesamt offenstehen. Derzeit leben auf der «Bisonprärie» zehn adulte und halbwüchsige Tiere (davon zwei stattliche Bullen) und vier diesjährige Kälber. Bei der Bisonhaltung handelt es sich – wie bei den meisten Bisonhaltungen hierzulande – auch um eine Nutztierhaltung. Einzelne Tiere werden erlegt und ihr Fleisch im dazugehörigen Restaurant Mont d’Orzeires verkauft. Braunbären / Wölfe Die Braunbären leben in mehreren jeweils zwischen 2500 und 3000 m2 grossen, aber miteinander verbindbaren Gehegen. Das alte Bärenmännchen «Georges» teilt sein Gehege mit einem vierköpfigen Wolfsrudel. Die Gehege können bei Bedarf für die Wölfe oder für beide Tierarten verbunden oder getrennt werden. Derzeit sind Bären in vier voneinander getrennten Gehegen untergebracht: Bärin «Ursina» mit zwei diesjährigen Jungtieren («King» und «Zoé», bereits das 12. und 13. Jungtier der Juraparc-Bären) in einem Gehege, daneben zwei halbwüchsige, weibliche Tiere (geboren 1 SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS ZOOBERICHT 2014 2012) in einem weiteren Gehege, anschliessend «Georges» und die Wölfe, und im vierten Gehege der erste, unterdessen erwachsene Sohn von «Georges» und «Ursina», «Kupa» (4-jährig). Die Flächen sind gross genug, damit die Tiere sich jeweils ausweichen, das Gehege erforschen und herumwandern können. Ein Teil der Gehege besteht aus Weide, durchsetzt mit grossen Felsblöcken, der andere Teil aus einem steilen, felsigen Waldstück mit Büschen, Felsnischen und Totholz. Nebst den in jedem Gehege eingelassenen künstlichen Höhlen finden sich auch zahlreiche natürliche Unterschlupf-Möglichkeiten. Für Futtersuche, Klettern, Spiel, Erkundung und Ruhen bietet das Gehege viele Strukturen wie Asthaufen, Felsen, Bäume und, Gebüsche etc. Die (ziemlich trüben) Wasserstellen wurden auf jeweils gut 20 m2 vergrössert, sind von der Grösse her aber immer eher noch bescheiden (Wasserknappheit und wasserdurchlässiger Untergrund). Dank der Gemeinschaftshaltung sind die Tiere dauernd gefordert und beschäftigt, indem sie immer wieder mit Artgenossen oder Tieren der anderen Tierart zusammentreffen, sich orientieren müssen, wer da vorbei geht. Die Bärengehege sind mit blickdichten Holzwänden abgetrennt; von einzelnen Aussichtspunkten beobachten sich die Bären jedoch gegenseitig und nehmen Witterung ihrer Nachbarn auf. Ein gutes Beispiel einer für Besucher interessanten und für Tiere artgemässen Haltung! Przewalskipferde Auch diese Tiere leben in einer artgemässen Gruppe in grosszügigen Gehegen, welche ihren Bedürfnissen gerecht werden. Sie können eine ausgedehnte Weide nutzen, die ihnen das Rennen, Galoppieren und Weiden ermöglicht. Ein Witterungsschutz (Regen, Sonne) ist vorhanden. Anmerkung 2 Der Juraparc ist ausserordentlich erfolgreich bei der Nachzucht von Braunbären. Die Elterntiere haben heuer bereits zum 12. und 13. Mal für Nachwuchs gesorgt! Aus Tierschutzsicht ist eine derart intensive Nachzucht von Braunbären abzulehen, denn es finden sich kaum noch geeignete Plätze für junge Braunbären (und jeder «gut» vermittelte Jungbär nimmt einem anderen, überzähligen Jungtier einen Platz weg…), und viele der Jungtiere werden daher – fast schon routinemässig – eingeschläfert (siehe Tierpark Dählhölzli, Wildnispark Langenberg). Was den Juraparc Vallorbe in seinem Zuchtmanagement aber von den anderen Wildparks SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS ZOOBERICHT 2014 sehr positiv unterscheidet, ist die in den Medien und auf der eigenen Homepage klar kommunizierte Absicht, nur Bärennachwuchs zuzulassen (und somit «Georges» und «Ursina» zur Paarungszeit im Sommer zusammen zu lassen), sofern gute Plätze für die zu erwartenden 2–3 Jungtiere bereits gesichert sind oder man die Jungtiere selber behalten kann. Mit diesem Ansinnen lebt der Juraparc genau jenen Umgang mit der Fortpflanzung bei Zootieren, wie es sich der STS von sämtlichen Zoos und Tierparks wünscht! Der Juraparc verfügt über total fünf tiergerechte Bärengehege, so dass er es sich leisten kann, halbwüchsige Bären von den Elterntieren abzutrennen. So ist offenbar bereits geplant, die zwei halbwüchsigen Bärinnen in einen italienischen Zoo abzugeben, und für die aktuellen Jungtiere sucht man derzeit gute Plätze. Sollten sich jedoch keine finden, hätte man die Möglichkeit, beide weiterhin artgerecht im Juraparc zu halten. Die Fruchtbarkeit der Bärenmutter, so die Parkleitung, nehme in ihrem bereits fortgeschrittenen Alter ohnehin ab, so dass die «Zucht» wohl ein Ende nehmen werde. «Kupa» ist der erste im Jurapark geborene Braunbär und lebt immer noch hier. Acht weitere Jungtiere wurden im Ausland platziert: Fünf in Deutschland, einer in den Pyrenäen und zwei in Saudi-Arabien (Zoo von Riad, in einer grosszügigen, klimatisierten Anlage). Wir gehen davon aus, dass sämtliche Jungtiere in modernen, gut geführten Zoos resp. Wildparks untergebracht wurden. Dass allerdings zwei der Tiere nach Saudi-Arabien vermittelt wurden, irritiert doch etwas. Klimatisch dürfte die Arabische Halbinsel für europäische Braunbären denkbar ungeeignet sein – und der Fall zeigt, wie schwierig es offenbar schon ist, junge Bären noch an geeignete Plätze zu vermitteln! Wie lange der Juraparc Vallorbe also seinem Anspruch an die Bärennachzucht noch gerecht werden kann, sei dahingestellt. Aus Tierschutzsicht muss daher auch dem Juraparc ein Zuchtverzicht angeraten werden! Last update: Zoobericht 2014 [email protected] · www.tierschutz.com 3