Staatsschauspiel Dresden Spielzeit 2009. 2010 09.10 Wir danken den Förderern und Partnern der Spielzeit 2009. 2010 für die freundliche Unterstützung unserer Projekte. Förderverein des Staatsschauspiels Dresden e.V. „Alles auf Anfang!“ wird gefördert im Fonds Heimspiel der Vorwort Werte Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Freunde des Staatsschauspiels, Theater reflektiert Geschichte, es stellt sich den Kämpfen und Debatten der Gegenwart und durchdenkt und erfühlt Möglichkeiten von Zukunft. Es muss nicht recht haben, sondern kann verschwenderisch und leichtfertig, ab- und einseitig, parteiisch und subjektiv, verbissen und spielerisch Modelle und Abenteuer des Lebens ausprobieren und bestehen. Das ist sein Privileg. Es kann in dieser durchökonomisierten Gesellschaft „das Andere“ sein: radikal und nicht immer effektiv. So wie die Gesellschaft die Mitte sucht, so meidet die Kunst sie. Zu Beginn einer neuen Intendanz erinnert man noch einmal die Grundsätze der eigenen Theaterarbeit, schon überlagert von der Vorfreude und der Neugier auf eine Stadt, erfüllt von der Erwartung vieler neuer Begegnungen. Man möchte einerseits eingehen auf die Historie einer Gesellschaft und sich in die Tradition eines Hauses stellen. Andererseits natürlich das Theater neu gestalten, die Vielfalt der Erzählweisen und Formen schillern lassen, so wie sie die Spieler und Regisseure, Bildner und Mu­siker jeden Tag überraschend neu erfinden. Ein schönes Paradoxon, wie es wohl nur in der Kunst auflösbar sein kann. Und mit dem Projekt „Vùng biên gió’i“ der Gruppe Rimini Protokoll überschreiten wir die Grenze nach Tschechien und suchen die Zusammenarbeit mit dem Prager Festival des deutschsprachigen Theaters und dem Nationaltheater Prag. Die Grenzen in der Kunst sind fließend, und Dresden ist ei­ne offene, tolerante und einladende Stadt in der Mitte Europas. Gerne möchten wir auch das Theater für die Dresdner weiter öffnen und sie nicht nur einladen, als Zuschauer eine andere Welt auf der Bühne zu erleben, sondern auch ihre eigene Welt auf die Bühne zu tragen. Im Kleinen Haus wird „Die Bürgerbühne“ den jungen und den alten und allen anderen Dresdnern die Möglichkeit bieten, die Bühne mit bekannten und neuen, literarischen und eigenen Texten, mit Inszenierungen und Performances zu erobern. Daneben werden vom Ensemble im Kleinen Haus in Zukunft drei Spielstätten bespielt – vom großen Saal über die Bühne hinter dem eisernen Vorhang bis unter das Dach. Der Spielplan erzählt in vielen Facetten von Aufbrüchen und Lebensreisen. Peer Gynt und Wilhelm Meister, Anselmus (aus dem „Goldnen Topf“) und Don Carlos, Adam und Evelyn, die sieben Dresdner in „Alles auf Anfang!“ und der Autor Dirk Laucke suchen und beschreiben den Glücksanspruch des Einzelnen, seine Bildung (im Goethe’schen Sinne) und seine Sehnsucht. Und der Spielplan spricht mit Horváth und Zuckmayer, Palmetshofer und Tschechow, Dürrenmatt und Wittenbrink von unserer Gefangenheit im Hier und Jetzt: komisch und tragisch, naiv und melancholisch, mit Verzweiflung und Mut. Der „andere Ort“ Theater kann auch der gemeinsame Ort sein, an dem man Fremdheit und Differenz erfährt und aushält, in der Betrachtung des anderen sich selbst in den Kopf schaut. Und sich mit vielen anderen über das oft so unterschiedlich Gesehene verständigt. Viele Künstler haben sich für das Staatsschauspiel und Dresden gewinnen lassen. Schauspielerinnen und Schauspieler aus Düsseldorf, Weimar, Stuttgart, Leipzig, Wien, Berlin, Hannover und Frankfurt werden neben Darstellern auf der Bühne stehen, die Sie bereits kennen und schätzen. Julia Hölscher und Tilmann Köhler binden sich als Hausregisseure an das Staatsschauspiel. Andere, wie Friederike Heller, Sebastian Baumgarten, Franz Wittenbrink, Nuran David Calis, Barbara Bürk, Roger Vontobel und Burkhard C. Kosminski (um nur einige zu nennen), werden kontinuierlich in Dresden arbeiten. Mit dem Berliner Maxim Gorki Theater verbindet uns fortan eine enge Kooperation. Der dortige Intendant Armin Petras wird in Dresden einen Dürrenmatt bearbeiten und inszenieren. Nach der Premiere in Dresden wird seine Inszenierung in beiden Städten gezeigt werden. „Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig, die Gelegenheit flüchtig. Handeln ist leicht, Denken Eine Reihe von Gastspielen, vom Deutschen Theater Ber- schwer; nach dem Gedanken handeln unbequem. Aller lin bis zum Hamburger Thalia Theater, ergänzt den Spiel- Anfang ist heiter, die Schwelle ist der Platz der Erwartung“, plan und soll signalisieren, dass man sehr wohl und be- heißt es bei „Wilhelm Meister“, mit dem wir die Spielwusst für und in einer Stadt arbeitet, genauso aber Teil zeit eröffnen. Wir laden Sie herzlich ein, uns über diese eines künstlerischen Suchens und Ausprobierens im ge- Schwelle zu folgen, sich mit uns auf Wege zu begeben, die samten deutschsprachigen Theater ist, sich vergleichbar wir genauso neugierig erkunden wie Sie. Im Theater kann macht und den Zuschauern einen kleinen Überblick über das Leben jederzeit seine Richtung ändern. So ist es geaktuelle Theaterentwicklungen gibt. fährlich – aber auch eine große Verheißung. Mit dem Festival „After the Fall“ werden wir gemeinsam mit vielen europäischen Autoren und Theatern in die letzten 20 Jahre der Geschichte blicken und einen Austausch der Perspektiven und der Arbeiten beginnen. Ihr Wilfried Schulz Intendant Staatsschauspiel Dresden 03 Eröffnungsfest am 12. 09. 2009 Wir starten in die Saison mit einem großen Eröffnungsfest für die ganze Familie! Im Schauspielhaus und um das ganze Haus herum, mit Programm auf, vor und hinter der Bühne, in den Probenräumen und in den Foyers. Wir freuen uns, viele Gäste und befreundete Künstler aus Dresden und der Region begrüßen zu dürfen. Um 14 Uhr geht’s los mit Programm für die Kleinen: Kinderschminken, Verkleiden, Schnitzeljagd durch das Haus, Lesungen und Theaterszenen für Kinder. Die Bürgerbühne und die Theaterpädagogik stellen ihre Programme vor. Nachmittags lädt die Bühnentechnikshow große und kleine Zuschauer ein zu Theaterzauber und Bühnenmagie. Für das leibliche Wohl sorgen unsere neuen Theatergastronomen. Und weiter geht es für die Großen bis spät in die Nacht, mit Theater, Livemusik, szenischen Lesungen, Quiz, Karaoke und mit der großen Saisonvorschau auf der Schauspielhausbühne: Hier stellt das gesamte Ensemble in kurzen Szenen und moderierten Gesprächen alle Inszenierungen der neuen Saison vor. Und danach: Tanzen bis in die Morgenstunden! 04 Inhalt 061 Die Spielzeit 2009.2010 Die Spielzeit in der Übersicht Inszenierungen im Schauspielhaus 081 Wilhelm Meisters Lehrjahre Martin Heckmanns interviewt die Regisseurin Friederike Heller 14 1 Romeo und Julia Jens Groß porträtiert den Regisseur Simon Solberg 18 1 Denn alle Lust will Ewigkeit Der erste Liederabend von Franz Wittenbrink in Dresden 201 Die heilige Johanna der Schlachthöfe Ein gereizter Zwischenruf des Autors Dietmar Dath 241 Die Brüder Löwenherz Astrid Lindgren und ihre jungen Leser erzählen 301 Peer Gynt Der Autor und Regisseur Nuran David Calis denkt über Peer Gynt nach 32 1 Die Lobbyisten Ein Porträt des Regisseurs und Musikers Franz Wittenbrink von Robert Koall 341 Des Teufels General Der Literaturkritiker Martin Lüdke schreibt über Zuckmayers praktikable Moral 38 1 Der goldne Topf Gedanken zum Mythos einer Stadt von Harald Marx 421 Don Carlos Kanzleramtschef Thomas de Maizière über den politischen Dramatiker Schiller 441 Sein oder Nichtsein Der Humorexperte Klaus C. Zehrer gibt die Nazis zum Auslachen frei Inszenierungen im Kleinen Haus 481 Adam und Evelyn Ingo Schulze erzählt von der Entstehung seines Romans 501Vùng biên gió’i – Ein Theaterprojekt mit Experten aus Dresden und Prag Ein Einblick in das Arbeitstagebuch von Rimini Protokoll 561 Für alle reicht es nicht Wie der Dramatiker Dirk Laucke einmal im Zug die Figuren seines neuen Stückes traf 581 Der Besuch der alten Dame Der Regisseur Armin Petras sucht die alte Dame und findet Medea 621 Frau Müller muss weg Wo die Gräben in unserer Gesellschaft wirklich verlaufen, beschreibt der Dramatiker Lutz Hübner 641 Leonce und Lena Felicitas Zürcher erzählt von einem umgestürzten Märchen 661 Italienische Nacht Die Inszenierung des neuen Jahrgangs im Schauspielstudio Dresden 72 1Gott allein Der Regisseur und Autor Jan Neumann macht sich Gedanken darüber, wie Leben zu Text wird 74 1 Der Kirschgarten Eine Annäherung von Tilmann Köhler 761 Man wird doch bitte Unterschicht Ein Porträt des Autors Ewald Palmetshofer von Andreas Klaeui Weitere Angebote und Produktionen Ensembleporträts 81 1 Zusätzlich im Spielplan Stücke von Ingmar Bergman, Thomas Freyer und Frank Wedekind 831 After the Fall. Europa nach 1989 Ein europäisches Theaterfestival zum 20. Jahrestag des Mauerfalls 831 Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nichtwissen Eine Installation mit 100 Expertinnen und Experten von Hannah Hurtzig 841 Die Bürgerbühne Wir stellen die Inszenierungen und Clubs unserer neuen Sparte „Die Bürgerbühne“ vor 881 Theater und Schule Unsere Angebote für Schüler, Klassen und Lehrer 901 Extras und Kooperationen Hier finden Sie Informationen über unsere neue Gastronomie, Führungen, Matineen und Publikumsgespräche, die Dresdner Reden, „Creme frech“ und „Musik zwischen den Welten“. Außerdem stellen wir unsere Kooperationen mit namhaften Dresdner Kulturinstitutionen vor. Cathleen Baumann 171 Sonja Beißwenger 161 Thomas Braungardt 136 Mila Dargies 112 Thomas Eisen 111 Rosa Enskat 178 Christian Erdmann 168 Christian Friedel 129 Albrecht Goette 141 Sascha Göpel 152 Olivia Grigolli 128 Picco von Groote 154 Stefko Hanushevsky 146 Benjamin Höppner 137 Christine Hoppe 160 Holger Hübner 117 Vera Irrgang 110 Regina Jeske 110 Lars Jung 116 Matthias Luckey 179 Philipp Lux 117 Ahmad Mesgarha 113 Wolfgang Michalek 123 Anna-Katharina Muck 126 Benjamin Pauquet 179 Ina Piontek 140 Karina Plachetka 117 Tom Quaas 147 Torsten Ranft 127 Matthias Reichwald 155 Annika Schilling 179 Lore Stefanek 153 Antje Trautmann 122 Sebastian Wendelin 170 Helga Werner 110 Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden 169 Informationen 92 1 Ensemble und Mitarbeiter Alle Menschen, alle Namen 941 Anrechte Die bewährten und viele neue Anrechts­angebote – für jeden ist etwas dabei! 1001 Saalplan und Preise 102 1 Freunde und Förderer 103 1 Service und Telefonnummern Fotos: Matthias Horn Illustrationen: Patrick Klose 05 Schauspielhaus Wilhelm Meisters Lehrjahre von Johann W. von Goethe Regie: Friederike Heller Premiere 18. 09. 2009 Romeo und Julia von William Shakespeare Regie: Simon Solberg Premiere 19. 09. 2009 Denn alle Lust will Ewigkeit Ein Liederabend von Franz Wittenbrink Regie: Franz Wittenbrink Premiere 26. 09. 2009 Die heilige Johanna der Schlachthöfe von Bertolt Brecht Regie: Tilmann Köhler Premiere 17. 10. 2009 Die Brüder Löwenherz Kinder- und Familienstück von Astrid Lindgren Regie: Julia Hölscher Premiere 08. 11. 2009 Peer Gynt von Henrik Ibsen in einer Bearbeitung von Nuran David Calis Regie: Nuran David Calis Premiere 05. 12. 2009 Die Lobbyisten Ein musikalischer Abend im Hotel von Franz Wittenbrink Regie: Franz Wittenbrink Uraufführung 30. 12. 2009 Des Teufels General von Carl Zuckmayer Regie: Burkhard C. Kosminski Premiere 01. 2010 06 Kleines Haus Der goldne Topf nach der Novelle von e. t. a. Hoffmann Regie: Sebastian Baumgarten Premiere 02. 2010 Adam und Evelyn von Ingo Schulze Regie: Julia Hölscher Uraufführung 20. 09. 2009 Kleines Haus 2 Don Carlos Ein dramatisches Gedicht von Friedrich Schiller Regie: Roger Vontobel Premiere 03. 2010 Die Nibelungen Eine Heldensaga nach Friedrich Hebbel Regie: Marc Prätsch Premiere 25. 09. 2009 Kleines Haus 1 Die Bürgerbühne Sein oder Nichtsein Komödie nach dem Film „To Be or Not to Be“ von Ernst Lubitsch Regie: Thomas Birkmeir Premiere 04. 2010 Zur Eröffnung der Spielzeit Zukunft für immer Ein Theaterprolog für drei Schauspielerinnen von Martin Heckmanns Uraufführung Zum Ende der Spielzeit Eine Koproduktion mit den Dresdner Musikfestspielen Premiere 05. 2010 Vùng biên gió’i – Ein Theaterprojekt mit Experten aus Dresden und Prag von Rimini Protokoll Regie: Helgard Haug und Daniel Wetzel ( Rimini Protokoll) Uraufführung 09. 10. 2009 Kleines Haus 2 In Zusammenarbeit von Staatsschauspiel Dresden, Zipp und Nationaltheater Prag Für alle reicht es nicht von Dirk Laucke Regie: Sandra Strunz Uraufführung 30. 10. 2009 Kleines Haus 2 Ein Beitrag zum Festival „After the Fall“ Magazin des Glücks Nach einer Revue von Ödön von Horváth Regie: Miriam Tscholl Premiere 21. 11. 2009 Kleines Haus 3 Die Bürgerbühne Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt in einer Neubearbeitung von Armin Petras Regie: Armin Petras Premiere 12. 12. 2009 Kleines Haus 1 Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin Frau Müller muss weg Komödie von Lutz Hübner Mitarbeit: Sarah Nemitz Regie: Barbara Bürk Uraufführung 01. 2010 Kleines Haus 1 Leonce und Lena von Georg Büchner Regie: Sabine Auf der Heyde Premiere 02. 2010 Kleines Haus 1 Italienische Nacht Ein Volksstück in sieben Bildern von Ödön von Horváth Regie: Tilmann Köhler Premiere 03. 2010 Kleines Haus 3 Eine Produktion des Schauspielstudios Dresden Alles auf Anfang! Sieben Dresdner lassen sich neu erfinden Premiere im Frühjahr 2010 Kleines Haus Die Bürgerbühne Gefördert im Fonds Heimspiel der Kulturstiftung des Bundes und in Zusammenarbeit mit der udk Berlin FKK . Eine Frauenkörperkomödie von Melanie Hinz Regie: Melanie Hinz Uraufführung 04. 2010 Kleines Haus 3 Die Bürgerbühne Gott allein von Jan Neumann Regie: Jan Neumann Uraufführung 04. 2010 Kleines Haus 2 Der Kirschgarten Komödie von Anton Tschechow Regie: Tilmann Köhler Premiere 05. 2010 Kleines Haus 1 Man wird doch bitte Unterschicht von Ewald Palmetshofer Uraufführung 06. 2010 Kleines Haus Weitere neue Stücke von Thomas Freyer Peter Handke Elfriede Jelinek Dennis Kelly in der Spielplandiskussion Weiter im Spielplan Wilhelm Tell von Friedrich Schiller Regie: Wolfgang Engel, Schauspielhaus Der Messias von Patrick Barlow Regie: Walter Meierjohann, Kleines Haus 1 A Christmas Carol – Ein Weihnachtslied von Gerold Theobalt nach Charles Dickens Regie: Holk Freytag, Palais im Großen Garten Pop Shop – Gespräche mit Jugendlichen in Haft Ein Gefängnisprojekt von Jenny Flügge und Nina Steinhilber, Kleines Haus 3 Ich will Zeugnis ablegen Aus den Tagebüchern Victor Klemperers. Eine literarische Busfahrt durch Dresden. Künstlerische Leitung: Stephan Reher Zusätzlich im Spielplan Nach der Probe von Ingmar Bergman Regie: Luk Perceval, Übernahme der Koproduktion vom Thalia Theater Hamburg, Schauspiel Hannover und Staatsschauspiel Dresden ab 09/10.2009 Schauspielhaus Frühlings Erwachen! von Frank Wedekind in einer Bearbeitung von Nuran David Calis Regie: Nuran David Calis, Übernahme vom Schauspiel Hannover ab 10. 2009 Kleines Haus 1 Und in den Nächten liegen wir stumm von Thomas Freyer, Regie: Tilmann Köhler, Übernahme vom Schauspiel Hannover ab 10. 2009 Kleines Haus 2 Lulu nach der Monstretragödie von Frank Wedekind und der Oper von Alban Berg Regie: David Marton, Übernahme vom Schauspiel Hannover ab 01. 2010 Schauspielhaus Zu Gast Wir haben für die Spielzeit 2009.2010 einige renommierte und befreundete Theater eingeladen, mit Gastspielen ans Staatsschauspiel Dresden zu kommen. Den Anfang macht im Oktober das Deutsche Theater Berlin mit Anton Tschechows Die Möwe in der Inszenierung von Jürgen Gosch. Diese Arbeit wurde auch zum Berliner The­atertreffen 2009 eingeladen. In den Monaten danach folgen Inszenierungen vom Maxim Gorki Theater Berlin, dem Hamburger Thalia Theater, dem Staatsschauspiel Stuttgart und dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. ... und außerdem After the Fall. Europa nach 1989 Europäisches Theaterfestival in Zusammenarbeit des Goethe-Instituts mit dem Staatsschauspiel Dresden, dem Theaterbüro Mülheim an der Ruhr und der Bundeszentrale für politische Bildung, 06. – 10. 11. 2009 Kleines Haus 1 – 3 Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht -Wissen Nr. 12 Eine Installation mit 100 Expertinnen und Experten von Hannah Hurtzig / Mobile Akademie, 10. 03. 2010 Kleines Haus unart – Ein Jugendwettbewerb für multimediale Performances Eine Initiative zur Förderung kultureller Jugendbildung der bhf-BankStiftung, 10. 2009 – 02. 2010 Kleines Haus 07 Wilhelm Meisters Lehrjahre von Johann Wolfgang von Goethe Premiere am 18. September 2009 im Schauspielhaus Regie: Friederike Heller 1 Bühne und Kostüm: Sabine Kohlstedt 1 Musik: Kante Wider den gegenwärtigen Pragmatismus Der Dramaturg Martin Heckmanns im Gespräch mit der Regisseurin Friederike Heller Heckmanns: „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ ist eine überbordende Geschichte mit zahlreichen Abwegen und Abschweifungen, flüchtigen Begegnungen, Liebschaften und Liebeleien und einem unübersichtlichen Personal. Es ist ein bis heute umstrittener Text und ein historisch aufgeladenes Buch, das die Tradition des Bildungsromans wesent­lich geprägt hat. Kein leichter Stoff also. Was hat Sie dennoch gereizt, dieses Werk auf die Bühne zu bringen? Heller: Für mich stand die Figur des Wilhelm Meister im Mittelpunkt, dieser etwas unbedarfte junge Mann, der es gut meint und in die Welt zieht, um sich zu entwickeln. Allein diese Bemühung, sich bilden zu wollen zu einem harmonischen Ganzen, finde ich heutzutage schon wert, er­innert zu werden. Dieser Wilhelm hat mich auch gereizt, weil ich mich gut identifizieren kann mit seinem Wunsch, auszubrechen aus Familienzusammenhängen, aufzubegehren gegen die Vorschriften der ökonomischen Vernunft. Ich habe mich erinnert an meine eigene Entscheidung fürs Theater und gegen einen bürgerlichen Beruf. Und obwohl mir dieser Aufbruchsimpuls bekannt ist, scheint er in Goethes Sprache und der Welt von damals zuerst einmal weit entfernt, und ich musste bei der Lektüre ständig in meine Verhältnisse übersetzen. Mich hat interessiert, wie diese Übersetzung für die Bühne funktioniert. In erster Linie aber gehe ich gerne mit dieser Figur auf die Reise. Das ist eine Geschichte über einen Theaterbegeisterten, und die muss aufs Theater. Ist Wilhelms Art der Theaterbegeisterung denn eine, die wir heute noch teilen können? Ich sowieso. Aber ich glaube, auch Menschen, die keine The­aterexperten sind, können einsteigen, da es beim The­ aterthema untergründig immer um Gesellschaft, ums große Ganze, um Idealismus und Desillusionierung geht. Außerdem ist im Laufe des Romans für jeden eine The­ aterform dabei. Wilhelm fängt Feuer beim Puppenspiel, es ist die Rede von Seiltänzern, dann lernt er eine ziemlich chaotische Laienspielgruppe kennen, es gibt Stegreiftheater, und schließlich werden ziemlich ausführlich die Bear­beitungsprobleme und Proben des „Hamlet“ beschrie­ ben, mit einer Theatergruppe, die als eine der besten in Deut­­schland charakterisiert wird. Und immer wieder taucht die Vision eines Nationaltheaters auf. Das Angebot reicht also vom Unterhaltungstheater bis zur höchsten Kunst. Das will ich auch für die Inszenierung versuchen, unterschiedliche Spielweisen und Theaterformen aufeinandertreffen zu lassen. Obwohl Wilhelm Meister Erfolg hat auf der Bühne, wendet er sich am Ende vom Theater ab, wird Vater und heiratet. Wie kommt es zu diesem Abschied? Das ist ein Schmerzpunkt. Wilhelm hört auf, Theater zu machen, und wird selbst zu einer Figur im Spiel seiner Lenker. Das Leben beginnt, wenn er das Theater verlässt. Erst seine Erfahrungen auf dem Theater haben ihn zu sich gebracht. Aber er bleibt auch danach ein Geführter. Irgendwie bleibt es immer Theater. Wilhelm bewegt sich 08 weiter auf einer Bühne, und er wird weiter beobachtet von einer Geheimgesellschaft oder einer göttlichen Vorsehung. Obwohl er sich am Ende vom Theater verabschiedet, sind die letz­ten Kapitel des Romans die am leichtes­ ten zu drama­tisieren­den. Goethe selbst hat über ein Opern­finale nachgedacht. Der Schluss ist ihm fast boulevardesk geraten, mit den schnellen Vermählungen am Ende, den nachgereichten Vorgeschichten und den vielen Briefwechseln. Tür auf, Tür zu, Bote rein, Bote raus, doch alles anders, doch noch geheiratet. Der Roman nimmt zum Ende eine überraschende Wendung. Wilhelm erfährt, dass er unter Beobachtung stand auf seinem Weg. Er trifft auf eine Gemeinschaft erfahrener Männer, die ihm seinen Weg erklären, Ratschläge erteilen und einen Brief überreichen, der seine Lehrjahre abschließt. Wer sind diese Männer? Ich konnte es erst nicht glauben, dass diese Turmgesellschaft und die Vorstellung, von einer fremden Macht ge­lei­ tet zu werden, bei Goethe positiv konnotiert sind. Es fällt mit den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts schwerer, nicht sofort an Propaganda und die Entmündigung des Einzelnen zu denken. Hier ist es besonders naheliegend, auf der Bühne eine Aktualisierung zu versuchen und die Turmgesellschaft zu einer politischen Organisation der Zeitgeschichte zu machen, aber mir geht es eher darum, herauszufinden, was das innerhalb des Romans zu bedeuten hat. Was verbindet den Roman mit unserer Gegenwart? Das In-die-Irre-Gehen scheint mir ein modernes Element. Wilhelm nimmt verschiedene Anläufe, scheitert und ver­ ­sucht es erneut. Der Roman fängt immer neu an mit Personal, das wie ausgewechselt erscheint, und auch am Schluss löst sich nicht alles auf. Der Roman hat viele lose En­den. Da will ich auch keine falsche Harmonie herstellen. Er ist auch die Geschichte einer Desillusionierung. Und diese Desillusionierungen wiederzufinden in der Gegenwart scheint mir ein Leichtes. Die äußern sich heute in diesem schnoddrigen Pragmatismus, der an nichts mehr glaubt. Gerade deshalb meine ich, dass es notwendig ist, den Idealisten des Anfangs stark zu machen und die Aussicht, dass es lohnend sein kann, sich auf den Weg zu machen, egal wohin. Sie haben schon einige Erfahrung mit der Dramatisierung von Prosatexten. Wie gehen Sie bei der Bearbeitung vor? In diesem Fall ist natürlich ein Lebensweg die Orientierung. Und man muss von Station zu Station entscheiden, was einem wichtig erscheint für die Entwicklung. Das Streben nach sittlichem Sein mag in unseren Ohren antiquiert klingen, aber das ist für mich das rührende und wieder­zubelebende Element. Anstand und Sitte sind keine leeren Begriffe, und ich bin gespannt, wie sie sich in die Gegenwart übertragen lassen. Weniger wahrscheinlich noch als ein Theaterstück gibt ein Roman Vorgaben, wie eine Aufführung auf der Bühne auszusehen hat. Speziell in diesem Roman stehen unterschiedliche Welten fast unverbunden nebeneinander, und nur der Protagonist hält die Geschichte zusammen. Können Sie schon sagen, was Sie in der Inszenierung vorhaben? Für mich ist das Puppenspiel ein zentrales Bild. Daran entzünden sich Wilhelms Fantasie und seine Begeisterung fürs Theater. Am Ende wirkt Wilhelm selbst wie ei­ne Marionette in den Händen einer Geheimgesellschaft. Und auch diese wiederum bewegt sich nach den Vorgaben des Erzählers. Darum soll es gehen, um das Spielen und das Gespieltwerden. Und das Politische des Romans ist erstaun­l ich zugänglich. Es wird wirklich noch einmal versucht, sich über die Grundbegriffe zu verständigen, wozu der Mensch da ist, was Erziehung bewirken kann, was Verantwortung und Gemeinschaft sein können. Dass diese existenziellen Fragen aufgeworfen werden, finde ich enorm wichtig, um sich gegen diesen gegenwärtigen Pragmatismus zu positionieren. Es kann lohnend sein, sich auf den Weg zu machen, egal wohin. Zum Text Von den ersten Bemerkungen im Tagebuch 1777 bis zur Drucklegung des letzten Bandes beschäftigte sich Goethe über 20 Jahre mit „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und schuf damit den wohl be­deu­tendsten deutschen Bildungsroman. Erzählt wird die Geschichte Wilhelms, der gegen den Willen der Eltern auszieht, um seiner Leidenschaft für das Theater zu folgen. Verliebt in eine junge Schauspielerin und begeistert vom Puppenspiel widersetzt er sich der Auffor­ derung des Vaters, den Kaufmannsberuf zu erlernen, und schließt sich stattdessen einer Truppe freier Schauspieler an. Mit ihnen macht er sich auf den Weg in der Hoffnung, die Welt zu erfahren und seine Bestimmung in ihr zu finden. Vom Laienspieler entwickelt er sich zum Hamlet-Darsteller und wird schließlich sogar zum Schauspieldirektor bestimmt, bis ein Brand seine Theater­ hoffnungen in Flammen auf­­ gehen lässt. Aber trotz zahl­ reicher Enttäuschungen und Verirrungen bleibt Wilhelm Meister neugierig und offen für das, was ihm zugedacht ist. Regie Friederike Heller wurde 1974 in Westberlin geboren. Sie studierte von 1996 bis 2000 bei Jürgen Flimm Schauspielregie an der Universität Hamburg. Während dieser Zeit zeigte sie erste Regiearbeiten in den Zeisehallen, in den Hamburger Kammerspielen und in der Kampnagel-Fabrik Hamburg. Seit ihrer viel beachteten szenischen Adaption von Michel Houellebecqs Roman „Elementarteilchen“ 2000 am Staatsschauspiel Dresden Theater in der Fabrik (tif) hat sie zahlreiche Romanstoffe für die Bühne dramatisiert. Neben Elias Canettis „Die Blendung“ 2005 am Grazer Schauspielhaus und Turgenjews „Väter und Söhne“ am Schauspiel Stuttgart ent­­ standen so 2007 ihre Inszenierung von Thomas Manns „Zauberberg“ am Schauspiel Frankfurt und 2008 „Doktor Faustus – my love is as a fever“, ebenfalls nach Thomas Mann, in Wien. Für ihre Inszenierung von Peter Handkes „Untertagblues“ am Wiener Burgtheater wurde sie 2005 von „Theater heute“ zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gewählt. Friederike Heller inszenierte außerdem am Thalia Theater Ham­burg, am Schauspiel Köln und an den Münchner Kammerspielen. 09 Regina Jeske, Vera Irrgang, Helga Werner 10 Thomas Eisen 11 M ila Dargies 12 Ahmad Mesgarha 13 Romeo und Julia von William Shakespeare Premiere am 19. September 2009 im Schauspielhaus Regie: Simon Solberg 1 Bühne: Simeon Meier 1 Kostüm: Katja Strohschneider Ich will dir deine Lippen küssen. Ach, vielleicht hängt noch ein wenig Gift daran. Gespielt, gebastelt, gefunden und gelebt Eine erste Begegnung mit dem Regisseur Simon Solberg von Jens Groß Vor ungefähr sechs Jahren, beim Besuch einer Vorstellung in Düsseldorf, fiel mir ein junger, athletischer, leidenschaftlicher und dennoch höchst disziplinierter Schauspieler auf, den ich nach der Vorstellung sofort kennen­­ler­ nen wollte. Der junge Mann hieß Simon Solberg, saß in Hip-­­Hop-Kleidung vor mir, trank keinen Alkohol und war Schauspielschüler an der Folkwang Hochschule in Essen. Ich fragte ihn, ob er Interesse hätte, nach der Schule ans Schauspiel Frankfurt ins Ensemble zu kommen. Mein Angebot schmeichle ihm, aber da sei ich bei ihm leider an der falschen Adresse. Er habe nicht vor, als Schauspieler zu arbeiten. Er würde sich freuen, wenn ich ihn engagieren würde, aber als Regisseur. „Nur auf der Bühne stehen, das reicht mir nicht, mich interessiert das große Ganze, die Aussage eines Stückes, eines Abends. Ich glaube an so Din­ge wie die große Liebe und die Veränderbarkeit der Welt; und ich will den größtmöglichen Einfluss auf die Suche danach haben. Ich habe Schauspiel studiert, damit ich nicht als Polier auf den Bau komme, ohne erfahren zu 14 haben, wie es ist, Maurer zu sein. Dank der Schauspiel­ ausbildung weiß ich, dass es die Hölle sein kann, drei Meter auf der Bühne zurückzulegen, wenn man nicht bei jedem Schritt genau weiß, was man da oben macht und vor allem warum. Zu wissen, wie sich diese Suche, diese Nackt­heit auf der Bühne anfühlt, ist, meiner Meinung nach, elemen­ tar, wenn man erreichen will, dass die Schauspieler mit einem gemeinsam eine imaginäre Grenze überschreiten, inhaltlich und ästhetisch.“ Anderthalb Jahre später bekam Simon Solberg das Angebot, als Regieassistent am Schauspiel Frankfurt anzu­ fangen. Schnell war seine Affinität zu dem damaligen Haus­regisseur Armin Petras ersichtlich, dieser entdeck­te und förderte seinerseits Solbergs außergewöhnliches Talent für die Choreografie von Fecht- und anderen Kampfszenen. Doch am meisten überraschte, wie übergangslos der junge, wild und chaotisch aussehende Assistent den Theater­apparat und seine Mitarbeiter für sich gewinnen konnte. Vor allem die jungen Schauspieler des Ensembles drängten darauf, mit ihm arbeiten zu können. So kam es, dass Simon Solberg sehr schnell eine erste Talent­ probe am Schau­spiel Frankfurt ablegen durfte. Seine er­ste Inszenierung „Odyssee reloaded“ wurde ein Geheim­ tipp für Frankfurter Nachtschwärmer, darauf folgten größere Inszenierungen wie Kleists „Familie Schroffenstein“ und Cervantes’ „Don Quijote“, beides Arbeiten, die auf Anhieb Einladungen aus dem In- und Ausland erhielten und auf Talent­festivals wie „Radikal jung“ in München die Kritik ebenso wie ein überwiegend junges Publikum überzeugten. und Zielscheibe eines Videospiels. Und das Erstaunliche: Die­se wilde, unbändige Mischung aus spielerischem Spaß, zeitgenössischer Coolness, Gesellschaftskritik und berührenden Momenten funktioniert; es ist unbändiges, le­ben­d iges Theater, das bei jedem Publikumsgespräch zu leiden­­schaftlichen Auseinandersetzungen führt. Simon Sol­berg liebt Publikumsgespräche: „Da kann man dann end­lich auch mal sagen: Bis zu dieser Stelle sind wir gekommen, da wussten wir auch nicht weiter. Da kann man feststellen, was die Zuschauer bewegt und was nicht, wo sie bereit sind, mitzugehen, und wo nicht.“ Besonders schätzt er zudem die Techniker als Stimmungsbarometer. „Wenn sie gerade Pause haben und nicht rauchen gehen, sondern gebannt oder amüsiert sitzen bleiben, dann weiß ich, dass wir auf einem guten Weg sind.“ Inzwischen inszeniert Solberg regelmäßig in Frankfurt, Mannheim, München und Berlin. Jürgen Berger, Theaterkritiker der Süddeutschen Zeitung, schrieb vor Kurzem: „Spätestens seit ‚Don Quijote‘ können die Frankfurter be- Bei allem Polit-Pop, bei aller Hip-Hop-Bastelei und medientechnischer Raffinesse sind Solbergs Inszenierunmerken, dass da ein 28-jähriger Regisseur auf dem besten Wege in Richtung erste Regieliga ist. Der Mann lässt dem gen vor allem aber Schauspielertheater. Die Schauspieler und die Arbeit mit ihnen stehen absolut im Zentrum: Sie Zuschauer keine Chance und nötigt ihm intellektuell anspruchs­volle Unterhaltung auf, indem er auf das Prin- werden gefragt, werden motiviert, gemeinsam Grenzen zu überschreiten, aber auch gemeinsam gegen vorgeferzip Fantasie setzt, dabei aber nicht willenlos im weiten Land der Assoziationen schweift, sondern seine Inszenie- tigte Hierarchien und Strukturen anzutreten. Solberg inrung immer nah am Stück oder der Romanvorlage ent­ szeniert mit einer Mischung aus Vorgaben und einem howickelt. Bemerkenswert ist, dass Solberg die Abenteuer hen Anteil an Improvisation. Welche Methode die Oberdes Quijote zum Beispiel auf der Grenze von fiktionaler hand gewinnt, liegt oft an den jeweiligen Verfasstheiten. Medien- und tatsächlicher Bühnenwelt inszeniert. Simon „Wenn ein Schauspieler morgens zum Beispiel noch nicht so ganz wach ist, ist er dankbar für ein Gerüst oder einen Solberg umspielt raffiniert die Schnittstelle von Film und Bühne, indem er den Don Quijote zusammen mit sei- Einfall des Regisseurs. Andererseits profitiere ich als Renem Sancho Pansa von der Bühne verschwinden und in gisseur sehr von szenischen Angeboten, weil mich jeder einzelne Leinwandabenteuer abtauchen lässt, bevor sie Vorschlag wieder zu weiteren Ideen führt. Das ist auch wieder ein Grund, warum ich Theater mache: weil alles vom Abenteuer wieder ausgespuckt werden und durch über das Spiel geht, über das Ausprobieren, Basteln, Erdie Leinwand auf die Bühne hechten.“ finden. Und am Ende stehen dort dann plötzlich eine Bei Solberg wird nicht einfach nur erzählt, sondern ra- echte Haltung und echtes Gefühl.“ sant gespielt, gebastelt, gefunden und gelebt. Aus Kleists sprachmächtigem Drama „Die Familie Schroffenstein“ Jens Groß ist ab der Spielzeit 2009. 2010 Dramaturg am Staatswird in Frankfurt kraftvoll-körperliches Sinnentheater. schauspiel Dresden. Akro­baten, Capoeira-Tänzer und Hip-Hop-Musiker aus der Stadt spielen gemeinsam mit Ensemblemitgliedern den Konflikt der Häuser Warwand und Rossitz als Bandenkrieg, in dem es nicht mehr um die Verteidigung von familiären Besitztümern, sondern bereits um die Vorherrschaft globalisierter Wirtschaftsinteressen und den Widerstand dagegen geht. In „Don Quijote“ stemmt sich der Pro­tagonist statt gegen Windmühlen gegen die Zahnräder des Kapitalismus, in diesem Fall das Hochhaus der Commerzbank in Frankfurt. Einen anderen Teil seiner Aben­teuer erlebt er im virtuellen Raum als Mitspieler Zum Stück William Shakespeares „Romeo und Julia“ ist die berühmteste und belieb­ teste Liebestragödie der Welt­ literatur, auch heute noch, mehr als 400 Jahre nach ihrer Entstehung. Sie handelt von der bedingungslosen Liebe zweier junger Menschen im italienischen Verona, einer Liebe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, denn Romeo und Julia sind Sprösslinge zweier aufs Blut verfeindeter Familien. In einer spannungsgeladenen und uneinsichtig kriegerischen Atmosphäre setzen sie ihre Liebe den familiären und gesellschaftlichen Zwängen entgegen – und ziehen am Ende den Selbstmord jedem Kompromiss vor. Der Tod verleiht ihrer idealistischen Liebe etwas Absolutes und bewirkt ein Umdenken in der Gesellschaft: Die beiden Familien versöhnen sich am Ende unter dem Ein­­ druck der tragischen Er­­eig­ nisse. Das Stück wurde schon zu Shakespeares Zeit häufig ge­spielt, es erfuhr viele Bearbeitungen und wurde zur Grund­­lage zahlreicher Novellen, Musikkompositionen und Verfilmungen. Regie Simon Solberg, geboren 1979 in Bonn, absolvierte zunächst eine Schauspielausbildung an der Folkwang Hochschule in Essen. Anschließend führten ihn Engagements an das Düsseldorfer Schauspielhaus, an das Schauspiel Frankfurt und zur RuhrTriennale. Sein Regiedebüt gab er 2006 mit „Odyssee reloaded“ am Schauspiel Frankfurt, wo er von da an regelmäßig Regie führte. 2007 entstand dort seine Inszenierung von „Don Quijote“ nach Cervantes, die beim Festival „Radikal jung“ in München den Kritikerpreis gewann. Von 2006 bis 2008 war er am National­ theater Mannheim als Haus­ regisseur engagiert und in­szenierte dort unter an­derem „Frühlings Erwachen“ in eigener Fassung sowie im Rahmen der Schillertage 2007 „Pimp the city“, ein Projekt, das sich mit der Situation arbeitsloser Menschen in Mannheim beschäftigte. Am Münchner Volkstheater war 2008 seine Inszenierung von Goethes „Faust“ zu sehen. Neben seiner Arbeit am Theater realisierte er seit seinem Studium mehrere Kurzfilm- und Serienprojekte. 15 Lars Jung 16 Karina Plachetka, Holger Hübner, Philipp Lux 17 Denn alle Lust will Ewigkeit Ein Liederabend von Franz Wittenbrink Premiere am 26. September 2009 im Schauspielhaus Regie und musikalische Leitung: Franz Wittenbrink 1 Bühne: Jörg Kiefel 1 Kostüm: Irène Favre de Lucascaz Die singenden Schwestern des sinnenfrohen Jenseits Drei Frauen, in der Blüte ihrer Jugend, verfolgen eine merk­ Pressestimmen „Die drei Damen befinden sich in einem ­­­würdige Neigung: Mit Liedern von Pergolesi bis Me­re­dith Zwischenreich zwischen Leben und Tod. Zerzauste VerMonk, von Bach und Schubert bis zu Kate Bush und Nina führerinnen zum Tode sind sie, mit Medusenhaupthaar, Hagen feiern sie den Tod als seltsam sinnen­frohes Fest, träu- Selbstmörderinnenmal um den Hals, Blutstropfen im Gemen und spielen ihn herbei: Denn alle Lust will Ewigkeit. sicht. Sie sind wild und sexy. Sehr, sehr sexy. Denn wenn So jung sie auch sind, wirken die drei befremdlichen Da- die Lust Ewigkeit will, sehnt sie sich nach dem Tod, da er men wie Wiedergängerinnen, die offenbar schon alles dauert. Man muss halt die Lust mit hinüber nehmen. mitgemacht haben. Das Kompositionsprinzip des Abends Der Liederabend ist ein früher Wittenbrink. Er ist geberuht auf Parodie und Travestie, auf dem zündenden schlossen, atmosphärisch dicht, musikalisch (auch dank Zusammenprall von abgründigem Sentiment und leicht- Friedrich Paravicini am Cello) weit gespannt. Als Gegenfertigem Witz, von verrutschten Opernklischees und hoher entwurf zum todessehnsüchtigen Zauber gibt es Elvis und musikalischer Perfektion. Bei seiner Uraufführung im Paolo Conte. Insgesamt ist der Abend die umwer­fende VerRahmen der Salzburger Festspiele 1999 spielte der Abend führung zur Unterhaltung.“ Süddeutsche Zeitung unter freiem Himmel in einem Innenhof, das Publikum saß am langen Abendmahlstisch bei Brot und Wein. Nun „Was ist Gesang neben Schönklang? Nicht zuletzt Auskommt das Gastmahl nach Stationen in Hannover, Ham- druck. Niemand glaubt daran so – und so mit Recht – wie burg und München ins Schauspielhaus. Als erster Abend Franz Wittenbrink. Er erfindet und leitet seit Jahren schon von Franz Wittenbrink in Dresden und als eine Art musi- Liederabende der sehr besonderen Art. Sie kommen auf kalischer Talisman, der unsere Arbeit nun schon seit ei- den Flügeln des Sprechgesangs daher, also mit singenden nem Jahrzehnt begleitet. Schauspielern aus. Das hat schlimme Folgen. Danach will man leider einige Zeit die üblichen Söhne und Töchter des Belcanto weder hören noch sehen.“ F.A.Z. „Die Lust am Leben ist schier grenzenlos, doch die Ewigkeit dauert nur knappe zwei (Theater-)Stunden. Das Premierenpublikum flippte dabei schier aus. Und das mit Recht. ‚Standing ovations‘ für alle Beteiligten auf der Bühne, vor allem für Franz Wittenbrink als fulminanter Regisseur und mitreißender Mann am Klavier.“ tz München Regie Franz Wittenbrink, geboren 1948 in Bentheim / Niedersachsen, erhielt eine Ausbildung in Gesang, Klavier, Violoncello, Orgel, Trompete, Tonsatz und Kontrapunkt. Als Komponist, Dirigent und Musikalischer Leiter war er am Nationaltheater Mannheim 18 beschäftigt. Von 1993 bis 2000 war Wittenbrink Musikalischer Leiter am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Er entwickelte eigene szenische Liederabende an den genannten Bühnen, am Theater Basel, am Berliner Ensemble, am Staatstheater Stuttgart, am Burg­ theater Wien, den Münchner Kammerspielen und bei den Salzburger Festspielen. Am Schauspiel Hannover brachte er von 2000 bis 2009 mit großem Erfolg die Liederabende „Miles & more“, „Am offenen Herzen“, „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, „Männer 06“, den Heinrich-Heine-Liederabend „Im Hirn spukt mir ein Märchen wunderfein“, das Platzkonzert „Hallo Deutschland“ sowie seinen Abschiedsabend „Und tschüss!“ auf die Bühne. Ein ausführliches Porträt des Regisseurs finden Sie auf Seite 32. Sim sa la bim bam ba sa la du sa la dim 19 Die heilige Johanna der Schlachthöfe von Bertolt Brecht Premiere am 17. Oktober 2009 im Schauspielhaus Regie: Tilmann Köhler 1 Bühne: Karoly Risz 1 Kostüm: Susanne Uhl Eine Streikbrecherin fährt zur Hölle Ein gereizter Zwischenruf von Dietmar Dath Im sehr langen, ja geradezu zermürbend ausführlichen (und eben deshalb, in Anbetracht des Themas, außer­or­ dent­l ich wohlgeratenen) Roman „Die Ästhetik des Wider­ ­­stands“ von Peter Weiss gibt es im Leben eines der Hel­ den dieses Buches einen Wendepunkt, an dem er das Ver­ trau­en in die Möglichkeit eines Sieges des Kommunismus in Europa aufgrund einiger taktischer Maßnahmen Stalins verliert. Was tut der Held also? Er geht zu Brecht und fängt an, am Theater zu arbeiten. Was immer Weiss mit dieser Idee genau sagen wollte, Brecht selbst hätte sie rasch gedeutet, nämlich so: Man geht zu Brecht, wenn man der kommunistischen Politik nicht mehr vertraut. Also ist es ein schlechtes Zeichen, wenn man zu Brecht geht. Bewegte Zeiten: Vor ein paar Jahren noch musste die Marx-Engels-Stiftung in Wuppertal ihr Projekt „Klassenanalyse@brd“ (ach, wie wir uns für diesen progressistischen Computerjux-Slang bald alle schämen werden!) noch anpreisen wie schlecht gewordene Fischstäbchen. Jetzt dagegen erzählt einem jeder kleine Sparer, jede Arzt­ helferin, auch jeder Schauspieler von Grimm und Groll auf das System, als wären sie alle auf der Suche nach einem Klassenbewusstsein, das es erlaubt, in Formation vor die Börse zu marschieren, um dort mindestens die Scheiben einzuschmeißen. Johanna Dark, die Altruistin, Streikbrecherin, Idealistin und heilige Idiotin im einzigen echten Gewerkschaftsstück, das Brecht geschrieben hat, verhält sich an­dauernd so, als würde sie gleich zu Brecht gehen. Er will sie aber nicht haben und jagt sie durch lauter Situationen, die ihr beibringen sollen, keine Altruistin, Streikbrecherin, Idealistin und heilige Idiotin mehr zu sein. Dass sie das trotzdem nicht lernen wird, weiß er vorher. Brecht ist aber auch klar, dass es Leute gibt, die ihr bei ihren Krämp­fen, Irrtümern, Fehlschlägen, sprich: beim Ausleben ihres gewaltigen, tragischen Dachschadens zusehen, und er wünscht sich, dass diese Leute dabei etwas mitkriegen. Allerdings kommen keine Klassen vor in diesem Anti­ kapitalismus der Finanzkrisenzeit – außer vielleicht in lan­gen Artikeln für Fachzeitschriften Marke „Historical Materialism“ oder „Das Argument“, und dort sucht man sie mit hochsensiblen Messinstrumenten, was natürlich sug­­geriert: Wenn man erst den gesamten Begriffsapparat von Marx, Gramsci, Althusser und tutti quanti auffahren und das Geschehen durch diesen hindurchfiltern muss, um die Klassen wahrzunehmen, dann werden da in Wirk­ lich­keit schon keine Klassen sein. Die vielen Marx-­Bild­ chen auf Umschlägen von Theaterzeitschriften oder Nach­ ­richtenblättchen bedeuten in diesem Zusammenhang bloß Katzenjammer, das heißt, man benutzt den lieben alten Onkel als eine Art multifunktionale Propheten­ fresse, die uns versprochen hat, die ganze Schacherei werde noch mal böse enden. Das sei nun eingetreten, und der Rest ist schlechte Laune. Man könnte also auch gleich zu Brecht gehen. Ich weiß nicht, ob mir dieser Wunsch einleuchtet. Kann man? Ich denke: Leute, die das, was er da zur Anschauung bringt, heutzutage im Theater lernen müssen, sind ohnehin verloren. Wie kann das sein, dass ihnen die Dinge, die Brecht sie lehren will, nicht aufgefallen sind, während sie jahrzehntelang live und in Farbe beobachten durften, wie rettungslos sich bestehende Verbände von der Metallgewerkschaft bis zum Verband Deutscher Ingenieure fortlaufend an der Aufgabe blamieren, die Neuorganisation der kapitalistischen Produktion seit der Computerisierung als Gelegenheit zu nutzen, den Kapitalisten Scherereien zu machen? Das Kapital diktiert, was geschieht; die einzigen Schwierigkeiten, die es hat, sind solche, die es sich selbst bereitet, nämlich Verwertungsstockungen, die von der idiotischen Grundstruktur des kapitalistischen Produzierens rühren. Alle derartigen Schwierigkeiten, so scheint es, kommen ihm gerade recht. Es versteht sich darauf, entsprechende Forderungen aus der Misere abzuleiten: „Wir sind verrückt und haben eine Finanzkrise verursacht, deshalb muss jetzt die Allgemeinheit für den Schaden aufkommen und der Staat für unseren Irrsinn eine Weile als ideeller Gesamtkapitalist den Vormund spielen, bis wir uns so weit erholt haben, dass das Ausbeuten wieder klappt.“ Brecht weist so was ab, er lädt nicht dazu ein, sich bei ihm heulend unter der Kunst zu verkriechen (das ist seine größte Stärke, und die ganz offen ausgespielte. Die kleinere, zweite, geheime ist, dass es sich bei dem, worunter man sich da nicht verkriechen kann, tatsächlich um Kunst handelt, oft ganz gegen Brechts bewussten Vorsatz. Er konnte selbst dann, wenn er wirklich nicht wollte und beispielsweise nur Propaganda im Sinn hatte). 20 Dass man das Proletariat, welchem er im „Johanna“Stück empfiehlt, kommunistisch zu denken und zu handeln, als digitaler Tagelöhner, der sich das Stück heute im Theater ansieht, persönlich nicht zu kennen glaubt und für ein Märchen aus uralten Zeiten hält, hat zwei Gründe: Erstens begreifen die meisten Leute, da man ihnen so lange ein­geredet hat, „links“ sei eine Angelegenheit von Gesinnungen und schönen, wahren, guten menschlichen Empfindungen wie Antirassismus, Umweltbewusstsein oder Mitleid statt eine politökonomische Parteilichkeit, meistens nicht mehr, dass die Klassen bei Marx keine mo­ ralischen Bewertungsschemata (etwa: „unten gut, oben schlecht“) waren, sondern ökonomische Kategorien. Proletariat, das ist nicht die Menge der Edelmenschen mit ölver­schmiertem Gesicht und Schraubenzieher in der Hand, sondern das sind alle, die vom Verkauf ihrer (mehr oder weniger ausgebildeten, mehr oder weniger „flexi­blen“) Arbeitskraft leben müssen, weil sie keine Ren­­t iers sind, keine Großaktionäre, weil sie kein Land, keine Fa­ briken haben. Mal nachgeguckt in letzter Zeit, ob du dazugehörst? Zweitens hat sich die Lage verschoben: Das Kapital braucht so ein Proletariat, um überhaupt produzieren zu können, denn es lebt von der Ausbeutung der Arbeitskraft im Sinne der Aneignung des Mehrprodukts in Form des Mehrwerts. Dazu aber ist es heute viel schlechter imstande als ehedem. Es produziert weniger Proletarier in weniger Ausbeutungszusammenhängen als früher; es hat die Kraft dazu verloren. Man sieht so wenig von diesen Leuten, weil das System sie nicht mehr hinkriegt. Es kann nicht mal mehr ausbeuten (man sollte es wirklich demnächst loswerden, bevor es sich komplett blamiert). Das Brecht-Stück, von dem ich rede, fängt genau mit dieser einfachen Einsicht an; 70.000 Arbeiter sagen: Hier funk­ tioniert nichts mehr. Dann kommt die Altruistin, Streik- brecherin, Idealistin, heilige Idiotin, redet sagenhaft viel Unsinn (von Brecht verfassten, also hervorragend geschrie­ benen Unsinn – dieser Dramatiker wusste, dass man auch die Position, die man ablehnt, nicht einfach doof aussehen lassen darf, wenn die Auseinandersetzung mit ihr tatsächlich den Namen „dramatisch“ verdienen soll), treibt Un­fug, verpatzt die Chance, die Kapitalisten an dem Punkt anzugreifen, an dem sie sich selbst Schwierigkeiten machen, und fährt am Schluss zur Hölle, das heißt, man hebt sie in den schrecklichen Himmel der angedrehten Popularität. Die Moral der ganzen Veranstaltung ist so einfach, dass Kommunisten nicht widerstehen können sollten, sie auszusprechen: Schaut euch bloß diese Johanna an! Grauenhaft, oder? Bitte nicht nachmachen! Dietmar Dath ist Schriftsteller und Publizist. Zuletzt erschienen der Essay „Maschinenwinter. Wissen Technik Sozialismus“ und der Roman „Die Abschaffung der Arten“ (beide Suhrkamp 2008). 2009 erscheint der Roman „Sämmtliche Gedichte“. Seinen „gereizten Zwischenruf“ schrieb er für diese Saisonvorschau. Die ganze Schacherei wird noch mal böse enden. Zum Stück Zwischen hun­­gern­ den Arbeitslosen und rivalisierenden Fleischfabrikanten sucht die Heilsarmeesoldatin Johanna Dark nach dem Guten im Menschen. Die Fabriken werden geschlossen, Johanna verteilt gemeinsam mit an­deren Angehörigen der „Schwarzen Strohhüte“ Gottes Wort und Suppe an die Notleidenden. Dabei trifft sie Chicagos Fleischkönig Pierpont Mauler. Fasziniert von Johannas Idealismus verspricht er, seine Fabrik wieder zu öffnen. Während Mauler Vieh kauft, den Markt austrocknet und die Preise in die Höhe treibt, versteht Johanna: „Dieses ganze System / Ist eine Schaukel mit zwei Enden, die voneinander / Abhängen, und die oben / Sitzen oben nur, weil jene unten sitzen.“ Als moderne Jeanne d’Arc will sie den Kampf der Arbeiter unterstützen und gerät dabei in die Mühlen eines undurchschaubaren Systems. Entstanden während der Weltwirtschaftskrise von 1929, wurde „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ zuerst von den Nationalsozialisten verboten, später von der sed-Führung in der ddr als zu revolutionär und nicht dem Sozialistischen Realismus entsprechend abgelehnt. Das Stück erlebte erst 1959, drei Jahre nach Brechts Tod, in Hamburg seine Uraufführung. Regie Tilmann Köhler, geboren 1979 in Weimar und aufgewachsen in Gera, stu­d ierte Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Seine Insze­n ierung „Choephoren“ von Aischylos wurde mit dem Ensemblepreis beim Treffen deutschsprachiger Schauspielschulen und mit dem Bens­ heimer Theaterpreis ausgezeichnet. 2005 wurde Köhler als Hausregisseur ans Deutsche Nationaltheater Weimar en­gagiert. Hier inszenierte er unter anderem Jewgeni Schwarz’ Märchenkomödie „Der Drache“ und Ferdinand Bruckners „Krankheit der Jugend“ sowie das Projekt „Die Höllenfahrt des Doktor Faustus – Eine Studie“ und „Faust. Der Tragödie erster Teil“. Tilmann Köhler verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Autor Thomas Freyer. Er inszenierte dessen Uraufführungen von „Amoklauf mein Kinderspiel“ und „Separatisten“. Auch am Schauspiel Hannover war 2008 mit „Und in den Nächten liegen wir stumm“ eine von Köhler inszenierte Uraufführung Freyers zu sehen. Neben „Hamlet“, einer weiteren Arbeit am Maxim Gorki Theater, entstanden Inszenierungen in Campinas / Brasilien und in den Sophiensaelen Berlin. Mit „Krankheit der Jugend“ wurde Köhler 2007 zum Berli- ner The­atertreffen eingeladen. Im selben Jahr war seine Inszenierung von „Amoklauf mein Kinderspiel“ beim 9. Deutschen Kinder- und Jugendtheater­ treffen in Berlin vertreten. Ab der Spielzeit 2009. 2010 wird Tilmann Köhler als Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden regelmäßig inszenieren. 21 Antje Trautmann 22 Wolfgang Michalek 23 Die Brüder Löwenherz Kinder- und Familienstück von Astrid Lindgren. Für alle ab 8 Jahren Premiere am 8. November 2009 im Schauspielhaus Regie: Julia Hölscher 1 Bühne: Uta Materne 1 Kostüm: Ulli Smid 1 Musik: Tobias Vethake Wie die Idee zu den Brüdern Löwenherz entstand von Astrid Lindgren Die Brüder Löwenherz sind auf verschiedene Weise entstanden. Erstens bin ich immer viel auf Friedhöfen herumgewandert. Und auf dem Friedhof von Vimmerby las ich einmal die Inschrift auf einem Grabstein: „Hier ruhen die Brüder Fahlén, gestorben in zartem Alter 1860.“ Da wusste ich plötzlich, dass mein nächstes Buch vom Tod und von diesen beiden kleinen Brüdern handeln sollte. Und dann fing ich an, darüber nachzudenken, was nun mit diesen Brüdern war, die dort lagen, was sie in ihrem Leben erlebt hatten. Aber das war erst der Anfang … Dann erinnere ich mich daran, wie wir einen Michel für die Verfilmung aussuchen wollten. Da war es so, dass die ganze Presse den Vorgang verfolgte, als ob es darum ginge, einen neuen Papst oder so was zu wählen. Es gab einen Presseempfang, und der kleine Janne wurde auf einen Tisch gestellt. Fotografen krochen herum, Journalisten fragten, und er stand ruhig da und antwortete. Als endlich alles fertig war, sprang er herunter und setzte sich auf den Schoß seines sieben Jahre älteren Bruders, der etwa 15 war. Und der große Bruder beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. Da dachte ich: „Das sind aber zwei liebevolle Brüder!“ Dann dachte ich weiter über meine Brüder nach. Ich wuss­te noch nicht, wozu ich sie haben wollte und was sie tun sollten, aber dann war ich in Värmland, ich glaube, es war Neujahr 1971. Ich fuhr mit der kleinen Bahn am See Fryken entlang, es war ein früher Wintermorgen, und der Himmel hatte die wunderbarsten Farben, es war ein so wunderbarer Morgen, so schön, dass er schon nicht mehr von dieser Welt war. Und ich dachte, dass sie wohl nicht auf der Erde seien … Deshalb machten sie sofort einen Satz nach Nangijala hinauf! Für dieses Heft haben wir Jungen und Mädchen gebeten, die Geschichte der Brüder Löwenherz zu lesen und uns ihre Eindrücke und Erlebnisse aufzuschreiben. „Das Buch ist eines der schönsten, die ich je gelesen habe! Ich bin richtig darin versunken. Manchmal habe ich mir ge­w ünscht, einen Bruder wie Jonathan zu haben.“ Kim-Jennifer, 10 „Die spannendste Stelle ist die, als das Haus brennt und die zwei Brüder aus dem Fenster springen müssen. Und der Drache ist cool!“ Deniz, 12 „Ich fand das Buch toll, man hat gesehen, dass die Brüder zu­sammenhalten. Sie sind ja, glaube ich, in so eine Art zweite Welt gekommen. Sie wollten für immer zusam­ menleben. Das war wirklich klasse!“ Max, 10 „Krümel und Jonathan sind sehr mutig. Sie halten immer zusammen. Es gefällt auch Größeren, und es ist sehr spannend. Das Ende fand ich gut, weil man sich die Geschichte auch weiterdenken kann.“ Miguel, 12 „Die beste Stelle ist, als Jonathan und Karl sich bei dem Großvater wiederfinden.“ Tien Hun Ngo, 11 „Ich glaube, niemand hätte gedacht, dass Jossi der Verräter ist. Ich dachte, dass Hubert der Verräter ist. Sophia ist immer sehr nett, und man merkt sofort, dass sie zu den Guten gehört.“ Lukas, 11 „Ich hätte auch gern einen Bruder, mit dem ich mir solche Geschichten ausdenken kann.“ Josephine, 10 „Ich fand die Geschichte gut, weil das Brüder sind, die für immer zusammenhalten. Am spannendsten war die Stelle, als sich Krümel durch den Tunnel gegraben hat.“ Junus-Emre, 10 „Ich finde gut, dass es ein Kirschblütental und ein Hecken­ rosental gibt, also Gut und Böse.“ Katharina, 12 „Ich finde, die Geschichte ist sehr schön. Ich mag die Stellen sehr gerne, als Krümel die Taube auf dem Fensterbrett sieht oder als Krümel und Jonathan sich das erste Mal in Nangijala sehen.“ Sandra, 11 „Ich würde gerne auch so einen Bruder wie Jonathan haben. Krümel kann sehr froh sein, dass er einen so mutigen Bruder hat!“ Armando, 11 „‚Die Brüder Löwenherz‘ ist eine sehr spannende Ge­ schich­te. Der Drache und der Krieg sind für ein Kinderbuch ganz schön spannend. Aber Jonathan und Krümel sind sehr, sehr mutig. Mein Topfavorit ist immer noch ‚Das Gute besiegt das Böse‘!“ Oguz, 11 24 Das Ende fand ich gut, weil man sich die Geschichte auch weiterdenken kann. Zum Stück Die Brüder Karl und Jonathan Löwenherz wohnen im Kirschblütental. Sie haben ein gemütliches kleines Haus und eigene Pferde, können reiten, schwimmen und den ganzen Tag tun, was ihnen gefällt. Vergessen ist die Zeit, als der neunjährige Karl Löwe, genannt Krümel, krank war und eine Weile ohne seinen großen Bruder Jonathan auskommen musste. Doch hier, in Nangijala, sind sie wieder vereint und bleiben es auch – jeder im Kirschblütental kennt sie als die unerschrockenen Brüder Löwenherz. „Wenn einer stirbt, dann kommt er nach Nangijala. Dort ist es wunderschön, und man kann dort fabelhafte Abenteuer erleben, denn es herrscht noch die Zeit der Lagerfeuer und Sagen“, das wusste Krümel schon lange. Und tatsächlich ist es genau so gekommen. Krümel hat in Nangijala plötzlich vor nichts mehr Angst und ist stolz auf Jonathan, der als mutiger Held von allen geliebt wird. Doch schon bald erfährt Krümel, dass die Idylle in Gefahr ist. Denn im benachbarten Heckenrosental regiert der Tyrann Tengil, der seine Untertanen schlecht behandelt und jetzt auch das Kirschblütental bedroht. Gemeinsam kämpfen die Brüder Löwenherz gegen Tengils Heer für die Freiheit Nangijalas. Dabei treffen sie auch auf den Drachen Katla, der Tengil dank eines magischen Horns wie ein Schoßhund folgt. Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker erzählt eine wundervolle Geschichte von Freundschaft, Treue, Mut, Selbst­ losigkeit und der Liebe zweier Brüder, die alle Gefahren und sogar den Tod überwindet. Regie Julia Hölscher wurde 1979 in Stuttgart geboren und begann zunächst ein Gesangsstudium, bevor sie 2003 für ein Regiestudium an die Theaterakademie Hamburg wechselte. Im Rahmen des Regienachwuchsfestivals „Körber Studio Junge Regie“ wurde ihre Inszenierung von „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach Aki Kaurismäki als beste Arbeit mit dem Regiepreis 2007 ausgezeichnet. Im selben Jahr inszenierte sie die Uraufführung von Tankred Dorsts „Ich bin nur vorübergehend hier“ am Schauspiel Hannover sowie Horváths „Jugend ohne Gott“ am Schauspiel Frankfurt. 2008 brachte sie Horváths „Kasimir und Karoline“ am Schauspiel Magdeburg und O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ am Düsseldorfer Schauspielhaus auf die Bühne. 2009 ins­zenierte sie am Schauspiel Hannover Pierre Corneilles „Triumph der Illusionen“. Am Staatsschauspiel Dresden wird Julia Hölscher ab der Spiel­zeit 2009. 2010 als Hausregisseurin regelmäßig inszenieren. Im September 2009 eröffnet sie die Spielzeit im Kleinen Haus mit Ingo Schulzes „Adam und Evelyn“. Termine Ab 05.2009 sind bereits Karten für einige Vorstellungen im Vorverkauf erhältlich! 08. 11. 19.00 Uhr 11. 11. 19.00 Uhr 12. 11. 10. 30 Uhr 03. 12. 10. 30 Uhr 08. 12. 19.00 Uhr 09. 12. 10. 30 Uhr 10. 12. 10. 30 und 19.00 Uhr 12. 12. 17.00 Uhr 13. 12. 17.00 Uhr 19. 12. 17.00 Uhr 20. 12. 10. 30 Uhr 23. 12. 10. 30 Uhr 25. 12. 17.00 Uhr 26. 12. 10. 30 Uhr Karten unter 0351 . 4913 555 oder www.staatsschaupiel-dresden.de Weitere Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. 25 Anna-Katharina Muck 26 Torsten Ranft 27 Olivia Grigolli 28 Christian Friedel 29 Peer Gynt von Henrik Ibsen in einer Bearbeitung von Nuran David Calis Premiere am 5. Dezember 2009 im Schauspielhaus Regie: Nuran David Calis 1 Bühne: Irina Schicketanz 1 Kostüm: Marysol del Castillo 1 Musik: Vivan Bhatti 1 Video: Karnik Gregorian Peer, du lügst! Zum Stück Peer Gynt ist ein Träumer. Peer Gynt ist ein Lügner. Ein Angeber, ein Auf­reißer, ein Schläger, ein Muttersöhnchen, ein Spinner, ein Charmeur. Einer, der den Hals nie vollkriegen kann und der Spaß haben will. Schon als Junge träumt Peer davon, Kaiser der Welt zu werden. Er wächst auf in einer sehr kleinen Welt, behütet durch die Liebe seiner Mutter Aase. Nach ihrem Tod macht Peer sich auf den Weg – weg von zu Hause, in die große Welt, um endlich ein anderer zu werden. Peer begegnet seiner großen Liebe Solveig, reist übers Meer und durch alle Länder. Aus dem bettelarmen Jungen wird der reiche und mächtige Mister Gynt, der für Geld alles tut. Peer Gynt hat 30 viele Fehler und sucht das Glück, das macht ihn sehr menschlich. Er lebt nur für den Augenblick und flieht ständig ins nächste Abenteuer. Peer wird immer reicher und immer älter, aber nicht klüger. Ist er am Ende doch nur ein ganzes Leben lang vor sich selbst davongelaufen? „Peer Gynt“ ist Märchen, Fami­ lientragödie und Gesellschaftssatire zugleich. 1867 verfasste der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen sein großes Vers­ drama, in dem er mit der eigenen Ruhmsucht und seiner norwegischen Heimat ab­rechnete. Nuran David Calis schreibt für seine Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden eine eigene Fassung des Stoffes. Regie Nuran David Calis wurde 1976 in Bielefeld geboren. Er ist ein Autor, Theater- und Film­ regisseur mit großem Gespür für die Sprache und das Lebensgefühl junger Men­schen. Er studierte Regie an der OttoFalckenberg-Schule in München, drehte unter an­derem Kurzfilme und Videoclips für Hip-HopBands. 2003 wurde sein erstes Stück „Dog Eat Dog“ uraufgeführt, und 2008 kam sein erster abend­f üllender Spielfilm „Meine Mutter, mein Bruder und ich“ in die deutschen Kinos. Als Theaterregisseur beschäftigt Calis sich nach Stücken wie „urbanstories“, das er 2004 gemeinsam mit hannoverschen Jugendlichen entwickelte, zunehmend mit literarischen Stoffen, die er mit seinen eige- nen sprachlichen, theatralen und musikalischen Mitteln ins Heute überführt. So kam 2007 seine viel beachtete Be­a rbeitung von Wedekinds „Frühlings Erwachen!“ am Schauspiel Hannover zur Uraufführung. Calis arbeitete regelmäßig an Theatern in Essen, Hamburg, Berlin und Wien. 2005 erhielt er den Dramatikerpreis des bdi und wurde 2006 für seine Inszenierung von Schillers „Die Räuber“ als bes­ter Nachwuchsregisseur mit dem österreichischen Nestroy-Preis ausgezeichnet. Zuletzt brachte er am Maxim Gorki Theater Berlin seine Bearbeitung von „Romeo und Julia“ nach Shakespeare auf die Bühne. Auf der Suche nach Peer Gynt Notizen zu Henrik Ibsens Titelheld von Nuran David Calis Prolog es ist die geschichte eines underdogs – der alles er­rei­chen will – alles erreicht – und alles wieder kaputt macht – peer gynt ist eine gesellschaftsparabel her­k unft – peer hat verstanden dass es kein manko ist anders zu sein – im gegenteil – seine andersartigkeit ist seine waffe – als außenseiter überholt er die masse – der ewige wanderer – er ist nur gut wenn alle gegen ihn sind 1. Teil – Die Jugend die story: das baby: ein junge – keine geschwister – sein name: peer – der vadder war arbeiten – die mutter bekam das kind alleine – keine oma kein opa – aber ein gesundes leben – was braucht man mehr – die jugend: der junge mit der mama allein – der vadder hatte einen zu viel getrunken – drei tage ist das jetzt her – der tag vor peers ausflug – nach paris wollte er mit der evangelischen jugend­ gruppe – solveig – anna – nina – mike – kai – und die pries­tertante die schnickeschicke ulrike die immer den leckeren kuchen backt für uns – und ich: der peer – lecker – mama ist die beste – solveig ist die reinste – anitra ist die geilste – sind frauen so einfach: herr ibsen ( ? ) – ant­ wort ibsen: ja meine lieben ( ! ) peer in peer sind verankert: ein egoist – ein killer – ein lügner – ein liebender – ein geliebter – ein fan­ ­­tast – ein träumer – gut und böse führen einen stän- übergebe ich mich digen kampf – doch die tragik des lebens – lässt ihn die kontrolle verlieren peer gynt jetzt komm ich – ich bin jetzt hier der king – meine ge­schichte ist wie ein hartes ding gegen euer kinn – ihr pussys – paris ( ! ) musste warten – sagte mama – jetzt schau ihn an – vadder liegt im koma auf dem teppich­ boden und krümmt sich – vor schmerzen – mama und ich wissen – der wird den nachmittag nicht überleben – der kran­kenwagen kam – dann ging es gleich auf die intensivstation – der underdog macht männchen – dachte ich – jetzt schau dich an vadder – was ist aus dir geworden – du bist weg und hast uns – mutter und peer nicht mitgenommen – auf die intensivstation – vom bordstein bis zur skyline – peer – ohne umwege – schnell weg hier und nie wieder zurück – den peer wird es auch nicht mehr lange geben – wenn er hierbleibt – so wie vadder wirst du nicht enden – in diesem drecksloch – dieser ort – der dich nicht liebt – der dich ausbluten lässt – ohne dir was zu geben – ab jetzt lasse ich einen beat laufen – hart und donnernd – bumm bumm bumm bumm – der treibt mich an – der treibt mich nach vorne – ich will meinen weg machen 2. Teil – Das Erwachsensein die story: der erwachsene: vom bordstein bis zur skyline – und zurück – ich bin thirty-something – hab ein haus von der größe eines wohnorts – hab einen stein am hals – von der größe eines kronkorks – was will ich mehr – peer gynt – der underdog ist oben – aber kriegt den underdog aus sich nicht raus – peer hat frau und kind – er ist der chef – er hat was auf die beine gestellt – er liebt seine frau – aber sie sind sich schon seit langem nicht mehr nah gewesen – sie hat doch alles was sie will – aber etwas fehlt – das prickeln auf der haut – der atem im nacken – gegen wen kämpfst du wenn du keine feinde mehr hast – sagt die frau – weiß ich nicht sagt peer – du kämpfst dann gegen dich – weil du dich dann nicht spürst – hör auf sagt er – ich will eine frau an meiner seite – und keine psychologin ( ! ) haltet die luft an ihr nutten – das alles ist nicht gut fürs geschäft – das verschreckt die kundschaft – die leute die zahlen wollen was erleben und spaß haben – hört endlich auf die gesellschaft zu spalten ( ! ) – ich bin kein hater – motherfucker – stopp – peer – wo bleibt dein gutes benehmen – das hat mein vadder mit ins grab genommen – hihi – ihr kennt mich – und ihr wisst ich bin legende – doch ihr alle seid faker – ich bin wie die sonne für euch – mein charme reizt euch – kommt näher und ihr verbrennt euch – das urteil der menschen wird einmal mein untergang – aus und fin – ich bin am flowen wie der wind – ich lass es raus wie ein pitbull – die hit­ze des lebens überlebt ihr nicht – schaut – an meinem leben überhebe ich mich – nach dem part 3. Teil – Das Greisentum die story: der alte mann und seine leber – überlebt hat er – voll kummer und scham auf seine erlösung wartend – die endlichkeit soll ihm trost geben – aber sie kommt nicht – er wartet bis die lichter ausgehen und die menschen rausgehen sei dir selbst genug – sagt der trollkönig – ist das das höchste ziel im leben – nein – der trollkönig lügt peer an – er will die menschen klein halten um sich ihnen überlegen zu fühlen – der trollkönig ist der papst – seine kirche ist die ganze welt – in seiner kirche soll man von unten nach oben glauben ( ! ) peer gynt was ich gemacht habe war nicht korrekt – alles was ich sag­ ­­te ist nicht viel mehr wert als dreck – ich weiss nicht wer ich bin – los peer entscheide dich ( ! ) – jetzt ( ! ) – ich weiß es nicht – ich habe keine identität – die meine haut um mich zusammenhält – ich habe nichts ge­schaffen von bleibendem wert – ich bin eine kleine ratte – die sich vom abort ihrer vergangenheit ernährt – ich bin einer – der sich vom aas seiner ahnen nährt ( ! ) – es wird zeit dass ich gehe und mich nicht mehr umdrehe – ich bin mein eigener freund – der von sich selbst – und nur für sich allein – von besseren zeiten träumt Epilog der knopfgießer sagt – ich schmeiß dich wieder in den topf – peer – denn du bist nie du selbst gewesen – der magere teufel sagt – du bist nichts halbes und nichts ganzes – wer soll was mit dir anfangen – was für ein wes­en steht da – am ende des lebens ( ? ) – es ist der wirt ( ! ) – der abkassieren will – aber peer will nicht zahlen – weil er in seinem leben genug gebüßt hat Dieser Text des Autors und Regisseurs Nuran David Calis entstand für dieses Heft. peers antrieb ist sich zu häuten – und das ständig – seine alte haut ständig abzustreifen – um beweglich zu bleiben – als antrieb dient ihm der schatz seiner eigenen 31 Die Lobbyisten Ein musikalischer Abend im Hotel von Franz Wittenbrink Uraufführung am 30. Dezember 2009 im Schauspielhaus Regie und musikalische Leitung: Franz Wittenbrink 1 Kostüm: Nini von Selzam Der Mann, der vieles liebt Über den Musik-Theater-Regisseur Franz Wittenbrink von Robert Koall Franz Wittenbrink ist seltsam. Wenn man ihn besuchen will, muss man den Hamburger Hauptbahnhof an seiner übelsten Ecke verlassen. Dann geht man den Steindamm hinunter, vorbei an siffigen Pornokinos und hohlwangigen Prostituierten, lässt die Polizeistation rechts liegen, bis man vor einer anonymen Toreinfahrt steht, die von einem schmiedeeisernen Gitter verschlossen wird. Auf dem Hinterhof jenseits des Tores standen jahrelang vergessen zwei Kutscherhäuser, und Franz Wittenbrink konnte sie von seiner Mietwohnung aus sehen. Mitten im Her­zen des charmant-kaputten Stadtteils St. Georg stehen sie wild-romantisch in einem kleinen Garten; größer könnte der Kontrast zwischen dem Hinterhof und der Straße nicht sein. Irgendwann ist Franz Wittenbrink dann selbst in diese Kutscherhäuser eingezogen. Wenn er jetzt den Gast mit seinem dröhnenden Lachen und der Kippe in der Hand auf den Stufen vor seinem Haus begrüßt, ist der triste Stadtteil weit weg. Hier lebt er mit Teilen seiner Familie und Freunden. Dort stehen die Dinge, die er am dringendsten braucht: sein Flügel, sein Musikarchiv, sein Aschenbecher und seine Kaffeemaschine, und aus dem Fenster seines Musik- und Schlafzimmers blickt er auf die unbehauenen Grabmale, die auf dem Hof einer Steinmetzerei lagern. Das alles passt, denn der Wittenbrink ist, wie gesagt, nicht unseltsam. Franz Wittenbrink ist ein Regensburger Domspatz. Dort, im wenig liberalen Internat, brachten die katholischen Eltern den damals Neunjährigen Mitte der 50-er Jahre unter. Wittenbrink, sechstes von 13 Kindern, lernte fern­ab der niedersächsischen Heimat Klavier, Violoncello, Orgel, Trompete, Tonsatz und Kontrapunkt. Um dann nach dem Abitur alles damit zu machen – nur keine Musik. Es dauert ein gutes Dutzend Jahre, bis er zu ihr zurückkehrt. Dazwischen liegen politisierte und Wanderjahre. Witten­ brink studiert Soziologie in Heidelberg und Mannheim, er sitzt für den Sozialistischen Deutschen Studentenbund im Allgemeinen Studierendenausschuss. Er gründet mit Vertrauten den Kommunistischen Bund Westdeutschland, kandidiert 1976 (erfolglos) bei der Bundestagswahl, und schließlich schmeißen sie ihn aus dem kbw, weil er – schöne Pointe in diesem Milieu – „nicht angepasst genug“ ist. Nach dem Ausschluss lernt er Klavierbauer und Ma­ schinenschlosser, er arbeitet als Müllfahrer, Fernfahrer und Drucker. Über 30 Jahre ist der Domspatz alt, als er Anfang der 80-er Jahre zur Musik zurückfindet. Er gerät als musikalischer Leiter ans Theater in Mannheim, später nach Basel und Hamburg, er unternimmt erste Regie­ versuche und erfindet Mitte der 90-er Jahre ein neues Theatergenre: den Wittenbrink-Abend. Sein wechselvolles Leben prägt dieses eigene Genre bis heute. Wittenbrink-Abende tragen Titel wie „Sekretärinnen“, „Zigarren“, „Miles & more“ oder „Hallo Deutschland“. Es sind Stücke für sangesfreudige Schauspielensembles, die Freude am Kunstlied ebenso haben wie an seiner Dekonstruktion. Die eine musikalische Bandbreite von Mozart 32 bis Hardrock abdecken und das Publikum von Hamburg bis Wien regelmäßig zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Wittenbrink-Abende kommen im Gewand des Liederabends daher und sind doch sehr viel mehr als beliebige Liedfolgen zur abendlichen Zerstreuung. Sie zeichnen mit selbstironisch humorvollem Blick die desolate Situation des modernen Mannes („Männer“), widmen sich mit unverhohlener Trauer und kritischem Zynismus der Korruption einer politischen Idee („Brüder zur Sonne zur Freiheit“) oder umspielen die Themen Schönheit und Vergänglichkeit („Denn alle Lust will Ewigkeit“). Der deutsche Bühnenverein ordnet sie als „Musicals“ ein. Ganz falsch ist das nicht – und trifft dennoch nicht den Kern der Sache. Einerseits folgen Wittenbrink-Abende, einem Musical nicht unähnlich, einer Dramaturgie. Die Lieder folgen nicht beliebig aufeinander, die Sänger haben charakteristische Rollen, sie erzählen mit ihren Liedern Geschichten, die über das Gesungene hinausgehen. Andererseits sind Wittenbrink-Abenden nie harmlos. Sie sind fröhliche, sinnliche Musikfeste. Sie kommentieren das politische Geschehen, sind sozial engagiert – und stürzen sich ein paar Takte später aus diesen Höhen wollüstig und schamlos in zotige Tiefen. Bei Wittenbrink steht Schubert neben Bushido, fällt man von der Opernarie ansatzlos in Stammtischgegröhle – immer virtuos, immer mit großem musikalischem Ernst, immer verspielt. Ein Satz von Michel de Montaigne könnte über seinen Arbeiten stehen: „Der Mensch ist ein seltsam wahnhaftes, widersprüchliches, hin und her schwankendes Wesen.“ So ist es bei Wittenbrink: Er weiß, wie viele Seiten ein Mensch hat, wie viele Gesichter und verborgene Dämonen; dass hinter einem braven Antlitz der Abgrund lauern kann und wie viel Zartheit im Rauhen steckt. Daher sind auch seine Figuren nie eindimensional, sondern singen vom Leben mit allen Liedern und Tonarten, die die Musik bereithält. Wittenbrink kennt vieles, viel vom Leben, viel von der Musik. Sein Kompendium ist riesig; er ist auf youtube so zu Hause wie im Köchelverzeichnis. Und das ist das ganze Geheimnis: Er nimmt alles gleich ernst, alles gleich wichtig. Ganz einfach: Er liebt vieles. Am meisten freilich immer noch die Musik als Gemeinschaftswerk: musikalische Theaterabende mit einem Schau­ spielensemble zu erfinden, um andere glücklich zu machen. „Glück“, so Franz Wittenbrink, „bedeutet, etwas zu tun, womit man andere glücklich machen kann. Mit anderen dann zusammen glücklich sein ist somit verdoppeltes Glück.“ In Dresden sucht Franz Wittenbrink das doppelte Glück in einem Hotel. „Die Lobbyisten“ wird sein Abend heißen und sich dem Ankommen, dem Abreisen, dem Fremden und dem Vertrauten widmen. Robert Koall ist ab der Spielzeit 2009.2010 Chefdramaturg am Staatsschauspiel Dresden. Wir sitzen so fröhlich beisammen und haben einander so lieb. Regie Franz Wittenbrink entwickelte eigene szenische Liederabende an zahlreichen Bühnen, darunter das Schauspiel Hannover, das Berliner Ensemble, das Thalia Theater Hamburg, die Münchner Kammerspiele und das Wiener Burgtheater. In Dresden ist ab 2009. 2010 seine Inszenierung „Denn alle Lust will Ewigkeit“ im Schauspielhaus zu sehen. Zum Stück Die Lobbyisten sind die Bewohner einer HotelLobby, und dort leben sie schon sehr, sehr lange. Am Empfangs­ tresen ruht sanft der Concierge, neue Gäste begrüßt dieses seltsame Hotel schon seit vergessenen Tagen nicht mehr; es ist still aus der Zeit gefallen, und da liegt es nun verträumt und versunken. Der Liftboy ist längst seiner Uniform ent­­ wachsen, neben ihm schaukelt müde das Schild mit der Auf­schrift „Außer Betrieb“. Aus der Küche dringt kein Laut, nur ab und zu sieht man im Sichtfenster der Schwingtür das Gesicht des Kochs, der schaut, ob nicht doch ein Gast sich einmal verirre. Und die schräge kleine Schar der Dauergäste hat man längst zum lebenden Inventar ernannt. So sitzen die Lobbyisten und trösten sich mit Musik. „Wir sitzen so fröhlich beisammen und haben einander so lieb“, singen sie, träumen von „Love in an elevator“ oder sind sich sicher: „Jetzt kommen die lustigen Tage“. Und dann geschieht tatsächlich etwas. Die Lobbyisten bekommen Besuch – und plötzlich ist alles ganz anders. 33 Des Teufels General von Carl Zuckmayer Premiere im Januar 2010 im Schauspielhaus Regie: Burkhard C. Kosminski 1 Bühne: Florian Etti 1 Kostüm: Sabine Blickenstorfer Moral muss gelebt werden Einige Hinweise zu Carl Zuckmayers Stück „Des Teufels General“ von Martin Lüdke Barnard in Vermont, hoch oben im Norden der usa. Spätherbst 1942. Vor einem knappen Jahr war der General­ luftzeugmeister der deutschen Armee Ernst Udet, einer der berühmtesten Kampfflieger des Ersten Weltkriegs, bei einem Absturz ums Leben gekommen. Jetzt stapft Carl Zuckmayer, mit einem schweren Tragkorb beladen, zu Fuß den langen Weg zu seiner Farm hinauf. Der erfolgreiche Dramatiker der Weimarer Republik („Der Hauptmann von Köpenick“, „Der fröhliche Weinberg“) muss sich im amerikanischen Exil, buchstäblich mit seiner Hände Arbeit, als Farmer durchschlagen. Plötzlich bleibt Zuckmayer stehen. Ihm ist ein Einfall gekommen, und laut spricht er vor sich hin: „Staatsbegräbnis.“ Das letzte Wort seines wohl bedeutendsten Dramas überhaupt: „Des Teufels General“. Zu Hause angekommen, fängt er sofort an zu schreiben. Später haben viele Leser das Stück für ein Dokumentardrama gehalten. So „echt“ sei es, so „lebensnah“. Ende Januar 1943 war der erste Akt fertig. Die Schlacht um Stalingrad war noch nicht geschlagen. Zuckmayer glaubte damals nicht daran, sein Stück jemals auf einer Bühne zu sehen. In Deutschland war daran nicht zu denken, „und für die anderen Länder“, so fürchtete er, „gab es zu viele ‚sympathische Deutsche‘, besonders Offiziere“. Aber das hinderte ihn nicht, zu schrei­ben, er „musste“. sich nach Hitlers Machtergreifung „jeder Schuft von seiner nichtarischen Frau scheiden ließ“. Rühmann verhielt sich anständig, er hat seiner Frau später zur Flucht nach Schweden verholfen und sie selbst dort noch weiter unterstützt. Auf der anderen Seite gab er seinen Beruf nicht auf, er ließ sich von den Nazis vereinnahmen. Zuckmayer findet dieses Verhalten verzeihlich. Ebenso wie das von Harras, seinem General, der sich wegen seiner Liebe zur Fliegerei mit den Nazis eingelassen hatte. Dieser Flieger erscheint als deutscher Held, ein Kerl von echtem Schrot und Korn, aufrichtig, trinkfest und dazu ein Weiberheld, gewiss kein Nazi, doch eben ihr Hand­langer. Mitten im Krieg, mitten in Nazideutschland spielt sich nun das Drama ab. Eine Reihe von Abstürzen eines neuen Flugzeugtyps beunruhigt die Führung der Wehrmacht. Harras, auch für die Materialkontrolle verantwortlich, soll die Ursache finden. Er wird verhaftet, dann wieder freigelassen mit der Auflage, innerhalb von zehn Tagen die Schuldigen der Sabotage ausfindig zu machen. In dieser Situation gesteht ihm sein engster Mitarbeiter Oderbruch, dem Harras stets volles Vertrauen schenkte, dass er, als Akt des Widerstands gegen den Wahnsinn des Hitler-Kriegs, die Ab­­stürze verursacht hat. Um Oderbruch zu schützen, also um den Widerstand gegen Hitler zu stärken, startet Harras nun selbst mit einer dieser defekten Maschinen und stürzt ab. Es kommt zum – „Staatsbegräbnis“. Unterbrochen wurde er immer wieder durch die anfallenden Arbeiten auf der Farm und auch, wie wir seit einigen Jahren wissen, durch seine Arbeit am „Geheimreport“, etwa 150 Charakterstudien von Verlegern, Schriftstellern, Die Begeisterung über dieses Stück in Deutschland war Schauspielern, Künstlern, die er in diesen Jahren für den amerikanischen Geheimdienst schrieb. Die usa benötig- enorm. „Man“ sah sich verstanden. Nach der Erstaufführung, die bis Ende 1947 auf sich warten ließ, wurde das ten verlässliche Einschätzungen, mit welchem Personal sich ein demokratisches Deutschland aufbauen ließ. Stück landauf, landab gespielt. Der Verleger Henry Goverts schrieb: „Es ist die beste und menschlichste Zuck­mayer benutzte in diesen Berichten, ähnlich wie in Dichtung, die bisher über das Dritte Reich entstand.“ seinen Stücken, zwar einfache, doch dafür lebensnahe Man sah sich aber auch exkulpiert. Dementsprechend gab Klassifizierungen. Diese Berichte, wohlgemerkt für einen Geheimdienst bestimmt, hätten leicht denunziatorisch es Kritik, oft auch scharfe. „Wie können wir Sympathien für Menschen empfinden, die mit ganzer Tatkraft einem ausfallen können. Das Gegenteil war der Fall. Zuckmayer ließ sich auch hier von einer Art spontanen Humanität so unmenschlichen Unternehmen dienten?“ Berechtigte leiten. Das spätere Zögern der Alliierten, die Aufführung Fragen. Und unlösbare. Deshalb hat das Stück wenig von von „Des Teufels General“ in Deutschland zu er­lauben, seiner Aktualität verloren. Die Fragen, die Zuckmayers Drama aufwirft, lassen sich nicht auf das Dritte Reich begeht darauf zurück. Die Uraufführung fand deshalb im schränken. Sie stellen sich auch uns. In Uwe Tellkamps Dezember 1946 in Zürich statt. Unnachsichtig beurteilte Zuckmayer die Schleimer und Profiteure. Verständnis- „Der Turm“ etwa stößt man schnell auf ähnliche Probleme. Dabei lässt sich die Frage nach der Zivilcourage, voll sah er die vielen, die versuchten, sich mit Anstand durch Verhältnisse durchzuwursteln, die kein anständi- oder die nach der Rechtfertigung von (unschuldigen) Opges Verhalten mehr zuließen. Jeder moralische Rigoris- fern eines legitimen Widerstands gegen ungerechte Vermus lag ihm fern. Er sah das Dilemma der Menschen, hältnisse, genauso wenig auf die Sphäre der Politik beschränken. Kleine Tyrannen gibt es auch in Schulen, Bedie oft nur die Wahl zwischen zwei Übeln hatten. hörden und Fabriken. Und mutige Menschen, die sich ihGleich in der ersten Gruppe dieser Berichte wird ein en- nen entgegenstellen, ebenso. ger Freund des Fliegers Udet, des Generals des Teufels, por­trätiert, ebenfalls ein Liebhaber der Fliegerei, der po- Mag sein, dass es eine schlichte Moral war, der Zuckpuläre Schauspieler Heinz Rühmann. Durchaus eines der mayer anhing. Aber sie ist praktikabel und, vor allem, menschlich. Aushängeschilder der Nazis. Zuckmayer beschreibt nun Rühmanns Ehe als „sehr unglücklich“ und die Frau des Schauspielers als „eine Landplage“, von der sich Rüh- Martin Lüdke, Literaturkritiker, moderierte bis 2008 die Senmann dringend trennen sollte. Liebend gern hätte Rüh- dung „Literatur im Foyer“ und beschäftigte sich für dieses Heft mit „Des Teufels General“. mann dieser Neigung nachgegeben. Er tat es nicht, weil 34 Und wenn er ’ne schiefe Landung macht, dann fliegt der Flieger raus Zum Stück Eigentlich ist der Luftwaffengeneral Harras kein Freund des nationalsozialistischen Regimes und dient ihm dennoch – weil er leidenschaftlich gerne fliegt. Er macht aus seiner Einstellung keinen Hehl. Abwerbungs- und Einschüchterungsversuchen der ss widersteht er mühelos. Doch dann erfährt er, dass sein Freund und ihm unterstellter Chefingenieur Oderbruch Sabo- tage an den eigenen Maschinen betreibt. Er tut dies in der festen Überzeugung, dass das Ende der Hitler-Diktatur nur durch die Niederlage der Deutschen erreicht werden kann. Harras steht vor einer Grundsatzfrage: Soll er Widerstand leisten oder sich anpassen, um zu überleben? Regie Burkhard C. Kosminski, geboren 1961, studierte Regie und Schauspiel am Lee Strasberg-Theaterinstitut und am William-Esper-Studio in New York. Als Regisseur arbeitete er unter anderem an der Schaubühne Berlin, am Schauspiel Frankfurt, am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Theater in Dortmund sowie in New York und Los Angeles. Von der Spielzeit 2001 bis 2006 war er leiten- der Regisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung am Düsseldorfer Schauspielhaus. Seit der Spielzeit 2006. 2007 ist er Schauspieldirektor am Nationaltheater Mannheim und Künstlerischer Leiter der Schillertage. Hier inszenierte er unter anderem die Ur­auf­führungen von Theresia Walsers „Monsun im April“ sowie von Albert Ostermaiers „Fratzen“. Seine amerikanische Erstaufführung von Thomas Jonigks „You shall give me grandsons“ wurde 1997 in Los Angeles als erfolgreichste Inszenierung an der Westküste mit dem 6. Drama-Logue Award ausgezeichnet. Für seine Dortmunder Inszenierung von „Das Fest“ nach dem Film von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov erhielt er 2001 beim 20. nrw-Theatertreffen den Preis für die beste Regie. 35 Thomas Braungardt 36 Benjamin Höppner 37 Der goldne Topf Nach der Novelle von e.t.a. Hoffmann Premiere im Februar 2010 im Schauspielhaus Regie: Sebastian Baumgarten ins Kristall bald dein Fall Am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr Dresden als konkreter Ort und Ort der Verklärung von Harald Marx „Es war einmal“, so beginnen eigentlich alle Märchen; und gemeint ist damit immer auch: „Es war einmal“ – irgend­ ­wo! e.t.a. Hoffmann hingegen erzählt eine absonderliche, als Märchen deklarierte Geschichte, die am Schwarzen Tor in Dresden beginnt, „am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr “. Wir kennen also Ort und Zeit, fühlen uns dementsprechend auf gesichertem Boden. Beinahe sofort aber wechselt der Dichter ins Reich der Märchen hinüber und pendelt hinfort beständig zwischen möglicher Wirklichkeit und offensichtlicher Fantasie. Das Geister- und Hexenwesen wird angesiedelt in einer konkreten Stadt! Man erfährt den Ort der Handlung, selbst die Uhrzeit des Beginns, aber der weitere Verlauf ist verwirrend und bleibt rätselhaft; der Leser verliert den Boden unter den Füßen, ob er will oder nicht. Gegenwärtiges und Vergangenes, Nachprüfbares und Erfundenes, zumindest Unerklärliches sind derart ineinander verwoben, dass man schließlich anfängt, an allem zu zweifeln, sogar am vorgeblich Faktischen. Denn was bedeutet eine Wirklichkeit, in der jeder alles, und alles jeder sein kann? Und es ist durchaus nicht alles für jeden von gleicher Art. Darum ändert sich beständig auch der Ton der Dichtung. Manchmal sind es ganze Kapitel, bisweilen nur einzelne Passagen, die sich in eine Traumwelt entfernen und durch ihren übersteigerten Ton abheben von den sachlichen Schilderungen der „Arm­ seligkeiten des kleinlichen Alltagslebens“, von der prosaischen Gegenwart: „Aber in der Mitte des Tals war ein schwarzer Hügel, der hob sich auf und nieder wie die Brust des Menschen, wenn glühende Sehnsucht sie schwellt ... da brach im Übermaß des Entzückens eine herrliche Feuerlilie hervor, die schönen Blätter wie holdselige Lippen öffnend, der Mutter süße Küsse zu empfangen.“ Man ahnt, dass hier das Gute sich ankündigt: „Nun schritt ein glänzendes Leuchten in das Tal; es war der Jüngling Phosphorus, den sah die Feuerlilie und flehte, von heißer sehnsüchtiger Liebe befangen: Sei doch mein ewiglich.“ Auch das Böse hat seinen gewichtigen Platz in diesem Märchen: Da war ein altes hässliches Weib, mit gellender, krächzender Stimme, die „etwas Entsetzliches“ hatte. Sie verkaufte Äpfel, die ihre Söhne gewesen sind, und trat später selbst als bronzener Türklopfer auf, der lebendig wurde – aber nur in besonderen Situationen; und sogar der Aberglaube, ein Wesen könnte dadurch beeinflusst 38 werden, dass man eine Sache verzaubert, erscheint als möglich. Doch alles Erzählte wird einerseits vom Dichter glaubhaft gemacht, andererseits scheint es irgendwie ironisch gemeint. Denn das Märchen entwickelt sich in immer verwirrteren Kreisen: Brücken werden geschlagen zwischen den Zeiten, zwischen vermeintlicher Realität und Fantasie, zwischen Menschen, Pflanzen und Tieren, ja selbst Dingen. Ein alter Archivarius mit Namen Lindhorst entpuppt sich als jahrhundertealter Salamander, seine Töchter sind drei verführerische kleine grüne Schlangen, deren Großmutter die erwähnte Lilie in dem Märchenland Atlantis gewesen ist: „Erlauben Sie, das ist orientalischer Schwulst, werter Herr Archivarius!“ So jedenfalls empfand es der Registrator und spätere Hofrat Heerbrand – und hatte er nicht recht? Wir aber folgen dem Dichter – und wissen darum auch: Die böse Hexe verdankte ihre Existenz der Vereinigung von schwarzer Drachenfeder und Runkelrübe – und der gute Fürst aus einem fernen Märchenreich, der den Namen Phosphorus trägt, nimmt indirekt teil am gegenwärtigen Schicksal eines tolpatschigen Studenten, der Anselmus heißt und von einem Missgeschick ins nächste stolpert. Dieser Student beschreibt gleich eingangs ausführlich, dass ihm alles misslungen sei, was er bisher begonnen habe; und dabei ist es wenig gewesen, wonach er anfangs strebte: eine Anstellung als geheimer Sekretär. Auch seine sonstigen Wünsche blieben bescheiden: eine halbe Portion Kaffee und eine Flasche Doppelbier! Dazu sehr allgemein die „Nähe herrlich geputzter schöner Mädchen“; und auch das nur am Himmelfahrtstag. Später versteigt er sich allerdings zu der Vorstellung, er könne es vielleicht sogar zum Hofrat bringen. Eine solche „bürgerliche“ Existenz, zuerst erstrebt, erweist sich jedoch mehr und mehr als wenig geeignet für ihn. Ein darauf gebautes Familienglück mit einer Frau, die – bei aller Liebe – in ihrer gesellschaftlichen Stellung aufgehen würde, ohne weitergehende geistige Interessen, konnte keine Erfüllung seiner Hoffnungen sein. Hat e.t.a. Hoffmann also mit „Der goldne Topf“ nicht nur ein Märchen geschrieben, sondern einen kleinen Entwicklungsroman, bei dem sich die Charaktere erst langsam formen und dadurch anders antreten, als sie am Ende sind? Allerdings erfahren wir vom Leben des Studenten Anselmus wenig: Was war das für eine Familie, aus der er kam; was hat er studiert und wo? Auch von seinen intellektuellen Begabungen hören wir nichts, dafür wird betont, dass er die „Schönschrift“ beherrschte; und wir lesen, dass er Förderer hatte, die ihn vermitteln wollten: den Konrektor Paulmann und den Registrator Heerbrand. Anselmus musste sich und sein Studium also selbst finanzieren. Dabei passiert alles in unserer Welt: Die Orts- und Zeitangaben sind präzise, aber nur der Versager, der Mensch mit dem kindlich-naiven, poetischen Gemüt, der Student mit dem besten Willen, aber ohne sichtbare äußere Erfolge im Leben, gleitet in ein Paralleluniversum, in dem Zeit und Raum völlig aufgehoben sind. Geradezu fremd wirkt in dieser beginnenden Geschichte, die nur Unglück ahnen lässt, eine verklärte und betörende Ortsbeschreibung:„Dicht vor ihm plätscherten und rausch­ ten die goldgelben Wellen des schönen Elbstroms, hinter demselben streckte das herrliche Dresden kühn und stolz seine lichten Türme empor in den duftigen Himmelsgrund, der sich hinab senkte auf die blumigen Wiesen und frisch grünenden Wälder, und aus tiefer Dämmerung gaben die zackichten Gebirge Kunde vom fernen Böhmerlande.“ Selbst ein damals bekanntes Ausflugslokal, das „Linkesche Bad“, wird als paradiesisch beschrieben und zum unerreichbaren Sehnsuchtsort. Es ist diese Beschreibung Dresdens, die sich immer wiederholt und nur leicht variiert in beinahe allen Reisebeschreibungen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts findet. Hoffmann zitiert solche Schilderungen geradezu – aber durch den Fortgang der Geschichte zerstört er das in der Ferne geschaute Traumbild einer Stadt: Dresden hatte, von Nahem gesehen, nur Banales oder Bedrohliches für ihn. Doch nichts nimmt der Dichter wirklich ernst: nicht die verklärten Schilderungen von Orten und Situationen und nicht die gruseligsten Gespensterszenen, die der Leser selbst hätte stören können, so wird es suggeriert, wenn er denn gerade vorbeigekommen wäre – und der Vorwurf schwingt mit, der Leser wäre am bedrohlichen Fortgang des Märchens selbst schuld, eben weil er im dramatischsten Augenblick nicht zur Stelle war. Die Gegenwart tritt, in Gestalt des Dichters, immer wieder in unser Blickfeld. Anselmus sagt, er allein könne sie verstehen; und sie verrät ihm den Grund: „ … weil die Liebe in deiner Brust wohnt.“ Die Liebe des Studenten Anselmus fällt also auf eine kleine grüne Schlange und man bleibt als Leser beinahe bis zum Schluss im Ungewissen, ob das als Ergebnis einer teuflischen Verführung oder als glückliche Wendung in seinem Leben gesehen werden muss; und sitzt er nun wirklich in einer kristallenen Flasche – oder steht er auf der Elbbrücke (es gab damals in Dresden nur eine) und schaut ins Wasser? Eines scheint jedoch sicher: Der Alltag bleibt erbärmlich für alle, die nicht über den Kreis ihrer tagtäglichen Pflichten hinausblicken. Solche Beschränktheit wird manchmal bestraft. Wir lesen von stumpf­ sinnigen Kreuzschülern, die stolz darauf waren, dass sie „keine italienischen Chöre mehr auswendig lernen“ mussten, sondern ihre Tage im Wirtshaus verbringen konnten, um dort „wie wirkliche Studenten: gaudeamus igitur“ zu singen. Sie konnten nicht erkennen, wie eng ihr glä­sernes Gefängnis gewesen ist. Oder standen auch sie auf der Brücke? Wie im Märchen immer wird der gute Held zum Schluss belohnt und bekommt seine Prinzessin: eine verwunschene kleine grüne Schlange mit blauen Augen, die den Arm um ihn schlingt. Aber was dazu? Eine anscheinend mietfreie Wohnung auf einem Rittergut, das seinem Schwie­gervater gehört hat! Und wo? In dem versunkenen Traumland Atlantis. Am Himmelfahrtstag nachmittags um drei Uhr ist der Student Anselmus durchs Schwarze Tor in Dresden gerannt – und wo kommt er schließlich an: außerhalb jeder Zeit, auf einem Rittergut, aber in einem Land, dessen Existenz nur noch unbestimmte Erinnerung ist. Oder sagen wir: Poesie. Jede Realität hebt sich auf in Atlantis, einem Land, das jeder an anderer Stelle sucht. Für den Arzt, Naturwissenschaftler und romantischen Künstler Carl Gustav Carus hat sich selbst die Stadt Dresden in besonderen Situati­ onen zu diesem Traumland verklärt. Er schrieb rückschauend in seinen Lebenserinnerungen: „Hatte ich nicht da wieder eine wunderbare Atlantis erschaut, wo so viele nur die alte kurfürstliche Residenz gewahr werden.“ Carus hatte seine bürgerliche Existenz und das Hofamt als Leibarzt des Königs mit dem Künstler-Sein verbunden. Hoffmann war Ähnliches nie gelungen. Er fand den Weg zurück nach Dresden nicht. Die Verklärung der Stadt dauerte bei ihm nur einen Augenblick. Andererseits scheint jede noch so kleine Begebenheit einem geheimen Ritus zu folgen: Schritt für Schritt kommen wir voran auf dem Weg einer geistigen und cha­ rakterlichen Läuterung. Vernehmlich klingt es: „Serpentina! – der Glaube an dich, die Liebe hat mir das Innerste der Natur erschlossen!“ Aber Serpentina ist eine der erwähnten drei Schlangen, grün mit blauen Augen, die zu Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Harald Marx war von 1991 bis 2009 Direktor der Gemäldegalerie „Alte Meister“ der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Für dieses Heft befasste er sich mit Hoffmanns Novelle. Zum Text „Ein Märchen aus der neuen Zeit“ hat e.t.a. Hoffmann seine Novelle genannt, die 1814 das erste Mal erschien und das erfolgreichste Werk des Autors wurde. Die Erzählung gilt heute als ein Schlüsseltext der Romantik. Am Himmelfahrtstag in Dresden stößt der junge Student Anselmus den Korb einer alten Apfelhändlerin um, und in der Folge geschieht ihm Wunderliches. Er verliebt sich in die blauen Augen einer Schlange, die sich im Weiteren als die Tochter des Archivars herausstellt, der ihn mit wichtigen Abschriften beauftragt. In diesen Texten erkennt Ansel- Regie Sebastian Baumgarten wurde 1969 in Ostberlin geboren. Er studierte Opernregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin und war Assistent von Ruth Berghaus und Robert Wilson sowie Mit­a rbeiter von Einar Schleef. Seit 1992 arbeitet er sowohl als Schauspiel- als auch als Opernregisseur unter anderem in Berlin, Kopenhagen, Frankfurt und Düsseldorf sowie an der Dresdner Semperoper. In der Spielzeit 2005. 2006 inszenierte er Händels „Orest“ an der Komischen Oper Berlin. Für diese Interpretation wählten die Kritiker der Zeitschrift „Opernwelt“ Sebastian Baumgarten mus die Geschichte des Archivars, der eigentlich ein Salamander ist und aus der sagenhaften Welt Atlantis verbannt wurde. Um heimkehren zu dürfen, muss er seine Schlangentochter verheiraten. Dies will die brave Veronika verhindern, die sich eine gemeinsame Zukunft mit dem künftigen Hofrat Anselmus erhofft und zu diesem Zweck die Apfelhändlerin beauftragt, ihn zu verzaubern, damit er zu ihr zurückkehrt. Im Wechselspiel zwischen Alltag und Verzauberung gerät Anselmus in einen Zweikampf, den das Fantastische und die Poesie gegen das Realitätsprinzip führen. zum Regisseur des Jahres. An der Semperoper Dresden brachte Baumgarten unter anderem Brittens „Peter Grimes“ (2007) auf die Bühne. Neben weiteren Arbeiten inszenierte er „Tosca“ an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Camus’ „Der Fremde“ am Schauspiel Frankfurt sowie „Die schmutzigen Hände“ von Sartre am Düsseldorfer Schauspielhaus. In Hannover inszenierte er William Shakespeares „Richard iii.“ und 2007 seine eigene Ver­sion von Goethes „Faust“. 39 Ina Piontek 40 Albrecht Goette 41 Don Carlos Ein dramatisches Gedicht von Friedrich Schiller Premiere im März 2010 im Schauspielhaus Regie: Roger Vontobel 1 Kostüm: Dagmar Fabisch Oh, der Einfall war kindisch, aber göttlich schön! Auf eigene Rechnung Über den politischen Dramatiker Friedrich Schiller und seine Figuren von Thomas de Maizière Die historische Distanz relativiert sich, wenn wir uns Zwischen der Uraufführung von Friedrich Schillers „Don da­ran erinnern, dass seit dem Fall der kommunistischen Carlos“ und der Gegenwart liegen 200 Jahre. In diese Diktaturen in Europa erst 20 Jahre vergangen sind. Sie Span­ne fallen die Französische Revolution von 1789, das „lange 19. Jahrhundert“ – wie es der Historiker Eric Hobs- verringert sich noch mehr, wenn wir an die noch existie­ bawm nannte –, zwei Weltkriege und die friedliche Re­ renden Diktaturen denken. Nicht zuletzt in dieser Hinsicht volution von 1989. Vor diesem Hintergrund erschließt kommt Schiller und dem von ihm vertretenen Freiheitssich der politische Gehalt des „Carlos“ dem heutigen The- ideal auch in Zeiten der Globalisierung eine Bedeu­tung aterbesucher kaum auf den ersten Blick. Man versteht, zu. Mir scheint in diesem Zusammenhang bemer­kenswert, dass Schiller die Konflikte der Zeit des Absolutismus auf wie stark europäisch – und dies gilt nicht nur für den das spanische Reich des 16. Jahrhunderts projiziert. Aber „Don Carlos“ – der Freiheitsbegriff bei Schiller geprägt ist. die berühmte, an den absolutistischen Herrscher Philipp ii. gerichtete Forderung nach „Gedankenfreiheit“ ist die Re- Im „Don Carlos“ verbinden sich Stränge eines Freundschafts-, eines Familien- und eines politischen Dramas. alität eines demokratischen Rechtsstaates am Beginn des Darin liegt ein weiterer Aspekt der historischen Distanz, 21. Jahrhunderts. denn die Handlung des Stücks resultiert aus einer EngDie vom Marquis von Posa in der zehnten Szene des drit- führung von persönlichen und politischen Motiven, die un­ter den heutigen Bedingungen der Demokratie so nicht ten Akts emphatisch vorgetragene Forderung lässt sich als Anspruch auf Selbstbestimmung und Schutz der Per- möglich wäre. Die Personen des Stücks handeln „auf eisönlichkeit übersetzen. Dieser Anspruch ist in den Ver- gene Rechnung“ in dem Sinne, dass sie sich nicht öffentfassungen moderner Demokratien inzwischen wie selbst­ lich mit Argumenten legitimieren müssen. Sie agieren in verständlich für alle Bürger gleichermaßen garantiert. einer politischen Sphäre, die die Instanzen demokratiDas Recht auf freie Meinungsäußerung und die Unantast- scher Kontrolle nicht kennt. barkeit der Würde des Menschen zählen zum KernbeDer zentrale Dialog zwischen Philipp und Marquis Posa stand unseres politischen Systems. Dem entspricht ein konsequentes Verbot von Zensur und staatlicher Willkür. im dritten Akt bleibt gleichwohl faszinierend. Denn hier So gesehen ist die grundsätzliche Auseinandersetzung entfaltet sich eine dichte Erörterung der Grundlagen zwischen dem Marquis von Posa und Philipp ii. kein ak- des Politischen. Philipp ii., der einsame Monarch, sucht tueller Disput. Gehört der Carlos deswegen ins Archiv die Nähe zum Marquis, dem Enthusiasten, Fanatiker und und nicht auf die Bühne? Nein. Keineswegs. Strategen, der den Freiheitskampf der Niederlande be42 treibt. Wenn Posa rhetorisch fragt: „Ich aber soll zum Meißel mich erniedern / Wo ich der Künstler könnte sein?“, beansprucht er eine umfassende Souveränität, die im absolutistischen System nur dem Herrscher zukommt. „Im Auftritt vor dem König nimmt er sich jene Freiheit, die er für die Menschheit insgesamt fordert“ ( Rüdiger Safranski ) . Der Marquis von Posa vertritt eine optimistische Anthro­ pologie – „Der Mensch ist mehr, als Sie von ihm gehalten“. Und Philipp lässt sich auf eine argumen­tative Auseinandersetzung ein, obwohl seine Stellung dies im Grunde nicht erfordert. Er hält Posa ein pessimis­tisches Menschenbild entgegen – „Ich weiß / Ihr werdet anders denken, kennet Ihr / Den Menschen erst, wie ich“ – und leitet daraus die Notwendigkeit des starken Herrschers ab. Die Tiefe des politischen Dramatikers Schiller zeigt sich nicht zuletzt darin, dass er die Schwächen beider Sicht­ weisen präzise erkennt. Philipp ii. verfängt sich in den Zwängen des Systems, für das er steht. Er wird letztlich zurückgeworfen auf die zynische Maxime, die ihm der Großinquisitor am Ende des Stücks vorhält: „Menschen sind / Für Sie nur Zahlen, weiter nichts“. Der Aufklärer Schiller, der den „Don Carlos“ gewissermaßen am Vorabend von 1789 verfasst, entlarvt aber auch hellsichtig die Widersprüche des schwärmerisch-abstrakten Fortschrittsprogramms, das der Marquis von Posa repräsentiert. Im Namen der Freiheit degradiert Posa seinen Freund Carlos zum Instrument. Was er für die Allgemeinheit verlangt, konterkariert er im konkreten Fall. Mit der Gegenüberstellung von Philipp ii. und Marquis Posa beschreibt Schiller über den spezifischen historischen Kontext hinaus ein wesentliches Spannungsfeld der Politik. Ihre Gestaltungsaufgabe besteht nicht zu­ letzt darin, zwischen dem bloßen Exekutieren von Sachzwängen auf der einen und hypermoralischem Anspruch auf der anderen Seite das menschlich mögliche Maß zu bestimmen. Insoweit ist Schillers „Don Carlos“ bestens geeignet, uns im politischen Alltag einen Spiegel vorzuhalten, zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Moral und Macht. Dr. Thomas de Maizière ist Chef des Bundeskanzleramts und Bundesminister für besondere Aufgaben. In Sachsen bekleidete er zwischen 2001 und 2005 unter anderem das Amt des Ministers für Justiz und das des Ministers des Inneren. Seinen Text über „Don Carlos“ schrieb er auf Einladung des Staatsschauspiels Dresden. Zum Stück Don Carlos und der Marquis von Posa sind Freunde seit frühester Jugend. Sie haben einander geschworen, gegen die überkommenen politischen Verhältnisse zu kämpfen. Posa ist ein fanatischer Verfechter der Freiheit, und auch Carlos drängt es zum Handeln: „Dreiundzwanzig Jahre, und nichts für die Unsterblichkeit getan!“, ruft er aus. Wenige Wochen später werden beide nicht mehr am Leben sein. Als Posa von einem Aufenthalt in Flandern zurückkehrt, will er seinem Freund sofort von den entsetz­ lichen Verhältnissen berichten, unter denen die Menschen dort zu leben haben. Er hofft auf die Hilfe des Freundes. Doch findet er Carlos verzweifelt vor: Er liebt seine Stiefmutter, Königin Elisabeth, die zuerst ihm ver­sprochen war, die dann jedoch eine politische Ehe mit seinem Vater, König Philipp ii. von Spanien, eingegangen ist. Posa kann den Freund nur müh­sam für seine revoluti- o­nären Pläne begeistern, und gerade als Carlos sich doch entschließt, seinen Vater um die Regentschaft der Nieder­ lande zu bitten, erreicht ihn ein anonymer Liebesbrief. Blind vor Liebe fällt Carlos einer von vielfältigen Interessen befeuerten Hofintrige zum Opfer. Als auch König Philipp beginnt, an der Treue seines Sohnes und seiner Gattin zu zweifeln, vermischt sich das politische Ideendrama endgültig mit einem Familienund Liebesdrama. Regie Roger Vontobel, geboren 1977 in Zürich, studierte Schauspiel an der American Academy of Dramatic Arts in New York und Pasadena sowie Schauspielregie am Institut für The­ater, Musiktheater und Film itmf in Hamburg. Bereits während des Studiums inszenierte er am Staatstheater Stuttgart, am Thalia Theater Hamburg und am Theaterhaus Jena. Nach Inszenierungen in Essen und München wurde Vontobel in der Kritikerum­ frage von „Theater heute“ zum Nachwuchsregisseur des Jahres 2006 gewählt. Seit der Spielzeit 2005. 2006 ist Vontobel Haus­ regisseur am Schauspiel Essen, seit der Spielzeit 2006. 2007 ebenfalls am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Er ar­beitet außerdem regelmäßig an den Münchner Kammers­pielen und am Maxim Gorki Theater Berlin. 43 Sein oder Nichtsein Komödie nach dem Film „To Be or Not to Be“ von Ernst Lubitsch Premiere im April 2010 im Schauspielhaus Regie: Thomas Birkmeir Bringt das was? Über Nazis in der Satire von Klaus Cäsar Zehrer Das Selbstverständliche und Offensichtliche vorweg: Nazis sind nicht komisch. Sind es nie gewesen, werden es nie sein. Nicht die alten, die die Zivilisation auf einen historischen Tiefststand brachten, und nicht die neuen, die davon träumen, es ihnen eines Tages gleichzutun. sich das Haar streng scheiteln, ein schmales Bärtchen ankleben und vor Publikum oder der Kamera wüst herumbelfern, ist größer denn je. Als ob damit schon etwas bewiesen oder gar gewonnen wäre. Und als ob der blöde Adolf nur ein Bruder des dummen Augusts wäre. Selbst der tv-Comedian Atze Schröder, bislang wenig auffällig Und doch wird über Nazis gelacht, seit sie in den späten als politisch engagierter Künstler, spielte im Jahr 2008 1920er-Jahren zu einer ernst zu nehmenden politischen die Hauptrolle in der Filmkomödie „u-900“, in der reiKraft aufstiegen. In Kabaretts und Witzblättern spottete henweise Nazis in ihrer fast schon obligaten Komödienman über die geistesarmen Größenwahnsinnigen mit funktion vorkommen, nämlich als Dummbeutel, Watdem kruden Weltbild. Kurt Tucholsky verhöhnte „Joeb- schenheinis und Schießbudenfiguren. Der Regisseur des bels“ 1931 in der „Weltbühne“: „Wat wärst du ohne deine Films, Sven Unterwaldt, beantwortet die Frage, ob man Möbelpacker! / Die stehn, bezahlt un treu, so um dir rum. / „in Deutschland einen Popcornfilm über den Zweiten Dahinter du: een arma Lauseknacker, / een Baritong fort Weltkrieg“ drehen dürfe, „aus folgendem Grund mit Ja: Jachtenpublikum.“ Doch noch vor der Machtergreifung Weil ich glaube, man darf kein Medium auslassen, um irder Nazis stellte er resigniert fest, dass solche Verbalatta- gendwo ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Und sei es cken wenig ausrichten können: „Satire hat auch eine Grenze nur: Die Nazis sind doof.“ Und er ergänzt, dass „ich nanach unten. In Deutschland etwa die herrschenden fa- türlich genau bei Lubitschs ‚To Be or Not to Be‘ meine schistischen Mächte. Es lohnt nicht – so tief kann man Wurzeln sehe“. nicht schießen.“ Dessen ungeachtet besang Erich Weinert im Moskauer Exil selbst noch 1942, als die vermeintlichen „Darf man das?“, das ist heute nicht mehr, wie noch zu Knallchargen sich längst als skrupellose Massenmörder Tucholskys Zeiten, eine vorrangig juristische Frage, sonausgezeichnet hatten, Hitler mit kraftvoller Ohnmacht als dern eine moralische. Sie tauchte in den vergangenen „Diesen Hindenburgumschwänzler, / Diesen tristen Ham- Jahren zuverlässig auf, wann immer deutsche Satiriker pelmann, / Diesen faden Temperenzler, / Der’s nicht mal sich aktuell des Themas Nationalsozialismus und spezimit Weibern kann, / Diesen Selterwassergötzen, / Dies ell der Figur Adolf Hitlers annahmen. Ob es sich um die Friseurmodell auf schön“. Cartoonserie „Der Führer privat“ des Karikaturistenduos Greser & Lenz, den Comic „Adolf, die Nazisau“ von Walter Satire, Spott und Polemik sind die Lieblingswaffen der Pa- Moers, Bühnenanverwandlungen durch Harald Schmidt zifisten. Mit ihnen kann man geistige Schlachten bestrei­ oder die Komödie „Mein Führer“ von Dani Levy mit Helge ten und Gegner bekämpfen, ohne dass Blut fließt. Aber Schneider als Hitler handelte: Nie waren öffentlich geäuwas, wenn der Feind sich nicht auf Waffengleichheit ein- ßerte Bedenken fern, ob eine Komisierung nicht eine Balässt? Der Kabaretthistoriker Volker Kühn schreibt über nalisierung, eine Verharmlosung des Bösen bedeute. die Endzeit der Weimarer Republik: „Alles, was Hollaenders Chansons im Tingel - Tangel bewirken, wenn etwa Anlässlich des letztgenannten Beispiels behauptete der vom ‚falschen Zug‘ die Rede ist, der offensichtlich ‚ver- deutsche Bischof Gebhard Fürst: „Nur die Opfer könnten kehrt verkehrt‘, weil der Pazifik nach ‚Nazedonien‘ fährt, uns das Recht zugestehen, über Hitler zu lachen.“ Ein ist die Mobilmachung uniformierter Schlägertrupps, die Satz, der die ganze merkwürdige Verkrampftheit der Dedie Kabarettkeller stürmen, Krawall schlagen und die batte illustriert. Das natürliche Lachen ist die spontane unliebsamen oppositionellen Kabarettisten von der Körperreaktion auf ein komisches Erlebnis. Eine Instanz Bühne zerren.“ zu benennen, die das Recht auf Lachen zugestehen oder verweigern könnte, ist so unsinnig, wie einem ErkälteGegen rohe Gewalt erwies sich die spitze Feder als wenig ten das Niesen erlauben oder verbieten zu wollen. Diewirksames Gegenmittel. Joseph Goebbels konnte 1939 ver- selbe verkrampfte Befangenheit ist leider auch vielen Sakünden: „Die politische Witzemacherei ist ein liberales tiren auf den Nationalsozialismus anzumerken. Ihren Überbleibsel. Im vergangenen System konnte man damit Machern scheint mehr daran gelegen zu sein, „irgendwo noch etwas erreichen. Wir sind in diesen Dingen zu ge- ein Zeichen gegen Rechts zu setzen“, als das komische Poscheit und erfahren, als dass wir sie ruhig weitertreiben tenzial ihres Themas möglichst wirkungsvoll auszuspieließen.“ Der Kabarettdichter und Anarchist Erich Müh­ len. Zu lachen gibt es dementsprechend eher wenig. sam war da schon seit fünf Jahren tot, ermordet im kz Wenn das Publikum trotzdem demonstrativ lacht, dann wohl in erster Linie weil es gleichfalls irgendwo ein ZeiSachsenhausen. Fast schon glücklich schätzen konnte sich, wer, wie Erich Kästner oder Werner Finck, mit Be- chen gegen Rechts setzen möchte. rufsverbot davonkam oder, wie Bertolt Brecht, Walter Bedenkt man, um welche barbarischen Mörderhorden es Mehring oder John Heartfield, im Exil überlebte. sich handelt, denen mit der bescheidenen satirischen WafEs ist erstaunlich, wie wenig diese Vorgeschichte die heu- fenkraft entgegengetreten wird, nimmt sich die Frage tigen Spaßmacher entmutigt. Die Zahl der Witzbolde, die „Darf man das?“ ohnehin merkwürdig verzärtelt, ja fast 44 weltentrückt aus. Sehr viel irdischer ist da schon die Frage: Bringt das was? Oder auch: Was bringt das? Was bringt es, auf launige Weise die Botschaft zu verbreiten, dass Nazis doof sind? Doofe pflegen sich nun einmal gerne mit dem unbekümmerten Gegenargument „Selber doof“ zu verteidigen. Auf diesem Niveau ist nicht viel auszurichten. Es gilt zu beachten, dass nicht in jeder Satire, in der Nazis vorkommen, diese auch das eigentliche Angriffsziel sind. Denken wir etwa an die allseits beliebte Diffamierungstechnik des Nazivergleichs. „Das ist wie bei den Nazis“ ist im heute üblichen Sprachgebrauch nur eine andere Formulierung für „Das ist sehr, sehr verwerflich“. Wenn einem Politiker, sei es mit komischen oder mit unkomischen rhetorischen Mitteln, unterstellt wird, seine Taten, Äußerungen oder Absichten hätten Gemeinsamkeiten mit denen der Nazis, so wird dieser keinesfalls antworten, dass gewisse Parallelen in der Tat unverkennbar seien, sondern er wird sich vehement über diesen ungeheuerlichen Vergleich empören und eine unverzügliche Entschuldigung fordern. Denn wenn es (außerhalb des braunen Lagers natürlich) ein gesellschaftliches Einverständnis gibt, dann jenes, dass Nazis das Allerletzte sind, das absolut Schlechte. Aus diesem Grund sind Satiren, die zum Lernziel haben, dass die Nazis doof sind, müßig, denn diese Einsicht des Zuschauers kann getrost vorausgesetzt werden. Bedeutet das, dass Nazis als Personal für satirische Werke ungeeignet sind? Ganz im Gegenteil. Der Sozialphilosoph The­ odor w. Adorno bemerkte über die Satire: „Sie hebt sich auf, sobald sie das auslegende Wort hinzufügt. Dabei setzt sie die Idee des Selbstverständlichen voraus. Nur wo ein zwingender Consensus der Subjekte angenommen wird, ist subjektive Reflexion, der Vollzug des begrifflichen Akts überflüssig.“ Das bedeutet: Satire basiert auf Übereinkunft, damit sie überhaupt verstanden werden kann. Satiren sind keine komplexen Charakterstudien ambivalenter Protagonisten, sie arbeiten mit schnell und leicht zu entschlüsselnden Zuschreibungen. Aus diesem Grund sind Nazis für Satireautoren so unwiderstehlich. Sobald der Mann mit der Hakenkreuzbinde auftaucht, weiß das Publikum: Hier kommt der Böse. Der auch der Gefährliche ist, so dass zugleich für ein Spannungselement gesorgt ist. Gelungene Satiren zeichnen sich dadurch aus, dass sie diese eindeutig negative Zuschreibung weder relativieren noch als das Ergebnis ihrer erzählerischen Bemühungen herausstellen, sondern die dramaturgischen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, geschickt und gewitzt ausschöpfen. Wie das gehen kann, zeigt seit 1942 Ernst Lubitschs Filmmeisterwerk „Sein oder Nichtsein“, das sich auf Melchior Lengyels Theaterkomödie „Noch ist Polen nicht verloren“ gründet. Angesichts der Zeitumstände, unter denen das Stück entstanden ist, wäre auch ein recht grob gestricktes antifaschistisches Propagandastück verzeihlich gewesen. Dass Autor und Regisseur dennoch mehr Wert auf fein angelegte Erzähltechnik als auf plumpe Effekte gesetzt haben, ist ein kleines Wunder, ja mehr als das: Es ist große Satirekunst. Mag sein, dass der Film nur wenig dazu beigetragen hat, den Zweiten Weltkrieg zu entscheiden. Aber er beweist uns Nachgeborenen eindrucksvoll, dass die Guten gewonnen haben. Und das, immerhin, vermag die Satire. Dr. Klaus Cäsar Zehrer lebt als freier Autor und Herausgeber in Berlin. Er schreibt unter anderem Humorkritiken für das Satiremagazin Titanic und hat zum Thema Dialektik der Satire promoviert. Sein Text entstand für dieses Heft. Was bringt das? Zum Text Eine Warschauer Schauspieltruppe probt 1939 eine politische Komödie. Da die deutschen Nationalsozialisten Ziel ihres Spotts sind, wird das Stück von der polnischen Regierung abgesetzt. Stattdessen wird Shakespeares „Hamlet“ gezeigt, mit dem selbstherrlichen Joseph Tura in der Titelrolle. Zum Entsetzen Turas verlässt in jeder Vorstellung ein junger Mann den Zuschauerraum immer dann, wenn er auf der Bühne zu Hamlets berühmtem Monolog „Sein oder Nichtsein …“ ansetzt. Was Tura nicht ahnt, ist, dass seine Gattin, die prominente Schauspielerin Maria Tura, eine heimliche Affäre mit dem jungen Fliegeroffizier Stanislav Sobinski hat. Dieser nutzt Abend für Abend die Gunst des Augenblicks, um mit seiner Geliebten in der Theatergarderobe ungestört zu sein. Eines Abends wird plötzlich Fliegeralarm ausgelöst: Die Deutschen haben Polen angegriffen. Es herrscht Krieg. Das Theater schließt, das Ensem­ble tut sich mit den Wider­ standskämpfern zusammen, und Sobinski entkommt nach London, von wo er Luftangriffe gegen Nazideutschland fliegt. In England trifft er auf den polnischen Widerstandskämpfer Professor Siletzky. Wenig später wird dieser als Doppelagent entlarvt, der Informationen über den polnischen Widerstand an die Gestapo übergeben soll. Sobinski folgt dem Verräter, und es entwickelt sich eine groteske Verwechslungskomödie, in der auch die Schauspieltruppe eine wesentliche Rolle spielt – alle Mitglieder schlüpfen in die Uniformen ihres Antinazi-Stücks und spielen buchstäblich um ihr Leben. Regie Thomas Birkmeir wurde 1964 in München geboren. Nach dem Studium der Pädagogik, Psychologie und Philosophie schloss er seine Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar für Regie in Wien ab. Birkmeir arbeitete zunächst als Assistent und Schauspieler am Wiener Burgtheater, danach inszenierte er unter anderem in München, Augsburg, Frankfurt, Wien (Theater der Jugend, Theater in der Josefstadt, Wiener Staatsoper) und am Schlosspark-Theater Berlin, an dem er von 1998 bis 2000 als Oberspielleiter tätig war. In Hannover inszenierte er 2006 „Tintenblut“ von Cornelia Funke und zuletzt 2007 Joseph Kesselrings „Arsen und Spitzenhäubchen“. Thomas Birkmeir ist Gastprofessor am Konservatorium der Stadt Wien sowie am Max-Reinhardt-Seminar. Zudem ist er auch als Autor tätig, seine Stücke wurden in den letzten Jahren vielfach im deutschen Sprachraum und auch international aufgeführt. Seit 2002 ist Thomas Birkmeir Künstlerischer Leiter des Theaters der Jugend in Wien, wo er zuletzt Shakespeares „Komödie der Irrungen“ inszenierte. 45 Stefko Hanushevsky 46 Tom Quaas 47 Adam und Evelyn von Ingo Schulze. Für die Bühne eingerichtet von Jens Groß Uraufführung am 20. September 2009 im Kleinen Haus 2 Regie: Julia Hölscher 1 Bühne: Alex Harb 1 Kostüm: Ulli Smid Die Schöpfung als Arbeit in der Dunkelkammer Über die Entstehung meines Romans „Adam und Evelyn“ von Ingo Schulze Anfang Oktober 2001 erschien in Ungarn die Übersetzung von „33 Augenblicke des Glücks“, das Goethe-Institut hatte mich eingeladen, ich lernte Lídia Nadori kennen, die das Buch übersetzt hatte, die Lesung war gut besucht, Imre Kertész schaute vorbei und gab Buch und Übersetzung seinen Segen. Am Tag darauf traf ich den Regisseur Péter Bacsó und seine Mitarbeiter. Bacsó, der mit „Der Zeuge“ einen der wichtigsten wie auch populärsten ungarischen Filme gedreht hatte, fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, ein Drehbuch für ihn zu schreiben; die Hauptfigur sollte ein Schneider aus der ostdeutschen Provinz sein, der mit seiner Frau Ende August 1989 an den Balaton gerät. Als Bilder aus diesen Tagen waren ihm vor allem die langen Reihen der Trabants und Wartburgs in Erinnerung, die die Ostdeutschen auf ihrer Flucht in den Westen zurückgelassen hatten. Mir gefiel die Idee mit dem Schneider. Doch weder sah ich mich in der Lage, ein Drehbuch zu schreiben, noch wollte ich meine Arbeit an dem Manuskript von „Neue Leben“ unterbrechen. Ich sagte jedoch gern zu, mir das Drehbuch, wenn es später mal eins gebe, anzusehen. Einige Wochen oder Monate später ließ Bacsó erneut nachfragen, ich wehrte ab – doch dann geschah etwas Seltsames: Ich hatte kaum den Hörer wieder hingelegt und wollte weiterarbeiten, da fing ich Feuer. Was mich plötzlich an dem Stoff interessierte, war die Wahlmöglichkeit, die im September 1989 in Ungarn entstand, eine Wahl, wie es sie für Ostdeutsche davor nicht gegeben hatte und wie es sie bald darauf für alle nicht mehr geben sollte. Zum anderen war es die Möglichkeit, die verschiedenen Auffassungen von Arbeit aufeinandertreffen zu lassen. Mir war schnell klar, dass die Frau des Schneiders ihren westlichen Liebhaber bitten würde, noch eine Weile zu bleiben (was ihm wegen seiner Arbeit unmöglich erscheint), weil sie das Dazwischensein genießt, den Urlaub ausdehnen möchte und sich vielleicht für einen Ungarn entscheidet statt für den Ost- oder den West­deutschen. Ich skizzierte den Anfang, gab ein paar kurze Ausblicke und stellte Bacsó frei, diese Ideen zu verwenden; mir erbat ich im Gegenzug die Freiheit, ausgehend von seiner Idee eine Novelle zu schreiben. Nach einigem Hin und Her brach dann der Kontakt ab. Was aus dem Filmprojekt geworden ist, weiß ich nicht. Anfang 2005 fragte mich Elisabeth Ruge, meine Verlegerin, ob ich denn Lust hätte, mich an der Mythenreihe, die im Berlin-Verlag erscheinen sollte, zu beteiligen. Einen Mythos weiterzuerzählen interessierte mich nur, wenn ich es in einer Geschichte aus unserer Zeit tun konnte. Und da fiel mir nichts ein. Ein paar Monate später, ich steckte bereits tief im Lektorat von „Neue Leben“, las ich in Rüdiger Safranskis Buch „Über das Böse“, das bei Adam und Eva beginnt. Es ist schwer zu erklären, wie Ideen entstehen, doch plötzlich war mir klar, dass mein Schneider und seine Frau sich in einer klassischen Adam-und-Eva-Situation befanden, denn Adam und Eva können auch zum ersten Mal wählen, ob sie im Status quo verharren oder das Verbotene probieren. Merkwürdigerweise trug der Schneider in meinen Skizzen bereits den Namen Adam. 48 Doch wollte ich nach „Neue Leben“ nicht gleich wieder in die Welt von 1989 zurück und setzte mich an die Geschichten, die im Frühjahr 2007 in dem Band „Handy“ erschienen. Die Idee von „Adam und Evelyn“, der Titel stand vor Beginn der Arbeit fest, nahm ich mit nach Rom, in mein elfmonatiges Villa-Massimo-Stipendium. Sollte es sich ergeben, wollte ich mich an dieser Novelle versuchen und mir den lang gehegten Wunsch erfüllen, endlich ein ganz dünnes Buch zu schreiben. In Rom riss mir beim Fußballspiel die rechte Achillessehne, ich wurde operiert und saß nun, es war Ende Juni, die große Hitze hatte gerade begonnen, mit Gips und Krücken im Paradies fest. Um nicht gänzlich melancholisch zu werden, versuchte ich zu arbeiten. Monate zuvor hatte ich Hans Blumenbergs Buch „Begriffe in Geschichten“ in die Hand bekommen. In seiner Ein­leitung erinnert er sich an seinen Vater und dessen Dun­kel­kammer: „Einer, der an die Schöpfung nicht glaubt, versteht ihren Begriff doch immer noch, wie er ihn in der Dunkelkammer anschaulich vor sich ‚produzierte‘.“ Die Schöpfung als Arbeit in der Dunkelkammer sollte der Anfang sein. Statt wie bei „Neue Leben“ drei Jahre zu suchen, fand ich den Tonfall diesmal in drei Tagen. Es sollte kein Ich­ erzähler sein, das hatte ich in „Handy“ ausgiebig prak­ tiziert. Die Novelle sollte in Adam beginnen und in Evelyn enden, ein Vorhaben, das ich während des Schreibens aus den Augen verlor, doch am Ende kehrte ich zu dieser Idee zurück. Ich versuchte, jeden Tag tausend Worte zu schreiben, je­den Tag ein kurzes Kapitel. Es war eine Trotz­ reaktion. Meine Enttäuschung, den Sommer angepflockt an den Gips verbringen zu müssen, reagierte ich auf diese Art und Weise ab. Jeden Morgen glaubte ich, dass ich es nicht schaffen würde. Doch spätestens abends hatte sich dann doch eine Idee eingestellt, ich wusste ja, wohin die Reise gehen sollte. Um den 10. August herum, ich konnte mich nun schon hum­pelnd fortbewegen, hatte ich es bis zum 40. Kapitel gebracht. Adam und Evelyn waren im Begriff, die ungarisch-österreichische Grenze zu überschreiten. Wegen Auf­ tragsarbeiten musste ich die Arbeit abbrechen. Das fiel mir schwer, ich sehnte mich nach meinen Figuren, ich wollte selbst wissen, wie es weiterging. Anfang September flog ich für vier Tage nach Ungarn, mietete mir einen Wagen, besuchte die Kirche von Budapest-Zugliget – dort war das berühmte Zeltlager der Malteser gewesen – und fuhr an den Balaton, den ich zu­vor erst einmal gesehen hatte – 1998 bei einem ungarischdeutschen Schriftstellertreffen. Es war merkwürdig, ein Quartier für meine Figuren zu suchen. Ich kam erst in den letzten Tagen des Jahres wieder dazu, mich an die – wie ich noch immer glaubte – Novelle zu setzen. Bis Mitte Januar, nun wieder in Berlin, hatte ich die erste Rohfassung geschrieben, auch wenn mir ein rich­ tiger Schluss noch fehlte. Ich war selbst überrascht von dem großen Raum, den die Dialoge einnehmen. Im Nachhinein, so glaube ich, konnte es aber gar nicht anders sein. Der Herbst 1989 war die Zeit des Redens, der grundsätzlichen Rede. Das Überarbeiten des Manuskriptes, von vielen Reisen und kleineren Arbeiten unterbrochen, brauchte wesentlich mehr Zeit als das Schreiben der Rohfassung. Die Arbeit war genussvoll und beinah entspannt – zumindest nachdem ich Ende März endlich den Schluss gefunden hatte (vor lauter Erleichterung verfiel ich für Tage in regelrechte Lethargie). Vom Schluss her begann ich Motive, die ich nach wenigen Kapiteln verloren hatte, wieder aufzugreifen oder manche, die sich erst spät ergeben hatten, auch in die ersten Kapitel einzuarbeiten. Der biblische Mythos war eine enorme Hilfe. Er war nicht nur der Kompass, der jedem Ka­ pitel unterlegt werden konnte und scheinbar nebensächlichen Details Aufmerksamkeit sicherte. Bei der Bibellektüre begriff ich auch, dass es ja nicht nur um die Erkenntnis von Gut und Böse geht, sondern dass da ein zweiter bedeutungsvoller Baum im Paradies steht, sogar in der Mitte des Gartens, der Baum des ewigen Lebens. Damit wir nicht auch noch von diesem essen und dann tatsächlich werden wie Gott (nachdem wir schon gut und bös unterscheiden können), müssen Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben werden, Cherubim bewachen den Garten Eden mit dem Flammenschwert. Das Streben nach Unsterblichkeit oder wenigstens nach einem sehr langen, einem verlängerten Leben wurde plötzlich wichtig. Das Ziel aller Wissenschaft und Technologie ließe sich auch als Zugewinn an Lebenszeit oder zumindest als deren Verbesserung beschreiben, und Wissenschaft und Technologie in ihrer avancierten Form stehen für den Westen. Worum geht es? Um den Wechsel der Abhängigkeiten und Freiheiten – die Freiheiten des Ostens konnte man erst erkennen, als der Osten schon verschwunden war, als man den Westen kennenlernte; zum Beispiel die relative Bedeutungslosigkeit von Geld, aber auch die Abwesenheit von Konkurrenz und Existenzkampf – immer ver­ glichen mit heute. Was wollte ich eigentlich mit diesem Buch? Ich wollte eine Art Gegenstück zu „Neue Leben“, den Weltenwechsel diesmal als Parabel erzählt. Ich glaube, dass dies auch formal ein End- und Wendepunkt ist. Wie in einzelnen Geschichten in „Handy“ ist hier das ganze Buch geradlinig und mit geradezu redu­ ziertem Vokabular, reduzierter Syntax erzählt, ein Stück in C-Dur ohne Begleitung. Ich warf mir sozusagen den Schafspelz der sogenannten Unterhaltungsliteratur über. Denn je weniger ich inhaltlich und formal abschweifte, um­so deutlicher – so meine Hoffnung – würden die Linien her­ vor­treten, die von den Lebenswegen der Figuren gezeichnet werden. Wie sie ihre Souveränität verlieren, gewinnen oder wiedergewinnen, würde etwas über den Weltenwechsel sagen, der eben auch – sonst wäre es nicht so brisant – der Umbruch des Westens ist, die große Zäsur nach dem En­ ­de des Zweiten Weltkrieges. Nicht zuletzt sollte es auch die Fallhöhe deutlich machen, die zwischen 1989 und heute liegt. Wenn Evelyn im letzten Kapitel sagt, dass ihr Kind „in die schönste Welt, die es je gegeben hat“ kommt, und Adam daraufhin skeptisch dreinblickt, fragt sie: „Na, dann sag, wann es besser ge­ wesen ist!? In welche Zeit willst du zurück?“ Er bleibt ihr die Antwort schuldig. Ihre berechtigte Hoffnung ist unsere Scham, dass es anders gekommen ist. Dazu gehört auch, dass Adam und Evelyn Flüchtlinge sind. Das Maß an Hilfe und Aufmerksamkeit, das ihnen zuteilwurde, ist heute schon unvorstellbar geworden. Der Autor Ingo Schulze ist gebürtiger Dresdner. Sein Beitrag für dieses Heft basiert auf einem Text für das Goethe-Institut Ungarn. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Zum Text Spätsommer 1989. ddr. Adam ist im Paradies. Die Frauen liegen ihm zu Füßen, weil er ihnen Kleider schneidert, die sie schöner und begehrenswerter machen. Und Adam begehrt sie alle, wenn sie erst einmal seine Kleider tragen. Abgesehen davon liebt er seine Freundin Evelyn aufrichtig. Diese allerdings durchlebt die Hölle. Evelyn fühlt sich in ihrem „Kaff“ eingesperrt, „beerdigt und begraben“. Und dann überrascht sie auch noch Adam im Adamskostüm mit einer seiner Kundinnen. Statt mit Adam fährt Evelyn gemeinsam mit einer Freundin und deren Westcousin nach Ungarn an den Balaton. Adam setzt sich in seinen alten Wartburg und folgt den dreien. Für Evelyn würde er bis ans Ende der Welt fahren – und vielleicht muss er das auch, denn Ungarn will die Grenze gen Westen öffnen. Plötzlich ist die verbotene Frucht greifbar, die Schlangen haben züngelnd Position bezogen, und alle müssen sich entscheiden. In der Ausnahmesituation jenes Spätsommers 1989, der unverhofften und plötzlich sich ergebenden Wahlfreiheit, entdeckt Ingo Schulze die menschliche Urgeschichte von Verbot und Verlockung, Liebe und Erkenntnis und nicht zuletzt der Sehnsucht nach dem Paradies. Doch wo ist das zu finden? In der Verheißung des Westens, der Ungebundenheit eines endlosen Feriensommers am Balaton oder doch im vertrauten eigenen Garten? Autor Ingo Schulze, geboren 1962 in Dresden, studierte Klassische Philologie und Germanistik an der Universität Jena. Anschließend war er für zwei Jahre als Schauspieldramaturg am Landestheater Altenburg tätig, das er verließ, um als Journalist zu arbeiten. 1990 gründete er das „Altenburger Wochenblatt“, das bis Herbst 1991 erschien, sowie den „Anzeiger“. 1993 ging er für ein halbes Jahr nach St. Petersburg, wo er das erste kostenlose Anzeigenblatt „Priwet Peterburg“ gründete. Seit 1993 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. Er erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den Berliner Literaturpreis mit der Johannes-Bobrowski-Medaille, den Peter-Weiss-Preis und 2007 den Preis der Leipziger Buchmesse. Seit 2006 ist Ingo Schulze Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, seit 2007 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Bekannt wurde er mit seinem Erzählband „Simple Storys. Ein Roman aus der ostdeutschen Provinz“. In den letzten Jahren folgten neben essayis­ tischen Texten seine Bücher „Neue Leben“, „Handy – Dreizehn Geschichten in alter Manier“ und zuletzt „Adam und Evelyn“. Regie „Adam und Evelyn“ wird inszeniert von Julia Hölscher, die im September im Schauspielhaus Astrid Lindgrens „Die Brüder Löwenherz“ auf die Bühne bringt (Biografie siehe Seite 25). 49 Vùng biên gió’i – Ein Theaterprojekt mit Experten aus Dresden und Prag von Rimini Protokoll Uraufführung am 9. Oktober 2009 im Kleinen Haus 2 anschließend beim Prager Theaterfestival deutscher Sprache am Nationaltheater Prag Regie: Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) In Zusammenarbeit von Staatsschauspiel Dresden, Zipp – deutsch-tschechische Kulturprojekte, eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes, Pražský divadelní festival nĕmeckého jazyka (Prager Theaterfestival deutscher Sprache) und Národní divadlo (Nationaltheater Prag) Experten des Alltags Zwischen Dresden und Prag liegt Vietnam Eine Annäherung auf Umwegen von Rimini Protokoll Im Frühjahr 2008 brach Rimini Protokoll auf, um sich mit dem Nachbarschaftsverhältnis zwischen Deutschland und Tschechien zu befassen – an der deutsch-tschechischen Grenze fanden sie schließlich tatsächlich etwas, das beide Länder verbinden könnte. Hinter Armeen von Gartenzwergen, mauerhohen cd-Stapeln mit Raubkopien und säckeweise gefakter Markenkleidung hoffen vietnamesische Händler heute auf ihr Glück. Sie kamen aus dem asiatischen Bruderland nach Tschechien und in die ddr als Vertragsarbeiter und Auszubildende zu einer Zeit, als die nun verwaiste Grenzstation noch schwer überwindbar war. Jetzt bilden sie sowohl in Dresden als auch in Prag die stärkste Migrantengruppe. „Preise hart an der Grenze“ wirbt ein Schild für die ausgelegten Waren, die rituell zweimal in der Woche vom Zoll beschlagnahmt und anschließend verbrannt werden. Am nächsten Tag helfen Töchter und Söhne dabei, den Nachschub nachgemachter us-Uniformen aus den Kisten auf den Ladentisch zu packen. Aber während ihre Eltern gebrochen „billig, billig“ rufen, haben sie sich bereits ganz andere Territorien erobert: Sie studieren, reisen, beherrschen Sprachen und füttern die Suchmaschinen mit ihren eigenen Statusfragen nach Heimat und Zugehörigkeit. Regie Helgard Haug und Daniel Wetzel haben am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft studiert und arbeiten gemeinsam mit Stefan Kaegi unter dem Label Rimini Protokoll mit Sitz am Berliner Theater Hebbel am Ufer (HAU). Ihre Theaterarbeiten finden in der bunten Zone zwischen Realität und Fiktion statt und haben 50 international Aufmerksamkeit erregt. Jüngste Arbeiten auf der Bühne galten den Abendnachrichten aus zahlreichen Ländern, die, simultan und live übersetzt, die Grundlage für den jeweiligen Bühnentext liefern („Breaking News“, 2008), der Adoptionsgeschichte einer jungen Frau, die in Südkorea geboren und in Deutschland aufgewachsen ist Im Zentrum des Projekts steht das Vorhaben, einen Theaterabend zu entwickeln, der für Theaterbesucher in Prag und Dresden gleichermaßen Relevanz hat, da das jeweils eigene Nachdenken über die vermeintlich eigene Heimat und die europäischen Nachbarn durch den Blick auf eine dritte Gruppe auch eine weitere, dringend notwendige Perspektive gewinnt. Wir gehen davon aus, dass das Theater ein ganz besonderer Umschlagplatz für die Lebensperspektiven Einzelner ist: schneller, offener, direkter und ehrlicher als irgendeine andere Kunstform. Hier betritt der Einzelfall die Bühne, denn nur er hat die Kraft, gesellschaftliche Standards und eingefahrene Klischees zu brechen oder völlig aufzulösen. Ins Zentrum der Theaterarbeit stellt Rimini Protokoll daher einzelne Menschen mit ihren Biografien und Berufen. Und bezeichnet diese, ihrer Erfahrungen und Eigenarten wegen, als Experten: Experten des Alltags, Experten für das Leben, das sie führen. Und schließlich Experten darin, dem Theater fremd zu sein. Auch Rimini Protokoll geht von einer Fremdheitserfahrung aus und wagt sich auf Felder vor, von denen es zunächst möglichst wenig versteht. Das Theater wird damit selbst zum Forschungsinstrument, das erst in der Bühnenöffentlichkeit zum Einsatz kommt. („Black Tie“, 2008), und Goethes Gedicht „Der Zauberlehrling“ (2009). Zudem eröffneten sie weltweit temporäre Büros, in denen Theaterbesucher jeweils einzeln für eine Stunde mit Callcenter-Agenten in Indien telefonierten („Call Cutta in a Box“, 2008), und sie erklärten die ordentliche Hauptversammlung der Daimler AG zu einem Schauspiel in fünf Akten, das von Theatergängern besucht wurde, die zuvor Aktionäre bzw. Aktionärsvertreter werden mussten. Den Proben zu den Stücken gehen umfangreiche Recherche-, Casting- und Konzeptionsprozesse voraus. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. Ihre Produktion "Deadline" wurde 2004 zum Berliner Thea- tertreffen eingeladen. 2007 ge­­wann „Karl Marx: Das Kapital. Erster Band“ den Mülheimer Dramatikerpreis und den Publikumspreis. Im selben Jahr wurde Rimini Protokoll der Deutsche Theaterpreis „Der Faust“ verliehen (Sonderpreis) und 2008 in Thessaloniki der Europäische Theaterpreis (Kategorie Neue Realitäten). Ein Stück über die Grenze Ein Recherchetagebuch von Rimini Protokoll 10:00 : Ankunft Dresden Hauptbahnhof. Startpunkt der Suche nach den deutsch-tschechischen Beziehungen. Mit dabei: ein ganzer Rucksack voll Klischees und Vorurteile. Der Kundenberater der Autovermietung, ein kleiner Mann mit Schnurrbart, schüttelt bedauernd den Kopf: Trotz des eu-Beitritts Tschechiens gelte Reisefreiheit noch nicht für deutsche Markenautos. Im nichtdeutschen Markenauto auf die b 172 Richtung Pirna – hinter uns taucht die Kulisse Dresdens mit der wiederaufgebauten Frauenkirche ab. 10:30 : Dresden, Leubnitz. Zwischenstopp am Stadtrand von Dresden. Das Klischee hat eine Realität: Plattenbausiedlung, Gartenzwerge und „Leubnitz-Treff“, ein Einkaufszentrum. Die riesige Auslage der Bäckerei hat nicht mehr als ein paar verlorene Brote und ein Dutzend trockener Brötchen zu bieten. Die ältere Verkäuferin entschuldigt sich: Die Dresdner fahren samstags lieber ins benachbarte Petrovice zum Einkaufen. Das mache sie selbst auch gleich, weil viele Produkte dort gerade einmal die Hälfte kosten. Früher seien die Tschechen immer nach Deutschland gekommen, weil es in der ddr die besseren Produkte gab. Heute kämen gar keine Tschechen mehr zum Einkaufen herüber. 11:00 : Bei Pirna. Das erste tschechische Nummernschild vor uns an der roten Ampel. An der Straße stehen Trabis mit Plakaten, auf denen lachende fdjler den Weg zum ddr-Museum Pirna weisen. Nachdem „Dresden“ so ein Erfolg war, prangt jetzt auf großen Flächen die Werbung für das nächste zdf-Geschichtsdrama: „Gustloff“. Hinter Pirna wird es hügeliger. Große Wälder säumen die Straßen; in der Ferne der Königstein; ganz nah: eine Dynamo-Dresden-Fan-Tankstelle, komplett in Schwarz-Gelb. 13:00 : Grenzübergang Deutschland-Tschechien. Die seit knapp zehn Wochen verwaiste Grenzstation rostet in ihren braunen 70er-Jahre-Tönen vor sich hin. Für 20 Euro bekommt man hier 240 tschechische Kronen. Der Angestellte erzählt, dass am Wochenende insbesondere holländische Touristen einfallen. Während der Woche ziehen die Tschechen nach Deutschland zur Arbeit. Ein Schild über einem Hauseingang: „Preise hart an der Grenze“, darunter trägt gerade eine Familie zwei Paletten Kaffee heraus. Sie kaufen hier jeden Samstag ein, es ist einfach superbillig. 13:10 : Hřensko, Vietnamesischer Markt. Hinter der Grenze begann das Paradies der Markenprodukte zu kleinen Preisen, jetzt, wenige Meter weiter, winkt das Paradies der Plagiate. Auf dem Parkplatz ausschließlich deutsche Markenautos mit deutschen Kennzeichen – an den Straßen ausschließlich Bretterbuden und unter Plastikplanen und Wellblechdächern überall dasselbe Angebot: gebrannte cds, dvds, Unterwäsche, bedruckte T-Shirts (auch mit Konterfeis von Neonazi-Bands), gefak­te Markenklamotten und Zigaretten. Und: Gartenzwerge, Garten­zwerge – ganze Armeen stehen aufgereiht am Straßenrand. Vor jedem Stand fordern Vietnamesen mit einer Mischung aus deutschen und tschechischen Wörtern zum Stehenbleiben auf. Während sich von diversen Ständen deutschsprachige Techno- und Schlagermusik zu einer rhythmischen Heimatgroteske vermischen, schreit die Straßenschlucht zwischen den steil aufragenden Bergen stumm vor grellem Kitsch und Kopien. Ein Mann hinter uns ruft „Kontrola“, und alle Vietnamesen zucken in ihren Bretterbuden kurz zusammen. Der Mann lacht. Er heißt Dieter, kommt aus Bochum und lebt seit 14 Jahren in einem Dorf in der Nähe von Hřensko. Seinem Kumpel gehöre die Straße, in der die Vietnamesen ihre Stände anmieten. Mit der Vermietung der Parzellen verdiene der 35.000 Euro im Monat. Die Vietnamesen wohnen in der Umgebung und kommen täglich in die „Stadt“, die gerade mal 160 reguläre Einwohner zählt. Zweimal in der Woche komme die „Kontrola“, dann beschlagnahme der Zoll alle Fälschungen und Raubkopien, also fast die ganze Auslage. Dieter erzählt, die Sachen würden alle verbrannt. Aber einen Tag später seien alle Buden wieder gefüllt. 14:30 : Auf dem Weg nach Ústí. Die Hinweisschilder „Autobazar“ häufen sich. Deutsche und andere Markenautos werden angeboten. Die Tankstellen werden auf Verkehrsschildern als „lpgs“ ausgewiesen. In einzelnen wild wuchernden Gärten stehen mit Straßenstaub bedeckte Gartenzwerge. 15:00 : Ústí. Eine Stadt als Mischung zwischen bröckelndem 70er-Jahre-Barock und herbem Industriecharme. Es würde nicht überraschen, wenn hinter der nächsten Kirche ein Großkraftwerk in der Fußgängerzone stünde. Im Hotel Bohemia, einem hellblauen Kasten, spricht man Deutsch, zögerlich, aber gut. Viele Gäste scheinen hier nicht mehr einzukehren, an der Hotelbar muss der Angestellte den Kaffee suchen. Wir sind jetzt genau in der Mitte zwischen Dresden und Prag. 17:00 : Prag. Der nichtdeutsche Markenwagen wird direkt am Bühneneingang der Laterna Magica geparkt, die wir von unserem letzten „Kapital“-Gastspiel her kennen. Heute steht „Cyrano de Bergerac“ auf dem Spielplan. Gegenüber: zweimal Touristen-Knödel. 20:00 : Auf dem Rückweg. Das Dorf Dubí. Rio Relax, Cleopatra, Cobra, Marylin: rote Herzen, schrille Lichterketten. Wenige Autos sind hier mitten im böhmischen Mittelgebirge unterwegs, und nur ab und zu huschen die Schemen von Häusern in der Dunkelheit vorbei. Umso bizarrer die Inszenierung der Prostituierten am Straßenrand. Inmitten dieser kalten und unheimlichen Blackbox des Erzgebirges versuchen sie, vom Scheinwerferlicht geblendet, ihr mit 70 km / h vorbeifahrendes Publikum für sich zu gewinnen. In der kleinen Stadt Dubí findet dieses triste Straßentheater des Alltags seine längste Bühne. Die Durchgangsstraße ist gesäumt von grünen, roten und gelben Schaufenstern, in denen sich nun mehrere Frauen gleichzeitig bewegen. Auf der Straße: deutsche Markenwagen mit deutschen Kennzeichen. Am Ortseingang und -ausgang ermöglichen Kreisverkehrsinseln das problemlose Wenden. 21:00 : Tankstellenkreuz an der Grenze. Am letzten Kreisverkehr, bevor es Richtung deutsche Grenze geht, zählen wir fünf Tankstellen und drei Casinos. Direkt vor der Grenze, oder vielleicht schon im Niemandsland dazwischen, zwischen den Grenzen: Erzgebirgsschnitzereien und Räuchermännchen in neonhell ausgeleuchteten Basaren mitten im Wald. Und wieder Armeen von Gartenzwergen, die uns unheimlich angrinsen. Wir sind uns nicht mehr sicher, ob der Gartenzwerg eigentlich deutsch oder tschechisch ist. Jedenfalls kommt er schon seit Längerem aus vietnamesischer Produktion. Heute sind wir nur gefahren, haben nicht geklingelt und nicht telefoniert. Wir müssen noch einmal wiederkommen. Oder gleich nach Vietnam fahren. Dieser Text von Rimini Protokoll erschien im Magazin von Zipp – deutsch-tschechische Kulturprojekte. Weitere Informationen unter www.projekt-zipp.de 51 Sascha Göpel 52 Lore Stefanek 53 Picco von Groote 54 Matthias Reichwald 55 Für alle reicht es nicht von Dirk Laucke Uraufführung am 30. Oktober 2009 im Kleinen Haus 2 Regie: Sandra Strunz Letzter Zug Sturzgeburt der Tragödie ausm Geiste der Provinz von Dirk Laucke Ich hole das zweite Bier aus dem Imbiss-Kühlschrank, hau mich zurück auf meinen Plastikstuhl und halt die Flasche in die Luft, ehe ich sie aufmache. Der Asiate hinterm Tresen hat die Geste verstanden, nickt und macht sich wieder an Asia-Pfanne und Dönerspieß zu schaffen. Die Uhr an der Wand verrät mir, dass ich noch ne gute halbe Stunde Zeit hab, eh der letzte Zug mich nach Hause bringt und ich mit meinem frisch abgecatchten Ruhm allein ins Bett steige. Kleist-Förderpreis der Stadt Frankfurt / Oder. Der Bahnhofsimbiss holt mich runter: Das ganze Sektgetrinke, Labern, Interview und Händeschütteln hat meinen Kopf mehr ausgesaugt als drei Rocky-Filme am Stück. Sag mal, hab ich Kefir im Kopf? Rocky ist doch ein verdammt guter Film! Scheiße, stimmt. Ich meine natürlich Steven Seagal … Na ja, da gibts ja auch den einen Film, wo er son abgedreht harten Cop in Brooklyn spielt. – „Fährste nach Berlin?“ Irgendjemand reißt mich aus meinem Seagal-Sly-Contest, der gerade erst in die erste Runde geht. Ich seh mich um. Sitzen vor mir zwei Typen am benachbarten Plastiktisch. Der kleine Typ mit Brille schielt die ganze Zeit den zwischen Plastikpalmen geparkten Fernseher an; der große Typ mit diesen – das sticht mir eigentlich als Erstes ins Auge – mit diesen, wie soll ich sagen … Tanzschuhen und weißen Socken kuckt mich an. Er fragt nochmal: „Fährste nach Berlin?“ Mein Blick trennt sich von den Schuhen, wandert hoch zu dem karierten Sakko, das zu breit in den Schultern liegt, und der Goldkette im offenen braungebrannten Ausschnitt meines Gegenübers. Was würde Rocky in so einem Augenblick tun? Auf jeden Fall würde er sich nicht von irgendwelchen Zuhältern einschüchtern lassen, denke ich, und sag: „Nach Berlin, na und?“ – „Wo denn in Berlin?“ Langsam kommt mir die Sache ein bisschen spanisch vor, ich murmel ein unbestimmtes „Ostbahnhof“ hin und gebe endlich mal ein bisschen Kontra: „Wieso, was is?“, sage ich und versuch zu kucken, als hätte ich gerade „Fickdich-ins-Knie“ gesagt. – „Weil wir haben da son Ticket. Wenn du willst, kannste da mitfahren.“ Ich sag, ich hab schon eins, und konzentrier mich plötzlich auch auf den Fernseher an der Wand, um meinen Willen, von nun ab nur noch eisiges Schweigen aus mir rauskitzeln zu lassen, zu untermauern. – „Wohnst du in Schöneberg?“, fängt der Goldketten-Tanzschuh-Heini wieder an. Und ehe mir eine Geste einfällt, ihn wieder auf Eis laufen zu lassen, bringt er schon diese verdammte Weichheit ins Gespräch: „Ich wohne in Schöneberg“, sagt er und – ja, ich bin nun mal so – kriegt mich in sein Gespräch. Auch wenn das mit dem Ticketkauf nicht klappt, wir labern halt son bisschen hin und her. Wir gehen sogar zusammen zum Bahnsteig und steigen zusammen ins Abteil. Raucherabteil gabs damals noch. Und der Typ mit der seltsamen Aufmachung bietet mir ne Kippe an. Ich nehme sie. Dann bietet er mir ne Stange an oder zwei. Und mir wird klar, dass die beiden Jungs da grad in Polen eingekauft haben und vielleicht das eine oder andere Päckchen nach dem deutschen Zoll noch mal loswerden wollen. Nur so aus Interesse, was jetzt alles kommt, frag ich: „Was haste denn?“ Und der Lange öffnet die Plastiktüte zwischen seinen Beinen, stubst den Typen mit der Brille an, der ein bisschen langsam reagiert, ehe 56 auch er das Innere seiner Plastiktüte preisgibt. Luckies, Marlboros, Pall Mall. Wie ich mir schon vorher vorgenommen hab, schüttle ich den Kopf und seh aus dem Fenster. Aber da gibts nichts zu se­hen außer dasselbe helle Zugabteil mit mir und den beiden Kippenhändlern drin. Moment mal, der Lange öffnet sein komisches Jacket und zieht … Irgendwo aus den Untiefen seiner Ärmel zieht der noch zwei, drei Stangen. Ich kuck weg vom Spiegel, drauf aufs Original: Sieht aus wie Camel. Dieselbe Farbe, dieselbe Schrift, dieselbe Aufmachung, aber irgendwas ist anders. Statt eines Kamels ist da eine Ziege abgebildet. Und statt Camel steht da Jin Ling. „Billiger kriegst dus nicht“, sagt er. Die Dinger haben eine russische Zollmarke, würden aber aus China kommen, meint der Lange. Ich lehne auch das Angebot ab, aber irgendwas interessiert mich, irgendwas haben die beiden … „Macht ihr so was öfter?“, frag ich. „Was? Ach, Zigaretten. Jeden Tag“, sagt der Lange und fügt hin­zu: „Maik hat doch den Kloppi-Pass.“ Er zeigt auf Maik. Maik grinst fies. „Der fährt kostenlos von Berlin durch Brandenburg plus Betreuer, c’est moi. Harry.“ Er hält mir die Hand hin. Ich sag, ich bin Dirk, und schlage ein. „Und was führt dich an die Grenze?“, fragt Harry. Ich überlege erst, ob das jetzt eine metaphysische Frage ist, und sage dann, dass ich grad diesen Preis gewonnen hab, wegen meinem Theaterstück, und dass ich Grund zum Feiern hab. Und irgendwie kommt es, dass Harry mir erzählt, dass er auch immer mit Theater zu tun hatte. „Na ja, so Witznummern. Und so Ansagen bei Stripshows und so …“ Ich sage: „Erzähl mal einen Witz.“ Aber Harry fällt keiner ein, also wechseln wir auf irgendein anderes Thema. Und Harry erzählt mir, dass er Kind eines GIs und einer Deutschen sei, „ein schwarzer gi, wie man sieht“, sagt Harry, und ich merke zum ersten Mal, dass das kein Sonnenstudioprodukt unter der Goldkette ist. Harry ist in einem Waisenhaus aufgewachsen, irgendwo in der katholischen westdeutschen Provinz, kein Puddingschlecken … Die Geschichte fällt mir wieder ein, als ich so lang­sam mal zu Potte komme, das Stück für das Staatsschauspiel Dres­ den zu schreiben. Es soll im Rahmen eines europä­ischen Festivals uraufgeführt werden, das „After the Fall“ heißt, und das Goethe-Institut ist mit dabei, und es geht um die Zeit nach dem Fall der Mauer. Ich war damals sieben Jahre alt und hatte gerade gelernt, das Pionier­tuch zu binden, als der ganze Spuk zu Ende ging. Also was darüber sagen? Und noch eine kleine Inspirationsquelle drängelt sich da­ ­zu: Letzte Woche war ich mit meinem Vater in einer (Achtung!) Panzer-Fun-Fahrschule. Ich bin froh, dass ich Fahrrad fahren kann, aber jetzt habe ich verdammt noch mal einen Panzer gelenkt! Und die Leute, die das machen, die Leute, die das veranstalten, diese „Panzer - Fun - Fahrschule“, sind ehemalige nva - Soldaten, die irgendwann im Urlaub in der Tschechei einen schrottreifen t 55 aufkauften und jetzt Kapital aus ihrer antikapitalistischen Prägung schlagen … Wieder eine Figur mehr … „Nach dem Mauerfall“ ist jetzt. Die Mauer ist ein zweites Mal gefallen, und jedes Mal einmal mehr, je weiter die eu osterweitert und einheitliche Regeln für den Verkehr von Waren schafft. – Und andere (?) Menschen. Die Nähe Dresdens zum Rest des großen alten unheimlichen „Ostblocks“ hat mich auf die Idee gebracht, mich auf jeden Demokratie und den Schlange stehenden Flüchtlingen. Fall mit Harry und dem anderen Typen, dessen Namen Und den Fall der Festung ddr und ihre Flüchtlinge. Die Fiich leider vergessen habe, weiter zu unterhalten. Wenn auch nur auf dem Papier, weil ich bislang nicht die Chance guren sind alle irgendwie gebrochen in ihren Biografien. hatte, die beiden wiederzusehen. In meinem neu­en Stück Sie haben ein akutes aktuelles Problem, kommen aber zuist der kleine Typ eine Frau, die beiden sind zusammen gleich nicht von ihrer Vergangenheit los. Auf dem Rücken und finden – es muss ja wie ein Lottogewinn sein – einen der aktuellen Situation wird der alte Kack ausgetragen. Laster voll mit den sehnlichst erträumten Kippen. Und Menschen. Nämlich 20 illegalen Chinesen. Was soll man Dirk Laucke wurde 2007 von der Zeitschrift „Theater heute“ jetzt tun? Alle sind sie scharf drauf, auf die neue Welt … zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. Seinen Text Wie man sich vielleicht auch schon denken konnte, „Letzter Zug“ schrieb er für dieses Heft. schreibe ich also kein Stück über die Wende. Ich glaub, Die Uraufführung von „Für alle reicht es nicht“ ist der Beitrag ich ver­such stattdessen, in dem Stück zwei Sachen zu­sam­ des Staatsschauspiels Dresden zum europäischen Theaterfestimen­zubringen: die Festung Europa mit ihrer gesicherten val „After the Fall. Europa nach 1989“ (siehe Seite 83). „Und was führt dich an die Grenze?“, fragt Harry. Ich überlege erst, ob das jetzt eine metaphysische Frage ist. Regie Sandra Strunz, geboren 1968 in Hamburg, studierte Regie an der Hochschule der Künste in Hamburg und inszenierte erste Arbeiten in der Kampnagel-Fabrik Hamburg und in der Kaserne Basel. Mit der Produktion „Parzival“ erhielt sie 2000 eine Einladung zum Festival Impulse. Sie arbeitete unter anderem am Luzerner Theater, am Staatstheater Stuttgart, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Hannover und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Sandra Strunz lässt sich in ihrer Arbeit immer wieder von Prosavorlagen inspirieren, so beispielsweise von Karen Duves „Regenroman“. Für ihre Adaption von Thomas Bernhards Roman „Frost“ erhielt sie 2000 den Bensheimer Gertrud-Eysoldt-Preis für die beste Nachwuchsregie. In der vergangenen Spielzeit zeigte sie Arbeiten am Theater Freiburg nach Texten von Julie Zeh, Orhan Pamuk und Henry David Thoreau. Autor Dirk Laucke, geboren 1982 in Schkeuditz / Sachsen, wuchs in Halle auf. Er begann ein Psychologiestudium in Leipzig, das er abbrach, um 2004 Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin zu studieren. Im selben Jahr wurde er von Tankred Dorst als Nachwuchsdramatiker zu den Salzburger Festspielen eingeladen. 2005 realisierte er mit zwei Kommilitoninnen am Berliner Grips-Theater das Stück „Hier geblieben!“, das sich für das Bleiberecht minderjähriger Flüchtlinge einsetzt und auf einem authentischen Fall beruht. Für „alter ford escort dunkelblau“ wurde Laucke unter anderem zum Autorenworkshop des Berliner Theatertreffens 2006 eingeladen, erhielt den KleistFörderpreis für junge Dramatiker 2006 und wurde für den Mülheimer Dramatikerpreis 2007 nominiert. In der Spielzeit 2006. 2007 war Laucke Stipen­ diat beim Autorenlabor am Düsseldorfer Schauspielhaus, wo das Stück „Wir sind immer oben“ entstand. 2009 erhielt er den Förderpreis zum LessingPreis des Freistaates Sachsen. Dirk Laucke lebt in Berlin. 57 Der Besuch der alten Dame von F. Dürrenmatt in einer Neubearbeitung von Armin Petras Premiere am 12. Dezember 2009 im Kleinen Haus 1 Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin Regie: Armin Petras 1 Bühne: Olaf Altmann 1 Kostüm: Katja Strohschneider Die alte Dame (und Medea) von Armin Petras Denken ist Differenzen beschreiben. Medea ist die Vor­gän­ gerin der alten Dame im Geiste, es geht in beiden Fällen um Liebe, Geld, Rache und Gesellschaft. Liebe Medea liebt. Sie verlässt wegen ihres Geliebten ihre Heimat in Asien, sie flüchtet. Die alte Dame muss auch flüch­ten, aber nicht aus Liebe, sondern wegen der Folgen ihrer Liebe muss sie die Heimat verlassen. Geld Medea wird nicht geheiratet, obwohl sie Jason hilft, das Goldene Vlies zu finden. Jetzt aber, im Exil in Griechen­ land, ist sie nur noch eine Fremde, eine Asylantin. Das ist der Punkt, an dem die alte Dame einsetzt. Sie flüch­tet, sie geht ins Ausland, um Millionärin zu werden. Sie versteht, dass in dieser Welt nur Geld Macht bedeutet. Rache und Gesellschaft Mao hat gesagt: „Greife nur an, wenn du fünf- bis sechsmal stärker bist als dein Gegner.“ Die alte Dame kommt erst sehr spät zurück. Erst als sie so viel Geld hat, dass sie alle und alles kaufen kann. Sie zerstört nicht ihre Kinder, sie zerstört eine Gesellschaft oder besser: Sie legt sie bloß, sie trennt den falschen Schein eines demokratisch-moralischen Überbaus der kapitalistischen Gesellschaft von ihren realen Grundlagen, ihrem ein­zigen Götzen, dem Geld. Dieser Götze wird von ihrer An­k unft an ins Zentrum des Stückes gerückt. Dieses optionale Tausch­ geschäft „Wohlstand für alle“ gegen die Aufgabe solidarischer Prinzipien ist in einer Zeit des globalen finanziellen Crashs natürlich mehr als aktuell – der The­aterstoff beinhaltet wieder eine soziale Utopie. Der größte Unterschied zwischen Medea und der alten Dame ist aber doch, dass Medea eine gefallene Königin ist. Eine, die ihrer Liebe wegen zu weit gegangen ist und dafür büßt und dann in einem Drittland ihr Leben weiterlebt. Die alte Dame aber lebt nur noch in ihrer Rache, ihre Existenz ist der Widerstand – nichts anderes. Rache Medea zerstört ihren Mann, indem sie seine Kinder zerstört. Die alte Dame kann das nicht. Ihr Kind war niemals legitim, ihr Kind ist nicht vorhanden. Sie muss weggehen, um zu werden. Um Gegner zu werden. Medea ist Königin, gefallene Königin, aber sie ist groß und bleibt es auch in ihrem Scheitern. Die alte Dame ist am Anfang nur eins: jung. Sie wird zerstört, verhöhnt, sie geht und entscheidet sich dann, Rache zu nehmen. Armin Petras ist Regisseur und Intendant des Maxim Gorki Theaters Berlin. Sein Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Zum Stück Die Milliardärin Claire Zachanassian besucht Güllen, die Stadt, in der sie einmal mittellos als Klara Wäscher aufgewachsen war. Inzwischen ist sie reich und die Stadt verarmt. Während die Einwohner auf mögliche finanzielle Zuwendungen hoffen, sinnt Claire auf Rache für ein altes, ungesühntes Unrecht. Sie liebte einst Alfred Ill und erwartete von ihm ein Kind. Dieser aber bestritt die Vaterschaft und gewann mithilfe bestochener Zeugen den von Klara gegen ihn angestrengten Prozess. Klara Wäscher musste den Ort in Schimpf und Schande fliehen. Regie Armin Petras, 1964 in Meschede im Sauerland geboren, wuchs in Ostberlin auf. Von 1985 bis 1987 studierte er Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. 1988 übersiedelte er in die Bundesrepublik und arbeitete als Regieassistent am tat in Frankfurt / Main und an den Münchner Kammerspielen. Ab 1992 inszenierte er in Frankfurt / Oder, ab 1994 in Chemnitz. Von 1996 bis 1999 war er fester Regisseur am Schauspiel Leipzig und Oberspielleiter am Theater Nordhausen, von 1999 bis 2002 Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel. Von 2002 bis 2006 war er Hausregisseur am Schauspiel Frankfurt. 58 Durch diverse Heiraten kam Klara, alias Claire, im Ausland zu einem riesigen Vermögen. Die nun hoch angesehene alte Dame unterbreitet den Güllenern ein unmoralisches Angebot: Sie würde dem Ort eine Milliarde schenken, wenn jemand den im Ort beliebten Ill umbrächte. Entrüstet wird diese Forderung abgelehnt, doch seltsamerweise beginnen die Güllener, viel Geld auszugeben, und die Kaufleute gewähren Kredite, so als ob in naher Zukunft mit sehr viel Geld zu rechnen sei. Kurze Zeit später liegt Alfred Ill dann tot auf dem Boden. Und merkwürdigerweise hat niemand etwas gesehen. Außerdem entstanden Inszenierungen an den Münchner Kammerspielen, dem Schauspiel Hannover, der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, dem Berliner Ensemble, dem Bayerischen Staatsschauspiel München, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg und dem Thalia Theater Hamburg. Auch als Bearbeiter von Filmund Romanstoffen gehört Armin Petras zu den meistgefragten seines Fachs. Seit der Spielzeit 2006. 2007 ist Armin Petras Intendant des Maxim Gorki Theaters Berlin. Mehrere seiner Inszenierungen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Liebe Geld Rache Gesellschaft 59 Christine Hoppe 60 Sonja Beißwenger 61 Frau Müller muss weg Komödie von Lutz Hübner, Mitarbeit: Sarah Nemitz Uraufführung im Januar 2010 im Kleinen Haus 1 Regie: Barbara Bürk 1 Bühne: Anke Grot 1 Kostüm: Irène Favre de Lucascaz Es geht darum, di Bälger irgendwie Warum Frau Müller weg muss von Lutz Hübner 1 Bei Kindern hört der Spaß auf. Da zeigt sich, wie solidarisch eine Gesellschaft wirklich ist und wie sie mit Erfolg und Niederlagen umgeht. Da werden keine Gefangenen gemacht und keine Konzessionen. Frau h will, dass die Schule ihrem Kind mal richtig Grenzen zeigt (sie selbst kommt leider nicht dazu), Herr j will, dass man berücksichtigt, dass sein Kind hochbegabt ist (es ist total unterfordert, deshalb kommt es nicht mit), Herr a möchte, dass Kinder, die keine Leistung bringen, ausge­ siebt werden (er selbst ist kürzlich einer Umstruk­t u­r ie­ rung zum Opfer gefallen), Wessis haben was gegen die Lehrerin aus dem Osten, Ossis finden die Westkinder völlig verzogen, soziale Vermischung schön und gut, aber doch nicht in der Klasse meines Kindes (wenn die Müller das nicht in den Griff bekommt, muss sie weg). Die gesellschaftlichen Gräben zwischen Arm und Reich, Ost und West oder Alt und Jung sind hinreichend bekannt und werden oft und gerne diskutiert. Doch mindestens eben­­­so groß ist der Unterschied zwischen Eltern und Kinderlosen. Wer Abende erlebt hat, an denen Vertreter beider Daseinsformen aufeinandertreffen, kann ein Lied davon singen. Welten prallen aufeinander. Was den einen die Nerven zerfetzt (Montessori oder Waldorf?), ist den anderen noch nicht mal als Problem vermittelbar (Können wir mal über was anderes reden?). Denn die Aufzucht von Kindern beschränkt sich nicht auf satt und sauber plus Erziehung. Eltern warten nicht lä­ chel­­nd mit Milchschnitten in der Hand auf der sonnigen Terrasse, bis ihre Sprösslinge vom Toben kommen, Eltern leben vom Tag der Geburt an in ständiger Angst. Von plötz­ lichem Kinds­tod, Fenstersturz, Kapuzenkordeln und Rechts­ abbie­gern verlagern sich die Ängste über die Jahre ins Soziale. Wird mein Kind tyrannisiert? Ist es ein Tyrann? Zu stur, zu nachgiebig? Ist mein süßer Fratz ein still vor sich hinbastelnder Autist oder der Schrecken der Kita? 62 2 Spätestens mit Beginn der Schulzeit werden die Ängste konkreter, ohne dabei aber an emotionaler Wucht zu verlieren. Jetzt beginnt das Rattenrennen um die Poleposition für den Weg in eine erfolgreiche Zukunft (Zwiebelbatik, Gehirnjogging). Ein natürlicher Pessimismus paart sich mit der unverrückbaren Überzeugung, ein besonderes Kind zu haben. Das ist normal, das muss so sein. Aber die Verhältnisse, sie sind nicht so, spätestens mit dem ersten Zeugnis werden alle erzieherischen Ideale über Bord geworfen, falls das Ergebnis nicht mit den eigenen Erwartungen übereinstimmt. Die Drei in Mathematik hat nichts damit zu tun, dass das eigene Kind ein Spätzünder ist, faul, unkonzentriert oder einfach mathematisch unbegabt (obwohl man dunkel ahnt, dass es daran liegen könnte). Nein! Es ist ein Angriff, eine narzisstische Kränkung oder ein Zusammenspiel von Schicksalsmächten, die bei der Notenvergabe nicht berücksichtigt wurden. Warum hat die Klassenlehrerin Inka Müller nicht bedacht, dass just am Tag vor der Mathearbeit das Meerschweinchen verstarb, das Kind lange einen üblen Husten hatte und ständig gemobbt wurde? Das muss man merken als Pädagogin (und wenn die Müller das nicht merkt, muss sie weg). Die Grundhaltung dem Lehrerkollegium gegenüber ist latente Empörung und beständige Alarmbereitschaft wegen drohender Kabalen, pädagogischer Kardinalfehler, untragbarer Bedingungen (Klassenstärke, Klassenzimmer, Lehrplan, Schulessen, Wan­der­tag) und natürlich beschränkter, zickiger, boshafter, verzogener und verwahrloster Mitschüler. Diese Probleme lösen sich natürlich in Luft auf, sobald die erwünsch­te Note erreicht wird. ie blöden durchzukriegen! 3 Richtig Schwung bekommen diese Verschwörungsthe­ orien, wenn es um die weiterführende Schule geht, und da bewahrheitet sich leider: Auch Paranoiker haben Feinde. Wer den falschen Schultypus erwischt, kann einpacken, ist aussortiert und kommt nicht mehr hoch. Zehn­­jährige, die noch an den Weihnachtsmann glauben, finden sich auf einer Schulbank mit Kindern, die von der Polizei aus dem Unterricht geholt werden. Höhere Töchter nennen ihre Klavierlehrerin eine „verfickte Hure“, und Jungs, die eigent­ lich die Kanzlei ihres Vaters übernehmen sollten, schmeißen mit Schuhen, wenn sie ihren Nintendo ausschalten sollen. Das ist der Albtraum aller Eltern, und dagegen wird gekämpft, mit allen Mitteln, über und auch gerne unter der Gür­tel­linie. Sachlichkeit und Objektivität spielen keine Rolle, es geht schließlich um alles: um das eigene Kind. Ein moderner neuer Mensch soll aus ihm werden, flexibel, kommunikativ, immer lernbereit, teamfähig, kre­ativ und durchsetzungsfähig. Kein Mensch weiß, wie man die­ sen Übermenschen heranzüchten soll. Weder die Schu­len noch die Eltern. Die Schulen arbeiten weiterhin nach Prinzipien, die einer untergegangenen Arbeitswirklichkeit ver­pflichtet sind, und die Eltern, die das Produkt eben­ jener versunkenen Zeit sind, haben nur diffuse Vorstellungen davon, wie ihr Kind optimal vorbereitet in die­se bedrohliche neue Welt eintreten soll. Also muss das Kind auf alles vorbereitet sein (aber das sieht die Müller einfach nicht). Das Kind wird zum Versuchskaninchen, man schrei­tet nicht mehr mit gusseisernem Wertekanon zur hohen Erziehungsaufgabe, man dreht hier an einer Schrau­be und da an einem Rädchen und sieht angstvoll zu, was dabei herauskommt. 4 Deshalb geht es bei Elternabenden ans Eingemachte. Wann trägt man sonst außerhalb von Familie und Freundeskreis einen existenziellen Konflikt aus? Einen richtigen Konflikt, keine „berufliche Meinungsver­ schiedenheit“ oder anderen Kokolores. Nein, einen Konflikt, der einen nächtelang wach gehalten hat, wo man in ohnmächtiger Wut frühmorgens vor dem Kühlschrank Volksreden konzipiert, Rachefantasien hat (Schluss mit lustig, Frau Müller!) und Panikattacken … Und dann sitzen alle zusammen im Klassenzimmer auf Kinderstühlchen zwischen Kastanienmännchen, Laubgirlanden, Ton­ ­­papier­­collagen und Kuschelecken, und vorne steht der Feind (Frau Müller!). Jetzt könnte man alles loswerden, und plötzlich ist das alles nicht mehr so einfach. Das Schlim­me ist, die anderen, die genauso wütend sind, die Mit­­­kämpfer und Rädelsführer, entpuppen sich als Luschen, geben klein bei, relativieren, objektivieren oder schleimen sich ein. Man müsste jetzt durchziehen, aber alleine geht das nicht, das muss sonst alles das Kind ausbaden, vom dem man plötzlich auch genervt ist. Wieso kriegt der das nicht hin? Egal, jetzt muss man zeigen, dass man seine Brut mit Zähnen und Klauen verteidigen kann, man hat so große Töne gespuckt … Aber plötzlich ist das Problem weg, oder unscharf, und die Mutter von Lukas fängt schon wieder an zu heulen, und solche Verbündete will man ja auch nicht … An Elternabenden kämpfen nicht nur Eltern um ihre Kinder, sondern auch immer die Eltern für sich selbst. Ein Scheißjob, aber, das sollte man nicht vergessen (ceterum censeo): Frau Müller muss weg! Lutz Hübner ist einer der meistgespielten deutsch­sprachigen Ge­genwartsautoren. Seinen Beitrag zu „Frau Müller muss weg“ schrieb er für diese Saison­vorschau. Zum Autor Lutz Hübner ar­beitet seit 1996 als Regisseur und Schriftsteller, seine mehrfach preisgekrönten Stücke werden international gespielt. Hübner veröffentlichte zahlreiche Stücke, die das Lebensgefühl Jugendlicher an der Schwelle des Erwachsenwerdens schildern. Außerdem zeichnet er in Familienstücken wie „Hotel Paraiso“, „Für alle das Beste“ (eingeladen zum Berliner Jugendtheatertreffen 2006), „Blütenträume“ und zuletzt „Geisterfahrer“ mit großem Gespür für Komik lebensnahe Figuren, die den Abgründen des Alltäglichen ausgeliefert sind. Die meisten seiner Stücke wurden am Schauspiel Hannover in der Regie von Barbara Bürk uraufgeführt, die auch „Frau Müller muss weg“ im Kleinen Haus auf die Bühne bringen wird. Regie Barbara Bürk studierte Regie an der Theaterakademie in Ulm. Sie verbindet eine lange Zusammenarbeit mit dem Autor Lutz Hübner, ihre Inszenierung von „Hotel Paraiso“ wurde beim Berliner Theatertreffen 2005 gezeigt. 2009 wurde ihre Inszenierung von Hübners „Geisterfahrer“ zu den Mülheimer Theater­tagen eingeladen. Neben ihrer kontinuierlichen Arbeit in Hannover, wo sie Stücke von Ibsen, Strindberg, Vitrac und zuletzt „Die Ratten“ von Hauptmann inszenierte, arbeitete sie an Theatern in Hamburg, Freiburg und Basel. 63 Leonce und Lena von Georg Büchner Premiere im Februar 2010 im Kleinen Haus 1 Regie: Sabine Auf der Heyde Müßiggang ist aller Laster Anfang. – Was die Leute nicht Alles aus Langeweile treiben! Sie studiren aus Langeweile, sie beten aus Langeweile, sie verlieben, verheirathen und vermehren sich aus Langeweile und sterben endlich an der Langeweile und – und das ist der Humor davon – Alles mit den wichtigsten Gesichtern, ohne zu merken warum, und meinen Gott weiß was dabei. Alle diese Helden, diese Genies, diese Dummköpfe, diese Heiligen, diese Sünder, diese Familienväter sind im Grunde nichts als raffinirte Müßiggänger. 64 Wir müssen was treiben, was treiben Ein Märchen über die Langeweile von Felicitas Zürcher „Es waren zwei Königskinder …“ – Die Handlung von Büch­ ners Lustspiel „Leonce und Lena“ liest sich auf den ersten Blick wie ein Märchen: Ein Prinz soll heiraten, will aber nicht. Und die Prinzessin, die er heiraten soll, will auch nicht. Auf der Flucht aus dem Palast und dem Königreich finden sie absurderweise zueinander. Zufall? Vorsehung? Allerdings ist es bei Büchner nicht ein besonders kluger Be­ werber, der drei Rätsel löst, und auch keine ausgenommene Schönheit, die den Schuh auf der Treppe verliert. Nein, es ist die Traurigkeit und Todessehnsucht des Gegen­übers, die das Herz dieser Königskinder höherschlagen lässt: „Er war so alt unter seinen blonden Locken“, sagt Lena über den Unbekannten, und „Schöne Leiche“ flüstert Leonce im Gefühlsüberschwang der Geliebten zu. „Es waren zwei Königskinder, die hatten einander nicht lieb …“ – Büchners Lustspiel kann auch unter der Folie des bekannten Volksliedes gelesen werden, das damit in sein Gegenteil verkehrt wird: Im Lied können sich die Liebenden nicht treffen, weil sie ein tiefes Wasser trennt; am Ende finden beide den Tod in den Fluten. Leonce wünscht sich, kaum dass er sein Herz verloren hat, den Tod und will sich ins Wasser stürzen, doch sein Vertrauter Valerio versaut ihm die Stimmung. Stattdessen wird die Hochzeit mit der Unbekannten beschlossen und flugs vollzogen. Weil also der Tod als Ausweg nicht akzep­ tiert wird, nimmt Büchner seinen Figuren die Möglichkeit zur Tragik. Ihnen ist nicht, wie etwa Romeo und Julia, ein kurzes Glück, große Tragik und ewiger Nachruhm beschieden, sondern ein kurzer Moment der Euphorie und die Aussicht, in einem ewig währenden Alltag auszuharren. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. Doch unter dieser märchenhaften und volkstümlichen Maske blitzt der schneidende Witz des Revolutionärs Georg Büchner – sein „Lustspiel“ ist eine bitterböse Satire auf die Verhältnisse seiner Zeit. Er veralbert die Kleinstaaten des Deutschen Kaiserreiches, die hier Ministaaten mit den Kinderfäkalsprachnamen Pipi und Popo und so winzig sind, dass man in einem halben Tag Dutzende davon durchquert. Die Grenzen von Popo sind vom Palast aus zu sehen, und darin geht höchstens mal ein Hund spazieren. Auch die Würdenträger des Absolutismus werden nicht verschont: König Peter von Popo ist zu nichts anderem in der Lage, als zu philosophieren: „Die Substanz ist das ‚an sich‘, das bin ich.“ Er vergisst darüber sogar seine Untertanen, an die er sich mittels eines Knotens im Taschentuch zu erinnern versucht, dessen Zweck er aber ebenfalls vergessen hat. „Ich glaube man muss … die abgelebte moderne Gesellschaft zum Teufel gehen lassen“, schrieb Büchner in einem Brief an seinen Freund und Förderer Karl Gutzkow. „Zu was soll ein Ding wie diese zwischen Himmel und Erde herumlaufen? Das ganze Leben derselben besteht nur in Versuchen, sich die entsetzlichste Langeweile zu vertreiben. Sie mag aussterben, das ist das einzig Neue, was sie noch erleben kann.“ Und so ist auch die Langeweile das eigentliche Thema des „Lustspiels“. Leonce langweilt sich, Dekadenz und Überfluss führen bei ihm zu Depression, Überdruss und einer Langeweile, die alle Gefühle betäubt. Büchner nimmt mit dem Motiv des Müßiggangs einerseits Bezug auf ein Ideal der Romantik und ihrer eskapistischen Tendenzen, das er wie das Märchen parodiert und ins Groteske steigert. Andererseits kritisiert er die überholte Lebensform des Adels und beschreibt den Gefühlszustand großer Kreise der Intellektuellen in der Zeit der metternichschen Restauration: Die Revolution ist gescheitert, jede Hoffnung auf Veränderung begraben und jeder politische Gedanke niedergedrückt. „Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag, sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache; das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker … Das Leben des Bauern ist ein langer Werktag; Fremde verzehren seine Äcker vor seinen Augen, sein Leib ist eine Schwiele, sein Schweiß ist das Salz auf dem Tische des Vornehmen“, schreibt Büchner im „Hessischen Landboten“, der Schrift, wegen der er Darmstadt verlassen und emigrieren musste. Es würde aber zu kurz greifen, „Leonce und Lena“ le­dig­ lich als Kritik auf die damaligen Verhältnisse zu lesen. Denn Büchner zeichnet eine gesellschaftliche Situation zwischen Utopieverlust und Perspektivlosigkeit. Ein Ausweg ist nicht möglich, die Gesellschaft befindet sich im Kreisverkehr, auch die kommende Generation wird nichts besser machen, und die Bauern, die Vivat-Rufe für den König trainieren, sind als revolutionäre Masse auch nicht ernst zu nehmen. So ist denn auch der Ausgang, den das Stück nimmt, so heiter wie banal: Der philosophierende König Peter dankt ab, Leonce übernimmt die Geschäfte und wird als Erstes die Uhren abschaffen, um ganz nach der Natur zu leben. Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst. Felicitas Zürcher ist ab der Spielzeit 2009.2010 Dramaturgin am Staatsschauspiel Dresden. Zum Stück Langeweile grassiert im Königreich Popo. Leonce, Kronprinz des Kleinststaates und Melancholiker, zählt Sandkörner, spuckt auf Steine und frönt dem Müßiggang. Erst die angeordnete Staatshochzeit mit Prinzessin Lena vom Königreich Pipi lässt ihn aufschrecken, gemeinsam mit seinem Seelenverwandten und Vertrauten Valerio flieht er nach Italien. Dort trifft er eine schöne Unbekannte, die ihm sofort gefällt. Ironischerweise ist es Lena, die ebenfalls auf der Flucht vor der Zwangsheirat Pipi verlassen hat. Ohne einander zu erkennen verlieben sich beide Hals über Kopf und landen damit genau in dem Leben, vor dem sie geflohen sind. Regie Sabine Auf der Heyde wurde 1979 in Hong Kong geboren und studierte Regie an der New York University / Tisch School of the Arts. Es folgten Hospitanzen in Berlin an der Staatsoper Unter den Linden, am Deutschen Theater sowie erste eigene Inszenierungen in der freien Szene. Von 2006 bis 2009 war Sabine Auf der Heyde Regie­assistentin am Deutschen The­ater Berlin und assistierte hauptsächlich bei Jürgen Gosch, Michael Thalheimer, Viktor Bodó und Thomas Schulte-Michels. 2007 inszenierte sie in der Box des Deutschen The­aters „Elefant – ein Abend nach Raymond Carver“ und 2008 „Unter dem Milchwald“ von Dylan Thomas, anschließend folgte „True West“ von Sam Shepard. 65 Italienische Nacht Ein Volksstück in sieben Bildern von Ödön von Horváth Premiere im März 2010 im Kleinen Haus 3 Regie: Tilmann Köhler 1 Eine Produktion mit den Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden Ich möchte jetzt etw Ich möchte jetzt daf dass wir jetzt wiede und uns nicht wied von diesen german trotteln samt ihrem deutschen Tag! Zum Stück Horváths „Italienische Nacht“ wurde 1931 in Berlin uraufgeführt, zwei Jahre vor der verhängnisvollen „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten. Der Dichter schildert eine Situation, die uns in der Gegenwart beängstigend vertraut erscheint: In Europa formiert sich eine aggressive neue Rechte, der die durch gesellschaftliche Veränderungen verunsi- 66 cherten Menschen massenweise zustreben, deren Demagogie auch Teile der Arbeiterschaft und des Bürgertums erliegen und die von skrupellosen Wirtschaftsbossen und Meinungsmachern unterstützt wird. Die demokratische Öffentlichkeit, vor allem die großen sozialdemokratischen Parteien, sind nicht imstande, dem Spuk etwas anderes entgegenzuset- zen als humanistische Lippenbekenntnisse und Verfassungstreue. Sie scheinen sich mehr vor den Radikalen in den eigenen Reihen als vor der ansteigenden braunen Flut zu fürchten. Horváth konnte wie kein anderer Dichter seiner Zeit die psychologischen und ge­sellschaftlichen Hintergründe, die den Sieg der National­sozialisten in Deutschland ermöglichten, auf der Bühne sichtbar machen. Und er hat es selten direkter und satirischer getan als in dem Volksstück „Italienische Nacht“. Fast 80 Jahre nach der Ur­aufführung muss das Stück heute wieder als Warnung vor der eigenen Trägheit und politischen Vergesslichkeit an­gesehen werden. Regie „Italienische Nacht“ wird inszeniert von Tilmann Köhler, der im Oktober im Schauspielhaus Bertolt Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ auf die Bühne bringt (Biografie siehe Seite 21). was vorschlagen! für plädieren, er weitertarocken der stören lassen nischen Hofm sogenannten Das Schauspielstudio Dresden Seit 1967 wird eine besondere Ausbildungsform für Schau­­­­spielschüler der Hochschule für Musik und The­ater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig in Partnerschaft mit dem Staatsschauspiel Dresden praktiziert: Nach ei­ nem zweijährigen Grundstudium an der Hochschule in Leipzig werden die Schauspielstudenten im dritten und vierten Studienjahr an einem Studio in der Praxis ausgebildet. Die Studenten wirken an Produktionen der betreuenden Theater mit, erhalten Unterricht von am Ort tätigen Künstlern und erarbeiten eine ei­gene Studioinszenie­ ­­r ung. Diese praxisbezogene Ausbil­dung ist einmalig im deutsch­sprachigen Raum. Die diver­sen Studios der Hochschule für Musik und Theater Leipzig sind den führenden Schauspieltheatern der Region an­geschlossen, derzeit in Dresden, Chemnitz, Leipzig und seit 2005 in Halle / Saale. Ab der Spielzeit 2009. 2010 heißen wir im Schauspielstudio Dresden herzlich willkommen: Sarah Bonitz 1Christian Clauß 1Benedikt Kauff 1Annett Krause 1Sophia Löffler 1Moritz Löwe 1Henner Momann 1Thomas Schumacher 1Eike Weinreich 1Ines Westernströer Geleitet wird das Studio von dem Regisseur Tilmann Köhler und dem Dramaturgen Jens Groß. Die Studioin­szenierung des aktuellen Jahrgangs wird in dieser Saison „Italienische Nacht“ von Ödön von Horváth sein. 67 Christian Erdmann 68 Schauspielstudio Dresden Annett Krause, Henner Momann, Eike Weinreich, Thomas Schumacher Sarah Bonitz, Christian Clauß, Sophia Löffler, Benedikt Kauff Ines Westernströer, Moritz Löwe 69 Sebastian Wendelin 70 Cathleen Baumann 71 Gott allein von Jan Neumann Uraufführung im April 2010 im Kleinen Haus 2 Regie: Jan Neumann 1 Bühne: Thomas Goerge 1 Kostüm: Nini von Selzam MUT kommt von ALLEIN Skizze zur Entstehung eines Stücks von Jan Neumann Frühjahr in Italien. Auf der Suche nach dem Hotel, das wir lange im Voraus gebucht hatten, verirrten wir uns. Immer wieder fuhren wir in der Nähe des Flughafens auf und ab und eine schnurgerade Ausfallstraße entlang, die von Bäumen gesäumt war. Autos dicht hinter- und gegeneinander und aufeinander zu. Ringsum Schrottplätze, Gastanks, Bürokomplexe, Felder und Nichts. Die Sonne ging unter. In der aufsteigenden Dämmerung sahen wir Prostituierte stehen. Frauen in Schönheit, soweit es das Licht noch zuließ oder erst recht erst ermöglichte. Einzeln am Straßenrand, weit voneinander entfernt. In den Feldwegabzweigungen mit Tempos besätes, wildes Gras im brachen Land. Keine winkte uns zu. Ab und an sah man einen Wagen abbiegen. Sie beugten sich hinunter, herabgelassene Fenster mit Fremden dahinter. Dann begann das Gespräch. Mein Freund sagte zu mir: „Ganz schön mutig, die Nutten, die stehen ALLEIN, da kann jeder kommen. Spinner, Verrückte, Verbrecher.“ „Ja“, sage ich. „Nuttenmut“, sage ich, „wäre ein guter Titel für ein Theaterstück.“ „Nuttenmut ist kein guter Titel für ein Theaterstück“, sagt er. Wir schweigen. Irgendwo musste es sein, das Hotel. Wieder zurück, an denselben mutigen Prostituierten vorbei, die da stehen allein im Anfang der Nacht und sicher am Ende auch, selbst wenn sie ein paarmal zu zweit gewesen sein werden mit Fremden. Nicht wissen, was kommt, wer kommt, nur dass wer kommt. So ähnlich ist es auch bei einer so genannten Stückentwicklung. Man steht als Autor und Regisseur mit einer Fülle von persönlichen Eindrücken und Ideen zu einem bestimmten Thema vor seinen Schauspielern und weiß nicht, was kommt, wer mit was kommt und was dabei herauskommt. Bei meiner Arbeitsweise gibt es zu Beginn der Proben kein eigentliches Stück. Der Autor stellt sich zur Verfügung, setzt sich aus, wie sich auch die Schauspieler ihrerseits immer zur Verfügung stellen, sich aussetzen. Es gibt ein Thema, eine Struktur, eine Stoffsammlung. Dazugehörige Vorgänge, Situationen, Handlungen, Rollen werden mit und aus den Schauspielern heraus und auf die Schauspieler hin gemeinsam erfunden und entwickelt. Der Stücktext wird Werk eines ganzen Ensembles sein (auch wenn sie vom Autor während der Proben geordnet und verdichtet werden). Es wird eine Schöpfung sein, von der niemand vorher gewusst hatte, wie sie aussehen wird, von der niemand vorher geahnt hatte, dass sie diese oder eine andere Entwicklung nehmen würde. Eine Gruppe von kreativen Menschen hat dann gemeinsam etwas formuliert, was sie ganz direkt und persönlich angeht. Dieses Etwas leitet sich aus nur einem Wort ab, das der vermeintliche Autor anfangs in die Runde geworfen hatte. Zum Beispiel das Wort ALLEIN. 72 Das steht da am Anfang. Alles, was ich (du) gesehen / gehört / gedacht habe zu diesem Wort, fügt sich hinzu. Das Wort ein primordiales Atom oder ein Wassertropfen, an den andere Wortwassertropfen sich binden. Eine Wortwol­ke entsteht, ein Wortwolkenmeer, das Regen gibt auf den Acker: Von dort aus wächst der Text dann (das Stück). Zum Beispiel MUT. Wenn ich an das Wort ALLEIN denke, denke ich an das Wort MUT (nicht erst seit jenem Abend im Frühjahr in Italien). MUT kann man nur allein haben / Andere kön­nen mir Mut machen / Ich kann mutig sein als Teil einer Grup­ ­pe (die mich schützt) / Wir können zusammen mutig sein / etc. Heißt aber immer für sich selbst entschieden haben / Mut gefasst zu haben (in sich drinnen / innen / allein). MUT meint nicht nur den Heldenmut (die Entscheidung des Helden). Mut meint den Alltagsentschluss, den man fasst. Mut meint die Sekunde vor dem Handeln, aus der das Handeln erst entsteht (der Mut deines Vaters, deine Mutter anzusprechen / deiner Mutter, sich deinem Vater hinzu­ geben / dich zu zeugen / als Zeuge in die Welt zu setzen) / einen Anruf zu tätigen, den man sich nie zu machen trau­te / einen Blick zu erwidern, der dir zugeworfen wird / einen Blick zu werfen / einen Gedanken zu denken / einen Anfang zu machen oder ein Ende / eine Meinung zu haben / zu und für etwas zu stehen. Das Wort MUT also, das sich an das Ausgangswort ALLEIN anlagert (aus ihm heraus assoziiert wurde) und sich mit ihm ver­bindet, bildet ein erstes Koordinatensystem für die Entstehung des Textes. MUT und ALLEIN sind nicht mehr nur Worte, sondern Wortachsen: Aus diesen zwei Worten ent­steht eine erste Schnittstelle des möglichen Dramas / Konflikts. Jan Neumann ist Autor, Schauspieler, Regisseur und Spezialist für die Entwicklung von Stücken in der Zusammenarbeit mit Schauspielern. Autor und Regie Jan Neumann wurde 1975 in München geboren und hat an der Bayerischen Theaterakademie „August Everding“ Schauspiel studiert. Von 1988 bis 2001 war Neumann als Schauspieler am Bayerischen Staatsschauspiel München engagiert. Von 2001 bis 2006 war er Ensemblemitglied des Schauspiels Frankfurt, wo er in der Spielzeit 2004. 2005 bei seinem eigenen Stück „Goldfi- schen“ sowie bei „Herr Kolpert“ von David Gieselmann zum ersten Mal Regie führte. Sein zweites Stück „Liebesruh“ wurde 2005 im Thalia Theater Hamburg uraufgeführt. Für das lettische New Riga Theatre unter der Leitung von Alvis Hermanis schrieb und inszenierte Neumann 2007 das Stück „Dunkelheld“, im selben Jahr inszenierte er in Esslingen „Der Bus“ von Lukas Bärfuss. Eine erste Stückentwicklung, „Die Nacht dazwischen“, pro­duzierte er 2006 am Stadttheater Aalen. Weitere Stücke wie „Herzschritt“ (Düsseldorf) folgten. 2008 entstand „Kredit“ (Schauspiel Frankfurt), das großen Publikumszuspruch fand. Seine jüngste Stück­ entwicklung war 2009 am Nationaltheater Mannheim „Königs Moment“. Wort wol ken­ meer 73 Der Kirschgarten Komödie von Anton Tschechow Premiere im Mai 2010 im Kleinen Haus 1 Regie: Tilmann Köhler 1 Bühne: Karoly Risz 1 Kostüm: Susanne Uhl Wenn man Stücke trinken könnte Eine Liebeserklärung an den „Kirschgarten“ von Tilmann Köhler „Ein Zimmer, das immer noch ‚Kinderzimmer‘ genannt wird. Morgendämmerung, die Sonne geht bald auf. Es ist Mai, die Kirschbäume blühen, aber im Garten ist es kalt, Nachtfrost.“ Szenenanweisung „Der Kirschgarten“, 1. Akt Wenn man Stücke trinken könnte, dann hätte ich gerne eine Flasche vom „Kirschgarten“. Die Ankunft in der Dunkelheit mit dem Duft der blühenden Kirschbäume. Das knarrende Parkett, der Blick durch die großen Fenster, das verrottende Haus. Ein Hängen an der Erinnerung, ein Hängen an der anderen Zeit. Das Feld mit dem Zirpen der Grillen. Und der trockene Saitenriss, das seltsamste und tollste Geräusch des Stückes im dritten Akt und ganz am Ende. Ein Saitenriss und ein Zeitenriss. Ein Tod, ein Abschied. Verlorene Menschen im Übergang. Ein Umbruch vom Alten zum Neuen. Das Wegschieben der „rohen“ Ideen des Bauernmillionärs Lopachin. Das Nicht-verstehen-Wollen, das Nichtakzeptieren, Aufschiebenwollen der unangenehmen Wirklichkeit. Der Ball während der Versteigerung, der letzte ausufernde Tanz in den morschen Räumen, die Gäste, die sich gewandelt haben. Und die grelle, brachiale, monsterhafte Freude des Gewinners Lopachin. Das die Musik zertrampelnde Lachen. Die Abfahrt aus den überdeckten Möbeln, Schnee auf der Erinnerung. Die Koffer, die sich stapeln, und das Geräusch des Abholzens, der fallenden Bäume, gleichbleibend dumpf. Der Epilog des sterbenden Firs, des sterbenden Hauses, des sterbenden Kirschgartens und der sterbenden Erinnerung. Ein Musikstück, das trunken macht. Der Kirschgarten ist ein Musikstück. Die Texte sind Noten einer Partitur. Schreiben als Komposition. Tschechow kom­poniert. Die Musik verläuft unter dem Stück, hinter den Texten. Die Worte führen zu Handlungen, zu Menschen, zu Gesichtern. Tschechow komponiert Erinnerung und Sehnsucht. Der Augenblick als permanentes Zufrüh oder Zuspät. Die Besetzung ist das Orchester. Jede Rolle ist wie ein Instrument, eine notwendige Klangfarbe für diese Komposition. Immer auf dem Grat zwischen Schmerz und Glück. Die Figuren erzählen Geschichten, sprechen miteinander, aber die Musik der Szenen liegt hinter den Worten. Ein Seismograf von Verwundungen, Sehnsüchten, Enttäuschungen, Träumen, Glück und Schmerz. Ein Seis­ mo­graf der menschlichen Seele. Er zeichnet die un­ tergrün­d igen, die scheinbar nicht sichtbaren Erschütterungen auf. Er vermerkt sie, lange bevor das spürbare Erdbe­ben mit den sichtbaren Folgen zutage tritt. Es ist faszinierend, wie Tschechow diese inneren Lawinen in Worte fassen kann, ohne die Figuren preiszugeben, auszuliefern, zu überführen. Er lässt etwas von dem Inneren der Figuren ahnen, ohne dass wir uns sicher sein können. Sie bleiben verschlossen, obwohl sie sich scheinbar ständig offenbaren. Ich glaube, dass man in diesem Text nur zu Gast ist. Dass man als Schauspieler und Regisseur diese Figuren und diesen Kosmos von Tschechow nur besuchen kann. Ein Besuch, eine Begegnung mit existierenden Figuren, ein versuchtes Kennenlernen von Unbekannten, eine Annäherung. Die Figuren sind zu menschlich, als dass man sie nach nur einer Begegnung kennen kann. Ich freue mich sehr auf diesen Besuch und dieses Scheitern. „Alle sitzen in Gedanken versunken da. Stille. Man hört nur, wie Firs leise vor sich hin brummelt. Plötzlich ertönt ein „Die Bühne ist leer. Man hört, wie alle Türen abgeschlosentfernter Laut, wie vom Himmel kommend, der Laut ei- sen werden und dann die Kutschen abfahren. Es wird still. ner gerissenen Saite, ersterbend, traurig.“ Szenenanwei- In die Stille hinein ertönen dumpfe Axthiebe, die einsam und traurig klingen.“ Szenenanweisung 4. Akt sung 2. Akt 74 Ihr solltet keine Theater­stücke, sondern öfter mal euch selbst ansehen. Zum Stück Fünf Jahre hat die Gutsbesitzerin Ranjewskaja samt kleiner Entourage im Ausland gelebt, nun kehrt sie nach Hause zurück – auf ihr Landgut mit Kirschgarten. Da an der Riviera alle über ihre Verhältnisse gelebt haben, ist die Familie weitgehend mittellos und das Gut zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben. Zwar wüsste der neureiche Kaufmann Lopachin, der von Leibeigenen abstammt, einen Weg aus der Krise. Doch dafür müsste man den Kirschgarten abholzen, das Land aufteilen und darauf Sommerhäuschen für reiche, Erholung suchende Städter bauen. Die Ranjewskaja kann sich nicht entschließen, Abschied zu nehmen vom wunderschönen, aber vollkommen nutzlosen Kirschgarten und ihrem Leben, wie sie es kennt. Während man einen letzten, armseligen Ball feiert, kauft der Emporkömmling Lopachin den Kirschgarten und wirft die angestammte lebensuntüchtige Familie aus dem Haus. „Der Kirschgarten“ erzählt vom erzwungenen Abschied von einer Lebensform, die in ihrer Luxuriösität und Großzügigkeit ebenso überholt ist wie der titelgebende Kirschgarten. Anlass zu Hoffnung besteht dennoch nicht – ist doch die nachfolgende, sich auf Arbeit gründende Lebensform im Kern nicht weniger leer. Regie Tilmann Köhler ist mit Beginn der Spielzeit 2009.2010 Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden (Biografie siehe Seite 21). 75 Man wird doch bitte Unterschicht von Ewald Palmetshofer Uraufführung im Juni 2010 im Kleinen Haus Der radikale Theatertheologe Ein Porträt des Autors Ewald Palmetshofer von Andreas Klaeui Er sagt gern „radikal“. Das Mühlviertel, die österrei­chi­ sche Gegend, aus der er herkommt, ist „radikal ländlich“; auch Theologie, sein Fach, hat „was Radikales“ mit ihrem Endgültigkeitshorizont. Er hat Theologie und Philoso­phie durchaus studiert, mit heißem Bemühn, vordem schon The­aterwissenschaft und Germanistik. „Aber“, so Ewald Pal­­metshofer, „ich hatte dabei immer den Eindruck, ich ar­ beitete nur mit Sekundärbearbeitungen der Themen, die mich wirklich interessierten. Was ich suchte, war ein Denk­ handwerkszeug. Das Interesse an einer direkten inhalt­ lichen Auseinandersetzung, das war für mich der Impuls zum Fachwechsel.“ Also: Lehramt Philosophie, Psychologie, Theologie. Psy­ chologie und Philosophie sind in unsern Tagen ja durchaus gängig. Aber Theologie? „Das ist schon a bissl a No-go“, gesteht er lachend. „Theologie gilt als radikal unsexy. Mei­ne Überlegung ging dahin, dass das, was mich inte­ ressiert, in der Theologie thematisch stärker beheimatet ist. Philosophie war dazu das Korrektiv.“ tholischen Kirche hat schon „was Eingemachtes“, bestätigt Ewald Palmetshofer. Aber das war es am Ende dann doch nicht, was ihn wirklich zum Theater gebracht hat. Das kam erst später, in Wien, als er Kurzgeschichten schrieb und hernach vorlas – „ich lese irrsinnig gern vor“ – und merkte: „Die haben was Performatives.“ Das haben Palmetshofers Texte in der Tat, das liegt an ihrer Sprache, an ihrem alltagsgesättigten, sehr anschaulichen, auch im positiven Sinne redundanten, dennoch sehr ge­formten Duktus. Es ist keine realistische Sprache (auch wenn sie sich diesen Anschein gibt), es ist eine rhythmisierte, sich in immer wiederkehrenden Schlaufen bewegende hocharti­fi­ zielle Rede. „Dass die Sprache an Alltagssprache erinnert, ist eigentlich nur ein Effekt, der sich beim Zuschauer ein­ stellt“, glaubt Ewald Palmetshofer. „Das hat wohl damit zu tun, dass wir auch im Alltag nicht natürlich sprechen. Es ist eine falsche Annahme, die Art, wie wir uns mitteilen, sei urwüchsig – Kommunikation ist immer künstlich überformt. Es gibt keine ursprüngliche Begegnung zwischen Menschen.“ Man kann nicht so glauben, wie man müsste Wer seine Stücke sieht, wird das nachvollziehen können: Die Themen, die ihn umtreiben, sind tatsächlich auch die Nachdenken über das Ding Sprache Themen der Theologie. Gerechtigkeit, Leid, Tod – „in ei- Ewald Palmetshofers Figuren inszenieren ihr eigenes nem radikalen Sinn, aber ohne die Dinge jetzt aufzulösen, Sprechen. In „hamlet ist tot. keine schwerkraft“ etwa geindem man von einer Unsterblichkeit ausgeht“. Also kom- hen sie immer wieder einen Schritt zurück in der Diskursmen wir an einen Punkt, an dem sich die Gretchenfrage situation, reinszenieren ihren Dialog. Sie unterscheiden aufdrängt: Wie weit bedingt die Auseinandersetzung mit sich nicht im Sprachduktus, es ist eine Figurengruppe, geistlichen Themen, das Studium der Theologie, ähem, die aus einem gemeinsamen „Sprachpool“ schöpft. Palschluck, auch Religiosität? Ewald Palmetshofer lacht, er metshofer markiert eine deutliche Bruchstelle zwischen nimmt sich aber auch Zeit für die Antwort. Dann meint er Sprache und Sein. „Wo es ans Eingemachte geht, ist Spranachdenklich: „Man kann wohl nicht so glauben, wie man che nicht tauglich“, meint er. Sie ist kein tragendes Subsdenkt, dass man müsste, um Theologie zu studieren.“ trat, nicht alles ist sagbar: Momente von Wahrheit können Das Theologiestudium, sagt Ewald Palmetshofer, war ei­ nur im Bruch sichtbar werden, „in Ex-negativo-Momen­ne „Wette“: eine Wette mit sich selbst. „Seit Gott tot, ist ten, nicht im affirmativen Sinn inszeniert. Wahrheit ist der Himmel leer, aber nicht ganz, also fast leer, der Him- Misstrauen der Sprache gegenüber.“ mel, und drum kann man in einer allgemeinen Topogra­ fie des Himmels sagen, dass der Himmel selber zwar leer, Bevor er anfing, Dramen zu schreiben, verfasste Ewald aber als solcher, als leerer Himmel ist der Himmel eine Palmetshofer Mundarttexte. Da habe er viel nachgedacht Maschine“, heißt es in „hamlet ist tot. keine schwerkraft“. „über das Ding, wie man Sprache spricht“. Die mundart„Sexy“ ist Theologie freilich nicht – aber vielleicht nah lich gefärbte Kunstsprache, die ihn heute kennzeichnet, beim Theater? Hat nicht die Theologie, namentlich katho- ist auch eine Folge dieser Sprachproblematisierung. Wenn lischer Observanz, auch eine stark dramatische Seite? man sie beschreiben will, drängen sich musikalische Termini auf: Fugierung, Engführung, Kanon, Krebs … – vom enorm musikalisch empfundenen Sprachrhythmus ganz Katholisches Erschütterungstheater Aufgewachsen ist Palmetshofer in einem 800-Seelen-Dorf abgesehen. Das, sagt Ewald Palmetshofer, erarbeite er im oberösterreichischen Mühlviertel, ländliches („radi- sehr bewusst: „Die Musik, die in der Sprache liegt, soll auf kal“!) Industriegebiet an der Pendlerstrecke, orientiert auf einer unterschwelligen Ebene weitererzählen, was nicht Linz und die voest-Stahlwerke, für die auch der Vater ar- gesagt werden kann.“ beitete. Kein Milieu, in dem sich die Beschäftigung mit The­ater aufdrängt; außer vielleicht bei den Fronleich­nams­ Sein Porträt von Ewald Palmetshofer stellte Andreas Klaeui für prozessionen: „Da waren tatsächlich lauter Teilbühnen diese Saisonvorschau zur Verfügung. Es ist außerdem zu finden über den Ort verteilt.“ Das Erschütterungstheater der ka- auf www.nachtkritik-stuecke08.de. 76 Zum Autor Ewald Palmets­ hofer, geboren in Oberösterreich, studierte Philosophie, Psychologie und Theologie in Wien. 2008 wurde er für sein Stück „hamlet ist tot. keine schwerkraft“ zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. Außerdem erhielt er den Dramatikerpreis des bdi und wurde zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Seine Stücke wurden am Wiener Burgtheater, im Schauspielhaus Wien, an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin und im Theater an der Ruhr uraufgeführt. „In der Sprache der politischen Kommentare hat sich ein Begriff herausgebildet, der dem sozialen Riss durch die Gesellschaft einen Namen geben will. Man benennt jedoch nicht den Riss selbst, sondern das Abgerissene. Man spricht von ‚Schichten‘. Eigentlich nur von einer bestimmten Schicht. Den Gegenbegriff dazu verschweigt man, spart man aus. Man verschleiert, dass die Rede von einer Schicht, der da unten irgendwo, ein ‚Oben‘ unterstellt, und mit dem ‚Oben‘ ein Eigentliches. Es muss wohl einen Teil der Gesellschaft geben, der näher am Eigentlichen liegt, der vielleicht sogar das Eigentliche selbst ist. Und jenseits des Eigentlichen nur der Rest – unten. Manchmal dreht man das dann sprachlich ganz genau um 90 Grad und aus ‚unten‘ wird ‚draußen‘, die Ausgeschlossenen. Da dreht man das Vertikale, und die oben liegen damit drinnen, in der Mitte, und die unten sind am Rand. Man kann das weiterdrehen, schneller, und mit ein bisschen Schwung schleudert’s diese Unterschicht vielleicht auch so weit raus, dass sie über den Rand ins Nichts stürzt. Man wird doch bitte noch eine Fantasie haben dürfen. Und von den Fantasien da unten, draußen, weiß man nichts.“ (Ewald Palmetshofer zu seinem neuen Stück) 77 Rosa Enskat 78 Matthias Luckey, Annika Schilling, Benjamin Pauquet 79 80 Zusätzlich im Spielplan Nach der Probe von Ingmar Bergman Übernahme der Koproduktion vom Thalia Theater Hamburg, dem Schauspiel Hannover und dem Staatsschauspiel Dresden ab September / Oktober 2009 im Schauspiel­haus Regie: Luk Perceval Nach einer Theaterprobe bleibt Regisseur Henrik Vogler auf der Bühne zurück, um nachzudenken. Er wird von der Schauspielerin Anna gestört, die unter einem Vorwand in den leeren Saal zurückkehrt. Schnell wird klar, dass sie vor allem seine Nähe sucht. Zwischen ihnen beginnt ein Streitgespräch, das bei beiden alte Wunden aufreißt und in dem Anna den Hass auf ihre Mutter offenbart, die einst Voglers Geliebte war. Dazu stößt die alternde und alkoholabhängige Schauspielerin Rakel, mit der Vogler früher eine Liebesbeziehung verband und die sich nun noch einmal um ihn bemüht. Die Gespräche mit den beiden Frauen drehen sich um Liebe, Freundschaft und das Theater. Der schwedische Autor, Film- und Theaterregisseur Ingmar Bergman wirft einen intimen Blick hinter die Kulissen des Theaters und schafft gleichzeitig ein berührendes Werk über das Altern eines Künstlers. Nicht zuletzt ist „Nach der Probe“ eine Liebeserklärung an die Schauspielkunst. Die Verfilmung, eine der letzten Arbeiten Berg­ mans, der 2007 starb, verdichtet die Erfahrung eines Lebens in einer Intensität, für die er vom Filmfestival in Cannes zum „Besten Regisseur aller Zeiten“ gekürt wurde. Der belgische Regisseur Luk Perceval ist derzeit Haus­re­ gisseur an der Berliner Schaubühne und wird mit der Saison 2009. 2010 Oberspielleiter am Thalia Theater Hamburg. Bekannt geworden ist er unter anderem mit seinem Shakespeare-Marathon „Schlachten!“ am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Frühlings Erwachen! von Frank Wedekind in einer Bearbeitung von Nuran David Calis Übernahme vom Schauspiel Hannover ab Oktober 2009 im Kleinen Haus 1 Regie: Nuran David Calis Melchior, Moritz, Wendla und die anderen sind 14 Jahre alt. Schule und Eltern bestimmen den Alltag. Melchior ist der Beste in der Klasse, seine Eltern vertrauen ihm und lassen ihn in Ruhe – so hat er allen Freiraum, die Geheimnisse der Liebe zu erforschen. Moritz dagegen steht per­ ma­nent unter großem Druck. Er lernt bis zur Erschöpfung, um seine Versetzung nicht zu gefährden und seinen Va­ter nicht zu enttäuschen. Alles macht ihm Angst, die Mäd­ chen verwirren ihn, und seine Zukunft erscheint mehr als ungewiss. Moritz vertraut sich Melchior an, doch der hat kein Ohr für die Not seines Freundes. Denn Melchior trifft sich heimlich mit Wendla und schläft mit ihr. Danach ist nichts mehr, wie es vorher war: Wendla wird schwanger und ist damit genauso überfordert wie ihr Geliebter. Als Moritz die Versetzung nicht schafft, ist er zu­tiefst verzweifelt und begeht Selbstmord. Melchior flüchtet – vor Wendla, der Verantwortung und der Trauer um den Freund. Genau 100 Jahre nach der Uraufführung von Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ hat Nuran David Calis seine eigene Fassung der sogenannten Kindertragödie geschrieben und 2007 am Schauspiel Hannover inszeniert. Pressestimmen „ … ein Dreiklang aus überzeugendem Text, tollen Schauspielern und sehr gekonnt eingesetzten Mitteln vom Rap über die Videoleinwand bis zum präg­nanten Bühnenbild. Dass die Figuren so nah am Leben sind, ist Calis’ größte Leistung. So wird aus jugendlicher Not echte Kunst! Mit drei Ausrufungszeichen.“ Frank­f urter Rundschau Pressestimmen „Der präzise Realismus, den Perceval hier „Calis versteht es, die Zerrissenheit der Jugend auf die Bühne zu bringen. Seine Sprache ist klar, direkt und auverfolgt, zeugt von seinem empfindlichen Interesse an thentisch, niemals anbiedernd.“ Kölner Stadt-Anzeiger Fragen des Theaterbetriebs. Er spürt den labilen Grenzen nach, die zwischen Realität und Spiel im Theater gezogen sind, und zeigt, wie gefährlich dieses Spiel tatsächlich ist.“ „Ein melodramatischer Sog samt Hoffnungsschimmer am Schluss.“ Die Welt Süddeutsche Zeitung „‚Nach der Probe‘ geht noch ein Stück weiter als Bergmans „Calis bricht die Wedekind’sche Vorlage auf und bringt sie weltberühmte ‚Szenen einer Ehe‘ … Der Theatermann Per- auf die Höhe des heutigen Erfahrungshorizontes von Juceval folgt dem Meister des Psychodramas Bergman … Und gendlichen. Seine Bühnenmenschen ringen mit sich und ihren Idealen, sie legen eine direkte, aber immer emoti­ das ist gut.“ Frankfurter Rundschau onal aufgeladene, poetische Sprache an den Tag. Sie sind poetisch pulsierende Kunstfiguren, die um ein ‚authentisches Zentrum‘ aus jugendlicher Lebenswelt und Popkultur kreisen. Genau darin liegt die Kraft seiner Stücke.“ Theater der Zeit 81 Zusätzlich im Spielplan Und in den Nächten liegen wir stumm von Thomas Freyer Übernahme vom Schauspiel Hannover ab Oktober 2009 im Kleinen Haus 2 Regie: Tilmann Köhler Die Geschwister Robert und Marlen leben seit Langem ohne ihre Mutter. Sie ist eines Tages verschwunden und nie mehr zurückgekehrt. Auch der Vater ist verschwunden, abgetaucht in eine Depression. Robert versucht, einfach weiterzumachen, zu funktionieren, nach und nach verkauft er alle Möbel der Wohnung, um zu überleben. Denn auch seine Schwester Marlen ist verschwunden. Nach der Flucht der Mutter hat sie sich in ihrem Zimmer verbarri­kadiert. Robert stellt ihr seitdem regelmäßig Essen hin, die beiden sehen sich nie. Auch Maras und Jakobs Eltern haben ihre Kinder verlassen. Die Mutter ist einer Art Sekte verfallen, und der Vater ist sowieso kaum noch zu Hause. Während Mara sich in den Kellern der Wohnsiedlung den Jungen des Viertels hingibt, streift ihr Bruder Jakob nachts durch die Straßen. Die Welt dieser Jugendlichen, die gerade keine Kinder mehr sind, ist feindlich, kalt und roh; ihre Überlebenschance besteht im Traum und in der Flucht nach innen. „Und in den Nächten liegen wir stumm“, das dritte Stück des 1981 in Gera geborenen Autors Thomas Freyer, wurde zum Heidelberger Stückemarkt 2009 eingeladen. Wie schon in seinem mehrfach ausgezeichneten Erstling „Amoklauf mein Kinderspiel“ erzählt er von Jugendlichen, die in einer Gesellschaft ohne Solidarität und Wärme aufwachsen, deren Freiheiten und Möglichkeiten sie nicht beflügeln, sondern bedrohen. Regie führte Tilmann Köhler, den eine lange Zusammenarbeit mit dem Autor verbindet. Pressestimmen „Man kann ein schwebendes, poetisches, grausam-schönes und ebenso alltagsnahes wie welten­t­ rücktes Stück entdecken. Die Welt, egal, ob innen oder außen, mag eisig sein. Aber sie ist niemals hoffnungslos.“ Hannoversche Allgemeine Zeitung „Mit sicherem Gespür für die musikalischen Strukturen findet Regisseur Tilmann Köhler zu überzeugenden Stilisierungen der Abgründigkeiten des Stücks … so kühl und klar wie entschieden unsentimental.“ F.A.Z. Lulu nach der Monstretragödie von Frank Wedekind und der Oper von Alban Berg Übernahme vom Schauspiel Hannover ab Januar 2010 im Schauspielhaus Regie: David Marton 1 Musikalische Leitung: Jan Czajkowski 1 A rrangement: Sir Henry Lulu ist Femme fatale, Kindfrau, Jungfrau, Hure, sinn­liche Geliebte und Künstlermuse. Letztlich entzieht sie sich jedoch allen bürgerlichen Kategorien, scheint in Ver­ bindung mit unterschiedlichen Männern quer durch die Wunschbilder von Weiblichkeit zu wandern. Aus Doktor Golls kindlicher Gespielin Nelly wird beim Maler Schwarz die jungfräuliche Eva, während ihr dritter Ehemann, der Journalist Schöning, sie als sinnliche Mignon sieht. Sie ist viermal verheiratet, wobei alle Ehen unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuern und für die Männer tödlich enden. Mit dem Mord an Schöning beginnt für Lulu der unaufhaltsame Abstieg. Sowohl der Komponist Alban Berg als auch der Schriftsteller Frank Wedekind gehören zu den prägenden Künstlerpersönlichkeiten der Moderne. Ist Lulu bei Wedekind ein Wunschbild und gleichzeitig eine Angstvision, verwandelt sie sich in der Oper Bergs in eine junge, dynamische Heldin der Großstadt. David Marton, 1975 in Budapest geboren, studierte im Anschluss an ein Klavierstudium Dirigieren und Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Seine Theaterkarriere begann er als Bühnenmusiker unter anderem bei Christoph Marthaler und Frank Castorf. Seit 2003 entwickelt er eigene Projekte im Grenzbereich zwischen Musiktheater und Schauspiel. Er inszeniert an Theatern in Kopenhagen, Wien, Hamburg und Berlin, wo unter anderem seine viel gelobte Bearbeitung von „Wozzeck“ nach Georg Büchner und Alban Berg an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zu sehen war. Pressestimmen „Ein Team genialer Crossover-Ar­tisten. Gleich drei Künstlerinnen sind Lulu: Yelena Kuljic besetzt die coolste Version mit jazzigen Exkursionen. Yuka Yana­ gihara ist stimmlich und expressiv die Femme fatale. Die Schauspielerin Lilith Stangenberg ist geradezu verboten gut.“ die taz „Ein bestechender Theaterabend, bei dem alles stimmt.“ „Autor Thomas Freyer packt einen immer wieder am Kra- 3sat Kulturzeit gen, weil seine Sprache kühl-poetisch und dunkel-soghaft ist und weil sie auszudrücken versteht, wie todernst es ihm „In diesem parallelen Jazz-Ton, dem Ton der Alban-Bergist. Und wie sehr sich seine Figuren nach Gemeinschaft Zeit, swingen auch die hannoverschen Schauspieler mit. sehnen.“ Süddeutsche Zeitung Auch im Ensemble siegt also das Prinzip Abenteuer: Was die alles können!“ Frankfurter Rundschau „Die Schauspieler gelangen zu einem Maß von Wahrhaftigkeit, das der Beunruhigung des Textes selbst in nichts nach­ „Marton inszeniert außergewöhnlich intensiv. Eine hersteht.“ nachtkritik.de vorragende musikalische Bearbeitung, der man die Freu­de am Experiment anhört.“ NDR Kultur „Seine erfrischende Art, mit klassischen Stoffen umzu­ gehen, hat den 33-jährigen Regisseur David Marton zur großen Hoffnung im deutschsprachigen Musiktheater gemacht.“ dpa 82 ... und außerdem After the Fall. Europa nach 1989 Ein europäisches Theaterfestival zum Mauerfall 6. – 10. November 2009 im Staatsschauspiel Dresden Der Fall der Mauer am 9. November 1989 beendete nicht nur die rund 40 Jahre währende deutsch-deutsche Teilung; er bewirkte über Deutschland hinaus in ganz Europa grundlegende gesellschaftliche und politische Veränderungen. 20 Jahre nach dem Mauerfall beleuchtet das grenzüberschreitende Theaterprojekt „After the Fall“ die Auswirkungen dieses Umbruchs auf Deutschland und Europa: Goethe - I nstitute in 15 europäischen Ländern haben 19 Dramatiker damit beauftragt, Theaterstücke zu schreiben, die den gesellschaftspolitischen Wandel in ihrer Heimat reflektieren. Unter den Autoren sind bekannte Namen wie der Pole Andrzej Stasiuk ebenso wie viel gelobter Nachwuchs – etwa die moldauische Dramatikerin Nicoleta Esinencu oder der deutsche Dramatiker Dirk Laucke. Kooperationspartner des Goethe-Instituts sind jeweils Theater vor Ort. Sie alle – vom Staatsschauspiel Dresden über Det Kongelige Teater in Kopenhagen bis zum Sarajevo War Theatre – werden die Stücke ab 2009 produzieren und uraufführen. Als Höhepunkt des Projekts laden das Staatsschauspiel Dresden und das Theaterbüro Mülheim an der Ruhr im November 2009 eine Auswahl der In­szenierungen als Gastspiele nach Deutschland ein. Beglei­tet werden die Aufführungen von einem Gesprächsprogramm mit namhaften Referenten aus Deutschland und Europa, veranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung. So entsteht in der Zusammenschau ein facettenreiches Bild der jüngeren deutschen und europäischen Geschichte; gleichzeitig werden neueste Entwicklungen der zeitgenössischen europäischen Dramatik präsentiert. Der Beitrag des Staatsschauspiels Dresden zum Festival „After the Fall“ ist die Uraufführung von Dirk Lauckes „Für alle reicht es nicht“ im Kleinen Haus 2 (siehe Seite 56). „After the Fall“ ist ein europaweites Theaterprojekt des Goethe - Instituts in Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden, dem Theaterbüro Mülheim an der Ruhr und der Bundeszentrale für politische Bildung. Mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts. www.after-the-fall.eu Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen Nr. 12 Eine Installation mit 100 Expertinnen und Experten von Hannah Hurtzig / Mobile Akademie 1 Produktion: Staatsschauspiel Dresden 20. März 2010 im Kleinen Haus Der Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen versteht sich als interdisziplinäre Recherche über das Lernen und Verlernen, das Wissen und Nicht-Wissen. Der Schwarzmarkt ist ein Schau- und Produktionsraum, in dem erzählerische Formate der Wissensvermittlung ausprobiert und präsentiert werden. An Einzeltischen sitzen Expertinnen und Experten, die eingeladen sind, einen Aus­ schnitt ihres Wissens anzubieten, der sich in 30 Minuten erzählen und erlernen lässt. Das Publikum – in der Rolle der Klientin und des Klienten – hat die Möglichkeit, zwischen 60 Expertinnen und Experten und ihren Wissensangeboten auszuwählen und sich für mehrere halbstündige Gespräche einzuchecken. Die Installation imitiert bekannte Orte der Wissensvermittlung wie das Archiv und den Lesesaal und kombiniert diese mit Kommunikationssituationen, wie sie vom Markt, von der Börse, von Beratungs- und Dienstleistungsgesprächen bekannt sind. Das Thema des Schwarzmarktes wird in jeder Stadt neu gefunden ( bisher Hamburg, Berlin, Istanbul, Warschau, Graz, Wien, Liverpool ) und vervielfältigt sich dann während einer viermonatigen Recherche und Suche nach lokalen Expertinnen und Experten in über 100 Wissenspar­ tikel. Die daraus entstehende Enzyklopädie ist Text, Programmheft, Handlungsanweisung und Fahrplan des Abends. Der Dresdner Schwarzmarkt am 20. März 2010 trägt den Titel Gefühl & Ökonomie. 100 Erzählungen von alltäglichen, abwesenden oder fiktiven Zuständen. Bisherige Schwarzmärkte für nützliches Wissen und NichtWissen: Nr. 1: April 2005: Die halluzinierte Volkshochschule der Mobilen Akademie i, Kunstverein Hamburg 1 Nr. 2: Mai 2005: Die halluzinierte Volkshochschule der Mobilen Akademie ii, hau 2, Berlin 1 Nr. 3: Oktober 2005: Invisible, Unknown and Ghostly Knowledge, University of Technology, Warschau 1 Nr. 4: April 2006: Lexikon der tänzerischen Gesten und angewandten Bewegungen bei Mensch, Tier und Materie, Haus der Kulturen der Welt ( anlässlich der Eröffnung des Tanzkongresses 2006 ), Berlin 1 Nr. 5: September 2006: Invisible, Unknown and Ghostly Knowledge ii ( City Version ), Warschau 1 Nr. 6: November 2006: It’s a bird, it’s a plane, it’s Superman … – amerikanische Nahaufnahmen in 440 Di­ alogen, hau 1, Berlin 1 Nr. 7: März 2007: Routen und Orte der Mobilitätspioniere und -funktionäre, hau 2, Berlin 1 Nr. 8: September 2007: Die Gabe und andere Verletzungen des Tauschprinzips, steirischer herbst, Graz 1 Nr. 9: September 2007: Atmospheric Politics, Floating Territories, Istanbul 1 Nr. 10: Mai 2008: Wer wird schuld gewesen sein, Wiener Festwochen, Wien 1 Nr. 11: November 2008: On Waste: The Disappearance and Comeback of Things & Values, Liverpool www. mobileacademy - berlin.com Die Mobile Akademie ist ein Projekt am hau, Berlin. 83 Die Inszenierungen der Bürgerbühne Sie sind kein Schauspieler? Sie leben in Dresden oder in der Region? Sie sind entweder jung oder alt, fremder Herkunft oder deutsch, männlich oder weiblich, reich oder nicht? Oder sind Sie irgendetwas dazwischen? Dann sind Sie bei uns richtig! Wir suchen Hauptdarsteller der Wirklichkeit, die der Meinung sind, dass Leben und Spiel etwas miteinander zu tun haben, und dies gerne praktisch ausprobieren möchten. Das Theater einer Stadt wird für die Menschen dieser Stadt gemacht. Das Staatsschauspiel Dresden geht einen Schritt weiter und eröffnet im Kleinen Haus in der Neustadt eine neue Sparte: die Bürgerbühne. Wir laden Menschen aus Dresden und Region ein, selbst aktiv Theater zu gestalten. Neben der Arbeit an Schulen und mit Jugendlichen schaffen wir damit weitere Angebote, die das Theater mit der Stadt Dresden verbinden. Wir gehen davon aus, dass das Leben die interessantesten Geschichten schreibt, dass Freizeit sinnvoll vertan sein will, und machen dafür die Bühne frei! Im Kleinen Haus werden ab der neuen Spielzeit Laiendarsteller den Kollegen Profischauspielern ernsthafte Konkurrenz machen. Mit den Dresdner Darstellern kommt ein Teil ihrer Meinungen, ihrer Geschichten und ihrer Stadt auf die Bühne. Die Bürgerbühne sucht nach der gesellschaftlichen Verbindung von Leben und Theater und unterscheidet sich von herkömmlichen Bürgerforen durch spielerische Elemente wie Unernst und Anfassen. Die Teilnahme ist grundsätzlich freiwillig und möglich. Die Bürgerbühne erweitert das Angebot für Laiendarsteller und greift das Engagement des Dresdner Bürgerchors auf. Bürger aller Altersstufen können sich an unterschiedlichsten Theaterprojekten beteiligen, von denen einige im Folgenden vorgestellt werden. Die Bürgerbühne und die Theaterpädagogik werden geleitet von der Regisseurin Miriam Tscholl unter der Mitarbeit der Theaterpädagogen Ulrich Reinhardt und Maike Döschner. Informationen zu allen hier vorgestellten Produktionen der Bürgerbühne erhalten Sie unter Internet: www.staatsschauspiel-dresden.de 1 Telefon: 0351.49 13 – 849 1 E-Mail: [email protected] Die Nibelungen Eine Heldensaga nach Friedrich Hebbel Eine Produktion mit Jugendlichen aus Dresden Premiere am 25. September 2009 im Kleinen Haus 1 Regie: Marc Prätsch 1 Bühne: Philipp Nicolai 1 Kostüm: Irène Favre de Lucascaz 1 Musik: Sven Kaiser Die Nibelungensage speist sich aus jahrhundertealten Überlieferungen, sie wird als typisch deutscher Mythos angesehen. Im Zentrum stehen mächtige Ritter und streitbare Königstöchter: Da ist der Burgunderkönig Gunther, der Brunhild von Island heiraten will, die bisher noch jeden Mann im Kampf getötet hat. Der unbezwingbare Drachentöter Siegfried hingegen will die Burgunderprinzessin Kriemhild für sich gewinnen, die geschworen hat, sich niemals zu verlieben. Siegfried ist der ungewöhnlichste aller Helden, macht er sich doch rein gar nichts aus Macht, Reichtum und Königswürden. Sein ärgster Feind ist Hagen von Tronje, dessen „Nibelungentreue“ sprichwörtlich geworden ist und der nur darauf wartet, im entscheidenden Augenblick zuzuschlagen. Sie alle sind stark, eigensinnig und kennen kein Maß. Ihre Geschichte erzählt von Betrug und Verrat, von Scham, Stolz und unerbittlicher Rache. Das neue Theaterprojekt taucht mit Jugendlichen aus Dresden ein in eine mythische Welt, um gemeinsam herauszufinden: Wer sind die Nibelungen heute? Gesucht werden junge Leute zwischen 13 und 23 Jahren, die als Schauspieler, Sänger, Musiker oder Tänzer auf der Bühne stehen wollen. Wir freuen uns auf Jugendliche aller Schulzweige und Nationalitäten, auf Berufsschüler und Studenten. Anmeldung bis zum 08. 05. 2009. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Der Regisseur Marc Prätsch studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und arbeitet seit 2003 als Regisseur. Mit seiner viel beachteten Inszenierung von Shakespeares „Romeo und Julia“ wurde 2007 das Junge Schauspiel Hannover eröffnet. Beteiligt waren 30 jugendliche Laien auf der Bühne und hinter den Kulissen. „Romeo und Julia“ wurde 2008 zum Schultheaterwettbewerb „Liebe Macht Tot(d)–Schüler spielen Shakespeare“ nach Berlin eingeladen. Im Juni 2009 erhält Marc Prätsch von der Gemeinschaft der deutschen Intendanten den Dr.-Otto-Kasten-Förderpreis für junge Theaterschaffende. Magazin des Glücks Nach einer Revue von Ödön von Horváth Eine Produktion mit 1-Euro-Jobbern gegen den Stress des Nichtstuns Premiere am 21. November 2009 im Kleinen Haus 3 Regie: Miriam Tscholl 1 Bühne: Nicola Schmid Das Leben ist kein rosa Frotteeschlafanzug. Die Welt ist viel zu groß, als dass jeder sie genießen könnte. Das weiß auch der clevere Unternehmer, der sich bescheiden King Atlas nennt. Sein Etablissement, das „Magazin des Glücks“, soll für ein Eintrittsgeld alles bieten, was der trostlose und schlechte Alltag nicht zu bieten hat: Italien, den Orient, Grönland, Paris, Chicago und das Paradies. Gleich rechts neben dem Eingang befindet sich ein DressingRoom, in dem alle Besucher für die glücklichen Stunden vorbereitet werden. Im großen amerikanischen Stil wird 84 hier die Gelegenheit geboten, sich vollständig zu restaurieren. Nicht nur gebadet, frisiert, manikürt und massiert kann man dort werden. Die zahlreichen Angestellten dieser Abteilung erfrischen die Besucher mit optimistischen Gesprächen, wie Psychoanalytiker nehmen sie ihnen für ein paar Stunden die Sorgen ab und machen ihnen Mut und Hoffnung. Die Kinder sind währenddessen im Tierkinderzoo gut versorgt. Doch an einem Abend geschieht etwas Besonderes … Das „Magazin des Glücks“ ist ein unernstes Spiel über den Ernst des Lebens und ein Prosit auf das Theater, die Welt aus Pappe, Technik und Schein. Gesucht werden spielfreudige Dresdner Bürger im Alter von 9 bis 99 Jahren, die aufgrund von zu viel Freizeit freiwilliger oder unfreiwilliger Art Lust auf ein Theaterprojekt haben. Auch Musiker sind herzlich willkommen! Anmeldung bis zum 01.09.2009. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Miriam Tscholl studierte Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis am Institut für Medien und Theater der Universität Hildesheim, wo sie auch als künstlerische Mit Mitarbeiterin tätig war. Ihre Inszenierungen wurden auf zahlreichen europäischen Festivals gezeigt und mit dem niedersächsischen Lottopreis für freies Theater ausgezeichnet. Miriam Tscholl leitet ab der Spielzeit 2009.2010 „Die Bürgerbühne“ und die Theaterpädagogik am Staatsschauspiel Dresden. Alles auf Anfang! Sieben Dresdner lassen sich neu erfinden Eine Produktion mit Dresdner Bürgern, Berliner Dramatikern und Schauspielern des Ensembles. Premiere im Früh Frühjahr 2010 Gefördert im Fonds Heimspiel der Kulturstiftung des Bundes und in Zusammenarbeit mit der udk Berlin Sieben Studierende des Studiengangs Szenisches Schreiben der Universität der Künste in Berlin sind eingeladen, in Dresden auf die Suche nach Geschichten zu gehen, die das Leben schreibt. Jeder junge Autor entdeckt einen Dresdner, dessen Geschichte er nachzeichnen und neu zeichnen wird. Ausgehend von Gesprächen mit den sieben Dresdner Bürgern werden die Autoren jeweils zwei Monologe schreiben: einen, der aus dem Leben gegriffen ist und in Zusammenarbeit mit dem Befragten entsteht, und einen fiktiven, der der Fantasie des Autors entspringt. Wie wäre das Leben verlaufen, wenn es an einem bestimmten Punkt eine Wendung genommen hätte? Wie war das Leben zum Glück – oder leider nicht? Wunsch und Wirklichkeit, Selbstbeschreibung und Fremdwahrnehmung stehen schließlich auf der Bühne nebeneinander, erzählt von den sieben Dresdnern selbst und von Schauspielern des Ensembles. Aus 14 Texten setzt sich ein Panorama aus Dresdner Leben und Lebensträumen zusammen, das sichtbar macht, dass alles auch ganz anders möglich ist. sicht FKK . Eine Frauenkörperkomödie von Melanie Hinz Eine Produktion mit Frauen von 16 bis 99 Jahren Uraufführung im April 2010 im Kleinen Haus 3 Regie: Melanie Hinz 1 Bühne: Ariane Schwarz Lieber Kind als Karriere? Lieber YouPorn als PorNo? Nun Missy statt Emma? Heute rosa Minirock und früher lila Latzhose? Damals Hildegard Knef, heute Heike Makatsch? Manchmal Mann, manchmal Frau und manchmal beides? In „fkk. Eine Frauenkörperkomödie“ fahnden Mädchen und Frauen im Alter von 16 bis 99 Jahren nach weiblicher Identität und Sexualität im eigenen Alltag sowie in Literatur und Popkultur. Sie erzählen sich vom „ersten Mal“, von Hygieneweisheiten ihrer Mütter, von den Schmerzen der Geburt, vom Umgang mit ihrem Körper, vom Coming-out, von der großen Liebe und von Zeiten der Lustlosigkeit. Dabei entpuppt sich das Private noch immer als politisch: Sexualität im Alter und Pornografie in der Jugendkultur stehen ebenso auf dem Spiel und zur Debatte wie die Frage: Wie hat sich seit der Wende 1989 das Frauenbild im Osten Deutschlands verändert? Bilder einer Frauengeschichte im gesellschaftlichen Wandel der Zeit und der Generationen entstehen – Starschnitte, Songs und Sehnsüchte inklusive. Gesucht werden Mädchen und Frauen, Damen und Zicken, Diven und Schrullen, Barbies, Tomboys und Mauerblümchen, Enkelinnen und Töchter, Mütter und Großmütter, die Lust auf ein Frauen-Theater-Projekt haben. Anmeldung bis zum 01. 11. 2009. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Melanie Hinz entdeckte ihr Interesse an der Regie am „Theater der Geschlechter“ während ihres Studiums der Prak Praktischen Theaterwissenschaft an der Universität Hildesheim. Die Jury des „Körber Studios Junge Regie“ zeichnete ihre Genderperformance „BodyCheck“ 2008 mit dem Innovationspreis aus. Hinz unterrichtet am Hildesheimer Institut für Medien und Theater und ist Performerin der Fräulein Wunder ag. 85 Die Clubs der Bürgerbühne Wie kann Theater die Wirklichkeit besser widerspiegeln als mit Menschen aus der Stadt, den wahren „Ex „Experten des Alltags“? Neben unseren Inszenierungsangeboten sind in den Bürgerclubs Menschen aus Dresden und Region eingeladen, sich in wöchentlichen Workshops zu treffen, um gemeinsam Theater zu spielen. Die Themen der Auseinandersetzung sind dabei so verschieden wie die Menschen dieser Stadt. Die Bürgerbühne sucht nicht das Perfekte, denn gerade das Nichtperfekte ist interessant. Wenn Sie also gerne auf eine wöchentliche Vorabendserie verzichten oder immer schon mal ausprobieren wollten, wie es ist, auf der Bühne zu stehen, dann kommen Sie in einen der Bürgerclubs im Kleinen Haus! Am Ende der Spielzeit wird es jeweils eine Werkstattpräsentation geben. Für Anmeldungen zu den Clubs und für weitere Informationen wenden Sie sich an Miriam Tscholl, Telefon: 0351.49 13 – 849 1 Ulrich Reinhardt, Telefon: 0351.49 13 – 740 1 Maike Döschner, Telefon: 0351.49 13 – 742 1 E-Mail: [email protected] Club der neugierigen Bürger 14 – 24 Jahre Dieser Bürgerclub ist für jugendliche Theaterfreaks und solche, die es werden wollen. Ohne gleich den Druck einer Aufführung im Nacken zu haben kann man hier verschiedene Theatertechniken kennenlernen und ausprobieren. Der Weg ist das Ziel, und was dabei rauskommt, ist ein Experiment. Leitung: Maike Döschner 1 Termine: 09.2009 – 06.2010, wöchentlich Club der anverwandten Bürger 1 – 99 Jahre In diesem Club soll die Familie zu Wort kommen! Als Fachleute ihres Gebiets können hier Vater, Mutter, Kind, Oma und Opa, Schwester und Bruder und alle Stiefeltern und -geschwister das Zusammenleben thematisieren. Material gibt es genug: aus dem eigenen Leben und aus allen Stoffen der Weltliteratur, von Schneewittchen und der Orestie bis zu den Buddenbrooks. Ziel am Ende der Spielzeit ist es, eine große Familiensaga auf einer der Bühnen im Kleinen Haus zu präsentieren! Es sind alle willkommen, die zueinander in irgendeiner Art von Verwandtschaftsverhältnis stehen. Leitung: Ulrich Reinhardt 1 Termine: 09.2009 – 05.2010, wöchentlich Club der anders begabten Bürger 9 – 99 Jahre Wer ist normal und was ist normal? Im Theater ist erst einmal nichts normal. Dieser Club ist offen für alle Darsteller, die von der Mehrheit unserer Gesellschaft als „geistig behindert“ eingestuft werden. Jeder spielt hier nach seinen eigenen Fähigkeiten und Interessen. Mitreißende Spielfreude, Authentizität und Spontaneität sind die Pfunde dieser Spielergruppe. Und mit diesen wuchern sie üppig und bezaubernd! Leitung: Miriam Tscholl 1 Termine: 09.2009 – 05.2010, wöchentlich Club der dramatischen Bürger 14 – 24 Jahre Da stehen sie wieder auf dem Spielplan – die ganz großen Menschheitsthemen: „Romeo und Julia“ sind in der Liebe und selbst im Tod vereint, Hebbels „Nibelungen“ verfolgen einander aus Rache bis zum bitteren Ende, Macht und Geld lassen Dürrenmatts „Alte Dame“ in die Geschicke einer Kleinstadt eingreifen und „Don Carlos“ verliert den Kampf gegen das politische System. Und was geht mich das an? Dieser Bürgerclub für junge Leute hat drei Blöcke. In jedem Block wählen wir uns jeweils eine Inszenierung aus dem Spielplan aus, die wir darauf abklopfen, was uns davon hier und heute eigentlich berührt. Wir wollen auf der Bühne unsere Sehnsucht nach Liebe herausschreien, die nächste Revolution anzetteln oder vielleicht den Sinn des Lebens finden. Am Ende jedes Blocks steht eine Werkstattaufführung. Dabei werden wir mit unterschiedlichsten Formaten experimentieren: Performance, szenische Lesung, Hip-Hop-Battle, Tanz, Gesang oder Blockflötenspiel … Leitung: Ulrich Reinhardt 1 Termine: 09.2009 – 06.2010, drei Blöcke à zwei Monate, wöchentlich, Teilnahme an einzelnen Blöcken möglich 86 Club der verschwenderischen Bürger 14 – 24 Jahre Wir erfinden ein Stück! Ob Erlebtes, Zusammengeklautes, eine konkrete Stückvorlage oder die Zeitungsmeldungen der Wirtschaftsseite – alles ist in diesem Bürgerclub als Ausgangsmaterial möglich und gewollt. Acht Monate lang können junge Bürger hier ihre Jugend verschwenden, ausprobieren, rumspinnen, verwerfen, sich anfassen, streiten und sich wieder in die Arme fallen. Am Ende steht das fertige Stück mit Premiere, Premierenfeier und allem, was zu einer „richtigen“ Aufführung gehört. Leitung: Ulrich Reinhardt 1 Termine: 09.2009 – 05.2010, wöchentlich Late Night – Culture Clash Banker meets Punk! Denn eine Großstadt ist eine diffuse Ansammlung von Spezialgruppen: Punks, Banker, Adelsfamilien, Kaninchenzüchter, Truckfahrer, Veganer, Vietnamesen, Politiker, Mütter, Asylbewerber, Fußballfans, Gangsta-Rapper, Topmanager, Hartz-iv-Empfänger, Straf Straf-gefangene, FrauenrechtlerInnen, Preisgekrönte, Schönheitschirurgen, Türsteher, Umweltschützer, Heterosexuelle usw. In unserem „Late Night – Culture Clash“ treffen jeweils zwei Dresdner Expertengruppen aufeinander undgeben ihr Bestes. Unalltägliche Aktionen und Gespräche garantieren keine Versöhnung, aber einen fairen und furchtlosen Dialog. Vorsicht: Dieses Abendformat mit Barbetrieb und dj unterscheidet sich von herkömmlichen Bürgerforen durch die Faktoren Unernst und Anfassen! Leitung und Moderation: Ulrich Reinhardt und Miriam Tscholl 1 Termine: regelmäßig freitags ab 22 Uhr im Kleinen Haus Dresdner Bürgerchor e..V. Der Dresdner Bürgerchor e.v. wurde 2003 anlässlich der „Orestie“-Inszenierung von Volker Lösch gegründet. Die Choristen sind Laien und haben seither in zahlreichen Aufführungen am Staatsschauspiel Dresden mitgewirkt, unter anderem 2004 in Löschs Inszenierung von Hauptmanns „Die Weber“, Büchners „Woyzeck“ und zuletzt 2009 in „Die Wunde Dresden“. Der Dresdner Bürgerchor ist ein Beispiel für die gelungene Verbindung des Theaters mit den Bürgern seiner Stadt. Für die Inszenierung „Das Schat Schattenkabinett“ unter der Leitung von Bernd Freytag erhielt der Dresdner Bürgerchor den Publikumspreis 2007 beim 100-Grad-Theaterfestival in Berlin. Auch in dieser Spielzeit wird der Dresdner Bürgerchor weitergeführt. Die Mitglieder treffen sich wöchentlich, um sich neuen Themen und Projekten zu stellen. Kontakt: Miriam Tscholl 1 Termine: 09.2009 – 05.2010, wöchentlich unart – für Jugendliche von 13 bis 18 Jahren Ein Jugendwettbewerb für multimediale Performances Einmal mit einem eigenen Projekt 15 Minuten auf der Bühne stehen! In Frankfurt / Main, Hamburg, Berlin und nun auch zum ersten Mal in Dresden erhalten jeweils acht ausgewählte Gruppen die Chance dazu! Vorschlagen könnt ihr jedes Thema, jede Umsetzung, jede Form, die euch wichtig erscheint. Einzige Bedingungen sind, dass das Projekt etwas mit eurem eigenen Leben zu tun hat, mindestens zwei Kunstformen (wie zum Beispiel Theater, Film, Tanz oder Musik) miteinander verbindet und selbst ausgedacht ist. Das Theater vermittelt einen künstlerischen Coach, der euch bei eurer Arbeit unterstützt. Denn eure Gruppe führt selbst die Regie. Der Coach steht als erster Zuschauer im Probenprozess Rede und Antwort. Er greift eure Ideen auf, kann euch mit unterschiedlichen PerformanceAnsätzen bekannt machen oder professionelle Techniken für eure Umsetzung vermitteln. Bei den Finalrunden im Januar 2010 wählt eine Expertenjury die zwei interessantesten Projekte aus jeder Region aus. Diese sind dann zur unart-Tournee in alle vier Städte eingeladen: „Best of unart“ findet im Februar 2010 auf den Bühnen des Schauspiel Frankfurt, des Maxim Gorki Theaters Berlin, des Thalia Theaters Hamburg und des Staatsschauspiels Dresden statt. Für die Bewerbung skizziert ihr eure eigene Idee für eine 15-Minuten-Performance kurz und knapp auf dem unter www.unart.net bereitgestellten Bewerbungsbogen. Beschreibt, was eure Idee mit eurem eigenen Leben zu tun hat! Was soll auf der Bühne passieren? Welche Kunstformen wählt ihr? Und was soll der Coach können? Bewerbungsschluss ist der 15.10.2009. Danach wählt eine Expertenjury aus jeder Region acht Gruppen aus. Für diese Teams beginnt dann unmittelbar die Probenphase. Wer kann sich bewerben? Gruppen mit drei bis zwölf Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Der unart-Wettbewerb ist eine Initiative zur Förderung kultureller Jugendbildung der bhf-Bank-Stiftung in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt, dem Maxim Gorki Theater Berlin, dem Thalia Theater Hamburg und dem Staatsschauspiel Dresden. www.unart.net 87 Theater und Schule Neben der Bürgerbühne ist die Zusammenarbeit mit den Schulen eine weitere wichtige Verbindung zwischen dem Theater und der Stadt. Unsere Theaterpädagogen verstehen sich als Vermittler zwischen Schule und Theater. Was hat Theater mit den Schulstoffen der Lehrpläne und der Lebensrealität von Jugendlichen zu tun? Vermittlung kann dabei vieles sein: spielen, reden oder einen Blick hinter die Kulissen werfen … Auf diesen Seiten können Sie sich über unsere zahlreichen theaterpädagogischen Angebote für Schulklassen, Lehrer und Schüler aller Schulzweige informieren. Die Theaterpädagogik und Die Bürgerbühne werden geleitet von der Regisseurin Miriam Tscholl unter Mitarbeit der Theaterpädagogen Maike Döschner und Ulrich Reinhardt. Bitte richten Sie Ihre Anfragen an Telefon: 0351 .49 13 – 742 oder –740 1 E-Mail: [email protected] Angebote für Schulklassen Vor VorSpiel / NachSpiel Spiel Wir bieten Schulklassen spielerische Einführungen zu unseren Inszenierungen an, die wir entweder direkt in der Schule oder bei uns im Theater durchführen. Ziel ist es, durch die kreative Auseinandersetzung mit dem Theater Brücken zwischen der Inszenierung und den eigenen Lebenserfahrungen zu schlagen, Fantasie und Vorstellungsvermögen zu wecken und auf den Theaterbesuch neugierig zu machen. Im sogenannten NachSpiel werden diese praktischen Übungen mit einem Austausch über das Gesehene verbunden. Termine: nach Absprache 1 Dauer: mindestens eine Doppelstunde Blick Dahinter Bei Führungen durch das Haus können Schulklassen das Theater einmal nicht „nur“ vom Zuschauerraum aus erleben. Angebunden an einen Vorstellungsbesuch ermöglichen wir Einblicke hinter die Kulissen. Führungen, die nicht mit einem Vorstellungsbesuch verbunden sind, kosten 1,50 € pro Person. Termine: Wochentags 8.30 Uhr bis 14.00 Uhr, nach Absprache Viertel ViertelVor / ViertelNach Einführungen und Nachgespräche werden auf Anfrage zu fast allen Stücken des Spielplans angeboten. Termine: nach Absprache 1 Dauer: 45 – 60 Minuten GroßVorHaben: Das Spielplanprojekt! Wir bieten mehrtätige schulische Projekttage mit intensiven Übungen und Improvisationen zu einigen unserer Inszenierungen an. Kann man krank vor Liebe werden? Wie schnell verfliegt Liebeskummer? Und wie muss Dein Romeo oder Deine Julia sein, damit Du was riskierst? Mit den Mitteln des Theaters entwickeln wir eigene Haltungen zum Thema des Stücks. In einer Werkstattpräsentation können am Ende des Projekts die Ergebnisse vorgestellt werden. Termine und Dauer: nach Absprache Vor VorTritt Den Entstehungsprozess einer Produktion des Schauspielhauses hautnah miterleben! Nach einer ersten Einführung zum ausgewählten Stück besucht die Klasse eine Arbeitsprobe im Theater. Höhepunkt ist der Besuch der Stückpremiere inklusive Premierenfeier. Eine Nachbereitung in der Schule oder auch im Theater rundet das Angebot ab. Termine: nach Absprache 1 Ort: Schule und Theater 1 Preis: 5,00 € pro Person Vor Schlag Beratung für Ihre Theater -AG VorSchlag AG bieten wir jederzeit gerne an. Wir helfen bei der Suche nach passenden Stücken und unterstützen Sie bei der praktischen Umsetzung der ausgewählten Stoffe! Termine: nach Absprache VorGeschmack Vor Geschmack Praktische Einführungen in Gegenwartsstücke erleichtern dem „Nicht-Theaterprofi“ den Zugang zu Stücken oft weniger bekannter, zeitgenössischer Autoren. Wir bieten Vorgespräche an, um vor einem Vorstellungsbesuch die jeweiligen zeitgenössischen Text- und Inszenierungsformen kennen und schätzen zu lernen. Sek i und ii 1 Dauer: eine Doppelstunde (90 Minuten) plus Vorstellungsbesuch 1 Ort: Schule und Theater 1 Preis: 5,00 € pro Person 88 Angebote für Lehrer VorWissen Vor Wissen Einen Brief mit den neuesten Informationen, Aktionen und dem Monatsspielplan schicken wir monat monatlich an alle interessierten Lehrer, Kursleiter und Dozenten. Anmeldung: E-Mail: [email protected] Vor Schau Vergünstigte Karten für Lehrer und jeweils VorSchau eine Begleitung bieten wir für die jeweils zweite Abendvorstellung einer Inszenierung an, um ein Stück für die Klasse „vorzukosten“. Lehrer, die mit ihrer Klasse einen Vorstellungsbesuch planen, haben so die Möglichkeit, sich vorab zu informieren. Preis: 7,00 € pro Person VorBereitung Materialmappen mit Informationen zum VorBereitung Stück und praktischen Anregungen zur Arbeit mit der Klasse bieten wir zu allen Inszenierungen an. Angebote für Schüler NachHaltig: Lehrerfortbildung In Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden, für Lehrer aller Fachbereiche Dreieinhalb Tage lang Theater pur. Theaterbegeisterte Lehrer verschiedenster Fachbereiche treffen sich im Staatsschauspiel Dresden. Auf dem Programm stehen Vorstellungsbesuche, praktische Theaterarbeit und Gespräche mit Dramaturgen und Schauspielern. Am Ende werden Sie hoffentlich jede Menge Anregungen zur Einbeziehung von Theater in den Unterricht mitnehmen! Termin: 09. – 12. 02. 2010 Tagesfortbildung für Deutschlehrer Einführung in die szenische Interpretation anhand von Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ Innerhalb dieser Tagesfortbildung wollen wir uns mit der Dürrenmatt-Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden und deren künstlerischem Ansatz auseinandersetzen. Eigenes Ausprobieren soll ermöglichen, den Schülern auf kreative Art und Weise einen Zugang zu dem dramatischen Werk zu erleichtern. Das Kennenlernen verschiedener Methoden der szenischen Interpretation und die mögliche Übertragung auf den Unterricht stehen hierbei im Mittelpunkt. Leitung: Maike Döschner 1 Termin: 01.2010 Vor VorFreude Die kostenlose Infopost können alle Theaterfreunde zwischen 13 und 25 Jahren abonnieren. Was gibts Neues im Staatsschauspiel zum Mitgucken, Mitmachen oder Mitspielen? Anmeldung: E-Mail: [email protected] Vor VorPrescher: Eine Aktion für theaterbegeisterte Schüler In regelmäßigen Treffen erfahren sie, wie Theater gemacht wird und wie Inszenierungen entstehen. Sie kommen ins Gespräch mit Machern der verschiedenen Produktionen und erhalten Einblicke in die unterschiedlichen Tätigkeiten vieler Theaterberufe. Es gibt Proben- und Vorstellungsbesuche mit Stückeinführungen und Leseproben, in denen gemeinsam Theaterstücke gelesen und besprochen werden. Die gesammelten Informationen geben die VorPrescher in der Schule weiter und verteilen Monatsspielpläne, Plakate, Postkarten etc. Die Eintrittskarten zu allen Veranstaltungen des Staatsschauspiels Dresden bekommen die VorPrescher für nur 3,50 €! Weitere Spielangebote für Jugendliche finden Sie in der Sparte Die Bürgerbühne! Tagesfortbildung für Theaterlehrer für Lehrende des Künstlerischen Profils an Gymnasien oder Neigungskurs Theater an Mittelschulen Wie komme ich von einer Idee oder einem Thema zu einer Aufführung? Viele Lehrer haben schon Erfahrung darin, ein fertiges Stück auf die Bühne zu bringen. Aber wo fange ich an und wie gehe ich vor, wenn ich gemeinsam mit den Schülern ein Stück entwickeln möchte? Ziel dieser Fortbildung ist das Kennenlernen von unterschiedlichen Methoden der Inszenierungsarbeit mit Jugendlichen. Anhand von praktischen Beispielen und eigenem Ausprobieren werden unterschiedliche Herangehensweisen der Stückentwicklung vorgestellt. Leitung: Maike Döschner (Staatsschauspiel Dresden) und Stephan Hoffmann (Theater Junge Generation) Termin: 08. 10. 2009 Pädagogischer Tag Ihre Schule plant einen pädagogischen Tag fürs Lehrerkollegium? Wie wäre es mit einer Theaterfortbildung für die Lehrer einzelner Fachbereiche? Gerne bieten wir an unserem Haus Einführungen in die szenische Interpretation für Deutschlehrer oder fachbezogene Fortbildungen zu Stücken unseres Spielplans an. 89 Extras Führungen Einmal im Monat bieten wir Führungen durch das Schauspielhaus an. Wer­ fen Sie einen Blick hinter die Kulissen, auf und unter die Bühne. Der Rundgang eröffnet Einblicke in die Theatertechnik, spannende Rückblicke in die Geschichte des Hauses und vermittelt auch einen Eindruck von der Theaterarbeit sowie den Abläufen von der ersten Probe bis zur Premiere. Wer hat hier eigentlich schon auf der Bühne gestanden? Wie sah das Haus vor dem Umbau aus, wie nach der Flut? Was und wo ist der Theaterwurm? Wo werden die großen Bühnenbilder gelagert, die gerade nicht dran sind? Wie viele Sterne stehen am Bühnenhimmel? Krönender Abschluss der rund einstündigen Tour ist die Fahrt mit dem Hubpodium in die Unterbühne. Die Termine der Führungen entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Unter 0351 . 49 13 – 562 vereinbaren wir gerne auch individuelle Termine für Sonder- und Gruppenführungen. Matineen, Einführungen und Publikumsgespräche In regelmäßigen Matineen, Einführungen und Publikumsgesprächen er­ halten Sie Einblicke in die aktuellen Produktionen. Die Einführungen wer­ den von den Dramaturgen jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn gegeben. Hier erfahren Sie mehr über die Inhalte der Stücke und die konzep­ tionellen Hintergründe der Inszenierungen. Bei Publikumsgesprächen ha­ ben Sie die Gelegenheit, mit den Schauspielern und den Dramaturgen ins Gespräch zu kommen und sich unmittelbar nach der Vorstellung mit ihnen auszutauschen. Die genauen Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Tanztee für Beginner und Könner Möchten Sie auch gerne mal wieder in gepflegter, aber legerer Atmosphäre tanzen? Ist Ihr Partner aber nicht vom Sofa wegzubewegen? Wollten Sie schon immer Ihre Tanzschritte verbessern? Oder sich daran erinnern, wie Walzer linksherum geht? Und – mal ehrlich – können Sie sich einen schöneren Ort zum Tanzen denken als das prächtige Foyer des Schauspielhauses mit Blick auf den Zwinger? Sehen Sie! Wir entstauben das fast vergessene Genre „Tanztee“ und brühen es taufrisch auf. Ob Sie tanzunkundig oder parkettsicher sind, allein oder zu zweit: Jeder ist willkommen! Unter professioneller Anleitung führen wir Sie durch den Nachmittag und geben Ihnen diskrete Hilfestellung und sachdienliche Hinweise zu Standards, Latin und was Sie sonst schon immer mal tanzen wollten. Und keine Sorge, wenn Sie allein kommen, es werden genügend Tanzprofis da sein: Garantiert niemand wird sitzen bleiben! Die Atmosphäre ist zwanglos, aber gepflegt, höflich, aber nicht steif. Vertanzen Sie mit uns den Sonntagnachmittag. Ihre Füße werden sich freuen. An ausgewählten Sonntagen im Schauspielhaus. Die Termine entnehmen Sie bitte den aktuellen Monatspublikationen. Gastronomie Zu Beginn der Spielzeit 2009. 2010 wird der renommierte Gastronom Oliver Schlupp das Restaurant im Schauspielhaus als neuer Pächter übernehmen. Mit dem Wechsel verbunden ist künftig eine zeitgemäße Innenausstattung in denkmalgeschütztem Ambiente sowie ein neues attraktives gastronomisches Angebot zu moderaten Preisen. Als besonderen Service können unsere Besucher speziell auf Inszenierungen abgestimmte Theatermenüs im Paket mit ihren Eintrittskarten bestellen, die Tischreservierung vor und nach der Vorstellung sowie in der Pause ist inbegriffen. Auch das Bistro im Kleinen Haus bietet unseren Besuchern ein umfangreiches Angebot von Getränken über Snacks bis zu gehobenen Speisen in moderner Atmosphäre. So ist in beiden Spielstätten die kulinarische Versorgung der Theaterfreu­n­­de gewährleistet – nicht die schlechteste Art, einen Theaterabend einzuleiten oder ausklingen zu lassen. 90 Dresdner Reden in Kooperation mit der Sächsischen Zeitung Die vom Staatsschauspiel Dresden mit der Sächsischen Zeitung veranstaltete Reihe „Dresdner Reden“ setzen wir auch in der Saison 2009. 2010 fort. Die Reihe besteht seit 1992, und bisher haben sich über 60 Künstler, Po­l itiker, Schriftsteller, Architekten, Journalisten und Historiker auf der Bühne des Schauspielhauses zu aktuellen Themen der Zeit- und Kulturgeschichte geäußert. Dabei waren unter anderen Willy Brandt, Egon Bahr, Hans-Dietrich Genscher, Tschingis Aitmatow, Regine Hildebrandt, Christa Wolf, Alfred Hrdlicka, Walter Jens, Günter Grass, Adolf Muschg, György Konrád, Peter Sloterdijk, Daniel Libeskind, Alice Schwarzer, Helmut Schmidt, Joschka Fischer, Gerhard Schröder, Elke Heidenreich, Jörn Rüsen, Fritz Pleitgen, Jan Philipp Reemtsma und Meinhard von Gerkan. Die aktuellen Termine ent­nehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. „Creme frech“-Kabarettreihe Auch in der Spielzeit 2009. 2010 setzen wir in Zusammenarbeit mit der Herkuleskeule die Reihe „Creme frech“ fort. Deutschlands renommierteste Kabarettisten präsentieren politisches Kabarett auf höchstem Niveau. Am 11. 10. 2009 wird Mathias Richling zu Gast sein, gefolgt von Hagen Rether am 08. 02. 2010. Weitere Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Musik zwischen den Welten Wenn die Theater- und Konzertagentur Andreas Grosse internationale Mu­ siker aus den verschiedensten Ländern und Kulturen einlädt, dann ist das Kleine Haus voll von begeisterten Musikliebhabern unterschiedlichster Stilrichtungen. Daran soll sich auch in dieser Spielzeit nichts ändern. Zwischen Tradition und Moderne, Ost und West, konzertant und improvisiert, instrumental und a cappella sind die Konzerte der Reihe angesiedelt, und das Programm ist so vielfältig wie die Weltmusik selbst, mit Einflüssen aus Folk, Jazz, Rock, Pop und Klassik. Die Konzerte finden jeweils am Sonntagabend statt. 27. 09. 2009 25. 10. 2009 01. 11. 2009 22. 11. 2009 29. 11. 2009 06. 12. 2009 Uzume Taiko / Japan Karan Casey / Irland The Vocal Octet / Israel (A-cappella-Musik in Zusammenarbeit mit der 13. Jiddischen Musik- und Theaterwoche Dresden) Kroke / Polen Dikanda / Polen Norland Wind / Norwegen, Schottland, Irland, Deutschland Weitere Termine entnehmen Sie bitte den aktuellen Monatsspielplänen. Mehr Infos auch unter www.mzdw.de. Kooperationen Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Seit der Wiedereröffnung des Kleinen Hauses im Jahr 2005 kooperieren das Staatsschauspiel Dresden und die Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden. Jährlich kommen zwei Inszenierungen der Hochschule für Musik im Kleinen Haus zur Aufführung. Im November erfolgt die Wiederaufnahme der „Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart, eine Koproduktion der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden und der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Musikalische Leitung: Ekkehard Klemm 1 Regie: Andreas Baumann Eine zeitgenössische Kammeroper des 20. Jahrhunderts wird die zweite Produktion dieser Spielzeit sein. Sie entsteht ebenfalls in Koproduktion mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Musikalische Leitung: Franz Brochhagen 1 Regie: Andreas Baumann 1 Premiere: 05. 2010 Palucca Schule Dresden und das Palucca Tanz Studio Die Palucca Schule Dresden – gegründet 1925 von der Tänzerin und Tanzpädagogin Gret Palucca (1902 bis 1993) – ist heute die einzige eigens dem Tanz gewidmete eigenständige Tanzhochschule Deutschlands. Das Palucca Tanz Studio existiert als eigene Kompanie der Hochschule für Tanz seit dem Jahr 2002. Studierende des Hauptstudiums der Palucca Schule sollen hier im professionellen Rahmen Bühnenerfahrung sammeln. In Kooperation mit dem Staatsschauspiel Dresden und auch in Kooperation mit anderen Theatern entstehen im Rahmen des Palucca Tanz Studios jährlich neue Choreografien, die vor Ort, aber auch auf Gastspielen in Deutschland und international vorgestellt werden. Das Staatsschauspiel Dresden wird die Kooperation in der Spielzeit 2009. 2010 fortsetzen. Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Stadtmuseum Dresden und Städtische Galerie, Gläserne Manufaktur von vw, Dresden Marketing GmbH, Hilton Hotel, Hotel Taschenbergpalais Kempinski, The Westin Bellevue, Steigenberger – Hotel de Saxe und Maritim Hotel Dresden & icc Kontakt: Cornelia Walter 1Postanschrift: c/o Staatsschauspiel Dresden, Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1Besuchsanschrift: c/o Dres­d ner Kulturmagazin, Schweriner Straße 48, 01067 Dresden ETC – European Theatre Convention Seit 2007 ist das Staatsschauspiel Dresden Mitglied der European Theatre Convention (etc). Bestehend aus 41 Theatergesellschaften aus 24 Ländern, bildet die etc eines der bedeutendsten Theaternetzwerke Europas. Präsident der etc ist Jean-Claude Berutti, Intendant der Comédie de SaintEtienne, Frankreich. Anrechtsinhaber des Staatsschauspiels Dresden haben die Möglichkeit, die Inszenierungen aller etc-Theater kostenfrei zu besuchen. Eine detaillierte Liste der etc-Mitglieder, deren aktuelle Spielpläne sowie weitere Informationen über die European Theatre Convention sind unter www.etc-cte.org zu finden. Hochschule für Bildende Künste Dresden Die Hochschule für Bildende Künste Dresden ist ein langjähriger Kooperationspartner in der Ausbildung. Viele Studenten der Studiengänge Bühnen- und Kostümbild sowie Theaterausstattung haben ihre ersten praktischen Erfahrungen am Staatsschauspiel Dresden als Ausstattungsassistenten bzw. Praktikanten gesammelt und von hier aus ihre berufliche Karriere gestartet. Die Hochschule für Bildende Künste ist darüber hinaus auch Kooperationspartner der Opernklasse der Hochschule für Musik, die im Kleinen Haus ihre Heimstätte gefunden hat. Kultur Quartier Dresden In kaum einer anderen europäischen Stadt findet sich Kultur in solcher Vielfalt auf so konzentriertem Raum. Eine Besonderheit der Stadt Dresden, der 2002 mit dem Zusammenschluss der führenden Kultureinrichtungen zum Kultur Quartier Dresden besonderer Nachdruck verliehen wurde. Seither ist dieser bemerkenswerte innerstädtische Verbund aus Kulturins­ titutionen und gehobener Hotellerie stetig gewachsen. Heute arbeitet er auf verschiedenen Ebenen an der Vernetzung der vielfältigen Aktivitäten, um so neue attraktive Angebote für die Besucher zu schaffen. Neben der KultTourCard für junge Menschen oder Hotelarrangements für Touristen werden in regelmäßigem Austausch gemeinsame Ideen und Konzepte für die kulturelle und ästhetische Bildung erarbeitet. Von der ersten FamilienRallye im Mai 2009 bis zu Diskussionsveranstaltungen schaffen vielfältige Aktivitäten immer neue Zugänge zu Themen und Inhalten der Kultur. Darüber hinaus ist das Kultur Quartier Dresden ein Forum für kulturpolitische Stellungnahmen, das dank der Bedeutung seiner Mitglieder regional und überregional Gehör findet, meinungsbildend ist und somit die gemeinsamen Anliegen der Mitglieder wirkungsvoll zu vertreten vermag. 2009. 2010 wird neben vielen Aktivitäten das Engagement für ein koordinierteres Stadtmarketing im Mittelpunkt stehen, während die Wiedereröffnung des Albertinums im Juni 2010 neue Wege durch das Quartier schaffen und Anlass zum Feiern bieten wird. Weitere Informationen zum Kultur Quartier Dresden finden Sie unter www.kulturquartier-dresden.de. Mitglied im Kultur Quartier Dresden sind: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Semperoper, Staatsschauspiel, Synagoge, Frauenkirche, Kreuzkirche, Deutsches Hygiene-Museum, Dresdner Philharmonie, Staatliche 91 Ensemble und Mitarbeiter 2009.2010 Schauspieler Ensemble: Cathleen Baumann, Sonja Beißwenger, Thomas Braungardt, Mila Dargies, Thomas Eisen, Rosa Enskat, Christian Erdmann, Christian Friedel, Albrecht Goette, Sascha Göpel, Olivia Grigolli, Picco von Groote, Stefko Hanushevsky, Benjamin Höppner, Christine Hoppe, Holger Hübner, Vera Irrgang, Regina Jeske, Lars Jung, Matthias Luckey, Philipp Lux, Ahmad Mesgarha, Wolfgang Michalek, Anna-Katharina Muck, Benjamin Pauquet, Ina Piontek, Karina Plachetka, Tom Quaas, Torsten Ranft, Matthias Reichwald, Annika Schilling, Lore Stefanek, Antje Trautmann, Sebastian Wendelin, Helga Werner 1 Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden: Sarah Bonitz, Christian Clauß, Benedikt Kauff, Annett Krause, Sophia Löffler, Moritz Löwe, Henner Momann, Thomas Schumacher, Eike Weinreich, Ines Westernströer Intendanz Intendant: Wilfried Schulz 1Mitarbeit und Sekretariat: Jeanette Seeger 1 Persönlicher Referent des Intendanten und künstlerische Produktionsleitung: Christof Belka 1 Kaufmännischer Geschäftsführer: Hergen Gräper 1 M itarbeit und Sekretariat: Felicitas Brendel, Jaquelin Grumbt Dramaturgie Chefdramaturg: Robert Koall 1 M itarbeit und Sekretari­at: Luise Mundhenke 1 Dramaturgie: Beret Evensen, Jens Groß, Martin Heckmanns, Karla Kochta, Felicitas Zürcher 1 A rchiv: Katrin Riedel Die Bürgerbühne und Theaterpädagogik Leitung: Miriam Tscholl 1 Theaterpädagogik: Maike Döschner, Ulrich Reinhardt 1 M itarbeit (fsj Kultur): Adele Dittrich, Rahel Fink Schauspielstudio Dresden der Hochschule für Musik und Theater 1 Gastschauspieler in übernommenen Inszenierungen: Holger Bülow, „Fe­lix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig Leitung: Jens Groß, Tilmann Thorbjörn Björnsson, Christoph Franken, Alexander Gamnitzer, Ursula Köhler 1 M itarbeit: Simone Wiemer Geyer-Hopfe, Mario Grünewald, Gerhard Hähndel, Nele Jung, Stefan Kaminsky, Jelena Kuljic, Günter Kurze, Peter Knaack, Thomas Martin, Künstlerisches Betriebsbüro Künstlerischer Betriebsdirektor: Jürgen Reitzler 1 Leitung Künstlerisches Betriebsbüro: Ralf Schindler 1 MitarMarlène Meyer-Dunker, Daniel Minetti, Matthias Neukirch, Nikolai Plath, Martin Reik, Kai Roloff, Clemens Schick, Anneke Schwabe, Wolf- beit: Simone Wiemer 1Regieassistenz: Jan Gehler, Alexander Keil, David Dietrich Sprenger, Lilith Stangenberg, Martina Struppek, Rafael „Spax“ Lenard, Hauke Meyer 1 Inspizienz: Michael Fleischer, Andreas Lötzsch Szulc, Oda Thormeyer, Svenja Wasser, Anne Weber, Hanns-Jörn Weber, (Leitung Statisterie), Detlef Müller, Matthias Tetzlaff 1 Soufflage: Uta Erler, Christina Loose, René Rothe, Viola Schlese Yuka Yanagihara Regie Sabine Auf der Heyde, Sebastian Baumgarten, Thomas Birkmeir, David Benjamin Brückel, Barbara Bürk, Nuran David Calis, Wolfgang Engel, Jenny Flügge, Holk Freytag, Friederike Heller, Melanie Hinz, Julia Hölscher (Hausregisseurin), Tilmann Köhler (Hausregisseur), Burkhard C. Kosminski, Heidelinde Leutgöb, David Marton, Walter Meierjohann, Jan Neumann, Luk Perceval, Armin Petras, Marc Prätsch, Stephan Reher, Rimini Protokoll (Helgard Haug, Daniel Wetzel), Simon Solberg, Sandra Strunz, Miriam Tscholl, Roger Vontobel, Franz Wittenbrink Bühnenbildner und Kostümbildner Olaf Altmann, Sabine Blickenstorfer, Marysol del Castillo, Florian Etti, Dagmar Fabisch, Irène Favre de Lucascaz, Thomas Goerge, Anke Grot, Alex Harb, Mayke Hegger, Jörg Kiefel, Johannes Köhler, Sabine Kohlstedt, Alissa Kolbusch, Annette Kurz, Uta Materne, Simeon Meier, Wolf Münzner, Ines Nadler, Philipp Nicolai, Nicole Pleuler, Karoly Risz, Irina Schicketanz, Nicola Schmid, Ariane Schwarz, Nini von Selzam, Ulli Smid, Ivonne Storm, Katja Strohschneider, Katja Turtl, Susanne Uhl 1 Video: Karnik Gregorian Musik Musikalische Leitung: Vivan Bhatti, Jan Czajkowski, Sir Henry, Thomas Hertel, Tobias Hofmann, Sven Kaiser, Eckehard Mayer, Peter Thiessen, Tobias Vethake, Jörg-Martin Wagner, Franz Wittenbrink 1 Büh­ nen­musiker: Kante, Thomas Mahn, Friedrich Paravicini, Nora Teschner 1 Choreografie: Axel Hambach 1 Sprecherziehung: Sabine Haupt 92 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leitung: Martina Aschmies 1 Mitarbeit und Sekretariat: Birgit Bräuer, Angela Rümmler 1 Grafik und Konzept: Johannes Erler, Kathleen Schwibus (Factor Design ag) 1 Grafikerin: Andrea Ørsted 1 Fotografen: Matthias Horn (Konzept), David Baltzer, Hans-Ludwig Böhme 1 Grafiker und Sichtwerbung: Klaus-Dieter Mand 1 M itarbeit: Martina Andrä, Kerstin Theurich Technische Direktion Technischer Direktor: Christian Voß 1 Technische Leitung und Stellvertretender Technischer Direktor: Bernd Mahnert 1 Technische Produktionsleitung: Magnus Freudling 1 Technisches Betriebsbüro: Simone Krause, Gisela Reinhard, Angelika Zimmermann 1 Konstruktionsabteilung: Hansi Borchers, Jörg Kittel, Michael Rethberg (edv-Beauftragter) 1 Künstlerische Produktionsleitung Kostüm: Irène Favre de Lucascaz 1 Bühnenbildassistenz: Sabrina Rox 1Kostümbild­ assistenz: Cornelia Kahlert, Belén Montoliu Die Bühnenbilder und Kostüme werden in den gemeinsamen Werkstätten von Staatsoper und Staatsschauspiel gefertigt. Technischer Dienst und Gebäudemanagement Leitung: Roland Oertel 1 Haus- und Betriebstechnik: Frank Ruder (Leitung) 1 M itarbeiter Haus­betriebstechnik: Andreas Beyer, Frank Braune, Helmer Creutz, Klaus Kraft, Olaf Teller (Vorarbeiter) 1 Hausinspektion: Wolf Richter 1 Bühnenund Hausarbeiter: Matthias Kauerhoff, Armin Milde, Manfred Nixdorf, Detlef Richter 1 Haushandwerker: Thomas Giersemehl Bühnentechnik Theaterobermeister: Franz Dextor 1 Theatermeister: André Dietze, Jens Kelm, Klaus-Peter Klunker, Frank Scheibner, Helge Wittig 1 Maschinenmeister: Michael Tutz 1 Seiten- bzw. Schnürmeister: Frank Beate, Steffen Büttner, Rolf Jüttner, Pan Langhammer, Ronald Matthes, Gerd Müller, Mario Niese, Udo Nitzsche, Jens Ørsted, Michael Pohle, Steffen Riegel, Thomas Schubert, Georg Weber, Daniel Weise 1 Maschinisten: Frank Adam, Mario Dietrich, Lutz Ebert, Eberhard Hilbert, Klaus-Peter Lein, Rainer Piontkowsky, Bernd Schulz 1 Bühnentechniker: Andreas Arnold, Heiko Barth, Uwe Becker, Volker Blümel, Torsten Bruhn, Andreas Dähner, Frank Domel, Tilo Ebert (Spezialeffekte), Gerd Eichhorn, Lutz Feilotter, André Felsner, Wolfgang Franke, Ralf Gaitzsch, Thomas Glaß, Matthias Glauche, Jürgen Hage, Lutz Hänsel, Herbert Herzmann, Andreas Kallenbach, Matthias Kannenberg, Bernhard Klesse, Stefan Küchler, Axel Ladwig, Ingo Lenk, Heike Lieberum, Rüdiger Liebthal, Ralph Löwe, Christoph Lößner, Jens Lüttich, Daniel Meinl, Manuel Meinl, Holger Mende, Peter Mende, Daniel Oertel, Michael Pöritz, Frank Pohle, Wilfried Richter, Frank Ruhland, Ronald Sämann, Frank Schmidt, Rolf Socka, Henry Sorms, Ramon Stage (Spezialeffekte), Sebastian Stefek, Michaela Thiel, André Thomas, Hannes Tuppak, Andreas Weiß, Jörg Zeidler Beleuchtung Leitung: Michael Gööck 1Beleuchtungsobermeister: Gunter Hegewald 1 Beleuchtungsmeister: Andreas Barkleit, Jürgen Borsdorf, Rolf Pazek 1 Beleuchter: Jens Clausnitzer, Carola Dregely, Achim Frank, Harald Götz, Oliver Goy, Andreas Hanisch, Henry Hillig, Robert Irrgang, Irmgard Jursch, Peter Köhler, Andreas Kunert, Jens Leopold, Petra Pazek, Christian Pöge, Elke Rosenkranz, Andreas Rösler, Olaf Rumberg, Sven Schade, Henryck Wecker, Thomas Wildenhain 1 Videotechniker: Matthias Hübner, Thomas Schenkel Verwaltung Kaufmännischer Geschäftsführer und Verwaltungsdirektor: Hergen Gräper 1 Leitung der Abteilung Personal und Zentrale Dienste: Uwe Behnisch 1 M itarbeit Personalsachbearbeitung und Sekretariat: Ulrike Bauer 1 M itarbeit Personalrechnungswesen: Harald Engel 1 M itarbeit: Hannelore Großmann 1 Betriebsärztin: Dr. med. Kathrin Rüllich 1 Post-, Boten- und Kopierzentrale: Carmen Socka, Marion Thonig 1 edv-Administrator: Peter Zabelt 1 Leitung Rechnungswesen: Sven Peschel 1 Debitoren, Kreditoren, Vertragscontrolling, Reisekosten: Bärbel Breier, Annett Jeschke, Bärbel Müller 1 Hauptkassiererin: Martina Oehme 1 Gästehonorarabrechnung: Jürgen Thürmann 1 Mitarbeiterin Einkauf: Antje Lindner Leitung Besucherservice und Vertrieb Angelika Heine 1 Mitarbeit: Angela Bauer, Claudia Domine, Ulrike Hänel, Birgit Holub, Birgit Kaltenhäuser, Manfred Nicolai, Silke Rehwald 1 Abenddienstleitung: Barbara Arnold, Christine Grießbach und Personal der Firma Power gmbh Fahrer Jürgen Hamann Personalrat Vorsitzender: Georg Weber 1 Stellvertreter: Tilo Ebert 1 Mit­glieder: Ulrike Hänel, Holger Hübner, Andreas Lötzsch, Jens Ørsted 1 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte: Angela Rümmler 1Schwerbehindertenvertretung: Hannelore Großmann 1 Sekretariat: Gisela Merbitz Verwaltungsrat Vorsitzender: Dr. Knut Nevermann (Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) 1 Stellvertretender Vorsitzender: Thomas Früh (Abteilungsleiter Kunst im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) 1 M itglieder: Ulf Bandiko (Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen), Prof. Dr. phil. habil. Wolfgang Donsbach (Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden ), Helma Kulick (Senior Consultant bei Kienbaum Executive Consultants), Dr. Wilhelm Zörgiebel (Geschäftsführender Gesellschafter der Grundbesitz Hellerau GmbH), Frank Ruder (Leitung Haus- und Betriebstechnik am Staatsschauspiel Dresden) Ehrenmitglieder Karl von Appen, Charlotte Basté, Reinhold Bauer, Erich Baumgart, Marie Bayer-Bürck, Emil Devrient, Antonia Dietrich, Wolfgang Engel, Charlotte Friedrich, Prof. Dr. Dieter Görne, Friedrich Haase, Martin Hellberg, Peter Herden, Georg Kiesau, Friedrich Lindner, Franz Lomatzsch, Frank Ostwald, Paul Paulsen, Erich Ponto, Alfred Reucker, Traute Richter, Max Rothenberger, Clara Salbach, Hermann Stövesand, Pauline Ulrich, Paul Wiecke, Johannes Wieke, Albert Willi, Gerhard Wolfram Ton Leitung: Manja Schreyer 1T onmeister: Martin Schmitz, Torsten Staub 1 Tontechniker: Ulrich Berg, Peter Franke, Uwe Lahmann, Marion Reiz Requisite Leitung: Heike Jordan 1 Requisiteure: Heike Böhme, Steffi Engelmann, Christiane Findeisen, Kathrin Friedrich, Susanne Glauche, Matthias Schulz, Ines Taggesell, Mareile Weller Ankleider Leitung: Cornelia Walter 1 Kostüm- und Änderungsschneiderin und Ankleiderin: Katrin Richter 1 Ankleider: Heike Burmester, Gerd Geppert, Anita Hänel, Regine Hegewald, Daniela Kral, Beatrice Kubis, Regina Schroth, Susanne Steffens Maske Chefmaskenbildnerin: Gabriele Oelsch 1 1. Maskenbildnerin: Marika Hinkel 1 Maskenbildnerinnen: Kerstin Bähr, Jana Dittrich, Barbi Mederacke, Ines Pfitzner, Tatjana Richter, Silvia Siegert, Lisa Warnecke, Ulrike Weise, Ellen Wittich 93 Liebe Freunde des Staatsschauspiels Dresden, wir freuen uns, Ihnen auf den folgenden Seiten die Anrechte der Spielzeit 2009. 2010 vorstellen zu dürfen. Wir haben ein möglichst vielfältiges Angebot zusammengestellt, das für jeden Geschmack, jedes Alter und jeden Geldbeutel das passende Anrecht bereithält. Wir sind sicher, auch für Sie ist etwas dabei! Entscheiden Sie sich für regelmäßige Theaterbesuche an festgelegten Wochentagen oder bleiben Sie mit dem Wahlanrecht flexibel. Entscheiden Sie sich für Ihre Lieblingssparte Schauspiel oder für das Angebot von Schauspiel, Oper und Operette. Wählen Sie aus Anrechten mit vier, fünf, sechs, sieben oder acht Vorstellungen! Alle, die schon zu den treuen Freunden des Staatsschauspiels gehören und die Theaterarbeit regelmäßig verfolgen, finden ihre bisher gewohnten Anrechte natürlich auch in der Spielzeit 2009. 2010. Genauso freuen wir uns auf alle interessierten Neueinsteiger! Lassen Sie sich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Anrechtsbüros beraten. Wählen Sie aus – wir organisieren den Rest! Erstmalig veröffentlichen wir die Termin- und Stückübersicht der Schauspielanrechte bereits vollständig in diesem Spielzeitheft. Die genauen Termine und Vorstellungen der Dresdner Anrechte – also das gemeinsame Angebot der Sächsischen Staatsoper Dresden und der Staatsoperette Dresden – sowie die Termine des Schauspiel-Operetten-Anrechts entnehmen Sie bitte der aktuellen Broschüre, die Ende Mai erscheint. Spannende, unterhaltsame und anregende Abende wünscht Ihnen Ihr Staatsschauspiel Dresden 1 Bedingt durch Inszenierung und Bühnenbild kann es wie bisher auch vorkommen, dass die von Ihnen reservierten Plätze (vor allem in den vorderen Reihen) nicht zur Verfügung stehen oder Ihre Sicht auf die Bühne leicht eingeschränkt ist. In diesem Fall bieten wir Ihnen selbstverständlich vergleichbare Ersatzkarten an. 1 Natürlich bemühen wir uns stets um Zuverlässigkeit und Termingenauigkeit. Gegen Erkrankungen und technische Pannen sind aber auch wir nicht gefeit. Sollte es deshalb ausnahmsweise zu Verschiebungen kommen, bitten wir Sie um Nachsicht. 94 Die Schauspielanrechte Gönnen Sie sich die Vorteile eines Schauspielanrechts! Sie bestimmen den Wochentag, an dem Sie ins Theater gehen möchten, und Ihren Sitzplatz. 1 Wenn Ihnen ein Termin Ihres Anrechts nicht zusagt, können Sie diesen kostenfrei gegen eine andere Vorstellung eintauschen. 1 Nutzen Sie den Preisvorteil von bis zu 55 % gegenüber dem Normalpreis. 1 Auf Wunsch senden wir Ihnen unsere Monatsspielpläne zu, sodass Sie frühzeitig über anstehende Premi­ eren, Zusatzveranstaltungen und die Vorstellungstermine informiert sind. 1 Sie erhalten druckfrisch das Spielzeitheft mit ausführlichen Informationen über das Programm der kommenden Saison. Neu: Ab Beginn der neuen Spielzeit finden Sie einen Internetservice exklusiv für Anrechtsinhaber und Interessierte. Hier können Sie sich in Ihr persönliches Servicefenster einloggen. Auf Ihrer Seite finden Sie alle relevanten Daten, die Ihr Anrecht betreffen. Außerdem erhalten Sie einen gesonderten News­ letter mit aktuellen Informationen. Und nicht zuletzt: Wenn Sie noch kein Anrecht besitzen, können Sie dieses über das Internet bequem von zu Hause aus abschließen! Neu: Schauen Sie einmal hinter die Kulissen. Führungen durch das Schauspielhaus mit spannenden Informationen über das Staatsschauspiel, verblüffenden Einblicken in die Bühnentechnik sowie einem Besuch auf der Probebühne und vielem mehr sind für die Anrechtsinhaber kostenfrei. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspiel­plänen. Anmeldung erforderlich. Neu: Sie erhalten 10 % Ermäßigung auf ausgewählte hauseigene Verkaufsartikel, zum Beispiel auf unsere T-Shirts. Die Premierenanrechte Erleben Sie die besondere Atmosphäre eines Premierenabends! Bei der anschließenden Premierenfeier freuen wir uns darauf, mit Ihnen anzustoßen, uns mit Ihnen auszutauschen und mit Ihnen zu feiern. Das Premierenanrecht bietet gegenüber dem Kassenpreis 10 % Ermäßigung. Neu: Das Programmheft erhalten Sie am Abend kostenfrei! Sie sehen vom Saisonstart an wahlweise acht Premieren im Schauspielhaus oder sieben Premieren im Kleinen Haus oder insgesamt sechs Premieren in beiden Spielstätten. Premierenanrecht 8 x Schauspielhaus Fr 18. 09. 2009 19:30 Wilhelm Meisters Lehrjahre Sa 17. 10. 2009 19:30 Die heilige Johanna der Schlachthöfe Sa 05. 12. 2009 19:30 Peer Gynt Mi 30. 12. 2009 19:30 Die Lobbyisten (Wittenbrink-Liederabend) Sa 30. 01. 2010 19:30 Des Teufels General Sa 27. 02. 2010 19:30 Der goldne Topf Sa 27. 03. 2010 19:30 Don Carlos Do 29. 04. 2010 19:30 Sein oder Nichtsein Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Premierenanrecht 7 x Kleines Haus So 20. 09. 2009 19:00 Adam und Evelyn Fr 09. 10. 2009 19:30 Vùng biên gió’i (Rimini Protokoll) Fr 30. 10. 2009 19:30 Für alle reicht es nicht Sa 12. 12. 2009 19:30 Der Besuch der alten Dame Fr 22. 01. 2010 19:30 Frau Müller muss weg Fr 19. 02. 2010 19:30 Leonce und Lena Fr 28. 05. 2010 19:30 Der Kirschgarten Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Premierenanrecht 3 x Schauspielhaus, 3 x Kleines Haus Sa 19. 09. 2009 19:30 Romeo und Julia Sa 12. 12. 2009 19:30 Der Besuch der alten Dame Fr 22. 01. 2010 19:30 Frau Müller muss weg Sa 27. 02. 2010 19:30 Der goldne Topf Sa 27. 03. 2010 19:30 Don Carlos Fr 23. 04. 2010 19:30 Gott allein Schauspielhaus Kleines Haus Kleines Haus Schauspielhaus Schauspielhaus Kleines Haus Preise Preisgruppe 1: 144,00€ Preisgruppe 2: 128,00€ Preisgruppe 3: 108,00€ Preise Einheitspreis: 98,00€ Preise Preisgruppe 1: 102,00€ Preisgruppe 2: 87,00€ Preisgruppe 3: 79,50€ 95 Die Tagesanrechte Der Klassiker unter den Anrechten: Wählen Sie Ihren Lieblingswochentag, suchen Sie sich einen schö­ nen Sitzplatz aus und erleben Sie fünf Inszenierungen der neuen Spielzeit im Schauspielhaus. Sie sparen bis zu 40 % auf den regulären Kassenpreis. Zusätzlich dürfen Sie sich eine Vorstellung im Kleinen Haus aussuchen, hierfür erhalten Sie einen Gutschein. Entscheiden Sie einmal – und begeben Sie sich mit uns auf eine kleine Reise durch den Spielplan! Montag I Mo05. 10. 2009 Mo16. 11. 2009 Mo29. 03. 2010 Mo03. 05. 2010 Mo21. 06. 2010 Preise auf allen Plätzen 36,00€ 1 zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung im Kleinen Haus 1 beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich Wilhelm Meisters Lehrjahre Die heilige Johanna der Schlachthöfe Des Teufels General Sein oder Nichtsein Der goldne Topf Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Neu: Montag II Mo14. 12. 2009 19:30 Mo25. 01. 2010 19:30 Mo15. 02. 2010 19:30 Mo05. 04. 2010 19:00 Mo14. 06. 2010 19:30 Peer Gynt Die Lobbyisten Romeo und Julia Don Carlos Des Teufels General Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Dienstag Di 13. 10. 2009 Di 01. 12. 2009 Di 02. 02. 2010 Di 23. 03. 2010 Di 18. 05. 2010 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Romeo und Julia Wilhelm Meisters Lehrjahre Die heilige Johanna der Schlachthöfe Peer Gynt Die Lobbyisten (Wittenbrink-Liederabend) Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 67,50€ Preisgruppe 2: 57,50€ Preisgruppe 3: 47,50€ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung im Kleinen Haus Mittwoch Mi 14. 10. 2009 Mi 02. 12. 2009 Mi 24. 02. 2010 Mi 28. 04. 2010 Mi 23. 06. 2010 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Wilhelm Meisters Lehrjahre Die heilige Johanna der Schlachthöfe Romeo und Julia Don Carlos Des Teufels General Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 67,50€ Preisgruppe 2: 57,50€ Preisgruppe 3: 47,50€ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung im Kleinen Haus Donnerstag Do 19. 11. 2009 Do 17. 12. 2009 Do 11. 02. 2010 Do 11. 03. 2010 Do 06. 05. 2010 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Wilhelm Meisters Lehrjahre Die heilige Johanna der Schlachthöfe Peer Gynt Des Teufels General Die Lobbyisten (Wittenbrink-Liederabend) Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 52,50€ Preisgruppe 2: 45,00€ Preisgruppe 3: 40,00€ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung im Kleinen Haus Freitag Fr 30. 10. 2009 Fr 04. 12. 2009 Fr 26. 02. 2010 Fr 23. 04. 2010 Fr 11. 06. 2010 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Wilhelm Meisters Lehrjahre Romeo und Julia Des Teufels General Don Carlos Sein oder Nichtsein Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 67,50€ Preisgruppe 2: 57,50€ Preisgruppe 3: 47,50€ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung im Kleinen Haus Samstag Sa 24. 10. 2009 Sa 21. 11. 2009 Sa 02. 01. 2010 Sa 06. 03. 2010 Sa 08. 05. 2010 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Die Möwe (Gastspiel) Die heilige Johanna der Schlachthöfe Peer Gynt Wilhelm Meisters Lehrjahre Des Teufels General Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 77,50 € Preisgruppe 2: 67,50€ Preisgruppe 3: 57,50€ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung im Kleinen Haus Sonntag So 25. 10. 2009 So 06. 12. 2009 So 14. 03. 2010 So 02. 05. 2010 So 13. 06. 2010 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 Die Möwe (Gastspiel) Die heilige Johanna der Schlachthöfe Peer Gynt Der goldne Topf Don Carlos Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 67,50€ Preisgruppe 2: 57,50€ Preisgruppe 3: 47,50€ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung im Kleinen Haus 96 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Preise auf allen Plätzen 36,00€ 1 zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung im Kleinen Haus 1 beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich Die Sonntagnachmittags-Anrechte Das Sonntagnachmittags-Anrecht ist ein Angebot für Jung und Alt! Es ist besonders geeignet für Familien, die gerne gemeinsam spannende Sonntagnachmittage im Theater verbringen wollen, oder für ältere Menschen, denen der Vorstellungsbesuch am Abend oft zu spät ist. Neu: Beginn ist jeweils 16 Uhr – abends sind Sie wieder zu Hause. Die Sonntagnachmittags-Anrechte sind außerdem besonders günstig: Sie sparen bis zu 55 % auf den regulären Kassenpreis! Sonntagnachmittags-Anrecht 5 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus So 11.10.2009 16:00 Adam und Evelyn Kleines Haus So 03.01.2010 16:00 Die Brüder Löwenherz Schauspielhaus So 14.02.2010 16:00 Des Teufels General Schauspielhaus So 28.03.2010 16:00 Wilhelm Meisters Lehrjahre Schauspielhaus So 18.04.2010 16:00 Peer Gynt Schauspielhaus So 30.05.2010 16:00 Sein oder Nichtsein Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 52,50€ Preisgruppe 2: 45,00€ Preisgruppe 3: 40,00€ Sonntagnachmittags-Anrecht 4 x Schauspielhaus So 03.01.2010 16:00 Die Brüder Löwenherz So 14.02.2010 16:00 Des Teufels General So 28.03.2010 16:00 Wilhelm Meisters Lehrjahre So 30.05.2010 16:00 Sein oder Nichtsein Preise Preisgruppe 1: 36,00€ Preisgruppe 2: 30,00€ Preisgruppe 3: 26,00€ Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus 6 Richtige: Das Wahlanrecht 6 x haben Sie die Wahl 1 6 x Theater, egal an welchem Tag 1 6 x alleine oder alle zu­sammen 1 6 Gutscheine für 6 spannende Theaterabende oder 6 Gutscheine für einen Abend Einfacher geht es nicht. Hier haben Sie alles selbst in der Hand. Sie erwerben sechs Gutscheine für das Schauspielhaus, sechs Gutscheine für das Kleine Haus oder wählen je drei Gutscheine für beide Häuser. Sie wählen die Inszenierungen aus, die Sie am meisten interessieren. Sie wählen auch die Termine und entscheiden, ob Sie alleine oder zu mehreren gehen möchten. Jetzt müssen Sie die Gutscheine nur noch im Vorverkauf oder an der Abendkasse in Eintrittskarten für die Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire tauschen. Sie erhalten die besten noch verfügbaren Plätze! Seien Sie spontan! Sie können für 10, 00 € im Schauspielhaus in der ersten Reihe sitzen. Eine der günstigsten Möglichkeiten ins Theater zu kommen! Sie können wählen 6 Gutscheine für das Schauspielhaus 6 Gutscheine für das Kleine Haus 6 Gutscheine für das Schauspielhaus / das Kleine Haus 6 Gutscheine für das Schauspielhaus / das Kleine Haus 60,00 € 45,00 € 50,00 € 33,00 € (für alle unter 28 Jahren) Sie tauschen die Gutscheine im Vorverkauf oder an der Abendkasse in Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen ein und erhalten die besten noch verfügbaren Plätze. 97 Gemischte Anrechte Das Schauspiel-Operetten-Anrecht 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette Kombinieren Sie drei Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire mit drei Vorstellungen der Staatsoperette (Operette, Spieloper und Musical). Unterhaltung auf höchstem Niveau für alle. Die Termine und Stückinfos können Sie der aktuellen Broschüre entnehmen, die Ende 05. 2009 erscheint. Oder schauen Sie in den Anrechtsbereich im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de Preise Preisgruppe 1: Preisgruppe 2: Preisgruppe 3: Mo – Do 84,50€ 71,00 € 59,00€ Fr – So 96,00€ 81,00€ 68,25€ Das Dreieranrecht 2 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus, 2 x Herkuleskeule und 2 x Theaterkahn Die Kombination von Staatsschauspiel, Herkuleskeule und Theaterkahn ist eine gute Gelegenheit, sicher und preiswert Kabarett und Schauspiel zu erleben. Die Termine werden kurzfristig in den jeweiligen Monatsveröffentlichungen bekannt gegeben. Preise Preisgruppe 1: 89,00 € Preisgruppe 2: 82,00 € Preisgruppe 3: 78,00 € Anrecht mit Fahrservice 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette Der Theaterbus oder der Theaterchauffeur fährt die Musik- und Theaterfreunde, die außerhalb wohnen oder denen die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel schwerfällt, direkt von Tür zur Tür. Auf den Normalpreis der Eintrittskarten erhalten Sie ca. 40 % Rabatt. Der Fahrpreis wird je nach Entfernung berechnet. So kommen alle Menschen aus dem Umkreis ohne Mühe ins Theater. Die Termine und Stückinfos erhalten Sie nach Abschluss des Anrechts per Post. Oder schauen Sie in Ihr persönliches Anrechtspostfach im Internet. Preise Preisgruppe 1: 82,50€* Preisgruppe 2: 69,00€* Preisgruppe 3: 57,00€* 118,50€** 105,00€** 93,00€** * Der Theaterbus für das Dresdner Umland – zuzüglich Fahrpreis entsprechend der Entfernung ** Der Theaterchauffeur für Ältere und Behinderte in Dresden – inklusive Taxi Dresdner Anrecht Staatsschauspiel Dresden, Sächsische Staatsoper Dresden, Staatsoperette Dresden Die drei traditionsreichsten Dresdner Theater in einem Anrecht. Lassen Sie sich begeistern vom Aufstieg und Niedergang des „Peer Gynt“ im Staatsschauspiel, lauschen Sie dem unglücklichen Quasimodo (in der Oper „Notre Dame“) in der Semperoper und freuen Sie sich über die europäische Erstaufführung des George-Gershwin-Musicals „Pardon my English“ in der Staatsoperette. Dies ist nur ein Beispiel für das einzigartige Dresdner Anrecht, das vielfältige Möglichkeiten und Kombinationen für spannende Theaterabende bietet. Die genauen Termine und Vorstellungen entnehmen Sie bitte der aktuellen Dresdner-Anrechts-Broschüre, die Ende 05. 2009 erscheint. Oder schauen Sie in den Anrechtsbereich im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de. 98 Ermäßigungen und Geschenke Neu: Blaue Tage Mindestens einmal im Monat können Sie zu einem Sonderpreis von 10,00 € ausgewählte Vorstellungen besuchen. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Neu: Schüler, Studenten, Auszubildende zahlen nur 6,00 € Junge Menschen in der Ausbildung – Schüler, Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende – zahlen einheitlich 6,00 € auch im Vorverkauf. (Im Schauspielhaus ab Preisgruppe 2 Reihe 12. An der Abendkasse gibt es 6,00 €-Karten eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung je nach Verfügbarkeit in allen Preiskategorien.) Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. 1 Schulklassen zahlen pro Schüler 5,00 € für alle Vorstellungen im Schauspielhaus sowie im Kleinen Haus auf allen Plätzen. Dies gilt bereits für den Vorverkauf. Wir behalten uns vor, die Kontingente zu begrenzen. Reservieren Sie rechtzeitig! Neu: Inhaber des Dresdner Sozialpasses und Arbeitslose zahlen ebenfalls nur 6,00 € auch im Vorverkauf. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Karten für Hartz-IV-Empfänger Berechtigte erhalten gegen entsprechende Nachweise Karten für 1,00 € an der Abendkasse. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Die KultTourCard für alle unter 29 Für 20,00 € bekommen alle unter 29 zwölf Monate Kultur ohne Grenzen: gültig in vielen Institutionen im Kultur Quartier Dresden. Für Konzerte, Schauspiel oder Oper gibt es immer die besten verfügbaren Plätze zum vergünstigten Festpreis an der Abendkasse, die be­ teiligten Museen kann man dienstags und donnerstags in der Zeit von 16 bis 18 Uhr zu freiem Eintritt besuchen.Und vieles mehr. Senioren Senioren erhalten eine Ermäßigung von bis zu 50 % auf den Karten­preis. Theatergutscheine Verschenken Sie Theater mit Theatergutscheinen im Wert von 10, 20, 30, 40, 50 oder 100,00 €. Der Beschenkte tauscht den Gutschein dann im Laufe eines Jahres in eine Platzkarte für eine Vorstellung nach eigener Wahl um. Gruppenermäßigungen Ideal für Freundeskreise und Firmen: Gruppen ab 20 Personen erhalten ca. 15 % Ermäßigung. Anrechtsinhaber ca. 10 % Ermäßigung erhalten alle Inhaber eines Dresdner oder eines Schauspielanrechts sowie alle Abonnenten der am Anrechtsverbund deutscher Sprechtheater beteiligten Bühnen auf jede weitere Eintrittskarte! Die Theatercard Das Angebot für Stammgäste: Sie erhalten die Theatercard kostenlos an den Vorverkaufskassen im Schauspielhaus. Unsere Kassenmitarbeiter tragen jeden Theaterbesuch auf der Karte ein. Ab dem sechsten Besuch erhalten Sie für jede weitere Eintrittskarte ca. 30 % Ermäßigung. Ab dem neunten Besuch steigert sich diese Ermäßigung auf ca. 50 %. Die Theatercard gilt nur für den Einzelverkauf. 1 Grundsätzlich ist eine Addition von Ermäßigungen nicht möglich. 99 Bühne 1 1 3 2 1 2 5 3 2 1 4 2 1 2 3 4 3 4 3 1 4 4 5 5 5 5 6 6 6 7 7 7 7 8 8 8 20 21 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 21 22 23 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 8 21 22 23 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 1 2 3 4 21 22 23 24 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 7 1 2 3 4 25 5 6 7 8 9 10 21 22 23 24 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 8 1 2 3 4 23 24 25 26 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 9 1 2 3 4 24 25 26 27 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 2 3 4 5 6 6 10 6 1 7 8 25 26 27 28 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 11 1 2 3 4 26 27 28 29 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 30 12 1 2 3 4 26 27 28 29 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 13 1 2 3 4 28 29 30 31 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 30 14 1 2 3 4 26 27 28 29 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 1 2 3 4 15 26 27 28 29 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 1 2 3 4 16 27 28 5 6 7 8 9 23 24 25 26 10 11 12 17 18 19 20 21 22 27 23 24 25 26 17 18 19 20 21 22 9 10 Parkett 5 37 35 8 7 3 32 31 33 30 4 2 Loge 3 37 38 4 5 35 36 6 4 2. Rang 29 28 2 15 7 3 31 16 6 2 17 18 30 25 2 9 4 4 2 9 19 2 23 20 2 21 22 8 15 8 28 6 16 1 7 2 9 5 5 2 3 7 1 2 7 6 2 10 7 18 19 20 30 26 21 22 23 24 25 11 1 8 6 9 25 2 2 1 2 4 9 2 8 13 14 3 2 24 10 7 2 15 16 17 18 19 20 21 22 2 3 11 24 6 2 2 6 6 4 12 3 25 2 13 14 5 1 4 22 23 24 15 16 17 2 2 2 6 1 21 2 2 18 19 20 7 23 0 3 8 9 9 2 2 18 1 4 10 11 1 2 17 2 16 12 13 5 0 14 15 6 9 2 7 8 18 1 7 1 9 10 11 16 12 13 14 15 5 3 7 13 3 34 36 35 32 34 32 31 5 3 14 30 10 4 2 12 13 30 33 11 9 3 31 10 8 2 32 9 7 33 8 6 34 6 7 5 1 2 1 2 33 4 1 12 1 42 34 3 1 11 41 40 Loge 2 Loge 1 Loge 4 3 4 1 4 L 1 39 Loge 1 3 2 3 100 30 28 31 27 26 30 5 2 4 2 29 28 22 23 28 27 27 6 6 2 2 4 25 25 22 23 2 4 3 2 2 1 22 2 0 21 18 19 2 3 2 1 4 3 Loge 2 2 4 14 29 29 6 4 Loge 3 1 1. Rang 15 32 11 5 4 2 2 31 12 10 4 2 3 3 14 16 17 1 8 19 20 21 15 8 16 17 1 9 8 19 10 20 21 11 12 1 13 1 4 15 2 16 17 3 1 2 4 13 34 32 11 9 3 12 7 35 33 10 8 2 1 1 Loge 4 1 36 9 34 6 1 13 3 34 7 2 33 6 5 1 2 3 4 1 2 3 42 41 38 39 40 4 2 2 41 4 40 36 37 38 3 9 3 3 8 36 7 1 6 41 5 8 39 4 0 4 7 37 38 1 3 6 33 2 2 5 32 1 1 4 35 17 3 35 2 14 R 4 Preise Schauspielhaus Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Preisgruppe 4 4er-Logen 1. Rang 1 Einzelpreis 4er-Logen 1. Rang 1 komplett So bis Do 20,00€ 16,50 € 14,00€ 10,00€ 20,00€ 64,00€ Fr und Sa 22,00€ 19,50 € 17,00€ 13,00€ 22,00€ 72,00€ Kleines Haus Einheitspreise Kleines Haus 1 1 großer Saal, bis maximal 400 Plätze Kleines Haus 2 1 h inter dem Eisernen, bis maximal 150 Plätze Kleines Haus 3 1 u nter dem Dach, bis maximal 100 Plätze So bis Do 14,00€ 12,00€ 9,00€ Fr und Sa 16,00€ 14,00€ 11,00€ Schüler, Studenten und andere Ermäßigungsberechtigte zahlen in allen Spielstätten und für alle Vorstellungen nur 6,00 €. 1 Senioren erhalten eine Ermäßigung von bis zu 50 % auf den Kartenpreis. 1 Abweichende Preise bei Gastspielen und Sonderveranstaltungen entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Schauspielanrechte Die Premierenanrechte Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Schauspielhaus 144,00€ 128,00€ 108,00€ gemischt 102,00€ 87,00€ 79,50 € Kleines Haus Einheitspreis 98,00 € Die Tagesanrechte Schauspielhaus Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Di, Mi, Fr, So 67,50 € 57,50 € 47,50 € Sa 77,50 € 67,50 € 57,50 € Do 52,50 € 45,00€ 40,00€ Mo 36,00 € auf allen Plätzen Die Sonntagnachmittags-Anrechte Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 5 x Schauspielhaus 4 x Schauspielhaus 52,50 € 36,00€ 45,00€ 30,00€ 40,00€ 26,00€ Die Informationen zu den Anrechten finden Sie ab Seite 94. 101 Freunde und Förderer des Staatsschauspiels Dresden Förderverein Staatsschauspiel Dresden Mit der Gründung des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v. entstand 1995 eine Gemeinschaft von Freunden und Förderern unseres Theaters. Die mittlerweile über 70 Mitglieder verstehen sich als eine kommunikative Brücke zwischen Theater und Publikum. Der Förderverein fühlt sich dem Staatsschauspiel nicht nur ideell nahe und verfolgt dessen Arbeit mit aktivem Interesse, sondern will mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden auch finanzielle Unterstützung leisten. Jedes Jahr wird daher entweder ein ungewöhnliches Projekt gefördert oder der „Erich-Ponto-Preis“ an ein Mitglied des Ensembles verliehen, das sich durch herausragende Leistungen die besondere Gunst des Theaterpublikums erworben hat. Die Mitglieder des Fördervereins erleben das Staatsschauspiel Dresden auch „hinter den Kulissen“ und profitieren von exklusiven Rechten: bevorzugte Kartenbestellung 1Einladungen zu den Premierenfeiern, Matineen, Theaterfesten und Gastspielen 1Begleitung des Ensembles als Repräsentant bei Gastspielen 1Besuch von Arbeitsproben 1Begegnungen mit Ensemblemitgliedern, Gästen und der Theaterleitung 1Fahrten zu Theatervorstellungen in anderen Städten 1Probenbesuche und Führungen durch andere Institutionen Dresdens sowie 1aktuelle Informationen aus dem Staatsschauspiel Dem Förderverein Staatsschauspiel Dresden e.v. gehören unterschiedliche Personen und Firmen aus der Dresdner Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft an; Präsident ist der ehemalige Rektor der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr. Achim Mehlhorn. Jahresbeiträge Mitglied: 50,00 €, förderndes Mitglied: 255,00 €, Firmenmitglied: 800,00 €. Neue Mitglieder erhalten einen Willkommensgruß bestehend aus zwei Theatergutscheinen und einer Sonderpublikation. Der Verein dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken. Ein elektronisches Mitteilungsblatt informiert die Vereinsmitglieder über Neuigkeiten und Termine. Kontakt: über die Geschäftsstelle des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v., Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Staatsschauspiels Dresden, Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1Telefon: 0351.49 13 – 755 1Fax: 0351.49 13 – 760 1E-Mail: [email protected] Interessengemeinschaft Schauspiel Dresden e.V. – IG Schauspiel Allen Theaterfreunden, die an tieferen Einblicken interessiert sind und in ein Gespräch über das Geschehen auf und hinter der Bühne kommen möchten, bietet die Interessengemeinschaft Schauspiel Dresden e.v. ein kommunikatives Forum mit regelmäßigen Veranstaltungen. Dazu gehört beispielsweise der Besuch einer der ersten Vorstellungen einer Neuinszenierung mit anschließendem Gespräch in Anwesenheit von Mitgliedern des künstlerischen Produktionsteams und des Ensembles. Für diese Vorstellungen erhalten ig-Mitglieder ein vergünstigtes Theateranrecht mit ca. 30 – 50 % Ermäßigung auf den regulären Kassenpreis. 1Die Reihe „Vorgestellt“ präsentiert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters, deren Tätigkeiten und Arbeitsplätze nicht im Rampenlicht stehen (von a wie Ankleider bis z wie Zentrale Haustechnik). 1In den Podiumsgesprächen der Reihe „Das Porträt“ geben Mitglieder des Ensembles Einblicke in künstlerische Arbeitsprozesse. 1Mit „Dichterwort – Sprache der Welt“ veranstaltet die ig Schauspiel eine Reihe mit 54jähriger Tradition in Dresden. Literaturwissenschaftler stellen bekannte und weniger bekannte Autoren vor. Schauspielerinnen und Schauspieler lesen aus deren Werken. An sechs Abenden werden diesmal eine isländische Schriftstellerin, Ödön von Horváth, deutsche Exilliteratur und die Literatur Australiens vorgestellt (Kontakt: Gundula Voigt 1 Telefon: 0351.8484 – 344). Die Interessengemeinschaft Schauspiel ist dem Staatsschauspiel Dresden seit Langem als unmittelbarer Begleiter und kritischer Partner eng verbunden und feiert 2009 ihr 25-jähriges Bestehen. Sie pflegt darüber hinaus Kontakte zu anderen Bühnen im Großraum Dresden und organisiert für ihre Mitglieder Fahrten zu Aufführungen in andere Städte. Der jährlich zu entrichtende Mitgliedsbeitrag ist nach Einkommen gestaf gestaffelt. Schon ab 10,00€ im Jahr ist es möglich, das vielseitige Angebot der ig Schauspiel zu nutzen. Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Kontakt: Karin und Horst Mattern, Döbelner Straße 112, 01129 Dresden 1 Telefon und Fax: 0351.8580 – 447 1 E-Mail: [email protected] 102 Service Anrechtsbüro und Besucherservice Das Anrechtsbüro im Schauspielhaus ist montags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 17 Uhr, dienstags von 10 bis 18.30 Uhr, freitags von 10 bis 15 Uhr und neu: samstags von 10 bis 14Uhr geöffnet. 1 Während der Theaterferien hat das Anrechtsbüro in der Zeit von 22. 06. bis 11. 07. und von 27.07. bis 01.08. 2009 montags, dienstags, freitags und neu: samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Von 12. 07. bis 26. 07. ist das Anrechtsbüro geschlossen. Ab dem 03.08.2009 gelten die regulären Öffnungszeiten. 1 Grundsätzlich können Sie im Anrechtsbüro immer–also auch während der Öffnungszeiten in den Theaterferien – Karten für das Staatsschauspiel kaufen. 1 Telefon: 0351.49 13 – 567, Fax: 0351.49 13 – 967 Vorverkaufskassen 1 Die Vorverkaufskasse im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. 1 Die Vorverkaufskasse im Kleinen Haus ist montags bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr geöffnet. 1 Auch hier können Karten für alle Veranstaltungen des Staatsschauspiels gekauft werden. 1 Die Vorverkaufskasse hat während der Theaterferien in der Zeit von 21. 06. bis 02. 08. 2009 geschlossen. Der Vorverkauf für die neue Saison läuft in den Theaterferien zu den angegebenen Öffnungszeiten im Anrechtsbüro. 1 An folgenden Dresdner Vorverkaufskassen sind außerdem Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen des Staatsschauspiels erhältlich: Schinkelwache am Theaterplatz, Ticketkassen im Kulturpalast, Touristinformation Prager Straße, drewag-Treff auf der Freiberger Straße/Ecke Ammonstraße im wtc, Societaetstheater an der Dreikönigskirche 1 Die Abendkassen öffnen eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Kartenkauf und Kartenreservierungen Gebührenfreier Kartenservice Telefon: 0800.49 13 500 (Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr) Telefonischer Kartenverkauf Telefon: 0351.49 13 – 555 Gruppenreservierungen Telefon: 0351.49 13 – 567 Schriftliche Reservierungen per Post: Staatsschauspiel Dresden, Besucherservice, Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1 per E-Mail: [email protected] 1 per Fax: 0351.49 13 – 981 und 0351.49 13 – 967 Kartenkauf im Internet www.staatsschauspiel-dresden.de Spielplanauskunft Telefon: 0351.49 13 – 570 Behindertenservice Sowohl das Schauspielhaus als auch das Kleine Haus verfügen über Aufzüge, Rollstuhlplätze in den Sälen und Toiletten für Rollstuhlfahrer. 1 Hörschleifen für eingeschränkt hörende Besucher sind ebenfalls vorhanden. Funkempfänger sind beim Abendpersonal erhältlich. Besucher sollten ihre diesbezüglichen Wünsche bereits bei der Kartenreservierung angeben, da in beiden Häusern nur eine begrenzte Zahl an Rollstuhlplätzen und Funkempfängern zur Verfügung steht. Adressen 1 Schauspielhaus Schauspielhaus am Zwinger Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1 K leines Haus Glacisstraße 28, 01099 Dresden 1 Telefon Telefon Zentrale: 0351.49 13 – 50 1 Intendanz: 0351.49 13 – 912 1 Kaufmännische Geschäftsführung: 0351.49 13 – 927 1 Dramaturgie: 0351.49 13 – 963 1 Künstlerisches Betriebsbüro: 0351.49 13 – 922 1 P resse- und Öffentlichkeitsarbeit: 0351.49 13 – 755 1 Theaterpädagogik: 0351.49 13 – 742 / – 740 1 Die Bürgerbühne: 0351.49 13 – 849 1 ig Schauspiel: 0351 . 85 80 447 1 Förderverein: 0351.49 13 – 755 E-Mail Kartenreservierung: [email protected] 1 allgemein: [email protected] 1 Intendanz: [email protected] 1 Kaufmännische Geschäftsführung: hergen.graeper@ staatsschauspiel-dresden.de 1 Dramaturgie: [email protected] 1 Künstlerisches Betriebsbüro: [email protected] 1 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: [email protected] 1 Theaterpädagogik: [email protected] 1 Die Bürgerbühne: [email protected] 1 ig Schauspiel: [email protected] 1 Förderverein: foerderverein@ staatsschauspiel-dresden.de Internet www.staatsschauspiel-dresden.de Impressum Spielzeit 2009.2010 1 Herausgeber: Staatsschauspiel Dresden, Intendant: Wilfried Schulz, Kaufmännischer Geschäftsführer: Hergen Gräper, Redaktion: Dramaturgie / Öffentlichkeitsarbeit 1 Redaktionsschluss: 14. 04. 2009 1 Gestaltung: Factor Design ag 1 Fotos: Matthias Horn 1 Illustration: Patrick Klose 1 Druck: Druckhaus Dresden GmbH 103 - Jetzt! Neu! Hier! - Das sind wir. - Das schöne Durcheinander. - Der Blick nach vorn. - Das sind wir. - Wir gehen hier nicht weg. - Wir spielen grad so schön. - Wir leben hier zur Zeit. - Hier kommt jetzt, Achtung! - Das Leben. - Beziehungsweise das Wort. - Erst einmal. - Der Rest kommt später. Aus Zukunft für immer. Ein Theaterprolog für drei Schauspielerinnen von Martin Heckmanns