Nanochromis sp.,,Kisangani" Alf Stalsberg* Erfreulicherweise wurden in den Ietzten Jahren, neben anderen westafrikanischen Cichliden, auch einige aquaristisch (und wissenschaftlich) neue Nanochromis- Arlen nach Eulopa imporliert. Eine von diesen Neuheitentsl Nanochromls sp. ,,Kisangani", offenbar eine bisher noch nicht beschriebene Art. Ich erhielt meine Tiere aus Hol1and. wo sie unter der Bezeichnung Nanochromls sp. ,,Silberbauch" angeboten wurden. Ursprünglich stammt die Art aus der Umgebung des Ortes Kisangani in Zaire. Die ersten Exemplare wurden wohl von Heiko Bleher im Jahre 1986 nach Deutschland importiert. Als die Art allmäh1ich unter den Aquarianern verbreitet wurde, nahmen viele an, daß es sich um Nanochromis dimidiatus handele, was aber nicht zutrifft. Wir sollten diese Zwergcichliden bis zu ihrer endgüItigen Identifizierung als Nanochromis sp. ,,Kisangani" oder a1s N. sp. ,,Silberbauch" bezeichnen. Die Fische bleiben selbst für Zwergbuntbarsche ausgesprochen klein. Männchen werden etwa sieben, Weibchen gar nur fünf Zentimeter lang. Der Name ,,Silberbauch" spielt auf ein Zeichnungsmerkmal der Weibchen an. Wie viele andere Arten aus der Pelmatochromrs-Verwandtschaft besitzen sie einen silbrigen Fleck am Bauch nahe der Afteröffnung. Die Fische benötigen kein großes Aquarium. Ich setzte meine fünf Tiere in ein 65Liter-Becken. Zu Anfang reichte dieser BehäIter ohne weiteres aus. Sobald sich aber Paare bilden, sollte man etwas größere Becken verwenden. Da mein Aquarium versteckreich eingerichtet war, gab es aber auch dann keine Schwierigkeiten, als sich ein Paar gebildet hatte, denn die überzähligen Tiere konnten sich vor dessen Angriffen in der versteckreichen Dekoration stets verbergen. Nanochromis sp. ,,Kisangani" ist ein Höhlenbr'üter. Je kleiner die angebotene Höhle, um so besser. Ich habe den Eindr-uck, daß die Fische kleinere Versteckplätze besser gegen andere Fische verteidigen können als größere, geräumigere Höhlen. Ist das Aquarium reichlich mit Steinen und Holzwurzeln eingerichtet, dann graben sich die Fische ihre Höhle selbst. Da ich jedoch einige Fotos von der Brutpflege der Nanochromls machen wollte, bot ich ihnen einige Höhlen in Form von etwazehtZentimeter langen, fünf Zentimeter durchmessenden PVC-Rohrstücken an, die ich in den Sandboden so eingrub, daß ihre Offnungen zur Frontscheibe wiesen. Ich verbarg die Rohrstücke so tief im Sand, daß die Einschlupföffnung selbst für das kJeinere Weibchen noch zu klein war, so daß die Fische also graben mußten. Das taten sie auch schon bald! Ich fütterte die Fische reichlich mit Cyclops, Daphnien, schwarzen Mückenlarven, Flockenfutter und Pellets. Es dauerte gar nicht Iange, und das Weibchen balzte vor dem @,.o-,r. ro ""rorrt -* 133 Oben: Weibchen von Nanochromis sp. ,,Kisangani" Unten: Männchen yon N. sp. ,,Kisangani" 134 DCG-Info 24 (.6'1 1993: 133-136 Nanochromis sp.,,Kisanganitt, Pärchen Männchen ungefähr so, wie man das von Pelvicachromis pwlcher kennt. Es krtimmte seinen Körper U-förmig und präsentierte dem Männchen den mittlerweile leicht dikken, rotviolett gefärbten Bauch, um ihm seine Laichbereitschaft zu signalisieren. Anfangs zeigte das Männchen kein größeres Interesse; aber nach eimger Zeit ,,artwortete" es dem Weibchen, indem es dessen Bauch mit dem Maul berührte, sobald es ihn präsentierte. Das Weibchen versuchte dann, das Männchen zur Höhle zu locken, was ihm allmählich auch gelang. Das Weibchen begann nun, die Höhlendecke mit dem Maul zu putzen. Das dauerte einige Tage (bei späteren Bruten dauerten die Laichvorbereitungen manchmal nochviel länger, je nachdem, wieviel Sand das Weibchen aus der Laichhöhle baggernmußte). Immer wieder wurden diese Laichvorbereitungen durch Balzverhalten außerhalb der Höh1e unterbrochen. Es sah so aus, als bemühte sich das Weibchen, das einmal geweckte Interesse des Männchens wachzuhalten. Eines Tages laichten die Fische dann endlich ab. Das Weibchen heftete einige Eier an die Höhlendecke und schwamm aus der Höhle heraus, um das Männchen zum Besamen hineinzulassen. So wechselten sich die Fische ab, bis der gesamte Eivorrat des Weibchens an der Decke klebte. Übrigens hatte das Wasser in diesem Aquarium einen pH-Wert von 6,5 und eine Gesamthärte von 2 Grad dH. Die Temperatur betrug 24 Grad Celsius. Bei diesen Werten schlüpften die Larven nach etwa zwei Tagen. @ DCG-Info 24 (6') 1993: 133-136 135 Die Eier erschienen mir für diese kleinen Fische ziemlich groß. Sie hatten eine weißlichgelbe, trübe Farbe. Ihre Zahl war nicht leicht zu schätzen, da sie gut in der Höh1e versteckt waren; nach meinen späteren Erfahrungen können gut ernährte Weibchen prcr Gelege zwischen 50 und 100 Eier absetzen. Sobald die Jungfische frei schwimmen, hat sich der Umfang der Brut meist auf 30 bis 40 Exemplare verringert, besonders wenn sich weitere Fische im Aquarium befinden. Will man mehr als 10 oder 15 Jungfische auf2iehen, sollte man das Zuchtpaar in einem eigenen Aquarium halten und höchstens einen ,,Feindfisch" (am besten einen Schwertträger oder einen anderen harmlosen Fisch) dazusetzen. Man kann natürlich auch die Brut in ein gesondertes Aufzuchtbecken überführen. Interessanter ist es aber, die Brutpflege zu beobachten. Mir jedenfatls rnacht es viel Spaß zu sehen,wie das Pärchen den Jungfischschwarm durch das Aquarium führt, mögliche Feinde aus dem Revier vertreibt und den Jungen eine Gefahr signalisiert, woraufhin die sich sofort zu Boden sinken lassen und dort reglos verharren, bis ,,Entwarnung" gegeben wird. *) Ubersetzung aus dem Englischen von Rainer Stawikowski Laichhöhle mit Gelege r36 - Fotos: Stalsberg DCG-Info 24 (6) 1993: 133-136 @