ANSWERS Jürgen Hönig, Fritz Rinderknecht Blocksignale aus dem Hause Schrimpf 1. Erste Serie von Formsignalen Seit langer Zeit sind Formsignale, die äusserlich im Märklinstil gehalten sind, erhältlich. Diese Signale sind mit Doppelspulenantrieben versehen, die einen Einsatz als Haltfall- und als Blocksignal zulassen. Der Einsatz dieser Signale an den Spielertreffen in Scheyern hat aufgezeigt, dass die Konstruktion Nachteile aufweist, die einen sicheren Einsatz über lange Zeit nicht erlauben. Es sind zwei grundsätzliche Eigenheiten, die Schwierigkeiten bereitet haben: Der Antrieb läuft mit einem zu hohen Betriebsstrom. Der Antrieb muss über Endabschalter vor Überhitzung geschützt werden. Ursprünglicher Antrieb. Detaillierte Angaben zur Relaischarakteristik: Ohmscher Widerstand der Relaisspulen: Schaltstrom bei 20 Volt: Schaltleistung der Umschaltkontakte: unbekannt, aber sicher Dauerbetrieb nicht möglich, da Spulen sofort überhitzen und verbrennen. Zu hohe Leistungsaufnahme: 6Ω grösser 3’500 mA kleiner 10 A bei 20 V grösser 75 Watt Die hohen Betriebsströme führen zu Abbrand auf allen Kontakten im Schaltstromkreis (Endabschalter, Taster und Schaltschienen). Dadurch leidet die Langzeittauglichkeit des Systems. Die hohen Betriebsströme bedingen aber auch einen hohen Leitungsquerschnitt in der Verdrahtung über längere Distanzen, da nur so hemmende Spannungsabfälle vermieden werden können, 2. Licht-Tagessignale Diese Signale sind erst seit ein paar Jahren erhältlich. Sie sind mit einem Doppelspulenrelais ausgestattet, das ebenfalls einen Einsatz als Haltfall- und als Blocksignal zulässt. Das Relais, das zum Einsatz kommt, weist ausserordentlich günstige Eigenschaften auf. Die Probleme, die beim Formsignalantrieb festgestellt worden sind, können hier kaum auftreten. Bild 2.1: KACO-Relais auf einem Versuchsaufbau. Gut erkennbar der Handschalter. KACO-Relais für 24 Volt. Detaillierte Angaben zur Relaischarakteristik: Ohmscher Widerstand der Relaisspulen: Schaltstrom bei 24 Volt: Schaltleistung der Umschaltkontakte laut Datenblatt: Dauerbetrieb möglich. Geringe Leistungsaufnahme: F. Rinderknecht, History of Tinplate Toys, CH 3084 Wabern 430 Ω kleiner 60 mA 10 A bei 230 V ca. 1,3 Watt 15.04.2006 / Seite 1 von 7 3. Neues Konzept für Formsignale Es wird ein Antrieb gesucht, der vergleichbare Eigenschaften zum Schaltapparat der LichtTagessignale aufweist. Ein möglicher Lösungsweg ist die Ausnutzung der mechanischen Stelleinrichtung, die aus dem KACO-Relais herausragt. Bei senkrechtem Aufsetzen des Relais auf die Signalgrundplatte kann die Schaltstange des Signalflügels direkt über eine Verlängerung des Relaisumschalters angesteuert werden. Die dabei zu leistende Arbeit verändert aber das Schaltverhalten des Relais. Bei der Suche nach Bauelementen sind durch R. Schrimpf weitere Antriebsaggregate evaluiert worden. Dasjenige, das mit geringen Schaltströmen und ohne Endabschalter auskommt, ist eine 20-Volt-Version eines KACO-Relais, das eng verwandt mit dem bereits besprochenen Relais ist. KACO-Relais für 20 Volt. Detaillierte Angaben zur Relaischarakteristik: Ohmscher Widerstand der Relaisspulen: Schaltstrom bei 20 Volt: Schaltleistung der Umschaltkontakte laut Datenblatt: Dauerbetrieb möglich. Geringe Leistungsaufnahme: 270 Ω kleiner 75 mA 10 A bei 230 V ca. 1,5 Watt Erste Versuche haben ergeben, dass das letztgenannte Relais paarweise mit parallel geschalteten Relaisspulen eingesetzt werden sollte, um eine sichere Funktion zu gewährleisten. 4. Bestimmungen einzelner physikalischer Werte Da bei den kommenden Besprechungen verschiedene Stromarten erwähnt werden, seien hier noch drei Definitionen vorgeschlagen: – Wechselspannung: Eine 50-mal in der Sekunde die Polarität wechselnde, wellenförmige Spannung1. – Pulsierende Gleichspannung: Eine aus einer einfachen Gleichrichtung von Wechselstrom erzeugte, pulsierende Spannung ohne Glättung. Diese Spannungsart wird von Märklin beispielsweise mit der Schaltung 70/ verwendet. – Geglättete Gleichspannung: Eine Spannung mit konstanter Amplitude bzw. eine Spannung, die nur minimale Schwankungen (<1%) in der Amplitude aufweist. Schaltimpulslänge am Schaltgleis Bei einer maximalen Geschwindigkeit eines Zuges von 1 m/s wird die Schaltwippe eine Impulslänge von etwa 15 ms (Millisekunden) erzeugen, wenn das auslösende Bauteil keine Längenausdehnung hat. Bei einem Schleifer kommen dann noch die etwa 1.5 cm Längenausdehnung dazu, so dass man mit einer Impulslänge von 30 ms pro Schleifer rechnen kann. Die Impulslänge verdoppelt sich also bei einem Fahrzeug, das zwei Schleifer aufweist. Dieser Fall ist aber nicht immer gegeben. Man muss damit rechnen, dass in extremen Fällen auf Tinplate-Gleis Geschwindigkeiten bis zu 1.5 m/s gefahren werden. Das ist zwar unvernünftig, es gibt aber unvernünftige Spieler... (und gerade da soll doch wenn möglich die Funktion noch gewährleistet sein!) Schaltimpulslänge am freien Relais Mit Hilfe eines elektronischen Taktgebers wurde gezeigt, dass das KACO-Relais für 24 Volt bis hinab zu einer Impulslänge von 10 ms 1 (Gemessen wird der Effektivwert. Dieser ist eins durch Wurzel zwei kleiner als der Spitzenwert der Halbwelle). 15.04.2006 / Seite 2 von 7 F. Rinderknecht, History of Tinplate Toys, CH 3084 Wabern sicher schaltet. Die Messung wurde mit geglätteter Gleichspannung durchgeführt. Die minimale Impulslänge für das 20-Volt-Relais bewegt sich im gleichen Grössenbereich von 10 ms (gemessen 6 ms). Schaltimpulslänge an einfachem Relais mit Ankoppelung an Signalflügel Diese Grösse wurde anhand eines Versuchsaufbaus mit einem Märklinsignalmast (Spur I) und einem 24-Volt-Relais bestimmt. Angelegte Spannung 24 Volt. Nach bestmöglichem Austarieren der Mechanik wurde eine minimal erforderliche Impulslänge von 40 ms bei Anlegen von geglätteter Gleichspannung nachgewiesen. Bild 4.1: Einfachanordnung eines 24-Volt-Relais auf Versuchsaufbau. Stecknadel als Übertragungshebel. Schaltimpulslänge an doppeltem Relais mit Ankoppelung an Signalflügel Diese Grösse wurde anhand eines Versuchsaufbaus mit einem Signalmast (Schrimpf) und einer Doppelrelaisgruppe für 20 Volt bestimmt. Angelegte Spannung 18 Volt. Nach bestmöglichem Austarieren der Mechanik wurde eine minimal erforderliche Impulslänge von 30 ms bei Anlegen von geglätteter Gleichspannung nachgewiesen. Bild 4.2: Paaranordnung von Relais auf Versuchsaufbau. Zu Testzwecken verlängerter Übertragungshebel. 5. Schlussfolgerungen aus den Messungen – Die mit den KACO-Relais erreichbaren Schaltleistungen genügen bei den vorkommenden Schaltimpulslängen nur ganz knapp zur Errichtung eines betriebssicheren Systems. Eine Vergrösserung der Sicherheit um den Faktor 2 bis 3 erscheint uns unerlässlich. – Durch Anfügen elektronischer Teile könnte eine konstante Schaltimpulslänge von 200 ms realisiert werden. Damit sollten sich alle Unsicherheiten bei guter Systemtauglichkeit aus der Welt schaffen lassen. F. Rinderknecht, History of Tinplate Toys, CH 3084 Wabern 15.04.2006 / Seite 3 von 7 – Ein Antriebssystem mit nur einem 20-Volt-Relais ist denkbar. Die Machbarkeit müsste aber nachgewiesen werden. Der zugehörige Versuch unterblieb wegen konstruktiver Gegebenheiten (verklebte und verlötete Teile des Relaisaufbaues). – Entsprechend der geforderten Art der Versorgungsspannung sind zusätzliche elektronische Einrichtungen – Gleichrichter mit Spannungsglättung – nötig, die entweder am Signal oder an einem Vorschaltgerät (Stellpult im Schaltplan Schrimpf) eingerichtet werden können. 6. Weitere Vorschläge zur Realisation – Das (oder die Relais) sollten so eingerichtet werden, dass ein freier Umschaltkontakt zur Verfügung bleibt (zum Beispiel für Rückmeldungen). – Zur Kalibrierung der Mechanik wäre ein unabhängiger Schaltimpulsgenerator von 80 ms Schaltimpulslänge ideal. Konstruktion analog der auf dem Relais eingesetzten Schaltung, aber anders dimensioniert. – An Stelle der Glühbirne in der Signallaterne wäre eine Lösung mit Leuchtdiode(n) empfehlenswert. Geglättete Gleichspannung steht ja in dem hier vorgeschlagenen Konzept zur Verfügung. Der Vorteil dieser Einrichtung wäre der, dass dank geringem Strombedarf keine spezielle Lichtspannungsversorgung mehr notwendig wäre. Dieser Effekt kommt besonders beim Einsatz mehrerer Signale in einer Kette zum Tragen. Schaltschemata Für die weiteren Betrachtungen werden die Schaltschemata für die Steuerung der Signale besprochen. Für diese Steuerung kann man sich zwei unterschiedliche Möglichkeiten denken (die Einrichtungen des Bahnbetriebs sind dabei nur am Rande betroffen): Schaltung L (lokale Gleichrichtung): Die Ansteuerung der Signale läuft über normale Wechselspannung von 15 ± 1.5 Volteff2. Schaltung Z (zentrale Gleichrichtung): Die Ansteuerung der Signale läuft über eine geglättete Gleichspannung von 20 ± 2 Volt=. 2 Es genügt eine Wechselspannung von ca.15 ± 1.5 Volt effektiv, das ergibt nach Gleichrichtung etwa 20 ± 2 Volt= (Berechnung: gemessener Wechselspannungs-Effektivwert mal Wurzel zwei abzüglich zwei Diodenspannungen und Restwelligkeit. Der Kondensator lädt sich auf den Spitzenwert der pulsierenden Gleichspannung auf und entlädt sich wieder etwas = Restwelligkeit). 15.04.2006 / Seite 4 von 7 F. Rinderknecht, History of Tinplate Toys, CH 3084 Wabern Schaltung L (lokale Gleichrichtung) Fahrtrichtung Schaltgleis Gleichrichter Hp 1 Gleichrichter Hp 0 Zeitgeber Hp 1 Zeitgeber Hp 0 KACO – Relais Taster Blocksignal für den Haltfall (Wechselspannung, lokale Gleichrichtung) Bild 6.1: 06.04.06 Vorschlag L zu Schaltschema. Bewertung + Die Schaltung lässt Kombinationen in den Stellwerken mit normalen Signalen und anderen Magnetartikeln zu. [Dieses Argument gilt nur als Vorteil bei einer ungenügenden Dimensionierung der Gleichstromversorgung, was ja zu vermeiden ist – siehe unten]. + Das Signal kann an seinem Körper mit der an den Schienen anliegenden Masse verbunden sein. Die Beleuchtung darf deshalb über Signalmast und Sockel weiterhin an dieser Masse angeschlossen sein. – Der Schaltungsaufwand am einzelnen Signal wird durch die zwei erforderlichen Gleichrichter, die zwei Glättungskondensatoren und weitere, notwendige RC-Glieder erhöht. – Wegen Platzproblemen im Signalsockel kann nur eine ungenügend geglättete Gleichspannung erzeugt werden. Dadurch wird das sichere Arbeiten der Schaltung beeinflusst. F. Rinderknecht, History of Tinplate Toys, CH 3084 Wabern 15.04.2006 / Seite 5 von 7 Schaltung Z (zentrale Gleichrichtung) Fahrtrichtung S S Schaltgleis Zeitgeber Hp 1 Versorger Zeitgeber Hp 0 Taster S S S Blocksignal für den Haltfall (Wechselspannung, zentrale Gleichrichtung) Bild 6.2: S + + + + + Erzeugt die benötigte Gleichspannung S S KACO – Relais 11.04.06 Vorschlag Z zu Schaltschema. Bewertung + Die Schaltung kann für Wechselspannung und Gleichspannungen ohne Änderung eingesetzt werden. + Die Gleichrichtung muss nur einmal erfolgen und kann für mehrere Signale verwendet werden. Ein neues Gehäuse, doppelt so breit wie die Taster-Gehäuse, könnte eine Einrichtung zur Gleichrichtung mit guter Glättung aufnehmen. 3 + Die Zeitgeberschaltung kann einfacher gehalten werden als bei ungenügend geglätteter Gleichspannung (einige RC-Glieder entfallen). + Die Relais-Spulen arbeiten sicherer mit der gut geglätteten Gleichspannung, insbesondere bei der zusätzlichen, mechanischen Belastung für den Flügelantrieb. 3 [Nebenbei: In einem Gehäuse desselben Typs könnte für den Fahrbetrieb auch eine einfache Gleichrichtung von Wechselstrom untergebracht werden. Natürlich käme hier ein zusätzlicher Umschalter für Vorwärts und Rückwärts-Fahrt zum Einbau]. 15.04.2006 / Seite 6 von 7 F. Rinderknecht, History of Tinplate Toys, CH 3084 Wabern – Die Signale mit der Schaltung Z sind je nach Dimensionierung der Gleichrichtung nur mit den Lichtsignalen von Schrimpf und möglicherweise mit Moment-Signalen vom Typ Apelt kompatibel. Der Anschluss alter Flügelsignale an die neu zu schaffende Gleichspannungsversorgung kann zu unkontrollierter Überlastung der Gleichrichtung führen, falls die Gleichrichtung zu schwach dimensioniert wird. Eine solche Unterdimensionierung dürfte bereits ab 6 A4 abwärts erreicht sein. – Wenn die Signalbeleuchtung unabhängig mit Wechselspannung gespeist werden soll, muss eine zusätzliche Wechselspannungs-Masse, die von der Steuer-Schaltung isoliert sein muss, zum Sockel des Signals zugeführt werden. Die Gleichspannungs-Masse für die Schaltung darf dann nicht mit der Wechselspannungs-Masse für das Licht verbunden werden. – Wird die Signalbeleuchtung auch über die Gleichspannungsspeisung des Antriebs betrieben, darf der Signalsockel nie mit dem Gleis in Berührung kommen solange nicht eine unabhängige Stromversorgung für die Signale vorliegt.5 4 Das wären ja bei 20 Volt 120 Watt. – Sind für die alten Signale bisher solch leistungsstarke Trafos im Einsatz? Ich kenne kein Signal, das Wicklungen hat mit nur 3.3 Ohm und somit 6 A benötigen würde. Selbst wenn man mehrere Signale im selben Moment stellen würde, reicht eine Stromversorgung mit max. 1.5 A bei weitem aus – und das leistet schon der allerkleinste Gleichrichter. Ich meine, „der ganze Minuspunkt ist etwas übertrieben und deshalb nicht maßgebend“. 5 Bei gleichzeitiger Ansteuerung zweier Signale mit einer Leistungsaufnahme von etwa 70 Watt werden doch Ströme auftreten, die die Versorgungsspannung irgendwo zusammenreissen. Bisher haben vermutlich die leistungsschwachen Transformatoren eine Zerstörung unterdimensionierter Gleichrichter verhindert. [Ein Transformator für die Gleichrichtung der Signalsteuerung pro Raum kann ausreichen, wenn die Speiseleitungen zu den Stelltastern genügend dimensioniert sind. Die notwendige Dimensionierung hängt von den zu leistenden Stellströmen der eingesetzten Signale ab. Es ist sowieso sinnvoll, Magnetartikel und auch die Beleuchtung von getrennten Transformatoren zu speisen.] F. Rinderknecht, History of Tinplate Toys, CH 3084 Wabern 15.04.2006 / Seite 7 von 7