Die Gosho-Vorlesung von Präsident Ikeda Das Studium aus der „Gosho“, dem Lehrtext des Sieges Nr. 18 „Über die Auswahl der Zeit“ (Teil 3) Der Kampf des Ausübenden des Lotos-Sutras, der die Verantwortung dafür trägt, das Karma seines Landes zu verändern Der Buddhismus Nichiren Daishonins ist die „Religion für die Menschliche Revolution“, die dazu fähig ist, die Veränderung des Karmas jedes Individuums mit aller Deutlichkeit zu realisieren. Zudem ist sein Buddhismus die „Religion für die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes“, die es einem ermöglicht, für die Veränderung des Karmas seines Landes sowie seines Zeitalters „jetzt und hier“ mit aller Entschiedenheit fortgesetzt zu kämpfen. Des Weiteren ist er die „Religion für den Weltfrieden“, die es einem ermöglicht, die Veränderung des Karmas der gesamten Menschheit bis zum Ende tief und stark zu wünschen und dafür konsequent zu handeln. Der Schlüssel zur Veränderung des Karmas ist das große Gesetz, Nam-Myoho-RengeKyo, das imstande ist, das Leben aller Menschen von Grund auf zu erwecken. Die Lotosblume vermag, in jedem Sumpf, so schmutzig er ist, die reine Blume aufblühen zu lassen. Wenn wir dem Mystischen Gesetz bis zum Ende leben, vermag das Leben der Menschen, die wegen der karmisch bedingten Leiden, so tief sie auch immer sind, keuchen, einen prächtig strahlenden Glanz aufgrund der Welt der Buddhaschaft auszusenden. Und wenn sich der Kreis der Menschen, die diesem Mystischen Gesetz bis zum Ende leben, immer mehr erweitert, können wir jedes Land, ganz gleich, wie ernst dem Land Gefahr droht, niederzugehen, in ein von Glück beseeltes Land von Frieden und Gedeihen kraftvoll zu verändern. Gerade dieser von Kraft für die Veränderung der Realität durchdrungene Buddhismus ist die Religion, die Nichiren Daishonin für die Errettung aller Menschen im Späten Tag des Gesetzes errichtete. Um diese Religion zu errichten, wird die Existenz eines „Ausübenden des Lotos-Sutras“, der an der Handlung, sich nicht davor zu scheuen, Leib und Leben einzusetzen, festhält und in seinem eigenen Leben die fünf Schriftzeichen des Mystischen Gesetzes, Myo-ho-Ren-ge-Kyo, verkörpert, unentbehrlich. In diesem Schriftwerk erklärt der Daishonin, dass der „Ausübende des LotosSutras“ sowohl der „Weise“ ist, der vermochte, im Leben der gewöhnlichen Menschen den Buddhasamen auszusäen und ihnen zu ermöglichen, in ihrem eigenen Leben die Weisheit des Buddhas zu offenbaren, als auch der „Heilige“, der über die Kapazität und Tugend verfügt, die Zukunft klar vorausblickend alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes korrekt anzuführen, und die „große Persönlichkeit“, die in sich, wiewohl sie ein gewöhnlicher Mensch ist, einen mit dem [Mystischen] Gesetz vereinten großen Charakter vollbracht hat. Alle Tugenden, mit denen der Ausübende des Lotos-Sutras ausgestattet ist, der in diesem Schriftwerk dargestellt wird, sind im unerschütterlich festen Glauben derjenigen enthalten, die an das Mystische Gesetz unbeirrt glauben, und werden sich durch den Mut derjenigen, die der Zeit entsprechend, genau wie sie der Buddha lehrt, zur Praxis aufstehen, offenbaren. 1 Lassen Sie uns gemeinsam in diesem und dem nächsten Monat den selbstlosen großen Kampf Nichiren Daishonins, der angesichts der Zeit, in der [das Mystische Gesetz] im Späten Tag des Gesetzes weithin verbreitet werden sollte, als Ausübender des Lotos-Sutras allein aufstand, tief und respektvoll studieren. Als Antwort darauf sage ich: Durch den vorangegangenen Diskurs wurde klargestellt, dass Ashvaghosha, Nagarjuna, Aryadeva und Vasubandhu das große Gesetz, das durch Mahakashyapa und Ananda nicht verbreitet worden war, doch verbreiteten. Zudem wurde auch durch den vorangegangenen Diskurs klargestellt, dass der Großmeister Tiantai das große Gesetz, das durch Nagarjuna, Vasubandhu und die anderen nicht vollständig verbreitet wurde, doch verbreitete. Es ist wiederum klar geworden, dass der Großmeister Dengyo das große Hochheiligtum für die Ordination aufgrund der vollkommenen und unparteiischen [Lehre], die durch den Großmeister Tiantai nicht verbreitet worden war, errichtete. Was mich an dieser Stelle äußerst verwundert, ist die Tatsache, dass das größte tiefgründige geheime Wahre Gesetz, das – obwohl es der Buddha vollständig gelehrt hatte – in der Zeit nach seinem Erlöschen durch Mahakashyapa, Ananda, Ashvaghosha, Nagarjuna, Asanga und Vasubandhu sowie Tiantai und Dengyo, noch nicht verbreitet worden ist, an der Oberfläche des Textes [des Lotos-Sutras] eindeutig erkennbar ist. Die Frage, ob man dieses tiefgründige Gesetz jetzt in der fünften der fünf 500-Jahr-Perioden, zu Beginn des Späten Tages des Gesetzes, im Jambudvipa (der ganzen Welt) weithin verbreiten sollte oder nicht, verwundert mich in höchstem Maße. (DG, Band 3, Seite 132; JG, Seite 272) Das „größte tiefgründige geheime Wahre Gesetz“ weist auf die fünf Schriftzeichen des Mystischen Gesetzes, Myo-ho-Ren-ge-Kyo, das der Bodhisattwa „Herausragende Ausübung“ verbreitet, hin Wie im letzten Monat studiert, erklärt der Daishonin, der die buddhistische Geschichte über die zwei Perioden, nämlich den Frühen Tag des Gesetzes und den Mittleren Tag des Gesetzes, verfolgte, dass gerade der Späte Tag des Gesetzes die Zeit ist, in der das LotosSutra, das große reine Gesetz, im Jambudvipa (der ganzen Welt) weithin verbreiten wird. Dieser Feststellung entgegen wird eine Frage gestellt, ob es in Bezug darauf, [das reine Gesetz] im Späten Tag des Gesetzes weithin zu verbreiten, bereits sowohl im Frühen Tag des Gesetzes als auch im Mittleren Tag des Gesetzes die Zeit gab, in der das Lotos-Sutra weithin verbreitet wurde. Es ist eine wichtige Frage, die zur Klarstellung dient, was das im Späten Tag des Gesetzes zu verbreitende Gesetz ist. In Form, auf diese Frage zu antworten, setzt der Daishonin in diesem Schriftwerk fort, wiederum die zeitliche Reihenfolge der Lehren [Shakyamunis] in den drei Zeiten, nämlich im Frühen Tag des Gesetzes, im Mittleren Tag des Gesetzes und im Späten Tag des Gesetzes, ausführlich zu erläutern. (DG, Band 3, Seite 116-132; JG, Seite 267-272) Und als Fazit davon stellt der Daishonin fest, dass zuerst Nagarjuna1) und Vasubandhu2) im Frühen Tag des Gesetzes die wahre Doktrin des Lotos-Sutras, das im Späten Tag des 1) Nagarjuna: Er war ein führender Philosoph der Mahayana-Bewegung, der zwischen 150 und 250 n. Chr. in Südindien wirkte. Er stammte aus einer wohlhabenden brahmanischen Familie und studierte zuerst den Hinayana-Buddhismus. Durch das Studium des Mahayana-Buddhismus erläuterte er zahlreiche Sutras, darunter die 100 bändige Abhandlung „Über die Vervollkommnung der großen Weisheit“ (Sk. Mahaprajnaparamitopadesha), „Die Abhandlung über die zwölf Tore“ (Ch. Shiherh Men Lun) und „Die Lehre der Mitte“ (Sk. Madhyamika; Ch. Zhonglun), festigte somit das theoretische Fundament des Mahayana-Buddhismus und übte einen großen Einfluss auf die Verbreitung des Buddhismus in China und in Japan aus. 2) Vasubandhu: er war der älteste der drei Brüder. So wie Nagarjuna waren Vasubandhu und Asanga Söhne einer vornehmen Brahmanenfamilie. Sie wurden in Purussharpura, im nordindischen Staat Gandhara geboren, dem heutigen Peshawar, wahrscheinlich im fünften Jahrhundert nach Chr. Ihr Vater Kaushika war ein hervorragender brahmanischer Lehrer des Staates Gandhara. 2 Gesetzes verbreitet werden sollte, wiewohl sie „innerlich zur Wahrheit erwacht waren und im Lebenszustand der absoluten Gleichheit sicher verweilten“ (Naikan-reinen)3), nur für sich beibehielten und nach außen hin ausschließlich die Lehren des vorläufigen MahayanaBuddhismus predigten und verbreiteten. Im Gegensatz zu ihnen widerlegten der Großmeister Tiantai4) [aus China] und der Großmeister Dengyo5) [aus Japan] im Mittleren Tag des Gesetzes jeweils die drei Schulen im Süden und die sieben Schulen im Norden6) [Chinas] sowie die sechs Schulen in der südlichen Hauptstadt7) [Japans], welche ihre Lehren auf die vorläufigen Lehren stützten, vehement und setzten sich dafür ein, das Lotos-Sutra, die wahre Lehre Shakyamunis, weit und breit im jeweiligen Land zu erheben. Als Fazit davon hatte Tiantai die Theorie von Ichinen-sanzen gelehrt und die vollkommene Weisheit und die vollkommene Versenkung (Meditation)8) erklärt, während Dengyo die spezifische Ordination aufgrund des Lotos-Sutras9), nämlich das vollkommene Gebot, errichtete. Hier wurden die auf dem Lotos-Sutra basierenden konkreten Praktiken, die die „drei grundlegenden Praktiken von Gebot, Versenkung und 3) Naikan-reinen: das bedeutet, dass man sich innerlich beschaulicht, dadurch die Erleuchtung erlangt und im Lebenszustand der absoluten Gleichheit sicher verweilt. Vasubandhu und Nagarjuna waren zur wahren Doktrin des Lotos-Sutras erwacht, lehrten und verbreiteten jedoch die vorläufigen Lehren des Großen Fahrzeugs, die zu ihrer Zeit passten. 4) Der Großmeister Tiantai (538–597): Zhiyi, der in der Periode der Sui-Dynastie (581-618) in China lebte und die Tiantai-Schule gründete, war zuerst Nanyue Huisis herausragender Schüler, der wegen seiner langen Verbindung mit dem buddhistischen Zentrum auf dem Berg Tiantai in der Provinz Zhejiang oft als der Großmeister Tiantai bezeichnet wird. Er widmete fast sein ganzes Leben dem Studium und der Erläuterung des Lotos-Sutras und den ihm zugrunde liegenden Prinzipien. Er erklärte die Lehren des Lotos-Sutras in logischen und philosophischen Begriffen und systematisierte sie zum besseren Verständnis der Gläubigen. Seine Hauptwerke sind „Die große Konzentration und Einsicht“ (Ch. Mo-ho tschih-kuan bzw. Mohe-zhiguan), „Worte und Sätze des Lotos-Sutras“ (Ch. Fa-hua Wen-chü) und „Die tiefe Bedeutung des Lotos-Sutras“ (Ch. Fa-hua Hsüan-i). Dadurch, dass er die Lehren der drei führenden buddhistischen Schulen am Gelben Fluss im Süden des Landes und die der sieben führenden buddhistischen Schulen am Jangtse Fluss im Norden des Landes widerlegte, erhob er die Lehren des Lotos-Sutras. 5) Der Großmeister Dengyo (767-822): Saicho, der Begründer der Tendai (Tiantai)-Schule in Japan. Er hatte bereits einen hohen Mönchsrang inne, als er im Jahr 804 mit einer Gesandtschaft nach China zur Zeit der TangDynastie geschickt wurde, um sein Studium zu vertiefen. Er studierte am Klosterberg Tiantai, der der Schule ihren Namen gab. Als er im Jahr 805 wieder nach Japan zurückkehrte, brachte er u. a. 450 Bände buddhistischer Schriften mit. Saicho, der die irreführenden Lehren der sechs konventionellen Schulen in der ehemaligen Kaiserstadt Nara widerlegte und das Lotos erhöhte, trachtete sein ganzes Leben lang nach der Berechtigung, eigene Mönchsweihen vorzunehmen. Dieses Recht wurde in der Nara und Heian-Zeit vom Kaiser (Tenno) erteilt. Noch hatten nur die Tempel in Nara dieses Privileg, was ihnen natürlich Kontrolle über die Weihungen ermöglichte. Obwohl auch der Kaiser Saga Saicho Sympathie entgegenbrachte, willigte er in Saichos Vorhaben, das letztlich das Ziel hatte, die Tendai-Schule von jeglicher Kontrolle von außen (religiös wie staatlich) zu befreien, nicht unmittelbar ein. Die Mönche in Nara verübten Intrigen, um Saichos institutionelle Unabhängigkeit zu verhindern. 6) Die drei Schulen im Süden und die sieben Schulen im Norden [Chinas]: die drei Schulen waren am JangtseFluss im Süden Chinas angesiedelt, die sieben Schulen am Gelben Fluss im Norden. Sie weisen auf die zehn führenden buddhistischen Schulen hin, die in der Zeit der Südlichen und Nördlichen Dynastien (440-589) in China existierten. Die Doktrinen, auf die sich diese zehn Schulen stützten, wurden durch den Großmeister Tiantai auf der Basis des Lotos-Sutras vollständig widerlegt. 7) Die sechs Schulen in der südlichen Hauptstadt [Japans]: sie erreichten während der Nara-Periode (710-794) ihre Blütezeit. Sie sind 1) Kusha-Schule, 2) Jojitsu-Schule, 3) Sanron-Schule (Ch. Sanlun-zong), 4) HossoSchule (Ch. Fahsiang-zong), 5) Kegon-Schule, basierend auf dem Avatamsaka-Sutra (Blütenkranz-Sutra oder Blumengirlanden-Sutra), und 6) Ritsu-Schule. 8) Die vollkommene Weisheit, die vollkommene Versenkung (Meditation) und das vollkommene Gebot: sie weisen auf die Weisheit, die Versenkung (Meditation) und das Gebot hin, welche alle, die den Buddhaweg ausüben, unbedingt studieren und praktizieren müssen. Daher werden sie die „drei grundlegenden Praktiken von Gebot, Versenkung und Weisheit“ genannt. 9) Die spezifische Ordination aufgrund des Lotos-Sutras: es bezieht sich auf die spezifische Ordination aufgrund der Lehre des Großen Fahrzeugs, die einem am im Tempel Enryaku-ji auf dem Berg Hiei erbauten Hochheiligtum auf der Basis des vorläufigen Teils des Lotos-Sutras verliehen wurde. Sie unterscheidet sich von der herkömmlichen Ordination, die einem auf den Lehren des Kleinen Fahrzeugs basierend verliehen wurde. 3 Weisheit“ genannt werden, erstmals vervollständigt. Sie stellen jedoch noch nicht das „größte tiefgründige geheime Wahre Gesetz“ dar, das im Lotos-Sutra eindeutig dargelegt ist. Daraus wird schlussfolgert, dass die beiden Zeiten, nämlich der Frühe Tag des Gesetzes und der Mittlere Tag des Gesetzes, zu Recht nicht als Zeitalter bezeichnet werden kann, in dem das Lotos-Sutra weithin verbreitet worden sei. Und damit, dass eine Frage gestellt wird, ob dieses „größte tiefgründige geheime Wahre Gesetz“ überhaupt wirklich im Späten Tag des Gesetzes im Jambudvipa (der ganzen Welt) weithin verbreiten wird, geht diese Antwort zu Ende. Der darauf folgende Abschnitt beginnt mit der Frage: „Was für ein geheimes Gesetz ist das? Zuerst möchte ich seinen Namen wissen und dann seine Bedeutung erfahren.“ (DG, Band 3, Seite 132; JG, Seite 27) Jedoch in diesem Abschnitt werden weder der Name noch der Inhalt des „größten tiefgründigen geheimen Wahre Gesetzes“ aufgezeigt. Denn es ist offenbar, dass dies, vom gesamten Fluss dieses Schriftwerkes aus betrachtet, auf die fünf Schriftzeichen, Myo-ho-Renge-Kyo, die im Lotos-Sutra vom Buddha Shakyamuni dem Bodhisattwa „Herausragende Ausübung“10) übertragen wurden und im Späten Tag des Gesetzes verbreitet werden sollten, zutrifft. In seiner Abhandlung „Über das Erweisen der Dankbarkeit“, die ein Jahr nach diesem Schriftwerk (am 21. Juli 1276) verfasst wurde, erklärt der Daishonin genauso wie in diesem Schriftwerk, dass Myoho-Renge-Kyo weder im Frühen Tag des Gesetzes noch im Mittleren Tag des Gesetzes verbreitet wurde, und offenbart daraufhin als das im Späten Tag des Gesetzes zu verbreitende Gesetz die „Drei Großen Esoterischen Gesetze“, nämlich das wahre Objekt der Verehrung im tatsächlichen Teil [des Lotos-Sutras], das wahre Hochheiligtum im tatsächlichen Teil [des Lotos-Sutras] und das wahre Daimoku im tatsächlichen Teil [des Lotos-Sutras]. Das heißt, die Gestaltung bzw. die Erscheinung der „Drei Großen Esoterischen Gesetze“ wird klar dargestellt. (DG, Band 4, Seite 263; JG, Seite 328) Ihnen diese Lehre zu erklären, wird mir leicht fallen, weil sie im Text [des Lotos-Sutras] dargelegt ist. Jedoch bei der Gelegenheit, diese Lehre zu erklären, gibt es zuerst drei wichtige Dinge. Obwohl er weit ist, hält der Ozean keine Leichen. Obwohl er dick ist, trägt der große Erdboden keinen Menschen von Unpietät. Im Buddhismus kann man sowohl solchen, die die Hauptvergehen begangen haben, helfen als auch Menschen von Unpietät erretten. Jedoch ist es den ‚Menschen mit unkorrigierbarem Unglauben’ (Icchantika), die das [Wahre] Gesetz verleumden, und denjenigen, die vorgeben, Gebote am besten zu wahren, nicht gestattet. Diese drei Unheil bringenden Quellen sind nämlich die Nembutsu-, die Zen- und die ShingonSchule. (DG, Band 3, Seite 133f; JG, Seite 272) Er widerlegte die drei Schulen, die „Unheil“ bringen Um das „größte tiefgründige geheime Wahre Gesetz“ zu klären, gibt es zwei Aspekte, nämlich das Recht zu offenbaren und das Unrecht zu widerlegen. In diesem Schriftwerk Der Bodhisattwa „Herausragende Ausübung“ (Sk: Visistacaritra): Der erste der vier Hauptführer der unzähligen Bodhisattwas, die im fünfzehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Hervorquellen (der Bodhisattwas) aus der Erde“ erschienen. Shakyamuni vertraute ihm im einundzwanzigsten Kapitel „Die übernatürliche Kraft des Tathagatas“ an, das Lotos-Sutra für die Menschen im Späten Tag des Gesetzes zu verbreiten. Unzählige Bodhisattwas aus der Erde erschienen, als sie Shakyamuni sagen hörten: „Halt, Ihr guten Söhne! Ich brauche es nicht nötig, dass Ihr dieses Sutra beschützt und beibehaltet. Was ist der Grund dafür? In meiner Saha-Welt gibt es ohnehin Bodhisattwas-Mahasattwas, die so viel wie der Sand an sechzigtausend Ganges-Flüssen sind. Jeder einzelne der Bodhisattwas hat wiederum so viele Angehörige wie der Sand an sechzigtausend Ganges-Flüssen. Diese Menschen vermögen, in der Zeit nach meinem Erlöschen dieses Sutra zu beschützen, beizubehalten, zu lesen, zu rezitieren und weithin zu predigen.“ (DLS, Seite 225; JLS, Seite 453) 10) 4 erläutert es der Daishonin, indem er zuerst den Aspekt „das Unrecht zu widerlegen“ in den Vordergrund stellt. Das heißt, nachdem er an dieser Stelle sagte, es sei für ihn eine leichte Sache, den Namen sowie den Inhalt des „größten tiefgründigen geheimen Wahren Gesetzes“ zu zeigen, weil diese bereits im Sutratext eindeutig zu erkennen sind, bezieht er sich auf die Verleumdung des [Wahren] Gesetzes, die die durch Tiantai und Dengyo begründete These, das Lotos-Sutra sei das Beste, überdeckte, und setzt sich dafür ein, diese Verleumdung des [Wahren] Gesetzes klar und strikt zu widerlegen und zurückzuweisen. Danach werden der innere Lebenszustand und die Praxis des „Ausübenden des Lotos-Sutras“, der die Verleumdung des [Wahren] Gesetzes strikt widerlegt und die fünf Schriftzeichen, Myo-ho-Ren-ge-Kyo, das „größte tiefgründige geheime Wahre Gesetz“, verbreitet, klar dargelegt. Dann, lassen Sie uns gemeinsam der Darstellung in diesem Schriftwerk entsprechend des Daishonins Geist, das Unrecht zu widerlegen und das Recht zu offenbaren, respektvoll studieren. Der Daishonin führt als Objekt der Handlung, das Unrecht zu widerlegen, das Unheil auf, das durch die damals im ganzen Land Japan verbreiteten drei führenden Schulen, nämlich die Nembutsu-, die Zen- und die Shingon-Schule, als Ursache gebracht wurde. Die Nembutsu-Schule, deren Praxis durch den Daishonin als „Lippenspielerei der vierfachen Gemeinde“11) (DG, Band 3, Seite 134; JG, Seite 272) bezeichnet wurde, war unter den einfachen Bürgern weitgehend verbreitet. Was die Zen-Schule angeht, wurden ihre Mönche, obwohl sie als „Mönche von großer Arroganz“ (DG, Band 3, Seite 134; JG, Seite 273) bezeichnet wurden, von der Welt als „erleuchtete Führer der ganzen Welt“ (DG, Band 3, Seite 134; JG, Seite 273), nämlich als musterhafte Priester betrachtet, und immer mehr Menschen zollten ihnen Verehrung und ihre Anhängerschaft nahm ständig zu. Was die Shingon-Schule12) angeht, wandten führende Priester anderer Schulen zu der Zeit, in der das ganze Land vor der Gefahr der mongolischen Invasion zitterte, als Gebetsform, die dazu dienen sollte, das Feindesland niederzuwerfen, häufig die Praktiken der Shingon-Schule an. Durch die drei Schulen wurde die Verleumdung des [Wahren] Gesetzes im ganzen Land Japan immer weiter gefördert Ende des Mittleren Tages des Gesetzes wurde die These durch den Großmeister Dengyo etabliert, dass das Lotos-Sutra das Beste ist, trotzdem wurden die drei Schulen, die das Wahre Gesetz verleumdeten, verbreitet. Woran lag das? Das Grundübel, das mit der zunehmenden Verleumdung des [Wahren] Gesetzes im ganzen Land Japan zusammenhängt, liegt, wie in der Abhandlung „Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes“ ausführlich dargelegt, bei Ho’nen13), dem 11) Die vierfache Gemeinde: sie sind Mönche, Nonnen, Laienanhänger und Laienanhängerinnen (Sk. bhiksus, bhiksunis, upasakas und upasikas). 12) Die Shingon Schule (wörtlich: Schule des wahren Wortes bzw. Schule des Mantra): Sie ist eine von Kukai (774-835), auch unter dem Namen Kobo Daishi bekannt, im Jahr 816 gegründete Schule des japanischen Buddhismus. Er reiste nach China und studierte die buddhistischen Schriften. Nach seiner Rückkehr nach Japan errichtete Kukai mit Unterstützung des Kaisers Saga (786-842) die Shingon Schule. Daher hat sie ihre Wurzeln in der chinesischen Mi-zong. 13) Ho’nen Genku (1133–1212): er ist der Gründer der Reines-Land-Schule, die lehrt, dass der Grund dafür, das Lotos-Sutra zurückzuweisen, darin liegt, dass seine Prinzipien so tiefgründig sind, sodass nur wenige sie verstehen können und alle Lehren außer der Lehre der Nembutsu-Schule ablegen, verschließen, ignorieren und aufgeben soll. In seiner Abhandlung „Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes“ weist der Daishonin die Lehren Ho’nens als Grundübel, das Menschen zum Unglück führt, strikt zurück. 5 Gründer der Nembutsu-Schule, der lehrte, dass man, um eine Erlösung zu erlangen, ausschließlich den Namen des Amitabha-Buddhas anrufen solle. In der Abhandlung „Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des [Wahren] Gesetzes“ rügt der Daishonin wie folgt: Obwohl Ho’nen ein Mönch war, der aus dem Tempel Enryaku-ji der Tendai Schule auf dem Berg Hiei hervorging, stützte er sich auf die Lehren der chinesischen Mönche, Tan-luan (476-542), Dao-chuo (562-645) und Shan-tao (613-681), verdrehte jedoch ihre Lehren. Zudem lehnte er außer den Lehren der Nembutsu-Schule alle Lehren ab und verleumdete sogar auch das Lotos-Sutra. Der Grund dafür, dass Ho’nen, der die wesentlichen Lehren des Buddhismus dermaßen verdreht verbreitete, hervorging, lag in der spirituellen Landschaft der damaligen Bevölkerung, die Lehren der Nembutsu-Schule hochzuschätzen. Ho’nen, der sah, dass Eshin14) (942-1017), ein hochrangiger Mönch der Tendai-Schule, das Buch „Die Essenzen der Wiedergeburt im reinen Land“ verfasste und Yokan15) (1033-1111), ein Mönch der SanronSchule, eine Doktrin, die Lehre der Nembutsu-Schule zu würdigen, predigte, benutzte diese als Mittel, um seiner eigenen Doktrin Autorität zu verleihen. Dadurch tendierte auch noch Kenshin16) (1130-1192) selbst, das 61. Oberhaupt der Tendai-Schule, zur Lehre der Nembutsu-Schule, ausschließlich den Namen des Amitabha-Buddhas anzurufen. Am Ende dieses Prozesses wurden Menschen in Japan durch die irreführenden Lehren Ho’nens immer stärker vergiftet, dadurch gaben sie das Lotos-Sutra auf und vernachlässigten Shakyamuni, als Folge davon strotzte es im ganzen Land von den Lehren, die einen starken Einfluss auf die Menschen ausübten, [das reine Gesetz des Buddhas Shakyamuni] zu vernachlässigen und nach der Erlösung durch den Amitabha-Buddha im fremden Land zu streben. Als Ergebnis davon, wie in der Abhandlung „Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes“ uns in diesem Schriftwerk klar dargelegt, wurden Politiker sowie hochrangige Priester, die den irreführenden Lehren frönten und das wahre Gesetz des Buddhas verleumdeten, von der teuflischen Natur bezaubert und begannen, Unruhe zu stiften und üble Taten zu verüben, und schließlich gingen sie von selbst zugrunde. Als nächstes geht es um die Zen-Schule. In der Zen-Schule, die unter anderem lehrt, dass die wahre Absicht des Buddhas unabhängig von Wort und Schriftzeichen sei und außerhalb der Schriften gesondert überliefert werde, gibt es eine gewisse Tendenz, die Sutras des Buddhas Shakyamuni gering zu schätzen und sogar zu verneinen. Aus diesem Grund kritisiert der Daishonin die Mönche der Zen-Schule als „Mönche von großer Arroganz“. Sein Kritikpunkt liegt darin, dass ihre Grundeinstellung, die mündlichen Überlieferungen mancher Mönche höher zu schätzen als die vom Buddha selbst eindeutig gepredigten Sutras als Grundlage, eine große Arroganz, als wolle man Anfang und Ende der Dinge völlig verdreht betrachten, darstellt. Jedoch galt die Zen-Schule, die von Myoan Eisai (1141-1215), einem Mönch der TendaiSchule, der mehrere Jahre in China den Zen studiert hatte, nach Japan gebracht wurde, damals als eine neue Schule. Und weil er unter den Umständen, dass die konventionellen Schulen der Verdorbenheit ausgeliefert waren, für die Einhaltung der Aspekte, Riten als wichtig zu betrachten und die Richtschnur des Lebens für Mönche zu regeln, eintrat, gewann er mit der Zeit immer mehr Respekt. Und dadurch, dass er zudem auch der Laienanhängerschaft eine Ausübung, zu fasten, empfahl und deren Wirkung predigte, verbreitete sich die Zen-Schule. 14) Eshin (942-1017), auch Genshin genannt: ein Mönch der Tendai-Schule. Er schrieb ein Werk mit dem Titel Ojo Yoshu (Die Essentielles der Wiedergeburt im Reinen Land), welches der Errichtung der Nembutsu-Schule in Japan einen enormen Impuls verleih. 15) Yokan (1033-1111), auch Eikan genannt: er war ein Vorläufer der Nembutsu-Schule und wurde später zum Abt des Tempels Toda-ji. Er studierte die Lehren der Kegon- und Hosso-Schule, nahm später aber den Glauben an die Nembutsu-Lehren an. 16) Kenshin (1130-1192): er war der 61. Patriarch der Tendai-Schule, der zu den Lehren Ho’nens konvertierte und die Lehren der Nembutsu-Schule weiter praktizierte 6 Obwohl er den Kern der Lehren Shakyamunis verneinte, scheint seine Methode, äußerlich Gebote einzuhalten und eine Atmosphäre hervorzurufen, er sei edelmütig, in der Strömung der damaligen Zeit von der Bevölkerung immer mehr akzeptiert worden zu sein. Der Daishonin weist darauf hin, dass sie genau wie die wahre Natur derjenigen, die von ihren Vätern und Müttern wegen ihres Mangels an kindlicher Pietät verlassen wurden oder von ihrem Dienstherrn wegen ihres respektlosen Verhaltens entlassen wurden oder, obwohl sie als Priester noch jung und unreif waren, einfach faul zum Studieren waren – jeweils miteinander gut gepaart – im ganzen Land verbreitet wurde. Der Daishonin kritisiert die Mönche der Zen-Schule, die bei vielen Menschen einen Anschein erwecken, als hielten sie die Gebete streng ein, jedoch die Herzen der Menschen von Grund auf verfaulen lassen, mit einer Allegorie ganz scharf: „Sie wurden zu Heuschrecken, die die Bauern des Landes fressen.“ (DG, Band 3, Seite 140; JG, Seite 275) Zum Schluss geht es um die Shingon-Schule, die Schule der wahren Worte. Der Daishonin verurteilt sie stark als eine große ketzerische Ansicht, die mit dem Übel der oben erwähnten beiden Schulen unvergleichlich schlimm ist. Das Gebet in Form der Shingon-Schule wurde zu jener Zeit über verschiedene buddhistische Konfessionen hinweg verrichtet. Hochrangige Mönche sowie Priester der großen Tempel, insbesondere des Tempels Enryaku-ji auf dem Berg Hiei, des Tempels To-ji der Shingon-Schule in Kyoto, der sieben führenden Tempel in der südlichen Kaiserstadt Nara17) und des Tempels Onjo-ji, auch Mii-dera genannt, der Tendai-Schule in Shiga, verrichteten alle [im Auftrag des Kaiserhofes] das Gebet für das Gedeihen des Kaiserhofes, somit der Nation, dadurch rühmten sie sich ihrer überaus großen Autorität und Macht. Und zu jener Zeit (1185) errichtete das Militärregime in der Stadt Kamakura ein neues Machtzentrum, und im Verlauf der Zeit, während der sich die politische Herrschaft von Kyoto nach Kamakura verlagerte, gingen Mönche der Shingon-Schule auch in die Region Kanto, und diese wurden vom neuen Kamakura-Schogunat eingestellt, dadurch wurde das Gebet nach Form der Shingon-Schule immer öfter verrichtet. Warum wurde die Shingon-Schule dermaßen schnell verbreitet? Als Grund dafür erklärt der Daishonin, dass sowohl in China als auch in Japan, erst nachdem die Doktrin „das LotosSutra ist das Beste“ errichtet worden war, die Lehren der Shingon-Schule verbreitet wurden. In der Zeit, als der Großmeister Tiantai die irreführenden Doktrinen der drei Schulen im Süden und der sieben Schulen im Norden in China widerlegte und die Gerechtigkeit, das Lotos-Sutra sei das eine (höchste) Fahrzeug, errichtete, war die Lehre der Shingon-Schule noch nicht nach China gebracht worden. Auch in Japan wurden die Lehren der ShingonSchule, erst nachdem der Großmeister Dengyo die irreführenden Doktrinen der sechs Schulen in der südlichen Kaiserstadt widerlegt hatte, durch Kukai18) (774-835) verbreitet. Demzufolge wurden seine Lehren vermieden, der Widerlegung durch Tiantai und Dengyo ausgesetzt zu werden. Jedoch zum Bedauern wurde diese Tatsache zu einer Falle, dass die Menschen, die zuerst an die Lehre der Tendai-Schule geglaubt hatten, mit der Zeit zur Shingon-Schule verleitet wurden. Sowohl Shubhakarasimha (637-735)19), der in der Zeit nach dem Tod des Großmeisters Tiantai die Shingon-Lehren nach China brachte, als auch Kukai, der nach dem Großmeister 17) Die sieben führenden Tempel in der südlichen Kaiserstadt Nara: dazu gehören der Kofuku-ji (erbaut 669), der Tōdai-ji (erbaut 745), der Saidai-ji (erbaut 765), der Yakushi-ji (erbaut 697), der Gango-ji (erbaut 593-6), der Daian-ji und der Horyu-ji (erbaut 607), welche sich in der früheren Kaiserstadt (710-794) befinden, die von der darauf folgenden Kaiserstadt Kyoto (794-1869) aus betrachtet die südliche Kaiserstadt genannt wurde. 18) Kukai (774-835), auch Kobo genannt: ein buddhistischer Mönch der frühen Heian-Zeit Japans, der 804 nach China reiste und studierte den Buddhismus unter der Leitung Hui-kuos (746-805), des Schülers des Tripitakameisters Bukong Sanzang (705-774), auch Amoghavajra genannt. Nach der Rückkehr aus China 806 gründete er die Shingon-Schule und setzte sich dafür ein, die esoterischen Lehren zu verbreiten. 19) Shubhakarasimha (637-735): er wurde als Prinz einer adligen Familie in Mittelindien geboren und bestieg einmal den Thron seines Königreiches. Bald danach trat er in das Mönchesleben ein und studierte esoterische 7 Dengyo in Japan erschien, kannten selbst die Überlegenheit der Tiantai- bzw. Tendai-Schule, aber um diese Tatsache zu verdecken, stellten sie eine irreführende Doktrin auf, dass, obwohl die Shingon-Schule und die Tendai-Schule auf der Ebene der Doktrin gleich seien, die Shingon-Schule doch der Tendai-Schule überlegen sei, weil sie über die Mudra und das Mantra20) verfügt, welche der Tendai-Schule fehlen. Es gibt die übelste Angelegenheit, an die hundert-, tausend-, zehntausend-, hunderttausendfach schwieriger zu glauben ist als an sie (die drei wichtigen Dinge). Obwohl Großmeister Jikaku der dritte Schüler des Großmeisters Dengyo war, hielten ihn alle Menschen, vom Herrscher bis zum einfachen Volk, für jemanden, der dem Großmeister Dengyo überlegen sei. Dieser Mann studierte zwar die wirklichen Lehren der Shingon- und Hokke-Schule gründlich, schrieb jedoch, dass [die Lehren, an die sich] die Shingon-Schule [anlehnt], dem Lotos-Sutra überlegen seien. Demzufolge bekehrten sich alle, angefangen mit 3.000 Priestern [des Tempels Enryaku-ji] auf dem Berg Hiei und den Gelehrten der ganzen Insel Japan, einmütig zu seiner Behauptung. (DG, Band 3, Seite 153; JG, Seite 279) Jikaku, der die Lehre seines Meisters verdrehte und somit ihn anfeindete Jikaku21) (794-866), das dritte Oberhaupt der Tendai-Schule im Haupttempel Enryaku-ji auf dem Berg Hiei, war es, der sich von der List der Shingon-Schule täuschen ließ, in die Falle geriet und die Tendai-Schule zur Shingon-Schule erniedrigte. In diesem Schriftwerk geht der Daishonin zum ersten Mal auf der Ebene der Verbreitung seiner Lehre zu Werke, die von ihm begangenen großen Vergehen gründlich zu widerlegen. Dass dieser direkte Schüler des Großmeisters Dengyo, der Höchstverantwortliche der Tendai-Hokke-Schule und das dritte Oberhaupt des Haupttempels Enryaku-ji, gleichen Schritt mit der Behauptung der Shingon-Schule hielt und die irreführende Doktrin, „beide sind in ihrer Theorie gleich, jedoch auf die Tat (Praxis) bezogen, ist das Sutra der großen Sonne dem Lotos-Sutra überlegen“, aufstellte, wurde zum Beginn des Vergehens, die Menschen in späteren Generationen auf den falschen Weg, die Verleumdung des wahren Gesetzes genannt, irrezuführen. Jikaku, der sich an die Behauptung von Shubhakarasimha und Kukai anlehnte, erklärte, dass, obwohl die Essenz des Lotos-Sutras und des Sutras der großen Sonne gleichermaßen auf der Lehre von Ichinen-sanzen als „Theorie“ basiert, das Sutra der großen Sonne, das die Praxis (Tat), nämlich die Mudra und das Mantra, lehrt, doch dem Lotos-Sutra überlegen sei. Lehren. Im Jahr 716 kam er als buddhistischer Mönch nach China, wo er Shanwuwei genannt wurde, und überlieferte die esoterischen Lehren erstmals nach China, wobei er viele Sutras ins Chinesische übersetzte, darunter das „Sutra der großen Sonne“ (Mahavairochana-Sutra; Ch. Darijing). Er erhielt von Xuanzong (685762), dem sechsten Kaiser der Tang-Dynastie, eine große Unterstützung. In seiner Abhandlung „Über das Sutra der großen Sonne“ (Ch. Darijing shu) macht er die „Theorie von Ichinen-sanzen“ bekannt, die er aus dem LotosSutra entnommen hat, und stellt somit die irreführende Doktrin auf, dass das Sutra der großen Sonne dem LotosSutra überlegen sei. 20) Die Mudra (Ja. In) und das Mantra (Ja. Shingon; wahre Worte: Die Mudra stellt eine symbolische Handgeste (Handbewegung, Handstellung) dar, die sowohl im täglichen Leben als auch in der religiösen Praxis ihre Anwendung findet. Übersetzt aus dem Sanskrit bedeutet Mudra „das, was Freude bringt“. Mud heißt Freude, aber auch Geste, um den Göttern zu gefallen. Ra bedeutet „das, was gibt“. Das Mantra (die wahren Worte; die Gebetsformel) bezeichnet eine meist kurze, formelhafte Wortfolge, die oft repetitiv rezitiert wird. Mantras können entweder sprechend, flüsternd, singend oder in Gedanken rezitiert werden. 21) Jikaku (794-866), auch Ennin genannt: er, einer der Schüler des Großmeisters Dengyo, war das dritte Oberhaupt des Tempels Enryaku-ji, des Haupttempel der Tendai-Schule. Gegen die Lehren seines Meisters Dengyo, der nach der Rückkehr aus China klarstellte, dass das Lotos-Sutra das Beste aller Sutras ist, stellte er das Lotos-Sutra an zweite Stelle. Dadurch leitete er die Lehren des Großmeisters Dengyo ab und wurde somit quasi zum Gründer der esoterischen Tendai-Schule. 8 Obwohl Jikaku selbst an seiner Beurteilung, „das Lotos-Sutra sei unterlegen, das Sutra der Shingon überlegen“, ein wenig Zweifel hatte, fiel er zu unserem großen Erstaunen aufgrund dessen, kurz davor geträumt zu haben, dass er auf die Sonne geschossen habe, als korrekte Grundlage seine letztendliche Entscheidung. Und darüber berichtete er dem amtierenden Kaiser und empfahl ihm auch in Bezug auf die Methode, für den Schutz des Staates zu beten, anstatt die wichtigsten Sutras der HokkeSchule, nämlich das Sutra der unermesslichen Bedeutungen (Ch. Wuliangyi jing), das LotosSutra (Ch. Fahua jing) und das Sutra der Ausübungsmethode, um den Bodhisattwa „Universal überragend“ anzuschauen (Ch. Guan puxian pusa xingfa jing), die drei wichtigsten Sutras der Shingon-Schule, nämlich das Sutra der großen Sonne (Sk. Mahavairochana-Sutra; Ch. Darijing), das Vajrasekara-Sutra (Ch. Jingangding jing) und das Suxidi-Sutra, anzuwenden. Als Folge davon, verzeichnet der Daishonin, wurde das Gebet der Shingon-Schule als Gebetsmethode für den Schutz des Staates in der Heian-Zeit (794-1185) sowie in der Kamakura-Zeit (1185-1333) vorherrschend. In der Zeit danach nahm die Zahl der Shingon-Tempel immer stärker zu, wodurch einfache Leute das Lotos-Sutra aufgaben und damit begannen, die Shingon-Priester zu bitten, verschiedene Zeremonien, darunter die Zeremonie für die Augenöffnung der Buddhastatute, mit ihrem Gebet abzuhalten. Auf diese Weise ging die Verleumdung des wahren Gesetzes im ganzen Land Japan vonstatten. Der Daishonin widerlegt diese Gewalttat Jikakus aus den zwei Aspekten. Erstens geht es um den Punkt, dass Jikakus Urteil weder auf den Sutras des Buddhas noch auf den Abhandlungen [des Bodhisattwas] Nagarjuna und den Erläuterungen von Tiantai und Dengyo, also nicht auf den legitimen Schriften des Buddhismus, sondern auf den falschen Kommentaren der Gelehrten wie Shubhakarasimha und Jikaku beruht. Alles genau so, wie das Sutra lehrt, nämlich wie der Buddha sagt, den Lehren des Buddhas entsprechend respektvoll annehmen und praktizieren – das ist der wichtigste Punkt, der für jeden als Buddhist gilt. Jikakus Urteil ist genau das Gegenteil. Seine Handlung hieß, dem Buddha zu widerstehen und dem Meister zu widerstreben. Das ist nichts anderes als der Gipfel der Anfeindung gegen seinen Meister. Der zweite Punkt ist, dass er von seinem Traum, auf die Sonne geschossen zu haben, als die entscheidende Begründung seines Urteils Gebrauch machte. Traum ist eine Widerspiegelung des Herzens im tiefsten Grund des Lebens. Der Daishonin durchschaut im tiefsten Grund der Psyche Jikakus dessen verbogene Besinnung, wobei er sagt: „Der Ursprung dieses Traumes liegt darin, dass er träumte, erst nachdem er [seine Kommentare], die Shingon-Lehren seien dem Lotos-Sutra überlegen, fertig gestellt hatte.“ (DG, Band 3, Seite 160; JG, Seite 282) Woraus stammt die Krümmung seiner Psyche? Jikaku, der nach China reiste, studierte dort knapp zehn Jahre lang die Über- und Unterlegenheit der zwei Arten von Lehren, nämlich der exoterischen und esoterischen Lehren, und obwohl er bei hervorragenden Gelehrten der Tendai-Schule in der Lehre stand, dachte er innerlich: „Die Shingon-Schule sei der Tendai-Schule überlegen.“ (DG, Band 3, Seite 155f; JG, Seite 280) Und seinem Meister Dengyo gegenüber hegte er das Gefühl, auf ihn herabzuschauen, wie der Daishonin an dieser Stelle klarstellt: „Mein Meister, der Großmeister Dengyo, hat sich mit dem Thema nicht gründlich befasst, und da er sich auch nicht lange genug in China aufgehalten hat, hat er nur ein grobes Verständnis über diese [Shingon]Doktrin erworben.“ (DG, Band 3, Seite 156; JG, Seite 280) In Wirklichkeit aber erforschte sein Meister Dengyo andere Schulen fünfzehn Jahre lang gründlich und erkannte mit seiner eigenen Weisheit, dass das Lotos-Sutra das Beste ist, und daraufhin reiste er sicherheitshalber nach China und bestätigte dort seine erlangte Erkenntnis, dass das Lotos-Sutra das Beste ist, als korrekt. Im Herzen war er sich sicher: „Das Lotos-Sutra ist den Shingon-Lehren überlegen.“ (DG, Band 3, Seite 154; JG, Seite 280) 9 Eine irreführende Doktrin, die dem Herzen seines Meisters frontal widerspricht, errichtete Jikaku. Das ist darauf zurückzuführen, dass er aus den oberflächlichen Tatsachen heraus, in China länger studiert zu haben als seine Meister und die Orte der Geschehnisse direkt gesehen zu haben, arrogant wurde und dadurch auf seinen Meister herabsah. Und dadurch, dass er die neuen Lehren wie die der Shingon-Schule, welche sein Meister nicht nach Japan gebracht hatte, predigte, gewann er einen guten Ruf in der Welt, so dass alle Menschen begannen, zu glauben, wie es in diesem Gosho-Abschnitt steht: „Alle Menschen, vom Herrscher bis zum einfachen Volk, hielten ihn für jemanden, der dem Großmeister Dengyo überlegen sei.“ (DG, Band 3, Seite 153; JG, Seite 279) Ohne seinen Meister zu erheben, war er auf seinen eigenen Ruf und Nutzen erpicht. Da gibt es weder Dankbarkeit von ihm noch Intention, sie seinem Meister gegenüber erweisen zu wollen, und man spürt nur sein arrogantes, hochmütiges, undankbares und boshaftes Gefühl. Der Daishonin sagt ebenso: „… behaupteten Jikaku und Chisho ihren Worten nach, die Schüler des Großmeisters Dengyo zu sein, waren jedoch ihrem Herzen nach nicht seine Schüler.“ (DG, Band 4, Seite 207; JG, Seite 308) Dengyo, sein Meister, kämpfte zeitlebens dafür, die Hokke-Schule zu errichten, die auf dem Lotos-Sutra basiert, das lehrt, dass alle Menschen die Buddhaschaft verwirklichen können. Gegen Tokuichi22) und andere, die als Feinde des Lotos-Sutras galten, kämpfte er bis zu seinem Lebensabend unermüdlich, dadurch wurde als Frucht seines Kampfes die Errichtung des auf der vollkommenen Lehre des Lotos-Sutras basierenden Hochheiligtums für die gesonderte Ordination realisiert. Jikaku, einer der direkten Schüler Dengyos, trat das Amt des Oberhauptes der buddhistischen Schule an, die sich auf das Lotos-Sutra stützt, deshalb hätte er eigentlich gerade das Herz seines Meisters zur Grundlage nehmen und mit aller Entschiedenheit darum kämpfen müssen, andere daran zu hindern, das Lotos-Sutra zu verleumden. Jedoch weil er keinen Glauben hatte, den Geist seines Meisters streng anzunehmen, hielt Jikaku leichtsinnig gleichen Schritt mit denjenigen, die an die esoterischen Lehren der Shingon-Schule glaubten und das Lotos-Sutra verleumdeten, so kann ich nicht umhin, streng zu beurteilen. Der Doktrin der Shingon-Schule „Beide sind in ihrer Theorie gleich, jedoch auf die Tat (Praxis) bezogen, ist das Sutra der großen Sonne dem Lotos-Sutra überlegen“ mangelt es an „Mensch“ Alles begann mit der Anfeindung Jikakus gegen seinen Meister. Wegen dieser grundlegenden Verdrehtheit konnte er die wahre Bedeutung der Lehre „Das Lotos-Sutra ist das Beste“, die Dengyo durch seinen lebenslangen Kampf errichtet hatte, nicht tief genug verstehen, dadurch ließ er sich von der Doktrin der Shingon-Schule „Beide sind in ihrer Theorie gleich, jedoch auf die Tat (Praxis) bezogen, ist das Sutra der großen Sonne dem Lotos-Sutra überlegen“ beirren und betrat den Weg, die esoterischen Lehren der ShingonSchule in die Lehren der Tendai-Schule aufzunehmen, so kann ich mir vorstellen. Jikaku unterteilte alle Lehren, die der Buddha Shakyamuni zeitlebens gepredigt hatte, in die esoterischen Lehren und in die exoterischen Lehren, wobei er erklärte, dass das LotosSutra, das zwar innerhalb der esoterischen Lehren den esoterischen Lehren der Theorie zugeordnet werde, aber weil in ihm die Mudra und das Mantra nicht gepredigt sind, doch den drei wichtigen Sutras der Shingon-Schule, in denen sowohl die Tat (Praxis) als auch die Theorie als esoterische Lehren dargelegt sind, unterlegen sei. Aber wenn ich zuerst in Bezug auf die „Theorie“ spreche, geht die „Theorie von Ichinensanzen“ im Lotos-Sutra von der Voraussetzung aus, dass alle zehn Welten gegenseitig 22) Tokuichi (760-835), auch Tokuitsu genannt: ein Mönch der Hosso-Schule, der das Lotos-Sutra verleumdete und von Dengyo widerlegt wurde. 10 enthalten sind. Demzufolge kommt im Sutra der großen Sonne, in dem weder ein in sich mit allen zehn Welten ausgestatteter Buddha so wie der Buddha im Lotos-Sutra, der vor der ewig entfernten Vergangenheit die Erleuchtung erlangt hatte, noch die auf dem Prinzip „Gegenseitiges Enthaltensein der zehn Welten“ basierende Erlangung der Buddhaschaft so wie die Erlangung der Buddhaschaft der zwei Fahrzeuge gelehrt sind, die „Theorie von Ichinen-sanzen“ selbst unmöglich zu Stande. Folglich kann die Doktrin der Shingon-Schule niemals als „Beide in ihrer Theorie gleich“ bezeichnet werden. Wenn ich als nächstes in Bezug auf die Tat (Praxis) spreche, weist die Tat (Praxis) in der Doktrin „Beide sind in ihrer Theorie gleich, jedoch auf die Tat (Praxis) bezogen, ist das Sutra der großen Sonne dem Lotos-Sutra überlegen“ auf die Mudra (symbolische Handgeste) und das Mantra (die wahren Worte; die Gebetsformel) hin. Sie stellen eine Handbewegung und die Worte der Gebetsformel dar, die den Buddha sowie die Bodhisattwas symbolisieren sollen. Das sollte heißen, dass jemand, der die Handbewegung und die Worte des Buddhas und der Bodhisattwas nachahmt, genauso wie sie werden könne. Das ist ein oberflächlicher Formalismus. Die buddhistische Ausübung durch die drei Arten von Handlungen Körper, Sprechen und Gedanke, nach der der Buddhismus eigentlich verlangt, weist auf eine mit vollem Einsatz des Lebens durchzuführende Praxis des Buddhawegs hin. Die ganzen Bemühungen dafür, dass man sich das Herz des Buddhas zu Eigen macht und sich ständig darüber Gedanken macht – wie würde der Buddha an meiner Stelle andere anreden und mit ihnen sprechen und ferner wie würde sich der Buddha an meiner Stelle ihnen gegenüber verhalten? – und dies alles den Buddha ständig im Sinn behaltend und mit ihm Dialog führend Tag für Tag und von Augenblick zu Augenblick in die Tat umsetzt, sollten meines Erachtens gewiss die buddhistische Ausübung sein, die wir praktizieren. Gerade die von Glück erfüllte Gesellschaft sowie das von Frieden durchdrungene Land, welche durch die Anhäufung der unaufhörlich strebsamen Leben jedes einzelnen Menschen aufgebaut werden, kann man sagen, weisen im wahrsten Sinne des Wortes auf die „Tat“ (Praxis; Wirklichkeit) hin. Religion ist für das Glück der Menschen da. Gerade in der Bemühung derjenigen, die inmitten der harten Realität des Lebens die Zähne zusammenbeißend eine steile Felsenwand leidvoller Schwierigkeiten, ohne einen Nagel breit zu weichen, überwinden und einen sicheren von Glück erfüllten Weg anbahnen, gibt es die wahre Religion. Wenn wir diesen Punkt aus den Augen verlieren, den grundlegenden Geist des Buddhismus, für das Glück aller Menschen zu kämpfen, vergessen und bewusst oder unbewusst damit anfangen, unsere Unzulänglichkeit mit Formalität und Technik zu bemänteln, dann werden unsere Worte und Taten in die Mudra und das Mantra der Shingon-Schule, nämlich in trügerische Gebetsformel und Gebetstechnik geraten. Sowohl jede Philosophie als auch jede Religion werden, sobald sie den Geist verlieren, für die Veränderung der Realität fortwährend zu kämpfen, sofort anfangen, formalistisch und autoritär zu werden. Das ist ein Punkt, den wir gründlich beherzigen müssen. Ich, Nichiren, bezeichne die Gründer der Shingon-, Zen- und Jodo-Schule als die drei Würmer. Zudem sind Jikaku, Annen und Eshin von der Tendai-Schule die drei Würmer, die im Löwenkörper des Lotos-Sutras und des Großmeisters Dengyo nisten. Weil man mir, Nichiren, der die Wurzel der großen Verleumdungen gegen das [Wahre] Gesetz zurechtweist, Schanden zufügt, werden die himmlischen Gottheiten [mit Lichtern] geizen und die Götter der Erde werden zürnen, dadurch werden sich Unheil und Katastrophen in großem Ausmaß ereignen. Daher beherzigen Sie, dass sich das Omen allerersten Ranges ereignen wird, weil ich über die wichtigste Angelegenheit des Jambudvipas (der ganzen Welt) spreche! Wie tragisch, wie bedauernswert, dass alle Menschen dieses Landes Japan in die große Zitadelle der Hölle unaufhörlichen Leidens stürzen! Wie erfreulich, wie freudig, dass 11 ich als Mensch ohne Würdigkeit diesmal ins Herzensfeld [der Menschen] den Buddhasamen ausgesät habe! (DG, Band 3, Seite 171; JG, Seite 286) Die Grundursache für den Niedergang des Landes liegt bei Jikaku Das ist der Abschnitt, in dem der Daishonin seine Aktion, die drei Schulen sowie Jikaku und die anderen zu widerlegen, abschließt. In diesem Gosho-Abschnitt vergleicht der Daishonin die drei Gründer der jeweiligen Schule, nämlich der Shingon-Schule, Zen-Schule und Nembutsu-Schule, welche jeweils eine Doktrin, das wahre Gesetz zu verleumden, aufstellten und dadurch die Verleumdung des wahren Gesetzes im ganzen Land Japan förderten, mit den Schädlingswürmern, die den jungen Pflanzen des Getreides schaden und die Ernte ruinieren. Zudem verurteilt der Daishonin Jikaku, Annen (841-?) und Eshin als „drei Würmer, die im Löwenkörper (…) nisten“. Das kommt daher, dass, obwohl diese drei Personen hochrangige Mönche der TendaiSchule waren, sie jeweils behaupteten, dass die Sutras, auf denen diese drei Schulen, nämlich Shingon-Schule, Zen-Schule und Nembutsu-Schule, beruhen, dem Lotos-Sutra überlegen seien, die Lehren, das wahre Gesetz zu verleumden, festlegten und das Lotos-Sutra von innen zerstörten. Jikaku, das Grundübel, das die Sutras der Shingon-Schule höher stellte als das Lotos-Sutra, habe ich bereits erwähnt. Annen23) war jemand, der als Schüler Jikakus in der frühen Periode der Heian-Zeit lebte und die esoterischen Lehren der Tendai-Schule vollständig aufgestellt haben soll. In diesem Schriftwerk wird er als jemand gerügt, der die Hokke-Schule (die auf dem Lotos-Sutra basierende Schule) niedriger einstufte als die Zen-Schule und dadurch die Arroganz der ZenSchule förderte. (DG, Band 3, Seite 154; JG, Seite 280) Eshin war ein hervorragender Gelehrter der Tendai-Schule, trotzdem rühmte er in seinem Werk mit dem Titel Ojo Yoshu (Die Essenzen der Wiedergeburt im Reinen Land), dass die Lehre der Nembutsu-Schule genau die Lehre ist, die für die törichten Menschen, die in der unreinen Welt im Späten Tag des Gesetzes leben, bestens geeignet sei, und spielte dadurch eine Rolle, die Verbreitung der Nembutsu-Lehre Ho’nens zu fördern. Die grundlegenden Schädlinge, die das wahre Gesetz noch tiefer zerfressen, befanden sich nicht in anderen Schulen, sondern gerade in der Tendai-Schule, die eigentlich dazu dienen sollte, das wahre Gesetz zu verbreiten. Der Daishonin, der das wahre Wesen der übelsten Funktionen eindeutig durchschaute, setzt sich aufgrund dessen fort, sie zu widerlegen und zu rügen. Insbesondere die Tatsache, dass Jikaku, dem erstmals in Japan – gleichzeitig mit seinem Meister, nämlich dem Großmeister Dengyo – vom Kaiser der Ehrentitel Großmeister verliehen wurde und der von der Bevölkerung als ein Mensch von Tugenden sowie ein hervorragender Gelehrter verehrt wurde, die Grundregel der Tendai-Schule „Das Lotos-Sutra ist das Beste“ zerstörte, wurde zum die Pumpe in Tätigkeit setzenden Wasser, aus dem sowohl Annen als Eshin in späteren Welten ihre Ideen hervorbrachten. In diesem Sinne, kann man sogar sagen, liegt das Grundübel aller Anzeichen, die damit zusammenhängen, dass das gegenwärtige Land Japan einem Niedergangsprozess ausgesetzt ist, allein bei Jikaku. Das, was das Zugrundegehen des reinen Gesetzes im Späten Tag des Gesetzes entscheidet, ist weder die Schlechtigkeit des Zeitalters noch die niedrige Aufnahmefähigkeit der Menschen. 23) Annen (841-?): er war ein Mönch der Tendai-Schule, der von klein auf im Tempel Enryaku-ji auf dem Berg Hiei als Schüler Jikakus die Sutras studierte, die aus dem Mahayana-Buddhismus sowie aus dem Esoterischen Buddhismus stammten. Später stellte er die Shingon-Lehren an erste Stelle, das Kegon-Sutra an zweite und das Lotos-Sutra an dritte Stelle. 12 Das Zugrundegehen des wahren Gesetzes wird allein dadurch entschieden, dass diejenigen, die eigentlich dafür kämpfen sollten, das Wahre Gesetz zu beschützen, nicht kämpfen. In diesem Schriftwerk nennt der Daishonin sich selbst: „Nichiren, der die Wurzel der großen Verleumdungen gegen das [Wahre] Gesetz zurechtweist.“ (DG, Band 3, Seite 171; JG, Seite 286) Dieses Schriftwerk „Über die Auswahl der Zeit“ ist es, in dem der Daishonin ohne Furcht theoretisch wie praktisch gründlich bewies, dass die grundlegende Ursache dafür, dass sich tatsächliche Beweise ereigneten, die auf den Niedergang des Landes hinweisen, in Jikakus Handlung, das wahre Gesetz zu verleumden, lag. Das ist ausschließlich auf seine glühende Intention zurückzuführen, den Niedergang des Landes Japan zu stoppen und einfache Menschen, die in die Hölle fallen, zu erretten. Nichts ist wichtiger als die Handlung, die Grundursache für den Niedergang des Landes wie das Unglück der Menschen zu beleuchten und somit das Land und seine Bevölkerung zu erretten. Deshalb bezeichnet dies der Daishonin als „die wichtigste Angelegenheit des Jambudvipas (der ganzen Welt)“ (DG, Band 3, Seite 171; JG, Seite 286) Zudem erklärt er auch, dass die großen unglücklichen Vorzeichen wie die Invasion der Mongolen und die Naturkatastrophen, welche gegenwärtig geschehen, die Omina darstellen, die sich deswegen ereignen, weil [die ganze Nation] den Daishonin verfolgt, der dafür kämpft, diese „wichtigste Angelegenheit des Jambudvipas (der ganzen Welt)“ zu klären. Damit sagt er, dass sich die Invasion der Mongolen und eine ganze Reihe von Katastrophen als das Omen allerersten Ranges ereignen, um führende Persönlichkeiten des Kamakura-Schogunats wachzurütteln, die den Daishonin deshalb fortgesetzt verfolgten, weil sie den Sinn seines Kampfes nicht verstanden. Ganz gleich, wie schlecht das Zeitalter ist, und selbst wenn böse Menschen so zahlreich sind, schaffen wir es ganz sicher, der Zeit entgegenzugehen, in der das große reine Gesetz gedeiht, falls wir mit aller Entschlossenheit kämpfen. Der Vorläufer dieses Kampfes ist der Bodhisattwa „Herausragende Ausübung“ (Sk: Visistacaritra). In seiner Schrift „Das große Böse und das große Gute“ bemerkt der Daishonin: „Als der Bodhisattwa ‚Herausragende Ausübung’ (Visistacaritra) geruhte, aus der Erde hervorzutreten, heißt es, dass er geruhte, [vor Freude] tanzend zu erscheinen.“ (EG, Band 1, Seite 1119; JG, Seite 1300) Er ist jemand, der in einer besonders schlechten Zeit vor Freude tanzend erscheint und sich zur Verbreitung des Mystischen Gesetzes herausfordert. Dieser Mut, dieser Kampfgeist und gerade der dynamische Aufschwung des Lebens verwandeln sich in die Kraft für die Verbreitung des Mystischen Gesetzes. Diesen tiefen Lebenszustand des wahren Ausübenden des Lotos-Sutras, der seinen Kampf als Bodhisattwa „Herausragende Ausübung“ durchführt, drückt der Daishonin im obigen Gosho-Abschnitt wie folgt aus: „Wie erfreulich, wie freudig, dass ich als Mensch ohne Würdigkeit diesmal ins Herzensfeld [der Menschen] den Buddhasamen ausgesät habe!“ Der dynamische Aufschwung des Myoho-Renge-Kyo als des Buddhasamens ist der von großer Freude erfüllte Lebenszustand, der die Gesamtheit des Lebens des Daishonins durchdringt, so kann ich mit Respekt erachten. Gerade durch diesen dynamischen Aufschwung des Lebens vermögen wir, anderen Menschen den Buddhasamen zu übertragen. Die Soka Gakkai, die die religiöse Revolution des Daishonins übernahm Die Soka Gakkai ist nichts anderes als eine Glaubensgemeinschaft, die diese religiöse Revolution Nichiren Daishonins übernommen hat und den Kampf für die Verwirklichung der Buddhasschaft aller Menschen in diesem einen Leben und für die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetze in der Gesellschaft weit gefächert entfaltet. Der Gründungspräsident der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi (1871-1944), sagte: „Die religiöse Revolution ist leicht zu schaffen.“ Er fuhr fort: „Den Quellen unsicheren, von tatsächlichen Beweisen nicht begleitenden Ideologien folgend das wertvolle tägliche Leben 13 der Gesamtheit der Gesellschaft, [in der jeder Mensch enthalten ist], zu opfern, muss absolut ermahnt werden. (…) Wenn wir letztlich durch die religiöse Revolution unser Leben nicht von Grund auf neu aufbauen, ist das Chaos sämtlicher Ereignisse in der menschlichen Gesellschaft für immer nicht zu regeln.“ Des Weiteren erhob mein Meister Josei Toda (1900-1958) seine Stimme: „Wir können gerade durch die menschliche Revolution und die religiöse Revolution das wahre Glück erreichen und die friedvolle Gesellschaft aufbauen.“ In meiner Jugendzeit hatte ich die Gelegenheit, Toda Senseis Vorlesung über das LotosSutra anzuhören, und die Rührung, die ich dabei erlebte, vermerkte ich in meinem Tagebuch: „Gerade Toda Sensei ist der Meister der Menschheit. (…) Religiöse Revolution ist gleich menschliche Revolution. Daraus werden pädagogische Revolution, wirtschaftliche Revolution und politische Revolution hervorgehen. (…) Die Aufgabe der Soka Gakkai ist wichtig und groß. (…) Jugend, schreite mit tiefem Mitgefühl im Herzen voran! Jugend, kämpfe mit der großen Philosophie im Herzen weiter! Ich, Anfang 20, habe den höchst ruhmreichen Lebensweg der Jugend erkannt.“ Dieser Gemütszustand ist auch jetzt unverändert geblieben. Nein, er ist umso stärker geworden. Unsere Aufgabe, die Aufgabe der Soka Gakkai, liegt darin, bis zum Ende auf dem korrekten Weg zur Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes voranzuschreiten, um eine von Frieden und Sicherheit erfüllte Gesellschaft aufzubauen. Lassen Sie uns mit Freude und Ruhm, uns dem Daishonin, „dem Besten im Jambudvipa (der ganzen Welt)“, anzuschließen, im Herzen mutig voranschreiten und den großen Kampf mit Worten, um das Unrecht zu widerlegen und das Recht zu offenbaren, tapfer und siegreich führen! (Fortsetzung folgt) (aus „Daibyakurenge“, Juli 2010) 14