Impulse zum pädagogischen Grundbegriff LERNEN N M S - E N T W I C K L U N G S B E G L EI T U N G SCHULJAHR 2009/10 Fokus auf Lernen „Fokus auf Lernen bedeutet aber auch, dass jede/r Einzelne ein/e Lerner/in ist und die Bereitschaft dazu zeigt. Lernen ist hoch sensibel für die jeweiligen Kontexte, in denen es stattfindet. Änderungen der Lernumwelten haben erhebliche Effekte auf die Leistungsentwicklung sowie auf motivationale Aspekte. Lernprozesse bauen auf ein effektives Zusammenspiel von sozialen, emotionalen und kognitiven Aspekten.“ – Michael Schratz, „Lernseits von Unterricht: Alte Muster, neue Lebenswelten – was für Schulen?“ abrufbar unter www.kreativinnovativ09.at/fachtagung/?no_cache=1&cid=486&did=195&sechash= de6c74b9 Lernen ist nicht das Neue, sondern unsere Orientierung lernseits des Unterrichts… Wir brauchen absolutes Vertrauen dem Lernprozess des Kindes gegenüber. Lernen etymologisch gesehen Die „Urbedeutung“ von Lernen ist „wissend werden.“ Lernen ist ein kontinuierlicher Prozess, der uns zunehmend wissend handeln lässt. Lernen als das Persönliche „Lernen ist das Persönlichste der Welt…“ - Heinz von Foerster Lernen als Experte werden „Studien zeigen, dass Experten weder durch allgemeine Fähigkeiten wie Gedächtnis oder Intelligenz noch durch die Anwendung von allgemeinen Strategien sich von Novizen unterscheiden. Stattdessen haben Experten ein breites Wissen erworben, und dieses Wissen hat eine Wirkung auf wie sie wahrnehmen und wie sie Informationen in ihrem Umfeld organisieren, darstellen und interpretieren. Dies hat in weiterer Folge eine Wirkung auf ihre Fähigkeit, sich an etwas zu erinnern, zu begründen und erörtern, und Probleme zu lösen… Wir präsentieren diese Beispiele nicht weil alle Schulkinder Experten werden sollen, sondern weil Erkenntnisse über Expertise zeigen, wie erfolgreiches Lernen ausschaut.“ - Branford, et al (2000). How People Learn: Brain, Mind, Experience, and School: Expanded Edition, S. 31 Lernen als pädagogischer Grundbegriff „Lernen bezeichnet die Veränderungen von Selbst- und Weltverhältnissen sowie Verhältnissen zu anderen, die nicht aufgrund von angeborenen Dispositionen, sondern aufgrund von zumindest basal reflektierten Erfahrungen erfolgen und die als dementsprechend begründbare Veränderungen von Handlungsund Verhaltensmöglichkeiten, von Deutungs- und Interpretationsmustern und von Geschmacks- und Wertstrukturen vom Lernenden in seiner leiblichen Gesamtheit erlebbar sind; kurz gesagt: Lernen ist die erfahrungsreflexive, auf den Lernenden sich auswirkende Gewinnung von spezifischen Wissen und Können.“ - Göhlich & Zirfas (2007), Lernen: ein pädagogischer Grundbegriff, S. 17 Lernen als leibliche Erfahrung „Lernen ist nicht nur Erkennen. Es hat viele Facetten, welche den Menschen als leibliches Wesen betreffen. Etwas in Zweifel zu ziehen, um den Grad an Gewissheit der Erkenntnis zu steigern, ist etwas anders, als in eine Ausweglosigkeit zu geraten, weil alles Gewohnte versagt. Lernen beginnt in dieser Hinsicht dort und dann, wo und wenn das Vertraute seine Dienst versagt und das Neue noch nicht zur Verfügung steht…“ - Meyer-Drawe (2008), Diskurse des Lernens, S. 15 Lernen als Sprung vom Vertrauten Überblick der wissenschaftlichen Erkenntnisse von „How People Learn“ Schriftlich Diskrete Übung Narrativ Kontextualisierte Übung Mündlich Multimedial Fertigkeitsorientiert Wissensorientiert Wie wir lernen Simulationen Elektronische Tools Kommunikationsumfelder AssessmentUmfelder Nachmachen Imitieren Fallbespiele Verstehensorientiert Technologiebasiert Probleme Individuell Gruppe Projekte JigsawLernen Selbststudium Kooperatives Lernen Lerndesign Multidimensionales Lernen nach Schratz und Weiser Können Kompetenzen Fähigkeiten Wissen Fakten Informationen Verstehen Konzepte Ideen Prinzipien Gruppe Kooperation Gemeinschaft Person Urheberschaft Identität Sinn Lernen als Handeln: Learning by „Dewey-ing“ John Deweys Philosophie: •Schule als Lebensraum •Schule als schlichte Form der „realen Welt“ •Lernen durch Handeln •Lernen in Beziehung •Pädagogische Haltung •Authentische Aufgaben Lernen als Erfahrung nach Kolb & Kolb Erleben Handeln Reflektieren Denken Lernen als der Weg zur Weisheit „Lernen ist ein Kontinuum… Entlang dieses Kontinuums vertiefen wir unsere Erkenntnisse und unser Bewusstsein, bilden sie um und entwickeln sie weiter. Gleichzeitig ermöglichen uns die großen Störungen – Imagination, Spontaneität und Offenbarung – die Welt anders zu sehen und sie zu ändern.“ – Cookson, „What would Socrates Say?“, Sep 2009, Educational Leadership zum Thema Teaching for the 21st Century Daten sammeln, um die Welt zu verstehen Daten in Informationen umbilden, um sie zu nützen Informationen anwenden, um sich mit Fragen auseinander zu setzen und Probleme zu lösen Weisheit entwickeln, um einen Beitrag in der Welt zu machen Das Existentielle am Lernen „Hält man sich vor Augen, dass Lernen als Machen-von-neuen-undunerwarteten Erfahrungen (Widerfahrnissen, Umlernprozessen etc.) überall im Lebensumkreis geschehen, dann wäre wahrscheinlich Schule nur ein enges Umfeld. Existentielle Lernerfahrungen, die auch schon Kinder erzählen können, ereignen sich im Umfeld der Peers, der Familie (auch mit leidvollen Themen: Tod, Krankheit usw.), geschehen oftmals biographisch gesehen ohne Lehrpersonen, spielen aber für die eigene Person eine enorm wichtige Rolle. Insbesondere auch das sog. soziale Lernen im Kontext von Freundschaftsbeziehungen, Geschwisterrivalitäten.“ – Wilfried Lippitz, aus einer Email an Birgit Schlichtherle von 1. Okt 09 Lernen und Lehren „Ich kann in 4 bis 7 Worten zusammenfassen, was ich als Lehrer letztendlich lernte: Die 7-Wort-Variante ist: Lernen ist nicht das Produkt von Lehren. Die 4-Wort-Variante ist: Lehren erzeugt kein Lernen. Lerner erzeugen Lernen. Lerner erschaffen Lernen. Der Grund, warum dies vergessen wurde, ist, dass die Tätigkeit des Lernens zu einem Produkt, genannt ‚Bildung‘, gemacht wurde… In Wirklichkeit ist Wissenschaft ein Synonym für Lernen.“ –John Holt (2009), „In jeder wachen Stunde“, Das Freilerner-Buch. Denkpause! Angenommen, dass Lernen nicht gelehrt werden kann: Was heißt das für die Unterrichtsgestaltung? Wie können wir den Unterricht öffnen, damit eine starke Lernumgebung entsteht?