FANUC bei Mammut Schweiz

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Seilsicherung vom Roboter
Erstmals setzt Mammut einen Roboter in der Konfektionierung von
Bergseilen ein
Biel/Bienne - Ein Roboter ist beim Schweizer Outdoor-Spezialisten
Mammut zum Verkaufsargument geworden. Die Geschäfte laufen
insgesamt gut. Und trotzdem: Seit seiner Inbetriebnahme dient der Roboter
als unterstützende Maßnahme beim Marketing der Top-Bergseile. Denn
Kunden und Großhändler schauen sich vor Ort in Seon an, wie ein M-16iRoboter von Fanuc Robotics Seil für Seil krangelfrei aufnimmt. Vorteil für
den Bergsteiger: Er kann sofort loslegen und hat keinen Ärger mit sich
verdrehenden Seilen.
Für den gemeinen Flachländer ist ein Seil ein Seil. Wenn es dünner ist,
geht es als Schnur durch. Für Bergsteiger und Kletterer ist ein Seil eine
Lebensversicherung. Ein solches Seil ist, anders als beispielsweise eine
Jacke oder eine Sonnenbrille, nicht „sexy“, jedenfalls im Sprachgebrauch
der Marketingleute. Das Mammut-Label steht allerdings in allen
Produktbereichen für hohe Qualität. Selbst Flachländer tragen Bekleidung
für hochalpine Einsätze im Bewusstsein, „etwas richtig Gutes“ zu haben.
Das Image der Marke könnte nicht besser sein.
Am einzigen schweizerischen Produktionsstandort stellt die Mammut
Sports Group AG in Seon Seile und ein paar verwandte Produkte wie etwa
Schmalbandgewebe (resp. Bänder) her. „Das sind Produkte, deren
Produktion weitgehend automatisiert ist“, versichert Oliver Henkel, Head of
Rope Development and Production des Unternehmens. Gerade in der
Flechterei fallen Lohnkosten aufgrund des Automatisierungsgrades weniger
ins Gewicht. Gleichzeitig werden an die Fertigung hohe Anforderungen
bezüglich Sicherheit gestellt. Und schließlich hat sich Mammut eine
Spitzenposition geschaffen. Qualität und Image bedingen sich gegenseitig.
Sie haben sich praktisch gegenseitig „aufgeschaukelt“ und den
Markenauftritt von Mammut entscheidend geprägt. Diese Marktposition gilt
es zu festigen und auszubauen, wie Henkel seine Ziele umschreibt. Hohe
Auflagen, Baumusterprüfungen und Zertifizierungen stehen auf der Liste
der zu erfüllenden Kriterien. Viel entscheidender jedoch: An einem Seil
kann ein Leben hängen – und schon deshalb ist man bei Mammut ganz
besonders auf eine optimale Qualität fixiert.
Hochwertige Bergseile werden als Kernmantel-Konstruktion ausgeführt.
Wer „nur“ in der Halle klettert, kann sein Seil sicher Dutzende Male mit
Stürzen geringer Fallhöhe belasten. Draußen, am Berg, sollte nach einem
satten Fall in das sichernde Seil mindestens eine Überprüfung folgen,
besser noch ein Austausch.
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Sicherheit ist gefragt
Klettern boomt. Die weltweite Nachfrage nach den Seilen mit dem
Mammut-Logo ist hoch und wächst. Die vorhandenen Kapazitäten in Seon
waren ausgelastet, eine zusätzliche Schicht am Samstag ist schon länger
der Normalfall. Eine zusätzliche Anlage zur Konfektionierung von Seilen
war notwendig geworden. Für Marketing, Vertrieb und Produktion war dies
auch ein Signal für die Entscheidung, „gleich ein, zwei Schritte weiter zu
gehen, um den Ruf der Mammut-Technologie zu unterstreichen“, erinnert
Oliver Henkel an die Entscheidungskriterien für die neue Anlage.
Außerdem: „Auf der Kostenseite einen Vorteil zu haben, ist ja auch nicht
schlecht.“ Produziert und konfektioniert werden die Seile in
unterschiedlichen Längen zwischen 50 und 80 m. Im Schnitt liegt der
Ausstoß bei 170 bis 180 Seilen pro Schicht.
Noch lassen sich in aller Ruhe Erfahrungen mit der Einstellung der Anlage
sammeln. Denn zum Produktionsstart liefen zunächst einmal die Seile der
Top-Kategorie. Aktuell wird die „Balance Line“, die mittlere Linie, auf die
Anlage genommen. Damit steigt die Auslastung auf geplante 70 Prozent.
Ein bisschen Luft nach oben soll schließlich noch bleiben.
Dass die Anlage mit einem Roboter arbeitet, ist im hart umkämpften Markt
für Mammut auch ein Vorzeige-Status. Schlüsselkunden, Einkäufer großer
Sporthandelsketten oder andere Kunden lassen sich die Anlage in Seon
gerne zeigen – und sind nachhaltig beeindruckt, wie Oliver Henkel
versichert: „Dass wir zeigen können, wie der Roboter die spezielle
Seilführung vornimmt, löst viel Vertrauen aus.“ Hier wird die Besichtigung
der Produktion zum unterstützenden Marketinginstrument. Henkel: „Für uns
ist es gut, dass wir eine Produktion mit Flechterei vor Ort haben.“ Seile, so
sein Credo, seien Sicherheitsprodukte: „Das Thema ‚Sicherheit’ zieht sich
durch alle Produktkategorien, hat aber gerade bei der Ausrüstung für den
Berg eine besonders hohe Bedeutung.“
Die Seile von Mammut sind nicht nur einzigartig, weil sie von einem FanucRoboter gewickelt werden. Das besondere Merkmal ist die Art der
Wicklung: „Mit der so genannten krangelfreien Aufmachung haben wir ein
Alleinstellungsmerkmal.“ Für Nicht-Bergsteiger: So genannte Krangel
entstehen, wenn ein Seil um die Längsachse verdrillt wird. Was beim
Telefonkabel nur lästig ist, kann beim Bergseil lebensgefährlich werden,
wenn ein Krangel einen Karabinerhaken aufdrückt und damit die
Seilsicherung verloren geht.
Sicherheit aus regionaler Zusammenarbeit
Den Auftrag hat die Zaugg Maschinenbau AG, Schönenwerd, bekommen.
Schon bei der ersten Wickelanlage hatte Zaugg den Zuschlag erhalten und
die Erfahrungen bei der Vergabe in die Waagschale geworfen. Oliver
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Henkel gibt leichten Herzens zu, dass er und sein Team sich bei der
Entscheidung für die Anlage durchaus von regionalen Aspekten haben
leiten lassen: „Der offizielle Projektplan ist immer das eine; das andere ist
die Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Fertigstellung des Projektes.
Da kann eine Firma in der Nachbarschaft viel schneller reagieren.“ Nick
Koch, Geschäftsführer der Robotec Solutions AG, wäre sogar in wenigen
Minuten zu Fuß bei seinem Roboteranwender: „Kontakte zwischen uns als
Fanuc-Systemhaus und dem Sondermaschinenbauer Zaugg gab es schon
länger. Hier hat sich eine Zusammenarbeit auch aus technischen Gründen
angeboten.“ Ausführlich wurde getestet. Schließlich wickelt ein Roboter
nicht jeden Tag Seile auf. Koch: „Da braucht es tatsächlich
Fingerspitzengefühl.“
Ursprünglich sollte die neue Anlage lediglich den aufgelaufenen
Kapazitätsengpass beseitigen. Doch Henkels Team ging bei der Planung
gleich einen Schritt weiter. Wenn schon eine neue Anlage, dann sollten
zusätzliche Möglichkeiten gegeben sein. Henkel: „Der Robotereinsatz war
eigentlich schon sehr früh ein Thema. Denn für das „Lap Coiling“, eine
bestimmte Art das Seil zu legen, war ein dreidimensionales Handling
unabdingbar: „Nur ein Roboter bringt die erforderliche Flexibilität.“ Der
eingesetzte Fanuc-Roboter des Typs M-16iB/20 arbeitet trotz seiner 1.667
mm Reichweite in seiner Extremlage beim Holen des Seilendes mit nahezu
gestrecktem Arm. Weitere Auswahlkriterien waren Traglast und
Beweglichkeit innerhalb des Arbeitsraumes.
„Später einmal“, wie Produktionsleiter Ruedy Wyss sagt, „wollen wir
eventuell einen stabilen Zugriffschutz installieren.“ Die zunächst sichernde
Lichtschranke sei zwar regelkonform, ausreichend und während der
Inbetriebnahme bis zur Hochlaufphase ein guter Schutz. Aber für den
Dauerbetrieb soll das noch verbessert werden – wie viele andere
Prozessparameter auch. Wyss: „Es kommt darauf an, dass wir für jeden
Seiltyp die richtige Geschwindigkeit einstellen.“ Eine einfache und
übersichtliche Programmierung ist da allemal eine Hilfe.
Die einzelnen Programme sind gespeichert und können vom
Bedienpersonal per Tastendruck abgerufen werden. In eng festgelegten
Grenzen gleicht der Roboter gelegentliche Schwankungen bei den
Eigenschaften der Seile aus. Aber allzu viel lässt der Roboter auch nicht
durchgehen. Schließlich steht er sowohl für Wirtschaftlichkeit als auch für
Qualität.
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Koch, Strahm, Henkel,
Seiler
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