Werbung Digital CUSTOMER ENGAGEMENT: Die neue zauberformel Nadine Wolf/Social@Ogilvy Fotos: Unternehmen, thinkstock Studium an der New York University: Kommunikation, neue Medien. Bei OgilvyOne verantwortlich für Social@Ogilvy. Spezialgebiete: Social Media Marketing & Communication, Listening & Analytics. [email protected] 30 Björn Schneider/OgilvyOne Studium an der Universität Göttingen: Betriebswirtschaft. Head of OgilvyInteractive, Head of Neo@Ogilvy und GLMitglied der OgilvyOne AG. Spezialgebiete: Digital Strategy & Communication, Customer Engagement Planning. [email protected] Marketing Heute 01/2014 Digitale Kundenbeziehungen Heutzutage gewinnt und bindet man Kunden digital am besten durch relevante Inhalte, Unterhaltung und echte Gespräche. Customer Engagement ist dabei das neue Planungs-, Steuerungs- und Messinstrument. «marketing heute» erfährt im Interview mit Björn Schneider, OgilvyOne, und Nadine Wolf, Social@Ogilvy, mehr zur «Zauberformel» und wie sie effektiv eingesetzt wird. Herr Schneider, die Kommunikation nimmt allgemein zunehmend digitale Formen an. Vor welcher Herausforderung stehen dabei die Marken? Björn Schneider: Die Herausforderung besteht in der Auswahl der richtigen Kommunikationskanäle. Neben den klassischen Kanälen steigt die Anzahl der digitalen Möglichkeiten stetig an. Marken stehen dabei einerseits einem riesigen Angebot gegenüber, andererseits haben Kunden immer mehr Möglichkeiten, sich zu informieren und mit der Marke in Kontakt zu treten. Die Verantwortlichen auf Markenseite sind zunehmend unsicher, über welche Kanäle sie kommunizieren sollen. Hinzu kommt, dass Marketingverantwortliche immer mehr unter Druck stehen, die Effizienz der Marketingausgaben für das Controlling zu belegen. Dank der guten Mess- und Optimierbarkeit werden digitale Kanäle immer populärer. Warum soll Customer Engagement die Lösung sein? Björn Schneider: Durch die Digitalisierung ist die Konkurrenz nur einen Klick entfernt und somit die Markenloyalität entsprechend fragil. Gute Kundenbeziehungen sind aber wichtiger denn je. Da gilt es, die Erlebbarkeit der Marke in der digitalen Welt für die Kunden attraktiver zu machen. Deshalb ist Customer Engagement ein wichtiger Erfolgsindikator für die Kundenbeziehung. Denn Kunden, die mit der Marke Zeit verbringen, sind loyaler und kaufen öfter sowie mehr. Digitale Medien eignen sich dank der Vielzahl an interaktiven Möglichkeiten daher besonders für einprägsame und entscheidende Kundenerlebnisse. Wie reagieren Marken auf diese Entwicklung und welche Rolle spielt dabei das Planning? Björn Schneider: Viele Marken haben die Wichtigkeit von Customer Engagement erkannt. Natürlich kommt vor dem Customer Engagement Planning die Analyse. Unternehmen investieren intensiv in die Analyse von sogenannten Customer Insights und Customer Journeys. Denn nur wer seine Kunden und deren Wege kennt, kann sie an den kaufentscheidenden Punkten positiv beeinflussen – also aktivieren. Basierend auf diesen Informationen werden kreative Ideen zur Verbesserung der Customer Journey entwickelt. «Key Performance Indicators» ermöglichen die kontinuierliche Optimierung und geben Auskunft über die Wirksamkeit der realisierten Massnahmen. Data Analytics wird dabei zum zentralen Steuerungsinstrument für die stetige Verbesserung des Customer Engagements. Echte Wettbewerbsvorteile erzielt die Marke, die das Datenmanagement am besten beherrscht. Fortsetzung auf Seite 32 Fünf Schritte «Customer Engagement Planning» von OgilvyOne 1.Persona: Analyse von Verhalten und Bedürfnissen der Zielgruppe in einer Produktkategorie, inklusive Nutzung von Devices, Plattformen, Content und sozialen Netzwerken 2. Journey: Visualisierung der entscheidenden «Moments of Truth» in der Customer Journey 3. Engagement Idea: Entwicklung von kreativen Ideen mit Business Value entlang der Customer Journey 4. Engagement Blueprint: Ideenauswahl und Massnahmenplanung, Definition der Erfolgskennzahlen (KPIs) 5. Experience Map: Customer Engagement Steuerung und Optimierung » Marketing heute 01/2014 31 Werbung Digital Wie kreiert man Customer Engagement in Social Media? Nadine Wolf: Erst einmal muss man wissen, mit wem man kommuniziert und was für die Zielgruppe wichtig ist. Der erste Schritt ist immer das Listening. Es ist wichtig, dass Unternehmen wissen, was über sie gesprochen wird. Das ist unverzichtbar, um mehr Insights zu erfahren und die Influencer im Markt zu identifizieren. Zum Glück findet in der Kundenansprache zurzeit ein Umbruch statt. Marken geben ihren Kunden vermehrt die Möglichkeit, sich individuell einzubringen. Die Markenfans und deren Content rücken in den Vordergrund und die werberische Ansprache in den Hintergrund. Social Media bietet den Unternehmen die Möglichkeit, mit ihren Kunden zusammen für authentischen und relevanten Content zu sorgen. Das heisst, Customer Engagement bestimmt auch den Content in Social Media? Nadine Wolf: Ja, genau. Und noch mehr. Die in Social Media mögliche gleichberechtigte Kommunikation führt zu folgenden Effekten: Der Kunde teilt seine Meinung seinem Umfeld mit, so wie früher auch. Aber heute bekommt das Feedback von Kunden via Social Media einen viel grösseren Impact, da deren Reichweite exponentiell gestiegen ist. Der Kunde weiss, dass er gehört wird und mit seiner Meinung etwas bewegen kann. Für die Unternehmen ist das auch ein Vorteil. Denn die User können zu authentischen und natürlichen Markenbotschaftern werden. Mittels Monitoring und Datenanalyse kann man den Erfolg von Content auch unmittelbar messen. Diese Insights zeigen auf, wie das Unternehmen sich in Social Media positionieren und einen Business Value daraus ziehen kann. Aktuelle Studien zeigen auf, dass die erfolgreichsten Unternehmen Social Media schon in ihre ganzheitliche Kommunikation integriert haben. Marke und Kunde können sich so direkt austauschen. Die Marke bekommt ein Gesicht, eine Persönlichkeit, die auf Kundeninhalte reagiert. Welche Rolle spielt der Entertaining-Faktor beim Customer Engagement? Nadine Wolf: Eine ganz wichtige Rolle. Denn mit Social Media kann man die Kunden genau dort abholen, wo sie sind und man geht dabei in ihrem natürlichen Umfeld auf sie zu. Mit dem richtigen Einfühlungsvermögen können Unternehmen so für ein relevantes Markenerlebnis sorgen. Ein schönes Beispiel dafür ist YouTube, nach Google die zweitgrösste Suchmaschine und deshalb auch eine der wichtigsten Plattformen, um Kunden zu akquirieren. Die Menschen informieren sich auf YouTube, bekommen über Videos komplexe Sachverhalte einfach erklärt. So können Unternehmen unterhaltsam und einprägsam ihre Produkte vorstellen. Wie sind die Unternehmen aufgestellt? Nadine Wolf: Die Pionierphase ist vorbei. Unternehmen suchen professionelle Unterstützung, Investitionen fliessen und Social Media wird ins Cross-Channel-Marketing integriert. 32 Marketing Heute 01/2014 Social Media ist nicht mehr eine isolierte Säule im Unternehmen, sondern wird abteilungsübergreifend angedacht. Es war ein langer Weg dorthin. Unternehmen haben aber nun erkannt, dass das «Nichtmachen» keine Option mehr ist. Immer mehr Menschen nutzen Social Media, um ihren Interessen nachzugehen und über ihre Lieblingsmarken zu sprechen. Sie machen dies mit oder ohne die Unternehmen. Ein Unternehmen kann nur gewinnen, wenn es sich am Gespräch beteiligt und mit den Kunden interagiert. Deshalb gibt es uns, Social@Ogilvy. Wir entwickeln kreative Konzepte zur Integration von Social Media in die ganzheitliche Kommunikation. Dabei beachten wir immer den Blickwinkel der Kunden. Ein schönes Beispiel dafür ist unsere Kampagne mit Kuoni Schweiz. Die Kampagne hat die User herausgefordert, ihre «Reisekompetenz» kundzutun und ihnen die Rolle als KuoniScout angeboten. Diese haben begeistert ihre besten Reisetipps geteilt und konnten sich mit Kuoni wie auch mit anderen Usern austauschen. Kuoni konnte so ein ganz persönliches Markenerlebnis kreieren. «marketing heute»: Danke für das Gespräch. Fotos: Unternehmen, thinkstock Fortsetzung von Seite 31 Praxisbeispiel Kuoni SchweiZ ist der grösste Schweizer Reiseanbieter mit hochqualifizierten Reiseexperten und Destinationsspezialisten. Perfekt passend zu dieser Brand-DNA konzipierte OgilvyOne in Zusammenarbeit mit der New Media Abteilung von Kuoni eine Kampagne, welche diese umfassende Expertise in Social Media umgesetzt hat. Mit dem Hashtag #KuoniScouts konnten alle Reisefans ihre persönlichen Reise­­tipps über sämtliche relevanten Kanäle wie Facebook, Instagram und Twitter abgeben. So fand einerseits ein Austausch von Reisenden untereinander und mit Kuoni statt, andererseits ist langfristig eine Sammlung von wertvollen Tipps rund ums weltweite Reisen entstanden. scouts.kuoni.ch Erfolgsfaktoren #KuoniScouts 1 3 2 4 Listening – check deine Zielgruppe. Das Web und Social Media spielen eine zentrale Rolle in der Ferienplanung. Reisende beziehen ihr Umfeld über Social Media in die Ferienplanung mit ein. Ausserdem zeigen sie eine verstärkte Social-Media-Aktivität während der Ferien. Sie teilen Momente, Locations und kreieren Content. Reiseexpertise im Zentrum. Die Marke Kuoni steht für bestes Wissen rund um Reisen und Ferien. Aber auch die Kunden und andere Reisende kennen Reisetipps. Die Kampagne motivierte sie, in der Community ihr Wissen rund um Destinationen zu teilen. Biete Mehrwert. Wissen vereint: Kuoni bietet eine Plattform für User, wo sich Reisebegeisterte inspirieren und austauschen können, und bringt damit persönliche Erfahrung und Expertenwissen zusammen. #KouniScouts erweitert die Beratungskompetenz und Glaubwürdigkeit durch das Involvieren der Zielgruppe. Die Markenloyalität steigt. Einsatz von authentischem Content. Kuoni ist der Mittelpunkt eines dynamischen Gesprächs. Der User bringt seine Erfahrungen ein. Das Ergebnis ist spannender und «echter» Content. Marketing heute 01/2014 33