Anzeige Hans-Werner Leupelt spielt George Danton Wem gehört die Macht? Spielzeitauftakt mit Georg Büchners Revolutionsdrama »Dantons Tod« Im Sommer 1789 wird in Frankreich die »Erklärung der Rechte des Menschen und des Bürgers« niedergeschrieben und veröffentlicht. Der Ruf nach Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit erfasst das ganze Land und mündet schließlich in der Französischen Revolution. Die Revolution stellt in der europäischen Geschichte einen fundamentalen Einschnitt dar: der allein herrschende König wird entmachtet und erstmals durch eine demokratische Herrschaft des Volkes ersetzt. »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« lautet die Losung der Stunde. Doch der Traum von einem besseren Leben für alle verkehrt sich nach und nach in einen Alptraum. Fünf Jahre nach Beginn der Revolution ist das Volk noch immer ausgehungert, die Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse selbst in Gefahr. Äußerlich bedroht durch den Krieg gegen Preußen, Österreich, Großbritannien, Spanien und Niederlande, tobt im Inneren Frankreichs der Kampf um den weiteren Weg der Revolution. Im politischen Machtzentrum stehen sich zwei Lager gegenüber. Auf der einen Seite die Anhänger von Maximilien Robespierre, einem Anwalt und Politiker, der sich im Laufe der Revolutionsjahre immer weiter radikalisiert hat; auf der anderen Seite George Danton und seine politischen Freunde, die der Revolutionsregierung um Robespierre entgegentreten. Während Robespierre eine Sicherung der bürgerlichen Revolutionsziele mit unerbittlicher Härte anstrebt, hoffen die Dantonisten auf ein Ende des staatlichen Blutvergießens. Doch die Sehnsucht nach einer toleranten Republik, wo Freiheit und Brüderlichkeit gelebte Werte wären, bringt Danton und seinen Gefolgsleuten eine Anklage vor dem Revolutionstribunal ein. Um die innere Sicherheit zu gewährleisten, wird die Freiheit mitsamt allen anderen Menschenrechten geopfert. Ihren Freunden droht der Tod durch die Guillotine. Georg Büchner setzte sich für sein Stück intensiv mit der Französischen Revolution auseinander. Die Charaktere seines Schauspiels beruhen häufig auf den Biografien der Revolutionäre, und auch originale Reden und Manuskripte fanden Eingang in das Stück. Inszeniert wird Büchners Schauspiel von Martin Schulze. Im Gespräch über »Dantons Tod« sagt er über die Menschenrechte und die revolutionäre Rolle der Bevölkerung: »Die Umsetzung der Im Chorfieber ›Erklärung der Rechte des Menschen und des Bürgers‹ steht am Beginn der Revolution. Darum setzen wir sie auch an den Beginn der Inszenierung. Der Ansporn der Revolution war deren Verwirklichung. Das Volk auf der Straße ist dabei ein wichtiges Element. Es fordert Essen, es fordert Gerechtigkeit, es fordert den Tod. Wir verarbeiten die Passagen des Textes, die die Bevölkerung zu Wort kommen lassen, in Form von Sprechchören. Dies verspricht eine intensive Übersetzung der Macht und der Gewalt, die von den Menschen auf der Straße damals ausging.« Dantons Tod Schauspiel von Georg Büchner Inszenierung Martin Schulze Bühne Ulrich Leitner Kostüme Pia Maria Mackert Chöre und Musik Dirk Raulf Dramaturgie Axel Preuß Mit Tobias Beyer, Andreas Bißmeier, Moritz Dürr, Philipp Grimm, Sven Hönig, Birte Leest, Hans-Werner Leupelt, Götz van Ooyen, Lisa Schwindling, Oliver Simon, Anke Stedink ab 3. 10. 2015 I Großes Haus Die Uraufführung »M(other) Courage« ab 25. 9. im Kleinen Haus Einem Chor begegnet man heute vor allem in einer Aufführung des Musiktheaters. Aber auch im Schauspiel wird der Sprechchor – der im antiken Theater einen zentralen Platz hatte – immer öfter wiederbelebt. Jeder Sprechchor ist eine Herausforderung: für die Darsteller in Bezug auf das Sprechen, Rhythmisieren, aufeinander Hören; und für den Zuhörer ist er ein akustisches wie optisches Abenteuer. Gleichzeitig ist der Chor ein Phänomen, ihm haftet etwas Unnatürliches an, sprechen doch viele mit einer Stimme und sind nicht eins. Auch etwas militärisch, gleichgeschaltetes wohnt ihm bei. Seine Gestalt ist massiv, sein Wort hat Gewicht. Die polnische Regisseurin Marta Górnicka hat sich dem Chor verschrieben. Sie will ihn für das Sprechtheater zurück gewinnen. Hatte in der antiken Tragödie der Chor ein Gegenüber, so steht der Chor bei Górnicka im Zentrum, also allein auf der Bühne. Wobei ›allein‹ in diesem Fall heißt, dass sie für ihre Inszenierung Chöre aus über 20 Menschen zusammenstellt. Beim europäischen Festival für junge Regie »Fast Forward« 2012 zeigte sie ihre Arbeit »Magnificat« und kehrt zu Beginn der neuen Spielzeit als Gewinnerin der Festivalausgabe zurück. Für ihre neue Chorarbeit versammelt sie Ensemblemitglieder des Staatstheaters, Schauspielstudentinnen aus Hannover sowie Bürger und Bürgerinnen aus Braunschweig und der Region, die sie in mehreren Castings ausgewählt hat. Ihren Arbeiten liegt stets ein eigenständiges Libretto zugrunde, wel- ches sie ausgehend von einem literarischen Text um verschiedene Perspektiven und Themen erweitert, bearbeitet und collagiert. Für ihr Braunschweiger Stück nimmt Górnicka das Motiv der geschäftstüchtigen Mutter, die im Krieg ihren Profit macht, aber auch ihre Kinder darin umkommen sieht, aus Bertolt Brechts »Mutter Courage« und untersucht es für unsere Gegenwart: Wer profitiert heute vom Krieg? Welcher Preis ist dafür zu zahlen? Ihr Chor repräsentiert viele Stimmen und hinterfragt die Stereotypen von Füße im Himmel | 9+ Gruppen, denen wir angehören oder denen wir gegenüber stehen. Der Chor zitiert Stimmern von Müttern und Kindern, Demonstranten und Gegendemonstranten, Wutbürgern, Kämpfern und Fans. Bekannte Formeln, Sprüche werden skandiert, verfremdet, ironisiert. Der Chor hat Kraft, ist überwältigend, aggressiv, überraschend und immer wieder wunderschön. M(other) Courage ein Chorstück von Marta Górnicka Libretto & Inszenierung M.Górnicka Komposition W. Blecharz Bühne R. Rumas Kostüme K. Lackmann Choreografie A. Godowska Dramaturgie K. Breschke Mit S. Bezler, A. Fagan, N. Feuerhahn, J. Finger, P. Kästner, A. Kuntze, M. Lohmann, B. Middlemiss, K.-F. Räthel, A. Roskinski, J. Schäfle, M. Schamberger, U. Schönfeld, W. Siemann, M. Struppek, M. Teßmann, C. Vetter, A. Vögler, J. Weidner, I. Wender, R. Weniger, U. Winter, N. Wolfarth ab 25. 9. 2015 I Kleines Haus von Michael Alexander Müller | Uraufführung ab 26. September 2015 im Haus Drei ! Impressum: Staatstheater Braunschweig, Am Theater, 38100 Braunschweig | Generalintendant: Joachim Klement | Verwaltungsdirektorin: Claudia Schmitz | Redaktion: Dramaturgie & Kommunikation | Foto: Volker Beinhorn | Gestaltung: Christina Wildgrube Verlag: BZV Medienhaus GmbH, Hintern Brüdern 23, 38100 Braunschweig | Druck: Druckzentrum Braunschweig GmbH, Christian-Pommer-Str. 45, 38112 Braunschweig iere Prem