�������������� ������� Alexandre Tharaud III/2007 Aufbruch in eine neue Epoche – Richard Egarr als neuer Leiter der Academy of Ancient Music Mit der Saison 2006/2007 begann eine neue Epoche in der Geschichte der Academy of Ancient Music: Nach 33 Jahren als musikalischer Leiter des weltweit berühmten AlteMusik-Orchesters legte Christopher Hogwood sein Amt in die Hände seines Nachfolger Richard Egarr. Hogwood selbst wird dem Ensemble weiterhin als emeritus director verbunden bleiben. Der neue Abschnitt startet – wie könnte es anders sein! – mit Händel, dessen Musik sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Orchesters zieht. Während einer Übergangszeit hatte Hogwood die Leitung der Academy of Ancient Music weitgehend seinen associate directors Andrew Manze und Paul Goodwin überlassen, die oberste Leitung des von ihm 1973 gegründeten Orchesters allerdings nicht niedergelegt. Selbst seit Beginn seines Wirkens einer der wichtigsten Vorreiter der Alten-Musik-Bewegung, hat sich Hogwood keinesfalls zur Ruhe gesetzt; nach wie vor ist der Künstler als Dirigent tätig und hat sein Repertoire mittlerweile weit ins 20. Jahrhundert vorangetrieben. Überdies wirkt der Honorarprofessor der Universität Cambridge als Musikwissenschaftler und Buchautor. G. F. HÄNDEL (1685-1759) Concerti grossi op. 3, Sonata à 5 Academy of Ancient Music, Leitung: Richard Egarr HMU 807415 (U01) Der 1963 im englischen Lincoln geborene Richard Egarr war ein musikalischer Frühentwickler. Er begann seine Ausbildung als Chorknabe an der Münsterkirche von York und wurde mit dreizehn Jahren zum Studium von Klavier und Orgel in Manchester zugelassen. Als Sechzehnjähriger erhielt er sein Orgeldiplom mit Auszeichnung. Seine weitere Laufbahn hielt mit dem Tempo der ersten Jahre Schritt, vom Orgelstipendium am Clare College von Cambridge führte ihn sein Weg an die Guildhall School of Music in London und weiter an das Amsterdamer SweelinckKonservatorium zum Studium bei Gustav Leonhardt. Der Einstieg in eine international erfolgreiche Konzertkarriere war eine selbstverständliche Folge seines Ausbildungsweges. Richard Egarr trat als Solist in aller Welt auf, doch gehört seine besondere Zuneigung dem Spiel im Kam- merensemble. Einen besonderen Platz in den Aktivitäten des Künstlers nimmt seine Partnerschaft mit dem Geiger Andrew Manze ein, die seit 1984 besteht und in vielfach gerühmten CD-Einspielungen auf harmonia mundi präsent ist. Besonders erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die Einspielung von Bachs Sonaten für Violine und Cembalo (HMU 907250.51) und die Aufnahme der Cembalokonzerte des Thomaskantors mit der Academy of Ancient Music unter der Leitung von Andrew Manze (HMU 907283.84). Seine Laufbahn als Solist will Richard Egarr mit der Übernahme seines neuen Amtes keinesfalls beendet wissen: Für die nähere Zukunft stehen Bachs Wohltemperiertes Klavier I und, gemeinsam mit der Academy of Ancient Music, Händels Orgelkonzerte op. 4 und op. 7 an. bereits erschienen: G. F. HÄNDEL Concerti grossi op. 6 Academy of Ancient Music, Leitung: Andrew Manze HMU 907228.9 (T02) Richard Egarr Foto: Richard Haughton 2 harmonia mundi magazin ügen, das „Ein Hörvergn en läßt.“ ll man sich gefa Y A L STEREOP Fest höchster „Ein sinnliches üsse“ en musikalischer G -ZEITUNG AR K RHEIN-NEC Von der Lust am Spiel Seit Alexandre Tharaud 2001 eine CD mit der Musik Rameaus eingespielt hatte, ließ ihm der Gedanke an ein Couperin-Projekt keine Ruhe. Und so kommt er nun nach sechs Jahren Wartezeit mit Couperin auf das französische Barockrepertoire zurück und stellt sich bewußt in eine Linie mit großen Pianisten der Vergangenheit, die barocke Musik auf dem modernen Flügel interpretierten. „Seitdem das moderne Klavier existiert, hat man eigentlich nie aufgehört, Bach darauf zu spielen. Sicher gilt das weniger für Rameau und Couperin. Aber auch diese Komponisten wurden in den letzten 150 Jahren durchgehend auf dem Flügel interpretiert. … Gerade das Wissen, François COUPERIN (1668-1733) tic, toc, choc (Klavierwerke) Alexandre Tharaud, Klavier HMC 901956 (T01) daß diese Musik nicht für das Klavier geschrieben wurde, macht es interessant, sie auf dem Klavier zu spielen. Es geht nicht darum, das Cembalo zu ersetzen. Das wird man sowieso nie können. Es geht darum, etwas Schönes auf einem heutigen Klavier zu schaffen, indem man sich dem originalen Stil nähert.“ Innerhalb der barocken Musik, die er aufgenommen hat, nimmt Couperin für Alexandre Tharaud eine Sonderstellung ein. „Couperins Musik ist viel intimer als die Rameaus. Sie hat mehr Verziehrungen und ist auch schwieriger auf dem Klavier zu spielen. Außerdem sehe ich eine enge Verbindung zwischen ihm und Chopin, dessen Walzer ich vor einem Jahr eingespielt habe. Die beiden sind für mich fast wie Zwillinge, die in sehr verschiedenen Epochen gelebt haben. … Beide Komponisten haben in ihrer Musik dieses subtile Schwindelgefühl, diesen Sog. Sie schrieben nostalgische Musik, die Alexandre Tharaud Foto: Christophe Urbain mit Alexandre Tharaud bereits erschienen: Jean-Philippe RAMEAU Nouvelles Suites HMC 901754 (T01) tion“ „Eine Sensa UM R FONO FO beglückend“ „Schlichtweg ER ZEITUNG T STUTTGAR unser Innerstes berührt, zu unserem Bauchgefühl spricht.“ Tharaud unterscheidet genau zwischen CD-Einspielungen und Konzerten. Das sind für ihn unterschiedliche Bereiche. „Ich habe mein Plattenleben und mein Konzertleben. Ich teile mein Leben auf, ich habe natürlich noch andere Leben (er grinst vielsagend). Ich sehe beide Bereiche aber tatsächlich als zwei unterschiedliche Felder, die nach zwei unterschiedlichen Arten zu spielen verlangen. Man wendet sich nicht auf die gleiche Art und Weise an Mikrophone, die zwei Meter von einem entfernt sind, wie an ein Publikum von 2000 Mann. Beides hat auch nicht die gleiche Form von Energie…“ Ursprünglich, als er noch das Konservatorium besuchte, wollte Tharaud Komponist werden. Aber mit der Zeit drängte sich die Rolle des Interpreten in den Vordergrund und nahm ihn ganz in Anspruch. Heute komponiert er nur noch selten. Auf die Frage, ob sich dies auch wieder ändern könnte, schlägt Tharaud die Beine übereinander und lächelt verschmitzt. „Spielen ist nicht alles...“ Das Gespräch führte Miquel Cabruja. Das vollständige Interview finden Sie auf www.klassik.com. harmonia mundi magazin 3 EMP F Lamentazioni per la Settimana Santa LEN OH VON Werke von Carissimi, Frescobaldi, Marcorelli, Palestrina u. a. María Cristina Kiehr, Sopran – Concerto Soave, Leitung: Jean-Marc Aymes HMC 901952 (T01) Concerto Soave Klage im Dunkel der Nacht – die „Tenebrae“ Als Jesus am Kreuz starb, senkte sich Finsternis über die Welt – so berichten die Evangelien. An den letzten drei Tagen der Karwoche stellte das Officium tenebrarum diese Finsternis in einem der eindringlichsten Riten der katholischen Kirche dar: Bei gelöschten Kerzen erklangen die uralten Klagelieder des Propheten Jeremias. Die Klagelieder des Propheten Jeremias aus dem Alten Testament gehören zu den eindrucksvollsten Texten der Bibel. In dramatischem Stil und packenden Bildern betrauert der Prophet die Besetzung und den Untergang der Stadt Jerusalem, die Zerstörung des Tempels und die Vertreibung der Juden durch den babylonischen König Nebukadnezar II. In der römisch-katholischen Kirche erklangen diese Klagelieder in Gregorianischem Gesang vor Anbruch des Tages im morgendlichen Frühgebet der Mönche am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag. Am Anfang des 16. Jahrhunderts wurden diese nächtlichen Gottesdienste auf den späten Nachmittag des Vortages gelegt, und bei der Rezitation der Klagelieder zum Ende der Karwoche am Mittwoch, Gründonnerstag und Karfreitag nach Sonnenuntergang entfaltete sich ein strenges Ritual. In festgelegten Abständen wurden nach und nach die Kerzen gelöscht, bis im Kirchenraum völlige Dunkelheit herrschte. Es ist nicht verwunderlich, daß die eindringlichen und affektgeladenen Texte Generationen von Komponisten 4 harmonia mundi magazin inspiriert haben. Schon im 16. Jahrhundert entstanden viele Vertonungen im polyphonen Chorstil, unter denen die Kompositionen von Victoria, Palestrina, Tallis und Lasso hervorstechen. Das 17. Jahrhundert mit seiner neuen Lehre von der musikalischen Darstellung der Affekte fand natürlich besonders bei der Komposition der Lamentationes Jeremiae Prophetae ein ideales Betätigungsfeld, diese Texte in dramatischer Gestaltung in bisher nicht gekannter Eindringlichkeit zu vertonen. Auffallend sind die Ähnlichkeiten zu den musikdramatischen Gestaltungsmitteln der neuen Gattung Oper; sie mögen heute als eine unerlaubte Profanierung erscheinen, doch besonders die römischen Komponisten, wo ein päpstliches Verbot jegliche Opernaufführung untersagte, beteiligten sich nun natürlich auf dem Feld der Kirchenmusik mit Kompositionen, die dem ästhetischen Standard der Zeit entsprachen und fanden hierbei von vielen kunstinteressierten Kirchenfürsten begeisterte Unterstützung. Einer Vielzahl hochexpressiver Kompositionen der Lamentationen für alle drei Tage werden von María Cristina Kiehr und dem Concerto Soave zu einem Fest der Reue gestaltet, dessen Inständigkeit noch gesteigert wird, wenn zum Ende einer jeden Lesung eine eindringliche Ermahnung an das Gottesvolk zur Umkehr ergeht: „Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu dem Herrn, Deinem Gott!“ María Cristina Kiehr mit María Cristina Kiehr und dem Concerto Soave bereits erschienen: PIANTO DELLA MADONNA Motetten von Monteverdi HMC 901680 (T01) sragende „Eine herau “ Produktion S U E H P OR terpretiert“ „Exzellent in R RUNDFUNK E BAYERISCH EMP F LEN OH VON Frank MARTIN (1890-1974) Le vin herbé (Der Zaubertrank) Sandrine Piau (Isolde) – Steve Davislim (Tristan) – Jutta Böhnert (Brangäne) – RIAS Kammerchor – Scharoun-Ensemble – Leitung: Daniel Reuss HMC 901935.6 (P02) Ein schweizerischer Tristan Ausgerechnet der empfindsame, aber nicht sonderlich emphatische Frank Martin, dieser asketische und noble Feingeist hat sich einem Stoff zugewandt, der zum Inbegriff spätromantischer Gefühlskunst geworden war, seit Richard Wagner den Stoff als universelles, gleichwohl hocherotisches Musikdrama gestaltet hatte. Der scheue Einsiedler aus Genf, kluger Grenzgänger zwischen französischer und deutscher Kultur, erinnert sich an die Entstehung seines Kammeroratoriums. Frank Martin Im Frühjahr 1938 hatte ich gerade keine größere Komposition vor, aber ich beschäftigte mich gerade mit der Sage von Tristan und Isolde. In diesem Augenblick trat Robert Blum mit der Bitte an mich heran, für seinen Madrigalchor ein etwa halbstündiges Stück zu schreiben für zwölf Solostimmen und einige Instrumente. Erfüllt vom Gedanken an Tristan und Isolde nahm ich den Roman von Joseph Bédier wieder vor und sah sofort, daß ich nirgends einen Text fände, der meinen Absichten mehr entspräche. Das Kapitel vom Zaubertrank bildete ein Ganzes, genau von der mir zugebilligten Länge einer halben Stunde. Geraume Zeit später, erst nach der Uraufführung der Zaubertrank-Episode im Jahr 1940, entschloß sich Martin zur Erweiterung des Werkes hin zur abendfüllenden Gestalt auf der Grundlage der beiden Kapitel Der Wald von Morois und Der Tod, die – gekürzt und zugleich erweitert durch andere Passagen des Romans – einen plausiblen, in sich schlüssigen Handlungsrahmen schaffen sollten, flankiert durch Prolog und Epilog. mit dem RIAS Kammerchor unter Daniel Reuss bereits erschienen: Frank MARTIN Messe für Doppelchor a cappella, Songs of Ariel Olivier MESSIAEN Cinq Rechants, O sacrum convivium HMC 901834 (T01) Daniel Reuss Foto: Alvaro Yañez Ich hielt für diese Erzählung von Liebe und Tod eine längere Dauer für angemessen, und es schien mir unumgänglich, daß nicht nur die Liebe darin vergegenwärtigt werde, sondern daß auch der Tod darin seinen Frieden bringe, nach all den Beglückungen und Ängsten der Leidenschaft. Apropos Leidenschaft. Ob bewußt oder unbewußt sucht Martin nach einer denkbar entschiedenen Abgrenzung von Wagner, dessen ideologische Vereinnahmung durch die Machthaber des Dritten Reiches ohnedies jede Anknüpfung unmöglich machte, nach einem Gegenentwurf zu den überlebensgroßen Emotionen und musikalischen Suchtmitteln des Grünen Hügels. Hier bot der Rückgriff auf Bédiers Neudichtung einen völlig neuen, literarhistorisch stichhaltigen Ansatz, der zugleich die Möglichkeit größerer erzählerischer Distanz beinhaltete. Denn anders als Wagner, dessen selbstgedichtete, mitunter freie Adaption der keltischen Sage sich in der Hauptsache auf die um 1210 verfaßte Versdichtung Gottfrieds von Straßburg stützte, legte der französische Joseph Bédier seinem im Jahr 1900 veröffentlichten Roman noch ältere Quellen zugrunde und erreicht damit eine größere Nähe zum ursprünglichen Legendenstoff. eunde der „Ein Muß für Fr Chormusik“ RUNDFUNK BAYERISCHER harmonia mundi magazin 5 1997 gründeten vier Studenten der Musikhochschule „Reina Sofía“ in Madrid das Cuarteto Casals. Mit der Wahl des legendären spanischen Musikers zum Namenspatron zeigten die jungen Streicher Mut und Ehrgeiz, und sie wurden nicht enttäuscht: In einer rasanten Karriere hat sich das Ensemble seither zu einer der profiliertesten europäischen Kammermusikformationen entwickelt. Cuarteto Casals Fotos: Luis Montesdeoca In schneller Folge stellten sich internationale Auszeichnungen ein – als erstes spanisches Quartett gewann das Cuarteto Casals im Sommer 2000 den 1. Preis des Londoner Internationalen Streichquartettwettbewerbs ebenso wie 2002 den 1. Preis beim Internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerb in Hamburg. 2006 erhielt das Cuarteto Casals den Premio Nacional de Música, die wichtigste Auszeichnung Spaniens für Interpreten und Komponisten klassischer Musik. Konzerte in der Londoner Wigmore Hall, im Concertgebouw Amsterdam, dem Lincoln Center New York, dem Beethovenhaus Bonn und in der Berliner Philharmonie sowie Tourneen in Deutschland, Spanien, Italien, Großbritannien, Süd- und Nordamerika bescherten dem jungen Ensemble den 6 harmonia mundi magazin EMP F Vier genuine Kammermusiker – Das Cuarteto Casals LEN OH Maurice RAVEL (1875-1937) VON Streichquartett Eduard TOLDRÀ (1895-1962) Vistes al mar Joaquín TURINA (1882-1949) Oración del torero Cuarteto Casals HMI 987072 (T01) Jubel eines weltweiten Publikums und begründeten seinen internationalen Ruhm. Mit Deutschland verknüpfen das Cuarteto Casals enge Bande, vervollkommneten sie doch nach dem Hochschulstudium ihre Ausbildung in Meisterkursen beim Alban Berg Quartett in Köln. Die Konzertauftritte hierzulande stießen bei der Presse auf ein begeistertes Echo: „Nicht erst seit 1997 schien das Quartett gemeinsam zu musizieren, eher seit einer halben Ewigkeit“, befand die Frankfurter Allgemeine Zeitung schon am 7. Dezember 2000. Auch im Jahr 2006 ist die Popularität der Künstler in Deutschland ungebrochen; in Stuttgart wurde den „vier sensibel agierenden Künstlern…, die sich mit Hingabe ihrem gemeinsamen Musizieren widmen,“ „Leichtigkeit und zugleich ein Höchstmaß an klanglicher Präsenz“ im Spiel bescheinigt, und die Nürnberger Nachrichten hoben „die kontrastreiche, von Grund auf ausgereifte Gestaltung ebenso wie die hoch entwickelte, sensitive Feinabstimmung“ hervor. Auftritte auf bedeutenden Festivals, darunter Salzburg, Schleswig-Hol- Der Nachwuchs bringt sich in Stellung Das Streichquartett ist die Königsdisziplin der Kammermusik. Muß man daher an vier würdige Herrschaften denken, die auf dem Podium die Meisterwerke der Gattung zelebrieren? Keineswegs! Mit dem Cuarteto Casals und dem Jerusalem Quartet gehören zur Künstlerfamilie von harmonia mundi gleich zwei junge Streichquartettformationen, die sich gerade ihren Weg an die Spitze der internationalen Kammermusikszene bahnen. stein, Rheingau, City of London, Luberon und Kuhmo, verstärken die europäische Präsenz des Quartetts, das mittlerweile auch eine akademische Karriere begründet hat. Als „quartet in residence“ ist es den Musikhochschulen von Barcelona, Saragossa und San Sebastian verbunden, an denen die jungen Musiker jetzt selbst begonnen haben, angehende Kollegen auszubilden. mit dem Cuarteto Casals bereits erschienen: Claude DEBUSSY Streichquartett g-moll op. 10 Alexander ZEMLINSKY Streichquartett Nr. 2 op. 15 HMI 987057 (T01) musikalisch „Technisch wie “ absolut souverän IT E Z DIE rs“ an Valeu „Welch Reichtum STEREO Boygroup der klassischen Musik – Das Jerusalem Quartet Zwischen 1979 und 1981 sind die vier Streicher geboren, die einander als ganz junge Musiker im Orchester der Rubin Academy Highschool begegnet sind. Diese Hochschule ist eine Art Talentschmiede für die eigentliche Akademie, und in ihrem Orchester saßen die vier als hochbegabte Stimmführer ihrer Instrumente. Der Direktor der Hochschule regte an, es doch einmal als Streichquartett zu versu- Streichquartette Nr. 6 G-Dur op. 101, Nr. 8 c-moll op. 110 & Nr. 11 f-moll op. 122 Jerusalem Quartet HMC 901953 (T01) chen, und der Funke sprang über. Da Israel seinen talentierten Nachwuchs ebenso liebevoll wie engagiert fördert, kam es bald zu ersten Konzertauftritten im Jerusalem Music Center, die auch im Rundfunk übertragen wurden. Das Jerusalem Music Center wurde zur Heimstatt des Quartetts; nicht nur bot es vielfältige Auftrittsmöglichkeiten, es wurde auch jedes Jahr zu einer internationalen Ausbildungsstätte, an der die großen Musiker der Welt sich einfanden, um Meisterkurse zu geben. So konnte das Jerusalem Quartett schon früh vom gereiften künstlerischen Horizont so bedeutender Künstler wie Isaac Stern oder Frank Peter Zimmermann, dem La Salle und dem Emerson Quartett profitieren. In besonderer Erinnerung ist eine Zusammenarbeit mit György Kurtág geblieben: „Er kam für eine ganze Woche, um mit uns zu arbeiten. … Das war eine großartige Erfahrung“ schildert Sergei Bresler, der zweite Geiger des Quartetts. 1997 wurde der erste Wettbewerb gewonnen, und nun wurde es wirklich ernst. Man beschloß, als Formation mit dem Jerusalem Quartet bereits erschienen: Dimitri SCHOSTAKOWITSCH Streichquartette Nr. 1 C-Dur op. 49, Nr. 4 D-Dur op. 83 & Nr. 9 Es-Dur op. 117 HMC 901865 (T01) ur genügt nd Klangkult „Ihre Spiel- u Ansprüchen.“ auch höchsten M U FONO FOR d emotions„Eine berauschen inspielung“ E geladene, frische ENSEMBLE EMP F Dimitri SCHOSTAKOWITSCH (1906-1975) Junge Streichquartette haben Konjunktur und sind demzufolge reichlich vertreten. Doch das Jerusalem Quartet sticht aus der Menge der Ensembles hervor: Obwohl die vier Musiker alle noch in ihren Zwanzigern sind, können sie sich als Quartett bereits „alte Hasen“ nennen – musizieren sie doch schon seit 1993 zusammen. VON LEN OH Jerusalem Quartet Fotos: Alvaro Yañez zusammenzubleiben und so das Quartettspiel wirklich zum Beruf zu machen. Von nun an beschleunigte sich der künstlerische Werdegang des Quartetts noch: Ein Auftritt in der Londoner Wigmore Hall war der weltweite Karrierestart, besonders wichtig wurde die intensive Zusammenarbeit mit Mitsuko Uchida, die Konzerte mit den Klavierquintetten von Schumann, Brahms und Dvorák ˇ wurden zu Meilensteinen in der Laufbahn der vier Musiker. Mittlerweile ist das Jerusalem Quartet in seiner israelischen Heimat mit einer eigenen Kammermusikserie in verschiedenen Städten zu einem wichtigen Bestandteil des Musiklebens des Landes geworden, und seine internationale Präsenz ist in beständigem Wachstum begriffen, nicht zuletzt durch die vielfach hochgelobten Einspielungen bei harmonia mundi. harmonia mundi magazin 7 EMP F Claude DEBUSSY (1862-1918) LEN OH Images inédites, Pour le piano, Estampes, Six épigraphes antiques u. a. Alain Planès, Klavier HMC 901947.8 (K02) VON Claude Debussy Das Klavierwerk Claude Debussys – Morgenrot und Abenddämmerung Claude Debussy war ein Komponist zwischen den Epochen, ja, man könnte auch sagen, er habe zwischen allen Stühlen gesessen. Heftig kritisiert von den einen, und von anderen als einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit anerkannt, fühlte er selbst seine Einsamkeit, zu der ein eigenbrötlerischer Charakter nicht wenig beitrug. „Ein Künstler ist per definitionem ein Mensch, der gewohnheitsmäßig träumt und der inmitten von Hirngespinsten lebt“, bekannte Debussy 1910 seinem Verleger Jacques Durand und fuhr fort: „Letztlich lebe ich in der Erinnerung und im Bedauern.“ Die desillusionierte Introvertiertheit und die Melancholie der letzten Werke wie etwa der Élégie von 1915 spiegelt nicht nur das Leid der Kriegsjahre wider. Sie gestattet vor allem einen Blick in das Herz eines Menschen, der hin- und hergerissen war zwischen den Zwängen der Realität und seinen inneren Impulsen. „Ich kann es nicht gutheißen, daß Sie die Rêverie veröffentlichen wollen. … Es war eine völlig unbedeutende Sache, eilig hingeworfen …, mit einem Wort: das Stück ist schlecht! Was die Abtretung der Rechte für Pour le piano angeht, so bin ich nur unter der Bedingung einverstanden, daß Sie nicht mehr wegen der Mazurka insistieren.“ Diese Briefstelle Debussys enthüllt deutlich die Skrupel, die er seinem eigenen Schaffen gegenüber 8 harmonia mundi magazin empfand. Kompromißlos in seinem Qualitätsanspruch war der Komponist selbst sein strengster Kritiker und bekannte, er leide unter einer „Krankheit des In-Verzug-Geratens … und diesem merkwürdigen Hang, nie ein Ende zu finden, der so gar nicht mit dem entgegengesetzten Bedürfnis des Verlegers in Einklang zu bringen ist.“ Dabei war er auch durchaus selbstbewußt, beharrte jedoch darauf, die eigenen verschlungenen Wege zu seinen Kompositionen zu gehen: „Im Augenblick bin ich noch dabei, Ausdruckscharaktere und Farbwerte festzulegen, ich möchte nicht den Fehler machen, das Auswahlverfahren zu schnell abzubrechen. Ich kann es mir weniger denn je leisten, auf der Stelle zu treten, und ich möchte nur vorankommen …“, schrieb er anläßlich einer Komposition, mit der er im Verzug war. Das Suchen nach Skalen für Klangfarben enthüllt, wie sehr sich Debussy durch Bilder angeregt fühlen konnte, was auch seine Äußerung „Ich liebe Bilder beinahe genauso wie die Musik“ bezeugt. Seine besondere Zuneigung gehörte den Präraffaeliten, William Turner sowie den Japanern Hokusai und Hiroshige. Dennoch steht seine Musik weniger im Zusammenhang mit Gegenständlich-Illustrativem als mit der künstlerischen Realität hinter den Bildern, seine schöpferische Vorstellung unternimmt gewissermaßen Phantasiereisen, auf die er den Hörer durch die suggestive Wirkung seiner oft malerischen Überschriften mitnehmen will. Alain Planès Foto: Elizabeth Carecchio mit Alain Planès ebenfalls erschienen: Claude DEBUSSY Suite bergamasque, Deux arabesques, Children’s Corner, Images (Livres I & II) HMC 901893 (T01) ft alle D übertrif C e u e n „Die K gen.“ Erwartun ER RUNDFUN H HESSISC „Ohne Wörter etwas erzählen…“ – Fazıl Say über Joseph Haydn Joseph HAYDN (1732-1809) EMP F Die Klaviersonate spielt im Werk Haydns eine zentrale Rolle, vom Frühwerk bis in seine späten Jahre hat er sich diesem Genre gewidmet und diese Gattung gewissermaßen von ihren Anfängen über Mozarts Wirken hinaus in die Hände seines Schülers Beethoven gelegt, der die Epoche der klassischen Klaviersonate vollendete. Fazıl Say schreibt im Beiheft ein persönliches Bekenntnis über die Bedeutung von Haydns Klaviermusik für ihn als Pianist, Künstler und Mensch: „Meiner Ansicht nach berührt uns Haydns Musik mit sehr viel Liebe, vor allem Liebe zum Menschen, denn er läßt sehr viel von Menschen und ihrer Geschichte erzählerisch in sein Komponieren eingehen. Zum Beispiel von Kindern: Zuweilen habe ich ein Gefühl, als ob zwei kleine Mädchen im Garten spielten. Und Haydn hat ihre Gespräche, ihre Stimmen, die Schreie, die Reaktionen darauf komponiert. Ja, ich glaube, das hat ihn inspiriert. […] Haydns Musik hat vor allem Leben. Sein Leben, oder heutzutage unseres, LEN OH VON Fünf Klaviersonaten (Hob. XVI:10, 31, 35, 37 & 43) Fazıl Say, Klavier AV 5070 (T01) das des Interpreten, des Zuhörers, was auch immer – in seiner Musik treffen wir sehr viel Wahres. Hinter jeder Sonate oder auch jedem Satz dieser Aufnahme fühle ich eine kleine Geschichte. Und wir als Interpreten sollen in unserer Fantasie manchmal diese entdecken, den versteckten Humor, die versteckten Sarkasmen… Zuweilen ist es so, daß er mit den verrücktesten Elementen des Komponierens sich über die „Langeweile“ um ihn herum ärgert, über Leute, über Begebenheiten… Musik wird hier zu einer geheimen innigen Geschichte, die ohne Wörter auskommt, aber immer etwas erzählt… mit Fazıl Say bereits erschienen: Ludwig van BEETHOVEN Klaviersonaten Nr. 17, 21 & 23 AV 5016 (T01) so gt so kühn und „Beethoven klin nge nicht mehr“ la frisch wie schon GEL E PI DER TAGESS Hörerfahrung“ „Eine packende UNG IT BADISCHE ZE Eine Brücke zwischen Fernost und dem Mittelmeer Edvard GRIEG (1843-1907) Klavierkonzert a-moll op. 16, 12 Lyrische Stücke Shani Diluka, Klavier – Orchestre National Bordeaux Aquitaine, Leitung: Eivind Gullberg Jensen MIR 026 (T01) EMP F In Monaco ist Shani Diluka geboren, ihre Eltern jedoch kommen aus Sri Lanka, das den meisten von uns noch unter dem kolonialen Namen Ceylon gegenwärtig ist. Sie wuchs im Einflußbereich zweier großer Kulturen auf und gedieh offensichtlich bestens in diesem gegensätzlichen Klima. Gracia Patricia, Fürstin von Monaco, wurde auf das begabte Landeskind aufmerksam und förderte Shani Dilukas Ausbildung, die sie bis ans Pariser Konservatorium führte. Dort mit einem ersten Preis diplomiert, gewann sie zahlreiche weitere Wettbewerbe, die ihr den Weg zu einer internationalen Karriere bahnten. Die junge Künstlerin debütiert hier mit einem anspruchsvollen Grieg- LEN OH VON Programm: Mit dem nach dem Vorbild des verehrten Robert Schumann gebauten Klavierkonzert und einer Auswahl aus den Lyrischen Stücken präsentiert Shani Diluka sowohl die virtuose wie die intim-kammermusikalische Seite des norwegischen Nationalkomponisten. Shani Diluka Foto: Julien Mignot harmonia mundi magazin 9 mit Bonus-DV D Antonio SALIERI (1750-1825) La Grotta di Trofonio (Oper in zwei Akten) Raffaella Milanesi (Ofelia) – Marie Arnet (Dori) – Nikolai Schukoff (Artemidoro) – Mario Cassi (Plistene) – Olivier Lallouette (Aristone) – Carlo Lepore (Trofonio) – Chor der Oper Lausanne – Les Talens Lyriques, Leitung: Christophe Rousset AMB 9986 (T02) Christophe Rousset EMP F Foto: Eric Larrayadieu Salieris Zorn Salieri habe sich geschworen, sich eher die Hand abhacken zu lassen, als einen weiteren von da Pontes Versen zu vertonen, behauptet der Librettist in seinen Memoiren. Nach dem Durchfall der von da Ponte getexteten Oper Il ricco d’un giorno 1784 mag Antonio Salieri sich zu diesem Zornesausbruch berechtigt gefühlt haben und wandte sich so für einen neuen Opernplan an einen anderen Textdichter, Giambattista Casti, der ihm das Libretto zur vorliegenden Oper schrieb. An dem neuen Texter mag es nicht gelegen haben, daß dieser Oper 1785 ein unmittelbarer und dauerhafter Erfolg beschieden war, der sich von Wien aus über ganz Europa verbreitete. Und das nicht nur in den Musikmetropolen Paris und London, auch in Städten wie Riga, Kopenhagen, Warschau, Parma und Lissabon stand das Stück auf dem Spielplan. Überwältigt von dem Triumphzug seiner Oper brachte Salieri die Partitur 1786 im Druck bei dem Wiener Verleger Artaria heraus. LEN OH VON Christophe Rousset zufolge ist La Grotta di Trofonio Salieris bedeutendste Oper. Vor den drei großen Opern von Mozart und da Ponte geschrieben, bereitet sie besonders Don Giovanni den Weg, und noch 1817 beauftragte Gaspare Spontini Salieri, für Paris die Rezitative einer neuen französischen Fassung zu vertonen. Da war das Werk über 30 Jahre alt und konnte für damalige Verhältnisse als Ausnahmeerscheinung innerhalb des den Strömungen der Tagesmode unterworfenen Opernbetriebs gelten. Joseph HAYDN (1732-1809) Die Schöpfung (Oratorium in drei Teilen) Miah Persson, Sopran – Topi Lehtipuu, Tenor – David Wilson-Johnson, Bariton – Salzburger Bachchor – Mozarteum Orchester Salzburg, Leitung: Ivor Bolton OC 609 (Q02) Haydn auf Händels Spuren Joseph Haydns Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten verdanken ihre Entstehung zu einem Gutteil Haydns Begegnung mit der großen englischen Oratorientradition. Zutiefst beeindruckt hatten ihn bei seinem ersten Englandaufenthalt insbesondere die vier Konzerte der „Commemoration of Handel“ mit ihren über tausend Mitwirkenden, die im Mai und Juni 1791 in der Westminster-Abtei stattfanden. Von seiner zweiten Englandreise (1794/95) 10 harmonia mundi magazin brachte Haydn offensichtlich ein englischsprachiges Libretto für ein Oratorium über das Thema der Schöpfung mit; ob – wie behauptet wird – dieses Libretto ursprünglich für Händel bestimmt war, ist allerdings unbewiesen. Baron van Swieten, dem Sohn des Leibarztes von Kaiserin Maria Theresia und Gönner Mozarts, kommt das Verdienst zu, dieses Libretto auf Haydns Ersuchen übersetzt und in eine komponierbare Form gebracht zu haben. Die erste öffentliche Aufführung des Oratoriums am 19. März 1799 im alten Wiener Burgtheater wurde zu einem Triumph: Haydn dirigierte, Salieri saß am Klavier; das Theater war schon um die Mittagszeit voll besetzt und 18 Berittene sowie zwölf Mann Polizei waren nötig, um die Auffahrt der Wagen zu ordnen! J. S. BACH (1685-1750) Kantaten Vol. 22: Christ lag in Todesbanden BWV 4, Der Himmel lacht BWV 31, Erfreut euch, ihr Herzen BWV 66, Bleib bei uns BWV 6, Ein Herz, das seinen Jesum BWV 134, Ich lebe, mein Herze BWV 145 Angharad Gruffydd Jones & Gillian Keith, Sopran – Daniel Taylor, Alt – James Gilchrist, Tenor – Stephen Varcoe, Baß – The Monteverdi Choir & The English Baroque Soloists, Leitung: John Eliot Gardiner SDG 128 (Q02) Ostern in Eisenach Am Osterfest des Jahres 2000 war Gardiners Bach-Pilgerreise in Bachs Geburtsstadt Eisenach angekommen. Getreu dem Motto der Unternehmung, die Kantaten jeweils im zeitlichen Umfeld ihrer Sonntage zu präsentieren, erklangen am 23., 24. und 25. April Kantaten für den Ostersonntag, -montag und -dienstag (der damals auch noch gefeiert wurde). „Superintendent Robscheidt, Pfarrer an der Georgenkirche, begrüßte uns herzlich. … Es sei gut, daß wir beschlossen hatten, auf unserer Pilgerreise hier Station zu machen, denn Eisenach sei der Ort der Begegnung von Bach und Luther: Bach habe seine ersten zehn Lebensjahre hier verbracht und als Chorknabe in dieser Kirche gesungen; auch Luther habe hier gesungen und oben auf der Wartburg, wo er gefangen saß, seine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments verfaßt. Der Pfarrer zeigte auf das Taufbecken, wo Bach getauft worden war. Wie ein steinernes Symbol steht es unübersehbar im Zentrum der Kirche vor dem Altarraum… Es war nicht schwer, sich den jungen Bach an diesem Ort vorzustellen, der zu den Wiegen des Luthertums gehört und sich äußerlich so wenig verändert hat. Als Schüler der Eise- nacher Lateinschule, in die Bach, ebenso wie Luther, mit sieben Jahren kam, sang er in der Georgenkirche in den Gottesdiensten.“ John Eliot Gardiner im Beiheft bereits erschienen: J. S. BACH Kantaten Vol. 7: BWV 17, 19, 25, 50, 78, 130 & 149 SDG 124 (Q02) spielung“ Ein eg gelungene „Eine durchw M KLASSIK.CO Joseph HAYDN (1732-1809) EMP F Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz Sandrine Piau, Sopran – Ruth Sandhoff, Alt – Robert Getchell, Tenor – Harry van der Kamp, Baß – Kammerchor Accentus – Akademie für Alte Musik Berlin, Leitung: Laurence Equilbey AV 5045 (T01) „Diese Neueinspielung ist auf LEN OH VON ihre Art zu einer Referenzaufnahme geworden.“ SÜDWESTRUNDFUNK Frommer Christ und guter Geschäftsmann Wie man einer gelungenen Komposition zu vielfachem Erfolg verhelfen kann, zeigen exemplarisch Joseph Haydns Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz. Die Domherren der Kathedrale von Cádiz hatten bei Haydn für die Karfreitagsliturgie sieben geistliche Sonaten für Streichorchester in Auftrag gegeben. Er selbst fügte noch ein Vorspiel und einen abschließenden dramatischen Satz hinzu, der das Erdbeben nach dem Tod Jesu darstellt. Die Uraufführung am Karfreitag 1787 bescherte dem Werk einen derartigen Erfolg, daß Haydn noch im selben Jahr eine Bearbeitung für Streichquartett anfertigte, die der Komposition eine weite Verbreitung sicherte. Ebenfalls 1787 erschien beim Wiener Musikverlag Artaria eine Klavierfassung, die zwar nicht von Haydn stammte, aber von ihm autorisiert worden war. Neun Jahre später erinnerte sich Haydn seiner erfolgreichen Meditationsmusik zum Karfreitag und schuf daraus das Oratorium der vorliegenden Einspielung. Die triumphale Uraufführung am 26. März 1796 unter Haydns Leitung im Wiener Palais Schwarzenberg wurde der Auftakt zur Erfolgsserie der beiden Oratorien Die Jahreszeiten und Die Schöpfung, die Haydns letzte Lebensjahre krönte. harmonia mundi magazin 11 EMP F LEN OH VON The Book of Madrigals Weltliche Vokalmusik der europäischen Renaissance von Dowland, Josquin, Banchieri, Senfl u. a. Vokalensemble amarcord RKAP 10106 (T01) Vokalensemble amarcord Foto: Rolf Arnold Sechs ehemalige Thomaner auf Europareise Von sechs ehemaligen Mitgliedern des Leipziger Thomanerchores wurde das Ensemble amarcord im Herbst 1992 gegründet. Im Zentrum der musikalischen Arbeit stehen Kompositionen mit amarcord bereits erschienen: Pierre de la RUE Incessament RK AP 10105 (T01) kann „Hut ab, besser hen.“ ac m t man es nich RONDO aus der Zeit des Mittelalters und der Renaissance, sowie die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten. Weiterhin gibt es im Repertoire des Ensembles eine Vielzahl unterschiedlicher Programme, die von Madrigalen über romantische Kompositionen bis zu A-cappella-Arrangements bekannter Songs alle Facetten der Vokalmusik beinhalten. Nach Preisen zahlreicher internationaler Wettbewerbe gewann das Ensemble im Jahr 2002 den Deutschen Musikwettbewerb. Meisterkurse bei den King‘s Singers und dem Hilliard Ensemble gaben der Gruppe wertvolle Impulse. Zahlreiche Konzerttourneen führten die Sänger durch ganz Europa, Nordamerika, Südostasien und Australien. Auf ihrer neuesten Einspielung nehmen die Musiker den Hörer mit auf eine Reise durch die Welt des Madrigals. Von John Dowlands England geht es zu Josquin Desprez und Kollegen nach Frankreich, Hans Leo Hassler, Ludwig Senfl und Heinrich Isaac in Deutschland folgen; schließlich bahnt in Bayern Orlando di Lasso den Weg nach Italien, das mit Adriano Banchieri, Cipriano de Rore und anderen Meistern aufwartet. Spanien, das damals sein Goldenes Zeitalter erlebte, schließt mit Juan Vásquez diese Europatour ab. Fronleichnam am Sitz der Götter Unter den spanischen Kolonien Südamerikas nahm Peru dank seines Reichtums einen bevorzugten Platz ein. So entstand auch in Cuzco, der ehemaligen Hauptstadt des alten Inkareiches, eine blühende Kulturlandschaft. Einer Legende zufolge war das 3.500 Meter hoch gelegene Cuzco einst Wohnsitz von Göttern. Was lag also näher, als an einem Ort mit solch magischer Vorgeschichte das Fronleichnamsfest besonders festlich zu begehen, steht doch an diesem hohen katholischen Feiertag die durch das eucharistische Wunder zum wahren Leib Christi gewandelte Hostie im Zentrum des rituellen Geschehens. Ungefähr um das Jahr 1675 ließ Manuel Mollinedo y Angulo, Bischof von Cuzco, 18 großformatige Ölgemälde dieser Fronleichnamsprozession von Cuzco anfertigen, die zwar 12 harmonia mundi magazin keine historische Realität abbilden, doch in ihrer Pracht einen Eindruck davon vermitteln, wie die Bewohner Cuzcos selbst das feierliche Spektakel empfunden haben mögen. Überzeugt, daß diese Feierlichkeiten auch musikalisch mit größter Sorgfalt ausgestattet gewesen sind, wurden im Vorfeld dieser Einspielung die Musikarchive CORPUS CHRISTI À CUSCO – FRONLEICHNAM IN CUZCO Ensemble Elyma, Schola Cantorum Cantate Domino, Leitung: Gabriel Garrido K 617189 (T01) der Kathedrale durchforscht, und es fanden sich dort tatsächlich Schätze aus allen spanischen Kolonien Südund Mittelamerikas, die in Cuzco zur repräsentativen musikalischen Ausgestaltung der hohen kirchlichen Feiertage gesammelt worden sind. Aus diesem Schatz speist sich das Repertoire dieser CD. Antonio VIVALDI (1678-1741) Musik für Mandoline und Laute: Konzerte und Trios Rolf Lislevand, Laute, Barockgitarre und Mandoline – Manfredo Kraemer, Violine u. a. OPS 30-429 (T01) Rolf Lislevand Foto: Jean-Pierre Loisil Emanzipation eines Soloinstruments Die Rolle der Laute in der Barockmusik schien festgelegt: Mit sanftem Klappern macht sie sich in der Continuogruppe bemerkbar, in der sie mit ihren Akkorden gemeinsam mit dem Cembalo oder der Orgel der Musik das stützende Rückgrat liefert. In der Kammermusik brillierte sie in Solosuiten mit polyphoner Kunstfertigkeit, und mit einfühlsamen Akkorden begleitete sie Gesänge von Liebesfreud und Liebesleid. Es schien nicht vorgesehen zu sein, daß die Laute innerhalb einer Instrumentalgruppe ihre Dienerrolle aufgeben und eine führende Position einnehmen sollte. Vivaldis Solokonzerte jedoch befreiten die Laute aus ihrem Verlies und nahmen die kleine populäre Schwester Mandoline gleich in die neue Freiheit mit. Besonders in der Karnevalssaison füllte sich Venedig mit Besuchern aus aller Welt, die sich an den Kunstwerken berauschten, sich in den Opernhäusern unterhalten ließen oder die vielfältigen Möglichkeiten wahrnahmen, der in Kirchen oder in Festsälen prachtvoller Palazzi dargebotenen Musik zu lauschen. Als musikalischer Leiter des Ospedale della Pietà und als Impresario war Antonio Vivaldi eine Ein Saboteur? Bitter beklagte sich 1778 Wolfgang Amadé Mozart brieflich aus Paris bei seinem Vater in Salzburg, daß die französische Metropole ihn nicht mit offenen Armen empfing; der Wunderkindbonus, mit dem der achtjährige Bub in Paris und Versailles hatte Triumphe feiern können, war dahin. Die Aufführung einer extra für Paris geschriebenen Sinfonia concertante scheiterte Wolfgang zufolge an Intrigen von Musikerkollegen, die gleich ihm selbst in Scharen nach Paris gepilgert waren, um dort ihr Glück zu machen. Zu ihnen gehörte auch Giuseppe Cambini, der um 1770 nach Paris führende und vielbeneidete Autorität im venezianischen Musikleben. Mit seiner überschäumenden Phantasie und seinem untrüglichen Sinn für Formen und reizvolle Instrumenten kombinationen wurde der prete rosso für Zeitgenossen in der ganzen Welt zum Vorbild: Kollege Bach studierte ihn schon in seinen jungen Weimarer Jahren fleißig, Pisendel richtete in Dresden seinen Violinstil nach ihm aus und Johann Friedrich Fasch komponierte nach seinem Muster Lautenkonzerte. Giuseppe CAMBINI (1746-1818?) Drei Bläserquintette Ensemble dell’Accademia SY 05219 (T01) kam und sich schnell als Violinist und Komponist etablieren konnte. Er schrieb den Parisern die Musik direkt in die Ohren: galant, nicht zu anstrengend, dabei reich an dramatischen Effekten. Cambini überlebte die turbulenten Revolutionszeiten und blieb in Mode, wie diese 1799 im Theâtre de la République et des Arts aufgeführten Bläserquintette bezeugen. harmonia mundi magazin 13 LORRAINE HUNT LIEBERSON live at Wigmore Hall Lieder und Arien von Mahler, Händel & Lieberson Lorraine Hunt Lieberson, Mezzosopran & Roger Vignoles, Klavier WHL 0013 (Q01) EMP F Lorraine Hunt Lieberson Musikalischer Nachruf Im Alter von nur 52 Jahren erlag Lorraine Hunt Lieberson im Juli 2006 einer tückischen Krankheit. Die Musikwelt verlor in ihr eine Mezzosopranistin mit strahlendem Timbre und ergreifendem Charisma. Dieser Konzermitschnitt aus dem Jahr 1998 zeigt Lorraine Hunt Liebersons ganze Kunst und wird so zu einem klingenden Nachruf auf die Künstlerin, die nach leidvollen Jahren den Kampf gegen den Krebs verlor. Die aus Kalifornien gebürtige Künstlerin kam spät zum Gesang; sie hatte Viola studiert, war in den frühen 80er Jahren nach Boston gezogen und dort zunächst auch Bratschistin gewesen, bevor sie mit 26 Jahren das Gesangsstudium aufnahm. Viel zu spät, um Karriere zu machen, hätte man auch schon 1980 gesagt. Doch sie kam, sang und siegte. In der Folgezeit nahm sie sich eines überschaubaren, doch breitgefächtern VON LEN OH Repertoires an. Sie verehrte Kathleen Ferrier und Janet Baker, und gleich diesen beiden adelte sie alles, womit sie sich beschäftigte. 1999 heiratete sie den amerikanischen Komponisten Peter Lieberson, mit dem sie auch eine enge künstlerische Gemeinschaft verband. Die Sängerin wirkte u. a. an der Uraufführung seiner buddhistischen Oper Ashoka’s Dream mit; einige seiner Lieder sind auch auf diesem Recital zu hören. Hermann ZILCHER (1881-1948) Vier Lieder op. 12, Eichendorff-Zyklus op. 60, 15 kleine Lieder nach den Hey-Speckterschen Fabeln op. 37 Konrad Jarnot, Bariton & Alexander Schmalcz, Klavier OC 802 (M01) Orffs Lehrer Hermann Zilcher, 1881 in Frankfurt am Main als Sohn des Klavierpädagogen Paul Zilcher geboren, begann als 16jähriger sein Studium am Hoch’schen Konservatorium seiner Vaterstadt, wo ihn Bernhard Scholz, ein naher Freund von Brahms und Joachim, stilistisch nachhaltig prägte. Schnell folgte der berufliche Aufstieg – mit 24 Jahren wurde er Klavierlehrer am Hoch’schen Konservatorium, um nur drei Jahre später einem 14 harmonia mundi magazin Konrad Jarnot Foto: Holger Jacoby Ruf an die Münchner Musikhochschule zu folgen. Hier wirkte er von 1908 bis 1920 als Professor für Klavier und Komposition und unterrichtete unter anderem Carl Orff. 1920 ging er als Direktor an das Staatskonservatorium Würzburg; in den 25 Jahren seines Würzburger Wirkens feierte er seine größten Erfolge und führte das Institut auf eine neue qualitative Höhe. 1922 begründete er das Würzburger Mozartfest, das noch heute mit seinem Namen verbunden ist und internationalen Ruf genießt. Nach einer langen Periode des Verschweigens und Beinahe-Vergessens ist heute das Interesse an der Person und an der Musik Hermann Zilchers stark gewachsen. Die feinen Zwischentöne dieser noch in der Tradition der Spätromantik wurzelnden Musik stoßen wieder auf sensible Ohren. Gabriel FAURÉ (1845-1924) Requiem, Ave verum, Ave Maria, Tantum ergo Gabriel FAURÉ / André MESSAGER (1853-1929) Messe des Pêcheurs de Villerville Ana Quintans, Sopran – Peter Harvey, Bariton – Ensemble Vocal de Lausanne – Sinfonia Varsovia, Leitung: Michel Corboz MIR 028 (T01) Ein Requiem „zum reinen Vergnügen“ Obwohl Gabriel Fauré Kirchenmusiker und Organist an der berühmten Madeleine-Kirche in Paris war, galt er nicht als gläubig. „Nicht gläubig, aber nicht skeptisch“ präzisierte sein Sohn Philippe Fauré-Fremiet, und Eugène Berteaux fügte hinzu, daß für Fauré „das Wort Gott“ ein umfassendes Synonym für das Wort „Liebe“ war. Von seinen Aufgaben an der Madeleine sprach Fauré abschätzig als „Broterwerb“, und sein zwischen 1885 und 1887 entstandenes Requiem kommentierte er mit sarkastischem Humor: „Ich schrieb das Requiem für nichts … zum reinen Vergnügen, wenn man so sagen darf“. 1902 vertraute er Louis Aguettant eine andere Version der Entstehung dieser außerordentlichen Komposition an: „Man sagt von meinem Requiem, es drücke nicht das Gefühl der Todesangst aus, man nannte es ein Wiegenlied des Todes. Aber so empfinde ich eben den Tod: als glückliche Erlösung, als Streben nach jenseitigem Glück und nicht als schmerzhaften Übergang“, und fügte etwas aufgebracht hinzu: Vielleicht wollte ich einfach aus der Routine ausbrechen! Schon lange genug begleite ich Totenmessen an der Orgel und bin ihrer so satt, daß ich einmal etwas anderes machen wollte.“ Michel Corboz & Ana Quintans Foto: Gérard Proust Ein einzigartiger Pianist Wenn je ein Pianist das Attribut „einzigartig“ verdient hat, war es Shura Cherkassky. 1911 in Odessa geboren, der Heimatstadt so vieler weltberühmter Pianisten, wuchs er nach der Flucht vor der Oktoberrevolution in den USA auf. Am Curtis Institute in Philadelphia studierte er bei Joseph Hofmann, von dem er eine romantische Tradition erbte, die er zu einer ganz persönlichen musikalischen Sprache umformte. Spontaneität, Wagemut, Charme, ausgeprägte Eigenart und eine souverän gemeisterte Technik machten ihn zu einem einzigartigen Vertreter der „Alten Schule“ des Klavierspiels. Vorgefertigte Interpretationen waren von diesem Meister nicht zu erwarten, er spielte kein Stück zweimal gleich. Wenn auch die Klaviermusik der Romantik mit Chopin, Liszt und Rachmaninoff Cherkasskys Kernrepertoire ausmachte, spielte er in seinen Konzerten Musik vom Barock SHURA CHERKASSKY live at Wigmore Hall Werke von Rameau, Haydn, Hindemith, Chopin, Berkeley, Liszt & Tschaikowsky Shura Cherkassky, Klavier WHL 0014 (Q01) Shura Cherkassky Foto: Clive Barda bis zu seinen Zeitgenossen. Das zeigt exemplarisch dieser Konzermitschnitt vom 29. Oktober 1993: Der mittlerweile 82jährige Pianist bewältigt scheinbar mühelos und mit unnachahmlicher Einfühlsamkeit, Klarheit und Eleganz ein Programm, das sich von Rameau über Haydn, Chopin, Liszt und Tschaikowsky bis ins 20. Jahrhundert zur Musik Hindemiths und Berkeleys erstreckt. harmonia mundi magazin 15 Paare – Beziehungen – Spannungen Arnold Schönbergs Sextett Verklärte Nacht ist für die Musiker des Kölner Streichssextetts Ausgangspunkt eines Programms, das um Spannungen, Trennendes und Verbindendes, Beständigkeit und Flüchtigkeit, Ewigkeit und Vergänglichkeit kreist. Wird bei Schönberg der Konflikt in verbindendes Miteinander aufgelöst, so überwindet Andreas Hammerschmidts barocke Paduan Polarität durch formelle Strenge. Richard Strauss erzählt in seiner letzten Oper Capriccio vom rivalisierenden Liebeswerben eines Dichters und eines Musikers, und die Angebetete weiß am Ende gar nicht mehr, woran sie ist. Der Zeitgenosse Wolfgang Danzmayr arbeitet in seinem Stück Zum Beispiel: Isolde mit Wagner-Zitaten, die eine Atmosphäre der Sehnsucht beschwören und die mit unterschiedlichen, auch abrupt wechselnden Stimmungen kontrastiert werden. Die eine Generation Verklärte Nacht Werke für Streichsextett von Arnold Schönberg, Andreas Hammerschmidt, Richard Strauss, Wolfgang Danzmayr, Tatjana Komarova und Béla Bartók Kölner Streichsextett RK CMN 008 (T01) jüngere Tatjana Komarova führen fundamentale Fragen nach Leben, Liebe und Ewigkeit, nach menschlichem Zusammenhalt und Trennungsschmerz auf eine Reise ins „Ich“ und zum „Wir“, die ihr außer der Hoffnung auf Glück keine Antworten bescheren kann. Béla Bartóks Aus dem Tagebuch einer Fliege bildet in scherzhafter Verkörperung der Polarität von Leben und Tod den Abschluß dieser tiefsinnigen musikalischen Reise an die Grenzen der Existenz. mit dem Kölner Streichsextett bereits erschienen: Johannes BRAHMS Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 Adolf BUSCH Sextett G-Dur op. 40 RK CMN 006 (T01) „Sehr zu empfehlen!“ CRESCENDO Ernö DOHNÁNYI (1877-1960) Serenade für Streichtrio C-Dur op. 10, Streichquartett Nr. 2 Des-Dur op. 15, Klaviersextett op. 37 Kocian Quartett – Beethoven String Trio – Jaromír Klepác, ˇ Klavier – Vladimira Klánská, Horn – Aleš Hustoleš, Klarinette PRD 250237 (T01) Ernst von Dohnányi – Erbe der romantischen Tradition und Vater der ungarischen Musik Als Ernst von Dohnányi 1877 in Preßburg (heute als Bratislava Hauptstadt der Slowakei) zur Welt kam, hieß die Stadt noch Pozsony und gehörte zum Königreich Ungarn. Dohnanyi erntete früh Erfolge sowohl als Komponist wie als Klavierspieler: 1896 gewann er den Preis des ungarischen Milleniums für seine Sinfonie, schon zwei Jahre zuvor hatte er mit Beethovens viertem Klavierkonzert in London Furore gemacht, war sogar als würdiger Nach16 harmonia mundi magazin folger des Klaviervirtuosen Eugène d’Albert gerühmt worden. Von 1908 bis 1915 unterrichtete er an der Berliner Musikhochschule, 1919 übernahm er bis 1944 die Leitung der neuen Budapester Philharmonie. Hier tat er sich besonders als Förderer seiner nur wenige Jahre jüngeren Kollegen Bartók und Kodály hervor. Der zweite Weltkrieg traf Dohnányi schwer: Er verlor seine beiden Söhne, einer starb im Krieg, der andere wurde als Mitverschwörer des 20. Juli hingerichtet. Das hinderte die neuen kommunistischen Machthaber Ungarns nicht, ihn der Mitläuferschaft mit den Nazis zu bezichtigen; Dohnányi emigrierte in die USA, wo er 1960 durch den Tod mitten aus einem aktiven Leben gerissen wurde. Ernst von Dohnanyi war auch ein bedeutender Lehrer, der Annie Fischer, Georg Solti und Geza Anda zu seinen Schülern zählte. Früh übt sich … Dvorák ˇ hat nicht weniger als 15 Streichquartette komponiert, nur eines von ihnen ist als Fragment in einem Quartettsatz aus dem Jahr 1881 unvollendet geblieben. Seine frühen Streichquartette sind größtenteils keine Jugendwerke, bis auf das erste wurden sie alle geschrieben, als der Komponist bereits berufstätig war. Zemlinsky Quartett ˇ Antonín DVORÁK (1841-1904) Frühe Werke für Streichquartett Zemlinsky Quartett PRD 350028 (I04) Das 1861 entstandene Streichquintett in a-moll ist das erste Werk, das Dvorák ˇ mit einer Opuszahl versehen hat, als op. 2 figuriert das im Folgejahr geschriebene 1. Streichquartett. Eine wahre Flut von Kompositionen für Streichquartett setzt mit dem Jahr 1870 ein, vier Quartette verdanken diesem fruchtbaren Jahr ihr Entstehen, gefolgt von weiteren Werken 1873 und 1874. Dvorák ˇ war inzwischen bereits zehn Jahre berufstätig, er wirkte als Bratschist in Karl Komzáks Kapelle, die ab 1865 zum Kern des Opernorchesters am tschechischen Nationaltheater werden geworden war. Zu Beginn der 1870er Jahre gewann Dvorák ˇ wachsendes Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten und Möglichkeiten als Kom- ponist, schon 1871 gab er seine Stelle als Orchestermusiker auf, und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Prag scheint auf den jüngeren Kollegen des Nationalkomponisten Smetana nur gewartet zu haben. Gegen Ende des Jahrzehnts wurde Brahms auf den jungen Prager Kollegen aufmerksam und setzte sich bei seinem Verleger Simrock für ihn ein. Und auch das Ausland hatte offensichtlich auf Dvorák ˇ gewartet, gleich die erste Veröffentlichung bei Simrock brachte ihm den internationalen Durchbruch. Das „Arpeggione“ – ein instrumentaler Zwitter Franz SCHUBERT (1797-1828) Sonate a-moll „Arpeggione“ D 821, Fünf Lieder aus dem Schwanengesang D 957 Johann Wenzel KALLIWODA (1801-1866) Sechs Nocturnes op. 186 Ashan Pillai, Viola & Michael Endres, Klavier OC 591 (I01) Ashan Pillai 1823 erfand der Wiener Instrumentenbauer ein neues Instrument, das Arpeggione: Es vereinte Merkmale des Cellos mit Form, Stimmung und Bünden der Gitarre und wurde daher auch „Gitarre-Violoncell“ genannt. Schubert widmete diesem Instrument eine Sonate, eine seine schönsten Kompositionen, die das Instrument, dem nur ein Leben von wenigen Jahren beschieden war, bis auf den heu- tigen Tag überleben sollte. Das Stück wird nun auf Streichinstrumenten interpretiert, im Repertoire des Violoncellos hat es einen festen Platz gefunden. Doch existiert das Werk auch in einer Version für Viola und Klavier, und gerade der warme Klang der Bratsche läßt den von einigen Zeitgenossen als „bezaubernd schön“ empfundenen Klang des Arpeggione wieder aufleben. Ashan Pillai, der Solist der Aufnahme, hat noch einige Lieder aus Schuberts Hinterlassenschaft, die nach seinem Tod unter dem Sammeltitel „Schwanengesang“ veröffentlicht wurden, für Bratsche bearbeitet. Sechs Nocturnes aus der Feder des heute weitgehend vergessenen Schubert-Zeitgenossen Johann Wenzel Kalliwoda runden diese CD zu einem Porrträt des musikalischen Biedermeier ab. harmonia mundi magazin 17 Matthew LOCKE (1622-1677) · Henry PURCELL (1659-1695) The Theater of Musick – Musik für die Londoner Theater Ensemble La Rêveuse K 617194 (T01) Ensemble La Rêveuse THE SOUND OF CULTURES Vol. 5: Böhmen Musik von Stölzel, Losy, Habermann, Reichenauer u. a. Ars Antiqua Austria, Leitung: Gunar Letzbor SY 05216 (T01) Gunar Letzbor BRITISH COMPOSERS CONDUCT Bantock, Mayerl, O‘Neill, Walton, Goossens u. a. dirigieren eigene Werke CDEA 9766 (E01) Sir Granville Bantock Paul HINDEMITH (1895-1963) Sinfonie „Mathis der Maler“, Bratschenkonzert „Der Schwanendreher“, Violinkonzert Paul Hindemith, Viola – Henry Merckel, Violine – Verschiedene Orchester, Leitung: Paul Hindemith CDEA 9767 (E01) Frederick DELIUS (1862-1934) Violinsonaten Nr. 1, 2 & 3 Edmund RUBBRA (1901-1986) Violinsonate Nr. 2 Albert Sammons, Violine – Evelyn Howard-Jones, Kathleen Long, Gerald Moore, Klavier CDEA 9768 (E01) 18 harmonia mundi magazin Cristóbal HALFFTER (*1930) Orchesterwerke: Odradek, Dortmunder Variationen, Tiento del primer tono Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt, Leitung: Cristóbal Halffter COL 20204 (T01) Cristóbal Halffter Foto: Josef Oehrlein Niccolò Castiglioni (1936-96) Quilisma, Tropi, Consonante, Daleth, Risognanze, Intonazione, Cantus planus Ensemble Risognanze, Leitung: Tito Ceccherini COL 20253 (T01) Tristan MURAIL (*1947) Winter Fragments, Unanswered Questions, Ethers, Feuilles à travers les cloches, Le Lac Erin Lesser, Flöte – Argento Kammerensemble, Leitung: Michel Galante AECD 0746 (T01) Erin Lesser Foto: Peter Dressel Die Andreas-Silbermann-Orgel zu Ebersmunster Musik von Purcell, Böhm, Grigny, Blow & Bach Mario Hospach-Martini, Orgel OC 553 (I01) Mario Hospach-Martini Foto: Wolfgang Schäfer Möchten Sie unser IMPRESSUM regelmäßig lesen? Wir schicken es Ihnen gerne kostenlos zu. Kurze Mitteilung an [email protected] oder die im Impressum genannte Adresse genügt! Herausgeber: harmonia mundi GmbH Wernher-von-Braun-Straße 13 · D-69214 Eppelheim Redaktion: Michael Blümke, Texte: Detmar Huchting Graphik/Layout: globalmediaweb.de harmonia mundi magazin harmonia mundi magazin 19 EMP F J. S. BACH (1685-1750) LEN OH Hohe Messe in h-moll BWV 232 Dorothee Mields & Johannette Zomer, Sopran – Matthew White, Altus – Charles Daniels, Tenor – Peter Harvey, Baß – Niederländische Bach-Gesellschaft, Leitung: Jos van Veldhoven CCS 25007 (T02) VON „Ein bestechend vital musizierter Bach“ NK BAYERISCHER RUNDFU Jos van Veldhoven Bachpflege auf niederländische Art Am Anfang war die MatthäusPassion: Seit 1922 erklingt sie alle Jahre wieder in der Grote Kerk im nordholländischen Naarden, und dieser Tradition verdankt die Niederländische Bach-Gesellschaft ihr Entstehen. Mittlerweile sind die Aufführungen zu nationalen Ereignissen geworden, die jedes Jahr von neuem mehr als 12.000 Besucher in ihren Bann ziehen. Doch einfache Traditionspflege ist ihre Sache nicht – mit Aufführungen nach modernsten musikwissenschaftlichen Erkenntnissen stellt die Niederländische Bach-Gesellschaft noch mit 86 Jahren unter Beweis, daß nur der Wechsel Bestand hat. Die Niederlande, selbstbewußte jahrhundertealte Kulturnation, stehen mit wachem Sinn für die neuesten Entwicklungen seit mehr als dreißig Jahren an der Spitze der Alte-Musik-Bewegung. So gehören auch für die Niederländische Bach-Gesellschaft Aufführungen der Werke ihres Namenspatrons mit gro- ßem Chor und Orchester längst der Geschichte an. Seit 1983 leitet das Ensemble Jos van Veldhoven, der Gustav Leonhardt, Nikolaus Harnoncourt, Ton Koopman und Andrew Parrott zu seinen Vorbildern zählt und sich zur historischen Musizierpraxis bekennt. Zahlreiche Konzerte in den Niederlanden, dem europäischen Ausland, den USA und Japan haben den Ruhm der Niederländischen BachGesellschaft inzwischen in die Welt hinausgetragen. Diese Aufnahme der h-moll-Messe folgt, wie bereits die frühere Einspielung der Johannes-Passion, dem aktuellen Stand der Musikforschung und verwendet eine kleine Besetzung: Neben den Solisten, die auch die Chöre mitsingen, gibt es noch zwei Sänger pro Stimme als Chorsänger (sogenannte „Ripienisten“). Entsprechend sparsam besetzt ist auch das Instrumentalensemble. Wie schon bei der Johannes-Passion erhält auch diese Luxusausgabe der h-moll-Messe durch das reich bebil- derte Begleitbuch einen zusätzlichen ästhetischen Wert; die Zusammenarbeit mit dem Museum Catharijneconvent Utrecht macht eine erstrangige musikalische Interpretation auch zu einem visuellen Erlebnis. Gemälde, wertvolle Kultgegenstände wie Abendmahlskelche, Weihrauchbehälter, prachtvoll eingebundene Meßbücher und anderes wertvolle Altargerät verdeutlichen die zentrale Bedeutung der Messe als wichtigsten Gottesdienst der an Riten reichen katholischen Kirche. Kostbare Abendmahlgeschirre, die im evangelischen Gottesdienst verwendet wurden, bezeugen, daß auch in Bachs eigener Konfession neben der Predigt die Abendmahlfeier der zweite Höhepunkt des Sonntagsgottesdienstes war. Ausführliche Texte schildern die verwickelte Entstehungsgeschichte von Bachs Hoher Messe in h-moll und bieten eingehende Erklärungen zu Funktion und Verwendung der Kultgegenstände. bereits erschienen: J. S. BACH (1685-1750) Johannes-Passion BWV 245 Gerd Türk, Tenor (Evangelist) – Caroline Stam, Sopran – Peter de Groote, Altus – Charles Daniels, Tenor – Stephan McLeod & Bas Ramselaar, Baß – Niederländische Bach-Gesellschaft, Leitung: Jos van Veldhoven CCS 22005 (T02) e trägt „Diese Aufnahm er.“ Referenzcharakt DFUNK N U R ST E SÜDW Wurf“ „Ein großer ER ZEITUNG T STUTTGAR xemplar“ „Ein Prachte RUNDFUNK R E H HESSISC 20 harmonia mundi magazin