21. April - 21. Mai 2017 z e i t u n g „Die (s)panische Fliege“, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, © Thomas Aurin Sieben Vorstellungen: „Der Brandner Kaspar“ aus Mannheim Das Beste aus Berlin Himmlisches Volkstheater Berlins Theaterszene gilt als weltweit einmalig, was ihre künstlerische Qualität und Experimentierfreude angeht. Bei der Biennale sind vom Deutschen Theater „Die Glasmenagerie“, „Transit“ und „Väter und Söhne“ zu erleben. Das Maxim Gorki Theater kommt mit „The Situation“ und die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zeigt „Die (s)panische Fliege“ (siehe Titelbild). Seiten 3, 4, 11, 12 Ein Theaterstück wie das pralle Leben: komisch, berührend zärtlich und den ganzen Bogen zwischen Erde und Himmel umspannend. „Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben“ ist am Nationaltheater Mannheim neu und aufregend interpretiert worden: Ein Volksstück im besten Sinne des Wortes, im gewaltigen Bühnenbild und mit gefeierten Darstellern. Seite 13 2 AUF EIN WORT Spa ß m a c h e r u n d E r n stmacher, Aufklär er und Spieler Theater neuen Typs Blick zurück nach vorn: Viele Schultern waren und sind nötig, das Siegener Theater zu ermöglichen und dauerhaft zu etablieren. Die Vorworte des Intendanten, des Bürgermeisters und der Vorsitzenden der Apollo-Trägerstruktur erzählen davon. W ir hatten einen Traum, als am 6. Mai 2007 das neu gebaute Apollo-Theater an den Trägerverein übergeben wurde. Diesen feiern wir auf den Tag genau zehn Jahre später mit einer überbordendkomödiantischen Produktion der Volksbühne am RosaLuxemburg-Platz aus Berlin. Ein neues Modell von Theater sollte begründet werden, eine Synthese aus Gastspielen und Eigenproduktionen, aus bürgerschaftlichem und städtischem Engagement. Wir haben seither tatkräftig nach vorne geträumt, vorneweg der im Jahr 2014 verstorbene Walter Schwerdfeger. Das Theater, das uns damals vorschwebte, sollte Qualität und Publikumsnähe, Profil und Vielfalt ausstrahlen. Z ehn Jahre Apollo! Unglaublich, aber so lange ist es tatsächlich schon her, seit der Siegener Theatertraum Realität wurde. Das „Geburtsjahr“ 2007 ist übrigens noch in zweifach anderer Weise für das Geistesleben in unserer Stadt von herausgehobener Bedeutung: Im Frühjahr jenes Jahres eröffnete in der Oberstadt das KrönchenCenter als neues Kultur- und Kommunikationszentrum, und im August 2007 Z ehn Jahre ApolloTheater Siegen sind eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. In eigener Trägerschaft, in besonderem Maße gefördert durch das bürgerschaftliche Engagement der Mitglieder, Spender und Sponsoren und geprägt durch eine von der Theaterleitung geschaffene Programm- ist, und den großen Musikern und Nazi-Gegnern Fritz und Adolf Busch, die durch das Theater hier wieder beheimatet wurden, haben wir mit Navid Kermani einen Mann des Wortes, den wir uns mit der Uraufführung von „Große Liebe“ aneignen durften. Hier, wo die Sprache des Landes lange das Schweigen war, bedurfte es der Einwanderung aus der persischen Kultur, um die Schönheit des Deutschen so zum Ausdruck zu bringen, wie Kermani es vermag. „Unser tägliches Theater“ gibt es nun vier Wochen lang. Der Titel „Heimat²“ öffnet diesen traditionell verengten Begriff hin zum Interkulturellen, zu Fragen nach Vertreibung, Verlust und Flucht. „Heimat für alle“ heißt der neue Traum, so human wie utopisch – und notwendig angesichts der antizivilisatorischen Attacken durch eine hässliche Internationale der Nationalisten in Ost und West. Wir hoffen, der Stadtgesellschaft mit diesem Theaterfest etwas neues Gemeinsames geben zu können. Ein Gemeinsames, in dem die Differenz, das Andersartige wahrgenommen wird als substanzieller Teil des Ganzen. Dieses Theater soll so veränderungswillig bleiben wie es war. Und mit der Gründung des Jungen Apollos (JAp) im September wird mal wieder ein Anfang gesetzt in dieser kulturfroh gewordenen Region. Auf ein Neues. präsentierte sich die umfassend modernisierte Siegerlandhalle dem Publikum. Es gibt etwas, das alle drei Institutionen eint. Ich würde diesen Aspekt so auf den Punkt bringen: frischer Wind und neue Ideen hinter altehrwürdiger Fassade! Im Falle des Apollo kam aber noch etwas Einzigartiges hinzu: ein bürgerschaftliches Engagement, das dieses Theaterhaus nicht nur ermöglichte, sondern es trug, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht nur über die ersten Jahre, sondern bis heute. So heißt „Zehn Jahre Apollo“ eben auch: Zehn Jahre Gemeinsinn, Bürgerinnen und Bürger, Persönlichkeiten der heimischen Unternehmerschaft, Institutionen, Verwaltung und Politik, alle in einem Boot. Sie geben den Verantwortlichen des Theaters, allen voran Intendant Magnus Reitschuster, den nötigen Rückhalt. Mit dieser soliden Basis können immer wieder besondere Höhenflüge gewagt werden, wie die Siegener Biennale, die in diesem Jahr bereits zum vierten Mal einige der besten Theaterensembles Deutschlands in das Apollo bringen wird. Zehn Jahre sind ein guter Anfang, aber letztendlich nur eine kurze Etappe für ein Theaterhaus mit diesen positiven Rahmenbedingungen. Der Boden für eine positive Weiterentwicklung ist bereitet; die „neuen Ufer“ bilden städ- tebaulich inzwischen ein ansprechendes Umfeld. Und mit der Verpflichtung von Werner Hahn wurden die Weichen gestellt, um die Jugend ins Apollo zu holen. So muss einem um die Zukunft des Theaters – unseres Theaters – nicht bange sein. vielfalt auf höchstem Niveau ist mit dem Apollo-Theater Siegen eines der renommiertesten Theater der Bundesrepublik entstanden. Zahlreiche Eigenproduktionen, in ganz besonderem Maße, aber auch Gastspiele der bedeutendsten deutschsprachigen Bühnen, ein von der Philharmonie Südwestfalen geprägtes vielfältiges Musikangebot und nicht zuletzt „Apollo vokal“ prägen das einmalige Programmangebot des Theaters. Nahezu 100.000 Zuschauer und Besucher pro Spielzeit sind ein lebendiger Erfolgsbeweis. Die 4. Siegener Biennale aus Anlass des großen Jubiläums wird in der Spielzeit 2016/2017 einen ganz besonderen Höhepunkt der bisherigen Erfolgsgeschichte bilden und auch dieses Ereignis ist wiederum nur möglich durch das außergewöhnliche Engagement unserer Mitglieder, Spender und Sponsoren: „So tickt Apollo“. Das Ordentliche sollte hier ebenso zu Hause sein wie das Außerordentliche, auftreten sollten die Spaßmacher und die Ernstmacher, die Aufklärer und die Spieler. Das Haus war gedacht als zentraler, geistiger und ästhetischer Ort der Polis, als Hort der Fantasie und der spielerischen Selbstreflexion des Gemeinwesens. Erfreulicherweise ist vieles davon in Erfüllung gegangen, so dass nun schnöde Selbstverständlichkeit ist, was einmal Vision war. Neben Rubens, dem hierzulande ein Preis gewidmet Gerd Dilling, Vorsitzender Apollo-Förderkreis Magnus Reitschuster, Intendant und Geschäftsführer Dr. Henrich Schleifenbaum, Vorsitzender Trägerverein Apollo Steffen Mues, Bürgermeister der Stadt Siegen Wilfried Groos, Vorsitzender Stiftung Apollo-Theater Siegen Prof. Dr. Peter Schuster, Kuratoriumsvorsitzender Apollo-Förderkreis 1 0 J a h r e A p o l l o - T h eate r www . a p o l l os i e g en . de 3 Fest des Theaters – „Die (s)panische Fliege“ der Volksbühne Berlin 4 Biennalen, 10 Jahre Gibt es Apollo wirklich erst seit zehn Jahren? Die Kinder können sich ein Leben ohne Apollo gar nicht vorstellen. Bei den Älteren aber kommen Erinnerungen hoch an den Kampf um dieses Theater; sie sagen: „Unglaublich, dass das schon wieder zehn Jahre her ist!“ I Das Apollo ist Bespieltheater, lädt also die besten verfügbaren Vorstellungen anderer Theater oder von Tourneetheatern zu Gastspielen ein. Gleichzeitig werden aber auch eigene Produktionen auf die Bühne gebracht, etwa Reitschusters SiegenStück über „Die Busch-Brüder“ oder – aktuell – seine Bearbeitung von Navid Kermanis Roman „Große Liebe“. Foto: René Achenbach n den ersten Jahren wurde mitunter vom „Siegener Theaterwunder“ gesprochen – und das nicht nur in der Region, sondern deutschlandweit. Das lag vor allem daran, dass Apollo genau in der Zeit an den Start ging, als andernorts Theater geschlossen oder radikal verkleinert wurden. Entsprechend groß war auch hierzulande die Skepsis: Werden die Leute kommen? Wird das künstlerische Profil überzeugen? Kann Apollo das Publikum dauerhaft binden? 45.000 zahlende Besucher pro Spielzeit solle und könne das Team um Apollo-Intendant Magnus Reitschuster ins Theater locken, erwartete die Stadt Siegen seinerzeit. Allerdings: Der damalige Siegener Kulturdezernent widersprach öffentlich: Die Zahl sei „völlig utopisch“ und sträflich überhöht – der Herr irrte sehr. Tatsächlich sind es inzwischen zwischen 90.000 und 100.000 Besucher pro Saison. Woher kommt dieser Erfolg? Die Siegener Theatermacher wissen, dass es nicht ein Publikum gibt, sondern viele „Publikümer“. Im Apollo müht man sich darum, dass alle zu ihrem Recht kommen. Die Fans einer saftigen Boulevardkomödie haben ebenso das kostenlose Angebot eines einführenden „Apollo begrüßt“ wie die Freunde klassischer ShakespeareDramen oder die Liebhaber von kantigem Gegenwartstheater. Gleiches gilt für die Sinfoniekonzerte und die „Apollo Vokal“-Reihe. Entscheidend für den Erfolg ist vor allem das besondere Siegener Modell, das Magnus Reitschuster entwickelt hat: Bei der Schlüsselübergabe am 6. Mai 2007 (v. li.): der damalige Apollo-Trägervereinsvorsitzende Walter Schwerdfeger, Altbürgermeister Ulf Stötzel und Apollo-Intendant Magnus Reitschuster. Die 40-mal gezeigte MartinLuther-King-Vorstellung „Ich habe einen Traum“ ist ebenso eine Eigenproduktion wie das alljährlich mit großem Aufwand inszenierte ApolloKinderstück (zuletzt „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“). Dieses Siegener Modell bringt das Beste beider Welten zusammen: Durch die Eigenproduktionen ist das Team permanent kreativ gefordert, durch den Gastspielbetrieb ergeben sich fruchtbare Anregungen und wichtige künstlerische Begegnungen. Der Erfolg hat natürlich immer viele Väter; aber in Siegen sind es vor allem zwei Namen, ohne die Apollo undenkbar geblieben wäre: Walter Schwerdfeger und Magnus Reitschuster. Die Zusammenarbeit zwischen dem Intendanten und dem 2014 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden des Apollo-Trägervereins war beispiellos. Schwerdfeger bewegte mit seiner Energie die Region, schmiedete Bündnisse zwischen Bürgerschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik. Vor allem aber hielt er Reitschuster den Rücken frei bei künstlerischen Projekten, etwa der „Erfindung“ der Siegener Biennale, die jetzt schon zum vierten Mal stattfindet. Dass Dr. Henrich Schleifenbaum, von Anfang an im Apollo-Vorstand aktiv, nach Schwerdfegers Tod dessen Aufgaben übernahm, war ein Glücksfall für das Theater, das so keinen Einbruch erlebte. Auch hier wieder: Schulterschluss, etwa mit dem FördervereinsVorsitzenden Gerd Dilling und Prof. Dr. Peter Schuster, der das Apollo-Kuratorium leitet. Apollo hatte und hat starke Verbündete. Stellvertretend für viele seien Altbürgermeister Ulf Stötzel genannt und sein Nachfolger Steffen Mues, Landrat Andreas Müller, aber auch Politiker wie Ingrid Tielsch oder Loke Mernizka, Wirtschaftsvertreter wie Sparkassen-Vorstand Wilfried Groos oder Unternehmer Klaus Vetter. Vor allem aber ist Apollo ein Erfolg, weil das Publikum dieses Theater liebt und trägt und – mitunter auch kritisch – begleitet. Das ist das stärkste Fundament für kommende Jahrzehnte. Festakt mit Alphör ner n Der Festakt „10 Jahre Apollo“ wird von den „Rothaarsteig Alphornsolisten“ mitgestaltet – unter anderem mit dem längsten Rothaarsteighorn der Welt! Das Alphorn gehört zu den Ur-Hörnern. Anfangs diente es der Kommunikation von Viehhirten untereinander. Aber schon bald entwickelten sich musikalische Formen, die den Begriff Heimatklang intensiv erfahrbar machten. Das Rothaarsteig-Ensemble will beim Apollo-Festakt das längste spielbare Alphorn der Welt vorstellen; über sieben Meter misst dieses enorme Instrument. Übrigens: Attila Benkö, der Tubist der Philharmonie Südwestfalen, wird auch mitwirken – auf dem Alphorn und mit seinem eigentlichen Instrument. Festakt „10 Jahre“ Sa I 6.5. I 17.00 Uhr Die (s)panische Fliege Fr I 5.5. I 20 Uhr Sa I 6.5. I 20 Uhr 4 d i e g l asmena g e r i e i D i e ( s ) p an i s c h e f l i e g e i so t i c kt a p o l l o : g asts p i e l e De u t s c h es T h e a t e r B e rlin eröf fnet mit „Die Glas menagerie“ Kleine Fluchten M an müsse „das Theater dafür lieben“, lobt die Süddeutsche Zeitung die Inszenierung, „weil es auf die Kraft seiner Schauspieler vertraut. Und weil es sich die Zeit nimmt, Menschen in die Seele zu blicken.“ Die FAZ rühmt „ein wahres Schauspielfest“, während Deutschlandradio Kultur feststellt: „Die phänomenalen Schauspieler finden tief in diese Figuren hinein. Der Zuschauer kommt ihnen – und sich selbst – ganz nah.“ „Die Glasmenagerie“ wurde 1944 ein Welterfolg; der Autor Tennessee Williams machte anhand seiner „Helden“, der Familie Wingfield aus St. Louis, klar, wie sich Armut, Unsicherheit und gesellschaftliche Erosion auswirken auf den Einzelnen – spannend gerade in der gegenwärtigen politischen Situation. „Da fruchtet der American Dream nicht. Der ist irgendwie kaputtgegan- gen“, schreibt die Kritikerin der Berliner Morgenpost. „Kimmig legt den Finger darauf. Das ‚höher, schneller, besser‘ unserer Gesellschaft, in der jeder selbst dafür verantwortlich ist, ob er die holzwurmzerfressene Karriereleiter erklimmt oder herunterrasselt, das stellt er infrage. Eine Lösung präsentiert er nicht.“ Foto: Arno Declair „Die Glasmenagerie“ ist der Blick hinein in eine zerbröselnde US-Mittelstandsfamilie. Prekäre Verhältnisse, skurrile Ängste – daraus hat Regisseur Stephan Kimmig am Deutschen Theater Berlin ein starkes Stück gemacht. Es bildet den Auftakt der 4. Siegener Biennale. Deutsches Theater seit 2007 im Apollo Das Deutsche Theater Berlin ist seit zehn Jahren mit dem Siegener Apollo-Theater verbunden. 2007 kamen die Berliner erstmals mit der preisgekrönten JürgenGosch-Inszenierung von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ – mit Ulrich Matthes und Corinna Harfouch im Ensemble. Bei der 1. Siegener Biennale war es Tschechows „Onkel Wanja“, wiederum von Gosch inszeniert, mit Ulrich Matthes, Constanze Becker und Jens Harzer auf der Bühne. Andres Veiels Banker-Stück „Das Himbeerreich“, u. a. mit Matthes und Susanne-Marie Wrage in Hauptrollen, eröffnete dann die 3. Siegener Biennale. Und bei „Gift“ war die grandiose Dagmar Manzel die Partnerin von Ulrich Matthes. Der beantwortete übrigens eine Interviewfrage, warum ein so berühmter Schauspieler wie er denn im Siegener Theater spiele, ganz lakonisch: „Weil die Apollo-Leute und wir vom Deutschen Theater die gleiche Blutgruppe haben.“ Termin Fr I 21.4. I 20 Uhr Fritsch & „Die (s)panische Fliege“ So tickt Apollo: Gastspiele Stilprägende Bühnen kommen nach Siegen. Zum Beispiel Frank Castorfs Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Der Spielplan wird zu großen Teilen mit Gastspielen aus ganz Deutschland gestaltet. Foto: Thomas Aurin D ie (s)panische Fliege“ ist für Regisseur Herbert Fritsch („der Theaterwundermann“) eine ideale Vorlage. Deutschlandradio berichtete: „Weil Fritsch alle Register zieht und das ganze Repertoire des Genres beherrscht, ist das einen ganzen Theaterabend lang urkomisch.“ Und nachtkritik.de bilanzierte: „Grenzenloser Jubel (…) die riesigen Wellen, in denen der Teppich in der Tiefe der Bühne ausläuft, formen sich zur Berg- und Talbahn, die den Slapstick geradezu herausfordert. Zumal in einer Falte ein Trampolin verborgen ist, welches die Schwerkraft der Bühne gewissermaßen aufzuheben scheint. Auf dieser Spielwiese also tollen, dotzen und hüpfen sie heran, die aberwitzigen Spieler des Abends.“ Termine Fr I 5.5. I 20 Uhr Sa I 6.5. I 20 Uhr E s gibt langjährige Partner, etwa die Landesbühnen, der WDR oder die Komödie am Kurfürstendamm. Auch das Deutsche Theater Berlin, die Schaubühne Berlin oder das Schauspielhaus Bochum gastieren schon lange im Apollo. Wir wollen möglichst viele Vorstellungen vorher sehen, Kinderstücke ebenso wie große Klassiker. Das erfordert viele Reisen, lohnt aber, weil die „Papierform“ einer Inszenierung abweichen kann vom tatsächlichen Bühnengeschehen. Oder weil die Qualität eines Ensembles, das für „Apollo vokal“ in Frage kommt, sich ändern kann. Selbst wenn „blind“ gebucht werden muss (z. B. durch einen späten Premierentermin), lohnt sich das genaue Kennen der Gastspielpartner, weil sich im Gespräch über Regie, Bühnenbild usw. vieles im Vorfeld einschätzen lässt. g r o S S e l i ebe i so t i c kt a p o l l o : e i g en p r odukt i onen www . a p o l l os i e g en . de 5 Reak t i o n e n a u f D r a m a tisierung von Ker manis „Gr oße Liebe“ „Hirn, Herz und Bauch“ Ü berraschend kurz“, meinte eine Besucherin in der Radio-Siegen-Reportage, „aber musikalisch unglaublich, also wir hatten wirklich Gänsehaut!“ Einer sagte: „War sehr schön. Jetzt werde ich nochmal das Buch nachlesen.“ Und ein anderer: „So in etwa wie beim ersten Mal: Kam schnell zum Höhepunkt ...“ Klar, dass die Uraufführung auch überregionale Medien ins Apollo brachte. Gerrit Stratmann berichtete in der WDR-Sendung „Mosaik“: „Wie mit minimalen Mitteln das Zeit- und Lokalkolorit angedeutet wurde (…) da arbeitet der Regisseur Johannes Zametzer mit sehr wenigen, aber auch sehr guten Mitteln.“ Sascha Westphal schreibt auf nachtkritik.de: „Aus der Lesung auf dem Dachboden wird Spiel. Der Sohn und seine Freundin schlüpfen ganz selbstverständlich in die Rollen des Jungen und der ,Schönsten auf dem Schulhof‘, in denen sie sich selbst erkennen (…) Während der Erzähler die Passage über die erste gemeinsame Nacht des Jungen mit Jutta vorliest, tanzt und windet sich Nico Holonics der Ekstase entgegen. Mit dieser kleinen, aber ungeheuer intensiven Choreografie schlägt der Abend zugleich einen Bogen zu den Mystikern.“ In der Westfalenpost/Westfälische Rundschau schrieb Wolfgang Leipold: „Eine spannende, sehenswerte Umsetzung.“ Und Kulturredakteur Peter Böcking fasste seine Eindrücke in der Siegener Zeitung unter der Schlagzeile „Für Hirn, Herz und Bauch – Premiere für Reitschusters Dramatisierung des Kermani-Romans“ so zusammen: „Geschickt gelöst (…) fast so atemlos wie eine junge Liebe.“ Foto: Alexander Kiß Die Reporterin steuerte mit gezücktem Mikro aufs Publikum zu: Wie Ihnen „Große Liebe“ gefallen hat? „So eine junge, pubertäre Liebe, also ich fand es sehr schön“, war eine Antwort, und eine andere: „Minimalistisch, sehr gut, super Leistung von den Schauspielern.“ Theatergespräch am 12. Mai Prof. Dr. Jörg Döring gibt zum Auftakt des Gesprächs (ab ca. 21.15 Uhr) ein Impulsreferat mit dem Titel „Navid Kermani: Der Schriftsteller als öffentlicher Intellektueller“. Termine MoI 24.4. I 20 Uhr Fr I 12.5. I 20 Uhr Zum letzten Mal: Fr I 9.6. I 20 Uhr Foto: Alexander Kiß So tickt Apollo: Eigenproduktionen Termin XX I X.XX. I XX Uhr Schon die erste Vorstellung 2007 im neuen Apollo war eine Eigenproduktion. Diese Aufführungen geben dem Siegener Theater sein besonderes Profil. V Franziska Brücker und Nico Holonics in „Große Liebe“. on „Faust“ bis „Räuber Hotzenplotz“, von „Gut gegen Nordwind“ bis zum Weihnachtskonzert, von „Ziemlich beste Freunde“ bis zur Oper „Dido & Aeneas“ – das Spektrum der Apollo-Inszenierungen ist breit. Wobei das alljährliche Kinderstück (mit aufwändigem Bühnenbild, immer musikalisch) eine besondere Rolle spielt. Nicht nur wegen der rund 20.000 Grundschüler und Kindergarten-Kids, für die das oft der allererste Theaterbesuch ist – Jahr für Jahr aufs Neue. Das Apollo-Kinderstück gastiert außerdem regelmäßig mit mehreren Vorstellungen im 818 Plätze großen – und bei Apollo-Gastspielen immer aus- verkauften – Theater Marl. Da das Siegener Theater, anders als die meisten Stadttheater, kein festes Ensemble hat, wird für jede Eigenproduktion ein solches neu gebildet, inklusive Regisseur und Fachleuten für Bühnenbild, Kostüme usw. Geprobt werden Eigenproduktionen vorwiegend in der Sommerpause. 6 P h i l h a r mon i e S ü dwestfa l en i w i e v i e l h e i mat b r au c h t de r mens c h ? Mi t „ A d o l f “ w o l l t e d e r Geiger ab 1933 nicht mehr unterschr eiben Busch & die „Neue Welt“ D as BiennaleKonzert der Philharmonie Südwestfalen widmet sich den zwei Heimaten von Adolf Busch: Deutschland und den USA. Buschs „Violinkonzert a-Moll op. 20“, 1921 entstanden, knüpft an das Beste der deutschen Musikkultur an. Das Werk setze – so schrieb seinerzeit ein Kritiker – „Max Regers phänomenale Traditionserneuerungen auf zeitgemäßer Stufe fort“. Übrigens: Mit Reger war Busch befreundet. Der Geiger Andrej Bielow, unterwegs auf den großen Podien der Welt und gleichzeitig Kammermusiker reinsten Wassers, wird Buschs Violinkonzert mit der Philharmonie Südwestfalen unter Leitung von Dominik Beykirch interpretieren. Für den Reichtum der „alten Heimat“ stehen auch zwei der „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi, bei welchen die Konzertmeisterin der Philharmonie, Evgenia Gelen, jene Parts spielt, mit denen Adolf Busch seinerzeit europaweit das Publikum euphorisierte. Busch wurde schon in jungen Jah- ren als „stärkster Vertreter der deutschen Geigenschule“ gefeiert. Aber als plötzlich auch Figuren wie Adolf Hitler & Konsorten anfingen, Busch als „unseren deutschen Geiger" oder „unter den Besten der Deutscheste“ zu loben, gab es für ihn nur eines: dem Nazi-Reich schleunigst den Rücken zu kehren. Er lehnte es strikt ab, sich von den Faschisten als Aushängeschild missbrauchen zu lassen. Im Gegenteil: Busch warnte vor den Nazis und setzte sich für jüdische Kollegen ein. In einem Brief von 1933 teilte er einem Freund mit, „dass ich meinen ersten Vornamen im Moment gar nicht benutzen mag. Ich unterschreibe jetzt lieber mit ,A. Georg Wilhelm Busch‘, so sehr ekelt’s mich vor dem andern Adolf.“ Die aufrechte Haltung kam ihn teuer zu stehen, denn die Emigration – erst in die Schweiz, dann in die USA – bedeutete einen Einbruch seiner Karriere. Besonders in Amerika waren weder sein geradliniger Stil noch seine Vorliebe für Bach, Busoni und Reger dazu angetan, ihn als Star neben so glanzvollen Violinisten wie etwa Jascha Heifetz aufzubauen. Aber auch Busch selbst scheint an einer Star-Karriere wenig interessiert gewesen zu sein. Seine Leidenschaft war die Kammermusik – vor allem mit seinem 1935 gegründeten Streichquartett „Busch Chamber Players“. Leonard Bernstein stellte 1982 fest, dass „Adolf Busch mit seiner künstlerischen Geradlinigkeit, seiner emotionalen Kraft und seiner Spielfreude für uns Amerikaner die Kammermusik quasi erfunden hat.“ Nicht zufällig zählten Kammermusik-Fans wie Albert Einstein, Thomas Mann oder Hermann Hesse zu Buschs engerem Freundeskreis. In den USA begegnete er der faszinierenden Welt der Spirituals. Diese „schwarze Musik“ inspirierte ihn zu seiner Komposition „Madrigale“, in der er diese Melodien verarbeitet. Das Gleiche hat vor ihm schon Antonin Dvořák in seiner Neunten getan, weshalb diese berühmte Sinfonie „Aus der neuen Welt“ das Adolf-Busch-Konzert glanzvoll abschließt. Termin Mi I 26.4. I 20 Uhr „Wie viel Heimat braucht der Mensch?“ Mit dieser brandaktuellen Frage beschäftigt sich der renommierte Autor Rüdiger Safranski. R üdiger Safranski, 1945 geboren, leitete zehn Jahre lang (gemeinsam mit Peter Sloterdijk) das Philosophische Quartett im ZDF und war langjähriger Mitwirkender im Literaturclub des Schweizer Fernsehens. Bekannt geworden ist er als preisgekrönter, in 30 Sprachen übersetzter Autor von großen Biografien über Goethe, Heidegger, E.T.A. Hoffmann, Nietzsche oder Schiller. Er schrieb aber auch Bücher über menschliche Grundfragen, etwa „Wie viel Wahrheit braucht der Mensch?“ und „Das Böse oder Das Drama der Freiheit“. 2014 wurde Rüdiger Safranski mit dem Thomas-Mann-Preis ausgezeichnet. 2015 erregte er Aufsehen mit seiner Streitschrift „Wie viel Globalisierung verträgt der Mensch?“, in der er sich intensiv und kritisch mit Phänomenen wie Willkommenskultur, Heimat und Flucht auseinandersetzt. Termin So I 23.4. I 19 Uhr Foto: Peter-Andreas Hassiepen Safranski denkt über „Heimat“ nach Foto: Apollo-Theater Der berühmte Geiger und Komponist Adolf Busch, 1891 in Siegen geboren, verließ seine Heimat, um integer zu bleiben. Die Nazis hätten ihn gar zu gerne als großdeutschen Musiker vereinnahmt. Er aber verzichtete auf solche „arischen Ehren“, blieb unbestechlich. ekzem h omo i K e i n s c h ö nes Land . . . i h e i mat nu r f ü r h i es i g e www . a p o l l os i e g en . de 7 Münchner Kammerspiele: Wunsch-Inszenierung von Johan Simons Polt spielt „Ekzem Homo“ S imons selbst hat Regie geführt. Was bei der Zusammenarbeit des genialen Menschen-Kenners und dem höchst prominenten Theatermacher herausgekommen ist, beschreibt die Kritikerin Simone Dattenberger (Münchner Merkur) so: „Gegen den Menschen an sich hat der Rentner aus dem Reihenhaus nichts, aber gegen den Nachbarn. In dem Fall gegen Herrn Merki, ,Lohnschauspieler‘ seines Zeichens. Eine wunderbare Gelegenheit für Polt, sich aus der Sicht des ,Gesinnungs-Grantlers‘ über andere Gesinnungs-Grantler herzumachen. Ergo über den Menschen. Der Kabarettist mäandert genial zwischen klaren philosophischen Bächen und brackigen Stammtischgeschwafel-Altwässern. Dabei benutzt er die bedrohliche Satzbau-Wirrnis, um gerade durch sie treffende Aussagen zu platzieren.“ Polt zwischen Fiktion und Realität. Es geht um Kirchensteuer, ums Theater, um Nachbarschaft, vorzugsweise um schlechte. Und um Demokratie. Allerdings: „Was hilft dir die Meinungsfreiheit, wenn du keine Meinung hast?“ „Ekzem Homo“ ist schon die dritte Produktion der berühmten Münchner Kammerspiele auf der Apollo-Bühne: Die 1. Siegener Biennale startete 2009 mit „Hiob“ (Regie: Johan Simons) und André Jung in der Titelrolle; bei der 2. Biennale bescherte dieser große Schauspieler dem Apollo-Publikum mit „Das letzte Band / Winterreise“ dann einen fulminanten Samuel Beckett/ Elfriede Jelinek-Abend. Polt ist, wie immer, ein Naturereignis an Bühnenpräsenz (…) das multiinstrumentale Musikantentum der WellBrüder gehört nach wie vor zum Besten, was bayerische Volkskunst hervorgebracht hat. Münchner Abendzeitung Foto: Huber Zimmermann Der scheidende Münchner Kammerspiele-Intendant Johan Simons (ab 2018 Chef des Bochumer Schauspielhauses) hatte sich schon lange eine Produktion mit dem bayerischen Kabarett-Philosophen Gerhard Polt gewünscht. Hier ist sie: „Ekzem Homo“. Erst kommt er den Nachbarn mit der Grillverordnung, später setzt er eine Drohne ein, und am Ende mäht er den Merki mit einer HolzKalaschnikow nieder. Dieser hatte das schon befürchtet: „Um einen anderen umzubringen, muss man ja nicht zwangsläufig religiös sein.“ Süddeutsche Zeitung Termine Fr I 28.4. I 20 Uhr Sa I 29.4. I 19 Uhr Heimat nur für Hiesige Dr. Mehmet Daimagüler, geboren in Niederschelden, ist als Opferanwalt im NSU-Prozess bekannt. Eine deutsch-türkische Spurensuche. Wenn Weigand & Genähr über Heimat reden, rollen die Rrrrs. Denn ihre Heimat ist hier! Oder? Foto: Dr. Mehmet Daimagüler „Kein schönes Land in dieser Zeit (?)“ A us seiner viel diskutierten Biografie „Kein schönes Land in dieser Zeit – Das Märchen von der gescheiterten Integration“ hat das Schlosstheater Celle ein intensives Theaterstück gemacht. (Inzwischen läuft in Celle schon das zweite Daimagüler-Stück „Alles wird gut“.) Als Kind sollte der türkischstämmige Junge auf eine Sonderschule. Aber er studierte in Harvard und Yale, wurde vom World Economic Forum in Davos auf Initiative von Gerhard Schröder zum Young Global Leader gekürt, arbeitete als Assistent bei Polit-Promis wie Gerhart Baum, Wolfgang Kubicki und Burkhard Hirsch, 1997 wurde er in den FDPBundesvorstand gewählt. Zehn Jahre später trat er aus der Partei aus. Das Stück schlägt den Bogen von individuellen Erfahrungen zu gesellschaftspolitischer Relevanz. Bei Daimagüler ist das Persönliche politisch, das Politische persönlich. Er schont niemanden, am wenigsten sich selbst, erzählt von Depressionen und Gewalt, die er als Opfer und Täter erlebt hat. Das Stück bietet viel mehr als die Worthülsen, mit denen zu oft über Einwanderung und Integration debattiert wird. Nicht nur eine persönliche Spurensuche, sondern auch tiefe Einblicke in die jüngere Geschichte Deutschlands. Cellesche Zeitung Termin So I 30.4. I 19 Uhr E igentlich stimmt das ja nur zur Hälfte. Denn vor über 20 Jahren rief das Siegerländer Urgestein Ursel alias Christa Weigand dem Herrn Genähr zu: „Komma her.“ Und der Bernd-Michael kam. Er kam aus der Fremde, wegen der Brautschau, aber auch, um im Siegerland eine neue Heimat zu finden. Ihr erstes Programm war dann prompt ein Siegerländer Heimatabend. Seitdem haben sie sich immer wieder auf allen möglichen sprachlichen und musikalischen Ebenen mit dem Thema „Heimat oder nicht Heimat“ auseinandergesetzt, von Hauberg bis HTS, von regi- onalen Bausünden bis zu religiösem Fanatismus, von Wisent bis Homo-Ehe. Die beiden spielen mit Klischees und wagen den schrägen Blick. Zeit also für eine intensive Rückschau auf die alten und neuen (und zukünftigen) Heimatgedanken. Dabei wird dieses zu Recht geliebte Kabarettduo wie immer glänzend unterstützt vom Rhythmusmann Karl Parchow und dem Keyboarder Giuseppe Todaro (auch nicht direkt ein Siegerländer Name). Termin Do I 18.5. I 20 Uhr 8 fa h r ' de i nen f i l m i 1 . S i e g ene r M i g r anten S l am : „ M E I N G O T T A LL A H “ „Fa h r' d e i n e n F i l m “ – zum letzten Mal im Apollo zu erleben Heimat , gerappt 2 F ür den Wort-Musiker aus dem Libanon, der Beirut ebenso seine Heimat nennt wie Siegen, ist die Arbeit auf der Theaterbühne „die Erfüllung meines größten Kindheitstraumes“. Schon als kleiner Knirps hatte er sich auf dem Dachboden der Flüchtlingsunterkunft, in der seine Familie lebte, mit aufgespannten Tüchern eine Bühne geschaffen und mit Geschwistern und Freunden Sketche gespielt. Moe – Künstlername „B.E. der Micathlet“ – ist die Hauptfigur in „Fahr' deinen Film“. Diese Rap-Revue, die Werner Hahn geschrieben und inszeniert hat, ist eng angelehnt an Moes tatsächliche Lebensgeschichte und an die Biografien seiner Mitstreiter – allerdings mit ironischen Brechungen. 14 Darsteller wirken in „Fahr' deinen Film“ mit. Es geht um Themen wie Flucht und Integration, Abschiebung und Überlebenskampf, um Jung gegen Alt, um alltäglichen Rassismus und um den Glauben. Trotzdem gibt es viel zu lachen – und wie die Theatergespräche nach den besonders umjubelten Schulaufführungen bewiesen haben, anschließend auch viel zu diskutieren. Manchmal gibt es auch außerhalb des Theaters kuriose Szenen: Vor einiger Zeit geriet El-Chartouni nachts in Eiserfeld in eine Polizeikontrolle. Er und zwei im Fond sitzende Freunde mussten ihre Papiere vorzeigen, dann den Kofferraum öffnen. Und was lagen da? Zwei Gewehre. „Brenzlige Situation“, lacht der Rapper. „Drei dunkelbärtige Typen in einer alten Karre, kurz nach Mitternacht, in den Ausweisen Namen, die nicht gerade urdeutsch klingen – und dann diese Knarren im Fond!“ Die Situation entspannte sich erst, als er der jungen Polizistin auf seinem Handy Fotos aus „Fahr' deinen Film“ zeigte. Und ihr erklärte, dass die Waffen lediglich Kunststoff-Attrappen und Teil der Apollo-Inszenierung sind. Zum letzten Mal Heimische Talente Etliche Apollo-Eigenproduktionen bringen Kreative aus der Region auf die Bühne – und manchmal überhaupt erst zur Entfaltung. „SMS Liebe“ und „Kickstart“ waren Schulprojekte, bei denen Jugendliche, professionell geführt, eigene Theatertanzstücke entwickelten. Übrigens: Kein einziger stieg in den langen Probenmonaten aus. Die Aufführungen beeindruckten heimische Unternehmer so sehr, dass sie den Aktiven und ihren Klassen Praktikums- und Ausbildungsplätze anboten. „Dido & Aeneas“ gestalteten Orchester, Chor und Solisten des Fachbereichs Musik der Siegener Uni. Regisseur Werner Hahn schuf – mit der Siegener Künstlerin Petra Georg-Achenbach – moderne Bühnenbilder für die Barockoper; Dirigentin Ute Debus sorgte für grandiose Musik. Foto:Werner Hahn „Als wir ,Fahr' deinen Film‘ starteten, hatten wir große Erwartungen“, erzählt Mohamed El-Chartouni. „Aber was dann tatsächlich abging, was für krasse Rückmeldungen von älteren Theaterbesuchern und von unserem Rap-Publikum kamen, das hat mich umgehauen!“ Mi I 17.5. I 20 Uhr Foto: René Achenbach Migranten Slam: „Mein Gott Allah“ Ein Poetry Slam zum Thema Integration – weil Kunst und Lachen die besten Waffen sind gegen Intoleranz, Fremdenhass und Vorurteile. S imon Pearce gehört zum Teilnehmerfeld: Der „deutsch-nigerianische Ur-Bayer“ hat das Apollo-Publikum als Driss in „Ziemlich beste Freunde“ erobert. 2014 gewann er den ARD Toleranz Slam. Übrigens: Sein Großvater war Schauspieler und Marionettenspieler, seine Mutter ist die bayerische Volksschauspielerin Christiane Blumhoff. Der Afghane Sulaiman Masomi trat im Auftrag des Goethe-Instituts schon in Kairo, Mexiko-City, Riga und Jerusalem auf. 2013 wurde er NRW-Meister im Poetry Slam. Der Mitbegründer einer Lesebühne lebt und arbeitet irgendwo „zwischen Kabul, Krefeld und Köln“. Der Deutsch-Liba- nese Pierre Jarawan schrieb mit 13 sein erstes Gedicht. Gewann viele Slam-Preise; sein Roman „Am Ende bleiben die Zedern“ wurde 2015 mit dem Literaturstipendium der Stadt München ausgezeichnet. Termin Di I 25.4. I 20 Uhr l am p edusa i www . a p o l l os i e g en . de was i h r wo l l t 9 Flüc h t l i n g s k r i s e e r r e i c ht mit Bochumer Inszenierung die Bühne „Lampedusa“ wirkt nach Das Mittelmeer, Wiege der Identität Europas, wird immer mehr zu einem gutbewachten Massengrab. Hunderttausende flohen über dieses Meer nach Europa, Tausende ertranken dabei. Stefano fischt im Auftrag der Regierung Überlebende und Leichen aus dem Wasser. ter der britischen Theaterszene. Der 39-jährige Amerikaner mit jüdisch-osteuropäischen Wurzeln studiert in Oxford Chinesisch und chinesische Politik, ist professioneller Leichtathlet und politischer Aktivist. Ihm geht es darum, neoliberale Prozesse emotional zu erzählen. Regisseur Olaf Kröck geht das Drama vorsichtig und klug an. Es ist die erste Regiearbeit des Dramaturgen und designierten Bochumer Interimsintendanten, bevor Johann Simons in der Saison 2018/2019 das Schauspielhaus Bochum übernimmt. In einem Wasserbassin türmt sich ein riesenhafter Berg aus Altkleidern, um den herum die Protagonisten in Gummistiefeln platschen und nach und nach die Altkleider einsammeln, die metaphorisch für die im Mittelmeer sterbenden Leichen stehen. Bochum + Apollo: Starke Beziehung Mit keinem anderen Theater ist Apollo durch mehr Gastspiele verbunden als mit dem Schauspielhaus Bochum in der Ära von Intendant Anselm Weber (der ab der nächsten Spielzeit Intendant des Frankfurter Schauspielhauses wird). Allein Büchners „Woyzeck“ (Regie: David Bösch) lief siebenmal im Siegener Theater; auch andere BöschInszenierungen aus Bochum (u. a. „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“, „Liebe ist ein hormonell bedingter Zustand“) beeindruckten das Apollo-Publikum. Und viele alte und moderne Klassiker bei Biennale-Vorstellungen oder im normalen Spielplan, z. B. „Tartuffe“, „Draußen vor der Tür“, „Die Ratten“, „Liliom“, oder „Kleiner Mann, was nun?“ Packend, bewegend (…) Starker Abend! WAZ Ein emotional ergreifender, utopischer Abend über Hoffnung und Selbstermächtigung. Deutschlandradio Kultur Termin Di I 2.5. I 20 Uhr Foto: Diana Küster D enise ist die zweite Protagonistin dieser Inszenierung des Bochumer Schauspielhauses. Sie treibt in einer europäischen Großstadt für eine Wucherkreditfirma Schulden ein, stellt den Fuß in Türen, winkt mit Pfändungen und hört sich schäbige Lügen in schäbigen Wohnzimmern an. Beide, Stefano und Denise, haben nichts gemeinsam. Und doch verbindet sie etwas: Sie stehen an vorderster Front, an dem Punkt, an dem aus Politik harte Realität wird. Wer die Arbeit verliert und mit den Raten in den Rückstand gerät, wer den Halt verliert und über die Reling rutscht, wird ihr Kunde. Kein besonders toller Job. Bis in beiden Leben etwas Außergewöhnliches geschieht. Anders Lustgarten hat mit „Lampedusa“ ein starkes, wütendes, bitteres und doch hoffnungsvolles Stück über die vielleicht größte Herausforderung unserer Zeit geschrieben. Lustgarten ist seit etwa fünf Jahren zugleich Shooting-Star und Außensei- Foto: Katrin Ribbe Shakespear es Gestrandete in Illyrien „Was ihr wollt“ Die Liebe beruht in Shakespeares „Was ihr wollt“ nicht auf Gegenseitigkeit – sie ist eher ein Kreisverkehr, und zwar ohne Verkehrsregeln. A lles beginnt mit einem Schiffbruch. Auf Illyrien finden sich die Gestrandeten dieser Welt, die Trauernden, Enttäuschten, Sehnsüchtigen. Mit der Ankunft der jungen Viola, die sich zum eigenen Schutz in ihren ertrunken geglaubten Zwillingsbruder verwandelt, flammt das allgemeine Glücksverlangen gewaltig auf. Spiegeleffekte, fragwürdige Identitäten – in Marius von Mayenburgs Inszenierung vom Schauspiel Hannover fließen Schein und Sein durch Video, Kostüm, Musik und Anspielungen aus dem Heute famos ineinander. Termin Di I 9.5. I 20 Uhr 10 te r r o r i n i c o Ho l on i c s l i est „ de r S p i e l e r “ Fra n k f u r t e r U r a u f f ü h rungsinszenierung „ T err or“: Das Publikum als Schöffe G enau diese erste, maßstabsetzende Inszenierung, die der Frankfurter Intendant Oliver Reese auf die Bühne gebracht hat, wird bei der Biennale zu erleben sein. Mit prominenter Besetzung; zum Ensemble gehören u. a. Constanze Becker und Nico Holonics. Becker begeisterte das Apollo-Publikum schon mehrmals, beispielsweise als Titelheldin in Thalheimers Frankfurter „Antigone“-Inszenierung. Holonics lieferte in der letzten Spielzeit als Oskar Matzerath in Grass‘ „Blechtrommel“ auf der ApolloBühne eine fantastische Leistung (Regie: Oliver Reese). In „Terror“ spielt er den Bundeswehr-Kampfflieger Lars Koch, angeklagt des 164-fachen Mordes. Die Staatsanwältin legt dem 31-Jährigen zur Last, „mit Hilfe eines LuftLuft-Lenkkörpergeschosses ein Passagierflugzeug abgeschossen und damit die sich in dem Flugzeug befindlichen 164 Menschen getötet zu haben." Doch das ist nicht die ganze Geschichte. Denn zuvor hat- ten sich Terroristen der Maschine bemächtigt, um sie in die Münchner Allianz-Arena stürzen zu lassen, wo 70.000 Menschen ein Fußballspiel erlebten. Ferdinand von Schirach thematisiert am konkreten Fall die Würde und die Rechte des Menschen bzw. seiner moralischen Verantwortung. Im Mittelpunkt steht die schwierige Frage: Darf der Staat, dürfen seine Organe zur Terrorabwehr töten? Publikum spricht das Urteil Das Besondere an diesem Stück ist die Tatsache, dass das gesamte Publikum die Verhandlung in der Rolle von Schöffen verfolgt. Ein emotionaler Sicherheitsabstand ist in dieser Inszenierung nicht möglich; vor dem Richterspruch muss von allen Theaterbesuchern abgestimmt werden. Diese außergewöhnliche Konstruktion, die der Autor in sein Stück hineingeschrieben hat, macht „Terror" buchstäblich zum Gesellschaftsspiel. Theatergespräch mit Reese und Landau Der Regisseur und Intendant Oliver Reese hat dem Schauspiel Frankfurt sieben spannende, erfolgreiche Spielzeiten beschert; ab 2017/2018 wird er (als Nachfolger von Claus Peymann) das Berliner Ensemble leiten. Im Anschluss an die Siegener „Terror“-Aufführung setzt sich Reese mit einem der profiliertesten deutschen Juristen über die Thematik des Stücks auseinander. Sein Diskussionspartner wird der Bundesverfassungsrichter i.R. Herbert Landau sein, übrigens ein gebürtiger Wilgersdorfer. Landau diente dem Bundesverfassungsgericht elf Jahre lang. Außerdem nimmt Nico Holonics, der Darsteller des angeklagten Bundeswehroffiziers, teil. Moderieren wird der frühere Siegener Uni-Rektor Ralf Schnell. Termin Do I 11.5. I 20 Uhr Foto: Birgit Hupfeld Das Gerichtsdrama „Terror“ vom Erfolgsautor Ferdinand von Schirach ist ein Theater-Hit, wie er selten vorkommt. Ein brisanter Stoff, perfekt umgesetzt durch die Standards, die mit der Uraufführung am Frankfurter Schauspiel im Jahr 2015 gesetzt worden sind. Bettina Hoppe und Constanze Becker (rechts), die als Protagonistin des Deutschen Theaters Berlin und des Schauspiels Frankfurt immer wieder im Apollo zu Gast war: „Onkel Wanja“ (2009), „Ödipus“ (2011), „Antigone“ (2011). Für „Medea“ nahm sie den Biennale-Jury-Preis 2014 in Empfang. Foto: Birgit Hupfeld Nico Holonics liest „Der Spieler“ Ein leidenschaftlicher Schauspieler und ein großer, teilweise biografischer Dostojewski-Text – beste Voraussetzungen für eine spannende Lesung. N ico Holonics ist ein Künstler der großen Gefühle. Wer ihn in der aktuellen ApolloProduktion „Große Liebe“ oder im letzten Jahr in „Die Blechtrommel“ erlebt hat, wird sich besonders freuen auf diesen Abend, an dem sich dieser außergewöhnliche Darsteller mit einem Schlüsselwerk der europäischen Literatur aus- einandersetzt: Dostojewskis Roman „Der Spieler“. In dieser Geschichte, angesiedelt in der fiktiven Stadt „Roulettenburg“, geht es um den Ruin eines hochverschuldeten russischen Generals, den Geldnot und die Leidenschaft zu einer jüngeren Frau in fatale Abhängigkeiten stürzen. Übrigens: Für „Roulettenburg“ hatte Dostojewski ein sehr konkretes Vorbild: Wiesbaden, wo der spielsüchtige Schriftsteller im Jahr 1865 dreitausend Goldrubel verzockt hatte – ein Vermögen! Kredit sollte er nur im Gegenzug für einen neuen Roman bekommen. So entstand in nur 26 Tagen „Der Spieler“. Termin Mi I 10.5. I 20 Uhr t h e s i tuat i on i r on w i l l i ams „ H A U T N A H “ i h a r a l d ma r tenste i n www . a p o l l os i e g en . de 11 Max i m G o r k i T h e a t e r – Entwurzelte im Deutschkurs Geschliffener Wortwitz E inst hielt der Nahost-Dauerkonflikt ihre Leben auseinander; nun treffen sie in der deutschen Hauptstadt aufeinander. Die Regissuerin Yael Ronen, die am Berliner Maxim Gorki Theater arbeitet, lässt ihr jüngstes Stück in einem Neuköllner Deutschkurs spielen. Die Kursteilnehmenden verbindet, dass sie in den letzten Jahren nach Berlin gekommen sind. Aus Syrien, wo seit 2011 Krieg herrscht. Aus Israel und Palästina, wo das politische wie soziale Klima immer militanter wird. Kein Wunder also, dass im Kurs von Deutschlehrer Stefan die Grammatik das kleinste Problem ist. Yael Ronen und ihre Akteure auf der Bühne setzen sich mit den paradoxen Wiederbegegnungen ihrer „Nachbarn“, sowie mit den Geistern ihrer Vergangenheit auseinander. Gespielt wird auf Englisch, Deutsch, Hebräisch und Arabisch – verständlich gemacht durch deutsche und englische Übertitel. Wie nahe an den Darstellern (und am Publikum) „The Situation“ als Stück gebaut ist, wird deutlich in einem Auszug aus dem Premierenbericht, den Sophie Disselhorst für nachtkritik. de verfasst hat: „Ist das noch die Figur Sergej/Stefan, die zu uns spricht und uns von einer kurzen Kindheit im Geradenoch-Sowjet-Kasachstan erzählt, von der Aus- und Einwanderung der Familie nach Deutschland, davon, wie an ersterer die Eltern zerbrechen und er selbst in letzterer aufblüht – oder ist das schon der Schauspieler Dimitrij Schaad, laut Besetzungszettel wie Sergej/Stefan 1985 in Kasachstan geboren? Und in dieser Szene so verdammt, ja, dieses Wort muss sein, authentisch?“ In der Süddeutschen Zeitung merkte der Kritiker Peter Laudenbach an: „Die Regisseurin Ronen hat sich darauf spezialisiert, kulturelle, nationale und sexuelle Klischees so rasant aufeinanderkrachen zu lassen, dass sie sich in die pure Absurdität auflösen. Oder als hilflose Orientierungsversuche in einer absurden Situation kenntlich werden.“ Sein Fazit: Was bei anderen Regisseuren leicht in schierem Pathos enden könnte, erweist sich hier als etwas ganz anderes, nämlich: „Eine klare Ansage.“ Foto: Ute Langkafel Wer auf Hebräisch oder Arabisch die politische Lage im Nahen Osten beschreiben will, spricht schlicht von „The Situation“. In den letzten Jahren hat es viele Menschen mit „Situation“-Hintergrund nach Berlin verschlagen. Sie sind die Protagonisten in „The Situation“. Im tosenden Applaus für die Schauspieler, die Arm in Arm mit ihrer Regisseurin an der Rampe stehen und alle Hemmschwellen überwunden haben, hat ja schon ein Stück Völkerverständigung stattgefunden. Theater heute Ein mutiger, schonungsloser Theaterabend – voller bitterer Selbstironie, geschliffenem Wortwitz und jenseits aller klebrigen Betroffenheits-Plattitüden. Frankfurter Neue Presse Termin MoI 1.5. I 20 Uhr Ron-Williams-Konzert „Hautnah“ Martenstein „Best of“ Ron Williams ist ein großer Soulsänger, begnadeter Erzähler und politisch engagierter Entertainer. Höchste Zeit also für „Hautnah“. Martensteins Kolumnen stellen listig die politische Korrektheit auf den Kopf: Sie sind Kult. Foto: Werner Gotsch S o nennt er sein autobiografisches Konzert, mit Anekdoten aus der Kindheit des Kaliforniers und ersten Begegnungen mit dem US-Rassismus, Geschichten aus seiner Zeit als Militärpolizist und seinen Anfängen im deutschen Kabarett. Seit über 50 Jahren lebt und arbeitet er vorwiegend hierzulande; in Film, Fernsehen und auf der Bühne ist er eine feste Größe. Im Apollo gastierte Williams mit „Onkel Toms Hütte“, davor mit Stücken über Harry Belafonte, Nelson Mandela und Martin Luther King. In „Hautnah“ verbindet er Song-Klassiker wie „Lean on Me“, „Georgia on My Mind“ oder „Your Love Keeps Lifting Me Higher“ mit selbst geschriebenen Titeln wie „Preacherman“, „Lady Liberty“ und „The Power of Love“. Das Jörg Seidel Trio (KlavierKontrabass-Gitarre) schafft den groovenden Sound dazu. Termin Mi I 3.5. I 20 Uhr D ie Texte balancieren auf dem schmalen Grat zwischen Literatur und Nonsens. Harald Martensteins Thema ist immer der deutsche Alltag; dieser Eulenspiegel vermag durch seine schrägen Blickwinkel fest zementierte Denkansätze nachhaltig zu erschüttern. Und da er selbst sein bester Interpret ist, sind Martenstein-Lesungen ein exquisites Vergnügen (im Apollo gab es schon zwei davon). Die Siegener Zei- tung berichtete: „Selten so gelacht, geschmunzelt über die feine Ironie und anschließend darüber nachgedacht, dass hier bundesdeutsche Reality abläuft.“ Jüngst hat der vielfach preisgekrönte ZEIT- und Tagesspiegel-Kolumnist ein Buch über seine erste Liebe herausgebracht: „Im Kino“, das selten so lustig gefeiert wurde. Termin Do I 27.4. I 20 Uhr 12 V äte r und S ö h ne i t r ans i t „Väter und Söhne“ mit Publikum auf der Bühne Menschentheater U Foto: Arno Declair nd weiter über diese hoch gelobte Inszenierung vom Deutschen Theater Berlin: „Der Zuschauer sitzt so nah vor diesen Menschen, die sich da mit sich und aneinander abmühen, dass er sich durch das schauspielerisch intensive Erzähl- und Menschentheater eines wunderbaren Ensembles völlig in die Geschichte hineingezogen fühlt.“ 13 Darsteller agieren auf der Bühne. Eine aktuelle Beobachtung über diese Inszenierung der Regisseurin Daniela Löffner kommt von Dirk Pilz, dem Kritiker der Neuen Zürcher Zeitung. Er schreibt: „Löffners Abend vertraut ganz den Schauspielern und ihren Ausdrucksgaben – dennoch (oder gerade deshalb) ist er hochpolitisch: Er spielt durch, was es heißt, wenn eine Gesellschaft sich von Stimmungen in Geiselhaft nehmen lässt." In Iwan Turgenjews 1861 erschienenem Roman geht es um Lebenssinn, um Regeln – und um den Protest dagegen. Im Mittelpunkt stehen Arkadij und Bazarow, zwei Studenten, die im Sommer in ihre länd- liche Heimat zurückgekehrt sind. Beide stellen aufgrund ihrer nihilistischen Überzeugungen die gegenwärtige Gesellschaft völlig in Frage: die Wissenschaft, die Kunst und sämtliche Konventionen. Doch während Arkadij diese Vision aus den gegebenen Verhältnissen heraus entwickeln will, sucht Bazarow die radikale Konfrontation mit seiner Umwelt. Für ihn ist alles wissenschaftlich erklärbar und herstellbar, ist „ein guter Chemiker zwanzigmal nützlicher als der beste Poet“. Das alte System muss schonungslos „abgeräumt“ werden, bevor die Utopie eines schmerzfreien, vernünftigen Lebens aufgebaut werden kann. Das alles geschieht zwar für die Massen, die aber in ihrer bedauernswerten Verblödung vorerst nichts davon verstehen. Der junge Mediziner entsetzt die älteren Herrschaften und entzückt ein paar jüngere Leute. „Väter und Söhne“ ist ein Generationenbild und Familienpanorama, es erzählt vom ewigen Konflikt zwischen Jung und Alt, von Verändern und Bewahren. Wonach streben? Und was bleibt vom eigenen Wirken in der Welt? Einfühlsam, genau und nicht ohne Komik; lauter facettenreiche, seltsame, in ihren Gefühlen verhedderte Menschen, denen man vier Stunden lang gebannt zusieht. Süddeutsche Zeitung. Foto: Arno Declair „Die Zuschauer, die gemeinsam mit den auf ihre Auftritte wartenden Schauspielern rund um die leere Spielfläche vor und auf der Bühne sitzen, wähnen sich wie bei Tschechow auf dem Lande.“ So beschreibt Hartmut Krug auf nachtkritik.de die Spielsituation. Eine sehr konzentrierte, erzählerisch ausgewogene und immer wieder höchst amüsante Inszenierung, die den langen Abend unangestrengt und spielerisch zu einem kurzweiligen Vergnügen macht. Deutschlandradio Kultur Ganz großes, mätzchenfreies Theater ist hier zu bestaunen. Berliner Morgenpost Löffner hat ihr großes Ensemble zu einem wunderbar intensiven Spiel vereint. (…) eine faszinierende Inszenierung. nachtkritik.de Termine MoI 15.5. I 20 Uhr Di I 16.5. I 20 Uhr Raus aus der Heimat: „Transit“ Marseille im Sommer 1940: Am Rande des Kontinents stauen sich Flüchtlingsströme. Tausende hoffen, eine Passage nach Übersee zu ergattern. I n Anna Sehgers Erzählung ist die Flucht aus Europa die einzige Chance zu überleben, das Hetzen nach Visa und Transits der einzige Ausweg. Unter den Flüchtlingen ein junger Deutscher: Aus einem Arbeitslager bei Rouen geflohen und ausgestattet mit falschen Papieren strandet auch er in der Hafenstadt. Hier verliebt er sich in Marie. Sie ist auf der Suche nach ihrem Mann, einem Schriftsteller namens Weidel, von dem sie beim Einmarsch der Deutschen in Paris getrennt wurde. Entstanden ist die Inszenierung des jungen Regisseurs Alexander Riemenschneider am Deutschen Theater Berlin. Drei Akteure lassen die Geschichte in anderthalb Stunden lebendig werden – und aktuell, obwohl Riemenschneider auf jede vordergründige Aktualisierung verzichtet hat. Mehr braucht ein starker Theaterabend nicht. Berliner Zeitung Termin So I 14.5. I 19 Uhr D e r b r andne r kas p a r i und ew i g jode l t de r be r g dokto r www . a p o l l os i e g en . de 13 Nationaltheater Mannheim: Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben Himmlisches Volkstheater Wenn das 1777 gegründete Nationaltheater Mannheim – berühmt für seine Klassiker-Inszenierungen (hier wurden 1782 Schillers „Räuber“ uraufgeführt) – ein bajuwarisches Volksstück auf die Apollo-Bühne bringt, dann darf Außergewöhnliches erwartet werden. gebunden, muss nun seinerseits zu einer List greifen. Er lockt den Alten − nur zum Anschauen, wie er sagt, − in den Vorhof des Paradieses. Der Brandner Kaspar ist von der himmlischen Örtlichkeit so überwältigt, dass er unbedingt bleiben will. Doch zuerst muss das Himmlische Gericht über seine irdischen Sünden urteilen. Der Traum, den Tod zu überlisten und am Schicksalsrad zu drehen, ist so alt wie die Menschheit und Stoff vieler Märchen und Mythen. Selten aber wurde der „Knochenmann“ mit solch schlitzohriger Durchtriebenheit ausgetrickst wie in diesem Volksstück, das auch über die Grenzen des Freistaates Bayern hinaus längst Kult ist. Kurt Wilhelm (1923 − 2009) dramatisierte die Kurzgeschichte seines Ururgroßonkels Franz von Kobell und dichtete für seine Komödie die prall-barocken Szenen Foto: Hans Jörg Michel D er Brandner Kaspar ist ein verschuldeter Kleinbauer, der sich als Jagdführer – manchmal auch als Wilderer – mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt. Eines Tages kommt der Tod in Gestalt des „Boanlkramer“, um ihn ins Jenseits zu holen. Doch der 72-Jährige mag nicht mitgehen: Mit Kirschschnaps macht er den Tod betrunken und erschwindelt sich beim Kartenspiel weitere 18 Lebensjahre. Jetzt beginnt für den Brandner Kaspar ein Leben ohnegleichen, denn er kann ja nicht sterben. Als aber seine geliebte Enkelin Marie tödlich verunglückt, freut ihn das Leben nicht mehr. Inzwischen ist im Himmel der Betrug ruchbar geworden und der „Boanlkramer“ erhält von Petrus den Auftrag, den Brandner augenblicklich heimzuholen. Der Tod, an seine Spielschuld im Himmel dazu. Susanne Lietzow arbeitet als Regisseurin in Linz, Hannover und Dresden. Seit 2005 leitet sie das Projekttheater Wien/ Vorarlberg. Für ihre Inszenierung „Höllenangst“ am Theater Phönix erhielt sie 2014 den österreichischen Nestroy-Theaterpreis. Termine Sa I 20.5. I 19 Uhr So I 21.5. I 15 Uhr So I 21.5. I 20 Uhr „Und ewig jodelt der Ber gdoktor“ – Trash, Musik & Video Herings Heimatabend Eigentlich ist Markus Hering ja ein sehr seriöser Schauspieler (Burgtheater, Nestroy-Preisträger usw.). Aber er kann auch ganz anders! Foto: Jim Rakete S ein „Heimatabend“ besteht aus HerzSchmerz-Liebesroman-Fragmenten, akustisch unterlegt von der prominenten Jazz-Sängerin Erika Stucky, die auch Akkordeon spielt und jodeln kann. Die Lesung wird begleitet von Filmeinspielungen, die Stucky auf Bauernhöfen gedreht hat: Socken auf der Wäscheleine, ein Kätzchen auf dem Ofen, Steingutpor- zellan, Kuhglocken – Bauernhofklischees. Heimat, das ist für Hering das Siegerland; er wurde 1960 in Siegen geboren, wuchs in Holzhausen auf. Nach dem Abi, einer Tischlerlehre und einer Zeit als Waldarbeiter studierte er an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Von 1992 bis 2011 Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater, seitdem am Residenztheater München. Zweimal als bester Schauspieler mit dem österreichischen Theaterpreis Nestroy ausgezeichnet. Seit 1990 in Film und Fernsehen stark beschäftigt. Seine Frau Bettina Hering ist seit diesem Jahr Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele, zwei der drei Töchter sind ebenfalls schauspielerisch tätig. Termin So I 7.5. I 19 Uhr 14 S i e g ene r b i enna l en – E i n r ü c kb l i c k Jede Biennale war anders – Rückblick auf Pr eise und Pr eiswürdiges Siegens Theaterfeste Mit der „Erfindung“ der Biennale hat Magnus Reitschuster Siegen deutschlandweit prominent platziert. „Siegen gewinnt“, titelten FAZ und Spiegel, denn: „Apollo schafft andere Werte, seine geballte Präsenz in der Stadt lässt Siegen auf jeden Fall gewinnen“ (FAZ). 1. Siegener Biennale: Vom Verlieren D Foto: Iko Freese ass die erste Siegener Biennale dank ihres Themas „Vom Verlieren“ ein ironisches Spiel mit dem Stadtnamen trieb, wurde weithin wahrgenommen. Noch mehr Aufmerksamkeit erregten die Preise für die besten Aufführungen: Zu gewinnen gab es zwei Aktienpakete im Wert von jeweils 1000 Euro der Pleitebank „Hypo Real Estate“. Wobei das Apollo-Theater den Nennwert garantierte – tatsächlich gab es nach andert- halb Jahren noch zweimal 150 Euro Zinsen obendrauf. Die Konkurrenz war enorm: „Hiob“ von den Münchner Kammerspielen mit André Jung, „Tod eines Handlungsreisenden“ von der Berliner Schaubühne (mit Thomas Thieme), Karin Beiers Kölner Inszenierung „Das goldene Vlies“ (mit Maria Schrader und Manfred Zapatka), „Carmen“ vom Salzburger Landestheater… Es gewannen die JürgenGosch-Inszenierung „Onkel Wanja“ vom Deutschen The- ater Berlin und David Böschs Essener „Woyzeck“-Inszenierung. Wobei Hauptdarsteller Ulrich Matthes, Berlin, auch den Preis als bester Schauspieler erhielt. Er bedankte sich mit dem Satz: „Was hier in Siegen läuft, ist für alle Theaterleute – auch für uns aus Berlin – Mut machend.“ Übrigens: Christoph Franken aus dem Hannover’schen Ensemble von „Frühlings Erwachen“ wurde mit dem (kurzfristig geschaffenen) „Preis für die beste Nacktszene“ ausgezeichnet. 2. Siegener Biennale: Dran glauben D Foto: Arno Declair as Prinzip des schrägen Preises galt auch 2012: Zum Biennale-Motto „Dran glauben“ waren griechische Staatsanleihen im Wert von jeweils 1000 Euro ausgelobt. Den Jury-Preis erhielt das Kölner Schauspielhaus für Tschechows „Der Kirschgarten“, Regie: Karin Henkel. Den Publikumspreis gewann Luk Percevals Inszenierung von Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“ am Hamburger Thalia Theater. André Jung (Münch- ner Kammerspiele) erhielt für seinen Monolog-Abend mit Werken von Elfriede Jelinek und Samuel Beckett den Sonderpreis für „herausragende künstlerische Verdienste". Weitere Aufführungen waren Camus‘ „Die Gerechten“ Regie: Alexander Riemenschneider) des Hamburger Schauspielhauses, Ibsens „Nora oder Ein Puppenhaus“ in der Oberhausener Inszenierung von Herbert Fritsch und Schillers „Die Jungfrau von Orleans“ in Roger Vontobels Bochumer In- szenierung. Auch musikalisch wurde „Dran glauben“ interpretiert: Die King’s Singers aus London hatten unter der Überschrift „Body & Soul“ das Dran-Glauben-Müssen und das An-Etwas-Glauben-Können speziell für die Siegener Biennale ausgearbeitet. Und direkt nach der Eröffnung mit „Draußen vor der Tür“ gab es in der Nacht zum Ostersonntag eine Aufführung mit zwei kombinierten Sinfonieorchestern von Gustav Mahlers Auferstehungssinfonie. 3. Siegener Biennale: Märkte & Menschen Foto: Arno Declair D ass auch bei der 3. Siegener Biennale wieder hochkarätige, vielbeachtete und zuweilen kontrovers diskutierte Inszenierungen zu erleben waren, ist ein Geschenk“, kommentierten Claudia Irle-Utsch und Peter Böcking in der Siegener Zeitung. „Es tut nachhaltig gut, wenn Theater nicht nur unterhält, sondern auch verstört, herausfordert, anstrengt.“ Der Biennale-Preis widmete sich dem Kunstmarkt, der noch ge- beutelt war vom Skandal um „den größten Kunstfälscher der Geschichte“, Wolfgang Beltracchi. Ausgelobt war ein Ölbild des Fälschers. Nur: Das Bild war eine Siegener Fälschung. Dann kam ein Anruf aus dem Gefängnis Euskirchen: Beltracchi – zu der Zeit Freigänger – bot an, den falschen Beltracchi zusammen mit der Kunststudentin Pees, der echten Fälscherin, zu signieren. Das Bild bekam das Frankfurter Schauspielhaus für Michael Thalheimers „Medea“ – Titelrolle: Constanze Becker. Den Publikumspreis gewann Ibsens „Ein Volksfeind“ von der Schaubühne Berlin, Regie: Thomas Ostermeier. Eröffnet worden war die Biennale mit Andres Veils Banken-Stück „Das Himbeerreich“ (Deutsches Theater Berlin). „Liliom“ (Schauspielhaus Bochum), die griechische Tanzperformance „Late Night“ und eine konzertante „Rheingold“-Aufführung der Philharmonie Südwestfalen waren weitere Höhepunkte. B I E N N A L E - PR E I S V E RL E IH U N G I J U N G E S A P O LL O „ J A P “ www . a p o l l os i e g en . de 15 Theater-Pr eise aus gestrandetem Bootsmaterial von der Insel Chios Rucksack als Preis Als Preise wird es Rucksäcke u. Taschen geben, die aus Flüchtlingsbooten hergestellt werden. Aus dem Material, dem sich heimatlos Gewordene unter Lebensgefahr anvertrauten, um eine neue Heimat zu gewinnen. D ahinter steht das Berliner Projekt mimycri, das mit Flüchtlingen zusammen arbeitet, um aus den an Griechenlands Stränden geborgenen Gummibooten hochwertige Waren zu entwickeln. Müll wird damit zu einer Ressource, Flüchtlinge werden zu Kollegen, aktuelles Zeitgeschehen wird in einem Alltagsprodukt greifbar. Die Gründerinnen von mimycri hatten 2015 und 2016 als Flüchtlingshelferinnen auf der griechischen Insel Chios gearbeitet. Irgend- wann fiel ihnen auf, dass Gummiboote und nasse Kleidung den Strand zumüllten. Sie kauften Waschmaschine und Trockner, um die Kleidungsstücke aufzubereiten; die Bootsreste konnten dank großzügiger Privatspenden nach Berlin geschickt werden, wo sie nun im Projekt mimycri recycelt werden. Die Rucksäcke und Taschen für die preiszukrönenden Ensembles werden im Apollo noch mit diversen Heimatgaben gefüllt. Wer bestimmt, welche der Biennale-Vorstellungen am Ende gewinnt? Wie in den Vorjahren, gibt es wieder zwei unabhängig voneinander wertende Jurys. Eine Fachjury setzt sich nach jeder Aufführung zusammen, um zu einer Einschätzung zu kommen. Am Ende der Biennale werden dann alle Vorstellungen miteinander verglichen und mit Blick auf den künstlerischen Gehalt bewertet. Die Mitglieder der Fachjury, die die Vorstellungen auf der großen Bühne bewerten, sind Dr. Brigitte Pichon, Dr. Antonia Barten, Prof. Ralf Schnell und Olaf Neopan Schwanke. Die zweite Jury ist das Publikum: Die Zuschauer stimmen mit ihren Eintrittskarten ab; dazu stehen drei Urnen, mit den Aufschriften „Super“, „Ganz okay“ oder „War nix“ bereit. In eine der Urnen wird die Karte eingeworfen. Preisverleihung im Biennale-Zelt So I 21.5. I 19 Uhr Mit d e m D e u t s c h e n T h eater Berlin startet Apollos Jugendtheater JAp eröffnet mit „Tschick“ Mit zwei „Tschick“-Vorstellungen vom Deutschen Theater Berlin startet die neue Sparte am Apollo-Theater: JAp wird das Hauptarbeitsfeld des neuen Apollo-Mitarbeiters Werner Hahn sein, der bundesweit bekannt wurde als Initiator des Hagener Jugendtheaters LUTZ. Foto: Arno Declair T schick“ ist die Geschichte von zwei 14-jährigen Außenseitern und ihrer abenteuerlichen Irrfahrt durch die ostdeutsche Provinz. Maik ist ein wohlstandsverwahrloster Außenseiter, der zwischen Swimmingpool und Playstation seiner Schwärmerei für Tatjana nachhängt. Zu Beginn der Sommerferien bekommt er Besuch von Andrej, genannt „Tschick“. Der hat russische Wurzeln, ein Alkoholproblem und einen hellblauen Lada („geliehen, nicht geklaut!“). Tschick überredet Maik, mit ihm in die Walachei zu fahren. „Die gibt’s nicht“, sagt Maik. Sie fahren trotzdem. Am Ende schaffen sie es zwar nicht, aber wichtig für Maik ist, dass er über die grundsätzlichen Dinge im Leben nach der Reise besser Bescheid weiß. Georg Kasch hat in der Berliner Morgenpost beschrieben, wie „Tschick“ inszeniert ist: „Zwischen Podesten mit Wüstensand und Kakteen, hinter denen der Sehnsuchtsort Walachei in Großbuchstaben leuchtet, erzählen Sven Fricke und Thorsten Hierse in knapp zwei Stunden die Geschichte als verrücktes Rollenspiel. Beide sind sie Maik, aber auch alle anderen Charaktere. (…) Verwirrend ist das nicht, sondern hervorragend gespielt (…) Toll auch die Lösung, wie sich Isa materialisiert: Als sie das Mädchen als Kobold auf der Müllhalde auflesen, rotzen die Jungs sie noch als Karikatur hin. Erst als Maik sie als Frau wahrnimmt, steht Natalia Belitski auf der Bühne. (…) Insgesamt funktioniert die Fassung von Robert Koall hervorragend, und neben den Pointen zünden auch die Momente ungehemmter Melancholie, die bruchlos zurückkippen in den Witz. (…) 'Tschick', eine Feier des Lebens, die glücklich macht.“ Man wünscht sich, dass dieses wunderbar traurig-komische Roadmovie niemals endet. SWR 2 Termine Fr I 1.9. I 20 Uhr (Abo JAp) Sa I 2.9. I 19 Uhr (Abo P) Karten ab sofort erhältlich 16 BIENNALE-KALENDER I PODIUMSDISKUSSION April 21. 20.00 Eröffnungsvorstellung: Die Glasmenagerie So 23. 19.00 Eröffnungsvortrag: Dr. Rüdiger Safranski Fr – Wie viel Heimat braucht der Mensch? Mo24.20.00 Große Liebe I A P O LL O B E GRÜ S S T I BIENNALE-SPONSOREN „ Populismus und Eliten “ Uni zu Gast 25. 20.00 Mein Gott Allah – 1. Siegener Migranten Slam Mi 26. 20.00 Adolf Busch – Kompositionen Zu einer Podiumsdiskusion über „Populismus und Eliten“ lädt die Uni Siegen ins Biennale-Zelt ein. Do 27. 20.00 Harald Martenstein „Best of“ eilnehmer sind u. a. die ZEIT-Redakteurin Elisabeth Raether, deren Buch „Neue deutsche Mädchen“ die Feminismus-Debatte befeuert hat, die Professorin für Kirchengeschichte, Dr. Veronika Albrecht-Birkner, und der Lehrer Volker Schüttenhelm, der auch Präsident der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Siegen-Wittgenstein ist. Populismus ist kein neues, Di aus der alten und neuen Welt 28. 20.00 Ekzem Homo Sa 29. 19.00 Ekzem Homo So 30. 19.00 Kein schönes Land in dieser Zeit (?) Fr Mai Mo01. 20.00 The Situation 02. 20.00 Lampedusa Mi 03. 20.00 Ron Williams „Hautnah“ Do 04.20.00 Podiumsdiskussion „Populismus und Eliten“ Fr 05. 20.00 Die (s)panische Fliege Sa 06. 17.00 10 Jahre Apollo-Theater (Festakt) Di 18.00 Empfang im Biennale-Zelt 20.00 Die (s)panische Fliege So 07. 19.00 Und ewig jodelt der Bergdoktor 09. 20.00 Was ihr wollt Mi 10. 20.00 Nico Holonics liest „Der Spieler“ Do 11. 20.00 Terror Di 22.15 Theatergespräch (Reese, Landau, Holonics) Fr 12. 20.00 Große Liebe 21.15 Theatergespräch „Große Liebe“ „Apollo begrüßt“ mit Ralf Schnell T Prof. Dr. Ralf Schnell, früher Rektor der heimischen Universität, ist schon ein alter Hase in puncto Siegener Biennale. Auch dieses Mal wieder wird dieser kluge Literaturwissenschaftler, der so wunderbar normal reden kann, bei „Apollo begrüßt“ zu erleben sein, bei den Stück-Einführungen vor den Aufführungen. Während der Biennale beginnt „Apollo begrüßt“ jeweils eine Stunde vor der Vorstellung und dauert rund eine halbe Stunde. aber ein – auch durch neue Medien – gewaltig anwachsendes Phänomen und Problem. Populisten – egal welcher Coleur – eint ihr Anspruch, dass nur sie das Volk vertreten, also die angeblich unterrepräsentierte stille Mehrheit. Dazu braucht der Populist Feindbilder, zum Beispiel „die Eliten“. Termin Do I 4.5. I 20 Uhr Danke für die Kohle! Diese Sponsoren des Apollo-Theaters ermöglichen die „Siegener Biennale 2017“ durch ihre großzügige Unterstützung. Wir sagen Danke! So 14. 19.00 Transit Mo15. 20.00 Väter und Söhne 16. 20.00 Väter und Söhne Mi 17. 20.00 Fahr' deinen Film Do 18. 20.00 Heimat nur für Hiesige Fr 19. 20.00 Hanns-Josef Ortheil: Di „Was ich liebe – und was nicht“ Sa 20. 19.00 Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben So 21. 15.00 Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben 19.00 Biennale-Preisverleihung 20.00 Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben Stiftung Erndtebrücker Eisenwerk Theodor Gräbener GmbH & Co. KG Impressum Herausgeber: Apollo-Theater Siegen I Morleystraße 1 57072 Siegen I Tel.: 02 71 / 77 02 77 - 0 E-Mail: [email protected] I Internet: www.apollosiegen.de Verantwortlich i.S.d.P.: Magnus Reitschuster Redaktion: Jan Vering I Grafik: Lisa Bäcker Druck: Vorländer GmbH & Co. KG, Siegen Theaterkasse Apollo-Theater I Morleystraße 1 57072 Siegen I Telefon: 0271/ 77 02 77-2 Fax: 0271/ 77 02 77-22 I E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten während der Biennale: Di – Fr: 13 – 19 Uhr I Sa: 10 – 14 Uhr Abendkasse: 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn Kreis SiegenWittgenstein F örd e rkr e i s S TI F TUNG Ein besonderer Dank gilt den Kuratoren, Dauersponsoren & weiteren Spendern: Dr. Gabriele Barten Franz Becker Dr. Fritz Berg Ilse Berg Ulrike und Dieter Braas BSW Berleburger Schaumstoffwerk GmbH Michael Buerke Dango & Dienenthal GmbH & Co. KG Dango & Dienenthal Maschinenbau GmbH Dango & Dienenthal Filtertechnik GmbH Demler Spezialtiefbau GmbH & Co. KG Jörg Dienenthal Gerd Dilling Gerd Doege Dometic Gisela Ess Dr. Hans-Ulrich Frank Gebr. Kemper GmbH & Co. KG Gesellschaft Erholung zu Siegen Dr. med. Viktor Groß Gustav Hensel GmbH & Co. KG Rolf und Heidrun Hagelauer Hees Bürowelt GmbH Hering Bau GmbH & Co. KG Dr. Hans-Peter Hobbach IHK Siegen KAF Falkenhahn Bau AG Dr. med. Hermann Kämpfer Kirchhoff Automotive GmbH Dr. Georg Kirchner Ulrike Klein Prof. Dr. Joachim Labenz Christa und Dr. Wolfgang-Dieter Lange Susanne Lixfeld Maneris AG Maschinenfabrik Herkules GmbH & Co. KG Erika Mues Klaus Niederstein Hans-Jürgen Patt Ralf Pufahl Dagmar Schleifenbaum Dr. Henrich Schleifenbaum Slawinski & Co. GmbH Fritz Spannagel Spedition Siebel Hermann Scholtz Prof. Dr. Peter Schuster Stumpf Metall GmbH TMT Tapping Measuring Technology GmbH Unternehmerschaft SiegenWittgenstein Klaus Th. Vetter Waldrich Siegen Werkzeugmaschinen GmbH Walter Schneider GmbH & Co. KG Walzen Irle GmbH Wolfgang Weber Prof. Dr. Frank Willeke