seitenbühne . Mai / Juni 2017

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Das Journal der Staatsoper Hannover
seitenbühne 05 . 06
PROSZENIUM
DIE LIEBE ZUM NEUEN
In einer kürzlich im Klassikmagazin crescendo veröffentlichten Polemik hat der Komponist
Moritz Eggert (einer der bemerkenswertesten und erfolgreichsten Tonschöpfer der jüngeren
Generation) seinem Unmut über das seiner Meinung nach viel zu sehr rückwärtsgewandte
Opernrepertoire Luft gemacht. Von den deutschen Opernpremieren der aktuellen Spielzeit,
die Eggert fleißig ausgezählt hat, stammten nur 63 von lebenden Komponisten.
Zugegeben: Ein Großteil unseres Repertoires entspringt dem 19. Jahrhundert, und ohne
Meisterwerke wie La traviata, Lucia di Lammermoor oder La Bohème wäre wohl auch kein
Spielplan denkbar. Dennoch dient die Staatsoper Hannover als Gegenbeispiel zu Eggerts
These, denn die Pflege der zeitgenössischen Oper wird hier groß geschrieben und mit besonderer Hingabe und Überzeugung betrieben. Ein besonderes Highlight ist in dieser Hinsicht die Uraufführung von Giorgio Battistellis Oper Lot, die noch bis Ende Mai auf dem
Spielplan steht. Die Produktion des Auftragswerks der Staatsoper Hannover (Libretto: Jenny
Erpenbeck) konnte in der Regie von Frank Hilbrich und mit Brian Davis in der Titelrolle einen großen Erfolg beim Publikum feiern. Auch die Medien waren begeistert (siehe Seite 18).
In dieser Spielzeit stand ein weiteres zeitgenössisches Werk auf dem Spielplan und eroberte
die Herzen des Publikums: Hans Werner Henzes Tier-Parabel Die englische Katze.
Dieser Liste wären noch die neuen Stücke hinzuzufügen, die in der Jungen Oper (ur)aufgeführt wurden, in dieser Saison sind es zwei von drei Neuproduktionen. Nach Mischa Tangians
Moby Dick zu Beginn der Spielzeit steht in diesem Monat die Neufassung von Detlev Glanerts
Leyla und Medjnun auf dem Programm. Kinder und Jugendliche sind übrigens, da zumeist
nicht »vorbelastet«, erstaunlich offen für Neue Musik.
Ruft man sich nun noch das Klangbrücken-Festival des Monats April in Erinnerung, das dem
Komponisten Wolfgang Rihm gewidmet war, wird einem bewusst, wie sehr die Neue Musik
an der Staatsoper gepflegt, gelebt und ja: geliebt wird. Das hannoversche Publikum ist diesen Weg sehr aufmerksam und interessiert mitgegangen, von Nonos Intolleranza 1960 bis
zu Glanerts Caligula. Mit Hans Werner Henzes Jungem Lord findet sich auch in der neuen
Spielzeit 2017/18, deren Programm Ende April veröffentlicht wurde, ein weiteres Werk der
Moderne auf dem Spielplan. Zwar weilt der Komponist nicht mehr unter den Lebenden und
taugt daher Moritz Eggerts strengen Maßstäben nicht – dafür ist er an der Staatsoper Hannover um so lebendiger, wovon sich das Publikum ab dem 2. September 2017 überzeugen
mag!
Dr. Olaf Roth
Presse und Kommunikation
02.03
FOYER
OPER
DER JUNGE LORD
Hans Werner Henze | ab 02.09.2017
In diesen Tagen erscheint das neue Spielzeitheft der Staatsoper mit den neuen, schon
sehnlich erwarteten Premieren – diesmal buchstäblich von Aida bis Zauberflöte! Mit dem
Maler Michael Hafftka konnte erneut ein international gefeierter Künstler gewonnen werden, der ausgewählte Werke zur Verfügung gestellt hat, damit diese in einen produktiven
Dialog mit den Opern- und Ballett-Neuproduktionen treten können. Auch das Konzertheft
mit dem umfangreichen sinfonischen Programm ist nun gratis an den Kassen in Opernund Schauspielhaus erhältlich, hier sind es die Virtual Landscapes des Fotografen Dieter
Seitz, die den Betrachter in ferne, fremde Räume entführen.
WILHELM TELL (KONZERTANT)
Gioachino Rossini | ab 31.10.2017
SALOME
DAPHNIS – LOST LOVE (UA)
Ballett von Jörg Mannes, Musik von Maurice Ravel und Philip Glass | ab 09.12.2017
MOVING LIGHTS
Choreographien von Nils Christe und Jörg Mannes, Musik von John Adams und Giovanni Sollima | ab 17.02.2018
17/18
MARILYN (UA)
Ballett von Jörg Mannes | ab 05.05.2018
JUNGE OPER
CLUB FIGARO
Jugendproduktion mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart u. a., ab 13 Jahren, Ballhof Eins | ab 20.10.2017
EIN SANFTER RIESE (DE)
Oper von Stephen McNeff, ab 6 Jahren, Ballhof Zwei | ab 09.02.2018
DIE DREI SPINNERINNEN (UA)
Musiktheater von Gregor A. Mayrhofer nach den Brüdern Grimm, ab 8 Jahren, Ballhof Eins | ab 06.04.2018
. Jun ge Ope r
Ope r . Bal lett
over Spielzeit
17/18
. Kon zer t
Spielzeit 15 16
Spielz
16/17
nnover.de
over Spielzeit
www.oper-ha
www.oper-ha
BALLETT
Staatsoper Hann
DIALOGUES DES CARMÉLITES
Francis Poulenc | ab 02.06.2018
Staatsoper Hann
e
Giuseppe Verdi | ab 14.04.2018
nnover.de
AIDA
Staatsoper Hannover
DIE ZAUBERFLÖTE
Wolfgang Amadeus Mozart | ab 13.01.2018
Spielzeit 15/16
Richard Strauss | ab 18.11.2017
www.oper-hannover.d
DER NEUE
SPIELPLAN
IST DA!
WEST SIDE STORY
Leonard Bernstein | ab 29.09.2017
04.05
OPER
STEFFI MIESZKOWSKI
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WUNSCHTRAUM
Zu Gaetano Donizettis Liebestrank
Wahre Liebe kennt nur Ausschließlichkeit. Einzig das geliebte Wesen vermag einem liebeskranken Herzen Erlösung von dessen
Sehnsucht gewähren, und um sich mit jenem Subjekt zu vereinen,
ist kein Opfer zu groß, keine Qual zu schmerzvoll. Selbst der Einsatz
des eigenen Lebens ist kein zu hoher Preis für jene einzige, glückspendende Verbindung, denn ohne den geliebten Anderen verliert
die eigene Existenz gänzlich an Bedeutung.
In Gaetano Donizettis komischer Oper Der Liebestrank, die 1832 am
Teatro alla Cannobiana in Mailand uraufgeführt wurde, tritt Nemorino als glühender Anhänger jenes geschilderten romantischen Liebesideals auf den Plan. Sein Herz verzehrt sich nach der schönen
und für ihn unnahbaren Adina, die eine völlig gegensätzliche Auffassung vertritt: ein steter Wechsel von Liebespartnern und die sich
daraus ergebenden pragmatischen, oberflächlichen Beziehungen
entsprechen ihrer Welt und ihrer Art zu lieben. Besteht die ernsthafte Gefahr, tiefergehende Gefühle zu entwickeln – Vorboten einer
ernsthaften Bindung – ergibt sich für sie zwangsläufig aus Gründen
des Selbstschutzes nicht nur das prompte Ende der Liebesbeziehung, sondern auch die Motivation, schnellstmöglich eine neue Verbindung einzugehen. Folgerichtig erteilt Adina dem bedingungslos
liebenden und ausschließlich auf sie fixierten Nemorino eine Abfuhr.
Nachdem dieser weder in der Lage ist, sein geringes Selbstwertgefühl (seinem Namen entsprechend, ein wortwörtliches Nichts) anderweitig auszugleichen, noch sich von Adina zu lösen vermag, bedarf es bei Donizetti eines besonderen Kunstgriffes, um ihn von
seiner idealisierenden Liebe, der Verehrung aus der Distanz, hin zu
einer wirklichen Liebesbeziehung zu führen.
Der Librettist Felice Romani, der das Textbuch nach Eugène Scribes
Libretto zu Aubers Le philtre (1831) schuf, exponiert zu Beginn des
Stückes mit Adina und Nemorino zwei gegensätzliche Charaktere.
Um am Ende des Stückes als Liebespaar vereint zu werden und so
dem Komödienschema Rechnung zu tragen, bedarf beider Verhalten
einer positiven Entwicklung. Die Konstellation des glücklosen
Schwärmers und der distanzierten Schönen sprengt Romani, indem
er ohne viel Federlesens einen Rivalen in Form des eitlen Protzes
Sergeant Belcore einführt, dessen Überheblichkeit Donizetti mit
Pauken und Trompeten unterfüttert. Wenngleich sich Adinas Interesse für jenen schwadronierenden Pfau (»Ich bin galant, ich bin
Sergeant«) in Grenzen hält, so ist er aufgrund seines Wesens und
Werbens zweifelsohne das Gegenstück zu dem schüchternen Nemorino und schon aus diesem Grunde interessant. Durch jene Bedrohung herausgefordert, setzt der Verzagte seine gesamte Hoffnung
auf ein Wundermittel, das ebenso wie der Liebestrank aus der vorgelesenen Erzählung von Tristan und Isolde bewirken soll, was dem
Hilflosen aus eigener Kraft nicht gelingen will: in Adinas Augen liebenswert zu erscheinen. Praktischerweise betritt der geschwätzige
Scharlatan Dulcamara in diesem Moment die Szene. Donizetti lässt
ihn im Parlando-Stil, wortgewandt und bestens vertraut mit den
menschlichen Schwächen, in Erscheinung treten. Aus der offensichtlichen Liebeskrankheit weiß er zielsicher Kapital zu schlagen.
Die Stimmung des Käufers hebt sich augenblicklich beim Erhalt
eines vermeintlichen Liebeselixiers, was Donizetti im ersten Duett
zwischen Dulcamara und Nemorino musikalisch mittels eines allegro vivace (»Obbligato! Son felice, son contento …«), dem Zusatz con
trasporto (mit Inbrunst) sowie eines notierten Höhenflugs bis zum g˝
auskleidet. Es ist der stärkste Kontrast zu Nemorinos sonst vorherrschender Liebesmelancholie, die sich später im zweiten Akt, in der
berühmten in b-Moll notierten Romanze »Una furtiva lagrima« auf
anrührende Weise niederschlägt. Der felsenfeste Glaube an garantierte Gefühlsänderung, die sich dank des Liebestranks binnen 24
Stunden bei Adina vollziehen soll, verleiht Nemorino das größtmögliche an Zuversicht und Energie. Die Tatsache, dass es sich bei der
wundertätigen Flüssigkeit um reinen Bordeaux handelt, bleibt ihm
ebenso verborgen wie der damit einhergehende Grund für seine
urplötzliche Heiterkeit.
Meisterhaft verknüpft Felice Romani die psychologisch motivierten
Reaktionen der Figuren mit simplen komödientypischen Wendungen, die dem Handlungsverlauf trotz ihres fiktionalen Charakters Plausibilität verleihen und die Weichen für das glückliche Ende stellen. Nemorinos neu gewonnene Selbst­sicherheit
lässt ihn eine veränderte Verhaltensweise an den Tag legen:
er ignoriert Adina, was die bis dahin Hofier­te zunächst verwundert und schließlich verärgert. Ihre Trotzreaktion schlägt
sich in der Einwilligung zur Hochzeit mit Belcore nieder, die
wiederum Nemorino am Ende des ersten Aktes in Verzweiflung stürzt.
Der Tod von Nemorinos Onkel zu Beginn des zweiten Akts
dient gleich auf mehreren Ebenen als Wendepunkt: Die Nach­
richt des segensreichen Erbes erreicht alle außer das noch
nicht vereinte Liebespaar. Als Nemorino im Ansehen aller
Damen steigt und plötzlich im Mittelpunkt des Interesses
steht, interpretiert er dies irrtümlich als Bestätigung für die Wir­
kung des Liebestrankes. Gleichzeitig leitet sich hieraus Adinas
Eifersucht sowie ihre gekränkte Eitelkeit ab, b
­ eides Motivation, um
06.07
OPER
BALLETT
BRIGITTE KNÖSS
WAS FÜR EIN MANN!
Heinrich der Achte von England ist Titelheld des neuen Balletts von Jörg Mannes
auf Belcores Drängen zur baldigen Hochzeit einzugehen. Noch ist
Adina nicht fähig, den wahren Wert einer Liebesbeziehung zu erkennen, stattdessen sucht sie in der Bestätigung ihres Selbstwerts
Zuflucht, konkretisiert durch die Verbindung mit Belcore, der ebenfalls einen hohen sozialen Status genießt. Die von Dulcamara initiierte Barkarole der Gondoliera Nina und des Senators Tredenti im
zweiten Akt – gezielt während der Hochzeitsvorbereitungen angestimmt – hat nicht zuletzt auch Adinas Wahl zwischen einer mit
Sozialprestige verbundenen Heirat und einer wahren Liebesbeziehung zum Thema. Das gute Ende von Donizettis Oper wird hier bereits vorweg genommen, nachdem die von Adina gesungene Gondoliera Nina der Liebesbeziehung den Vorzug gibt. Die Ungleichheit
des Paares war für das Publikum des 19. Jahrhunderts bereits aus
der Besetzung ersichtlich, in der Adina als reiche Pächterin eine hierarchisch höhere Position einnimmt als der arme Bauer Nemorino.
Bemerkenswert scheint allerdings, dass es, im Gegensatz zu beispielsweise Flotows 1847 komponierter romantisch-komischer Oper
Martha, in Donizettis Liebestrank zwar eines glücklichen Zufalls,
aber keiner deus ex machina-Lösung bedarf, um den ›sozialen Makel‹ des Ehegatten in spe am Ende des Stücks wettzumachen. Nemorinos reicher Onkel sowie das damit verbundene Erbe sind für die
glückliche Verbindung des Liebespaares wenn überhaupt, dann nur
von marginaler Bedeutung. Im Vordergrund steht vielmehr das Angleichen der beiden extremen Positionen, die unterschiedliche Liebeskonzepte repräsentieren.
Tobias Ribitzki fokussiert sich in seiner Lesart des Stückes auf Nemorinos schwärmerische Huldigung und setzt sie gleich mit der Verehrung eines Minnesängers, der in seiner Kunst ein idealisiertes und
stilisiertes Bild der »vrouwe« preist, das mit der realen Frau aber nur
wenig gemein hatte, oder mit Don Quixotes imaginiertem Minnedienst für Dulcinea. Der Mangel an Realitätsbezug sowie der unbedingte Glaube an die selbst imaginierte Illusion wird dahingehend
erweitert, dass Nemorino dem Illusionszauber einer Scheinwelt verfällt und die von ihm verehrte Sängerin als Projektionsfläche seiner
Wünsche und Träume fungiert. Seine Wunschvorstellung möchte er
mit einer solchen Vehemenz Realität werden lassen, dass er sich in
Adinas Sphäre, unter die Bühnendarsteller begibt, wo er das erhoffte
Glück zu finden sucht, während der künstliche Schein der Theaterwelt für die realen Zuschauer als Staffage klar erkennbar bleibt. Nemorinos Prinzip, sein unbedingter Glaube an die Existenz eines Liebestrankes wird dahingehend übersetzt als unbedingter Wille, die
Scheinwelt für bare Münze zu nehmen.
DER LIEBESTRANK
Komische Oper in zwei Akten von Gaetano Donizetti (1832)
Libretto von Felice Romani
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Parbs
KOSTÜME
Daniel Klein
Rebekka Zimlich
INSZENIERUNG
LICHT
Tobias Ribitzki
Elana Siberski
BÜHNE
Florian
CHOREINSTUDIERUNG
Dan
Ratiu DRAMATURGIE Steffi Mieszkowski ADINA Ania Vegry/Athanasia Zöhrer NEMO­
RINO
Robin Kim/Sung-Keun Park BELCORE Byung Kweon Jun/Matthias Winckhler
DULCAMAR A
Tobias Schabel / F rank Schneiders
GIANETTA
Anna-Doris Capitelli /
Karine Minasyan /Ylva Stenberg
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
EINFÜHRUNGSMATINEE
Sonntag, 28. Mai 2017, 11 Uhr, Laves-Foyer
ÖFFENTLICHE GENER ALPROBE
PREMIERE
Donnerstag, 1. Juni 2017, 18.30 Uhr
Samstag, 3. Juni 2017, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
Do, 08.06. | So, 11.06. | Do, 15.06. | Mi, 21.06. Fr, 23.06.17
Mit freundlicher Unterstützung
Mit uneingeschränktem Jubel begrüßt das Volk Henry Tudor auf
dem englischen Thron. Strahlend vor Kraft und Tatendrang überragt
der siebzehnjährige Monarch seinen Hofstaat um mehr als Haupteslänge. Beeindruckt von seiner Offenheit, seinem Selbstbewusstsein
und seinem blendenden Aussehen schenkt man ihm volles Vertrauen. Die Startposition Heinrichs des Achten ist fabelhaft, zumal
sein Vater ihm gut gefüllte Staatskassen und ein befriedetes Land
hinterlassen hat.
Der König begeistert sich für die Jagd und den sportlichen
Wettstreit – im Bogenschießen, Ringen, Tennis, Fußball
und vor allem im Turnier, wo er das gefährliche Lanzenstechen bevorzugt. Wenn Mitstreiter und Pferde längst
erschöpft sind, drängt es Henry zum Feiern, zu Tanz und
Glücksspiel. Seine Kondition scheint keine Grenzen zu
kennen. Doch der robuste
Mann stellt sich aus der
Nähe betrachtet ganz anders dar. Seine feinen Gesichts­züge, sein blasser Teint, kleiner
Mund und rotes Haar lassen ihn zart
und sensibel erscheinen. Hier offenbart sich der
feinsinnige, gebildete Renaissance-Mensch. Henry
spricht mehrere Sprachen, dichtet, musiziert und komponiert.
Schon mit neun Jahren war er selbstbewusst genug, den
berühmten Humanisten Erasmus von Rotterdam zu be­
ein­
drucken, später steht er mit ihm in jahrelangem Briefwechsel.
Große Erwartungen werden in den jungen Regenten
gesetzt. Die Untertanen wünschen
sich andauernden Frieden und ein sicheres Auskommen. Die Elite
hofft auf eine umsichtige Herrschaft im Sinne des Humanismus zum
Wohl der Menschen, offen für Neuerungen in Wissenschaft und
Technik, mit intellektuellem Austausch und Handel über die Grenzen hinweg. Für seine Streitschrift gegen den Reformator Martin
Luther wird Henry als Verteidiger des Katholizismus von Papst Leo X.
der Titel Fidei defensor verliehen. Nichts deutet darauf hin, dass er
sich ein Jahrzehnt später aus Eigennutz an die Spitze der
Church of England stellen wird. Getrieben von dem Willen,
die Dynastie der Tudors dauerhaft an der Macht zu halten,
besiegelt der König damit die Lossagung von
der römisch-katholischen Kirche.
08.09
BALLETT
BALLETT
JÖRG MANNES
WAS MICH AN HENRY
FASZINIERT
Die Unauflöslichkeit der Ehe wird gelockert, Schei­dung und Wieder­
verhei­ratung ermöglicht. Aber trotz seiner sechs Ehen bleibt Henrys
Bemühen um einen legitimen männlichen Thronfolger lange vergeblich. Nach seinem Tod wird sein einziger Sohn, der neunjährige
Edward, zum König gekrönt. Er stirbt nach nur sechsjähriger Regentschaft. Die beiden Töchter Mary und Elizabeth erreichen das
Erwachsenenalter und folgen nacheinander ihrem Bruder auf den
Thron.
Henrys Charisma beeindruckt sein Volk selbst dann noch, als der
Monarch seine Pflichten zugunsten privater Neigungen vernachlässigt. Hatte sein Vater Heinrich der Siebte als gewiefter Geldein­
nehmer den Staatshaushalt saniert, zeigt er selbst sein größtes Geschick darin, die Kassen zu leeren. Allen Warnungen zum Trotz gibt
er Unsummen für aussichtslose Militäraktionen aus, seine Hofhaltung und seine Prunksucht tun das Übrige. Henry beauftragt die besten
Architekten mit Neu- und Umbauten seiner Residenzen, die bedeutendsten Künstler lässt er für sich arbeiten, und er besitzt die zu
seiner Zeit größte Sammlung von Tapisserien. All dies geschieht zum
eigenen Vergnügen – aber auch, um Freunde und Feinde mit solcher
Pracht in Erstaunen zu versetzen. Der König umgibt sich mit einem
Beraterstab aus Klerikern, Diplomaten und Strategen, die England
als ernstzunehmende Macht neben Frankreich, Spanien und dem
römisch-deutschen Reich positionieren. Darüber hinaus fällt die
Geldbeschaffung in ihr Resort. Käufliche Titel und Ämter können
den Bedarf des Monarchen auf Dauer nicht sichern, deshalb werden
Kirchengüter enteignet, Klöster aufgelöst und ein ungeheurer Bilder­
sturm entfesselt.
Kein Masterplan liegt Henrys Handeln zugrunde, er lässt sich ganz
von seinen Launen leiten. Seine Interessen wie seine Gunst sind
abrupten Wechseln unterworfen – mit fatalen Folgen für die in Ungnade Gefallenen. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich der
Gesundheitszustand des Königs rapide. Die Auswirkungen einer
Malaria plagen ihn von Jugend an, und seit seinem 45. Lebensjahr
leidet er an den Folgen eines schweren Turnierunfalls, die ihn
zusehends verändern. Seine Leidenschaft für den Sport muss er
­aufgeben, stattdessen isst und trinkt er immer unmäßiger. Der einst
glänzende Hoffnungsträger wandelt sich zum brutalen, paranoi­
den Tyrannen. Henry wird immer unberechenbarer. Er fordert
unbe­
dingte Loyalität, sonst drohen Kerker oder Schlimmeres.
Zehntausende werden durch Erlass des Regenten zum Tode verurteilt, darunter mehrere seiner engsten Vertrauten und zwei seiner
sechs Ehefrauen. Seinem lang ersehnten Thronerben Edward hinterlässt Henry ein ausgeblutetes und verarmtes Königreich. Aller­
dings hat er mit der Loslösung vom Vatikan den entscheidenden
Impuls für die dauerhafte Souveränität des Inselstaates gegeben.
HENRY VIII
Ballett von Jörg Mannes
Musik von Mark Polscher (Uraufführung), Edward Elgar und Johann Sebastian
Bach (arr. Leopold Stokowski)
CHOREOGR APHIE Jörg Mannes MUSIK ALISCHE LEITUNG Andrea Sanguineti / Cameron­
Burns
BÜHNE
Zauner
Mathias Fischer-Dieskau
TON Christoph
Schütz
KOSTÜME
DR AMATURGIE
Alexandra Pitz
LICHT
Sascha
Brigitte Knöß
Ballett der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
UR AUFFÜHRUNG
Samstag, 6. Mai 2017, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
Do, 11.05. | Do, 18.05. | Mi, 24.05. | Sa, 27.05.
Fr, 02.06. | So, 04.06. (18.30 Uhr) | Di, 13.06. | Sa, 17.06. (zum letzten Mal in
dieser Spielzeit); jeweils 19.30 Uhr (wenn nicht anders angegeben)
Mit freundlicher Unterstützung
Henry VIII trat schon vor Jahren in mein Leben. Geweckt wurde
mein Interesse durch eine BBC-Sendung, die seinen Weg vom jugendlich-heldenhaften und sportlichen Idealherrscher zum fetten,
launischen, mörderischen Tyrannen dokumentierte. Mich fasziniert,
wie so eine Verwandlung vor sich geht, wie sich ein Bild völlig umkehren kann. Und nicht zuletzt interessiert mich die Frage nach der
Macht. Was bewirkt sie bei einem Menschen, und was stellt ein
Mensch mit ihr an?
Im Tanz als Darstellungsmittel kommen natürlich persönliche Gefühle stärker zum Ausdruck als abstrakte Gegebenheiten. Trotzdem
versuche ich, der Historie bis zu einem gewissen Grad gerecht zu
werden, indem ich sie episodisch als Aktion und Reaktion darstelle.
Ich schaue auf diesen Henry, der seit 470 Jahren tot ist, und sehe so –
wie durch einen Filter – die heutige Zeit und uns selbst.
Das Prinzip, zurückliegende Dinge und Vorkommnisse durch die
Brille der jeweiligen Zeit zu betrachten, spielte auch bei der Zusammenstellung der Musik eine Rolle. Werke von Johann Sebastian
Bach werden in Arrangements für Orchester von Leopold Stokowski
und in der Bearbeitung von Edward Elgar aufgeführt. In den 1920er
Jahren und danach entstanden, repräsentieren sie eine bereits historische Bach-Adaption. Daneben stellen wir neue Kompositionen
von Mark Polscher, der seinerseits jene Sichtweise reflektiert und in
Klangräume für Orchester und Elektronische Musik einbindet. Diese
unterschiedlichen Standorte und Farben sind mir in Verbindung zu
meiner Choreographie sehr wichtig.
10.11
JUNGE OPER
JUNGE OPER
SWANTJE KÖHNECKE
VORSTELLUNGSKRAFT FÜR DAS UNMÖGLICHE
Die wohl berühmteste Liebesgeschichte des Vorderen Orients kommt in der nächsten Premiere
der Jungen Oper auf die Bühne: Leyla und Medjnun, als »Märchen für Musik« des deutschen Komponisten Detlev Glanert.
Detlev Glanerts »Märchen für Musik op. 16«, vor 30 Jahren uraufgeführt, wird in einer überarbeiteten Fassung zu neuem
Bühnenleben erweckt. Dafür kehrte der inzwischen renommierteste deutsche Opernkomponist nach sieben großen Opern
zu seinem Frühwerk zurück. Im Gespräch mit Dramaturgin
Swantje Köhnecke gab der Komponist Auskunft über Entstehungsgeschichte, Stoff und Aktualität des Werkes.
Swantje Köhnecke: Leyla und Medjnun war dein erstes großes
Musiktheater-Stück, es entstand nach der Kammeroper Leviathan
(1985) als Auftragswerk der Münchener Biennale 1987/88. Wie ist
deine Erinnerung an diese Zeit vor 30 Jahren?
Detlev Glanert: Ich wollte immer Opern schreiben. Als ich 16 Jahre
alt war, hatte ich mit einer riesigen fünfaktigen Oper angefangen,
und bin nicht über die zweite Seite hinausgekommen. Insofern war
die Reduktion der Mittel durch Leviathan genau der richtige Einstieg. Direkt danach hatte ich angefangen mit meiner großen Oper
Der Spiegel des großen Kaisers, die ich ohne Chance auf eine Aufführung nur für mich geschrieben habe. Plötzlich kam Hans Werner
Henze und suchte für die 1. Münchener Biennale einen Komponisten
für diesen Stoff, Leyla und Medjnun. Den habe ich dann gelesen und
liebend gerne sofort zugegriffen, weil Komponisten aufgeführt sein
wollen. Musik existiert erst in dem Moment, wenn sie gespielt wird.
Alles andere ist eitle Augenwischerei. Und Bühnenerfahrung ist die
einzige Möglichkeit, um etwas zu lernen.
Durch Leyla und Medjnun habe ich eine Menge gelernt, weil ich
partiell auch gescheitert bin. Die Uraufführung dauerte viel zu lange,
über zwei Stunden. Als Michael Klügl mir angeboten hat, eine neue
Version für die Junge Oper Hannover zu erstellen, dachte ich, das ist
eine gute Gelegenheit, um all die alten Fehler wegzukriegen. Ich
habe das Ganze auf eine Länge von weniger als anderthalb Stunden
gebracht. Die Gesangsstimmen habe ich professioneller gesetzt, die
gesamte Dynamik und Phrasierung im Orchester verändert und ganze Partien neu instrumentiert. Aber den Gehalt des Stückes habe ich
nicht angetastet.
Köhnecke: Hans Werner Henze hat dich damals mit einer sehr konkreten Konzeption konfrontiert: ein Kulturen verbindendes Cross­
over-Projekt. Der Stoff war gewählt, das Libretto weit fortgeschritten. Wie bist du damit als junger Komponist umgegangen?
Glanert: Mit der Idee von Hans Werner Henze konnte ich mich sofort anfreunden. Der Stoff hat mich fasziniert: Nizāmi, die prächtige
Welt des Orients. Die Geschichte, die in dieser Welt spielt, ist auf ein
allgemein gültiges Grundproblem fokussiert: Zwei Menschen, die
sich lieben und nicht zueinander kommen können. Damit konnte ich
etwas anfangen.
Köhnecke: Welche Instrumente hast du eingesetzt, welche Klangwelt erwartet das Publikum?
Glanert: Ich wollte auf kleinstmöglichem Raum den größtmöglichen
Reichtum: alle fünf Streichinstrumente, Bläserquintett, dazu die Ud
als Zupfinstrument, Harfe, Klavier, Celesta und Schlagzeug …
Köhnecke: Reiches Schlagzeug – in der Partitur finden sich 19
Schlaginstrumente, dazu 14 verschiedene Gongs!
Glanert: Aber es waren mal 26 … in der Neufassung habe ich deutlich reduziert.
Köhnecke: Die Erfahrung deiner sieben großen Opern seit Leyla
und Medjnun ist also in die Überarbeitung eingeflossen.
Glanert: Ja, es ist so, wie Henze einmal sagte: Man nimmt als älterer Lehrer das eigene jüngere Ich an die Hand und zeigt ihm, wie
es geht. Man verbessert als respektvoller Älterer die grauenvollen
Fehler des Jüngeren. Und das ist sehr zwiespältig: In den unausgegorenen Momenten gibt es wunderbare Einfälle, denn die Imaginationsfähigkeit in der Jugend ist sehr viel größer als im Alter, aber die
Technik fehlt, sie auszudrücken.
Köhnecke: Zwischen den Szenen gibt es musikalische Übergänge
mit auskomponierter Musik für Ud, das Lauteninstrument aus dem
Vorderen Orient. Hattest du dich vorher schon mit orientalischer Musik beschäftigt?
Glanert: Nein. Aber ich habe mir von dem Ud-Spieler der Uraufführung so viele Noten geben lassen, wie er hatte. Die türkische Musik
hat ein ausgefeiltes Drittel- und Vierteltonsystem, das intonatorisch
mit unseren westlichen Instrumenten ungewollt kollidieren würde.
So hatte ich drei Möglichkeiten: mich diesem Tonsystem anzupassen, es in einem unaufgelösten Kontrast mit meiner Musik zusammenzufügen oder beide auseinanderzuhalten, und ich habe mich für
das letzte entschieden. So hat die Ud ihren Raum, mit Liedern, die
auf Leyla und Medjnun Bezug nehmen. Und die Zentraltöne dieser
Musik dienen als Scharniere in meiner Musik.
Köhnecke: Der Islamwissenschaftler Rudolf Gelpke schreibt im
Nachwort seiner Übersetzung von Leyla und Medjnun, dass ihre Liebe nicht tragisch im abendländischen Sinn sei. Sie können in dieser
Welt nicht zusammen sein und richten ihre Sehnsucht und Hoffnung
auf das Jenseits, »durchdrungen von mystischer Gläubigkeit«.
Glanert: Das sehe ich ganz anders. Die Geschichte ist unausweichlich und erfüllt alle Bedingungen der attischen Tragödie: Die Liebenden werden gleich am Anfang getrennt, damit sind die Kräfte so
divergierend angelegt, dass sie konsequent in Tod und Untergang
führen. Die Vision, dass es anders sein könnte, das könnte man als
orientalisch beschreiben, aber das gibt es auch in der westlichen
Kultur. Meine Autoren, Peter Schneider und Aras Ören, glaubten
nicht an den Schluss im Jenseits. Deshalb haben sie eine Rahmenhandlung geschaffen: Der Zenne, eine Zaubergestalt des alten osmanischen Theaters, imaginiert alles. Er muss diese Geschichte
nacherfinden, und seine Erfindung verselbstständigt sich. Das ist
das Wunderbare und Magische an diesem Stück. Die Figuren tun
nicht mehr das, was ihr Erfinder will, sondern sie führen ihm etwas
vor, von dem er sagt, so etwas habe es nie gegeben und werde es
nicht geben: die Liebe im Paradies. Er vergisst, dass die Menschen
das gerne möchten. Sie möchten sich das Unmögliche vorstellen
dürfen. Das ist eine große Antriebskraft: Sich vorzustellen, was nicht
stattgefunden hat, was man sich aber sehnlichst wünscht.
Köhnecke: Ein Märchen aus dem alten Orient zu spielen, wirft die
Frage nach dem Orient heute auf. Gibt es diese Geschichten noch?
Glanert: Ich fürchte, diese Geschichte spielt sich jeden Tag so ab.
Die Menschen, sofern sie nicht tot sind, leben dort in der Hölle. Und
es ist anzunehmen, dass es auch da Liebesgeschichten gibt, doch
die Grenzziehung läuft über Straßengrenzen oder zwischen Häusern. Die Geschichte, dass es zwei unterschiedliche Konzeptionen
von Liebe gibt, die ursprünglich mal etwas Gutes wollten, dass diese so gegeneinander stoßen, dass der Aufprall nur Tote macht, die
ist übersetzbar in jede Sekunde der jetzigen Existenz des Orients.
Das ist das grauenhaft Aktuelle an dem Stück.
12.13
JUNGE OPER
Zum Stück
Mit Leyla und Medjnun hat Detlev Glanert das berühmteste Märchen
des Vorderen Orients in Musik gefasst, das von dem persischen
Dichter Nizāmi im Jahr 1188 aus verschiedenen Fassungen einer
weit verbreiteten Legende in einem romantischen Liebesepos zusammengefasst wurde. Bis heute ist die unerfüllte Liebe von Leyla
und Medjnun im Vorderen Orient berühmter als Romeo und Julia in
der westlichen Hemisphäre. Ihre Liebe ist sprichwörtlich geworden:
»Man muss die Leyla mit den Augen des Medjnun sehen«, sagen
Iraner bis heute, wenn die Verliebtheit zweier Menschen anderen
unbegreiflich bleibt.
Leyla und Medjnun lieben sich. Ihre Familien stellen sich aber gegen diese Verbindung: Leylas Eltern wünschen sich einen anderen
Bräutigam für ihre Tochter; Medjnuns Vater sorgt sich, weil Medjnun
seine Liebe zu Leyla sogar über die Gottesliebe stellt. Die Menschen
bezeichnen den jungen Mann als Verrückten – auf Arabisch »mad­
schnūn«. Niemand kann Medjnun seine Liebe ausreden, und an
Worten wird er selbst reicher als alle anderen. Aus dem Schmerz der
Liebe erwachsen Verse, Medjnun wird ein »Sultan der Worte«, ein
großer Poet. Er zieht sich zurück in die Wüste, seine Verse werden
paradoxer, verwirrender, fast bedrohlich in ihrer verführerischen
Kraft. Doch ist nicht auch die Liebe paradox und verwirrend? Derweil muss Leyla den für sie vorbestimmten Bräutigam heiraten und
hoffen, dass der Wind ihre Klagen und ihr unendliches Sehnen zu
Medjnun in die Wüste hinausträgt. Erst der Tod macht ihre Liebe
unsterblich, verbunden mit der Hoffnung auf eine Liebe im Paradies.
Nur in sechs Vorstellungen im Mai ist Leyla und Medjnun zu sehen,
Sebastian Welker (Die Hoffmann-Show, Zaide) inszeniert die tragische Liebesgeschichte für Jugendliche ab 13 Jahren.
LEYLA UND MEDJNUN
Märchen für Musik op. 16 von Detlev Glanert (1987/88)
WIE IN BAYREUTH
DIE FRIST IST UM
Uraufführung der Neufassung (2016)
Festlicher Opernabend Der fliegende Holländer mit Thomas J. Mayer und Camilla Nylund
Wagners Holländer im Todestrakt
Im Sommer 2017 zieht es Thomas J. Mayer
wieder auf den Grünen Hügel, wo er bei den
Bayreuther Festspielen Wanderer, Telramund und Holländer singen wird. Bei einem
festlichen Opernabend (18. Juni 2017, 18.30
Uhr) singt er die Titelpartie im Holländer. Als
Senta ist das ehemalige hannoversche Ensemblemitglied Camilla Nylund – inzwischen
weltweit erfolgreich – zu erleben. Wie immer findet im Anschluss an die Vorstellung
im Marschner-Saal eine Autogrammstunde
statt.
Eine ungewöhnliche Auseinandersetzung
mit Richard Wagners Oper Der fliegende
Holländer ist im Juni im Ballhof Eins zu erleben. In ihrem Projekt ziehen Volker Bürger
und Stefan Wiefel eine Parallele zwischen
einem Häftling, der seit über 20 Jahren in
Texas in der Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet, und dem Fliegenden Holländer,
der zu ewigem Umherirren verdammt ist
und den nur die Liebe einer Frau erlösen
kann. Ein Sänger- und ein Sprecherpaar erkunden auf Basis eines realen Briefwechsels
und Arien aus Wagners Holländer die Abgründe eines Lebens in der Todeszelle und
die Sehnsucht nach Erlösung von einer
großen Schuld. Können wir Erlösung in
einem anderen Menschen finden?
Libretto von Aras Ören und Peter Schneider nach dem Epos von Nizāmi
ab 13 Jahren
MUSIK ALISCHE LEITUNG
BÜHNE UND KOSTÜME
Siegmund Weinmeister
Rebekka Zimlich
INSZENIERUNG
CHOREOGR APHIE
Sebastian Welker
Grazyna Przybylska-­
Angermann DRAMATURGIE Christopher Baumann, Swantje Köhnecke MUSIKTHEATER­
PÄDAGOGIK
LEYL A
Maike Fölling
Karine Minasyan MEDJNUN Edward Mout ZENNE Matthias Buss IN WEITEREN
ROLLEN
Marlene Gaßner, Anna Mengel, Ylva Stenberg, Michael Chacewicz, Uwe
Gottswinter, Gihoon Kim und Jan Szurgot
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
PREMIERE
Freitag, 12. Mai 2017, 19.30 Uhr, Ballhof Eins
WEITERE VORSTELLUNGEN
ZUM LETZTEN MAL
Mi, 17.05. | Do, 18.05. | Mi, 24.05. | Do, 25.05.17
Sa, 27.05.; jeweils 19.30 Uhr
»EVITA« IN STAR­BESETZUNG
Andrew Lloyd Webbers Welterfolg in Hannover
Mit freundlicher Unterstützung
DIE FRIST IST UM
Ein dokumentarisches Opernprojekt
LEITUNG UND KONZEPT
AUSSTATTUNG
Volker Bürger, Stefan Wiefel
Birgit Klötzer, Dennis Ennen SPRECHER
Isabelle Barth, Stefan Wiefel
SÄNGER
Caroline Mel-
zer (Senta), Hans Gröning (Holländer)
KL AVIER
Yun
Qi Wong
SPRACHLERNKLASSEN EROBERN DIE JUNGE OPER
PREMIERE
22. Juni 2017, Ballhof Eins, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNG
Musik und Sprache als verbindende Formen der Kommunikation stehen im Mittelpunkt eines interkulturellen Projektes, das die Staats­
oper Hannover und die Hochschule für Musik, Theater und Medien
Hannover im Frühjahr 2017 für Sprachlernklassen weiterführender
Schulen rund um die Vorstellungen von Leyla und Medjnun anbieten. Studierende besuchen ein mehrtägiges Blockseminar unter Anleitung von Prof. Dr. Andrea Welte, Leiterin des musikpädagogischen
Seminars der HMTMH, und Maike Fölling, Leiterin der Musiktheaterpädagogik und der Jungen Oper an der Staatsoper Hannover. In diesem Rahmen entwickeln sie ein Workshop-Konzept zur Vermittlung
der Oper an Sprachlernklassen. Insgesamt sechs Gruppen von vier
Schulen, der IGS Büssing weg, der KGS Neustadt, der Geschwister-
Scholl-Schule Seelze und der Robert-Koch-Realschule Langenhagen, werden das Angebot aus Workshop, Opernbesuch und Nachbesprechung kostenlos in Anspruch nehmen können. In Sprachlernklassen weiterführender Schulen lernen Jugendliche, die gerade
nach Deutschland gekommen sind, die deutsche Sprache, bevor sie
am Regelunterricht teilnehmen.
Mit freundlicher Unterstützung
Vom 27. Juni bis 9. Juli 2017 gastiert Evita an der Staatsoper. Als eines der erfolgreichsten
Musicals aus der Feder von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice wurde Evita mit dem Olivier- und dem Tony- ausgezeichnet und begeistert bis heute auf den größten Bühnen dieser
Welt. Bill Kenwrights und Bob Tomsons Produktion erzählt in prächtigen Panoramen und
monumentalen Bildern von den eindrucksvollen Lebensstationen der legendären First Lady
Argentiniens. Das Publikum erlebt die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau zwischen
Liebe und Macht hautnah. Eins ist schon jetzt sicher: Jeder Zuschauer wird das Opernhaus
mit dem Evergreen »Don’t cry for me, Argentina!« auf den Lippen oder im Ohr verlassen!
PREVIEW
Dienstag, 27. Juni 2017 PREMIERE
Mittwoch, 28. Juni 2017 WEITERE VORSTELLUNGEN
bis 09.Juli 2017
24.06.17, 19.30 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturbüros der
Landeshauptstadt Hannover, der Nds. Sparkassenstiftung Hannover, der Sparkasse Hannover (gefördert aus Mitteln der Lotterie Sparen + Gewinnen),
der Stiftung Edelhof Ricklingen V. J. v. der Osten,
der Karin André Stiftung und des Richard WagnerVerbandes Hannover e. V.
Kooperation mit der Staatsoper Hannover
14.15
JUNGE OPER
DIE MACHT DES SCHICKSALS
Oper von Giuseppe Verdi
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Gregor Bühl
Frank
INSZENIERUNG
Hilbrich BÜHNE Volker Thiele KOSTÜME Gabriele Rupprecht
CHOR
Dan Ratiu
MARCHESE VON CALATRAVA
CHRISTOPHER BAUMANN
LAUTE DER NATUR
DON CARLO DI VARGAS
Xavier Moreno
PREZIOSILLA
GUARDIANO
Brian Davis
ALVARO
Khatuna Mikaberidze
PATER
Shavleg Armasi FRA MELITONE Joachim Goltz/
Karel Martin Ludvik CURRA Marlene Gaßner/Danuta Volpe
ALCALDE
Werke von Mahler, Bersa und Strauss beim Konzertfest
Daniel Eggert MASTRO TRABUCO Gevorg Aperánts
EIN CHIRURG
Bevor der morgendliche Berufsverkehr einsetzt, bevor man das Küchenradio mit seiner Musik aus der Konserve anschaltet, bevor das
Gewirr menschlicher Stimmen und Klingeltöne von Mobiltelefonen
in Stadtbahn und Büro die Ohren verstopft, ist es da: Das Zusammenklingen der Stimmen der erwachenden Natur – eine Sinfonie im
ursprünglichsten Sinne. Wer jedoch nicht das Glück hat, im Umfeld
seiner Wohnung ein Stück Natur vorzufinden, oder wer die frühen
Morgenstunden noch im Zustand des seligen Schlummerns verbringen darf, sollte der Einladung des Niedersächsischen Staatsor­ches­
ters Hannover und seines Generalmusikdirektors Ivan Repušić folgen, beim 8. Sinfoniekonzert zum Abschluss der Saison ganz
be­son­deren Naturlauten zu lauschen.
Gustav Mahler, dessen 1. Sinfonie D-Dur als Hauptwerk in der zweiten Konzerthälfte auf dem Programm steht, verstand unter »Naturlaut« freilich mehr als nur das allmorgendliche Konzert von Vogelund Insektenstimmen, wie er in einem Brief offenbarte: »Daß diese
Natur alles in sich birgt, was an Schauerlichem, Großem und auch
Lieblichem ist (...), davon erfährt natürlich niemand etwas. Mich berührt es ja immer seltsam, daß die meisten, wenn sie von ›Natur‹
sprechen, nur immer an Blumen, Vöglein, Waldesduft etc. denken.
Den Gott Dionysos, den großen Pan kennt niemand. So: da haben
Sie schon eine Art Programm – d. h. eine Probe, wie ich Musik mache. Sie ist immer und überall nur Naturlaut!«
Wie der erste bläuliche Schimmer am Horizont geben die hohen
Streicher mit einem ätherisch schwebenden, langgehaltenen Ton
dem ersten Satz der Sinfonie eine erste Ahnung des Tageslichts;
verschiedene melodische Ereignisse reihen sich aneinander: die
traditionell mit dem Gott Pan assoziierten Holzbläser intonieren
erste Fanfaren und imitieren Vogellaute, eine sentimentale Hornmelodie tritt dazu, um das idyllische Naturbild zu komplettieren. Ursprünglich war dieser Abschnitt von Mahler programmatisch überschrieben mit dem Hinweis »Frühling und kein Ende ... Die Einleitung
stellt das Erwachen der Natur aus langem Winterschlafe dar«, einem
Zitat aus Jean Pauls Roman Titan, welcher der gesamten Sinfonie
ihren Beinamen verlieh.
Als Jahre später die Drucklegung der Sinfonie vorbereitet wurde,
tilgte Mahler diese und ähnliche Satz-Überschriften aus Sorge vor
Festlegungen und verengter Interpretationen sowie einen mit Blumine
überschrieben Satz zwischen Eröffnungs- und dem heutigen zweiten Satz. Einzig dem ersten Satz ist neben der Tempobeschreibung
»Langsam. Schleppend« ein Zusatz beigegeben: »Wie ein Natur­laut«.
Damit hebt Mahler subtil die Bedeutung dieser Einleitung heraus,
eine Bedeutung, die sich überraschend, weil retrospektiv vom Final-
Michael Dries LEONORA DI VARGAS
Brigitte Hahn
satz her gesehen ergibt: Wirken die Anlage der Einleitung und das
vorherrschende Quartmotiv geradezu simpel, so soll es sich als der
Ursprung aller wesentlichen Themen der Sinfonie entpuppen.
Auch die beiden Werke der ersten Konzerthälfte verbinden naturhafte Klänge und Orchesterfarben. Wie Gustav Mahler studierte der
1873 in Dubrovnik geborene Blagoje Bersa in Wien Komposition bei
Robert Fuchs, und wie Mahler war Bersa der Natur stark zugewandt,
was sich in seiner Sinfonischen Dichtung Suncˇana polja (Sonnige
Felder) niederschlug. Es gilt heute als eines der berühmtesten kroatischen Orchesterwerke aus der Übergangszeit zum 20. Jahrhundert
und wartet mit saftigem Hörnerklang auf.
Die naturgemäße Dominanz des Soloinstruments sowie der Umstand,
dass es ebenfalls ein »Erstling« ist, verbinden das 1. Hornkonzert
von Richard Strauss mit Mahlers Sinfonie. Strauss widmete es seinem Vater, seines Zeichens Solohornist der königlich bayerischen
Hofkapelle, der ihm den Weg in die Welt der Musik geebnet hatte.
Das konzise Jugendwerk, das der frisch gebackene Abiturient in den
Jahren 1882 /83 komponierte, weist stilistisch noch auf Mendelssohn und Weber hin, doch deutet es durch außergewöhnliche
Klangfarbenmischungen und Motivverwandtschaft auf den Stil der
reifen Tondichtungen voraus.
Das Wetter mag im hannoverschen Sommer so manches Naturerlebnis im Freien vereiteln – mit dem Besuch des Konzertfestes bietet
sich die Gelegenheit, auf »Nummer sicher« zu gehen: Das Kammermusikprogramm in den Foyers des Opernhauses lädt während der
verlängerten Konzertpause zu einem musikalischem Spaziergang,
und bei gutem Wetter kann der Abend auf dem Opernhausbalkon
bei einem sommerlichen Getränk ausklingen.
8. SINFONIEKONZERT
KONZERTFEST »NATURLAUTE«
BLAGOJE BERSA
Sunčana polja (Sonnige Felder) (1919)
RICHARD STR AUSS
GUSTAV MAHLER
DIRIGENT
Konzert für Horn und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 11 (1882/83)
Sinfonie Nr. 1 D-Dur Titan (1884–88)
Ivan Repušić
SOLIST Radovan
Vlatković (Horn)
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Samstag, 24. Juni 2017, 19 Uhr
Sonntag, 25. Juni 2017, 17 Uhr
Marek Durka/ Mohsen Rashidkhan
Chor und Extrachor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
WIEDERAUFNAHME
Freitag, 9. Juni 2017
WEITERE VORSTELLUNGEN
Mi, 14.06. | Do, 22.06.;
jeweils 19.30 Uhr
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Mit freundlicher Unterstützung
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16.17
KINDER
KINDER
VON HELDEN, ZAUBERLEHRLINGEN UND
ZELTLAGER-KINDERN
Die Tanz- und Musiktheater-Clubs der Staatsoper Hannover laden zu ihren selbstentwickelten
Produktionen ein
Der Sommer naht! Und mit
ihm die alljährlichen
Club-Vorstellungen, die den
krönenden Abschluss
monatelanger Probenarbeit
bilden. Seit September
vergangenen Jahres improvisieren, tanzen, musizieren,
singen und spielen die
insgesamt knapp 50 Kinder
und Jugendlichen des
Club XS, Club XL und Club
Tanz ­je einmal wöchentlich
und in intensiven Proben­
wochen­enden. Im Laufe
der Monate haben sie dabei
unter professioneller
Anleitung künstlerisches
Handwerk erlernt, individuelle Ausdrucksweisen
erforscht, Ideen gesponnen
und schließlich eigene
Musik­theater- und Tanzproduktionen entwickelt. Sie
entführen – jede auf eigene
Weise – in phantastische
Welten und laden zum Mit­fiebern, Nachdenken und
Träumen ein. Und wer dabei
Lust bekommt, ab nächster
Spielzeit selbst mitzuwirken,
kann sich ab Mitte August
anmelden.
CLUB XL (16 BIS 21 JAHRE): »JASON UND DIE ASTRO­
NAUTEN ODER DIE SUCHE NACH DEM GOLDENEN VLIES«
König Äson wurde von seinem Bruder Pelias vertrieben. Seinem
Sohn Jason wird somit das Anrecht auf seinen Thron geraubt. Jason
fordert jedoch sein Erbrecht ein. So wird er auf die Reise geschickt,
das Goldene Vlies zu finden. Nur dann darf er den Thron zurück
verlangen. Doch diese Reise ist verbunden mit vielen Gefahren.
Die Jugendlichen des Club XL haben diese Reise ganz neu definiert.
Gerade im jungen Alter stellt sich oft die Frage nach der Zukunft.
Während der Erarbeitung von Jason und die Astronauten durchlebten die Jugendlichen ihre eigene kleine Reise. Wie wichtig und
wie realistisch ist es, seine Zukunft genauestens zu planen? Sollte
man sich auf einen einzigen Traum beschränken? Lohnt es sich, in
Ungewissheit ein Ziel anzustreben und dabei die vielen Facetten,
die das Leben bietet, zu übersehen oder auszublenden? Kann nicht
jeder ein wenig mehr aus sich herausholen, als nur eine geradlinige
Spur zu verfolgen?
Diesen Fragen wird szenisch und musikalisch auf den Grund gegangen. Die Gruppe junger Heldinnen und Helden macht sich also auf
die Suche nach dem Goldenen Vlies. Dabei sind sie gefangen in
einem Raum, nur in diesem kann ihre Suche erfolgreich sein. Trauen
Sie sich, die Gruppe auf ihrer Reise zu begleiten?
JASON UND DIE ASTRONAUTEN
ODER DIE SUCHE NACH DEM GOLDENEN VLIES
CLUB XS (8 BIS 11 JAHRE): »TICK, TACK, C’EST LA VIE!«
CLUB TANZ (10 BIS 13 JAHRE): »ZAUBERLEHRLINGE«
Es ist der letzte Abend im Zeltlager. Alle Kinder würden am liebsten
noch viel länger Urlaub machen. Also beschließen sie, die noch verbliebene Zeit so intensiv wie möglich auszukosten, versammeln sich
ums Lagerfeuer und beginnen, sich gegenseitig Geschichten zu erzählen. Denn beim Geschichten-Erzählen vergeht die Zeit langsamer!
Es wird eine Nacht, in der sich die Kinder auf die Suche nach dem
Wesen der Zeit begeben. Dabei kommt es zu Begegnungen mit indischen Gottheiten, riesigen Verwaltungsapparaten und gefährlichen
Werwölfen. Und über allen Geschichten schwebt die Frage: Wie gehen wir mit der uns zur Verfügung stehenden Zeit um?
Diese Frage bildete den Ausgangspunkt zahlreicher philosophischer
Überlegungen und spielerischer Improvisationen zum Thema Zeit.
Trotz ihrer jungen Jahre haben die Kinder des Club XS nämlich einen bemerkenswerten Zugriff auf das zunächst abstrakt wirkende
Motiv: Wann verwandeln sich zu viele Hobbies in Freizeitstress?
Warum haben Eltern oft so wenig Zeit für ihre Kinder? Und dafür
Großeltern oft umso mehr? Warum kriecht die Zeit manchmal im
Schneckentempo dahin, wenn man sich langweilt und vergeht wie
im Flug, wenn man Spaß hat? Diesen und weiteren Fragen gehen
die Kinder bei ihren phantasievollen Lagerfeuergeschichten auf
den Grund.
Erzählungen von Magie und Zauberei üben seit jeher auf viele von
uns eine gewisse Faszination aus. Wer hat sich nicht schon einmal
gefragt: Was wäre, wenn ich zaubern könnte? Wenn es Magie wirklich gäbe? Was würde ich tun? Wenn ich mich in ein Tier verwandeln könnte, was für eines wäre ich dann?
Im diesjährigen Club TANZ beschwören 11 Zauberlehrlinge die sie
umgebenden Elemente, brauen Zaubertränke, geraten in unerwartete Situationen und zaubern sich in fremde Welten. Auf ihrem Weg
stellen sie sich gemeinsam magischen Prüfungen und Aufgaben:
Wie kommt man zum Beispiel aus einer Kristallkugel heraus oder
findet Leuchtsteine im Zauberwald? Was passiert, wenn man sich
bei einem Zauber ein wenig vertut und plötzlich in der Urzeit wiederfindet? Kennt jemand den richtigen Umkehrspruch zum Zurückkehren?
Allen ist klar, dass sie nur gemeinsam alle Aufgaben lösen können,
denn jeder von ihnen übt eine besondere Magie aus und verfügt
über spezielle Fähigkeiten. Die Magie der Musik, das Ergänzen ihrer
Kräfte und unermüdlicher Einfallsreichtum treibt die Lehrlinge voran. Mit jedem gelungenen Zauber kommen sie ihrem gemeinsamen
Ziel näher: Jungzauberer zu werden.
TICK, TACK, C’EST LA VIE!
Eine Produktion des Club XS der Staatsoper Hannover
LEITUNG
Ann-Kathrin Büdenbender
MATURGISCHE MITARBEIT
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Aylin Karaaslan
MIT WIRKENDE
Fabian Bender
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
GESAMTLEITUNG UND TEXT
MITARBEIT
Sophie Luther
Kirsten Corbett
MIT WIRKENDE
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Barbara Sielaff
PREMIERE
Samstag, 6. Mai 2017, 17 Uhr, Probebühne 2
WEITERE VORSTELLUNGEN
So, 07.05., 14 Uhr und 08.05., 17 Uhr
Freitag, 16. Juni 2017, 18 Uhr, Probebühne 2
WEITERE VORSTELLUNGEN
PREMIERE
Samstag, 13. Mai 2017, 17 Uhr, Probebühne 2
WEITERE VORSTELLUNGEN
So, 14.05., 15 Uhr und Mo, 15.05., 17 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung
Mit freundlicher Unterstützung
MIT WIRKENDE
Kinder des Club TANZ im Alter von zehn bis dreizehn Jahren
25 Kinder des Club XS im Alter von acht
bis elf Jahren
PREMIERE
Bettina Stieler CHOREOGR APHIE Bettina Stieler in Zusam-
menarbeit mit den Kindern und Jugendlichen des Club TANZ
DR A­
9 Teilnehmer des Club XL
im Alter von 16 bis 21 Jahren
ZAUBERLEHRLINGE
Eine Produktion des CLUB TANZ der Staatsoper Hannover
Sa, 17.06., 18 Uhr und So, 18.06., 17 Uhr
11
18.19
OPER
OLAF ROTH
MAIKE FÖLLING
FLUCHT UND ZUFLUCHT
OPEN STAGE
Lesung mit der Lot-Librettistin Jenny Erpenbeck im Laves-Foyer
Junge Ensembles stürmen das Opernhaus
Sie zählt zu den großen deutschsprachigen Literatinnen unserer
Tage, die aus Ostberlin stammende Erfolgsautorin Jenny Erpenbeck.
Großen Anklang fand ihr Libretto zu Giorgio Battistellis Oper Lot, die
noch bis Ende Mai im Opernhaus zu sehen ist. Bei ihrer Neuerzählung der bekannten Geschichte aus dem Alten Testament um den
Untergang der Städte Sodom und Gomorrha setzt Erpenbeck ganz
eigene Akzente und bringt dem Zuschauer von heute die Geschichte dadurch nahe. Im Rahmen einer Lesung im Laves-Foyer präsentiert sich die preisgekrönte Schriftstellerin mit eigenen Werken.
Insbesondere mit Gehen, ging, gegangen, einem Roman, der sich
mit der Flüchtlingsproblematik auseinandersetzt (und 2019 in Niedersachsen Abiturthema ist), machte Erpenbeck zuletzt nachdrücklich auf sich aufmerksam.
21 Bands, Orchester und Ensembles werden bei open stage,
der Jugendkonzertnacht in der Staatsoper Hannover, das
Opernhaus erobern. Nach der Eröffnung durch das Niedersächsische Staatsorchester Hannover gehören am 10. Juni 2017
fünf Bühnen im Haus und auf dem Laves-Balkon jungen Musikern aller musikalischen Richtungen. Auf der großen Bühne
mit dabei ist erneut das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Hannover. Maike Föllig sprach mit Thomas Aßmus, Leiter des Ensembles.
FLUCHT UND ZUFLUCHT – LESUNG MIT JENNY ERPENBECK
Montag, 8. Mai 2017, 19.30 Uhr, Laves-Foyer
GELOBTER »LOT«
SING MIT »LOT«
Pressestimmen zur Battistelli-Uraufführung
Publikumschor widmet sich der Uraufführung
Es kommt nur selten vor, dass eine Opern-Uraufführung minutenlange »Standig Ovations« erntet. Bei Lot aber überschlug sich das
Premierenpublikum förmlich. Auch die Presse äußerte sich sehr positiv zu dieser überregional vielbeachteten Oper. »Der Regisseur
Frank Hilbrich hat die vielschichtige Parabel als ein beklemmendes
Traumspiel und verstörendes Experiment inszeniert«, schreibt die
Frankfurter Allgemeine Zeitung und lobt auch die musikalische Ausführung: »Mit dem Niedersächsischen Staatsorchester gelingt Mark
Rohde eine fesselnde Aufführung. Im Mittelpunkt des ausgezeichneten Ensembles stehen Brian Davis als Lot, Khatuna Mikaberidze als
Frau und Dorothea Maria Marx in der Partie der ersten Tochter.«
Während die Süddeutsche Zeitung die politische Dimension von
Jenny Erpenbecks Libretto hervorhob – »Die aktuelle politische Brisanz der biblischen Episode liegt auf der Hand« –, befassten sich
andere Medien sogar mit der gattungsgeschichtlichen Relevanz der
neuen Battistelli-Oper: »Die Aufführung zeigte einmal mehr, dass es
die moderne Oper nicht gibt«, schrieb die neue musik zeitung und
konstatierte im Gegenteil »eine manchmal unübersehbare Vielzahl
von Ansätzen«.
Bereits zum zwölften Mal finden sich am 15. Mai sangesfreudige
Besucherinnen und Besucher zusammen, um gemeinsam mit einem
Ensemblemitglied der Staatsoper zu singen. Diesmal mit dabei ist
Mezzosopranistin Mareike Morr, die in Battistellis Lot eine (Wut-)
Bürgerin Sodoms spielt. Die Bewohner der Stadt dominieren den
ersten Akt der Oper und bilden den Gegenpol zur tugendhaften
Titel­figur. Entsprechend lautet das Motto des Publikumschors im Mai
»Der Fluch des Gerechten«. In lockerer Atmosphäre werden sowohl
ein Ausschnitt aus Lot als auch Stücke quer durch alle Genres rund
um das Thema angestimmt. Mitmachen kann jeder, der gerne singt –
unabhängig von den musikalischen Vorkenntnissen.
Montag, 15. Mai 2017, 19 bis 21 Uhr, Laves-Foyer
Sie haben sich nach 2014 noch einmal für die open stage beworben. Die Motivation für die Orchestermitspieler, hier in der Oper
aufzutreten, ist einfach sehr groß!
Was ist anders als bei anderen Konzerten? Die Atmosphäre für die
Jugendlichen ist überwältigend. Sie haben das Gefühl, sehr ernst
genommen zu werden, und dadurch, dass viele Zuhörer da sind,
entsteht einfach riesiger Spaß am Spielen.
Welche Rolle spielt für Sie der Aspekt des Zuhörens? Das Niedersächsische Staatsorchester zu hören ist natürlich immer wieder toll.
Welche Gruppen sich unsere Musiker beim letzten Mal außerdem
angehört haben, kann ich Ihnen gar nicht sagen. Jeder hat hier sehr
individuelle Eindrücke mitgenommen.
Was ist denn aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung? Die
Herausforderung an sich ist, dass die Jugendlichen die Konzentration auf das Spiel behalten, denn die Situation auf einer so großen
Bühne in einem so großen Saal ist eine völlig andere als in der
Schulaula. Das ist etwas, wofür sie auch den Kopf frei bekommen
müssen. Aufzutreten ist etwas, woran wir generell arbeiten müssen.
Wie verhalte ich mich auf der Bühne? Das wird in einer Musikschule natürlich anders trainiert als bei Profis, denen das durch das Studium mitgegeben ist.
Was spielen Sie denn eigentlich? Wir werden zwei Ungarische
Tänze von Johannes Brahms und den Danzon No.2 von Arturo Marquez spielen. Die Programmauswahl macht bei uns ein Lehrerteam,
aber natürlich sind Vorschläge von den Jugendlichen immer sehr
willkommen!
Im Vorfeld der open stage bekommen Sie ja zusätzlich Besuch
von Musikern des Niedersächsischen Staatsorchesters. Können
Sie erklären, was es mit diesen »Orchesterlotsen« auf sich hat?
Letztes Mal haben wir sehr gute Tipps bekommen, nicht im Sinne
von »Mach das mal alles ganz anders«, sondern sehr unterstützend
und hilfreich. Diesmal haben wir das große Glück, so hat mir Michael Kokott, der die Orchesterlotsen organisiert, schon mitgeteilt,
dass wir gleich zweimal Besuch bekommen. Das finden wir natürlich
ganz toll, zumal ich weiß, dass beide Kollegen die kommen, eine
sehr große Affinität zur Arbeit mit Jugendlichen mitbringen. Frank
Dumdey kenne ich schon aus der Arbeit beim Landesjugendsin­
fonieorchester und Peter Meiers Tochter spielt im Orchester.
Was ist das Besondere an Ihrem Orchester? Wer spielt mit?
­Musikinteressierte Jugendliche von 13 bis 18 Jahren, die aus der
Musikschule oder dem Umfeld kommen, und die Lust haben am
klassischen Orchestermusizieren. Sie möchten erste Orchestererfahrung sammeln und schätzen das Orchesterspiel auch wegen des Gemeinschaftserlebnisses sehr.
OPEN STAGE
Samstag, 10. Juni 2017, 18 Uhr
20.21
FUNDUS
AUS DEN ABTEILUNGEN
HELENAMIESZKOWSKI
STEFFI
SCHEELE
IN DER »PREMIEREN­FABRIK« EIN MUSIKALISCHER
Ungewohnte Einblicke im Probenzentrum Bornum
VATERTAGSGRUSS
beim Tag der offenen Tür
Ensemblemitglied Carmen Fuggiss blickt ins »Familienalbum«
Zum Vatertag präsentieren Sopranistin Carmen Fuggiss und ihr bewährter Klavierbegleiter Jonathan Seers ein Programm, das Glück
und Unglück von Familienbeziehungen erforscht. Neben Liedern
von Franz Schubert, Robert Schumann und Johannes Brahms erklingen Chansons von Friedrich Hollaender, Noël Coward und Bobby
Timmons sowie gesprochene Texte.
FAMILIENALBUM
Liederabend mit Carmen Fuggiss und Jonathan Seers
Donnerstag, 25.05.17, 19.30 Uhr, Cumberlandsche Galerie
Zum ersten Mal öffnet das Proben- und Logistikzentrum des Staatstheaters in der Bornumer Straße 152 a seine Pforten für die theaterinteressierte Öffentlichkeit: Am Samstag, 6. Mai, von 12 bis 17
Uhr können die Besucher erleben, wie Theater entsteht.
Nur wenigen Zuschauern ist das Probenzentrum in Bornum bekannt,
von außen ein schmuckloser Zweckbau. Und doch wird hier ein
Großteil dessen produziert, was später auf der Bühne zu sehen ist.
Hier entstehen Bühnenbilder und Requisiten, und hier wird auch für
die einzelnen Opern- und Schauspielproduktionen geprobt. Beim
Tag der offenen Tür erhält man Einblick in die aufwändigen Vorbereitungen im Umfeld einer Theaterpremiere. Im Rahmen einer öffentlichen Probe zur Neuinszenierung von Donizettis Der Liebestrank erlebt der Zuschauer hautnah mit, wie Regisseur Tobias
Ribitzki mit den Sängern arbeitet.
Besucher des diesjährigen Opernballs mit dem Motto »Hallo, Wien!«
sollten sich die große Versteigerung für einen guten Zweck um
15.30 Uhr mit Auktionator Stefan Adam nicht entgehen lassen: die
viel bestaunten und bewunderten Reproduktionen von Gustav Klimt
und Egon Schiele – in den theatereigenen Werkstätten von den
Theatermalern der Staatstheater selbst gefertigt! – kommen unter
den Hammer. Der Erlös geht an das Zahnmobil Hannover, das eine
zahnärztliche Grundversorgung für sozial Schwache gewährleistet.
Führungen, Kurzvorträge zum Ausbau des Probenzentrums durch
den Kaufmännischen Geschäftsführer Jürgen Braasch und Technikvorführungen ergänzen das vielfältige Programm.
DIE GANZE VIELFALT DES
THEATERS
Die 16. Lange Nacht der Theater am 20. Mai präsentiert Theater
an 31 Spielorten
Seit 16 Jahren verwandelt sich Hannover an einem Abend pro Jahr
in eine einzigartige, große Bühne für Comedy, Kabarett, szenische
Lesungen, Sprechtheater, Varieté, Improtheater, Revue, Figurentheater, Akrobatik, zeitgenössischen Tanz, Oper und Schauspiel sowie
Musiktheater für Kinder und Jugendliche. Die Staatsoper zeigt das
Ballett Gefährliche Liebschaften, das auch in zwei »Einzelportionen«
goutiert werden kann (19.30 Uhr). Ensemblemitglieder verführen –
nur musikalisch – zu Hochprozentigem (22 Uhr), und weil’s gar so
schön war, lädt Kapellmeister Siegmund Weinmeister (nomen est
omen) um 23 Uhr in die musikalische Welt des Heurigen. Ehrensache, dass das beliebte Opernchor-Karaoke um Mitternacht den
Schlusspunkt setzt. Mitmachen heißt es im Ballettsaal, dort dürfen
ausnahmsweise auch Menschen ohne Ballettausbildung tanzen!
Gesangs- und Rhythmus-Workshops gibt es von 19 bis 23 Uhr auf
der Probebühne 2. Im Ballhof Eins werden Ausschnitte aus Detlev
Glanerts Leyla und Medjnun gezeigt, im Ballhof Zwei aus Das Märchen vom Märchen im Märchen (jeweils 18 und 19 Uhr).
Näheres unter: www.langenachtdertheater-hannover.de
DIE ORCHESTERWARTE
»Wir tragen die Musik im Herzen und die Kontrabässe auf die Bühne«
Generalmusikdirektor Ivan Repušić gibt das Zeichen zum Einsatz,
die Blechbläser schicken die ersten unheilvollen Töne aus Verdis
Ouvertüre von La forza del destino in den Zuschauerraum. Während
das Orchester zur Höchstform aufläuft, dürfen sich Sorin Ticmeanu,
Matthias Hartmann, Arne Westphal und Johannes Lauenstein nach
einem finalen Blick auf die Bühne eine kleine Verschnaufpause gönnen.
Das Ergebnis ihrer Arbeit kann sich sehen lassen: 76 Musiker befinden sich samt ihrer Noten an über vierzig beleuchteten Pulten, diverse Podeste erhöhen einzelne Instrumentalisten und selbstverständlich den Dirigenten, auf dessen Pult die Partitur für den Festlichen Opernabend sorgfältig eingerichtet wurde. Jedes Notenblatt,
jedes Pult, Podest, jeder Stuhl und selbstredend alle größeren Instrumente werden von den Orchesterwarten je nach Bedarf an den
eigens dafür vorgesehenen Ort gebracht, in die richtige Position manövriert sowie im Anschluss wieder abgebaut. Keine Kleinigkeit,
zieht man das Gewicht einer Harfe, die Unhandlichkeit eines Kontrabasses oder den sperrigen Umfang eines Konzertflügels in Betracht. Orchesterinspektor Sorin Ticmeanu: »Die Sinfoniekonzerte, in
denen das Orchester auf der Bühne sitzt, betreuen wir fast immer zu
viert. Parallel zum Opernhaus sowie dem Orchesterproberaum in der
Bultstraße gilt es noch den Ballhof als dritte Spielstätte zu betreuen.
Den Überblick über sämtliche Instrumente zu behalten, zählt zu den
tagtäglichen Herausforderungen, denen sich die Orchesterwarte
über den Verlauf einer gesamten Spielzeit stellen. In Fragen der Logistik unterstützen einerseits Orchesterdirektor Joachim Schwarz
und seine Mitarbeiterin Andrea Rubke, andererseits auch einzelne
Stimmgruppen, beispielsweise die Schlagzeuger. Gerade die sehnlichst erwartete Neuproduktion von Giorgio Battistellis Lot erwies
sich im Hinblick auf das zahlreiche, mehrteilige Schlagwerk als besonders zeitintensiv: »Zweieinhalb bis drei Stunden müssen wir als
Aufbauzeit für Lot einplanen«, so Matthias Hartmann, seines Zeichens Erfinder der Süßigkeitenbox – ein kleines Behältnis voller
Naschkram, das im Orchesterwartzimmer speziell für die diensthabenden Musiker parat steht und regelmäßig für starke Nerven, gepaart mit einer kleinen Endorphinausschüttung sorgt: »Bei Stücken
mit großer Orchesterbesetzung ist ein Verzehr von zehn Kilogramm
pro Woche durchaus möglich.«
Den besonderen Anforderungen eines künstlerischen Betriebs gerecht zu werden, kommt nicht nur vor Vorstellungsbeginn zum Tragen. Arne Westphal, ebenso wie Sorin Ticmeanu studierter Musiker,
weiß um die Ausnahmesituation vor dem Auftritt: »Wenn ein Kollege
gleich ein Solo zu spielen hat, sind wir natürlich in der Lage, die
Anspannung nachzuempfinden und entsprechend zu reagieren. Hat
jemand einen schlechten Tag, versuche ich, sie oder ihn aufzuheitern, weil mir die gute Stimmung insgesamt sehr wichtig ist.« Auch
in der Betreuung der Probespiele sind Menschenkenntnis sowie
Einfühlungsvermögen Gold wert – nehmen die Orchesterwarte doch
die Kandidaten eines Probespiels als Erstes in Empfang. Vor dem
Vorspiel vor dem versammelten Orchester kämpft in der Abgeschiedenheit des Stimmzimmers so mancher Absolvent der Musikhochschule mit der eigenen Nervosität. Johannes Lauenstein hat seine
eigene Methode, um die nervenraubende Situation der Kandidaten
auf seine Art zu lindern: »Für mich ist in solchen Fällen besonders
wichtig, Ruhe auszustrahlen und den Bewerbern Sicherheit zu vermitteln.«
Die organisatorische Leitung der Abteilung liegt in den Händen des
Orchesterinspektors Sorin Ticmeanu, der zusätzlich über die Anwesenheit von über 100 Musikern wacht. Sein oberstes Ziel lautet
stets, die Vorstellung zu sichern – trotz kurzfristiger Krankheitsfälle,
Verkehrschaos und all der anderen unvorhersehbaren Zwischenfällen, die dem einzelnen Zuschauer zwar den Theaterabend verderben können, aber im Falle eines kurzfristig verhinderten Musikers
nie zu einem Vorstellungsausfall führen dürfen. Kollegialität wie
Flexibilität werden groß geschrieben – sowohl im Orchester als
auch bei Sorin, Matthias, Arne und Johannes: »Wenn man in so
einem festen Dienstplan arbeitet, geht das nur gut, wenn man sich
auf den Kollegen verlassen kann und wenn im Notfall der eine für
den anderen einspringt.« Zehneinhalb Monate am Stück zu bestreiten, davon Abend-, Wochenend- und Feiertagsdienste, diese Bedingungen gelten für beide Gruppen gleichermaßen. Was motiviert
über eine derart lange Zeitspanne? »Das Schönste ist, wenn die Musiker zufrieden sind, die Zusammenarbeit insgesamt gut funktioniert. Die Begeisterung seitens der Musiker seit dem Dienstbeginn
von Ivan Repušić war und ist deutlich spürbar; da macht das Proben
Spaß und alle freuen sich auf das Konzert. Sowas strahlt dann
durchs ganze Haus.«
22.23
GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES
GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES
FRIEDERIKE SCHLÖMER
KLAUS HAGEDORN
GFO-Tanzworkshop don’t think twice !
Besuch der Bühnenorchesterprobe Lot
Am 5. Februar 2017 lud Tanzpädagogin Bettina Stieler alle tanzfreudigen Opernfreunde zu einem an die Ballettproduktion »don’t
think twice !« angelehnten Tanzworkshop in den kleinen Ballettsaal
ein. Nach drei Stunden intensiver Tanzerfahrung ließen fünf der
Teilnehmerinnen den Workshop bei einem kühlen Getränk in der
Kantine des Opernhauses noch einmal Revue passieren:
»Ich fand es sehr anregend und es hat wieder viel Spaß gemacht. Es
wurde Kreativität gefordert – mehr als ich erwartet habe. Man hat
etwas für seinen Körper getan und war nicht passiv, sondern aktiv
dabei.«
»Dass man selbst kreativ sein konnte, hat mir besonders gefallen.
Die Ideen fand ich total spannend und anregend. Diese Vorstellung,
in einer Kugel zu tanzen – das auf der Bühne zu sehen, war ja schon
faszinierend. Und jetzt imaginär selbst in diese Kugel zu kriechen –
das war wirklich richtig toll. Darin konnte ich so richtig aufgehen,
gerade weil ich ja schon eine Idee dazu hatte. Bettina macht das
sehr nett und sehr anregend. Sie ermutigt einen gut.«
»Und sie hat auch diese Spannbreite gut bewältigt – bei einer Gruppe,
in der einige nur ganz wenig und andere ganz viel Tanzerfahrung
mitbringen.«
»Das alles so unter einen Hut zu bringen, die verschiedenen Altersgruppen, den unterschiedlichen Erfahrungsschatz, den wir mitbringen, und was unsere Wünsche sind. Angefangen haben wir mit
Imitation, wo wir Dinge nachgemacht haben. Aber es folgte auch
Improvisation – kreative Gestaltung. Alles sehr schön heruntergebrochen für uns Laien, so dass jeder mitmachen konnte auf seinem
Niveau. Jeder konnte für sich entscheiden, wie weit er geht, ob er
alle Ebenen oder nur eine Ebene benutzt, ob er ins Schwitzen kommt
oder nicht.«
»Die einen können mehr, die anderen können weniger. Das alles hat
Bettina sehr gut aufgefangen mit ihrer frischen Art, jedem Mut zu
machen. Auch mir, so dass ich mir gesagt habe, jetzt hole ich mal
alles aus mir heraus. Und dafür bedanke ich mich herzlich bei Bettina, aber auch bei Frau Schlömer und der GFO, dass so etwas überhaupt angeboten wird.«
»Zu verbessern gibt es eigentlich nur, dass es öfter stattfinden
könnte. Und bei der Grundidee sollte man bleiben: in das Bewegungsrepertoire eines Stücks oder, was man ja auch machen könnte,
eines Choreographen einzusteigen. Also nicht – man macht mal irgendwie einen Workshop – sondern, dass es Parameter gibt, an
denen entlang gearbeitet wird. Also wenn das bliebe, entweder ein
inhaltliches Sujet oder ein Bewegungsrepertoire als Grundlage, auf
der gearbeitet wird, ich finde das wäre gut.«
»Das möchte ich auch noch einmal bestärken. Diesen thematischen
Zusammenhang finde ich total super. Eine klasse Idee, uns, die wir
das Stück schon ein bisschen kannten, die Impulse zu geben und
uns dann wirklich selbst daran arbeiten zu lassen. Und dabei haben
wir Szenen selbst kreiert mit unseren Bewegungen, also eine eigene Choreographie entwickelt.«
»Und ich hab immer auch das Gefühl, dass ich, wenn ich solche
Sachen mitmache, das Stück noch einmal ganz anders durchdringe.
Man kommt an das Stück noch einmal auf eine ganz andere Art und
Weise heran. Auch noch einmal darüber zu philosophieren: Don´t
think twice – it´s allright. Ich habe heute für mich eine neue Möglichkeit entdeckt, dieses Stück, das ich schon gesehen habe, wahrzunehmen. Ich gehe noch einmal rein, um diese andere Sicht zu
haben.«
Von den düsteren und verstörenden Geschenissen, die das Alte Tes­
tament über die Stadt Sodom, über Lot , seine Frau und seine beiden
Töchter berichtet, ist den meisten wohl jene Episode bekannt, in der
Lots Weib – beim Verlassen des dem Untergang geweihten Sodom –
gegen das göttliche Verbot verstößt, sich noch einmal umzuschauen,
und dafür bestraft wird, indem sie zur Salzsäule erstarrt.
In Giorgio Battistellis Oper Lot, die jetzt an der Staatsoper ihre Uraufführung erlebte, kommt diese Szene natürlich auch vor. Und die
GFO-Mitglieder, die am 23. März 2017 einer Bühnenorchesterprobe
beiwohnen durften, hatten Gelegenheit, auch diese Szene zu hören
und zu sehen. Ihre Eindrücke, auch ihre Einwände und Fragen
konnten sie gleich im Anschluss an die Probe loswerden, im Gespräch nämlich mit dem Regisseur Frank Hilbrich und dem Chefdramaturgen Klaus Angermann.
Warum – so wurde etwa gefragt – »passiere« denn seitens der Inszenierung so wenig im entscheidenden Moment der Umwandlung
zur Salzsäule? Warum laufe die Frau einfach zurück in den Bühnenhintergrund, um dort im Dunkel zu verschwinden? Hilbrich begründet seine scheinbare Zurückhaltung als Regisseur in dieser Szene
lapidar und einleuchtend: »Die Salzsäule hör´ ich nicht. Die große
Show – sie ist hier von der Musik her nicht gewollt.« In der Tat kom-
poniert Battistelli hier keinen »Knalleffekt«, den die Regie entsprechend umsetzen müsste. Er legt das Gewicht viel stärker auf den
vorangehenden Monolog von Lots Frau, der von weit­gespan­nten
­melodischen Linien geprägt ist und schließlich auf einer Tonhöhe verharrt und verklingt und damit sich deutlich abhebt von dem sonst
überwiegend sprunghaft-rezitativischen Gestus der Gesangspartien, wie sie die Zuhörer in der Probe erlebten.
Regisseur Frank Hilbrich beeindruckte die Probengäste in der Nachbesprechung durch die unprätentiöse offene Art, in der er sein Konzept erläutert. Und das ist darauf angelegt, den Intentionen des
Komponisten so weit wie möglich gerecht zu werden, indem es sich
an den hörbaren Aussagen der Musik orientiert. Der Schöpfer dieser
Musik in Gestalt von Giorgio Battistelli ist im Gegensatz zu den aller­
meisten heutzutage gespielten Opernkomponisten noch sehr leben­dig.
Ein paar Tage nach der Bühnenorchesterprobe kommt er selbst nach
Hannover, um sich mit der fast fertigen Inszenierung seiner Oper ver­
traut machen.
Die Probenbesucher der GFO hatten im Falle Lot jedenfalls ein spektakuläres Vorrecht. Als erste Zuhörer erlebten wir Ausschnitte einer
zeitgenössischen Oper in ihrer originalen Orchestrierung live, bevor
der Komponist selbst dazu Gelegenheit hat! Ein großes Dankeschön!
WERDEN AUCH SIE EIN FREUND DES OPERNHAUSES. JEDER IST HERZLICH WILLKOMMEN!
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e. V. VORSTANDS­V OR­S ITZENDER Christoph Trestler | POSTANSCHRIFT DER
GFO-GESCHÄFTSSTELLE
BINDUNG
Geschäftsstelle der GFO, c / o Nord / LB, Zuleitung 5371, Friedrichswall 10, 30159 Hannover |
BANK VER­
IBAN: DE33 2505 0000 0101 4247 37, BIC: NOLA DE2H XXX | Die jährlichen Beiträge für eine Mitgliedschaft betragen
für eine Einzelperson 50 €, für jedes weitere Familienmitglied 25 €, für Schüler und Studenten 10 €, für Firmen 200 €. Fragen
zur Mitgliedschaft und zu den Veranstaltungen richten Sie bitte an unsere Ansprechpartnerin Friederike Schlömer (friederike.
[email protected]) oder an die Geschäftsstelle der GFO. Weitere Informationen unter www.gfo-hannover.de
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FUNDUS
ORCHESTER
HANNOPERANER UNTERWEGS
Die Sängerinnen und Sänger des Opernensembles sind in den nächsten Monaten an zahlreichen Bühnen zu Gast.
Die Mezzosopranistin Mareike Morr gastiert erneut bei den Bayreuther Festspielen und singt dort im Juli und August den 2. Knappen/Klingsors Zaubermädchen in Parsifal und Sigrune in Die Walküre. Im Rahmen ihres Jenny Lind-Stipendiums 2017 führt So­pra­nistin
Ylva Stenberg eine Konzertreise im Juni und Juli durch die USA,
Kanada und Schweden. Ania Vegry, Sopran, wirkt Anfang Mai
beim Abschlusskonzert des Ring Barock der NDR Radiophilharmonie
mit. Unter der Leitung von David Stern stehen Werke von Hasse,
Haydn und Bach auf dem Programm. Pawel Brozek bleibt seiner
polnischen Heimat auch in Gastengagements verbunden: Im Juni
feiert der Tenor sein Rollendebüt als Tamino in der neuinszenierten
Zauberflöte am Theatr Wielki in Posen. Seinen Fachkollegen Uwe
Gottswinter, ab nächster Saison neues Ensemblemitglied, hingegen zieht es in den Süden: Im August singt er Basilio und Don Curzio
in der Neuinszenierung Die Hochzeit des Figaro bei den Bregenzer
Festspielen. Im Juni wirkt Bariton Matthias Winckhler bei den Musikfestspielen Potsdam mit. Auf dem Programm stehen Werke von
Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann. Tänzerin Cássia
Lopes ist mit dem Solo »Granny« aus Stirb du, wennst kannst bei
mehreren Galas in Chemnitz, Lüneburg und Kassel zu Gast.
OPERNRÄTSEL
Auf gleich zwei literarische Väter kann sich die gesuchte Oper berufen. Am ungleich älteren der beiden müssen sich bis heute nicht nur
die Dramatiker seines Heimatlandes messen lassen. Etliche seiner
Werke dienten Komponisten als Inspiration für Opern, doch die gesuchte fußt auf einem Stoff, der zwar eine der meistzitierten Zeilen
der Weltliteratur enthält, doch verhältnismäßig selten vertont wurde. Der Titel dieses Dramas ist ein Teil des Operntitels; der zweite
Bestandteil stammt aus dem Dramentext selbst, fällt als Wort nur ein
einziges Mal und ist als eine Umschreibung von »Herz« zu verstehen.
Ein entsprechend häufig in diesem fünfteiligen Musiktheaterwerk
vorkommendes Handlungsmotiv ist das Verspeisen ebendieses lebenswichtigen Organs. Weitere freudianisch besetzte Themenkomplexe, die zwischen je einer mehrfach gesplitteten und gedoppelten
männlichen und weiblichen Hauptfigur verhandelt werden, sind das
Verhältnis zum Vater, Inzest und der vergebliche Wunsch nach einer
Reversibilität der eigenen Geburt. Anhand dieser familiär-biografischen Problematiken reflektiert das Werk, dessen erster Teil mit
»Familienalbum« überschrieben ist, die gesellschaftlich-politischen
Katastrophen der abendländischen Geschichte und ist dank eines
komplexen Spiels zeitlicher Ebenen Zustandsbeschreibung und
Rückblick in einem.
Neben dem Titel des Werks werden dessen Komponist sowie der
Name des zweiten literarischen Vaters gesucht.
Ihre Antwort schicken Sie bitte bis zum 30. Mai 2017 an:
Staatsoper Hannover, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Opernplatz 1,
30159 Hannover, oder auch per Mail an [email protected]. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 3 × 2
Karten für das Ballett Henry VIII am 4. Juni 2017, 18.30 Uhr.
Die Lösung der vergangenen Ausgabe war Ifigenia in Aulide des
spanischen Komponisten Vicente Martín y Soler. Den Gewinnern
herzlichen Glückwunsch!
IMPRESSUM
HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover INTENDANT Dr. Michael Klügl
Dr. Olaf Roth TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTAL­T ERISCHE
UMSETZUNG Philipp Baier DRUCK Steppat Druck FOTOS Philipp Baier (4/5), BB Promotion (13 u.), Katharina Behling (18), Kirsten Corbett (16), Thomas Jauk (1, 11), Jörg
Landsberg (Titel, 15, 23), Jörg Mannes (7), Katrin Ribbe (20), Melina-Celine Rudolf (17), Friederike Schlömer (22) TITEL Franz Mazura und ein Statist in Giorgio Battistellis
Lot
REDAKTION
seitenbühne . Mai / Juni 2017
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