071011_Überblick_MM_Julius Cäsar

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Theater St.Gallen
Julius Cäsar
Tragödie von William Shakespeare
Material zur Vor
Voror-/Nachbereitung
/Nachbereitung des Theaterbe
Theaterbesuchs
mit der Schulklasse
Spielzeit 2011/12
Theater St.Gallen, 07. Oktober 2011
Liebe Lehrerinnen und Lehrer
Mit der vorliegenden Materialsammlung
Materialsammlung zu „Julius Cäsar“ möchten wir Ihnen einen Überblick
über Stückvorlage und Leitgedanken der Inszenierung geben. Sie beinhaltet Texte und Themen,
die sich für eine mögliche Vor- und Nachbereitung des Schulklassenbesuchs anbieten. Selbstverständlich verstehen wir die Materialien als Vorschlagssammelsurium: Dem Einen mögen
einzelne Texte als Vorlage für eine Unterrichtseinheit nützlich sein, dem Anderen Ideen für eine
ganz andere Form der Vorbereitung geben. Verschaffen Sie sich auf den folgenden Seiten einen
Eindruck und picken Sie einfach das heraus, was Sie für die spezielle Vor- und/oder Nachbereitung mit Ihrer Klasse für sinnvoll halten.
Ausserdem: Vor der Vorstellung am 27. Oktober und 22. November 2011 findet jeweils um 18.45
Uhr eine Stück
Stückeinführung im Studio statt..
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Klasse viel Freude beim Vorbereiten und einen spannenden
Theaterabend! Freundliche Grüsse
Nina Stazol & Mario Franchi
Für Fragen und Anregungen sind wir für Sie da!
Nina Stazol
Mario Franchi
Dramaturgin Kinder- und Jugendtheater
Theaterpädagoge
[email protected]
[email protected]
071 242 05 18
071 242 05 71
weitere Infos:
Infos: www.theatersg.ch/mitmachen
Kartenreservationen bitte direkt bei der Theaterkasse:
[email protected] oder 071 242 06 06
Spezialpreise für Schulklassen: www.theatersg.ch/mitmachen > Schulangebote
Materialsammlung
„Julius Cäsar“
Theater St.Gallen
HINTERGRUND GRUNDL
GRUNDLA
AGEN
ÜBERSICHT
Eckdaten
Geschichtlicher Hintergrund
Vorlage und Uraufführung
Römerdrama – zwischen Historie und Tragödie
Politisches Stück und Charaktertragödie
Charaktertragödie
Die Figuren
Motive
Reden – Überreden. Rhetorik – Mittel der Volksverführung
Macht
ANHANG
St.Galler Inszenierung
Der Tathergang – die Ermordung Caesars an den Iden des März
Aus den Lebensbeschreibungen des Brutus
War Cäsar ein Tyrann?
Ein Attentat ohne Vision
Das Gewissen als höchste Instanz
Der Übersetzer Frank Günther im Gespräch
Auszug: Zweiter Akt, 1. Szene „Brutus inneres Ringen“
Auszug: Dritter Akt, 3. Szene „Die
„Die Reden von Brutus und Antonius“
Antonius“
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Materialsammlung
„Julius Cäsar“
Theater St.Gallen
Julius Cäsar
Tragödie in fünf Akten von
von William Shakespeare
Uraufführung der deutschen Fassung von Frank Günther
Premiere im Theater St.Gallen: 2. Juni 2011
Dauer: 2 Stunden 30 Minuten (inkl. 1 Pause)
Uraufführung: 1599 am Globe Theatre London
Inszenierung
Tim Kramer
Bühne
Gernot Sommerfeld
Sommerfeld
Kostüme
Natascha Maraval
Musik
Martin Gantenbein
Licht
Scott Zielinski
Kämpfe
Klaus Figge
Dramaturgie
Nina Stazol
Regieassistenz
Gisela Nyfeler
Souffleuse
Birgit Limmer
Inspizienz
Veronika Geyer
Personen (St.Galler Fassung)
Julius Cäsar
Triumvirn, nach dem Tode Julius Cäsar: Octavius Cäsar, Marcus Antonius, Lepidus
Verschworene gegen Cäsar: Marcus Brutus, Cassius, Casca, Decius Brutus, Metellus Cimber
Ein Wahrsager
Cinna, ein Poet
Calpurnia, Gemahlin des Cäsar
Portia, Gemahlin des Brutus
Plebejer
Rom, 44 v. Chr. Cäsar kehrt siegreich aus der Schlacht zurück. Vom Volk wird er dafür bejubelt. Cassius
jedoch plant mit einigen Verschwörern die Ermordung des Tyrannen. Nach dem Attentat kommt es zusehends zu Konflikten - zu unterschiedlich sind die politischen Interessen der Täter. Mark Anton, ebenfalls vom Wille zur Macht getrieben, stachelt in seiner Leichenrede mit doppelzüngiger Leidenschaft den
Volkszorn an: „Unheil, du bist im Zuge: Nimm, welchen Lauf du willst!“ und versichert im gleichen Atemzug, „Brutus ist ein ehrenwerter Mann!“
Im Zentrum der Tragödie „Julius Cäsar“ steht die Frage nach den Mitteln für politisches Handeln und
deren Rechtfertigung.
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Materialsammlung
„Julius Cäsar“
Theater St.Gallen
Geschichtlicher Hintergrund
Shakespeare greift einen historischen Fall auf aus der Zeit der römischen Revolution rund um die Ermordung des Imperators Cäsar. Hier sei kurz umrissen, womit wir es bei Julius Cäsar zu tun haben.
Cäsar ist eine sehr historische Figur, die sehr unterschiedlich in der Geschichte bewertet wird. Dennoch
lassen sich über ihn einige Dinge mit Sicherheit sagen. Cäsar hatte sich in Rom, einer aristokratisch geführten Demokratie, zum wichtigsten Mann im Militär und der Politik emporgearbeitet, kam durch Übernahme immer höherer Ämter nach oben, darauf bedacht die Volksinteressen zu vertreten. Er sicherte
sich mit öffentlich gehaltenen Reden die Gunst des Volkes und behielt einflussreiche Männer, die ihm
noch behilflich sein könnten, im Auge.
In nur 10 Jahren hatte er – mit Ausnahme der Alpen – alle Gebiete westlich des Rheines (also Frankreich,
Luxemburg, Belgien, Holland, Teile der Schweiz und Deutschlands) eingenommen und ernste Visionen
eines Weltenreichs. Er war genialer Feldherr und Militär, bekleidete zum Höhepunkt seiner Macht im
noch republikanischen Rom sämtliche hohen Ämter, war Zensor für Sitte und Moral, Imperator, Konsul,
Oberbefehlshaber des Heeres und damit eigentlich Alleinherrscher, nur ohne Titel.
Im Triumvirat mit Crassus und Pompeius, zwei einflussreichen Römern, bildete er eine starke Dreimacht,
die bald wieder auseinander brach.. Nach einem Kampf zwischen Pompeius und Cäsar (Cäsar ist in Rom
einmarschiert und hat Pompeisus besiegt) wird Cäsar zum Diktator (Notstandsamt; alleiniger Verantwortlicher in einer Krisenzeit) für 10 Jahre.
Cäsar besiegte auch die Söhne des Pompeius d. Gr. am 17. März 45 v. Chr. Dies war ein Sieg über Söhne
Roms, nicht über einen ausländischen Gegner, der in Rom deshalb auf gemischtes Echo stiess. Ein Historischer Siegeseinmarsch in Rom fand im Oktober 45 statt.
Am so genannten Luperkalienfest, den 15. Februar 44 bietet Adjutant Antonius Cäsar die Krone an, er
wies sie mehrere Male in der Öffentlichkeit zurück (er wollte wohl die Plebs nicht überstrapazieren, indem er auch noch die Krone annimmt, diese Zurückhaltung brachte ihm Respekt ein, wurde aber nicht
von jedem verstanden).
Senatoren, heterogene Gruppe, allgemein Unzufriedene, Cäsar-Gegner, Neider und Männer, die um das
Wohl Roms fürchteten, insgesamt über 60 an der Zahl finden, sich im Laufe mehrerer Jahre bis zu den
Iden des März v. Chr. 44, also der Monatsmitte März 44 zu einer Verschwörung gegen Cäsar zusammen.
Cäsar wird auf einer Senatssitzung ermordet.
Texte „Aus den Lebensbeschreibungen des Brutus“ und „Der Tathergang“
Was danach geschah, knapp umrissen: Die Verschwörer versuchten die Römer davon zu überzeugen,
dass die Ermordung kein verbrecherisches Attentat sondern eine notwendige Tat für die Befreiung Roms
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Materialsammlung
„Julius Cäsar“
Theater St.Gallen
war, zogen sich aber unter Volkszorn zurück. Nach öffentlich gehaltenen Reden des Brutus gelang es das
Volk und den Senat zu beschwichtigen. Nicht nur das: Die Volksmeinung kippte dahingehend, dass nun
Brutus als der neue Cäsar ausgerufen wurde. Aber es erwies sich als Fehler, den Anhänger Marc Anton
die Traueransprache zu Cäsars Begräbnis halten zu lassen, der die Massen für sich gewinnen konnte.
Den Verschwörern fehlte nun sämtlicher Rückhalt und Antonius nutzte diese Situation, gemeinsam mit
Octavius dem Adoptivsohn Cäsars (dem späteren Augustus!) und dem Reiterführer Lepidus einen privaten Dreimännerbund zu gründen und sich über die Verteilung Macht zu verständigten. Anstatt der Befreiung Roms begann ein Bürgerkrieg. Die innenpolitischen Gegner wurden umgebracht und die Cäsarmörder 42 v. Chr. in 2 Schlachten bei Philippi besiegt. Die Verschwörer wählten selbst den Freitod.
Vorlage und Uraufführung
Als Vorlage und Hauptquelle zur Tragödie „Julius Cäsar“ dienten Shakespeare die Lebensbeschreibungen
des Julius Cäsar, Brutus und Marc Antonius von Plutarch, die 115 n. Chr entstanden und in der Renaissance, der Epoche, die sich stark der Antike zuwandte, gemeinhin in der Übersetzung von Thomas North
bekannt wurde.
Plutarch ging es nicht um Geschichtsdokumentation, sondern um Lebensbeschreibungen. Er schrieb
anekdotisch und bilderreich, was der szenischen Umsetzung Shakespeares sehr entgegenkam. Ganze
Passagen Thomas Norths übernahm er fast wortwörtlich. Plutarch hat einen Faden gesponnen, Shakespeare entwarf ein Gewebe.
Shakespeare behandelt zeitlich die Jahre 44-42 v. Chr., vom Attentat auf Cäsar bis zur Schlacht bei Philippi. Er extrahierte alles, was den Handlungsfluss störte, und raffte in den Zeitraum von 2 Tagen einen
geschichtlichen Hergang, der sich real über mehrere Jahre erstreckte. Er ergänzte, liess weg, münzte
manche Motive um, raffte zeitlich zu Gunsten der Dramatisierung zusammen. So dass sein Drama als
„Schauspiel von klassischer Kargheit und Konzentration“ bezeichnet werden kann. Ganz aus der Hand
Shakespeares sind das Herzstück des Dramas: Die Reden von Brutus und Antonius ( Textauszüge im
Anhang).
Uraufführung:
Uraufführung: Der erste Hinweis auf eine Aufführung von Julius Cäsar kam von einem jungen Schweizer
– Thomas Platter vermerkte in seinem Tagebuch unter dem 21. September 1599, dass er „ in dem streüwinen Dachhaus, die Tragedy vom ersten Keyser Julio Cesare mit ohngefahr 15 Personen“ gesehen habe.
Dass es sich dabei um eine Aufführung im Londoner Globe handelte gilt als sicher. Die Uraufführung
fand höchstmöglicher Weise zur Eröffnung des Globetheatres statt.
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