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 Postkarte aus Steinakirchen
an Schönberg 1909.
Der Text auf der Rückseite lautet:
Mein Lieber.
Hier hast du eine Ansichtskarte von
Steinakirchen und auch ein Stückerl
vom Fluß wenn Wasser drin ist, das
man momentan nicht behaupten kann.
Herzlichste Grüße, Deine Mathilde
Schön war jedenfalls Schönbergs Sommerfrische in Steinakirchen. Der Aufenthalt des 1874
in Wien geborenen und einer jüdischen Familie entstammenden
Komponisten und Musiktheoretikers 1909 im Mostviertel ist Anlass, Werk und Schaffen des einflussreichen Künstlers umfassend
zu beleuchten.
Vielfältige Schönberg-Woche
Die „Schönberg-Woche“ im Rahmen des Viertelfestivals beginnt am 10. Juni mit einem Sommerspaziergang anno 1909, bei
dem ein „hörbares“ SchönbergBankerl beim Hedwighof eröffnet wird, das zum Verweilen und
Gedenken einlädt: „12 Töne sind
gleichberechtigt“ ziert eine Aufschrift, eine Gedenktafel erinnert
an den Sommer 1909 und eine in
die Bank integrierte Musikanlage
spielt eine Auswahl an berühmten
Schönberg-Werken.
Es folgen eine Gesprächsrunde
am 12. Juni über Sommerfrische in
Steinakirchen zu Zeiten Schönbergs
und danach, Mitmachkonzerte und
Schönberg-Workshops in der Musikschule und am 16. Juni als großer Abschluss das Schönberg-Konzert mit dem „Atmos Quartett“ und
den „Klassischen Landstreichern“
im Kultursaal, die u.a. das Quartett
in D-Dur von 1987 und eine Auswahl an frühen Schönberg-Walzern zum Besten geben.
„Liebster Arnold – Viele Küsse“
Initiatorin des ambitionierten Projekts ist Elisabeth Kellnreiter, Direktorin der Hauptschule und Kul-
turgemeinderätin. Sie war es auch,
die im Schönberg Center in Wien
recherchierte, alte Postkarten ausfindig machte und den „Briefverkehr Wien–Steinakirchen“ „übersetzen“ ließ. „Damals gab es noch
keinen Zug bis in den Ort. Wie eine
Postkarte innerhalb von nur einem
Tag von Wien hierher gelangt ist,
ist mir ein Rätsel“, schmunzelt die
engagierte Steinakirchnerin. Aufgrund dieser alten Briefe konnte
Kellnreiter auch ausforschen, wo
genau sich Schönberg im Sommer
1909 aufhielt, nämlich im damaligen „Hedwighof“, einem hübschen herrschaftlichen Haus, gelegen an der Hauptstraße und heute von Familie Luger bewohnt, die
das Gebäude auch renovieren ließ.
Sanfter Tourismus
Nach der Jahrhundertwende – und
bis in die 1970er Jahre hinein – sei
die Sommerfrische in Steinakirchen
und der Region sehr beliebt gewesen, verrät Kellnreiter: „Es war
der sanfte Tourismus jener Zeit.“
Bei der Recherche fand sie auch
eine Postkarte von ihrem Großvater an den „Hochwohlgeborenen
Herrn Direktor des Hotel Bristol“,
ob er denn im Sommer 1934 gedenke, mit seiner Familie zur Sommerfrische nach Steinakirchen zu
kommen. „Das Gepäck holte man
mit einem Leiterwagerl in den Ort
und die Sommerurlauber aus der
Wiener Gesellschaft blieben oft
den ganzen Sommer über hier“,
so Kellnreiter. Es ist anzunehmen,
dass auch gustav Klimt hier war:
Klimts Muse Emilie Flöge war eine
Cousine von Frau Dr. Mittner, die
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 Historischer Sommerspaziergang anno 1909: 10.6., 10h, Hedwighof (Hauptstraße 15)
 Eröffnung des Schönberg-Bankerls beim Hedwighof: 10.6., 17h
 Gesprächsrunde „Ich weiß was!“ aus vergangenen Steinakirchner Zeiten: 12.6., 19.30h
 Workshops „Schönberg klingt schön“: 14.+15.6., Kultursaal der Musikschule
 Schönberg-Konzert: 16.6., 20h, Kultursaal der Musikschule (VVK € 15.-, AK €18.-)
Internet: www.viertelfestival.at; www.schönberg.at (Schönberg Center Wien)
Nr. 302 | Juni 2012
von Markus Teufel
damals in Steinakirchen wohnte.
Nach Steinakirchen adressierte
Briefe, die in der derzeitigen Schau
im Leopold-Museum im Rahmen
des Klimt-Jahres ausgestellt sind
(Fritz Haselsteiner berichtete im
Mai-momag), stützen die Annahme.
Schönberg ist (nicht) schön
Aber zurück zu Schönberg. Vor
allem bekannt ist der Musikus,
der wie so viele Künstlerkollegen
vor den Nationalsozialisten flüchten musste und nach Los Angeles
emigrierte, wo er 1951 auch starb,
für die Entwicklung der sogenannten „Zwölftonmusik“.
Grundlage dieser ist das Komponieren mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen. „Die Konstruktion einer Grundreihe von
zwölf Tönen geht auf die Absicht
zurück, die Wiederholung jedes
Tones solange wie möglich hinauszuschieben. [...] Durch die regelmäßige Verwendung einer Reihe von
zwölf Tönen werden alle anderen
Töne auf die gleiche Weise betont,
und dadurch wird der einzelne Ton
des Privilegs der Vorherrschaft beraubt“, schrieb Schönberg, der sich
auch als Maler, Dichter und Erfin-
der versuchte, in seiner „Harmonielehre“.
Die Zwölftonreihe und ihre Abwandlungen wurden zum neuen
Ordnungsprinzip des musikalischen
Materials. Sie lösten in der Folge die
keinen Regeln unterworfene komplett freie Atonalität ab und wurde
von zahlreichen Komponisten der
Neuen Musik des 20. Jahrhunderts
aufgegriffen. Schönbergs Musik zu
erfassen und schätzen zu lernen,
ist nicht leicht. Die Workshops am
14. und 15. Juni für Kinder und Erwachsene in der Musikschule können dabei behilflich sein: Es werden Leben und Schaffen des großen Künstlers beleuchtet und auf
spielerische Weise das Geheimnis
der Zwölftonreihe gelüftet.
Schönbergs Musik ist vielleicht
„anstrengend“ – ob sie „schön“
ist, sei dahingestellt. Sie will aber
gar nicht gefallen. In Anlehnung
an die Ästhetik seines Freundes
und Architekten Adolf Loos, der
sich immer wieder für die umstrittenen Kompositionen Schönbergs einsetzte und insgeheim sogar subventionierte, forderte Arnold Schönberg: „Musik soll nicht
schmücken, sie soll wahr sein“. £
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